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Aktuelles zur Thromboseprophylaxe - Vascularcare.de

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<strong>Aktuelles</strong> <strong>zur</strong> <strong>Thromboseprophylaxe</strong><br />

J. KOSCIELNY, R. LATZA, B. BAUMANN-BARETTI, H. KIESEWETTER<br />

Eine Primärprophylaxe<br />

ist stets kostengünstiger<br />

und erspart <strong>de</strong>n Patienten<br />

häufig chronische<br />

Lei<strong>de</strong>nswege.<br />

Grundsätzlich ist es<br />

wichtig, eine <strong>Thromboseprophylaxe</strong><br />

entsprechend<br />

<strong>de</strong>m individuellen<br />

thromboembolischen<br />

Risiko <strong>de</strong>r Patienten<br />

vorzunehmen.<br />

26<br />

Gemäß <strong>de</strong>n aktuellen epi<strong>de</strong>miologischen<br />

Erhebungen und Metaanalysen liegt die Inzi<strong>de</strong>nz<br />

<strong>de</strong>r Diagnose einer tiefen venösen<br />

Thrombose bei circa 2 pro 1.000 Einwohner<br />

pro Jahr, die Häufigkeit einer tödlichen Pulmonalembolie<br />

bei circa 0,5 Promille [1–9].<br />

Dies be<strong>de</strong>utet, dass in Deutschland jährlich<br />

schätzungsweise bei 160.000 Einwohnern<br />

eine tiefe Beinvenenthrombose erkannt wird<br />

und bis zu 40.000 Einwohner an einer Pulmonalembolie<br />

versterben. Da <strong>de</strong>r größte Teil<br />

<strong>de</strong>r tiefen Beinvenenthrombosen (schätzungsweise<br />

bis 60%) asymptomatisch ist [1–9] und<br />

damit häufig unerkannt bleibt, wäre in Deutschland<br />

jährlich bei circa 400.000 Einwohnern<br />

eine tiefe Beinvenenthrombose zu erwarten.<br />

Eine sehr umfangreiche Metaanalyse ergab<br />

bei Patienten nach schweren operativen<br />

Eingriffen ohne Thromboembolieprophylaxe<br />

eine durchschnittliche Thromboserate von<br />

6 bis 7% und eine durchschnittliche Rate an<br />

tödlichen Pulmonalembolien von 0,8% [6].<br />

In Deutschland wer<strong>de</strong>n nach Information <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG)<br />

<strong>de</strong>rzeit circa 5 Millionen Operationen durchgeführt,<br />

davon schätzungsweise circa 3 Millionen<br />

große Operationen. Somit wären circa<br />

200.000 tiefe Beinvenenthrombosen und<br />

circa 24.000 tödliche Pulmonalembolien in<br />

Deutschland für dieses Patientengut pro Jahr<br />

zu erwarten, wenn keine <strong>Thromboseprophylaxe</strong><br />

durchgeführt wür<strong>de</strong>. Nach <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

prospektiver Studien [1–9] wird durch die<br />

Anwendung von nie<strong>de</strong>rmolekularen Heparinen<br />

die relative Thrombose- bzw. Pulmonalembolierate<br />

um circa 70% reduziert. Dies<br />

be<strong>de</strong>utet, dass in Deutschland pro Jahr bei<br />

optimaler <strong>Thromboseprophylaxe</strong> die Zahl <strong>de</strong>r<br />

tiefen Beinvenenthrombosen auf 60.000 und<br />

die <strong>de</strong>r tödlichen Pulmonalembolien auf circa<br />

7.000 bei Patienten mit großen Operationen<br />

gesenkt wer<strong>de</strong>n könnten.<br />

Somit hat die <strong>Thromboseprophylaxe</strong> unverän<strong>de</strong>rt<br />

eine sehr große Be<strong>de</strong>utung sowohl für<br />

<strong>de</strong>n einzelnen Patienten als auch für die<br />

Allgemeinheit, insbeson<strong>de</strong>re im Hinblick auf<br />

die Folgekosten. Eine Primärprophylaxe ist<br />

stets kostengünstiger und erspart <strong>de</strong>n<br />

Patienten häufig chronische Lei<strong>de</strong>nswege.<br />

Unterschiedliche Leitlinien<br />

Grundsätzlich ist es wichtig, eine <strong>Thromboseprophylaxe</strong><br />

entsprechend <strong>de</strong>m individuellen<br />

thromboembolischen Risiko <strong>de</strong>r Patienten<br />

vorzunehmen [1–9]. Daher haben bereits<br />

mehrere Konsensuskonferenzen und einige<br />

medizinische Fachgesellschaften Leitlinien<br />

(AWMF) erarbeitet, auch wenn diese nicht<br />

immer durch kontrollierte Studien belegt sind<br />

[1-9].<br />

Einige Leitlinien beziehen sich nur auf operierte<br />

Patienten [1, 4, 8], an<strong>de</strong>re auf nichtoperierte<br />

und wenige auf operierte und<br />

nicht-operierte Patienten [5, 6, 7, 9]. Desweiteren<br />

gibt es aktualisierte Leitlinien, die<br />

<strong>de</strong>n aktuellen Stand <strong>de</strong>r Literatur nur für<br />

Patientengruppen nach bestimmten Operationen<br />

berücksichtigen [4, 8].<br />

Hierbei heben sich beson<strong>de</strong>rs die Leitlinien<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Phlebologie<br />

ab, <strong>de</strong>ren Aktualisierung nach <strong>de</strong>m neuesten<br />

Stand <strong>de</strong>r Literatur im Dezember 1999 begann<br />

und die im Jahr 2000 publiziert wur<strong>de</strong>n<br />

[7, 9]. Insbeson<strong>de</strong>re existieren in diesen Leitlinien<br />

ein<strong>de</strong>utige Empfehlungen für alle<br />

Patientengruppen, operierte und nicht-operierte<br />

Patienten, mit einer sehr umfangreichen<br />

Auflistung <strong>de</strong>r aktuellen Literatur bezüglich<br />

prospektiver Untersuchungen. Dies ist als ein<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Vorteil gegenüber bisherigen<br />

Leitlinien <strong>de</strong>r AWMF (Arbeitsgemeinschaft<br />

wissenschaftlich medizinischer Fachgesellschaften)<br />

anzusehen. Nur noch die Leitlinien<br />

<strong>de</strong>r internationalen 5. ACCP (AMERICAN<br />

COLLEGE OF CHEST PHYSICIANS)-Konsensuskonferenz<br />

<strong>zur</strong> antithrombotischen Therapie<br />

von 1998 [8] nehmen ebenfalls umfassend<br />

<strong>zur</strong> Thromboembolieprophylaxe von operierten<br />

und nicht-operierten Patienten Stellung<br />

und fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Leitlinien <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Gesellschaft für Phlebologie ein Abbild<br />

bezüglich ihres Aufbaus.<br />

Leitlinien <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Gesellschaft für Phlebologie<br />

Erstmals wird eine Kategorisierung <strong>de</strong>s<br />

venösen thromboembolischen Risikos in vier<br />

Gruppen vorgenommen. Zusätzlich zu <strong>de</strong>n<br />

bisherigen Risikogruppen mit niedrigem,<br />

mittlerem und hohem Risiko wird in <strong>de</strong>r zuletzt<br />

genannten Risikokategorie zwischen<br />

einem hohen und höchsten Risiko differenziert.<br />

Neben <strong>de</strong>n bekannten Entscheidungskriterien<br />

wie Dauer eines operativen Eingriffs,<br />

Alter <strong>de</strong>s Patienten, Thromboembolie in <strong>de</strong>r<br />

Vorgeschichte, Hyperkoagulabilität und Risikofaktoren,<br />

die noch nachfolgend genannt<br />

sind, wer<strong>de</strong>n explizit nicht-operierte Patientengruppen<br />

wie beispielsweise Patienten mit<br />

Polytrauma, Rückenmarksverletzung o<strong>de</strong>r<br />

Myokardinfarkt sowie internistische Patienten<br />

mit Risikofaktoren bei <strong>de</strong>r Zuordnung zu <strong>de</strong>n<br />

Risikogruppen mitberücksichtigt (Tab. 1).<br />

Tabelle 1:<br />

Thromboembolierisiko-Kategorien nach <strong>de</strong>n Leitlinien<br />

2000 <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Phlebologie<br />

(grüner Schriftzug für neu hinzugekommene Risiken)<br />

NIEDRIGES RISIKO<br />

Erstmals wird eine<br />

Kategorisierung <strong>de</strong>s<br />

venösen thromboembolischen<br />

Risikos in vier<br />

Gruppen vorgenommen.<br />

I. Unkomplizierte<br />

kleine Chirurgie: Alter < 40 ohne klinische Risikofaktoren<br />

MITTLERES RISIKO<br />

I. Große/Kleine Chirurgie: Alter 40 – 60 ohne zusätzliche Risikofaktoren<br />

II. Große Chirurgie: Alter < 40 ohne zusätzliche Risikofaktoren<br />

III. Kleine Chirurgie<br />

mit Risikofaktoren<br />

HOHES RISIKO<br />

I. Große Chirurgie: Alter > 60 ohne zusätzliche Risikofaktoren<br />

II. Große Chirurgie: Alter 40 – 60 mit zusätzlichen Risikofaktoren<br />

III. Myokardinfarkt<br />

IV. Internistische Patienten<br />

mit Risikofaktoren<br />

HÖCHSTES RISIKO<br />

I. Große Chirurgie: Alter > 40 + frühere venöse Thromboembolie<br />

o<strong>de</strong>r maligne Erkrankung<br />

o<strong>de</strong>r Hyperkoagulabilität<br />

II. Elektive größere<br />

orthopädische Chirurgie<br />

an <strong>de</strong>r unteren Extremität o<strong>de</strong>r Hüftfraktur<br />

o<strong>de</strong>r Polytrauma<br />

o<strong>de</strong>r Schlaganfall<br />

o<strong>de</strong>r Rückenmarksverletzung<br />

Große Chirurgie (intraabdominale OP`s o<strong>de</strong>r Op`s > 45 ')<br />

Kleine Chirurgie (nicht-abdominale OP`s o<strong>de</strong>r Op`s < 45 ')<br />

27


J. KOSCIELNY, R. LATZA, B. BAUMANN-BARETTI, H. KIESEWETTER<br />

Spätestens nach einem<br />

Thromboseereignis und/<br />

o<strong>de</strong>r einer positiven<br />

Familienanamnese ist es<br />

wichtig, zusätzlich eine<br />

genaue Erfassung <strong>de</strong>r<br />

angeborenen Risikofaktoren<br />

durchzuführen.<br />

Erworbene Risikofaktoren<br />

Antiphospholipid-Antikörper (IgM, IgG)<br />

mit/ohne Lupusantikoagulans<br />

> 60% Rezidivrisiko für venöse Thromboembolien<br />

Labor-Screening:<br />

Cardiolipin-Antikörper (IgG, IgM), lupussensitive aPTT<br />

In Übereinstimmung mit bisherigen Leitlinien<br />

[7] wird die Art <strong>de</strong>r prädisponieren<strong>de</strong>n Risikofaktoren<br />

für venöse thromboembolische Prozesse<br />

<strong>de</strong>finiert und ergänzt. Diese teilen sich<br />

in erworbene und angeborene Risikofaktoren<br />

auf. Auch hier sind neue Risikofaktoren zu<br />

beobachten. Es wer<strong>de</strong>n auch neue Risikofaktoren<br />

<strong>de</strong>finiert (Tab. 2).<br />

Insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n angeborenen Risikofaktoren<br />

wer<strong>de</strong>n stetig neue in großen Studien<br />

gefun<strong>de</strong>n [11-18]. Trotz<strong>de</strong>m bleibt eine<br />

familiäre Belastung mit thromboembolischen<br />

Ereignissen ohne nachweisbare biologische<br />

Ursachen ein eigener und sehr wichtiger<br />

angeborener Risikofaktor. Die thromboembolische<br />

Anamnese hat damit weiterhin einen<br />

sehr hohen Stellenwert und ist ein wichtiges<br />

Entscheidungskriterium, um die jeweilige<br />

Risikogruppe eines Patienten festzulegen<br />

(Tab. 3, 4).<br />

Tabelle 2:<br />

Prädisponieren<strong>de</strong> Risikofaktoren:<br />

Erworbene Risikofaktoren<br />

Grundsätzlich sollte bei je<strong>de</strong>m Patienten eine<br />

Überprüfung auf mögliche erworbene Risikofaktoren<br />

erfolgen. Dazu zählt bereits die Erstellung<br />

eines Blutbilds sowie die Bestimmung<br />

von Antiphospholipid-Antikörpern (IgG, IgM)<br />

mit einer lupussensitiven aPTT und <strong>de</strong>r Plasmaviskosität.<br />

Dies ist für circa DM 20,–<br />

möglich. Spätestens nach einem Thromboseereignis<br />

und/o<strong>de</strong>r einer positiven Familienanamnese<br />

ist es wichtig, zusätzlich eine genaue<br />

Erfassung <strong>de</strong>r angeborenen Risikofaktoren<br />

durchzuführen. Seit <strong>de</strong>m 01.04.2000<br />

können die oben genannten Laborleistungen<br />

und die weiteren Laborleistungen für die<br />

zahlreichen angeborenen Risikofaktoren im<br />

Rahmen eines Thrombophilie-Screenings<br />

für ambulante Patienten mit <strong>de</strong>r EBM-Ziffer<br />

3487 kostenneutral für <strong>de</strong>n überweisen<strong>de</strong>n<br />

Kollegen aus einem Son<strong>de</strong>rbudget erbracht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Tabelle 3:<br />

Prädisponieren<strong>de</strong> Risikofaktoren:<br />

Angeborene Risikofaktoren<br />

Angeborene Risikofaktoren<br />

Familiäre Belastung ohne bekannte biologische Ursache<br />

Antithrombin-, Protein-C-, Protein-S-Mangel, Dysfibrinogenämie:<br />

7% <strong>de</strong>r jungen Patienten mit TVT (tiefe Beinvenenthrombose),<br />

0,1 bis 0,5% in <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

Es zeigen sich allerdings sehr unterschiedliche<br />

zu erwarten<strong>de</strong> Thromboemboliefrequenzen<br />

für die verschie<strong>de</strong>nen Risikogruppen, wenn<br />

keine Primärprophylaxe durchgeführt wird [6,<br />

7, 9]. Dies muss immer bei einer Nutzen-Risiko-Abwägung<br />

im Fall einer Thromboembolieprophylaxe<br />

mit Heparinen (Blutungsgefährdung,<br />

HIT-II-Inzi<strong>de</strong>nz, Osteoporose etc.)<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>n zahlreichen validierten<br />

<strong>Thromboseprophylaxe</strong>-Strategien wird in <strong>de</strong>n<br />

Leitlinien ein unterschiedliches Vorgehen für<br />

die vier Risikogruppen empfohlen. Zwar wird<br />

die Verwendung von nie<strong>de</strong>rmolekularem<br />

Heparin in <strong>de</strong>n Risikogruppen mit höchstem,<br />

hohem und mittlerem Risiko favorisiert, doch<br />

auch das unfraktionierte Heparin hat trotz<br />

<strong>de</strong>r höheren HIT-II-Inzi<strong>de</strong>nz weiterhin seinen<br />

Platz in <strong>de</strong>r Thromboembolieprophylaxe [19].<br />

Problematisch gestaltet sich <strong>de</strong>r aPTT-adjustierte<br />

Einsatz von unfraktioniertem Heparin.<br />

Zahlreiche Untersuchungen [8, 9] zeigen<br />

nämlich auf, dass nur ein Bruchteil <strong>de</strong>r Patienten<br />

im angestrebten aPTT-Bereich eingestellt<br />

ist. Zum einen ist dies auf die im Vergleich<br />

zu <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>rmolekularen Heparinen<br />

(NMH) geringere Bioverfügbarkeit mit größerer<br />

Variabilität <strong>de</strong>r gerinnungshemmen<strong>de</strong>n<br />

Wirkung und zum an<strong>de</strong>ren auf die sehr unterschiedlichen<br />

Einstellungsbereiche <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

aPTT-Reagenzien <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />

Der grundsätzliche Einsatz von Heparinen ist<br />

im Bereich <strong>de</strong>s niedrigen Risikos weiterhin<br />

nicht gefor<strong>de</strong>rt. Dies wird auch durch die zu<br />

erwarten<strong>de</strong>n Thrombosefrequenzen (Tab. 5)<br />

unterminiert. Trotz<strong>de</strong>m empfehlen einige<br />

Hersteller auch in diesem Bereich (niedriges<br />

Risiko) Heparine insbeson<strong>de</strong>re dann einzusetzen<br />

(Tab. 6, 7), wenn eine physikalische<br />

Prophylaxe nicht durchgeführt wer<strong>de</strong>n kann<br />

(z.B. bei Gipsimmobilisation).<br />

Tabelle 4:<br />

Prädisponieren<strong>de</strong> Risikofaktoren:<br />

Neuere thrombophile Zustän<strong>de</strong><br />

Neuere thrombophile Zustän<strong>de</strong><br />

Faktor-XI-Aktivität > 110%:<br />

Circa 2- bis 3-fach erhöhtes venöses Thromboembolierisiko<br />

Faktor-VIII-Aktivität > 180%:<br />

Circa 7-fach erhöhtes venöses Thromboembolierisiko für Rezidiv<br />

Faktor V G4070A o<strong>de</strong>r HR2-Polymorphismus (2. Spaltstelle):<br />

heterozygot in Koinzi<strong>de</strong>nz mit FV-Lei<strong>de</strong>n circa 3- bis 4-fach erhöhtes<br />

venöses Thromboembolierisiko<br />

ACE-Polymorphismus (Intron 16 I/D):<br />

Circa 10-fach (5-fach) erhöhtes venöses Thromboembolierisiko bei<br />

Hüft-Op’s (homo-, heterozygot)<br />

Die zu applizieren<strong>de</strong><br />

Dosis <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rmolekularen<br />

Heparine unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich bei <strong>de</strong>r<br />

Thromboembolieprophylaxe<br />

im Höchstund<br />

Hochrisikobereich<br />

nicht.<br />

Hyperviskositätssyndrome mit/ohne Polyzythämie<br />

Circa 50–60% <strong>de</strong>r geriatrischen Patienten (Exsikkose)<br />

Thrombozytose<br />

Labor-Screening: Blutbild und Plasmaviskosität<br />

Alter, frühere Thromboembolien, Immobilisation, Adipositas, Sepsis<br />

Malignome, kardiale Insuffizienz, Schlaganfall<br />

Östrogen- und Gestagentherapie<br />

entzündliche Darmerkrankungen<br />

Nephrotisches Syndrom, paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie<br />

Varizen (Chronisch venöse Insuffizienz)<br />

28<br />

Faktor-XII-Mangel: 2 – 5% bei Patienten mit TVT<br />

Reduzierte APC-Ratio (heterozygote, homozygote Faktor-V-Lei<strong>de</strong>n-<br />

Mutante):<br />

Bis 40% <strong>de</strong>r jungen Patienten mit TVT, 5– 8% <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

8- bis 10-fach (80- bis 100-fach)<br />

erhöhtes venöses Thromboembolierisiko heterozygot (homozygot)<br />

Prothrombin (Faktor II)-Polymorphismus (heterozygot, homozygot):<br />

Circa 8% aller Patienten mit erster TVT, 2,8-fach erhöhtes venöses<br />

Thromboembolierisiko<br />

Der Einsatz <strong>de</strong>r NMH ist entsprechend <strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>n Fachinformationen von <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

Hersteller für die Risikobereiche angegebenen<br />

Dosierungen zu empfehlen. Die zu applizieren<strong>de</strong><br />

Dosis <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rmolekularen Heparine<br />

unterschei<strong>de</strong>t sich bei <strong>de</strong>r Thromboembolieprophylaxe<br />

im Höchst- und Hochrisikobereich<br />

nicht. Lediglich das Ausmaß <strong>de</strong>r additiven<br />

physikalischen Maßnahmen ist im Höchstrisikobereich<br />

größer.<br />

TFPI-Polymorphismus C536T:<br />

Circa 9-fach erhöhtes venöses Thromboembolierisiko (heterozygot)<br />

Homocysteinämie mit/ohne homozygotem<br />

MTHFR-Polymorphismus:<br />

Circa 10 –25% aller Patienten mit TVT, 2- bis 4-fach erhöhtes<br />

venöses Thromboembolierisiko<br />

Fibrinolysestörungen mit/ohne PAI-1/ tPA-Polymorphismus<br />

(homozygot)<br />

Geschätzt bei circa 10% aller Patienten mit TVT


J. KOSCIELNY, R. LATZA, B. BAUMANN-BARETTI, H. KIESEWETTER<br />

Tabelle 5:<br />

Thromboembolierisiko-Kategorien mit zu erwarten<strong>de</strong>n<br />

Thrombosefrequenzen ohne <strong>Thromboseprophylaxe</strong><br />

Unterschenkel- Proximale Klinische Tödliche<br />

thrombose Thrombose Lungenembolie Lungenembolie<br />

Höchstes Risiko 40 – 80 % 10 – 20 % 4 – 10 % 1 – 5 %<br />

Hohes Risiko 20 – 40 % 4 – 8 % 2 – 4 % 0,4 – 1,0 %<br />

Mittleres Risiko 10 – 20 % 2 – 4 % 1 – 2 % 0,1 – 0,4 %<br />

Niedriges Risiko 2 % 0,4 % 0,2 % 0,002 %<br />

Die physikalische Thromboembolieprophylaxe,<br />

die für alle Risikogruppen als obligat angesehen<br />

bzw. empfohlen wird, umfasst ihrerseits<br />

mehrere Maßnahmen. Eine thromboseprophylaktische<br />

Wirksamkeit wur<strong>de</strong> in prospektiven<br />

Studien für sogenannte <strong>Thromboseprophylaxe</strong>strümpfe<br />

sowie für die intermittieren<strong>de</strong><br />

Beinkompression nachgewiesen. Die Wirkung<br />

dieser Maßnahmen beruht im wesentlichen<br />

auf <strong>de</strong>r Zunahme <strong>de</strong>r Strömungsgeschwindigkeit<br />

in <strong>de</strong>n Bein- und <strong>de</strong>n Beckenvenen<br />

sowie <strong>de</strong>r V. cava inferior auf das 1,5-<br />

fache, auf einer Aktivierung von Plasminogenaktivatoren<br />

(gesteigerte Fibrinolyse) sowie auf<br />

einer geringeren Venensegmentbeteiligung<br />

bei Thrombosen, <strong>de</strong>ren Aus<strong>de</strong>hnungen<br />

dadurch kleiner sind [7, 9].<br />

Tabelle 8:<br />

Maßnahmen <strong>de</strong>r physikalischen<br />

Thromboembolieprophylaxe (grüner Schriftzug für neu<br />

hinzugekommene Maßnahmen)<br />

<strong>Thromboseprophylaxe</strong>strümpfe<br />

Intermittieren<strong>de</strong> Beinkompression<br />

Hochlagern <strong>de</strong>r Beine<br />

Früh- bzw. Sofortmobilisation<br />

Kompressionsverbän<strong>de</strong><br />

Vermeidung von Dehydratation<br />

Elektrische Wa<strong>de</strong>nstimulation<br />

Aktivierend passive Sprunggelenksbewegung<br />

Atemübungen<br />

In <strong>de</strong>r Regel wird eine<br />

Prophylaxedauer von<br />

sieben bis zehn Tagen<br />

empfohlen.<br />

Tabelle 6:<br />

Primärprophylaxe nach <strong>de</strong>n 4<br />

Risikogruppen: höchstes Risiko<br />

HÖCHSTES RISIKO<br />

NMH in <strong>de</strong>r für Hochrisikopatienten empfohlenen Dosierung<br />

(1 x täglich mit Beginn 12 h präoperativ)<br />

NMH in <strong>de</strong>r für Hochrisikopatienten empfohlenen Dosierung<br />

+ intermittieren<strong>de</strong> pneumatische Kompression + Strumpf<br />

Intermittieren<strong>de</strong> pneumatische Kompression + Strumpf<br />

+ „low-dose Heparin" s.c. (3 x 5.000 I.E. UFH)<br />

NMH in <strong>de</strong>r für Hochrisikopatienten empfohlenen Dosierung<br />

gefolgt von oraler Antikoagulation<br />

Orale Antikoagulation (INR 2.0 – 3.0) bei ausgewählten Patienten<br />

UFH in aPTT adjustierter Dosis<br />

Tabelle 7:<br />

Primärprophylaxe nach <strong>de</strong>n 4 Risikogruppen:<br />

hohes, mittleres und niedriges Risiko<br />

HOHES RISIKO<br />

NMH in <strong>de</strong>r für Hochrisikopatienten empfohlenen Dosierung<br />

(1 x täglich mit Beginn 12 h präoperativ)<br />

3 x 5.000 I.E. UFH s.c.<br />

zusätzlich intermittieren<strong>de</strong> pneumatische Kompression + Strumpf<br />

nach individuellem Protokoll<br />

+ Empfehlung <strong>zur</strong> physikalischen Thromboembolieprophylaxe<br />

MITTLERES RISIKO<br />

NMH in <strong>de</strong>r für diesen Risikobereich empfohlenen Dosierung<br />

(1 x täglich mit Beginn 2 h präoperativ)<br />

2 x 5.000 I.E. UFH s.c.<br />

+ Physikalische Thromboembolieprophylaxe<br />

Desweiteren existieren zahlreiche physikalische<br />

Maßnahmen, die empfohlen wer<strong>de</strong>n,<br />

aber durch prospektive Untersuchungen nur<br />

un<strong>zur</strong>eichend validiert wur<strong>de</strong>n. Erstmals wer<strong>de</strong>n<br />

Maßnahmen wie die Vermeidung von<br />

Dehydratation, die elektrische Wa<strong>de</strong>nstimulation,<br />

die aktivierend passive Sprunggelenksbewegung<br />

und auch Atemübungen genannt.<br />

Als weiteres ist Venengymnastik, z.B. nach<br />

<strong>de</strong>n Empfehlungen <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft<br />

für Gefäßsport, angeraten [20].<br />

Schließlich ist eine Risikoreduktion durch Vermeidungsstrategien<br />

(z.B. Regeln nach May)<br />

anzustreben [20]. Auch wenn die bei<strong>de</strong>n letzten<br />

Maßnahmen in <strong>de</strong>r aktuellen Fassung dieser<br />

Leitlinien (noch) nicht aufgeführt wer<strong>de</strong>n,<br />

sind diese Maßnahmen als sinnvolle und teilweise<br />

validierte Ergänzung <strong>de</strong>r physikalischen<br />

Maßnahmen anzusehen (Tab. 8).<br />

In <strong>de</strong>r Regel wird eine Prophylaxedauer von<br />

sieben bis zehn Tagen empfohlen. Bei Hochrisikopatienten<br />

und nicht ausreichen<strong>de</strong>r Mobilität<br />

ist eine Prophylaxedauer von drei Wochen<br />

und länger nach stationärer Demission<br />

o<strong>de</strong>r bis <strong>zur</strong> Gipsabnahme (orale Antikoagulation,<br />

nie<strong>de</strong>rmolekulare Heparine) angezeigt.<br />

Einzig in <strong>de</strong>r Hüftchirurgie ist eine<br />

sogenannte prolongierte Prophylaxe mit NMH<br />

für Enoxaparin und Dalteparin durch prospektive<br />

Untersuchungen belegt [21– 25]. Bei dieser<br />

Indikation <strong>zur</strong> <strong>Thromboseprophylaxe</strong> sollten<br />

min<strong>de</strong>stens 4.000 bzw. 5.000 Anti-Xa-<br />

Einheiten dieser bei<strong>de</strong>n NMH alle 24 Stun<strong>de</strong>n<br />

appliziert wer<strong>de</strong>n, und zwar möglichst in<br />

Abhängigkeit von <strong>de</strong>r NMH-Dosis zwei bis<br />

zwölf Stun<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>r Operation [21]. Die<br />

Dauer <strong>de</strong>r Behandlung sollte bis zu 35 Tage<br />

postoperativ betragen.<br />

Einzig in <strong>de</strong>r Hüftchirurgie<br />

ist eine sogenannte<br />

prolongierte Prophylaxe<br />

mit NMH für Enoxaparin<br />

und Dalteparin durch<br />

prospektive Untersuchungen<br />

belegt.<br />

+ Empfehlung <strong>zur</strong> physikalischen Thromboembolieprophylaxe<br />

NIEDRIGES RISIKO<br />

Medikamentöse Prophylaxe nicht generell empfehlenswert<br />

Physikalische Thromboembolieprophylaxe<br />

30<br />

31


J. KOSCIELNY, R. LATZA, B. BAUMANN-BARETTI, H. KIESEWETTER<br />

Unterschiedliche nie<strong>de</strong>rmolekulare<br />

Heparine (NMH)<br />

Bei <strong>de</strong>r praktischen Umsetzung und Durchführung<br />

<strong>de</strong>r Leitlinien <strong>zur</strong> <strong>Thromboseprophylaxe</strong><br />

mit nie<strong>de</strong>rmolekularen Heparinen ist <strong>de</strong>r<br />

Anwen<strong>de</strong>r angehalten, sich genau über die<br />

zugelassenen nie<strong>de</strong>rmolekularen Heparine<br />

aus <strong>de</strong>n aktuellen Fachinformationen und aus<br />

<strong>de</strong>r neusten nationalen sowie internationalen<br />

Literatur („state of the art”) zu informieren.<br />

Einen Kurzüberblick darüber geben die Tabellen<br />

9, 10 und 11.<br />

Von <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit sechs in Deutschland zugelassenen<br />

NMH sind nur drei für <strong>de</strong>n gesamten<br />

peri/postoperativen Hochrisikobereich bei<br />

unterschiedlichen Patientengruppen erprobt.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>n Leitlinien <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Gesellschaft für Phlebologie unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich die Dosierung im Hochrisikobereich nicht<br />

von <strong>de</strong>r im Höchstrisikobereich. Während<br />

zwei NMH (Dalteparin, Enoxaparin) in jeweils<br />

fixer Tagesdosis für die jeweiligen Patientengruppen<br />

im Hoch-/Höchstrisikobereich appliziert<br />

wer<strong>de</strong>n, muss Nadroparin körpergewichtsadaptiert<br />

verabreicht und die Tagesdosis<br />

ab <strong>de</strong>m vierten postoperativen Tag nochmals<br />

gesteigert wer<strong>de</strong>n. Die Wirksamkeit und<br />

Verträglichkeit <strong>de</strong>r körpergewichtsadaptierten<br />

Nadroparin-Prophylaxe wur<strong>de</strong> bisher in keiner<br />

Studie direkt mit <strong>de</strong>r pauschalierten Dosis von<br />

Dalteparin o<strong>de</strong>r Enoxaparin verglichen.<br />

Für <strong>de</strong>n mittleren Risikobereich sind fünf<br />

NMH explizit mit jeweils unterschiedlichen<br />

fixen Tagesdosen zugelassen.<br />

Tabelle 10:<br />

Primärprophylaxe mit in Deutschland zugelassenen NMH<br />

im Bereich <strong>de</strong>s mittleren bzw. niedrigen Risikos<br />

NMH Risikobereich Tagesdosis/Menge<br />

Fragmin-P ® (Dalteparin) Niedriges/mittleres Risiko 1 x tgl. s.c. 2.500 Anti-Xa I.E.: 15 mg; 0,2 ml<br />

(peri-/postoperativ)<br />

Fraxiparin ® 0,2-1,0 Niedriges/mittleres Risiko 1 x tgl. s.c. 2.850 Anti-Xa I.E.: 18 mg; 0,3 ml<br />

(Nadroparin)<br />

(peri-/postoperativ)<br />

Clexane 20 ® Niedriges/mittleres Risiko 1 x tgl. s.c. 2.000 Anti-Xa I.E.: 20 mg; 0,2 ml<br />

(Enoxaparin)<br />

(peri-/postoperativ)<br />

Clexane 40 ®<br />

Mittleres Risiko bei nicht<br />

(Enoxaparin) chirurgischen Patienten 1 x tgl. s.c. 4.000 Anti-Xa I.E.: 40 mg; 0,4 ml<br />

Innohep ®<br />

Niedriges/mittleres Risiko<br />

(Tinzaparin) (peri-/postoperativ) 1 x tgl. s.c. 3.500 Anti-Xa I.E.: 20,8 mg; 0,3 ml<br />

Clivarin ® 1.750 ml<br />

Niedriges/mittleres Risiko<br />

(Reviparin) (peri-/postoperativ) 1 x tgl. s.c. 1.750 Anti-Xa I.E.: 10,4 mg; 0,25 ml<br />

Tabelle 9:<br />

Primärprophylaxe mit in Deutschland für <strong>de</strong>n<br />

Hochrisikobereich zugelassenen NMH<br />

Tabelle 11:<br />

In Deutschland <strong>zur</strong> Prophylaxe bei <strong>de</strong>finierten Operationsarten<br />

ohne Angabe <strong>de</strong>r Risikobereiche zugelassenes NMH<br />

Mono-Embolex NM ® Abdominal-OP, Hüft-OP 1 x tgl. s.c. 3.000 Anti-Xa I.E.: 18 mg; 0,5 ml<br />

(Certoparin)<br />

(keine Angabe <strong>de</strong>r<br />

Risikobereiche)<br />

32<br />

NMH Risikobereich Tagesdosis/Menge<br />

Fragmin P Forte ® hohes Risiko 1 x tgl. s.c. 5.000 Anti-Xa I.E.: 30 mg; 0,2 ml<br />

(Dalteparin)<br />

Fraxiparin ® 0,2–1,0 hohes Risiko körpergewichts- Präoperativ, Ab 4. Tag postoperativ<br />

(Nadroparin) adaptiert bis 3. Tag postoperativ<br />

< 50 kg KG 1 x tgl. s.c. 0,2 ml 1 x tgl. s.c. 0,3 ml<br />

50 – 69 kg KG 1 x tgl. s.c. 0,3 ml 1 x tgl. s.c. 0,4 ml<br />

> 70 kg KG 1 x tgl. s.c. 0,4 ml 1 x tgl. s.c. 0,6 ml<br />

Clexane 40 ® hohes Risiko 1 x tgl. s.c. 4.000 Anti-Xa I.E.: 40 mg; 0,4 ml<br />

(Enoxaparin) (Orthopädie,<br />

Allgemeinchirurgie,<br />

nicht-chirurgische)<br />

Selbst für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s niedrigen Risikos<br />

sind NMH anwendbar. In <strong>de</strong>n Leitlinien <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Gesellschaft für Chirurgie wird<br />

festgestellt, dass die Datenlage <strong>de</strong>rzeit nicht<br />

ausreicht, „um bei Patienten mit niedrigem<br />

Thromboserisiko eine medikamentöse Prophylaxe<br />

generell zu empfehlen". Es sei im Einzelfall<br />

eine Nutzen/Risikoabwägung vorzunehmen.<br />

Auffällig ist bei <strong>de</strong>r Anwendung von<br />

Enoxaparin im mittleren Risikobereich, dass<br />

zwei unterschiedliche Tagesdosen bei<br />

operierten bzw. nicht-operierten Patienten zu<br />

applizieren sind. Dies basiert auf <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

aus <strong>de</strong>r prospektiven MEDONEX-Studie<br />

[26], in <strong>de</strong>r die mit Enoxaparin (in einer Tagesdosis<br />

von 2.000 Anti-Xa-I.E.) behan<strong>de</strong>lte<br />

nicht-chirurgische Patientengruppe keinen<br />

Unterschied <strong>zur</strong> Plazebogruppe (nicht-chirurgische<br />

Patienten) bezüglich <strong>de</strong>r Thromboserate<br />

aufwies. Bei diesem Patientengut ist<br />

daher eine höhere Tagesdosis mit 4.000 Anti-<br />

Xa-I.E. Enoxaparin notwendig.<br />

33


J. KOSCIELNY, R. LATZA, B. BAUMANN-BARETTI, H. KIESEWETTER<br />

Das Proze<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r<br />

Thromboembolieprophylaxe<br />

sollte sich<br />

an aktuellen Leitlinien<br />

(z.B. AWMF, Chest) ausrichten,<br />

die Empfehlungen<br />

sowohl für operierte<br />

als auch für nichtoperierte<br />

Patienten<br />

nach <strong>de</strong>m neusten<br />

Stand <strong>de</strong>r Literatur enthalten.<br />

Zusammenfassung<br />

Eine thromboembolische Prophylaxe <strong>de</strong>r<br />

Patienten ist entsprechend ihrem individuellen<br />

thromboembolischen Risiko (niedriges,<br />

mittleres, hohes, höchstes) vorzunehmen.<br />

Vor je<strong>de</strong>r stationären und/o<strong>de</strong>r ambulanten<br />

<strong>Thromboseprophylaxe</strong> ist eine Abschätzung<br />

<strong>de</strong>s individuellen thromboembolischen Risikos<br />

zu for<strong>de</strong>rn, da sich aus <strong>de</strong>n jeweiligen Befun<strong>de</strong>n<br />

sowie aus <strong>de</strong>n Anamnesedaten (sorgfältige<br />

thromboembolische Eigen- und Familienanamnese)<br />

individuell unterschiedliche therapeutische<br />

Konsequenzen für die Patienten<br />

bezüglich <strong>de</strong>r Wahl, <strong>de</strong>r Dauer und <strong>de</strong>r Intensität<br />

<strong>de</strong>r medikamentösen Antikoagulation<br />

neben <strong>de</strong>r physikalischen Therapie ergeben.<br />

Erworbene Risikofaktoren sind bei je<strong>de</strong>m Patienten<br />

zu berücksichtigen. Spätestens nach<br />

einem Thromboseereignis und/o<strong>de</strong>r einer<br />

positiven Familienanamnese ist es wichtig,<br />

zusätzlich eine genaue Erfassung <strong>de</strong>r angeborenen<br />

und auch <strong>de</strong>r erworbenen Risikofaktoren<br />

durchzuführen.<br />

Bei thrombophilen Zustän<strong>de</strong>n, sowohl<br />

angeborenen als auch erworbenen, ist<br />

das hohe Rezidivrisiko zu beachten und<br />

bei einer <strong>Thromboseprophylaxe</strong> zu<br />

berücksichtigen.<br />

Das Proze<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r Thromboembolieprophylaxe<br />

sollte sich an aktuellen Leitlinien<br />

(z.B. AWMF, Chest) ausrichten, die Empfehlungen<br />

sowohl für operierte als auch für<br />

nicht-operierte Patienten nach <strong>de</strong>m neusten<br />

Stand <strong>de</strong>r Literatur enthalten. Hierbei sind<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r Anwendung von nie<strong>de</strong>rmolekularen<br />

Heparinen die jeweils unterschiedlichen<br />

Dosierungs- und Anwendungsvorschriften<br />

zu beachten.<br />

Eine sorgfältige Aufklärung <strong>de</strong>r Patienten ist<br />

vor bzw. bei Beginn einer Thromboembolieprophylaxe<br />

evi<strong>de</strong>nt. Die unterschiedlichen<br />

Nebenwirkungen und Anwendungen <strong>de</strong>r<br />

nie<strong>de</strong>rmolekularen Heparine (NMH), unfraktionierten<br />

Heparine und <strong>de</strong>r Cumarin-Derivate<br />

sind <strong>de</strong>m Patienten mitzuteilen.<br />

Literatur:<br />

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