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Umnutzung von Industrie- und Gewerbebrachen ... - admin.ch

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Abteilung Raumentwicklung BVU/ARE<br />

Abteilung für Umwelt BVU/AfU<br />

Amt für Wirts<strong>ch</strong>aft <strong>und</strong> Arbeit DVI/AWA<br />

<strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>-<br />

<strong>und</strong> <strong>Gewerbebra<strong>ch</strong>en</strong><br />

Massnahmen zur Förderung


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie<br />

<strong>und</strong> Kommunikation<br />

B<strong>und</strong>esamt für Raumentwicklung ARE, 3003 Bern<br />

B<strong>und</strong>esamt für Umwelt BAFU, 3003 Bern<br />

Departement Bau, Verkehr <strong>und</strong> Umwelt Kanton Aargau<br />

Abteilung Raumentwicklung, Abteilung für Umwelt, 5001 Aarau<br />

Departement Volkswirts<strong>ch</strong>aft <strong>und</strong> Inneres Kanton Aargau<br />

Amt für Wirts<strong>ch</strong>aft <strong>und</strong> Arbeit, 5001 Aarau<br />

Autoren<br />

Metron Raumentwicklung AG, Brugg:<br />

Andreas S<strong>ch</strong>neider<br />

Simon Keller<br />

Begleitgruppe<br />

Martin Vinzens, B<strong>und</strong>esamt für Raumentwicklung<br />

Rolf Kettler, B<strong>und</strong>esamt für Umwelt<br />

Kaarina S<strong>ch</strong>enk, B<strong>und</strong>esamt für Umwelt<br />

Jörg Hartmann, Abteilung Raumentwicklung Kanton Aargau<br />

Peter Kuhn, Abteilung für Umwelt Kanton Aargau<br />

Danièle Zatti, Amt für Wirts<strong>ch</strong>aft <strong>und</strong> Arbeit Kanton Aargau<br />

Produktion<br />

Rudolf Menzi, Stabsstelle Information ARE<br />

Anmerkung<br />

Der Inhalt dieses Beri<strong>ch</strong>tes verpfli<strong>ch</strong>tet nur die <strong>von</strong> den<br />

Auftraggebern beauftragten Autoren<br />

Bezugsquellen<br />

In elektronis<strong>ch</strong>er Form unter:<br />

www.are.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong><br />

www.umwelt-s<strong>ch</strong>weiz.<strong>ch</strong>/altlasten<br />

www.ag.<strong>ch</strong>/raumentwicklung<br />

10.2007


Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

1 Zusammenfassung 4<br />

Résumé 5<br />

Riassunto 6<br />

2 Ausgangslage <strong>und</strong> Zielsetzungen 4<br />

2.1 Ausgangslage 7<br />

2.2 Zielsetzungen 7<br />

2.3 Vorgehen 7<br />

3 Denkmodell 8<br />

3.1 Vorstudien 8<br />

3.2 Idealtypis<strong>ch</strong>er Entwicklungsablauf 9<br />

3.3 Ganzheitli<strong>ch</strong>es Management-Modell 12<br />

4 Erkenntnisse Fallbeispiele 13<br />

4.1 Fallbeispiele 13<br />

4.2 Experteninterviews 18<br />

4.3 Fazit 18<br />

5 Massnahmenvors<strong>ch</strong>läge 20<br />

5.1 Einleitung 20<br />

5.2 Massnahmenblätter 21<br />

5.3 Checkliste Arealentwicklung 38<br />

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir uns für die männli<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>reibweise ents<strong>ch</strong>ieden. Wir weisen jedo<strong>ch</strong> ausdrückli<strong>ch</strong> darauf hin, dass die männli<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>reibweise die weibli<strong>ch</strong>e stets mit einbezieht.<br />

3


1 Zusammenfassung<br />

Der vorliegende Beri<strong>ch</strong>t liefert zuhanden <strong>von</strong> B<strong>und</strong>, Kantonen <strong>und</strong> Gemeinden ein Bündel<br />

an konkreten Fördermassnahmen für unternutze <strong>Industrie</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gewerbebra<strong>ch</strong>en</strong>. Anstoss<br />

der Untersu<strong>ch</strong>ung war ein politis<strong>ch</strong>er Vorstoss: Nationalrätin Susanne Leutenegger<br />

Oberholzer ersu<strong>ch</strong>te den B<strong>und</strong>esrat in einem Postulat, dem Parlament einen konkreten<br />

Massnahmenplan zur Förderung der <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> wenig oder ni<strong>ch</strong>t genutzten <strong>Industrie</strong>-<br />

<strong>und</strong> <strong>Gewerbebra<strong>ch</strong>en</strong> vorzulegen. Mit dem vorliegenden Beri<strong>ch</strong>t wurde eine wi<strong>ch</strong>tige<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Beantwortung dieses politis<strong>ch</strong>en Vorstosses erarbeitet.<br />

Ausgehend <strong>von</strong> den vorhandenen Studien <strong>und</strong> Erfahrungen wird ein idealtypis<strong>ch</strong>er Zeitablauf<br />

<strong>und</strong> ein ganzheitli<strong>ch</strong>es Management-Modell für die <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Gewerbebra<strong>ch</strong>en</strong> dargestellt. Beim zeitli<strong>ch</strong>en Ablauf wird ein s<strong>ch</strong>rittweises Vorgehen in<br />

se<strong>ch</strong>s, teilweise zeitglei<strong>ch</strong>e Phasen vorges<strong>ch</strong>lagen. Dabei wird empfohlen, während dem<br />

ganzen Entwicklungsprozess mögli<strong>ch</strong>e Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen <strong>und</strong> Alternativszenarien<br />

(„Plan B“) im Auge zu behalten. Das ganzheitli<strong>ch</strong>e Management-Modell betont, dass bei<br />

der <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> Bra<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t nur sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>-te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Aufgaben relevant sind, sondern<br />

au<strong>ch</strong> die zeitli<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> organisatoris<strong>ch</strong>e Struktur, das Arbeits- <strong>und</strong> Problemlösungsverhalten<br />

(Kultur) sowie die Berücksi<strong>ch</strong>tigung des gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Umfelds.<br />

Bei der Darstellung der Fallbeispiele werden insgesamt zehn <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en kurz portraitiert,<br />

da<strong>von</strong> se<strong>ch</strong>s aus dem Kanton Aargau. Mittels Experteninterviews konnte die Eins<strong>ch</strong>ätzung<br />

der privaten Gr<strong>und</strong>eigentümer <strong>und</strong> Entwickler betreffend Fördermassnahmen<br />

dur<strong>ch</strong> B<strong>und</strong>, Kantone <strong>und</strong> Gemeinden aufgezeigt werden. Dabei erwies si<strong>ch</strong>, dass in den<br />

wenigsten Fällen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> finanzielle Hindernisse eine Arealumnutzung verhindern<br />

bzw. verzögern. Vielmehr werden strukturelle <strong>und</strong> organisatoris<strong>ch</strong>e Probleme als ents<strong>ch</strong>eidende<br />

Hindernisse angesehen. So fordern Gr<strong>und</strong>eigentümer <strong>und</strong> Entwickler <strong>von</strong> der<br />

öffentli<strong>ch</strong>en Hand, z.B. eine kompetente Erstberatung oder ein Projektleiter mit Ents<strong>ch</strong>eidungskompetenzen.<br />

Ebenso werden das Vorhandensein einer lösungsorientierten Planungskultur<br />

sowie eine vorauss<strong>ch</strong>auende Standortgemeinde als Voraussetzung für eine<br />

erfolgrei<strong>ch</strong>e Arealumnutzung angesehen.<br />

Im letzten Beri<strong>ch</strong>tsteil werden die erarbeiteten Massnahmen dargestellt. Diese umfassen<br />

sowohl Handlungsvors<strong>ch</strong>läge, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> direkt auf die Arealumnutzung beziehen als<br />

au<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e, wel<strong>ch</strong>e die Rahmenbedingungen verbessern. Die insgesamt 18 Massnahmen<br />

sind zu a<strong>ch</strong>t thematis<strong>ch</strong>en „Bündeln“ zusammengefasst. S<strong>ch</strong>lussfolgernd kann<br />

festgehalten werden, dass der B<strong>und</strong> vor allem bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

sowie bei der Förderung <strong>von</strong> Pilotprojekten bzw. Ma<strong>ch</strong>barkeitsstudien aktiv<br />

sein kann. Auf der Ebene Kanton <strong>und</strong>/oder Gemeinde sind einerseits eine kompetente<br />

Beratung in der Startphase <strong>und</strong> ein Projektkoordinator ents<strong>ch</strong>eidend. Ebenso wi<strong>ch</strong>tig ist<br />

anderseits die Fähigkeit der Gemeinden <strong>und</strong> Kantone zur partners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Zusammenarbeit<br />

mit den privaten Gr<strong>und</strong>eigentümern <strong>und</strong> Entwicklern. Dies stellt ni<strong>ch</strong>t zuletzt<br />

eine Voraussetzung dar, dass Gemeinden ihre Planungsprozesse situativ anpassen <strong>und</strong><br />

ihre Planungsinstrumente professionell anwenden können.<br />

4


1 Résumé<br />

Le présent rapport présente à l’attention de la Confédération, des cantons et des communes,<br />

une série de mesures concrètes de restructuration de fri<strong>ch</strong>es industrielles et artisanales.<br />

À l’origine de cette étude, on trouve une initiative politique de la Conseillère nationale<br />

Susanne Leutenegger Oberholzer qui, dans son postulat, demandait au Conseil<br />

fédéral de présenter au Parlement un plan concret de mesures d’encouragement à la réaffectation<br />

des fri<strong>ch</strong>es industrielles et artisanales peu ou pas exploitées. Le rapport que<br />

vous tenez entre les mains constitue une base essentielle permettant de répondre à cette<br />

démar<strong>ch</strong>e politique.<br />

En s’appuyant sur les études et expériences disponibles, un calendrier idéal et un modèle<br />

de gestion exhaustif ont été élaborés. Un déroulement par étapes est proposé, divisé<br />

en six phases parfois simultanées. Il est en outre conseillé de ne pas perdre de vue<br />

des utilisations intermédiaires et des scénarios de remplacement (« solutions de re<strong>ch</strong>ange<br />

»). Le modèle de gestion dans son ensemble met en exergue le fait que les aspects<br />

te<strong>ch</strong>niques ne sont pas les seuls pertinents dans le cadre de la réaffectation de fri<strong>ch</strong>es:<br />

la structure organisationnelle et le calendrier, le comportement de travail et la<br />

re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e de solutions (aspect culturel) de même que la prise en compte du contexte social<br />

et économique jouent aussi un rôle.<br />

Les cas concrets présentés portent sur dix fri<strong>ch</strong>es industrielles, dont six dans le canton<br />

d’Argovie. Les entretiens avec des experts ont permis de mettre en avant l’évaluation<br />

portée par les propriétaires et entrepreneurs privés sur les mesures proposées par la<br />

Confédération, les cantons et les communes. Il s’est ainsi avéré que ce sont rarement<br />

des obstacles te<strong>ch</strong>niques ou financiers qui empê<strong>ch</strong>ent ou retardent une réaffectation,<br />

mais bien plus des problèmes d’ordre organisationnel ou de structure. Ainsi, les propriétaires<br />

et les entrepreneurs attendent des autorités un premier conseil compétent ou la<br />

mise à disposition d’un <strong>ch</strong>ef de projet à même de prendre des décisions, par exemple.<br />

Par ailleurs, la réussite d’une réaffectation dépend d’un état d’esprit tourné vers les solutions<br />

dès la phase de planification ainsi que de la disponibilité de la commune à aller de<br />

l’avant.<br />

La dernière partie du rapport présente les mesures développées. Il s’agit de propositions<br />

d’actions qui ont trait tant à la réaffectation du site qu’à l’amélioration des conditions générales.<br />

Les dix-huit mesures sont résumées dans huit séries thématiques. En conclusion,<br />

on peut retenir que la Confédération peut surtout être active dans l’amélioration des<br />

conditions générales et dans l’encouragement de projets pilotes et/ou études de faisabilité.<br />

Quant aux cantons et communes, il est décisif, d’une part, qu’ils prodiguent des<br />

conseils compétents dès la phase de lancement et coordonnent le projet et, d’autre part,<br />

qu’ils collaborent avec les propriétaires et entrepreneurs privés. Il est donc indispensable<br />

que les communes adaptent leur planification à <strong>ch</strong>aque situation et fassent preuve de<br />

professionnalisme dans l’utilisation des outils dont elles disposent à cet effet.<br />

5


1 Riassunto<br />

Questo rapporto, destinato alla Confederazione, ai Cantoni e ai Comuni, contiene un<br />

pac<strong>ch</strong>etto di misure concrete per le aree industriali e commerciali in disuso. All’origine<br />

dello studio vi è un atto parlamentare: il postulato della consigliera nazionale Susanne<br />

Leutenegger Oberholzer in cui si <strong>ch</strong>iede al Consiglio federale di presentare al Parlamento<br />

un piano concreto di misure volte ad incentivare la rivalorizzazione delle aree industriali e<br />

commerciali poco o per niente utilizzate. Il rapporto rappresenta quindi un importante tassello<br />

<strong>ch</strong>e permetterà di dar seguito a questo atto parlamentare.<br />

Sulla base di esperienze e studi esistenti il rapporto indica un ipotetico scadenziario e un<br />

modello integrale di gestione per la rivalorizzazione delle aree industriali e commerciali in<br />

disuso. Per quanto riguarda lo scadenziario, si propone una procedura a tappe, suddivisa<br />

in sei fasi da realizzare parzialmente in parallelo. Si consiglia inoltre di tenere in considerazione,<br />

durante l’intera procedura, un possibile utilizzo transitorio di queste aree e altri<br />

scenari alternativi (“piano B”). Il modello integrale di gestione sottolinea <strong>ch</strong>e la rivalorizzazione<br />

non può basarsi solo su aspetti puramente tecnici ma deve tener conto an<strong>ch</strong>e della<br />

struttura temporale e organizzativa, dei comportamenti lavorativi e di quelli orientati alla<br />

soluzione dei problemi (cultura), non<strong>ch</strong>é della necessità di osservare il contesto sociale<br />

ed economico.<br />

Il rapporto descrive brevemente dieci casi concreti di aree industriali dismesse, di cui sei<br />

situate nel Cantone Argovia. Attraverso interviste con esperti è stato possibile rilevare<br />

come i proprietari dei terreni e i responsabili dello sviluppo valutano le misure incentive<br />

della Confederazione, dei Cantoni e dei Comuni. È emerso <strong>ch</strong>e solo in po<strong>ch</strong>i casi la rivalorizzazione<br />

delle aree dismesse è ostacolata o ritardata da problemi tecnici o finanziari.<br />

Costituiscono invece un ostacolo maggiore i problemi strutturali e organizzativi. Ad e-<br />

sempio, i proprietari dei terreni e i responsabili dello sviluppo <strong>ch</strong>iedono agli enti pubblici di<br />

fornire una consulenza preliminare professionale oppure di designare un responsabile di<br />

progetto con competenze decisionali. Una cultura pianificatoria capace di affrontare i<br />

problemi e la presenza di un Comune di ubicazione lungimirante sono pure considerati<br />

presupposti affin<strong>ch</strong>é la rivalorizzazione delle aree in disuso possa avere un esito positivo.<br />

Nell’ultima parte del rapporto vengono illustrate le singole misure. Esse contengono proposte<br />

operative concrete <strong>ch</strong>e riguardano direttamente la rivalorizzazione delle aree dismesse,<br />

ma an<strong>ch</strong>e proposte atte a migliorare le condizioni quadro. In totale vi sono diciotto<br />

misure, raggruppate in otto pac<strong>ch</strong>etti tematici. La conclusione è <strong>ch</strong>e il ruolo della<br />

Confederazione potrebbe essere soprattutto quello di ottimizzare le condizioni quadro e<br />

di promuovere progetti pilota oppure studi di fattibilità. A livello cantonale e/o comunale<br />

sono invece decisivi i servizi di consulenza nella fase iniziale e la messa a disposizione di<br />

un coordinatore del progetto. È altrettanto importante assicurare <strong>ch</strong>e i Cantoni e i Comuni<br />

collaborino in modo collegiale con i proprietari dei terreni e i responsabili dello sviluppo.<br />

Non da ultimo ciò ri<strong>ch</strong>iede <strong>ch</strong>e i Comuni adattino le loro procedure pianificatorie ai contesti<br />

specifici e appli<strong>ch</strong>ino in modo professionale gli strumenti di pianificazione.<br />

6


2 Ausgangslage <strong>und</strong> Zielsetzungen<br />

2.1 Ausgangslage<br />

Die Studie über Massnahmen zur Förderung <strong>von</strong> unternutzten <strong>Industrie</strong>- <strong>und</strong> Gewerbearealen<br />

(na<strong>ch</strong>folgend <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en genannt) knüpft an die <strong>von</strong> den B<strong>und</strong>esämtern für<br />

Raumentwicklung ARE <strong>und</strong> für Umwelt BAFU dur<strong>ch</strong>geführte Untersu<strong>ch</strong>ung der bra<strong>ch</strong>liegenden<br />

<strong>Industrie</strong>- <strong>und</strong> Gewerbeareale in der S<strong>ch</strong>weiz an. Die Studie soll eine Gr<strong>und</strong>lage<br />

s<strong>ch</strong>affen für die Beantwortung des parlamentaris<strong>ch</strong>en Vorstosses „<strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>-,<br />

<strong>Gewerbebra<strong>ch</strong>en</strong>. Förderung“ (Postulat Leutenegger-Oberholzer 04.3583). Mit<br />

dem Vorstoss wird der B<strong>und</strong>esrat beauftragt, dem Parlament einen konkreten Massnahmenplan<br />

zur Förderung der <strong>Umnutzung</strong> der wenig oder ni<strong>ch</strong>t genutzten <strong>Industrie</strong>- <strong>und</strong><br />

Gewerbeareale vorzulegen.<br />

2.2 Zielsetzungen<br />

Das Ziel des Beri<strong>ch</strong>tes besteht darin, aufzuzeigen, wie Haupthindernisse <strong>von</strong> Investoren<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>eigentümern / Arealentwicklern bei einer <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en gezielt<br />

mit Massnahmen <strong>von</strong> Seiten der Behörden angegangen werden können. Endprodukt<br />

ist ein in si<strong>ch</strong> abgestimmtes Bündel <strong>von</strong> Massnahmen zur konkreten Umsetzung, das auf<br />

Stufe B<strong>und</strong>, Kanton <strong>und</strong> Gemeinden Wege zu einer optimalen Unterstützung <strong>von</strong> Projekten<br />

zur <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gewerbebra<strong>ch</strong>en</strong> aufzeigt. Die Massnahmen ri<strong>ch</strong>ten<br />

si<strong>ch</strong> somit ni<strong>ch</strong>t an private Gr<strong>und</strong>eigentümer <strong>und</strong> Entwickler, sondern vor allem an die<br />

öffentli<strong>ch</strong>e Hand.<br />

2.3 Vorgehen<br />

In einem ersten S<strong>ch</strong>ritt wurden vers<strong>ch</strong>iedene Vorstudien ausgewertet. Basierend darauf<br />

<strong>und</strong> auf den eigenen Erfahrungen wurden ein idealtypis<strong>ch</strong>er Zeitablauf <strong>und</strong> ein ganzheitli<strong>ch</strong>es<br />

Management-Modell für die <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en erarbeitet (Kap. 2).<br />

In einem zweiten S<strong>ch</strong>ritt wurden 19 Leitfadeninterviews mit Gr<strong>und</strong>eigentümern, Arealentwicklern<br />

<strong>und</strong> Behördenvertretern zu zehn Fallbeispielen <strong>von</strong> unternutzten <strong>Industrie</strong>- <strong>und</strong><br />

Gewerbearealen dur<strong>ch</strong>geführt (Kap. 3). Anhand der Interviews konnte die Wirksamkeit<br />

<strong>von</strong> Massnahmen der öffentli<strong>ch</strong>en Hand aus Si<strong>ch</strong>t der Privaten geprüft <strong>und</strong> hinterfragt<br />

werden. Im dritten S<strong>ch</strong>ritt wurden die Interview-Erkenntnisse zusammen mit der Begleitgruppe<br />

zu a<strong>ch</strong>t Bündeln <strong>von</strong> Massnahmenvors<strong>ch</strong>lagen verdi<strong>ch</strong>tet (Kap. 4).<br />

7


3 Denkmodell<br />

3.1 Vorstudien<br />

Zur Thematik der <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en-<strong>Umnutzung</strong> existieren auf internationaler <strong>und</strong> nationaler<br />

Ebene vers<strong>ch</strong>iedene Fors<strong>ch</strong>ungsprogramme <strong>und</strong> Studien. Bei den <strong>von</strong> ARE/BAFU herausgegebenen<br />

Arbeiten Valda/Westermann „Die bra<strong>ch</strong>liegende S<strong>ch</strong>weiz“ (2004, Eigentümer-Umfrage)<br />

1 <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>ibli „Massnahmenplan <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en – Konzeptstudie“<br />

(2005, Planer-Massnahmenkatalog, unveröffentli<strong>ch</strong>t) handelt es si<strong>ch</strong> um direkte Vorgängerstudien.<br />

Ausländis<strong>ch</strong>e Studien geben ebenfalls wi<strong>ch</strong>tige Hinweise über die Problematik<br />

der <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>enumnutzung (vgl. beispielsweise die Zusammenstellung unter<br />

www.flae<strong>ch</strong>eninfo.de).<br />

In den Studien aus der S<strong>ch</strong>weiz werden sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Hemmnisse wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er<br />

Natur in den Vordergr<strong>und</strong> gestellt (z.B. Na<strong>ch</strong>frage, Ers<strong>ch</strong>liessung, Finanzierung<br />

oder planeris<strong>ch</strong>e Rahmenbedingungen). Wei<strong>ch</strong>e Faktoren wie Organisations- <strong>und</strong> Kommunikationsfragen<br />

werden dabei eher unters<strong>ch</strong>ätzt – wie eine Stuttgarter Untersu<strong>ch</strong>ung 2<br />

an individuell-konkreten Fallbeispielen bereits 1997 zeigte. Dies deckt si<strong>ch</strong> weitgehend<br />

mit den Erfahrungen der Verfasser dieses Beri<strong>ch</strong>tes, wona<strong>ch</strong> das zeitli<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> organisatoris<strong>ch</strong>e<br />

Management für den Erfolg <strong>von</strong> Arealumnutzungen häufig fast wi<strong>ch</strong>tiger ist als<br />

die planeris<strong>ch</strong>-te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Problemlösung selbst.<br />

Wiedernutzung <strong>von</strong> <strong>Gewerbebra<strong>ch</strong>en</strong>,<br />

Stuttgart, 1997<br />

Massnahmenplan <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en –<br />

Konzeptstudie, 2005<br />

1. mangelnde Kommunikation zwis<strong>ch</strong>en<br />

1. zu starres raumplaneris<strong>ch</strong>es<br />

den Beteiligten<br />

Repertoire<br />

2. mangelndes Know-how, Ausdauer<br />

2. Ri<strong>ch</strong>tplaninhalte <strong>und</strong> Konzepte mit<br />

oder Interesse der Gr<strong>und</strong>eigentümer<br />

wenig konkreten Auswirkungen<br />

3. Bewertung der Bra<strong>ch</strong>flä<strong>ch</strong>en<br />

3. zeitaufwendige Verfahrensabläufe<br />

4. Denkmals<strong>ch</strong>utz<br />

4. passive Haltung der öffentli<strong>ch</strong>en<br />

5. Altlasten<br />

Instanzen<br />

1. keine Neunutzer gef<strong>und</strong>en<br />

2. unpassende planeris<strong>ch</strong>e Rahmenbedingungen<br />

3. fehlende Ans<strong>ch</strong>ubfinanzierung<br />

4. Bauökonomie<br />

5. Einspra<strong>ch</strong>e/Rekurse dur<strong>ch</strong> Verbände<br />

6. ungünstige Rahmenbedingungen, z.B. Steuern<br />

7. Hindernis <strong>von</strong> Behördenseite<br />

8. Einspra<strong>ch</strong>en <strong>von</strong> Na<strong>ch</strong>barn/Privaten<br />

9. Altlasten<br />

Die bra<strong>ch</strong>liegende S<strong>ch</strong>weiz, 2004<br />

Abbildung 1: Hemmnisse bei <strong>Umnutzung</strong>en <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en<br />

gemäss Vorgängerstudien<br />

1 Die bra<strong>ch</strong>liegende S<strong>ch</strong>weiz - Entwicklungs<strong>ch</strong>ancen im Herzen <strong>von</strong> Agglomerationen (2004, ARE/BAFU)<br />

http://www.bafu.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/altlasten/01633/01635/ bzw.<br />

http://www.are.<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>/themen/raumplanung/00236/00423<br />

2 Kommunalentwicklung Stuttgart. Wiedernutzung <strong>von</strong> <strong>Gewerbebra<strong>ch</strong>en</strong> – Ein praktis<strong>ch</strong>er Leitfaden. Stuttgart<br />

1997.<br />

8


3.2 Idealtypis<strong>ch</strong>er Entwicklungsablauf<br />

Bezügli<strong>ch</strong> zeitli<strong>ch</strong>em Ablauf <strong>von</strong> Arealentwicklungen wird festgehalten, dass prinzipiell<br />

step by step vorzugehen ist <strong>und</strong> – im Sinne der na<strong>ch</strong>haltigen Entwicklung – raumplaneris<strong>ch</strong>e,<br />

politis<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Aspekte bereits in der Analyse glei<strong>ch</strong>wertig einzubeziehen<br />

sind.<br />

Abbildung 2: Prinzipielles Vorgehen Arealentwicklung<br />

(© Metron 2003)<br />

9


Idealtypis<strong>ch</strong>er Phasenablauf<br />

Bei grösseren <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en lässt si<strong>ch</strong> – in Anlehnung an das s<strong>ch</strong>rittweise Vorgehen –<br />

der <strong>Umnutzung</strong>sprozess idealtypis<strong>ch</strong> in fünf Phasen gliedern: Latenz (0), Start (1), Zielfindung<br />

(2), Gestaltung (3), Re<strong>ch</strong>tsetzung (4) <strong>und</strong> Umsetzung (5). Zusätzli<strong>ch</strong> kommt die<br />

Phase Alternativszenarien („Plan B“) / Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen hinzu, wel<strong>ch</strong>e fallweise zu jedem<br />

Zeitpunkt einer Arealentwicklung aktuell werden kann.<br />

Bes<strong>ch</strong>reibung der idealtypis<strong>ch</strong>en Phasen<br />

Abbildung 3: Idealtypis<strong>ch</strong>er Entwicklungsablauf einer <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en-<strong>Umnutzung</strong><br />

Phase<br />

Bes<strong>ch</strong>reibung<br />

Phase 0:<br />

Latenz<br />

Die ursprüngli<strong>ch</strong>e Nutzung des Areals ist no<strong>ch</strong> vorhanden. Seitens der<br />

Gr<strong>und</strong>eigentümers<strong>ch</strong>aft sind (no<strong>ch</strong>) keine Aktivitäten zur Arealentwicklung<br />

erkennbar. Es gibt aber Anzei<strong>ch</strong>en für Veränderungen, z.B. aufgr<strong>und</strong><br />

der Firmenstrategie, des Ges<strong>ch</strong>äftsgangs oder aufgr<strong>und</strong> des Zustandes<br />

der Gebäude <strong>und</strong> der Infrastruktur. Es ist bei genauerer<br />

Betra<strong>ch</strong>tung erkennbar, dass das <strong>Industrie</strong>areal zukünftig ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

vollständig für Produktionszwecke genutzt sein wird.<br />

Phase 1:<br />

Start<br />

Die industrielle Produktion auf dem Areal wird beendet <strong>und</strong>/oder die<br />

Gr<strong>und</strong>eigentümers<strong>ch</strong>aft tätigt erste Überlegungen zu einer <strong>Umnutzung</strong><br />

ihres <strong>Industrie</strong>areals. Wi<strong>ch</strong>tige Frühindikatoren hierfür sind erste punktuelle<br />

Anfragen bei kantonalen Fa<strong>ch</strong>stellen (z.B. Altlasten, Infrastrukturen),<br />

sofern ni<strong>ch</strong>t das direkte Gesprä<strong>ch</strong> mit Kantons- <strong>und</strong> Gemeindebehörden<br />

über die Entwicklungsabsi<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong> das Vorgehen gesu<strong>ch</strong>t wird.<br />

Phase 2:<br />

Zielfindung<br />

Der Gr<strong>und</strong>eigentümer respektive seine Beauftragten versu<strong>ch</strong>en, die wesentli<strong>ch</strong>sten<br />

Eckpunkte der Arealumnutzung zu eruieren. Dabei stellen<br />

si<strong>ch</strong> gr<strong>und</strong>legende Fragen zu Mögli<strong>ch</strong>keiten, Forderungen <strong>und</strong> Grenzen<br />

einer <strong>Umnutzung</strong>. Dies betrifft insbesondere die Themen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Infrastruktur,<br />

Altlasten, Verkehr, Ökologie, Planungsre<strong>ch</strong>t, Politik sowie<br />

Eigentum <strong>und</strong> Renditeerwartung.<br />

10


Phase 3:<br />

Gestaltung<br />

Die Gr<strong>und</strong>eigentümers<strong>ch</strong>aft respektive ihre Beauftragten erarbeiten eine<br />

geeignete Bebauungsstruktur, häufig in einem Konkurrenzverfahren.<br />

Nebst den Kernthemen der städtebauli<strong>ch</strong>en, nutzungste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en, verkehrli<strong>ch</strong>en<br />

<strong>und</strong> zeitli<strong>ch</strong>en Organisation sind fallweise weitere Themen zu<br />

klären.<br />

Phase 4:<br />

Re<strong>ch</strong>tsetzung<br />

Zum Abs<strong>ch</strong>luss der Planung ist der Gr<strong>und</strong>eigentümer häufig darauf angewiesen,<br />

dass das bestehende Planungs- <strong>und</strong> Baure<strong>ch</strong>t für die neue<br />

Nutzung angepasst wird. Nahezu immer ist hierfür eine Anpassung der<br />

(kommunalen) Nutzungs- oder Sondernutzungsplanung erforderli<strong>ch</strong>.<br />

Häufig sind ebenfalls Ri<strong>ch</strong>tplananpassungen, Umweltverträgli<strong>ch</strong>keitsprüfungen,<br />

Entlassungen aus denkmalpflegeris<strong>ch</strong>en Inventaren <strong>und</strong><br />

Ähnli<strong>ch</strong>em notwendig.<br />

Phase 5:<br />

Umsetzung<br />

Spätestens na<strong>ch</strong> Abs<strong>ch</strong>luss des Planungsprozesses hat der Gr<strong>und</strong>eigentümer,<br />

respektive sein Investor, das Anre<strong>ch</strong>t, neue Nutzungen anzusiedeln.<br />

Im Sinne eines rollenden Prozesses kann dieses Bedürfnis (für<br />

Eigen- oder Fremdbedarf) au<strong>ch</strong> bereits während der Planung akut werden.<br />

Dies setzt jedo<strong>ch</strong> eine Vereinbarkeit mit der alten bzw. der neuen<br />

Nutzungsordnung voraus.<br />

Alternativszenarien<br />

(„Plan B“) /<br />

Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen<br />

Arealentwicklung ist ein langwieriger Prozess mit vielen Unbekannten.<br />

Kein Projekt ist vor Unvorhergesehenem gefeit. Deshalb sollten während<br />

des ganzen Prozesses Entwicklungsalternativen vorhanden sein.<br />

Dies können au<strong>ch</strong> temporäre Lösungen (Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen) sein.<br />

Es ist selbstredend, dass das idealtypis<strong>ch</strong>e Vorgehen an den Einzelfall adaptiert werden<br />

muss. Trotzdem zeigen vers<strong>ch</strong>iedenste Fallbeispiele, dass insbesondere am Anfang die<br />

Einhaltung der genannten Arbeitss<strong>ch</strong>ritte <strong>und</strong> Seriosität der Bearbeitung (Phasen 0-2) für<br />

die Minimierung sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er, politis<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Risiken f<strong>und</strong>amental ist. Besonders<br />

ist da<strong>von</strong> abzuraten die Phase 3 vor den Phasen 0-2 abzuwickeln. Dies würde<br />

einer Fixierung auf eine städtebauli<strong>ch</strong>e Form bedeuten bevor eine systematis<strong>ch</strong>e Klärung<br />

des inhaltli<strong>ch</strong>en Programms erfolgt ist. Bei Phase 3 <strong>und</strong> folgenden kann situationsbezogen<br />

<strong>von</strong> der strikten Reihenfolge abgewi<strong>ch</strong>en werden, was allerdings erhöhte Ansprü<strong>ch</strong>e<br />

an die Beteiligten <strong>und</strong> das Projektmanagement stellt.<br />

Ni<strong>ch</strong>t zuletzt ist zu empfehlen, während des ganzen Prozesses mögli<strong>ch</strong>e Alternativszenarien<br />

(„Plan B“) im Auge zu behalten. Dies können au<strong>ch</strong> Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen für temporäre<br />

Lösungen zwecks Vermeidung eines Leerstandes oder zur Adressbildung sein. Alternativszenarien<br />

empfehlen si<strong>ch</strong>, da <strong>Umnutzung</strong>sprozesse meist lange dauern, <strong>und</strong> selbst eine<br />

sorgfältig <strong>und</strong> umsi<strong>ch</strong>tig vorbereitete <strong>Umnutzung</strong> kann an (politis<strong>ch</strong>en) Unwägbarkeiten<br />

s<strong>ch</strong>eitern, auf wel<strong>ch</strong>e die Projektorganisation geringen bis keinen Einfluss hat.<br />

11


3.3 Ganzheitli<strong>ch</strong>es Management-Modell<br />

Die <strong>Umnutzung</strong> einer <strong>Industrie</strong>- oder Gewerbebra<strong>ch</strong>e ist eine zeitli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ränkte Aufgabe,<br />

wel<strong>ch</strong>e gr<strong>und</strong>eigentümer- (<strong>und</strong> meist au<strong>ch</strong> behörden-)seitig den Aufbau einer Projektorganisation<br />

bedingt. Aktuelle Management-Modelle (Steiger/Lippmann 1999) verstehen<br />

eine (Projekt-)Organisation als ein System, das eine primary task zu erfüllen hat.<br />

Diese stellt im vorliegenden Fall die <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en dar. Wie die Projektorganisation<br />

diese Herausforderung meistert, wird ni<strong>ch</strong>t nur dur<strong>ch</strong> ihr sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>es<br />

Aufgabenverständnis (Aufgabe), sondern mindestens so sehr dur<strong>ch</strong> ihren<br />

organisatoris<strong>ch</strong>en Aufbau <strong>und</strong> ihre Spielregeln (Struktur) wie au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> ihr Arbeits- <strong>und</strong><br />

Problemlösungsverhalten (Kultur) bestimmt. Die Managementaufgabe in einem <strong>Umnutzung</strong>sprojekt<br />

besteht darin, das Zusammenspiel zwis<strong>ch</strong>en Aufgabe, Struktur <strong>und</strong> Kultur<br />

sowie mit dem gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Umfeld zu beoba<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong> so zu<br />

gestalten, dass eine erfolgrei<strong>ch</strong>e Neunutzung mögli<strong>ch</strong> wird.<br />

Abbildung 4: Soziote<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>es System, angewandt auf<br />

“Projektorganisation <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en-<strong>Umnutzung</strong>“<br />

Bei den Interviews der Fallbeispiele war es deshalb unumgängli<strong>ch</strong>, den gesamten Management-Prozess<br />

auszuleu<strong>ch</strong>ten: Die Gestaltung des gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Umfelds, die zeitli<strong>ch</strong>e<br />

<strong>und</strong> organisatoris<strong>ch</strong>e Struktur, die kooperative Kultur <strong>und</strong> die planeris<strong>ch</strong>en Aufgaben).<br />

Zudem bildeten die vier Berei<strong>ch</strong>e des Management-Modells, nebst dem idealtypis<strong>ch</strong>en<br />

Zeitablauf, den theoretis<strong>ch</strong>en Hintergr<strong>und</strong> für die Ausarbeitung der Massnahmen (Kap.<br />

4).<br />

12


4 Erkenntnisse Fallbeispiele<br />

4.1 Fallbeispiele<br />

Basis für die Auswahl der Fallbeispiele bildete die Datenbank des Kantons Aargau mit 49<br />

Standorten <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en. Die Beispiele aus den anderen Kantonen wurden aufgr<strong>und</strong><br />

der Kenntnisse des Planungsbüros Metron ausgewählt. Bei der Auswahl wurde<br />

nebst der geografis<strong>ch</strong>en Verteilung au<strong>ch</strong> darauf gea<strong>ch</strong>tet, dass si<strong>ch</strong> die Areale in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Entwicklungsstadien befinden.<br />

Abbildung 5: Name <strong>und</strong> Lage der untersu<strong>ch</strong>ten Fallbeispiele<br />

Abbildung 6: Grösse der Areale<br />

13


Baden Nord, Baden<br />

Das Areal mit einer Grösse <strong>von</strong> ca. 25 ha liegt an einer innerstädtis<strong>ch</strong>en, zentralen Lage.<br />

Die ABB Immobilien AG ist alleinige Gr<strong>und</strong>eigentümerin. Weitere Merkmale sind die Belastung<br />

dur<strong>ch</strong> Altlasten (teilweise sanierungsbedürftig), die Unters<strong>ch</strong>utzstellung einzelner<br />

Bauten sowie die gute Ers<strong>ch</strong>liessung für den motorisierten Individualverkehr (MIV), den<br />

öffentli<strong>ch</strong>en Verkehr (ÖV) sowie den Langsamverkehr (LV). 1988 fiel der Ents<strong>ch</strong>eid, einen<br />

Grossteil des Areals ni<strong>ch</strong>t mehr zu nutzen, wobei Teile der ursprüngli<strong>ch</strong>en Nutzung<br />

no<strong>ch</strong> heute auf dem Areal vorhanden sind. Ras<strong>ch</strong> wurde mit der Gründung einer Projektorganisation<br />

die Phase der Zielfindung <strong>und</strong> mit Nutzungs- <strong>und</strong> Entwicklungsstudien die<br />

Gestaltungsphase angegangen. No<strong>ch</strong> vor der ersten Re<strong>ch</strong>tsetzung (1994: Entwicklungsri<strong>ch</strong>tplan<br />

(ERP) <strong>und</strong> Teiländerung der Bau- <strong>und</strong> Nutzungsordnung (BNO)) konnte der erste<br />

Neubau realisiert werden. Die Umsetzungsphase dauert bis heute an.<br />

Ferropolis, Villmergen/Wohlen<br />

Das Areal mit einer Grösse <strong>von</strong> ca. 22 ha liegt zwis<strong>ch</strong>en dem Siedlungsberei<strong>ch</strong> der beiden<br />

Gemeinden Villmergen <strong>und</strong> Wohlen. Die Ferrowohlen AG ist alleinige Gr<strong>und</strong>eigentümerin.<br />

Weitere Merkmale sind die Belastung dur<strong>ch</strong> Altlasten (überwa<strong>ch</strong>ungsbedürftig),<br />

das Vorhandensein <strong>von</strong> Ho<strong>ch</strong>spannungsleitungen, das Fehlen ges<strong>ch</strong>ützter Bauten sowie<br />

die Ers<strong>ch</strong>liessungsproblematik (Kapazitätsgrenze der Regionalstrasse, Distanz zum <strong>und</strong><br />

Frequenz des Öffentli<strong>ch</strong>en Verkehrs), trotz Vorhandensein einer stillgelegten Bahnlinie<br />

dur<strong>ch</strong> das Areal). 1994 wurde die Produktion aufgegeben <strong>und</strong> 2002 bes<strong>ch</strong>loss die<br />

Gr<strong>und</strong>eigentümerin das Areal umzunutzen, worauf Altlastenuntersu<strong>ch</strong>ungen <strong>und</strong> Entwicklungsstudien<br />

dur<strong>ch</strong>geführt wurden. Die Re<strong>ch</strong>tsetzungsphase (Teiländerung der Bau- <strong>und</strong><br />

Nutzungsordnung <strong>und</strong> Gestaltungsplan (GP)) wurde eingeleitet, wurde aber <strong>von</strong> den beiden<br />

Gemeindeexekutiven im Frühling 2007 aufgr<strong>und</strong> der Mitwirkung in der vorliegenden<br />

Form als ni<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>lussfähig era<strong>ch</strong>tet. Die weitere Entwicklung ist unklar.<br />

Holzkonservierungsareal (HKZ), Zofingen<br />

Das Areal mit einer Grösse <strong>von</strong> ca. 4,7 ha bildet einen s<strong>ch</strong>malen Streifen entlang der<br />

Bahnlinie der SBB <strong>und</strong> ist Teil eines grösseren <strong>Industrie</strong>gebietes. Weitere Merkmale sind<br />

die Belastung dur<strong>ch</strong> Altlasten (überwa<strong>ch</strong>ungsbedürftig), das Fehlen ges<strong>ch</strong>ützter Bauten,<br />

die s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Bausubstanz sowie der direkte Bahnans<strong>ch</strong>luss (Güter). Im Jahr 2000 ging<br />

die Holzkonservierung AG Konkurs. Bereits zuvor wurde mit der Abklärung der Altlastensituation<br />

begonnen. Seit 2001 ist die Hofer Transport AG Gr<strong>und</strong>eigentümerin des Areals,<br />

wel<strong>ch</strong>es sie seit 2002 zwis<strong>ch</strong>ennutzt.<br />

14


Kunzareal, Windis<strong>ch</strong><br />

Das Areal mit einer Grösse <strong>von</strong> ca. 3,5 ha liegt am Siedlungsrand <strong>von</strong> Windis<strong>ch</strong> auf einer<br />

<strong>von</strong> Aare <strong>und</strong> Reuss ums<strong>ch</strong>lossenen Halbinsel. Gr<strong>und</strong>eigentümerin ist die Kunz Textil<br />

Windis<strong>ch</strong> AG. Weitere Merkmale sind das Fehlen <strong>von</strong> Altlasten, die unmittelbare Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft<br />

zum Auens<strong>ch</strong>utzgebiet Wassers<strong>ch</strong>loss, der S<strong>ch</strong>utz einzelner Bauten sowie die<br />

begrenzte Ausbaufähigkeit der Ers<strong>ch</strong>liessung (Kapazitätsgrenze der einzigen Zufahrtsstrasse).<br />

Im Jahr 2000 wurde die Spinnereiproduktion aufgegeben, worauf Leitlinien für<br />

die <strong>Umnutzung</strong> des Areals (Entwicklungsri<strong>ch</strong>tplan) erarbeitet wurden. Die Re<strong>ch</strong>tsetzung<br />

begann 2004 mit der Teiländerung der Bau- <strong>und</strong> Nutzungsordnung <strong>und</strong> wird voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

Ende 2007 mit einem re<strong>ch</strong>tskräftigen Gestaltungsplan beendet sein. Neu- <strong>und</strong> <strong>Umnutzung</strong>en<br />

konnten im Rahmen bestehender Gesetzgebungen bereits ab 2001 realisiert<br />

werden.<br />

Merkerareal, Baden<br />

Das Areal mit einer Grösse <strong>von</strong> ca. 1 ha verfügt über eine innerstädtis<strong>ch</strong>e, zentrale Lage.<br />

Die Merker Liegens<strong>ch</strong>aften AG ist alleinige Gr<strong>und</strong>eigentümerin. Weitere Merkmale sind<br />

die geringe Altlastenbelastung (ni<strong>ch</strong>t sanierungsbedürftig), das Bestehen eines Abru<strong>ch</strong>verbots<br />

für den Merkerhof, dessen gute Bausubstanz sowie die gute Ers<strong>ch</strong>liessung (Öffentli<strong>ch</strong>er<br />

<strong>und</strong> motorisierter Verkehr, Langsamverkehr). 1991 wurde die Produktion ausgelagert,<br />

worauf ras<strong>ch</strong> der Kontakt mit der Stadt gesu<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> damit die Zielfindung<br />

aufgegleist wurde. Die Idee einer Neuüberbauung wurde vorangetrieben, wobei glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen ermögli<strong>ch</strong>t wurden. Mit dem Abbru<strong>ch</strong>verbot (2003) musste die<br />

ursprüngli<strong>ch</strong>e Idee aufgegeben werden, was aber aufgr<strong>und</strong> der etablierten <strong>und</strong> lukrativen<br />

Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen die Arealentwicklung ni<strong>ch</strong>t blockierte. Der Merkerhof soll nun renoviert<br />

werden.<br />

Torfeld Süd, Aarau<br />

Das Areal mit einer Grösse <strong>von</strong> ca. 7,5 ha liegt an der östli<strong>ch</strong>en Bahneinfahrt <strong>und</strong> der<br />

Stadtgrenze <strong>von</strong> Aarau. Das Gebiet gehört mehreren privaten Gr<strong>und</strong>eigentümern. Weitere<br />

Merkmale sind die geringe Altlastenbelastung, der unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Zustand der Bausubstanz<br />

sowie die momentan s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te ÖV-Ers<strong>ch</strong>liessung (mit einer geplanten Haltestelle<br />

der Regionalbahn (Wynental- <strong>und</strong> Suhrentalbahn) könnte dies behoben werden).<br />

Als im Jahr 2000 das Gebiet als planungsbedürftig eingestuft wurde, waren bereits Zwis<strong>ch</strong>en-<br />

<strong>und</strong> Neunutzungen auf dem Areal eingezogen. Ab 2002 wollte die private MittellandPark<br />

AG ein Fussballstadion auf dem Areal erri<strong>ch</strong>ten, wozu sie eine private-publicpartnership<br />

(PPP) mit der Stadt Aarau einging. Aus Zeitgründen werden Planungss<strong>ch</strong>ritte<br />

wie der Gestaltungsplan, die Teilanpassung des Ri<strong>ch</strong>tplans (RP) <strong>und</strong> der Bau- <strong>und</strong> Nutzungsordnung<br />

parallel ges<strong>ch</strong>altet, wel<strong>ch</strong>e jedo<strong>ch</strong> mit der Ablehnung des Stadionkredits<br />

dur<strong>ch</strong> den Aarauer Souverän obsolet wurden. Die Arealentwicklung befindet si<strong>ch</strong> wieder<br />

in der Zielfindungsphase, kann jedo<strong>ch</strong> auf Arbeiten früherer Phasen aufbauen.<br />

15


Uetikon West, Uetikon am See (Kanton Züri<strong>ch</strong>)<br />

Das Areal mit einer Grösse <strong>von</strong> ca. 3,6 ha liegt mitten im Siedlungsgebiet <strong>und</strong> bildet einen<br />

Landstreifen zwis<strong>ch</strong>en See <strong>und</strong> Kantonsstrasse. Gr<strong>und</strong>eigentümerin ist die Chemie<br />

Uetikon. Weitere Merkmale sind die Altlastenbelastung (teilweise sanierungsbedürftig)<br />

sowie die Kapazitätsgrenze der Regionalstrasse. 2002 wurde mit der Prüfung einer Produktionsauslagerung<br />

begonnen, trotzdem wird bis heute auf dem Areal produziert. In ras<strong>ch</strong>en<br />

<strong>und</strong> <strong>ch</strong>ronologis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ritten folgten ein Entwicklungsleitbild (Zielfindung), ein<br />

städtebauli<strong>ch</strong>er Ideenwettbewerb <strong>und</strong> ein Ri<strong>ch</strong>tprojekt (Gestaltungsphase) sowie die<br />

Re<strong>ch</strong>tsetzungsphase (regionaler Ri<strong>ch</strong>tplan <strong>und</strong> Gestaltungsplan). Aufgr<strong>und</strong> der Ablehnung<br />

des Gestaltungsplans dur<strong>ch</strong> den Gemeinderat im Frühling 2007 wird die industrielle<br />

Produktion auf dem Areal weitergeführt.<br />

Güterbahnhof Züri<strong>ch</strong>, Stadt Züri<strong>ch</strong> (Kanton Züri<strong>ch</strong>)<br />

Das Areal mit einer Grösse <strong>von</strong> ca. 6,5 ha liegt an zentraler Lage am südli<strong>ch</strong>en Rand des<br />

Geleisefeldes des Hauptbahnhofs Züri<strong>ch</strong>. Gr<strong>und</strong>eigentümerin ist die SBB Immobilien AG.<br />

Weitere Merkmale sind die geringe Altlastenbelastung, die hohe Lärmbelastung dur<strong>ch</strong><br />

den Verkehr, das Fehlen ges<strong>ch</strong>ützter Bauten sowie die Kapazitätsgrenzen der umliegenden<br />

Ho<strong>ch</strong>leistungsstrassen. Mitte der 1990er Jahre wurde die mittelfristige Auslagerung<br />

des Güterbahnhofs bes<strong>ch</strong>lossen. Ursprungs- <strong>und</strong> Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen blieben aber bis<br />

heute (befristet) auf dem Areal. Im Jahr 2000 ents<strong>ch</strong>ied si<strong>ch</strong> der Kanton für den Bau des<br />

Polizei- <strong>und</strong> Justizzentrums (PJZ) auf dem Areal. Na<strong>ch</strong> einem Testentwurf (Gestaltungsphase)<br />

wurde das Vorhaben vom Volk gutgeheissen (Re<strong>ch</strong>tsetzung). Dana<strong>ch</strong> folgte die<br />

detaillierte Ausarbeitung mit einem Masterplan (Gestaltungsphase) <strong>und</strong> einem Gestaltungsplan<br />

(Re<strong>ch</strong>tsetzung). Mit dem abges<strong>ch</strong>lossenen Projektwettbewerb ging die Arealentwicklung<br />

2005 in die Umsetzungsphase über. Die Inbetriebnahme des PJZ ist für Ende<br />

2012 geplant.<br />

<strong>Industrie</strong>areal Lang, Reiden (Kanton Luzern)<br />

Das Areal mit einer Grösse <strong>von</strong> ca. 19,3 ha liegt an der Gemeinde- <strong>und</strong> Siedlungsgrenze<br />

<strong>von</strong> Reiden. Gr<strong>und</strong>eigentümerin ist die Lang & Co AG. Weitere Merkmale sind das grosse<br />

Angebot an <strong>Industrie</strong>flä<strong>ch</strong>en in der Region, das Fehlen <strong>von</strong> Altlasten, die Unsi<strong>ch</strong>erheit<br />

betreffend S<strong>ch</strong>utz einzelner Bauten, die gute Bausubstanz der Immobilien sowie die gute<br />

Ers<strong>ch</strong>liessung (motorisierter Individualverkehr, Öffentli<strong>ch</strong>er Verkehr). 1991 begann die<br />

Auslagerung der Produktion, dadur<strong>ch</strong> kam es z.T. zu Neunutzungen bzw. zu Leerstand.<br />

2005 liess die Gr<strong>und</strong>eigentümerin Studien zur Arealentwicklung erarbeiten <strong>und</strong> initiierte<br />

damit die Zielfindungs- <strong>und</strong> Gestaltungsphase, wel<strong>ch</strong>e aber momentan ni<strong>ch</strong>t weiterverfolgt<br />

werden.<br />

Sulzerareal (Stadtmitte), Winterthur (Kanton Züri<strong>ch</strong>)<br />

Das Areal mit einer Grösse <strong>von</strong> ca. 20 ha weist eine innerstädtis<strong>ch</strong>e, zentrale Lage auf.<br />

Gr<strong>und</strong>eigentümerin war zu Beginn des <strong>Umnutzung</strong>sprozesses die Sulzer Immobilien AG,<br />

heute sind es vers<strong>ch</strong>iedene Investoren. Weitere Merkmale sind die Altlastenbelastung,<br />

die Lärmbelastung dur<strong>ch</strong> Eisenbahn <strong>und</strong> Strasse, der S<strong>ch</strong>utz einzelner Bauten, die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Bausubstanz der Immobilien sowie die gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong> gute Ers<strong>ch</strong>liessung<br />

16


(jedo<strong>ch</strong> Probleme mit der Kapazitätsgrenze der Regionalstrasse <strong>und</strong> die fehlende interne<br />

Ers<strong>ch</strong>liessung bzw. Anbindung an den Bahnhof für den Öffentli<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> motorisierten Individualverkehr).<br />

Das Areal wurde 1987/89 eine der ersten grossen innerstädtis<strong>ch</strong>en <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz. Dementspre<strong>ch</strong>end fehlte es an Erfahrung bezügli<strong>ch</strong> Arealumnutzungen,<br />

weshalb der Prozess sehr heterogen verlief. Eine erste Projektstudie<br />

„WintiNova“ führte zu Gr<strong>und</strong>satzdiskussionen <strong>und</strong> endete 1990 mit der Verfügung einer<br />

Planungszone. In einem zweiten Anlauf wurde mit einem Stadtforum (Zielfindungsphase)<br />

öffentli<strong>ch</strong> über die Areal- <strong>und</strong> Stadtentwicklung diskutiert. Dana<strong>ch</strong> folgten ras<strong>ch</strong> die Planungss<strong>ch</strong>ritte<br />

Testplanung (Gestaltungsphase), neue Gr<strong>und</strong>ordnung <strong>und</strong> privater Gestaltungsplan<br />

(Re<strong>ch</strong>tsetzung) sowie 1995 die Baubewilligung für das Projekt „Megalou“ (Realisierung).<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Immobilienkrise verfiel die Bewilligung 2001 ungenutzt. Im dritten<br />

Anlauf änderte die Gr<strong>und</strong>eigentümerin die Strategie <strong>und</strong> liess <strong>von</strong> einem Ar<strong>ch</strong>itektur- <strong>und</strong><br />

Planungsbüro ein Entwicklungsmanagement erarbeiten, wel<strong>ch</strong>es ab 2002 bis heute zur<br />

Realisierung <strong>von</strong> Projekten führt.<br />

17


4.2 Experteninterviews<br />

Ziel der Interviews war es, die Si<strong>ch</strong>t <strong>von</strong> privaten Gr<strong>und</strong>eigentümern <strong>und</strong> Entwicklern<br />

betreffend <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en sowie deren Hindernisse in Erfahrung zu<br />

bringen. Dazu wurden insgesamt 19 Leitfadeninterviews mit Gr<strong>und</strong>eigentümern <strong>und</strong> Entwicklern<br />

<strong>und</strong> zur Ergänzung mit Vertretern der kantonalen <strong>und</strong> kommunalen Behörden<br />

dur<strong>ch</strong>geführt, wel<strong>ch</strong>e im Zeitraum zwis<strong>ch</strong>en August <strong>und</strong> Oktober 2006 stattfanden.<br />

Die Interviews gliederten si<strong>ch</strong> in vers<strong>ch</strong>iedene Blöcke, wobei die Bes<strong>ch</strong>reibung der wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

Hindernisse bzw. der Erkenntnisse sowie die Beurteilung der Relevanz einzelner<br />

Themenberei<strong>ch</strong>e den Hauptteil einnahmen. Die Fragen wurden mögli<strong>ch</strong>st offen formuliert,<br />

um den Interviewpartnern die Mögli<strong>ch</strong>keit zu geben, ihre eigenen Standpunkte <strong>und</strong><br />

Hintergründe zu erläutern.<br />

4.3 Fazit<br />

Die Ergebnisse der Interviews sind na<strong>ch</strong>folgend zu Aussagen zusammengefasst, wel<strong>ch</strong>e<br />

die wi<strong>ch</strong>tigsten Aspekte der Interviewten wiedergeben.<br />

Strukturelle <strong>und</strong> organisatoris<strong>ch</strong>e Aspekte<br />

• Die Unerfahrenheit vieler Gr<strong>und</strong>eigentümer in Sa<strong>ch</strong>en Arealumnutzung stellt ein<br />

grosses Hindernis dar. Eine kompetente Beratung dur<strong>ch</strong> die öffentli<strong>ch</strong>e Hand in<br />

der Anfangsphase ist deshalb sehr wi<strong>ch</strong>tig.<br />

• Der Erfolg eines <strong>Umnutzung</strong>sprojektes hängt <strong>von</strong> S<strong>ch</strong>lüsselpersonen ab, wel<strong>ch</strong>e<br />

Verantwortung für das Projekt übernehmen. Aufgr<strong>und</strong> der langen Zeitdauer sol<strong>ch</strong>er<br />

Projekte ist aber eine gute Projektorganisation, wel<strong>ch</strong>e das Know-how <strong>und</strong><br />

die Kommunikation au<strong>ch</strong> beim We<strong>ch</strong>sel <strong>von</strong> Personen si<strong>ch</strong>erstellt, ents<strong>ch</strong>eidend.<br />

• Ein s<strong>ch</strong>rittweises Vorgehen im Sinne einer systematis<strong>ch</strong>en Projektstrukturierung,<br />

inklusive re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Absi<strong>ch</strong>erung <strong>von</strong> Teils<strong>ch</strong>ritten, ist empfehlenswert.<br />

• Eine zeitli<strong>ch</strong>e Optimierung des Entwicklungsprozesses, z.B. Planungss<strong>ch</strong>ritte parallel<br />

laufen zu lassen, darf nur angestrebt werden, wenn ein erfahrenes Projektteam<br />

vorhanden ist. Eine gute Partners<strong>ch</strong>aft zwis<strong>ch</strong>en öffentli<strong>ch</strong>er Hand <strong>und</strong> dem<br />

Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler ist wi<strong>ch</strong>tiger als eine maximale Zeitoptimierung.<br />

• Ein Projektbegleiter der öffentli<strong>ch</strong>en Hand ist wi<strong>ch</strong>tig, ohne Erfahrungs- <strong>und</strong> Ents<strong>ch</strong>eidungskompetenzen<br />

ist er jedo<strong>ch</strong> nutzlos <strong>und</strong> wiegt die Gr<strong>und</strong>eigentümer in<br />

fals<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>erheit.<br />

18


Vorauss<strong>ch</strong>auende Planung <strong>und</strong> Nutzungsordnung ausreizen<br />

• Standortgemeinden müssen frühzeitig eine Vorstellung über die zukünftige Entwicklung<br />

des Areals <strong>und</strong> dessen Umgebung entwickeln.<br />

• Dur<strong>ch</strong> flexible Ausbildung <strong>und</strong> Anwendung der Nutzungsordnung, z.B. für die Zulassung<br />

<strong>von</strong> Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen, kann die Standortgemeinde den <strong>Umnutzung</strong>sprozess<br />

fördern.<br />

Planungskultur<br />

• Eine partners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit ist sehr wi<strong>ch</strong>tig <strong>und</strong> muss auf gegenseitigem<br />

Vertrauen basieren. Sie muss si<strong>ch</strong> entwickeln (step-by-step) können, weshalb<br />

lieber mit einer informellen Zusammenarbeit begonnen wird, als mit einer<br />

formalen Partners<strong>ch</strong>aft, falls das gegenseitige Vertrauen dafür (no<strong>ch</strong>) ni<strong>ch</strong>t gegeben<br />

ist.<br />

• Eine aktive Kommunikations- <strong>und</strong> Informationspolitik ist ein must-have. Die Partizipation<br />

<strong>von</strong> Dritten (Bevölkerung, Verbände) kann au<strong>ch</strong> Risiken mit si<strong>ch</strong> bringen,<br />

z.B. dass herausgegebene Informationen gegen das Projekt verwendet werden.<br />

• In einer private-public-partnership (PPP) müssen die Partner glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigt<br />

bzw. glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>tig sein.<br />

• Eine partners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit <strong>von</strong> Privatwirts<strong>ch</strong>aft <strong>und</strong> öffentli<strong>ch</strong>er<br />

Hand steht oftmals unter dem Generalverda<strong>ch</strong>t der „Verfilzung“.<br />

Finanzielle <strong>und</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Aspekte<br />

• Eine finanzielle Beteiligung der öffentli<strong>ch</strong>en Hand an der Ers<strong>ch</strong>liessung, der Realisierung<br />

öffentli<strong>ch</strong>er Plätze oder Kostenvors<strong>ch</strong>üsse für die Altlastensanierung<br />

stellen ein nice-to-have ni<strong>ch</strong>t aber ein must-have dar. Eine Vorfinanzierung der<br />

Altlastenentsorgung dur<strong>ch</strong> die öffentli<strong>ch</strong>e Hand wäre dann sinnvoll, wenn der<br />

Verursa<strong>ch</strong>er ni<strong>ch</strong>t mehr belangbar ist.<br />

• Die Ers<strong>ch</strong>liessung des Areals ist Sa<strong>ch</strong>e des Gr<strong>und</strong>eigentümers bzw. des Entwicklers.<br />

Diejenige der Region muss aber Sa<strong>ch</strong>e der öffentli<strong>ch</strong>en Hand bleiben.<br />

• <strong>Umnutzung</strong>sprojekte s<strong>ch</strong>eitern oft am Anspru<strong>ch</strong>, dass <strong>von</strong> Anfang an ein Endzustand<br />

geplant werden muss. Der Umstand, dass eine <strong>Umnutzung</strong> ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>rittweise<br />

entwickelt wird bzw. werden kann, führt oftmals zum S<strong>ch</strong>eitern einer Arealentwicklung.<br />

• Bei Konflikten zwis<strong>ch</strong>en den Privaten <strong>und</strong> der öffentli<strong>ch</strong>en Hand, z.B. über die<br />

Beteiligung an der Ers<strong>ch</strong>liessung, stellt meistens ni<strong>ch</strong>t die te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Aufgabenlösung<br />

das Problem dar, sondern das fehlende Vertrauen bzw. die ni<strong>ch</strong>t vorhandene<br />

kooperative Haltung der Beteiligten.<br />

19


5 Massnahmenvors<strong>ch</strong>läge<br />

5.1 Einleitung<br />

Die na<strong>ch</strong>folgenden Massnahmen berücksi<strong>ch</strong>tigen Themen <strong>und</strong> Aspekte, wel<strong>ch</strong>e einerseits<br />

direkt mit einer Arealentwicklung auftreten. Andererseits bes<strong>ch</strong>äftigen sie si<strong>ch</strong> mit<br />

sol<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e die Rahmenbedingungen für <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en-<strong>Umnutzung</strong>en verbessern.<br />

Die Vors<strong>ch</strong>läge berücksi<strong>ch</strong>tigen jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>e Anpassungen der bestehenden,<br />

übergeordneten Raumordnungs-, Umwelt- <strong>und</strong> Wirts<strong>ch</strong>aftspolitik, die si<strong>ch</strong> „nur“ indirekt<br />

auf die Arealumnutzung beziehen bzw. ausserhalb der lokalen Raumentwicklung<br />

liegen, so z.B. die Revision des Raumplanungsgesetzes. Ebenfalls ni<strong>ch</strong>t berücksi<strong>ch</strong>tigt<br />

werden Umsetzungsdefizite bei bestehenden Gesetzgebungen, namentli<strong>ch</strong> denjenigen<br />

zur haushälteris<strong>ch</strong>en Bodennutzung, sowie die Wahrnehmung der Aufsi<strong>ch</strong>tsfunktion <strong>von</strong><br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kanton.<br />

Für die inneren beiden Berei<strong>ch</strong>e (Arealentwicklung <strong>und</strong> Rahmenbedingungen) der untenstehenden<br />

Abbildung wurden insgesamt 18 wirksame Einzelmassnahmen identifiziert,<br />

wel<strong>ch</strong>e B<strong>und</strong>, Kantone <strong>und</strong> Gemeinden zur Förderung der <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en-<strong>Umnutzung</strong><br />

ergreifen können. Diese wurden a<strong>ch</strong>t Massnahmenbündeln zugeordnet, <strong>von</strong> denen drei<br />

die generellen Rahmenbedingungen im Vorfeld <strong>und</strong> fünf die konkrete Dur<strong>ch</strong>führung der<br />

einzelnen Arealumnutzung betreffen. B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kanton sind dabei naturgemäss stärker<br />

bei den Rahmenbedingungen, die Gemeinde s<strong>ch</strong>wergewi<strong>ch</strong>tig bei der konkreten Arealentwicklung<br />

gefordert.<br />

Abbildung 7: Die a<strong>ch</strong>t Massnahmenbündel im Managment-Modell<br />

20


5.2 Massnahmenblätter<br />

Die einzelnen Massnahmenblätter sind entspre<strong>ch</strong>end dieser Bündelung strukturiert, wie<br />

aus der na<strong>ch</strong>folgenden Abbildung ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> wird.<br />

Abbildung 8: Übersi<strong>ch</strong>t über die 18 Massnahmen<br />

21


I. politis<strong>ch</strong>e Sensibilisierung & Gr<strong>und</strong>lagen<br />

S<strong>ch</strong>lüsselproblem<br />

Das Potenzial der ungenutzten <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en <strong>von</strong> 17 Mio. Quadratmetern wird in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

vielerorts no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t genutzt. Der Handlungsbedarf, der si<strong>ch</strong> aus der städtebauli<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Bedeutung der Areale für eine na<strong>ch</strong>haltige Siedlungsentwicklung na<strong>ch</strong> Innen ergibt, wird <strong>von</strong><br />

vielen Politikern <strong>und</strong> der öffentli<strong>ch</strong>en Verwaltung zu wenig erkannt.<br />

Ziel<br />

Bei Politikern <strong>und</strong> Verwaltungen <strong>von</strong> B<strong>und</strong>, Kantonen <strong>und</strong> Gemeinden soll ein Bewusstsein für das<br />

Potenzial der <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en ges<strong>ch</strong>affen werden. Arealumnutzungen müssen zu einem prioritären<br />

Quers<strong>ch</strong>nittthema der Wirts<strong>ch</strong>afts- <strong>und</strong> Raumordnungspolitik werden <strong>und</strong> Eingang in die Agenden<br />

der Politiker <strong>und</strong> Behörden finden. Dazu muss ein aktuelles Wissen über die <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en vorhanden<br />

sein <strong>und</strong> zur Verfügung gestellt werden.<br />

Massnahmen B<strong>und</strong><br />

internationales <strong>und</strong> nationales Know-how aufbereiten (I.a)<br />

Das aktuelle Wissen zum Thema <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en wird aufgearbeitet, wozu der<br />

Austaus<strong>ch</strong> <strong>und</strong> die Fors<strong>ch</strong>ung auf nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene verstärkt wird. Ziel ist es,<br />

Gr<strong>und</strong>lagen, praxisbezogene Leitfäden <strong>und</strong> Arbeitshilfen für Behörden <strong>und</strong> Private zu erstellen.<br />

<strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en-Übersi<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>affen <strong>und</strong> bewirts<strong>ch</strong>aften (I.b)<br />

In Zusammenarbeit mit den Kantonen, Standortgemeinden <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esämtern wird eine Übersi<strong>ch</strong>t<br />

über <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en in der S<strong>ch</strong>weiz erarbeitet <strong>und</strong> bewirts<strong>ch</strong>aftet. Zur Erarbeitung der Übersi<strong>ch</strong>t<br />

wird ein Netzwerk unter Behörden aufgebaut <strong>und</strong> gepflegt.<br />

politis<strong>ch</strong>e Sensibilisierung (I.c)<br />

Die politis<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungsträger sowie die Verwaltungen werden mit einer Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationskampagne sowie einer periodis<strong>ch</strong>en Beri<strong>ch</strong>terstattung für die <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>enproblematik<br />

sensibilisiert.<br />

Massnahmen Kanton<br />

Unterstützung der Massnahme I. b<br />

Massnahmen Gemeinde<br />

Unterstützung der Massnahme I.b<br />

Faux-pas<br />

Fehlt der politis<strong>ch</strong>e Wille, si<strong>ch</strong> der <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en-Problematik aktiver anzunehmen, so besteht<br />

keine Gewähr für eine na<strong>ch</strong>haltige Umsetzbarkeit des Massnahmenplans. Wird das international<br />

bereits vorhandene Wissen über das <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en-Recycling ni<strong>ch</strong>t für hiesige Umstände aufbereitet,<br />

so erhöht dies die Hemms<strong>ch</strong>welle <strong>und</strong> Kostenrisiken erhebli<strong>ch</strong>. Bei der <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en-<br />

Übersi<strong>ch</strong>t müssen Aufbau <strong>und</strong> Pflege des Netzwerks im Vordergr<strong>und</strong> stehen, soll sie ni<strong>ch</strong>t zur nutzlosen<br />

Inventarisierung verkommen.<br />

22


Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

internationales <strong>und</strong> nationales Know-how aufbereiten (I.a)<br />

Zur Aufbereitung des internationalen <strong>und</strong> nationalen Know-hows <strong>und</strong> zur Erarbeitung praxisbezogener<br />

Dokumentationen gehören folgende Massnahmen:<br />

• Teilnahme bzw. Auswerten <strong>von</strong> internationalen Fors<strong>ch</strong>ungsprogrammen <strong>und</strong> Fa<strong>ch</strong>literatur<br />

• nationale Fors<strong>ch</strong>ung zum Thema innere Siedlungsentwicklung <strong>und</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>enumnutzung<br />

intensivieren <strong>und</strong> koordinieren, z.B. dur<strong>ch</strong> Fors<strong>ch</strong>ungsprogramme des Departementes für Umwelt,<br />

Verkehr, Energie <strong>und</strong> Kommunikation (UVEK), Modellvorhaben (siehe VIII.a) oder einem<br />

evtl. Nationalen Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm (NFP)<br />

• Lücken bedarfsgere<strong>ch</strong>t mit Arbeitshilfen (Leitfaden, Checklisten oder Musterdokumente) zu aktuellen<br />

Themen für Behörden s<strong>ch</strong>liessen (z.B. Projektmanagement bei Bra<strong>ch</strong>flä<strong>ch</strong>en, kommunale<br />

Entwicklungsplanung, Zusammenarbeit mit Beteiligten, Katalog Fördermittel öffentli<strong>ch</strong>e Hand,<br />

kooperative Planungskultur, best-practice-Beispiele, private-public-partnership <strong>und</strong> anderen Kooperationsformen);<br />

Beispiel: Bros<strong>ch</strong>üre ARE/BAFU: Die bra<strong>ch</strong>liegende S<strong>ch</strong>weiz, 2004<br />

<strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en-Übersi<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>affen <strong>und</strong> bewirts<strong>ch</strong>aften (I.b)<br />

Nebst dem Know-how (siehe I.a) muss au<strong>ch</strong> das Know-where aufgearbeitet <strong>und</strong> zugängli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t<br />

werden. In Zusammenarbeit mit den Kantonen <strong>und</strong> unter Einbezug anderer B<strong>und</strong>esämter,<br />

insbesondere des Staatsekretariats für Wirts<strong>ch</strong>aft (SECO), soll deshalb eine Übersi<strong>ch</strong>t über die<br />

<strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en erstellt <strong>und</strong> bewirts<strong>ch</strong>aftet werden. Diese umfasst u.a. folgende Massnahmen:<br />

• Konzeption einer für Standort- <strong>und</strong> Wirts<strong>ch</strong>aftsförderung geeigneten Datenbank; Standortinformationssystem<br />

mit Angaben z.B. über Lage, Ausstattung, Nutzung, Baure<strong>ch</strong>t, Verfügbarkeit,<br />

Preis etc., vgl. au<strong>ch</strong> die Skizze „Greater Swiss Area“ des Fa<strong>ch</strong>verbands S<strong>ch</strong>weizer Planerinnen<br />

<strong>und</strong> Planer (FSU), in Collage, 01/2006 http://www.f-s-u.<strong>ch</strong>/de/collage.php<br />

• Datenbank mittels Behörden-Netzwerk prozesshaft aufbauen <strong>und</strong> bewirts<strong>ch</strong>aften<br />

• Behörden-Netzwerk für Erfahrungs- <strong>und</strong> Informationsaustaus<strong>ch</strong> nutzen <strong>und</strong> pflegen (vgl. III.a)<br />

• prüfen, ob ein (teilweise) öffentli<strong>ch</strong> zugängli<strong>ch</strong>es Standortinformationssystem mögli<strong>ch</strong> <strong>und</strong> erwüns<strong>ch</strong>t<br />

ist. Beispiele: www.stuttgart-bauflae<strong>ch</strong>en.de, www.flae<strong>ch</strong>eninfo.de.<br />

politis<strong>ch</strong>e Sensibilisierung (I.c)<br />

Damit Arealumnutzungen zu einem wi<strong>ch</strong>tigen Thema der Politik werden, ist eine Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationskampagne notwendig. Eine sol<strong>ch</strong>e sollte u.a. die Erkenntnisse aus dem Massnahmenplan<br />

<strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en beinhalten. Die prioritäre Zielgruppe stellen die politis<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungsträger<br />

dar, sek<strong>und</strong>är au<strong>ch</strong> die Verwaltung <strong>und</strong> die interessierte Öffentli<strong>ch</strong>keit. Dazu sollen<br />

folgenden Massnahmen situations- <strong>und</strong> zielgruppenspezifis<strong>ch</strong> ergriffen werden:<br />

• interessierte B<strong>und</strong>espolitiker frühzeitig über die Massnahmenvors<strong>ch</strong>läge informieren, so z.B. die<br />

parlamentaris<strong>ch</strong>e Gruppe „Boden <strong>und</strong> Raumordnung“ inklusive deren Sekretariat (S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Vereinigung für Landesplanung, VLP)<br />

• Information <strong>und</strong> Diskussion mit kantonalen Volkswirts<strong>ch</strong>afts- <strong>und</strong> Baudirektoren (z.B. im Rahmen<br />

der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Bau-, Planungs- <strong>und</strong> Umweltdirektoren-Konferenz, BPUK)<br />

• Städte <strong>und</strong> Gemeinden informieren (z.B. via S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Städteverband <strong>und</strong> dem S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Gemeindeverband)<br />

• Fa<strong>ch</strong>öffentli<strong>ch</strong>keit via Publikationen in Fa<strong>ch</strong>literatur <strong>und</strong> mittels Veranstaltungen informieren<br />

• Koordination der Kantons- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esaktivitäten im Zusammenhang mit der Veröffentli<strong>ch</strong>ung<br />

der Kataster der belasteten Standorte<br />

• Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsrhythmus bestimmen (Erstinformation / periodis<strong>ch</strong>e Beri<strong>ch</strong>terstattung).<br />

23


II.<br />

planeris<strong>ch</strong>es Vordenken<br />

S<strong>ch</strong>lüsselproblem<br />

Fehlen strategis<strong>ch</strong>e Vorstellungen über die räumli<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Entwicklung na<strong>ch</strong> Innen<br />

<strong>und</strong> damit einer <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en, ist die öffentli<strong>ch</strong>e Hand ni<strong>ch</strong>t für postindustrielle<br />

Entwicklung vorbereitet. Dies führt im Fall einer Aufgabe der Ursprungsnutzung auf <strong>Industrie</strong>arealen<br />

zu einer Situation der Unsi<strong>ch</strong>erheit bei Gr<strong>und</strong>eigentümern, bei den Behörden sowie bei der Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> kann den <strong>Umnutzung</strong>sprozess verzögern oder blockieren.<br />

Ziel<br />

Gemeinden, Regionen, Kantone <strong>und</strong> B<strong>und</strong> s<strong>ch</strong>affen optimale Rahmenbedingungen <strong>und</strong> sind damit<br />

auf <strong>Umnutzung</strong>sprozesse vorbereitet. Dazu formulieren sie frühzeitig ihre strategis<strong>ch</strong>en Rahmenbedingungen,<br />

Interessen <strong>und</strong> Wüns<strong>ch</strong>e für aktuelle <strong>und</strong> potenzielle <strong>Umnutzung</strong>sgebiete <strong>und</strong> deren<br />

grössere Umgebung. Dabei soll der Fokus beim planeris<strong>ch</strong>en Vorausdenken liegen <strong>und</strong> weniger auf<br />

formalen Plänen.<br />

Massnahmen B<strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Planungen anpassen (II.a)<br />

Die Förderung der <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en fliesst ein in die Strategiepapiere des B<strong>und</strong>es.<br />

Er koordiniert seine bezügli<strong>ch</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en relevanten Aktivitäten <strong>und</strong> nimmt seine Aufsi<strong>ch</strong>tsfunktion<br />

(Ri<strong>ch</strong>tplan) gegenüber den Kantonen wahr.<br />

Massnahmen Kanton<br />

kantonale Strategien ergänzen (II.b)<br />

In kantonalen Ri<strong>ch</strong>tplänen, Regierungs- <strong>und</strong> Legislaturprogrammen sowie in den Agglomerationsprogrammen<br />

wird die <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en aktiv thematisiert. Zudem koordiniert der<br />

Kanton seine bezügli<strong>ch</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en relevanten Aktivitäten <strong>und</strong> nimmt seine Aufsi<strong>ch</strong>tsfunktion<br />

gegenüber den Gemeinden wahr. Im Weiteren fördert er interkommunale Zusammenarbeit.<br />

Massnahmen Gemeinde<br />

kommunale Entwicklungsvorstellungen formulieren (II.c)<br />

Die kommunale Entwicklung im Allgemeinen <strong>und</strong> diejenige <strong>von</strong> aktuellen <strong>und</strong> potenziellen <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en<br />

werden periodis<strong>ch</strong> diskutiert <strong>und</strong> in kommunalen Strategien, wie Legislaturzielen oder Entwicklungskonzepten,<br />

festgehalten.<br />

Faux-pas<br />

Eine über die wi<strong>ch</strong>tigsten strategis<strong>ch</strong>en Eckpunkte hinausgehende (oder sie ersetzende) Detailplanung<br />

ist kontraproduktiv (S<strong>ch</strong>einsi<strong>ch</strong>erheit, Ankereffekte, Blockierung).<br />

24


Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

B<strong>und</strong>eskonzepte anpassen (II.a)<br />

Die <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en als wi<strong>ch</strong>tiges Ziel der inneren Siedlungserneuerung wird in<br />

Strategiepapieren des B<strong>und</strong>es festgehalten, insbesondere<br />

• im Raumkonzept S<strong>ch</strong>weiz<br />

• in der Strategie Na<strong>ch</strong>haltige Entwicklung des B<strong>und</strong>esrates<br />

• im Wa<strong>ch</strong>stumspaket<br />

• in der Strategie des Departements für Umwelt, Verkehr <strong>und</strong> Kommunikation (Massnahme<br />

Raumordnung).<br />

Der B<strong>und</strong> nimmt verstärkt seine Aufsi<strong>ch</strong>ts- <strong>und</strong> Koordinationsfunktion wahr, u.a. mittels:<br />

• Vorgaben für kant. Ri<strong>ch</strong>tpläne (u.a. Abglei<strong>ch</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> Entwicklungss<strong>ch</strong>werpunkte<br />

dur<strong>ch</strong>führen sowie Kriterien für deren Priorisierung)<br />

• Prinzipien für Standortwahl B<strong>und</strong>es eigene Bauten <strong>und</strong> Anlagen (B<strong>und</strong>esamt für Bauten <strong>und</strong> Logistik,<br />

BBL <strong>und</strong> Departement für Verteidigung, Bevölkerungss<strong>ch</strong>utz <strong>und</strong> Sport, VBS).<br />

kantonale Strategien ergänzen (II.b)<br />

Die Förderung der <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en wird in den Entwicklungsstrategien des Kantons<br />

festgehalten, insbesondere:<br />

• dur<strong>ch</strong> die politis<strong>ch</strong>e Legislaturplanung<br />

• in Entwicklungsleitbildern<br />

• in den regionalen <strong>und</strong> kantonalen Ri<strong>ch</strong>tplänen <strong>und</strong> Raumentwicklungskonzepten (z.B. mit Stadionstandort<br />

im kantonalen RP beim Torfeld Süd, Aarau oder mit Entwicklungss<strong>ch</strong>werpunkten u.a.<br />

in den Kantonen Bern <strong>und</strong> St. Gallen)<br />

• in der Strategie der Standort- <strong>und</strong> Wirts<strong>ch</strong>aftsförderung<br />

• in den Agglomerationsprogrammen.<br />

Der Kanton nimmt verstärkt seine Aufsi<strong>ch</strong>ts- <strong>und</strong> Koordinationsfunktion wahr u. a. mittels<br />

• Prinzipien für Standortwahl Kantons eigener Bauten <strong>und</strong> Anlagen<br />

• eigenen Pilotprojekten<br />

• Anforderungen für Ortsplanungen (Situation <strong>von</strong> genutzten oder unternutzten <strong>Industrie</strong>arealen<br />

abklären)<br />

kommunale Entwicklungsvorstellungen formulieren (II.c)<br />

Die kommunale Entwicklung im Allgemeinen <strong>und</strong> diejenige <strong>von</strong> aktuellen <strong>und</strong> potenziellen <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en<br />

werden periodis<strong>ch</strong> diskutiert <strong>und</strong> fliessen in kommunale Strategien ein. Der Fokus<br />

liegt auf dem politis<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> planeris<strong>ch</strong>en Vorausdenken <strong>und</strong> weniger auf formalen Plänen. Die<br />

kommunalen Überlegungen können ihren Nieders<strong>ch</strong>lag finden:<br />

• in Legislaturzielen <strong>und</strong> Leitbildern<br />

• in Entwicklungskonzepten <strong>und</strong> -visionen<br />

• in kommunalen Ri<strong>ch</strong>tplänen, z.B. mit dem Entwicklungsri<strong>ch</strong>tplan für Baden Nord, mit dem die<br />

Gemeinde ihre Vorstellungen festlegte, ohne zukünftige Entwicklungen einzuengen.<br />

25


III.<br />

Standortförderung <strong>und</strong> lokale Politkultur<br />

S<strong>ch</strong>lüsselproblem<br />

Die politis<strong>ch</strong>e Kultur ist in der föderalistis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>weiz lokal sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>. Der politis<strong>ch</strong>e Stil<br />

sowie aktuelle oder sensible Themen <strong>und</strong> Stakeholder sind meist lokalspezifis<strong>ch</strong>. Die lokal-politis<strong>ch</strong>en<br />

Rahmenbedingungen können eine erfolgrei<strong>ch</strong>e Projektdur<strong>ch</strong>führung ers<strong>ch</strong>weren oder a priori verunmögli<strong>ch</strong>en.<br />

Ziel<br />

Die Standortförderung vermittelt aktiv zwis<strong>ch</strong>en den Behörden <strong>und</strong> der Privatwirts<strong>ch</strong>aft zur Unterstützung<br />

der <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en, <strong>und</strong> die Gemeinden bemühen si<strong>ch</strong> um eine die <strong>Umnutzung</strong><br />

unterstützende konstruktiv-sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Politkultur.<br />

Massnahmen B<strong>und</strong><br />

Der B<strong>und</strong> unterstützt die kantonale Standortförderung dur<strong>ch</strong> Vorleistungen insbesondere dur<strong>ch</strong> die<br />

Massnahmen Ia, Ib, Ic <strong>und</strong> IIa.<br />

Massnahmen Kanton<br />

Vermittlung des Standortmarketing verstärken (III.a)<br />

Die Standortförderung (Standortmarketing, Wirts<strong>ch</strong>aftsförderung, Raumentwicklung) pflegt zusammen<br />

mit anderen kantonalen Ämtern proaktiv den Kontakt zu Gemeinden <strong>und</strong> vermittelt zwis<strong>ch</strong>en<br />

ihnen <strong>und</strong> den Privaten (Gr<strong>und</strong>eigentümer, Entwickler, Investoren, Nutzer).<br />

Massnahmen Gemeinde<br />

lösungsorientierte Politkultur pflegen (III.b)<br />

Die Exekutiv- <strong>und</strong> Legislativpolitiker bemühen si<strong>ch</strong> um eine die <strong>Umnutzung</strong> unterstützende Politkultur<br />

in der Gemeinde.<br />

Faux-pas<br />

Unverständnis <strong>von</strong> Privaten wie Behörden für die Lage <strong>und</strong> Interessen der anderen Seite s<strong>ch</strong>mälert<br />

die Chancen einer erfolgrei<strong>ch</strong>en Arealentwicklung erhebli<strong>ch</strong>. Glei<strong>ch</strong>es gilt für das Fehlen einer konstruktiv-sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Politkultur in der Gemeinde bzw. für eine unents<strong>ch</strong>iedene Exekutivpolitik.<br />

26


Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

Vermittlung des Standortmarketing verstärken (III.a)<br />

Die Wirts<strong>ch</strong>aftsförderung übernimmt eine vermittelnde Rolle bei der Information <strong>und</strong> Koordination<br />

der Gemeinden, der kantonalen Ämter <strong>und</strong> der Privaten (Gr<strong>und</strong>eigentümer, Entwickler, Investoren,<br />

Nutzer). Dazu sind folgende Aspekte wi<strong>ch</strong>tig:<br />

• die Wirts<strong>ch</strong>aftsförderung verfügt über aktuelle Kenntnisse der Politkultur, Standortfaktoren, der<br />

Raumentwicklung <strong>und</strong> der Marktsituation in den einzelnen Gemeinden <strong>und</strong> im Kanton<br />

• in Zusammenarbeit mit anderen kantonalen Ämtern (Raumentwicklung, Umwelt) werden Standortgemeinden<br />

mit aktuellen oder potenziellen <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en aktiv angegangen<br />

• das Stadtortmarketing behält eine führende Rolle in der Vermittlung <strong>und</strong> Betreuung <strong>von</strong> Privaten<br />

<strong>und</strong> Gemeinden; sie verfügt über eine aktuelle Übersi<strong>ch</strong>t der Ansiedlungsanfragen<br />

• das Standortmarketing zeigt den Privaten die lokalen Rahmenbedingungen <strong>und</strong> politis<strong>ch</strong>en<br />

Grenzen des Ma<strong>ch</strong>baren auf <strong>und</strong> sensibilisiert die Gemeindevertreter für die Marktbedürfnisse<br />

<strong>und</strong> die Interessen der Privatwirts<strong>ch</strong>aft<br />

• Initiierung oder Unterstützung interkommunaler oder regionaler Kooperationen zur Förderung<br />

<strong>von</strong> <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en. Beispiel für regionale Vermarktung: www.oberthurgau.<strong>ch</strong>.<br />

lösungsorientierte Politkultur pflegen (III.b)<br />

Damit si<strong>ch</strong> in der Gemeinde eine lösungsorientierte Politkultur entwickelt, brau<strong>ch</strong>t sie ein Selbstverständnis<br />

als „lernende Organisation“. Ganz generell setzt dies voraus, dass Fehler <strong>und</strong> Kritik<br />

als wertvolle Hinweise für Verbesserungen verstanden werden. Konkret gehören dazu u.a. folgende<br />

Punkte:<br />

• politis<strong>ch</strong>e Sensibilisierung vers<strong>ch</strong>iedener Gesells<strong>ch</strong>aftsgruppen (Politik, Bevölkerung, Wirts<strong>ch</strong>aft)<br />

• positive Auseinandersetzung mit Problemen <strong>und</strong> Herausforderungen, Fehlern <strong>und</strong> Kritik<br />

• regelmässiger Austaus<strong>ch</strong> mit den vers<strong>ch</strong>iedenen Interessengruppen der Gemeinde <strong>und</strong> Aussenstehenden<br />

pflegen, z.B. mit dem Stadtforum für Baden Nord<br />

• ni<strong>ch</strong>t Fehler <strong>und</strong> die Vergangenheit stehen im Vordergr<strong>und</strong>, sondern Lerneffekte <strong>und</strong> eine bessere<br />

Zukunft.<br />

27


IV.<br />

Beratung in der Startphase<br />

S<strong>ch</strong>lüsselproblem<br />

Arealumnutzungen sind sehr komplexe Prozesse. Für Gr<strong>und</strong>eigentümer, wel<strong>ch</strong>e oftmals in der Produktion<br />

tätig waren, stellen <strong>Umnutzung</strong>sprozesse eine thematis<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> organisatoris<strong>ch</strong>e Herausforderung<br />

<strong>und</strong> Neuland dar.<br />

Ziel<br />

Die Behörden su<strong>ch</strong>en aktiv den Austaus<strong>ch</strong> mit Gr<strong>und</strong>eigentümern, bei denen eine Arealumnutzung<br />

zur Diskussion steht, <strong>und</strong> beraten diese.<br />

Massnahmen B<strong>und</strong><br />

Unterstützung dur<strong>ch</strong> die Massnahmen Ia, Ib, Ic <strong>und</strong> IIa.<br />

Massnahmen Kanton<br />

kompetente Erstberatung anbieten (IV.a)<br />

Die Kantone bieten eine kompetente Erstberatung an. Dazu bauen sie si<strong>ch</strong> eine verwaltungsinterne<br />

Anlaufstelle mit entspre<strong>ch</strong>endem Know-how auf.<br />

Massnahmen Gemeinde<br />

Kontakt mit Kanton gewährleisten (IV.b)<br />

Standortgemeinden su<strong>ch</strong>en bei si<strong>ch</strong> abzei<strong>ch</strong>nender Nutzungsänderung frühzeitig den Informationsaustaus<strong>ch</strong><br />

mit der kantonalen Anlaufstelle (IV.a).<br />

Faux-pas<br />

Ohne eine kompetente Erstberatung dur<strong>ch</strong> den Kanton erhöht si<strong>ch</strong> das Risiko, dass Gr<strong>und</strong>eigentümer<br />

/ Entwickler improvisiert <strong>und</strong> auf ungeeignete Art <strong>und</strong> Weise in die Arealentwicklung einsteigen.<br />

28


Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

kompetente Erstberatung anbieten (IV.a)<br />

Eine kompetente <strong>und</strong> kostenlose Erstberatung <strong>von</strong> Gr<strong>und</strong>eigentümern oder Entwicklern beinhaltet<br />

folgende Massnahmen:<br />

• Definition einer kantonalen Anlaufstelle <strong>und</strong> gewährleisten, dass der verwaltungsinterne Informationsfluss<br />

betreffend Arealumnutzungen funktioniert<br />

• aktuelles Know-how über Arealentwicklungen, Fördermassnahmen, best-practice-Beispielen<br />

(gestützt auf Vorarbeiten des B<strong>und</strong>es, siehe I.a) erarbeiten <strong>und</strong> auf den kantonalen Kontext anpassen<br />

• Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler re<strong>ch</strong>tzeitig informieren betreffend<br />

- genereller Herangehensweise bei der <strong>Umnutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en<br />

- den planungsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Mögli<strong>ch</strong>keiten<br />

- der Projektorganisation <strong>und</strong> -strukturierung<br />

- dem Zeit- <strong>und</strong> Ressourcenbedarf<br />

- dem Einbezug der relevanten Stakeholder<br />

- dem Ablauf <strong>und</strong> den Chancen/Risiken politis<strong>ch</strong>er Prozesse<br />

(Abstimmungen, Referenden etc.)<br />

- der Mögli<strong>ch</strong>keit einer externer Unterstützung dur<strong>ch</strong> private Beratungs- <strong>und</strong><br />

Planungsbüros (aktuelle Liste mit ausgewiesenen Büros)<br />

- den behördli<strong>ch</strong>en Projektbegleitungs- <strong>und</strong> Koordinationsmögli<strong>ch</strong>keiten (siehe V.a)<br />

• die Gemeinden werden, falls sie dies wüns<strong>ch</strong>en, aktiv bei der Erarbeitung einer kommunalen<br />

Entwicklungsstrategie unterstützt. (siehe II.b <strong>und</strong> II.c).<br />

Kontakt mit Kanton gewährleisten (IV.b)<br />

Gr<strong>und</strong>eigentümer oder Entwickler, wel<strong>ch</strong>e im Zusammenhang mit einer Arealumnutzung an die<br />

Gemeinde gelangen, werden <strong>von</strong> dieser u.a. auf die kostenlose Erstberatung dur<strong>ch</strong> den Kanton<br />

aufmerksam gema<strong>ch</strong>t. Die kantonalen Stellen werden über entspre<strong>ch</strong>ende Aktivitäten der Gr<strong>und</strong>eigentümer<br />

/ Entwickler informiert. Grössere Stadtgemeinden bieten Erstberatungen eventuell selber<br />

an, stehen aber im regen Austaus<strong>ch</strong> mit dem Kanton. Beispiel dazu ist das Merkerareal in Baden,<br />

wo die Stadt eine kompetente Erstberatung angeboten hat.<br />

29


V. Projektbegleitung <strong>und</strong> Behördenkoordination<br />

S<strong>ch</strong>lüsselproblem<br />

In den Prozess einer Arealumnutzung sind eine Vielzahl <strong>von</strong> Behördenstellen <strong>von</strong> Gemeinden <strong>und</strong><br />

Kanton <strong>und</strong> vereinzelt der B<strong>und</strong> (Altlasten, Störfallsituation) involviert, wel<strong>ch</strong>e z. T. zu unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

Zeitpunkten aktiv sind <strong>und</strong> mit den Gr<strong>und</strong>eigentümern kommunizieren. Zudem ergeben die<br />

sektoriellen Einzelmeinungen mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>em Gewi<strong>ch</strong>t häufig kein konzises Bild des öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Interesses.<br />

Ziel<br />

Ziel ist es, die Arbeit der Behörden zu koordinieren <strong>und</strong> zu steuern, damit die Gr<strong>und</strong>eigentümer /<br />

Entwickler eine kompetente Anspre<strong>ch</strong>person zur Verfügung haben <strong>und</strong> mit einer mögli<strong>ch</strong>st konsolidierten<br />

Behördenmeinung der Gemeinde <strong>und</strong> des Kantons bedient werden.<br />

Massnahmen B<strong>und</strong><br />

-<br />

Massnahmen Kanton<br />

Projektkoordinator ernennen (V.a)<br />

Der Kanton verfügt über einen Projektkoordinator für jede Arealumnutzung <strong>und</strong> delegiert diesem die<br />

erforderli<strong>ch</strong>en Ressourcen <strong>und</strong> Ents<strong>ch</strong>eidungskompetenzen. Für Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler bildet<br />

der Projektkoordinator die primäre Anspre<strong>ch</strong>person in der kantonalen Verwaltung. Er gestaltet<br />

Kraft seiner Funktion <strong>und</strong> Person die Arbeit der Behörden effizient <strong>und</strong> effektiv na<strong>ch</strong> innen <strong>und</strong> aussen.<br />

Massnahmen Gemeinde<br />

verantwortli<strong>ch</strong>e Anspre<strong>ch</strong>person bestimmen (V.b)<br />

Die Gemeinde bestimmt eine Anspre<strong>ch</strong>person in oder nahe bei der Gemeinde-Exekutive.<br />

Faux-pas<br />

Ein Projektleiter bzw. eine Anspre<strong>ch</strong>person ohne Ents<strong>ch</strong>eidungskompetenzen kann zwar ein Projekt<br />

begleiten, ni<strong>ch</strong>t aber mitgestalten <strong>und</strong> vermittelt somit dem Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler eine problematis<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>einsi<strong>ch</strong>erheit.<br />

30


Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

Projektkoordinator ernennen (V.a)<br />

Damit ein kantonaler Projektkoordinator für Arealumnutzungen die Arbeit der Behörden effizient<br />

<strong>und</strong> effektiv gestalten kann, sollten folgende Aspekte geprüft werden bzw. erfüllt sein:<br />

• der Projektkoordinator ist ni<strong>ch</strong>t der Linienorganisation unterstellt, sondern direkt dem Ents<strong>ch</strong>eidungsträger<br />

• der Projektkoordinator wird mit den notwendigen Ressourcen <strong>und</strong> den erforderli<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungs-<br />

<strong>und</strong> Weisungskompetenzen ausgestattet, so dass u.a. Kontakt <strong>und</strong> Kommunikation zwis<strong>ch</strong>en<br />

Behörden <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler stets dur<strong>ch</strong> den Projektkoordinator erfolgen<br />

• unter Führung des Projektkoordinators wird die kantonale Projektorganisation für die Begleitung<br />

<strong>von</strong> Arealumnutzungen klar festgelegt (inkl. Zuständigkeiten, Ents<strong>ch</strong>eidungsabläufe <strong>und</strong> Kommunikationswege)<br />

• die Koordination der kantonalen Altlastenbearbeitung (z.B. Dur<strong>ch</strong>führung <strong>von</strong> Untersu<strong>ch</strong>ungen)<br />

mit den raumplaneris<strong>ch</strong>en Massnahmen auf kommunaler Stufe (z.B. Sondernutzungsplanungen)<br />

stellt u.a. eine Aufgabe des Projektkoordinators dar.<br />

verantwortli<strong>ch</strong>e Anspre<strong>ch</strong>person bestimmen (V.b)<br />

Damit Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler auf kommunaler Ebene wissen, wer ihr Anspre<strong>ch</strong>partner ist,<br />

bestimmen die Gemeinden eine entspre<strong>ch</strong>ende Anspre<strong>ch</strong>person mit folgenden Eigens<strong>ch</strong>aften:<br />

• die Anspre<strong>ch</strong>person sollte der kommunalen Exekutive angehören, oder in Stadtgemeinden evtl.<br />

au<strong>ch</strong> ein Amt<strong>ch</strong>ef sein.<br />

• die Anspre<strong>ch</strong>person muss über ein angemessenes Zeitbudget verfügen, damit Kontakt <strong>und</strong><br />

Kommunikation zwis<strong>ch</strong>en Behörden <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>eigentümer bzw. Entwickler dur<strong>ch</strong> diese koordiniert<br />

<strong>und</strong> geleitet werden kann.<br />

31


VI.<br />

kooperative Planungskultur<br />

S<strong>ch</strong>lüsselproblem<br />

Ohne eine tragfähige Partners<strong>ch</strong>aft zwis<strong>ch</strong>en Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler <strong>und</strong> Gemeinde bzw.<br />

Kanton wird eine Arealumnutzung erhebli<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>wert. Meinungsvers<strong>ch</strong>iedenheiten, die bei einem<br />

langwierigen Prozess einer Arealumnutzung fast immer auftreten, können besser bewältigt werden,<br />

wenn ein gegenseitiges Vertrauen besteht.<br />

Ziel<br />

Bei einer Arealumnutzung ist eine tragfähige Partners<strong>ch</strong>aft zwis<strong>ch</strong>en Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler<br />

<strong>und</strong> Gemeinde bzw. Kanton anzustreben <strong>und</strong> zu pflegen. Dazu brau<strong>ch</strong>t es ein Verständnis für die<br />

Gegenseite, den Verzi<strong>ch</strong>t auf Maximalforderungen <strong>und</strong> das gegenseitige Vertrauen.<br />

Massnahmen B<strong>und</strong><br />

-<br />

Massnahmen Kanton<br />

partners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit des Kantons (VI.a)<br />

Die Kantone pflegen eine kooperative <strong>und</strong> lösungsorientierte Planungskultur. Sie verstehen si<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t als hoheitli<strong>ch</strong>e Instanz, sondern als Partner <strong>von</strong> Privaten <strong>und</strong> Gemeinden. Sie bringen ihre Interessen<br />

ein <strong>und</strong> begründen diese.<br />

Massnahmen Gemeinde<br />

partners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit der Gemeinde (VI.b)<br />

siehe Massnahme VI.a<br />

Faux-pas<br />

Ein Verharren auf hoheitli<strong>ch</strong>en Positionen <strong>und</strong> damit eine rein kontrollierende Haltung der Behörden<br />

ohne eigene Initiative <strong>und</strong> einem Verständnis für die Anliegen der Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler ers<strong>ch</strong>weren<br />

eine Arealumnutzung deutli<strong>ch</strong>.<br />

32


Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

partners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit des Kantons (VI.a)<br />

Eine kooperative <strong>und</strong> lösungsorientierte Planungskultur ermögli<strong>ch</strong>t eine konstruktive Zusammenarbeit<br />

zwis<strong>ch</strong>en Behörden <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler. Dazu müssen beide Seiten ein Verständnis<br />

für die Gegenseite entwickeln <strong>und</strong> auf Maximalforderungen verzi<strong>ch</strong>ten, d.h. dass gewohnte<br />

Handlungs- <strong>und</strong> Vorgehensweisen konstruktiv-kritis<strong>ch</strong> hinterfragt werden dürfen.<br />

Folgende Massnahmen sollten bei einer partners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Zusammenarbeit berücksi<strong>ch</strong>tigt werden:<br />

• eine offene <strong>und</strong> regelmässige Kommunikation zwis<strong>ch</strong>en den Beteiligten bildet die Basis für ein<br />

gegenseitiges Vertrauen; entspre<strong>ch</strong>ende Kommunikationsgefässe (z.B. Steuerungsauss<strong>ch</strong>uss)<br />

sind einzuri<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong> zu pflegen<br />

• gegenseitiges Vertrauen hängt <strong>von</strong> Personen ab; geeignete Persönli<strong>ch</strong>keiten sind deshalb<br />

ebenso ents<strong>ch</strong>eidend wie die personelle Kontinuität im Prozess<br />

• einfa<strong>ch</strong>e Spielregeln einer partners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Zusammenarbeit sind zu diskutieren <strong>und</strong> festzuhalten,<br />

z.B. betreffend Projektorganisation, interner Kommunikation, Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit, Kosten<br />

<strong>und</strong> Beteiligung<br />

• die wi<strong>ch</strong>tigsten inhaltli<strong>ch</strong>en Eckpunkte der Arealentwicklung sind periodis<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> festzuhalten<br />

• die mögli<strong>ch</strong>en Formen der Zusammenarbeit sind vielfältig <strong>und</strong> rei<strong>ch</strong>en <strong>von</strong> einem losen Dialog<br />

bis zur formalisierten Partners<strong>ch</strong>aft (private-public-partnership). Die Form hängt vom Projekt,<br />

dem gegenseitigen Interesse <strong>und</strong> Vertrauen ab. Eine s<strong>ch</strong>rittweise Entwicklung <strong>und</strong> Vertiefung<br />

der Zusammenarbeit s<strong>ch</strong>eint sinnvoll zu sein, wobei formelle Fragen der Zusammenarbeit eine<br />

Arealentwicklung ni<strong>ch</strong>t blockieren dürfen (lieber bei einer informellen Zusammenarbeit bleiben,<br />

wenn eine formelle Partners<strong>ch</strong>aft zu grosses Konfliktpotenzial in si<strong>ch</strong> birgt).<br />

partners<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Zusammenarbeit der Gemeinde (VI.b)<br />

Siehe Massnahme (VI.a)<br />

Ein gutes Beispiel für eine lösungsorientierte Zusammenarbeit ist das Merkerareal. Die Stadt Baden<br />

<strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>eigentümerin bewiesen, dass au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>einbar unüberwindbare Differenzen wie<br />

der geforderte S<strong>ch</strong>utz bzw. das Abrissverbot für den Merkerhof konstruktiv gelöst werden können.<br />

33


VII.<br />

situative Planungsprozesse <strong>und</strong> -instrumente<br />

S<strong>ch</strong>lüsselproblem<br />

Bestehende Planungsprozesse <strong>und</strong> -instrumente werden oft zu starr angewendet ohne die Konsequenzen<br />

für den einzelnen <strong>Umnutzung</strong>sprozess zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, z.B. indem bereits zu Planungsbeginn<br />

restriktive Festlegungen für den Entwicklungsendzustand fixiert werden. Dies ges<strong>ch</strong>ieht<br />

oftmals aufgr<strong>und</strong> mangelnder Professionalität, insbesondere auf kommunaler Stufe.<br />

Ziel<br />

Planungsinstrumente <strong>und</strong> -abläufe sollen den Prozess der einzelnen Arealumnutzung situativ angepasst<br />

fördern <strong>und</strong> ni<strong>ch</strong>t ers<strong>ch</strong>weren.<br />

Massnahmen B<strong>und</strong><br />

-<br />

Massnahmen Kanton<br />

Unterstützung der Massnahmen VII.a <strong>und</strong> VII.b<br />

Massnahmen Gemeinde<br />

Hand bieten für situativ angepasste Planungsprozesse (VII.a)<br />

In Koordination mit dem Kanton bieten die Gemeinden Hand für situativ angepasste Planungsprozesse.<br />

Dazu unterstützen sie die Privaten aktiv <strong>und</strong> koordinieren ihre Planungsaktivitäten mit denjenigen<br />

der Privaten.<br />

Planungsinstrumente flexibel anwenden (VII.b)<br />

Bei der Anwendung <strong>und</strong> Umsetzung der Planungsinstrumente muss so weit als mögli<strong>ch</strong> flexibel auf<br />

die Gegebenheiten der einzelnen Arealumnutzungen eingegangen werden. Ni<strong>ch</strong>t so sehr neue Planungsinstrumente<br />

sind gefragt als vielmehr eine professionelle, arealspezifis<strong>ch</strong>e Anwendung des<br />

vorhandenen Instrumentenkastens.<br />

Faux-pas<br />

Unsi<strong>ch</strong>erheit <strong>und</strong> krampfhaftes Festhalten an formalen Abläufen <strong>und</strong> Vors<strong>ch</strong>riften blockiert eine<br />

Arealentwicklung.<br />

34


Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

Hand bieten für situativ angepasste Planungsprozesse (VII.a)<br />

In Koordination mit dem Kanton (siehe IV.a <strong>und</strong> V.a) werden Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler bei der<br />

Gestaltung <strong>und</strong> Umsetzung situativ angepasster Planungsprozesse aktiv unterstützt. Damit Planungsprozesse<br />

robust aber ni<strong>ch</strong>t starr sind, sollte auf folgende Merkmale gea<strong>ch</strong>tet werden:<br />

• ein s<strong>ch</strong>rittweises Vorgehen planen (vom Groben zum Feinen, SOLL-Bru<strong>ch</strong>stellen im Prozess<br />

vorsehen)<br />

• mit Unvorhergesehenem (sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er, organisatoris<strong>ch</strong>er oder politis<strong>ch</strong>er Natur) re<strong>ch</strong>nen, Fallgruben<br />

antizipieren<br />

• Handlungsalternativen („Plan B“) bereithalten (s. Fallbeispiele Uetikon West)<br />

• Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen zur Reduktion des Zeitdrucks <strong>und</strong> zur Adressbildung prüfen (s. Fallbeispiel<br />

Merkerhof)<br />

• transparente Information <strong>und</strong> politis<strong>ch</strong>e Kommunikation einplanen (siehe IV.a).<br />

Planungsinstrumente flexibel anwenden (VII.b)<br />

Planungsinstrumente sind wi<strong>ch</strong>tige Werkzeuge der öffentli<strong>ch</strong>en Hand; sie geben einerseits Investitionssi<strong>ch</strong>erheit,<br />

anderseits können sie bei Veränderungen au<strong>ch</strong> hemmend wirken. Umso wi<strong>ch</strong>tiger<br />

ist die ri<strong>ch</strong>tige Anwendung des Instrumentenkastens zur arealspezifis<strong>ch</strong>en Unterstützung. Planungsinstrumente<br />

kommen auf kommunaler Stufe meist erst im Verlauf des Entwicklungsprozesses<br />

(Phase Gestaltung, Re<strong>ch</strong>tsetzung) zum Einsatz, mit Ausnahme <strong>von</strong> Bewilligungen für Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen.<br />

Ihren Einsatz <strong>und</strong> ihre Ausgestaltung muss jedo<strong>ch</strong> fallspezifis<strong>ch</strong> <strong>und</strong> frühzeitig<br />

angeda<strong>ch</strong>t werden. Konkret sind folgende Massnahmen bei den Planungsinstrumenten zu überprüfen:<br />

• spezielle Bewilligungsformen prüfen, z.B. um Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen zu ermögli<strong>ch</strong>en, vgl. Baureglement<br />

Burgdorf: “Übergangsnutzungen erlauben die zonenfremden Nutzungen <strong>von</strong> Gebieten…“<br />

(Kommentar, Art. 45)<br />

• vorhandenen Handlungsspielraum der Bau- <strong>und</strong> Nutzungsordnungen flexibel <strong>und</strong> kreativ ausnutzen,<br />

z.B. dur<strong>ch</strong> Zulassen <strong>von</strong> Freizeit- <strong>und</strong> Kulturnutzungen (Musicals, Kletterhallen, etc.) wie<br />

bei der Rolling Rock Halle auf dem Areal Torfeld Süd in Aarau<br />

• neue Bestimmungen in der Nutzungs- <strong>und</strong> Sondernutzungsplanung mit Ermessungsspielraum<br />

ausstatten wie z.B. die Zonen Innenstadt Nord in der BNO Baden<br />

• situativer Einsatz spezieller Planungsinstrumente prüfen, wie z. B. der kommunale Entwicklungsri<strong>ch</strong>tplan<br />

Baden Nord , wel<strong>ch</strong>er nur vom Einwohnerrat (kommunale Legislative) abgesegnet<br />

werden musste <strong>und</strong> ni<strong>ch</strong>t vom Regierungsrat (kantonale Exekutive) wie dies im Fall eines<br />

Gestaltungsplans der Fall gewesen wäre.<br />

35


VIII.<br />

finanzielles Engagement<br />

S<strong>ch</strong>lüsselproblem<br />

Arealumnutzungen sind für die öffentli<strong>ch</strong>e Hand <strong>und</strong> die privaten Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler mit<br />

einem erhebli<strong>ch</strong>en Ressourcenaufwand bei der Planung <strong>und</strong> einem grossen finanziellen Aufwand<br />

bei der Realisation verb<strong>und</strong>en. Einerseits stehen dazu oftmals ni<strong>ch</strong>t genügend (finanzielle <strong>und</strong> personelle)<br />

Ressourcen zur Verfügung <strong>und</strong> anderseits stellt si<strong>ch</strong> der finanzielle Erfolg erst Jahre später<br />

ein; bei den Privaten in Form <strong>von</strong> Mehrwert, bei der öffentli<strong>ch</strong>en Hand in Form <strong>von</strong> Steuern <strong>und</strong> Gebühren.<br />

Dieser Umstand trägt dazu bei, dass man<strong>ch</strong>e unternutzte <strong>Industrie</strong>areale lange ni<strong>ch</strong>t entwickelt<br />

werden.<br />

Ziel<br />

Die öffentli<strong>ch</strong>e Hand prüft, wie <strong>und</strong> wo sie Arealumnutzungen mit einem planeris<strong>ch</strong>en, bauli<strong>ch</strong>en<br />

oder finanziellen Engagement sinnvoll unterstützen kann.<br />

Massnahmen B<strong>und</strong><br />

Förderung <strong>von</strong> Pilotprojekten <strong>und</strong> Ma<strong>ch</strong>barkeitsstudien (VIII.a)<br />

Mittels Pilotprojekten werden vorhandene Initiativen zur Arealumnutzung gefördert. Finanziell werden<br />

Vorabklärungen <strong>von</strong> Nutzungspotenzialen mit Geldern aus Fors<strong>ch</strong>ungsprogrammen <strong>und</strong> bestehenden<br />

Mitteln unterstützt.<br />

Massnahmen Kanton<br />

Unterstützung der Massnahme VIII.a<br />

Massnahmen Gemeinde<br />

Eigenleistungen einbringen (VIII.b)<br />

Die Standortgemeinde erbringt in Abspra<strong>ch</strong>e mit den Beteiligten Eigenleistungen zur Förderung der<br />

Arealumnutzung. Dabei muss unters<strong>ch</strong>ieden werden zwis<strong>ch</strong>en sol<strong>ch</strong>en während der Planungsphase<br />

<strong>und</strong> sol<strong>ch</strong>en während der Realisierung. In der Planungsphase kann die öffentli<strong>ch</strong>e Hand oftmals<br />

dur<strong>ch</strong> kleinere planeris<strong>ch</strong>e Leistungen einen ents<strong>ch</strong>eidenden Beitrag erbringen. Bei der Realisierung<br />

handelt es si<strong>ch</strong> dagegen um kostspielige Massnahmen, wel<strong>ch</strong>e auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> im begründeten<br />

Einzelfall ergriffen werden sollten. Bauli<strong>ch</strong>e oder finanzielle Massnahmen der Gemeinden sind<br />

kaum ents<strong>ch</strong>eidend für die Arealentwicklung, können aber ein Zei<strong>ch</strong>en des goodwills sein. Ein sinnvolles<br />

Kosten-Nutzen-Verhältnis muss deshalb gewährleistet sein.<br />

Faux-pas<br />

Ein unreflektiertes finanzielles Engagement bringt der Standortgemeinde ausser Kosten wenig,<br />

kann fals<strong>ch</strong>e Anreize s<strong>ch</strong>affen oder wirkungslos verpuffen.<br />

36


Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

Förderung <strong>von</strong> Pilotprojekten <strong>und</strong> Ma<strong>ch</strong>barkeitsstudien (VIII.a)<br />

Mit Pilotprojekten werden vorhandene Initiativen zur Gewinnung <strong>von</strong> Erkenntnissen <strong>und</strong> Verbreitung<br />

<strong>von</strong> Wissen (siehe I.a <strong>und</strong> I.b) gefördert. Insbesondere werden Projekte unterstützt, wel<strong>ch</strong>e<br />

Kooperationen zwis<strong>ch</strong>en Privaten <strong>und</strong> Gemeinden, zwis<strong>ch</strong>en mehreren Gemeinden <strong>und</strong> Kantonen<br />

beinhalten sowie grenzübers<strong>ch</strong>reitende Vorhaben. Dies erfolgt na<strong>ch</strong> Mögli<strong>ch</strong>keit in Zusammenarbeit<br />

mit den Kantonen <strong>und</strong> evtl. in Kooperation mit europäis<strong>ch</strong>en Förderprogrammen. Folgende<br />

Massnahmen können dazu ergriffen werden:<br />

• Initiierung <strong>von</strong> bzw. Teilnahme an internationalen Programmen, z.B. bei Na<strong>ch</strong>folgeprogrammen<br />

<strong>von</strong> INTEREG oder <strong>von</strong> www.proside.info<br />

• Lancierung <strong>von</strong> Modellvorhaben „<strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>enumnutzung“ (vgl. Agglomerationspolitik), Prüfen<br />

<strong>von</strong> Modellvorhaben im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP)<br />

• Der B<strong>und</strong> unterstützt Abklärungen zu den Nutzungspotenzialen <strong>von</strong> <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>en z.B. können<br />

folgende Aspekte abgeklärt werden: Altlasten- <strong>und</strong> Umweltsituation, Ers<strong>ch</strong>liessung, Eigentumsverhältnisse<br />

<strong>und</strong> Verfügbarkeit der Gr<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong> Gebäude für eine Veräusserung <strong>und</strong><br />

<strong>Umnutzung</strong>, Marktpotenzial, Entwicklungsabsi<strong>ch</strong>ten der Behörden.<br />

Eigenleistungen einbringen (VIII.b)<br />

Die Eigenleistungen der Gemeinde zur Förderung einer Arealumnutzung sollen si<strong>ch</strong> primär auf<br />

planeris<strong>ch</strong>e Arbeiten fokussieren, eventuell au<strong>ch</strong> auf bauli<strong>ch</strong>-infrastrukturelle Massnahmen <strong>und</strong><br />

nur im Ausnahmefall auf finanzielle Unterstützung.<br />

• Bei der planeris<strong>ch</strong>en Leistung geht es darum, dass si<strong>ch</strong> die Standortgemeinde selber eine<br />

Übersi<strong>ch</strong>t über die Entwicklungsmögli<strong>ch</strong>keiten der <strong>Industrie</strong>bra<strong>ch</strong>e vers<strong>ch</strong>afft. Dies kann beinhalten,<br />

dass sie – unter Beizug eines externen Beratungs- oder Planungsbüros – folgende S<strong>ch</strong>ritte<br />

tätigt:<br />

- si<strong>ch</strong> eine eigene, fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> f<strong>und</strong>ierte Meinung bildet<br />

- eigene Entwicklungsstudien erstellt (falls ni<strong>ch</strong>t bereits erfolgt, siehe II.c)<br />

- eigene Alternativvors<strong>ch</strong>läge in die Planung einbringt <strong>und</strong> offen mit den Privaten<br />

diskutiert.<br />

• Eine Eigenleistung der Gemeinde während der Realisation kann eine Beteiligung an der Erstellung<br />

<strong>und</strong> am Unterhalt der Infrastruktur (Verkehr, Medien, Soziales, Bildung, Erholung) beinhalten.<br />

37


5.3 Checkliste Arealentwicklung<br />

Die Checkliste dient den Adressaten des Massnahmenplans als eine Art Kontroll- <strong>und</strong><br />

Steuerungsinstrument. Sie bezieht si<strong>ch</strong> gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong> auf Massnahmen zur konkreten<br />

Arealentwicklung <strong>und</strong> weniger auf diejenige der Rahmenbedingungen (vgl. Abbildung 4).<br />

Mit der Checkliste soll überprüft werden, ob beim konkreten Projekt alle relevanten Themen<br />

bzw. Massnahmen berücksi<strong>ch</strong>tig wurden. Die Fragen sind deshalb <strong>ch</strong>ronologis<strong>ch</strong><br />

na<strong>ch</strong> Entwicklungsphasen aufgelistet. Die Checkliste ersetzt jedo<strong>ch</strong> keine Massnahme,<br />

sondern stellt ein Hilfsmittel zu deren Implementation dar.<br />

Latenzphase (Phase 0)<br />

• Gibt es Anzei<strong>ch</strong>en für betriebli<strong>ch</strong>e Veränderungen auf dem Areal in naher Zukunft?<br />

– Steht die Gemeinde in Kontakt mit dem Gr<strong>und</strong>eigentümer <strong>und</strong> wird sie<br />

über Entwicklungen informiert?<br />

• Existieren Informationen <strong>und</strong> Konzepte über Arealumnutzungen <strong>von</strong> B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Kanton? Hat si<strong>ch</strong> die Gemeinde bei B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kanton darüber informiert?<br />

• Existieren verbindli<strong>ch</strong>e raumplaneris<strong>ch</strong>e Vorgaben des Kantons?<br />

• Bestehen bei der Standortgemeinde <strong>und</strong> dem Kanton grobe Vorstellungen über<br />

die räumli<strong>ch</strong>e Entwicklung des Areals <strong>und</strong> dessen Umgebung?<br />

• Besteht im Generellen eine sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>-konstruktive Politkultur in der Gemeinde?<br />

Startphase (Phase 1)<br />

• Ist der Gr<strong>und</strong>eigentümer / der Entwickler mit der Problematik einer <strong>Umnutzung</strong><br />

vertraut <strong>und</strong> / oder verfügt er über kompetente Partner?<br />

• Besteht ein regelmässiger Austaus<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en Standortgemeinde <strong>und</strong> dem Kanton<br />

betreffend Arealentwicklung?<br />

• Bieten der Kanton oder die Standortgemeinde eine kompetente Erstberatung an?<br />

• Kann der <strong>Umnutzung</strong>sprozess in Form eines Pilotprojektes dur<strong>ch</strong> die Gemeinde<br />

<strong>und</strong>/oder den Kanton unterstützt werden, z.B. bei Vorabklärungen für Nutzungspotenziale?<br />

• Ist der Standort im Kataster der belasteten Standorte eingetragen?<br />

38


Zielfindungs- <strong>und</strong> Gestaltungsphase (Phasen 2 <strong>und</strong> 3)<br />

• Sind kompetente Gesprä<strong>ch</strong>spartner bei Gemeinde <strong>und</strong> Kanton ernannt <strong>und</strong> verfügen<br />

sie über entspre<strong>ch</strong>ende Ressourcen <strong>und</strong> Kompetenzen?<br />

• Wel<strong>ch</strong>e Form der Zusammenarbeit zwis<strong>ch</strong>en Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler <strong>und</strong><br />

der öffentli<strong>ch</strong>en Hand soll <strong>und</strong> kann angestrebt werden? Sind die Vor- <strong>und</strong><br />

Na<strong>ch</strong>teile für die vorliegende Situation bekannt?<br />

• Besteht eine strukturierte <strong>und</strong> handlungsfähige Projektorganisation bei der öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Hand <strong>und</strong> auf privater Seite?<br />

• Werden Massnahmen ergriffen, um das Vertrauen <strong>und</strong> das gegenseitige Verständnis<br />

zwis<strong>ch</strong>en öffentli<strong>ch</strong>er Hand <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler zu stärken?<br />

• Werden einfa<strong>ch</strong>e Spielregeln für die Partners<strong>ch</strong>aft zwis<strong>ch</strong>en öffentli<strong>ch</strong>er Hand<br />

<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler vereinbart, z.B. betreffend der Abwicklung der<br />

Kommunikation gegen aussen?<br />

• Haben die Standortgemeinde <strong>und</strong> der Kanton überprüft, wel<strong>ch</strong>e planeris<strong>ch</strong>en Eigen-<br />

<strong>und</strong> Vorleistungen ihrerseits den <strong>Umnutzung</strong>sprozess fördern könnten?<br />

Re<strong>ch</strong>tsetzungsphase (Phase 4)<br />

• Sind die ausgewählten Planungsinstrumente zielführend? Werden die Handlungsspielräume<br />

der gewählten Planungsinstrumente ausges<strong>ch</strong>öpft, um die Entwicklungsziele<br />

zu errei<strong>ch</strong>en?<br />

• Sind die politis<strong>ch</strong>en Risiken einer Arealumnutzung wie z.B. ein Referendum oder<br />

eine Abstimmung allen Beteiligten bekannt?<br />

• Verfügen die Behörden über Know-how <strong>und</strong> Erfahrung, wel<strong>ch</strong>e in Sa<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>e<br />

Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit für die Gr<strong>und</strong>eigentümer / Entwickler hilfrei<strong>ch</strong> sind?<br />

Umsetzung (Phase 5)<br />

• Stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer allfälligen finanziellen Unterstützung<br />

dur<strong>ch</strong> die öffentli<strong>ch</strong>e Hand? Wurde deshalb Sinn <strong>und</strong> Zweck einer allfälligen, bauli<strong>ch</strong>en<br />

Unterstützung genügend kritis<strong>ch</strong> geprüft?<br />

• Bieten Kanton <strong>und</strong> Standortgemeinde Hand, dass der zeitli<strong>ch</strong>e Beginn der Umsetzungsphase<br />

je na<strong>ch</strong> Bedarf flexibel gestaltet werden kann?<br />

39


Alternativszenarien / Zwis<strong>ch</strong>ennutzung<br />

• Wird der Gr<strong>und</strong>eigentümer / der Entwickler darauf hingewiesen, dass es ents<strong>ch</strong>eidend<br />

ist, Entwicklungsalternativen („Plan B“) für das Areal zu erarbeiten?<br />

• Wird der Gr<strong>und</strong>eigentümer / der Entwickler auf die potenzielle Bedeutung <strong>von</strong><br />

Zwis<strong>ch</strong>ennutzungen betreffend Vermeidung <strong>von</strong> Leerständen <strong>und</strong> zur Adressbildung<br />

(positive Imagebildung) hingewiesen?<br />

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