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Farbe im Garten - johannesstoffler.ch

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lühenden Feldes Platz nehmen können, um auszuruhen.<br />

Sowohl die <strong>Farbe</strong>n als au<strong>ch</strong> die lineare Ausri<strong>ch</strong>tung der<br />

Pflanztröge nahmen die Charakteristika der langgezogenen<br />

Sonnenstoren des dahinter liegenden Restaurants<br />

auf und setzten diese in der Flä<strong>ch</strong>e fort. Damit verstand<br />

Asplund die Installation als Bestandteil seiner Ar<strong>ch</strong>itektur,<br />

als ihr funktionales Ornament, das zuglei<strong>ch</strong> vollkommen<br />

reversibel war. Denn fand eine Veranstaltung auf dem<br />

Festplatz statt, konnte der ganze <strong>Farbe</strong>ngarten kurzerhand<br />

abgeräumt werden. Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> dieses Konzept zwis<strong>ch</strong>en<br />

ephemerer Installation und Ar<strong>ch</strong>itekturmöbel entspra<strong>ch</strong><br />

wohl kaum Ammanns Vorstellung von <strong>Garten</strong>gestaltung.<br />

Hinzu kam, dass es für eine <strong>Garten</strong>bauausstellung grundsätzli<strong>ch</strong><br />

abwegig gewesen wäre, ein wi<strong>ch</strong>tiges Exponat so<br />

zu konstruieren, dass man es aus dem Zentrum abtransportieren<br />

lassen könnte.<br />

Was letztli<strong>ch</strong> Ammann für den eigenwilligen biomorphen<br />

Grundriss des <strong>Farbe</strong>ngartens inspiriert hat,<br />

lässt si<strong>ch</strong> heute ni<strong>ch</strong>t mehr eindeutig na<strong>ch</strong>weisen. Eine<br />

wi<strong>ch</strong>tige und frühe Inspiration dafür dürfte jedo<strong>ch</strong> die<br />

Ausstellung Neue Optik <strong>im</strong> Zür<strong>ch</strong>er Kunsthaus gewesen<br />

sein, die 1929 als eine der ersten Ausstellungen weltweit<br />

einen Quers<strong>ch</strong>nitt dur<strong>ch</strong> die Kunst der Moderne präsentierte.<br />

Die Ausstellung zeigte heterogene Gruppierungen<br />

aus « Futuristen, Kubisten, abstrakten Malern, Konstruktivisten,<br />

au<strong>ch</strong> Surrealisten und Gruppen, die in Bildung<br />

begriffen sind.»23 Ausgestellt waren Werke von 40 Künstlern,<br />

darunter Hans Arp, Constantin Brancusi, Theo van<br />

Doesburg, Max Ernst, Wassily Kandinsky, Paul Klee,<br />

Fernand Léger, Joan Miró, Piet Mondrian, Pablo Picasso<br />

und Kurt S<strong>ch</strong>witters. Massgebli<strong>ch</strong> an der Konzeption<br />

der Ausstellung beteiligt war die Kunstkritikerin Carola<br />

Giedion-Welcker (1893–1979). Das Ziel der neuen Bewegung,<br />

so s<strong>ch</strong>rieb sie, sei die ständige Vereinfa<strong>ch</strong>ung und<br />

Vertiefung mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Wahrnehmung: « Viel intensiver<br />

als um Formprobleme ging es hier um die neuen Inhalte<br />

der Kunst, um die vertiefte Einstellung des Künstlers<br />

auf den verborgenen, inneren Klang der Welt. Vom<br />

Si<strong>ch</strong>tbaren, von den Zufälligkeiten der äusseren Ers<strong>ch</strong>einung<br />

distanzierte man si<strong>ch</strong>, um zum Wesentli<strong>ch</strong>en, zur<br />

geistigen Essenz zu gelangen.»24 Man<strong>ch</strong>e dieser Künstler<br />

nahmen Formen der Natur zum Ausgangspunkt ihrer<br />

Abb. 6: Objets plastiques. Bemaltes Holzrelief von Hans Arp<br />

auf der Ausstellung <strong>im</strong> Kunsthaus Züri<strong>ch</strong>, 1929.<br />

Abstraktionen, wie beispielsweise Hans Arp (1886–1966)<br />

festhielt: « In Ascona zei<strong>ch</strong>nete i<strong>ch</strong> mit Pinsel und Tus<strong>ch</strong>e<br />

abgebro<strong>ch</strong>ene Äste, Wurzeln, Gräser, Steine, die der See<br />

an den Strand gespült hatte. Diese Formen vereinfa<strong>ch</strong>te<br />

i<strong>ch</strong> und vereinigte ihr Wesen in bewegten Ovalen, Sinnbildern<br />

der ewigen Verwandlung und des Werdens der<br />

Körper.»25 Ob Ammann diesen Weg für seinen <strong>Farbe</strong>ngarten<br />

selbst ging oder ob er ledigli<strong>ch</strong> den von Künstlern<br />

wie Arp vorgebahnten Weg plakativ na<strong>ch</strong>vollzog, bleibt<br />

dahingestellt. Fest steht jedo<strong>ch</strong>, dass er si<strong>ch</strong> in jener Zeit<br />

mit dem Mittel der Abstraktion in Kunst und Philosophie<br />

bes<strong>ch</strong>äftigte.26<br />

Das Exper<strong>im</strong>ent des Gärtners<br />

Ni<strong>ch</strong>t nur die biomorphe Form, sondern au<strong>ch</strong> die Materialisierung<br />

des <strong>Farbe</strong>ngartens der ZÜGA war neu. Als<br />

Einfassung der Pflanzfelder verwendete Ammann bewusst<br />

moderne Materialien wie neuartige Betonkammersteine,<br />

die ni<strong>ch</strong>t nur billig und lei<strong>ch</strong>t zu verlegen waren, sondern<br />

au<strong>ch</strong> eine interessante Oberflä<strong>ch</strong>entextur aufwiesen.<br />

Zahlrei<strong>ch</strong>e Pfade aus Betonplatten dur<strong>ch</strong>zogen den <strong>Farbe</strong>ngarten.<br />

Neben der Pflanzung bildeten sie eine zweite,<br />

Topiaria Helvetica 35

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