Judith Barben - VgT
Judith Barben - VgT
Judith Barben - VgT
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
«attraktiv» gemacht werden musste. 23<br />
Zu diesem Zweck griffen sie zu einem<br />
bewährten Spin-doctor-Rezept: nicht informieren, sondern «pausenlos dieselben<br />
Kernbotschaften einhämmern». Dafür wählten sie folgende Slogans aus:<br />
– Die Chance für eine Reform jetzt packen!<br />
– Die Verfassungsreform ist Zukunftsgestaltung.<br />
– Die Verfassungsreform macht die Bundesverfassung wieder bürgernah!<br />
– Die Verfassungsreform schafft klare Verhältnisse und eliminiert obsolete<br />
Artikel! 24<br />
Mit diesen dümmlichen Slogans glaubten die Berater des Bundesrates, eine<br />
«Aufbruchstimmung» erzeugen zu können. 25<br />
Sie hämmerten sie auf sämtlichen<br />
Medienkanälen ein: Pressemitteilungen, Referate, «Referentenservice»,<br />
Podiumsgespräche, Pressekonferenzen, Auftritte von Bundesräten, und sogar<br />
eine Ausstellung «150 Jahre Bundesstaat». Zudem benutzten sie «neue<br />
Kommunikationsformen», Radio- und Fernsehauftritte von Bundesräten, eine<br />
Internet-Plattform, elektronische Disketten, PR-mässig vorbereitete «redaktionelle<br />
Beiträge» für Zeitungen und Zeitschriften (sogenannte «Verfassungsflashes»),<br />
Cartoons, «Events», einen «Präambelwettbewerb», eine Plakataktion<br />
und einen «Internet-Chat» mit dem Bundesrat! 26<br />
Die Kosten der Kampagne waren enorm. Offiziell betrugen sie zwei Millionen<br />
Franken. Doch in diesem Betrag sind die Personalkosten des Bundes, die Kosten<br />
für Internetauftritte und Fachliteratur und die Honorare für Kommissionen und<br />
Experten noch nicht enthalten. 27 Diese Ausgaben dürften ebenfalls beträchtlich<br />
gewesen sein.<br />
<br />
Bundesrat Koller spannt Medien ein<br />
Im veröffentlichten Rückblick auf die Propagandakampagne 28 fehlt etwas: der<br />
Bittbrief von Bundesrat Koller an die Chefredaktoren. Kurz vor der Abstimmung<br />
sahen nämlich der Bundesrat und seine Kommunikationsexperten ihren<br />
sorgfältig ausgebreiteten «Informationsteppich» davongleiten. Trotz PR-Be-<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
KID-Bericht S. 64<br />
KID-Bericht S. 64<br />
KID-Bericht S. 64/66<br />
KID-Bericht S. 64f.<br />
KID-Bericht S. 65<br />
KID-Bericht S. 63ff.