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CHÂTEAU D'ESTOUBLON - Schweizerische Weinzeitung

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S w i s s M a d e<br />

SHORT FACTS<br />

<strong>CHÂTEAU</strong><br />

D’ESTOUBLON<br />

ADRESSE Route de<br />

Maussane-les-Alpilles,<br />

F-13990 Fontvieille<br />

FON +33 490 54 64 00<br />

INTERNET www.estoublon.com<br />

INHABER Valérie und Rémy<br />

Reboul-Schneider<br />

KELLERMEISTER Rémy Reboul<br />

REBFLÄCHE 19 Hektaren<br />

PRODUKTION 40 000 Flaschen<br />

ÜBERNAHME 1999<br />

REBSORTEN Roussanne,<br />

Marsanne, Grenache blanc,<br />

Ugni blanc (weiss); Grenache<br />

noir, Mourvèdre, Syrah,<br />

Cabernet Sauvignon (rot)<br />

Niemand wird je behaupten, dass Valérie Reboul-Schneider<br />

fixiert wäre auf den Wein und sonst nichts anderes zur<br />

Kenntnis nähme. «Kommen Sie mal mit», sagt die Chefin<br />

auf Château d’Estoublon, winkt und lächelt und führt uns<br />

weg von der Verkostungstheke, durch die mit unzähligen<br />

Delikatessen der gesamten Provence vollgestopfte Epicerie,<br />

eine Treppe hinauf. Oben sind Kleider und Accessoires<br />

ausgestellt, es gibt Möbel und Einrichtungsgegenstände,<br />

dass einem die Augen überquellen und man sich eher in<br />

einer Grossstadt fühlt als im beschaulichen Fontvieille.<br />

Ein Design- und Shopping-Paradies, ein paar Kilometer<br />

vom legendären Ausflugsdorf Les Baux-de-Provence, eine<br />

knappe halbe Autostunde von Avignon entfernt. Valérie<br />

Reboul-Schneider gerät ziemlich aus dem Häuschen vor<br />

Begeisterung über die Estoublon-Aktivitäten jenseits der<br />

Reben, erzählt gern von neuen Design-Erfolgen und besonderen<br />

Stücken, die sie erworben hat und hier nun zur<br />

Bewunderung, zum Kauf anbietet.<br />

Die gebürtige Schweizerin als eingefleischte Winzerin<br />

zu bezeichnen, träfe die Wahrheit wohl nur am Rande.<br />

Mit Rebsorten und Fässern befasst sich die Tochter von<br />

Ernest Schneider zwar auch, aber die Sache mit der Vinifikation<br />

überlässt sie eher Ehemann Rémy Reboul und<br />

macht sich selbst vor allem Gedanken ums Gesamtkonzept<br />

von Château d’Estoublon. Genau so, wie es vor ihr bereits<br />

Vater Ernest getan hatte. Der Uhrenfabrikant aus Grenchen,<br />

CEO der Manufaktur Breitling, war schon vor Jahrzehnten<br />

immer wieder gern in die Alpilles gereist, in den bei Provence-Fans<br />

als besonders herb und rau, als romantisch<br />

und vielfältig bekannten Teil des französischen Südens.<br />

Das Schloss, das er damals vorfand, das er schliesslich<br />

kaufte, zur Jahreswende 1998 / 1999, und anschliessend<br />

seiner Tochter anvertraute, muss in jener Epoche freilich<br />

ganz schön anders ausgesehen haben als heute. Keine<br />

Spur von einladender Eleganz, nichts zu sehen von Einrichtungsgeschäften<br />

und touristengeeigneten Verkaufsläden.<br />

«Was wir damals vorfanden, war eine Ruine», erinnert<br />

sich Rémy Reboul, der bei der Renaissance von<br />

Estoublon eifrig mithalf und auch dafür sorgte, dass die<br />

Umgebung des Schlosses, dessen Geschichte bis ins Mittelalter<br />

reicht, vom Keller bis zum Dach renoviert, dass alte<br />

Pflanzen ausgerissen von einst zehn Hektaren Rebfläche<br />

und neue vergraben wurden.<br />

Wer damals hier war und heute wiederkommt, wird<br />

das Anwesen kaum wiedererkennen. Von insgesamt knapp<br />

200 Hektaren Land sind etwa 20 mit Grenache und Mourvèdre<br />

bepflanzt, mit Syrah und ein bisschen Cabernet<br />

Sauvignon, auch mit Marsanne und den übrigen weissen<br />

Klassikern der Gegend. Verschwunden sind dagegen die<br />

einst bedeutenden Sorten Cinsault und Counoise, von<br />

Aubun ist nichts mehr zu sehen. Auch die Ugni blanc, die<br />

vor ein paar Jahren zwei Drittel der Rebfläche einnahm,<br />

wird momentan nur noch in kleinstem Umfang benötigt.<br />

Inspiriert wurde die Neubestockung in Form einer Sélection<br />

massale von jenem Mann, der die Provence einst fast<br />

im Alleingang vom nicht für voll genommenen Roséweingebiet<br />

zum Hort spannender, anti-mainstreamiger Weine<br />

verwandelte. «Eloi Dürrbach hat uns sehr geholfen», sagt<br />

Rémy Reboul. Der Weinmacher der legendären Domaine<br />

de Trévallon, der schon vor mehr als 30 Jahren mit seinen<br />

komplexen Roten Furore machte, der Cabernet Sauvignon<br />

wie selbstverständlich in die Weinbereitung integrierte.<br />

Cabernet ist ein Stichwort, und es ist die einzige Sorte, die<br />

nicht allzu viel mit dem Süden Frankreichs zu tun hat.<br />

Auf Estoublon schätzt man ihren Einfluss, will es aber<br />

nicht übertreiben. Zumal auch die echten Provenzalen,<br />

Mourvèdre oder Marsanne, so langsam in ein Alter kommen,<br />

welches zur Herstellung beachtlicher Weine berechtigt.<br />

Und auch die Böden haben sich, im Vergleich zu einst,<br />

gut erholt; der Mikrobiologe Claude Bourguignon half<br />

bei der Terroir-Bestimmung, seit 2002 arbeitet man biologisch,<br />

und die Kontrolle der Weinberge nimmt Rémy<br />

Fotos: Herve Fabre; Mary-Laëtitia Gerval; Alain Proust<br />

S c h w e i z e r i s c h e We i n z e i t u n g — 52

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