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Cantate und Jubilate in Reute Seit 2000 Jahren singt die Kirche die ...

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<strong>Cantate</strong> <strong>und</strong> <strong>Jubilate</strong> <strong>in</strong> <strong>Reute</strong><br />

<strong>Seit</strong> <strong>2000</strong> <strong>Jahren</strong> s<strong>in</strong>gt <strong>die</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>die</strong> damals schon 1000 Jahre alte Psalmen. Wenn man bei <strong>die</strong>sen<br />

Gesängen überhaupt das Wort populär gebrauchen darf, dann kann man es sicherlich auf <strong>die</strong> Psalmen<br />

98 <strong>und</strong> 100 anwenden, denen <strong>die</strong> Worte <strong>Cantate</strong> <strong>und</strong> <strong>Jubilate</strong> entnommen s<strong>in</strong>d. „S<strong>in</strong>gt dem Herrn e<strong>in</strong><br />

neues Lied“ <strong>und</strong> „Jubelt, jauchzt <strong>und</strong> s<strong>in</strong>gt“ – wer kennt <strong>die</strong> Zahl <strong>und</strong> Namen all derer, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se<br />

Psalmverse schon vertont haben? Wer kennt <strong>die</strong> Zahl der Chöre, <strong>die</strong> sich danach benennen, wer kennt<br />

<strong>die</strong> Zahl der jemals gesungenen Konzerte mit <strong>die</strong>sem Motto?<br />

Drei <strong>Cantate</strong>-Kompositionen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Jubilate</strong>-Vertonung bildeten den Mittelpunkt des<br />

Chorprogramms der Diözesanchorfreizeit im Kloster <strong>Reute</strong> 2011. Mit Théodor Dubois, Giuseppe<br />

Pitoni, Vytautas Misk<strong>in</strong>is <strong>und</strong> Christopher Tambl<strong>in</strong>g aus Frankreich, Italien, Litauen <strong>und</strong> England<br />

waren Komponisten aus vier europäischen Ländern vertreten. E<strong>in</strong> Kyrieeleison von Felix<br />

Mendelssohn-Bartholdy <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Alleluja von Agrip<strong>in</strong>o Nonoy V. Diestro von den Philipp<strong>in</strong>en<br />

ergänzten das Programm. Gerade <strong>die</strong>ses Alleluja war mit se<strong>in</strong>en verschiedenen Tempi <strong>und</strong><br />

wechselnden Rhythmen <strong>die</strong> besondere Herausforderung an <strong>die</strong> 125 Frauen <strong>und</strong> Männer des<br />

Projektchores. Meditative Stellen wechseln mit popigen Motiven.<br />

Im Internet ist <strong>die</strong>ser Chorsatz, gesungen von e<strong>in</strong>em Chor aus Fribourg/Schweiz unter Leitung von<br />

Louis-Marc Crausaz, zu hören.<br />

Kaum weniger anspruchsvoll war das deutsch gesungene „Make a joyful noise unto the Lord“, das<br />

„Jubelt, jauchzt <strong>und</strong> s<strong>in</strong>gt“ des Psalms 100 von Christopher Tambl<strong>in</strong>g. Hier mussten manche<br />

Intonationsschwierigkeiten erst überw<strong>und</strong>en werden. Das <strong>Cantate</strong> von Dubois g<strong>in</strong>g eher <strong>in</strong> <strong>die</strong> Ohren<br />

<strong>und</strong> bee<strong>in</strong>druckt durch se<strong>in</strong>e Fulm<strong>in</strong>anz. Beim doppelchörigen Kyrie für 8 Stimmen von Mendelssohn-<br />

Bartholdy bemerkte man erst bei der Probe des Gesamtchores <strong>die</strong> Harmonieschwierigkeiten. Am<br />

ehesten ohrfre<strong>und</strong>lich ist das <strong>Cantate</strong> Dom<strong>in</strong>o von Guiseppe Pitoni, wobei dessen schw<strong>in</strong>gender ¾-<br />

Takt aber erst sauber gemeistert werden muss. E<strong>in</strong>gängig <strong>und</strong> mit <strong>in</strong>teressanter Rhythmik ist das eher<br />

bekannte <strong>Cantate</strong> Dom<strong>in</strong>o von Vytautas Misk<strong>in</strong>is, der aus Litauen stammt, e<strong>in</strong>em der bekanntermaßen<br />

gesangsfreudigen baltischen Länder.<br />

<strong>Cantate</strong> <strong>und</strong> <strong>Jubilate</strong> waren auch <strong>die</strong> Stichworte für Pfarrer <strong>und</strong> Vizepräses des Cäcilienverbandes,<br />

Klaus Rennemann aus Rottenburg-Ergenz<strong>in</strong>gen, der nach e<strong>in</strong>em Jahr Pause wieder <strong>die</strong> geistliche<br />

Begleitung übernommen hatte <strong>und</strong> sich dabei für se<strong>in</strong>e täglichen Impulse <strong>und</strong> <strong>die</strong> Homilie beim<br />

Abschlussgottes<strong>die</strong>nst <strong>in</strong>spirieren ließ.<br />

Neue Besen kehren gut <strong>und</strong> auch anders. Dieses geflügelte Wort gilt <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Falle dem<br />

Chorleiterehepaar Roman <strong>und</strong> Silvia Schmid aus Geisl<strong>in</strong>gen, für <strong>die</strong> <strong>die</strong> Chorfreizeit e<strong>in</strong>e Premiere<br />

war. Für viele aus der Sängerschar brachten sie tatsächlich etwas Neues, nämlich <strong>die</strong> Choraufstellung.<br />

Dass <strong>die</strong> Männer <strong>in</strong> der Mitte standen, ist nicht mehr so ganz neu. Aber dass der Bass neben dem<br />

Sopran <strong>und</strong> folglich der Tenor neben dem Alt stand, war doch wohl etwas Besonderes. Roman Schmid<br />

wirkte hauptsächlich als Chorleiter, während se<strong>in</strong>e Frau Silvia <strong>die</strong> Korrepetitor<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

Klavierbegleiter<strong>in</strong> war, wohl weil sie, wie Roman selber bekannt gab, gerade mit Zwill<strong>in</strong>gen<br />

schwanger geht. Wie bei e<strong>in</strong>em Ehepaar nicht anders zu erwarten waren sie aber e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gespieltes<br />

Team, <strong>in</strong> dem Roman mit se<strong>in</strong>er humorvollen, manchmal sogar clownesken Art e<strong>in</strong>e wohltuende<br />

Fröhlichkeit <strong>in</strong> <strong>die</strong> Probenarbeit here<strong>in</strong>brachte, dabei dennoch höchste Konzentration der Sänger<br />

erreichte.<br />

Weiterh<strong>in</strong> nahmen etliche Teilnehmer Tipps zur Atemtechnik, zur M<strong>und</strong>stellung <strong>und</strong> zur<br />

Stimmführung von der Stimmbildner<strong>in</strong> <strong>und</strong> Solosänger<strong>in</strong> Sylvia Blaser-Prigiel mit. Schritt für Schritt<br />

spürten so <strong>die</strong> Chormitglieder von Probe zu Probe mehr Sicherheit beim S<strong>in</strong>gen, so dass über <strong>die</strong><br />

Leistung beim abschließenden Gottes<strong>die</strong>nst am Samstag r<strong>und</strong>um Zufriedenheit bestand. E<strong>in</strong>e<br />

Konzertaufführung entfiel <strong>die</strong>ses Jahr angesichts der nur 4-tägigen Dauer, aber das war ke<strong>in</strong> Nachteil<br />

für <strong>die</strong>se nun <strong>in</strong>zwischen 11. Diözesan-Chorfreizeit. Vielleicht bewirkte <strong>die</strong>s auch weniger Stress <strong>und</strong><br />

Nervosität, vielleicht auch mehr Freizeitgefühl, wozu der Ausflug zum Hopfenmuseum nach Tettnang<br />

wesentlich beitrug.


E<strong>in</strong> „neues Lied“ im engeren S<strong>in</strong>ne, nämlich zeitgenössische, sang <strong>die</strong> Chorgeme<strong>in</strong>schaft beim<br />

Allerseelengottes<strong>die</strong>nst aus „Erdentöne – Himmelsklang“. Auch für geübte <strong>Kirche</strong>nchorsänger s<strong>in</strong>d<br />

<strong>die</strong>se neuen geistlichen Lieder nicht Alltag, <strong>und</strong> spontan mehrstimmig gesungen s<strong>in</strong>d sie durchaus<br />

meditativ <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Bereicherung. Kontrastreich konnten am nächsten Tag beim Gottes<strong>die</strong>nst dagegen<br />

<strong>die</strong> Sänger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Sänger der Gesangskunst von Margot Sailer aus Wangen-Primisweiler <strong>und</strong><br />

Meike Schmid aus Eisl<strong>in</strong>gen lauschen. Neue Lieder erklangen auch bei der Komplet, <strong>die</strong> im<br />

„Tauwerk“, e<strong>in</strong>em umgebauten Versammlungssaal des Klosters, begann <strong>und</strong> nach e<strong>in</strong>er<br />

Lichterprozession <strong>in</strong> der Kloster- <strong>und</strong> Pfarrkirche ihre Fortsetzung <strong>und</strong> ihren Abschluss fand.<br />

Den Freizeitcharakter der vier Tage unterstrichen hat auch das fünfstimmige „Bierlied“, passend zum<br />

Hopfenmuseum. Von Melchior Franck stammt es aus der Zeit um 1600 <strong>und</strong> kam beim Bunten<br />

Abschlussabend <strong>in</strong> der klösterlichen Begegnungsstätte zum Vortrag, wo sonst an den anderen<br />

Abenden gemütliches Beisammensitzen angesagt war. An <strong>die</strong>sen Abenden gab es für <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong><br />

tagsüber noch nicht genug gesungen hatten, viel Gelegenheit zum Volkslieders<strong>in</strong>gen. Denn wenn<br />

Lydia Sauter aus Wangen-Primisweiler <strong>in</strong> <strong>die</strong> Saiten ihrer „Klampfe“ schlägt, dann reihen sich<br />

Volkslieder <strong>und</strong> Schlager nahezu pausenlos ane<strong>in</strong>ander. Doch das Bierlied war längst nicht der e<strong>in</strong>zige<br />

Programmpunkt beim Bunten Abend, denn fast unzählige Sketchspieler, Rezitatoren, Sänger <strong>und</strong><br />

Musiker traten wie schon <strong>in</strong> den vergangenen <strong>Jahren</strong> als Künstler auf. Nach e<strong>in</strong>em Jahr Pause war<br />

auch Josef Dörfl<strong>in</strong>ger wieder dabei, dessen speziell gereimte Verse wieder mit Spannung erwartet<br />

wurden. Und wie reimte er doch gleich, unter anderem?<br />

Grüß euch Gott, ihr Sängerleute<br />

im Gewölbekeller <strong>Reute</strong>!<br />

Werd´ es heute wieder wagen<br />

gereimte Zeilen vorzutragen!<br />

Da schrieb ich dann als Altsenior<br />

ans Rottenburger Heid-Ressort,<br />

bat um e<strong>in</strong> Zimmer, als Poet,<br />

<strong>in</strong> <strong>Reute</strong> bei der guten Beth!<br />

Hier standen wir auf alle Fäll´<br />

unter eloquenter Kuratel<br />

von Roman, Silvia Schmid,<br />

widmen uns dem <strong>Kirche</strong>nlied.<br />

Wir s<strong>in</strong>gen oft gar vielerlei,<br />

<strong>Cantate</strong> 1, <strong>Cantate</strong> 2, <strong>Cantate</strong> 3,<br />

von Dubois, Pitoni, Misk<strong>in</strong>is,<br />

Litauen, Italien, <strong>und</strong> auch Paris!<br />

Das Sängervolk, so denk ich mir,<br />

fühlte sich wieder glücklich hier.<br />

Die Räume s<strong>in</strong>d ja wie gegeben<br />

für aller Art Zusammenleben.<br />

In dem Hause tat man wandern<br />

oft von e<strong>in</strong>em Saal zum andern,<br />

fährt mit dem Aufzug, tolle Sach,<br />

zum Keller rab, h<strong>in</strong>auf zum Dach.<br />

Schon im hellen Morgengrauen<br />

trennt man Männer von den Frauen,<br />

denn nur so konnt man <strong>die</strong> Stimmen<br />

auf <strong>die</strong> hohe Leistung trimmen!<br />

Manche stählten ihre Stimmen<br />

um <strong>die</strong> Höhen zu erklimmen.<br />

Ei, des Zwerchfells letzte Faser<br />

dehnte sich bei Sylvia Blaser!<br />

Im edlen Messgewande heuer<br />

betet Pfarrer Rennemann zu Rupert Mayer.<br />

Me<strong>in</strong>e Mutter, Fre<strong>und</strong>e hört,<br />

hat den Seligen auch verehrt.<br />

Befreit von jeglichen Migränen<br />

darf ich kurzerhand erwähnen;<br />

Wir warn heut schon, oh Te Deum,<br />

<strong>in</strong> Tettnang, im Hopfenmuseum.<br />

Manche Themen war´n uns neu<br />

bezüglich <strong>die</strong>sem Hopfenbräu.<br />

Jedoch wir s<strong>in</strong>d jetzt unterwiesen<br />

<strong>und</strong> können es mit Lust genießen.<br />

Schwester Cors<strong>in</strong>a an der Schenke<br />

verabreicht aller Art Getränke,<br />

müht sich ferner um <strong>die</strong> Kasse,<br />

kennt <strong>die</strong> Sprüche von der Gasse!<br />

Jeder kann sich selbst be<strong>die</strong>nen,<br />

Brot <strong>und</strong> Wurst auch Apfels<strong>in</strong>en,<br />

liegen zum Verzehr bereit.<br />

Schwestern, ihr habt´s gut geme<strong>in</strong>t.<br />

Musik – <strong>die</strong> große, hehre Macht<br />

ward´ wieder neu <strong>in</strong> uns entfacht.<br />

Der Chorgesang im Jahreskreis<br />

auf´s neu erkl<strong>in</strong>gt zu Gottes Preis.<br />

Schlussendlich wurden <strong>die</strong> Dankesworte <strong>und</strong> Geschenkübergaben an alle Verantwortlichen von Eugen<br />

Wanner aus Erbach-Dellmens<strong>in</strong>gen mit herzlichem Beifall bekräftigt. Doch kaum war <strong>die</strong>ser<br />

verklungen, kam schon <strong>die</strong> Frage nach der Term<strong>in</strong>ierung im Jahre 2012. Matthias Heid blieb ke<strong>in</strong>e<br />

Antwort schuldig: Sonntag, 28.10. bis Mittwoch, 31.10. Er ergänzte: mit der Chorleiter<strong>in</strong> Ursula<br />

Jochim – <strong>und</strong> löste damit Freude aus.<br />

Johannes Lang, Eh<strong>in</strong>gen

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