MIT meinem Nächsten LEBEN - Franz Sales Verlag
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Zum Thema<br />
ten“ zur Sprache zu bringen, um wieder Farbe<br />
in das Bild des Betroffenen zu bringen. Wer es<br />
an sich selbst schon erleiden musste, weiß:<br />
Man steht kaum einer Situation ohnmächtiger<br />
gegenüber, als wenn über einen negativ gesprochen<br />
wird.<br />
Anschweigen als Anfang vom Ende<br />
Ähnlich verhält es sich, wenn ich mit einem<br />
anderen lieblos rede, wobei dabei die stärkste<br />
Form das Nicht-Reden, das Anschweigen ist. Auf<br />
aggressives, anklagendes Reden kann ich noch<br />
reagieren. Ein Streit, auch wenn er laut ist, muss<br />
nicht zwangsläufig lieblos sein, wenn ich dem<br />
anderen danach wieder in die Augen schauen<br />
In einem jeden das Gute suchen und speichern<br />
kann, wenn er manches klärt. Dem Schweigen<br />
aber bin ich schutz- und machtlos ausgeliefert.<br />
Diese Art der lieblosen (Nicht-)Rede schleicht<br />
sich oft unbemerkt in so manche Beziehung und<br />
Gemeinschaft ein. Menschen, die eigentlich<br />
alles miteinander teilen sollten und die es sich<br />
auch einmal vorgenommen hatten, haben sich<br />
nichts mehr zu sagen. Das fördert Vermutungen,<br />
Missverständnisse und Vorurteile. Nicht selten<br />
ist das der Anfang vom Ende eines gemeinsamen<br />
Weges.<br />
Urteile statt Vorverurteilungen<br />
Ich ertappe mich auch immer wieder dabei,<br />
dass ich bei <strong>meinem</strong> persönlichen, manchmal<br />
grüblerischen Nachdenken, aber auch angespornt<br />
durch Aussagen anderer, alte „Sünden“<br />
bestimmter Menschen immer wieder zum<br />
Vorschein hole, sie zunächst für mich selber, in<br />
meinen Gedanken, aufwärme und sie dann bei<br />
passender Gelegenheit zum Besten gebe. So<br />
gibt es in <strong>meinem</strong> Leben – und damit bin ich<br />
wahrscheinlich nicht allein – Menschen, die bei<br />
mir eigentlich nie einen Fuß auf den Boden<br />
bringen. Ich suche direkt danach, ob ich nicht<br />
etwas finde, was mein Urteil – mein Vor-Urteil<br />
– bestätigt und untermauert. Hier, so denke ich,<br />
muss jeder von uns immer wieder ansetzen und<br />
seinen Bekanntenkreis durchforsten auf der<br />
Suche nach Menschen, die sich negativ in unser<br />
Inneres eingefressen haben, bei denen es in<br />
unserer Beziehung einen Punkt gegeben hat, ab<br />
dem sie unsere Sympathie verloren haben.<br />
Selbsterkenntnis, so sagt man, ist der beste Weg<br />
zur Besserung.<br />
Wenn ich mir bewusst bin, bei wem und ab<br />
wann sich mein Verhältnis zum Negativen<br />
gewandelt hat, kann ich auch der Frage nach<br />
dem „Warum“ nachgehen. Dabei merke ich<br />
nicht selten, dass oft unbedeutende Kleinigkeiten,<br />
die halt manchmal im falschen Moment<br />
passiert sind, der Auslöser für meine Einstellung<br />
waren. Vielleicht gelingt es mir und uns, durch<br />
diese Reflexion für uns selbst einen Weg zum<br />
anderen zu finden und zu gehen.<br />
8 Licht 4/2008