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TOPS OF BREMEN

Das Livestyle und Business Magazin für die Region aus dem Verlag der BRASSAT Mediengruppe

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Statisch gesehen geht der Tabakkonsum zurück:<br />

Während 2000 noch jeder Deutsche im Schnitt<br />

1.700 Zigaretten pro Jahr rauchte, waren es 2012<br />

nur noch rund 1.000 Stück. „Natürlich fragen<br />

die Leute: Kann man damit heute noch Geld verdienen?“,<br />

sagt Rainer von Bötticher.<br />

„Mittlerweile geht der Trend zum<br />

maßvollen Genussrauchen.“<br />

Doch das Unternehmen<br />

ist zufrieden<br />

mit seinem<br />

Umsatz, der<br />

sich im zweistelligen<br />

Millionenbereich bewegt. Etwa die Hälfte<br />

geht dabei auf den Verkauf von Zigaretten zurück,<br />

zehn Prozent auf Zigarren und der Rest auf die<br />

Nebenprodukte, die Niemeyer in den Filialen<br />

verkauft. Wie schafft ein Tabakhändler es trotz<br />

der Hürden, Zigaretten, Pfeifen und Zigarren<br />

erfolgreich an den Mann zu bringen? „Rauchen<br />

ist nicht mehr so en vogue wie früher, aber man<br />

muss sich auf Veränderungen einlassen“, sagt<br />

der Geschäftsführer, der gleichzeitig Präsident<br />

des Bundesverbandes des Tabakwareneinzelhandels<br />

ist.<br />

„Mittlerweile geht der Trend zum<br />

maßvollen Genussrauchen.“<br />

In den 1990er Jahren begann „M. Niemeyer Cigarren“<br />

verstärkt auf wohnortnahe Filialen zu<br />

setzen und ließ sich in Einkaufszentren nieder.<br />

„Tabak ist häufig ein Nebeneinkauf von Presse“,<br />

sagt von Bötticher. Durch die großen Zentren<br />

und Märkte habe man dort eine hohe Frequenz.<br />

Doch als Tabakhändler muss er sich heute einiges<br />

einfallen lassen, damit das Geschäft am Laufen<br />

bleibt: Begehbare Humidore, Raucherlounges<br />

oder Zusatzangebote wie Spirituosen sollen den<br />

Erlebniseinkauf beim Kunden stärken. „Die Menschen<br />

wollen in den Filialen zur Ruhe kommen<br />

und mit einer Zigarre oder Zigarette entschleunigen.<br />

Da muss man neue Ideen mitbringen.“ So<br />

ist in der Hamburger Filiale am Jungfernstieg<br />

beispielsweise eine Kaffeebar integriert.<br />

Als Martin Niemeyer 1864 seinen ersten Laden<br />

gegenüber der Alten Börse eröffnete, betrieb er<br />

noch ein reines Zigarrengeschäft. Bis Ende des<br />

19. Jahrhunderts wurde in Bremen immer mehr<br />

Tabak verarbeitet – die Menschen fanden Gefallen<br />

an dem exotischen Produkt. Schnell lief das<br />

Geschäft sehr erfolgreich und Niemeyer besaß<br />

bereits 1914 mehrere Zigarrenfabriken in Westfalen<br />

und Niedersachsen sowie 70 Filialen. Doch<br />

der Fachkräftemangel und die Inflation durch<br />

die beiden Weltkriege machten dem Unternehmen<br />

schwer zu<br />

schaffen. „Uns<br />

sind viele Filialen<br />

weggebrochen<br />

und wir<br />

mussten noch<br />

einmal ganz von vorne anfangen. Arbeitsplätze<br />

zu erhalten, war damals wie heute oberste Priorität“,<br />

sagt Rainer von Bötticher. Firmenchef Carl<br />

Bracksieck starb 1944, sein politisch verfolgter<br />

Partner Wilhelm Fritzsche 1955. Unter der Führung<br />

von Bracksiecks Tochter bezog das Unternehmen<br />

einen neuen Stammsitz und erholte sich<br />

allmählich von den schweren Jahren. In den<br />

1970er Jahren begann „M. Niemeyer Cigarren“<br />

in den Tabakfilialen auch Lotto-Annahmestellen<br />

einzurichten und das Geschäft florierte.<br />

Das Unternehmen hat sich erfolgreich zurückgekämpft<br />

und blickt optimistisch in die Zukunft:<br />

„Trotz aller Pressionen wird immer geraucht<br />

werden“, ist sich der Geschäftsführer sicher.<br />

Vor einem Jahr hat der Tabakhändler seine neue<br />

Zentrale in der Airport-City bezogen. Damit Niemeyer<br />

auch weiterhin in Familienhand bleibt, ist<br />

vergangenes Jahr von Böttichers Sohn Johannes<br />

nach seinem Betriebswirtschaftsstudium<br />

und einigen Jahren in einem großen Handelskonzern<br />

in die Firma seines Vaters eingestiegen.<br />

Bevor er mit der eigentlichen Arbeit begann,<br />

besuchte der 30-Jährige die beiden wichtigsten<br />

Herstellerländer der Zigarren – Kuba und die<br />

Dominikanische Republik. Seitdem rauche er<br />

selbst und trage den Zigarrenkonsum mit Leidenschaft<br />

in seinen Freundeskreis. „Wenn man<br />

Rainer von Bötticher,<br />

heutiger Geschäftsführer<br />

von M. Niemeyer Cigarren<br />

einmal da war, kommt man mit einem ganz anderen<br />

Gefühl für das Produkt wieder“, sagt sein<br />

Vater. „Ich habe damals zu Beginn selbst auf den<br />

Tabakfarmen gearbeitet und Zigarren gedreht.“<br />

Identifikation spielt bei „M. Niemeyer Cigarren“<br />

auch in der Unternehmensführung eine große<br />

Rolle: „Wir legen viel Wert auf unternehmerisch<br />

denkende Filialleitungen, die den Laden führen,<br />

als wäre es ihr eigener – eben persönlich und<br />

inhaberorientiert.“ Das Unternehmen beschäftigt<br />

380 Mitarbeiter und bildet Einzelhandels- und<br />

Bürokaufleute aus. „Entscheidend ist, wie das<br />

Produkt in den Läden präsentiert wird.“ Als<br />

Handelsplatz hat das Internet für Rainer von<br />

Bötticher deswegen einen untergeordneten Stellenwert.<br />

„Zigarrenraucher haben keine starke<br />

Markenbindung. Bei ihrer Wahl wollen sie das<br />

Produkt anfassen und riechen.“ Dennoch denken<br />

Vater und Sohn über einen Online-Shop<br />

nach, der eher als Zusatzangebot dienen soll.<br />

Von Bötticher: „Grundsätzlich wollen wir so<br />

weitermachen wie bisher, aber natürlich entwickeln<br />

wir uns immer weiter und stellen uns<br />

den veränderten Anforderungen der Kunden.“<br />

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