11.07.2015 Aufrufe

„Materialien zu Die fabelhaften Millibillies“ [PDF ... - GRIPS Theater

„Materialien zu Die fabelhaften Millibillies“ [PDF ... - GRIPS Theater

„Materialien zu Die fabelhaften Millibillies“ [PDF ... - GRIPS Theater

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Materialien <strong>zu</strong><strong>Die</strong> <strong>fabelhaften</strong>MillibilliesEine Ensembleproduktion mit Liedtexten von Volker Ludwigund Musik von Birger Heymann für Menschen ab 5


2» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Liebe Leserin, lieber Leser!Eine ganze Band hat sich Emilia herbei fantasiert: Schlagzeug, Gitarre, Keyboard und Bass. Undplötzlich taucht da Tobias, ein Junge aus ihrer Klasse, auf und will partout nicht aus ihremTraum verschwinden! Halb so schlimm - gemeinsam gehen die Kinder auf Entdeckungsreise. ZweiSpieler (und drei Musiker) bringen mit Fantasie die Welt <strong>zu</strong>m Tanzen: Bühne frei für »<strong>Die</strong><strong>fabelhaften</strong> Millibillies« und für ein Wiedersehen (und Wiederhören!) mit den schönsten <strong>GRIPS</strong>-Hits für große und kleine Kinder.<strong>GRIPS</strong>-Ohrwürmer wie "Mattscheiben-Milli" und "Wir werden immer größer" habenGenerationen von Kindern beim Aufwachsen begleitet, die Noten sind in Liederbüchern gedrucktworden, in vielen Berliner Kitas und Schulen werden die Lieder auch heute gespielt undgesungen.Für die Aufführung im <strong>GRIPS</strong> hat Regisseurin Franziska Steiof <strong>zu</strong>sammen mit einem Ensembleaus <strong>GRIPS</strong>-Schauspielern und –Musikern eine Geschichte rund um die <strong>GRIPS</strong>-Songs entwickelt,die von der Begegnung zweier unterschiedlicher Kinder erzählt und <strong>zu</strong>dem <strong>zu</strong>m spielerischenUmgang mit Musik animiert: Kann man Töne auch sehen? Darf ich Dir die Klänge aus meinemKopf leihen? Wie sieht stille Wut aus, wie hört sie sich an, wenn sie laut ist? Und könnenBäume tanzen? (Na klar!)Inhaltlich bieten die Lieder Anlass für Situationen u.a. <strong>zu</strong> den Themen: Freundschaft, Ausdruckder eigenen Gefühle, Spiel mit „fremden“ Rollen, Wunsch und Wirklichkeit. Abgeschlossen wirddie musikalische Entdeckungsreise mit einem brandneuen Song und der Botschaft »Träumemachen fit«.Das vorliegende Material bietet Texte mit Hintergrundinformationen <strong>zu</strong> den stückrelevantenThemen, aber hauptsächlich möchten wir Ihnen Spielanregungen bieten die Sie in den Unterrichteinbinden können. <strong>Die</strong>se sind nicht nur für den Musikunterricht gedacht, sondern könnengrundsätzlich genutzt werden, um im Unterricht entweder wieder fit <strong>zu</strong> werden, Konzentration <strong>zu</strong>schaffen oder einfach einmal kräftig <strong>zu</strong> lachen!Viel Spaß beim Ausprobieren!Laura Klatt & Stefanie Kaluza(<strong>Theater</strong>pädagogik)Winfried Tobias(Dramaturgie)3


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «InhaltsverzeichnisBeset<strong>zu</strong>ng der Uraufführung 6Zum Stück 7Kapitel 1: »Und jetzt: Auf die Plätze, fertig, los!«Einsteigen und erinnern 9Kleine Tipps <strong>zu</strong>m <strong>Theater</strong>spielen im Klassenzimmer 10Stückbezogene Gesprächsanregungen 11Aufwärmspiele 12Kapitel 2: »Heute will ich eine Band haben.«<strong>Die</strong> Bedeutung von Musik 13Spiele und Übungen <strong>zu</strong>m Thema »Musik« 14Zum WeiterlesenSchon Babys haben Rhythmusgefühl 19<strong>Die</strong> Bedeutung des musikalischen Gestaltens im Leben des Kindes 20»Musik bringt gute Laune – bei mir und den Kindern!«Interview mit Simone Praetz 25Musikalische Grundschule (Bertelsmann Stiftung) 29Kapitel 3: »Das ist mein Traum!«<strong>Die</strong> Aufgabe von Träumen 31Spiele und Übungen <strong>zu</strong>m Thema »Träume« 32Zum WeiterlesenWas Kinder träumen 33Kinder träumen schöner 34Von genauen und ungenauen Wünschen 36Kapitel 4: »Soll ich dir mal meine Stimmen geben?«Der Ton macht die Musik... 39Spiele und Übungen <strong>zu</strong>m Thema »Der Ton macht die Musik 41Zum WeiterlesenLob muss glaubwürdig und richtig dosiert sein 43<strong>Die</strong> Macht der Worte 454


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Kapitel 5: »<strong>Die</strong> <strong>fabelhaften</strong> Millibillies« - Noten und Bilder <strong>zu</strong>m Stück 47Anregungen <strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ng der Kopiervorlagen 48Noten 49Ausmalbilder 52Wimmelbild 56Links und Adressen 57Dank und Impressum 585


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «<strong>Die</strong> <strong>fabelhaften</strong> Millibilliesfür Menschen ab 5 JahrenEine Ensembleproduktionmit Liedtexten von Volker Ludwig und Musik von Birger HeymannUraufführung am 25. Januar 2012, 18.00 Uhr, im <strong>GRIPS</strong> KlosterstraßeBeset<strong>zu</strong>ngMit:Jennifer BreitrückThomas AhrensGeorge KranzJens MondalskiRobert NeumannRegie:Ausstattung:Dramaturgie:Regieassistenz:<strong>Theater</strong>pädagogik:Licht, Ton, Bühne:Bühnenbau:Requisite:Schneiderei:Maske:Emilia / vocalsTom / guitarCommander George / drumsTobias & JayJay / bassProfessor Bob / keyboardFranziska SteiofJan A. SchroederWinfried TobiasCeline JüngerStefanie Kaluza und Laura KlattJerry Geiger, Joe MaubachGünther Pöchtrager, Mark EichelbaumTobias SchmidtAnne Rennekamp, Sabine Winge, Kaye TaiSedija Husak, Sara-Jane Ruhnow6


Zum Stück» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «1. Heute will ich eine BandEin Mädchen kommt auf die Bühne und spricht davon, dass sie sich in ihrem Traum befindet,beschlossen hat, heute Geburtstag <strong>zu</strong> haben und sich eine Band herbeiwünscht. <strong>Die</strong> sitzt dannauch tatsächlich in der großen Kiste, die das Mädchen auspackt. <strong>Die</strong> Musiker sehen ganz andersaus, als Emilia, das Mädchen, sie sich vorgestellt hat, aber Musik machen können sie sehr gutund stellen auch gleich ihre Instrument vor: Commander George an den Drums, Tom an derGitarre und Professor Bob am Keyboard. Mit Verspätung kommt auch JayJay da<strong>zu</strong>, der Bassist,und endlich spielt die Band das erste Lied: WIR WERDEN IMMER GRÖSSER.2. Mein oder dein Traum?Während die Band über musikalische Spielarten diskutiert, verschwindet JayJay imBühnenhintergrund und kommt als ein Junge wieder auf die Bühne gejoggt, den Emilia kennt: dasist doch Tobias, ihr Klassenkamerad! Aber was hat er in ihrem Traum <strong>zu</strong> suchen?! Aus derDiskussion der beiden entsteht ein Berühr-Ton-Spiel aus der musikalischen Rauferei geht Emiliaals Siegerin hervor, die Tobias nun Bedingungen stellen darf: Er soll <strong>zu</strong>m nächsten Lied tanzen:KLEINER BAUM.3. Genaues WünschenTobias wird von den Stimmen seiner Eltern gerufen: Abendessen! und verwandelt sich in Jay Jay.Emilia richtet unerfüllbare Wünsche an die Band, im Gespräch mit den Musikern findet sieheraus, dass sie genauer formulieren muss, was sie will. Der nächste Song:BRATKARTOFFELLIED.4. Sich etwas trauenEin Tausch der Instrumente in der Band führt <strong>zu</strong> lärmender Musik, nach einem kurzen Versuchwünscht sich Emilia stattdessen von den Musikern, sie mögen ihr erzählen, was sie sich einmalgetraut haben. Für den schüchternen Professor Bob wird das nächste Lied gespielt: TRAU DICHSzene 5: Stimmen / Stimmen tauschen<strong>Die</strong> Band-Kollegen schimpfen über JayJays ungenaues Spiel, die Stimmen gehen über in eineFamiliensituation, JayJay verwandelt sich wieder in den gehetzten Tobias, der sich bei Emiliabeklagt, dass alle ihm Stress machen. Emilia und Tobias halten sich die Ohren <strong>zu</strong> und öffnen siewieder, die verschiedenen Stimmen ihrer Eltern, schimpfend bzw. freundlich und unterstützendwerden hörbar. Emilia bietet Tobias an, ihm ihre freundlichen Stimmen <strong>zu</strong> leihen, der Jungegenießt diese neuen Töne sichtlich. Das Spiel mit Stimmen, Worten und Tönen verselbständigtsich und geht schließlich über in den nächsten Song: DOOF GEBOR'N IST KEINER.6. Wut habenWieder muss sich JayJay für einen unsauberen Abschlag beschimpfen lassen, als Tobias gerät er<strong>zu</strong>sehends in Rage, sucht nach Möglichkeiten, seine Wut <strong>zu</strong> artikulieren, er und Emilia (und dieBand!) hauen sich abwechselnd Schimpfwörter um die Ohren. Mit Emilia <strong>zu</strong>sammen erforschtTobias in zwei Kreidekreisen, einem Wutkreis und einem Glückskreis die Möglichkeit,Empfindungen verschieden aus<strong>zu</strong>drücken. Lied: MANCHMAL HAB ICH WUT7


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «7. MattscheibenNicht nur mit Wut wird in Emilias und Tobias' Familien sehr verschieden umgegangen, auch derFernseher hat einen unterschiedlichen Platz in den beiden Haushalten: in jedem Zimmer ein TVbei Tobias, auf der anderen Seite totaler Fernsehverzicht für Emilia, die dieses Verbot ihrer Elternauch noch mit vielen Argumenten (ihrer Mutter) belegen kann. Obwohl sie doch schon auch gerneeinmal schauen würde... Tobias zappt sie durch ein paar Kanäle (von den Musikerneingesprochen) und Emilia ist sofort vollkommen Mattscheiben-fixiert - - - Zeit für ein Lied:MATTSCHEIBEN-MILLI.8. Jeder Mensch sieht anders aus und das ist gut so!<strong>Die</strong> TV-Glotzer-Augen erinnern Emilia an ein Mädchen aus dem Ballett, Tobias fällt ein Junge mitkomischem Gang ein, die Kinder spielen verschiedene körperliche Eigenarten durch, fliegen mitOttos Segelohren durch die Welt, von oben sehen doch alle sehr schön aus. Song: OTTOKARHAT SEGELOHREN.9. Kann man Stille auch hören? Wie sehen Töne aus?Über die großen Ohren kommt Emilia aufs Hören und die Frage wie Töne entstehen. <strong>Die</strong> Musikerhelfen ihr, die Schwingungen der Töne und ihre Bewegung durch die Luft sichtbar <strong>zu</strong> machen. Ausder Stille heraus entwickelt Commander George einen Klatschrhythmus, als der <strong>zu</strong> Ende geht, istTobias verschwunden (und auch JayJay muss plötzlich fort.) Emilia ist traurig, wieder allein inihrem Traum <strong>zu</strong> sein, sie möchte lieber aufwachen und Tobias suchen. Als sie ihm begegnet, hatauch er von ihr geträumt, gemeinsam erinnern sie sich an ihren Traum und singen dasAbschlusslied: ICH TRÄUM SO GERN.8


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Kapitel 1:»Und jetzt:Auf die Plätze, fertig, los!« -Einsteigen und erinnernBreitrück9


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Kleine Tipps <strong>zu</strong>m <strong>Theater</strong>spielen im KlassenzimmerHier finden Sie ein paar Ieen und etwas »Handwerkszeug« aus der theaterpädagogischen Praxis,um in jedem Klassenraum <strong>Theater</strong>feeling entstehen lassen <strong>zu</strong> können:»Ab die Post!«Es empfiehlt sich, für die Entwicklungsphasenicht <strong>zu</strong> viel Zeit ein<strong>zu</strong>planen. Liebernur fünf Minuten. Dabei können die Kinderda<strong>zu</strong> ermuntert werden, die Szene <strong>zu</strong> proben,also ins Spiel <strong>zu</strong> kommen, und nicht <strong>zu</strong>lange <strong>zu</strong> diskutieren.PräsentationWenn die Szenen dann entwickelt sind, gehtes <strong>zu</strong>r Präsentation. Dafür kann injedem Raum eine Bühne festgelegt werden,<strong>zu</strong>m Beispiel vor der Tafel. Es empfiehlt sichin jedem Fall, die Tische an die Seite oderauf den Flur <strong>zu</strong> räumen (schon gleich<strong>zu</strong> Beginn), um Bewegungsfreiraum <strong>zu</strong>schaffen. Vor der definierten B ühne richtetsich nun das Publikum ein.»1-2-3- und bitte!«Damit die Kinder auf der(Klassenzimmer-)Bühne nicht einfach drauflosspielen und das Publikum noch gar nichtmitbekommen hat, dass es schon los gehtund sich noch unterhält, ist es ratsam (inErmangelung der Abdunkelung und derScheinwerfer, die angehen) ein Zeichen <strong>zu</strong>vereinbaren, damit die Kinder und dasPublikum Bescheid wissen. Wenn die Kindersich auf der Bühne eingerichtet, alsoeventuell Tische und Stühle als Bühnenbilddrapiert und ihre Ausgangspositioneneingenommen haben, werden sie gebetenkurz »ein<strong>zu</strong>frieren«, also in ihrer Haltungvollkommen <strong>zu</strong> erstarren. Entweder reichtdieser Moment aus, das Publikum ruhig <strong>zu</strong>bekommen und die Spielleitung eröffnet miteinem »Bitte« oder »Los« die Szene.Einklatschen<strong>Die</strong> Szenen können jedoch auch eingeklatschtwerden. Dafür klopfen sich dieZuschauenden <strong>zu</strong>nächst auf die Oberschenkel,klatschen dann dreimal in dieHände (wobei laut mitgezählt werden kann)und rufen schließlich alle gemeinsam»Bitte«, das Zeichen für die Kinder mit ihrerSzene <strong>zu</strong> beginnen.Zum Abschluss jeder Szene muss es natürlichimmer Applaus geben – wie im<strong>Theater</strong> eben.Zeit für brennende FragenVielleicht haben die Kinder Fragen, die sichihnen beim <strong>Theater</strong>besuch aufgedrängthaben. Vielleicht haben sie etwas wirklichnicht verstanden oder wollen gerne wissen,wie das mit den Scheinwerfern eigentlichgeht. In der einstimmenden Fragerundehaben alle diese Fragen Raum – egal, obinhaltlich oder auf den <strong>Theater</strong>besuchbezogen.10


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Stückbezogene GesprächsanregungenWas würdet ihr jemandem, der das Stück nicht gesehen hat, unbedingt davon erzählen?Was hat euch am besten gefallen im Stück?Was hat euch nicht so gut gefallen?Welche Figuren kamen im Stück vor? Gemeinsam sammeln.Wie würdet ihr Emilia beschreiben?Wärt ihr gerne mit ihr befreundet? Warum ja, warum nein?Wie würdet ihr Tobias beschreiben?Wo hat das Stück gespielt?Was ist Emilias großer Traum?Warum ist Tobias traurig?Sind Emilia und Tobias Freunde?Was passiert, wenn sich Emilia und Tobias wieder in der Schule treffen?Fragen <strong>zu</strong> Form und MittelnWie sah das Bühnenbild aus? Welche Beleuchtung gab es?Wie sahen die Kostüme aus?Welche Instrumente gab es?Ensemble11


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «AufwärmspieleBlickrundeAlle sitzen im Kreis. <strong>Die</strong> Spielleitung beginnt,dem Nachbar in die Augen <strong>zu</strong> schauen und<strong>zu</strong> gucken, wie es der anderen Person geht.Dabei wird nicht gesprochen. Nun wird derBlick von einem Kind <strong>zu</strong>m nächsten weitergegeben, bis er wieder bei der Spielleitungankommt.Ziele:sich gegenseitig wahrnehmen, sich trauen,dem anderen in die Augen <strong>zu</strong> schauen unddies einen Moment lang aus<strong>zu</strong>haltenBlickwechselAlle sitzen im Kreis und man schaut alleKinder aufmerksam an. Wenn man jemandengefunden hat, der <strong>zu</strong>rück schaut,dann werden die Plätze gewechselt. Dabeiwird nicht gesprochen.Wenn immer nur Jungen und nur Mädchenmiteinander tauschen, kann auch dieAnweisung geben werden, dass nur nochMädchen mit Jungen die Plätze wechselnkönnen.Erweiterung:Immer nur ein Paar tauscht den Platz. AlleKinder müssen aufeinander achten, damitnicht zwei Paare gleichzeitig wechseln.Ziele:sich gegenseitig wahrnehmen, nonverbaleKommunikation, aufbrechen der normalenSitzordnung in der KlasseMomentaufnahme<strong>Die</strong> Kinder schließen die Augen. Sie sollensich an bestimmte Bilder, kleine Situationen,oder auch Requisiten, Kostümteile, Farben,Töne, Stimmungen usw. aus dem Stückerinnern, die ihnen aus irgendeinem Grundbesonders im Gedächtnis geblieben sind. Esgeht hierbei nicht um eine Nacherzählung desInhalts, sondern um eine Art Momentaufnahmevon persönlichen Eindrücken.Wenn jeder eine besondere Sache aus demStück vor Augen hat, öffnen die Kinder dieAugen wieder und der Reihe nach schildertjeder dieses Detail.Ziel:Erinnerung an das Stück, persönlicheWahrnehmungen mitteilenWisst ihr noch...<strong>Die</strong> Kinder werden eingeladen, einen Momentdes Stückes pantomimisch nach-<strong>zu</strong>spielen,entsprechend ihrer Erinnerung. Jedes Kindtritt in die Mitte der Stuhlkreises und zeigt dieSzene, den Moment an den er sich erinnert.Wenn das Kind fertig gespielt hat, dürfen dieanderen Kinder raten, welche Figur das Kindgespielt hat und an welcher Stelle des Stücksdie Szene stattgefunden hat. Wurde dieSzene erraten, darf das nächste Kind spielen.<strong>Die</strong> Aufgabe sollte absolut freiwillig sein.12


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Kapitel 2:»Heute will ich eine Bandhaben.«<strong>Die</strong> Bedeutung von MusikAhrens,, Kranz, Mondalski, Neumann13


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Spiele und Übungen <strong>zu</strong>m Thema: »Musik«Mit Musik wachsenJedes Kind bekommt ein »Instrument« (odereinen Stift um auf den Tisch <strong>zu</strong> klopfen). undüberlegt wie es damit zeigen kann, wiewachsen klingt. Gemeinsam wird mit derGruppe überlegt, wie es wohl klingt wennman »Wachsen« mit Musik präsentierenwürde.Nun versucht jedes Kind mit Geschwindigkeitund/ oder Lautstärke Klänge <strong>zu</strong> erzeugen,die für ihn das Geräusch von»Größer werden« darstellen. Wiederum kannman mit Tönen auch »Schrumpfen« hörbarmachen. Hierfür kann den Kindern einigeMinuten Zeit gelassen werden <strong>zu</strong>mAusprobieren. <strong>Die</strong> Ergebnisse werden vorden anderen präsentiert.Anmerkung:Bei kleinen Kindern kann das Ausprobierenund Präsentieren auch <strong>zu</strong>sammen im Kreisablaufen.Ziele:Auseinanderset<strong>zu</strong>ng wie mit Musik etwasausgedrückt werden kann, Fantasie anregenEmiliaTomEmiliaTom(Zu Tom) Und du bist ja totalklein. Sogar noch kleiner, alsmein Vater. Kannst du malwachsen?Klar.Wie denn?Ich wachse mit meiner Gitarre.Micky Mousing: Berühr – Ton – SpielImmer zwei Kinder gehen <strong>zu</strong>sammen. Nuntippen sie sich gegenseitig an unterschiedlichenKörperstellen an. Das Kind dasangetippt wird macht <strong>zu</strong> jeder Berührungeinen neuen Ton. So geht es abwechselnd,dass jeder einmal angetippt wird und selbstantippt.Variation:Anstelle dessen, das der Berührte einen Tonvon sich gibt, kann es auch ein »Orchester«aus einigen Kindern geben, die die Berührungenmit Geräuschen unterlegen.Vorher kann überlegt werden, dass Tipperim Beinbereich eher dunkle Töne sind undTipper weiter oben helle Töne sind.Ziele:Ton und Bewegung verbinden, Körperwahrnehmungschulen, Berührungen werden inder Intensität in Laut/ Ton umgesetzt»Wie geht laut?«<strong>Die</strong>ses Spiel sollte nur gespielt werden, wenndie Kinder wirklich laut sein dürfen!Alle Kinder zeigen nacheinander im Kreiswie laut sie sein können. Hierfür dürfen sietrampeln, schreien, was auch immer ihneneinfällt. Danach zeigt jedes Kind im Kreiswiederum wie leise es sein kann ohne <strong>zu</strong>schweigen.14


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «RhythmuskreisAlle Kinder stehen im Kreis. Sie suchen sicheinen Grundrhythmus, indem sie mit demlinken und rechten Fuß einen Takt auf denBoden stampfen. Haben sie einen gemeinsamenGrundrhythmus gefunden fängt einKind an, einen Rhythmus <strong>zu</strong> klatschen. <strong>Die</strong>anderen machen diesen nach. Nach einigerZeit beginnt der Nächste im Kreis einenneuen Rhythmus <strong>zu</strong> klatschen.GeräuschekreisAlle Kinder stehen im Kreis. Jeder im Kreisdenkt sich ein Geräusch aus, ohne dieStimme <strong>zu</strong> benutzen. Beispielsweise auf denOberschenkel klopfen, mit den Fingerntrommeln, etc.. Einer beginnt und macht einGeräusch vor, das die anderen nachmachen.Dann ist der Nächste dran.<strong>Die</strong> Kinder laufen nun durch den Kreis,tauschen ihre Plätze im Kreis und führendavor immer <strong>zu</strong> zweit eine kleine Unterhaltungmit ihren Geräuschen.Hände <strong>zu</strong> den Knien bewegt, bedeutet dies,die Geräusche ganz leise <strong>zu</strong> machen, Hände<strong>zu</strong>r Hüfte bedeutet mittel laut, Hände bis <strong>zu</strong>mBrustbereich bedeutet laut, über den Kopfsehr laut und Hände vor der Brustverschränken absolute sofortige Stille. DerDirigent macht als erstes einmal alle vierStufen durch und beginnt dann die Stufen <strong>zu</strong>variieren. <strong>Die</strong> Kinder sollen Ge-räusche einerunmotivierten Schulklasse machen. Nachdiesem Durchlauf findet ein weiterer statt,bei dem die Kinder die Ge-räusche einerlerneifrigen Klasse imitieren.Ziele:Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit Klängen undGeräuschen, Akustische WahrnehmungschärfenVariation:Zu den Geräuschen nehmen die Kinder einebestimmte emotionale Haltung (traurig,fröhlich, etc.) ein. Wenn sie ihren Platztauschen, machen sie das nicht nur mitGeräuschen, sondern spielen nun <strong>zu</strong>sätzlichnoch eine Rolle.StörorchesterAlle Kinder setzen sich wie im Frontalunterrichtmit Stühlen vor die Spielleitung,wenn sie Schreibzeug dabei haben, sollendies mit <strong>zu</strong> ihrem Platz nehmen. <strong>Die</strong>Spielleitung erklärt, dass alle nun dieAufgabe haben, Klassenzimmer-Geräusche(z.B. gähnen, mit den Füßen stampfen, reden)<strong>zu</strong> machen. Hierfür gibt es verschiedeneLautstärkestufen, die die Spielleitung, vonnun an Dirigent, vorgibt. Z.B. wenn er dieKranz15


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Geräuschszenen bastelnIn den Kleingruppen überlegen sich dieKinder <strong>zu</strong> einem beliebigen Thema einekleine Szene. <strong>Die</strong>se Szene kann einmal mitnormalem Sprechen gespielt werden unddanach sollen die Dialoge nur noch überGeräusche erfolgen. Nach ca. 5 Minutenkommen alle wieder <strong>zu</strong>sammen und spielensich gegenseitig die erarbeiteten Szenen vor.Variationen:Es können auch bestimmte Themen vorgegebenwerden, <strong>zu</strong> denen sich die SpielerSzenen einfallen lassen – diese können auchVorab in einer Diskussion gemeinsam beschlossenwerden.Es kann vorgegeben werden, dass die Kindernur Geräusche mit den Füßen oder Händenmachen.Ziele:Fantasie anregen, ohne Sprache kommunizierenNeumannOrchester:Materialien: Ein Instrument für jedes Kind(es reichen Rasseln, Tröten, Melodika, Flötenetc.) ansonsten gehen aber auch sehr gutGegenstände aus dem Klassenzimmer (Stifte,Trinkflaschen, Papier, etc.)Alle nehmen sich ein Instrument und stellensich wie in einem Orchester auf. D.h. in dieeine Ecke die Blasinstrumente, in die anderedie Tasteninstrumente usw. Nun wird einDirigent ausgesucht, der sich vor dasOrchester stellt. Der Dirigent vereinbart mitden Musikern ein Zeichen, damit sie wissen,wann sie lauter oder leiser, schneller oderlangsamer spielen. Nach einiger Zeit wird derDirigent ausgetauscht und ein anderes Kindkann sich im Dirigieren ausprobieren.Variationen:Balaleika-Orchester: Anstelle eines Instrumentes,machen die Kinder ein Geräusch(Pfeifen, auf die Knie klopfen, klatschen,etc.)WICHTIG: <strong>Die</strong>ses »INSTRUMENT« sollen alledas ganze Konzert über durchgängig spielenund nicht mitten drin ein anderes beginnen.Alle legen einen Gegenstand, den sie bei sichhaben, in die Mitte des Kreises. ImAnschluss nimmt sich jede Person einenanderen Gegenstand aus der Mitte wiederheraus. <strong>Die</strong> Gegenstände werden nun <strong>zu</strong>Instrumenten erklärt. Alle überlegen sich,welche <strong>zu</strong>sammenpassen könnten undstellen sich wie in einem Orchester auf. D.h.in die eine Ecke die Flaschen, in die anderedie Schuhe. Jede Orchestergruppe überlegtkurz, welche Musik mit dem Instrumentgemacht werden kann und welcherRhythmus. Nun wird ein Dirigent ausgesucht,der sich vor das Orchester stellt. Vorherwerden mit dem Orchester Zeichenvereinbart, damit es weiß, wann es lauteroder leiser, schneller oder langsamerspielend.17


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Nach einiger Zeit wird der Dirigent ausgetauschtund eine andere Person kann ausprobieren,ein Orchester an<strong>zu</strong>leiten.Ziele:Aufeinander hören, eindeutige Signale geben,Konzentration, RhythmusgefühlJeder Ort hat MusikEs werden Kleingruppen gebildet. JedeGruppe überlegt sich einen Ort in der Schule(Bsp.: einen Lieblingsort oder ein Ort an demman selten ist, ein Ort in der Nähe etc.).Dann geht die Gruppe an diesen Ort undüberlegt, was es dort gibt, was sich in einInstrument verwandeln lässt (Bsp.: Wände,Boden, Hei<strong>zu</strong>ng, Treppe, Geschirr). JedesKind entscheidet sich für ein Instrument. EinDirigent wird ausgesucht, der die Gruppeanleitet.Variation:Gemeinsam wird überlegt, welche Stimmungan diesem Ort oft herrscht und die Gruppeversucht diese Art von Stimmung in dasMusikstück ein<strong>zu</strong>bauen. Anschließend präsentierensich die Gruppen gegenseitig ihreMusikstücke Vorort.Ziele:Wahrnehmung von Orten, Kreativitätanregen, RhythmusgefühlInstrumente selber bauenSehr einfach lassen sich aus AlltagsgegenständenInstrumente bauen. Beispielsweisekann aus recycelten Joghurtbechern,Kies, Butterbrotpapier und einem Plakatgummieine Rassel entstehen. Der Fantasiesollte hier keine Grenzen gesetzt sein. LassenSie von den Kindern Gegenstände undMaterialien mitbringen und entwickeln Siegemeinsam eigene Instrumente.Für Anregungen finden Sie in diesem Heftunter: Links ein paar Homepages die ersteIdeen <strong>zu</strong>m Instrumentebauen geben.18


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Zum Weiterlesen:Schon Babys haben RhythmusgefühlSchon Babys bewegen sich spontan im Taktvon Musik, es ist ihnen angeboren. Echtesynchrone Bewegungen hingegen müssenaber erst erlernt werden. Sie klappen erst abdem Kindergartenalter.Schon kleine Kinder mögen klare Rhythmen:Hören sie Musik oder auch nur einenregelmäßigen Trommelschlag, bewegen siesich spontan im Takt mit. Das hat jetzt einForscherduo in einer Studie mit 120 Kindernim Alter zwischen fünf und 24 Monatenbeobachtet. <strong>Die</strong> Kleinen können sich demTempo der Musik sogar schon ziemlich gutanpassen, auch wenn es relativ schnellwechselt. Spaß macht das rhythmischeBewegen offenbar auch – die Kinder, die amintensivsten mitwippten, lächelten auchmehr als die anderen, schreiben MarcelZentner von der University of York undTuomas Eerola von der Universität imfinnischen Jyväskylä im Fachmagazin»PNAS«.<strong>Die</strong> meisten Menschen werden von Musik <strong>zu</strong>irgendeiner Bewegung animiert. Sie klopfenmit Fingern oder Füßen den Takt mit, wippenmit den Beinen oder schwenken denOberkörper hin und her. Was auf den erstenBlick noch relativ trivial erscheint, isttatsächlich eine nahe<strong>zu</strong> einzigartige Fähigkeitim Tierreich, nämlich die automatischeKoordination einer Bewegung mit einem vonaußen kommenden Sinnesreiz. Möglich wirddiese Koordination, weil beim Menschen diefür das Hören und die Bewegungssteuerung<strong>zu</strong>ständigen Regelkreise im Gehirn ungewöhnlicheng miteinander gekoppelt sind,wissen Forscher seit einiger Zeit. Eine zentraleFrage ist aber bislang unbeantwortet:Ist diese Kopplung angeboren oder wird siemit der Zeit erlernt?Hinweise gibt es in beide Richtungen. Soscheinen schon Neugeborene den Takt regelmäßigerLaute wahrnehmen <strong>zu</strong> können,kleine Kinder bevor<strong>zu</strong>gen Musik in einemRhythmus, den sie bereits aus Bewegungsübungenkennen. Echte synchrone Bewegungenhingegen lernen Menschen im Lauf derZeit, denn sie sind erst ab dem Kindergartenalter<strong>zu</strong> beobachten.Tendenz <strong>zu</strong> rhythmischen Bewegungen,aber keine SynchronitätZentner und Eerola versuchten mit der neuenStudie nun, die Wissensbasis <strong>zu</strong>m Thema <strong>zu</strong>erweitern, indem sie testeten, ob sich schonSäuglinge und Kleinkinder spontan imRhythmus bewegen. Als Testklängebenutzten sie Stücke von Mozart und demfranzösischen Komponisten Charles Saint-Saëns, ein Kinderlied, zwei ausschließlichaus Trommelschlägen bestehende Rhythmenund ein Saint-Saëns-Stück mit einem schnellwechselnden Tempo. Zur Kontrollebeobachteten sie, wie die Kleinen aufGesprochenes reagierten.Ergebnis: Alle Kinder bewegten sich <strong>zu</strong> denTestklängen mehr als während der gesprochenenSequenzen. Sie machten dabeikaum einen Unterschied zwischen der Musikund den Trommelrhythmen. Allerdings fieldie Bewegung umso stärker aus, je klarer derRhythmus war. Von einer echten Synchronitätkönne man jedoch trotzdem nichtsprechen, schränken die Forscher ein: <strong>Die</strong>Bewegungsdauer entsprach nicht der derMusikstücke, und auch bei einem Tempowechselfolgten die Kinder nicht exakt der19


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Taktführung. <strong>Die</strong> Ergebnisse deuteten daherzwar darauf hin, dass eine Tendenz <strong>zu</strong>mrhythmischen Bewegen und die dafür nötigeKopplung im Gehirn angeboren sind, wirklichbelegen können die Wissenschaftler dasjedoch nicht. Ebenso bleibe die Frage offen,wofür sich die ungewöhnliche Kopplungursprünglich entwickelt hat und welcheFunktion sie im Lauf der Evolution erfüllte.Aus:http://www.focus.de/gesundheit/baby/news/musikschon-babys-habenrhythmusgefuehl_aid_489900.html<strong>Die</strong> Bedeutung des musikalischen Gestaltensim Leben des KindesVon Rolf SchweizerFrühes Reagieren der Kinder auf MusikDas »musikalische Weltbild« des Kindesentwickelt sich bereits im Mutterleib überdas empfindlichste menschliche Sinnesorgan,das Ohr. In der sogenannten»Schnecke« des Innenohrs – der Cochlea –findet sich die höchste Dichte von Nervenenden.Im Gegensatz <strong>zu</strong> den anderenOrganen des Fötus, die noch viele Jahre nachder Geburt wachsen müssen, um ihrevollständige Größe <strong>zu</strong> erhalten, zeigt sich inder Mitte der Schwangerschaft die Schneckedes Innenohrs bereits vollständig ausgebildet.Das Gehör erweist sich als empfindlichsterPunkt im menschlichen Nervensystem,es dient nicht nur als akustischeMembrane <strong>zu</strong>r Aufnahme von Klängen undGeräuschen, sondern es fungiert gleichzeitigals Gleichgewichtsorgan, ohne das keinaufrechter Gang möglich wäre.Wir stellen somit fest: Bereits der Fötus kann»hören«. Sein Gehör ist für ihn das erste »Tor<strong>zu</strong>r Welt«. Er hört die Herzschläge der Mutterund erlebt somit den Rhythmus als Elementdes Lebens. Eine schwangere Frau, die singt,vermittelt somit dem Ungeborenen die erstenKontakte mit dem Medium Musik. So wie dieSchwangere durch eigene musik-alische odersprachliche Äußerungen ent-scheidendeImpulse für das musikalische Er-leben ihresKindes bereits im pränatalen Zu-stand <strong>zu</strong>20geben vermag, so ist der Säugling auchweiterhin auf akustische Zuwendungenangewiesen, wenn er nicht psychisch undphysisch verkümmern soll.<strong>Die</strong> kanadische Psychologin Sandra Trehubkann aufgrund vieler Experimente die Empfänglichkeitdes Säuglings für musikalische»Reize« (z. B. Dissonanzen oder Rhythmuswechsel)belegen. Neurologen sind heute inder Lage, die Gehirnaktivitäten <strong>zu</strong> messen,welche beim Hören von Musik im menschlichenOrganismus ausgelöst werden.Musik und SpracheEs ist keineswegs so, dass der Mensch seineSprache von Anfang an in sich trägt. Ernimmt vielmehr Musik und Sprache über dasGehör wahr und wird erst dadurchkommunikationsfähig. Ein Säugling, der inChina aufwächst, erlernt eine andereSprache als ein Kind hier<strong>zu</strong>lande. GestattenSie mir an dieser Stelle den Hinweis auf einehistorische Episode: Der Staufer-KaiserFriedrich II. wollte im 13. Jahrhundert die»Ursprache« des Menschen dadurch entdecken,dass er Säuglinge sofort nach derGeburt von Ammen in einem abgesondertenHeim betreuen ließ. <strong>Die</strong> Ammen sollten dieKinder zwar bestens versorgen, durften abermit ihnen weder sprechen noch singen odernonverbale Kommunikation vornehmen. Das


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «verbriefte Ende der Geschichte ist schlimm:<strong>Die</strong> Kinder brachten es in ihren eigenenLautgebungen nur <strong>zu</strong>m Weinen oder Wimmernund starben schließlich nach wenigenMonaten. Musik und Sprache gehören<strong>zu</strong>sammen. Das Kleinkind unterscheidetnicht »säuberlich« zwischen Sprache undGesang. Unterschiede in der Tonhöhe sindaus dem klagenden Lamento des Kleinkindesgenauso <strong>zu</strong> entnehmen wie aus dessenjauchzenden Begeisterungsrufen. Auch Erwachsenehaben ihre Sprachmelodie undihren Sprechrhythmus, wenngleich Kinder inder Tat mit diesen Phänomenen fantasievollerum<strong>zu</strong>gehen vermögen. Noch in denKinderreimen bricht sich die rhythmischeUrgewalt des »gehobenen Sprechens« Bahn:• Ringel, rangel ratze, wir tanzen mit derKatze, da kommt der Hund gelaufen undrennt uns übern Haufen!• Ich bin einer kleiner Pumpernickel, ich binein kleiner Bär, und wie mich Gotterschaffen hat, so zottel ich daher.Beim Kleinkind tritt <strong>zu</strong>m sprachlichen undmusikalischen Gestalten der Drang <strong>zu</strong>rBewegung hin<strong>zu</strong>. Ein gesundes Kind wird inder Regel seine Sing- oder Sprechverse mitGebärden und Tänzen unterstreichen. VieleKinderlieder sind deshalb Bewegungslieder.In diesem Zusammenhang soll an dreimelodisch gleich lautende Gesänge erinnertwerden:• »Backe, backe, Kuchen, der Bäcker hatgerufen«• »Hoppe, hoppe Reiter, wenn er fällt, dannschreit er«• »Ringel-Rangel Rosen, Pfirsich, Aprikosen«Obwohl die genannten Kinderlieder dieselbeMelodie aufweisen, empfindet sie das Kindaufgrund der konträren »Gebärdensprache«,welche durch Text suggeriert wird, als völligunterschiedliche Situationskommentare.Leben und Lied, Bewegung und Ausdruckgehören deshalb untrennbar <strong>zu</strong>sammen undbilden eine Einheit!Singen und Leben gehören <strong>zu</strong>sammenGanz gewiss ist das Singen die besteMöglichkeit, kindliches musikalischesGestalten <strong>zu</strong> fördern. Entspringen dochSingen und Sprechen, wie oben schon angemerktwurde, denselben Lautwurzeln unddenselben körperlichen Impulsen. Es istentscheidend wichtig, dass die Spontaneitätdes Singens oder anderer weit gefasstermusikalischer Lautgebungen als elementareLebensäußerungen erkannt und ernstgenommenwerden, denn wenn man solcheLebensäußerungen unterdrückt, könnenphysische und psychische Schäden aufkommen.Dagegen kommt es durch dieFreiset<strong>zu</strong>ng des kindlichen musikalischenGestaltens <strong>zu</strong> einem Zugewinn an heilendenKräften. Christop Schwebe äußerte sich <strong>zu</strong>diesem Phänomen in seiner Schrift »Musiktherapiebei Neurosen und funktionellenStörungen« wie folgt:»Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit und Vorausset<strong>zu</strong>ng<strong>zu</strong>m Singen, jedoch kommt dieFähigkeit, sich singend <strong>zu</strong> äußern, bei vielenMenschen nur wenig oder gar nicht <strong>zu</strong>rEntfaltung«.Derselbe Autor kann deshalb, nachdem beiMenschen entsprechende Gesundheitsstörungenfestgestellt wurden, das Singen alsGruppentherapie empfehlen und verweist inderselben Abhandlung auf seine musiktherapeutischeIndikation: »<strong>Die</strong> Gruppensingtherapieist im besonderen Maße fürPatienten mit folgenden Verhaltensweisenund Symptomen indiziert: bei Gehemmtheitund mangelnder Kontaktfähigkeit verschiedenerGenes, bei reduzierter Erlebnisfähigkeit,bei Ich-gerichteten Haltungen, gespanntenund verkrampften Persönlichkeiten,bei Angst<strong>zu</strong>ständen, funktionellbedingten Schlafstörungen und allen funktionellbedingten Organsymptomen.«Kinder reagieren in jedem Falle auf verbaleoder singende Zuwendungen, auch wenn sie<strong>zu</strong>nächst nicht sofort alles nachsprechen,respektive mitsingen können. Sie »speich-21


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «ern« gleichsam Worte und Melodien in ihremGedächtnis und setzen diesen Schatz <strong>zu</strong>Zeiten frei, in denen man es nicht vermutet.Vielfach habe ich die Beobachtung gemacht,dass Kinder im Vorschulalter in der Gruppe<strong>zu</strong>nächst nicht mitsingen, sondern nuraufmerksam <strong>zu</strong>hören, jedoch <strong>zu</strong> Hauseimstande sind, die Lieder fehlerfrei ausihrem Gedächtnis singend oder sprechend <strong>zu</strong>reproduzieren.Zur Entfaltung der musikalischen KreativitätJe mehr Kinder mit dem Singen und dermusikalischen Sprachgestaltung in Berührungkommen, desto mehr werden sieimstande sein, eigene musikalische Ausdrucksmöglichkeiten<strong>zu</strong> finden. Wer hatnicht schon Kinder beobachten können, dieihr Spielen mit Bauklötzen oder mit derPuppe singend kommentieren und dabeiganz eigene Worte und Melodien finden.Kinder werden in der Regel nicht schweigendim Kinderzimmer verweilen, sondern eswird von selbst <strong>zu</strong> hörbarem Sprechen undSingen kommen, falls sie nicht von außenabgelenkt werden. Sind unentwegtFernseher, Radio oder Cassettenrecorder <strong>zu</strong>Gange, wird allerdings das eigene kindlicheGestalten im Keim erstickt. Auch ältereKinder, Jugendliche oder Erwachsene werdendurch die Verfügbarkeit von akustischenReizen in eine Konsumentenhaltunggezwungen. Ein Konsument wird durch stetsneue Angebote in ein Abhängigkeitsverhältnisgebracht, aus dem es schließlichkein Entrinnen mehr gibt, wenn nichtseitens der Musikerziehung eigenständigeImpulse gegeben werden.Da das musikalische Gestalten des Kindesstets mit einer bestimmten Situation odereinem charakteristischen Lebensgefühl verbundenist, finden es jene Kinder, welche eingewisses Repertoire an Liedern vorweisenkönnen, absurd, wenn sie anlässlich einesBesuchs bei der Tante oder bei denGroßeltern ein Lied vorsingen sollen, dasüberhaupt nicht in die betreffende Lebenssituationhineinpasst. Daraus ersehen wir,dass Kinder ihr musikalisches Gestalten alshöchst komplexes Geschehen erleben, beidem die seelische »Gestimmtheit« mit denäußeren Bedingungen übereinstimmen muss.Es ist deshalb keine Frage, dass Lied undLeben, Erlebnis und emotionale Äußerung<strong>zu</strong>sammengehören. Das Kind ist immer ganzbei »der Sache«. Sein musikalisches Gestaltenist auf Ganzheitlichkeit angelegt. – DerUmkehrschluss ist jedoch auch <strong>zu</strong> beachten:Nur dort werden Kinder musikalische»Angebote« annehmen, wo sie sich persönlich»angesprochen« fühlen; dies solltebeim vokalen und instrumentalen Unterrichtnie vergessen werden.Der Atem im musikalischen Gestalten<strong>Die</strong> Ganzheitlichkeit von Leib und Seele,Singen und Tanzen kommt in der Tiefatmungdes Kleinkindes <strong>zu</strong>m Ausdruck.<strong>Die</strong>se Einheit von Leben und Atem wirdalsbald durch Zwänge von außen verdrängt.Martin Wolf macht dies in seinem Buch»Miteinander Musizieren« <strong>zu</strong>m Gegenstandseiner Untersuchungen:»Während kleine Kinder noch vor dem Alterder Ich-Findung, also etwa bis <strong>zu</strong> 3 Jahren,gelöst und physiologisch harmonisch ausder Mitte des Körpers mit der Kraft desZwerchfells und der Zwischenrippenmuskulaturatmen, setzt mit den ersten Leistungsanforderungeneine verhängnisvolle Entwicklungein. Im Kindergartenalter beginnendund im ersten Jahr der Grundschulemit größerer Schnelligkeit fortschreitend,verlagert sich die Atemintensität aus derMitte des Körpers immer weiter nach oben,um sich schließlich bei den meisten Kindernam Ende des ersten Schuljahres alssogenannte ›Hochatmung‹ <strong>zu</strong> verfestigen.« ImZusammenhang mit der Schwächung derTiefatmung muss auch die Bewegungsarmutbeim musikalischen Gestalten der Kinder22


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «»Musik bringt gute Laune – bei mir und bei denKindern!«Interview mit Simone PraetzSimone Praetz ist seit 18 Jahren Lehrerin an der Christian Morgenstern Grundschule in SpandauStaaken. Sie unterrichtet Deutsch und Musik. Seit dem Schuljahr 2009/2010 ist sie Musikkoordinatorinan ihrer Schule in Zusammenhang mit dem Projekt »Musikalische Grundschule«,das von der Bertelsmann Stiftung und vom Senat des Landes Berlin initiiert wird. Desweiteren istsie Regionalkoordinatorin innerhalb der Musikalischen Grundschule.Was hat Dich an dem Projekt »Musikalische Grundschule« begeistert?In der »Musikalischen Grundschule« geht es nicht darum, den Musikunterricht <strong>zu</strong> stärken,sondern mehr Musik von mehr Kolleginnen und Kollegen <strong>zu</strong> mehr Gelegenheiten in denUnterrichtsalltag einfließen <strong>zu</strong> lassen. Der Großteil unserer Schüler ist auf Grund der Strukturdes Ein<strong>zu</strong>gsbereiches über Sprache nur schwer <strong>zu</strong> erreichen. Deshalb sollen verstärktmusikalisch rhythmische Elemente in den Unterricht eingebunden werden. Außerdem erhoffenwir uns ein noch besseres soziales Miteinander an unserer Ganztagsschule.<strong>Die</strong>s vorweg. Neben diesen Überlegungen und der mittlerweile wissenschaftlichen Feststellung,dass Musik bzw. der aktive Umgang mit Musik konzentrationsfördernd ist und nicht <strong>zu</strong>letzt einerfolgreicheres Lernen möglich macht, sprach mich das Konzept der »Musikalischen Grundschule«auch ganz persönlich an. Ich habe vorher schon oft rhythmisch musikalische Elementein meinen Unterricht einfließen lassen, jetzt „darf“ ich ganz offiziell auch in meinem DeutschoderMathematikunterricht mit den Kindern singen, klatschen, mich bewegen.Musik bringt gute Laune – bei mir und bei den Kindern, somit macht das Lernen (hoffentlich)mehr Spaß.Wie können wir uns das Projekt praktisch vorstellen? Gibt es Beispiele ausdem Alltag von denen Du uns berichten kannst?Unsere Schule hat sich nicht grundsätzlich verändert. Musikalisch waren wir schon vorher rechtgut »aufgestellt«. Es gab unsere regelmäßig stattfindenden Musikabende und die Trommelgruppewar auch schon erfolgreich unterwegs. Viele Gesamtkonferenzen beginnen jetzt aber miteinem kleinen musikalischen »Erfrischer«, der sofort auch von den Kolleginnen und Kollegenübernommen werden kann und übernommen wird. Wenn ich in anderen KlassenVertretungsstunden geben muss, höre ich oft von den Kindern: »Das kennen wir! Das haben wirbei Frau/Herrn XY auch schon gemacht.«Außerdem gibt es Miniaufführungen in den Pausenfluren. Klassen, die nette „Sachen“ imUnterricht erlernt haben, tingeln durch die Schule und präsentieren anderen Klassen ihremusikalischen Ergebnisse. Und somit können Kinder, die Schwierigkeiten beim Lernen haben, inder Gruppe und vor anderen Kindern zeigen, dass sie auch was »drauf« haben. Das stärktenorm das Selbstbewusstsein und macht stolz. Andererseits respektieren diese Kinder dannauch musikalische Arbeiten anderer Kinder.Ich weiß, an anderen Schulen gibt es auch genügend gute, musikalische Aktionen. Und dieseSchulen sind keine offiziellen »Musikalischen Grundschulen«. Was macht uns denn nunbesonders?? Ich glaube, das ist der mittlerweile gelassenere und selbstverständlichere Umgangmit Musik. <strong>Die</strong> Schwellenängste vor musikalischen Aktivitäten von Kolleginnen und Kollegen25


26» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «sind geringer geworden. Der Gedanke der »Musikalischen Grundschule« hat im Laufe der ZeitPlatz in den Köpfen der Unterrichtenden, der Erzieherinnen und Erzieher und auch der Kindergefunden.Was muss eine Schule Deiner Meinung nach mitbringen, wenn sie einemusikalische Grundschule werden möchte?Zum einen benötigt sie eine Musiklehrerin/ einen Musiklehrer, der sich mit dem Projektidentifizieren kann und bereit ist, die Mehrarbeit auf sich <strong>zu</strong> nehmen. Zum anderen benötigt sieeine Schulleitung, die dem Projekt offen und interessiert gegenübersteht und dem»Musikkoordinator« den Rücken stärkt. Und nicht <strong>zu</strong>letzt benötigt sie ein Kollegium, das bereitist, Neues aus<strong>zu</strong>probieren, den Mut hat, sich auf die Musik ein<strong>zu</strong>lassen und somit an derProfilbildung im Schulentwicklungsprozess beteiligt ist.Was siehst Du als die größte Schwierigkeit an, wenn man Musik in derSchule stärker integrieren möchte?<strong>Die</strong> wenigsten Lehrerinnen und Lehrer haben Musik studiert. Viele Menschen hören gern Musik,gehen tanzen und bewegen sich somit <strong>zu</strong>r Musik. <strong>Die</strong> meisten Menschen haben überhaupt keinProblem sich mit Musik <strong>zu</strong> umgeben. Man schaltet das Radio ein, man wippt mit dem Fuß denTakt, man pfeift eine kleine Melodie, man singt sogar schon mal unter der Dusche. Da geht esden meisten Lehrerinnen und Lehrern nicht anders. Aber sage mal einem Nicht – Musik – Lehrer,dass er bitte mit Kindern musikalisch tätig werden soll. <strong>Die</strong> meisten Nicht – Musik – Lehrer gebendir als Antwort: »Ich kann nicht singen, ich spiele kein Instrument und Noten kann ich schon garnicht lesen!!« Und somit sind wir eigentlich schon bei der größten Schwierigkeit angekommen.Wie will ich Musik integrieren, wenn ich niemanden habe, der diese Aufgabe übernehmenmöchte? <strong>Die</strong> Erkenntnis, dass fast alles um uns herum Musik ist (absolute Stille, diverseGeräusche, Klatschrhythmen, einfaches Laufen <strong>zu</strong>r Musik,…) muss erst von vielen gewonnenwerden. Das selbst der unmusikalischste Lehrer Musik in den Unterricht integrieren kann (CDhören, Definitionen als Sprechrhythmus aufsagen lassen, Wörtersilben klatschen,…), ist einGedanke, der nicht selbstverständlich ist. Man kann Musik nur stärker in den Unterrichteinbinden, wenn man auch die Leute hat, die bereit sind, diesen Weg <strong>zu</strong> gehen.Eine zweite Schwierigkeit sehe ich im „Älterwerden“ der Kinder. Anfangs lassen sich noch alleKinder musikalisch begeistern. Bis <strong>zu</strong>r 4. Klasse läuft es musikalisch meistens problemlos. Aberin Klasse 5/6 gehen mir hin und wieder auch die Ideen aus. Da die Kinder in diesem Alter ja»voll cool« sind, sind sie nicht mehr so offen für meine Ideen. Also eigentlich schon, aber mankann es ja vor seinen Freunden nicht zeigen, dass man beispielsweise gerne tanzt, auch wenndie Musik kein Hip-Hop ist.Und wie integriere ich bitte Musik in den Erdkundeunterricht??Was ist Deiner Meinung nach die Wirkung von Musik auf Kinder?Wieso nur auf Kinder? Musik wirkt auf die meisten Menschen auf unterschiedliche Art undWeise. Je nach Musikrichtung kann Musik, die man hört, entspannen, traurig machen, fröhlichmachen, trösten, Kraft geben, Mut machen usw.Wenn man aber selbst tanzt, singt, musiziert, dann steigt das Selbstbewusstsein, man hat Spaßam Musizieren mit anderen Kindern. <strong>Die</strong>s wiederum stärkt das Wir–Gefühl, die Gruppen<strong>zu</strong>sammengehörigkeit.Wenn man selbst erkennt, dass man sich durchaus konzentrieren kann,um bei einem Lied genau an der richtigen Stelle in genau der richtigen Lautstärke die Triangel <strong>zu</strong>


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «schlagen, dann erkennt man früher oder später auch, dass man sich beim Erlernen der 1x1Reihen genauso konzentrieren kann.Was kann mit Musik besonders gut unterstützt/ gefördert werden?Stärkung der eigenen Persönlichkeit, Stärkung der Gruppe durch gemeinsames Üben, dieFähigkeit sich unter<strong>zu</strong>ordnen (auf den Dirigenten achten und seine Anweisungen befolgen), dieFähigkeit selbst eine führende Rolle ein<strong>zu</strong>nehmen (selbst Dirigent sein und Anweisungen geben),Konzentrationsfähigkeit, Entspannung.Wann setzt Du Musik im Unterricht ein?Ich nehme an, du meinst nicht meinen Musikunterricht, denn der ist komplett musikalischdurchzogen.Ansonsten beginne ich gern meinen Unterricht mit einem kleinen Lied oder einem Rhythmusspiel.Ich benutze musikalische Erfrischer, wenn ich merke, dass die Kinder (oder auch ich) einekleine Pause brauchen. Ich setze Musik lernunterstützend ein, z.B. lernt sich ein Gedicht als Rapwesentlich einfacher.Musikalische Fantasiereisen, malen nach Musik und das Einprägen von Unterrichtsinhalten mitHilfe von Liedern habe ich auch schon angewendet.Breitrück, Mondalski27


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Etwas Praktisches <strong>zu</strong>m Schluss: Kannst Du uns eine Übung beschreiben, diewir für die Arbeit mit Kindern übernehmen können? Das wäre toll!Oh je! Ich soll also eine musikalische Aktion beschreiben. Machen wäre leichter, aber ichversuche es mal:SPRECHENMorgens um siebenunten am Bahnhofsteh´n die Zügeall´ in einer Reih´.Kommt der Schaffner,dreht an einem Rädchenund huisind sie vorbeituuuuuutBEWEGUNGMit rechter Hand auf Armbanduhr zeigen(im Sprechrhythmus)Mit beiden Zeigefingern nach unten zeigen(im Sprechrhythmus)Hände an die Hosennaht und gerade stehenHandflächen <strong>zu</strong>einander gewandt (ca 10 cmAbstand), Fingerspitzen zeigen nach vorn,so mit beiden Händen eine Reihebeschreiben, bzw. auf imaginärenebeneinander stehende Dinge zeigenlaufen am PlatzMit der rechten Hand ein imaginäresRädchen rechts oben drehenRechte Hand „huscht“ vor dem Gesicht vonlinks nach rechtsRechte Hand über die Augen halten (nichtdie Augen damit bedecken) und den Zügenhinterher schauenMit der rechten Hand die Leine der TröteziehenHerzlichen Dank, Simone, dass Du Dir Zeit genommen hast, unsere Fragen <strong>zu</strong>beantworten!Das Interview führte Laura Klatt28


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Musikalische Grundschule Berlin<strong>Die</strong> Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung startet <strong>zu</strong>sammen mit derBertelsmann Stiftung für das Schulentwicklungsprojekt »Musikalische Grundschule Berlin« einezweite Staffel. An der ersten Staffel haben seit dem Schuljahr 2009/2010 17 BerlinerGrundschulen erfolgreich teilgenommen.Das ProjektSchulen sind heute mehr denn je aufgerufen, im Sinne der individuellen Förderung jedem Kinddie ihm gemäßen Bildungschancen <strong>zu</strong> eröffnen. Insbesondere an Grundschulen treffen Kinderunterschiedlicher Herkunft und Bildungserfahrungen <strong>zu</strong>sammen. Um das Potenzial jedes Kindes<strong>zu</strong> entfalten und <strong>zu</strong>gleich den gestiegenen Bildungsanforderungen <strong>zu</strong> begegnen, bietet sich dieMusik als ideales Medium an: Eigenes Musizieren und die aktive Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit Musikunterstützen die Entwicklung des sinnlichen, sprachlichen und motorischen Selbstausdrucksund damit die Persönlichkeitsentwicklung. So werden positive Lernerfahrungen unabhängig vonAlter, Herkunft, Sprache und Bildungsstand möglich.Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt Musikalische Grundschule mit dem Ziel entwickelt,einen Beitrag <strong>zu</strong> Teilhabe und Chancengerechtigkeit <strong>zu</strong> leisten. <strong>Die</strong> Musikalische Grundschulenutzt Musik als Medium und Motor eines Schulentwicklungsprozesses hin <strong>zu</strong> einer methodischund didaktisch lebendigen, phantasievollen Schule, einer gemeinsamen pädagogischen Arbeitdes Kollegiums sowie einem verbesserten sozialen Miteinander an der Schule.Ensemble29


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «In der ersten Projektphase (2005-2010) wurde das Projekt gemeinsam mit dem HessischenKultusministerium entwickelt und an rund 90 Schulen etabliert. Der erste Transfer des Projekteserfolgte 2009 nach Berlin.<strong>Die</strong> zweite Projektphase (2011-2015) ist nun dem Transfer der Musikalischen Grundschule inausgewählte Bundesländer gewidmet: Zum Schuljahr 2012/2013 setzt Berlin das Projekt mit einerzweiten Staffel fort; Bayern und Thüringen starten neu. Andere Bundesländer werden folgen.Aus: http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/bst/hs.xsl/102263.htm30


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Kapitel 3:»Das ist MEIN Traum!«<strong>Die</strong> Aufgabe von TräumenEnsemble31


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Spiele und Übungen <strong>zu</strong>m Thema: »Träume«Mein TraumJedes Kind überlegt sich wie sein eigenerTraum aussähe. <strong>Die</strong> anderen Kinder erfüllenspielerisch einen Wunsch daraus.Beispielsweise:“ In meinem Traum würde ichim Zoo leben.“ Alle Kinder spielen daraufhinTiere. Nun ist das nächste Kind dran.Ziele:Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit eigenen Träumen,Verbalisierung der eigenen TräumeEmilia Was machst du denn hier Tobias? Dasist mein Traum, da gehörst du nicht rein.Tobias Ich trainiere. Siehst du doch. (Joggtweiter, zählt da<strong>zu</strong>. Emilia hält ihn erneut auf)Emilia Ich frag dich jetzt nochmal: was hast duin meinem Traum <strong>zu</strong> suchen? Wir sind hier dochnicht in der Schule.Live - ÜbertragungAus einer Pappe wird ein Rahmengeschnitten, der aussieht wie ein Fernseher.<strong>Die</strong> Pappe sollte ca. 2 Meter lang sein und 1½ Meter hoch. Der »Fernseher« sollte nun soaufgestellt werden, dass die Kinder hinterihn treten können und es so aussieht alsbefänden sie sich im Rahmen.<strong>Die</strong> Kinder werden nun in zweier bis viererGruppen aufgeteilt. Sie haben einige MinutenZeit sich eine eigene Fernsehsendungaus<strong>zu</strong>denken. Nach ca. 5 – 10 Min. kommenalle wieder <strong>zu</strong>sammen und die Kindernehmen vor dem »Fernseher« platz.Nacheinander präsentiert jede Gruppe ihreeigene Fernsehsendung.Beispiel:Fernsehserie über ein Kind das in seinenTräumen alles machen kann was es will.Ziele:Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit dem MediumFernsehen, Fantasie fördern32


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Zum Weiterlesen:Was Kinder träumenInterview mit dem Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten Richard Koch: Eltern.de wolltevon dem Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten Richard Koch wissen, was das Träumenfür Kinder und Eltern bedeutet.Von Marion WalterAb welchem Alter wird geträumt?<strong>Die</strong> internationale Studiengemeinschaft für pränatale Psychologie hat herausgefunden, dassschon im Mutterleib geträumt wird. Durch Messungen der Hirnaktivität konnte man feststellen,dass sich ab der 24. Schwangerschaftswoche der Schlaf von Babys in REM- und Tiefschlafphasenteilt. Säuglinge schlafen nicht nur mehr, sie haben auch doppelt so viele REM-Phasenwie Erwachsene.Welche Funktion hat der Traum?Zum einen werden Erlebnisse und Eindrücke, Freud nannte sie Tagreste, in Träumen verarbeitet.Zum anderen lernen Kinder im Traum. Schlafbiologen haben herausgefunden, dass im Traumdieselben Hirnareale wie im Wach<strong>zu</strong>stand, wenn Kinder spielen, stimuliert sind. REM-Phasensind wichtig für den kindlichen Lernprozess.Wie sollen Eltern mit Kinderträumen umgehen?Kleinkinder sind erst im Vorschulalter in der Lage, zwischen Traum und Realität <strong>zu</strong>unterscheiden. Erst mit fünf, sechs Jahren haben 90 Prozent der Kinder verstanden, Traum undWirklichkeit <strong>zu</strong> trennen. Umso wichtiger ist es, Träume von Kindern nicht aus der Sichtweisevon Erwachsenen <strong>zu</strong> betrachten und herunter <strong>zu</strong> spielen.[...]Müssen sich Eltern bei Alpträumen ihrer Kinder Sorgen machen?Nein. In der Regel besteht kein Grund <strong>zu</strong>r Sorge. Alpträume sind Teil der kindlichen Entwicklung.Anders ist es, wenn sich die Träume der Kinder auf das Verhalten am Tag niederschlagen, wennAlpträume über einen längeren Zeitraum wiederkehren und stark belasten. Eltern solltenaufhorchen, wenn ihnen etwas sehr komisch und fremd vorkommt und sich Rückschlüsse auftraumatisierende Erlebnisse ziehen lassen können. Das erfordert viel Einfühlungsvermögen unddie Unterstüt<strong>zu</strong>ng von Fachleuten. Anlaufstellen sind kinderpsychologische Beratungsstellen undKindertherapeuten.Sehr geehrter Herr Koch, vielen Dank für das Gespräch!Aus: http://www.eltern.de/kindergarten/entwicklung/kindertraum.html33


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Kinder träumen schönerForschung – Was Mädchen und Jungen nachts im Schlaf erleben, zeigt eine neue Studie. Fazit:kein Grund <strong>zu</strong>r Sorge!Von FOCUS-Autorin Eva MeschedeEs ist eine wunderbare Welt, in derAußerirdische <strong>zu</strong> Besuch kommen: »Plötzlicherscheint so eine neongrün leuchtende Eins,wie ein Ufo, gerade auf Augenhöhe soschräg vor mir«, erzählt ein 13-Jähriger überseinen Traum. Ein gleichaltriges Mädchenmuss in einem Dorf mit Trollen und Zwergenein Feuer löschen.Kinder leiden häufig unter Furcht er-regendenAlbträumen, heißt es. Falsch, hat die ZürcherPsychologin Inge Strauch in eineraufwändigen Langzeituntersuchung herausgefunden.<strong>Die</strong> meisten finden ihre Schlafphantasienangenehm entspannend oderabenteuerlich. »Wir träumen, damit uns imSchlaf nicht langweilig wird«, meinen zweielfjährige Mädchen.Neben einer älteren amerikanischen Studiemit jüngeren Kindern ist die Forschung vonInge Strauch die einzige, bei der dieEntwicklung von Kinderträumen über einenZeitraum von mehr als sechs Jahren imLabor untersucht wurde. Zwölf Mädchenund zwölf Jungen, die <strong>zu</strong> Beginn der Studiezwischen zehn und zwölf Jahren alt waren,übernachteten immer mal wieder im Schlaflabor,wurden geweckt und erzählten vonihren Träumen. So ergab sich ein anderesBild, als es Eltern daheim gewinnen, dennmeist wecken uns nur Angstträume. Von denvielen angenehmen erfahren wir selten, weilKinder durchschlafen und vor allem Jüngerenur über karge Erinnerungen verfügen.Nächtliche Phantasien: TraumforscherinStrauch wollte vor allem herausfinden, wiesich Kinderträume im Lauf des Lebens34ändern. Sie stellte fest, dass den Kleinerenihre Träume meist noch egal sind, dagegenerinnert sich die große Mehrheit der Jugendlichengern an ihre Träume. Überraschendist, dass die Schule, die ja in der Wirklichkeitalle heftig beansprucht, nur in jedemzehnten Traum vorkommt, und die Szenendort spielen dann da, wo es Spaß macht: inden Pausen, auf dem Schulhof. Träume vonPrüfungen sind rar, entweder gefühlsneutraloder mit Unlust verbunden, versetzen aberkaum jemanden in Angst und Schrecken.Zwar phantasieren Kinder überwiegendPositives, haben aber immerhin noch doppeltso häufig Angstträume wie Erwachsene,sagt Michael Schredl. Der Leiter desMannheimer Schlaflabors hat sich vor allemmit quälenden nächtlichen Erlebnissen befasstund vermutet, »dass Kinder dieStrategien <strong>zu</strong>r Angstbewältigung erst lernenmüssen«. Deshalb schrecken vor allemSechs- bis Zehnjährige öfter nachts auf.Schredl hat allerdings die Erfahrunggemacht, dass auch extreme Albträumernach einer einfachen Konfrontationstherapiewieder ruhig schlafen.Einen Fünfjährigen ließ er die schrecklichenGespenster, die ihn im Dunkeln verfolgten,aufzeichnen. Auf dem Papier ans Lichtgebracht, konnte sich der Junge erstmals mitden fiesen Biestern auseinander setzen. Erwar ihnen nicht mehr hilflos ausgeliefert undhatte selbst eine Idee, wie er sich wehrenkonnte: Er malte eine Spinne, die denSchläfer mit einem großen Netz schützt.Kinder träumen einfach anders, hatTraumforscherin Strauch herausgefunden.Solange sie jünger sind, verhalten sie sich imTraum passiv, es erscheinen viele Tiere in


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «phantastisch bizarren Situationen. Erst mitetwa zehn Jahren entwickeln Kinder langsamein eigenes Traum-Ich, das dann aktiveingreift.Mit Beginn der Pubertät mischt man immermehr im Traum selbst richtig mit, ist nichtimmer nur Nehmender oder Opfer, sondernauch Gebender und Täter. Das Alltagsgeschehenwird nachts neu sortiert. Sport,Spiel und Abenteuer sind die Lieblingsthemen:Jungen träumen überwiegend vonJungen, und daran wird sich auch imErwachsenenalter nichts ändern. Ganzanders die Mädchen, die zwar als Kinder dieRollen in ihren nächtlichen Phantasien auchüberwiegend mit Mädchen besetzen, aber alserwachsene Frauen beide Geschlechter gleichhäufig vorkommen lassen. In keinemanderen Alter erinnert man sich so gut anseine Träume wie in der Pubertät. Strauchglaubt, dass Jugendliche sich sehr stark mitsich selbst beschäftigen. Sie finden sich,indem sie im Traum ihre Rollen für daswirkliche Leben ausprobieren.Lernen im Schlaf? Auch wenn Wissenschaftlernoch nicht wissen, warum wirträumen, zweifelt niemand daran, dassunsere Schlaferlebnisse nützlich sind undder Psyche gut tun. Ob ein Schüler aber imTraum die langen chemischen Formeln desZitronensäure-Zyklus auswendig lernenkann, ob ein Vokabelbuch unter dem Kopfkissendas Erinnerungsvermögen tatsächlichstärkt, ist bisher umstritten.Alle Studien, die behaupten, man könne imSchlaf pauken, wurden bisher überzeugendangezweifelt. Immerhin dürfte das vor demEinschlafen Gelernte nachhaltiger im Gedächtnishaften. Zudem fördert das Erinnernund Auseinandersetzen mit Träumen dieKreativität: »Es bringt sicher etwas, wennman über seine Träume nachdenkt und siemit den Eltern bespricht«, weiß Schredl.Außerdem können Träume Wünsche erfüllen,die einem in der Wirklichkeit oftversagt bleiben werden. Besonders für Kinderund Jugendliche ist das manchmal nochschöner als Weihnachten. Der Traum eines14-Jährigen in Strauchs Schlaflabor sprichtfür sich selbst: »Ich habe geträumt, dassmeine Eltern wieder geheiratet haben. Siehaben einfach so angefangen <strong>zu</strong> sprechen aneinem Tisch. Und mit der Zeit haben sie sichwieder versöhnt.«Literaturhinweise:Inge Strauch: „Träume im Übergang von derKindheit ins Jugendalter – Ergebnisse einerLangzeitstudie“, Verlag Hans Huber, 2004.Aus:http://www.focus.de/schule/lernen/forschung/wissenkinder-traeumen-schoener_aid_231811.html35


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Von genauen und ungenauen WünschenVon Paul Maar»Das war knapp!« sagte Herr Taschenbier<strong>zu</strong>m Sams. Sie standen <strong>zu</strong> Hause in seinemZimmer. »Hätte ich uns nur zehn Sekundenspäter hierher gewünscht, hätten sie uns aufdem fremden Speicher entdeckt. Das wäreziemlich peinlich gewesen, was?« »Sieben«,sagte das Sams. »Wie bitte?« »Jetzt habe ichnoch sieben Punkte«, sagte das Sams. »Dannmuss ich wirklich ganz genau wünschen,damit ich nicht noch einen verschwende. Ichwünsche, dass wir beide auf unseremDachboden direkt vor der Wunschmaschinestehen!« »Sechs«, sagte das Sams, und dannstanden sie auch schon dort. HerrTaschenbier ging um die Maschine herum,betrachtete sie und wischte ein paarSpinnweben weg. Sie war ziemlichverstaubt. »So, nun werde ich sie gleich inGang bringen«, sagte er voller Vorfreude.»Moment, halt, stopp, Papa!« rief das Sams.»Ich muss dir erst alles erklären, damit dunichts Verkehrtes tust. Was hast du dennvor?« »Ist doch klar: Ich werde mir einenDruckknopf an die Maschine wünschen,damit sie funktioniert, dann... « »Halt! EinDrehgriff ist viel besser. Den kann manleichter einstellen!« »Na gut, einen Drehgriff.Dann...«»Es ist aber nicht gut, wenn du dir hier obeneinen Drehgriff wünschst.«»So, warum?«»Wenn die Maschine einmal funktioniert,dann soll man sie möglichst ruhig stehenlassen. Sie ist nämlich sehr empfindlich. Ichweiß nicht, ob du jedesmal auf den Speichersteigen willst, wenn du einen Wunsch hast.«»Nein, natürlich nicht«, sagte Herr Taschenbier.»Ich wünsche, dass diese Maschinesofort unten in meinem Zimmer auf demTisch steht!«»Fünf«, sagte das Sams. »Hättest du unswenigstens gleich mitgewünscht.«»Das kann ich ja nachholen. Ich wünsche,dass wir beide unten in meinem Zimmersind!«»Vier«, zählte das Sams, und die beidenstanden unten in Herrn Taschenbiers Bett.»Siehst du«, sagte das Sams, während esvorn Bett sprang, »Jetzt hast du wiederungenau gewünscht. Du hast nicht gesagt,wo im Zimmer wir sein wollen. Gut, dasswir auf dem Bett gelandet sind. Wir hättenauch im verschlossenen Schrank, stehenkönnen, das wäre schließlich auch indeinem Zimmer gewesen.«Herr Taschenbier aber hörte gar nicht richtig<strong>zu</strong>. Ihn interessierte mehr die Tischdecke.»Meine beste Tischdecke!« jammerte er. »Wiedie aussieht!«<strong>Die</strong> Wunschmaschine stand nämlich soschmutzig und staubig auf dem Tisch, wiesie vorher oben auf dem Speicher gestandenhatte. Gerade kletterte eine dicke Spinne aneiner Spinnwebe hoch, die vom Trichter derMaschine herabhing, und verschwandirgendwo im Gehäuse.»Prr«, machte Herr Taschenbier undschüttelte sich. »Ich wünsche, dass sofortaller Schmutz hier im Zimmer verschwundenist und die Maschine genauso glänzt undstrahlt wie am Anfang, als ich sie bekommenhabe!«.»Drei«, sagte das Sams vorwurfsvoll, alsaller Schmutz aus dem Zimmer verschwundenwar und die Maschine sauber undglänzend auf dem Tisch stand.»Jetzt muss ich aber aufpassen, dass ichkeinen Fehler mache«, sagte Herr Taschenbierbesorgt. »Viele Punkte sind ja nicht mehrübrig. Ich glaube, jetzt hab ich's: Ichwünsche, dass diese Maschine einen Drehgriffhat, mit der man sie an- und abstellenkann.«36


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «»Zwei«, sagte das Sams.»Was ist denn, wo bleibt denn der Griff? Ichsehe ja gar keinen«, rief Herr Taschenbieraufgeregt.»Geh doch mal um die Maschine herum«,sagte das Sams. Und wirklich entdeckte HerrTaschenbier an der anderen Seite, derMaschine einen Metallhebel, der vorher nichtda gewesen war. Neben dem Hebel brannteein kleines rotes Lämpchen.»Was soll denn das Licht bedeuten?« fragteHerr Taschenbier.»Das ist das Zeichen, dass die Maschinestartbereit ist«, erklärte das Sams. »Du musstden Hebel auf EIN stellen und deinenWunsch dort oben in den Trichter hineinsprechen.Wenn er erfüllt ist, stellst du denHebel auf AUS. Das ist alles.« .»Ich muss die Maschine gleich ausprobieren«,sagte Herr Taschenbier. »Ichkann's kaum erwarten. Was soll ich dennnur wünschen?«Er stellte. den Hebel auf EIN und überlegte.Das Lichtchen begann ganz schnell <strong>zu</strong>blinken.»Ich wünsch mir ganz viel Geld! « sagte HerrTaschenbier in den Trichter.»Wohin?« flüsterte ihm das Sams <strong>zu</strong>. »Dumusst sagen, wohin du es dir wünschst,sonst landet es irgendwo ... « »Ach so: Ichwünsche mir ganz viel Geld hier in diesesZimmer!«<strong>Die</strong> Maschine gab einen' Summton von sich,und das rote Licht hörte auf <strong>zu</strong> blinken. HerrTaschenbier schaute sich um. Neben derMaschine auf dem Tisch lag ein Fünfmarkstück,das vorher nicht da gelegen hatte. Aufdem Stuhl entdeckte er einen Zwanzigmarkschein,auf dem Teppich unter dem Tischnoch einmal drei Geldscheine.»Ist das alles?« fragte Herr Taschenbier einwenig, enttäuscht. »Das soll ganz viel Geldsein?« Er hob die drei Scheine vom Bodenauf und betrachtete sie. »Dreimal zehnDollar! Was soll ich denn mitamerikanischem Geld?!«»Das ist ganz bestimmt nicht alles. Du musstnur danach suchen«, sagte das Sams. »Hierschau, im Schuh: sieben Fünfzig-Lire-Münzen! Und da im Buch: ein HundertRubel-Schein! Schau mal in die Lampe: achtSchweizer Franken und ein Zehnmarkschein!Hierin der Vase: vierzehn Dinar! Es ist genauso, wie du es gewünscht hast; es ist ganzviel Geld im Zimmer. Du musst es nurfinden.«»Ich merke schon, ich habe wieder einmalnicht genau genug gewünscht«, sagte HerrTaschenbier. »Ich werde es gleich nocheinmal versuchen: Ich wünsche, dass hierauf diesem Stuhl ein ganzer Waschkorb vollmit deutschem Geld steht!« <strong>Die</strong> Maschinebegann wieder <strong>zu</strong> blinken und <strong>zu</strong> summen.Gleich darauf stand ein ganzer Waschkorbvoller Pfennige auf Herrn TaschenbiersStuhl.Mondalski, Breitrück37


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Herr Taschenbier ärgerte sich. »Wiederfalsch!« sagte er unwillig. »Ich kann dochnicht in ein Geschäft gehen und mit lauterPfennigen bezahlen. Bevor ich wiederwünsche, muss ich mich erst mal hinsetzenund alles genau durchdenken.«Er versuchte, den zentnerschweren Waschkorbvom Stuhl <strong>zu</strong> zerren - mit dem Erfolg,dass der umkippte und Tausende vonPfennigen durch das Zimmer rollten.Mit einem missbilligenden Blick auf dieverstreuten Pfennige im Zimmer murmelte er:»Jetzt muss ich wohl erstmal Ordnungschaffen.« Dann baute er sich vor derWunschmaschine auf und sagte: »Ichwünsche, dass dieser dumme Waschkorbhier aus dem Zimmer verschwindet undda<strong>zu</strong> noch das ganze Geld. Und zwar auf derStelle! «Sofort summte und blinkte die Maschinewieder, der Waschkorb verschwand soschnell, wie er erschienen war, und mit ihm'alle Pfennige, Markscheine, Dollar, Rubel,Dinar - kurz, das ganze Geld, das sich imZimmer befinden hatte. Dann hörte das roteLicht auf <strong>zu</strong> leuchten, und der Hebel stelltesich mit einem leisen Klicken automatischauf AUS. »Was ist denn nun schon wieder?«fragte Herr Taschenbier gereizt.»<strong>Die</strong> Maschine ist wahrscheinlichüberarbeitet«, meinte das Sams. »Dann stelltsie sich automatisch aus, bis sie sich erholthat. Mehr als drei Wunsche in so kurzer Zeitschafft die beste Wunschmaschine nicht.«Aus: Paul Maar: „Am Samstag kam das Sams <strong>zu</strong>rück“,Oetinger 198038


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «»Soll ich dir mal meineStimmen geben?«Der Ton macht die MusikMondalski, Breitrück39


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «EmiliaTobiasKomisch, meine Stimmen sind ganz anders als deine. Willst du mal hören?Klar.Mutter Na, meine Süße? Wie war’s in der Schule? Was möchtest du denn heute essen? Ich fahr dichnachher <strong>zu</strong>m Ballett. Und Papa will dir auch bei den Matheaufgaben helfen. Meine Hübsche. Du schaffstdas schon...TobiasEmiliaTobiasBoah. Ist das schön!Soll ich dir mal meine Stimmen geben?Au ja, her damit!(Sie wirft ihm die Stimmen wie einen Luftballon <strong>zu</strong>, den Tobias auffängt.)StimmenDas hast du gut gemacht, mein Junge! Ich bin stolz auf dich. Was möchtest du dennheute <strong>zu</strong>m Abendbrot? Papa und ich wollen mit dir ins Kino am Sonntag. Soll ich dir dieneue Jeans rauslegen? Eine fünf in Mathe? Das macht nichts, das nächste Mal wird’swieder besser. Super.Ahrens, Neumann, Mondalski40


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Spiele und Übungen <strong>zu</strong>m Thema: »Der Ton macht dieMusik«Stimmen-Stopp-Ohren SpielIm Gespräch wird mit den Kindern überlegt,welche Worte für sie positiv konotiert sindund welche negativ.Nun gehen immer drei Kinder <strong>zu</strong>sammen. EinKind hält sich die Ohren <strong>zu</strong>. <strong>Die</strong> beidenanderen Kinder sind nun jeweils für ein Ohr<strong>zu</strong>ständig. Wenn das Kind mit den<strong>zu</strong>gehaltenen Ohren jetzt beispielsweise dasrechte Ohr frei macht, muss das Kindwelches für dieses <strong>zu</strong>ständig ist ihm netteWorte sagen. Genauso funktioniert es aufder linken Seite. So entsteht mit abwechselndem»auf und <strong>zu</strong> machen« eine ArtBeatbox.Ziele:Rhythmusgefühl stärken, Auseinanderset<strong>zu</strong>ngmit Lob und Kritik, Konzentration,Sprachförderung, Rechts und Links lernenTobiasEmiliaTobiasWenn die das sagen, dann binich manchmal so wütend….Wenn die was sagen?Na, dass ich <strong>zu</strong> doof bin. Dasmacht mich so wütend, dannkönnte ich alles kaputt hauen,oder zerbeißen… (beißt in seinenBassriemen). <strong>Die</strong>se…. dieseNeunmalver-drecker.Gesprächsanregung <strong>zu</strong> WUT undGLÜCKWann seid ihr wütend? Wie verhaltet ihreuch, wenn Ihr wütend seid? Was macht ihrgegen/oder mit der Wut?Wann seid ihr glücklich?Woran sieht man, dass ihr glücklich seid?Wo im Körper spürt man Glück und Wut?Tobias Da könnte ich platzen vor Wut.EmiliaTobiasEmiliaTobiasIch bin nie wütend.Glaub ich nicht.Ist aber so.Wie machst du das bloß?Emilia Ich finde die anderen sowieso doofer alsmich. Und dann kann ich mich einfach nichtaufregen. Aber dafür hab ich Allergie.WUT – ProbeZwei Kreise werden auf den Bodengezeichnet – wenn die Kreide nicht hält, kannman auch mit einer Schnur Kreise legen.Der eine Kreis ist der WUT–Kreis, der andereder GLÜCKS–Kreis. <strong>Die</strong> Kinder dürfen nunnacheinander, oder <strong>zu</strong> zweit in den WUT-Kreis und dann in den GLÜCKS–Kreisspringen. Sie dürfen nun ausprobieren, wielaute und stille Wut aussieht und genausowie nach innen- und nach außengekehrtesGlücklichsein wirkt.Ziele:Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit WUT und GLÜCK,Ausdrucksmöglichkeiten des Körpers wahrnehmen41


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Irgendwie sind alle schön...Jedes Kind überlegt für sich was esBesonderes hat wie beispielsweise großeAugen mit denen es gut sehen kann. Nundarf jedes Kind den anderen dies erzählen.Variation:Alle Kinder sitzen im Kreis. Nun präsentiertein Kind nach dem anderen seinen Nachbarnund zwar erzählt es was das KindBesonderes an sich hat und was es damitUnglaubliches machen kann.Beispielsweise: »Johannes ist so groß, derkann mit seinen Händen die Sterne vomHimmel holen.« oder »Amelie hat so vieleLocken, dass, wenn sie Kopfstand macht, sieden perfekten Wischmob hat«.Ziele:Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit dem Thema: Allesind anders und jeder hat etwas ganzBesonderes, Lernen »das Andere« an sichpositiv <strong>zu</strong> sehen, Lernen sich gegenseitigKomplimente <strong>zu</strong> machen, Selbst – undFremdwahrnehmung stärkenTobiasEmiliaTobiasEmiliaUnd die da – die hat ganzglitzernde Brillengläser!<strong>Die</strong> mit den roten Backen ist wieein Leuchtkäfer im Dunkeln!Und der mit dem hellen T-Shirtsieht aus, wie ein richtigerFußballer.Irgendwie sind alle schön, oder?Ich möchte...<strong>Die</strong> Kinder laufen durch den Raum. In einerEcke steht ein Stuhl. Nacheinander stellensich die Kinder auf den Stuhl und sagen,was sie von den anderen möchten. Siekönnen z.B. sagen: »Ich möchte, dass ihr allehoch hüpft.« Alle Kinder müssen dies nuntun. So geht es weiter, bis jeder mal dranwar. Es sollte darauf geachtet werden, dasskeine Wünsche genannt werden, bei denenVerlet<strong>zu</strong>ngsgefahr verbaler wie physischerArt besteht.Ziele:Lernen die eigenen Wünsche <strong>zu</strong> formulieren,Wünsche von anderen ernst nehmen»Trau Dich!«Gemeinsam wird mit den Kindern überlegtwas sie sich schon mal getraut haben. Jederdarf etwas erzählen. Nach jeder Geschichte,bekommt der Erzähler von der GruppeApplaus.In einer zweiten Runde kann überlegtwerden, was sich jeder gerne mal trauenwürde. Gemeinsam kann überlegt werden,wie die Person noch mehr Mut bekommenkönnte, um sich seinen Wunsche <strong>zu</strong> erfüllen.Ziele:sich gegenseitig Mut <strong>zu</strong> sprechen, feststellen,dass man etwas geschafft hat, Auseinanderset<strong>zu</strong>ngmit Mut und Angst42


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Zum Weiterlesen:Lob muss glaubwürdig und richtig dosiert sein[...] Es muss ein »echtes Lob« sein, lehrt dieMotivationspsychologie. Das bedeutet: Richtigdosiert und glaubwürdig. Eine Dauerberieselungmit Komplimenten, ein routiniertesAbspulen der Feststellung, wie großartigund genial wir unser Kind finden, daswird sehr bald von ihm abtropfen. Es istzwar gut, wenn wir unseren Kindern sagen,welche Charaktereigenschaften wir an ihnentoll finden. Aber diese Form von Lob, diesich nicht an speziellen Situationen festmacht,in denen das Kind eine neue Aufgabegelöst, eine Herausforderung angenommenoder sich als sozial und lebensklug erwiesenhat, die hat auch ihre Tücken.Carol Dweck, Psychologin an der kalifornischenStanford-University, hat sich langeZeit mit diesem Thema befasst. Und sie rätuns mit Nachdruck davon ab, unser Lob inder Erziehung so <strong>zu</strong> gestalten wie derPreisredner auf einen Jubilar: „Mein Schatz,du bist so intelligent, so superintelligent.“Das nämlich helfe nicht: ein solches Lobmacht sich an »statischen Persönlichkeitseigenschaften«fest, nicht an Erreichtem oderguten Taten. Und es kann, das zeigen dieStudien der Professorin, sogar da<strong>zu</strong> führen,dass die Kinder am Ende denken, allesmüsse ihnen <strong>zu</strong>fallen, da sie doch soausnehmend klug sind - und in der Folgejeder echten Hürde künftig lieberausweichen.Welche Art von Lob ist in der Erziehungwichtig?Das Argument hat etwas für sich, sagt dergesunde Menschenverstand - denn was würdenwir wohl lieber hören wollen: »MeinSohn, du bist zwei Meter fünfzehn groß!Zwei Meter fünfzehn, das muss man sicheinmal vorstellen! Hundertprozentig wirst duein Basketball-Champion werden. Ohne jedeMühe. Da gibt es nicht den geringstenZweifel!«. Oder doch lieber: »Heute hast dugroßartig gekämpft. Taktisch raffiniert! Unddu hast den Ball abgegeben, weil deinPartner besser stand, statt ihn selbst <strong>zu</strong>werfen. Das war klasse. So kannst du esecht weit bringen!«.Das ist Lob! Und Kinder sehen das genauso.Thies (12) und Tjark (10), den beiden großenvon drei Brüdern, fällt allerlei ein, für das siegern ein Lob hören möchten: Fürs Entspanntbleiben<strong>zu</strong>m Beispiel: »Wenn Torge, unserkleiner Bruder, uns ärgert, und wir ihn nicht<strong>zu</strong>rückärgern.« Für Staunenswertes: »Wennich ein Buch in unglaublich kurzer Zeitgeschafft habe«, sagt Thies. Natürlich fürTriumphe: »Meine Eins in Mathe«, meintTjark. Und, man staune, sogar für clevereMissgeschicke: »Einen meiner Lehrer findeich richtig toll - wenn man Fehler macht, lobter einen, weil er darauf <strong>zu</strong>rückkommenkann und wir gemeinsam die richtige Lösungfinden. Wenn man nur Fehler macht, findeter das selbstverständlich nicht gut. Aberwenn man eine Lösung versucht, lobt eruns.«43


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Lob gibt Kindern wichtiges FeedbackSo nämlich funktioniert die »düngende«Wirkung des Lobes in der Erziehung: <strong>Die</strong>Keime und Knospen sind schon drin, inunseren Kindern. Sie möchten etwas lernen,verstehen, sich in der Gemeinschaft mitanderen entfalten. Aber sie wollen auchwissen: Wie mache ich das? Findet ihr dasgut, interessiert euch, was ich tue?Darauf achtet <strong>zu</strong>m Beispiel die dreifacheMutter Gerhild: »Ich mag es am meisten,wenn die Kinder unaufgefordert etwasmachen: Teilen, aufeinander Rücksicht nehmen.Oder wenn Elise etwas noch nichtkann, und Charlotte geht hin und sagt: ›Ichles' dir das jetzt mal vor.‹ <strong>Die</strong>se Art vonSozialverhalten lobe ich am meisten - denkeich <strong>zu</strong>mindest. Auch die Überwindung, dassdie Kinder etwas tun, was sie nicht so gernmachen. Aber vor allem lobt man natürlichDinge, über die man sich freut.«Für selbständiges Problemlösen KinderlobenProfessor Gerald Hüther, der bekannteGöttinger Hirnforscher, hebt hervor: »<strong>Die</strong>entscheidenden Lernprozesse geschehen dadurch,dass man sie als eigene Erfahrungmachen konnte« - deshalb ist es in derErziehung besonders hilfreich, Lob undErmutigung für selbstständiges Problemlösen<strong>zu</strong> geben. Und vor das Lob die Geduld <strong>zu</strong>stellen: Es kann leicht passieren, dass wirfünf Minuten <strong>zu</strong> früh aufgeben und beimRechnen, Bauen oder Diskutieren all<strong>zu</strong> raschmit unserer Lösung herüberkommen. Dasbringt uns um Lob- und Lernchancen.Also: Lieber das Kind machen und experimentierenlassen. Und dann loben, auch fürSchritte auf dem richtigen Weg, das ist vielentscheidender für Kinder als etwa die sofortigeÜberreichung eines verbalen Geschenks,sagt Hüther: »Was wir mit unseremLob bewirken möchten, ist doch, dass unserKind das Gefühl hat, stolz auf sich sein <strong>zu</strong>können und das, was es geleistet hat. WennKinder nur stolz darauf sind, dass sie einegrößere Belohnung bekommen haben, wäreetwas schief gelaufen.«AhrensChronik des ErfolgsUnd so bildet sich, wenn wir nur ein wenigachtsam sind, auch ein Schatz an»Geschafft-Geschichten«: Beispiele aus demLeben, wo unsere Kinder etwas bewältigthaben, wo sie ihr Lob verdient haben und andas wir uns erinnern können, um uns auchin neuen Situationen optimistisch<strong>zu</strong>recht<strong>zu</strong>finden.<strong>Die</strong> Quelle solch fruchtbaren Lobens in derErziehung ist Vertrauen: darauf <strong>zu</strong> setzen,dass unsere Kinder einen Weg <strong>zu</strong>r Selbstständigkeitgehen, auf dem sie von eineminneren Orientierungssinn <strong>zu</strong>verlässig geleitetwerden. Klar, stellen wir Verkehrsschilderan diesem Weg auf. Und unsereguten Worte, unsere Rückenstärkung, unservon Herzen kommendes Lob, das sind44


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «so<strong>zu</strong>sagen die Tankstellen, an denen dieKinder immer wieder Kraft und Stolz undFreude holen für den neuen Tag.Kinder konstruktiv kritisierenNeben Lob gehört auch Kritik <strong>zu</strong>r Erziehungda<strong>zu</strong>: Wie wir Kinder am besten erklären,dass etwas besser laufen könnte• Kritik will helfen - es geht nicht darum,Dampf ab<strong>zu</strong>lassen, sondern darum, etwasfür die Zukunft <strong>zu</strong> lernen. Also erst einwenig abkühlen, dann miteinander reden.• Kritik soll annehmbar sein - sie ist dasSpiegelbild des Lobes. Also sollte sie sichauf konkrete Fehler und begrenzte Anlässekonzentrieren und sich nicht gegenCharakter und Persönlichkeit richten. »Duwirst es nie begreifen« und Ähnlichesunbedingt vermeiden.• Kritik muss fair sein - und Kinder müssenkleine Ärgernisse von schwerwiegendenFehlern klar unterscheiden lernen. Deshalbweder über Mikro-Dummheitenschulter<strong>zu</strong>ckend hinweggehen, noch sie <strong>zu</strong>Staatsaffären aufblähen.• Kritik braucht Ruhe - wenn der Haussegeneinmal arg in Schieflage geraten ist, lässtsich das im ersten Affekt kaumdiskutieren. Unser Kind könnte dieSchotten dicht machen, weil es sichschämt. Das ist ein guter moralischerImpuls, aber es ist keine gute Idee, seinenStolz genau in diesem Moment noch weiter<strong>zu</strong> mindern. Lieber warten, bis dieDenkblockade vorbei ist.• Kritik braucht Konsequenzen - am Endevereinbaren wir gemeinsam, wie es beimnächsten Mal besser werden soll.Aus: http://www.familie.de/kinder-loben/?sat1=nhpgharwqdbskorpion%2Fwidder%2Floewe%2Fzwilling%2F<strong>Die</strong> Macht der WorteVon Birgit Widmann-Rebay von Ehrenwiesen»Schmeiß die Flasche nicht um!«; »Ärgeredeine Schwester nicht!«; »Verletz dich nicht!«- das Wörtchen »nicht« ist in vielen gutgemeinten Sätzen, die wir an unsere Kinderrichten, enthalten. In diesem Artikel erfahrenSie, weshalb seine Verwendung oftkontraproduktiv ist und warum positiveBotschaften sinnvoller sind.Warum wir auf das Wörtchen nicht"verzichten solltenMit der Art und Weise wie wir Sprechen,beeinflussen wir unsere Kinder. Je nachdem,wie wir Botschaften formulieren, legen wirfest, wie sie sich verhalten - und ob wir dasvon uns gewünschte Ergebnis erzielen. DasWort »nicht« spielt dabei eine ganzbesondere Rolle. <strong>Die</strong>ses Wort wird imalltäglichen Sprachgebrauch oft benutzt, um<strong>zu</strong> sagen, was nicht passieren soll oder waswir nicht möchten. Anstatt positiv <strong>zu</strong>formulieren, was wir wollen, konzentrierenwir uns also auf das <strong>zu</strong> Vermeidende.Ebenso verfahren wir auch mit unserenKindern. Um eine bestimmte Sache <strong>zu</strong>verhindern, sagen wir ihnen genau, was sienicht tun sollen. Natürlich tun wir diesimmer mit einer guten Absicht, <strong>zu</strong>m Beispielum sie vor Gefahren <strong>zu</strong> schützen. Wir lenkenalso ihre Aufmerksamkeit auf das, was sievermeiden sollen - und wundern unshinterher, wenn sie genau das tun. Dabeiließen sich sehr leicht auch positiveFormulierungen für unsere Wünsche undAbsichten finden. [...]45


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «<strong>Die</strong> Funktionsweise unseres GehirnsDer Grund dafür, dass wir das Wort »nicht«vermeiden sollten, hängt mit der Funktionsweiseunseres Gehirns <strong>zu</strong>sammen. Es übersetztalle Wörter, die wir hören, in innereBilder und da<strong>zu</strong>gehörige Emotionen. DasWörtchen »nicht« kann es dabei nicht »verarbeiten«.Deutlich lässt sich dieser Vorganganhand des folgenden kleinen Experimentsveranschaulichen. Lesen Sie den fettgedruckten Satz, schließen Sie für einenMoment die Augen und versuchen Sie, derBitte nach<strong>zu</strong>kommen.Bitte denken Sie nicht an eine lila Giraffe.Was haben Sie gesehen? Eine helllila, mittellila,dunkellila Giraffe mit einem schönenlangen Hals? Stand die Giraffe auf der Stelleoder ist sie gelaufen? Hat sie etwas gefressenoder nur geschaut? War sie groß oder klein,aus Stoff oder lebendig? <strong>Die</strong> Aufmerksamkeitunseres Gehirns wurde auf die lilaGiraffe gelenkt - um dieses Bild danngedanklich wieder verschwinden <strong>zu</strong> lassen.Es ist aber unmöglich, an etwas nicht <strong>zu</strong>denken, was vorher ausgesprochen wurde.<strong>Die</strong> Aufmerksamkeit auf das NützlichelenkenVor allem Kinder neigen da<strong>zu</strong>, alles was wirsagen wörtlich <strong>zu</strong> nehmen. Zudem haben sieeine sehr rege Fantasie und eine wunderbareVorstellungskraft. Wenn Sie Ihrem Kindsagen: »Stürz nicht von der Schaukel!«, dannmuss es zwei Dinge denken. Erstens das»von der Schaukel stürzen«: Das Kind stelltsich vor, wie es von der Schaukel herunterfällt,und überlegt sich vielleicht, wie weh estut, auf dem Boden auf<strong>zu</strong>schlagen. Zweitensdas »nicht«: Das Kind muss das Gehörtesowie die gesehenen und gefühlten Bilder inGedanken wieder durchstreichen. DasProblem dabei ist, dass wir durch diesenSatz die Wahrscheinlichkeit, dass unserKind wirklich von der Schaukel fällt,erhöhen. Denn seine Aufmerksamkeit ist javor allem auf das Herunterstürzen gerichtet,und erst in zweiter Linie auf das Nicht-Stürzen. Um einem Unfall vor<strong>zu</strong>beugen,wären deshalb folgende Formulierungenhilfreicher: »Halte Dich beim Schaukeln gutfest.«; »Setz dich mit dem ganzen Po auf dasSchaukel-brettchen.«; »Halte Deinen Körperin der Mitte, um gerade <strong>zu</strong> schaukeln.« Durchsolche Sätze wird die Aufmerksamkeit desKindes auf etwas für die Situation Nützlichesgerichtet - auf das Festhalten, den richtigenSitz und die Balance - also auf das, was esbenötigt, um sicher <strong>zu</strong> schaukeln.Positiv formulieren lässt sich übenPositiv und konstruktiv <strong>zu</strong> formulieren kannman trainieren, indem man sich selbstfolgende Fragen stellt: Was möchte ich mitmeinen Worten erreichen? Was ist in dieserSituation hilfreich? Wie unterstützte ich meinKind? Mit diesem Wissen kann man seineAufmerksamkeit und die des Kindes auf dieDinge lenken, die geschehen sollen und diewichtig sind. Sicherlich wird Ihnen das eineoder andere mal noch ein Satzherausrutschen, den Sie besser andersformuliert hätten. Denken Sie dann an dielila Giraffe - und ergänzen Sie den negativenSatz durch einen positiven. Indem Sie zielgerichtetund unterstützend mit Ihrem Kindsprechen, helfen Sie ihm, positiv <strong>zu</strong> denkenund <strong>zu</strong> handeln, Probleme konstruktiv an<strong>zu</strong>gehenund Selbstvertrauen <strong>zu</strong> gewinnen.Aus: http://www.mobile-elternmagazin.de/erziehung/alltag/details?k_onl_struktur=385569&k_beitrag=83532846


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Kapitel 5:»<strong>Die</strong> <strong>fabelhaften</strong> Millibillies«Noten und Bilder <strong>zu</strong>m StückBreitrück, Mondalski47


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Anregungen <strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ng der Noten und BilderAuf den folgenden Seiten finden Sie einige Lieder mit Noten aus dem Stück. (<strong>Die</strong> Texte allerLieder finden Sie auf unserem Programmheft <strong>zu</strong>m Stück. Auf der CD »Wir werden immergrößer« sind viele Hits <strong>zu</strong> hören => siehe Literatur und Links) Desweiteren bietet das KapitelAusmalbilder und ein Wimmelbild <strong>zu</strong>m <strong>Theater</strong>stück. Lassen Sie die Kinder gemeinsamüberlegen, an welche Lieder aus dem Stück sie die Bilder erinnern und welche Situation aufdem Bild geschildert wird.Viel Spaß beim Singen, Bewegen, Malen, Suchen und Finden!EmiliaIn meinem Traum geht einfach alles. Und ich steh dann hier an einem Mikrophon undsinge (meine) Songs. Ich rufe mal: Band komm her, Band komm her. (Ins Publikum)Macht ihr mit?Breitrück, Mondalski48


& bE !.Ich& .C& .C&& DGträum.C.ge..ichBald& DG .Und& .Cträum& .CwennIch träum so gernflie-C. . ! . ! D E. ! . . ! . ! D E. ! B OE.träum so gern, ich träum so gern, wer träumt,. . . . ! . ! D E. ! BO .O E. . ! E" "in der Welt her- um und spuck euch auf.mal..bin.ein.. ! . ! .bin ich.C-. ! . ! . ! . ! D Eper- star,Su-.meC-.ichgroß..manch-träu-. ! . ! Dso- garSchu-wenn ich nachts da- von träu-. ! . ! D E . !so gern, ich träum.du.was...D.undF. !.-. ! . ! Dwillst,benF. !reichme,.ein. ! . ! D Eso gern,B O. ! .ich singundO BO.#. ! EEcool. ! .und spielchen. ! D E . ! BO .O .E" "pro- bier ich's.träum. ! .denn Träu-O BO-er-le-ein-Text: Volker LudwigMusik: Kranz/Neumann. ! . ! . ! E. ! FD D E!. .der hat es gut. IchE. . ! Gsus4 D D E."denHut.. ! . ! .Kla- vier.O -. ! . D vonO BO.. ! D E . !und ausB O-fach.meP G-mit. ! Eschonmal. ! . ! Ema- chen-mirC,.der.E"mit!FD D E.biss-."aus.. ! .fit.!.Ich!.undGsus4D-#dir!. ! . !le raus.Gm7sus4. D D EFD D EF,!.Ich!.UndC. D D


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «51


52» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «53


54» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «


» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «55


Literatur» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «<strong>Die</strong> Noten <strong>zu</strong> allen Liedern der Aufführung (bis auf »Ich träum so gern«) finden Siein folgendem Buch:Ludwig, Volker/Heymann, Birger/ Hachfeld, Rainer: »Das <strong>GRIPS</strong> – Liederbuch«, 2. Auflage2005, Berlin.Viele Hits von Volker Ludwig und Birger Heymann sind auf folgender CD <strong>zu</strong>sammengestellt:Ludwig, Volker/Heymann, Birger: »Wir werden immer größer«, Sauerländer Audio.<strong>Die</strong>se erhalten Sie im <strong>GRIPS</strong> <strong>Theater</strong> am Hansaplatz und online im <strong>GRIPS</strong> Shop (www.gripstheater.de).LinksUm mehr über das Projekt Musikalische Grundschule, der Bertelsmann Stiftung <strong>zu</strong> erfahren,folgen Sie dem anhängenden Link:http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/bst/hs.xsl/102263.htmWie Sie mit Kindern einfach Musikinstrumente bauen können, finden Sie unter:Kidsweb: http://www.kidsweb.de/basteln/instuinh.htmMusikinstrumentenbau:http://www.musikinstrumentenbau.de/Instrumentenbau/instrumentenbau.htm»Musikpraxis«, Ausgabe 101, 2004.Informationen über Rhythmik und die Bedeutung und Auswirkung auf Kinder finden Sie unter:www.kindergartenpaedagogik.de/1362.pdf56


Dank» D i e f a b e l h a f t e n M i l l i b i l l i e s «Simone Praetz für Ihre Informationen über die Musikalische Grundschule, die Tipps wie manMusik im Unterricht in den Unterricht einbauen kann und ihren Beitrag beim Themenabend <strong>zu</strong>den FABELHAFTEN MILLIBILLIES, der Christian Morgenstern Schule für ihre große Offenheit undihre Freude am Ausprobieren neuer Unterrichtskonzepte, Der Band, Franziska Steiof, JenniferBreitrück, Jens Mondalski, Volker Ludwig und Birger HeymanImpressum<strong>GRIPS</strong> <strong>Theater</strong> GmbHAltonaer Straße 2210557 BerlinKünstlerischer Leiter: Stefan Fischer-FelsGeschäftsführer: Volker Ludwigwww.grips-theater.deRedaktion: Laura Klatt, Winfried TobiasFotos: David Baltzer/bildbuehne.deGestaltung: Stefanie KaluzaArt Direktion: anschlaege.deTitelillustration: Thekla Priebstanschlaege.de57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!