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trans aktuell, Ausgabe 24/2014

POLITIK UND WIRTSCHAFT Infrastruktur: Für 28 Milliarden Euro will der Bund 
die Schiene attraktiver machen – auch für Logistiker. SPEDITION UND LOGISTIK Strategiewechsel: Bei Panalpina ist der Landverkehr kein Kerngeschäft mehr – was ihm überraschend gut tut. MANAGEMENT Finanzen: Beim Mediativ-Inkasso kommen Logistiker an ihr Geld, ohne dass die Geschäftsbeziehung darunter leidet. RECHT PRAKTISCH Jahreswechsel: Lkw-Maut, ADR-Vorschriften und 
Lohnsteuer – diese Neuerungen kommen auf Sie zu. KÖPFE UND KARRIEREN Porträt Paul Schiffer macht die Bühne mobil – er leitet 
den Fuhrpark des Landestheaters Tübingen-Reutlingen. SICHER AUF ACHSE Sicherheit: Schwere Lkw-Unfälle an Stauenden sind
Alltag auf deutschen Autobahnen – ein Überblick. KOMMUNIKATION Telematik: Die App Active Mobile sendet Daten vom 
Subunternehmen direkt ins System der Spedition. FAHRZEUG UND TECHNIK Baustelle: Gedämmte Mulden für Aspahlt sind im 
neuen Jahr Pflicht. Die Hersteller sind darauf vorbereitet.

POLITIK UND WIRTSCHAFT
Infrastruktur: Für 28 Milliarden Euro will der Bund 
die Schiene attraktiver machen – auch für Logistiker.

SPEDITION UND LOGISTIK
Strategiewechsel: Bei Panalpina ist der Landverkehr kein Kerngeschäft mehr – was ihm überraschend gut tut.

MANAGEMENT
Finanzen: Beim Mediativ-Inkasso kommen Logistiker an ihr Geld, ohne dass die Geschäftsbeziehung darunter leidet.

RECHT PRAKTISCH
Jahreswechsel: Lkw-Maut, ADR-Vorschriften und 
Lohnsteuer – diese Neuerungen kommen auf Sie zu.

KÖPFE UND KARRIEREN
Porträt Paul Schiffer macht die Bühne mobil – er leitet 
den Fuhrpark des Landestheaters Tübingen-Reutlingen.

SICHER AUF ACHSE
Sicherheit: Schwere Lkw-Unfälle an Stauenden sind
Alltag auf deutschen Autobahnen – ein Überblick.

KOMMUNIKATION
Telematik: Die App Active Mobile sendet Daten vom 
Subunternehmen direkt ins System der Spedition.

FAHRZEUG UND TECHNIK
Baustelle: Gedämmte Mulden für Aspahlt sind im 
neuen Jahr Pflicht. Die Hersteller sind darauf vorbereitet.

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Auf Seite 3: die Stolperfallen beim Mindestlohn<br />

DIE ZEITUNG FÜR TRANSPORT, VERKEHR UND MANAGEMENT<br />

Nr. <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong> www.<strong>trans</strong><strong>aktuell</strong>.de 6035 Euro 2,90<br />

Trendwende: Panalpina<br />

schreibt im Landverkehr<br />

wieder schwarze Zahlen.<br />

Wie das gelang, sagt<br />

Bereichsleiter Lingemann.<br />

Seite 6<br />

Logistik: Der Torund<br />

Türenhersteller<br />

Hörmann setzt beim<br />

Transport auf eine<br />

Doppelstrategie.<br />

Seite 7<br />

Fahrbericht: Wendig<br />

und wetterfest – der<br />

Euro 6 Unimog zeigt<br />

im <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>-Test,<br />

was er alles drauf hat.<br />

Seite 13<br />

INSOLVENZ-PROGNOSE<br />

Immer mehr Firmen<br />

müssen dicht machen<br />

Bahn will Milliarden<br />

Kartell: Spediteure haben Fluggesellschaften jahrelang zu viel bezahlt. Die Bahn macht nun Ernst<br />

und fordert für DB Schenker von verschiedenen Airlines, darunter die Lufthansa, Schadenersatz.<br />

Dass die Transportbranche besonders<br />

Insolvenz-gefährdet ist, dürfte<br />

kein Geheimnis sein. Für das nächste<br />

Jahr aber besteht doppelter Grund zur<br />

Wachsamkeit: Der Kreditversicherer<br />

Euler Hermes hält die Papier- und die<br />

Transportbranche für besonders gefährdet.<br />

In diesen Bereichen sei das Risiko<br />

von Zahlungsausfällen besonders<br />

hoch, heißt es in einer am Montag veröffentlichten<br />

Prognose für 2015. »Wir<br />

erwarten in diesen Branchen einen Zuwachs<br />

von neun beziehungsweise acht<br />

Prozent«, sagt der Risikovorstand von<br />

Euler Hermes, Thomas Krings. Das<br />

Unternehmen rechnet im nächsten Jahr<br />

mit einem Wachstum von 1,2 Prozent<br />

und mit gleichzeitig steigenden Insolvenzen.<br />

Nachdem die Pleiten <strong>2014</strong> um<br />

sechs Prozent zurück gegangen seien,<br />

erwartet der Kreditversicherer für 2015<br />

einen Zuwachs von zwei Prozent. Betroffen<br />

wären <strong>24</strong>.979 Betriebe.<br />

DIREKT<br />

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Aufeinandertreffen auf dem Vorfeld – und bald auch vor Gericht? Betroffen von der Klage der Bahn sind zahlreiche Airlines, darunter die australische Quantas.<br />

Die Deutsche Bahn fordert<br />

von verschiedenen<br />

Fluggesellschaften<br />

Schadenersatz in Milliardenhöhe.<br />

Hintergrund sind illegale<br />

Preisabsprachen bei der Luftfracht.<br />

»Mit zwei Klagen in<br />

Deutschland und in den USA<br />

macht die Deutsche Bahn Schadenersatzansprüche<br />

in Höhe<br />

von rund 2,1 Milliarden Euro<br />

geltend«, sagt Christopher<br />

Rother, Leiter der Kartellrechtsabteilung<br />

der Bahn. Das<br />

Luftfracht-Kartell sei eines der<br />

größten Kartelle in der Wirtschaftsgeschichte<br />

und eines der<br />

wenigen, die global tatsächlich<br />

funktioniert hätten. »Das macht<br />

die immensen Schäden deutlich, die<br />

verursacht wurden und die wir als Spediteur<br />

erlitten haben.« Betroffen ist die<br />

Bahn-Tochter DB Schenker als weltweit<br />

zweitgrößter Luftfrachtspediteur.<br />

In Deutschland wurde Klage beim<br />

Landgericht Köln eingereicht, wo die<br />

Deutsche Lufthansa ihren Sitz hat. Die<br />

Schadenersatzansprüche richten sich<br />

aber auch gegen Air Canada, British<br />

Airways, Cargolux, Cathay Pacific, Japan<br />

Airlines, LAN, Quantas, SAS und<br />

Singapore Airlines. »Wir machen dort<br />

einen Schaden in Höhe von 1,2 Milliarden<br />

Euro geltend«, sagte Rother.<br />

Hinzu kämen aufgelaufene Zinsen von<br />

etwa 560 Millionen Euro. Rund 10 bis<br />

20 Prozent der Schadenssumme entfielen<br />

auf die Lufthansa. Bahn-Rechtsvorstand<br />

Gerd Becht hatte zuvor gesagt,<br />

die Klage ziele hauptsächlich auf<br />

Deutschlands größte Fluggesellschaft,<br />

weil die »Lufthansa in dem Kartell eine<br />

maßgebliche Rolle gespielt« habe.<br />

DIE FRACHTRIESEN IN DER LUFT<br />

Die Fluggesellschaften mit den höchsten Frachtvolumina im Jahr 2013<br />

(Tonnenkilometer in Millionen)<br />

Fedex16,127<br />

UPS 10,584<br />

Emirates 10,459<br />

Cathay Pacific Airways 8,<strong>24</strong>1<br />

Korean Air Lines 7,666<br />

Lufthansa 7,218<br />

Singapore Airlines 6,<strong>24</strong>0<br />

Cargolux 5,225<br />

Qatar Airways 4,972<br />

China Airlines 4,813<br />

Quelle: Wikipedia/IATA<br />

An dem 2006 aufgedeckten weltweiten<br />

Kartell waren mehr als 20<br />

Fluglinien beteiligt. Sie hatten zwischen<br />

1999 und 2006 Kerosin- und<br />

Sicherheitszuschläge abgesprochen,<br />

so dass von den Spediteuren jahrelang<br />

zu hohe Preise verlangt wurden.<br />

In den USA hat die Bahn bereits im<br />

August Klage gegen Air France, All<br />

Nippon Airways, Cargolux, KLM,<br />

Martin Air, Quantas und SAS eingereicht,<br />

dort beträgt die Schadenssumme<br />

etwa 300 Millionen Euro.<br />

Hier käme jedoch noch weitere<br />

Unbill auf die beklagten Luftlinien zu,<br />

denn die US-Gerichte könnten einen sogenannten<br />

Strafschadenersatz zuerkennen,<br />

was dem dreifachen Schadenersatz<br />

entspreche, sagt Rother. Das maximale<br />

Risiko für die Airlines belaufe sich damit<br />

auf etwa 2,7 Milliarden Euro.<br />

Aufgedeckt wurde das Kartell<br />

durch den Kronzeugen Lufthansa,<br />

DER EINTREIBER<br />

Die Sondereinheit: Die Bahn ist als einer der<br />

größten Einkäufer in Deutschland des öfteren<br />

Opfer von Preisabsprachen. Der Konzern hat<br />

daher in seiner Rechtsabteilung vor zwei Jahren<br />

eine Sondereinheit gebildet, die Schadensersatz<br />

für Wettbewerbsverstöße eintreibt: CRK4. Dabei<br />

steht C für das Vorstandsressort Compliance,<br />

Datenschutz, Recht und Konzernsicherheit, R<br />

für den Bereich Recht, K weist auf Kartelle hin, 4<br />

ist die Gruppe, die sich um den Schadensersatz<br />

kümmert. Zwar befasst sich in Deutschland das<br />

Bundeskartellamt mit illegalen Preisabsprachen,<br />

aber die Bußgelder wandern in den Haushalt.<br />

Die Bereiche: Bislang haben die Bahn-Juristen<br />

einen dreistelligen Millionenbetrag für das Unternehmen<br />

hereingeholt. Aufgrund ihrer Größe<br />

sei die Bahn direkt oder indirekt von fast jedem<br />

dritten Kartell betroffen, sagt ein Sprecher. Kartelle<br />

gab es bislang unter anderem bei Schienen,<br />

Spannstahl, Aufzügen und Rolltreppen,<br />

aber auch bei Kaffee und Bier.<br />

der den Behörden entsprechende Unterlagen<br />

zur Verfügung gestellt hatte.<br />

Die Lufthansa kam deshalb bisher um<br />

Strafzahlungen herum. Die EU-Kommission<br />

hatte bereits im November<br />

2010 Geldbußen von insgesamt rund<br />

800 Millionen Euro verhängt. In den<br />

USA, Australien, Brasilien, Kanada,<br />

Neuseeland, Südafrika und Südkorea<br />

war es zu Verurteilungen und Geldbußen<br />

von insgesamt etwa 1,5 Milliarden<br />

Euro gekommen.<br />

Unabhängig von Strafzahlungen<br />

an Kartellbehörden können die Opfer<br />

der Preisabsprachen aber selbst Schadenersatz<br />

geltend machen – was die<br />

Bahn gerade tut. In den USA seien auf<br />

diesem Wege bereits Vergleiche mit einem<br />

Umfang von mehr als einer Milliarde<br />

Dollar erzielt worden, sagt Rother.<br />

Er verweist darauf,<br />

dass die DB durch bisher<br />

geschlossene Vergleiche<br />

bereits einen hohen einstelligen<br />

Millionenbetrag<br />

zurückerstattet bekommen<br />

habe. »Wir haben<br />

uns allerdings dazu entschieden,<br />

unsere Ansprüche<br />

selbst zu verfolgen.«<br />

Die von Sammelklage-<br />

Anwälten ausgehandelten<br />

Vergleiche hätten aus DB-<br />

Sicht keinen angemessenen<br />

Schadensausgleich<br />

geboten.<br />

Unverständlich sei es,<br />

dass die Fluggesellschaften<br />

seit Jahren sämtliche<br />

Gesprächsangebote der<br />

DB abgelehnt hätten und<br />

nicht zu einer außergerichtlichen<br />

Einigung bereit gewesen<br />

seien, sagt der Bahn-Jurist. Jetzt<br />

gehe man den Klageweg, damit die<br />

Ansprüche nicht verjährten. Da das<br />

Verschulden der Fluggesellschaften<br />

zweifelsfrei feststehe, gehe es nicht<br />

um die Frage ob, sondern wann sich<br />

die Airlines ihrer Verantwortung<br />

stellten und den entstandenen Schaden<br />

beglichen. Der Verhandlungsweg<br />

steht laut der Bahn weiterhin offen.<br />

Regina Weinrich<br />

Foto: DB AG


2 I IN LETZTER MINUTE <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong><br />

ZUR SACHE<br />

Regina<br />

Weinrich<br />

Virtuelles Geld<br />

Insgesamt 315 Milliarden Euro<br />

sollen investiert werden, nicht<br />

zuletzt in Europas Verkehrsinfrastruktur,<br />

315 Milliarden Euro<br />

zum Anschub der Wirtschaft in<br />

der krisengebeutelten EU. Die<br />

Ankündigung einer Investitionsoffensive<br />

durch Kommissionspräsident<br />

Jean-Claude Juncker<br />

war eine frohe Botschaft bereits<br />

vor Beginn der Weihnachtszeit.<br />

Aber war sie das wirklich?<br />

Bei näherem Betrachten sind<br />

große Zweifel angebracht, denn<br />

wir reden hauptsächlich von virtuellem<br />

Geld. Eigentlich steht<br />

Juncker mit Brosamen da und<br />

verspricht gleichzeitig ein Füllhorn.<br />

Sein Europäischer Fonds<br />

für strategische Investitionen<br />

könnte sich deshalb ganz schnell<br />

als Luftnummer entpuppen.<br />

Nicht nur sollen dabei aus<br />

21 Milliarden Euro erstaunliche<br />

315 Milliarden Euro »erhebelt«<br />

werden. Der Luxemburger hat<br />

zudem kein frisches Geld, um<br />

den im Verhältnis zur angenommenen<br />

Gesamtsumme lächerlich<br />

kleinen Grundbetrag zusammen<br />

zu bekommen. Er will mit<br />

seiner Kommission »der letzten<br />

Chance« (Zitat Juncker) auch in<br />

fremden Revieren wildern.<br />

Herhalten soll als Sicherheit<br />

– für den Verkehrssektor besonders<br />

brisant – auch das Programm<br />

Connecting Europe Facility,<br />

von dem sich die Branche<br />

einen echten Mehrwert erhofft<br />

hatte. Ob das schnell umzusetzen<br />

ist, ist fraglich. Dass man das<br />

Geld aus dem bereits jetzt unterfinanzierten<br />

Topf nicht zweimal<br />

ausgeben kann, ist eine Tatsache.<br />

Von den 315 Milliarden wird<br />

auf die Schnelle wohl eher nichts<br />

in deutsche Straßen und Schienen<br />

fließen. Und damit wären<br />

wir bei der Maxime: Hilf Dir<br />

selbst. Die vom CDU-Abgeordneten<br />

Markus Pieper vorgeschlagene<br />

Zweckbindung von Steuereinnahmen<br />

für die Infrastruktur<br />

wäre dabei ein gangbarer Weg.<br />

FAMILIENUNTERNEHMEN<br />

Jobmotor<br />

der Wirtschaft<br />

Die Top 500 familiengeführten<br />

Unternehmen in<br />

Deutschland leisten einen hohen<br />

Beitrag zur Konjunktur<br />

und für einen stabilen Arbeitsmarkt.<br />

Dies belegt eine Studie<br />

über deren volkswirtschaftliche<br />

Bedeutung, die im Auftrag der<br />

Stiftung Familienunternehmen<br />

entstand. Während Dax-Unternehmen<br />

zwischen 2010 und<br />

2012 Stellen reduzierten, kamen<br />

in den erfassten Familienunternehmen<br />

4,1 Prozent im Inland<br />

und 5,5 im Ausland hinzu.<br />

Zudem beschäftigen sie rund 70<br />

Prozent ihrer Mitarbeiter hierzulande,<br />

bei Dax-Unternehmen<br />

waren dies 38 Prozent. Bei den<br />

Logistikern führt danach Rethmann<br />

aus Selm (NRW) die Liste<br />

an, mit mehr als 60.000 Beschäftigten<br />

(Stand: 2012) und<br />

knapp 12 Milliarden Euro Umsatz,<br />

gefolgt von Dachser aus<br />

Kempten (21.650 Mitarbeiter,<br />

4,4 Milliarden) und Schnellecke<br />

aus Wolfsburg (18.700 Beschäftigte,<br />

835 Millionen).<br />

STUTE LOGISTICS<br />

Outsourcing für<br />

Trailerhersteller<br />

Das Bremer Unternehmen<br />

Stute Logistics übernimmt<br />

Teile der Produktionsversorgung<br />

für das Unternehmen<br />

Cargobull Logistik und Service.<br />

Mit einem Zentrallager<br />

sowie der Auslagerung von<br />

Teilen der Produktionslogistik<br />

will Schmitz Cargobull eigenen<br />

Angaben zufolge die Lieferkette<br />

optimieren. Stute wird künftig<br />

neben dem Produktionsstandort<br />

Altenberge auch Vreden,<br />

Gotha und Toddin mit Produkten<br />

beliefern. »Durch die Beauftragung<br />

eines Dienstleisters<br />

und die Nähe zu zwei Montagewerken<br />

erhalten wir darüber<br />

hinaus weitere Potenziale für die<br />

Verkürzung der Lieferkette«,<br />

sagt Wolf-Dietrich Fischer, Geschäftsführer<br />

von Schmitz Cargobull<br />

Logistik und Service. Stute<br />

wird künftig neben dem Lager<br />

und der Produktionsversorgung<br />

auch die Leergutabwicklung der<br />

Transportbehältnisse in Nordwalde<br />

übernehmen. Teilen. In<br />

dem neuen Nordwalder Logis-<br />

Noch viel Energie nötig<br />

Alternative Antriebe: Eine Million E-Fahrzeuge bis 2020 – um<br />

dieses Ziel zu erreichen, sind laut der Nationalen Plattform<br />

Elektromobilität noch erhebliche Anstrengungen erforderlich.<br />

Umbau zum E-Lkw: Das Unternehmen Meyer Logistik ist auf diesem Gebiet einer der Pioniere.<br />

Das Ziel, eine Million<br />

Elektrofahrzeuge bis<br />

2020 in Deutschland<br />

auf die Straße zu bringen, bleibt<br />

erreichbar. Dazu sind laut der<br />

Nationalen Plattform Elektromobilität<br />

(NPE), die sich aus<br />

Vertretern von Politik, Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Verbänden<br />

zusammensetzt, aber<br />

erhebliche Anstrengungen erforderlich.<br />

»Im internationalen<br />

Vergleich der Leitmärkte liegt<br />

Deutschland derzeit im Mittefeld«,<br />

heißt es im <strong>aktuell</strong>en Fortschrittsbericht<br />

<strong>2014</strong>, den Prof.<br />

Henning Kagermann, Vorsitzender<br />

des NPE-Lenkungskreises<br />

am Dienstag Kanzlerin Angela<br />

Merkel (CDU) übergeben hat.<br />

Aktuell seien in Deutschland<br />

rund <strong>24</strong>.000 Elektrofahrzeuge<br />

zugelassen und rund 4.800 Ladepunkte<br />

an etwa 2.400 Standorten<br />

aufgebaut. Der Anspruch<br />

der Bundesregierung ist es, internationaler<br />

Leitanbieter und<br />

Leitmarkt für Elektromobilität<br />

zu werden. Zum Vergleich: In<br />

den USA sind zehnmal so viele<br />

E-Fahrzeuge unterwegs, in Japan<br />

viermal so viele, und auch<br />

in China, Norwegen, Frankreich<br />

und sogar in den Niederlanden<br />

sind mehr Stromer auf den Straßen.<br />

Immerhin aber bescheinigen<br />

die Experten in ihrem vierten<br />

Bericht, der die Phase der<br />

Marktvorbereitung von 2010<br />

bis <strong>2014</strong> abschließt, der Bundesregierung,<br />

dass mit diesen Eckdaten<br />

die Grundlage für einen<br />

Markthochlauf gelegt sei.<br />

Was den Anspruch angeht,<br />

internationaler Leitanbieter zu<br />

werden, muss sich die deutsche<br />

Industrie demnach nicht verstecken.<br />

Sie befinde sich auf einem<br />

guten Weg, heißt es. Bis Jahresende<br />

gibt es der NPE zufolge 17<br />

elektrisch angetriebene Fahrzeugmodelle<br />

deutscher Hersteller<br />

am Markt, im nächsten Jahr<br />

soll ein weiteres Dutzend folgen.<br />

Die Experten halten es jedoch<br />

für erforderlich, dass die Fahrzeuge<br />

bei Preis und Reichweite<br />

attraktiver werden. Daher regen<br />

sie an, in der Phase des Markthochlaufs<br />

(2015 bis 2017) für<br />

Forschung und Entwicklung<br />

rund 2,2 Milliarden Euro zu<br />

mobilisieren. Der Beitrag der<br />

Bundesregierung belaufe sich<br />

auf 360 Millionen Euro im Jahr,<br />

unterstellt ist dabei eine Förderquote<br />

von durchschnittlich 50<br />

Prozent der Kosten.<br />

Auch im Bereich der Zellfertigung<br />

müssten Forschung und<br />

Entwicklung noch verstärkt<br />

werden. Bei den verbreiteten<br />

Lithium-Ionen-Zellen der zweiten<br />

Generation bestünden zum<br />

Teil hohe Überkapazitäten, so<br />

dass ein Ausbau der Produktion<br />

in Deutschland wirtschaftlich<br />

nicht darstellbar<br />

sei. Dennoch<br />

sei es nötig, das<br />

Know-how hierzulande<br />

zu erhöhen,<br />

damit etwa eine Fertigung<br />

der Zellen der folgenden Generationen<br />

in Deutschland erfolgen<br />

könne. Die NPE will in den<br />

nächsten Monaten hierzu einen<br />

Fahrplan erarbeiten.<br />

Was das Ziel »internationaler<br />

Leitmarkt« angeht, sind die<br />

Herausforderungen nicht kleiner.<br />

Die NPE spricht sich hier<br />

klar für eine Sonderabschreibung<br />

für gewerbliche Nutzer<br />

aus. So sollen im ersten Jahr<br />

50 Prozent der Kosten von der<br />

Steuer absetzbar sein. In den<br />

Sonderabschreibung<br />

für Firmen angeregt<br />

Prognosen erweise sich das als<br />

sehr effiziente Maßnahme, heißt<br />

es. Die NPE greift damit eine<br />

Forderung der Verbände VDA,<br />

VDIK und dem Deutschen Verkehrsforum<br />

auf.<br />

Der Expertenkreis plädiert<br />

ferner für eine finanzielle Unterstützung<br />

der Unternehmen,<br />

die die Ladeinfrastruktur bereitstellen.<br />

»Derzeit und voraussichtlich<br />

bis<br />

2020 sind öffentlich<br />

zugängliche<br />

Ladepunkte sowie<br />

ein Schnellladenetz<br />

nicht wirtschaftlich<br />

zu betreiben«, erklären sie. Darüber<br />

hinaus kommt es für die<br />

Fachleute auch darauf an, das<br />

im September vom Kabinett<br />

verabschiedete Gesetz zur Elektromobilität<br />

zügig umzusetzen.<br />

Darin ermöglicht es Bundesverkehrsminister<br />

Alexander<br />

Dobrindt (CSU) zum Beispiel<br />

den Kommunen, Anreize für<br />

Nutzer von E-Autos zu setzen<br />

– indem sie zum Beispiel kostenlose<br />

Parkplätze bereitstellen<br />

oder die Busspuren freigeben.<br />

Dobrindt selbst sieht sich durch<br />

den Fortschrittsbericht ermutigt.<br />

»Wir haben die besten Ausgangsvoraussetzungen,<br />

um der<br />

Elektromobilität entscheidende<br />

Impulse zu geben«, heißt es in<br />

einer gemeinsamen Mitteilung<br />

des Wirtschafts-, Verkehrs- und<br />

Umweltministeriums.<br />

Der VDA sieht, was das Ziel,<br />

Deutschland als Leitmarkt für<br />

E-Mobilität zu etablieren, vor<br />

allem die Politik gefordert. »Von<br />

diesem Ziel sind wir noch weit<br />

entfernt – trotz hoher Zuwachsraten«,<br />

sagte Verbandspräsident<br />

Matthias Wissmann am Dienstag<br />

in Berlin. Ausdrücklich begrüßt<br />

er aber die von der NPE<br />

vorgeschlagene Sonderabschreibung<br />

für Unternehmen.<br />

Die Opposition hält die Bilanz<br />

in Sachen E-Mobilität für<br />

schlecht. Deutschland sei weit<br />

davon entfernt, Leitmarkt zu<br />

werden, kommentierte der verkehrspolitische<br />

Sprecher der<br />

Grünen im Bundestag, Stephan<br />

Kühn. »Deutschland spielt weiter<br />

in der Regionalliga.«<br />

Matthias Rathmann<br />

Foto: Meyer Logistik<br />

INHALT<br />

POLITIK UND WIRTSCHAFT<br />

Infrastruktur: Für 28 Milliarden Euro will der Bund<br />

die Schiene attraktiver machen – auch für Logistiker. 4<br />

SPEDITION UND LOGISTIK<br />

Strategiewechsel: Bei Panalpina ist der Landverkehr<br />

kein Kerngeschäft mehr – was ihm überraschend gut tut. 6<br />

MANAGEMENT<br />

Finanzen: Beim Mediativ-Inkasso kommen Logistiker an<br />

ihr Geld, ohne dass die Geschäftsbeziehung darunter leidet. 8<br />

RECHT PRAKTISCH<br />

Jahreswechsel: Lkw-Maut, ADR-Vorschriften und<br />

Lohnsteuer – diese Neuerungen kommen auf Sie zu. 9<br />

KÖPFE UND KARRIEREN<br />

Porträt Paul Schiffer macht die Bühne mobil – er leitet<br />

den Fuhrpark des Landestheaters Tübingen-Reutlingen. 10<br />

SICHER AUF ACHSE<br />

Sicherheit: Schwere Lkw-Unfälle an Stauenden sind<br />

Alltag auf deutschen Autobahnen – ein Überblick. 11<br />

KOMMUNIKATION<br />

Telematik: Die App Active Mobile sendet Daten vom<br />

Subunternehmen direkt ins System der Spedition. 12<br />

FAHRZEUG UND TECHNIK<br />

Baustelle: Gedämmte Mulden für Aspahlt sind im<br />

neuen Jahr Pflicht. Die Hersteller sind darauf vorbereitet. 14<br />

ANZEIGENMARKT 16<br />

Warnstreiks in Bayern<br />

Im Freistaat brodelt es derzeit: Mit Warnstreiks versucht die<br />

Dienstleistungswerkschaft Verdi ihre Forderungen in der<br />

Tarifrunde des Transport- und Logistikgewerbes in Bayern<br />

durchzusetzen. Betroffen waren etwa die Trans-o-flex-Standorte<br />

in Schwarzenbruck bei Nürnberg und Attaching bei Freising<br />

sowie ein DPD-Depot in Aschaffenburg (Bild). Nach Verdi-<br />

Angaben beteiligten sich bei DPD 100 Mitarbeiter an dem<br />

Warnstreik, so dass 50.000 Pakete nicht bearbeitet wurden.<br />

Als Grund für den Warnstreik nennt die Gewerkschaft das in<br />

der zweiten Verhandlungsrunde vorgelegte »unzureichende<br />

und nicht verhandlungsfähige Angebot« der Arbeitgeberverbände<br />

Landesverband Bayerischer Transporteure (LBT) und<br />

Landesverband Bayerischer Spediteure LBS. Der LBT wolle<br />

allenfalls über einen Inflationsausgleich verhandeln, der LBS<br />

1,9 Prozent mehr Lohn bezahlen. Verdi fordert aber eine Erhöhung<br />

bei Löhnen und Gehältern um 5,5 Prozent, mindesterns<br />

jedoch um 120 Euro. Die dritte Verhandlungsrunde findet am<br />

8. Dezember in Ismaning statt. sp/ilo<br />

Impressum<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong><br />

Die Zeitung für Transport, Verkehr und<br />

Management<br />

Chefredaktion:<br />

Matthias Rathmann (rat)<br />

Redaktion:<br />

Markus Braun (mkb), Ilona Jüngst (ilo)<br />

Carsten Nallinger (cn), Claudia Wild (wil)<br />

Online: Thorsten Gutmann (Ltg.);<br />

Markus Bauer, Susanne Spotz,<br />

Georg Weinand (Redaktion);<br />

Jan Grobosch (Grafik/Produktion)<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Iris Rocktaeschel (iro)<br />

Weitere Mitarbeiter: Jan Bergrath (jb),<br />

Matthias Heerwagen (mh), Johannes<br />

Roller (jr), Thomas Rosenberger (tr),<br />

Knut Zimmer (kuz)<br />

Grafik/Produktion:<br />

Katja Reibold (Ltg.), Frank Haug,<br />

Monika Haug, Götz Mannchen<br />

Sekretariat: Uta Sickel<br />

Korrespondenten Berlin/Brüssel:<br />

Hans-Peter Colditz (co)<br />

Regina Weinrich (rw)<br />

Verlag: EuroTransportMedia<br />

Verlags- und Veranstaltungs-GmbH<br />

Das Gemeinschaftsunternehmen von<br />

Dekra, Motor Presse Stuttgart und<br />

VF Verlagsgesellschaft<br />

Geschäftsführer: Oliver Trost<br />

Redaktioneller Gesamtleiter<br />

und Herausgeber: Werner Bicker<br />

Anschrift von Verlag und Redaktion:<br />

Postfach 81 02 07, 70519 Stuttgart<br />

Handwerkstraße 15, 70565 Stuttgart<br />

Tel.: 07 11/7 84 98-31,<br />

Fax: 07 11/7 84 98-59<br />

E-Mail: <strong>trans</strong><strong>aktuell</strong>@etm-verlag.de<br />

Internet: www.<strong>trans</strong><strong>aktuell</strong>.de<br />

Anzeigenleitung:<br />

Werner Faas, Tel.: 07 11/7 84 98-96<br />

Anzeigenmarkt:<br />

Norbert Blucke, Tel. 07 11/7 84 98-94<br />

Vertrieb:<br />

Bernd Steinfeldt (Ltg.), Gerlinde Braun,<br />

Sylvia Fischer, Tel. 07 11/ 7 84 98-14/-18,<br />

Fax 07 11/7 84 98-46,<br />

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Nr. 23, <strong>2014</strong><br />

Gerichtsstand Stuttgart


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong> DIE SEITE DREI I 3<br />

Auf der richtigen Spur<br />

Neuerung: Der Mindestlohn kommt zum 1. Januar 2015 – und mit ihm viele<br />

Fragezeichen. <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> hat Rechtsexperten zu den wichtigsten Punkten befragt.<br />

Foto: Fotolia; Montage: Mannchen<br />

Die Basics sind bekannt: Das<br />

Mindestlohngesetz (MiLoG)<br />

schreibt ab dem 1. Januar 2015<br />

einen Mindestlohn in Höhe von 8,50<br />

Euro brutto je Zeitstunde vor.<br />

Damit verbunden sind aber noch<br />

zahlreiche Fragen. <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> hat<br />

die wichtigsten Antworten nach dem<br />

derzeitigen Kenntnisstand zusammengefasst,<br />

maßgeblich unter Mithilfe von<br />

Rechtsanwältin Elisabeth Schwartländer-Brand<br />

vom Arbeitgeberverband<br />

Spedition und Logistik (AVSL) in<br />

Baden-Württemberg sowie Rechtsanwalt<br />

Dr. Boris Alles von der Kanzlei<br />

CMS Hasche Sigle in Frankfurt.<br />

Für die Transport- und Logistikbranche<br />

ist das Thema brandheiß:<br />

Nicht nur müssen manche Unternehmen<br />

unter Umständen die Entlohnung<br />

ihrer Mitarbeiter ändern.<br />

Laut Schwartländer-Brand stellt das<br />

Mindestlohngesetz auch erhebliche<br />

Dokumentationspflichten auf – nach<br />

derzeitigem Stand müssen etwa künftig<br />

auch kaufmännische und leitende<br />

Mitarbeiter ihre Arbeitszeit festhalten.<br />

Zahlreiche Fragen sind laut Rechtsanwalt<br />

Andreas Stommel, Geschäftsführer<br />

des Arbeitgeberverbandes<br />

Spedition und Logistik Deutschland<br />

(ASL), auch noch ungeklärt. Sind die<br />

Verlader mithaftungspflichtig? Wie<br />

werden die Bereitschaftszeiten geklärt?<br />

Müssen wirklich alle Mitarbeiter ihre<br />

Arbeitszeit dokumentieren? Wie werden<br />

die Arbeitnehmer aus dem Ausland<br />

wettbewerbsneutral kontrolliert?<br />

Klären muss das die Rechtssprechung.<br />

Ilona Jüngst<br />

Die größten Irrtümer<br />

Irrtum 1: Nicht für ausländische Logistikunternehmen:<br />

»Es spricht vieles dafür, dass das MiLoG auch bei<br />

kurzzeitiger Tätigkeit in Deutschland gilt. So ist es zwar<br />

möglich, dass das Arbeitsvertragsstatut (also das auf<br />

den Arbeitsvertrag anwendbare Recht) im Ausland<br />

liegt, dennoch handelt es sich – zumindest – bei den §§<br />

1 und 2 MiLoG um sog. Eingriffsnormen nach Art. 9 Rom<br />

I-VO, die aufgrund eines gesteigerten Durchsetzungswillens<br />

des Gesetzgebers auf alle Arbeitsverhältnisse<br />

mit Inlandsbezug Anwendung finden sollen. Eine solche<br />

Regelung verstößt m.E. auch nicht gegen die Dienstleistungsfreiheit<br />

nach Art. 56 AEUV und steht im Einklang mit<br />

Art. 3, Abs. 1, 2. Spiegelstrich lit. c) RL 96/71/EG«.<br />

Irrtum 2: Nicht betroffen, da höhere Vergütung:<br />

»Der gesetzliche Mindestlohn steckt als Teilbetrag in<br />

jedem Lohn. Daher sind die Bestimmungen des MiLoG<br />

grundsätzlich immer zu prüfen, auch wenn der tatsächlich<br />

gezahlte Lohn den Mindestlohn bei Weitem<br />

übersteigt«.<br />

Irrtum 3: Kein Mindestlohn für Bereitschaftsdienst:<br />

»Zwar können Zeiten des Bereitschaftsdienstes<br />

geringfügiger entlohnt werden als sogenannte Normalarbeit,<br />

die Vorgaben des MiLoG müssen aber auch hier<br />

gewahrt bleiben. Die Vergütung muss mindestens derjenigen<br />

des gesetzlichen Mindestlohns entsprechen.«<br />

Irrtum 4: Kein Mindestlohn für Beifahrer-/Wartezeiten:<br />

»Das BAG hat festgestellt, dass Beifahrerzeiten grundsätzlich<br />

zu vergüten sind (BAG, Urteil vom 20.04.2011<br />

– 5 AZR 200/10). § 611 Abs. 1 BGB knüpft die Vergütungspflicht<br />

des Arbeitgebers allein an die ›Leistung<br />

der versprochenen Dienste‹. Für die gesetzliche Vergütungspflicht<br />

ist deshalb ausschließlich entscheidend,<br />

ob die Zeit, die der als Wechselfahrer eingesetzte<br />

Beifahrer während der Fahrt neben dem Fahrer oder in<br />

einer Schlafkabine erbracht hat, vertraglich geschuldete<br />

Arbeit ist. Das gilt für Wartezeiten entsprechend.<br />

Etwas anderes kann hier nach der Rechtsprechung<br />

des BAG nur dann gelten, wenn der Fahrer tatsächlich<br />

nichts zu tun hat und die Wartezeit frei gestalten kann.<br />

Im Ergebnis lässt sich also feststellen: Beifahrerzeiten<br />

sind generell vergütungs- und mindestlohnpflichtig.<br />

Auch Wartezeiten unterfallen grundsätzlich einer Vergütung<br />

nach dem gesetzlichen Mindestlohn.«<br />

Dr. Boris Alles<br />

Rechtsanwalt,<br />

CMS Hasche Sigle, Frankfurt<br />

»Das MiLoG wirft viele Fragen<br />

auf, die erst im Laufe der<br />

Jahre durch die Rechtsprechung<br />

geklärt werden. Bis<br />

dahin werden die Unternehmen<br />

mit einer gewissen Ungewissheit<br />

leben müssen. «<br />

Die wichtigsten Stichworte<br />

Anwendungsgebiet: Alle Arbeitnehmer, die im Inland beschäftigt<br />

sind, auch geringfügig Beschäftigte und Aushilfen.<br />

Ausnahmen: Echte Selbstständige, unter 18-Jährige, ehrenamtlich<br />

Tätige und Arbeitnehmer in den ersten sechs Monaten,<br />

die vorher Langzeitarbeitslos waren, sowie bestimmte<br />

Formen von Praktika<br />

Ausländische Arbeitnehmer: Der Mindestlohn gilt auch für<br />

die Arbeitnehmer ausländischer Arbeitgeber, wenn sie in<br />

Deutschland tätig sind. Dies gilt auch für Kabotagefahrten, bei<br />

grenzüberschreitenden Verkehren mit Be- oder Entladestellen<br />

in Deutschland und für Transit<strong>trans</strong>porte.<br />

»Nach <strong>aktuell</strong>en Gesprächen mit den zuständigen Ministerien<br />

gilt der Mindestlohn auch beim grenzüberschreitenden<br />

Einsatz von Arbeitnehmern von ausländischen Arbeitgebern in<br />

Deutschland.«<br />

Meldepflichten: Arbeitgeber<br />

mit Sitz im Ausland, die Arbeitnehmer<br />

in Deutschland im<br />

Bereich Spedition und Logistik<br />

beschäftigen, müssen vor<br />

Beginn der Tätigkeit folgende<br />

Angaben bei der Zollbehörde<br />

machen: Namen, Geburtsdatum,<br />

Beginn, gegebenenfalls<br />

Dauer sowie Ort der Beschäftigung,<br />

Ort in Deutschland,<br />

wo Unterlagen bereitgehalten<br />

werden, Name und Anschrift<br />

des Verantwortlichen.<br />

Elisabeth<br />

Schwartländer-Brand<br />

Rechtsanwältin, Mediatorin<br />

Arbeitgeberverband Spedition<br />

und Logistik, Stuttgart<br />

»Das Mindestlohngesetz stellt<br />

erhebliche Dokumentationspflichten<br />

für das Speditionsund<br />

Logistikgewerbe auf.«<br />

Bußgeld: bis 30.000 Euro bei<br />

Verletzung von Dokumentationspflicht,<br />

Meldepflicht,<br />

Duldungs- und Mitwirkungspflicht<br />

bei Prüfung.<br />

bis 500.000 Euro bei nicht<br />

oder nicht rechtzeitiger<br />

Zahlung von Mindestlohn<br />

an eigene Arbeitnehmer<br />

oder bei Kenntnis oder grob<br />

fahrlässiger Unkenntnis von<br />

nicht oder nicht rechtzeitiger<br />

Zahlung von Mindestlohn<br />

durch Subunternehmer.<br />

Auftraggeberhaftung: Hier ist zu trennen: Zivilrechtlich – der Auftraggeber haftet gegenüber<br />

dem Arbeitnehmer auf die Zahlung des Mindestlohns. Bußgeldrechtlich – Bußgeld bei<br />

Verletzung der Mindestlohnvorschriften.<br />

»Wichtig ist: In beiden Fällen haftet der Unternehmer nicht nur für die Zahlung des Mindestlohns<br />

an die eigenen Leute, sondern auch für die Vergütung der Arbeitnehmer seiner<br />

Subunternehmer und sogar deren Subunternehmer. Bei der zivilrechtlichen Haftung kann<br />

ein Arbeitnehmer dieses Subunternehmers also beim Spediteur die Differenz zum Mindestlohn<br />

einklagen, falls sein Stundenlohn unter 8,50 Euro lag. Und das sogar, ohne zuvor<br />

versucht zu haben, den Mindestlohn vom eigenen Arbeitgeber zu bekommen.<br />

Unabhängig davon prüfen die Zollbehörden die Zahlung des Mindestlohns. Falls dieser<br />

nicht gezahlt wird, kann ein Bußgeld verhängt werden. Bußgeld und zivilrechtliche Haftung<br />

haben also nichts miteinander zu tun – es kann eine Klage auf Mindestlohn geben, ohne<br />

dass der Zoll aktiv wird.«<br />

Berechnung: 8,50 Euro pro tatsächlich geleisteter Zeitstunde<br />

im Kalendermonat.<br />

»Entscheidend für die Berechnung ist immer, was im<br />

konkreten Monat ausbezahlt wird, und wie viele Stunden<br />

tatsächlich gearbeitet wurden. Was im Vertrag steht, ist<br />

für die Berechnung des Mindestlohns unerheblich.«<br />

Beispielrechnung: Ein Arbeitnehmer hat einen Vertrag<br />

mit einer 40-Stundenwoche, das heißt 173 Stunden im<br />

Monat, sein Grundgehalt beträgt 1.500 Euro (entspricht<br />

einem Stundenlohn von 8,67 Euro).<br />

Im November arbeitet er 190 Stunden und hat folgende<br />

Vergütung: 1.500 Euro Grundvergütung, 200 Euro Spesen,<br />

120 Euro Nachtzuschläge und 50 Euro Qualitätsprämie.<br />

Er erhält zwar in diesem Monat brutto 1.870 Euro Gehalt<br />

und Zuschläge – angerechnet werden für den Mindestlohn<br />

darf aber nur das Grundgehalt, alle anderen Vergütungsbestandteile<br />

nicht, da sie für Sonderleistungen<br />

gezahlt werden. Daraus (1.500 Euro : 190 Stunden) ergibt<br />

sich dann ein Stundenlohn von nur 7,89 Euro/Stunde.<br />

Das heißt, dieser Arbeitnehmer wurde unter Mindestlohn<br />

vergütet.«<br />

Dokumentationspflichten: Beginn, Ende und Dauer<br />

der täglichen Arbeitszeit aller Arbeitnehmer müssen<br />

dokumentiert werden und spätestens nach sieben<br />

Tagen zur Verfügung stehen. Aufbewahrungspflicht:<br />

zwei Jahre. Der Arbeitgeber muss die für eine Kontrolle<br />

erforderlichen Unterlagen bereithalten, etwa<br />

Arbeitszeitnachweise, Lohnlisten, Urlaubspläne und<br />

so fort.<br />

»Nach derzeitigem Stand gilt diese Dokumentationspflicht<br />

für alle Mitarbeiter – also auch für die<br />

kaufmännischen, für Mitarbeiter mit Vertrauensarbeitszeit<br />

oder für leitende Mitarbeiter. Werden diese<br />

Dokumentationspflichten verletzt, so kann allein<br />

diese Verletzung zu einem Bußgeld führen, unabhängig<br />

davon, ob ein Verstoß gegen den Mindestlohn<br />

vorliegt.«<br />

ZUM THEMA<br />

Helfen Vertragsklauseln?<br />

Was ist mit den Vergütungsstrukturen<br />

im eigenen Unternehmen?<br />

Mehr lesen Sie,<br />

wenn Sie diesem QR-Code<br />

folgen oder unter: www.<br />

euro<strong>trans</strong>port.de/milohn


4 I POLITIK UND WIRTSCHAFT <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong><br />

EU-KOMMISSION I<br />

Lkw-Kartell<br />

vermutet<br />

Europäische Lkw-Bauer werden<br />

von der EU-Kommission<br />

verdächtigt, an einem Kartell<br />

beteiligt gewesen zu sein.<br />

Zahlreiche Hersteller schwerer<br />

und mittelschwerer Lkw könnten<br />

ihre Preispolitik abgestimmt<br />

oder koordiniert haben, sagte<br />

EU-Wettbewerbskommissarin<br />

Margrethe Vestager. Sie sprach<br />

von einem mutmaßlich »sehr<br />

schweren Verstoß«, bei dem<br />

zahlreiche kleine und mittlere<br />

Unternehmen die Leidtragenden<br />

seien, weil sie ihre Fahrzeuge zu<br />

teuer bezahlen mussten. Daimler,<br />

Volvo und MAN haben<br />

entsprechende Untersuchungen<br />

bestätigt. Sollte sich der Verdacht<br />

erhärten, könnten gegen<br />

die Konzerne Geldbußen von<br />

bis zu zehn Prozent ihres weltweiten<br />

Jahresumsatzes verhängt<br />

werden. Die Unternehmen wollten<br />

das laufende Verfahren nicht<br />

kommentieren. Von Volvo hieß<br />

es in einer schriftlichen Mitteilung,<br />

man kooperiere mit den<br />

Ermittlungsbehörden, die Untersuchungen<br />

könnten negative<br />

Auswirkungen auf das Unternehmensergebnis<br />

haben.<br />

EU-KOMMISSION II<br />

Klage gegen<br />

Österreich<br />

Österreich wird von der EU-<br />

Kommission wegen fehlender<br />

finanzieller Transparenz<br />

im Eisenbahnsektor beim Europäischen<br />

Gerichtshof verklagt.<br />

Öffentliche Gelder, die als Ausgleich<br />

für gemeinwirtschaftliche<br />

Personenverkehrsdienste<br />

gezahlt wurden, seien nicht<br />

ordnungsgemäß ausgewiesen<br />

worden. Deshalb sei nicht auszuschließen,<br />

dass sie auch zur<br />

Quersubventionierung anderer<br />

Verkehrsdienstleistungen verwendet<br />

wurden. Dadurch könne<br />

ein unfairer Wettbewerbsvorteil<br />

entstanden sein.<br />

LEVERKUSEN<br />

Brücke bleibt für<br />

Lkw gesperrt<br />

Die Leverkusener Rheinbrücke<br />

auf der A1 bleibt<br />

länger als geplant für Lkw gesperrt.<br />

Das ist das Ergebnis der<br />

Untersuchungen eines Expertenteams.<br />

Laut dem Land Nordrhein-Westfalen<br />

sind in den nun<br />

freigelegten Seilkammern der<br />

Brücke weitere Risse zu Tage getreten.<br />

Daher bleibe die Brücke<br />

mindestens sechs Monate länger<br />

als geplant für den Lkw-Verkehr<br />

gesperrt. Eigentlich, so das<br />

Land, sollte die Brücke bereits<br />

Anfang 2015 wieder für schweren<br />

Verkehr freigegeben werden.<br />

»Es sind weitere Arbeiten nötig,<br />

um die Brücke zu stabilisieren.<br />

Solange dürfen weiterhin keine<br />

Lkw über die Brücke fahren«,<br />

sagte Verkehrsminister Michael<br />

Groschek (SPD).<br />

THÜRINGEN<br />

Lang-Lkw<br />

ausgebremst<br />

Die neue Landesregierung<br />

von Thüringen will den<br />

Feldversuch mit Lang-Lkw<br />

einbremsen. Wie aus dem 106<br />

Seiten starken Koalitionsvertrag<br />

zwischen Linken, SPD und<br />

Grünen hervorgeht, werden die<br />

Versuche mit Lang-Lkw nicht<br />

weiter verfolgt. Ferner heißt<br />

es in dem Vertrag, dass keine<br />

weiteren Streckenmeldungen<br />

für den Lang-Lkw-Versuch der<br />

Bundesregierung erteilt werden.<br />

Die Koalitionspartner wollen<br />

vielmehr den Schienengüterverkehr<br />

stärken und dazu eine aktive<br />

Sicherung von Eisenbahninfrastruktur<br />

betreiben.<br />

Fast unbemerkt von der<br />

breiten Öffentlichkeit haben<br />

Bundesverkehrsministerium<br />

und Deutsche Bahn eine<br />

neue Modernisierungsoffensive<br />

für den Schienenverkehr verabschiedet:<br />

die sogenannte Leistungs-<br />

und Finanzierungsvereinbarung<br />

II (LuFV II). Sie ist 28<br />

Milliarden Euro schwer und gilt<br />

für fünf Jahre. Im Januar wollen<br />

Minister Alexander Dobrindt<br />

(CSU) und Bahn-Chef Rüdiger<br />

Grube das Werk unterschreiben.<br />

»Ein richtig harter Brocken«<br />

sei das gewesen. Bund und Bahn<br />

hätten »intensiv, langwierig<br />

und Nerven aufreibend« miteinander<br />

gerungen, bestätigen<br />

Teilnehmer der jahrelangen<br />

Verhandlungen. Deutliche Zugeständnisse<br />

habe der Bundesfinanzminister<br />

genauso machen<br />

müssen wie die Bahn. Für Wolfgang<br />

Schäuble (CDU) ging es<br />

um mittelfristig gesicherte höhere<br />

Zahlungen aus dem Bundeshaushalt,<br />

für die Bahn um<br />

bessere Qualitätsstandards und<br />

entsprechende Zusagen sowie<br />

um ebenfalls mehr Mittel.<br />

Es handelt sich um Mittel,<br />

die das Unternehmen selber erwirtschaften<br />

muss, insbesondere<br />

in ihren Infrastrukturbereichen.<br />

»Schiene finanziert Schiene«,<br />

heißt das in Anlehnung an<br />

»Straße finanziert Straße«, der<br />

Finanzierungskreislauf Schiene<br />

stabilisiert sich durch Re-Investitionen<br />

also weiter.<br />

Die LuFV II gilt von 2015<br />

bis 2019. Sie verbessert die Finanzierungsbasis<br />

für Ersatz,<br />

Erhalt und Modernisierung des<br />

Bestandsnetzes einschließlich<br />

der Bahnhöfe gegenüber der<br />

Vorgänger-Vereinbarung, die<br />

bis Ende dieses Jahres verlängert<br />

worden war, um deutliche<br />

22 Prozent auf nunmehr 28 Milliarden<br />

Euro.<br />

Konkret erhöhen sich ab<br />

2015 die Mittel für Ersatzinvestitionen<br />

auf durchschnittlich<br />

vier Milliarden Euro pro Jahr,<br />

Die neue EU-Kommission<br />

hat ein Investitionsprogramm<br />

auf den Weg<br />

gebracht, von dem auch der<br />

Verkehr profitieren soll. Nach<br />

den Vorstellungen von Kommissionspräsident<br />

Jean-Claude<br />

Juncker soll das Programm<br />

Investitionen in dreistellinger<br />

Milliardenhöhe nach sich ziehen.<br />

Kernpunkt des Vorhabens<br />

ist der neue Europäische Fonds<br />

für strategische Investitionen<br />

(EFSI), der mit öffentlichen<br />

Mitteln garantiert wird: 16<br />

Milliarden Euro sollen aus dem<br />

EU-Haushalt kommen, weitere<br />

fünf Milliarden Euro von der<br />

Europäischen Investitionsbank<br />

(EIB). Jetzt sei der Moment, um<br />

in Bereichen von besonderer<br />

strategischer Bedeutung in die<br />

Zukunft zu investieren, sagte<br />

Juncker. Dazu gehöre neben<br />

Energie, Bildung und Forschung<br />

auch der Verkehr.<br />

Der Fonds soll von 2015 bis<br />

2017 zusätzliche Investitionen<br />

in Höhe von mindestens 315<br />

Milliarden Euro mobilisieren.<br />

Das bedeutet, dass für jeden<br />

Euro aus dem EFSI rund 15<br />

Euro aus privaten Mitteln generiert<br />

werden. In einer Zeit, da<br />

bis 2019 mithin auf 20 Milliarden<br />

Euro. Enthalten sind darin<br />

neben jährlich 3,3 Milliarden<br />

Euro aus dem Bundeshaushalt<br />

unter anderem 440 Millionen<br />

Euro an Dividendenleistungen<br />

der Bahn, die jedes Jahr »ungekürzt<br />

als Investitionszuschuss in<br />

das Bestandsnetz zurückfließen«<br />

sowie weitere 100 Millionen<br />

Euro Eigenmittel der DB AG.<br />

Schiene soll den Anschlu<br />

Infrastruktur I: Für 28 Milliarden Euro<br />

will der Bund die Gleise und Bahnhöfe<br />

in den nächsten Jahren auf Vordermann<br />

bringen. Damit soll die Schiene auch<br />

attraktiver für Logistiker werden.<br />

öffentliche Mittel knapp seien,<br />

während bei den Banken sowie<br />

auf Firmen- und Privatkonten<br />

schnell verfügbares Geld vorhanden<br />

sei, gelte es den Teufelskreis<br />

von fehlendem Vertrauen<br />

und zu geringen Investitionen<br />

zu durchbrechen, lautet die Argumentation<br />

der Kommission.<br />

Die Mitgliedstaaten können in<br />

den Topf einzahlen, ohne dass<br />

diese Gelder auf ihr Staatsdefizit<br />

angerechnet werden.<br />

Die EU-Länder sollen Kommission<br />

und EIB kurzfristig Listen<br />

vorlegen, aus denen tragfähige<br />

Projekte ermittelt werden.<br />

Eine erste Aufstellung hierzu<br />

wollen die Behörden bereits im<br />

Dezember vorlegen. Die Kriterien<br />

sind dabei der europäische<br />

Mehrwert, die Wirtschaftlichkeit<br />

und ein Projektstart innerhalb<br />

der nächsten drei Jahre.<br />

Der neue Fonds soll bis Mitte<br />

2015 eingerichtet worden sein.<br />

Das Investitionsprogramm soll<br />

auch einen Fahrplan zur Vereinfachung<br />

von Rechtsvorschriften<br />

für Investitionen beinhalten.<br />

Kritisiert wird nun aber von<br />

Experten nicht nur das ehrgeizige<br />

Tempo des Plans, sondern<br />

Zusätzlich setzen die Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen<br />

DB Netz, DB Station<br />

& Service und DB Energie für<br />

die Instandhaltung des bestehenden<br />

Netzes und der Bahnhöfe<br />

jährlich 1,6 Milliarden<br />

Euro ein, in fünf Jahren also<br />

acht Milliarden Euro. Schließlich<br />

werden der LuFV 144 Millionen<br />

Euro angerechnet, die<br />

für Ersatzinvestitionen im Rahmen<br />

von Bedarfsplanvorhaben<br />

realisiert werden. Damit stehen<br />

alles in allem für die Modernisierung<br />

der Bahn jetzt pro Jahr<br />

rund 5,6 Milliarden Euro zur<br />

Verfügung, eine Milliarde mehr<br />

als bisher (siehe auch Tabelle).<br />

Ein »absolutes Rekordniveau«<br />

nannte Dobrindt das.<br />

Und »einen wichtigen Impuls<br />

für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Schiene sowie für Konjunktur<br />

und Arbeitsplätze in<br />

Deutschland«. Auch Bahn-Chef<br />

Grube begrüßte den Abschluss<br />

der Vereinbarung. Mit dem festgeschriebenen<br />

Volumen bestehe<br />

nun Planungssicherheit, um die<br />

Qualität des Schienennetzes zu<br />

verbessern und den Investitionsstau<br />

anzupacken.<br />

Der gestiegenen Finanzierungslinie<br />

und der Mittelzusage<br />

des Bundes steht ein verbindliches<br />

Qualitätsversprechen der<br />

Bahn gegenüber, das sich in<br />

Qualitätskennzahlen<br />

bemisst. Die Kriterien<br />

zur Leistungssicherung<br />

werden um<br />

wesentliche Punkte<br />

erweitert. So wird<br />

etwa erstmals eine<br />

Qualitätskennzahl<br />

für den Zustand der<br />

Bahnbrücken, eine<br />

vor allem der Hebel mit dem<br />

Faktor 15, den die Kommission<br />

zugrunde legt. »Wenn das eine<br />

Bank macht, kommt die Bankenaufsicht<br />

und kritisiert eine<br />

zu geringe Kapitalunterlegung«,<br />

sagte ein EU-Parlamentarier gegenüber<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>. »Aber<br />

seitdem der Papst hier war,<br />

gibt es bei uns die wunderbare<br />

Geldvermehrung.« Auch Analysten<br />

kritisieren,<br />

dass die EU kein<br />

frisches Geld in<br />

die Hand nimmt,<br />

sondern sich auf<br />

den Kapitalmarkt stützt.<br />

»Ich bin gespannt, wie Juncker<br />

es schaffen will, aus den<br />

21 Milliarden Euro Startkapital<br />

des EFSI innerhalb von<br />

drei Jahren die angekündigte<br />

Gesamtsumme von 315 Milliarden<br />

Euro zu mobilisieren«,<br />

sagte der SPD-Europa-Parlamentarier<br />

Ismail Ertug gegenüber<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>. Grundsätzlich<br />

begrüße er das Umdenken<br />

der Kommission weg vom sturen<br />

Sparkurs unter Barroso hin<br />

zu einer gezielten Investitionspolitik.<br />

Sollte die Kommission<br />

endlich die Verkehrsinfrastruktur<br />

als strategischen Kernbereich<br />

der Investitionsoffensive<br />

erkennen, sei das lobenswert.<br />

sogenannte Brücken-Zustandsnote,<br />

festgelegt. Mindestens<br />

875 dringend<br />

sanierungsbedürftige<br />

Brücken sollen<br />

voll oder in Teilen<br />

erneuert werden.<br />

Aus Unterlagen des Bundesverkehrsministeriums<br />

geht hervor,<br />

dass dies »tatsächlich bis zu<br />

1.100 Brücken« sein werden.<br />

Bei Totalsperrung von Brücken<br />

sowie bei Verstößen »gegen den<br />

wirtschaftlichen und sparsamen<br />

Einsatz von Bundesmitteln«<br />

drohen der Bahn zusätzliche<br />

Vertragsstrafen. Außerdem wird<br />

es – nach Auswertung entsprechender<br />

Messfahrten des Bundes<br />

– 2015 eine neue Qualitätsnorm<br />

für den Zustand des<br />

Oberbaus, also der Gleise und<br />

des Gleisbettes, geben. Das Ziel<br />

auch hier: mehr Qualität durch<br />

mehr Kontrolle.<br />

Vor Abschluss der Verhandlungen<br />

zwischen Bund und<br />

Bahn hat der Verkehrsausschuss<br />

des Bundestags noch eine Öffentliche<br />

Anhörung zur LuFV II<br />

durchgeführt. Dabei äußerten<br />

Wundersame Geldvermehrung<br />

Infrastruktur III: Die EU-Kommission<br />

will das Wachstum in Europa mit einem<br />

Investitionspaket von 315 Milliarden<br />

Euro ankurbeln. Davon soll auch die<br />

Verkehrsinfrastruktur profitieren.<br />

EUROPA VERBINDEN<br />

Das Programm Connecting Europe Facility (CEF) zur Förderung<br />

von Transport-, Energie- und Telekominfrastrukturnetzen<br />

hat einen Umfang von knapp 30 Milliarden Euro. Es ist Teil des<br />

mittelfristigen Finanzrahmens der EU. Von den insgesamt 29,3<br />

Milliarden Euro waren 23,3 Milliarden Euro für den Ausbau<br />

von Verkehrsnetzen angesetzt.<br />

MEHR GELD FÜR DIE BAHN<br />

Finanzierungsquelle<br />

(in Mio €)<br />

LuFV I<br />

2009–<strong>2014</strong><br />

LuFV II<br />

2015–2019<br />

Haushalts-Mittel 2.500 3.316<br />

Eigenmittel DB AG 500 100<br />

Dividendenbeitrag DB AG 0 440<br />

Bedarfsplan-Mittel 500 144<br />

Instandhaltung<br />

(EIU-Mittel) rd. 1.100 1.600<br />

Summe pro Jahr 4.600 5.600<br />

LuFV: Leistungs- u. Finanzierungsvereinbarung. Quelle: BMVI/<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong><br />

SPD lobt Abkehr<br />

vom Sparkurs<br />

Die Grünen im EU-Parlament<br />

kritisieren, dass die genaueren<br />

Strukturen des Fonds<br />

und die Verteilung von Risiken<br />

und Ertragschancen zwischen<br />

Privatinvestoren und Staat völlig<br />

unklar seien. »Ein Fonds,<br />

der Privatinvestoren Gewinne<br />

garantiert und die Risiken der<br />

Allgemeinheit aufbindet, wird<br />

unsere Unterstützung nicht finden«,<br />

betonte ihr<br />

wirtschaftspolitischer<br />

Sprecher<br />

Sven Giegold.<br />

Problematisch<br />

ist für viele, dass von den<br />

21 Milliarden Euro des Fonds<br />

acht Milliarden Euro noch nicht<br />

gedeckt sind. Für weitere acht<br />

Milliarden Euro will Juncker offenbar<br />

bestehende Programme<br />

umwidmen. Hiervon wäre nicht<br />

zuletzt der Verkehrshaushalt<br />

und das Programm Connecting<br />

Europe Facility (siehe Kasten)<br />

betroffen. »Es kann nicht sein,<br />

dass ausgerechnet Fonds mit<br />

Bürgschaften belegt werden,<br />

wo wir in Sachen Infrastruktur<br />

wirklich Handlungsspielraum<br />

haben, nämlich die CEF und das<br />

Forschungsprogramm Horizon<br />

2020«, sagte Markus Pieper,<br />

Mitglied im Verkehrsausschuss<br />

des EU-Parlaments.<br />

die geladenen Experten überwiegend<br />

Zustimmung, zum Teil<br />

aber auch deutliche Kritik. So<br />

begrüßte Matthias Pippert von<br />

der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft<br />

(EVG) vor allem die<br />

angehobenen Finanzierungsmittel<br />

gegenüber der auslaufenden<br />

LuFV I, kritisierte zugleich aber<br />

das »Finanzierungsrisiko«, das<br />

mit der geplanten Dividendenausschüttung<br />

verbunden sei.<br />

Straßenbau in Griechenland: Auch wirtschaftsschwache<br />

Regionen sollen von den EU-Mitteln profitieren.<br />

Im Wettbewerb zu<br />

»Juncker nimmt acht Milliarden<br />

Euro aus dem EU-<br />

Haushalt, die wir gar nicht<br />

frei haben«, kritisierte auch<br />

der CSU-Europa-Abgeordnete<br />

Markus Ferber. Die Absicherung<br />

weiterer acht Milliarden<br />

Euro sei bislang noch ungewiss.<br />

Bei einem Hebel von 15<br />

dürften ohnehin nur Projekte<br />

finanziert werden, die hochrentabel<br />

seien, um das Ausfallrisiko<br />

zu vermeiden, sagte Ferber<br />

gegenüber <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>. »Das<br />

sind aber Projekte, die auch<br />

bisher schon privat hätten finanziert<br />

werden können.«<br />

In Deutschland dürfe man<br />

an Junckers Investitionsprogramm<br />

ohnehin keine Erwartungen<br />

knüpfen, zeigt sich Pieper<br />

überzeugt. Es sei in erster<br />

Linie für wachstumsschwächere<br />

Länder gedacht. »Wir sind<br />

eine Solidargemeinschaft, und<br />

in Deutschland ist schließlich<br />

genug Geld da.« Jedenfalls<br />

wird sich das Europäische<br />

Parlament an Junckers Plänen<br />

noch abarbeiten. Im laufenden<br />

Monat wird der Europäische<br />

Rat das Thema bei seiner Tagung<br />

behandeln. Die Zustimmung<br />

zu Junckers Plänen wird<br />

wohl kein Selbstläufer werden.<br />

Regina Weinrich<br />

Foto: Rathmann


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong> POLITIK UND WIRTSCHAFT I 5<br />

ss nicht verlieren<br />

Straße und Wasserstraße: Die Schiene soll sich künftig besser behaupten.<br />

Die Umsatzentwicklung der<br />

Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen<br />

hänge vom Konjunkturverlauf<br />

und von politischen<br />

Entscheidungen ab. Beides<br />

sei von der Bahn selbst nicht<br />

steuerbar. Der Bund müsse daher<br />

sicherstellen, »dass keine<br />

Umstände geschaffen werden,<br />

die die Möglichkeit der Dividendenerwirtschaftung<br />

negativ<br />

beeinflussen«. Insbesondere<br />

dürfe es keine Deckelung der<br />

Trassenpreise geben, wie das<br />

Foto: DB AG/Miethe<br />

im letzten Entwurf des Eisenbahnregulierungsgesetzes<br />

vorgesehen<br />

gewesen sei. Ähnlich<br />

argumentiert Dirk Flege, Geschäftsführer<br />

der Allianz pro<br />

Schiene. Die neue LuFV müsse<br />

durch eine Verkehrspolitik des<br />

Bundes flankiert werden, die<br />

die Wettbewerbsfähigkeit des<br />

Schienenverkehrs stärke.<br />

Prof. Ronald Pörner vom<br />

Verband der Bahnindustrie<br />

(VDB) begrüßte ebenfalls »die<br />

deutlich höhere Finanzausstattung«<br />

der Vereinbarung. Die<br />

Bahn müsse nun sicherstellen,<br />

dass diese auch mit einer entsprechenden<br />

Projektplanung für<br />

die Investitionsvorhaben hinterlegt<br />

werde. Weitere Schwächen<br />

sieht der VDB vor allem bei der<br />

Erfassung und Bewertung des<br />

Netzzustandes, denn »wichtige<br />

Eigenschaften und Leistungsmerkmale<br />

werden nur unzureichend<br />

oder gar nicht durch<br />

Qualitätskennziffern erfasst«.<br />

Noch kritischer sieht Axel<br />

Zentner vom Bundesrechnungshof<br />

(BRH) die neuen Pläne.<br />

Zwar enthalte die LuFV II<br />

gegenüber der LuFV I Verbesserungen,<br />

dies seien aber meist<br />

Detailänderungen. Aus BRH-<br />

Sicht ist die neue Vereinbarung<br />

»haushalts- und zuwendungsrechtlich<br />

bedenklich und zu<br />

einseitig auf die unternehmerischen<br />

Interessen der DB AG<br />

ausgerichtet«. Konkret bemängelt<br />

der BRH etwa, dass wegen<br />

der Umschichtung von Bundesmitteln<br />

aus dem Bedarfsplan einige<br />

Neu- und Ausbauvorheben<br />

»nicht begonnen oder verzögert<br />

fertig gestellt« würden.<br />

Deutliche Kritik kam auch<br />

von der Opposition. So hält<br />

Matthias Gastel, Sprecher für<br />

Bahnpolitik der Grünen im<br />

Bundestag, den derzeitigen Entwurf<br />

wegen massiver Mängel<br />

nicht für zustimmungsfähig.<br />

Inakzeptabel sei beispielsweise,<br />

dass der Zustand der Brücken<br />

weiterhin nicht ernsthaft kontrolliert<br />

werde. Auch ermögliche<br />

das Vertragswerk weiterhin eine<br />

Zweckentfremdung der Bundesmittel<br />

durch die Bahn, »etwa für<br />

Mehrkosten bei Prestigeprojekten<br />

wie Stuttgart 21«.<br />

Hans-Peter Colditz<br />

Engpässe beseitigen<br />

Infrastruktur II: Der Rhein-Alpen-Korridor ist der wichtigste in<br />

Europa, aber vielleicht nicht der leistungsfähigste. Allein für<br />

die Schiene sind 35 Milliarden Euro an Investitionen nötig.<br />

Der Aufbau eines leistungsfähigen<br />

Rhein-Alpen-Korridors<br />

von Rotterdam<br />

nach Genua wird noch<br />

viele Milliarden Euro verschlingen.<br />

Dr. Bernd Scholl, Professor<br />

für Raumentwicklung an der<br />

Eidgenössischen Technischen<br />

Hochschule (ETH) Zürich, hat<br />

auf der wichtigsten Transportachse<br />

des Kontinents allein für<br />

den Verkehrsträger Schiene acht<br />

Flaschenhälse identifziert, unter<br />

anderem in Oberhausen, Offenburg<br />

und Mailand. »Wollte man<br />

diese Flaschenhälse durchgängig<br />

beseitigen, wären rund 35 Milliarden<br />

Euro notwendig«, sagte<br />

er bei einer Konferenz der Initiative<br />

Code <strong>24</strong> in Mannheim.<br />

Scholl hat diese Initiative, die<br />

sich für den Ausbau des Korridors<br />

unter den Aspekten Leistungsfähigkeit<br />

und Nachhaltigkeit<br />

stark macht, vor viereinhalb<br />

Jahren angestoßen. Der Initiative<br />

gehören acht Projektpartner<br />

aus fünf Ländern an, darunter<br />

Städte wie Mannheim, aber<br />

auch Regionen und Hochschulen.<br />

Da das Projekt Code <strong>24</strong> im<br />

März ausläuft, werden die Partner<br />

ab 2015 ihre Kooperation<br />

in einem Europäischen Verbund<br />

für territoriale Zusammenarbeit<br />

(EVTZ) fortsetzen. Erstmals<br />

hätten sich Akteure damit<br />

auf deutschem Boden für diese<br />

Rechtsform entschieden, lobte<br />

Dr. Eva Lohse, Vorstandschefin<br />

des Verbands Region Rhein-Neckar<br />

und Oberbürgermeisterin<br />

von Ludwigshafen, bei der Unterzeichnung<br />

einer entsprechenden<br />

Absichtserklärung.<br />

Für die BASF-Logistiker ist die<br />

Rheinschiene eine Lebensader.<br />

Dass die Regionen ihre Kräfte<br />

beim Aufbau eines leistungsfähigen<br />

Verkehrskorridors bündeln,<br />

kommt nicht von ungefähr.<br />

Sie versprechen sich von einer<br />

funktionierenden Transportachse<br />

Wachstum und Wohlstand.<br />

Prof. Scholl bezeichnete den<br />

Korridor von Rotterdam nach<br />

Genua als Hauptschlagader in<br />

der EU. Ein Fünftel der Bevölkerung<br />

lebe entlang dieser Achse,<br />

die aufgrund ihrer Krümmung<br />

auch als Banane (mitunter als<br />

blaue Banane) bezeichnet wird.<br />

Foto: BASF<br />

Vor allem die regionalen<br />

Unternehmen sind auf solche<br />

leistungsfähigen Korridore angewiesen.<br />

»Die Rheinschiene<br />

ist unsere Lebensader«, betonte<br />

Dr. Andreas Backhaus, Leiter<br />

des Bereichs weltweite Supply<br />

Chain-Strategie beim Chemieriesen<br />

BASF. Doch gebe es hier<br />

noch erheblichen Handlungsbedarf.<br />

Das gelte im Übrigen auch<br />

für Straße und Wasserstraße.<br />

»Lkw benutzen wir in der Regel<br />

nur für den Warenausgang.<br />

Doch leider haben wir immer<br />

mehr Straßen und Brücken, auf<br />

denen sie nicht fahren dürfen.«<br />

Auch der EU-Kommission<br />

ist bewusst, dass noch erhebliche<br />

Hausaufgaben zu machen<br />

sind. Menno van der Kamp aus<br />

dem Büro der für diesen Korridor<br />

zuständigen Koordinatorin<br />

Ana Palacio sprach von insgesamt<br />

175 Einzelprojekten entlang<br />

dieser Achse, wovon sich<br />

145 auf EU-Gebiet (die restlichen<br />

in der Schweiz) befinden.<br />

»Diese 145 Projekte sind mit<br />

einem Finanzbedarf von rund<br />

43 Milliarden Euro verbunden«,<br />

erklärte van der Kamp.<br />

Die EU-Kommission bezeichnet<br />

den Rhein-Alpen-Korridor, der<br />

früher die Ordnungsnummer <strong>24</strong><br />

trug, wie BASF-Mann Backhaus<br />

als Lebensader für Europa. 372<br />

Millionen Tonnen Güter würden<br />

darauf jährlich bewegt,<br />

mehr als die Hälfte davon auf<br />

der Wasserstraße, ein Drittel auf<br />

der Straße und etwas mehr als<br />

ein Zehntel auf der Schiene.<br />

Matthias Rathmann<br />

in Kooperation mit<br />

Messe Berlin GmbH<br />

Tel +49(0)30-3038-0<br />

fruitlogistica@messe-berlin.de


6 I SPEDITION UND LOGISTIK<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong><br />

Umdenken beim Landverkehr<br />

Strategie: Der Wechsel vom festen Netzwerk zu flexibel eingekauften Kapazitäten<br />

ist geschafft. Der Landverkehrs-Verantwortliche für Europa bei Panalpina, Arne<br />

Lingemann, erklärt die Kursänderung und zieht eine positive Zwischenbilanz.<br />

damit sinnvoll ergänzt werden<br />

kann oder die Kunden nach<br />

Speziallösungen verlangen, ist<br />

Panalpina europaweit auch<br />

weiterhin mit Landverkehrslösungen<br />

zur Stelle.<br />

Im Gegensatz zu früher hält<br />

Panalpina auf der Straße aber<br />

kein eigenes, festes Netzwerk<br />

mehr vor: »Wir wollen keine eigenen,<br />

fixen Kapazitäten mehr<br />

vorhalten«, erläutert Arne<br />

Lingemann, der als Regional-<br />

Manager die Landverkehrsaktivitäten<br />

in Europa verantwortet.<br />

»Der Markt hat hohe<br />

Logistische Software<br />

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Branchenexperte:<br />

Arne Lingemann war<br />

vor Panalpina schon<br />

für Schenker und<br />

DHL tätig.<br />

Kundenbedürfnisse am besten<br />

erfüllen könne. Stimme die<br />

Leistung nicht mit den Anforderungen<br />

überein, ist der Partner<br />

angehalten, nachzubessern<br />

– oder es kommt ein anderer<br />

Partner zum Zug. Erhöht oder<br />

reduziert sich das Volumen,<br />

erlaubt der flexible Ansatz, die<br />

notwendigen Kapazitäten entsprechend<br />

anzupassen.<br />

Möglich macht dieses<br />

Vorgehen nicht zuletzt die<br />

eingesetzte IT-Lösung Colo<br />

21 aus der Ulmer Software-<br />

Schmiede um den früheren<br />

Kühne+Nagel-Landverkehrsverantwortlichen<br />

Jörg Frommeyer.<br />

Sie bringt europaweit<br />

Auftraggeber wie Panalpina<br />

mit Straßen<strong>trans</strong>portunternehmen<br />

zusammen. Panalpina<br />

konnte als Pilotkunde von<br />

Colo 21 von Beginn an eigene<br />

Vorstelllungen und Ideen in<br />

die Software einbringen (siehe<br />

dazu Kasten »Pilotkunde bei<br />

Colo 21«).<br />

»Wir können unseren Kunden<br />

mit dieser Flexibilität die<br />

nötige Stabilität geben«, sagt<br />

Lingemann. Die Kunden sähen<br />

das genauso, man müsse ihnen<br />

die Kursänderung und den<br />

neuen Ansatz beim Landver-<br />

Ohne Lkw geht es nicht: Panalpina kauft die Kapazitäten nun bedarfsweise ein und spart sich ein eigenes, kostspieliges Netzwerk.<br />

Wie geht eigentlich ein Überkapazitäten, also ergibt es kehr nur erklären. Lingemanns ist der interne Servicedienstleister,<br />

der Vor- und Nachläufe<br />

globales Transport- keinen Sinn, hier noch eigene Argumentation: »Im Gegensatz<br />

und Logistikunternehmen,<br />

Kapazitäten einzuwerfen«, sagt zu den anderen Logistikkonzernen<br />

abwickelt. Wo immer möglich<br />

das sich hauptsächlich<br />

auf Luft- und Seefracht konzentriert,<br />

mit dem Landverkehr<br />

um? Für Panalpina ist er seit<br />

diesem Jahr offiziell kein strategisches<br />

Geschäftsfeld mehr.<br />

Das heißt aber nicht, dass das<br />

Unternehmen seinen Kunden<br />

keine Land<strong>trans</strong>porte mehr<br />

anbieten würde. Im Gegenteil:<br />

Wo immer das Kerngeschäft –<br />

also die Luft- und Seefracht –<br />

der 45-Jährige im Gespräch mit<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>.<br />

Es gibt keine langfristigen<br />

Bindungen mehr. Vielmehr<br />

arbeitet Panalpina laut Lingemann<br />

im Landverkehr nach<br />

einem flexiblen und modularen<br />

System mit europaweit<br />

mehreren tausend Transportdienstleistern<br />

zusammen. Dabei<br />

komme immer derjenige<br />

zum Zuge, der die individuellen<br />

können wir individueller<br />

agieren, müssen nichts in starre<br />

Netzwerke pressen, können<br />

mit unserer Flexibilität hie und<br />

da sogar noch ein Schleifchen<br />

drum binden.«<br />

Den Vergleich mit anderen<br />

Konzernen kann Lingemann<br />

ohne Weiteres anstellen. Er<br />

war zuvor mehrere Jahre lang<br />

bei Schenker und DHL tätig.<br />

Zu Panalpina kam er 2007,<br />

und sinnvoll, konsolidiert und<br />

wickelt er zudem unterschiedlichste<br />

Dienstleistungen ab, die<br />

im Rahmen des Kerngeschäfts<br />

(Luft- und Seefracht) von der<br />

Versand- bis zur Empfangsrampe<br />

anfallen.<br />

Diese Aktivitäten bilden die<br />

eine Säule des Landverkehrs bei<br />

Panalpina. In der anderen Säule<br />

sind individuelle Dienstleistungen<br />

gebündelt, die nicht zwingend<br />

seine derzeitige Funktion bekleidet<br />

mit bestehendem Geschäft<br />

er seit März. Der Logistikfachmann<br />

in der Luft- und Seefracht,<br />

und sein Team wohl aber in Verbindung mit<br />

haben das Büro in der Stuttgarter<br />

Kunden stehen, die als Teil<br />

Niederlassung in Korn-<br />

von grenzüberschreitenden<br />

westheim, in der sich rund 75 End-to-End-Lösungen einen<br />

Mitarbeiter um den Landver-<br />

Landverkehrspartner meist für<br />

kehr in Europa<br />

kümmern.<br />

In den vergangenen<br />

Jahren war<br />

der Landverkehr<br />

in Europa defizitär und damit<br />

ein Sorgenkind. Doch nun<br />

schreibt das Unternehmen in<br />

diesem Segment, das zur Logistiksparte<br />

gehört, wieder<br />

schwarze Zahlen. Bereits im<br />

Mai dieses Jahres verkündete<br />

Panalpina, dass im Landverkehr<br />

in Europa die Wende geschafft<br />

wurde und er im ersten<br />

Quartal ein ausgeglichenes<br />

Ergebnis erzielte. »Mit der<br />

Art und Weise, wie wir heute<br />

Landverkehr betreiben, fühlen<br />

wir uns wohl«, fügt Lingemann<br />

hinzu und betont: »Wir sind<br />

froh, dass wir weder zwanghaft<br />

Hubs noch eigene, fixe Linienverkehre<br />

betreiben müssen.«<br />

Ganz ohne Zwänge geht es<br />

aber auch bei Panalpina nicht.<br />

Denn sowohl in der Luft- als<br />

auch in der Seefracht gibt es<br />

feste Fahrpläne. Auch wenn<br />

Panalpina als einziges globales<br />

Transport- und Logistikunternehmen<br />

ein eigenes Luftfrachtnetzwerk<br />

vorhält, können die<br />

geleasten oder mehrheitlich<br />

gecharterten Frachtflugzeuge<br />

am Airport Luxemburg nicht<br />

beliebig lange auf Sendungen<br />

warten. Gleiches gilt für die<br />

Containerschiffe in Hamburg.<br />

Also unterhält das Unternehmen<br />

feste und getaktete<br />

Verkehre beispielsweise nach<br />

Hamburg oder Luxemburg.<br />

»Von der 100-Kilo-Beiladung<br />

bis hin zum regelmäßigen<br />

Wechselbrückenfahrzeug sind<br />

fast alle Arten von Verkehren<br />

dabei«, erläutert Lingemann.<br />

Der Landverkehr erfüllt für<br />

Panalpina hier eine Basisfunktion<br />

– eine »mission critical«,<br />

wie Lingemann es nennt. Er<br />

Landverkehr schreibt<br />

jetzt schwarze Zahlen<br />

hochspezialisierte<br />

Aufgaben suchen<br />

(siehe Kasten<br />

»Die neue<br />

Ausrichtung«).<br />

Spezialgebiete des Unternehmens<br />

sind dabei die<br />

Energie-, Hightech- und Automobilindustrie.<br />

Im Automobilzulieferbereich<br />

in Deutschland<br />

etwa bietet Panalpina<br />

getaktete Milkruns sowie Lösungen<br />

in der Beschaffungslogistik<br />

an. Im polnischen Breslau<br />

betreibt das Unternehmen<br />

eine 10.000 Quadratmeter<br />

große Logistikimmobilie, von<br />

der aus es Polen, das Baltikum<br />

und Russland mit Patronen,<br />

Druckern, Notebooks oder<br />

Server-Equipment versorgt.<br />

Panalpina ist der Pilotkunde<br />

des Unternehmens Colo<br />

21 aus Bernstadt bei Ulm,<br />

das im Oktober mit einem<br />

neuen Portal (E-Groupage)<br />

und einer entsprechenden<br />

App (Colo Trace) für Stückgut-Beförderungen<br />

an den<br />

Start gegangen ist. Colo<br />

21 vergleicht sein Angebot<br />

mit einer europäischen Mitfahrzentrale<br />

für Stückgutsendungen.<br />

Danach sucht<br />

sich ein Mitfahrer seine<br />

Fahrer nach ihrem Preis-<br />

Leistungsverhältnis aus.<br />

Die Plattform E-Groupage<br />

hat dabei den Auftrag, Anbieter<br />

und Nachfrager in<br />

einem standardisierten Prozess<br />

zusammenzuführen.<br />

Der Interessent kann sich<br />

über das Portal also Partner<br />

wahlweise für den Hauptlauf<br />

oder die Feinverteilung<br />

aussuchen. Die Anbieter,<br />

DIE NEUE AUSRICHTUNG<br />

Der europäische Landverkehr bei Panalpina<br />

Als Bindeglied zu Luftund<br />

Seefracht (interner<br />

Service-Dienstleister)<br />

◆ Erfolgskritische Services<br />

für die Luft-und Seefracht<br />

◆ Vor- und Nachläufe als<br />

Teil von Haus-zu-Haus-<br />

Lieferungen<br />

◆ Bündelung von<br />

Transporten<br />

◆ Abholung und Zustellung<br />

Quelle: Panalpina<br />

In der dortigen Niederlassung<br />

sind fast genauso viele Mitarbeiter<br />

wie in Kornwestheim<br />

mit dem Thema Landverkehr<br />

betraut.<br />

Ein weiteres Beispiel für spezialisierte<br />

Lkw-Aktivitäten bilden<br />

die Geschäfte im Bereich<br />

Energy Solutions. Vom schottischen<br />

Aberdeen oder auch von<br />

Norwegen und den Niederlanden<br />

aus steuert Panalpina<br />

die Landverkehrsaktivitäten<br />

von Öl- und Gaskunden. Ob<br />

Helikopter, Gestänge, Bohrköpfe,<br />

Sicherheitsschuhe oder<br />

Verbrauchsmaterial: Panalpina<br />

kümmert sich um nahezu alles,<br />

was diese Industrie an Land<br />

und auf hoher See braucht.<br />

Teils fahren die Lkw bis nach<br />

Baku in Aserbaidschan. Dafür<br />

PILOTKUNDE BEI COLO 21<br />

Als Partner für Kunden<br />

mit Bedarf nach<br />

grenzüberschreitenden<br />

Land<strong>trans</strong>port-Lösungen<br />

◆ Hauptfokus auf Hightech<br />

und Automotive<br />

◆ Stabile und hochflexible<br />

Lkw-Services: unabhängig<br />

von fixen Netzwerken<br />

und Kapazitäten<br />

◆ Maßgeschneiderte<br />

Lösungen<br />

◆ Moderne IT-Lösungen<br />

setzt Panalpina spezielle Tieflader<br />

ein. Mit solchen Speziallösungen<br />

im Landverkehr erwirtschaftet<br />

Panalpina in Europa<br />

einen Umsatz von rund 300<br />

Millionen Schweizer Franken.<br />

(etwa 250 Millionen Euro).<br />

Der Landverkehr spielt für<br />

Panalpina also weiterhin eine<br />

Rolle. Das Geschäft muss aber<br />

Teil der Luft- und Seefracht<br />

sein oder Teil einer maßgeschneiderten,<br />

grenzüberschreitenden<br />

End-to-End-Lösung.<br />

Worum sich Panalpina künftig<br />

nicht mehr reißt, ist das<br />

Standard-Stückgut-Geschäft<br />

innerhalb der Republik. Fünf<br />

Paletten von München nach<br />

Hamburg – das sollen in Zukunft<br />

andere machen.<br />

Matthias Rathmann<br />

also die Transportpartner,<br />

haben bei E-Groupage hinterlegt,<br />

wann sie welche<br />

Route mit welcher Kapazität<br />

und zu welchen Preisen bedienen.<br />

Vorstandschef von<br />

Colo 21 ist Jörg Frommeyer,<br />

der zuvor unter anderem<br />

bei Kühne + Nagel global<br />

die Landverkehrsnetze<br />

verantwortete. Panalpina<br />

nutzt die neue Plattform<br />

für die Abwicklung des neu<br />

ausgerichteten Landverkehrs,<br />

der ohne fixe Hubs<br />

oder Linien auskommt.<br />

Das Logistikunternehmen<br />

lässt täglich bis zu 2.000<br />

Sendungen über die Plattform<br />

laufen. Anfänglich in<br />

einer Beta-Version, nutze<br />

man die Plattform bereits<br />

seit Jahresbeginn, sagt der<br />

Regional-Manager für die<br />

Landverkehrsaktivitäten in<br />

Europa, Arne Lingemann.<br />

Fotos:Rathmann, Panalpina, Jüngst


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong> SPEDITION UND LOGISTIK I 7<br />

Loblied auf die eigenen Fahrer<br />

Logistik: Der Tor- und Türhersteller Hörmann setzt sowohl auf<br />

eigene Lkw als auch auf Speditionen. Für den Versand der<br />

Ware wurde eine besondere Produktverpackung entwickelt.<br />

Meist nimmt man die<br />

Produkte des westfälischen<br />

Herstellers<br />

Hörmann nur im Vorbeigehen<br />

war. Das Unternehmen stellt<br />

Haustüren und Garagentore<br />

für Privathäuser her und produziert<br />

für gewerbliche Immobilien<br />

Industrietor- und Verladesysteme<br />

sowie Feuer- und<br />

Rauchschutztüren und -tore.<br />

Für den heterogenen Kundenstamm<br />

vom Großhändler über<br />

Montagebetriebe, Industriekunden<br />

bis zum Privatverbraucher<br />

setzt der Hersteller auf eigene<br />

Logistikprozesse.<br />

Geplant werden diese im<br />

Werk Ichtershausen. Dort werden<br />

traditionell Garagensektionaltore<br />

für den Privatkunden<br />

herstellt, im Rahmen des unternehmenseigenen<br />

Materialgruppenmanagements<br />

ist es aber<br />

aber auch für die Themen Logistik<br />

und Verpackung zuständig.<br />

Josef Westermann, Prokurist<br />

und Leiter des Werkes, hat<br />

die Prozesse im<br />

Blick: Angefangen<br />

bei der Materialbeschaffung,<br />

vom Coilmaterial<br />

bis zur Kleinstschraube, über<br />

die interne Logistik im Rahmen<br />

der Fertigung bis zur Transportlogistik<br />

der fertigen Güter.<br />

Die Coils kommen direkt<br />

von Thyssen-Krupp in die Außenläger,<br />

die an den Hörmann-<br />

Werken angegliedert sind. Anders<br />

sieht es bei Kleinteilen wie<br />

Federn, Gummidichtungen oder<br />

Scharnieren aus: »Wir versuchen<br />

im Rahmen von Milkruns<br />

die entsprechenden Transporte<br />

von den Lieferanten in unsere<br />

Werke zu <strong>trans</strong>portieren.«<br />

Die Verladung ab Lager und<br />

die Tourenplanung zur Distribution<br />

der fertigen Produkte<br />

übernimmt das Unternehmen<br />

Hausspediteur verlädt<br />

ab Lager im Werk<br />

der Spedition WLS ein eigenes<br />

System einfallen lassen: ein<br />

zertifiziertes Teleskopsteckstangensystem,<br />

das in Schienen<br />

zwischen Boden und Decke<br />

verankert wird. Der Vorteil:<br />

Durch die vertikale Sicherung<br />

ist eine vierfache Verladung der<br />

Torpaletten in der Höhe möglich,<br />

auch fallen typische Sicherungsmittel<br />

wie Zurrgurte weg,<br />

was laut Westermann eine Zeitersparnis<br />

von 70 Prozent bei<br />

der Verladung bedeutet. Zudem<br />

hält das Feder-<br />

Achs-System so<br />

gut, dass sich die<br />

Zahl der Transportschäden<br />

seit<br />

der Einführung deutlich reduziert<br />

habe.<br />

Nur in wenigen Fällen wird<br />

direkt an den Endkunden geliefert<br />

– meistens gehen die Sendungen<br />

entweder an Händler<br />

oder an die Hörmann-Niederlassungen,<br />

etwa nach Stuttgart.<br />

Dort sitzt eine der größten Verkaufsniederlassungen<br />

von Hörmann.<br />

Direkt an der Autobahnausfahrt<br />

hat die Niederlassung<br />

erst zum Jahresanfang ein<br />

neues Gebäude mit viel Büroflächen<br />

und blitzblanken 8.500<br />

Quadratmetern Lagerfläche bezogen.<br />

14 Mitarbeiter arbeiten<br />

im Lager, darunter zwei Auszubildende<br />

zur Fachkraft Lager.<br />

Michael Caparelli<br />

Niederlassungsleiter<br />

Hörmann, Stuttgart<br />

»Es ist gut, wenn der Fahrer<br />

die Tour und die Mitarbeiter am<br />

Wareneingang kennt.«<br />

Besitz eines Führerscheins. Zusätzlich<br />

zu den Selbstabholern<br />

wie etwa Großhändlern gibt es<br />

auch noch zwei Speditionen, die<br />

die Spitzen abfangen – etwa im<br />

Herbst, wenn private Bauherren<br />

schnell ein Garagentor beim<br />

Fachhändler in Auftrag geben.<br />

Die Niederlassung Stuttgart<br />

deckt ganz Baden-Württemberg<br />

ab. Unter den Tagestouren sind<br />

aber auch zwei Übernachtungstouren,<br />

die etwa bis ins bayerische<br />

Lindau am Bodensee führen.<br />

»Da sind wir aber immer<br />

mit einem Hängerzug unterwegs«,<br />

berichtet Caparelli.<br />

Meistens fahren immer die<br />

gleichen Fahrer »ihre« Tour, die<br />

Sensible Ware: Ein Teleskop-Steckachsensystem sichert die Türen und Torpaletten.<br />

in der Regel zwischen sechs und<br />

15 Abladestellen hat. Das ist<br />

kein Problem für die erfahrenen<br />

Fahrer, auch nicht die unterschiedlichen<br />

Entladungszeiten<br />

vor Ort. »Eine neue Herausforderung<br />

für uns ist aber, dass vor<br />

allem Großhändler vermehrt<br />

mit Zeitfensterbuchungen arbeiten«,<br />

sagt Caparelli, »und<br />

ich bin mir ziemlich sicher, dass<br />

sich das auch bei großen Märkten<br />

bald durchsetzen wird.«<br />

Meist seien die Zeitfenster<br />

auf nur 30 Minuten begrenzt<br />

und müssten bereits Tage im<br />

Voraus gebucht werden. »Das<br />

erschwert unsere Planung, weil<br />

meist erst nach der Zeitfensterbuchung<br />

die Ladungsmeter<br />

bei uns bekannt sind. Da ist es<br />

gut, wenn der Fahrer die Tour<br />

und die Mitarbeiter am Wareneingang<br />

kennt«, sagt Caparelli.<br />

Noch ein guter Grund für die<br />

eigenen Fahrzeuge.<br />

Ilona Jüngst<br />

Fotoa: Hörmann, Jüngst<br />

WLS, Hauptspediteur des Herstellers.<br />

»Dazu hat der Spediteur<br />

Zugang zu allen Daten im Warenwirtschaftssystem<br />

und sitzt<br />

zumeist auch mit im Gebäude«,<br />

sagt Westermann. Damit die<br />

Fahrer wissen, wie sie mit den<br />

Produkten umgehen müssen,<br />

gibt es regelmäßig auch Fahrerschulungen<br />

auf Hörmann-Gelände<br />

– nicht nur zum Thema<br />

Fahrsicherheit, sondern auch zu<br />

den Produkten selber.<br />

Das ist laut Westermann<br />

nicht zuletzt im Hinblick auf<br />

die Themen Ladeoptimierung<br />

und Ladungssicherung wichtig:<br />

So passen etwa je nach<br />

Torgröße 40 bis 80 sogenannte<br />

Torpaletten in einen Lkw – jede<br />

Palette ist 380 Millimeter breit<br />

und bis zu sechs Meter lang.<br />

Zur Ladungssicherung hat<br />

sich Hörmann gemeinsam mit<br />

Josef Westermann<br />

Prokurist und Werksleiter<br />

Hörmann, Ichtershausen<br />

»Das Feder-Achs-System bringt<br />

bei der Verladung eine<br />

Zeitersparnis von 70 Prozent.«<br />

»Wir haben sechs Lkw am<br />

Standort, die Tagestouren fahren«,<br />

sagt Niederlassungsleiter<br />

Michael Caparelli. Darunter<br />

sind zwei Lkw mit Kranwagen,<br />

außerdem gibt es auch<br />

zwei Mitnahmestapler, wobei<br />

viele Kunden mit dem eigenen<br />

Stapler selber abladen.<br />

Die eigene Flotte hält er deshalb<br />

für wichtig, weil ab der<br />

Niederlassung alle möglichen<br />

Produkte in den unterschiedlichsten<br />

Größen verladen werden.<br />

Ein Tourenprogramm hilft<br />

den Mitarbeitern in der Niederlassung<br />

bei der Planung, aber<br />

bei der Verpackung und der<br />

Beladung sind Erfahrungswerte<br />

gefragt. »Warenkunde ist hier<br />

sehr wichtig, weil die Produkte<br />

sehr sensibel sind.« Aus diesem<br />

Grund sind laut Caparelli auch<br />

fast alle Lagermitarbeiter im<br />

DAS UNTERNEHMEN<br />

Das Unternehmen Hörmann stellt Tore, Türe, Zargen und Antriebe<br />

her. Zur Produktpalette gehören für gewerblich genutzte<br />

Immobilien Industrietore und Verladetechnik, Feuer- und<br />

Rauchschutztüren und -tore; für privat genutzte Immobilien<br />

Garagensektionaltore, Haus- und Nebeneingangstüren, Vordächer<br />

und Innentüren, bei denen das Unternehmen nach<br />

eigenen Angaben EU-Marktführer ist. Rund 6.000 Mitarbeiter<br />

arbeiten für das Unternehmen aus dem westfälischen Steinhagen,<br />

das weltweit 27 Werke betreibt. In Deutschland ist Hörmann<br />

mit 14 Verkaufsniederlassungen vertreten.<br />

In meiner Welt zählt<br />

Wirtschaftlichkeit.<br />

Und mein Prof i Liner<br />

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8 I MANAGEMENT<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong><br />

Engpass<br />

nimmt zu<br />

Planung: Die Bilanz des Deutschen<br />

Industrie- und Handelskammertags<br />

(DIHK) fällt ernüchternd aus: Erstmals<br />

suchen mehr Chefs einen Nachfolger für<br />

ihren Betrieb, als es Interessenten gibt.<br />

Die Zahl der übernahmeinteressierten<br />

Existenzgründer<br />

hat einen neuen<br />

Tiefstand erreicht, teilt der<br />

DIHK in seinem Report zur Unternehmensnachfolge<br />

<strong>2014</strong> mit.<br />

Bereits im Vorjahr verzeichneten<br />

die Industrie- und Handelskammern<br />

(IHKs) erstmals mehr<br />

übergabewillige Alt-Inhaber<br />

als Junior-Unternehmer. Dieser<br />

Trend hat sich weiter verstärkt.<br />

Im Verkehrssektor kommen auf<br />

einen potentiellen Nachfolger<br />

1,7 Seniorunternehmer.<br />

Foto: Fotolia<br />

Schwierige Suche:<br />

Viele Fachkräfte<br />

lassen sich lieber<br />

anstellen.<br />

Als Ursachen werden vor<br />

allem der demografische Wandel<br />

und der damit verbundene<br />

Fachkräftemangel ausgemacht.<br />

Während immer mehr Unternehmer<br />

das Ruhestandsalter erreichten,<br />

zögen gut Qualifizierte<br />

ein gut dotiertes Angestelltenverhältnis<br />

vor. 41 Prozent der<br />

Senior-Chefs und fast die Hälfte<br />

der potenziellen Übernehmer<br />

finden keinen passenden Gegenpart.<br />

Ein zweiter Trend: Frauen<br />

sind im Kommen; rund ein<br />

Viertel der potenziellen Übernehmer<br />

sind weiblich. Auch<br />

hier macht sich ein fortschreitender<br />

gesellschaftlicher Wandel<br />

bemerkbar.<br />

Die Finanzierung bleibt laut<br />

Bericht die größte Hürde für<br />

Übernehmer. Jeder zweite habe<br />

Schwierigkeiten, die Übernahme<br />

sowie etwaige notwendige<br />

Modernisierungsinvestitionen<br />

zu finanzieren. Allerdings wirke<br />

sich das günstige Zins- und Finanzierungsumfeld<br />

positiv aus.<br />

Zu starker Verunsicherung<br />

bei mehr als einem Fünftel der<br />

Gefragten führt laut DIHK die<br />

drohende Verschärfung bei der<br />

Erbschaftsteuer – ein Urteil des<br />

Bundesverfassungsgerichts soll<br />

bis spätestens Februar 2015 für<br />

Klarheit sorgen. Dabei soll das<br />

Gericht klären, ob Steuervergünstigungen<br />

nach dem Erbschaftsteuer-<br />

und Schenkungsteuergesetz<br />

(ErbStG), die beim<br />

Übergang betrieblichen<br />

Vermögens gewährt<br />

werden, verfassungsgemäß<br />

sind.<br />

Problematisch<br />

ist in vielen Unternehmen<br />

auch, dass<br />

für einen durch<br />

Krankheit, Unfall<br />

oder Tod des Seniorchefs<br />

verursachten<br />

Notfall<br />

keine Planung<br />

vorliegt. Dieser<br />

Anteil stieg<br />

zuletzt wieder<br />

und gilt<br />

konstant für<br />

mindestens 70<br />

Prozent.<br />

Auf der<br />

Suche nach<br />

Lösungen sieht<br />

der DIHK auch<br />

die Politik in<br />

der Pflicht, »den<br />

Generationswechsel<br />

im Mittelstand<br />

nicht zusätzlich zu<br />

erschweren«. Der<br />

Verein erinnert<br />

die Bundesregierung<br />

an ihre<br />

Aussage im Koalitionsvertrag<br />

nach einer mittelstandsfreundlichen<br />

Erbschaftsteuer.<br />

»Auch künftig müssen<br />

Unternehmen ohne Substanzverlust<br />

von einer Generation<br />

auf die nächste übertragen<br />

werden können«, fordert der<br />

DIHK.<br />

Claudia Wild<br />

ZUM THEMA<br />

Für den vollständigen DIHK-<br />

Bericht folgen Sie bitte dem<br />

QR-Code. Oder schauen Sie<br />

unter: www.euro<strong>trans</strong>port.<br />

de/dihknf<br />

Fairness bei Forderungen<br />

Im Schnitt müssen Transport-<br />

und Logistikunternehmen<br />

sehr lange auf ihr Geld<br />

warten – laut dem Verband der<br />

Vereine Creditreform ganze 15<br />

Tage. Dabei fehlen auch hohe<br />

Summen, die den Unternehmer<br />

in eine brenzlige Zwickmühle<br />

bringen können. Denn während<br />

die eigenen laufenden Kosten<br />

für Fuhrpark, Personal, Organisation<br />

gleich bleiben, fehlen<br />

die Einnahmen. Es klafft eine<br />

Liquiditätslücke, die den Logistiker<br />

in seiner Handlungsfähigkeit<br />

einschränkt und zugleich<br />

für Druck und schlechte Stimmung<br />

zwischen ihm und dem<br />

Schuldner sorgt.<br />

In der Transportbranche<br />

mit ihrem hohen Wettbewerbsdruck<br />

sind gute, stabile<br />

Kundenbeziehungen enorm<br />

wichtig. Jetzt ist daher Fingerspitzengefühl<br />

gefragt: »Beim<br />

Mediativinkasso sind das Beitreiben<br />

von Forderungen und<br />

der Erhalt einer Geschäftbeziehung<br />

komplett ebenbürtige<br />

Ziele«, betont Alfons Winhart,<br />

Vorstand der PNO Inkasso im<br />

bayrischen Deggendorf.<br />

Während beim Factoring<br />

offene Forderungen von einem<br />

Finanzierer als Bindeglied nur<br />

teilweise rückerstattet werden,<br />

wird die Gebühr beim gängigen<br />

Inkassoverfahren in die 1. und<br />

2. Mahnung an den Schuldner<br />

integriert. Sie ist gekoppelt an<br />

die Höhe der Hauptforderung.<br />

Beim Mediativinkasso ist der<br />

Schuldner im Dialog mit Gläubiger<br />

und Inkassodienstleister<br />

– Gespräche finden möglichst<br />

auf Augenhöhe statt. Statt hart<br />

durchzugreifen, wird eine an<br />

die Schuldnersituation angepasste<br />

Regelung vereinbart,<br />

etwa eine Teil- oder Ratenzahlung<br />

der offenen Forderungen.<br />

»Wir suchen nach Lösungen,<br />

die beide Seiten akzeptieren<br />

können«, sagt Winhart.<br />

Ganze 12,9 Milliarden<br />

Euro flossen europaweit<br />

in den ersten neun Monaten<br />

<strong>2014</strong> in neue Logistikflächen,<br />

teilt der Immobiliendienstleister<br />

Jones Lang LaSalle<br />

(JLL) mit, und damit elf Prozent<br />

mehr als im Vergleichszeitraum<br />

des Vorjahres. Berücksichtigt<br />

wurden Aktivitäten ab 3,5 Millionen<br />

Euro. Für Investoren am<br />

attraktivsten sind laut JLL <strong>aktuell</strong><br />

Großbritannien (5,1 Milliarden<br />

Euro) vor Deutschland<br />

(2,1 Milliarden) und Frankreich<br />

(900 Millionen).<br />

Zunehmend schwinde die<br />

Skepsis von Investoren zur<br />

Nachvermietbarkeit von Mega-Hallen<br />

ab 50.000 Kubikmetern<br />

Fläche, die so verstärkt<br />

gebaut werden. »Wir haben<br />

einen sehr starken Markt, viele<br />

Flächen werden nachgefragt«,<br />

Finanzen: Beim Geld hört oft die Freundschaft auf. Damit<br />

Geschäftsbeziehungen unter offenen Forderungen nicht<br />

nachhaltig Schaden nehmen, können auch Speditionen und<br />

Logistikunternehmen einen Vermittler einschalten.<br />

Entgegenkommen erwünscht: Beim Mediativinkasso steht die Kooperation im Mittelpunkt.<br />

sagt JLL-Logistikimmobilien-<br />

Expertin Alexandra Tornow.<br />

Der E-Commerce-Boom und<br />

Für seine Kunden hat das<br />

Inkassobüro PNO vier Dialogfenster<br />

vorgesehen: »Für Einzelforderung<br />

lässt sich das Online-<br />

Mandanten-Portal gut nutzen.«<br />

In der Regel werde aber »aufwandsarm«<br />

eine sxl-Tabelle im<br />

Mandantenportal hochgladen,<br />

mit den Details zu den Schuldnern,<br />

mit Akten, Warenlieferung,<br />

Mahnungen, Spesenvereinbarungen<br />

und Zahlungen.<br />

Der Königsweg ist laut Winhart<br />

ein automatisches Mahnverfahren,<br />

in dem Forderungen mittels<br />

eines ERP-Systems nach Ablauf<br />

einer festgelegten Frist direkt<br />

an das Inkassobüro überspielt<br />

werden. Als Viertes bietet PNO<br />

über die eigene Plattform (pnoinkasso.de)<br />

eine Smartphone-<br />

App an, auf der Kunden immer<br />

und überall die Aktenhistorie<br />

und Live-Daten zu ihren Forderungen<br />

einsehen und Fälle<br />

übergeben können. »Das ist<br />

die einzige App, die das kann«,<br />

versichert Winhart.<br />

Mega-Halle im Trend<br />

Immobilien: Die Investitionen für Flächen in der Logistik und<br />

Industrie bleiben auf einem hohen Niveau. Das stützt auch<br />

die Entwicklung hin zu riesigen Hallenprojekten.<br />

<br />

<br />

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<br />

<br />

MARKT IM AUFWIND<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

GROSSE UNTERSCHIEDE<br />

Mietpreisspannen für Lagerflächen ≥ 5.000m 2<br />

<br />

In den Regionen<br />

Quelle: JLL<br />

<br />

Entwicklung des Transaktionsvolumens<br />

Transaktionsvolumen (Logistik- <br />

und Industrieimmobilien) in Deutschland<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Quelle: JLL<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

der Wandel im Einzelhandel<br />

kurbele die Nachfrage zusätzlich<br />

auf ein sehr hohes Niveau<br />

an. Die Leerstandsraten sind<br />

laut Tornow bei drei bis fünf<br />

Prozent in Deutschland. »Das<br />

gibt einen gewissen Druck auf<br />

die Mieten«, jedoch liegen im<br />

Logistikbereich die Mietsteigerungen<br />

nur bei rund ein bis<br />

1,5 Prozent im Jahr in einigen<br />

deutschen Städten.<br />

Claudia Wild<br />

Termintipp: Am 3./4. Februar<br />

findet eine Euroforum-Veranstaltung<br />

zu Logistik-Immobilien<br />

in Osnabrück statt: Entwicklung<br />

<strong>2014</strong> und Ausblik auf 2015, der<br />

E-Commerce-Boom, der Trend<br />

zur Eigennutzung und das Spannungsfeld<br />

Immobilie, Dienstleister<br />

und Kunde.<br />

Kommt es doch zur Gerichtsverhandlung,<br />

kann es<br />

für den Schuldner teuer werden<br />

– »je länger das Verfahren<br />

dauert, umso teurer wird‘s,<br />

weil er den Vollzugsschaden<br />

tragen muss«, stellt der PNO-<br />

Vorstand fest. Doch ist das Ziel<br />

stets, über ein vorgerichtliches<br />

Verfahren Einigung zu erzielen.<br />

»Bei gewachsenen Geschäftsbeziehungen<br />

ist die Chance auf<br />

Erfolg größer«, sagt Winhart.<br />

Claudia Wild<br />

DEUTSCHE POST DHL<br />

Preis für<br />

Nachhaltigkeit<br />

Die Deutsche Post DHL ist<br />

mit dem EMC Blue Sky<br />

Supplier Sustainability Award<br />

<strong>2014</strong> ausgezeichnet worden.<br />

Der Preis bestätige das besondere<br />

Engagement in der Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

sowie in sozialer und ökologischer<br />

Sicht, teilt DHL mit. »Immer<br />

mehr Technologieunternehmen<br />

erkennen den enormen<br />

Einfluss, den die Nachhaltigkeitsprogramme<br />

ihrer Dienstleister<br />

auf die eigene Lieferkette<br />

haben können«, sagt ein Unternehmenssprecher.<br />

DHL erhalte<br />

als erstes Logistikunternehmen<br />

den Preis. Besonders im Fokus<br />

sind Energieeffizienz und Erneuerbare<br />

Energien. EMC ist<br />

Marktführer für Datenspeichersysteme<br />

und arbeitet seit<br />

15 Jahren mit DHL zusammen.<br />

CSR-INITIATIVE<br />

Nachhaltig<br />

wirtschaften<br />

Im Rhein-Kreis Neuss haben<br />

sich 23 kleine und mittlere<br />

Unternehmen gemeinsam auf<br />

den Weg gemacht um innerhalb<br />

von zwei Jahren eine eigene<br />

Corporate Social Responsibility<br />

(CSR)-Strategie zu entwickeln<br />

und umzusetzen. Unterstützt<br />

werden sie dabei von der<br />

Wirtschaftsförderung Neusser<br />

Kreis, die das Projekt auch ins<br />

Leben rief. Am Start sind auch<br />

drei Logistikunternehmen: die<br />

Speditionen Kleine, Konrad<br />

Sturm und M. Zietzmann. Sie<br />

wollen nachhaltiges Wirtschaften<br />

konsequent in ihrem Unternehmen<br />

verankern.<br />

Foto:Fotolia, Montage: Frieser


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong> RECHT PRAKTISCH I 9<br />

Alle Jahre wieder – was<br />

Steuer- und Rechtsexperten<br />

und die Politik<br />

im Laufe eines Jahres erarbeitet<br />

haben, macht sich vor allem<br />

zum Jahreswechsel bemerkbar,<br />

wenn neue Gesetze und Verordnungen<br />

in Kraft treten. Darunter<br />

sind auch einige Neuerungen,<br />

die die Branche erheblich<br />

betreffen.<br />

Etwa das Mindestlohngesetz,<br />

das die Einführung des<br />

allgemeinen Mindestlohns<br />

in Höhe von 8,50 Euro vorschreibt<br />

(siehe Seite 3).<br />

Auch das Gesetz zur Ausweitung<br />

der Lkw-Maut kommt<br />

im neuen Jahr zum Tragen:<br />

Ab dem 1. Januar gelten neue<br />

Mautsätze und ein eigener Tarif<br />

für Euro-6-Lkw (siehe auch<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> 23/<strong>2014</strong>, Seite 3)<br />

Ab dem 1. Juli wird das mautpflichtige<br />

Straßennetz auf weitere<br />

Bundesstraßenabschnitte<br />

erweitert, ab dem 1. Oktober<br />

wird die Mautpflicht auf Lkw<br />

ab 7,5 Tonnen abgesenkt.<br />

Änderungen werden auch<br />

bei den internationalen Vorschriften<br />

für den Gefahrgut<strong>trans</strong>port<br />

zum 1. Januar fällig.<br />

Nach Angaben der Sachverständigenorganisation<br />

Dekra gibt<br />

es etwa im Entsorgerbereich<br />

eine neue Möglichkeit, leere<br />

ungereinigte Gefahrgutverpackungen<br />

mittels einer eigenen<br />

UN-Nummer zu befördern.<br />

Wer Lithium-Batterien zur<br />

Entsorgung <strong>trans</strong>portiert, muss<br />

neue Sondervorschriften beachten,<br />

während die Vorschriften<br />

für die Verwendung von Kühl-<br />

und Konditionierungsstoffen<br />

gelockert wurden. Eine Neuerung,<br />

die laut Dekra alle am<br />

Gefahrgut<strong>trans</strong>port Beteiligten<br />

betrifft, ist die Änderung der<br />

Gefahrzettelmuster. Und: Bei<br />

der schriftliche Weisung, die in<br />

jedem kennzeichnungspflichtigen<br />

Fahrzeug mitgeführt werden<br />

muss, wurde das Rauchverbot<br />

auch auf elektronische<br />

Zigaretten ausgeweitet.<br />

Während elektronische Fahrstabilitätsregelsysteme<br />

wie ESP<br />

seit dem 1. November für alle<br />

neuen Fahrzeuge vorgeschrieben<br />

sind, folgt zum 1. November<br />

2015 die Pflicht zum Spurverlassenswarner<br />

(LDWS) und<br />

zum Automatischen Notbremssystem<br />

(AEBS). Dies betrifft<br />

Busse mit mehr als neun Sitzplätzen<br />

sowie Lkw mit einem<br />

zulässigen Gesamtgewicht über<br />

3,5 Tonnen mit neuer Typzulassung<br />

ab 1. November 2013 und<br />

alle neu zugelassenen Fahrzeuge<br />

ab 1. November 2015.<br />

Dem Auto-Club Europa<br />

(ACE) zufolge wird zudem<br />

die Eingangsschwelle für Beförderungen<br />

mit sogenannten<br />

Bitte beachten<br />

Änderungen: Lkw-Maut, ADR-Vorschriften, Lohnsteuer – zum<br />

1. Januar 2015 treten einige Neuregelungen in Kraft.<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> hat sie zusammengefasst.<br />

Stichtag 1. Januar:<br />

Allerhöchste Zeit,<br />

sich auf die<br />

Neuregelungen<br />

vorzubereiten.<br />

CEMT-<br />

Genehmigungen<br />

auf<br />

einheitliche 3,5<br />

Tonnen zulässiges Gesamtgewicht<br />

abgesenkt. Für<br />

Fahrzeuge zwischen 3,5 und<br />

6 Tonnen beziehungsweise für<br />

Anhänger von nicht mehr als<br />

3,5 Tonnen wurden spezielle<br />

Nachweisblätter entwickelt, die<br />

ab dem 1. Januar beim Einsatz<br />

einer CEMT-Genehmigung für<br />

diese<br />

Fahrzeuge<br />

mitzuführen sind.<br />

Und eine gute Nachricht<br />

für die Arbeitnehmer zum<br />

Schluss: Auch durch die Lohnsteuer-Änderungsrichtlinien<br />

2015 tut sich etwas – zum 1.<br />

Januar erleichtert der Gesetzgeber<br />

auch steuerfreie Arbeitgeberleistungen.<br />

So steigt etwa<br />

die Freigrenze<br />

von 40 auf 60<br />

Euro. Wichtig<br />

ist dabei nur, dass die Aufmerksamkeiten<br />

nicht finanzieller<br />

Form sein dürfen, sondern<br />

Sachleistungen sein müssen –<br />

etwa Blumen, Bücher und CDs<br />

– und dass es dafür eines besonderen<br />

persönlichen Ereignisses<br />

bedarf, etwa ein Jubiläum oder<br />

die Geburt eines Kindes. Auch<br />

bei einem steuerfreien Arbeitsessen<br />

können künftig 60 statt<br />

40 Euro ausgegeben werden<br />

– vorausgesetzt, das Essen findet<br />

im Rahmen eines außergewöhnlichen<br />

Arbeitseinsatzes<br />

statt. Einziger Wermutstropfen:<br />

Bei Betriebsveranstaltungen<br />

liegt die Freigrenze pro Arbeitnehmer<br />

und Veranstaltung immer<br />

noch bei 110 Euro – eine<br />

Erhöhung hat der Bund auch<br />

dieses Jahr nicht geschafft.<br />

Ilona Jüngst<br />

Foto: Foto: Archiv Fotolia<br />

Einscheren<br />

ist Pflicht<br />

Urteil: Ein Lkw-Fahrer aus Heilbronn will<br />

sich beim Überholen korrekt verhalten –<br />

und wird trotzdem verurteilt<br />

www.caddy-team.de<br />

Der neue Caddy Team und der<br />

neue Caddy Team Edition sind da.<br />

Wie an der Perlenschnur<br />

aufgereiht fahren die<br />

Lkw unter der Woche<br />

auf der Autobahn A 6 ab<br />

Mannheim Richtung Osten.<br />

Regelmäßig kracht es dort,<br />

auch weil Lkw immer wieder<br />

viel zu dicht auffahren. Nun ist<br />

ein Fernfahrer im Autobahnkreuz<br />

Weinsheim in eine echte<br />

Zwickmühle zwischen zwei<br />

Verstößen geraten – und wurde<br />

vom Amtsgericht Heilbronn am<br />

Ende zu einer Geldbuße von 70<br />

Euro verurteilt (Az: 31 OWi 22<br />

Js 16558/14). Matthias Pfitzenmaier,<br />

Fachanwalt für Verkehrsrecht<br />

aus Heilbronn, der den<br />

langjährigen Berufskraftfahrer<br />

vertreten hat, hält das Urteil<br />

schlicht für »abenteuerlich«.<br />

Was ist passiert?<br />

Zunächst geht es um<br />

ein Urteil des Oberlandesgericht<br />

Hamm<br />

(AZ: 1 RBs 162/14).<br />

Es besagt: Ab einem<br />

Überholverbotsschild<br />

darf nicht mehr überholt<br />

werden. Was simpel<br />

klingt, hat eine weiterführende<br />

Bedeutung:<br />

Es gilt nicht nur für Überholvorgänge,<br />

die neu gestartet<br />

werden. Wer gerade dabei ist,<br />

zu überholen, muss sich zurück<br />

fallen lassen, hat das Oberlandesgericht<br />

Hamm entschieden.<br />

Dass das nicht so einfach ist,<br />

musste der eingangs erwähnte<br />

Berufskraftfahrer erfahren. Im<br />

Januar <strong>2014</strong> fuhr er mit seinem<br />

Sattelzug auf der A 6 Richtung<br />

Stuttgart. In der Zusammenführung<br />

zur A 81, so der Vorwurf,<br />

habe Wagner dann, obwohl er<br />

nach Aussagen der observierenden<br />

Polizei vor Ort bereits zwei<br />

Überholverbotszeichen passiert<br />

hatte, seine Fahrt auf der mittleren<br />

Spur fortgesetzt.<br />

Der Fahrer argumentierte,<br />

dass er an dieser Stelle eben<br />

gerade nicht auf die rechte<br />

Spur wechseln konnte, da dort<br />

mehrere Lkw in einer Kolonne<br />

unterwegs waren. In der Folge<br />

hätte er zwangsläufig den erforderlichen<br />

Mindestabstand von<br />

50 Metern unterschritten. »Das<br />

Gericht hat dann in der mündlichen<br />

und schriftlichen Urteilsbegründung<br />

ausgeführt, dass<br />

es dem Betroffenen zumutbar<br />

gewesen wäre, in den Abstand<br />

von 50 Metern einzuscheren«,<br />

sagt Anwalt Pfitzenmaier, »und<br />

dann seinen Lkw so abzubremsen,<br />

dass er zum einen die 50<br />

Meter zum Vordermann wiederherstellt<br />

und zum anderen den<br />

Hintermann nicht gefährdet.«<br />

Für den Lkw-Fahrer ist das<br />

Urteil eine Zumutung. Denn<br />

der Fahrer wird aufgefordert,<br />

einen Verstoß zu begehen, um<br />

einen anderen zu vermeiden<br />

– und sich auch selbst noch<br />

in Gefahr zu begeben. »Leider<br />

habe ich gegen das Urteil<br />

kein effektives Rechtsmittel«,<br />

bedauert Fachanwalt Matthias<br />

Pfitzenmaier, »da mir<br />

auf Grund der geringen Bußgeldhöhe<br />

lediglich der Antrag<br />

auf Zulassung der Rechtsbeschwerde<br />

bleibt, die nur zur<br />

Fortbildung des Rechts und<br />

zur Vereinheitlichung der<br />

Rechtsprechung greift.«<br />

Jan Bergrath<br />

Foto: Archiv<br />

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*Caddy Team, Caddy Maxi Team, Caddy Team Edition und Caddy Maxi Team Edition, Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert von 8,2<br />

bis 5,1. CO2-Emissionen in g/km: kombiniert von 191 bis 134. 1 Maximaler Preisvorteil gegenüber der unverbindlichen Preisempfehlung des<br />

Herstellers für ein vergleichbar ausgestattetes Modell nur bis zum 31.12.<strong>2014</strong>. 2 Volkswagen Nutzfahrzeuge ist Partner von 11 Branchenverbänden<br />

in Deutschland. Innungsmitglieder organisationsangehöriger Betriebe erhalten zusätzlich Sonderkonditionen beim Erwerb eines<br />

Caddy Team, Caddy Maxi Team, Caddy Team Edition oder Caddy Maxi Team Edition. Für weitere Informationen steht Ihnen Ihr Volkswagen<br />

Nutzfahrzeuge Partner zur Verfügung. Abbildung zeigt Sonderausstattung gegen Mehrpreis.


10 I KÖPFE UND KARRIEREN<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong><br />

Porträt: Die Faszination von Lkw führte<br />

Paul Schiffer auf Umwegen zu einem<br />

erfüllten Berufsleben. Seit 33 Jahren<br />

ist er der Fuhrpark-Verantwortliche des<br />

Landestheaters Tübingen-Reutlingen.<br />

Paul Schiffer strahlt die<br />

Gelassenheit von vielen<br />

Jahren Berufserfahrung<br />

aus. Alltägliches und Besonderes<br />

– der 59-Jährige kann viel<br />

berichten. Nicht zuletzt weil<br />

er als Lkw-Fahrer viel gesehen<br />

und erlebt hat. Dabei hat er<br />

die vergangenen 33 Jahre nur<br />

einen Arbeitgeber gehabt: das<br />

Landestheater Württemberg-<br />

Hohenzollern Tübingen Reutlingen<br />

(LTT). Theater und Lkw?<br />

Paul Schiffer lacht: »Und gelernt<br />

habe ich Krankenpfleger.«<br />

Allerdings holte ihn die Realität<br />

in der Pflege nach eigenen<br />

Angaben relativ schnell ein und<br />

so schmiss er nach weniger als<br />

einem Jahr seinen ersten Job in<br />

der Neurologie eines Münchener<br />

Krankenhauses hin. Was<br />

tun? Gerade recht kam da eine<br />

Anzeige in der Abendzeitung:<br />

Die Augustiner Brauerei suchte<br />

einen Getränkefahrer.<br />

Endlich konnte er sich selber<br />

hinters Steuer eines Lkw setzen.<br />

Die Fahrzeuge hatte er seit<br />

Immer Theater<br />

Kindertagen immer bewundert,<br />

etwa bei längeren Verwandtschaftsaufenthalten<br />

in den<br />

USA. »Diese tollen Lkw dort –<br />

das war für mich als Siebenjährigen<br />

natürlich faszinierend.«<br />

Zurück im heimischen Tübingen<br />

durfte Schiffer – sein Vater<br />

war Schul-Hausmeister – auch<br />

mal mit dem Heizöllieferanten<br />

auf Tour gehen. Noch heute erinnert<br />

sich Schiffer, wie er von<br />

der Fahrt tief beeindruckt war.<br />

Also bestieg er in München<br />

kurzerhand einen<br />

7,5-Tonner und schlug sich<br />

eine Weile als Getränkefahrer<br />

im Heimdienst und in der<br />

Gaststättenbelieferung durch.<br />

Ein Leben war im teuren München<br />

aber damit schwer zu bestreiten,<br />

und so kehrte Schiffer<br />

in seine Heimatstadt Tübingen<br />

zurück: »Ich bin da und dort<br />

gefahren, nichts Festes, und<br />

war noch nicht mal krankenversichert«,<br />

sagt er heute und<br />

schüttelt den Kopf. Bis er über<br />

Beziehungen einen neuen Job<br />

in einem Klinikum in Aussicht<br />

gestellt bekam, den er in drei<br />

Monaten antreten sollte. Die<br />

Wartezeit wollte er mit einem<br />

Job als Bühnentechniker<br />

am Landestheater Tübingen<br />

überbrücken, von dem er wieder<br />

über Beziehungen Wind<br />

bekommen hatte: »Am Donnerstag<br />

stellte ich mich vor, am<br />

Montag fing ich an.« Das war<br />

im Jahr 1982.<br />

DEKRA: Durch Fahrsimulator-<br />

Training souverän unterwegs<br />

„Was der Fahrer sieht, ist nahezu<br />

realistisch“, so Reinhard Buchsdrücker,<br />

Projektleiter Fahrsimulator bei der<br />

DEKRA Akademie, – selbst viele Jahre<br />

Berufskraftfahrer und Fahrlehrer. „Die<br />

simulierte Welt wird auf Scheiben und<br />

Rückspiegel projiziert. Wir variieren<br />

Szenarien. Sogar ins laufende Programm<br />

kann eingegriffen werden.“<br />

Simuliert werden variabel nahezu alle<br />

gängigen Fahrzeugtypen. Denn für die<br />

Schulung ist es essentiell, Fahrzeugeigenschaften<br />

und andere Größen zu<br />

verändern. Erst dies ermöglicht den<br />

speziellen Praxisbezug und sichert die<br />

Effizienz des Trainings. Alle Assistenzsysteme<br />

und technischen Features lassen<br />

sich einzeln zuschalten: Wahlweise<br />

ist Handschaltung oder Automatik<br />

wählbar. Das Multifunktionslenkrad ist<br />

mit allen Funktionen und modernen<br />

Assistenzsystemen wie ESP, ACC oder<br />

Spurhalteassistent ausgestattet.<br />

Zum Einsatz kommt der Simulator im<br />

Training auf unterschiedliche Weise: Im<br />

In den Kulissen des Musikstücks Forever 27: Paul Schiffer mag die Abwechslung an seinem Job.<br />

Modul „Sicherheit und Gefahrenlehre“<br />

geht es um Extremsituationen: überfrierende<br />

Nässe, dazu tiefstehende<br />

Sonne, unkonzentrierte Autofahrer<br />

und dazu noch ein streunender Hund<br />

auf der Straße – die Szenarien sind<br />

hochflexibel. Beim Modul „Wirtschaftlich<br />

Fahren“ geht es insbesondere um<br />

spritsparende Fahrweise.<br />

„Mit dem Fahrsimulator schließen wir<br />

eine echte Lücke und können Einsatzfahrten<br />

ohne jegliches Risiko trainieren.<br />

Der Simulator ist in einen Sattelauflieger<br />

integriert, damit können wir das Training<br />

nach Bedarf direkt vor Ort durchführen“,<br />

so Buchsdrücker.<br />

Buchbar ist der Simulator bei der DEKRA<br />

Akademie.<br />

Weitere Informationen:<br />

DEKRA Akademie<br />

Reinhard Buchsdrücker<br />

Tel.: +49.40.534393-63<br />

reinhard.buchsdruecker@dekra.com<br />

www.dekra-fahrsimulator.de<br />

Und bis heute ist er geblieben.<br />

Inzwischen ist er im Besitz<br />

sowohl des Lkw- und auch des<br />

Busführerscheins und einziger<br />

hauptamtlicher Fahrer am<br />

LTT. »Spaß und Spannung sind<br />

einfach geblieben«, sagt er. An<br />

einem Landestheater gebe es<br />

noch keine Schranke zwischen<br />

Künstler und Technikmitarbeiter.<br />

Und mit jeder Spielzeit hat<br />

er mit den unterschiedlichsten<br />

Leuten zu tun. »Es ist schön,<br />

deren Entwicklung mitzuerleben.«<br />

So hat er etwa den Tatort-Kommissar<br />

Dietmar Bär<br />

als jungen Schauspieler kennen<br />

gelernt, oder den Theaterintendanten<br />

Peter Spuhler erlebt,<br />

jetzt beim Badischen Staatstheater<br />

in Karlsruhe. Lange Jahre<br />

war Schiffer Personalratsvorsitzender<br />

am Theater.<br />

Zu Schiffers Aufgaben als<br />

Fahrer gehören natürlich das<br />

Abholen »der Deko« aus der<br />

ausgelagerten Theater-Schreinerei/Malsaal,<br />

die sich einige<br />

Kilometer weiter in einem<br />

Industriegebiet<br />

befinden. Seine<br />

Hauptaufgabe<br />

sind allerdings<br />

die sogenannten<br />

Abstecher: auswärtige Gastspiele<br />

des Tübinger Ensembles.<br />

Zumeist im Südwesten des Landes<br />

und in der angrenzenden<br />

Schweiz, hin und wieder aber<br />

auch bei Festivals in der ganzen<br />

Republik. »In besonders guten<br />

Jahren sind das 180 bis 200<br />

Abstecher in einem Jahr«, berichtet<br />

er. Samstag und Sonntag<br />

sind dabei normale Arbeitstage.<br />

»Kilometer bekomme ich<br />

nicht so viele zusammen, aber<br />

ich bin dennoch den ganzen<br />

Tag unterwegs«, sagt er. Wenn<br />

möglich, lädt Schiffer persönlich<br />

die Fahrzeuge – etwa den<br />

25-Tonner mit Ladebordwand,<br />

lenkbarer Hinterachse und<br />

mittellanger Kabine oder den<br />

7,5-Tonner – am Vortag vor,<br />

ansonsten übernehmen das die<br />

zwei Kollegen, die nur nebenberuflich<br />

fahren.<br />

Dabei zählt Erfahrung: Denn<br />

von einheitlichem Ladegut oder<br />

einer schön palettierten Fracht<br />

keine Spur. An Bord hat Schiffer<br />

Das Entladen der Lkw<br />

ist Schwerstarbeit<br />

Unterwegs mit dem Landestheater:<br />

Auch am Wochenende wird gearbeitet.<br />

etwa Kulissen: viel Holz, aber<br />

auch sehr viel Metall, zumeist<br />

sehr sperrig und sehr schwer<br />

zu greifen – »Griffmulden sind<br />

beim Bühnenbild nicht vorgesehen«,<br />

sagt er und lacht. Auch<br />

die Abteilungen Requisite, Ton<br />

und Licht sind mit an Bord<br />

– mit unterschiedlichen Roll-<br />

Boxen, 80 Kilogramm schweren<br />

Kisten mit Scheinwerfern,<br />

jede Menge Kabel, Mischpult.<br />

Bei großen Aufführungen kommen<br />

da mal schnell bis zu zwölf<br />

Tonnen zusammen.<br />

»Und natürlich wollen alle<br />

ihr Material ganz hinten laden,<br />

damit sie schnell wieder an die<br />

Sachen kommen«, sagt Schiffer.<br />

Seine Kunst: Auf die Befindlichkeiten<br />

so gut wie es geht eingehen<br />

und dabei die optimale Beladung<br />

und Ladungssicherung<br />

nicht außer Acht lassen. Alles<br />

muss unbeschadet ankommen,<br />

damit die Aufführung wie geplant<br />

laufen kann.<br />

Am Spielort angekommen,<br />

heißt es ausladen. Schwerstarbeit,<br />

denn alles<br />

geschieht von<br />

Hand. 250 Kilogramm<br />

schwere<br />

Teile einer<br />

Bühnen-Drehscheibe von der<br />

Rampe in ein Theaterhaus zu<br />

befördern – das geht in die<br />

Knochen und belastet alle Gelenke.<br />

Das gilt für den Fahrer<br />

wie auch für die mitgereisten<br />

Bühnentechniker.<br />

Schließt sich später der<br />

Theatervorhang, beginnt das<br />

Abbauen und Einladen und<br />

es folgt die Heimfahrt. Ein<br />

Arbeitstag von zehn Uhr morgens<br />

bis ein Uhr nachts ist für<br />

Schiffer nichts Außergewöhnliches.<br />

Wenn absehbar ist, dass es<br />

später wird und die Lenkzeiten<br />

nicht einzuhalten sind, wird<br />

ein Hotelzimmer gebucht. »Da<br />

setzte ich mich keiner Gefahr<br />

aus und das ist auch für die Intendanz<br />

gar keine Frage«, lobt<br />

er seinen Arbeitgeber.<br />

Es gebe sogar Zeiten, in denen<br />

er seine Lenkzeit gar nicht<br />

voll ausschöpfe, so dass er in<br />

einer Freizeit hin und wieder<br />

im Reiseverkehr unterwegs ist:<br />

»Ich mach‘ nur das,<br />

was mir Spaß macht«.<br />

Momentan plagen ihn<br />

aber Probleme mit der<br />

Hüfte, so dass dieser<br />

Nebenjob erst einmal<br />

ruht – genau wie sein<br />

Hobby Golfen, in dem<br />

er sich ein schönes<br />

Handycap erarbeitet<br />

hat.<br />

Dass er als Lkw-<br />

Fahrer am Theater<br />

nicht den schlechtesten<br />

Job hat, weiß Schiffer<br />

zu schätzen: »Mein<br />

Vorteil gegenüber einem<br />

Speditionsfahrer<br />

ist, dass ich nicht diesem<br />

Druck ausgesetzt<br />

bin. Das ist das Schöne<br />

an meinem Beruf: Ich<br />

kann das Fahren noch<br />

genießen.«<br />

Ilona Jüngst<br />

Fotos: Jüngst<br />

VDA<br />

Wissman bestätigt<br />

Matthias Wissmann ist als<br />

Präsident des Verbands<br />

der Automobilindustrie (VDA)<br />

von der Mitgliederversammlung<br />

für zwei weitere Jahre<br />

gewählt worden. Als Vizepräsidenten<br />

und weitere Präsidiumsmitglieder<br />

wurden<br />

Arndt G.<br />

Kirchhoff<br />

(Kirchhoff<br />

Holding),<br />

Ulrich<br />

Schöpker<br />

(Schmitz<br />

Cargobull)<br />

und Dr. Dieter Zetsche (Daimler)<br />

wiedergewählt. Neu im<br />

VDA-Vorstand ist Dr. Rolf Breidenbach<br />

(Hella). Die weiteren<br />

Mitglieder des VDA-Vorstands<br />

wurden in ihrem Amt bestätigt.<br />

SENAT DER WIRTSCHAFT<br />

Theo Schuon als<br />

Mitglied berufen<br />

Theo Schuon (65), Chef der<br />

Spedition Alfred Schuon<br />

aus Haiterbach, ist als neues<br />

Mitglied in den Senat der<br />

Wirtschaft aufgenommen worden.<br />

In der Organisation engagieren<br />

sich<br />

rund 630<br />

Mitglieder –<br />

Persönlichkeiten<br />

aus<br />

Wirtschaft,<br />

Wissenschaft<br />

und<br />

Gesellschaft<br />

– unter dem<br />

Motto »Wirtschaft für Menschen«<br />

für das Gemeinwohl.<br />

TLS<br />

Nieß vertritt<br />

Verlader<br />

Ralf Nieß, Leiter Logistik<br />

des Chemikalienhändlers<br />

Häffner aus<br />

Asperg, ist<br />

neuer Vorsitzender<br />

des Logistik-Netzwerks<br />

der<br />

verladenden<br />

Wirtschaft<br />

TLS (ehemals<br />

Transportlogistikkreis der<br />

Region Stuttgart). Die rund 50<br />

Mitglieder aus der verladenden<br />

Industrie treffen sich regelmäßig<br />

und tauschen sich zu Fachthemen<br />

aus.<br />

ALLIANZ<br />

Feldbauer leitet<br />

Riskmanagement<br />

Der Versicherungskonzern<br />

Allianz will sein Engagement<br />

im Bereich Riskmanagement<br />

in der Flotte weiter<br />

ausbauen. Für diese Aufgabe<br />

hat das Unternehmen Ralph<br />

Feldbauer gewonnen, der zehn<br />

Jahre lang als unabhängiger<br />

Riskmanager und Geschäftsführer<br />

des Beratungsdienstleisters<br />

Risk Guard mit Sitz<br />

in Nürnberg arbeitete. Der<br />

43-Jährige wird nach Allianz-<br />

Angaben zum 1. Januar im<br />

Fachbereich Firmen-Kraft den<br />

Leitungsbereich Riskmanagement-Flotten<br />

übernehmen. Er<br />

folgt auf Reinhard Anger, der<br />

bis zu seinem Ruhestand Sonderaufgaben<br />

im Unternehmen<br />

wahrnimmt. Feldbauer hat das<br />

Versicherungsgeschäft von der<br />

Pike auf gelernt<br />

und bis<br />

2004 verschiedene<br />

Fach- und<br />

Führungspositionen<br />

bei Erstversicherungen<br />

bekleidet.


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong> SICHER AUF ACHSE I 11<br />

WINTER-VORBEREITUNG<br />

LTV stellt<br />

Schneegerüste auf<br />

Der Landesverband Thüringen<br />

des Verkehrsgewerbes<br />

(LTV) stellt an Rasthöfen entlang<br />

der Autobahnen Schneegerüste<br />

auf. Mit diesen Gerüsten<br />

oder auch Containern sollen<br />

Lkw-Fahrer die Möglichkeit<br />

haben, ihre Fahrzeugoberflächen<br />

vor Fahrtantritt von Eis<br />

und Schnee zu befreien. Die<br />

Vorrichtungen sollen laut LTV<br />

an acht Standorten entlang der<br />

Thüringer Autobahnen aufgestellt<br />

werden. Die Standorte im<br />

Einzelnen: A4 Rasthof Eisenach<br />

(untere Parkebene beim Zoll),<br />

A4 Autohof Schwabhausen<br />

(Abfahrt Gotha), A4 Autohof<br />

Thörey (Abfahrt Neudientendorf),<br />

A9 Rasthof Hermsdorf<br />

(Altes Rathaus), A4 Autohof<br />

Holzland (Abfahrt Hermsdorf<br />

Ost), A4 Rasthof Altenburg<br />

(Fahrtrichtung Erfurt) und A9<br />

Parkplatz Hirschberg. Partner<br />

der Aktion des LTV ist unter<br />

anderem auch die Prüfgesellschaft<br />

Dekra.<br />

WETTBEWERB<br />

Scania sucht den<br />

besten Fahrer<br />

Der schwedische Lkw-<br />

Bauer Scania sucht den<br />

besten jungen Lkw-Fahrer beziehungsweise<br />

die beste junge<br />

Lkw-Fahrerin für den Young<br />

European Truck Driver-Wettbewerb<br />

(YETD) 2015. Bisher<br />

haben sich laut Scania mehr als<br />

96.000 Fahrer beworben. Am<br />

YETD 2015 können nach Angaben<br />

von Scania alle Berufskraftfahrer<br />

und Auszubildende<br />

teilnehmen, die nicht älter als<br />

35 Jahre sind und ihren Wohnsitz<br />

in Deutschland haben. Dabei<br />

ist es egal, welche Marke<br />

der Bewerber fährt. Anmeldeschluss<br />

ist der 31. Dezember<br />

<strong>2014</strong>. Von allen Bewerbern<br />

kommen die besten 72 weiter<br />

und treffen sich zu einer Vorrunde<br />

im Frühjahr 2015. Die<br />

jeweils drei Besten stellen ihr<br />

Können schließlich am 11. April<br />

2015 beim deutschen Finale<br />

auf dem Driving Camp Röthis<br />

im Vorarlberg in Österreich unter<br />

Beweis. Hier wird entschieden,<br />

wer am <strong>24</strong>. und 25. April<br />

in Södertälje in Schweden ins<br />

Europafinale einzieht. Dem Europameister<br />

winkt als Siegprämie<br />

ein Scania Streamline-Lkw.<br />

Anmeldung und Infos unter der<br />

Internetadresse www.scania.de/<br />

yetd.<br />

KÜHLTRANSPORTE<br />

Beamte monieren<br />

Unkenntnis<br />

Die Technik ist vorhanden,<br />

nur das Wissen fehlt: Dieses<br />

Fazit lässt der Bericht des<br />

Bundesamtes für Verbraucherschutz<br />

und Lebensmittelsicherheit<br />

(BVL) zur Lebensmittelüberwachung<br />

2013 zu<br />

– zumindest was Kühl<strong>trans</strong>porte<br />

angeht. Demnach kontrollierten<br />

die Überwachungsbehörden<br />

im vergangenen Jahr<br />

rund 1.450 Lkw, Marktanhänger<br />

und Kühlanhänger, die<br />

kühlpflichtige Lebensmittel<br />

(keine Tiefkühlware) <strong>trans</strong>portierten.<br />

Bei der Überprüfung<br />

der Kühltemperatur stellten<br />

die Beamten bei rund einem<br />

Drittel der Fahrzeuge zu hohe<br />

Werte fest. Zwar besaßen fast<br />

alle Fahrzeuge Innenthermometer<br />

oder Temperaturschreiber,<br />

aber rund 13 Prozent der<br />

Fahrer waren jedoch die einzuhaltende<br />

vorgeschriebenen<br />

Temperaturen nicht bekannt.<br />

Untersuchungen in den vergangenen<br />

Jahren, bei denen Kühl<strong>trans</strong>porte<br />

und Kühltheken im<br />

Einzelhandel überprüft wurden,<br />

hatten nach Angaben des<br />

Bundesamtes ähnlich negative<br />

Ergebnisse gezeigt.<br />

Sicherheit: Hohe Baustellendichte trifft<br />

auf steigenden Güterverkehr – die Folge<br />

sind immer öfter schwere Lkw-Unfälle<br />

an den Stauenden. Hauptgrund ist<br />

meist ein zu geringer Abstand.<br />

Es läuft etwas grundsätzlich<br />

schief auf den<br />

deutschen Autobahnen.<br />

Immer noch kursieren auf Verbandstagungen<br />

und in Fachmedien<br />

Charts, die trotz ansteigender<br />

Transportleistung<br />

im Güterverkehr weniger Tote<br />

und Schwerverletzte bei Unfällen<br />

mit Lkw belegt. Sie sollen<br />

auch dazu dienen, das arg angeschlagene<br />

Image der Branche<br />

in ein besseres Licht zu rücken.<br />

Doch Zweifel sind angebracht.<br />

Praktisch jeden Werktag<br />

rast auf einer deutschen<br />

Autobahn ein Lkw ins Heck<br />

eines vor ihm stehenden Kollegen,<br />

manchmal sind es gleich<br />

drei Unfälle am Stauende.<br />

Dazu kracht einmal die Woche<br />

ein Lkw in ein Baustellenoder<br />

Pannenfahrzeug auf dem<br />

Standstreifen oder der Fahrer<br />

verliert komplett die Kontrolle<br />

über den Lkw und stoppt erst<br />

in der Mittelleitplanke.<br />

Die dazu passenden Meldungen<br />

in den lokalen Medien<br />

ähneln sich. Am 20. November<br />

hat sich baustellenbedingt<br />

auf der A 2 bei Magdeburg ein<br />

Stau in Richtung Berlin gebildet.<br />

Gleich vier Lkw rasen hintereinander<br />

ins Stauende. Zwei<br />

Fahrer werden schwer verletzt,<br />

die lokale Feuerwehr muss sie<br />

mit Spezialwerkzeug aus den<br />

zertrümmerten<br />

Kabinen schneiden.<br />

Für einen<br />

dritten Fahrer<br />

kommt jede Hilfe<br />

zu spät – er verstirbt noch am<br />

Unfallort. Drei Stunden ist die<br />

A 2 voll gesperrt, der Verkehr<br />

staut sich auf zehn Kilometern<br />

Länge. Es hätte noch schlimmer<br />

kommen können: Einer der<br />

Lkw hatte Propangasflaschen<br />

geladen.<br />

Laut der Datensammlung<br />

des Statistischen Bundesamtes<br />

in Wiesbaden ist die Zahl der<br />

Unfälle auf Autobahnen mit<br />

Personenschäden unter Lkw-<br />

Beteiligung von 5.387 (im Jahr<br />

2012) auf 5.631 (in 2013) gestiegen.<br />

Hauptbeteiligte sind,<br />

wie im Vorjahr, Transporter bis<br />

3,5 Tonnen und Sattelzüge. »Die<br />

häufigsten Fehlverhalten waren<br />

Abstandsfehler mit 18,6 Prozent«,<br />

heißt es im Jahresbericht.<br />

Siegfried Brockmann, Leiter<br />

der Unfallforschung des Gesamtverbandes<br />

der Versicherer<br />

(GdV), hat sich die Lkw-Unfälle<br />

auf deutschen Autobahnen<br />

noch genauer angesehen und<br />

sogar bis November <strong>2014</strong> aus<br />

den Schadensmeldungen der in<br />

Deutschland versicherten Lkw<br />

repräsentativ hochgerechnet.<br />

»Den eindeutigen Schwerpunkt<br />

des Lkw-Unfallgeschehens bei<br />

Fahrzeugen über 7,5 t zulässigem<br />

Gesamtgewicht bilden mit<br />

knapp 32 Prozent die Auffahrunfälle«,<br />

so Brockmann. »40<br />

Prozent davon fanden bei Stau<br />

oder bei stockendem Verkehr<br />

statt.«<br />

Landauf, landab ist die Autobahnpolizei<br />

besorgt – und hilflos.<br />

So wie an der A 7 zwischen<br />

Hannover und Hamburg. Noch<br />

bis 2023 wird die Autobahn<br />

Der tägliche Wahnsinn<br />

An jedem Werktag<br />

mindestens ein Unfall<br />

ausgebaut, seit März zwischen<br />

der Raststätte Allertal und dem<br />

Dreieck Walsrode. Es sollte<br />

sich unter den Fahrern herumgesprochen<br />

haben, dass es dort<br />

regelmäßig zu Staus kommt.<br />

Ein Schockvideo, dass die Polizei<br />

Heidekreis unter dieser<br />

Bezeichnung jetzt als Präventionsmaßnahme<br />

und Warnung<br />

ins Netz gestellt hat, zeigt, wie<br />

schnell zu geringer Abstand und<br />

Unachtsamkeit zu einem tödlichen<br />

Crash werden können.<br />

Fest installierte Kameras<br />

haben am 14. März aufgezeigt,<br />

wie eine Kolonne von drei<br />

Lkw, darunter ein Tankzug,<br />

auf einen Stau zurast – und in<br />

Flammen aufgeht. Es ist das<br />

Abbild des täglichen Wahnsinns:<br />

Einer nach dem anderen<br />

kracht in Sekundenbruchteilen<br />

ins jeweilige Heck. Nur der<br />

vierte Lkw, ebenfalls ein Tankzug,<br />

hat ausreichend Abstand<br />

und kann sich rückwärts aus<br />

der Gefahrenzone retten. »Im<br />

Jahr 2013 ist hier nicht ein<br />

einziger Autofahrer ums Leben<br />

gekommen«, so Stefan Sengel,<br />

Leiter der Polizeiinspektion<br />

Heidekreis. Für <strong>2014</strong> sieht es<br />

ganz anders aus: »Insgesamt 30<br />

Tote, 91 Schwerverletzte und<br />

400 Leichtverletzte.«<br />

Auch die Autobahnpolizei<br />

Garbsen sorgt sich um eine dramatische<br />

Zunahme der Lkw-<br />

Unfälle auf der A 2. Für ihren<br />

Leiter, Friedhelm Stucke, sind<br />

ebenfalls zu geringer Abstand,<br />

aber auch Langeweile und<br />

vor allem Ablenkung Ursache<br />

vieler Auffahrunfälle.<br />

In den<br />

zertrümmerten<br />

Fahrerhäusern<br />

finden die Beamten<br />

demnach verschüttetes Essen<br />

oder Kaffee sowie laufende<br />

Laptops, auf denen die Fahrer<br />

Filme angeschaut hätten. Auch<br />

die Nutzung von Smartphones<br />

sei immer öfter Auslöser für<br />

Karambolagen.<br />

Spricht man mit deutschen<br />

Fahrern, scheint gerade auf<br />

den Hauptachsen des angewachsenen<br />

Transitverkehrs ein<br />

normaler ruhiger Verkehrsfluss<br />

kaum mehr möglich. Zu dicht<br />

rasen die Lkw wie an einer<br />

Perlschnur aufgereiht hintereinander<br />

her. Immer öfter spielen<br />

leichtsinnige Trucker dabei<br />

Harakiri. Der leicht unscharfe<br />

Schnappschuss aus der Kabine<br />

des Lkw-Fahrers Siegfried<br />

Ross zeigt den vollkommenen<br />

Wahnsinn, der sich längst auf<br />

den meisten deutschen Transitautobahnen<br />

abspielt: Mit<br />

höchstens fünf Metern Abstand<br />

jagt ein polnischer Container-<br />

Trucker bei rund 90 Km/h auf<br />

der mittleren Spur der A 7 einen<br />

Auto<strong>trans</strong>porter.<br />

»Nach 37 Jahren auf der<br />

Piste bekomme ich immer öfter<br />

Angst bei diesen Kamikaze-<br />

Fahrern«, so Ross. »Auch wenn<br />

ich mit Kollegen spreche, wird<br />

immer wieder bestätigt, dass es<br />

meistens Lkw aus dem Osten<br />

sind, die so über die Bahn<br />

rasen. Zudem sind ihre<br />

Fahrzeuge vermutlich<br />

aufgedreht, denn sie<br />

überholen mich ständig.<br />

Und es vergeht<br />

kein Tag, an dem<br />

es zwischen<br />

Kassel und<br />

Hamburg<br />

nicht irgendwo<br />

g e -<br />

kracht hat.« Für die Beobachtung<br />

gibt es zumindest zum Teil<br />

eine Erklärung: Laut der Mautstatistik<br />

des Bundesamtes für<br />

Güterverkehr (BAG) liegt der<br />

Anteil ausländischer Lkw mittlerweile<br />

bei rund 40 Prozent.<br />

Der Einsatz von Fahrsicherheitssystemen<br />

(FAS) wie dem<br />

Notbremsassistenten, der ab<br />

2015 gesetzlich in neue Lkw<br />

verbaut werden muss, soll<br />

nach den Vorstellungen der<br />

Verkehrspolitiker helfen, die<br />

Unfälle einzudämmen. Doch<br />

die Schutzmaßnahme gegen<br />

übermüdungs- und ablenkungsbedingter<br />

Reaktionsschwäche<br />

ist alles andere als<br />

perfekt. »Der große Heilsbringer<br />

ist das nicht«, so Brockmann<br />

vom Gesamtverband der<br />

Versicherer. »Denn der Fahrer<br />

kann die Technik jederzeit ausschalten.<br />

Bei einem Unfall ist<br />

das Fahrzeug aber immer noch<br />

versichert.«<br />

Im Rahmen eigener Unfalluntersuchungen<br />

hat auch<br />

die BG Verkehr festgestellt,<br />

dass es Unfälle gibt, bei denen<br />

die Ablenkung des Fahrers eine<br />

große Rolle spielt. »Hier müssen<br />

die Fahrer besser sensibilisiert<br />

und unterwiesen werden«,<br />

sagt Dr. Klaus Ruff aus der Abteilung<br />

Prävention. Weiterhin<br />

müsse die Ausstattungs- und<br />

Nutzungsrate von Fahrassistenzsystemen,<br />

die den Fahrer<br />

in gefährlichen Situationen<br />

warnen, erhöht werden. »Wir<br />

setzen uns für intelligente Technik<br />

ein«, so Ruff. »Am besten<br />

wäre es, die Systeme schalten<br />

sich automatisch wieder ein<br />

und geben dem Fahrer<br />

einen entsprechenden<br />

Hinweis. Damit ließen<br />

sich einige der<br />

schweren Unfälle<br />

vermeiden«.<br />

Auf deutschen<br />

Autobahnen<br />

wird es<br />

bald<br />

eine<br />

Innovations.Träger.<br />

Die neue<br />

Trailer-Generation<br />

mit einzigartiger<br />

Chassis Technology<br />

LKW-UNFÄLLE:<br />

Warum es kracht<br />

Überholen<br />

Falsche Straßenbenutzung<br />

Nebeneinanderfahren<br />

Sonstige<br />

Ursachen<br />

6.184<br />

technische Zweiklassengesellschaft<br />

geben. Seit 2008 sind in<br />

den 28 Ländern der EU rund<br />

zwei Millionen Lkw über 16<br />

Tonnen neu zugelassen worden.<br />

Seit Einführung der neuen<br />

Technik im Jahr 2006 hat<br />

Marktführer Mercedes-Benz<br />

insgesamt 50.013 Fahrzeuge<br />

mit Active Brake Assist (Typ<br />

1-3) verkauft, laut einer Sprecherin<br />

fast nur nach Deutschland,<br />

in die Schweiz und die angrenzenden<br />

westeuropäischen<br />

Länder.<br />

Auch andere Hersteller berichten,<br />

dass vor allem die deutschen<br />

Transportunternehmer<br />

sehr früh freiwillig in moderne<br />

Sicherheitstechnik investiert<br />

haben. Deutsche Fahrer berichten<br />

immer wieder, dass<br />

ihr Lkw in Gefahrensituationen,<br />

die auch durch<br />

einscherende Pkw<br />

entstehen, eine Vollbremsung<br />

einleitet<br />

– und der Hintermann<br />

einen<br />

Unfall nur im<br />

letzten Moment<br />

verhindern<br />

kann.<br />

»Eine hochgerüstete deutsche<br />

Flotte trifft nun immer öfter auf<br />

Lkw aus Osteuropa, die bislang<br />

auf diese Technik verzichtet<br />

haben«, so Brockmann.<br />

»Es wird noch<br />

Jahre dauern, bis alle<br />

Fahrzeuge in Europa<br />

auf demselben<br />

Stand sind.«<br />

Jan Bergrath<br />

Trailer Excellence erfahren:<br />

S.CS GENIOS Curtainsider –<br />

High-tech made in Germany<br />

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Chassis plus ein schnelleres Handling beim<br />

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1.021<br />

1.115<br />

1.166<br />

Nicht angepasste<br />

Geschwindigkeit<br />

2.749<br />

Vorfahrt,<br />

Vorrang<br />

2.774<br />

Abstand<br />

4.336<br />

Fehler beim<br />

Abbiegen,<br />

Wenden<br />

3.938<br />

6315<br />

Fotos: Bergrath, Fotolia; Grafik: Quelle – Statistisches Bundesamt


12 I KOMMUNIKATION<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong><br />

Mini-Telematik für Externe<br />

Datenerfassung: Mit der App Active Mobile können<br />

Subunternehmer den Status einer Sendung direkt ins<br />

Transport Management System der Spedition senden.<br />

Auch Barcodes lassen sich einlesen.<br />

Geräte für die Mobile<br />

Datenerfassung, auch<br />

MDE genannt, sind<br />

zwar robust – aber auch teuer.<br />

Viele Spediteure schrecken daher<br />

davor zurück, Fahrzeuge<br />

von Subunternehmern damit<br />

auszustatten. Der Anbieter von<br />

Transport-Management-Systemen<br />

(TMS), Active Logistics,<br />

hat aus diesem Grund eine Alternative<br />

– auch zur eigenen Lösung<br />

Active Telematics – entwickelt.<br />

Herausgekommen ist eine<br />

App für Android-Smartphones.<br />

»Mit Active Mobile haben wir<br />

eine einfache Lösung für Spediteure<br />

geschaffen, die Fernverkehrstouren<br />

mit wechselnden<br />

Subunternehmern bestreiten,<br />

aber dennoch eine durchgehende<br />

Sendungsverfolgung anbieten<br />

möchten«, erklärt Daniel<br />

Wilhelm Schmitz, Berater bei<br />

Active Logistics. Einfach ist<br />

dabei schon die Inbetriebnahme.<br />

Denn der Spediteur kann<br />

dem Fahrer einfach per E-Mail<br />

einen Link auf dessen Handy<br />

schicken. Oder aber er lässt ihn<br />

einen Barcode scannen. Beide<br />

Male lädt das Smartphone die<br />

App Active Mobile herunter.<br />

Die ist gerade mal etwas über<br />

ein Megabyte groß. Noch kurz<br />

auf »Installieren« gehen und<br />

DAS UNTERNEHMEN<br />

Active Logistics gibt es seit dem Jahr 2001. Damals schlossen<br />

sich die Firmen PAS Programmierung von Anwendersystemen,<br />

Bog Logistik Informationstechnologie, und QS Software<br />

zusammen, die bereits seit 20 Jahren auf dem Logistikmarkt<br />

tätig waren. Die Zentrale von Active Logistics befindet sich in<br />

Herdecke, das Rechenzentrum in Niederaula. Weitere Standorte<br />

sind Kassel, Koblenz, Nürnberg, Dornbirn (Österreich) und Zlin<br />

(Tschechien). Das Unternehmen beschäftigt 230 Mitarbeiter.<br />

die Rechte bestätigen und<br />

los geht‘s.<br />

So einfach wie die Installation<br />

gestaltet sich auch<br />

das Nutzen der Applikation,<br />

die man – bezogen auf<br />

die logistischen Prozesse<br />

– durchaus als Telematik-<br />

Lösung bezeichnen kann.<br />

Hat der Disponent den<br />

Auftrag mit einem Fahrzeug<br />

sowie einem Fahrer zusammengeführt,<br />

schickt er die<br />

daraus resultierende Tour an<br />

den entsprechenden (externen)<br />

Mitarbeiter. Beim Testkunden<br />

Komm Logistik aus Berlin läuft<br />

in der Spedition das Transport-<br />

Management-System (TMS)<br />

alH.4, das ebenfalls von Active<br />

Logistics stammt. »Prinzipiell<br />

funktioniert die App aber mit<br />

jedem TMS«, berichtet Michael<br />

Otto, Geschäftsführer von Active<br />

Logistics aus Herdecke.<br />

Ist die Tour zugeteilt, sieht<br />

der entsprechende Fahrer nun<br />

auf seiner Active-Mobile-App<br />

alle Sendungen nebst jeweiliger<br />

Lade- und Entladestation und<br />

weiteren Details, worum es sich<br />

bei dem einzelnen<br />

Frachtgut handelt.<br />

»Dennoch haben wir darauf<br />

geachtet, dass die App möglichst<br />

klein bleibt und schnell<br />

geladen werden kann«, erklärt<br />

Otto. Außerdem wurde großer<br />

Wert auf Datensicherheit<br />

gelegt. So werden die Daten<br />

nicht auf dem Smartphone gespeichert.<br />

Alles geht über die<br />

sogenannte Cloud.<br />

Um die Datenmengen zu<br />

reduzieren, arbeitet die App<br />

Foto: Active Logistics<br />

beispielsweise mit externen Navigations-Apps<br />

zusammen. Je<br />

nachdem, was auf dem Smartphone<br />

installiert ist, geht die<br />

Routenführung über Google<br />

Maps oder einen anderen Anbieter<br />

wie etwa Tom Tom.<br />

Darüber hinaus lassen sich<br />

aber natürlich auch Barcodes<br />

scannen, Status-Meldungen<br />

setzen, der Empfang quittieren<br />

oder auch eine beschädigte Sendung<br />

inklusive Foto dokumentieren.<br />

Die jeweiligen Informationen<br />

laufen dann in Echtzeit<br />

beim Disponenten ein. Der wiederum<br />

kann auch entsprechend<br />

proaktiv reagieren, wenn sich<br />

eine Sendung verspätet. Denn<br />

dank GPS sind sowohl eine<br />

<strong>aktuell</strong>e Ortbestimmung sowie<br />

auch eine Routenverfolgung<br />

möglich.<br />

Mobile Lösungen sind voll<br />

im Trend. So ist es nicht weiter<br />

verwunderlich, dass die Verantwortlichen<br />

bei Active Logistics<br />

schon einen Schritt weiter gehen.<br />

»Wir arbeiten bereits an<br />

weiteren mobilen Applikationen«,<br />

berichtet Otto.<br />

Carsten Nallinger<br />

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Damit läuft es wie geschmiert:<br />

Alles über Öle, Fette und andere Betriebsstoffe<br />

Elektromüll<br />

entsorgen<br />

Datenbank: Die Entsorgungssparte<br />

des Logistikdienstleisters Hellmann hat<br />

für die E-Schrott-App den Bundespreis<br />

Ecodesign erhalten.<br />

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der Profis in Autohaus und Fuhrpark wird von<br />

Herstellern und Händlern auch wegen der<br />

umfangreichen zweisprachigen Tabellen und<br />

kompetenten Fachartikel geschätzt. Neben<br />

der umfassenden Übersicht über Fette, Öle,<br />

Schmierstoffe, Kühlerschutzmittel usw. sind<br />

auch die Anforderungen, Adressen und Vertriebsstruk-turen<br />

der Fahrzeughersteller sowie<br />

die neuesten ACEA-Vorschriften Bestandteil<br />

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Motor-, Getriebe-, Wasseraufbereitungsmittel,<br />

Hydrauliköle, Fette,<br />

Kühlerschutzmittel, Ölbindemittel Bremsflüssigkeiten,<br />

AdBlue ® , Wasch-,<br />

Engine-,<br />

Reinigungs-<br />

Transmission-,<br />

und Wasseraufbereitungsmittel,<br />

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Herstellung: Geschäftsbereich ETMservices, www.etmservices.de. EuroTransportMedia, Verlags- und Veranstaltungs-GmbH, Handwerkstraße 15, 70565 Stuttgart, HRB 15308,<br />

Geschäftsführer: Oliver Trost. Vertrieb durch: DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg, Geschäftsführung: Nils Oberschelp (Sprecher),<br />

Heino Dührkop, Dr. Michael Rathje. AG Hamburg HRB 95752<br />

Foto: Küppers<br />

Hellmann Process Management,<br />

ein Tochterunternehmen<br />

des<br />

Osnabrücker Logistikdienstleisters<br />

Hellmann, hat für die<br />

Konzipierung und Umsetzung<br />

der sogenannten E-Schrott-App<br />

den Bundespreis Ecodesign<br />

<strong>2014</strong> erhalten. Die kostenloste<br />

Recyclingsuche-App, die es für<br />

Android, Apple und Windows<br />

gibt, setzte sich in der Kategorie<br />

Service durch.<br />

Die E-Schrott-App zeigt den<br />

Nutzern die nächstgelegene<br />

Sammelstelle für ihre Elektroaltgeräte<br />

an. Dabei beinhaltet<br />

die Datenbank ein bundesweites<br />

Netz von<br />

<strong>aktuell</strong> mehr als<br />

15.000 offiziellen<br />

Sam-<br />

mel-<br />

stellen. Des Weiteren gibt es<br />

eine Funktion, um illegal abgeladenen<br />

Elektroschrott zu<br />

melden, sowie wöchentlich<br />

Neuheiten rund ums Thema<br />

Umwelt.<br />

Die E-Schrott-App habe<br />

nicht nur alle an sie gestellten<br />

Anforderungen erfüllt. Darüber<br />

hinaus gebe es auch eine<br />

Verbindung mit der Facebook-<br />

Seite E-Schrott Recycling und<br />

eine begleitende Wanderausstellung.<br />

Das Komplettpaket<br />

habe die Jury überzeugt. »Eine<br />

längst überfällige App-Lösung,<br />

um kaputte Elektrogeräte<br />

umweltfreundlich zu entsorgen<br />

und die zudem kostenlos<br />

für jeden Bürger<br />

zugänglich ist«,<br />

erklärte Rita<br />

Schwarzelühr-Sutter,<br />

Parlamentarische<br />

Staatssekretärin<br />

des Bundesumweltministeriums<br />

und Mitglied<br />

der Fachjury.<br />

Carsten Nallinger<br />

Der Nutzer der<br />

E-Schrott-App findet die<br />

nächstgelegene Sammelstelle<br />

bequem auf seinem Handy.<br />

DER BUNDESPREIS ECODESIGN<br />

Beim Bundespreis Ecodesign wird der gesamte Lebenszyklus<br />

eines Produktes berücksichtigt. Der reicht von der Rohstoffgewinnung<br />

über die Produktion, Distribution und Nutzung bis<br />

hin zur Verwertung oder Entsorgung. Neben Fragen des Energieverbrauchs<br />

und eines verantwortungsvollen Umgangs mit<br />

Ressourcen werden dabei Fragen des Nutzerverhaltens, der<br />

Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit gestellt. Der Bundespreis<br />

Ecodesign wird gefördert vom Deutschen Bundesministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit<br />

und dem Umwelt-Bundesamt.


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong> FAHRZEUG UND TECHNIK I 13<br />

Fahrbericht: Der Unimog in der<br />

Variante hochgeländegängig ist fit<br />

für Euro 6. <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> war mit dem<br />

flexiblen Arbeitstier unterwegs.<br />

Der Alleskönner<br />

Ob zu Lande, ob zu<br />

Wasser – für den hochgeländegängigen<br />

Unimog<br />

gibt es auch in Euro 6<br />

kaum ein natürliches Hindernis.<br />

Scheinbar mühelos meistert<br />

er Steigungen bis 110 Prozent,<br />

durchquert Wassergräben, überwindet<br />

Geröll und pflügt dank<br />

neuer Reifendruck-Regelanlage<br />

auch durch schlüpfrigen Sand.<br />

Nachdem die neuen Geräteträger<br />

der Baureihen U 216 bis<br />

U 530 bereits ihren Dienst bei<br />

Kommunen und Straßenmeistereien<br />

angetreten haben, sind nun<br />

die hochgeländegängigen Fahrzeuge<br />

an der Reihe: U 4023 und<br />

U 5023 stehen vor dem Start in<br />

den Markt. Zielgruppen sind<br />

hier Landwirtschaft, Energieversorger,<br />

Feuerwehr, Katastrophenschutz<br />

und Militär.<br />

In den Typbezeichnungen<br />

des neuen Hochgeländegängigen<br />

steckt wie bei allen schweren<br />

Nutzfahrzeugen von Mercedes<br />

die PS-Zahl, in diesem<br />

Fall die 230. Die ersten beiden<br />

Ziffern stehen für die Größenordnung<br />

der Fahrzeuge. Der<br />

Unterschied zwischen<br />

U 4023<br />

und U 5023 liegt<br />

vor allem in den<br />

Achslasten und<br />

im Gesamtgewicht. Beim U<br />

4023 beträgt Letzteres maximal<br />

10,3 Tonnen, beim U 5023<br />

sind es maximal 14,5 Tonnen.<br />

Auch wenn der neue Geländeprofi,<br />

vom auffälligen neuen<br />

Kühlergrill und den runden<br />

Leuchten abgesehen, auf den<br />

ersten Blick ganz der Alte ist:<br />

Die neue Abgasnorm hat den<br />

Unimog verändert. Und zwar<br />

nicht nur die Abgasbox, die<br />

nun gut doppelt so groß ist wie<br />

beim Vorgänger. Die Einführung<br />

der Euro-6-Dieselmotoren<br />

ging auch mit dem neuen Mittelmotorkonzept<br />

einher. Der<br />

Motor wurde um einen Meter<br />

nach hinten verlagert, was nicht<br />

nur bei der Unterbringung der<br />

Abgasanlage half, sondern<br />

auch einen direkten Nebenabtrieb<br />

vom Motor ermöglichte.<br />

Die Geräte können so unabhängig<br />

von der Fahrt arbeiten,<br />

zum Beispiel beim Pump &<br />

Roll im Feuerwehreinsatz. Der<br />

Im Drehmoment<br />

leicht gestiegen<br />

zusätzliche Geräteabtrieb vom<br />

Getriebe ist weiterhin möglich.<br />

Für die Brandbekämpfung<br />

gibt es jetzt sogar optional einen<br />

Hitzeschutzüberzug für<br />

alle funktionswichtigen Leitungen,<br />

Tanks und Aggregate.<br />

Ein weiterer Vorteil der Motorverlagerung<br />

ist die Entlastung<br />

der Lenkachse. Darin liegt allerdings<br />

ein kleiner Nachteil<br />

für den Fahrkomfort, wie die<br />

Fahrt über eine Schlaglochpiste<br />

auf dem Daimler-Testgelände<br />

in Ötigheim zeigt. Im<br />

unbeladenen Zustand steckt<br />

die Lenkachse Erschütterungen<br />

nicht ganz so satt weg wie<br />

beim Euro-5-Unimog. Das liegt<br />

auch an den stärkeren Federn<br />

im U 5023. Beim U 4023 sind<br />

sie weicher und die Lastwerte<br />

entsprechend niedriger.<br />

Herzstück des Mittelmotorkonzepts<br />

ist der neue Bluetec-6-Motor<br />

aus der Baureihe<br />

OM 934, ein Vierzylinder mit<br />

230 PS (170 kW) und einem<br />

Hubraum von 5,1 Litern. Der<br />

Einbau eines Sechszylinders ist<br />

Gelenkig: Der Neue verwindet sich vorne und hinten um bis zu<br />

600 Millimeter.<br />

Gewässerhindernisse mit bis zu 1,2 Meter Tiefe sind für den<br />

Unimog kein Hindernis.<br />

Über Stock und Stein: Bei Geländefahrten lassen die Künste des neuen Unimogs nichts zu wünschen übrig.<br />

vorerst nicht geplant.<br />

Der Bluetec<br />

6 punktet<br />

vor allem mit seinem<br />

gesteigerten<br />

Drehmoment von 900 Newtonmetern,<br />

das über den gesamten<br />

Hauptfahr bereich von 1.200/<br />

min bis 1.600/min konstant<br />

zur Verfügung steht. »Diese<br />

90 Newtonmeter mehr<br />

im Vergleich zu Euro 5 tun<br />

wirklich gut«, betonte Martin<br />

Flammer von Mercedes-<br />

Benz Special Trucks. Mit einer<br />

Höchstgeschwindigkeit von<br />

90 km/h braucht der Unimog<br />

auch die Autobahn nicht zu<br />

scheuen. Den Euro-6-Anforderungen<br />

genügt der Motor durch<br />

Abgasrück führung und ein<br />

nacheinander geschaltetes System<br />

aus Oxidationskatalysator,<br />

geschlossenem Partikelfilter<br />

und SCR-Katalysator. In puncto<br />

Motorbremse entfaltet statt<br />

der Auspuffklappe jetzt eine<br />

zweistufige Dekompressionsbremse<br />

ihre Wirkung.<br />

Auch das Getriebe wurde<br />

weiterentwickelt. Der Schalthebel,<br />

der die Unimog-Generationen<br />

bis einschließlich<br />

Euro 5 geprägt hat, ist dem<br />

nunmehr einheitlichen Lenkstockhebel<br />

gewichen. Positiver<br />

Nebeneffekt: ein bequemerer<br />

Durchstieg zum Beifahrersitz.<br />

Wie bisher stehen acht Vorwärts-<br />

und sechs Rückwärtsgänge<br />

zur Verfügung, optional<br />

auch eine Geländegruppe mit<br />

zusätzlich je acht Vorwärtsund<br />

Rückwärtsgängen für<br />

Offroad-Einsätze im niedrigen<br />

Geschwindigkeitsbereich. Neben<br />

der Schaltung musste auch<br />

der Feststellbremshebel seinen<br />

angestammten Platz verlassen:<br />

Statt rechts vom Kombiinstrument<br />

sitzt er nun links davon.<br />

Grundsätzlich hat das Interieur<br />

den schlichten Charme der<br />

70er-Jahre endgültig hinter sich<br />

gelassen und nähert sich den<br />

Mercedes-Lkw an. So macht<br />

der Kunstlederbezug doch<br />

gleich viel mehr her als die harten<br />

Kunststoffoberflächen. Um<br />

etwas mehr Stauraum – gerade<br />

für den Behördeneinsatz<br />

– zu schaffen, haben die<br />

Special-Trucks-Konstrukteure<br />

die Kabine um 120 Millimeter<br />

erhöht und verlängert. Durch<br />

das Mittelmotorkonzept wurde<br />

der ohnehin schon sehr niedrige<br />

Motortunnel fast vollständig<br />

eingeebnet. Dreipunktlagerung,<br />

Multifunktionslenkrad, verstellbare<br />

Lenksäule, Lenkstockhebel,<br />

Multifunktionstasten,<br />

Kombiinstrument mit großem<br />

Display, optionale Front- und<br />

Rückfahrkamera sowie eine verstärkte<br />

Heizungs- und Klimaanlage<br />

sollen dem Unimog-Fahrer<br />

das Leben leichter machen. Der<br />

Aufstieg ist je nach Wunsch<br />

zwei- oder dreistufig. Die kippbare<br />

Kabine gibt es weiterhin in<br />

der Doppel-Variante.<br />

Völlig neu konzipiert ist die<br />

Reifendruck regelanlage »Tirecontrol<br />

plus«. Nun kann der für<br />

den jeweiligen Einsatz passende,<br />

vorkonfigurierte Reifendruck<br />

im Display eingestellt werden.<br />

Zur Auswahl stehen drei Beladungs-<br />

(leer, halb voll, voll)<br />

und vier verschiedene Fahrbahnzustände:<br />

Highway, Cross<br />

Country, Sand, Mud, Snow und<br />

Emergency.<br />

Das Alleinstellungsmerkmal<br />

des Unimog, die her ausragenden<br />

Fahreigenschaften im schweren<br />

Gelände, blieb erhalten. Der geschweißte<br />

Rahmen ermöglicht<br />

TECHNISCHE DATEN<br />

U 4023 U 5023<br />

Motor (Euro VI) OM 934 LA OM 934 LA<br />

Leistung kW (PS) 170 (231) 170 (231)<br />

Drehmoment Nm/min -1 900/1.400 900/1.400<br />

Kupplung<br />

SAE 2395 mm Einscheiben-<br />

Trockenkupplung (organisch)<br />

Getriebe UG 100/8<br />

Achsen<br />

Schubrohrgeführte Portalachsen<br />

mit Schraubfedern<br />

Tankinhalt (l) Nennvolumen 160/235<br />

Bremsen<br />

Pneumatische Scheibenbremsen<br />

Antriebsart<br />

Zuschaltbarer Allradantrieb<br />

Radstand (mm) 3.850<br />

Zul. Gesamtgewicht (t) 10,3 14,5<br />

Max. Gewicht auf<br />

Vorderachse (t)<br />

4,6 6,4<br />

Max. Gewicht auf<br />

Hinterachse (t)<br />

6 8,8<br />

Böschungswinkel 44°<br />

Wendekreis (m) 16,2 16,6<br />

Aufbauraum<br />

(max. LxBxH) (mm)<br />

4.100x2.280x1.400<br />

Wattiefe (Serie/SA) (m) 0,8/1,2<br />

Im Vergleich zum Vorgänger (l.) präsentiert sich das Interieur im Unimog nun deutlich moderner.<br />

eine Verwindung von zwei mal<br />

600 Millimetern bei der Fahrt<br />

im Gelände. Die bewährte Schubrohrtechnik<br />

macht in Verbindung<br />

mit den Schraubenfedern<br />

eine Achsverschränkung von bis<br />

zu 30 Grad möglich und nimmt<br />

die Kräfte in Längsrichtung auf.<br />

Die Portalachsen sind dabei<br />

über Schubrohr und Schubkugel<br />

am Getriebe angebunden.<br />

Der Allradantrieb wird<br />

über einen dreistufigen Drehschalter<br />

aktiviert. Die zweite<br />

Stufe bedeutet die Sperrung<br />

der Differenziale der Hinterachse,<br />

die dritte zusätzlich die<br />

der Vorderachse. Gerade die<br />

zweite Stufe macht sich gut bei<br />

Wechselfahrgestelle:<br />

Lückenlose Auswahl.<br />

Steigungen, an die unmittelbar<br />

eine Kurve anschließt. Zu den<br />

Kletterkünsten nennt Mercedes<br />

folgende Werte: Böschungswinkel:<br />

vorne 44 Grad, hinten<br />

51 Grad, Rampenwinkel: 34<br />

Grad, Steigfähigkeit: 45 Grad,<br />

Watfähigkeit: maximal 1,20<br />

Meter, Kippwinkel: 38 Grad.<br />

Wem das zu theoretisch ist: Der<br />

Hochgeländegängige kommt eigentlich<br />

immer durch, ob rauf,<br />

runter oder drüber, ob vorwärts<br />

oder rückwärts. Auch in Euro 6<br />

und trotz Annäherung an die<br />

Brüder der großen Lkw-Klasse<br />

trägt er seinen Namen weiterhin<br />

völlig zu Recht.<br />

Johannes Roller<br />

<br />

<br />

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<br />

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<br />

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<br />

Fotos: Roller


14 I SONDERTHEMA ANHÄNGER UND AUFBAUTEN <strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong><br />

Auf die Trailerhersteller<br />

wartet die nächste<br />

Herausforderung: Ab<br />

nächstem Jahr dürfen im Bundesfernstraßenbau<br />

nur noch<br />

Fahrzeuge mit gedämmten<br />

Mulden Asphalt <strong>trans</strong>portieren.<br />

Vor allem bei Mulden<br />

aus Aluminium war es bislang<br />

schwierig, die Asphalttemperatur<br />

von rund 200 Grad über<br />

einen längeren Zeitraum zu<br />

halten, etwa beim Transport<br />

zur Baustelle. Doch die Fahrzeugbauer<br />

sind vorbereitet und<br />

warten rechtzeitig vor dem<br />

Stichtag mit entsprechenden<br />

Modellen auf, wie sich auch<br />

auf der IAA Nutzfahrzeuge<br />

zeigte.<br />

Von 1. Januar 2015 an müssen<br />

Seiten-, Stirn- und Rückwand<br />

von Mulden isoliert<br />

sein, ab 2016 zusätzlich auch<br />

der Boden. Dabei muss der<br />

Wand-/Bodenaufbau inklusive<br />

Dämmung mindestens einen<br />

Wärmedurchlasswiderstand<br />

(R-Wert) von mehr als 1,65<br />

m2 K/W (bei 100 Grad) aufweisen.<br />

Der Trailer-Hersteller Langendorf<br />

wurde auf der IAA<br />

Nutzfahrzeuge in Hannover<br />

für seinen Thermo-Kippauflieger<br />

mit Alu-Kastenmulde gar<br />

mit dem Trailer-Innovationspreis<br />

2015 ausgezeichnet. Die<br />

sogenannten Isoxx-Mulden<br />

in Stahl- oder Aluminium-<br />

Ausführung sind rundum mit<br />

Vorsicht, heiß!<br />

Baustellen<strong>trans</strong>port: Ab Januar darf der Asphalt für den<br />

Fernstraßenbau nur noch in gedämmten Mulden befördert<br />

werden. Die Trailer-Hersteller sind darauf vorbereitet.<br />

Den Asphalt bei 200 Grad anzuliefern, stellt eine Herausforderung dar. Schmitz Cargobull und<br />

Fliegl lösen die Aufgabe unterschiedlich – Schmitz zum Beispiel auch mit einer Nachrüstlösung.<br />

„Das rechnet sich!“<br />

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einer 50 Millimeter dicken<br />

Dämmschicht isoliert. Trotz<br />

der doppelwandigen Bauweise<br />

steigt das Leergewicht nur<br />

leicht, die Isoxx-Mulden sind<br />

je nach Ausführung ab 4.800<br />

Kilogramm Leergewicht erhältlich.<br />

Der Branchenriese Schmitz<br />

Cargobull hat gleich zwei Lösungen<br />

im Programm, um die<br />

neuen gesetzlichen Anforderungen<br />

zu erfüllen. Wer seinen<br />

älteren Sattelkipper S.KI<br />

7.2 noch nicht ausrangiert<br />

hat, aber im nächsten Jahr<br />

dennoch rechtlich sicher sein<br />

möchte, greift zur flexiblen<br />

Planen-Lösung: Eine maßgeschneiderte<br />

Hülle<br />

für Front- und<br />

Seitenflächen<br />

lässt sich mit<br />

dämmenden Einlegematten<br />

kombinieren; eine<br />

weitere Einlegematte isoliert<br />

die Heckklappe.<br />

Mit dieser Lösung erfüllt<br />

man auch nach dem 31. Dezember<br />

2015 die gesetzlichen<br />

Vorgaben – vorher zugelassene<br />

Fahrzeuge genießen Bestandsschutz<br />

und benötigen noch keinen<br />

isolierten Boden. Weitere<br />

Vorteile der Planen-/Matten-<br />

Lösung sind der geringe Nutzlastverlust,<br />

das Eigengewicht<br />

der Thermoisolierung beträgt<br />

weniger als 200 Kilo. Zudem<br />

lässt sich die Hülle leicht montieren<br />

und beim Verkauf des<br />

Trailers wieder rückbauen.<br />

Schmitz Cargobull bietet<br />

den S.KI Light auch mit<br />

einer festen Vollisolierung,<br />

die zusätzlich den Boden der<br />

Messfühler im Trailer<br />

sind vorgeschrieben<br />

Fotos: Fliegl, Langendorf, Schmitz Cargobull<br />

Stahl-Rundmulde umfasst.<br />

Die Mulde ist gleich doppelt<br />

isoliert: Zu einer 20 Millimeter<br />

dicken PU-Schaum-Schicht<br />

kommt eine 60 Millimeter dicke<br />

Schicht Steinwolle.<br />

Mit dem Asphaltprofi-<br />

Thermo hat auch Fliegl Fahrzeugbau<br />

einen gedämmten<br />

Sattelkipper im Portfolio.<br />

Die 28-Kubikmeter-Mulde ist<br />

rundum mit Fliegl-Isotherm<br />

gedämmt, das Material soll<br />

auch bei Feuchtigkeit seine<br />

Dämmeigenschaften behalten.<br />

Dass es nicht immer ein Sattelkipper<br />

sein muss, zeigt die<br />

Sparte Fliegl Bau- und Kommunaltechnik<br />

mit ihrem Abschiebewagen,<br />

der ebenfalls<br />

mit Isotherm<br />

gedämmt ist.<br />

Damit die<br />

Temperatur des Asphalts bei<br />

der Anlieferung geprüft werden<br />

kann, werden auch Temperaturfühler<br />

im Auflieger<br />

Pflicht. Während 2015 noch<br />

vier Messfühler ohne Aufzeichnungspflicht<br />

genügen,<br />

müssen bei Neufahrzeugen<br />

ab dem Jahr 2016 insgesamt<br />

fünf Messfühler verbaut sein,<br />

deren Daten digital gespeichert<br />

und dem Auftraggeber vorgelegt<br />

werden können. Schmitz<br />

Cargobull und Langendorf<br />

setzen schon jetzt auf elektronische<br />

Messfühler und Digitalanzeigen,<br />

Fliegl verbaut<br />

derzeit bewusst noch analoge<br />

Thermometer, um mögliche<br />

Beschädigungen von Kabeln<br />

und Sensoren auszuschließen.<br />

Mathias Heerwagen<br />

Prämiertes Konzept: Langendorf hat für seinen Thermo-<br />

Kippauflieger den Trailer-Innovationspreis 2015 erhalten.<br />

Nach dem Verkauf von<br />

General Electric (GE)<br />

an den chinesischen<br />

Mischkonzern HNA Group<br />

hat sich der Nutzfahrzeug-<br />

Vermieter Tip Trailer Services<br />

neu aufgetellt. Oliver Dietrich,<br />

Vertriebsdirektor und Marketingleiter<br />

in Deutschland und<br />

Österreich, sprach mit <strong>trans</strong><br />

<strong>aktuell</strong>-Redakteur Carsten<br />

Nallinger über anfängliche Bedenken<br />

und erklärte, warum<br />

sich der Wechsel dann doch<br />

als Chance für das Dienstleistungsunternehmen<br />

herausgestellt<br />

hat.<br />

<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Dietrich,<br />

wie laufen die Geschäfte?<br />

Haben Sie das Vorkrisenniveau<br />

wieder erreicht?<br />

Dietrich: Tip hatte sich nach<br />

der Krise verschlankt. Aber das<br />

ist etwas, was wohl jedes Unternehmen<br />

getan hat. In unserer<br />

Branche war das aber wahrscheinlich<br />

noch etwas härter<br />

als in anderen spürbar.<br />

Weil natürlich alle erst mal<br />

ihre Mietfahrzeuge zurückgeben<br />

…<br />

Genau. Die Krise war für uns<br />

sehr schnell und sehr hart spürbar.<br />

Denn die Kunden haben als<br />

allererstes die Mieteinheiten zurückgegeben.<br />

Die Höfe waren<br />

voll und wir mussten uns die<br />

Frage stellen, wie wir in diesem<br />

Umfeld weitermachen.<br />

Was haben Sie getan, um am<br />

Markt bestehen zu können?<br />

Wir haben die Zeit genutzt,<br />

um den Markt zu beobachten.<br />

Hierbei war schnell zu erkennen,<br />

dass die Haltedauer der<br />

einzelnen Fahrzeuge zugenommen<br />

hat. Dadurch kam es zu<br />

höheren Laufleistungen und so<br />

auch zu mehr Verschleiß. Hier<br />

sind wir dann beim Service<br />

rund um die Vermietung. Ein<br />

Schlagwort, das wir im Namen<br />

tragen und auch als Teil unseres<br />

Kerngeschäfts begreifen.<br />

Die Geschäftsidee war, diesen<br />

Bereich der weitergehenden<br />

Dienstleistungen nun auch für<br />

Nicht-Mieter zu öffnen.<br />

Das bedeutet?<br />

Wir haben den Kunden<br />

die Möglichkeit gegeben, das<br />

Netzwerk, das wir für unsere<br />

eigenen Mieteinheiten aufgebaut<br />

hatten, auch für ihre<br />

Fahrzeuge zu nutzen. Zudem<br />

haben wir angefangen, stark ins<br />

Werkstatt-Netz zu investieren.<br />

Die Idee dahinter ist, dass wir<br />

an unseren Vermietstandorte<br />

auch Werkstätten haben, deren<br />

Know-how wir auch anderen<br />

anbieten können.<br />

Wie kam es dann zum Kontakt<br />

und schließlich zur Übernahme<br />

durch die HNA Group?<br />

Die Übernahme von Tip<br />

durch HNA wurde von unserer<br />

Hauptverwaltung in Amsterdam<br />

gemeinsam mit GE angestoßen.<br />

Für HNA ging es darum,<br />

ihr Geschäftsfeld rund um<br />

Tourismus und Transport zu<br />

stärken. So hat HNA in 2011<br />

auch die ehemalige GE-Tochter<br />

GE Seaco gekauft.<br />

Wann erfolgte der Wechsel<br />

und wie steht Tip zum neuen<br />

Eigner?<br />

Seit dem 23. Oktober 2013<br />

gehört Tip Trailer Services zur<br />

HNA Group. Die wiederum ist<br />

ähnlich wie GE ein Mischkonzern,<br />

vielfätig aufgestellt und<br />

an Wachstum interessiert.<br />

Wie arbeitet es sich unter<br />

chinesischer Führung?<br />

Nun, aufgrund meiner Vita<br />

habe ich bereits Erfahrungen in<br />

Italien und Frankreich gesammelt<br />

und kenne durch GE auch<br />

den amerikanischen Führungsstil.<br />

Wenn ich das vergleiche,<br />

muss ich sagen, dass die Chinesen<br />

verstehen, dass Wachstum<br />

auch mit Menschen zu tun hat<br />

– und sie sind bereit, hier zu<br />

investieren. Die Zugehörigkeit<br />

zu HNA hat sich als extrem<br />

positiv herausgestellt. HNA unterstützt<br />

uns und treibt unseren<br />

Wachstum voran.<br />

Warum die Anlehnung an<br />

das alte Logo?<br />

Dieser Kühl<strong>trans</strong>porter<br />

ist etwas Besonderes,<br />

auch wenn er das auf<br />

den ersten Blick verheimlicht.<br />

Unter der schlichten weißen<br />

Deckschicht des Aufbaus, mit<br />

der er sich perfekt zwischen den<br />

übrigen Transportern auf dem<br />

IAA-Stand von VW versteckte,<br />

verbergen sich schwarze Carbonfasern<br />

(CFK), wie sie sonst<br />

überwiegend in der Luftfahrt<br />

oder für hochwertige Rennfahrzeuge<br />

verwendet werden. Es ist<br />

dieser extrem leichte Werkstoff,<br />

der aus dem Basisfahrzeug, einem<br />

VW Transporter T5, einen<br />

Nutzlastriesen macht.<br />

Das Fahrzeug ist noch ein<br />

Prototyp, von dem laut Henning<br />

Nathow, Leiter des Aufbautenmanagements<br />

bei NW Nutzfahrzeuge,<br />

bis 2016 100 Stück<br />

an die Coop-Großhandelskette<br />

in der Schweiz ausgeliefert werden<br />

sollen. Das erste davon<br />

wird schon Ende des Jahres<br />

den Praxiseinsatz üben. Denn<br />

Coop strebt nach mehr Transporteffizienz.<br />

Bei einer Nutzlast<br />

um 1.500 Kilo bei 3.500 Kilo<br />

Fahrzeuggesamtgewicht statt<br />

der in diesem Gewichtssegment<br />

üblichen runden Tonne ließen<br />

sich ein Drittel der Fahrten einsparen.<br />

Ein höheres Fahrzeuggewicht<br />

kommt für Coop nicht<br />

infrage, weil dann die Schwerverkehrsabgabe<br />

(LSVA) in der<br />

Schweiz fällig würde – und<br />

auch, weil dann Fahrer mit einem<br />

Lkw-Führerschein hinters<br />

Steuer müssen.<br />

Der Effizienzgewinn spiegelt<br />

sich auch im Kostenziel,<br />

das Kunde Coop ausgegeben<br />

hat. »Höchstens 25 bis 30 Prozent<br />

teurer darf das Gesamtfahrzeug<br />

sein«, sagt Nathow.<br />

Dann wäre ein Return-on-<br />

Invest innerhalb eines Jahres<br />

möglich. Für den Bau des Prototypen<br />

ist man laut Ria Kaiser,<br />

Mit neu<br />

Strategie: Der Vermieter Tip Trailer Services st<br />

HNA sind laut Vertriebsdirektor Oliver Dietrich<br />

Es ging darum, den Kunden<br />

etwas an die Hand zu geben,<br />

das sie bereits kennen. Schließlich<br />

war das Tip-Logo immer<br />

noch im Markt präsent. Das<br />

Feedback der Kunden gibt uns<br />

übrigens Recht. Dort hören wir<br />

des Öfteren: Schön, dass Ihr<br />

wieder Euer altes Logo habt.<br />

Das war genau das, was wir<br />

erreichen wollten. Durch die<br />

leichte Schrägstellung wirkt das<br />

Ganze zudem dynamischer und<br />

moderner.<br />

Wie ist es um die Strukturen<br />

von Tip nach dem Wechsel bestellt?<br />

Wir sind mit Mann und<br />

Maus – also vom Geschäftsführer<br />

bis zum Werkstattpersonal<br />

– von der HNA-<br />

Group übernommen worden.<br />

Momentan haben wir rund<br />

1.000 Mitarbeiter in Europa<br />

– und damit mehr als vor dem<br />

Wechsel. Tip heute ist ansonsten<br />

aber genauso wie Tip zur<br />

GE-Zeit. Dieselbe Personalstruktur<br />

mit den Leuten von<br />

damals plus die Neueinstellungen.<br />

Selbst die Grundstruktur<br />

ist ähnlich. Dafür haben wir<br />

sofort mit dem Wechsel neue<br />

Ausgezeichnete Kühllö<br />

Konzept: Superleicht und mit dem Zukunftspreis Logistik prämiert<br />

Basis eines VW T5 bietet überzeugende 1,5 Tonnen Nutzlast bei 3,5 T<br />

Dahinter stehen VW Nutzfahrzeuge und der Hersteller TTT – The Tea<br />

Chefin des Ingenieursdienstleisters<br />

TTT – The Team Composite<br />

(TTT) aus Stade, aber noch auf<br />

Fördermittel angewiesen.<br />

Allein ein leichter Aufbau<br />

reicht für das Nutzlastziel aber<br />

nicht. TTT hat das Konzept<br />

also noch weiterentwickelt<br />

und ein CFK-Monocoque anstelle<br />

eines herkömmlichen<br />

Transporterchassis an den<br />

Serientriebkopf angeflanscht.<br />

Das Monocoque, ein aus einem<br />

Stück gezogenes Bauteil und gerade<br />

mal 48 Kilo schwer, erfüllt<br />

gleich mehrere Funktionen. Es<br />

trägt den Aufbau und dient<br />

als Anbindungspunkt für die<br />

ERST DIE KLEINEN, DANN DIE<br />

Es ist nicht der erste Versuch von TTT, einen Kohlefaser-Werkstoff<br />

im Nutzfahrzeugbau zu etablieren.<br />

Zuletzt entwickelte der Ingenieursdienstleister einen<br />

Planenauflieger mit Monocoque-Chassis unter dem<br />

Namen Phoenixx für den Fahrzeugbauer Kögel, dann<br />

produzierte TTT Kühlauflieger in Eigenregie. Diese<br />

Fahrzeuge gingen bei Aldi in den Praxiseinsatz. TTT-<br />

Chefin Ria Kaiser ist zufrieden: »Die Trailer sind problemlos<br />

bei Aldi im Alltag mitgelaufen.« Anfahrschäden<br />

hätten keine tiefgreifenden Defekte an der Fahrzeugstruktur<br />

ausgelöst, wie es CFK oft nachgesagt wird.<br />

TTT überwachte die Fahrzeugstruktur mithilfe von<br />

speziellen in die Struktur integrierten Messeinrichtungen.<br />

Dennoch w<br />

ten Stellen nich<br />

andere Kunststo<br />

(GFK) verwende<br />

Polycoque, kön<br />

zusammengeste<br />

werden. Sobald<br />

will sich TTT wie<br />

annehmen. Bis d<br />

bis zu 3,6 Meter<br />

chen CFK-Produ<br />

ist nämlich bei<br />

stücken für Traile


<strong>trans</strong> <strong>aktuell</strong> <strong>24</strong> · 5. Dezember <strong>2014</strong> SONDERTHEMA ANHÄNGER UND AUFBAUTEN I 15<br />

er Service-Strategie zurück<br />

llt sich neu auf. Nach dem Verkauf von GE an<br />

500 zusätzliche Trailer hinzugekommen.<br />

Möglichkeiten eingeräumt bekommen.<br />

Welche sind das?<br />

Wir haben etwa sofort die<br />

Mittel für drei neue Werkstätten<br />

bewilligt bekommen. Zwei<br />

davon sind bereits gebaut – in<br />

Stuttgart und Nürnberg. In<br />

München haben wir kürzlich<br />

die Baugenehmigung erhalten.<br />

Die Straße dorthin gibt es aber<br />

bereits, sodass wir davon ausgehen,<br />

dass auch diese Werkstatt<br />

Anfang 2015 steht.<br />

Das klingt so, als ob HNA<br />

da richtig Geld in die Hand<br />

nimmt …<br />

Das stimmt. Denn zusätzlich<br />

zu den drei Werkstätten wurde<br />

auch gleich die Mobil-Van-<br />

Flotte für den Pannen-Service<br />

um zehn Fahrzeuge verstärkt.<br />

Außerdem haben wir allein in<br />

Deutschland bereits in diesem<br />

Jahr für 15 Millionen Euro ca.<br />

500 neue Trailer bestellt. Für<br />

Europa über unsere 16 Landesgesellschaften<br />

liegt die Investition<br />

sogar bei rund 100 Millionen<br />

Euro. Das zeigt, dass HNA<br />

uns gekauft hat, um Tip Trailer<br />

Services weiterzuentwickeln.<br />

Haben Sie keine Sorge, dass<br />

HNA die Firma zerschlägt und<br />

stückweise verkauft?<br />

Ein klares Nein. Denn es<br />

sind nicht nur die Investitionen<br />

im Fahrzeugbereich, die der Belegschaft<br />

ein positives Zeichen<br />

geben. Darüber hinaus ist HNA<br />

auch dazu angetreten, Tip Trailer<br />

Services europaweit einen<br />

einheitlichen Auftritt zu verpassen.<br />

Und damit meine ich<br />

nicht nur das Logo. So erhalten<br />

beispielsweise alle Landesgesellschaften<br />

einen einheitlichen Namen.<br />

Der lautet dann Tip Trailer<br />

Services gefolgt vom Land – also<br />

Germany, UK und so weiter. Das<br />

war vorher nicht der Fall. Dies<br />

ist eine Investition, die ich nicht<br />

in Angriff nehme, wenn ich ein<br />

Unternehmen in Einzelteilen<br />

wieder verkaufen möchte.<br />

Will Tip lediglich in den<br />

vorhandenen Ländern wachsen<br />

oder sich auch in weiteren<br />

Staaten etablieren?<br />

Momentan gilt es erst einmal,<br />

die <strong>aktuell</strong>e Struktur zu<br />

festigen und weiter auszubauen.<br />

Das soll nicht heißen,<br />

dass man zu einem späteren<br />

Zeitpunkt nicht auch darüber<br />

nachdenken kann, in anderen<br />

Ländern zu wachsen.<br />

ZUR PERSON<br />

Wie sieht es mit Ihrer früheren<br />

GE-Schwester Novacom<br />

aus?<br />

Der Trailertelematik-Spezialist<br />

Novacom, mit seiner Telematiklösung<br />

Trailermatics,<br />

gehört anteilig zu Tip Trailer<br />

Services. Genauer gesagt sind<br />

wir ein Joint Venture mit dem<br />

französischen Ortungsexperten<br />

Collecte Localisation Satellites,<br />

kurz CLS, eingegangen. Novacom<br />

ist ein Baustein unserer<br />

Service-Angebote. Wobei wir<br />

selbst hier keine Präferenz haben<br />

und dem Kunden die Wahl<br />

lassen.<br />

Was meinen Sie damit?<br />

Wir haben uns dazu entschieden,<br />

unsere Flotte nicht<br />

komplett mit Telematik auszustatten.<br />

Denn zum Teil gibt<br />

es Unternehmen, die einer<br />

Ortung oder Nachverfolgung<br />

Oliver Dietrich ist Vertriebsdirektor für Deutschland und Österreich<br />

bei Tip Trailer Services und zudem verantwortlich für<br />

das Marketing. Ursprünglich hatte er Fluggerät-Bauer gelernt<br />

und bei Airbus gearbeitet. Aufgrund einer damals schlechten<br />

Branchenentwicklung in der Luftfahrt sattelte er dann zum Industriekaufmann<br />

um. Er startete im technischen Außendienst<br />

beim Reifenspezialisten Michelin und war danach unter anderem<br />

bei Pirelli Deutschland für den Bereich Nutzfahrzeugreifen<br />

verantwortlich. Seit Juli 2012 ist Dietrich bei Tip Trailer Services.<br />

Er war dort zunächst für den Vertrieb in Deutschland zuständig,<br />

ehe er zum Januar 2013 seine jetzige Funktion übernahm.<br />

Altes Logo, neue Ausrichtung: Der Vermieter Tip sieht unter dem Dach des chinesischen HNA-Konzerns Wachstumsperspektiven.<br />

kritisch gegenüberstehen. Da<br />

ist es bisweilen schon ein Ausschlusskriterium,<br />

wenn eine<br />

entsprechende Lösung an Bord<br />

ist. Selbst wenn sie nicht aktiv<br />

ist. Andere haben bereits eine<br />

Telematik im Einsatz – etwa in<br />

den Bereichen Pharma und tiefgekühlte<br />

Lebensmittel.<br />

Wie hat man sich Ihre Flotte<br />

vorzustellen?<br />

Wir sind herstellerunabhängig.<br />

Die jeweiligen Produkte setzen<br />

wir ein, weil wir mit ihnen<br />

in der Vergangenheit und natürlich<br />

auch <strong>aktuell</strong> gute Erfahrungen<br />

gemacht haben. Wir haben<br />

Trailer von Schmitz Cargobull,<br />

Krone und Kögel im Einsatz.<br />

Darüber hinaus aber ebenso<br />

Fahrzeuge von Van Hool oder<br />

in anderen Länder Chéreau.<br />

Wir versuchen dabei den Gegebenheiten<br />

vor Ort und – ganz<br />

entscheidend – den Wünschen<br />

unserer Kunden Rechnung zu<br />

tragen. Die Bandbreite reicht<br />

dabei von Tankaufliegern über<br />

Silofahrzeuge und Planensattel<br />

bis hin zu Kühlkoffern. Aber<br />

auch Wechselbrücken haben<br />

wir im Sortiment – und das alles<br />

von unterschiedlichen Herstellern<br />

und in unterschiedlichen<br />

Ausprägungen. Nach dem Kauf<br />

der zusätzlich 500 Trailer haben<br />

wir nun insgesamt rund 11.000<br />

Fahrzeuge in unserem Pool.<br />

Welche Services sind besonders<br />

wichtig – oder braucht es<br />

immer das komplette Paket?<br />

Das hängt ganz stark vom<br />

Kunden und dessen Strategie<br />

ab. Der eine braucht Cash-<br />

Flow, um etwa ein Lager für<br />

seinen Kunden aufzubauen. Für<br />

den haben wir das Modell Sale<br />

and Lease Back. Soll heißen,<br />

wir kaufen seine Fahrzeuge und<br />

Ihre<br />

Pannen.Hilfe.<br />

<strong>24</strong> h. 365 Tage. Ganz Europa.<br />

00 800 <strong>24</strong> CARGOBULL (gebührenfrei)<br />

3762<br />

vermieten sie anschließend an<br />

ihn. Andere kaufen lieber und<br />

nutzen einzelne Services. Aber<br />

es gibt auf jeden Fall die Tendenz,<br />

einen Ansprechpartner<br />

haben zu wollen – und zwar<br />

egal ob es um Reifen, Reparaturen,<br />

oder Fragen rund um die<br />

Hauptuntersuchung geht.<br />

Können Sie Ihr Engagement,<br />

was den Service angeht, näher<br />

ausführen?<br />

Tip bietet unter Smart Services<br />

den Zugang zu einem internationalen<br />

Netzwerk von Serviceanbietern<br />

und konsistenten<br />

Servicelösungen. Hierzu gehören<br />

Fleetcare, Fleetmanage und<br />

Fleetadvice, die unseren Kunden<br />

helfen ihre Flotte zu steuern.<br />

Dabei kann sich der Kunde seinen<br />

Service immer nach seinen<br />

Bedürfnissen aussuchen und zusammenstellen<br />

und ist nicht an<br />

ein Komplettpaket gebunden.<br />

Bei der HU beginnt das mit der<br />

Frage, wann welches Fahrzeug<br />

zur HU muss und reicht bis hin<br />

zur Frage, wo der Prüfbericht<br />

aufbewahrt wird. Hierfür bieten<br />

wir strukturierte Lösungen<br />

an. Für viele Logistiker ist das<br />

Fahrzeug nicht mehr Kernkompetenz<br />

sondern nur eine Maschine,<br />

die laufen muss.<br />

Fotos: Tip Trailer Services, Wackes<br />

sung<br />

– der Kühlkoffer auf der<br />

onnen Gesamtgewicht.<br />

m Composite.<br />

Zweites Leben<br />

Gebrauchte: Vom Mega zum Standard-<br />

Curtainsider – wie das geht, zeigt Krone<br />

mit dem Mega Liner Multos Plus.<br />

13-Zoll-Zwillingsachsen aus<br />

dem Hause Al-Ko.<br />

Auch an dieser Stelle haben<br />

die Entwickler das Konzept<br />

stringent fortgeführt und<br />

die Funktion von der sonst in<br />

Stahl ausgeführten Achsanbindung<br />

durch das entsprechend<br />

geformte Monocoque ersetzt.<br />

Aber die Entwicklung ist noch<br />

nicht zu Ende. »Die verfügbaren<br />

Achsen sind für den Einsatz an<br />

verhältnismäßig weichen Leiterrahmen<br />

vorgesehen, aber nicht<br />

an extrem verwindungssteifen<br />

CFK-Monocoques«, erklärt<br />

Kaiser. Al-Ko wolle nun eng mit<br />

TTT zusammenarbeiten, um die<br />

GROSSEN<br />

ill Kaiser künftig die anfahrgefährdet<br />

mehr aus CFK bauen, sondern dafür<br />

ffe oder Glasfaser-Verbundwerkstoffe<br />

n. Der Materialmix, das sogenannte<br />

nte laut Kaiser wie Lego-Bausteine<br />

ckt oder aber miteinander verwoben<br />

der Auftrag von Coop abgewickelt ist,<br />

der den ausgewachsenen Aufliegern<br />

ahin sollen die kleinen Fahrzeuge mit<br />

langen Bauteilen einem wirtschaftliktionsverfahren<br />

den Weg ebnen. Das<br />

den bis zu 13,65 Meter langen Werkr<br />

bislang die größte Herausforderung.<br />

Bereit für den Praxiseinsatz: Die Handelskette Coop in der Schweiz ist der erste Kunde.<br />

Zwillingsachse für diesen speziellen<br />

Einsatz maßzuschneidern.<br />

Im 14 Kubikmeter Ladegut<br />

fassenden Kühlkoffer kommen<br />

zwei Konvekta-Verdampfer<br />

zum Einsatz, die das Transportgut,<br />

Lebensmittel, auf fünf<br />

Grad Celcius kühlen. Angetrieben<br />

werden sie von der Klimaanlage<br />

des Transporters. Der<br />

Isolation des Koffers dienen<br />

Vakuum-Pads, deren Funktionsprinzip<br />

jenem einer Thermoskanne<br />

entspricht. Das soll<br />

den Kühlbedarf laut Hersteller<br />

um bis zu 60 Prozent verringern.<br />

Stützelementen zwischen<br />

den einzelnen Pads stabilisieren<br />

den Koffer.<br />

Das luftgefederte Niederflur-Achsaggregat<br />

von Al-Ko<br />

erlaubt beim Ausladen eine<br />

niedrige Ladekante von rückenschonenden<br />

600 Millimetern.<br />

Kundenwunsch sind<br />

die LED-Beleuchtung mit<br />

Bewegungsmelder im Innenraum<br />

sowie die Nachtsicht-<br />

Rückfahrkamera am Heck<br />

wie auch der Gussboden mit<br />

rutschhemmenden Einstiegsbereich<br />

von Sika.<br />

Das Besondere liegt also bei<br />

diesem Auto an vielen Stellen<br />

im Verborgenen. Und obwohl<br />

es so gut zwischen den übrigen<br />

VW-Transportern versteckt<br />

war, haben schon zahlreiche<br />

Händler und Endkunden Interesse<br />

signalisiert.<br />

Das Fahrzeug blieb auch der<br />

Verbandswelt nicht verborgen.<br />

Die Logistik-Initiative Hamburg<br />

und die Süderelbe AG haben<br />

das Unternehmen TTT am<br />

Montag mit dem Zukunftspreis<br />

Logistik <strong>2014</strong> ausgezeichnet.<br />

»Wir zeichnen ein innovatives<br />

Fahrzeugkonzept aus, das den<br />

ökonomischen und ökologischen<br />

Herausforderungen des<br />

globalen Wandels erfolgreich<br />

begegnet«, erklärte der Jury-<br />

Vorsitzende Heinrich Ahlers,<br />

Geschäftsführer der Hamburger<br />

Buss-Group.<br />

Thomas Rosenberger<br />

Foto: Rosenberger<br />

Planenauflieger im Mega-<br />

Format sind robuste<br />

Vielkönner. Mit einer Innenhöhe<br />

von bis zu 3.000 Millimetern<br />

nehmen diese Curtainsider<br />

reichlich Ladevolumen<br />

auf und sind deshalb besonders<br />

im Automotiv-Bereich weit verbreitete<br />

Lastentiere. Das Mehr<br />

an Volumen erreichen Megas<br />

durch eine niedrigere Aufsattelhöhe<br />

der Zugmaschinen und<br />

durch kleinere Reifen.<br />

Doch darin liegt auch das<br />

Problem der Megas. Wenn<br />

es darum geht, die Fahrzeuge<br />

auf dem zweiten Markt zu<br />

vermarkten, sind sie oft Ladenhüter.<br />

Häufig gehen solche<br />

Fahrzeuge dann in Märkte,<br />

die Höhenbegrenzungen nur<br />

vom Hörensagen kennen oder<br />

deutlich höhere Grenzen als die<br />

hierzulande festgeschriebenen<br />

vier Meter Außenhöhe setzen.<br />

»Mega-Sattelzugmaschinen<br />

sind dort nicht in ausreichender<br />

Zahl beziehungsweise<br />

gar nicht vorhanden«, erklärt<br />

Frank Nordhoff, Produktmanager<br />

des Trailer-Spezialisten<br />

Krone. »Gebrauchte Megas<br />

sind deshalb auf diesen Märkten<br />

nicht gefragt.« Ein weiteres<br />

Hindernis seien die schlechten<br />

Straßenverhältnisse.<br />

Damit die Mega-Trailer<br />

trotzdem in Richtung Osteuropa<br />

und darüber hinaus weiterverkauft<br />

werden können,<br />

hat Krone mit dem Mega Liner<br />

Multor Plus einen Volumenauflieger<br />

entwickelt, der mittels<br />

Umrüst-Kit im Handumdrehen<br />

zum Standard-Curtainsider<br />

umgebaut werden kann.<br />

Laut Krone braucht es<br />

dazu lediglich zwei Mechaniker<br />

und die mitgelieferte<br />

Umbauanleitung. Für die<br />

Umrüstung wird zunächst<br />

ein Reifen-Wechsel fällig: von<br />

445/45 R 19,5 auf 385/65 R<br />

22,5. Nach der Montage zusätzlicher<br />

Luftbalgkonsolen<br />

werden anschließend Trailer-<br />

Stützbeine und Unterfahrschutz<br />

tiefergesetzt und das<br />

EBS auf die geänderten Fahrzeugspezifikationen<br />

angepasst.<br />

Nach dem Absenken des<br />

Heckportals und der Trailer-<br />

Stirnwand müssen anschließend<br />

noch die Mittelrungen nachjustiert<br />

und die Plane entweder<br />

getauscht oder gekürzt werden.<br />

Laut Hersteller dauert der gesamte<br />

Umbau nur fünf Stunden.<br />

Dann soll der Vielkönner auch<br />

zum Weltbürger werden.<br />

Knut Zimmer

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