8. MAI - Antifaschistische Linke Berlin
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UNRECHT IN ZAHLEN<br />
Vom Mythos des Wirtschaftswunders in West-Deutschland nach 1945 oder:<br />
Wo ist eigentlich das Nazigeld geblieben?<br />
Der Mythos:<br />
Nach Kriegsende versammelten sich die reuigen Deutschen in den Ruinen, um<br />
innerhalb kürzester Zeit eine fl orierende Wirtschaft neu aufzubauen.Trümmerfrauen<br />
zeigten was in ihnen steckt – aus Steinen und Schutt wurde die spätere Bundesrepublik<br />
aufgebaut. Von Null angefangen, mit Disziplin, Entsagung und Fleiß – merkwürdig<br />
bekannt klingende Tugenden.<br />
In zahlreichen Schilderungen von Firmengeschichten, z.B. aus der Automobilindustrie,<br />
wird der Aufbau aus eigener Kraft ebenso beschrieben. Mercedes umschreibt<br />
1945 mit: »Aufbau: Nach einer vierwöchigen (!) Stilllegung des Werkes und einer<br />
Besetzung durch die Franzosen beginnen 1.240 Mitarbeiter im Mai mit dem Wiederaufbau.«<br />
Doch wo kam das Geld her, wo steckten die Gewinne aus der nationalsozialistischen<br />
Vernichtungsmaschinerie, wo steckte der Profit aus Arisierung und Zwangsarbeit?<br />
Im Fall Mercedes wurden die Wege der Nazigelder recherchiert. »Nazigeld wurde<br />
gewaschen über den Umweg Zürich und Buenos Aires. Mit fingierten Zahlungen,<br />
geschmuggeltem Bargeld. (...) Ein ausführendes Unternehmen war: Daimler-Benz<br />
Untertürkheim.« (Gaby Weber, siehe Lesetipp). Nicht nur das Geld wurde über Buenos<br />
Aires transferiert und fl oss zurück in die Werke in Deutschland, auch führende<br />
Nazis und Kriegsverbrecher selbst konnten über die Kontakte nach Lateinamerika<br />
geschleust werden. In den dortigen Werken wurden sie als »Experten« eingestellt.<br />
Der Mythos vom eigenen Aufbau beinhaltet die Demonstration der späten Überlegenheit<br />
der »fl eißigen Deutschen«. Doch das vermeintliche »Wirtschaftswunder«<br />
fand nicht trotz, sondern wegen der Profite aus dem Nationalsozialismus statt.<br />
Lesetipp:<br />
Gaby Weber: Daimler-Benz und die Argentinien- Connection. Von Rattenlinien und Nazigeldern,<br />
erschienen Oktober 2004 bei Assoziation A.<br />
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