Centre Hospitalier Universitaire de Butare - bvmd
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vmd-Austausch-Bericht: Famulatur/PJ/... in Stadt, Land<br />
Famulatur Innere Medizin in <strong>Butare</strong>/Huye, Rwanda im Juli/August<br />
2012<br />
Motivation<br />
Ich wollte die Gelegenheit nutzen und eine Famulatur im Ausland machen um mehr Zeit in einem Land zu<br />
verbringen als für einen Urlaub. Durch das Arbeiten in einem an<strong>de</strong>ren Land lernt man Land und Leute intensiver<br />
kennen und ist direkt in das gesellschaftliche Leben integriert. Wie viele wollte ich unbedingt Afrika<br />
kennenlernen. Ich habe mich für Ruanda entschie<strong>de</strong>n, weil dort sowohl englisch als auch französisch<br />
Amtssprache ist, es als sehr sicher gilt und sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren wirtschaftlich und politisch viel verän<strong>de</strong>rt<br />
hat.<br />
Ich wollte erfahren, wie Medizin in Afrika funktioniert, wie das Gesundheitssystem organisiert ist, wie die Lehre<br />
dort ist, wie Diagnostik und Behandlung mit an<strong>de</strong>ren Standards als in Europa funktioniert, <strong>de</strong>r Umgang mit<br />
Patienten und die Einstellung zu Gesundheit und Krankheit. Beson<strong>de</strong>rs wichtig war es mir meine Fertigkeiten<br />
<strong>de</strong>r klinische Untersuchung auszubauen.<br />
Vorbereitung<br />
Von <strong>de</strong>r Möglichkeit durch die <strong>bvmd</strong> organisierte Famulaturen zu machen, habe ich im Internet erfahren. Da ich<br />
noch nie vorher in Afrika war und alleine reisen wollte, wollte ich gerne an einem organisierten Austausch<br />
teilnehmen. Die Bewerbung ist unkompliziert und die Organisation hat wirklich super geklappt. Wenn man sich<br />
etwa 2-3 Monate vor Abreise um Formalitäten wie Auslandskrankenversicherung und Impfungen kümmert gibt<br />
es keinerlei Schwierigkeiten, und das meiste ist sowieso schon für die Bewerbung zu besorgen.<br />
Visum<br />
Derzeit ist für <strong>de</strong>utsche Staatsbürger kein Visum notwendig, da sich das aber durchaus än<strong>de</strong>rn kann lieber auf<br />
<strong>de</strong>r Internetseite <strong>de</strong>s auswertigen Amtes prüfen ob <strong>de</strong>m noch so ist.<br />
Gesundheit<br />
Von Reisemedizinern empfohlen für eine Famulatur in Ruanda sind die Impfungen gegen Hepatitis A und B,<br />
Typhus, Cholera, Meningokokken und Gelbfieber, was für die Einreise nach Ruanda obligat ist. Die meisten<br />
Krankenkassen bezahlen für diese Impfungen nicht, ich musste etwas 350€ dafür ausgeben. Tollwut wird vom<br />
Centrum für Reisemedizin CRM beispielsweise auch empfohlen, ist meiner Meinung nach aber nicht nötig.<br />
Selbstverständlich sollte man eine Malariaprophylaxe einnehmen, ich habe mich für Doxycyclin entschie<strong>de</strong>n,<br />
(wofür ich etwa 20€ bezahlt habe) und war sehr zufrie<strong>de</strong>n damit, ich hatte keinerlei Nebenwirkungen, auch die<br />
erhöhte Fotosensibilität war kein Problem. Ich habe LSF 50 Sonnencreme benutzt und für längere Aufenthalte in<br />
<strong>de</strong>r Sonne lange Kleidung getragen. Meine Reiseapotheke bestand aus Antimückenspray, Fenistil, Paracetamol,<br />
Immodium und natürlich Pflaster und Verbandszeug. Bis auf das Mückenspray habe ich von keinem Gebrauch<br />
gemacht – und vor Ort sind diese Dinge auch erhältlich, meist sogar zu einem günstigeren Preis. Was man<br />
allerdings auf je<strong>de</strong>n Fall mitnehmen sollte ist Desinfektionsmittel für die Hän<strong>de</strong>!!! Das gibt es in <strong>de</strong>n<br />
Krankenhäusern nicht und es ist auch sonst schwer zu bekommen.<br />
Sicherheit<br />
Ruanda ist ein sehr sicheres Land, man braucht keinerlei Be<strong>de</strong>nken haben, auch alleine Reisen ist kein Problem.<br />
Die Grenze zum Ostkongo sollte man eher mei<strong>de</strong>n, da dort noch immer Anschläge und Kämpfe stattfin<strong>de</strong>n. Ein<br />
Aufenthalt in Cyangugu beispielsweise ist aber gar kein Problem.<br />
An Versicherungen sollte man natürlich eine Auslandskrankenversicherung abschließen, die Ruanda einschließt,<br />
auch eine Privat- und Berufshaftpflichtversicherung sind zu empfehlen.<br />
Geld<br />
In Ruanda wird fast ausschließlich mit ruandischen Francs (Rfr) bezahlt. Lediglich Eintrittspreise für<br />
Nationalparks o<strong>de</strong>r für das Mieten eines Autos wer<strong>de</strong>n US-Amerikanische Dollar verlangt. In Deutschland sind<br />
allerdings keine Rfr zu bekommen, dort Euro zu tauschen ist aber kein Problem, ein erstes Startgeld kann man<br />
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direkt am Flughafen wechseln, für größere Beträge lohnt es sich die Wechselkurse verschie<strong>de</strong>ner Banken zu<br />
vergleichen. Als ich Geld wechselte, war die „Ecobanc“ am günstigsten, aber auch in kleineren Wechselstuben<br />
kann man gute Kurse fin<strong>de</strong>n. In Kigali ist es grundsätzlich etwas günstiger als in <strong>Butare</strong>. Derzeit bekommt man<br />
zwischen 700-760 Rfr für einen Euro.<br />
Wenn du nicht Bargeld für <strong>de</strong>n ganzen Aufenthalt mitnehmen möchtest ist eine VISA-Card absolut notwendig!<br />
Denn von einer Mastercard kann man lediglich in einer Bank in Kigali Geld abheben und muss dafür Gebühren<br />
in Höhe von etwa 6% <strong>de</strong>r abgehobenen Summe bezahlen.<br />
In Ruanda ist fast alles sehr viel günstiger als in Europa. Die Stu<strong>de</strong>nten mit <strong>de</strong>nen ich in <strong>Butare</strong> war haben<br />
zwischen 500 und 800€ pro Monat benötigt. Ein paar Preise zum Vergleich: Eine Fanta = 50 Cent, eine Busfahrt<br />
von Kigali nach <strong>Butare</strong> = 3,50€, ein durchschnittliches Mittagessen 2-3 €, Eintritt in <strong>de</strong>n Nationalpark 30 $.<br />
Sprache<br />
Es gibt 3 offiziell anerkannte Sprachen in Ruanda: Kinyarwanda, Englisch und Französisch. Früher wur<strong>de</strong><br />
Französisch in <strong>de</strong>n Schulen gelehrt, weshalb die ältere Generation meist nur Französisch spricht – abgesehen<br />
von Kinyarwanda natürlich, in <strong>de</strong>m alle Alltagsgespräche abgewickelt wer<strong>de</strong>n. Um besser an die an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>r<br />
in Ostafrika angepasst zu sein und auch die sonstigen Kontakte weltweit zu erleichtern wird <strong>de</strong>r Schwerpunkt<br />
auf Englisch gelegt. Seit einigen Jahren wird an <strong>de</strong>n Schulen jeglicher Unterricht in englischer Sprache gelehrt,<br />
die jüngeren sprechen also recht gutes Englisch. Mit Englisch kommt man meistens gut zu recht auch wenn es<br />
manchmal hilfreich ist französisch zu sprechen. Im Krankenhaus wer<strong>de</strong>n alle Besprechungen auf Englisch<br />
gehalten, unter einan<strong>de</strong>r sprechen die Ärzte teilweise französisch, switchen aber auf Nachfrage auch ins<br />
Englische. Wenn man gute Grundkenntnisse aus <strong>de</strong>r Schule mitbringt, kann man mit <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>r Ärzte in<br />
etwa mithalten, ein Englischkurs für Mediziner am Fachsprachenzentrum hat es mir erleichtert das medizinische<br />
Vokabular zu lernen, ist aber auf je<strong>de</strong>n Fall auch in Eigenregie möglich. Das schwierigste für mich war <strong>de</strong>r starke<br />
Akzent mit <strong>de</strong>m die meisten französisch aber auch englisch sprechen, aber daran kann man sich dann erst vor<br />
Ort gewöhnen. Die Patientenkontakte laufen fast ausschließlich auf Kinyarwanda, es hängt also von <strong>de</strong>r Lust <strong>de</strong>s<br />
Arztes ab wie viel davon übersetzt wird. Es lohnt sich auf je<strong>de</strong>n Fall ein wenig Kinyarwanda zu lernen, <strong>de</strong>r<br />
Kontakt zu <strong>de</strong>n Einheimischen gelingt so viel leichter und es macht richtig Spaß <strong>de</strong>nn die meisten freuen sich<br />
sehr auch wenn man nur ein paar Phrasen kann. In Kigali im Union Tra<strong>de</strong> Center ist ein großer Supermarkt, dort<br />
kann man für 2-3 € ein kleines Wörterbuch Englisch/Französisch-Kinyarwanda fin<strong>de</strong>n, was sehr praktisch ist.<br />
Ansonsten einfach die Ruan<strong>de</strong>r fragen – fast alle haben Spaß daran einem etwas bei zu bringen.<br />
Verkehrsverbindungen<br />
Nach Kigali fliegen verschie<strong>de</strong>ne Airlines, je mehr Zwischenstopps <strong>de</strong>sto günstiger. Ich hatte einen Flug von<br />
KLM über Amsterdam, <strong>de</strong>r bei Buchung 3-4 Monate vorher gute 1000 € gekostet hat. Im Inland gibt es<br />
regelmäßige Busverbindungen zwischen <strong>de</strong>n größeren Städten; die mit 1-4€ sehr günstig sind. Die Tickets gibt es<br />
in verschie<strong>de</strong>nen Büros <strong>de</strong>r Busgesellschaften vor Ort, die Preise <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Anbieter unterschei<strong>de</strong>n sich<br />
kaum. In kleineren Städten o<strong>de</strong>r Dörfern gibt es (immer vollgestopfte und recht wackelige) Minibusse mit<br />
ähnlichen Preisen. Man zahlt kurz vor <strong>de</strong>r Abfahrt einfach beim Fahrer. Für kürzere Strecken nutzt man am<br />
besten die überall verfügbaren und billigen Mototaxis. Natürlich gibt es auch normale Autotaxis, die sind<br />
allerdings teurer (z.B. 14€ vom Flughafen Kigali ins Zentrum).<br />
Kommunikation<br />
Die einfachste Möglichkeit Kontakt mit Zuhause zu halten ist das Internet. Es gibt in <strong>de</strong>n größeren Städten<br />
verschie<strong>de</strong>ne Internetcafés, <strong>de</strong>ren Verbindungsqualität recht unterschiedlich ist. In <strong>Butare</strong> ist das "Peace Cyber<br />
Café" in <strong>de</strong>r Hauptstraße das mit <strong>de</strong>r besten Verbindung. Es kostet knapp 1€ pro Stun<strong>de</strong>, hat bis um 9 Uhr<br />
abends geöffnet und an einigen PCs gibt es auch die Möglichkeit zu skypen, auf Nachfrage bekommt man ein<br />
Headset. An <strong>de</strong>r medizinischen Fakultät gleich neben <strong>de</strong>m Stu<strong>de</strong>ntenwohnheim gibt es auch WLAN, allerdings<br />
ist es etwas aufwendiger einen Zugang zu bekommen, man kann vom Dekan ein Passwort erhalten.<br />
Für die Kommunikation innerhalb Ruandas ist es in je<strong>de</strong>m Fall zu empfehlen sich eine ruandische SIM-Karte<br />
zuzulegen. Man bekommt sie problemlos bei Straßenverkäufern <strong>de</strong>r größten Anbieter MTN o<strong>de</strong>r TIGO für nur<br />
1€. Telefonieren und SMS versen<strong>de</strong>n ist sehr sehr günstig und die Ruan<strong>de</strong>r sind auch ganz fix im<br />
Telefonnummern austauschen.<br />
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Unterkunft<br />
Wie alle IFMSA-Stu<strong>de</strong>nten bin ich in einem Wohnheim in Sichtweite <strong>de</strong>s Krankenhauses untergekommen, was<br />
durch die <strong>bvmd</strong> organisiert wur<strong>de</strong>. Man hat dort ein kleines aber feines und sauberes Zimmer, welches mit Bett,<br />
Moskitonetz, Schreibtisch und Klei<strong>de</strong>rschrank ausgestattet ist. Es gibt Gemeinschaftsbä<strong>de</strong>r mit kalten Duschen<br />
(was man fast überall in Ruanda fin<strong>de</strong>t) und eine Caféteria in <strong>de</strong>r man ein paar Kleinigkeiten kaufen kann (wie<br />
Chapati, Waffeln, Milch o<strong>de</strong>r Tee) aber auch selbst mitgebrachtes Essen zu sich nehmen kann.<br />
Literatur<br />
Deutsche Reiseführer gibt es nur zwei, die bei<strong>de</strong> Uganda und Ruanda enthalten. Ich habe mich für <strong>de</strong>n<br />
Reiseführer von Christoph Lübbe entschie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r für 25€ zu haben ist. Er enthält alle wichtigen Infos, die<br />
Gesundheitsinformationen sind beson<strong>de</strong>rs ausführlich, da <strong>de</strong>r Autor selbst Mediziner ist und auch die<br />
Geschichte <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, die Tierwelt etc. sind ausführlich beschrieben ebenso wie ausreichend Karten und<br />
Stadtpläne sind enthalten. Ansonsten gibt es auch ausführlichere englischsprachige Reiseführer nur für Ruanda<br />
wie z.B. von Lonely Planet. Die Internetseite <strong>de</strong>s CRM (www.crm.<strong>de</strong>) ist auch zu empfehlen. Ansonsten gibt es<br />
natürlich einige Möglichkeiten sich über <strong>de</strong>n Genozid zu informieren, einen Roman <strong>de</strong>n ich sehr gut fand heißt<br />
„Ein Sonntag am Pool in Kigali“ von Gil Courtemanche. Das wohl berühmteste Werk ist <strong>de</strong>r Film „Hotel<br />
Ruanda“ aus <strong>de</strong>m Jahr 2004. Als Nachschlagewerk für das Krankenhaus wür<strong>de</strong> ich das „Oxford Handbook of<br />
Tropical Medicine“ empfehlen, es ist in englischer Sprache geschrieben – man lernt also die Wörter gleich mit –<br />
sehr ausführlich und trotz<strong>de</strong>m klinisch orientiert und super für die Kitteltasche. Ansonsten gibt es an <strong>de</strong>r<br />
Fakultät eine Bibliothek, wo man zahlreiche Bücher fin<strong>de</strong>t, die allerdings nicht entleihbar sind son<strong>de</strong>rn nur vor<br />
Ort genutzt wer<strong>de</strong>n können- und die Öffnungszeiten sind ziemlich willkürlich.<br />
Mitzunehmen<br />
Selbstverständlich alle Dinge, die man persönlich eben so braucht. Ansonsten sind sehr nützlich: ein<br />
Taschenmesser vor allem um die super lecker und günstigen Früchte Ruandas in essbare Form zu bringen,<br />
Waschmittel (es gibt im Wohnheim Plastikbecken worin meine seine Wäsche waschen kann), eine Taschenlampe<br />
<strong>de</strong>nn hin und wie<strong>de</strong>r gibt es kurze Stromausfälle o<strong>de</strong>r abends sind nicht alle Wege beleuchtet, Sonnencreme <strong>de</strong>nn<br />
die bekommt man in Ruanda schwer, alles an<strong>de</strong>re lässt sich vor Ort besorgen. Was ich im Laufe <strong>de</strong>s<br />
Auslandsaufenthalts vermisst habe ist Gemüse, Schwarzbrot und Milchprodukte. Wichtig zu wissen fürs<br />
Krankenhaus: Unter <strong>de</strong>m Kittel sind die Ärzte dort alle schick geklei<strong>de</strong>t sprich im Anzug. Man sollte also ein<br />
paar or<strong>de</strong>ntliche Klamotten dabei haben. Da ich nicht damit gerechnet hatte, war ich mit Jeans und Turnschuhen<br />
unterwegs, worüber sich allerdings auch niemand beschwert hat. Was man allerdings auf je<strong>de</strong>n Fall mitnehmen<br />
sollte ist Hän<strong>de</strong><strong>de</strong>sinfektionsmittel!!!<br />
Reise und Ankunft<br />
Die Anreise lief super und ich wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>m zuständigen NEO herzlich am Flughafen empfangen und einen<br />
Tag später sogar bis nach <strong>Butare</strong> begleitet. Noch am Flughafen konnte ich Geld wechseln und in Kigali haben<br />
wir mir eine ruandische SIM-Karte besorgt. Er hat mir die Unterkunft und die Uni gezeigt und mich am ersten<br />
Tag zur Frühbesprechung ins Krankenhaus gebracht.<br />
Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke<br />
Am ersten Tag wur<strong>de</strong> ich von <strong>de</strong>m NEO in die Frühbesprechung gebracht, wo ich mich kurz vorgestellt habe.<br />
Anschließend habe ich mich einfach <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren IFMSA-Stu<strong>de</strong>nten angeschlossen und die Visite mit zwei<br />
Ärzten begleitet. Je<strong>de</strong>r Tag beginnt mit <strong>de</strong>r bis zu 2 Stun<strong>de</strong>n dauern<strong>de</strong>n Frühbesprechung, in <strong>de</strong>r die<br />
Neuaufnahmen o<strong>de</strong>r schwierige Fälle besprochen wer<strong>de</strong>n. Danach sollte man sich an einen <strong>de</strong>r Ärzte wen<strong>de</strong>n<br />
und fragen, ob man ihn/sie an diesem Tag begleiten kann. Die Arbeitsbereiche und Organisationsstruktur dort<br />
sind doch sehr undurchsichtig. Grundsätzlich gibt es 4 Wards mit etwa 12 Betten für die jeweils ein Arzt<br />
zuständig ist. Ein weiterer Arzt ist täglich „on duty“ und macht die Neuaufnahmen, etwa 2 Ärzte kümmern sich<br />
um die ambulante Sprechstun<strong>de</strong>. Da es keinen Mentor für die Stu<strong>de</strong>nten gibt muss man selbst sehen wo man<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n möchte. Es gibt keine festen Aufgaben für die Stu<strong>de</strong>nten, man begleitet lediglich die Ärzte bei<br />
ihrer Arbeit und kann etwas mit untersuchen. Es gab allerdings auch Stu<strong>de</strong>nten aus an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn, die klinisch<br />
schon sehr erfahren waren, einen eigenen Ward betreut haben und sich lediglich bei Fragen an die einheimischen<br />
Ärzte gewandt haben. Ich habe mir das allerdings noch nicht zugetraut und hatte daher lei<strong>de</strong>r sehr wenige<br />
Möglichkeiten selbstständig etwas zu tun. Ich konnte zwar einige interessante Patienten nachuntersuchen aber es<br />
war selten jemand da, <strong>de</strong>n man fragen konnte um einem Befun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r klinische Untersuchungsergebnisse zu<br />
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vmd-Austausch-Bericht: Famulatur/PJ/... in Stadt, Land<br />
erklären. Was es auch sehr schwierig macht ist, dass man sehr wenig mit <strong>de</strong>n Patienten kommunizieren kann. Die<br />
Meisten sprechen nur Kinyarwanda und auch wenn die Schwestern so nett sind und beim Übersetzen helfen fällt<br />
dies meist sehr knapp aus, sodass eine umfassen<strong>de</strong> Anamnese kaum möglich ist. Ärzte wie Pflegepersonal waren<br />
alle sehr freundlich aber wie überall haben einige keine Zeit o<strong>de</strong>r Lust Stu<strong>de</strong>nten etwas zu erklären o<strong>de</strong>r zu<br />
übersetzen was die Patienten sagen, das war manchmal doch recht anstrengend. Insgesamt ist es sehr interessant<br />
weil man Krankheiten und Untersuchungsbefun<strong>de</strong> zu sehen bekommt, die man in Deutschland kaum antreffen<br />
wird. Mir hat <strong>de</strong>nnoch eine Betreuung gefehlt, man muss viel Engagement zeigen um so gut wie möglich von <strong>de</strong>r<br />
Famulatur profitieren zu können, was leichter ist je mehr klinische Erfahrung man selbst mitbringt.<br />
Da meine Famulatur in die Semesterferien fiel, traf ich im Krankenhaus keine einheimischen Medizinstu<strong>de</strong>nten<br />
sodass ich wenig Einblick in die medizinische Ausbildung in Rwanda hatte.<br />
Land und Leute<br />
Rwanda ist ein sehr spannen<strong>de</strong>s Land und es gibt einiges zu sehen, was ich gemacht habe und was ich empfehlen<br />
wür<strong>de</strong> ist folgen<strong>de</strong>s: Der Akagera-Nationalpark im Osten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, Nyungwe-Forrest (genug Zeit einplanen<br />
für einen 5h-Weg, es lohnt sich!) im Westen nicht weit entfernt von <strong>Butare</strong>, Kibuye am Lake Kivu (<strong>de</strong>r vielleicht<br />
schönste Platz am See, unbedingt im Hostel „Hôme St. Jean“ übernachten- günstig und mit super schöner Lage<br />
am See) und natürlich Kigali. Das Genozi<strong>de</strong> Memorial dort ist sehr gut gemacht, es gibt eine ausführliche<br />
Ausstellung nicht nur über <strong>de</strong>n Genozid in Rwanda son<strong>de</strong>rn auch über an<strong>de</strong>re Völkermor<strong>de</strong> weltweit. Was auch<br />
sehenswert ist, ist die ehemalige Resi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>s Königs in Nyanza (Stu<strong>de</strong>ntenausweis mitnehmen).<br />
Über die kulturelle, politische und wirtschaftlichen Situation <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s ließe sich viel sagen. Vieles ist paradox<br />
und Rwanda befin<strong>de</strong>t sich im Umbruch. Je<strong>de</strong>nfalls ist es ein sehr sicheres und stabiles Land gewor<strong>de</strong>n. Die beste<br />
Möglichkeit es kennenzulernen ist es, sich nach etwas Lektüre einfach auf eine völlig an<strong>de</strong>rsartige Kultur<br />
einzulassen, europäische Maßstäbe einmal auszublen<strong>de</strong>n und viel mit Ruan<strong>de</strong>rn zu diskutieren. Auch wenn man<br />
zuerst etwas streng beäugt wird, bricht das Eis meist sehr schnell und die Menschen sind unglaublich freundlich,<br />
hilfsbereit und viele haben Lust etwas über sich und ihr Land zu erzählen.<br />
Fazit<br />
Rwanda ist auf je<strong>de</strong>n Fall eine Reise wert und gerne wür<strong>de</strong> ich noch einmal dorthin zurückkommen. Was die<br />
Famulatur angeht war ich doch enttäuscht so wenig klinische Untersuchung gesehen und vor allem selbst<br />
durchgeführt zu haben. Es hat sich <strong>de</strong>nnoch gelohnt, <strong>de</strong>nn es gab viele interessante und für Europa untypische<br />
Fälle dort zu sehen und auch um ein völlig an<strong>de</strong>res Gesundheitssystem, Art <strong>de</strong>r Behandlung und Vorstellungen<br />
von Krankheit und Gesundheit kennenzulernen. Dort zu arbeiten könnte ich mir vorstellen, obwohl es eine<br />
große Herausfor<strong>de</strong>rung wäre. Vor allem die fehlen<strong>de</strong> Organisation (wie z.B. tagelang auf einen dringen<strong>de</strong>n<br />
Ultraschall o<strong>de</strong>r Laborergebnis zu warten o<strong>de</strong>r klare Definition von Aufgabengebieten <strong>de</strong>r Ärzte) war nicht<br />
selten anstrengend. Der Vergleich zum <strong>de</strong>utschen Gesundheitssystem wirft viele Fragen auf und ich diese<br />
Famulatur hat mir noch mehr Lust darauf gemacht, an<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r, Kulturen und Gesundheitssysteme<br />
kennenzulernen.<br />
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