Download (pdf) - Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft
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FORTE<br />
LEBEN AUSKLANG MIT MS<br />
DIREKTORIN AD INTERIM<br />
Seit dem 14. April 2012 leitet Patricia Monin, Geschäftsleitungsmitglied und Ressort leiterin<br />
Kommunikation, die Geschicke der MS-<strong>Gesellschaft</strong> als Direktorin ad interim. Sie wird<br />
dabei von zwei weiteren Geschäftsleitungsmitgliedern, Dr. Christoph Lotter und Monique<br />
Ryf Cusin, unterstützt. Auch wenn die definitive Zusammensetzung der Geschäftsleitung<br />
noch nicht bekannt ist, bleibt die MS-<strong>Gesellschaft</strong> nicht stehen.<br />
Frau Monin, Sie sind seit vier Monaten<br />
für die MS-<strong>Gesellschaft</strong> interimistisch<br />
verantwortlich. Der Vorstand entscheidet<br />
über die Neubesetzung der Direktionsstelle.<br />
Steht die MS-<strong>Gesellschaft</strong><br />
seither still?<br />
Patricia Monin (PM): (lacht) Auf keinen<br />
Fall – die MS-<strong>Gesellschaft</strong> steht nicht<br />
still. Die vielen Mitglieder und Freiwilligen,<br />
genauso wie MS-Betroffene, geben<br />
uns über die Regionalgruppenkonferenzen,<br />
in Beratungsgesprächen, per E-Mail,<br />
telefonisch oder auch in unserem Forum<br />
weiterhin viele Anstösse. Die Mitglieder<br />
der Geschäftsleitung sowie der Vorstand<br />
tragen für eine verantwortungsvolle Umsetzung<br />
des Machbaren Sorge. Ich denke,<br />
der Stand der heutigen Dienstleistungen<br />
demonstriert die Kompetenz und das<br />
Engagement des Vorstands eindrücklich.<br />
Die Schweiz. MS-<strong>Gesellschaft</strong> bietet Leistungen,<br />
die gegen aussen wenig spektakulär<br />
scheinen, jedoch für Betroffene eine<br />
grosse Bedeutung haben, wie z. B. die<br />
Gruppenaufenthalte für Schwerbetroffene<br />
oder die Beratungen zur Existenzsicherung.<br />
Hier steht Seriosität, Kompetenz<br />
und aktuelles Fachwissen im Zentrum.<br />
Wo sehen Sie Entwicklungspotenzial?<br />
PM: Zunächst werden wir noch in diesem<br />
Jahr MS-Symposien für jüngere Betroffene<br />
durchführen, in denen wir deren<br />
Wünsche aufnehmen und danach eine<br />
Umsetzung planen. So ist bereits jetzt absehbar,<br />
dass die Möglichkeiten der neuen<br />
und sozialen Medien eine weitaus grössere<br />
Rolle im Angebot der MS-<strong>Gesellschaft</strong><br />
spielen werden, ebenso wie die Organisation<br />
«inoffizieller» Treffen für den Erfahrungsaustausch<br />
unter jüngeren Betroffenen,<br />
die nicht gleich in ein Fachseminar<br />
gehen wollen.<br />
Herr Lotter, genügt das Angebot im Forum<br />
nicht?<br />
Dr. Christoph Lotter (CL): Das Forum<br />
ist nicht schlecht, aber es kann verbessert<br />
werden. So habe ich erst kürzlich den<br />
Wunsch nach einem Chatroom in unserem<br />
Forum gelesen. Im Rahmen unseres<br />
Gesamtkonzepts sollten wir das anbieten.<br />
Es stehen aber auch immer Leistungen<br />
hinter unseren Angeboten, die von<br />
fachlich qualifizierten Personen erbracht<br />
werden müssen. Einfach mal Twitter aufschalten<br />
ist keine Lösung. Wenn wir qualitativ<br />
hochwertige Angebote entwickeln<br />
wollen, dann müssen wir die Bedürfnisse<br />
der Betroffenen und Angehörigen an Social<br />
Media klären und entsprechende Angebote<br />
schaffen. Das geht nicht von heute<br />
auf morgen.<br />
Was ist aus den Ergebnissen der Resonanzgruppentagung<br />
«Bedürfnisse pflegender<br />
Angehöriger» aus dem Jahr 2011<br />
geworden?<br />
CL: Nachdem wir mit internen und externen<br />
Fachleuten die dort erfassten Bedürfnisse<br />
vor allem pflegender Angehöriger<br />
erfassten, haben wir ein bedarfsgerechtes<br />
Dienstleistungskonzept entwickelt,<br />
das den Angehörigen und damit direkt<br />
den Betroffenen kompetente Unterstützung<br />
im Alltag zur Verfügung stellt. Wir<br />
möchten die Dienstleistung «Pflege und<br />
Angehörigensupport» verstärken.<br />
Weshalb dauert dies über ein Jahr, Frau<br />
Ryf Cusin?<br />
Monique Ryf Cusin (MRC): Zunächst<br />
nützt es nichts, einfach irgendeine<br />
Dienstleistung einzuführen. Wir müssen<br />
sicherstellen, dass wir sinnvolle und effiziente<br />
Leistungen anbieten. Hierzu greifen<br />
wir auch auf die Erfahrungen unserer<br />
Mitarbeitenden zurück, die in über 4’400<br />
persönlichen und telefonischen Beratungen<br />
jährlich wertvolle Informationen<br />
sammeln. Zudem muss unser Angebot<br />
auch der Begutachtung durch Fachpersonen<br />
unterzogen werden. Erst wenn diese<br />
Prüfung bestanden ist, müssen hierfür<br />
finanzielle Mittel bereitgestellt und qualifizierte<br />
Mitarbeitende gefunden werden.<br />
Frau Monin, welche zentralen Aufgaben<br />
sehen Sie in Zukunft für die MS-<strong>Gesellschaft</strong>?<br />
PM: Zahlreiche. Im Grundsatz geht es um<br />
die Konzentration auf die Aufgaben als<br />
Patientenorganisation. Wir bieten heute<br />
schon viele wertvolle Dienstleistungen<br />
an, die im Jahr 2011 von fast 10’000 Personen<br />
persönlich genutzt wurden. Das<br />
ist beachtlich. Aber wir sollten gerade in<br />
New-Media-Zeiten einerseits auf die Bereitstellung<br />
wirklich seriöser und verlässlicher<br />
Informationen achten – es sind sehr<br />
viele Fehlinformationen und Gerüchte im<br />
Internet unterwegs – und die andererseits<br />
die persönlichen Angebote verstärken.<br />
Ein Austausch über den Bildschirm kann<br />
für Betroffene eine grosse Hilfe sein – die<br />
persönlichen Kontakte, beispielsweise in<br />
Regionalgruppen, ersetzen sie nicht. Eine<br />
engere Zusammenarbeit mit den Selbsthilfegruppen<br />
wäre ebenfalls wünschenswert.<br />
Auch wenn wir mit einigen Gruppen<br />
eng kooperieren, sehe ich hier im<br />
Interesse der Betroffenen noch Potenzial.<br />
Frau Monin, Herr Lotter und Frau Ryf<br />
Cusin, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />
Interview: Erica Sauta<br />
Nr. 3 | August 2012 | 17