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Farbe im Garten - johannesstoffler.ch

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darin deutli<strong>ch</strong>, dass er anfangs sogar das Wasser <strong>im</strong> roten<br />

<strong>Garten</strong> rot färben liess.<br />

Für Ammann und die <strong>Garten</strong>ar<strong>ch</strong>itekten seiner<br />

Generation wurden die Ausstellungsgärten jener Zeit ein<br />

leu<strong>ch</strong>tendes Vorbild für ihre eigene Arbeit: « Voll Begeisterung<br />

zogen wir Jungen damals umher in den Gärten,<br />

die ein Olbri<strong>ch</strong>, ein Behrens, ein Läuger ges<strong>ch</strong>affen. Mit<br />

mä<strong>ch</strong>tiger Ar<strong>ch</strong>itektur, mit Konzentrieren und Bes<strong>ch</strong>ränkung<br />

auf wenige Motive und <strong>Farbe</strong>n wurden Wirkungen<br />

erzielt, wie s<strong>ch</strong>on lange ni<strong>ch</strong>t mehr. So sind sie uns denn<br />

zum Ereignis geworden und stets tau<strong>ch</strong>ten sie in unserer<br />

Erinnerung wieder auf, wenn wir über neuen Entwürfen<br />

sassen.»8<br />

Das Bestreben, die <strong>Farbe</strong> ungewöhnli<strong>ch</strong> konzentriert<br />

<strong>im</strong> <strong>Garten</strong> einzusetzen, wurde zu einem Merkmal der<br />

Ar<strong>ch</strong>itekturgärten, wie sie von nun an bis Ende der 1920er<br />

Jahre au<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz angelegt wurden. Die ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong>e<br />

Wirkung dieser Gärten beruhte ni<strong>ch</strong>t allein auf<br />

einem geometris<strong>ch</strong> organisierten Grundriss, der jenen des<br />

Hauses unter freiem H<strong>im</strong>mel fortsetzte. Sie bestand au<strong>ch</strong><br />

in der effektvollen Steigerung ihrer räumli<strong>ch</strong>en Wirkung<br />

dur<strong>ch</strong> den Einsatz kräftiger Farbgebungen von <strong>Garten</strong>ar<strong>ch</strong>itekturen<br />

und Blütenpflanzungen. Der Farbpalette<br />

seiner Gärten widmete Ammann folgli<strong>ch</strong> besondere<br />

Aufmerksamkeit. Hier plädierte er für starke Wirkungen:<br />

« Im Allgemeinen bin i<strong>ch</strong> <strong>im</strong> <strong>Garten</strong> gegen das Bre<strong>ch</strong>en<br />

der klaren Farbtöne, wie es <strong>im</strong> Wohnraum übli<strong>ch</strong> ist.<br />

Wenn i<strong>ch</strong> die <strong>Farbe</strong> hier anwende, dann ges<strong>ch</strong>ieht es resolut.»9<br />

Ammanns Gärten waren deshalb ausgespro<strong>ch</strong>en<br />

farbkräftig, was si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in seinen Entwürfen für <strong>Garten</strong>möbel<br />

und <strong>Garten</strong>ar<strong>ch</strong>itekturen widerspiegelte. Mittelblaue<br />

Pergolen oder ockergelbe Bänke mit roten Armlehnen<br />

setzten Akzente in seinen Gärten, die aus heutiger<br />

Si<strong>ch</strong>t überras<strong>ch</strong>end bunt wirken und eine Vorstellung von<br />

der « Harmonie der <strong>Farbe</strong>n»10 vermitteln, die aufgrund<br />

der zahlrei<strong>ch</strong>en überlieferten S<strong>ch</strong>warz-Weiss-Fotografien<br />

jener Zeit nur no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wer na<strong>ch</strong>zuvollziehen ist.<br />

Au<strong>ch</strong> die Pflanzenverwendung jener frühen Ar<strong>ch</strong>itekturgärten<br />

in Ammanns Werk war bisweilen « resolut ».<br />

Dies betraf vor allem die Rabatten aus Massenpflanzungen<br />

von einjährigen Sommerblumen, in denen beispielsweise<br />

rote Streifen aus Begonien mit einem blauen Grund von<br />

Ageratum kontrastierten. Zumindest <strong>im</strong> Hausgarten problematis<strong>ch</strong><br />

an der Verwendung derartiger Pflanzungen war<br />

allerdings – ganz abgesehen von den Kosten – die verhältnismässig<br />

kurze Dauer der opt<strong>im</strong>alen Farbwirkung zwis<strong>ch</strong>en<br />

Auf- und Abblühen der Pflanzung. Blühfreudiger<br />

und günstiger waren hingegen die gemis<strong>ch</strong>ten Staudenrabatten,<br />

die unter dem Einfluss englis<strong>ch</strong>er und deuts<strong>ch</strong>er<br />

Vorbilder bereits in Ammanns Ar<strong>ch</strong>itekturgärten stetig an<br />

Bedeutung gewannen. Mit den neuen Staudenrabatten zog<br />

freili<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> eine neue Farbästhetik in die Gärten ein.<br />

« Natürli<strong>ch</strong>es » <strong>Farbe</strong>nspiel<br />

Im Jahre 1929, vier Jahre vor dem <strong>Farbe</strong>ngarten auf der<br />

ZÜGA, bekannte si<strong>ch</strong> Ammann erstmals öffentli<strong>ch</strong> zu<br />

seinem Bru<strong>ch</strong> mit dem Ar<strong>ch</strong>itekturgarten. Er forderte<br />

stattdessen den « natürli<strong>ch</strong>en <strong>Garten</strong> », wie er den neuen<br />

Wohngarten der Moderne anfangs au<strong>ch</strong> bezei<strong>ch</strong>nete.11<br />

Diese neue, « natürli<strong>ch</strong>e » Gestaltung verstand den <strong>Garten</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t mehr als Teil des Hauses, sondern als Teil der Lands<strong>ch</strong>aft.<br />

Der <strong>Garten</strong> wurde zur gärtneris<strong>ch</strong>en Interpretation<br />

von Aspekten der freien Natur- und Kulturlands<strong>ch</strong>aft, die<br />

mit der Ar<strong>ch</strong>itektur in einen maleris<strong>ch</strong>en Kontrast trat.<br />

Hierin folgte Ammann einerseits den Vorstellungen zahlrei<strong>ch</strong>er<br />

Ar<strong>ch</strong>itekten der Moderne, die wie Le Corbusier die<br />

« Natur ums Haus » forderten, wel<strong>ch</strong>e mit den neuartigen,<br />

kristallinen Baukörpern in einen spannungsvollen<br />

Dialog treten sollte.12 Andererseits knüpfte er aber au<strong>ch</strong><br />

an die Ästhetik des englis<strong>ch</strong>en « Wild Garden » an, der<br />

Exoten und Wildblumen in extensiv gepflegten Berei<strong>ch</strong>en<br />

lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Parkanlagen maleris<strong>ch</strong> einbra<strong>ch</strong>te.13 Im<br />

Gegensatz zum Ar<strong>ch</strong>itekturgarten sollte der « natürli<strong>ch</strong> »<br />

gestaltete <strong>Garten</strong> ein tägli<strong>ch</strong> nutzbarer Aufenthaltsort<br />

sein, ein Wohngarten jenseits repräsentativer Etikette.<br />

Und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> – au<strong>ch</strong> das war angesi<strong>ch</strong>ts wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Krisenzeiten eine zeitgemässe Forderung – sollte der<br />

<strong>Garten</strong> in Anlage und Unterhalt mögli<strong>ch</strong>st preiswert sein<br />

und tunli<strong>ch</strong>st auf die aufwendigen Bauwerke und Terrassierungen<br />

des Ar<strong>ch</strong>itekturgartens verzi<strong>ch</strong>ten.<br />

Mit dem neuen, « natürli<strong>ch</strong>en » Gestaltungsideal<br />

gehörten die Massenpflanzungen aus Sommerblumen<br />

Topiaria Helvetica 31

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