âMaterialien zu Eins auf die Fresseâ [PDF-Datei ... - GRIPS Theater
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MATERIALIEN ZUM STÜCK
Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer<br />
Im Jahre 1996 <strong>zu</strong>r Ur<strong>auf</strong>führung von „<strong>Eins</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Fresse“ schrieb Stefan Fischer Fels, damaliger<br />
Dramaturg des <strong>GRIPS</strong> <strong>Theater</strong>s, für das Materialheft folgende Einleitung:<br />
EINS AUF DIE FRESSE beschreibt ein Phänomen, das sich in den letzten Jahren radikal verschärft<br />
hat. Düstere Zukunftsaussichten, sich <strong>auf</strong>lösende Strukturen in Familien und Arbeitsbezügen,<br />
Schulen, <strong>die</strong> in ihren Strukturen und Inhalten dem gesellschaftlichen Wandel hinterherhinken:<br />
Auf der Basis <strong>die</strong>ser „strukturellen Gewalt“ entsteht <strong>zu</strong>mal im Übergang vom Kindsein <strong>zu</strong>m<br />
Erwachsenwerden ein Gemisch aus Ängsten, Hilflosigkeit und mangelnder Anerkennung, das in<br />
physische und psychische Gewalt gegen sich selbst und andere umschlagen kann. Der Ort, an<br />
dem all das <strong>zu</strong>r Explosion kommt, ist <strong>die</strong> Schule. So kann im Stück der „Fall Matze“ zwar <strong>auf</strong>gearbeitet<br />
werden, aber Lösungen, <strong>die</strong> aus der komplexen „Gewaltspirale“ den Weg weisen, gibt<br />
es nicht. Immerhin kommt im Stück ein Prozess in Gang, der <strong>die</strong> Beteiligten, <strong>die</strong> „Täter“ zwingt,<br />
ihr Verdrängen <strong>auf</strong><strong>zu</strong>geben und sich in <strong>die</strong> Lage des Opfers Matze ein<strong>zu</strong>fühlen. Die Täter werden<br />
nicht als Helden gezeigt, Gewalt nicht als attraktives Handlungsmuster. Am Ende des Stückes<br />
steht <strong>die</strong> Andeutung einer Versöhnung, ausgelöst durch <strong>die</strong> „befreienden“ Bekenntnisse der Mitschuldigen.<br />
Viele Fragen bleiben offen.<br />
Wir hoffen, daß unser Stück Anreize gibt, <strong>die</strong> Lust <strong>auf</strong> eine intensive Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit dem<br />
Thema machen. Schon im Vorfeld bei Recherchearbeiten mit Schulklassen, SozialarbeiterInnen<br />
und vielen weiteren Fachleuten hatten wir den Eindruck, dass unsere Nachfragen bei Lehrern<br />
und Schülern heiße Diskussionen und Nachdenklichkeit in Be<strong>zu</strong>g <strong>auf</strong> <strong>die</strong> eigenen Erfahrungen<br />
mit Gewalt provozierten. Nebenbei waren <strong>die</strong>se Kommentare für uns eine wesentliche Grundlage<br />
bei der Stückentwicklung. Interviews und weiteres Material <strong>zu</strong> den im Stück angesprochenen<br />
Themen finden sich im Programmheft.<br />
Heute, 2007, ist <strong>die</strong>se Einleitung von damals immer noch genauso aktuell und es füllen immer<br />
noch viele Schulklassen <strong>die</strong> Vorstellungen von „<strong>Eins</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Fresse“.<br />
Doch was vor zehn Jahren noch nicht wie heute in aller Munde war, ist der Begriff „Mobbing“.<br />
Deshalb möchten wir mit der Erneuerung <strong>die</strong>ses Materialheftes ein besonderes Augenmerk <strong>auf</strong><br />
<strong>die</strong>ses Thema legen. Es soll Ihnen <strong>auf</strong>zeigen, wie das Thema im Anschluss des <strong>Theater</strong>besuches<br />
mit den Schülern bearbeitet werden kann und welche Möglichkeiten es gibt, eine vertrauensvolle<br />
Atmosphäre in der Klasse <strong>auf</strong><strong>zu</strong>bauen – <strong>die</strong> beste Prävention gegen Mobbing. Im Materialheft<br />
finden sie Kopiervorlagen für <strong>die</strong> Arbeit in Kleingruppen mit Fragen <strong>zu</strong> den einzelnen Figuren<br />
und mit Gesprächsanregungen, <strong>die</strong> den Be<strong>zu</strong>g vom Stück <strong>zu</strong>r eigenen Schule und <strong>zu</strong>r eigenen<br />
Klasse herstellen. Ziel ist es, gemeinsam mit den Schülern das jeweils eigene Verhalten kritisch<br />
<strong>zu</strong> reflektieren, um eventuell vorhandene Mobbingstrukturen <strong>auf</strong><strong>zu</strong>decken und gegebenenfalls<br />
<strong>auf</strong><strong>zu</strong>lösen.<br />
Wir hoffen, dass <strong>die</strong>ses Heft Ihnen viele neue Anregungen für eine intensive Auseinanderset<strong>zu</strong>ng<br />
mit Ihren Schülern bietet.<br />
Ihr <strong>Theater</strong>pädagogikteam<br />
Philipp Harpain, Stefanie Kaluza und Susanne Rieber<br />
1
INHALT<br />
Einleitung 1<br />
Besetzer 4<br />
Das Stück 5<br />
Gewalt unter Jugendlichen 9<br />
Erscheinungsformen der Gewalt 10<br />
Gewalt gegen Sachen 11<br />
Körperliche Gewalt gegen Personen 12<br />
Mobbing 14<br />
Pöbeln, schikanieren, ignorieren 14<br />
Begrifflichkeite / Definition 16<br />
Ethische, rechtliche und menschenrechtliche Aspekte 17<br />
Die Flucht aus der Gewalt 19<br />
Selbstmord bei Jugendlichen 20<br />
Wer oder was ist (nicht / mit-) schuld 23<br />
Die Verantwortung der Schule 24<br />
Gesellschaft der Wegseher? 25<br />
Die Verantwortung des Elternhauses 28<br />
Was ist dagegen <strong>zu</strong> tun? 31<br />
Die Aufgaben der Schule 32<br />
Ein Überblick 32<br />
„Flagge“ zeigen 33<br />
Empfehlungen und Hilfsangebote 34<br />
Der Weg <strong>zu</strong>r gewaltfreien Schule – Eine Checkliste 36<br />
Die Aufgaben innerhalb der Klasse 37<br />
Umgang mit dem Einzelfall 37<br />
Arbeit mit der Klasse 38<br />
Konferenzarbeit 40<br />
Zwei Interventionsmethoden 41<br />
Die Aufgaben der Eltern 45<br />
Hilfe ich werde gemobbt! (Kopiervorlage für betroffene Schüler) 47<br />
Nachbereitung des <strong>Theater</strong>besuches 49<br />
Szenenarbeit 49<br />
Kopiervorlagen für Gruppenarbeit 50<br />
Weitere Spielanregungen <strong>zu</strong>m Thema Mobbing 55<br />
Literaturhinweise 57<br />
Impressum 59<br />
3
<strong>Eins</strong> <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Fresse<br />
<strong>Theater</strong>stück für Menschen ab 13 Jahren<br />
von Rainer Hachfeld,<br />
Musik: Axel Kottmann<br />
Ur<strong>auf</strong>führung am 12.11.1996 im <strong>GRIPS</strong> <strong>Theater</strong><br />
Regie:<br />
Bühnenbild:<br />
Kostüme:<br />
Dramaturgie:<br />
<strong>Theater</strong>pädagogik:<br />
Rüdiger Wandel<br />
Cornelia Brey<br />
Barbara Kremer<br />
Stefan Fischer-Fels<br />
Philipp Harpain,<br />
Meike Herminghausen,<br />
Stefanie Kaluza<br />
und Susanne Rieber<br />
Es spielen:<br />
Lukas Kunewski (Lucky)<br />
Marie Luise Blohme (Minnie)<br />
Lana Schmitt<br />
Sven Sommerland<br />
Frau Erbach,<br />
Frau Schmitt, Frau Blohme<br />
Herr Erbach, Herr Ratzenauer<br />
Dr. Förster, Herr Kunewski,<br />
Herr Sommerland, Pfarrer<br />
Robert Neumann<br />
Katrin Osterode<br />
Julia Schubert<br />
Christoph Letkowski<br />
Michaela Hanser<br />
Thomas Ahrens<br />
Dietrich Lehmann<br />
4
Das Stück<br />
Klasse 8b einer Berliner Schule. Der Schüler Mathias Erbach (genannt „Matze“) hat sich umgebracht.<br />
In der Schule herrscht Entsetzen, nagt das schlechte Gewissen an jedem, der Matze kannte.<br />
Ermittlungen setzen ein. Die Beteiligten Mitschüler, Lehrer, Eltern vertuschen und verdrängen<br />
ihre Mitschuld. Wenige Wochen nach Matzes Tod, am Tag seiner Beerdigung, beginnt das Stück:<br />
In der Friedhofskapelle treffen sich <strong>die</strong> Mitschüler Lucky, Minnie und Lana <strong>zu</strong>m Begräbnis von<br />
Matze. Lucky macht <strong>auf</strong> cool, doch als er allein ist, rastet er aus und schlägt <strong>auf</strong> den Sarg ein.<br />
Im Zimmer des Schulleiters konfrontiert Frau Erbach, Matzes Mutter, den Schuldirektor Dr. Förster<br />
und Matzes Klassenlehrer, Herr Ratzenauer, mit der Behauptung, Matze habe Angst vor der<br />
Schule gehabt. Dr. Förster verneint <strong>die</strong>se Behauptung und vermutet Liebeskummer. Die Lehrer<br />
befragen Lucky, von dem sie glauben, er sei mit Matze befreundet gewesen. Lucky kommt <strong>die</strong>se<br />
Vermutung gelegen und er bestätigt den Liebeskummer als Selbstmordmotiv. Dr. Förster kündigt<br />
einen neuen Schüler für <strong>die</strong> 8b an. Sven Sommerland, um den sich Lucky ein bisschen kümmern<br />
soll.<br />
Vor der Schule malt Lucky ein großes Herz an <strong>die</strong> Schulmauer und will Minnie mit Gewalt zwingen,<br />
ihren und Matzes Namen hinein <strong>zu</strong> schreiben. Minnie windet sich und schreibt schließlich:<br />
„Matze & Lana“. Der neue Schüler kommt hin<strong>zu</strong>. Lucky schlägt Sven so lange „in <strong>die</strong> Fresse“, bis er<br />
bestätigt, dass das Herz und <strong>die</strong> Namen „schon immer an der Mauer standen“. Im Umkleideraum<br />
der Turnhalle stellt Lana Minnie wegen dem „Herz“ <strong>zu</strong>r Rede. Minnie behauptet, Lucky habe <strong>die</strong><br />
Namen ins Herz geschrieben, und außerdem solle sich Lana nicht so anstellen und lieber <strong>zu</strong>geben,<br />
dass sie gern was mit Matze gehabt hätte. Lana lenkt ein. Die beiden Mädchen sprechen<br />
über ihre ersten „Erfahrungen“ mit Jungs. Vor der Schule erfährt Sven im Gespräch mit Lana<br />
von Matzes Selbstmord und ist schockiert („Und da macht ihr einfach so weiter?“); Lana erfährt<br />
von Sven, dass Minnie <strong>die</strong> Namen ins Herz geschrieben hat und verprügelt wütend Minnie. Lanas<br />
Mutter kommt <strong>auf</strong> den Schulhof. Lana hat vergessen, dass sie an <strong>die</strong>sem Nachmittag ihren<br />
Vater im Gefängnis besuchen soll. Er wurde wegen Totschlag im Affekt verurteilt. Lana schämt<br />
sich dafür. Minnie, <strong>die</strong> <strong>zu</strong>gehört hat, setzt Lana unter Druck: Wenn sie das Geheimnis von Lana<br />
für sich behalten soll, muß Lana zahlen... Lucky plant, von Minnie provoziert, Sven sein Fahrrad<br />
ab<strong>zu</strong>ziehen.<br />
Lucky fährt <strong>zu</strong>r Wohnung der Erbachs, Matzes Eltern, um über Matzes Probleme in der Schule <strong>zu</strong><br />
berichten. Lucky trifft <strong>zu</strong>nächst <strong>auf</strong> Matzes Stiefvater, der Matze als „Niete“ bezeichnet, Schläge<br />
als Erziehungsmittel bevor<strong>zu</strong>gt und Lucky beschimpft. Dar<strong>auf</strong>hin erzählt Lucky nichts.<br />
Vor der Schule zieht Lucky Sven sein schickes Mountainbike ab und gibt ihm dafür seins (das er<br />
wiederum Matze „abgezogen“ hat). Minnie zwingt Lana, ihr ihre neuen Sportschuhe ab<strong>zu</strong>treten.<br />
Sven und Lana streiten darüber, wie man sich gegen das „Abziehen“ hätte wehren können und<br />
kommen sich dabei näher.<br />
Nachts bei Lucky <strong>zu</strong> Hause. Lucky hängt <strong>zu</strong>hause rum, sieht fern, trainiert und „stählt“ sich, mimt<br />
mit einer Kampfsportmaske das „böse Monster“. Aus seinem Schrank kramt er eine echte Pistole<br />
hervor. Er posiert damit vor dem Spiegel, spielt den „Revolverhelden“. Sein Vater, der nur tageweise<br />
bei ihnen wohnt, kommt ins Zimmer. Sie „verplauschen“ sich. Der Vater bedauert, daß<br />
Lucky aus dem Boxverein geschmissen wurde, weil er seine Box-kenntnisse auch außerhalb des<br />
5
Rings eingesetzt hatte. In Luckys Sachen entdeckt der Vater Matzes Zeichenheft. Er Ist schockiert<br />
über <strong>die</strong> obszönen Zeichnungen (u.a. <strong>die</strong> nackte Minnie), von denen Lucky gar nichts wusste. Am<br />
Ende fragt der Vater nach, ob Luckys Mutter schon wieder einen „Neuen“ hat. Lucky bestätigt<br />
ihm, dass der auch bescheuert sei. Vor der Schule geben Minnie und Lucky mit ihren „Trophäen“<br />
an: Svens Mountainbike und Lanas Sportschuhe. Minnie verrät Lucky, dass Lanas Vater im Knast<br />
sitzt. Sven kommt da<strong>zu</strong>, Lucky klaut ihm seine Mathe-Schularbeiten.<br />
Zuhause bei Sven: Sven weiß nicht, wie er gegen seine Mitschüler ankommen könnte und möchte<br />
Rat von seinem Vater. Der ist jedoch <strong>zu</strong> beschäftigt: er muss seine neuesten Kochkreationen<br />
kosten, weil er am nächsten Tag einen Kochwettbewerb gewinnen will. Sven sieht ein, dass er<br />
dagegen nicht ankommt und betrinkt sich systematisch. Vor der Schule tauschen sich Lucky und<br />
Minnie über Matzes Elternhaus und über Sven aus. Lucky will <strong>die</strong> sich anbahnende Liebesgeschichte<br />
zwischen Sven und Lana verhindern. Sven kommt schwer verkatert <strong>zu</strong> spät in <strong>die</strong><br />
Schule und kotzt in den Mülleimer. Lucky verarscht ihn, Lana nimmt ihn in Schutz. Lucky behauptet,<br />
Sven hätte <strong>die</strong> Geschichte mit Lanas Vater ausgeplaudert und sie als „Mörderschlampe“<br />
bezeichnet. Lana schlägt <strong>auf</strong> Sven ein und <strong>auf</strong> Minnie, von der sie ihre Schuhe wiederhaben<br />
will. Ratzenauer, der Lehrer, erscheint und Lucky behauptet vor Ratzenauer, dass Sven Lana als<br />
„Mörderschlampe“ bezeichnet hat. Dieser hält Sven eine Standpauke. Als der Lehrer in den Unterricht<br />
vorausgegangen ist, zerreißt Lucky Svens Entschuldigung. Sven ist verzweifelt („Was hab<br />
ich euch bloß getan?“). Seine Situation erscheint ausweglos.<br />
Vor der Schule zeigt Lucky Minnie Matzes Zeichenheft, auch <strong>die</strong> Zeichnung von der nackten Minnie,<br />
was <strong>die</strong>se ungerührt <strong>zu</strong>r Kenntnis nimmt. Sie erinnern sich daran, wie sie Matze <strong>die</strong> Schultasche<br />
geklaut haben und entdecken eine Zeichnung mit dem Titel „Ratze lässt Matze hängen!“.<br />
Ratzenauer belauscht das Gespräch und entreißt den beiden das Heft. Er ist schockiert. Lana<br />
erfährt von Minnie, daß <strong>die</strong> „Mörderschlampe“ eine Idee von Lucky war. Zu Hause wartet Minnie<br />
mal wieder stundenlang <strong>auf</strong> ihre Mutter. Sie redet mit ihrer Mutter über Männer und über<br />
<strong>die</strong> Liebe. Sie fragt neugierig nach der Beziehung ihrer Mutter <strong>zu</strong> einem Ex Knacki, den sie „ein<br />
bisschen primitiv“ findet, und will sich dabei Klarheit über ihr eigenes Verhältnis <strong>zu</strong> Lucky verschaffen.<br />
Vor der Schule fordert Sven von Lucky sein Fahrrad <strong>zu</strong>rück. Als Lucky <strong>auf</strong> ihn einprügelt, greift<br />
unerwartet Lana ein: sie tritt Lucky heftig und gezielt in <strong>die</strong> Weichteile. Lucky geht <strong>zu</strong> Boden. Als<br />
Minnie <strong>auf</strong>taucht, fordert Lucky sie brutal <strong>auf</strong>, Svens Schultasche <strong>zu</strong> klauen. Er will von ihr wissen,<br />
was sie mit Matze gemacht hat. Sie demonstriert es an Lucky: Matze war scharf <strong>auf</strong> Minnie,<br />
hat „sie immer so angeglotzt“. Sie hat ihn angemacht, ihm <strong>die</strong> Hose <strong>auf</strong>gemacht, <strong>die</strong> Unterhose<br />
runtergezogen und hat ihn dann ausgelacht. Sie fragt Lucky, ob er auch so ein Schlappschwanz<br />
sei. Lucky zieht als Gegenbeweis eine Schachtel Kondome aus seiner Tasche, was Minnie überhaupt<br />
nicht beeindruckt...<br />
Im Zimmer des Schulleiters sehen sich Dr.Förster und Ratzenauer mit den Zeichnungen von<br />
Matze konfrontiert und überlegen fieberhaft, wie sie damit umgehen könnten. Der Direktor will<br />
Aufsehen vermeiden. Sie befragen Minnie, Lana und Lucky, woher sie das Heft haben. Im L<strong>auf</strong>e<br />
des Verhörs packen Lana und Minnie aus. Die Lehrer sind entsetzt: Sie haben von all <strong>die</strong>sen<br />
Vorgängen in ihrer Schule nichts bemerkt. Nun aber können sie <strong>auf</strong>grund der Aussagen beider<br />
Mädchen <strong>die</strong> ganze Schuld <strong>auf</strong> Lucky schieben.<br />
6
In der Wohnung von Matzes Vater bringen sich Sven und Lana, das verliebte Paar, mit Sekt, Zigarren<br />
und einem Joint in „Stimmung“. Aber Lana, <strong>die</strong> <strong>die</strong> ganze Geschichte mit Matze und <strong>die</strong><br />
Situation mit Sven, Lucky und Minnie sehr belastet, übergibt sich. Zu allem Unglück kommt auch<br />
noch Lanas Mutter, <strong>die</strong> als Putzfrau bei Svens Vater arbeitet und mokiert sich über das Treiben<br />
ihrer Tochter. Zuletzt platzt Vater Sommerland als Sieger des Kochwettbewerbs in <strong>die</strong> Szene.<br />
Im Sportgeräteraum überrascht Lucky Lana und Minnie, <strong>die</strong> beiden „Verräterinnen“, und schlägt<br />
sie brutal <strong>zu</strong>sammen. Sven kommt hin<strong>zu</strong>. Lucky, der sich von den Anschuldigungen gegen ihn<br />
„entlasten“ will, zeigt Sven <strong>die</strong> Pistole, <strong>die</strong> er von Matze hatte. Dabei löst sich ein Schuss, der<br />
aber niemanden trifft. Ratzenauer rennt in <strong>die</strong> Sporthalle, „entwaffnet“ Lucky und führt ihn ab.<br />
Vor der Schule warten Lana, Minnie und Sven <strong>auf</strong> den Beginn der Lehrerkonferenz. Lucky soll<br />
jetzt von der Schule fliegen. Lana und Minnie wollen, dass Sven sagt, dass Lucky <strong>auf</strong> ihn geschossen<br />
habe. Lucky taucht <strong>auf</strong> und wird von Sven gedrängt, <strong>die</strong> Sache mit der Pistole <strong>auf</strong><strong>zu</strong>klären.<br />
Ratzenauer und Frau Erbach kommen hin<strong>zu</strong> und hören mit an, wie Lucky berichtet, dass<br />
Matze für ihn eine Pistole von seinem Stiefvater geklaut hat, um seine Freundschaft <strong>zu</strong> „erk<strong>auf</strong>en“<br />
und sich umbrachte, bevor er ihm <strong>die</strong> Pistole <strong>zu</strong>rückgeben konnte. Lucky wehrt sich dagegen,<br />
als Schuldiger an Matzes Selbstmord da<strong>zu</strong>stehen. Er weist jedem seinen Anteil nach: Lana,<br />
<strong>die</strong> Matze <strong>die</strong> Schultasche klaute, um seine Aufmerksamkeit <strong>zu</strong> bekommen; Minnie, <strong>die</strong> Matze<br />
übelst gedemütigt hat; <strong>die</strong> Mutter, <strong>die</strong> Matze nicht vor dem Stiefvater geschützt hat... Am Ende<br />
gibt Sven Frau Erbach Matzes Fahrrad wieder (das er von Lucky bekommen hatte, als <strong>die</strong>ser ihm<br />
sein Fahrrad wegnahm). Frau Erbach geht völlig verstört mit dem Fahrrad ab. Sven fordert von<br />
Lucky sein Fahrrad <strong>zu</strong>rück und bekommt es. Sven und Lucky werden <strong>zu</strong>r Anhörung gerufen. Lana<br />
und Minnie warten draußen <strong>auf</strong> das Ende der Anhörung...<br />
ENDE<br />
Julia Schubert, Katrin Osterode<br />
7
Gewalt unter Jugendlichen<br />
Dietrich Lehmann, Thomas Ahrens<br />
Robert Neumann , Christoph Letkowski<br />
LUCKY:<br />
Wenn mir einer doof kommt, kriegt er eins <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Fresse. Und wenn er fragt warum,<br />
gleich nochmal.
Erscheinungsformen der Gewalt im Schulalltag<br />
„Unter Gewalt verstehen wir Handlungen, <strong>die</strong> dar<strong>auf</strong> abzielen, eine Verfügungsmacht<br />
über einen oder mehrere Menschen <strong>zu</strong>m Zwecke der Erhaltung von Interessen, häufig<br />
Eigeninteressen, und / oder <strong>zu</strong>r Hestellung eines Machtgefälles <strong>zu</strong> erreichen. Letztlich bedeutet<br />
<strong>die</strong> Verfügungsmacht über andere eine wesentliche <strong>Eins</strong>chränkung von deren individueller<br />
Selbstbestimmung.“<br />
Quelle: Rüdiger Gollnick Schulische Mobbing-Fälle. Analysen und Strategien. LIT<br />
Gewalt geg. Sachen<br />
Beschädigung und Zerstörung<br />
des Eigentums<br />
von Mitschülern, Lehrern<br />
und Schulträgern<br />
Graffiti<br />
<br />
Vandalismus<br />
<br />
Einbruch/Diebstahl<br />
GEWALT<br />
<br />
Physische<br />
körperliche Verlet<strong>zu</strong>ng<br />
durch<br />
Rempeleien<br />
R<strong>auf</strong>ereien<br />
Würgen<br />
<br />
Gewalt geg. Personen<br />
<br />
Psychische<br />
seelische Verlet<strong>zu</strong>ng<br />
durch<br />
Hänseln<br />
Beleidigen<br />
Beschimpfen<br />
Drohen/Erpressen<br />
Quelle: www.bayerguvv.de/download/uva_4_02_04.pdf<br />
10
Gewalt gegen Sachen<br />
LANA: Das war doch dein Fahrrad, mit dem Lucky da abgehauen ist, oder?<br />
SVEN: Er dreht nur `ne Runde. Will`s halt mal ausprobieren.<br />
LANA: Schön blöd biste. Dein Rad kriegste nie wieder. (...)<br />
Lucky hat mit Matze auch <strong>die</strong> Fahrräder ausgetauscht. Weil Matze ein besseres<br />
hatte. Das da. Und dann wars Luckys Rad.<br />
SVEN: Einfach so?<br />
LANA: Was willste denn machen, wenn Lucky dir dein Rad nicht wiedergibt?<br />
Zur Polizei gehen?<br />
Auflauern und abziehen<br />
Immer häufiger wird unter Schülern geraubt. Neuköllner Eltern richten Hilferuf an Bezirk.<br />
Die Gewalt unter Berliner Schülern hat nach Auskunft des Landeselternsprechers André Schindler<br />
auch in <strong>die</strong>sem Jahr <strong>zu</strong>genommen. Verbreitet sei das sogenannte „Abziehen“. Dabei rauben<br />
mehrere Täter ein meist jüngeres Opfer aus, häufig werden Turnschuhe, Handys und Jacken weggenommen.<br />
Zuletzt hatten sich Eltern, deren Kinder <strong>die</strong> Kepler-Oberschule in Neukölln besuchen, mit einem<br />
Hilferuf an den Bezirk gewandt. Ein 16-jähriger Junge ist dort kürzlich von Mitschülern bedroht<br />
und beraubt worden. Zuvor wurde ein 14-Jähriger von einem Mitschüler <strong>auf</strong> dem Schulweg in<br />
der Köllnischen Heide bestohlen. „Es ist allerhöchste Zeit, ein Signal <strong>zu</strong> setzen“, sagt Schulleiter<br />
Wolfgang Lüdtke.<br />
Längst seien nicht nur Hauptschulen von Gewalt zwischen Schülern betroffen, sagt Schindler.<br />
Auch an Gymnasien gebe es solche Fälle. Vielerorts würden Schüler an Bushaltestellen oder <strong>auf</strong><br />
dem Schulweg angegriffen. Dabei stammten viele Täter von einer anderen Schule als <strong>die</strong> Opfer.<br />
„Das kann in allen Bezirken passieren“, sagt Schindler. Zunehmend würden auch Kinder solche<br />
Taten begehen. „Viele Schläger sind jünger als 14 Jahre.“ Schulleiter bestätigen, dass sich inzwischen<br />
schon zwölfjährige Jungen an Raubtaten beteiligten.<br />
Seit Jahren gebe es ein hohes Niveau an räuberischen Erpressungen, hieß es gestern auch von<br />
Hauptschulen aus Wedding und Reinickendorf. Derzeit stellt der Senat <strong>die</strong> Zahlen der Gewaltvorfälle<br />
für das Schuljahr 2005/2006 <strong>zu</strong>sammen. Experten gehen davon aus, dass sich der Trend<br />
11
der vergangenen Jahre fortsetzt: Gab es an den Berliner Schulen im Schuljahr 2003/2004 noch<br />
365 gemeldete Körperverlet<strong>zu</strong>ngen, so waren es im vergangenen Jahr schon fast 600 Fälle. Insbesondere<br />
in Mitte und Neukölln zeigen Lehrer jetzt Gewalttaten öfter an. Über Gewalt an den<br />
Schulen des Bezirks diskutierte gestern <strong>die</strong> Bezirksverordnetenversammlung Neukölln. Indes<br />
sieht der Sozialwissenschaftler Frank Gesemann mangelnde Zukunftsaussichten und fehlende<br />
Identifikation mit gewaltfreien Normen als eine Ursache für Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen. Das Schulpersonal<br />
bräuchte auch eine sozialarbeiterische Ausbildung. „Die Kinder und Jugendlichen brauchen<br />
Perspektiven“, sagt auch Schulleiter Lüdtke.<br />
Erst im März <strong>die</strong>sen Jahres sahen Lehrer der Rütli-Hauptschule in Neukölln keinen Ausweg mehr<br />
und forderten in einem offenen Brief <strong>die</strong> Auflösung der Einrichtung. Immer wieder war es an<br />
der Schule <strong>zu</strong> Gewaltausbrüchen gekommen, Lehrkräfte waren teilweise nur noch mit Handy in<br />
bestimmte Klassen gegangen, damit sie im Notfall Hilfe rufen konnten. Zwischenzeitlich kontrollierten<br />
Polizisten <strong>die</strong> Schüler sogar <strong>auf</strong> Waffen. An der Schule hat sich <strong>die</strong> Situation jetzt aber<br />
durch vielerlei Hilfe verbessert.<br />
Hannes Heine<br />
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/07.12.2006/2948562.asp:<br />
Körperliche Gewalt gegen Personen<br />
LANA:<br />
Da ist dir gar nichts ins Auge geflogen.<br />
Da hat Dir jemand dr<strong>auf</strong>gehauen. Lucky − stimmts?<br />
SVEN:<br />
Wie kommste denn <strong>auf</strong> Lucky?<br />
LANA:<br />
Der haut doch immer gleich <strong>zu</strong>, wenn ihm was nicht passt...<br />
Jugendliche in Berlin immer brutaler<br />
Schläger greifen öfter <strong>zu</strong> Waffen ...<br />
Tagesspiegel vom 22.02.2007<br />
Berlin - In Berlin hat im vergangenen Jahr <strong>die</strong> Jugendgewalt um mehr als fünf Prozent <strong>zu</strong>genommen.<br />
Das geht aus einem Bericht des Landeskriminalamtes (LKA) hervor, der dem Tagesspiegel<br />
vorliegt. Die jugendlichen Schläger greifen außerdem immer häufiger <strong>zu</strong> Waffen. Die Zahl der bei<br />
Straftaten eingesetzten Waffen stieg in den ersten drei Quartalen 2006 im Vergleich <strong>zu</strong>m Vorjahreszeitraum<br />
um 31 Prozent. Besonders drastisch ist der Anstieg bei „Hiebwaffen“, also Knüppeln<br />
und Totschlägern, mit 76 Prozent. Messer wurden 25,6 Prozent mehr eingesetzt.<br />
12
Wie es in dem LKA-Bericht weiter heißt, hat der Anteil an nichtdeutschen Tatverdächtigen weiter<br />
<strong>zu</strong>genommen. Der Anteil der deutschen Täter liegt in vielen Bezirken der Stadt nur noch bei 15<br />
oder 20 Prozent.<br />
Insgesamt wurden 5662 Straftaten von sogenannter Jugendgruppengewalt erfasst. So definiert<br />
<strong>die</strong> Polizei alle Taten, an denen zwei oder mehr Jugendliche beteiligt sind. Wie aus der Analyse<br />
weiter hervorgeht, habe <strong>die</strong> Gewalt vor allem in Schulen <strong>zu</strong>genommen. Dort sei eine Steigerung<br />
um fast 40 Prozent <strong>zu</strong> verzeichnen, von 214 Taten <strong>auf</strong> 299. Dem Vernehmen nach liege <strong>die</strong>s aber<br />
auch in einer gestiegenen Anzeigebereitschaft der Schulleiter. Früher seien viele Gewalttaten verschwiegen<br />
worden, weil <strong>die</strong> Schulen um ihren guten Ruf fürchteten, sagte ein Kriminalbeamter.<br />
Dagegen hat sich <strong>die</strong> Situation in Berlins öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich entspannt. Hier<br />
gibt es einen Rückgang um 21 Prozent (von 846 <strong>auf</strong> 669 Taten). Zahlen für das gesamte Jahr 2006<br />
liegen noch nicht vor.<br />
Obwohl <strong>die</strong> Zahl der festgenommenen Jugendlichen in den ersten drei Quartalen 2006 um 12,2<br />
<strong>auf</strong> 1163 gestiegen ist, sank <strong>die</strong> Zahl der anschließend ausgestellten Haftbefehle um neun Prozent<br />
– obwohl immer mehr Waffen eingesetzt wurden, <strong>die</strong> Täter also brutaler vorgingen. Die Zahl<br />
der Haftbefehle mit „Verschonung“ (<strong>die</strong> Täter dürfen gegen Melde<strong>auf</strong>lagen nach Hause) stieg<br />
dagegen um fast elf Prozent. Zudem wurden 2006 wesentlich mehr Tatverdächtige vom Richter<br />
ohne Haftbefehl l<strong>auf</strong>en gelassen, kritisierte der Landesvorsitzende des Bundes deutscher Kriminalbeamter,<br />
Rolf Kaßauer. (...)<br />
Jörn Hasselmann<br />
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/;art771,2166571<br />
Julia Schubert, Robert Neumann, Christoph Letkowski<br />
13
Mobbing<br />
LUCKY:<br />
War doch irre komisch. Matze hat nie gewusst, wer seine Tasche gerade hatte. Und wenn<br />
er <strong>zu</strong> Ratze gesagt hat: “Der Nico hat meine Schultasche“, dann war se schon wieder bei<br />
Sabrina gelandet. Und Nico wusste von nix.<br />
MINNIE:<br />
Ja, war voll komisch oder so. Jede Menge gelacht ham wir über den blöden Matze, bis<br />
er tot war.<br />
Pöbeln, schikanieren, ignorieren<br />
Tagesspiegel vom 21.02.2007<br />
Es sind scheinbar nur Kleinigkeiten, aber vielen Schülern machen sie das Leben <strong>zu</strong>r Hölle. Mobbing<br />
scheint <strong>zu</strong> einer Art Volkssport <strong>zu</strong> werden. An Deutschlands Schulen gibt es 500.000 Fälle<br />
- pro Woche.<br />
Berlin - Das Raunen, wenn sich der Betroffene<br />
im Unterricht meldet, <strong>die</strong> Beleidigungen,<br />
<strong>die</strong> bösen Bemerkungen<br />
und Blicke der Anderen: Jeder siebente<br />
Schüler an Deutschlands weiterführenden<br />
Schulen wird gemobbt und ist<br />
damit Opfer regelmäßiger Schikanen<br />
und Pöbeleien durch Mitschüler. Dies<br />
ergab eine bundesweite Befragung von<br />
Mechthild Schäfer, Wissenschaftlerin<br />
vom Institut für pädagogische Psychologie<br />
der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.<br />
Hochgerechnet kämen damit in Deutschland<br />
500.000 Fälle pro Woche <strong>zu</strong>sammen,<br />
sagte Schäfer. Ihren Forschungen<br />
<strong>zu</strong>folge gebe es an jeder Schule und in<br />
fast jeder Klasse Täter, betonte sie bei<br />
der Vorstellung der bundesweiten Aktion<br />
„Mobbing - Schluss damit!“ in Berlin.<br />
Katrin Osterode, Robert Neumann<br />
14
Lehrer erkennen das Problem oft nicht<br />
Schäfer <strong>zu</strong>folge liegt Mobbing vor, wenn ein Schüler über einen längeren Zeitraum immer wieder<br />
von Mitschülern beleidigt, gedemütigt, bedroht oder ausgeschlossen wird, ohne aber physische<br />
Gewalt <strong>zu</strong> erfahren. Häufig würden weder das Problem noch <strong>die</strong> Täter von Lehrern erkannt. Opfer<br />
fühlten sich oftmals alleingelassen und unverstanden.<br />
Die Referentin für Gewaltprävention der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Bettina Schubert,<br />
sprach daher von der „kleinen Gewalt, bei der kein Blut fließt“. Mobbing unter Schülern<br />
sieht Schubert als handfestes Problem an, das von der Verbreitung her einer „Art Volkssport“<br />
gleichkomme. Ob <strong>auf</strong> der Toilette, in der Umkleidekabine oder <strong>auf</strong> dem Weg <strong>zu</strong>r Sporthalle - Täter<br />
nutzten viele Gelegenheiten, um ihren Opfern das Leben schwer <strong>zu</strong> machen.<br />
„Jeder kann <strong>zu</strong>m Opfer werden“<br />
Dabei gibt es keine eindeutigen Opfermerkmale, wie Schäfer betonte: „Jeder kann <strong>zu</strong>m Opfer<br />
werden.“ Auch sie selbst habe <strong>die</strong>se belastende Erfahrung bereits gemacht. Kinder würden etwa<br />
schikaniert, weil sie neu in <strong>die</strong> Klasse kamen oder weil ihre schulischen Leistungen besonders<br />
gut oder besonders schlecht sind. Die Opfer trügen oftmals langfristige Schäden davon. Zum<br />
Täter werden Kinder, weil sie vor den anderen „cool“ wirken und sich hervortun wollen, wie<br />
Schäfer herausfand.<br />
Eine Erkenntnis, <strong>die</strong> auch betroffene Schüler bestätigen. „Die wollen lustig sein, damit sie beliebt<br />
sind - <strong>auf</strong> Kosten des Opfers“, sagte der 15-jährige Christian von der Berliner Ernst Schering<br />
Oberschule. Die Angst vor der nächsten gemeinen Attacke kennt auch seine Mitschülerin, <strong>die</strong><br />
ebenfalls 15-jährige Ulrike. Eine Klassenkameradin hatte es <strong>auf</strong> sie abgesehen, ohne dass sie<br />
den Grund dafür kannte, wie Ulrike sagte: „Sie hat mir ständig Sachen weggenommen und auch<br />
andere Mädchen da<strong>zu</strong> gebracht, mich aus<strong>zu</strong>grenzen.“ Erlöst sei sie erst gewesen, als <strong>die</strong> Täterin<br />
von der Schule verwiesen wurde, sagte Ulrike, <strong>die</strong> erst nach langem Ringen den Mut fand, sich<br />
einem Lehrer an<strong>zu</strong>vertrauen.<br />
Heute wendet <strong>die</strong> Zehntklässlerin ihre negativen Erfahrungen als Mobbing-Opfer ins Positive<br />
und macht sie sich in ihrer Funktion als Konfliktlotsin an ihrer Schule <strong>zu</strong> Nutze. „Ich denke, <strong>auf</strong><br />
Grund meiner Erfahrungen sehe ich eher, was los ist.“ Wenn sie erkenne, dass Mitschüler gemobbt<br />
werden, gehe sie <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Betroffenen <strong>zu</strong> und versuche, <strong>zu</strong> vermitteln.<br />
Ohne „Publikum“ gibt es kein Mobbing<br />
Die Motivation der Täter fasste der Neuntklässler Adnan sehr prägnant <strong>zu</strong>sammen: „Es geht um<br />
Konkurrenz und um Neid.“ Indem sie einen Mitschüler immer wieder nieder machten, wollten <strong>die</strong><br />
Täter Überlegenheit und Stärke demonstrieren. Auch Schäfer betonte <strong>die</strong> „wichtige Rolle“ des<br />
Publikums: „Ohne Dritte, <strong>die</strong> <strong>zu</strong>schauen, gäbe es kein Mobbing.“<br />
Für <strong>die</strong> Aktion „Mobbing - Schluss damit!“ haben sich nun verschiedene Partner, darunter das<br />
Deutsche Kinderhilfswerk, <strong>zu</strong>sammen geschlossen, um verstärkt <strong>auf</strong> das Problem hin<strong>zu</strong>weisen.<br />
So werden Schüler, Eltern und Lehrer über das Internet <strong>zu</strong> ihren Mobbing-Erfahrungen befragt.<br />
(Von Alexandra Burck, ddp)<br />
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Welt-Mobbing-Schulen;art118,1878870<br />
15
Begrifflichkeiten<br />
LUCKY:<br />
Was ist denn? Ihr habt doch auch immer gerufen: “Matze der Stinker“.<br />
LANA:<br />
Aber das war, wo er noch lebte. Jetzt ist er tot...<br />
Man findet in der Literatur konkurrierende Begriffe für das Phänomen Mobbing, weshalb eine<br />
kurze Auflistung nützlich ist:<br />
mobbing < mob anmachen, anpöbeln, Pöbel<br />
bullying < bully brutaler Mensch, Brutalo, Tyrann<br />
bossing < boss Chef, Attacken, vom Vorgesetzten ausgehend<br />
staffing < staff Mitglied einer Betriebsmannschaft,<br />
Attacken von den Untergebenen ausgehend<br />
Mobbing hat sich in der deutschsprachigen Literatur im o.a. Sinne durchgesetzt und umfasst alle<br />
anderen Formen. Mobbing ist der allgemeinere Begriff, der bullying, bossing, staffing mit einschließt,<br />
<strong>die</strong> jeweils nur bestimmte Aspekte gewichten.<br />
Quelle: Gollnick, Rüdiger Schulische Mobbing-Fälle Analysen und Strategien. LIT<br />
Definition<br />
Wir folgen <strong>zu</strong>nächst der grundlegenden Definition von Leymann, <strong>die</strong> er für den Arbeitsbereich<br />
entwickelt hat, und verbinden sie mit Aspekten des Ansatzes von Olweus. Wir haben sie in folgender<br />
Weise <strong>auf</strong> den schulischen Bereich übertragen:<br />
Unter Mobbing wird eine konfliktbelastete Kommunikation in der Klasse/im Kurs, also<br />
unter Mitgliedern der Lerngruppe, oder zwischen Lehrperson(en) und Schülern/innen verstanden,<br />
bei der <strong>die</strong> angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder mehreren<br />
Personen systematisch, oft und während längerer Zeit mit dem Ziel und/oder dem Effekt<br />
der Ausgren<strong>zu</strong>ng aus der Lerngruppe direkt oder indirekt angegriffen wird und <strong>die</strong>s als<br />
Diskriminierung empfindet. Dabei sind <strong>die</strong> Angriffe in verletzender Weise inten<strong>die</strong>rt (beabsichtigt)<br />
und können sich gegen Einzelne, aber auch gegen eine Gruppe richten und von<br />
Einzelnen oder von einer Gruppe ausgehen.<br />
16
Und anders gesagt:<br />
Überdenken wir einen Augenblick <strong>die</strong> oben angeführte Definition: Sie besagt,<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
dass offene oder versteckte Konflikte (Konfliktpotential) in der Lerngruppe vorhanden sind;<br />
dass Mobbing ein aggressiver, damit ein gewalttätiger Akt ist;<br />
dass ein Machtgefälle zwischen Mobber/in und MobbingBetroffenem/r gegeben ist;<br />
dass <strong>die</strong> Attacken direkt (z.B. physische Gewalt gegen Personen oder Sachen) oder indirekt<br />
(z.B. verbale Gewalt: Gerüchte, Beleidigungen, Anspielungen usw.; nicht verbale Gewalt:<br />
Mimik, Gestik, Körperhaltung usw.) erfolgen;<br />
dass sie immer wieder vorkommen, nicht einmalig sind;<br />
dass sie zielgerichtet sind;<br />
dass <strong>die</strong> Negativ-Handlungen beabsichtigt sind;<br />
dass sie <strong>die</strong> Ausgren<strong>zu</strong>ng aus der Lerngruppe (Statusverlust bis hin <strong>zu</strong>m Verlassen der<br />
Lerngruppe) <strong>zu</strong>m Ziele haben;<br />
dass <strong>die</strong> betroffene Person <strong>die</strong>se Attacken als schmerzlich und leidvoll im psychophysischen<br />
Sinne empfindet und erfasst.<br />
•<br />
Quelle: Gollnick, Rüdiger Schulische Mobbing-Fälle Analysen und Strategien. LIT<br />
Ethische, rechtliche und menschenrechtliche Aspekte<br />
Mit dem Phänomen Mobbing sind nicht nur pädagogische, psychologische, soziologische Aspekte<br />
verbunden, sondern auch weiter gehend ethische und menschenrechtliche Gesichtspunkte.<br />
Mobbing gleich Gewalt<br />
Hinter dem Mobbing Phänomen stehen konkrete Menschen: MobbingBetroffene, <strong>die</strong> einem Leidensdruck<br />
ausgesetzt sind. Grundsätzlich und allgemein kann festgestellt werden: auch schulische<br />
Mobber sind Gewalttäter, <strong>die</strong> konsequent ihre Ziele verfolgen:<br />
• Sie grenzen Menschen aus dem sozialen Leben aus, lassen sie nicht an Kontakten teilhaben<br />
und isolieren sie damit (klassen /kursinterne Kommunikation und Interaktion). Konsequenzen:<br />
Isolation, erlebter Mangel an Akzeptanz, Selbstzweifel.<br />
Ein Akt psychosozialer Gewalt!<br />
• Sie grenzen Menschen aus dem schulischen Alltagsleben aus, lassen sie nicht an der Dynamik<br />
und Problemlösung von schulischen Aufgaben und Tätigkeiten <strong>zu</strong>reichend teilhaben<br />
(Übernahme von Ämtern, Organisations<strong>auf</strong>gaben) und schränken damit ihre individuelle<br />
Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeit ein. Konsequenzen: Destabilisierung, Erfolgsvorenthalte,<br />
Misserfolge, Blockierungen. Ein Akt psychosozialer Gewalt!<br />
• Sie grenzen Menschen aus dem Prozess der Bestätigung und des Erfolgserlebnisses aus<br />
und schwächen sie somit in ihrem Selbstwertgefühl (Selbstentfaltung, Selbstverwirklichung).<br />
Konsequenzen: Furcht vor dem Versagen, Überdimensionierung von Problemen, Unsicherheit<br />
bis Verlust einer realistischen Güter- und Risikoabwägung, Entscheidungsfurcht, Mangel<br />
an Durchset<strong>zu</strong>ngskraft. Ein Akt psychosozialer Gewalt!<br />
17
• Sie grenzen Menschen aus der gruppenspezifischen Wertrangposition aus (z.B. Position<br />
in der Klasse, Außenseiterposition) und zerstören damit ihre schulische Existenz.<br />
Konsequenzen: Zukunftsangst, Zerstörung des Selbstwertgefühls, der Ich-Stärke.<br />
Ein Akt psychosozialer Gewalt!<br />
• Sie grenzen Menschen aus ihren sozialen Beziehungen aus, da jene existenziell irritiert sind<br />
(<strong>zu</strong>nehmende Unsicherheit im sozialen Umgang mit anderen Menschen) und immer stärker<br />
<strong>zu</strong>r Desintegration ten<strong>die</strong>ren. Konsequenzen: Isolation, Konzentration und Fixierung <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />
eigenen Probleme, Unmöglichkeit einer De-Konzentration von den alltäglichen negativen Erlebnissen,<br />
damit auch Alternativlosigkeit (Tunnelblick). Ein Akt psychosozialer Gewalt!<br />
• Sie grenzen Menschen aus ihren biographisch gewachsenen, wertorientierten Lebensbedingungen<br />
aus und lassen sie an der Sinnfülle ihres Lebens verzweifeln. Sie brechen <strong>die</strong>se in<br />
ihrem Wertgefüge („Niemand mag mich! Ich bin nichts wert!“). Konsequenzen: Sinnlosigkeit<br />
des Lebens, Verlust der Mitte, Verlust einer Wertordnung, einer Rangfolge von Werten.<br />
Ein Akt psychosozialer Gewalt!<br />
• Sie grenzen Menschen aus dem Leben aus und treiben sie unter Umständen in <strong>die</strong> geistige,<br />
seelische oder körperliche Krankheit oder sogar in den Tod. Konsequenzen: Schwere<br />
Depression, allgemeine Lebensangst, Suizidvorstellungen, Suizidversuch, Suizid.<br />
Ein Akt psychosozialer Gewalt!<br />
Ziel der Mobbingattacken ist es letztlich, einen Menschen sozial und personal <strong>zu</strong> handhaben wie<br />
ein Objekt bzw. aus<strong>zu</strong>grenzen, weil man ihn sozial und personal nicht anerkennt bzw. toleriert.<br />
Gelingt <strong>die</strong> Handhabung oder Ausgren<strong>zu</strong>ng, ist der Genuss an der Machtdemonstration und Bestätigung<br />
gegeben.<br />
Quelle: Gollnick, Rüdiger Schulische Mobbing-Fälle Analysen und Strategien. LIT<br />
Der gemobbte Mensch erlebt Gewalt, dass nämlich<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
er in der Verfügungsgewalt eines anderen Menschen oder von anderen Menschen ist,<br />
er ihnen nicht total, aber oftmals weitgehend wehrlos und ohnmächtig ausgeliefert ist,<br />
er in seinem Stolz, in seiner Selbstachtung gedemütigt wird,<br />
er ungleichwertig im Hinblick <strong>auf</strong> andere ist,<br />
er − <strong>zu</strong>nächst ungestraft, weil unentdeckt − manipuliert werden kann (Verfügbarkeit über<br />
ihn, Befriedigung des Machtanspruchs),<br />
er mit einer Verkehrung des Täter-Opfer-Schemas konfrontiert wird (Schuld<strong>zu</strong>weisung;<br />
Opfer ist Täter).<br />
•<br />
Insgesamt gesehen wird beim Mobbing eine partielle oder totale Verfügbarkeit über einen Menschen<br />
erreicht, wahrscheinlich infolge der ausgeprägten Leistungs- und Individualmentalität in<br />
unserer Winner-Loser-Gesellschaft (siehe da<strong>zu</strong> Bründel/Hurrelmann 1999, Heitmeyer 1996, Beck<br />
1986 u.a.). Diese Mentalität kann da<strong>zu</strong> verleiten, dass man gleichsam präventiv mobbt, um <strong>zu</strong><br />
verhindern, in <strong>die</strong> Verfügungsgewalt eines anderen <strong>zu</strong> geraten.<br />
Quelle: Gollnick, Rüdiger Schulische Mobbing-Fälle Analysen und Strategien. LIT<br />
18
Die Flucht aus der Gewalt<br />
SVEN:<br />
Wer issn Matze? Hat der heute gefehlt?<br />
LANA:<br />
Der fehlt jetzt immer. Weil er nämlich tot ist.<br />
SVEN:<br />
Machst du Quatsch?<br />
LANA:<br />
Nee. Der ist ehrlich tot. In echt. (...)<br />
SVEN:<br />
Woran ist Matze denn gestorben?<br />
LANA:<br />
An ´nem Strick. Er hat sich <strong>auf</strong>gehängt.<br />
Robert Neumann<br />
19
Selbstmord bei Jugendlichen<br />
Experten schätzen, dass etwa 20 % der jährlichen Selbstmordfälle durch Mobbing ausgelöst werden.<br />
Mobbing in der Schule kann also sehr negative Folgen für den weiteren Lebensweg der<br />
betroffenen Schüler(innen) haben, nicht nur für <strong>die</strong> Opfer, sondern auch für <strong>die</strong> Täter.<br />
Quelle: www.stangler.at<br />
Suizidales Verhalten drückt in der Regel ein vielschichtiges Problem aus und entsteht innerhalb<br />
einer längeren Geschichte in der Familiendynamik. Obwohl also in den wenigsten Fällen in der<br />
Institution Schule <strong>die</strong> alleinige Ursache für <strong>die</strong> Suizidgefährdung eines Schülers <strong>zu</strong> suchen ist,<br />
bildet sie doch häufig einen mitverursachenden Faktor oder kann <strong>zu</strong>m Auslöser für <strong>die</strong> suizidale<br />
Krise werden. Die Schule trägt also eine Mitverantwortung.<br />
Quelle: http://neuhland.net/neuh/index.php?option=com_content&task=view&id=75&Itemid=97<br />
Viele Adoleszente erleben den Umbruch <strong>zu</strong>m Erwachsenenalter, durch ihr noch nicht stabiles<br />
Selbstwertgefühl, als einsam und mit dem Gefühl einer inneren Leere. „Die Frustrationstoleranz<br />
verhindert, dass der gegen <strong>die</strong> eigene Person sich entwickelnde Hass abgewehrt werden kann.<br />
Passivität, Mutlosigkeit, Lebensüberdruss und instabile Kontakte werden als typische Verhaltensweisen<br />
<strong>die</strong>ser Entwicklungsphase beschrieben.“ Jugendliche wollen zwar selbstständig handeln,<br />
jedoch stehen <strong>die</strong>se Bestrebungen im Widerspruch <strong>zu</strong> den erwartenden Forderungen der Umwelt,<br />
wie <strong>zu</strong>m Beispiel nach Gehorsam, Fleiß und Leistungsbereitschaft. Solche Forderungen <strong>zu</strong><br />
verinnerlichen steht widersprüchlich <strong>zu</strong>r eigenen Identität. Die Folgen davon sind aggressive Reaktionen.<br />
Auf den Zusammenhang der broken-home-Problematik und der Suizidgefährdung wird<br />
in der Literatur immer wieder hingewiesen. Viele Publizisten definieren <strong>die</strong> broken-home-Problematik<br />
eher unterschiedlich. Jedoch kann <strong>zu</strong>sammenfassend gesagt werden, dass in solchen gestörten<br />
Familiensituationen, wie Scheidung, uneheliche Kinder, Konflikte, psychische Krankheit,<br />
Alkoholismus, dissoziales Verhalten und Arbeitslosigkeit vorherrschen. Die Kinder wachsen in<br />
verwahrlosten Verhältnissen <strong>auf</strong>. Diese Problematik führt bereits schon im frühkindlichen Alter<br />
<strong>zu</strong> traumatischen Erlebnissen, <strong>die</strong> später eine weitere Ursache für suizidales Handeln sein können.<br />
Stu<strong>die</strong>n von Baader (1955), Zumpe (1959) und Otto (1964) ergaben, dass bei etwa 75% der<br />
jugendlichen Suizidenten Störungen in der frühkindlichen Entwicklung vorliegen, <strong>die</strong> Folge von<br />
gestörten Familienverhältnissen sind. Häufig wird den erst- oder letztgeborenen Kindern <strong>die</strong> Rolle<br />
des Sündenbocks <strong>zu</strong>gewiesen. Sie werden als Belastung empfunden. Diese Kinder versuchen<br />
mit dem Suizid familiäre Konflikte <strong>zu</strong> lösen, um das Gleichgewicht in der Familie wieder her<strong>zu</strong>stellen.<br />
Gappmayer (1987) beschreibt, dass <strong>die</strong> broken-home-Problematik nicht als Prädisposition<br />
einer suizidalen Handlung gesehen werden darf, sondern als einen „prozesshaften Verlust<br />
von Liebe, gegenseitiger Nähe, Unbefangenheit und Verbundenheit.“ Durch das Fehlen positiver<br />
Erfahrungen schreiten <strong>die</strong>se Defizite in unbefriedigenden Interaktionsformen fort. Sie manifestieren<br />
sich und <strong>die</strong> Jugendichen reagieren mit Ungehorsam, Rück<strong>zu</strong>g und einem Wegl<strong>auf</strong>en aus<br />
der Situation. Der Suizid kann demnach als Endpunkt einer seelischen Erschöpfung verstanden<br />
werden, da keine anderen Lösungsmöglichkeiten dem Betroffenen <strong>zu</strong>r Verfügung stehen.<br />
20
Die Schule ist neben der Familie für <strong>die</strong> Jugendlichen ein bedeutender Lebensraum geworden. In<br />
der Familie wird <strong>die</strong> Zuständigkeit der primären Sozialisation von den Eltern übernommen. Die<br />
Lehrer übernehmen hierbei <strong>die</strong> sekundäre Sozialisation. Die Jugendlichen haben in der Schule<br />
nicht mehr <strong>die</strong> Rolle des Kindes, wie in der Familie. Sie bekommen <strong>die</strong> Rolle des Schülers <strong>zu</strong>geschrieben.<br />
Suizide in dem Altersabschnitt von 10 bis 15 Jahren werden als sogenannte Schülersuizide<br />
bezeichnet. Jedoch kann <strong>die</strong> Schule nicht für suizidale Handlungen beschuldigt werden.<br />
Gappmayer (1987) beschreibt verschiedene Faktoren, <strong>die</strong> suizidale Handlungen bestärken<br />
können, wie <strong>zu</strong>m Beispiel <strong>die</strong> Größe der Schule und der Klassen, unübersichtliche Schul- und<br />
Unterrichtsorganisation, rigide Leistungsanforderungen und unpädagogisch handelnde Lehrer.<br />
Doch <strong>die</strong>se Faktoren dürfen nicht als Ursachen gesehen werden. Sie sind allenfalls Motive. Die<br />
Suizidalität bei Schülern wird vielmehr als ungünstige Gesamtentwicklung verstanden. Hier<strong>zu</strong><br />
zählen Konflikte in der Schule und der Familie, Störungen in der frühkindlichen Entwicklung und<br />
andere soziale und gesellschaftliche Lebensbedingungen.<br />
Quelle: www.ku-eichstaett.de/SWF/fachschaft/ content/diplstudarbeiten/suizid.pdf<br />
SVEN:<br />
Woran ist Matze denn gestorben?<br />
LANA:<br />
An ´nem Strick. Er hat sich <strong>auf</strong>gehängt.<br />
SVEN:<br />
Und wann war das?<br />
LANA:<br />
Vor zwei Wochen oder so.<br />
SVEN:<br />
Wahnsinn. Einer aus der Klasse! Und da macht ihr einfach so weiter.<br />
LANA:<br />
Was soll’n wir denn machen? Ist doch alles gel<strong>auf</strong>en. (...) Und ich will jetzt endlich nichts mehr<br />
davon hören.<br />
21
Wer oder was ist (nicht / mit-) schuld?<br />
LUCKY:<br />
Verdammt, er war so´n Typ, der hat das provoziert,<br />
dass er Dresche gekriegt hat.<br />
FÖRSTER:<br />
Dass sie das nicht gemerkt haben, was für ein Typ da<br />
in Ihrer Klasse sitzt!<br />
RATZE:<br />
Bei fast 30 Schülern?<br />
LANA:<br />
War eben so. Wenn wir gepetzt hätten...<br />
RATZE:<br />
Ja, verdammt nochmal, das hat doch nichts mit Petzen<br />
<strong>zu</strong> tun. Das wäre doch <strong>die</strong> reine Notwehr gewesen,<br />
wenn ihr mich informiert hättet. Kinder, Kinder,<br />
ich weiß wirklich nicht...<br />
HERR ERBACH:<br />
Wenn Mathias Schiss hatte in <strong>die</strong> Schule <strong>zu</strong> gehen,<br />
dann nur, weil er da versagt hat.<br />
(…) Ihr habt doch nur Blödsinn im Kopf gehabt statt<br />
<strong>zu</strong> lernen und was <strong>zu</strong> leisten.<br />
(…) Wenn Mathias mein eigener Sohn gewesen<br />
wäre...<br />
23
Verantwortung der Schule<br />
Wer oder was ist (nicht) schuld am Mobbing?<br />
Mobbing ist immer ursächlich ein Kommunikationsproblem. Zur Kommunikation gehören aber<br />
immer zwei Seiten. Wo <strong>die</strong> Suche nach Verständigung und gegenseitige Wertschät<strong>zu</strong>ng das Geschehen<br />
bestimmen, gibt es kein Mobbing.<br />
Thomas Gordons berühmte Frage lautete: Wer hat das Problem? Sie vermeidet Schuld<strong>zu</strong>weisung,<br />
richtet den Blick <strong>auf</strong> mögliche Lösungen.<br />
Vordergründig mag ein Mobbingopfer das Problem haben. Genau besehen aber sind dessen<br />
Problem der oder <strong>die</strong> Mobber. Sie erkennen nicht, dass sie (aus welchem Grund auch immer) ein<br />
Opfer brauchen. Also haben sie ein Problem, das es für sie <strong>zu</strong> erkennen gilt.<br />
Mobbing entsteht oft unter bestimmten strukturellen Bedingungen:<br />
• Schlechtes Lehrer Schüler Verhältnis.<br />
• Schlechtes Lernklima in der Klasse.<br />
• Sehr strenge Führung. Mobbing bedeutet hier Weitergabe erlittenen Unrechts an<br />
Schwächere. Das gilt auch für:<br />
• Starken Leistungsdruck, aber auch für:<br />
• Schlimmen Schlendrian, unter dem das Gesetz des Dschungels <strong>zu</strong>r Willkürherrschaft<br />
gelangt.<br />
• Fehlende Konfliktlösungsstrukturen.<br />
Auch Personen in der Umgebung des Mobbingopfers haben – bewusst oder nicht bewusst – oft<br />
Anteil am Mobbinggeschehen. Das ist vor allem in jenen Fällen so, in denen es an der notwendigen<br />
Hilfsbereitschaft oder gar an der Wahrnehmung der Vorgänge fehlt.<br />
• Lehrer wollen, so <strong>die</strong> übereinstimmende Erkenntnis der internationalen Mobbingforschung,<br />
in der Regel am liebsten nichts wissen von <strong>die</strong>sen Sachen, sich nicht in <strong>die</strong> Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen<br />
der Kinder und Jugendlichen einmischen. Eine oft fatale Fehleinschät<strong>zu</strong>ng!<br />
• Lehrer verweigern mitunter sogar direkte Bitten um Hilfe.<br />
• Eltern sind <strong>die</strong> wichtigsten Ansprechpartner ihrer Kinder im Mobbingfall. Sie sollten sich<br />
klar machen, dass <strong>die</strong>ses nicht von alleine vergeht und entschlossenes Handeln der<br />
Erwachsenen notwendig ist.<br />
• Mitschüler halten sich oft in gehörigem Abstand <strong>zu</strong> den aktuellen Angriffen <strong>auf</strong> das Opfer,<br />
um nicht selbst <strong>zu</strong> deren Ziel <strong>zu</strong> werden.<br />
• Mitschüler unterstützen oft lieber den „mächtigen“ Angreifer, solidarisieren sich mit ihm,<br />
wollen sich gar bei ihm „beliebt“ machen, indem sie ihrerseits das Opfer angreifen.<br />
Am wenigsten schuld ist das Opfer selbst. Hören <strong>die</strong> Täter mit dem Drangsalieren <strong>auf</strong>, ist auch<br />
das Mobbing <strong>zu</strong> Ende.<br />
Quelle: Kasper, Horst Schülermobbing – tun wir was dagegen! Aol-Verlag 2000<br />
24
Gesellschaft der Wegseher?<br />
Der „Non-helping-bystander-Effekt“ am Beispiel der Gewalt in der Schule<br />
Stud. päd. Elke-Christine Schwind, Universität Osnabrück, Vechta<br />
In den letzten Wochen häuften sich Meldungen über Gewalt in der Schule und unterlassene Hilfeleistung.<br />
Der da<strong>zu</strong> in Niedersachsen wohl bekannteste Fall ereignete sich (2003/2004) an einer<br />
Berufsschule in Hildesheim. Dort wurde der 18-jährige Schüler (Dieter-Dennis D.) von neun<br />
Mitschülern über 17 Monate lang gequält, geschlagen und misshandelt. Das Dramatische daran<br />
ist, dass <strong>die</strong>se Gewalttat, jedenfalls Zeitungsberichten <strong>zu</strong>folge, ein „offenes Geheimnis“ an der<br />
(Werner-von-Siemens) -Berufsschule gewesen ist, keiner dem Opfer jedoch <strong>zu</strong>r Hilfe kam. Das<br />
Geschehnis in Hildesheim sollte kein Einzelfall bleiben. So wurden kurze Zeit später weitere Gewalttaten<br />
an Schulen in Verbindung mit unterlassener Hilfeleistung, z.B. in Hannover oder Celle,<br />
bekannt.<br />
Die Frage, <strong>die</strong> sich nun stellt, ist, warum Menschen (in <strong>die</strong>sem Fall Lehrer und Mitschüler) nicht<br />
einschreiten und helfen, obwohl sie von Gewalttaten gegenüber anderen wissen bzw. sogar Zeuge<br />
geworden sind. (…)<br />
Was vielen Menschen (auch Lehrkräften und Schülern der Hildesheimer Berufsschule) offenbar<br />
nicht bewusst ist: Unterlassene Hilfeleistung ist unter zwei Vorausset<strong>zu</strong>ngen (nämlich der Zumutbarkeit<br />
einer Hilfeleistung und des vorsätzlichen „Nichts-tun“) nach § 323c StGB mit Strafe<br />
bedroht. So heißt es: „Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet,<br />
obwohl <strong>die</strong>s erforderlich und ihm den Umständen nach <strong>zu</strong><strong>zu</strong>muten, insbesondere ohne erhebliche<br />
eigene Gefahr und ohne Verlet<strong>zu</strong>ng anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe<br />
bis <strong>zu</strong> einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“ (…)<br />
Einflussfaktoren <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Hilfeleistung<br />
Da nicht nur dem Fachlehrer, sondern auch dem Rest der Hildesheimer Berufsschulklasse unterlassenen<br />
Hilfeleistung vorgeworfen werden könnte, schließt sich <strong>die</strong> Frage an, welche Einflussfaktoren<br />
<strong>die</strong> Bereitschaft <strong>zu</strong>r Hilfeleistung beeinflussen oder hemmen. In der Forschung<br />
unterscheidet man zwischen situationsbezogenen (bzw. generellen) Einflussgrößen und personenbezogenen<br />
(bzw. individuellen) Einflussfaktoren. „Grundsätzlich wirken <strong>die</strong>se Faktoren aber<br />
nicht isoliert, sondern in einem komplexen Zusammenspiel.“ Hilfeleistung wird daher häufig<br />
„durch eine Kombination situativer und personaler Einflüsse bestimmt“. (…)<br />
25
Situationsbezogene Einflussfaktoren<br />
Zu den situationsbezogenen Faktoren zählen beispielsweise das Ausmaß der Gefahr, mangelnde<br />
Eindeutigkeit der Lage oder Verantwortungsdiffusion. Bezogen <strong>auf</strong> Hildesheim wird deutlich,<br />
dass das Ausmaß der Gefahr als wichtiger situationsbezogener Einflussfaktor im Hinblick <strong>auf</strong><br />
den Entscheidungsprozeß der Hilfeleistung (für Lehrkräfte und Schüler) eine Rolle gespielt haben<br />
dürfte. Zeitungsberichten <strong>zu</strong>folge handelte es sich in der Berufsschule nämlich um äußerst<br />
brutale Täter (insgesamt neun 17-jährige Mitschüler), <strong>die</strong> (immer wieder) bis <strong>zu</strong> 20 Minuten mit<br />
Stöcken und Eisenstangen <strong>auf</strong> ihr wehrloses Opfer eingeschlagen haben sollen. Haben sich <strong>die</strong><br />
Mitschüler vor <strong>die</strong>sen gefürchtet und deshalb nicht geholfen? Diese Vermutung scheint sich, jedenfalls<br />
nach Zeitungsberichten, <strong>zu</strong> bestätigen. So soll ein Hildesheimer Schüler nach der Aufforderung<br />
des Staatsanwalts („Wir können euch schützen, wenn ihr aussagt.“) geantwortet haben:<br />
„Die können uns ja doch nicht schützen – jedenfalls nicht wenn es dr<strong>auf</strong> ankommt.“<br />
Ferner kommt auch Verantwortungsdiffusion als zweiter situativer Einflussfaktor in Frage. Diese<br />
beschreibt Bierhoff wie folgt: „Wenn man mit mehreren Personen gemeinsam Zeuge der Notsituation<br />
eines anderen ist, weiß man, dass jeder der Anwesenden eingreifen könnte. Dies ist <strong>die</strong><br />
Grundlage der Diffusion der Verantwortung: Der einzelne glaubt, dass er nicht mehr <strong>die</strong> ganze<br />
Verantwortung trägt, und <strong>die</strong> Hilfeleistung wird reduziert.“ Er sagt sich: „Warum gerade ich?“ Als<br />
dritter situationsbezogener Einflussfaktor spielen <strong>die</strong> Opfermerkmale eine Rolle. Da<strong>zu</strong> zählen<br />
beispielsweise das Geschlecht oder <strong>die</strong> Nationalität eines Opfers. So wird angenommen, dass<br />
Frauen in der Regel häufiger geholfen wird als Männern. Bezogen <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Situation in der Schule<br />
könnte man daher vermuten, dass Schülerinnen von ihren männlichen Klassenkameraden, nicht<br />
<strong>zu</strong>letzt auch wegen des in ihnen geweckten Beschützerinstinkts, eher Hilfe erwarten können als<br />
viktimisierte Mitschüler. Opfermerkmale könnten auch an der Hildesheimer Berufsschule eine<br />
Rolle gespielt haben. Die Täter, <strong>die</strong> ohne berufliche Perspektive waren, haben sich, um ihren<br />
Frust ab<strong>zu</strong>lassen, an einem schwachen Opfer vergriffen. Die Gewalttaten sind gefilmt worden,<br />
angeblich um sie über das Internet <strong>zu</strong> verk<strong>auf</strong>en. Die Beweislage ist dadurch geklärt. In <strong>die</strong>sem<br />
Zusammenhang benutzt Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen<br />
(KFN), das Stichwort der „Me<strong>die</strong>nverwahrlosung“, weil <strong>zu</strong>nehmend Me<strong>die</strong>n das Verhalten<br />
von Kindern und Jugendlichen in negativer Weise bestimmen. (…)<br />
Zu den weiteren allgemeinen situationsbezogenen Einflussfaktoren, <strong>die</strong> im Schrifttum genannt<br />
werden, zählen:<br />
Mangelnde Eindeutigkeit der Lage:<br />
z.B. ist es für Außenstehende mitunter schwierig, bei einer Rangelei <strong>auf</strong> dem Schulhof<br />
<strong>die</strong> Grenze zwischen sog. „Spaßkloppe“ und Gewalt fest<strong>zu</strong>stellen.<br />
Fehlende Nut<strong>zu</strong>ng von Kommunikationsmöglichkeiten:<br />
Der Aufbau von (Kommunikations-) Blockaden innerhalb einer Notsituation ist deshalb<br />
problematisch, weil das passive Verhalten der anderen Zuschauer häufig da<strong>zu</strong><br />
führt, dass Notsituationen nicht <strong>zu</strong>treffend wahrgenommen oder verharmlost<br />
werden und folglich nicht eingegriffen bzw. geholfen wird.<br />
26
Chancen andere Hilfe <strong>zu</strong> aktivieren:<br />
Wichtig ist, dass es bei einer tätlichen Auseinanderset<strong>zu</strong>ng <strong>auf</strong> dem Schulgelände eine<br />
Ansprechperson, also beispielsweise eine (kompetente) Pausen<strong>auf</strong>sicht, gibt.<br />
Personale Einflussfaktoren<br />
Zu den personenbezogenen Faktoren gehören <strong>zu</strong>m einen solche, <strong>die</strong> unterlassene Hilfeleistung<br />
fördern und <strong>zu</strong>m anderen solche, <strong>die</strong> eine Motivation <strong>zu</strong>r Hilfeleistung hemmen.<br />
Faktoren, <strong>die</strong> Hilfeleistung eher unwahrscheinlich machen:<br />
In <strong>die</strong>se Gruppe gehört das Phänomen des „Sich-nicht-einmischenwollens“, das häufig mit dem<br />
sog. „Wegschau-Effekt“ verbunden ist. Darunter versteht man, dass Zeugen (etwa auch Lehrkräfte<br />
und Schüler) eine Notsituation nicht <strong>zu</strong>r Kenntnis nehmen wollen (bzw. vorsätzlich ignorieren),<br />
um eventuellen Unannehmlichkeiten und Ärger (z.B. mit brutalen Tätern) <strong>zu</strong> entgehen. Als<br />
weiterer denkbarer personaler Entscheidungsfaktor spielt auch <strong>die</strong> Bewertungsangst oder anders<br />
ausgedrückt das sog. „Lampenfieber“ oft eine Rolle. Der potentielle Helfer (z.B. ein Lehrer)<br />
überlegt sich, wie ein solcher Eingriff (z.B. in eine Rangelei <strong>auf</strong> dem Schulhof) von anderen (z.B.<br />
Mitschülern) bewertet werden könnte.<br />
Wie steht er als „helpingbystander“ da, wenn ihm <strong>die</strong> Streitschlichtung <strong>auf</strong>grund mangelnder<br />
eigener Kompetenz misslingt? Muss er mit Autoritätsverlust bei den Schülern rechnen bzw. mit<br />
dem Spott der Kollegen?<br />
Zu den weiteren Faktoren, <strong>die</strong> Hilfeleistung eher unwahrscheinlich machen, zählen:<br />
Mangelnde Empathie (fehlende Mitleidensfähigkeit):<br />
Gemeint ist <strong>die</strong> fehlende „Fähigkeit <strong>zu</strong>m Mitleiden bzw. sich in das Unglück eines Hilfsbedürftigen<br />
(z.B. eines Not leidenden Mitschülers) hineinversetzen <strong>zu</strong> können.“ Der Bystander<br />
(z.B. ein Schüler) kann sich also nicht hinreichend in <strong>die</strong> Lage des Opfers hineinfühlen<br />
und greift aus <strong>die</strong>sem Grund nicht helfend in <strong>die</strong> Notsituation ein. Mangelnde<br />
Empathie könnte auch in Hildesheim eine Rolle gespielt haben.<br />
Gerechtigkeitsdenken:<br />
Das Opfer hat aus der Sicht des Bystanders <strong>die</strong> Schläge „ver<strong>die</strong>nt“, weil es z.B. selber<br />
den ersten Faustschlag ausgeführt hat (den Streit „angefangen“ hat) oder weil Mitschüler<br />
das Opfer (aus welchen Gründen auch immer) nicht mögen.<br />
Quelle:http://www.weisser-ring.de/aussenstellen/aussenstelle_goslar/aktuell/aktionen/fit_fuer_zivilcourage/schwind.pdf<br />
27
Die Verantwortung des Elternhauses<br />
Es ist ein Axiom in der Werterziehung, dass Werte letztlich erfahrbar, erlebbar vermittelt werden<br />
müssen, damit sich ein Wertgefühl, ein Wertbewusstsein und endlich ein Werthandeln entwickeln<br />
können. Denn mit dem wertorientierten Handeln ist in der Regel auch eine Wertschät<strong>zu</strong>ng / und<br />
eine Wertüberzeugtheit gegeben. Ein komplexer Prozess! Aber man kann feststellen, dass <strong>die</strong><br />
Werterziehung in den Elternhäusern tendenziell nicht mehr nachhaltig und beständig erfolgt. Die<br />
personale Werterziehung ist defizitär. Mit <strong>die</strong>sem Dilemma wird das System Schule konfrontiert.<br />
Und <strong>die</strong>ses Dilemma vergrößert sich, wenn auch bei Lehrpersonen (wie ja auch bei den Eltern)<br />
eine Wertediffusität oder ein grundlegender Indifferentismus gegeben ist (Unverbindlichkeit bzw.<br />
Gleichgültigkeit gegenüber Grundwerten, Relativismus aller Werte, vgl. Golinick 1994).<br />
Quelle: Gollnick, Rüdiger Schulische Mobbing-Fälle Analysen und Strategien. LIT<br />
Dietrich Lehmann, Robert Neumann<br />
VATER:<br />
Wer sich außerhalb des Vereins rumprügelt, fliegt raus. So ist das nun mal.<br />
LUCKY:<br />
Aber ... ich kann mir doch nicht alles gefallen lassen, bloß weil ich im Boxverein bin. (...)<br />
Wenn mir einer doof kommt, kriegt er eins <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Fresse. Und wenn er fragt warum,<br />
gleich nochmal.<br />
VATER:<br />
Is ja völlig o.k., dass du dir nichts gefallen lässt, aber in ´nen Boxverein passt du nicht mit<br />
so ´ner <strong>Eins</strong>tellung.<br />
28
Laut „Shell Jugendstu<strong>die</strong> 2000“ gibt es zwischen Jugendlichen und Eltern heute weniger Konflikte<br />
als noch vor zwanzig Jahren. Die Mehrheit der Kinder gibt sogar an, dass sie den eigenen<br />
Nachwuchs später weitgehend so erziehen will, wie sie selbst erzogen worden sind.<br />
Also ist offenbar doch nicht alles schlecht, wie so oft behauptet wird. Dennoch hat sich im Vergleich<br />
<strong>zu</strong>r Familie der sechziger Jahre viel verändert. Die Familie ist eine Institution im Wandel.<br />
Noch nie gab es so viele Scheidungswaisen, Stieffamilien oder unverheiratete Paare mit Kindern.<br />
Die wachsende Vielfalt von familiären Beziehungen ist auch Ergebnis des gestiegenen Selbstbewusstseins<br />
der Frauen, trifft aber keinerlei Aussagen über <strong>die</strong> Qualität der Erziehungsarbeit.<br />
Zwar wachsen immer noch <strong>die</strong> meisten Kinder bei insgesamt zehn Millionen Verheirateten <strong>auf</strong>,<br />
aber <strong>die</strong> Zahl der Eltern, <strong>die</strong> unverheiratet <strong>zu</strong>sammen leben, steigt ständig.<br />
600.000 zählte das Statistische Bundesamt im Jahr 2000. Das ist ein Drittel mehr als noch im<br />
Jahr 91. Moral<strong>auf</strong>fassungen haben sich verändert. Noch in den sechziger und siebziger Jahren<br />
galt eine ledige Mutter als Schande. Auch der Erziehungsstil der Eltern hat sich gewandelt. Bis in<br />
<strong>die</strong> sechziger Jahre hinein erzogen <strong>die</strong> Deutschen vor allem autoritär. Prügel war Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts noch selbstverständliches Erziehungsmittel in Schule und Elternhaus. Nach einer<br />
Stu<strong>die</strong> der Universität Halle/Wittenberg halten heute nur noch sechs Prozent eine schallende<br />
Ohrfeige für eine legitime Strafe für ihren Nachwuchs.<br />
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass <strong>die</strong> modernen Eltern vor allem <strong>auf</strong> Liebe und<br />
Geborgenheit setzen. Sie kommunizieren möglichst viel mit ihren Kindern. Im Gegensatz <strong>zu</strong>r<br />
antiautoritären Erziehung, <strong>die</strong> 1968 favorisiert wurde, setzt man auch Grenzen.<br />
Viele Mütter haben bei der Erziehung ihrer Kinder einen Feind im Nacken: <strong>die</strong> Zeit. Das ist ein<br />
Problem, das viele Frauen haben, denn zwei Drittel aller Mütter sind berufstätig. Während sich<br />
<strong>die</strong> Kleinen ihr Recht <strong>auf</strong> Zuwendung oftmals einfach erkämpfen, ziehen sich Jugendliche oftmals<br />
<strong>zu</strong>rück und versuchen, <strong>die</strong> Lösungen für ihre Probleme alleine <strong>zu</strong> finden. Besonders <strong>die</strong> Erziehung<br />
von Jugendlichen bedarf Fingerspitzengefühl.<br />
Gravierende Probleme treten oftmals besonders in der Pubertät <strong>auf</strong>. Leistungsdruck in der Schule<br />
- aber auch Sorgen der Eltern wie Arbeitslosigkeit oder Scheidung führen da<strong>zu</strong>, dass immer<br />
mehr Leute Entwicklungsschwierigkeiten <strong>auf</strong>zeigen. Stu<strong>die</strong>n kommen hier <strong>zu</strong> unterschiedlichen<br />
Ergebnissen: Zwischen 17 und 27 Prozent aller Kinder gelten als verhaltens<strong>auf</strong>fällig.<br />
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mussten 42.250 junge Leute im Jahr 2000 professionelle<br />
Hilfe <strong>auf</strong>grund psychischer Störungen in Anspruch nehmen. Das sind fünf Prozent mehr<br />
als nur ein Jahr <strong>zu</strong>vor. Nicht selten fühlen sich alleinerziehende Mütter (insgesamt gibt es rund<br />
2,9 Millionen Alleinerziehende in Deutschland) von der Gesellschaft im Stich gelassen.<br />
Wenn Eltern spüren, dass <strong>die</strong> Distanz <strong>zu</strong> ihrem Nachwuchs immer größer wird, sollten sie rechtzeitig<br />
Hilfe holen, denn Erziehungsfehler kann man vermeiden, wenn man mit Fachleuten spricht.<br />
Quelle:http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/bstuecke/32580/index.html<br />
29
Was ist dagegen <strong>zu</strong> tun?<br />
Dietrich Lehmann, Thomas Ahrens<br />
LANA:<br />
Lucky kriegen se jetzt am Arsch.<br />
MINNIE:<br />
Glaubste wirklich? Der redet sich doch wieder raus. Und Ratze steht <strong>auf</strong> Lucky.<br />
LANA:<br />
Jetzt nicht mehr.<br />
MINNIE:<br />
Haste gepetzt?<br />
LANA:<br />
Das war kein Petzen. Das war reine Notwehr.<br />
31
Die Aufgaben der Schule<br />
Ein Überblick<br />
Übersicht <strong>zu</strong>m Vorgehen mit dem Ziel einer gewaltfreien Schule<br />
„Arbeitsstrukturen für <strong>die</strong> Intervention und Prävention gegen Mobbing“<br />
A<br />
Programm<br />
B<br />
Programm<br />
C<br />
Programm<br />
D<br />
Programm<br />
E<br />
Programm<br />
1.<br />
Schulebene<br />
• Schulprogramm<br />
• Regelvereinbarung<br />
• Gremienarbeit am<br />
Thema<br />
• Unterrichtsmaterialien<br />
• Arbeitsgruppe (gem.)<br />
• Projektgruppe (Lehrer)<br />
• Schülerstreitschlichter<br />
• externe Fachleute<br />
• Sammlung von<br />
Unterrichtsmaterialien<br />
• Arbeitsgemeinschaft<br />
Kommunikationstraining<br />
Streitschlichter-<br />
Ausbildung<br />
• Kontakttelefon<br />
• Pausen<strong>auf</strong>sicht<br />
• Projekte<br />
• Smob-Befragung<br />
(ganze Schule)<br />
• Schulindikator<br />
• Erfolgskontrolle<br />
• Fortbildung, Information<br />
• Schulhofgestaltung<br />
2.<br />
Klassenebene<br />
• Klassenregeln<br />
• Klassengespräche<br />
• Lehrer-Eltern-Gespräche<br />
• Projektarbeit<br />
• Unterrichtsgestaltung<br />
• „No Blame Approach“<br />
• Koordination<br />
Klassenlehrer<br />
• Lehrerteam in der<br />
Klasse<br />
• Kooperation Lehrer-<br />
Eltern<br />
• Beistand bestellen<br />
• Unterricht in div.<br />
Fächern (Deutsch, Sozialkunde,<br />
Religion, Kunst,<br />
Musik, Sport)<br />
• Gruppenarbeit<br />
• Partnerarbeit<br />
• Spezielle Projekte in<br />
Problemklassen<br />
• Mitschüler-Gruppe<br />
im individuellen Fall<br />
(No Blame Approach)<br />
• Smob-Befragung<br />
(klassenweise)<br />
• Klassenindikator<br />
3.<br />
Individualebene<br />
• Lehrer-Schüler-<br />
Gespräche<br />
• intensive<br />
Zusammenarbeit<br />
Lehrer-Eltern (am Fall)<br />
• Streitschlichtung<br />
(Mediation)<br />
• „No-Blame-Approach“<br />
• Beratungslehrer(in)<br />
• Klassenlehrer(in)<br />
• externe Fachleute<br />
• Peers (Streitschlichter,<br />
O- und T-Partner),<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ngsgruppe<br />
bei „No Blame Approach“<br />
• Stärkung und Ermutigung,<br />
individuelle Förderung<br />
• Anerkennung individueller<br />
Besonderheiten<br />
und Begabungen<br />
• Brief-/Kummerkasten<br />
• „Inseln“ für<br />
individuellen<br />
Rück<strong>zu</strong>g im<br />
Schulhaus<br />
• Schülerbeistand<br />
(O- und T-Partner),<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ngsgruppe<br />
• Individuelle Smob-<br />
Befragung/<br />
Anlassbefragung<br />
• ggf. externe oder<br />
interne individuelle<br />
Hilfe<br />
• Farsta-Methode<br />
• Sprechstunden<br />
• Täter-Opfer-Ausgleich<br />
32
„Diese Übersicht möchte Sie anregen, Ideen und Möglichkeiten <strong>zu</strong> entwickeln, um an Ihrer Schule,<br />
in Ihrer Klasse wirksam gegen das Mobbing vor<strong>zu</strong>gehen. Das können konkrete Projekte und<br />
Aktivitäten für <strong>die</strong> nächste Zeit sein, aber auch strategische Überlegungen, <strong>die</strong> <strong>zu</strong> einer langfristigen<br />
Entwicklung einer Schule ohne Mobbing führen können. So können an jeder Schule durch<br />
planmäßige und nachhaltige Arbeit <strong>die</strong> internen Rahmenbedingungen für ein besseres Miteinander<br />
weiterentwickelt werden. Je mehr der guten Ideen in <strong>die</strong> Tat umgesetzt werden, desto<br />
stärker wird das Band zwischen den guten Kräften, schwindet der Hang <strong>zu</strong>r Verniedlichung oder<br />
Verdrängung der Probleme. Wichtig für <strong>die</strong> Entwicklung eines Klimas der Gewaltfreiheit und des<br />
gegenseitigen Respekts ist <strong>die</strong> gleichzeitige Arbeit <strong>auf</strong> allen drei Ebenen. Wichtig ist außerdem<br />
<strong>die</strong> fortl<strong>auf</strong>ende Arbeit am Grundkonsens innerhalb der Lehrerschaft, zwischen Schulleitung und<br />
Kollegium sowie zwischen Lehrerschaft und Elternschaft.“<br />
Näheres da<strong>zu</strong> im Buch: Kasper, Horst Streber, Petzer, Sündenböcke. Wege aus dem täglichen<br />
Elend des Schülermobbing, Aol-Verlag Lichtenau 2003.<br />
Quelle: Kasper, Horst Schülermobbing – tun wir was dagegen! Aol-Verlag 2000<br />
„Flagge“ zeigen<br />
Es existiert tendenziell an den öffentlichen Schulen eine nicht <strong>zu</strong> übersehende Wertediffusität und<br />
ein Werte-Patchwork, was sich mit Konsequenzen <strong>auf</strong> <strong>die</strong> konkrete Erziehung in der Schule auswirkt.<br />
Mobbing wird damit nicht bloß als eine Kommunikations- und Interaktionsstörung <strong>zu</strong> definieren<br />
sein, sondern fundamental als eine <strong>Eins</strong>tellung und Haltung vor dem Hintergrund einer<br />
Desorientiertheit bis hin <strong>zu</strong>r Blindheit im Wertebereich. Und damit kommen wir in den schwierig <strong>zu</strong><br />
handhabenden Bereich der Personalisations- und Sozialisationsgeschichte von Individuen hinein.<br />
In den Veröffentlichungen <strong>zu</strong>r Bekämpfung von Gewalt (Präventions-/Interventionsstrategien),<br />
der auch Mobbing <strong>zu</strong>gerechnet wird, erfolgt immer der dringende Hinweis <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />
des „FlaggeZeigens“, des Eintretens für <strong>die</strong> Wahrung von individuellen und sozialen Rechten<br />
und Pflichten seitens der Erzieher. Dabei sei ohne Umschweife <strong>zu</strong>gestanden, dass es in manchen<br />
schulischen Konflikten eine schwer <strong>zu</strong> durchschauende und <strong>zu</strong> lösende Gemengelage von widerstrebenden<br />
Interessen und Handlungen gibt. Aber es besteht immer <strong>die</strong> Verpflichtung, trotz aller<br />
Schwierigkeiten und Gegensätze einen gangbaren Weg <strong>zu</strong> suchen.<br />
Das Wegschauen und das Disengagement sind prekäre schulische Probleme, <strong>die</strong> <strong>die</strong> gesellschaftlichen<br />
Probleme widerspiegeln. Denn das frühe Eintreten für den ungerecht Attackierten, den<br />
Unterlegenen, verhindert <strong>die</strong> langsame Eskalation eines Mobbingprozesses, den <strong>die</strong> Lehrperson<br />
unter Umständen noch nicht oder nicht deutlich wahrnehmen kann, denn nicht jedes Gezänk und<br />
nicht jede körperliche Balgerei bzw. nicht jedes Gerangel eskalieren in ihrem Konfliktpotential.<br />
Kommt es <strong>zu</strong> Grenzüberschreitungen (wüste, unflätige Beschimpfungen, Beleidigungen, rüdes<br />
Bloßstellen, Verprügeln, Nachtreten usw.), so ist es höchst effektiv, wenn Mitschüler/innen dem<br />
sofort Einhalt gebieten oder Meldung machen, weil <strong>die</strong>s gegen <strong>die</strong> Hausordnung, gegen <strong>die</strong> gesetzten<br />
Regeln verstößt.<br />
Die Grenzüberschreiter können dann nicht mehr mit Zustimmung, Unterstüt<strong>zu</strong>ng oder Duldung<br />
rechnen; sie werden vorsichtiger agieren.<br />
Quelle: Gollnick, Rüdiger Schulische Mobbing-Fälle Analysen und Strategien. LIT<br />
33
Empfehlungen und Hilfsangebote<br />
Die Senatsverwaltung empfiehlt für den Umgang mit Gewalt jeder Schule der Stadt <strong>die</strong> Entwicklung<br />
eines Konzeptes der Gewaltprävention, das vom ganzen Kollegium erarbeitet und getragen<br />
wird. Zur Verwirklichung <strong>die</strong>ses Zieles bedarf es der Aufmerksamkeit und Wachsamkeit gegenüber<br />
latenten Konfliktlagen und spannungsträchtigen Belastungen im Schulalltag. Das pädagogische<br />
Interesse sollte sich dabei besonders <strong>auf</strong> Verhaltensweisen richten, <strong>die</strong> sich anfangs in<br />
einer Verrohung der Sprache äußern, <strong>die</strong> Persönlichkeitsrechte verletzten und letztlich <strong>zu</strong> Schädigungen<br />
Dritter im Schulleben führen. Klare Regeln tragen da<strong>zu</strong> bei, soziale Standards <strong>zu</strong> verdeutlichen<br />
und ihnen <strong>zu</strong>r Geltung <strong>zu</strong> verhelfen.<br />
Die Schulen wurden bereits 1992 von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport <strong>auf</strong>gefordert,<br />
ein generelles Waffenverbot in ihre Schulordnungen <strong>auf</strong><strong>zu</strong>nehmen. Bei begründetem<br />
Verdacht können durch <strong>die</strong> Schulleitung sowie durch Lehrerinnen und Lehrern <strong>die</strong> Taschen der<br />
Schüler <strong>auf</strong> Waffen überprüft werden, um drohende Gefährdungen von der Schule, den Schülerinnen<br />
und Schülern, ab<strong>zu</strong>wenden.<br />
Was ist kurzfristig bei einem Gewaltvorfall <strong>zu</strong> tun? Kommt es <strong>zu</strong> Gewaltvorfällen, so steht an<br />
erster Stelle <strong>die</strong> umgehende Beendigung der Gewalthandlung. Lehrerinnen und Lehrer tragen<br />
<strong>die</strong> Verantwortung für <strong>die</strong> Unversehrtheit der Schüler, sie sind <strong>zu</strong>m Eingreifen verpflichtet. Zu<br />
einem verantwortungsvollen Eingreifen gehört grundsätzlich auch der seelische Beistand für Opfer,<br />
auch ist bestmöglich für einen Schutz vor weiterer Schädigung oder späteren Racheakten <strong>zu</strong><br />
sorgen.<br />
Weitere Hilfsangebote<br />
• In jeder Region stehen den Schulen ein oder zwei speziell ausgebildete Schulpsychologen<br />
für Gewaltprävention und Krisenintervention als Ansprechpartner <strong>zu</strong>r Verfügung. Sie unterstützen<br />
<strong>die</strong> Schulen in akuten Notfällen und <strong>die</strong>s gilt grundsätzlich auch in jedem Fall, in<br />
dem eine Lehrerin oder ein Lehrer <strong>zu</strong> Schaden kommt. Ihre Haupt<strong>auf</strong>gabe ist <strong>die</strong> Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
der Schulen bei der Entwicklung eines schulspezifischen Konzepts der Gewaltprävention.<br />
• Das Landesinstitut für Schule und Me<strong>die</strong>n bietet in Kooperation mit der Polizei und außerschulischen<br />
Fortbildnern aus dem sozialpädagogischen Bereich in jedem Schulhalbjahr ein<br />
umfangreiches Seminarprogramm für Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieher und Schulsozialpädagogen<br />
an, <strong>die</strong> sich <strong>zu</strong> den Themen Gewaltprävention, Gewaltintervention und Demokratieerziehung<br />
weiterbilden möchten.<br />
• Einen besonderen Schwerpunkt der Prävention, der <strong>die</strong> Schulung eines kompetenten Umgangs<br />
mit Konflikten <strong>zu</strong>m Ziel hat, bildet das Berliner Konfliktlotsenprogramm und <strong>die</strong> Ausbildung<br />
von Lehrern <strong>zu</strong> Mediatoren. Die Verantwortlichen dafür arbeiten in der Arbeitsgruppe<br />
>pax an!< im LISUM. Da<strong>zu</strong> gehören auch Fortbildungen <strong>zu</strong>m Thema Mobbing.<br />
34
• Die Berliner Polizei ist ein wichtiger Kooperationspartner der Schule bei schweren Gewalt<br />
vorfällen. Darüber hinaus bietet <strong>die</strong> Polizei <strong>zu</strong>r Vorbeugung und Schulung ein Anti-Gewaltprogramm<br />
ab Klasse 5 und ein Anti-Gewalt-Programm für Erwachsen und Jugendliche bzw. geschlossene<br />
Gruppen an.<br />
Ergänzend <strong>zu</strong> <strong>die</strong>sen Hilfen informiert <strong>die</strong> Senatsverwaltung darüber, dass <strong>die</strong>, <strong>die</strong> Hilfe für Opfer<br />
suchen oder selbst Opfer eines Verbrechens wurden, bei zwei Einrichtungen fachlich profund und<br />
diskrete Beratung finden: Weißer Ring e. V. und Opferhilfe e. V.<br />
Quelle: Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Gewaltprävention im Miteinander. Verstehen und Handeln X.<br />
2007<br />
Zentrale Materialsammlung<br />
Das Thema Mobbing wird an jeder Schule immer wieder ein Thema sein. Es hat sich bewährt, an<br />
zentraler Stelle <strong>die</strong> dafür erstellten und gesammelten Materialien allgemein <strong>zu</strong>gänglich <strong>auf</strong><strong>zu</strong>bewahren,<br />
<strong>die</strong> immer wieder mit aktuellen Dokumenten und Hinweisen ergänzt werden können.<br />
Das kann einerseits konkrete Arbeitsmaterialien für <strong>die</strong> verschiedenen Unterrichtsfächer betreffen,<br />
andererseits aber auch <strong>die</strong> Grundinformationen über das Thema Mobbing sowie Kontaktadressen.<br />
Dadurch wird es möglich, immer wieder bei Bedarf an früheren positiven Erfahrungen an<strong>zu</strong>knüpfen.<br />
Soll in wiederkehrenden Abständen Schülermobbing erneut thematisiert werden (Spiralcurriculum),<br />
so steht das Material für alle je neu damit befassten Kollegen greifbar <strong>zu</strong>r Verfügung. Das<br />
schafft eine enorme Arbeitserleichterung und senkt <strong>die</strong> Schwelle vor Befassung mit dem Thema<br />
ab. Dasselbe gilt für den aktuell <strong>auf</strong>tretenden Fall.<br />
Dietrich Lehmann, Thomas Ahrens<br />
35
Der Weg <strong>zu</strong>r gewaltfreien Schule - eine Checkliste<br />
Wilfried Seiring<br />
Die nachfolgende Checkliste soll der Überprüfung erforderlicher Maßnahmen <strong>die</strong>nen.<br />
• Gewaltprävention - war es ein Thema der Gesamtkonferenz?<br />
• Gewaltprävention - war es Thema der Elternversammlung?<br />
• Gewaltprävention - ist es mit der Schülervertretung diskutiert worden?<br />
• Gibt es eine Schulordnung (Waffen/Gewaltverbot)? (Wichtiger als Vollständigkeit ist,<br />
dass eine Klassen- bzw. Schulordnung mit den Schülern/innen erarbeitet und von<br />
ihnen beschlossen wurde, wobei <strong>die</strong> Diktion der Altersstufe der Lerngruppe gemäß<br />
bleiben sollte)<br />
• Gibt es im Kollegium ein einheitliches Ethos und Handlungskonzept bei Gewaltvorkommnissen?<br />
• An Schulleitung/Sekretariat: Kennen Sie den <strong>zu</strong>ständigen Kontaktbereichsbeamten?<br />
Seine Tel.Nr./ seinen Vertreter?<br />
• Kennen Sie <strong>die</strong> Tel.Nr. der Jugendbe<strong>auf</strong>tragten der Berliner Polizei?<br />
• Kennen Sie den <strong>zu</strong>ständigen Sachbearbeiter/in in der Familienfürsorge?<br />
(Tel./Sprechzeiten/persönlich)<br />
• Kennen Sie den <strong>zu</strong>ständigen Sachbearbeiter/in der Jugendgerichtshilfe?<br />
• Kennen Sie den <strong>zu</strong>ständigen Sachbearbeiter/in im Jugendamt? (...)<br />
• Arbeiten Sie mit der Eltern- und Schülervertretung <strong>zu</strong>sammen?<br />
• Kennt das Kollegium <strong>die</strong> Trainingsmaterialien <strong>zu</strong>r Ausbildung von SchülerInnen als<br />
Schlichter (für Kinder ab der 3. Klassenstufe)?<br />
• Funktioniert <strong>die</strong> Schülervertretung? Nennen Sie positive Beispiele für Mitwirkung und<br />
Partizipation am Schulleben.<br />
• Haben Sie <strong>die</strong> Anonymität des Lehrkörpers, der Sekretärin, des Hausmeisters<br />
abgebaut?<br />
• Sind Sprechstunden bekannt?<br />
• Welche Einrichtungen der freien Träger kennen Sie?<br />
• Arbeiten Sie mit dem Jugendclub <strong>zu</strong>sammen?<br />
• Arbeiten Sie mit der Schulpsychologischen Beratungsstelle/Erziehungsberatungsstelle<br />
<strong>zu</strong>sammen?<br />
• Kennen Sie Anschrift und Sprechstunden des Jugendpsychiatrischen Dienstes?<br />
• Welche Überlegungen/Vereinbarungen bestehen im Kollegium bezüglich des<br />
Täter-Opfer-Ausgleiches? (...)<br />
Mit freundlicher Zustimmung des Herausgebers entnommen aus: W. Seiring, Der Weg <strong>zu</strong><br />
einer gewaltfreien Schule – eine Checkliste. In: Bundesministerium des Inneren, Bestands<strong>auf</strong>nahme,<br />
Präventionsstrategien und Modelprojekte gegen rechtsextremistische Jugendgewalt,<br />
Berlin, S. 125 – 127.<br />
Quelle: Verstehen und Handeln – Gewalt tolerieren fördert Gewalt, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport,<br />
Bettina Schubert, 2003<br />
36
Die Aufgaben innerhalb der Klasse<br />
Konkrete Schritte bei Mobbing: Schüler gegen Schüler<br />
Julia Schubert, Thomas Ahrens<br />
Umgang mit dem Einzelfall<br />
Maßnahmen im konkreten Einzelfall:<br />
• Information der in der Klasse unterrichtenden<br />
Lehrer: Alle wissen Bescheid und<br />
können sich des Problems konstruktiv an<br />
nehmen, können künftig Mobbinghandeln<br />
erkennen und sofort ein Stoppsignal setzen.<br />
• Verständigung der Lehrer <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Grundlinie:<br />
Da geschieht Mobbing. Das dulden wir<br />
nicht. Es muss <strong>auf</strong>hören. Wir handeln aus<br />
dem Wissen: Mobbing vergeht nicht von alleine.<br />
• Vorsichtige Stüt<strong>zu</strong>ngsmaßnahmen für Betroffene.<br />
Machtausgleich. Die Lehrer zeigen<br />
der Klasse, dass sie den Schwachen achten,<br />
besonders dann, wenn er bei den Klassenkameraden<br />
wenig Achtung und Anerkennung<br />
finden sollte. Kritisieren Sie einen gemobbten<br />
Schüler niemals vor den anderen.<br />
Suchen Sie mit ihm das Pausengespräch unter<br />
vier Augen. Machen Sie Mobbingopfern<br />
in der Klasse Mut; denn der Mut ist das, was<br />
<strong>die</strong>sen <strong>zu</strong>erst abhanden kommt.<br />
• Aufbau einer direkten Unterstüt<strong>zu</strong>ngsstruktur<br />
für Täter und Opfer. Jeder bekommt einen<br />
Beistand aus der Klasse <strong>zu</strong>geordnet, beratend<br />
und freundschaftlich handelnd.<br />
O-Freund und T-Freund begleiten <strong>die</strong> Konfliktpartner.<br />
Der O-Freund sollte ein Schüler<br />
sein, der einerseits das Vertrauen des Drangsalierten<br />
hat, der aber seinerseits in der Klasse<br />
angenommen ist. Er steht stets an der<br />
Seite des Schwachen, er signalisiert: „Du<br />
bist nicht alleine!“ Anders der T-Freund. Er<br />
ist ein Schüler des Vertrauens des aggressiven<br />
Mitschülers, des Bullys. Statt <strong>die</strong>sen<br />
37
aber im aktuellen Fall <strong>zu</strong> ermuntern, ist seine Aufgabe, ihn <strong>zu</strong> dämpfen. Etwa so: Lass den<br />
Freddy bitte ausreden! Sag das der Sandra doch selbst. Das ist nicht wahr, was du da über<br />
Michael sagst. Du weist, dass Elfte es nicht mag, wenn du sie mit einem Spitznamen anredest.<br />
Lass dich doch nicht provozieren!<br />
• Unterstützen Sie als Lehrer alles, was Tätern wie Opfern hilft, immer wieder den Teufelskreis<br />
des Mobbing durch eigenes Handeln <strong>zu</strong> durchbrechen, bis <strong>die</strong> Wende <strong>zu</strong>r guten Entwicklung<br />
nachhaltig gesichert ist. Reden Sie mit den Schülern einzeln oder auch mit Bully, Drangsaliertem<br />
und den beiden Freunden gemeinsam und vereinbaren Sie direkte Regeln für sie.<br />
• Täter-Opfer-Ausgleich, wenn möglich unter Einbeziehung der unterstützenden O- und T-<br />
Freunde. Grundsatz: Für etwas, das einem anderen angetan worden ist, leistet der Aggressor<br />
einen Ausgleich. Das kann gegenüber dem Betroffenen selbst oder auch als Sozial<strong>die</strong>nst in<br />
der Klasse oder Schule geschehen.<br />
• Die Streitschlichter können gerade bei Mobbing eine wichtige Rolle spielen. Allerdings sollte<br />
man sich bei eingespielten Mobbingprozessen in der Regel <strong>auf</strong> einen längeren Weg <strong>zu</strong>m Frieden<br />
mit möglichen Rückschlägen einstellen.<br />
• Getrennte Gespräche des Klassenlehrers mit den Eltern beider Seiten. Dabei sollte dar<strong>auf</strong> geachtet<br />
werden, dass es nicht <strong>zu</strong> einer Verhärtung der Spannungen kommt, <strong>die</strong> sich womöglich<br />
noch <strong>auf</strong> der Elternebene fortsetzt.<br />
• Bildung einer Unterstüt<strong>zu</strong>ngsgruppe nach dem Konzept des ,,No Blame Approach“<br />
Arbeit mit der Klasse<br />
Die Motivation der Klasse im Kampf gegen grassierendes Mobbing ist vielleicht der entscheidende<br />
Punkt. Zuerst sollten Sie versuchen, <strong>die</strong> Bereitschaft <strong>zu</strong> wecken, gemeinsam etwas dagegen<br />
<strong>zu</strong> unternehmen. Falls <strong>die</strong>s aber nicht möglich ist, <strong>die</strong> Bullys also gar nicht daran denken,<br />
freiwillig von der Gewohnheit des Drangsalierens bestimmter Mitschüler <strong>zu</strong> lassen, müssen <strong>die</strong><br />
in der Klasse unterrichtenden Lehrer mit aller Entschlossenheit für ein Ende des Mobbing arbeiten<br />
nach dem Motto: Wir dulden es nicht, es muss <strong>auf</strong>hören! Dann ist Gelassenheit und viel<br />
Geduld gefragt und <strong>die</strong> feste Überzeugung: Gemeinsam schaffen wir es!<br />
Im Alltag mit selbst erstellten Regeln <strong>zu</strong> arbeiten, bedeutet Aktivierung der guten Kräfte in der<br />
Klasse, <strong>die</strong> sich bisher eher als unbeteiligte Zuschauer, also als nicht <strong>zu</strong>ständig begriffen haben.<br />
Sie können nun ihre Verantwortung erkennen. Damit sind alle für <strong>die</strong> gute Zusammenarbeit untereinander<br />
<strong>zu</strong>ständig. Die bisher immer wieder Drangsalierten erhalten <strong>die</strong> Sicherheit, dass das<br />
Handeln der Bullys nicht in Ordnung ist und dass sie nicht selbst schuld sind, wenn man sie angreift.<br />
Auch der altbekannte Kummerkasten kann im Fall von akutem Mobbing gute Dienste leisten, vor<br />
allem in oberen Klassen, in denen das Smobby-Konzept als kindisch gelten würde und darum<br />
nicht mehr in Frage kommt.<br />
38
In gleichem Sinne kann eine spezielle Telefonsprechstunde des Klassenlehrers gute Dienste leisten,<br />
vor allem dann, wenn eine Situation eskaliert ist und einzelne Betroffene Angst haben müssen,<br />
wenn sie in der Schule selbst direkt <strong>auf</strong> den Klassenlehrer <strong>zu</strong>gehen. Die Schüler müssen in<br />
<strong>die</strong>sem Zusammenhang auch den Unterschied lernen zwischen Petzen und gemeinsamer Arbeit<br />
am Problem des Mobbing.<br />
Klassengespräche:<br />
Sprechen Sie regelmäßig (etwa einmal pro Woche, sei es auch nur für wenige Minuten) offen mit<br />
der Klasse über deren gute Erfahrungen, aber auch über <strong>auf</strong>getretene Probleme. Machen Sie den<br />
Schülern Mut, gemeinsam an der Überwindung des Problems <strong>zu</strong> arbeiten. Wenn <strong>die</strong> permanente<br />
Mobbingprävention in der Klasse angenommen ist, stärkt das wie nebenbei <strong>die</strong> Zivilcourage der<br />
sonst passiv abseits stehenden Zuschauer. Auch lohnt <strong>die</strong> Arbeit mit der Klasse für ein Wir-Gefühl,<br />
das alle einschließt, vor allem auch <strong>die</strong>, <strong>die</strong> ein Problem damit haben, sei es als Bully oder<br />
als Angegriffene. Im Klassengespräch ist auch <strong>die</strong> Gelegenheit, das Funktionieren der Regeln <strong>zu</strong><br />
besprechen. Auch <strong>die</strong> Aufstellung einer neuen Regel und <strong>die</strong> Wahl einer Regel der Woche hat in<br />
<strong>die</strong>sen regelmäßigen Gesprächen ihren Platz. So entsteht ein für <strong>die</strong> Arbeit der Klasse bedeutungsvolles<br />
Forum, in dem der Blick <strong>auf</strong> das Heute und Morgen und weniger <strong>auf</strong> das Gestern<br />
gerichtet ist.<br />
Eine kleine gemischte Task Force<br />
in der Klasse mit drei bis vier Mitgliedern,<br />
davon mindestens ein<br />
Mädchen, kann im aktuellen Konfliktfall<br />
hin<strong>zu</strong>treten, <strong>die</strong> sofortige<br />
Beendigung eines heißen Konfliktes<br />
verlangen und <strong>die</strong> Kontrahenten<br />
veranlassen, sofort <strong>zu</strong>m<br />
sachlichen Gespräch über<strong>zu</strong>gehen,<br />
kann bestimmt <strong>auf</strong>tretend<br />
<strong>die</strong> Einhaltung der geltenden Regeln<br />
verlangen.<br />
Julia Schubert, Katrin Osterode<br />
Bei allen Maßnahmen ist <strong>die</strong> Verbesserung<br />
des Klassenklimas und<br />
damit <strong>die</strong> Stärkung der guten Kräfte<br />
in der Klasse wichtig. Versuchen<br />
Sie als Lehrer wirklich vorbildlich<br />
im Umgang miteinander <strong>zu</strong> sein.<br />
Auch und gerade wenn Rückfälle<br />
passieren, signalisieren Sie immer<br />
wieder, dass es alle, vor allem<br />
auch <strong>die</strong> schlimmsten Bullys, lernen<br />
können, fair und respektvoll<br />
miteinander um<strong>zu</strong>gehen.<br />
39
Im Unterricht stets des Problems Mobbing bewusst.<br />
Der Unterricht bietet viele Gelegenheiten, beiläufig und am Rande am Thema <strong>zu</strong> arbeiten. Gruppenarbeiten<br />
mit wechselnder Zusammenset<strong>zu</strong>ng, damit <strong>die</strong> Kooperation aller mit allen geübt wird.<br />
Damit kann der Entwicklung von Cliquenstrukturen vorgebeugt werden.<br />
• Bestimmt gelingt es in vielen Fällen, das Mobbing durch organisierte Zusammenarbeit <strong>zu</strong>m<br />
Verschwinden <strong>zu</strong> bringen. Eine Vierergruppe aus zwei Kontrahenten mit ihren O- und<br />
T-Freunden erhält eine gemeinsame Aufgabe (etwa im Rahmen eines Projekts).<br />
• Teams nach dem Zufallsprinzip und weniger nach Neigung oder Leistung <strong>zu</strong> bilden, fördert<br />
<strong>die</strong> Integration aller, Wählen von Teams erschwert sie.<br />
• Achten Sie <strong>auf</strong> Fairness im Umgang mit Schülern, <strong>die</strong> etwas nicht <strong>auf</strong> Anhieb kapieren, <strong>die</strong><br />
öfter einen Fehler machen. Stellen Sie Schüler bei Fehlleistungen <strong>auf</strong> keinen Fall bloß. Üben<br />
Sie sich mit der Klasse in Fehlertoleranz nach dem Grundsatz: Es ist nicht schlimm Fehler<br />
<strong>zu</strong> machen, wir lernen aber aus unseren Fehlern. Kleine und große Tricks, wie man leichter<br />
lernt, Training guter Lerntechniken, Austausch von Lernerfahrungen unter den Schülern,<br />
<strong>die</strong>s alles fördert das Verständnis, dass Menschen sehr verschieden erfolgreich lernen<br />
können, fördert auch <strong>die</strong> Zusammenarbeit.<br />
• Inhaltlich geeignete Stoffe <strong>die</strong>nen da<strong>zu</strong>, Mobbing im Fachunterricht direkt oder indirekt <strong>zu</strong><br />
thematisieren.<br />
• Spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten einzelner Schüler in der Klasse können anderen<br />
<strong>die</strong>nstbar gemacht werden und damit wiederum verhindern, dass Experten unter den<br />
Schülern ausgegrenzt werden.<br />
• Achten Sie in Ihrem Unterricht <strong>auf</strong> ein entspanntes Klima, das <strong>die</strong> ganze Klasse einbezieht.<br />
Wie steht es mit Abwechslung in den Arbeitsformen?<br />
Konferenzarbeit<br />
Die Klassenlehrerkonferenz ist der Ort der Verständigung <strong>auf</strong> eine gemeinsame Linie im<br />
Umgang mit dem Mobbing in einer Klasse. Hier kann auch wie in einem guten Sportteam <strong>die</strong><br />
gemeinsame Überzeugung genährt werden: Wir schaffen es gemeinsam, <strong>die</strong> Klasse <strong>zu</strong> einem<br />
guten Miteinander ohne Ausgren<strong>zu</strong>ng und ohne das Drangsalieren Einzelner <strong>zu</strong> führen.<br />
Mögliches Motto: Ideale sind wie Sterne. Wir können sie nie erreichen, bestimmen aber mit ihrer<br />
Hilfe wie <strong>die</strong> Seeleute den Kurs. (Carl Schurz)<br />
Selbst der Mobbingvorwurf gegen einzelne Lehrer darf das Team als Ganzes nicht schrecken.<br />
Lehrer können, ja müssen lernen, sich an erarbeitete Regeln <strong>zu</strong> halten. Die zwischen Klassenlehrer<br />
und Klasse je neu aktualisierten Regeln sollten allen Mitgliedern der Konferenz vertraut sein.<br />
Sie können sie <strong>auf</strong> den Prüfstand nehmen, können auch eigene Vorschläge einbringen. Ist das<br />
Thema Mobbing regelmäßiger Tagesordnungspunkt, so bleibt es im Blickpunkt, wird <strong>die</strong> Wahrnehmung<br />
für das Mobbing bei allen Mitgliedern gestärkt.<br />
Quelle: Kasper, Horst Schülermobbing – tun wir was dagegen! Aol-Verlag 2000<br />
40
Zwei Interventionsmethoden<br />
Die „Farsta Methode“<br />
Im Stockholmer Stadtteil Farsta hat ein Team mit Karl Ljungström eine zwar personalintensive,<br />
aber gleichzeitig auch sehr effektive Methode erprobt, daher der Name.<br />
Kurz gefasst können folgende Schritte unternommen werden.<br />
Die Schule erfährt, dass ein gewisser Schüler gemobbt wird. Im Aktionsteam (Gemeinsame<br />
Arbeitsgruppe) der Schule diskutiert man, wie man einschreiten kann.<br />
Liegt Mobbing vor und wer ist der Täter?<br />
Vorsichtige Gespräche mit dem Gemobbten. Was ist eigentlich vorgefallen? Wie oft<br />
ist es vorgefallen? Welches sind Opfer oder Täter?<br />
Sobald alle Mobber in der Schule <strong>zu</strong>gegen sind, werden sie, einer nach dem<br />
anderen, <strong>zu</strong>m Gespräch gerufen. Ihnen wird gesagt, dass man weiß, dass sie<br />
mobben, dass man es als ernsthaft ansieht und dass das Mobben unmittelbar <strong>auf</strong>hören<br />
muss. Man moralisiert nicht und fragt auch nicht warum. Ihnen wird gesagt,<br />
dass das Gespräch am folgenden Tage fortgesetzt wird.<br />
Diese Gespräche von nur fünf bis zehn Minuten werden fortgesetzt.<br />
Allmählich handeln sie davon, wie man dem Gemobbten helfen kann, damit<br />
sich seine soziale Situation verbessert. Die Intervention hört also nicht schon<br />
beim Ende des Drangsalierens <strong>auf</strong>, sondern erst, wenn <strong>die</strong> Mobber gelernt haben,<br />
mit ihren bisherigen Opfern gut <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>arbeiten.<br />
Arbeit gegen Mobbing ist keine normale Schularbeit. Es handelt sich darum, Betroffenen<br />
ihr Recht <strong>auf</strong> Schutz ihrer persönlichen Integrität <strong>zu</strong> garantieren. Eine Methode, <strong>die</strong> <strong>die</strong>s<br />
erreichen will, bedarf einer guten organisatorischen Vorbereitung. Bei der Farstamethode<br />
wird eine Behandlungsgruppe gebildet, <strong>die</strong> in Stockholm aus Lehrern, Schulpsychologen,<br />
der Schulkrankenschwester (<strong>die</strong> es in Deutschland bekanntlich nicht gibt) und einem Schülervertreter<br />
besteht. In <strong>die</strong>ser Arbeitsgruppe entwickelt man Arbeitsformen für Aktivitäten<br />
gegen Mobbing. Ein einzelner Mobbingfall wird dann von je zwei Personen <strong>die</strong>ser Gruppe<br />
behandelt. Mit der oben formulierten einfachen Methode wählt <strong>die</strong> Arbeitsgruppe (AG)<br />
folgenden zeitlichen Abl<strong>auf</strong>:<br />
In der Schule bekommt man Informationen über einen Mobbingfall.<br />
Man nimmt Kontakt mit der AG <strong>auf</strong>.<br />
41
Ein Mitglied der AG nimmt in deren Auftrag Kontakt mit dem Informator <strong>auf</strong>, um<br />
heraus<strong>zu</strong>finden, ob es sich um Mobbing handelt.<br />
Man sammelt vorsichtig Informationen über den Fall.<br />
Die AG plant den <strong>Eins</strong>atz. Wann will man Kontakt mit den Betroffenen <strong>auf</strong>nehmen?<br />
Der Klassenlehrer gibt <strong>die</strong>sen Schülern (im persönlichen Gespräch und individuell,<br />
nicht vor der Klasse) Bescheid darüber, dass sie <strong>zu</strong> einem Gespräch gebeten werden<br />
ohne ihnen den Grund dafür mit<strong>zu</strong>teilen.<br />
Individuelle Behandlungsgespräche mit den Mobbern.<br />
Behandlungsgespräch mit dem Gemobbten.<br />
Eventuell weitere Gespräche (an folgenden Tagen).<br />
Verstärkte Aufsicht über <strong>die</strong> betroffene Klasse; Beobachtung, ob der Betroffene sich<br />
besser eingliedern kann und ob <strong>die</strong> Feindseligkeiten gegen ihn <strong>auf</strong>hören.<br />
Julia Schubert, Katrin Osterode<br />
42
,,No Blame Approach“: Keine Schuld<strong>zu</strong>weisung<br />
In England haben Barbara Maines und Georges Robinson¹ den folgenden Ansatz für<br />
den akuten Einzelfall entwickelt: The No Blame Approach to Bullying. In England hat<br />
nächst Skandinavien <strong>die</strong> Arbeit gegen das Schülermobbing, hier bullying genannt,<br />
am frühesten begonnen. Der Verzicht <strong>auf</strong> Schuld<strong>zu</strong>weisung ist ein sehr wirkungsvolles<br />
Konzept, mit dem der Züricher Psychologe Christopher Szaday² arbeitet.<br />
Die englische Autorin Jenny Alexander erklärt in ihrem hauptsächlich für Eltern gedachten,<br />
aber auch für Lehrer sehr interessanten Buch, worum es geht: „Normalerweise<br />
gibt jeder, der in eine Mobbingsituation verwickelt ist, jemand anderem <strong>die</strong><br />
Schuld dafür. (...)<br />
Das Problem ist: Solange alle nur dasitzen und jemand anderem <strong>die</strong> Schuld <strong>zu</strong>schieben,<br />
unternimmt keiner wirklich etwas gegen <strong>die</strong> Situation. Schuld<strong>zu</strong>weisungen machen<br />
Sie passiv. Wenn Sie sagen ‚Ich kann nichts dafür‘, so bedeutet das gleichzeitig<br />
‚Ich kann nichts dagegen tun‘ oder vielleicht sogar ‚Warum sollte ich?‘. Wenn Sie eine<br />
aktivere und einflussreichere Position einnehmen wollen, müssen Sie <strong>die</strong> Schuld<strong>zu</strong>weisungen<br />
sein lassen und Verantwortung übernehmen.“<br />
Die 3 Schritte bei ,,No Blame Approach“<br />
Schritt: Gespräch mit dem Opfer<br />
Wenn <strong>die</strong> Lehrerin herausfindet, dass ein Kind schikaniert wird, holt sie das Einverständnis<br />
der Eltern und spricht mit dem Kind über seine Gefühle. Sie befragt es<br />
nicht <strong>zu</strong> den Vorfällen, aber sie muss herausfinden, wer mitgemacht hat.<br />
Schritt: Treffen mit der Unterstützergruppe organisieren (Ohne Opfer!)<br />
Die Lehrerin lädt <strong>die</strong> Schüler <strong>zu</strong> einem Treffen ein. Einbezogen werden dabei <strong>die</strong> Täterinnen<br />
und Täter, aber auch Mitläuferinnen und Mitläufer sowie Kinder, <strong>die</strong> bisher<br />
nichts mit den Mobbing-Handlungen <strong>zu</strong> tun hatten, aber eine konstruktive Rolle bei<br />
der Lösung der problematischen Situation spielen können. Zusammen bieten <strong>die</strong>se<br />
Kinder eine Unterstüt<strong>zu</strong>ngsgruppe. Erfahrungen zeigen, dass eine Gruppe von sechs<br />
bis acht Kindern oder Jugendlichen dafür gut geeignet ist.<br />
Problem erklären: Die Lehrerin erzählt den Schülern, wie sich das schikanierte Kind<br />
fühlt. Dabei bespricht sie mit den Kindern nie <strong>die</strong> Details der Vorgänge und macht keine<br />
Schuld<strong>zu</strong>weisungen an <strong>die</strong> Gruppe.<br />
Keine Schuld<strong>zu</strong>weisung: Die Lehrerin weist keine Schuld <strong>zu</strong>, aber sie macht deutlich,<br />
dass sie weiß, dass <strong>die</strong> Gruppe Verantwortung für ihr Handeln trägt und etwas verändern<br />
kann.<br />
43
Robert Neumann , Christoph Letkowski<br />
Gruppe nach ihren Ideen fragen: Jedes Mitglied der Gruppe wird ermuntert Vorschläge<br />
<strong>zu</strong> machen. Ziel ist, dass sich das Opfer besser fühlt. Die Lehrerin verstärkt <strong>die</strong> Antworten<br />
positiv, insistiert aber nicht und versucht nicht den Kindern ein Versprechen für<br />
ein verbessertes Verhalten ab<strong>zu</strong>ringen.<br />
Verantwortung der Gruppe übergeben: Die Lehrerin schließt das Treffen ab, indem sie<br />
<strong>die</strong> Verantwortung für <strong>die</strong> Problemlösung der Gruppe übergibt. Sie vereinbart mit<br />
ihr ein nächstes Treffen, um den weiteren Verl<strong>auf</strong> <strong>zu</strong> verfolgen.<br />
Schritt: Nachgespräch einzeln mit allen Beteiligten<br />
Ungefähr eine Woche später spricht <strong>die</strong> Lehrerin mit jedem der Schüler einzeln einschließlich<br />
dem Opfer wie sich <strong>die</strong> Dinge entwickelt haben.<br />
Der Aufbau einer Helfergruppe aus bisherigen Bullys und unbeteiligten, aber in der<br />
Klasse gut angenommenen Mitschülern ist ein Hilfeansatz mit vielen Vorteilen:<br />
Er setzt <strong>auf</strong> Selbsthilfe und aktiviert <strong>die</strong> guten Kräfte in der Klasse, ermutigt sie <strong>zu</strong> aktivem<br />
Handeln. Diese Methode ist bereits in der Grundschule anwendbar.<br />
1 Barbara Maines und Georges Robinson (1997): Crying for help. The No Blame Approach to Bullying. Bristol: Lucky Duck<br />
Publishing.. www.luckyduck.co.uk<br />
2 Christopher Szaday, Pestalozzianum, Schulintenic Weiterbildung. Postfach CH 8035 Zürich. Tel.: 0041 1 360 4732 E-Mail:<br />
christopher.szaday@pestalozzianum.ch<br />
Quelle: The No Blame Approach“, nach der Uberset<strong>zu</strong>ng von Belinda Mettauer, mitgeteilt von Christopher Szaday<br />
44
Die Aufgabe der Eltern<br />
VATER:<br />
... was denn, schon Dreivierteldrei. Jetzt haben wir uns aber verplauscht, was? Ich muss in<br />
<strong>die</strong> Falle. Um sechs geht`s wieder los.<br />
LUCKY:<br />
Mann, Papa, warst doch man gerade drei Tage hier....<br />
Hinweise für Eltern:<br />
Sprechen Sie mit Ihrem(n) Kind(ern) über das Phänomen Mobbing. Fragen Sie aber Ihr Kind niemals<br />
aus! Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass man nicht immer alles als Angriff verstehen muss. Nicht jedes<br />
versteckte Federmäppchen ist böse gemeint. Bagatellisieren Sie aber niemals solche Vorfälle!<br />
Hören Sie immer <strong>auf</strong>merksam <strong>zu</strong>, wenn Ihr Kind von der Schule erzählt, und nehmen Sie es ernst,<br />
denn dann erkennen Sie kritische Situationen frühzeitig. Meist entsteht <strong>die</strong> Hilflosigkeit erst dadurch,<br />
dass das Kind das Gefühl hat, dass ihm nicht einmal seine Eltern Aufmerksamkeit schenken!<br />
Michaela Hansa, Katrin Osterode<br />
Halten Sie Kontakt <strong>zu</strong> den LehrerInnen, nutzen<br />
Sie Elternsprechtage und Sprechstunden. Fragen<br />
Sie nicht nur nach Noten, sondern auch danach,<br />
ob Ihr Kind gut in <strong>die</strong> Klasse integriert ist.<br />
Bereiten Sie ein Gespräch mit dem Lehrer/der<br />
Lehrerin sorgfältig vor und überlegen Sie vorher,<br />
was Sie von ihm/ihr und der Schule erwarten.<br />
Schildern Sie den Vorfall sachlich, am besten <strong>auf</strong><br />
Grund ihrer schriftlichen Aufzeichnungen. Unterlassen<br />
Sie in jedem Fall Schuld<strong>zu</strong>weisungen,<br />
denn <strong>die</strong> LehrerInnen wissen meist wenig und<br />
können in der Regel nichts dafür.<br />
Entwickeln Sie gemeinsam mit dem Lehrer oder<br />
der Lehrerin konkrete Strategien und bitten Sie<br />
ihn/sie, nicht den speziellen Mobbingfall Ihres<br />
Kindes <strong>zu</strong> diskutieren, sondern darüber, welche<br />
Konsequenzen Mobbing jeglicher Art in Zukunft<br />
für <strong>die</strong> Täter haben wird.<br />
Überprüfen Sie nach kürzerer Zeit, ob der Lehrer<br />
tatsächlich etwas unternommen hat.<br />
45
Suchen Sie niemals in den Gesprächen mit ihrem Kind <strong>die</strong> Schuld bei ihm selber.<br />
Machen Sie nicht nur Ihrem Kind, sondern auch den LehrerInnen unmissverständlich klar, dass<br />
Sie nicht bereit sind, Mobbing <strong>zu</strong> akzeptieren.<br />
Versuchen Sie auch nie, mit den Eltern der TäterInnen <strong>zu</strong> reden, denn <strong>die</strong> meisten Eltern schützen<br />
ihr Kind und billigen so indirekt oder direkt sein aggressives Verhalten. Selbst wenn sie es bestrafen,<br />
wirkt sich das in aller Regel negativ <strong>auf</strong> das Opfer aus.<br />
Auch sollten Sie nicht mit den TäterInnen reden, denn das zeigt den „Mobbern“, dass sich Ihr Kind<br />
nicht wehren kann. Sie schwächen damit <strong>die</strong> Position Ihres Kindes noch mehr.<br />
Nehmen Sie ihr Kind nie <strong>zu</strong> den Lehrergesprächen mit, denn eine Konfrontation mit dem Lehrer<br />
belastet ein Kind, das gemobbt wird und verstärkt seine Schuldgefühle.<br />
Denken Sie daran, dass alle Maßnahmen erfolglos sein könnten, denn es gibt MobberInnen, <strong>die</strong><br />
sich wenig um Maßnahmen kümmern, welche ein Lehrer oder <strong>die</strong> Schule unternimmt.<br />
Der Weg <strong>zu</strong>m Fachmann:<br />
Beachten Sie: Man kann <strong>die</strong> MitschülerInnen nicht wirklich <strong>zu</strong> einer Verhaltensänderung „erziehen“,<br />
sondern es ist nur möglich Grenzen <strong>zu</strong> setzen. Um Ihrem Kind wirklich <strong>zu</strong> helfen, braucht es<br />
häufig qualifizierte professionelle Hilfe vom Schulpsychologen, denn es muss herausgefunden<br />
werden, warum man Ihr Kind mobben kann und dann braucht es eine Denk- und Verhaltensänderung<br />
bei Ihrem Kind und bei Ihnen als Eltern. Zwar haben sie einen erheblichen Beitrag <strong>zu</strong>r<br />
seelischen Entwicklung Ihres Kindes geleistet, aber vielleicht müssen auch Sie etwas in Ihren<br />
<strong>Eins</strong>tellungen und in Ihrem Erziehungsstil verändern.<br />
Schulen brauchen präventive Anti-Mobbing-Strategien und wirkungsvolle Lösungen im Umgang<br />
mit konkreten Mobbing-Vorfällen. Das gemeinsame Handeln in der ganzen Schule ist von größerer<br />
Wirkung als jede Einzelaktion in den verschiedenen Klassen. Eltern sollten sich daher auch an<br />
den Elternrat der Schule wenden, wenn sie das Gefühl haben, <strong>die</strong> Schule unternimmt <strong>zu</strong> wenig.<br />
Hauptanliegen sollte es allerdings nicht nur sein <strong>zu</strong> reagieren, sondern auch wirksam der Gewalt<br />
in verschiedenen Formen vor<strong>zu</strong>beugen.<br />
Schulen und LehrerInnen schützen sich oft mit dem Argument: „Wir können nichts gegen Mobbing<br />
unternehmen!“ Sie können jedoch hinschauen und handeln. Fixieren Sie generell alle Absprachen<br />
schriftlich, denn geschieht weiterhin nichts, ist eine Meldung bei der Schulbehörde ratsam,<br />
eventuell mit anwaltlicher Hilfe.<br />
Quelle: http://eltern.lerntipp.at/mobbing.shtml<br />
46
Hilfe, ich werde gemobbt!<br />
Wirst du schon seit einiger Zeit in der Schule dumm angemacht? Geht das von einer bestimmten<br />
oder mehreren Personen aus? Geschieht das etwa einmal in der Woche oder öfter? Dann erlebst du<br />
Mobbing und das ist nicht in Ordnung!<br />
Mobbing vergeht nicht von alleine.<br />
Es ist dein gutes Recht, um Hilfe <strong>zu</strong> bitten. Das hat nichts mit Petzen <strong>zu</strong> tun, selbst wenn andere das<br />
behaupten sollten; denn Mobbing ist kein Kinderkram, wie manche Leute meinen. Es vergeht nämlich<br />
nicht von alleine und kann mit der Zeit deiner Leistungsfähigkeit, deiner Freude am Lernen und<br />
deiner Gesundheit schwer schaden. Du brauchst auch nicht denken, du bist dumm oder sonst nicht<br />
o.k. Mobbing kann nämlich jedem passieren. Manche werden <strong>zu</strong>m Beispiel gemobbt, wenn andere<br />
neidisch <strong>auf</strong> sie sind.<br />
Wer kann helfen?<br />
Die meisten Jugendlichen in deiner Lage sprechen <strong>zu</strong>erst einmal mit ihren Eltern oder mit Freunden.<br />
Diese können Trost spenden, manchmal auch helfen. Wende dich (vielleicht auch <strong>zu</strong>sammen mit<br />
deinen Eltern) an deinen Klassenlehrer oder eine Lehrerin deines Vertrauens. Scheue dich nicht! Er<br />
sollte dich unterstützen, hat <strong>die</strong> Macht, etwas gegen das Mobbing <strong>zu</strong> unternehmen. Sicher hat deine<br />
Schule auch einen Beratungslehrer und Vertrauenslehrer der Schülervertretung. An den meisten<br />
Schulen können sich <strong>die</strong> Schüler heut<strong>zu</strong>tage auch direkt vertrauensvoll an den Schulleiter wenden.<br />
An vielen Schulen gibt es so genannte Streitschlichter, also Schüler, <strong>die</strong> speziell dafür ausgebildet<br />
worden sind, Mitschüler bei der Überwindung ihrer Streitigkeiten <strong>zu</strong> unterstützen. Das gilt auch für<br />
Mobbing.<br />
Du kannst auch <strong>die</strong> Beratungsstelle für Erwachsene, Kinder und Jugendliche in deiner Nähe <strong>auf</strong>suchen.<br />
Das gibt es in jedem Kreis, jeder Stadt. Dort wissen Psychologen, Sozialpädagogen, also<br />
Fachleute, Rat und Hilfe auch bei Mobbing.<br />
Du kannst auch selbst einiges tun!<br />
• Eine Möglichkeit ist ein besonderes Mobbingtagebuch. Schreib jedes Vorkommnis <strong>auf</strong>, wann<br />
(Tag, Uhrzeit) genau und wo (Klassenzimmer, Schulhof, Schulbus, Heimweg usw.) es sich ab<br />
spielte. Welche Personen waren beteiligt? Gab es Zuschauer? Wen? Wer hat was gemacht?<br />
Schreibe auch <strong>die</strong> Gefühle <strong>auf</strong>, <strong>die</strong> das ausgelöst hat, und was du darüber denkst. Oft fühlt<br />
man sich ja total schlecht oder schwach, wenn man von jemand anderem so blöd angemacht<br />
wird!<br />
• Pflege dein schönes Hobby. Falls du noch keines hast: Was interessiert dich ganz toll? Bei Mobbing<br />
herrscht null Bock, das ist normal. Da braucht es eine gute Idee, was man machen könnte.<br />
Vielen hat da schon geholfen, wenn sie sich bei jeder ruhigen Gelegenheit vorstellen: Ich<br />
hab jetzt ein ganz tolles Hobby! Irgendwann kommt dir <strong>die</strong> Idee, <strong>die</strong> dich voll begeistert.<br />
• Ein sportliches Hobby hat <strong>zu</strong>sätzlich etwas Gutes: Es hält fit. Wenn du dich körperlich stark fühlst,<br />
bist du gleich besser dran. Beim Sport findest du vielleicht auch Gleichgesinnte, <strong>die</strong> dich mögen<br />
und gegen andere stärken.<br />
• Wenn es dir lieber ist, kannst du manches auch ganz alleine machen: Radfahren, Inlineskating<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel.<br />
• Karate, Kung Fu oder eine andere Sportart <strong>zu</strong>r Selbstverteidigung ist besonders empfehlenswert!<br />
• Vielleicht gibt es in einer Parallelklasse nette Kameraden, mit denen du lieber <strong>zu</strong>r Schule gehen<br />
würdest. Wenn alle Bemühungen in der eigenen Klasse scheitern sollten, kannst du mit deinen<br />
Eltern einen Antrag <strong>auf</strong> Verset<strong>zu</strong>ng in eine Parallelklasse stellen. Das hat schon in vielen Fällen<br />
den Spuk des Mobbing beendet. Auch ein Schulwechsel hat schon <strong>die</strong> Wende gebracht.<br />
Was Freude macht, stärkt deine Kräfte, hilft, dass <strong>die</strong> Anmache wirkungslos bleibt.<br />
Quelle: Kasper, Horst Schülermobbing – tun wir was dagegen! Aol-Verlag 2000
Nachbereitung des <strong>Theater</strong>besuches<br />
Szenenarbeit<br />
Lana, <strong>die</strong> Mörderschlampe?!<br />
Sven kommt – schwer verkatert – <strong>zu</strong> spät in <strong>die</strong><br />
Schule und kotzt in den Mülleimer. Lucky + Minnie<br />
machen sich über ihn lustig. Lana kommt<br />
da<strong>zu</strong> und nimmt ihn in Schutz. Das passt Lucky<br />
nicht und er behauptet, Sven hätte sie als „Mörderschlampe“<br />
bezeichnet. Lana schlägt <strong>auf</strong> Sven<br />
ein und geht <strong>auf</strong> Minnie los, um sich ihre abgezogenen<br />
Schuhe wieder <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>holen. Herr<br />
Ratzenauer, der Lehrer, erscheint und Lucky behauptet,<br />
dass Sven Lana als „Mörderschlampe“<br />
bezeichnet hat. Der Lehrer glaubt Lucky und hält<br />
Sven eine Standpauke.<br />
Schritt 1:<br />
Die Szene wird von Freiwilligen vor den Mitschülern nachgespielt.<br />
Schritt 2:<br />
Die Szene wird noch einmal gespielt. Dieses Mal wird ein akustisches Signal (z.B.: ein<br />
Klatscher) vom Spielleiter eingeführt, bei dem <strong>die</strong> Spieler während der Szene eingefrieren<br />
– unbeweglich mitten in der Handlung stehen bleiben.<br />
Nun sind <strong>die</strong> Zuschauer gefragt. Sie sollen nacheinander hinter <strong>die</strong> Spieler treten<br />
und mögliche Gedanken der Figuren aussprechen, während <strong>die</strong> eigentlichen Spieler<br />
eingefroren bleiben.<br />
(Z.B.: Lana: Woher weißt Sven das? Ich dachte der wäre ok. So ein Arsch!)<br />
Dann gibt der Spielleiter wieder das akkustische Signal und <strong>die</strong> Figuren spielen da<br />
weiter, wo sie stoppten. Sie können <strong>die</strong> Szene ruhig mehrmals unterbrechen.<br />
Schritt 3:<br />
Nun soll in Gruppenarbeit überlegt werden, wie Lana anders handeln könnte. Wie<br />
würde der Rest dar<strong>auf</strong> reagieren? Wie könnte <strong>die</strong> Szene ein besseres Ende nehmen?<br />
Dieser Vorschlag soll ebenfalls gespielt und den andern Gruppen präsentiert werden.<br />
Schritt 4:<br />
Gemeinsam mit der Klasse das Verhalten Herrn Ratzenauers besprechen.<br />
Wenn <strong>die</strong> Schüler noch ausdauernd sind, können sie auch Wunschvorstellungen, wie<br />
der Lehrer reagieren könnte, spielerisch versuchen.
Lucky<br />
Lucky<br />
Beschreibt Lucky in wenigen Worten:<br />
Arme Sau oder cooler Typ? Begründet Eure Meinung.<br />
Was wisst ihr von seinen Eltern?<br />
Durch was verschafft er sich seine Stellung in der Klasse?<br />
Und warum?<br />
Welche Beziehung hatte er <strong>zu</strong> Matze?<br />
Wie fühlt sich Lucky jeweils<br />
<strong>auf</strong> <strong>die</strong>sen drei Bildern? Was<br />
denkt er?<br />
Das <strong>GRIPS</strong> <strong>Theater</strong> will Geschichten<br />
<strong>auf</strong> <strong>die</strong> Bühne bringen,<br />
<strong>die</strong> so oder ganz ähnlich<br />
in Berlin stattfinden könnten.<br />
Könnt ihr euch ähnlich Typen<br />
wie Lucky an eurer Schule<br />
oder in der Klasse vorstellen?<br />
Begründet eure Aussagen.
Minnie<br />
Was wisst ihr über Minnie?<br />
Welche Beziehungen hat Minnie <strong>zu</strong> den anderen<br />
MitschülerInnen?<br />
Mit wem ist sie befreundet? Mit wem nicht? Und warum?<br />
Was hatte sie mit Matze <strong>zu</strong> tun?<br />
Weswegen hat Minnie<br />
Macht über Lana? Was<br />
passiert hier in <strong>die</strong>ser<br />
Szene?<br />
Wie geht es Lana? Wie<br />
geht es Minnie? Was<br />
denken <strong>die</strong> beiden?<br />
Das <strong>GRIPS</strong> <strong>Theater</strong> will Geschichten <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Bühne bringen,<br />
<strong>die</strong> so oder ganzähnlich in Berlin stattfinden könnten. Könnt<br />
ihr euch Situationen an eurer Schule oder in der Klasse vorstellen,<br />
in der jemand abgezogen wird? Begründet eure Aussagen.
Lana<br />
Lana<br />
Was ist Lana für ein Mensch?<br />
Sind Lana und Minnie befreundet?<br />
Welche Stellung hat Lana in der Klasse?<br />
Ändert sich <strong>die</strong>se im Verl<strong>auf</strong> des Stückes?<br />
Wenn ja, wodurch?<br />
Warum hilft Lana Sven in <strong>die</strong>ser Szene? Warum<br />
hat sie den Mut sich Lucky <strong>zu</strong> widersetzen?<br />
Und was bedeutet das für Lucky?<br />
Stellt euch vor, es würde jemand<br />
bei euch an der Schule oder in<br />
der Klasse ähnlich behandelt werden<br />
wie Matze oder wie Sven. Was<br />
könntet ihr tun? Was würdet ihr tun?
Sven<br />
Sven<br />
Was ist Sven für ein Typ?<br />
Wie ergeht es ihm in der neuen Klasse?<br />
Begründet eure Aussagen.<br />
Wie geht er damit um?<br />
Was ändert sich im Verl<strong>auf</strong>e des Stückes?<br />
Was passiert hier in <strong>die</strong>ser Szene?<br />
Warum geht er nicht <strong>zu</strong> Polizei?<br />
Stellt euch vor, es würde jemand bei euch an der Schule<br />
oder in der Klasse ähnlich behandelt werden wie Matze<br />
oder wie Sven. Was könntet ihr tun? Was würdet ihr<br />
tun?
Matze<br />
Was wisst ihr über Matze?<br />
Was glaubt ihr sind Gründe für den<br />
Selbstmord?<br />
Wer oder was ist schuld daran?<br />
Wenn Matze einen Abschiedsbrief geschrieben<br />
hätte, an wen wäre er adressiert?<br />
Und was würde darin stehen?<br />
Verfasst einen solchen Brief aus der Sicht<br />
von Matze.<br />
Wer und was hätte helfen können?<br />
Das <strong>GRIPS</strong> <strong>Theater</strong> will Geschichten<br />
<strong>auf</strong> <strong>die</strong> Bühne bringen, <strong>die</strong> so oder<br />
ganz ähnlich in Berlin stattfinden<br />
könnten. Wenn ihr jemanden kennen<br />
würdet, dem es so ähnlich ergehe<br />
wie Matze, was würdet ihr ihm raten?<br />
Wer oder was an eurer Schule könnte<br />
helfen?
Weitere Spielanregungen <strong>zu</strong>m Thema Mobbing<br />
Die Mobbingmaschine<br />
Schritt 1:<br />
Bei einem Brainstorming sammeln<br />
<strong>die</strong> Schüler einzelne Schlagwörter,<br />
<strong>die</strong> ihnen <strong>zu</strong>m Thema Mobbing einfallen.<br />
Schritt 2:<br />
Jetzt wird nach ganzen Sätzen gefragt,<br />
<strong>die</strong> sie mit Mobbing verbinden.<br />
Diese sollen laut genannt werden.<br />
(z.B.: „Du stinkst!“ oder „Was<br />
willst DU denn hier!“)<br />
Robert Neumann, Christoph Letkowski<br />
Schritt 3:<br />
Anstelle von Wörtern oder Sätzen<br />
überlegt sich jeder Spieler nun eine<br />
Bewegung. Diese soll mit einem<br />
Geräusch oder einem sehr kurzen<br />
Satz unterstützt werden. z.B. so tun<br />
als ob man jmd. wegschubst und<br />
„Geh weg“ sagt oder sich <strong>die</strong> Nase<br />
<strong>zu</strong>halten und „Ihhh“ ausrufen.<br />
Schritt 4:<br />
Mit den nun entstandenen Bewegungen<br />
geht jetzt ein Spieler nach<br />
dem anderen <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Bühne und<br />
wiederholt dort seine Bewegung +<br />
Ausspruch stetig bis ein lebendes<br />
Bild/Atmosphäre mit mehreren<br />
Spielern entstanden ist.<br />
Schritt 5:<br />
Anschließende Fragen wie:<br />
Wie wirkt <strong>die</strong>se Maschine <strong>auf</strong> <strong>die</strong><br />
Zuschauer? Wie haben sich <strong>die</strong><br />
Spieler gefühlt?<br />
sind Ausgangspunkt für ein ausführliches<br />
Gespräch über Mobbing.<br />
55
Das Machtexperiment<br />
Schritt 1:<br />
Ein (oder zwei/drei je nach Gruppengröße) Spieler wird vom Spielleiter als „Bestimmer / Chef“<br />
gewählt. Ihm wird gesagt, dass gleich Schüler nach seiner Nase tanzen. Nun soll er kurz den<br />
Raum verlassen, um sich viele kurze Befehle aus<strong>zu</strong>denken (z.B. alle machen Hampelmann oder<br />
Kniebeugen…) Wichtig: Die Befehle sollen sich nicht an einzelne richten, sondern an alle seine<br />
„Untertanen“ gleichzeitig und müssen schnell aus<strong>zu</strong>führen sein.<br />
Schritt 2:<br />
Mit den anderen wird während seiner kurzen Abwesenheit vereinbart, dass sie vier Befehlen<br />
bedingungslos gehorchen, doch ab dem fünften einfach nicht mehr mitmachen, egal was der<br />
„Chef“ befiehlt.<br />
Schritt 3:<br />
Eine Gruppe beobachtet vom „Zuschauerraum“. Nun wird der Chef (im Falle von mehreren: Kommen<br />
sie nacheinander dran) herein geholt und es kann los gehen. Das Spannende daran ist, wie<br />
er bei Verweigerungen reagiert (im Falle von mehreren Chefen: reagieren sie unterschiedlich?)<br />
Der Spielleiter lässt ihn etwas zappeln und bricht dann mit Applaus das Spiel ab und verrät dem<br />
„Chef“ <strong>die</strong> Vereinbarung.<br />
Schritt 4:<br />
Wichtig ist eine kurze Fragerunde:<br />
Wie hat sich Bestimmer am Anfang gefühlt und wie am Ende?<br />
Wie haben sich <strong>die</strong> Ausführenden gefühlt?<br />
Was haben <strong>die</strong> Beobachter erlebt? (Wie) hat der Bestimmer versucht sich durch<strong>zu</strong>setzen?<br />
Anmerkungen:<br />
Wenn der erfolglose Boss sich Hilfe suchend an den Spielleiter wendet, sollte <strong>die</strong>ser ihm nur<br />
immer wieder bestärkend dar<strong>auf</strong> hinweisen: „Er (Schüler) sei doch der Boss!“<br />
Ziel:<br />
Aufzeigen, dass jemand nur dann Macht hat, wenn andere ihm <strong>die</strong> Macht geben. Wenn alle sich<br />
<strong>zu</strong>sammenschließen, kann man den „Klassenboss“ entmachten.<br />
56
Literaturhinweise<br />
Balser, Hartmut, Schrewe, Hartmut, Schaaf, Nicole Schulprogramm Gewaltprävention. Ergebnisse aktueller Modellversuche.<br />
Luchterhand 2001<br />
Dambach, Karl E. Mobbing in der Schulklasse. Reinhardt 2002<br />
Die Endres Lernmethodik, Arbeitsblätter, Nr.9.18, Das Anti-Mobbing-Konzept,<br />
30 Blätter. Beltz<br />
Engelmann, Reiner ... da hab ich einfach dr<strong>auf</strong>gehauen. Texte <strong>zu</strong>m Thema ‚Jugendkriminalität‘. Arena 1997<br />
Engelmann, Reiner Tatort Klassenzimmer. Texte gegen Gewalt in der Schule. Arena 1994<br />
Findeisen, Hans-Volkmar, Kersten, Joachim Der Kick und <strong>die</strong> Ehre. Vom Sinn jugendlicher Gewalt. Kunstmann 2002<br />
Gebauer, Karl Mobbing in der Schule. Beltz 2007<br />
Grade, Melanie, Thor, Annika Literaturprojekt. Ich hätte Nein sagen können. Kopiervorlagen. Für <strong>die</strong> 5. bis 8. Klasse.<br />
Bvk Buch Verlag Kempen 2005<br />
Gollnick, Rüdiger Schulische Mobbing-Fälle Analysen und Strategien. Schulpädagogische Interventionen Bd. 2. LIT<br />
Heitmeyer Wilhelm Internationales Handbuch der Gewaltforschung. Verlag für Sozialwissenschaften 2002<br />
Hoffmann, Kirsten, von Lilienfeld-Toal, Veronika, Metz, Kerstin<br />
STOPP - Kinder gehen gewaltfrei mit Konflikten um. Persen 2005<br />
Holighaus, Kristin PuR - Zoff in der Schule. Tipps gegen Mobbing und Gewalt. Beltz 2004<br />
Holtappels, Heinz G., Heitmeyer, Wilhelm, Melzer, Wolfgang Forschung über Gewalt an Schulen. Erscheinungsformen<br />
und Ursachen, Konzepte und Prävention. Juventa 2006<br />
Hurrelmann, Klaus, Rixius, Norbert, Schirr, Heinz Gewalt in der Schule.<br />
Beltz 2000<br />
Kasper, Horst Cornelsen Eltern-Sprechstunde: Prügel, Mobbing, Pöbeleien. Kinder gegen Gewalt in der Schule stärken.<br />
Cornelsen Verlag 2003<br />
Kasper, Horst Streber, Petzer, Sündenböcke. Wege aus dem täglichen Elend des Schülermobbings. Aol-Verlag 2000<br />
Kasper, Horst Schülermobbing – tun wir was dagegen! Aol-Verlag 2000<br />
Kasper, Horst Arbeitsmappe Konfliktmanagement in der Schule.<br />
Schüler - Lehrer - Kollegium - Eltern - Öffentlichkeit. Aol-Verlag 2004<br />
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Kasper, Horst Schülermobbing. 30 Smob-Fragebogen. Aol-Verlag 2001<br />
Kilb, Rainer, Weidner, Jens, Gall, Reiner Konfrontative Pädagogik in der Schule. Anti-Aggressivitäts- und Coolnesstraining.<br />
Juventa 2006<br />
Körner, Jürgen, Friedmann, Rebecca DENKZEIT für delinquente Jugendliche. Theorie und Methode dargestellt an einer<br />
Fallgeschichte. Lambertus 2005<br />
Krowatschek, Dieter Hundertsiebenundsiebzigmal Spaß im Unterricht. Verlag Modernes Lernen 2000<br />
Maines, Barbara, Robinson George The No-Blame-Approach.<br />
Lucky Duck Publishing 1992<br />
Melzer, Wolfgang, Schubarth, Wilfried, Ehninger Frank Gewaltprävention und Schulentwicklung. Analysen und Handlungskonzepte.<br />
Klinkhardt 2004<br />
Neumann, Ulf, Perik, Muzaffer, Schmidt, Wilhelm Gewaltprävention in Jugendarbeit und Schule. Konzepte - Praxis<br />
– Methoden. Schüren-Verlag 2002<br />
Olweus, Dan Gewalt in der Schule.<br />
Was Lehrer und Eltern wissen sollten - und tun können. Huber 2006<br />
Preuschoff, Gisela, Preuschoff, Axel<br />
Gewalt an Schulen - und was dagegen <strong>zu</strong> tun ist. Papyrossa 2000<br />
Reddig-Korn, Brigitta, Maier, Andrea S., Rhue, Morton<br />
Materialien <strong>zu</strong>r Unterrichtspraxis : Morton Rhue ‚Ich knall euch ab‘. Ravensburger 2003<br />
Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Handeln nach Gewaltvorfällen. Verstehen und Handeln<br />
IX. 2006<br />
Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Gewaltprävention im Miteinander. Verstehen und Handeln<br />
X. 2007<br />
Struck, Peter Wie schütze ich mein Kind vor Gewalt in der Schule. Erfolgskonzepte gegen Aggressionen. Eichborn<br />
2001<br />
Tillmann, Klaus-Jürgen, Holler-Nowitzki, Birgit, Holtappels, Heinz G. Schülergewalt als Schulproblem. Beltz 1999<br />
Weidner, Jens, Kilb, Rainer, Kreft, Dieter Gewalt im Griff. Beltz 2001<br />
Wöbken-Ekert, Gunda „Vor der Pause hab ich richtig Angst“ Gewalt und Mobbing unter Jugendlichen; was man dagegen<br />
tun kann. Campus 1998<br />
Wolf, Patricia, Bachmann, Angelika Wenn Lehrer schlagen. Droemer/Knaur 2007<br />
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IMPRESSUM<br />
<strong>GRIPS</strong> <strong>Theater</strong> Berlin<br />
Altonaer Str. 22<br />
10557 Berlin<br />
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