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Seite 8 | 2013 | KMU Praxis<br />
Betriebsabrechnung und Kalkulation ge<strong>winnbringend</strong> <strong>ver</strong><strong>wenden</strong><br />
Papiertiger nützen niemandem etwas<br />
In vielen Betrieben wird die Frage nach den Kosten einzelner betrieblicher Leistungen nicht gestellt.<br />
Im Bestreben, konkurrenzfähig zu bleiben, lässt man sich die Preise vom Markt diktieren. Dabei wird<br />
aber oft <strong>ver</strong>gessen, dass ein Operieren mit flexiblen Preisuntergrenzen letztlich nur in Kenntnis der<br />
eigenen Betriebssituation zu <strong>ver</strong>antworten ist.<br />
Bernhard Althaus<br />
Treuhand<br />
St.Gallen<br />
Marcel Müller<br />
Partner<br />
Treuhand<br />
Lachen<br />
Das betriebliche Rechnungswesen respektive<br />
die Betriebsbuchhaltung hat zum<br />
Ziel, wirtschaftliche Tatbestände transparent<br />
darzustellen und differenzierte<br />
Aussagen zu einzelnen Teilgebieten<br />
wie Sparten, Projekte oder Dienstleistungen<br />
zu machen. Durch die Betriebsbuchhaltung<br />
werden nicht zuletzt die<br />
elementaren Kalkulationsgrundlagen aufbereitet.<br />
Betriebsergebnisse oft<br />
schubladisiert<br />
In ihrer Beratungspraxis trifft OBT immer<br />
wieder auf erstaunliche Tatsachen. Zu<br />
deren Illustration werden nachfolgend<br />
einige Fallbeispiele aufgezeigt:<br />
Unternehmer A <strong>ver</strong>fügt bereits seit<br />
Jahren über eine Betriebsbuchhaltung.<br />
Allerdings zeigt ein kurzer Blick in die<br />
vorliegenden Auswertungen, dass sich<br />
niemand damit beschäftigt oder gar dafür<br />
<strong>ver</strong>antwortlich fühlt. Ein typischer<br />
Papiertiger also.<br />
Unternehmer B, Inhaber einer Unternehmung<br />
mit einem zweistelligen Millionenumsatz<br />
und recht stabiler Erfolgslage,<br />
kann die Frage nach der Leistungsfähigkeit<br />
einzelner Produktgruppen nicht<br />
beantworten. Weder eine Betriebsbuchhaltung<br />
noch eine Spartenrechnung liefern<br />
die entsprechenden Erkenntnisse.<br />
Die finanzielle Führung orientiert sich an<br />
Erfahrungen aus der Vergangenheit und<br />
der hauptsächlich steuerlich geprägten<br />
Finanzbuchhaltung. Dabei wird im Unternehmen<br />
kräftig kalkuliert. Nur weiss im<br />
ganzen Betrieb niemand so recht, ob die<br />
Kalkulationsgrundlagen noch den heutigen<br />
Gegebenheiten entsprechen.<br />
Un<strong>ver</strong>gessen auch der Besuch beim<br />
Kunden C, welcher ebenfalls über ein<br />
ausgeklügeltes Kostenrechnungssystem<br />
<strong>ver</strong>fügte. Allerdings wurden die Umlage<strong>ver</strong>fahren<br />
und Kostensätze seit deren<br />
probehalber Einführung vor vielen Jahren<br />
nie hinterfragt oder gar angepasst.<br />
Riesige Deckungsdifferenzen auf Ebene<br />
der Kostenstellen und fehlende Abstimmungen<br />
zwischen Finanzbuchhaltung<br />
und Betriebsbuchhaltung sind die Folge.<br />
Es gibt aber auch die andere Seite, wo<br />
die Betriebsabrechnung ge<strong>winnbringend</strong><br />
genutzt wird: Unternehmer D lässt seit<br />
vielen Jahren in regelmässigen Abständen<br />
einen einfachen Betriebsabrechnungsbogen<br />
erstellen und leitet daraus<br />
seine Kostensätze ab. Er kann und will<br />
seither auf dieses wichtige Instrument<br />
nicht mehr <strong>ver</strong>zichten.<br />
Ist die Kostenrechnung ein<br />
Allheilmittel<br />
Die wirtschaftlichen Gegebenheiten haben<br />
sich in den letzten Jahren markant<br />
<strong>ver</strong>schärft. Das Erarbeiten eines Gewinns<br />
ist nicht mehr einfach vom Zufall<br />
abhängig. In weiser Voraussicht gilt es,<br />
die betriebliche Kostenstruktur straff im<br />
Griff zu haben und kontinuierlich vorhandenes<br />
Kostensenkungspotenzial auszuloten.<br />
Hier bietet die Kostenrechnung<br />
einiges, siehe Kasten.<br />
Aufgaben der<br />
Betriebsbuchhaltung:<br />
■ Kostenkontrolle auf Ebene<br />
Kostenstelle<br />
■ Analyse: Was <strong>ver</strong>ursacht Gewinn<br />
oder Verlust<br />
■ Aufbereitung von Kalkulationsgrundlagen<br />
Der Nutzen einer Kostenrechnung ist<br />
sicherlich unbestritten. Mit Fehlern und<br />
Schwierigkeiten wird man laufend konfrontiert.<br />
Dabei ist vor allem die Umsetzung<br />
der theoretischen Erkenntnisse in<br />
die Praxis nicht eben einfach: beispielsweise<br />
die exakte Zuteilung der geleisteten<br />
Arbeitsstunden oder das Finden<br />
der Übereinstimmung zwischen der Kalkulation<br />
und der Betriebsbuchhaltung.<br />
Dies bedingt eine gute Planung und Abstimmung<br />
von Kostenarten, Kostenstellen<br />
und Kostenträgern.<br />
Wer auf eine Betriebsbuchhaltung setzt,<br />
tut gut daran, sich vorgängig das notwendige<br />
Wissen anzueignen. Denn die<br />
beste Auswertung nützt wenig, wenn<br />
die Zusammenhänge nicht <strong>ver</strong>standen<br />
werden. Nur wer erkennt, welche Einflüsse<br />
wo welchen Niederschlag finden,<br />
kann die dargestellten Ergebnisse<br />
auch interpretieren und gegebenenfalls<br />
hinterfragen.<br />
Ein einfacher Betriebsabrechnungsbogen<br />
…<br />
Man hüte sich jedoch von Beginn weg<br />
vor zu hohen Erwartungen. Eine gezielte,<br />
stufenweise Wissenserweiterung<br />
bringt einem potenziellen Nutzer unter<br />
Umständen mehr. Für viele Mandanten<br />
erstellt OBT Betriebsabrechnungsbogen<br />
BAB auf der Basis von Excel. In vielen<br />
KMU-Betrieben mit einer einfachen und<br />
klar strukturierten Leistungserstellung<br />
genügen solche Auswertungen durchaus.<br />
Der Vorteil dieser recht einfachen<br />
Systematik eines BAB ist klar: Das Schema<br />
liefert auf einer A4-Seite einen guten<br />
Überblick über die Kostenstruktur einer<br />
Unternehmung. Für einfache Verhältnisse<br />
also eine gute Sache.<br />
… oder eine vollintegrierte<br />
Kostenrechnung<br />
Eine andere Möglichkeit bietet sich, indem<br />
die Betriebsbuchhaltung direkt<br />
und möglichst ohne manuelle Eingriffe<br />
im EDV-System automatisch aufbereitet<br />
wird. Praktisch alle Buchhaltungsprogramme<br />
<strong>ver</strong>fügen heute über<br />
Verknüpfungen und Schnittstellen in<br />
vielfältige Kostenrechnungssysteme.
Seite 9 | 2013 | KMU Praxis<br />
Werden die Zahlen der Betriebsbuchhaltung nie ausgewertet und stattdessen schubladisiert, <strong>ver</strong>kommen sie zu einem Papiertiger<br />
Grundsätzlich ist die Umsetzung auch<br />
bei dieser Variante recht einfach. Allerdings<br />
ist darauf zu achten, dass keine zu<br />
komplizierten Gebilde erstellt werden.<br />
Ausser ein Unternehmen beabsichtigt<br />
die Anstellung eines ausgewiesenen<br />
Fachmanns, der das System pflegt.<br />
Betriebsabrechnung und<br />
Kalkulation im Spannungsfeld<br />
der Marktpreise<br />
Auf eine Kostenrechnung angesprochen,<br />
resignieren auch heute noch viele Unternehmer.<br />
Wieso soll ich einen Preis kalkulieren,<br />
wenn mir doch der Markt den<br />
Preis diktiert Es erscheint deshalb in<br />
vielen Fällen einfacher, mittels Preis- und<br />
Rabattpolitik auf die vom Markt „vorgegebenen“<br />
Preise zu reagieren. Und wenn<br />
dann Ende Jahr sogar noch ein Gewinn<br />
übrig bleibt, hat der Unternehmer ja wohl<br />
alles richtig gemacht und gut gearbeitet.<br />
Wenn Wirtschaften und vor allem erfolgreich<br />
Wirtschaften nur so einfach wäre!<br />
Die Wettbewerbssituation wird sich in<br />
den nächsten Jahren nicht entschärfen.<br />
Im Gegenteil, der zunehmende<br />
Druck wird dazu führen, dass vielerorts<br />
Verluste resultieren und deshalb auf vorhandene<br />
Substanz zurückgegriffen werden<br />
muss. Es muss dabei nicht sein,<br />
dass die Unternehmung im Ganzen Verluste<br />
schreibt. Es reicht auch, wenn gewisse<br />
Produkte oder Dienstleistungen<br />
nicht mehr kostendeckend produziert<br />
werden können und so die Gewinne<br />
aus anderen Produkte-/Dienstleistungsgruppen<br />
wegfressen.<br />
Es ist höchste Zeit, den betriebswirtschaftlichen<br />
Blindflug zu stoppen. Hier<br />
setzt die Betriebsbuchhaltung ein. Deren<br />
Resultate zeigen schonungslos auf, wo<br />
wirklich wie gut gewirtschaftet wird. Die<br />
Gesundung der Wirtschaftlichkeit hängt<br />
dann aber immer noch vom Geschick<br />
und Können des Unternehmers ab.<br />
Huhn oder Ei<br />
Kostenrechnung und Kalkulation<br />
bilden eine Einheit. Die Kostenrechnung<br />
sagt uns, wie die Kalkulation<br />
ausschaut. Und die Kalkulation sagt<br />
uns, wie wir Kosten rechnen müssen.<br />
Fazit<br />
Nur wer weiss, welche Kosten<br />
wo anfallen, <strong>ver</strong>fügt über eine zu<strong>ver</strong>lässige<br />
Kalkulationsbasis. Es<br />
ist für Unternehmer von entscheidender<br />
Bedeutung, denjenigen<br />
Preis zu kennen, bei dem<br />
sämtliche Kosten gedeckt sind<br />
und ein Gewinn erzielt wird, welcher<br />
die längerfristige Erhaltung<br />
des Unternehmens sicherstellt.<br />
Nur so ist ein Unternehmen in<br />
der Lage, ihren Produkte-/Dienstleistungsmix<br />
optimal zusammenzustellen.<br />
Denken Sie aber daran: Kostenrechnung<br />
ist niemals eine Alibiübung.<br />
Nur eine Kostenrechnung,<br />
die sich nach den Bedürfnissen<br />
des Nutzers richtet, hat Zukunft.<br />
Wollen Sie die zukünftigen, wesentlichen<br />
Entscheide für Ihre<br />
Unternehmung richtig treffen<br />
OBT unterstützt Sie dabei gerne.