PDF-Version - Innovative Verwaltung
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Das Fachmedium für erfolgreiches <strong>Verwaltung</strong>smanagement<br />
iV-Special 1/2009<br />
innovative<br />
<strong>Verwaltung</strong><br />
SPECIAL<br />
Service+Call Center<br />
D115 – Informationen<br />
zum großen<br />
deutschen Pilotprojekt<br />
Public Services –<br />
<strong>Verwaltung</strong> als<br />
moderner<br />
Dienstleister<br />
Internet+Portale<br />
Web 2.0 – neue Wege<br />
der Kommunikation<br />
für die <strong>Verwaltung</strong><br />
Breitband<br />
Mit Hochgeschwindigkeit<br />
über die<br />
Internet-Autobahn<br />
www.innovative-verwaltung.de<br />
Eine Zeitschrift Aus dem Gabler Verlag
I n h a l t<br />
I n h a lt s v e r z e i c h n i s<br />
3 Mehr Service und umfangreiche<br />
Informationen unter 115<br />
Dr. Georg Thiel<br />
5 D115 im Call Duisburg –<br />
eine erste Bilanz nach dem Start<br />
Dr. Thomas Lambertz/Norbert Brandstädter<br />
11 Service-Optimierung in vier Schritten<br />
12 Web 2.0 – neue Wegen der<br />
Kommunikation für die <strong>Verwaltung</strong><br />
Dr. Rainer Doh<br />
14 Kurz-Informationen Breitband<br />
8 Ein Ansprechpartner für alle Fälle<br />
Daniel Abel<br />
15 Mit Hochgeschwindigkeit über die Internet-Autobahn –<br />
Zukunftsfähiges Glasfaserprojekt in Sindelfingen/Böblingen<br />
9 Kurz-Informationen D115<br />
16 Kurz-Informationen Breitband<br />
Das iV-Special „Public Services – <strong>Verwaltung</strong> als moderner Dienstleister“ ist ein Sonderteil der Fachzeitschrift „innovative<br />
VERWALTUNG“ 5/2009. Für Fragen zu den Inhalten steht Ihnen die Redaktion, E-Mail: innovative-verwaltung@kloeker.<br />
com, gerne zur Verfügung. Informationen zum Bezug der monatlichen Fachzeitschriften und der Specials erhalten Sie beim<br />
Gabler Verlag, Tanja Jast, E-Mail: tanja.jast@gwv-fachverlage.de, oder im Internet unter www.innovative-verwaltung.de.<br />
Impressum<br />
innovative <strong>Verwaltung</strong> 5/2009/iV-Special 1/2009 • Mai 2009 • 31. Jahrgang • ISSN 1618-9876 • www.innovative-verwaltung.de<br />
Gabler Verlag | GWV Fachverlage GmbH,<br />
Abraham-Lincoln-Straße 46, 65189 Wiesbaden,<br />
Postfach 15 46, 65173 Wiesbaden, www.gabler.de<br />
Geschäftsführer: Dr. Ralf Birkelbach, Albrecht F. Schirmacher<br />
Gesamtleitung Anzeigen: Thomas Werner<br />
Gesamtleitung Produktion: Ingo Eichel<br />
Gesamtleitung Vertrieb: Gabriel Göttlinger<br />
Chefredakteur: Michael Klöker (v. i. S. d. P.)<br />
Redaktion: Ute Klöker, Dr. Rolf Beyer<br />
Lektorat: Gabi Neumayer<br />
Redaktion innovative <strong>Verwaltung</strong>,<br />
Michael Klöker, Postfach 11 30, 27722 Worpswede, Tel.: (0 47 92) 95 52-77,<br />
Fax: (0 47 92) 95 52-79, E-Mail: innovative-verwaltung@kloeker.com<br />
Herausgeberbeirat: Prof. Dr. Bernd Adamaschek, Institut für Strategie- und Organisationsentwicklung;<br />
Prof. Gerhard Banner, Vorstand KGSt a. D.; Rainer Beutel, Vorstand KGSt; Prof. Dr.<br />
Dietrich Budäus, Hamburg; Prof. Hans-Joachim Hilbertz, Vorstand KGSt a. D.; Prof. Dr. Hermann<br />
Hill, Deutsche Hochschule für <strong>Verwaltung</strong>swissenschaften; Gudrun Hock, Beigeordnete a. D.;<br />
Prof. Dr. Werner Jann, Universität Potsdam; Jörg Lennardt, Fachgruppe „Öffentliche Auftraggeber“<br />
beim Bundesverband der Deutschen Unternehmensberater; Ulrike Löhr, Beigeordnete a.<br />
D.; Uwe Lübking, Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindebundes; Prof. Dr. Marga<br />
Pröhl, Generaldirektorin des Europäischen Instituts für Öffentliche <strong>Verwaltung</strong>, Maastricht; Udo<br />
Rienaß, Senat für Inners und Sport Berlin; Dr. Henning Scherf, Bürgermeister der Freien Hansestadt<br />
Bremen a. D.<br />
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innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009
S e r v i c e + C a l l C e n t e r<br />
Mehr Service und umfangreiche<br />
Informationen unter 115<br />
Einheitliche Behördenrufnummer startet erfolgreich in Modellregionen<br />
Seit 24. März 2009 haben rund 10 Millionen Bürger/innen mit der einheitlichen Behördenrufnummer<br />
115 einen direkten Draht in die <strong>Verwaltung</strong>. Ob Termine beim Standesamt, Fragen<br />
zum An-, Um- oder Abmelden, zu Gebühren oder benötigten Unterlagen – unter der 115 werden<br />
genau diese Fragen geklärt. Die Behördenrufnummer 115 baut bürokratische Hürden ab: Sie ist<br />
ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer bürgernahen <strong>Verwaltung</strong>.<br />
Zunächst haben zahlreiche Städte,<br />
Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen<br />
und Hessen, die<br />
Stadtstaaten Berlin und Hamburg sowie<br />
Oldenburg in Niedersachsen die 115 freigeschaltet.<br />
Von Bundesseite sind 14 Behörden<br />
eingebunden. Mit D115 werden<br />
einige neue Akzente im föderalen Projektmanagement<br />
gesetzt: Kommunen,<br />
Länder und Bundesbehörden beteiligen<br />
sich freiwillig am Projekt. Der gemeinsame<br />
Nenner war so schneller zu finden<br />
und wesentlich größer. Ferner wird auf<br />
gesetzliche und vertragliche Regelungen<br />
verzichtet, um den Probe- und Pilotbetrieb<br />
nicht einzuengen. Alle Beteiligten<br />
wurden in Arbeitsgruppen eingebunden<br />
und entwickelten ein Verfahren aufbauend<br />
auf den Praxisersterfahrungen der<br />
bestehenden Serviceeinrichtungen. So<br />
entstanden Vereinbarungen über Servicelevel<br />
und technische Optionen. Diese<br />
sind ambitioniert, aber niemals abgehoben,<br />
da sie auf den bisher gemachten<br />
Erfahrungen basieren. So konnte eine<br />
föderale Referenzstruktur innerhalb von<br />
knapp 18 Monaten geschaffen werden,<br />
die nunmehr einen Akzeptanz- und<br />
Mehrwerttest in einem rund zweijährigen<br />
Probelauf zu bestehen hat.<br />
D115-Service und Tarife<br />
Die 115 ist von Montag bis Freitag von 8 bis<br />
18 Uhr erreichbar. 75 % der 115-Anrufe<br />
werden innerhalb einer Frist von 30 Sekunden<br />
von Mitarbeitern/innen in einem<br />
D115-Servicecenter angenommen. 55 %<br />
dieser Anfragen werden beim ersten Anruf<br />
beantwortet. Wenn das nicht möglich ist,<br />
erhält der Anrufer innerhalb von 24 Stunden<br />
während der Servicezeiten eine Rückmeldung<br />
– je nach Wunsch per Mail, Fax<br />
oder Rückruf.<br />
Kosten für die D115-Anrufe entstehen,<br />
da eine neue zentrale Netz-Infrastruktur<br />
geschaffen wird. Von den erhobenen Tarifen<br />
werden 3 Cent zur Finanzierung der<br />
D115-Netztechnik verwendet, den restlichen<br />
Betrag erhalten die Telekommunikationsanbieter.<br />
Das Projekt D115 ist zunächst<br />
ein Pilotversuch, um die Möglichkeiten<br />
einer bundesweiten Einführung in<br />
der Praxis zu prüfen. Das Bundesministerium<br />
des Innern kann die Höhe der Tarife<br />
nicht bestimmen. Die Tarifgestaltung er-<br />
Dr. Georg Thiel<br />
ist stellvertretender Abteilungsleiter<br />
<strong>Verwaltung</strong>smodernisierung,<br />
<strong>Verwaltung</strong>sorganisation<br />
Bundesministerium des Innern<br />
folgt im Wettbewerb der Telekommunikationsanbieter.<br />
Eine Übersicht einzelner Tarife<br />
der jeweiligen Netzanbieter ist auf der<br />
Webseite www.d115.de bereitgestellt.<br />
Ziel von D115 ist es, im Erstkontakt eine<br />
abschließende Antwort durch eine/n<br />
Mitarbeiter/in eines D115-Servicecenters<br />
zu geben. Sollte die Anfrage sehr speziell<br />
oder einzelfallbezogen sein, wird sie entweder<br />
an das zuständige Servicecenter<br />
oder an die zuständige Fachbehörde weitergeleitet.<br />
Das erfolgt elektronisch mittels<br />
eines so genannten Tickets. Die zuständige<br />
innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009
S e r v i c e + C a l l C e n t e r<br />
Stelle wendet sich dann mit einer Antwort<br />
direkt an den Anrufer – je nach Wunsch telefonisch,<br />
per Mail oder per Fax. Diese<br />
Rückmeldung ist kostenfrei. So spart D115<br />
in vielen Fällen nicht nur den Gang zur Behörde,<br />
sondern auch mehrmalige Anrufe,<br />
die durch die Suche nach der zuständigen<br />
Stelle bisher notwendig waren.<br />
Die 115 ist sehr gefragt<br />
Der Pilotstart löste sowohl überregional<br />
als auch regional ein großes Medienecho<br />
aus, und die 115 stieß bei den Bürgern/innen<br />
auf breites Interesse: In den ersten<br />
vier Tagen des Pilotbetriebs haben<br />
deutschlandweit rund 100.000 Bürger/innen<br />
die 115 gewählt. Insbesondere am<br />
ersten Tag des Pilotbetriebs führte der Ansturm<br />
auf den neuen Bürgerservice zu<br />
längeren Wartezeiten, und nicht alle Fragen<br />
konnten umgehend beantwortet werden.<br />
Diese breite Nutzung und das<br />
Ausprobieren der 115 ist entscheidend<br />
für die Weiterentwicklung der Qualität<br />
des neuen Bürgerservices. D115 ist ein<br />
lernendes System und lebt gewissermaßen<br />
von Tests und erstmals gestellten<br />
Fragen: Was in den ersten Tagen<br />
des Pilotbetriebs nicht sofort im ersten<br />
Kontakt gelöst werden konnte,<br />
wurde inzwischen analysiert und je<br />
nach Sachlage in die Schulungsunterlagen<br />
oder als Erweiterung in das Wissensmanagementsystem<br />
aufgenommen<br />
– ganz im Sinne des Leitspruchs<br />
„Wir lieben Fragen“.<br />
Im Laufe des auf zwei Jahre angesetzten<br />
Pilotbetriebs soll nicht nur die<br />
Qualität verbessert werden, nach und<br />
nach sollen auch weitere Kommunen,<br />
Regionen, Landes- und Bundesbehörden<br />
hinzukommen. Während dieser<br />
Zeit werden die angebotenen Dienstleistungen<br />
fortlaufend erweitert und<br />
Erfahrungen aus der Erprobung ausgewertet.<br />
Weitere Informationen finden Sie<br />
unter www.d115.de.<br />
l<br />
Teinnahme-Informationen zum Projekt D115<br />
Am D115-Verbund können sich Kommunen, Länder und<br />
Bundesbehörden beteiligen, die entweder ihre Telefonzentrale<br />
in ein eigenes leistungsfähiges Servicecenter weiterentwickelt<br />
haben oder sich an ein bestehendes Servicecenter<br />
anschließen. Außerdem können sich Behörden dadurch<br />
beteiligen, dass sie die Antworten auf die wichtigsten<br />
Fragen ihres Bereichs dem D115-Wissensmanagementsystem<br />
zur Verfügung stellen. Der Aufbau eines eigenen<br />
Servicecenters stellt für Großstädte, aber auch für<br />
große Landes- und Bundesbehörden im Regelfall keine<br />
unüberwindbare Hürde dar. Für kleinere und mittelgroße<br />
Kommunen sowie einzelne Landes- und Bundesbehörden<br />
kann der separate Aufbau eines eigenen Servicecenters<br />
jedoch unwirtschaftlich sein. Deshalb prüfen diese Organisationen,<br />
ob ein gemeinsames Servicecenter mit anderen<br />
Kommunen bzw. mit anderen Landes- oder Bundesbehörden<br />
aufgebaut werden kann, oder schließen sich an bereits<br />
existierende Servicecenter an. Wenn eine Kommune,<br />
115<br />
ein Kreis, ein Land oder eine Bundesbehörde<br />
bereits ein Servicecenter<br />
IHRE BEHÖRDENNUMMER<br />
betreibt, sind für eine Aufnahme in den D115-Verbund insbesondere<br />
folgende Kriterien zu erfüllen:<br />
n Integration des Wissensmanagements in die bestehende<br />
Servicecenterstruktur<br />
n Anbindung des Servicecenters an den Netzbetrieb<br />
n Bereitstellung der Informationen zu den vereinbarten<br />
D115-Leistungen in einer standardisierten Form<br />
n Teilnahme am Qualitätsmanagement<br />
Die Projektgruppe D115 im Bundesministerium des Innern<br />
unterstützt die Kommunen, Länder und Bundesbehörden mit<br />
vielfältigen Maßnahmen bei der Integration eines Servicecenters<br />
in den D115-Verbund und berät beim Aus- und Aufbau<br />
eines Servicecenters oder beim Anschluss an ein bestehendes<br />
Servicecenter. Für weitere Informationen nehmen Sie<br />
bitte Kontakt zur Projektgruppe D115 auf unter: E-Mail:<br />
d115@bmi.bund.de oder & (0 30) 1 86 81-22 66.<br />
innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009
S e r v i c e + C a l l C e n t e r<br />
Stadt Duisburg:<br />
D115 im Call Duisburg –<br />
eine erste Bilanz nach dem Start<br />
Call Duisburg ist das erste kommunale Call Center in Deutschland. Es wurde bereits<br />
im Jahr 2001 eröffnet und hat sich seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Dem<br />
Beispiel Duisburgs sind inzwischen viele Städte gefolgt und haben eigene Call Center<br />
eröffnet. Duisburg hat vielen von ihnen bei der Aufbauarbeit beratend zur Seite<br />
gestanden. In den Städten, in denen sich ein Call Center etabliert hat, ist es aus<br />
dem Dienstleistungsspektrum der <strong>Verwaltung</strong> nicht mehr wegzudenken.<br />
Mit D115 hat diese Idee nun auch<br />
bundesweite Beachtung gefunden.<br />
Call Duisburg hat sich gerne<br />
an diesem Projekt beteiligt, gerade weil für<br />
die Bürger/innen der Stadt ein solcher Service<br />
seit acht Jahren besteht und positiv<br />
angenommen wird. Die Duisburger Erfahrungen<br />
konnten unmittelbar in die Projektarbeit<br />
einfließen. Für Kommunen, die anlässlich<br />
des D115-Projekts neu einsteigen,<br />
wird das telefonische Servicecenter ein<br />
Quantensprung in der Serviceausrichtung<br />
und Kundenorientierung sein. Grundgedanke<br />
der damaligen Duisburger Call-Center-Entwicklung<br />
war die Vereinfachung und<br />
Effizienzsteigerung der <strong>Verwaltung</strong>sprozesse<br />
und die Erweiterung der Dienstleistungsangebote,<br />
die bei den Bürgern/innen<br />
eng verknüpft sind mit dem Begriff „moderne<br />
und effiziente <strong>Verwaltung</strong>“. Der Bürger<br />
als Kunde professionell angebotener<br />
<strong>Verwaltung</strong>sprodukte steht im Mittelpunkt<br />
solcher Organisationsentwicklungs-Projekte.<br />
Die Einrichtung von Call Duisburg<br />
war daher auch neben der parallel ausgebauten<br />
Internetpräsenz eine wichtige,<br />
qualitative Erweiterung der Eingangsportale<br />
zu den Dienstleistungen der Stadt,<br />
und es erleichtert den Zugang zur <strong>Verwaltung</strong><br />
inzwischen erheblich. Call Duisburg<br />
ist montags bis freitags zwischen 7:00 und<br />
18:00 Uhr und samstags von 9:00 bis<br />
16:00 Uhr erreichbar (62 Std./Woche). Ursprünglich<br />
frühere und längere Öffnungszeiten<br />
(6:30 bis 21:30 Uhr) sind kaum angenommen<br />
worden.<br />
Im Rahmen der E-Government-Aktivitäten<br />
hat sich Call Duisburg zudem zu<br />
einem Motor der Bemühungen um den<br />
Ausbau digitaler <strong>Verwaltung</strong>sprozesse entwickelt,<br />
die neuerdings mit dem Aufbau<br />
des Einheitlichen Ansprechpartners im Zusammenhang<br />
mit der EU-Dienstleistungsrichtlinie<br />
und dem Ausbau des europäischen<br />
Binnenmarkts gekoppelt sind.<br />
Positive Rückmeldungen<br />
Seit der Eröffnung von Call Duisburg wurde<br />
die Erreichbarkeit der Ämter und Stadtverwaltung<br />
im Ganzen wesentlich verbessert.<br />
Bürger/innen müssen sich nicht mehr<br />
„durchfragen“, sondern erhalten ihre Informationen<br />
im Erstkontakt. Call Duisburg<br />
ist bei den Bürgern/innen hervorragend<br />
angenommen worden, und selbst die anfänglich<br />
äußerst skeptischen Fachämter<br />
sind heute wichtige Partner. Eine Kundenbefragung<br />
im Anschluss an die Telefongespräche<br />
führte zu einer außergewöhnlich<br />
positiven Beurteilung. Weit über 90 % der<br />
Anrufer/innen zeigten sich mit den Eigenschaften<br />
„Kompetenz“, „Hilfsbereitschaft“<br />
und „Freundlichkeit“ sehr zufrieden.<br />
Call Duisburg ist eine Abteilung der<br />
Zentralverwaltung für Personal, Organisation<br />
und Informationstechnologie und beschäftigt<br />
56 Call-Center-Agenten/innen.<br />
Insgesamt stehen 48 Call-Arbeitsplätze in<br />
zwei Großraumbüros zur Verfügung, wobei<br />
einige Mitarbeiter/innen ihre Arbeit zu<br />
Hause über Telearbeitsplätze abwickeln.<br />
Die Mitarbeiter/innen verfügen neben<br />
einem umfassenden Wissensmanagement<br />
über alle Dienstleistungen der <strong>Verwaltung</strong><br />
auch über zahlreiche Zugriffe auf Fachanwendungen<br />
der Ämter. So war es möglich,<br />
die Quote der Anrufe, die im Call Center<br />
abschließend beantwortet werden, auf 85<br />
% zu erhöhen. Damit verzeichnet Call<br />
Duisburg die höchste Abschlussquote aller<br />
kommunalen Call Center.<br />
In entsprechender Menge wurden die<br />
Ämter und Institute der <strong>Verwaltung</strong> in großem<br />
Umfang von gleichartigen Anrufen<br />
entlastet. Hier liegt auch personal- und organisationsentwicklerisch<br />
ein beachtliches<br />
Potential zur Vereinfachung, Reduzierung<br />
und Verschlankung von Ablaufstrukturen.<br />
Multi-Channel-Management<br />
Die Call-Center-Agenten/innen beantworten<br />
heute die eingehenden Anrufe so weitund<br />
tiefgehend wie möglich. Dabei hilft<br />
Dr. Thomas Lambertz<br />
ist Leiter der Zentralverwaltung<br />
für Personal, Organisation und<br />
Informationstechnologie<br />
Norbert Brandstädter<br />
ist Leiter von Call Duisburg<br />
ein mit allen<br />
relevanten<br />
Informationen<br />
ausgestattetes<br />
Wissensmanagement,<br />
das die Agenten/innen<br />
sicher und schnell durch die verschiedenen<br />
Themenbereiche führt. Als Wissensmanagement<br />
für das Call Center wurde ein<br />
umfassendes, über alle Portale vernetztes<br />
Content-Management-System (CMS) entwickelt.<br />
Hier werden sämtliche Informationen<br />
zu den Dienstleistungen der Stadt<br />
von den Ämtern und Instituten dezentral<br />
erstellt und gepflegt. Dieses CMS versorgt<br />
aber nicht nur das Call Center mit Informationen,<br />
sondern aus ihm heraus werden<br />
innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009
S e r v i c e + C a l l C e n t e r<br />
außerdem die Intranet- und Internetseiten<br />
zu den Produkten der Stadtverwaltung erzeugt.<br />
So laufen die Aktualisierungen immer<br />
synchron, und für alle Eingangsportale<br />
der Stadt ist ein identischer Informationsstand<br />
gewährleistet. Die Antworten<br />
werden in Sekundenschnelle für die<br />
Agenten/innen abrufbar auf dem Bildschirm<br />
bereitgestellt. Auf diese Weise entfällt<br />
auch in den meisten Fällen das serviceunfreundliche<br />
Weiterverbinden.<br />
Serviceleistungen<br />
von Call Duisburg<br />
Neben der Beratung für die Dienstleistungen<br />
der Stadtverwaltung werden von Call<br />
Duisburg auch Leistungen angeboten, bei<br />
Die Stadt Duisburg beschäftigt 56 Call-Center-Agenten/innen an 48<br />
Call-Arbeitsplätzen in zwei Großraumbüros.<br />
denen das Call Center in die Arbeitsabläufe<br />
(Workflows) des „Konzerns Stadt Duisburg“<br />
eingebunden ist. Einige Beispiele für<br />
Duisburger Call-Center-Dienstleistungen:<br />
n Entgegennahme von Störungsmeldungen<br />
(z. B. Straßenlaternen)<br />
n Festivalhotline<br />
n Prüfung der Anspruchsvoraussetzungen<br />
für die Grundsicherung<br />
n Urkundenbestellservice<br />
n Hotline für Wahlen<br />
n Telefonische Anforderung von Karteikartenabschriften<br />
n Auskünfte über die Fertigstellung beantragter<br />
Personalausweise, Pässe<br />
und Führerscheine<br />
n Auskünfte über Fundsachen<br />
n Reservierung von Wunschkennzeichen<br />
n Auskünfte über den Buchbestand der<br />
Stadtbibliothek<br />
n Anmeldung zu Volkshochschulkursen<br />
n Anmeldung zu Musikschulkursen<br />
n Hotelreservierungen<br />
n Verkauf von Eintrittskarten<br />
n Versand von Prospekten und Werbemitteln<br />
n Rückrufservice des Call Centers im Internet<br />
n Zentrales E-Mail-Portal der Stadt<br />
n Terminreservierungen<br />
Ständig kommen weitere Dienstleistungen<br />
hinzu, und die Angebotspalette von D115<br />
ist die konsequente Fortsetzung des Servicegedankens<br />
von Call Duisburg. Im Call<br />
Center werden durchschnittlich ca. 65.000<br />
Anrufe pro Monat bearbeitet.<br />
Sollte ein Anruf nicht<br />
sofort zur erwünschten<br />
Auskunft führen, wird der/<br />
die Anrufer/in innerhalb<br />
von 24 Stunden zurückgerufen.<br />
Das führt immer<br />
wieder zu großem Erstaunen<br />
bei Bürgern/innen,<br />
die einen solchen Service<br />
bisher von ihrer <strong>Verwaltung</strong><br />
nicht gewohnt waren.<br />
In den ersten Tagen<br />
des D115-Projekts haben<br />
viele Anrufer/innen aufgrund<br />
der Presseberichterstattung<br />
die neue Rufnummer<br />
„ausprobiert“.<br />
Neben erkennbaren Testanrufen<br />
(„Ich wollte mal wissen, wer sich<br />
unter 115 meldet“) haben sich viele Bürger/innen<br />
bewusst über diesen Zugang ins<br />
Call Duisburg eingewählt, um ortsspezifische<br />
und überregionale Auskünfte zu bekommen.<br />
Call Duisburg hat für die Rufnummer<br />
115 eine Vorrangschaltung eingebaut,<br />
die eine bevorzugte Erreichbarkeit garantiert.<br />
Nutzen und Mehrwert<br />
des D115-Projekts<br />
D115 bietet einen direkten telefonischen<br />
Draht in die <strong>Verwaltung</strong>. Dabei spielt es<br />
keine Rolle, welche Behörde oder welches<br />
Amt für das Anliegen zuständig ist. Das ist<br />
neu im Anspruch, wenngleich die Städte,<br />
die bereits über ein Call Center verfügen,<br />
diesem Anspruch auch bisher schon gerecht<br />
zu werden versuchten. Die Auskunftsmöglichkeiten<br />
für andere Städte,<br />
Kreise, Landes- oder Bundesbehörden ist<br />
jedoch ein entscheidendes Plus gegenüber<br />
den nur ortsbezogenen Auskunftsmöglichkeiten.<br />
Außerdem hat D115 eine<br />
leicht einprägsame Nummer, so dass die<br />
Bürger/innen nicht mühsam im Telefonbuch<br />
der Stadt nach der Auskunftsstelle<br />
suchen müssen. Dadurch entfallen für<br />
Kommunen übrigens auch, besonders für<br />
Neueinsteiger, aufwendige Werbemaßnahmen<br />
für das eigene Call Center und<br />
seine örtliche Rufnummer. In Duisburg<br />
hatten wir zum Start im Jahr 2001 nicht unerhebliche<br />
Kosten, um die Call-Duisburg-<br />
Nummer „94000“ bei den Bürgern/innen<br />
über Radio- und Zeitungswerbung, Flyer<br />
oder Merchandising-Produkte bekannt zu<br />
machen. Seit D115 an den Start gegangen<br />
ist, verzeichnen wir bis heute eine kaum<br />
sinkende, beachtliche Anruferzahl, obwohl<br />
seit den Pressemeldungen zum Start<br />
am 24. März keine Werbung mehr für die<br />
Rufnummer 115 gemacht wurde.<br />
Auch für die Organisatoren von Call<br />
Duisburg wie auch der anderen bestehenden<br />
Call Center hat die Teilnahme am Pilotprojekt<br />
D115 einen wichtigen Mehrwert. Die<br />
Wissensinhalte und die Internetseiten der<br />
teilnehmenden Städte liegen nun nebeneinander<br />
auf einem zentralen Server in Berlin.<br />
Sie werden vergleichbar, und jeder<br />
kann sich orientieren, wie gut die Informationen<br />
anderer Teilnehmer/innen sind. Es<br />
entwickelt sich ein Benchmark-System, das<br />
für Qualitätsverbesserungen genutzt werden<br />
kann. Außerdem wollen die teilnehmenden<br />
Regionen sich regelmäßig über<br />
Optimierungen informieren. Das ist neu.<br />
Städte und andere Behörden tauschen sich<br />
aus, damit im Verbund Optimierungen erreicht<br />
werden können. Diese Vernetzung<br />
bietet zudem zahlreiche Möglichkeiten für<br />
interkommunale Kooperationen und ermöglicht<br />
es den Kommunal- und Kreisverwaltungen<br />
ohne eigenes Call Center, mit<br />
geringem Aufwand den Bürgerservice zu<br />
verbessern, die eigenen Abläufe zu optimieren<br />
und ihre Fachverwaltungsbereiche<br />
zu entlasten.<br />
innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009
Anfallende Kosten durch 115<br />
Da Duisburg bereits über eine entsprechende Wissensmanagement-Infrastruktur verfügte,<br />
waren für den Start von D115 nur noch wenige Anpassungsarbeiten für die überörtliche<br />
Wissenssuche, den Zugriff auf den zentralen Server in Berlin, für Kommunikationswege<br />
und Schulungen der Agenten/innen nötig. Der Neu-Aufbau eines eigenen<br />
Call Centers ist allerdings mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Neben<br />
Raum- und Technikkosten sind auch die Personal- und Qualifizierungskosten der Mitarbeiter/innen<br />
zu berücksichtigen. Die Qualität eines Call Centers hängt wesentlich<br />
von der Qualität der Agenten/innen ab. Dies hat in Duisburg zur Entscheidung geführt,<br />
die tarifliche Bewertung der Agentenstellen überwiegend den Sachbearbeiterstellen<br />
im Bürgerservicebereich anzugleichen.<br />
Unmittelbare Kosten für die Bürger/innen entstehen durch die Telefonanrufe.<br />
Beim Aufbau von Call Duisburg im Jahr 2001 ist damals diskutiert worden, ob ein Anruf<br />
für Bürger/innen kostenfrei bleiben könne. Die finanzielle Lage der Stadt hat diesen<br />
Plan schnell zunichte gemacht. Ein Anruf bei Call Duisburg kostet heute 4,5 Cent<br />
pro Minute bei der Telekom. Das ist der übliche Tarif. Ein Anruf bei D115 kostet bundesweit<br />
bei der Telekom 7 Cent pro Minute. Das sind 2,5 Cent pro Minute mehr als im<br />
Normaltarif, von diesen Gebühren werden die Kosten für die Zuführung bzw. das Routing<br />
in das zuständige Call Center finanziert. Bei einem durchschnittlichen Informationsgespräch<br />
von 2 bis 3 Minuten fallen damit Mehrkosten von 7,5 Cent an. Bei den<br />
Handytarifen sind die Unterschiede geringer. Hier liegen die Gebühren je nach Anbieter<br />
zwischen 17 und 20 Cent pro Minute.<br />
Weiterer Entwicklungsbedarf für das Projekt 115<br />
Beim Start von D115 am 24. März hat Bundesinnenminister Schäuble ausdrücklich<br />
auf den Pilotcharakter des Projekts hingewiesen. Die vorhandenen Strukturen sollen<br />
kritisch geprüft und bei Bedarf optimiert werden. Aus Duisburger Sicht stehen<br />
die Vorteile der D115 schon jetzt außer Frage. Vor allem der Gedanke der Vernetzung<br />
und Zusammenarbeit ist ein wichtiger Erfolgsfaktor und wird zukünftig noch<br />
stärker zu berücksichtigen sein. Durch den Austausch zur Optimierung der Informationen<br />
werden sich Wissensinhalte und damit auch Internetseiten der teilnehmenden<br />
Pilotregionen inhaltlich angleichen, so dass allmählich einheitliche Standards<br />
für das Telefon und das Internet im Bereich der öffentlichen <strong>Verwaltung</strong> entstehen<br />
werden. Bei aller notwendigen Identität von Kommunen, Kreisen und Gemeinden<br />
ist hier sicherlich ein deutlicher Orientierungsgewinn für die Bürger/innen<br />
zu erwarten.<br />
Es wird zu überlegen sein, inwieweit die Zusammenführung der Rufnummern<br />
115 und der örtlichen Telefonnummern, z. B. für das Call Duisburg die „94000“,<br />
zweckmäßig oder sogar zwingend sind. Hier muss der Kostenfaktor für die Bürger/<br />
innen berücksichtigt werden: Auf Dauer darf der Anruf über die 115 nicht teurer als<br />
der normale Festnetz-Anruf sein. Ob man in Zukunft über eine generelle Kostenfreiheit<br />
– wie bei den Rufnummern für Polizei und Feuerwehr – nachdenken kann, wird<br />
entscheidend von der weiteren Entwicklung der D115 im Bundesgebiet abhängen.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass schon in der zweijährigen Pilotphase weitere Städte,<br />
Gemeinden und Kreise zum Projekt hinzukommen werden, damit eine größere Flächendeckung<br />
erreicht werden kann. Für kleinere Gemeinden und Kommunen ist die<br />
Einrichtung eines eigenen Call Centers sicher kostspielig. Call Duisburg ist – wie sicherlich<br />
auch andere leistungsfähige Call Center – hier bereit, Hilfestellung beim<br />
Aufbau eines solchen Services zu leisten oder 115-Anrufe für andere Städte und<br />
Kreise zu übernehmen.<br />
Weitere Informationen zu Call Duisburg erhalten Sie bei der Stadt Duisburg, Dr.<br />
Thomas Lambertz, E-Mail: th.lambertz@stadt-duisburg.de.<br />
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innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009 <br />
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S e r v i c e + C a l l C e n t e r<br />
Servicecenter:<br />
Ein Ansprechpartner für alle Fälle<br />
Im Schnitt ruft jeder fünfzehnte Einwohner täglich einmal in der öffentlichen<br />
<strong>Verwaltung</strong> an. Bisher hatte er es dabei mit verschiedenen Ämtern zu tun. Mit<br />
dem Testbetrieb der einheitlichen Behördenrufnummer 115 vereinfacht sich in<br />
ausgewählten Regionen der Kontakt zu öffentlichen Stellen. Langfristig ist das<br />
Servicecenter-Konzept für alle <strong>Verwaltung</strong>en interessant, denn es steigert nicht<br />
nur die Effizienz, sondern senkt auch die Kosten.<br />
von Daniel Abel*<br />
Am 24. März 2009 schalteten verschiedene<br />
Kommunen in Deutschland<br />
die Behördenrufnummer 115<br />
frei – ein wichtiger Meilenstein für das<br />
Projekt D115. In <strong>Verwaltung</strong>en wie etwa in<br />
Berlin, Hamburg, Köln, Bonn, Düsseldorf<br />
und Dortmund haben seitdem etwa zehn<br />
Millionen Bürger/innen Zugang zu dem<br />
neuen Service.<br />
Aus der Ende 2006 verabschiedeten<br />
Dienstleistungsrichtlinie der Europäischen<br />
Union (EU-DLR), die einen einheitlichen<br />
Ansprechpartner (EA) als<br />
wichtiges Ziel in der öffentlichen <strong>Verwaltung</strong><br />
definiert, resultieren die auf Länderebene<br />
und in vielen Kommunalbereichen<br />
aufgesetzten IT-Projekte. Die Richtlinie<br />
fordert in den EU-Staaten eine Kontaktstelle<br />
(Front-Office), über die Verfahren,<br />
Vorgänge und Formalitäten abgewickelt<br />
werden können, die zur Aufnahme<br />
oder Ausübung einer Dienstleistungstätigkeit<br />
notwendig sind. Dafür sollen die<br />
Servicecenter über alle Kommunikationskanäle,<br />
insbesondere aber elektronisch,<br />
erreichbar sein, kompetent Auskunft<br />
geben und angestoßene <strong>Verwaltung</strong>sverfahren<br />
koordinieren beziehungsweise<br />
betreuen.<br />
Der einheitliche Ansprechpartner<br />
wird damit zum zentralen Ausgangspunkt<br />
für alle <strong>Verwaltung</strong>sprozesse, die die<br />
Ausübung einer Dienstleistungstätigkeit<br />
betreffen. Er greift zwar grundsätzlich<br />
nicht in die Zuständigkeiten anderer Behörden<br />
ein, funktioniert<br />
aber vielfach<br />
als „Lotse“<br />
durch die <strong>Verwaltung</strong><br />
– vor allem<br />
für europäische<br />
Dienstleister, die<br />
sich in Deutschland<br />
niederlassen<br />
wollen. Experten<br />
messen der EU-<br />
DLR und ihrer Idee<br />
des einheitlichen<br />
Ansprechpartners<br />
bei der Einführung<br />
von E-Gov<br />
e r n m e n t - L ö -<br />
sungen eine hohe Priorität zu. „Basierend<br />
auf zukunftssicheren Plattformen,<br />
lassen sich aus technischer Sicht auch<br />
über die EU-DLR hinaus in weiteren <strong>Verwaltung</strong>sbereichen<br />
medienbruchfreie,<br />
behördenübergreifende Prozesse unter<br />
Einbindung bestehender und künftiger<br />
Fach- und Querschnittsverfahren gestalten“,<br />
berichtet Arnold Bemberg von Siemens<br />
IT Solutions and Services aus seiner<br />
langjährigen Praxis. Positive Erfahrungen<br />
mit dem Prinzip haben bereits<br />
verschiedene Servicecenter gemacht, etwa<br />
Köln oder Hamburg. Im Front-Office<br />
wickeln die beiden Städte mehr als 80<br />
Prozent aller Anfragen ab und entlasten<br />
dadurch die Fachabeilungen erheblich.<br />
Auch das kommunale Servicecenter in<br />
Berlin stößt auf reges Interesse. So wird<br />
das „Berlin-Telefon“ täglich von bis zu<br />
26.000 Bürgern/innen genutzt.<br />
Übergreifende Zusammenarbeit<br />
vereinfachen<br />
Doch müssen <strong>Verwaltung</strong>en für solche<br />
Projekte auch einige Hürden überwinden,<br />
wie Bemberg beschreibt: „Auf politischer<br />
Seite besteht durchaus noch Abstimmungsbedarf.<br />
Innerhalb der <strong>Verwaltung</strong>en<br />
gilt es außerdem, die Prozesse so<br />
zu reorganisieren, dass alle rechtlichen,<br />
organisatorischen und technischen Aspekte<br />
adäquat abgedeckt werden.“ Außerdem<br />
müssen die teils extrem heterogenen<br />
technischen und organisatorischen<br />
Infrastrukturen so weit vereinheitlicht<br />
werden, dass die Interaktion<br />
mit anderen Behörden oder Ländern<br />
möglich wird. Dem gegenüber stehen sowohl<br />
die angespannte Haushaltslage in<br />
den Landes- und Kommunalverwaltungen<br />
als auch die begrenzten personellen<br />
Kapazitäten der <strong>Verwaltung</strong>en.<br />
Darüber hinaus müssen kommunale Verantwortliche<br />
die Mitarbeiter/innen der<br />
Behörde auf dem Weg zur Dienstleistungsorientierung<br />
aktiv mitnehmen und<br />
unterstützen.<br />
Auf technischer Seite ist die Einführung<br />
eines Servicecenters heute mit vertretbarem<br />
Aufwand machbar. So waren<br />
in Hamburg oder Köln nur sechs Monate<br />
nötig, um die grundsätzlichen Funktionen<br />
zu implementieren. Selbst komplexe<br />
Projekte wie in der Bundeshauptstadt<br />
sind innerhalb etwa eines Jahres<br />
zu bewältigen. Doch Bemberg gibt zu bedenken:<br />
„Wer erst in letzter Sekunde<br />
startet, der bekommt möglicherweise am<br />
Markt nicht rechtzeitig die nötige Ausstattung<br />
und erfahrene Projektressourcen.“<br />
Einheitliche Kontaktstelle<br />
für Bürger und Unternehmen<br />
So genannte City-Portale in den Servicecentern<br />
bündeln neben allen Zugangs-<br />
innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009
kanälen zur <strong>Verwaltung</strong> auch ein Wissensmanagement<br />
und sämtliche relevanten<br />
Bürgerinformationen. Zusammen<br />
mit einem „Case-Management“ (fallbezogene<br />
<strong>Verwaltung</strong>) und den zugehörigen<br />
Workflows (Prozessablaufsteuerungen)<br />
ergibt sich daraus ein komplettes<br />
CRM (Customer-Relationship-Management)-System.<br />
Dieses bildet die<br />
Kontaktprozesse einer Stadt komplett ab<br />
und lässt sich auf allen Ebenen der <strong>Verwaltung</strong><br />
einsetzen, die mit Bürgern kommunizieren.<br />
Außer den Kommunen profitieren<br />
auch Landes- und Bundesbehörden<br />
von entsprechenden Lösungen.<br />
Kleinere Gemeinden können mithilfe von<br />
Shared Services beispielsweise die einheitliche<br />
Rufnummer D115 einführen. Ein<br />
kommunaler Dienstleister betreibt dazu<br />
das eigentliche Servicecenter, das dann<br />
von mehreren Gemeinden genutzt wird.<br />
Öffentliche <strong>Verwaltung</strong>en können damit<br />
Bürgern/innen bei Anfragen einen einzigen<br />
zusammenhängenden Vorgang<br />
bieten. Diese Möglichkeit spart Zeit und<br />
Nerven, denn vom ersten Kontakt über<br />
einen eventuell elektronischen Antrag<br />
bis hin zum Bescheid oder zur Leistungserbringung<br />
sind zahlreiche Schnittstellen<br />
zu überwinden.<br />
Auch im Wettbewerb der Regionen<br />
spielen durchgängige und zeitnahe Prozesse<br />
eine große Rolle. So achten Unternehmen<br />
immer häufiger darauf, ob das<br />
Service-Angebot und die Flexibilität der<br />
<strong>Verwaltung</strong> an einem Standort stimmen.<br />
Der Public-Sector-Experte führt dies näher<br />
aus: „Nehmen Sie zum Beispiel ein<br />
Antragsverfahren für Ausnahmegenehmigungen<br />
im Schwerlastverkehr. Ein Unternehmen<br />
hat in bestimmten Bereichen<br />
die Wahlfreiheit, bei welchem Standort<br />
der Antrag gestellt wird. Verständlicherweise<br />
wählen gerade Firmen mit einem<br />
großen Durchsatz an Anträgen – wie etwa<br />
Speditionen – diejenige <strong>Verwaltung</strong>,<br />
die den Prozess am einfachsten abwickelt.“<br />
Von der Megacity<br />
bis zur Gemeinde<br />
Für unterschiedliche Einsatzgrößen existieren<br />
heute City-Portal-Lösungen. Siemens<br />
evaluiert z. B. gerade drei Varianten:<br />
eine ganzheitliche, voll integrierte Lösung<br />
auf SAP-Basis, wie sie u. a. die Megacity<br />
Mumbai nutzt (siehe Bild Seite 8), eine<br />
mittlere Lösung auf Open-Source-Technologie,<br />
die heute 59 Städte in Polen einsetzen,<br />
und eine Lösung für kleinere Kommunen.<br />
Einzelne Gemeinden klinken sich dabei<br />
in einem Städteverbund in ein übergeordnetes<br />
Portal ein. „Wir beobachten,<br />
dass Städte ihre Servicecenter als interne<br />
Optimierungsmöglichkeit entdeckt haben,<br />
um die Effizienz zu erhöhen“, erläutert<br />
Bemberg. „Denn viele Services, die eine<br />
<strong>Verwaltung</strong> ohnehin erbringen muss, lassen<br />
sich so einfach und kostengünstig<br />
durchführen.“<br />
* Der Autor ist Freier Journalist in München<br />
dtms GmbH:<br />
Intelligente Anrufverteilung im Servicecenter<br />
Mit dem Start des Pilotbetriebs der einheitlichen Behördenrufnummer 115 werden rund 10 Mio.<br />
Bürger/innen in den Modellregionen mit der 115 künftig einen direkten telefonischen Draht<br />
in die <strong>Verwaltung</strong> haben. Im Rahmen des 115-Projekts hat das Bundesministerium des Innern<br />
nach einem Ausschreibungsverfahren Industriepartner mit der Umsetzung beauftragt. Der Aufbau und<br />
Betrieb des Netzes für 115 teilt sich in zwei Projekte: erstens die Einrichtung der Rufnummer 115 in den<br />
Teilnehmernetzen und der Netzbetrieb, zweitens das Zuleiten der Anrufe in die Servicecenter. Außerdem<br />
wird ein behördenübergreifendes Wissensmanagement aufgebaut. Die Deutsche Telekom hat die<br />
einheitliche Rufnummer 115 in ihrem Netz eingerichtet und die Einrichtung in anderen Festnetzen vorangetrieben.<br />
Die Telekom übernimmt die Anrufe aus den Netzen, prüft, ob der Anrufer zu einer Pilotregion<br />
zählt, und leitet den Anruf dann an die Mainzer dtms GmbH weiter. Die dtms GmbH leitet ihn<br />
zum nächstgelegenen D115-Servicecenter. Das gilt nicht nur für das Festnetz, sondern auch für Anrufe<br />
aus Mobilfunknetzen. dtms integriert herstellerunabhängig alle Telefonanlagen und Anrufverteillösungen<br />
der teilnehmenden Behörden zu einem virtuellen Servicecenter-Verbund, so dass Standorte<br />
sich gegenseitig vertreten können und einheitliche Warteschleifen gespielt werden können. Mitarbeiter/innen<br />
können Anrufer/innen außerdem zu anderen Service Centern weiterleiten, ohne dass dafür<br />
eine direkte Verbindung zwischen den Standorten aufgebaut werden muss. Entsprechend der eigenen<br />
Technikausstattung wählt jedes Servicecenter bei dtms unter fünf Anbindungsvarianten: von der einfachen<br />
Anrufübergabe am Eingangstor bis hin zur Verteilung der Anrufe auf die einzelnen Mitarbeiter/<br />
innen im Servicecenter. Vorteil der netzbasierten Lösung: Auch Mitarbeiter/innen in dezentral organisierten<br />
Behörden-Standorten können flexibel in die Servicecenter zugeschaltet werden. Über sämtliche<br />
Funktionen und Prozesse bietet dtms umfassende Statistiken, die Aufschluss über den technischen<br />
Anrufverlauf und über Qualitätsindikatoren wie Wartezeiten oder Weiterleitungen geben.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter www.dtms.de.<br />
innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009
S e r v i c e + C a l l C e n t e r<br />
USU AG:<br />
Wissensmanagement-Technologie<br />
für Behördenrufnummer D115<br />
BITKOM-Umfrage:<br />
Bürger wollen<br />
Service 115 nutzen<br />
Am 24. März 2009 war es so weit:<br />
Mit dem Starttermin für den D115-<br />
Pilotbetrieb beginnt die heiße Phase<br />
des Projekts einer bundeseinheitlichen<br />
USU KnowledgeCenter<br />
Die selbstlernende Wissensdatenbank<br />
USU KnowledgeCenter unterstützt<br />
Mitarbeiter/innen im Bürgerservice<br />
dabei, Effizienz und Servicequalität<br />
kontinuierlich zu steigern. Sie bietet<br />
eine zentrale Wissensbasis für alle<br />
Mitarbeiter/innen im Bürgerservice,<br />
eine rasche, kontextbezogene und Recherche<br />
nach passenden Antworten,<br />
einen Auskunftsservice im Internet und<br />
die einfache und Workflow-gestützte<br />
Erstellung von Dokumenten und Entscheidungsbäumen.<br />
USU Knowledge-<br />
Center ist eine modular aufgebaute<br />
Produktsuite für die intelligente und<br />
zielgerichtete Bereitstellung von<br />
Informationen in wissensintensiven<br />
Geschäftsprozessen. Sie hilft insbesondere<br />
im Bürgerservice, die Qualität zu<br />
steigern und gleichzeitig die Servicekosten<br />
zu senken.<br />
Behördenrufnummer. Ob Fragen zur Müllabfuhr,<br />
zu Formularen oder zum Elterngeld<br />
– unter der 115 können sich Bürger/<br />
innen künftig direkt über die Leistungen<br />
der öffentlichen <strong>Verwaltung</strong> informieren.<br />
Nach dem Gewinn einer EU-weiten Ausschreibung<br />
gehören dem Konsortium neben<br />
Siemens Enterprise Communications<br />
als Generalunternehmer und dem IT<br />
Dienstleistungszentrum Berlin, das den<br />
zentralen Rechenzentrumsbetrieb übernehmen<br />
wird, auch die USU AG an. Das<br />
Softwarehaus liefert die Wissensmanagement-Technologie<br />
für D115. Im Rahmen<br />
des Projekts D115 werden dezentrale Serviceeinheiten<br />
von Kommunen, Ländern<br />
und Bund intelligent vernetzt, so dass Informationen<br />
schnell und kompetent abrufbar<br />
sind. Dem verbundübergreifenden<br />
Wissensmanagement kommt dabei eine<br />
Schlüsselrolle zu. Die D115-Wissensdatenbank<br />
ist eine Individuallösung auf Basis<br />
der Produktlinie USU KnowledgeCenter.<br />
Das modular aufgebaute Werkzeug-Set<br />
stellt Informationen in wissensintensiven<br />
Geschäftsprozessen zielgerichtet und bedarfsorientiert<br />
bereit. Es eignet sich besonders<br />
für den effizienten Einsatz im<br />
Servicebereich. Mit dieser Technologie<br />
sind Organisationen in der Lage, Wissensdatenbanken<br />
in kurzer Zeit produktiv in<br />
ihren Prozessen zu verankern. Dabei ist<br />
der Pflegeaufwand durch selbstlernende<br />
Mechanismen minimiert. Die Nutzung intelligenter<br />
Wissensdatenbanken erhöht<br />
die Erstkontakt-Lösungsrate und ermöglicht<br />
kürzere Bearbeitungszeiten bei hoher<br />
Antwortqualität. Kommunale Servicecenter<br />
in Köln, Berlin und anderen Städten<br />
arbeiten seit Jahren erfolgreich mit der<br />
USU-Technologie. Eine Integration von lokalen<br />
Wissensdatenbanken und der zentralen<br />
D115-Wissensdatenbank unter einer<br />
einheitlichen Oberfläche ist problemlos<br />
möglich. Neben dem bedarfsorientierten<br />
Zugriff auf heterogen verteilte Inhalte<br />
ist der Wissenstransfer zwischen<br />
den beiden Sprachwelten „Amtsdeutsch“<br />
und „Bürgerdeutsch“ eine weitere Herausforderung.<br />
Das integrierte Recherche-<br />
System durchsucht verschiedene Quellen<br />
mit einer einzigen Anfrage, eliminiert<br />
Rechtschreibfehler und berücksichtigt<br />
auch Synonyme. So findet das Werkzeug<br />
mit dem Suchbegriff „Führerschein“ oder<br />
„Lappen“ auch die Lösungsdokumente,<br />
die sich auf die „Fahrerlaubnis“ beziehen.<br />
Da beispielsweise für das Leistungsobjekt<br />
„Fahrerlaubnis“ unterschiedliche<br />
Szenarien nachgefragt werden (beantragt,<br />
verloren, umgeschrieben etc.), rechnen<br />
die Verantwortlichen mit mehreren<br />
tausend Wissenseinträgen.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
www.usu.de.<br />
80 % der Deutschen wollen bei amtlichen<br />
Anliegen künftig die Behördenrufnummer<br />
115 nutzen. Das hat eine repräsentative<br />
Umfrage des BITKOM ergeben. Die<br />
Daten wurden im Rahmen einer repräsentativen<br />
Studie der ARIS Umfrageforschung<br />
im Auftrag des BITKOM erhoben.<br />
Im Zeitraum vom 2. bis 10. Februar 2009<br />
115<br />
IHRE BEHÖRDENNUMMER<br />
wurden dafür 1.002 deutschsprachige<br />
Personen in Privathaushalten ab 14 Jahren<br />
befragt. Angelehnt an die Notrufnummern<br />
110 und 112, sollen Bürger/innen<br />
unter der 115 schnellen Rat und direkte,<br />
behördenübergreifende Informationen<br />
erhalten. Am 24. März wurde der Dienst<br />
in den ersten Regionen gestartet. Das<br />
Konzept der 115 sieht vor, dass die Mitarbeiter/innen<br />
in den Servicecentern zunächst<br />
selbst versuchen sollen, das Anliegen<br />
des Anrufers zu erledigen. Können<br />
die Mitarbeiter/innen am Telefon nicht<br />
persönlich weiterhelfen, verbinden sie<br />
direkt an den Fachkollegen/innen oder<br />
nehmen das Anliegen auf und schicken<br />
eine elektronische Nachricht an die entsprechende<br />
Stelle, z. B. an das zuständige<br />
Ministerium. Regionaler Schwerpunkt<br />
des zunächst auf zwei Jahre angelegten<br />
Pilotbetriebs ist Nordrhein-Westfalen.<br />
Die Bürger/innen von Aachen, Arnsberg,<br />
Bielefeld, Bonn, Dortmund, Düsseldorf,<br />
Duisburg, Frechen, Hürth, Köln, Leverkusen,<br />
Mülheim an der Ruhr, Wuppertal,<br />
Kreis Lippe und dem Rhein-Erft-Kreis können<br />
die Rufnummer 115 ab Ende März erreichen.<br />
Zu den ersten 115-Regionen zählen<br />
auch Berlin, Hamburg, Oldenburg<br />
und der Main-Taunus-Kreis. Langfristig<br />
sollen alle Bundesbürger unter der 115<br />
Auskunft von Behörden bekommen.<br />
10 innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009
walter services ComCare GmbH:<br />
Service-Optimierung in vier Schritten<br />
Mit dem Start des Pilotprojekts<br />
D115 gibt es für rund 10 Millionen<br />
Bürger/innen in zahlreichen<br />
Kommunen die Möglichkeit, sich<br />
direkt über die einheitlichen Behördenrufnummer<br />
115 mit ihrer <strong>Verwaltung</strong> in<br />
Verbindung zu setzen. Doch wie sieht es<br />
in anderen Teilen Deutschlands mit der<br />
Service-Optimierung in der <strong>Verwaltung</strong><br />
aus Wie hoch ist das Interesse seitens<br />
der öffentlichen <strong>Verwaltung</strong> und der Bürger/innen<br />
Eine im Herbst 2008 in Sachsen-Anhalt<br />
von der walter services Com-<br />
Care GmbH durchgeführte Untersuchung<br />
lieferte interessante Erkenntnisse über<br />
die Kommunikation von Bürgern/innen<br />
mit ihren <strong>Verwaltung</strong>en. Über 60 % der<br />
Befragten gaben z. B. an, dass sie sich<br />
sehr gut vorstellen könnten, einen telefonischen<br />
Kundenservice ihrer <strong>Verwaltung</strong><br />
regelmäßig zu nutzen. Zusammengefasst<br />
zeigte sich sehr deutlich, dass der überwiegende<br />
Teil der Bevölkerung Sachsen-<br />
Anhalts dem Projekt D115 aufgeschlossen<br />
gegenübersteht und eine Beteiligung<br />
als eine positive Entwicklung in Richtung<br />
Serviceorientierung sieht.<br />
Auch das Interesse seitens der <strong>Verwaltung</strong>en<br />
an der Teilnahme am Projekt<br />
D115 und der Umsetzung eines zentralen<br />
Servicecenters ist größer denn je. Besonders<br />
in ländlichen, strukturschwachen<br />
Gebieten besteht ein hoher Informationsbedarf,<br />
da es hier spezielle Voraussetzungen<br />
und Herausforderungen gibt:<br />
„Viele Kreise und Kommunen liegen unterhalb<br />
der kritischen Größe, ab der ein<br />
eigenes Servicecenter sinnvoll und effizient<br />
betrieben werden kann“, sagt Markus<br />
Alpers, Geschäftsführer der walter service<br />
ComCare GmbH. Sein Unternehmen ist<br />
Partner der öffentlichen <strong>Verwaltung</strong> und<br />
verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung<br />
in der Implementierung unterschiedlicher<br />
Prozesse in Servicecenter-Abläufe.<br />
Auf dem Weg zu einem qualitätsorientierten<br />
und effizienten Bürgerservice<br />
sind vier wesentliche Meilensteine zu<br />
meistern: die Entscheidung über die strategische<br />
Positionierung, die Gestaltung<br />
relevanter Prozesse, die Konzeption und<br />
die Errichtung eines Servicecenters und<br />
dessen operativer Betrieb. Dies erfolgt in<br />
einem permanenten Kreislauf aus Qualitätsmanagement,<br />
Personal- und Effizienzentwicklung:<br />
n Strategische Positionierung: Ein Servicecenter<br />
lässt sich unterschiedlich<br />
strategisch positionieren – von der<br />
Telefonzentrale mit Sonderaufgaben<br />
bis hin zum Dienstleister im übergreifenden<br />
Kontext. Es ist die Schnittstelle<br />
zwischen <strong>Verwaltung</strong> und Bürger<br />
bzw. Wirtschaft, bietet umfassenden<br />
Service und erlangt zunehmend Bedeutung<br />
als Marketinginstrument, das<br />
sowohl der <strong>Verwaltung</strong> als auch der<br />
Politik als Gradmesser für die Bürgerzufriedenheit<br />
dient. Für den Erfolg des<br />
Servicecenters sind der politische und<br />
verwaltungsseitige Rückhalt sowie das<br />
gemeinsame Verständnis der Aufgabenstellung<br />
entscheidend.<br />
n Prozessmanagement (PM): Ein umfangreiches<br />
PM bildet die Grundlage<br />
für ein Gesamtkonzept. Dabei werden<br />
Prozessketten in ihre Glieder zerlegt,<br />
neu abgestimmt und optimiert zusammengebaut.<br />
Die Ergebnisse der<br />
umfassenden Analysen werden im<br />
Grobkonzept festgehalten und sind<br />
die Voraussetzungen für die Qualität<br />
der Serviceleistungen. Eine präzise<br />
Prozessbeschreibung und -dokumentation<br />
stellt die Basis für alle weiteren<br />
Projektschritte dar. Anzumerken ist,<br />
dass keineswegs 100 % aller möglichen<br />
Leistungen einer <strong>Verwaltung</strong><br />
im Servicecenter abgebildet werden<br />
müssen. Unter den rund 3.000 bis<br />
4.000 denkbaren Dienstleistungen<br />
sind nur etwa 100 bis 120 von signifikantem<br />
Volumen und auch tauglich,<br />
hoch standardisiert und IT-unterstützt<br />
umgesetzt zu werden. Sie machen den<br />
mengenmäßig größten Anteil am Arbeitsvolumen<br />
aus.<br />
n Konzeption und Errichtung: Es ist die<br />
Frage zu klären, ob das Servicecenter<br />
intern realisiert werden kann oder ob<br />
ein externer Dienstleister eingebunden<br />
werden soll. Dabei ist darauf zu achten,<br />
dass dieser bereits über aufgebaute<br />
und skalierbare Ressourcen verfügt.<br />
Das erspart dem Auftraggeber Investitionen<br />
und sorgt für eine schnelle Umsetzung<br />
bei der Implementierung neuer<br />
Dienstleistungen. Auch der Aufbau<br />
neuer Standorte ist für starke Dienstleister<br />
nur eine Frage weniger Wochen.<br />
Die technischen Anforderungen an<br />
ein Servicecenter folgen weitgehend<br />
dem Standard für Call Center. Multichannel-Fähigkeit<br />
sollte ebenso integrierter<br />
Bestandteil des Konzepts sein<br />
wie Wissensdatenbanken, CRM-Systeme,<br />
Prozesssteuerungsmaschinen und<br />
MIS-Anwendungen. Dokumentiert werden<br />
alle Entscheidungen und Anforderungen<br />
in einem präzisen Feinkonzept.<br />
Dies ist die Basis für das Qualitätsmanagement<br />
und für die Ausbildungsund<br />
Kapazitätsplanung.<br />
n Betrieb des Servicecenters: Nachdem<br />
in den vorausgegangenen Phasen die<br />
Grundlage für den Betrieb des Servicecenters<br />
gelegt wurde, kommt es<br />
nun darauf an, nachhaltig ein hohes<br />
Qualitäts- und Performance-Niveau zu<br />
erreichen. Der Roll-out erfolgt in Form<br />
eines Piloten. Einen hohen Stellenwert<br />
hat bereits in dieser Phase ein<br />
integriertes, maßgeschneidertes Qualitätsmanagement.<br />
Nach erfolgreicher<br />
Integration der Abläufe wird der Echtbetrieb<br />
aufgenommen. Wichtig ist hier<br />
die permanente Beobachtung der Prozesse<br />
in Form eines kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozesses. Einen hohen<br />
Stellenwert haben auch die Mitarbeiter,<br />
die im direkten Kontakt zum<br />
Bürger stehen. Durch umfassende und<br />
stetige Qualifikation, Information und<br />
Transparenz begegnen die Service-<br />
Mitarbeiter dem Bürger selbstbewusst<br />
und freundlich.<br />
Das Ergebnis ist ein bürgerfreundlicher,<br />
qualitätsorientierter und effizienter Service,<br />
der nicht nur zufriedene Bürger/innen<br />
und entlastete <strong>Verwaltung</strong>en mit sich<br />
bringt, sondern auch ein politisches Erfolgsmodell<br />
ist.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
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innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009 11
I n t e r n e t + P o r t a l e<br />
Internet-Nutzung:<br />
Web 2.0 – neue Wege der<br />
Kommunikation für die <strong>Verwaltung</strong><br />
Unternehmen haben mittlerweile gelernt, das für private Zwecke aufgebaute<br />
Web 2.0 für sich zu nutzen. Auch der öffentliche Sektor kann diese weiter<br />
wachsende Sphäre für sich einsetzen und auf diese Weise die Kommunikation<br />
mit Bürgern/innen und Mitarbeitern/innen intensivieren.<br />
von Dr. Rainer Doh*<br />
Die privaten Web-Nutzer haben vor<br />
etwa fünf Jahren den Anfang gemacht:<br />
Sobald die Bandbreiten es<br />
zuließen, haben sie sich ihr eigenes Web<br />
geschaffen, haben Fotos, Videos und Musik<br />
getauscht, haben digitale Tagebücher<br />
geschrieben, Artikel verfasst, sich in Foren<br />
getroffen und in virtuellen Communitys organisiert.<br />
In diesem Web ist Interaktion<br />
Trumpf, die Inhalte kommen im Wesentlichen<br />
von den Nutzern/innen, kommerzielle<br />
Anbieter stellen lediglich die Plattform<br />
zur Verfügung und dürfen am Rand ein wenig<br />
Werbung machen. Es ging beim Web<br />
2.0 nie um einen technologischen Fortschritt<br />
– neu war nicht die Technik, sondern<br />
die Art der Nutzung des Web. Die Nutzung<br />
der einschlägigen Plattformen zeigt,<br />
dass dieses Web 2.0 tatsächlich funktioniert:<br />
YouTube, Flickr, Myspace, Facebook,<br />
StudiVZ, Lokalisten, Wikipedia oder die<br />
zahlreichen Weblog-Foren zählen ihre Nutzer/innen<br />
mittlerweile nach Millionen.<br />
Die Unternehmen haben diesem entfesselten<br />
Treiben privater Netznutzung<br />
lange Zeit etwas ratlos gegenüber gestanden.<br />
Dass Menschen z. B. mit viel persönlichem<br />
Aufwand für ein Online-Lexikon<br />
hoch qualifizierte Texte verfassen, ohne<br />
einen Cent dafür zu bekommen, nur damit<br />
andere Teilnehmer/innen<br />
an der<br />
Lexikon-Community<br />
über ein Thema<br />
wie die Karolingische<br />
Buchmalerei,<br />
die Edelkastanie<br />
oder das<br />
OSI-Modell Bescheid<br />
wissen,<br />
das passt nicht so<br />
recht ins kaufmännische<br />
Weltbild.<br />
Aber man<br />
musste zum einen<br />
erkennen,<br />
dass sich die<br />
Web-Nutzer/innen<br />
in diesen Foren<br />
und Communitys<br />
mehr als anderswo im Web aufhalten,<br />
dass also dort potentielle Kunden anzutreffen<br />
sind. Zum anderen erlauben sich<br />
diese Blogs und Foren auch, die Aktivitäten<br />
von Unternehmen zu thematisieren<br />
und etwa Produkte und Service-Leistungen<br />
in aller (Web-)Öffentlichkeit zu bewerten.<br />
Man kann davon ausgehen, dass<br />
künftig kein höherwertiges Produkt verkauft<br />
wird, ohne dass sich die Kunden vorher<br />
in den entsprechenden Foren, Communitys<br />
oder Blogs schlau gemacht haben.<br />
Wer also nicht weiß, was auf diesen<br />
Plattformen passiert, worüber die Communitys<br />
diskutieren, welche Trends sie<br />
feiern und welche sie abstrafen, der weiß<br />
auch nichts über seine Kunden/innen. Unternehmen<br />
haben daher gelernt, das Web<br />
2.0 zu nutzen. Es wird mehr und mehr zu<br />
einem Wettbewerbsfaktor, nicht zuletzt,<br />
weil man sich dort gegenüber Konkurrenten<br />
positionieren kann. Daher nutzen<br />
Unternehmen heute nicht nur die vorhandenen<br />
Strukturen, sondern stellen selbst<br />
Foren zur Verfügung oder richten selbst<br />
Blogs ein. So hat etwa auch Dell unter der<br />
Bezeichnung „IdeaStorm“ der Web-Community<br />
eine Plattform für Vorschläge und<br />
Kritik eingerichtet. Aufgrund von hier eingegangenen<br />
Anregungen wird mittlerweile<br />
das Betriebssystem Linux als Option auf<br />
Dell-Rechnern angeboten.<br />
Offenheit ist natürlich immer auch ein<br />
Risiko. Wer zur Äußerung von Kritik auffordert,<br />
muss auch Kritik einstecken können.<br />
Das fällt oft nicht leicht, und so haben immer<br />
wieder Unternehmen versucht, unliebsame<br />
Beiträge in Blogs oder Foren zu verhindern<br />
oder „undercover“ positive Beiträge<br />
zu lancieren. Dergleichen ist meist gründlich<br />
misslungen – die Web-2.0-Community<br />
ist diesbezüglich sehr empfindlich –, und in<br />
der Regel war das Ergebnis dann ein regelrechtes<br />
Image-Debakel, so z. B., als in Wikipedia<br />
der Lebenslauf des damaligen Siemens-Chefs<br />
Kleinfeld geschönt wurde.<br />
Web 2.0 im<br />
öffentlichen Sektor<br />
Web 2.0 ist etabliert und damit zu guter<br />
Letzt auch ein Thema für den öffentlichen<br />
Sektor geworden. Dass dieser auf diesem<br />
Gebiet ein Nachzügler ist, hat nichts mit<br />
„verschlafen“ zu tun, denn ein öffentliches<br />
Engagement setzt eine bereits halbwegs<br />
belebte und funktionierende Web-2.0-<br />
Landschaft voraus. Die Ausgangslage für<br />
den öffentlichen Sektor ist einfach: Im Web<br />
2.0 organisieren sich nicht nur die Kunden/innen<br />
der Privatwirtschaft, sondern<br />
immer auch die Bürger/innen. Als sich diese<br />
vor etwa zehn Jahren an Verfahren wie<br />
E-Commerce oder E-Banking gewöhnt hatten,<br />
erwarteten sie in der Folge vom Staat<br />
entsprechende Leistungen, was letztlich<br />
das E-Government in Gang gesetzt hat.<br />
Wobei es sich natürlich gut fügte, dass der<br />
12 innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009
Die wichtigsten Anwendungen des Web 2.0<br />
n Blogs: digitale Tagebücher zu bestimmten Themen; Blogs sind persönlich<br />
geprägt und eignen sich insbesondere zur Meinungsbildung; Blogs<br />
werden bereits von verschiedenen Politkern/innen genutzt.<br />
n Twitter: Kurzmeldungen für aktuelle Anlässe; bekannt geworden sind<br />
die Twitter-Beiträge von Barack Obama im US-Wahlkampf<br />
n Yammer: Twitter-Clone für geschlossene Gruppen<br />
n Wiki: aktuelle Informationen über Sachthemen, meist mit weiterführenden<br />
Links, z. B. diverse Stadtwikis<br />
n Social Bookmarking: Internet-Lesezeichen, mit denen Benutzer/innen<br />
Webseiten neu verlinken und eventuell kommentieren<br />
n Foren: Diskussionsplattformen über Themen von öffentlichem Interesse<br />
n Bürgerbeteiligung: direkte Beteiligung der Bürger/innen, z. B. das Projekt<br />
„Haushaltsplanung 2.0“ der Stadt Köln<br />
n Podcast: Audio- oder Video-Dateien, die über einen Feed in mehreren<br />
Episoden aus dem Web geladen werden (Video/Audio-on-Demand).<br />
Podcasts bewegen sich in einem Grenzbereich des Web 2.0, weil hier<br />
keine Interaktion erfolgt. Die bekannteste Einrichtung ist der wöchentliche<br />
Podcast der Bundeskanzlerin.<br />
öffentliche Sektor auf diesem Weg seine<br />
<strong>Verwaltung</strong>sprozesse effizienter gestalten<br />
und Kosten senken konnte.<br />
Aber E-Government gehört doch noch<br />
ganz in die Sphäre des herkömmlichen<br />
Web: Die Kommunikation wird voll und ganz<br />
vom Betreiber der Internetseiten – also den<br />
Behörden – vorgegeben. Nach mehreren<br />
Jahren der Erfahrung mit der Welt des Web<br />
2.0 wollen die Bürger/innen mehr als „nur“<br />
E-Government, mehr als nur die Möglichkeit,<br />
Behördengänge zu vermeiden, Anträge<br />
per Internet abgeben und Informationen<br />
einzuholen. Web-2.0-Bürger/innen wollen<br />
aktiv sein, sie erwarten Interaktion. Das<br />
stellt öffentliche Einrichtungen vor eine<br />
neue Herausforderung, denn ihre Strukturen<br />
sind darauf zunächst nicht ausgerichtet.<br />
Für viele <strong>Verwaltung</strong>sfachleute mag das<br />
Web 2.0 auch gar keine rundum erfreuliche<br />
Perspektive sein, aber das hieße, die Möglichkeiten<br />
dieser Art der Webnutzung zu verkennen.<br />
Davon abgesehen, wird der öffentliche<br />
Sektor die Auseinandersetzung mit<br />
dem Web 2.0 ebenso wenig vermeiden oder<br />
aussitzen können wie zuvor die Unternehmen<br />
– das Web 2.0 existiert, es wächst weiter,<br />
und seine Nutzer/innen sind es gewöhnt,<br />
bei ihrem Tun nicht lange nach Erlaubnis<br />
zu fragen, sondern benötigte Strukturen<br />
selbst zu schaffen.<br />
Tatsächlich bietet das Web 2.0 auch für<br />
den öffentlichen Sektor eine große Chance.<br />
Der IT-Branchenverband BITKOM brachte es<br />
in seiner kürzlich veröffentlichten Studie<br />
(siehe auch Seite 10) „Web 2.0 für die öffentliche<br />
<strong>Verwaltung</strong> – Grundzüge, Chancen,<br />
Beispiele und Handlungsvorschläge“<br />
auf den Punkt: „Als Organisationskonzept<br />
ermöglicht es Web 2.0 jedem, das vorhandene<br />
Wissen in der Organisation organisationsübergreifend<br />
und hierarchiefrei neu zu<br />
erschließen. Insoweit ist der konsequente<br />
Einsatz von Web 2.0-Elementen ein weiterer<br />
Baustein auf dem Weg einer innovativen,<br />
vernetzten <strong>Verwaltung</strong>. Dazu gehören auch<br />
eine wesentliche stärkere Zusammenarbeit<br />
(Kollaboration) in Echtzeit und Möglichkeiten<br />
der Partizipation und Kommunikation<br />
im politischen Bereich.“<br />
Partizipation bedeutet umgekehrt,<br />
dass der öffentlichen Sektor die Anforderungen<br />
und Interessen von Bürgern/innen<br />
früher und besser kennenlernen kann. Damit<br />
lassen sich z. B. Abstimmungsprobleme<br />
oder auch einfach Missverständnisse<br />
rechtzeitig ausräumen, was<br />
dann wieder Auswirkungen auf Genehmigungsverfahren,<br />
Einsprüche usw. haben<br />
kann. Hier kann ein sinnvoll eingesetztes<br />
Web 2.0 sogar zu einer Beschleunigung<br />
von Verfahren führen, weil es der <strong>Verwaltung</strong><br />
helfen kann, in einer Planung kritische<br />
Punkte von vorneherein zu vermeiden.<br />
Auch die Politik kann auf diese Weise<br />
Stimmungen früher und besser einschätzen;<br />
so wurde beispielsweise das<br />
umstrittene bayrische Rauchverbot in<br />
Blogs lange diskutiert. Wenn die <strong>Verwaltung</strong><br />
solche Plattformen beobachtet, kann<br />
sie Fehlsteuerungen rechtzeitig vermeiden.<br />
Transparenz ist dabei durchaus ein<br />
wechselseitiger Prozess.<br />
Web-2.0-Anwendungen im öffentlichen<br />
Sektor müssen sich nicht nur an die<br />
Bürger/innen richten. Es lassen sich auch<br />
Plattformen für engere Benutzerkreise einrichten,<br />
z. B. für das Personal, das in nicht<br />
öffentlichen Foren seine Belange diskutieren<br />
kann oder in speziellen Wikis interne<br />
Informationen erhält.<br />
Web 2.0 bedeutet für die <strong>Verwaltung</strong><br />
zusätzlichen Aufwand, den man nicht gering<br />
schätzen sollte. Blogs, Foren, Communitys<br />
usw. wollen beobachtet und gepflegt<br />
werden. Wenig Sinn hätte es, sich<br />
bloß hin und wieder darum zu kümmern,<br />
beispielsweise zwei Wochen vor einer<br />
Kommunalwahl. Das Web arbeitet schnell,<br />
da hat man den Anschluss an aktuelle Diskussionen<br />
ebenso schnell verpasst; und<br />
die Teilnehmer/innen des Web 2.0 sind<br />
aufmerksam: Wer sie nicht ernst nimmt<br />
und meint, lediglich ein paar Wählerstimmen<br />
abfangen zu können, der muss mit<br />
Abstrafung rechnen. Angesichts der Vielzahl<br />
von Angeboten im Web 2.0 dauert es<br />
außerdem einige Zeit, bis Neulinge bekannt<br />
werden; dafür müssen auch <strong>Verwaltung</strong>en<br />
einen langen Atem mitbringen.<br />
Die gute Nachricht: Web 2.0 erfordert so<br />
gut wie keinen zusätzlichen technischen<br />
Aufwand und ist damit – abgesehen von<br />
der Arbeitszeit – nicht teuer, was in Zeiten<br />
chronisch knapper Budgets ein großer Pluspunkt<br />
ist. Web 2.0 lässt sich mit vorhandenen<br />
Systemen nutzen. Sind hohe Bandbreiten<br />
vorhanden, was heute ohnehin ein<br />
Muss ist, entsteht also für Behörden oder<br />
Kommunen kaum Investitionsbedarf. Auch<br />
das ist eine auffällige Neuerung in 50 Jahren<br />
IT-Geschichte und zeigt, dass das Web<br />
2.0 wirklich etwas ganz Neues ist.<br />
* Der Autor ist Redakteur bei der Beratungsgesellschaft<br />
für strategische Kommunikation<br />
PR-COM in München<br />
innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009 13
B r e i t b a n d<br />
Rheinland-Pfalz:<br />
Weitere finanzielle Unterstützung<br />
für Breitband-Erschließung<br />
Rheinland-Pfalz wird im Rahmen<br />
des Konjunkturprogramms II die<br />
Unterstützung des Infrastrukturausbaus<br />
mit Breitband-Internetzugängen<br />
in unterversorgten Regionen im ländlichen<br />
Raum um bis zu 6 Mio. Euro ausweiten.<br />
„Wir haben das gemeinsame Vorgehen<br />
von Bund und Ländern bei der<br />
Breitbanderschließung des ländlichen<br />
Raumes vorangetrieben und werden in<br />
Ergänzung des bestehenden Förderprogramms<br />
künftig auch die kommunale Eigenverlegung<br />
von Leerrohren fördern<br />
können“, so Wirtschaftsminister Hendrik<br />
Hering. Damit werden in einem weiteren<br />
Schritt die flächendeckende Breitbanderschließung<br />
des Landes und der Ausbau<br />
des Hochgeschwindigkeits-Internets unterstützt.<br />
Das bereits seit einigen Monaten<br />
laufende Förderprogramm im Rahmen<br />
der Gemeinschaftsaufgabe (GAK)<br />
ziele auf einen konkreten Breitband-Infrastrukturausbau<br />
in ländlichen Gemeinden.<br />
Sofern ein Markterkundungsverfahren<br />
in den betroffenen Gemeinden nicht<br />
zum Ziel eines beihilfefreien Infrastrukturausbaus<br />
über Eigeninitiative eines Anbieters<br />
führt, kann im Zuge einer Ausschreibung<br />
die Kostendeckungslücke<br />
eines Telekommunikationsanbieters mit<br />
öffentlichen Mitteln geschlossen werden.<br />
Das neue „Leerrohrprogramm“ wirkt hierzu<br />
ergänzend. Um das von der Bundesregierung<br />
beschlossene Ziel der Breitbandversorgung<br />
in Deutschland mit Internetzugängen<br />
einer Datenrate von 50 MBit/s<br />
für 75 % der Bevölkerung bereits bis 2014<br />
zu erreichen, bedarf es auch eines weiteren<br />
kabelgebundenen Infrastrukturausbaus.<br />
Durch die kommunale Eigenverlegung<br />
von Leerrohren werden die Voraussetzungen<br />
geschaffen, um diese Kapazitäten<br />
kurz- oder mittelfristig für die Bestückung<br />
mit Glasfaser- oder Koax-Kabeln<br />
zu nutzen. Das bereits bestehende<br />
Breitbandförderprogramm im Rahmen<br />
der GAK bleibt hiervon unberührt, da es<br />
auf eine konkret anstehende Breitbanderschließung<br />
abzielt. Den Kommunen ist<br />
die neue Förderrichtlinie bereits in den<br />
vergangenen Tagen zugegangen. Die<br />
Förderregelungen sind unter www.<br />
mwvlw.rlp.de und unter www.breitbandinitiative-rlp.de<br />
im Internet eingestellt.<br />
Hochsauerlandkreis:<br />
Abschlussbericht des Projekts<br />
Breitband-Initiative HSK<br />
Seit dem Start des Projekts „Breitband-Initiative Hochsauerlandkreis“<br />
sind nach über 18 Monaten Projektlaufzeit<br />
vielversprechende Ergebnisse zu verzeichnen. Eine<br />
umfangreiche Darstellung von Arbeit und Erkenntnissen<br />
der Breitband-Initiative, ist in der Veröffentlichung „Breitband-Telekommunikationsinfrastruktur<br />
in ländlichen Flächenregionen<br />
am Beispiel des Hochsauerlandkreises –<br />
Projektdokumentation, Erfahrungsbericht und Handbuch<br />
zur Vorgehensweise“ enthalten, das kostenlos zum Download<br />
angeboten wird. Ein gedrucktes Exemplar kann außerdem<br />
bei der Breitband-Initiative Nordrhein-Westfalen<br />
bezogen werden. Weitere Informationen unter www.breitband-hsk.de.<br />
14 innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009
Mit Hochgeschwindigkeit über die Internet-Autobahn<br />
Zukunftsfähiges Glasfaserprojekt in Sindelfingen/Böblingen<br />
Im digitalen Zeitalter ist eine leistungsstarke IT-Infrastruktur für die schnelle Internet-Nutzung und für optimale Breitband-<br />
Anwendungen ein wesentlicher Standortfaktor. Wie eine zukunftsweisende technische Infrastruktur aussehen muss, ist im<br />
Neubaugebiet „Flugfeld Sindelfingen/Böblingen“ bereits Realität: Ende Februar 2009 haben die Stadtwerke Sindelfingen<br />
und Böblingen dort das modernste Glasfasernetz Deutschlands – basierend auf GPON-Technologie (Gigabit-Passive-Optical-Network)<br />
– in Betrieb genommen. Alcatel-Lucent lieferte und installierte in diesem Projekt die Netztechnik. Auf den<br />
symbolischen roten Knopf drückten die Stadtwerke Sindelfingen und Böblingen im Beisein von Günther Oettinger, Ministerpräsident<br />
des Landes Baden-Württemberg, und der Oberbürgermeister der Städte Sindelfingen und Böblingen.<br />
Adver torial<br />
Mit dem neuen Glasfasernetz erhalten private und gewerbliche<br />
Kunden des Neubaugebiets zwischen Sindelfingen<br />
und Böblingen eine sehr schnelle Internet-Verbindung,<br />
Telefon und Fernsehen über eine einzige<br />
Glasfaser, die bis in alle Wohnungen und Gewerberäume<br />
reicht (Fiber-to-the-Home). Das Netz der Stadtwerke Sindelfingen<br />
und Böblingen nimmt damit eine Vorreiterrolle in<br />
Deutschland ein.<br />
Das in Sindelfingen praktizierte „Open Access-Modell“<br />
zeigt eine Möglichkeit zur wirtschaftlichen Realisierung auf.<br />
Hinter diesem Begriff verbirgt sich die Realisierung von Glasfaser-Breitband-Projekten<br />
in Form einer Betreibergesellschaft<br />
von kommunalen Betrieben, Energieversorgern und<br />
Diensteanbietern: In Sindelfingen/Böblingen haben die<br />
Stadtwerke bei der Erschließung des Neubaugebiets die Glasfaserleitungen<br />
direkt mitverlegt. Sie sind Eigentümer der Telekommunikationsinfrastruktur.<br />
Die Dienste für das Netz liefert<br />
der Regionetzbetreiber VSE Net, der das Netz auch betreibt.<br />
Auf Basis solcher Glasfaser-Infrastrukturen sind die<br />
Versorger auch in der Lage, zusätzliche Dienste anbieten zu<br />
können. Seien es Gebäudemanagement, Dienste zur Energieeinsparung<br />
wie z. B. die automatische und regelmäßige Erfassung<br />
von Zählerständen oder Sicherheitssysteme.<br />
Alcatel-Lucent installierte im Flugfeld Böblingen/Sindelfingen<br />
ihre Triple Play Service Delivery Architecture (TPSDA),<br />
eine durchgehend auf IP basierende Multiservice-Netzwerkinfrastruktur.<br />
Mit dieser Architektur können Diensteanbieter<br />
den Kunden neue, personalisierte Multimediadienste wie<br />
hochauflösliches Fernsehen anbieten. So kann der Kunde<br />
am Fernseher oder PC aus einer großen Auswahl an unterschiedlichen<br />
Diensten und Anwendungen von unterschiedlichen<br />
Anbietern diejenigen auswählen, die er nutzen<br />
möchte und für die er bereit ist zu bezahlen.<br />
„Leistungsfähige und zukunftssichere Kommunikationsnetze,<br />
die eine optimale Breitbandversorgung bieten, sind<br />
ein wichtiger Standortfaktor für jede Gewerbeansiedlung.<br />
Sie stärken die lokale Wirtschaft und sichern so unmittelbar<br />
die Gewerbesteuereinnahmen“, betont Alf Henryk Wulf, Vorstandsvorsitzender<br />
von Alcatel-Lucent in Deutschland. Wulf<br />
weiter: „Aufgrund ihrer bereits vorhandenen Geschäftsbeziehung<br />
zu vielen Kunden durch die Bereitstellung von Gas,<br />
Wasser und Elektrizität können Versorger mit Hochgeschwindigkeits-Internet<br />
eine vierte Versorgungsleistung neben<br />
den klassischen Produkten anbieten.“<br />
Weitere Informationen erhalten Sie bei:<br />
Alcatel-Lucent Deutschland AG<br />
Peter Aymar<br />
T: +49 711 821 42 405<br />
Mail: P.Aymar@alcatel-lucent.de<br />
innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009 15
B r e i t b a n d<br />
Rheinland-Pfalz:<br />
DSL innovativ –<br />
Gemeinden helfen sich selbst<br />
Kreativität und eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten sind wichtige<br />
Erfolgsfaktoren für die schnelle und kostengünstige Schließung von Breitbandversorgungslücken.<br />
Förderprogramme haben sich bisher eher als hinderlich erwiesen.<br />
Das mit der Breitbandstrategie der<br />
Bundesregierung gesteckte Ziel,<br />
bis Ende 2010 eine flächendeckende<br />
Versorgung mit einer Übertragungsrate<br />
von mindestens 1 MBit/s zu<br />
erreichen, ist unstrittig nur durch einen<br />
Technologiemix zu erreichen. Neben<br />
kabelgebundenen Anschlüssen sind<br />
auch Funk- und Satellitenverbindungen<br />
die Grundlage für die kurzfristige Bereitstellung<br />
einer flächendeckenden Versorgung<br />
mit Breitbandanschlüssen. Mit<br />
leistungsfähigen alternativen Technologien<br />
sind Anbieter im Vergleich zu T-DSL<br />
in der Lage, schneller, kostengünstiger<br />
und oft ohne Fördermittel eine Grundversorgung<br />
der Bevölkerung sicherzustellen.<br />
Allerdings ist für die erfolgreiche<br />
Umsetzung solcher Projekte ein<br />
großes Engagement aller Beteiligten<br />
notwendig (Anbieter, <strong>Verwaltung</strong>, Eigentümer<br />
von Standorten für die Unterbringung<br />
der Infrastruktur und „DSL-Aktivisten“<br />
vor Ort). Die Erfahrungen zeigen:<br />
Der schwierigste Teil eines Projekts<br />
ist nicht die Vorbereitung und der Aufbau<br />
eines Netzes, der schwierigste Teil<br />
ist die Gewinnung der für einen wirtschaftlichen<br />
Netzbetrieb notwendigen<br />
Kundenzahl. Diese ist zur Deckung der<br />
monatlichen Kosten in einem Netz<br />
(Netzzugänge, Mieten für Standorte<br />
etc.) zwingend notwendig. Ausschreibungen,<br />
Angebotsaufforderungen, Interessenbekundungsverfahren,<br />
veröffentlicht<br />
im Umfang von wenigen Zeilen<br />
bis zu mehreren Seiten als Grundlage<br />
zur Abgabe eines Versorgungsangebotes,<br />
führten bisher dazu, dass die Angebote<br />
selbst für Fachleute kaum vergleichbar<br />
waren. Deshalb verzögerten<br />
sich Entscheidungen, und Interessenten<br />
warten weiter auf schnelle Internetzugänge.<br />
Wir stellen vermehrt fest, dass<br />
es in verschiedenen Bundesländern<br />
mehr oder weniger offen eine Orientierung<br />
gibt, Fördermittel für „Kabel – DSL“<br />
einzusetzen. Es geht auch anders. Dem<br />
Bürgermeister und den Stadtvertretern<br />
von Trebbin (Brandenburg) war klar,<br />
dass die Stadt Geld in die Hand nehmen<br />
muss, um von DSL abgeschnittene Ortsteile<br />
zu versorgen. Das Kundenpotential<br />
war einfach zu niedrig, um einen<br />
selbsttragenden wirtschaftlichen Ausbau<br />
durchzuführen. Ein verlorener Zuschuss<br />
war nicht im Sinne der Stadtvertreter.<br />
Also kaufte die Wirtschaftfördergesellschaft<br />
der Stadt das Netz und vermietete<br />
es an den Betreiber. Damit waren<br />
zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.<br />
Die Stadt konnte Einfluss auf<br />
den Netzausbau und Tarife nehmen. Zusätzlich<br />
fließen über die Miete Mittel für<br />
weitere Projekte zurück an die Stadt.<br />
Weitere Informationen zum Thema<br />
finden Sie unter www.telcomm.de.<br />
Nordrhein-Westfalen:<br />
Neues Breitband-<br />
Kompetenzzentrum NRW<br />
Moderne Konzepte für eine Verbesserung<br />
der Telekommunikations-Infrastruktur<br />
in ländlichen<br />
Regionen: An der Fachhochschule Südwestfalen<br />
in Meschede wird morgen das<br />
neue „Breitband-Kompetenzzentrum-<br />
NRW“ (BBCC.NRW) eröffnet. Mit Unterstützung<br />
der Landesregierung soll die<br />
neue Einrichtung Städten und Gemeinden<br />
in Nordrhein-Westfalen bei der Beseitigung<br />
der Versorgungslücken für<br />
Breitbandanschlüsse helfen. Gerade in<br />
ländlichen Regionen gibt es nach wie vor<br />
Gebiete mit unzureichender Internetversorgung.<br />
„Die neuen Multimediaentwicklungen<br />
erfordern eine leistungsstarke<br />
Breitbandversorgung; das gilt für den<br />
mittelständischen Unternehmer über die<br />
Landarztpraxis bis hin zum Privathaushalt.<br />
Die rasche Anbindung der Breitband-Infrastruktur<br />
im ländlichen Raum<br />
ist von großer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher<br />
Bedeutung, damit Unternehmen<br />
wettbewerbsfähig bleiben und private<br />
Internetnutzer nicht den Anschluss<br />
an neue Entwicklungen verlieren“, erklärt<br />
NRW-Medienminister Andreas Krautscheid:<br />
Ziel des neuen Kompetenzzentrums<br />
ist eine technologie- und anbieterneutrale<br />
Untersuchung der technischen<br />
Möglichkeiten vor Ort und eine objektive<br />
Beratung der Anwender. Dabei sollen mit<br />
den Kommunen Konzepte entwickelt werden,<br />
die die Telekommunikations-Infrastruktur<br />
in ländlichen Regionen verbessern.<br />
Außerdem werden die umzusetzenden<br />
Infrastrukturmaßnahmen und Erschließungsvorhaben<br />
von den Experten<br />
des Kompetenzzentrums begleitet. Den<br />
Anstoß zur Gründung eines Breitbandkompetenzzentrums<br />
gaben die Ergebnisse<br />
eines von der Staatskanzlei geförderten<br />
Modellprojekts, das im August<br />
vergangenen Jahres erfolgreich abgeschlossen<br />
wurde. Hier waren Szenarien<br />
zur Verbesserung der Breitbandversorgung<br />
im Hochsauerlandkreis als Prototyp<br />
entwickelt worden. Damit auch weitere<br />
Unternehmen und Kommunen auf<br />
die Erfahrungen zurückgreifen können,<br />
hat die Landesregierung entschieden,<br />
den Aufbau des Kompetenzzentrums zu<br />
unterstützen. Die Kosten des Breitband-<br />
Kompetenzzentrums teilen sich das<br />
Land Nordrhein-Westfalen, der Hochsauerlandkreis<br />
und die Fachhochschule<br />
Südwestfalen.<br />
16 innovative <strong>Verwaltung</strong> Special 1/2009