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Vereinszeitung der Tiergartenfreunde Heidelberg e.V. Interview mit Zoodirektor Dr. Klaus Wünnemann Sehr geehrter Herr Dr. Wünnemann, vor fast genau zwei Jahren starteten wir in der Zoo aktuell das halbjährliche Interview mit Ihnen. Gerade dieses Interview hat sich in der Beliebtheit unserer Leser ganz nach oben entwickelt. Am 21. Juni eröffnen wir den Umbau der Innengehege im Menschenaffenhaus. Wir freuen uns sehr darauf, vor allem weil wir trotz des sehr engen Finanzrahmens wirklich schöne Gehege bauen konnten. Danach ist hoffentlich bald der neue Zooführer fertig, der völlig anders konzipiert wurde als sein Vorgänger und auf dessen An-nahme bei den Besuchern wir gespannt sind. Was hat sich denn seit Ende November in und um den Tiergarten Heidelberg getan Wir haben einen Schaubienenstand aufgebaut, die Bollerwagenleihstation errichtet, Mauereidechsen aus einer abgebrochenen Mauer in Pension genommen, einen Sumatratiger aufgezogen, bei den Bleßböcken frisches Blut in die Zuchtgruppe gebracht und Landschildkröten bei den Kleinen Pandas integriert. Unser Mähnenrobbenbulle "Tscharka" ist an einer Lungenentzündung gestorben und wurde durch den gewaltigen "Leo" aus dem Zoo Landau ersetzt, wir haben einheimische Sträucher gepflanzt, ... es war eine muntere Zeit im Tiergarten. Wie sieht denn das nächste halbe Jahr aus, beziehungsweise auf welche neuen Ereignisse dürfen wir uns freuen Dr. Wünnemann erklärt den Teilnehmern der Zooführung den aufklappbaren Schaubienenstand. Dieser hat am großen Teich seinen Platz gefunden; die Einflugschneise der Bienen geht genau auf das Wasser zu. (Foto : Teichmann) Bald beginnt auch die 1. Baustufe des neuen Energiekonzeptes mit Blockheizkraftwerk und Nahwärmetrasse und wir warten gespannt ob wir Fördermittel für ein begleitendes didaktisches Konzept bekommen, das einmalig in Deutschland wäre. 4 Zoo aktuell Heidelberg 2/2000
Vereinszeitung der Tiergartenfreunde Heidelberg e.V. Vor rund zwei Jahren nannten sie auf die Frage nach den vorrangigsten Aufgaben, dass neue Lebensbedingungen neben den Primaten auch für Seehunde und Elefanten geschaffen werden müssen Sind solche finanzintensive Dinge absehbar beziehungsweise überhaupt machbar Es muss machbar sein. Wenn ich sehe, welche Mittel in vielen anderen Städten in die Zoologischen Gärten investiert werden, dann scheint endlich auch in Deutschland bewusst zu werden, dass Zoos die besten Adressaten öffentlicher Mittel sind. Und auch wenn wir nicht primär zoologische Umweltthemen mit ansprechen, so lebt ein Zoo doch in erster Linie durch seine Tiere. Wenn wir unsere Tiere vorbildlich halten sind wir ein guter Zoo, wenn nicht sind wir auf Dauer nicht überlebensfähig. Und die Seehunde und Elefanten gehören untrennbar zum Tiergarten. Wir wollen und werden keine Luxusanlagen bauen, aber mit guten Ideen für die Tiere ein Optimum zu erreichen versuchen. Und das wird auch der Besucher honorieren, selbst wenn er in Heidelberg keinen täuschend (kunstoff)echten Regenwaldbaum erklettern kann. In der "Welt-Zoo-Naturschutzstrategie", die wir auch in 3 Fortsetzungen in der Zoo aktuell 1996/1997 veröffentlichten, wird der Naturschutz als das zentrale Thema der Zoos bezeichnet. Wie ist das zu verstehen, und welche Rolle kann hierbei der Tiergarten Heidelberg einnehmen Tierarten sind in einem bestimmten Lebensraum entstanden. Orang-Utans sind ohne den Regenwald nicht als faszinierende hervorragend an das Leben in diesem komplexesten Ökosystem unserer Erde angepassten Geschöpfe zu verstehen. Wenn der letzte Regenwald gerodet, das letzte Korallenriff vergiftet und der letzte Sumpf trockengelegt ist, dann sind die Tiere in den Zoos nur noch traurige bewegliche Museumsstücke. Zur Zeit sind sie aktive Botschafter für ihren Lebensraum. Sie werben für den Erhalt ihrer Heimat, sie pflanzen sich fort, damit ihre Nachkommen die leergewilderten Lebensräume wieder besetzen können, sie rühren uns an, damit uns das Schicksal ihrer Habitate nicht unberührt lässt. Wenn der Naturschutz keinen Erfolg hat und die Zerstörung der Natur so weitergeht, werden in 100 Jahren Zoologische Gärten den Menschen nur noch zeigen können, wie reich unser Planet einmal war. Der Tiergarten Heidelberg muss auch Flagge zeigen. Inzwischen beteiligen wir uns an allen Erhaltungszuchtprojekten, wir stehen vor der Übernahme von Pflichten im Rahmen der Europäischen Zoovereinigung (EAZA) und bereiten uns darauf vor, auch den Naturschutz vor Ort aktiv zu unterstützen. Wir haben den Lebensraum der Rolo- Zoo aktuell Heidelberg 2/2000 5
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