26.12.2014 Aufrufe

Die aus der Reihe tanzen

Die aus der Reihe tanzen

Die aus der Reihe tanzen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2 [PRINTBUYING] Son<strong>der</strong>werbeformen in Zeitungen und Zeitschriften<br />

BEILAGEN, BEIHEFTER, WARENPROBEN & CO.<br />

<strong>Die</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Reihe</strong> <strong>tanzen</strong><br />

Beikleber und Beihefter in<br />

Son<strong>der</strong>formaten finden beim<br />

Publikum höchsten Anklang.<br />

In <strong>der</strong> Printwerbung gilt beim Kampf um die Aufmerksamkeit<br />

<strong>der</strong> Konsumenten vor allem eines: Bescheidenheit ist eine Zier –<br />

doch weiter kommt man ohne ihr. Um sich <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Flut <strong>der</strong><br />

Werbebotschaften abzuheben, wird deshalb immer öfter zu<br />

Alternativen zur herkömmlichen Anzeigenwerbung gegriffen.<br />

Wirkungsprinzip <strong>der</strong> Anzeigenwerbung<br />

in Zeitungen und Zeitschriften<br />

hat sich indes wenig verän<strong>der</strong>t.<br />

Allerdings hat sich die Menge<br />

<strong>der</strong> Informationen, die täglich auf uns<br />

einprasseln, <strong>der</strong>art vermehrt, dass sich<br />

<strong>der</strong> Konsument heute in einer<br />

permanenten Selektions- und Abwehrschlacht<br />

befindet. <strong>Die</strong> Werbewirtschaft<br />

in ihrer Findigkeit hat deshalb<br />

Innovationen entwickelt, die in <strong>der</strong><br />

Printwerbung über die klassische Anzeige<br />

hin<strong>aus</strong>gehen und neue Aufmerksamkeit<br />

generieren. <strong>Die</strong>se so genannten<br />

Ad-Specials gewinnen immer<br />

mehr an Bedeutung. Sie werden in den<br />

Verlagen häufiger nachgefragt und in<br />

vielen Fällen auch umgesetzt. So ist die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Ad Specials von 1997 bis<br />

2004 um 33% gestiegen. Bei einigen<br />

Verlagen,wie dem Bauer Verlag,einem<br />

<strong>der</strong> Vorreiter in diesem Bereich,<br />

machen Ad-Specials bereits über 20<br />

Prozent vom Gesamtumsatz <strong>aus</strong>. Das<br />

dies mitnichten zu Lasten des klassischen<br />

Anzeigengeschäfts gehe, werden<br />

die Verlagsvertreter nicht müde zu<br />

betonen. Stolz sei man viel-mehr darauf,<br />

mit Ad-Specials große Marken<br />

eher printscheuer Branchen, wie den<br />

Food-Bereich, dem großen Konkurrenten<br />

TV abgeluchst zu haben.<br />

„Ein 30jähriger Gentleman, <strong>der</strong> von<br />

sich sagt, er sei sehr wohlhabend, sucht<br />

als Gattin eine junge Dame, <strong>der</strong>en<br />

Vermögen 3000 Pfund beträgt; o<strong>der</strong><br />

mehr." Mit diesen dürren Worten<br />

begab sich 1695 ein Galan in England<br />

mittels <strong>der</strong> ersten in einer Zeitung<br />

abgedruckten Heiratsannonce auf<br />

Brautschau. Bei <strong>der</strong> Wortwahl hat sich<br />

mittlerweile einiges getan, am<br />

Was bringt es: Feedback-Forschung<br />

<strong>Die</strong> Verlage und ihre Dachverbände haben<br />

we<strong>der</strong> Kosten noch Mühen gescheut,<br />

um mit den Mitteln <strong>der</strong><br />

Marktforschung seriöse Argumente zu<br />

Warenproben glänzen mit hohem Nutzwert Ban<strong>der</strong>olen kann man nicht überblättern Post-its sind praktische Einkaufszettel<br />

[versio!] 01-06


3<br />

Ad-Specials im Überblick<br />

Beilagen<br />

Prospekt<br />

CD-ROM<br />

Mailing<br />

Pop up<br />

Poster<br />

Postkarte<br />

Lenticularkarten<br />

Mega Insert<br />

Beihefter<br />

Altarfalzbeihefter<br />

Geschlossener Beihefter<br />

Heft im/auf dem Heft<br />

Prospektbeihefter<br />

Integrierter Beihefter<br />

Stufenbeihefter<br />

Wickelfalzbeihefter<br />

Personalisierte Beihefter<br />

Postkartenbeihefter<br />

Single Page<br />

Gestanzte Beihefter<br />

Beikleber<br />

Booklet<br />

CD-ROM<br />

Duftetikett<br />

Mailing<br />

Post-it<br />

Warenprobe<br />

Druck-Specials<br />

Duftlack<br />

Lackfarbe<br />

Metallicfarbe<br />

Signalfarbe<br />

Iriodine<br />

Ausschlagbare Seiten<br />

Personalisierung<br />

Selective Binding<br />

Einschweißen<br />

Lentikular Cover<br />

Jetlabel-Anzeige<br />

Gimmicks<br />

Living Paper<br />

Klang-Module<br />

MagicCode<br />

Lesezeichen<br />

Der Klassiker, durch Geomarketingdaten punktgenau in <strong>der</strong> Zielgruppe einsetzbar.<br />

Hohe Aufmerksamkeit, hoher Mehrwert, durch inflationäre Anwendung (AOL) etwas abgedroschen.<br />

Hohe Streuverluste, aber auch hohes Involvement bei den Interessenten, sehr gute Messbarkeit.<br />

Dreidimensionale Werbeträger sorgen für Überraschungen und beste Erinnerungswerte.<br />

Nur für Lovemarks, denn <strong>der</strong> Weg bis zur Dauerpräsenz an <strong>der</strong> Wand des Kunden ist hart.<br />

Response leicht gemacht, am Besten mit vorgedrucktem und personalisiertem Absen<strong>der</strong>, sehr gute Messbarkeit.<br />

Teuer, aber erfolgreich. <strong>Die</strong> guten alten Wackelbil<strong>der</strong> faszinieren und landen selten im Papierkorb.<br />

Das Überformat ragt <strong>aus</strong> <strong>der</strong> regulären Ausgabe her<strong>aus</strong> und fällt sofort auf.<br />

Das Panoramaformat über vier Seiten eignet sich für großformatige Präsentationen, kaum zu übersehen.<br />

Künstliche Hürde, die verborgene Botschaft erfor<strong>der</strong>t Aufwand, bindet aber länger.<br />

Das Huckepack-Verfahren spart Porto und transportiert viele Informationen.<br />

Bestandteil einer Zeitschrift, aber als eigenes Produkt erkenn- und her<strong>aus</strong>lösbar<br />

Kostengünstig, einfach und effektiv durch Mitdrucken im Heftformat.<br />

<strong>Die</strong> registerartige Anordnung erlaubt eine bessere Übersicht, top für komplexe Informationen.<br />

Panorama-Format durch mehrere nebeneinan<strong>der</strong>-liegende ineinan<strong>der</strong> gefalzte Seiten.<br />

Hochwirksam, aber nur in den Teilauflagen für Abonnenten einsetzbar.<br />

Siehe oben, teurer aber mit weniger Schwund.<br />

Einzelne Seiten mit höherem Papiergewicht sind Stopper im Heft und erreichen hohe Aufmerksamkeitswerte.<br />

Nicht-rechteckige Formen sorgen für Überrachungen, unkompliziert und wirksam.<br />

Der Liebling des Versandhandels, idealerweise auf einer Trägeranzeige aufgeklebt.<br />

Siehe oben, hier aber durch punktuelles Ankleben gegen das Her<strong>aus</strong>rutschen gesichert.<br />

Vom Sehen zum Riechen: Nach Anheben <strong>der</strong> Schutzfolie entfaltet sich <strong>der</strong> Duft.<br />

siehe oben, hier aber durch Ankleben punktuell mit dem Medium verbunden.<br />

<strong>Die</strong> kleinen Blätter auf Anzeigen- o<strong>der</strong> Redaktionsseiten können abgelöst als Einkaufszettel benutz werden.<br />

Ein echter Mehrwert, sehr aufwändig, aber mit den höchsten Akzeptanz- und Symathiewerten.<br />

Teuer, aber als gedruckte Warenprobe für die Kosmetikindustrie sehr erfolgreich, beste Symathiewerte.<br />

Partielle o<strong>der</strong> ganzflächige Matt- o<strong>der</strong> Glanzlacke intensivieren die Farb- und die Leuchtkraft.<br />

Gold, Silber und Kupfer, als Son<strong>der</strong>farbe gedruckt, verleihen eine beson<strong>der</strong>e Hochwertigkeit.<br />

Fluoreszierende Leuchtfarben sorgen für Auffälligkeit und wirken polarisierend, man liebt - o<strong>der</strong> hasst es.<br />

Der letzte Schrei, Interferenzpigmente führen je nach Lichteinfallswinkel zu unterschiedlichen Farbeffekten.<br />

Rarer Sahneplatz für große Inszenierungen.<br />

Fast überall möglich, steht und fällt mit <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Datenbestände.<br />

<strong>Die</strong> individuelle, zielgruppenspezifische Zusammenstellung <strong>der</strong> Seiten, funktioniert nur mit 1A-Kundendaten.<br />

<strong>Die</strong> gesamte Ausgabe im Griff – da geht was rein, Dosen, Schachteln, Beutel usw.<br />

Das Wackelbild als Titelblatt kann neben Flip-, Zoom- o<strong>der</strong> Morphing-Effekten auch kleine Filme abbilden.<br />

Ablösbare Anzeigenseiten verhüllen verdeckte Anzeigenmotive, aufwändige Mystery-Phase mit Aha-Effekt.<br />

Für blühende Kundenbeziehungen, Sämereien im Verbund.<br />

Akustische Botschaften, möglich durch Mini-Chips in Calling-Cards o<strong>der</strong> versteckt in <strong>der</strong> Bindung.<br />

Botschaft, die nur durch einen speziellen Farbton entschlüsselt wird, ideal für Crossmedia mit TV & Internet.<br />

Bleibt lange im Blick, ein echter Mehrwert, allerdings nur für Systematiker und Gemütsmenschen.<br />

[versio!] 01-06


4 [PRINTBUYING] Son<strong>der</strong>werbeformen in Zeitungen und Zeitschriften<br />

sammeln. Zwei aktuellen Studien zum<br />

Thema – „Ad Specials“ des Verbands<br />

Deutscher Zeitschriftenverleger<br />

(VDZ) sowie „Im Auge des Betrachters“<br />

<strong>der</strong> Bauer Media KG kommen<br />

denn auch unisono zu dem wenig<br />

überraschenden Ergebnis, dass diese<br />

Werbeformen beim Konsumenten gut<br />

ankommen. Demnach wird eine<br />

ganzseitige, vierfarbige Anzeige von<br />

62,3 % <strong>der</strong> Leser beachtet, ein<br />

durchschnittliches Ad Special hingegen<br />

von 78,5 %. Darüber hin<strong>aus</strong> soll sich<br />

auch die Beschäftigung des Lesers mit<br />

dem Produkt erhöhen. So steigt<br />

beispielsweise die Zahl <strong>der</strong> Leser, die<br />

vom Anzeigentext mindestens die<br />

Hälfte gelesen haben durch einen<br />

Beihefter um satte 56 %. Ad-Specials<br />

werden also stärker beachtet und auch<br />

besser erinnert als ihre klassischen<br />

Gegenstücke. In Punkto Sympathie<br />

erreichen Ad-Specials mitunter sogar<br />

Traumergebnisse. So findet über die<br />

Hälfte aller befragten Konsumenten<br />

Warenproben sym-pathisch o<strong>der</strong> gar<br />

sehr sympathisch.In <strong>der</strong> Beliebtheit bei<br />

den Verbrauchern rangieren Warenund<br />

Duftproben (85 und 80 %) vor<br />

[versio!] 01-06<br />

Lesezeichen werden<br />

an bestimmter<br />

o<strong>der</strong> unbestimmter<br />

Stelle<br />

<strong>der</strong> Zeitschrift<br />

beigelegt, o<strong>der</strong><br />

fixiert. Sie können<br />

z.B. auf einer<br />

Anzeigenseite<br />

beigeklebt werden.<br />

<strong>Die</strong> maximale<br />

Auflage ist<br />

jedoch, je nach<br />

Art des Lesezeichens,<br />

begrenzt.<br />

Viele gute Gründe<br />

sprechen für<br />

diese Werbeform<br />

außerhalb <strong>der</strong><br />

<strong>Reihe</strong>: Haptik,<br />

Spieltrieb, Nutzwert,<br />

alles da.<br />

Hier ein Beispiel<br />

von Mars in <strong>der</strong><br />

Juni 2005 Ausgabe<br />

<strong>der</strong> Frauenzeitschrift<br />

Maxi.<br />

Infos, Links & Quellen<br />

Studie “Ad Specials” des VDZ Verband<br />

Deutscher Zeitschriftenverleger,<br />

Download (49 Euro) unter: www.vdz.de<br />

<strong>Die</strong> beiden kostenlosen Studien “Aktion<br />

& Reaktion, Son<strong>der</strong>-werbeformen in<br />

Zeitschriften” und “Im Auge des Betrachters”<br />

<strong>der</strong> Bauer Media KG, gibt es<br />

kostenlos unter: www.bauermedia.com<br />

Viele Informationen zu Ad-Secials finden<br />

sich auch auf den Seiten <strong>der</strong> Burda<br />

Advertising Center GmbH: www.bac.de<br />

aufklappbaren Anzeigen (72%), Anzeigen<br />

mit Booklets (71%), Anzeigen<br />

mit CDs (68 %), Beilagen (62 %) sowie<br />

Anzeigen mit Postkarte (56%). Der<br />

Klassiker unter den Ad-Specials, die<br />

gute, alte Beilage, kann ebenfalls auf<br />

beste Ergebnisse verweisen, schließlich<br />

werfen nur 5 % <strong>der</strong> Zeitungsleser alle<br />

Beilagen gleich am Briefkasten weg.<br />

Alle an<strong>der</strong>en schauen mehr o<strong>der</strong><br />

weniger interessiert nach Aktions- und<br />

Son<strong>der</strong>angeboten und lassen sich<br />

dadurch immer mal wie<strong>der</strong> zum Kauf<br />

eines Produkts inspirieren. Allerdings<br />

ist <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> Beilagen kein<br />

Geheimnis geblieben und so kommt es<br />

immer öfter vor, dass sich in einer<br />

Ausgabe bis zu fünf o<strong>der</strong> sechs<br />

verschiedene Beilagen tummeln, die<br />

sich die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Leser<br />

teilen müssen. Apropos Zeit:Laut <strong>der</strong><br />

Eyetracking-Studie von „Im Auge des<br />

Betrachters“ widmet sich <strong>der</strong><br />

durchschnittliche Leser gerade einmal<br />

10 Sekunden einem Beihefter mit<br />

Duftprobe. Eine ganz-seitige Anzeige<br />

kommt allerdings nur auf etwa vier<br />

Sekunden, eine dop-pelseitige Anzeige<br />

gerade einmal auf 5 Sekunden. Ein<br />

unschlagbarer Vorteil <strong>der</strong> Ad-Specials<br />

ist, dass sie auch haptische, akustische<br />

und olfaktorische Reize transportieren<br />

können – und je mehr Sinne angesprochen<br />

werden, desto größer die<br />

Wahrscheinlichkeit länger im<br />

Gedächtnis zu bleiben.<br />

Fazit: kompliziert und teuer,<br />

aber wirksam<br />

Ad-Specials sind das auffälligste und<br />

wirksamste Printwerbemedium. Sie<br />

stören den Lesefluss, fallen auf und sind<br />

deshalb den klassischen Anzeigen in<br />

den für die Werbeeffizienz entscheidenden<br />

Parametern Aufmerksamkeit<br />

und Erinnerung überlegen.<br />

Der Vorteil hat freilich seinen Preis.<br />

Hohe Vorlaufzeiten, komplizierte<br />

Abläufe und unterschiedliche technische<br />

Standards bei den einzelnen Verlagen<br />

heißen die Hürden,die es zu nehmen<br />

gilt, bevor man mit seiner Werbebotschaft<br />

<strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Reihe</strong> tanzt und die<br />

Blicke auf sich zieht.<br />

Kerstin und Jörg Allner

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!