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Wandel deutsch-türkischer Konstellationen im ... - GFL-Journal

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<strong>Wandel</strong> <strong>deutsch</strong>-<strong>türkischer</strong> <strong>Konstellationen</strong> <strong>im</strong> filmischen Migrationsdiskurs<br />

<strong>Wandel</strong> <strong>deutsch</strong>-<strong>türkischer</strong> <strong>Konstellationen</strong> <strong>im</strong> filmischen<br />

Migrationsdiskurs<br />

Stefan Halft, Passau<br />

Das <strong>deutsch</strong>-türkische Kino setzt sich seit der Einreise der ersten türkischen<br />

‚Gastarbeiter„ intensiv mit der türkisch-<strong>deutsch</strong>en Selbstdefinition auseinander. Frühe<br />

Filme präsentieren Fremd(heits)bilder eines kulturellen alter, dem ein <strong>deutsch</strong>es<br />

Selbstbild sowie ein normatives Integrationskonzept gegenübergestellt werden. Seit den<br />

1990er Jahren werden diese Fremd(heits)bilder zunehmend mit Selbst(werdungs)bildern<br />

der ‚Deutschtürken„ konfrontiert, die Stereotype untergraben und eine veränderte<br />

Selbstrepräsentation und Selbstdefinition anstreben. Ziel des Beitrages ist es, die<br />

skizzierten Tendenzen <strong>im</strong> <strong>deutsch</strong>-türkischen Film als ‚interkulturelle„ <strong>Konstellationen</strong><br />

strukturell zu erfassen. Über einen engen Interkulturalitätsbegriff hinausgehend werden<br />

intrakulturelle <strong>Konstellationen</strong> (Generationen, Milieus und Lebensstile) ebenso ins Visier<br />

genommen, wie transdifferente Phänomene <strong>im</strong> Hinblick auf Figuren und (abstrakt-)<br />

räumliche Kontaktzonen und die in ihnen ablaufenden Aushandlungs-, Übersetzungs- und<br />

Aktualisierungsprozesse. Ob aus diesen Prozessen genuin transkulturelle Identitäten<br />

hervorgehen wird ebenso zu diskutieren sein wie die Frage, welche Machtstrukturen den<br />

interkulturellen Interaktionsprozess negativ beeinflussen. Dabei fällt auf, dass von einem<br />

multikulturellen cinema of métissage nur bedingt gesprochen werden kann: Dem stehen<br />

bisweilen noch Kommunikations- und Interaktionsbarrieren entgegen.<br />

1. Einleitung<br />

Das Debüt des türkischstämmigen Schauspielers Mehmet Kurtuluş als neuer<br />

Kommissar in der Serie Tatort (EA: ARD 26.10.2008) hat ein bemerkenswertes<br />

Medienecho hervorgerufen, welches nicht nur einen nahezu ethnographischen Blick auf<br />

den Neuen offenbart, sondern auch alte, stereotype Fremdheitsbilder aktualisiert (vgl.<br />

Halft 2010). Ähnliche Tendenzen lassen sich <strong>im</strong> filmischen Migrationsdiskurs<br />

nachzeichnen. 1 Vor allem das <strong>deutsch</strong>-türkische Kino setzt sich seit der Einreise der<br />

ersten ‚Gastarbeiter„ intensiv mit den Umständen der Migration, dem Leben in der<br />

Fremde und der türkisch-<strong>deutsch</strong>en Selbstdefinition auseinander. Frühe Filme – wie<br />

R.W. Fassbinders Katzelmacher (BRD 1969) und Angst essen Seele auf (BRD<br />

1973/1974) – präsentieren Fremd(heits)bilder eines kulturellen alter, das als Bedrohung,<br />

Untergeordnetes, Begehrenswertes etc. semantisiert wird: Auf der Basis oberflächlicher,<br />

quasi-objektiver Unterschiede konstruieren viele Filme tiefgreifende kulturelle<br />

1 Für einen Überblick siehe die Arbeiten von Burns und Göktürk. Zum aktuellen Stand siehe<br />

German as a foreign language 1 (2008) sowie New Cinemas 1 (2009).<br />

� gfl-journal, No. 3/2010<br />

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