25.12.2014 Aufrufe

September 2013 - Nr. 158 - Evangelische Kirchengemeinde Ruit

September 2013 - Nr. 158 - Evangelische Kirchengemeinde Ruit

September 2013 - Nr. 158 - Evangelische Kirchengemeinde Ruit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Interview zum Bau der Auferstehungskirche<br />

„Wir haben eine neue Kirche!“,<br />

durfte die <strong>Ruit</strong>er Gemeinde 1963<br />

ausrufen. Wir sprachen mit einem,<br />

der damals dabei war.<br />

Lieber Hans Sachs, Sie sind 75 Jahre<br />

alt, und 50 Jahre ist unsere <strong>Ruit</strong>er<br />

Auferstehungskirche...<br />

Ja, ich war in der Gemeinde aktiv,<br />

in Kirchenchor und Posaunenchor,<br />

war aber noch nicht <strong>Kirchengemeinde</strong>rat.<br />

Als <strong>Kirchengemeinde</strong>rat<br />

bin ich ein bisschen später zur<br />

Truppe gestoßen. 1963 wurde die<br />

Kirche ja eingeweiht, 1964 oder 65<br />

bin ich als Nächster dazu gewählt<br />

worden. Da ging die damalige Gemeindehelferin<br />

Maria Schmied,<br />

weil sie heiratete, dafür bin ich<br />

nachgerückt.<br />

1963 Einweihung der Kirche: kriegen<br />

Sie noch die Namen des damaligen<br />

Landesbischofs, von Pfarrer<br />

und Bürgermeister zusammen<br />

Ja, ohne mich zu loben: Eichele war<br />

Landesbischof, der <strong>Ruit</strong>er Pfarrer<br />

war Roller und der Bürgermeister<br />

hieß Vatter. Und einen muss ich<br />

noch nennen, einen von uns, der<br />

immer bescheiden blieb, der damalige<br />

Vorsitzende Erich Schröm.<br />

Der hat den Bau begleitet, als wenn<br />

es sein eigener wäre.<br />

Das hätten wir nie geschafft ohne<br />

ihn, mit seinen unternehmerischen<br />

und kaufmännischen Fähigkeiten.<br />

Wie erinnern Sie sich an die frühen<br />

Anfänge, als alles erst in Planung<br />

war<br />

Die Vorbereitungen begannen<br />

1954. Es ging zuerst mal nur um<br />

den Glockenturm, der nur ein Dachreiter<br />

war, noch von der ganz alten<br />

Kirche von 1817. Damals war <strong>Ruit</strong><br />

klein, Kirche und Brunnen dabei,<br />

das war die Dorfzelle. Es ging also<br />

zuerst um einen neuen Glockenturm,<br />

weiter ist man erst mal nicht<br />

gekommen. Dann ist ein einzelner,<br />

zusätzlicher Glockenturm in Südrichtung<br />

in der Diskussion gewesen.<br />

Dann kam aber der Oberbaurat<br />

Ehrlich, das war ein ganz kompetenter<br />

Mann. Der sagte: ‚Leut‘, <strong>Ruit</strong><br />

wächst. <strong>Ruit</strong> hat jetzt 3000 <strong>Evangelische</strong>,<br />

wir erreichen schnell die<br />

4000 Einwohner, bei den neuen<br />

Baugebieten; stellt euch drauf ein!<br />

Ich weise euch zwei Richtungen:<br />

Ihr könnt am Alten rummachen,<br />

das bleibt eine Notlösung. Wenn<br />

ihr euch um eine Gesamtlösung<br />

kümmert, bleibt euch die Ortsmitte<br />

bewahrt, auch als Kirchenzentrum.“<br />

Dann war sehr schnell klar:<br />

man kann sich eigentlich in <strong>Ruit</strong><br />

die Kirche aus dem Ortszentrum<br />

herausgenommen nicht vorstellen.<br />

Und dann kam sehr schnell eine Einigkeit.<br />

Die Frage war dann, macht<br />

man eine „schöne Kirche“ oder<br />

macht man etwas ganz Einfaches.<br />

Dann hat sich die Tatsache durchgesetzt,<br />

dass Kirchenchor und Posaunenchor<br />

Platz brauchten. In<br />

der alten Kirche war ja drangvolle<br />

Enge, man saß sich vorher im Bass<br />

des Posaunenchors mit zwei Tuben<br />

und den Notenständern fast auf<br />

dem Schoß!<br />

War es schmerzhaft, die alte Kirche<br />

abzubrechen<br />

Für viele, ja. Ich verstehe, dass man<br />

an der Kirche hängen kann. Wenn<br />

man dran denkt, dass es das Zentrum<br />

war, für die Großeltern schon,<br />

und alle sind drin gewesen. Aber<br />

dann war doch der Gedanke stärker:<br />

wir wollen eine Kirche, mit einer<br />

gescheiten Empore, in der man<br />

auch was machen kann, in dem der<br />

Chor zur Geltung kommt, in der<br />

auch Aufführungen möglich sind.<br />

Entschied sich denn die „Linie“ der<br />

Befürworter und Skeptiker der Idee<br />

eines Neubaus entlang der Generationen<br />

Die Jungen dafür, die Alten<br />

dagegen<br />

Auf jeden Fall, das hat eine wichtige<br />

Rolle gespielt. Auch der Gedanke,<br />

eine schöne lichte Kirche zu<br />

bekommen. Die geistige Arbeit, die<br />

Leute umzustimmen, dass sie auf<br />

die neue Kirche zugegangen sind,<br />

das war eine riesige Meinungsbildung<br />

im ganzen <strong>Kirchengemeinde</strong>rat.<br />

Das hat der Pfarrer müssen, und<br />

der Dekan. Der Erich Schröm hatte<br />

nach dem Bau zu schauen und dem<br />

Finanziellen. Er war auch ein Befürworter.<br />

Sobald fest stand, man<br />

kann mit dem alten Bau nichts Befriedigendes<br />

machen, war Schröm<br />

insofern ein ganz wichtiger Mann,<br />

weil er sagte, als erster, es kann<br />

nicht alles an der Finanzierung aufgehängt<br />

werden. Er hat die Schneise<br />

geschlagen: <strong>Ruit</strong> schafft das finanziell.<br />

Die erlösende Sicherheit<br />

kam dann auch vom Rathaus: Bürgermeister<br />

Vatter hat mit seinen<br />

Gemeinderäten durchblicken lassen,<br />

wir stehen auch dahinter.<br />

Es waren wohl alle vom bürgerlichen<br />

Gemeinderat Original-<strong>Ruit</strong>er,<br />

und Protestanten auch, da war doch<br />

sicher eine große Schnittmenge.<br />

Ja, richtig. Und noch etwas: <strong>Ruit</strong><br />

hatte immer eine relativ gute ökumenische<br />

Verbindung, es war auch<br />

so, dass zum Beispiel Oskar Schuster<br />

– der war bürgerlicher Gemeinderat<br />

– nie in die Kerbe gehauen<br />

und gesagt hätte: eine neue Kirche,<br />

da bin ich stur dagegen. Also, selbst<br />

die Katholischen hatten nichts dagegen,<br />

die sagten: „Machet des!“<br />

Und dann eben die Überzeugungsarbeit<br />

vom Pfarrer Roller und dem<br />

übrigen <strong>Kirchengemeinde</strong>rat mit<br />

dem Argument, dass alles andere<br />

eben nur eine halbe Geschichte<br />

gibt, dass man sich, wenn es auch<br />

schmerzhaft ist, gescheiterweise<br />

vom Alten trennen muss.<br />

Gab es denn eine Form, mit der man<br />

sich sozusagen in aller Form von<br />

der alten Kirche verabschiedete und<br />

die neue willkommen hieß<br />

Ja, es gab eine Abschiedsfeier,<br />

mit Chor und Bläsern. Pfarrer Roller<br />

sprach noch Segens- und Abschiedsworte,<br />

und dann ging ein<br />

festlicher Zug hinüber in die neue<br />

Kirche mit der Schlüsselübergabe.<br />

Und erst danach wurde die alte<br />

Kirche vollends abgebaut, alte und<br />

neue Kirche standen da ja noch nebeneinander.<br />

Warum hat man das alte Kreuz, das<br />

Kruzifix, mitgenommen<br />

Man konnte es wohl von seiner<br />

Aussage her nicht übergehen. Man<br />

wollte vielleicht sagen, dass ist der<br />

Kern der evangelischen Botschaft,<br />

und das schmeißen wird nicht raus.<br />

Es war auch so, dass die Kreuzesbalken<br />

neu angefertigt werden<br />

mussten. Ich kann mir vorstellen,<br />

dass die Höhe des alten Kreuzes<br />

etwas zu kurz war, und man es deshalb<br />

machte, auch aus optischen<br />

Gründen. Es hat ja auch zum Altar<br />

und zu den Türen passen müssen.<br />

Konnte sich überhaupt das alte<br />

Kirchgefühl im neuen Kirchenraum<br />

einstellen<br />

Die Wehmut war lange zu spüren,<br />

auf jeden Fall. Das war bei denen<br />

so, die viel in der Kirche waren,<br />

aber selbst bei solchen, von denen<br />

man es nicht gedacht hätte, und<br />

die man nur ganz selten in der Kirche<br />

sah. Auch von denen hat man<br />

immer wieder gehört: in der alten<br />

Kirche habe ich mich heimeliger<br />

gefühlt.<br />

Ist eine Kirche, auch unsere Auferstehungskirche,<br />

eigentlich ein heiliger<br />

Ort<br />

Für mich schon. Ich tue mich auch<br />

schwer, wenn beim Gottesdienst in<br />

der Kirche etwas von banalen Dingen<br />

übertönt wird. Ja, die Kirche<br />

ist ein Ort, wo ich Gott suchen und<br />

finden kann. Also, wo ich das Wort<br />

Gottes hören kann, wo ich beten<br />

kann. Und wo ja auch die Sakramente<br />

gefeiert werden, Abendmahl<br />

und Taufe. Vielleicht muss man bei<br />

der Frage auch beachten, dass Gott<br />

nicht an Raum und Zeit hängt.<br />

Könnte die Kirche auch ein Ort sein,<br />

den man mal „nur so“ aufsucht<br />

Auf jeden Fall ist es ein solcher Ort.<br />

Da finde ich jetzt unsere moderne<br />

Kirche eine Chance, also besonders<br />

gut. Mir sagt die Plastik vom<br />

Auferstandenen besonders viel.<br />

Zum Thema Nachrichten Kirchenmusik CVJM Aus der Gemeinde Interview Kasualien Termine Kontakt Zum Thema Nachrichten Kirchenmusik CVJM Aus der Gemeinde Interview Kasualien Termine Kontakt<br />

14 15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!