Inhaltsverzeichnis
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<strong>Inhaltsverzeichnis</strong><br />
Seite<br />
1. <strong>Inhaltsverzeichnis</strong> ......................................................... 1<br />
2. GruÄwort Historiker Johannes Naumann ...................... 2<br />
3. Vorwort ......................................................................... 4<br />
4. Danksagung ................................................................. 6<br />
5. Quellen ......................................................................... 8<br />
6. Åbersichtskarte von 1856 ............................................. 9<br />
7. Chronik von Aschbach ................................................ 10<br />
(Beginn bis 1950)<br />
8. Geschichtlicher Abriss aus dem Jahr 1948 ................. 23<br />
(von Bernhard Huwer)<br />
9. Die Opfer der beiden Weltkriege ................................. 49<br />
10. BevÇlkerungsentwicklung ........................................... 54<br />
11. Unsere BÉrgermeister ................................................ 55<br />
12. MÉhlen in Aschbach ................................................... 57<br />
13. Ziegeleien in Aschbach ............................................... 65<br />
14. Aschbach und sein „Steinkohlenbergwerk“ ................. 68<br />
15. Flurnamen und ihre Deutung ...................................... 73<br />
(von Martin Holz)<br />
16. Alte Aschbacher Fotos ................................................ 84<br />
17. Werbeanzeigen Firmen und GeschÜfte ...................... 86<br />
18. Geschichte der Pfarrei St. Maternus ........................... 91<br />
(Beginn bis 1950)<br />
19. Aschbacher Mundart ................................................. 118<br />
20. Texte Aschbacher BÉrger ......................................... 123<br />
(von Irmina Naumann)<br />
1
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Die Geschichte der eigenen Heimat ist fÉr viele Menschen von<br />
besonderem Interesse. Im Zeitalter der Globalisierung sucht man<br />
womÇglich noch intensiver nach den eigenen Wurzeln und der<br />
eigenen Geschichte. Diese Wurzeln helfen, in der sich schnell<br />
wandelnden Gesellschaft eine eigene IdentitÜt zu entwickeln und<br />
somit auch in Zukunft bestehen zu kÇnnen.<br />
Nun ist es auch in Aschbach gelungen, einen Kreis interessierter<br />
Menschen zu finden, der im Rahmen eines historischen Vereins die<br />
Geschichte ihres Ortes erforscht und einer interessierten<br />
áffentlichkeit zugÜnglich machen will. Mit der VereinsgrÉndung und<br />
der vorliegenden ersten VerÇffentlichung sind die ersten Schritte<br />
gemacht.<br />
Das Dorf Aschbach mit dem Weiler Henselhofen gehÇrte bis zur<br />
FranzÇsischen Revolution zur Schicksalsgemeinschaft der Orte um<br />
den Schaumberg, die zur Abtei Tholey gehÇrten. Dieses 634<br />
erstmals genannte Kloster ist das Ülteste urkundlich belegte in<br />
Deutschland. Aus der Schirmherrschaft der Grafen von Blieskastel,<br />
die Ende des 13. Jahrhunderts auf die HerzÇge von Lothringen<br />
Éberging, entwickelte sich das Amt Schaumburg, zu dem etwa 50<br />
Orte gehÇrten. Im Alltag ausschlaggebend war aber die Abtei,<br />
welche die Grundherrschaft innehatte. Kirchlich war Aschbach bis<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg der Pfarrei Thalexweiler zugeordnet,<br />
die wiederum bis 1793 der Abtei unterstand. Ein Teil der Gemarkung<br />
von Aschbach gehÇrte zu LehensgÉtern, die an Adelige vergeben<br />
waren, so etwa an die Herren von SÇtern. Mit der FranzÇsischen<br />
Revolution und der Herrschaft Napoleons Ünderten sich die<br />
VerhÜltnisse grundlegend. Anstelle des Feudalsystems trat der<br />
moderne Staat mit der Gleichheit der BÉrger. Auch mit dem Fall<br />
Napoleons unter der ab 1815 einsetzenden Herrschaft PreuÄens<br />
blieben diese Freiheiten weitgehend erhalten. Neu war nun die<br />
Zuordnung zum Kreis Ottweiler und zur AmtsbÉrgermeisterei<br />
2
Eppelborn, die bis in die 1970er Jahre erhalten bleiben sollte. Das<br />
19. Jahrhundert war voll von UmbrÉchen. Bis zur Industrialisierung<br />
herrschte mit dem Pauperismus eine Zeit der Verarmung vor, wovon<br />
etwa die Auswanderungen Zeugnis ablegen. Ab 1850 entwickelte<br />
sich dann die Saargegend zum Industrierevier, wodurch die<br />
Bewohner auf den Kohlegruben und EisenhÉtten Arbeit fanden und<br />
die Not Éberwunden wurde. Das kriegerische 20. Jahrhundert<br />
brachte infolge zweier verlorener Weltkriege jeweils von<br />
Deutschland getrennte Sonderentwicklungen, auf der die heutige<br />
saarlÜndische IdentitÜt fuÄt. Die 1950er und 60er Jahre brachten<br />
dann einen radikalen Umbruch auf allen Gebieten des dÇrflichen<br />
Lebens. RÉckschauend darf der Gesichtsverlust unserer DÇrfer<br />
durch Um- und Neubauten bedauert werden, jedoch war der Wandel<br />
zu allen Zeiten Bestandteil der Dorfgeschichte.<br />
Dem Historischen Verein Aschbach darf ich zu seiner ersten<br />
VerÇffentlichung gratulieren und alle auffordern, die Ziele des<br />
Vereins zu unterstÉtzen.<br />
Johannes Naumann<br />
Historiker<br />
3
Vorwort<br />
Im Jahre 2007 wurde von der saarlÜndischen Landesregierung das<br />
Projekt „Dorfentwicklungskonzept“ aufgelegt. Alle Orte im Saarland<br />
waren aufgefordert, ein Dorfentwicklungskonzept mit dem Ziel einer<br />
Dorferneuerung zu erstellen. Ziel dieser Dorferneuerung ist es, der<br />
schleichenden VerÇdung der Orte, vornehmlich durch Åberalterung,<br />
bestehende LeerstÜnde von Bausubstanz und Zersiedlung der lÜndlichen<br />
RÜume entgegenzuwirken. Damit soll die AttraktivitÜt der<br />
DÇrfer gefÇrdert und das soziale GefÉge gestÜrkt werden.<br />
Auch in Aschbach wurde Ende 2007 mit der Realisierung dieses<br />
Projektes begonnen. In vier Projektgruppen sollten die Details und<br />
Ideen fÉr das Dorfentwicklungskonzept zusammen getragen<br />
werden.<br />
Eine dieser Projektgruppen befasste sich mit der Dorfgeschichte von<br />
Aschbach. WÜhrend der Arbeitssitzungen wurde der Beschluss<br />
gefasst, ein Buch oder eine Heftreihe Éber die Ortsgeschichte<br />
zusammenzustellen.<br />
Auf Anraten des Historikers Johannes Naumann aus Thalexweiler<br />
wurde am 11. Januar 2009 zur Erlangung einer gewissen Rechtssicherheit<br />
der Historische Verein Aschbach e. V. gegrÉndet.<br />
Der Historische Verein ist sich bewusst, dass die BeitrÜge zur<br />
Ortsgeschichte nicht in erster Linie fachwissenschaftlichen AnsprÉchen<br />
gerecht werden sollen. Vielmehr richten sich unsere BeitrÜge an den<br />
dorf- und regionalgeschichtlich interessierten Leser und BÉrger von<br />
Aschbach. Wir sind uns auch darÉber im Klaren, dass der einzelne<br />
Leser aus seiner Sicht und Kenntnis das eine oder andere in der<br />
Darstellung dieser Ortsgeschichte vermissen wird. Das ist<br />
unvermeidbar.<br />
Das Erscheinen dieses ersten Heftes leitet den Beginn der AktivitÜten<br />
des Historischen Vereins Aschbach ein. In den nachfolgenden<br />
Heften wollen wir uns weiter mit der Aschbacher Dorfgeschichte<br />
beschÜftigen, wie z. B. Kriegsgeschichte, Schulgeschichte, PortrÜts<br />
alt eingesessener Familien. Dabei sind wir jederzeit offen fÉr<br />
4
BeitrÜge und VorschlÜge aus unserem Heimatdorf. Ziel der<br />
Heimathefte ist es, Interesse zu wecken, Identifikation mit unserem<br />
Heimatdorf herzustellen und fÉr die Mitwirkung in den Heften und in<br />
unserem Historischen Verein Aschbach zu werben.<br />
Die Projektgruppe:<br />
Die Projektgruppenleiter Leo Willms und Klaus-Dieter Uhrhan mit<br />
den Projektgruppenmitgliedern Hildegard GroÄ, Josef Lattwein,<br />
Klaus-Dieter Jochum und Manfred Klein<br />
Der Vorstand des Historischen Vereins<br />
stehend v. l.: Erwin SchrÇder, Manfred Klein, Josef Lattwein,<br />
Hildegard GroÄ, Historiker Johannes Naumann<br />
sitzend v. l.: Klaus-Dieter Uhrhan, Leo Willms, Klaus-Dieter Jochum<br />
5
Danksagung<br />
Wir bedanken uns bei allen, die uns bei dem ehrgeizigen Projekt,<br />
dieses erste Heft zu erstellen, unterstÉtzt haben. Unser Dank geht<br />
vor allem an:<br />
- Die BrÉder Franz und Hans Kirsch, die uns ihre Unterlagen zur<br />
Dorf- und Kirchengeschichte, die sie Éber Jahrzehnte zusammen<br />
getragen haben, zur VerfÉgung gestellt haben.<br />
- Herrn Bernhard Huwer, der uns mit seiner Beschreibung<br />
unseres Heimatdorfes aus dem Jahr 1948 ein einmaliges<br />
Dokument Éberlassen hat.<br />
- Frau Birgit Wagner (geb. Holz), die uns die Unterlagen ihres<br />
verstorbenen Vaters Martin Holz zur VerfÉgung gestellt hat.<br />
- Den Mitarbeiter des Oberbergamtes, Herrn Amtsrat Karsten<br />
SchÉtz, der uns die Unterlagen Éber das Steinkohlebergwerk<br />
Aschbach zusammengestellt hat.<br />
- Den AltbÉrgermeister Heinrich Thewes, der uns bei der<br />
Rekonstruktion der Ortspolitik hilfreich zur Seite stand und viele<br />
alte Bilder zur VerfÉgung stellte.<br />
- Das Vereinsmitglied, den Historiker Johannes Naumann aus<br />
Thalexweiler, der uns beraten und wertvolle Tipps gegeben hat.<br />
- Alle Aschbacher MitbÉrgerinnen und MitbÉrger, die uns mit<br />
Bildern, Dokumenten und Geschichten so toll unterstÉtzt haben.<br />
- Dem verstorbenen ersten Pastor der Kirchengemeinde St.<br />
Maternus Aschbach, Herrn Pastor Wilhelm GÇtzinger, dessen<br />
Kirchenchronik viele historische Ereignisse in Aschbach in sich<br />
birgt.<br />
6
- Dem ehemaligen Rektor der Volksschule Aschbach, dem<br />
verstorbenen Herrn Albert Zangerle, der in der Schulchronik<br />
viele Details der Aschbacher Dorfgeschichte niedergeschrieben<br />
hat.<br />
- Dem Leiter des Bistumsarchivs Trier, Herrn Nikolay<br />
Desweiteren danken wir den nachfolgenden Aschbacher Vereinen<br />
und nicht genannte Privatpersonen, die uns (bis zur Drucklegung<br />
am 27.10.2010) durch Spenden bei der Herausgabe des 1.<br />
Aschbacher Heftes unterstÄtzt haben:<br />
- IG-Faasend Aschbach<br />
- DRK Aschbach<br />
- Turnverein Aschbach<br />
- SPD Aschbach<br />
- Kirchenchor Aschbach<br />
- CDU Aschbach<br />
- Ortsvorsteher Aschbach<br />
7
Quellenverzeichnis<br />
- Archiv der Gemeinde Eppelborn<br />
- Festschriften Aschbacher Vereine<br />
- Schulchronik Aschbach<br />
- Chronik der Pfarrei St. Maternus Aschbach<br />
- Chronik der Pfarrei St. Albanus Thalexweiler<br />
- Unterlagen Aschbacher BÉrger<br />
- Franz und Hans Kirsch<br />
- Bernhard Huwer<br />
- Albert Zangerle<br />
- Martin Holz<br />
- Bistumsarchiv Trier<br />
- Landesarchiv des Saarlandes<br />
- Landesamt fÉr Kataster-, Vermessung- und Kartenwesen<br />
- Archiv des Oberbergamtes fÉr das Saarland<br />
8
Åbersichtskarte von 1856<br />
9
Chronik von Aschbach<br />
Beginn bis 1950<br />
(Zusammengestellt von Martin Holz)<br />
3000 – 2000 v. Chr. Im Jahre 1946 wurde von einem Landwirt aus<br />
Niedersaubach an der Aschbacher Banngrenze ein Beil aus der<br />
„JÉngeren Steinzeit“ gefunden.<br />
600 v. Chr. Besiedlung unseres Tales durch die Gallo-Kelten.<br />
GrÜberfunde aus der Latene-Zeit – keltische Kulturepoche in<br />
Mitteleuropa – in Steinbach, Thalexweiler (Auf der Klepp) und<br />
Aschbach auf dem MÉhlenberg, bestÜtigen dies.<br />
Um Christi Geburt. In unserem Raum wohnte der keltische Stamm<br />
„Mediomatriker“, der von CÜsar gegen 58 – 51 v. Chr. unterworfen<br />
wurde.<br />
58 v. Chr. bis Anfang des 5. Jahrhunderts. Die RÇmer sind die<br />
Herren unserer Heimat geworden. Unsere Landschaft gehÇrte zur<br />
rÇm. Provinz „Belgica“. Rund um den HÇchsten sind sechs rÇm.<br />
HÜuser nachgewiesen. In Aschbach ist in der Ditsch-Himes eine<br />
rÇm. Wasserleitung gefunden worden. Ferner befindet sich im<br />
Museum zu Speyer ein rÇm. GrablÇwe, der zwischen Steinbach und<br />
Aschbach gefunden wurde.<br />
496 Durch die Schlacht bei ZÉlpich (nach einigen Forschern soll<br />
sie bei Tholey gewesen sein) wurden die Franken Besitzer<br />
des Landes. Die Einwohner gehÇrten zum Çstlichen Teil des<br />
Frankenreiches „Austrasien“ = Ostreich.<br />
634 Der Umfang des heutigen Aschbacher Bannes gehÇrte mit<br />
Sicherheit zu dem Tholeyer Besitz des frÜnkischen<br />
Edelmannes Adelgiesel-Grimo, der den Bann der Kirche<br />
(Verdun) vermacht hat. Die damaligen Bewohner wurden<br />
Christen.<br />
10
900 Die Entstehung Aschbachs fÜllt wohl in den Anfang der<br />
zweiten Periode der mittelalterlichen Aufbauzeit (9. bis 13.<br />
Jahrhundert).<br />
1276 Laut einer Urkunde im Staatsarchiv Koblenz (Abt. 22) wird<br />
Asspach in Verbindung mit der Pfarrei Eschesweiler<br />
erstmalig erwÜhnt.<br />
1338 In seinem Beitrag zur „SaarlÜndischen Ortsnamensforschung“<br />
schreibt Ernst Christmann in der Zeitschrift fÉr die<br />
Geschichte der Saargegend, XII, 1962 Folgendes:<br />
Aschbach im Kreise Ottweiler. In Max MÉllers „Die<br />
Ortsnamen im Regierungsbezirk Trier“ finden wir als alte<br />
Namensform aus dem Jahre 1338 „Asspach“ und die<br />
Deutung: Ahd. asc, mhd. asch = Esche. Also soll der Bach<br />
nach dem Baum Esche benannt sein. Das ist aber<br />
zweifelhaft, da die Ülteste Form nicht Asch-, sondern<br />
Asspach lautet, also viel eher auf das ursprÉngliche Asbach<br />
zurÉckzufÉhren ist. Dies bedeutet: Bach in einem Tale mit<br />
„Aspen“ (Espen). Darin fielen p und b zu einem p zusammen.<br />
So geschah es auch z. B. in dem Fall des Aschbacher Hofes<br />
(sÉdlich von Kaiserslautern) und noch anderen FÜllen. In<br />
unserer Landschaft heiÄt die Espe heute nach „Aschb“, ist<br />
also althochdeutsch: aspa, mittelhochdeutsch: aspe bewahrt<br />
geblieben. Auch das spricht fÉr die Deutung des hier<br />
aufzuhellenden Namens „Aspenbach“. Die Erlen und Eschen<br />
wurden viel spÜter zur Uferbefestigung angepflanzt.<br />
1389 In Hontheims „Historia Trevirensis“ wird Asspach wiederum<br />
erwÜhnt.<br />
1454 Aschbach musste anlÜsslich einer Prozession nach Tholey<br />
sechs Brote abliefern. (nach Engel und Rupp, 1100 Jahre<br />
Thalexweiler)<br />
1522 – 1559 In diesem Zeitraum hatte der Besitzer von „Schloss<br />
Linden“, in Oberthal gelegen, Matthias von Hilbringen,<br />
Besitzungen in AÄbach und Henselhofen.<br />
11
1565 Die Herrschaft Eppelborn konnte einen Pflugfron von ihren<br />
Besitzungen in Assbach und Henselhofen erheben.<br />
1596 AÄbach und Heintzelhofen (Henselhofen) gehÇren nunmehr<br />
zur Vogtei Steinbach, die mit Ober- und Niedersteinbach,<br />
Deusters und Exweiler von Wilhelm Marzloff v. Braubach,<br />
Herr v. Dillingen, an den Herrn Konrad v. SÇtern verkauft<br />
wurde. Das so genannte Steinbacher Lehen war im<br />
Herzogtum Lothringen gelegen (seit 1277 das Oberamt<br />
Tholey).<br />
1618 Je zwei Drittel aus dem Zehnten der Pfarrei Exweiler gehen<br />
an den Abt von Tholey.<br />
1618 – 1648 Der 30jÜhrige Krieg wÉtet auch im Theeltal. Im Jahre<br />
1631 waren in Aschbach und Henselhofen acht Brandstellen<br />
zu verzeichnen. In Thalexweiler waren es zehn. Laut einer<br />
Sage soll in Aschbach nur eine Witwe den Krieg Éberlebt<br />
haben.<br />
1655 FranzÇsische Truppen in Tholey. Die Archive haben zu<br />
leiden (Dr. Kirsch, Tholey). In Aschbach sind 13 Brandstellen<br />
zu verzeichnen.<br />
1667 Laut einer Amtsrechnung aus dem Jahre 1667 – von Anton<br />
Jacob in Heft X/XI (Historischer Verein) aufgefÉhrt – hat die<br />
Zennerei Exwyler 16 Untertanen und zwei Witwen. Als<br />
Untertanen galten die HaushaltsvorstÜnde. In der Liste sind<br />
ein Michel von Henselhofen, ein Georg Hensel und ein Hans<br />
Loch (Lochenhofen) aufgefÉhrt, die mit Sicherheit ihren<br />
Wohnsitz in Aschbach-Henselhofen hatten.<br />
1707 Das 18. Jahrhundert bringt eine FÉlle von urkundlichen<br />
ErwÜhnungen der beiderseits der Theel liegenden Orte<br />
Aschbach und Henselhofen. So ist in der Zeitschrift fÉr die<br />
Geschichte der Saargegend VI/VII 1956/57 – mitgeteilt durch<br />
Dr. Hermann, SaarbrÉcken – ein interessantes Einwohnerverzeichnis<br />
des Amtes Schaumburg aus dem Jahre 1707 zu<br />
finden:<br />
12
Als Einwohner von Henselhofen sind u. a. aufgefÉhrt: Jacob<br />
Droller (Maurer), Steffen Theis (Bauer), Jean Schou (Bauer)<br />
und Anne (Bettlerin).<br />
Auf der anderen Seite des Baches liegt der Weiler Aschbach.<br />
Er hat u. a. folgende Einwohner: Jean Adam Schou (Bauer),<br />
Pierre Schweizer (Bauer) und Jean Schweizer (Bauer).<br />
Etwas weiter oben liegt eine dem Abt von Tholey gehÇrende<br />
MÉhle. Dort wohnen: Carolus Stil (MÉller) und Jean Nicolas<br />
Dreims (Bauer). In dem Verzeichnis sind auch die Kinder und<br />
Dienstpersonal aufgefÉhrt.<br />
Ein weiterer Aufschluss Éber die Zeit nach dem 30jÜhrigen<br />
Krieg gibt eine VerÇffentlichung von Nikolaus SchÉtz in der<br />
SZ-Heimatbeilage vom 11. Juni 1959, die dieser dem<br />
Aktenbestand des Trierer Dom-Archivs entnommen hatte. In<br />
seinem Beitrag Éber die „RechtverhÜltnisse im lothringischen<br />
Amt Schaumburg“ fÉhrt SchÉtz die Zehnterei Steinbach auf,<br />
zu der noch Exweiler, Schellenbach, Aschbach, Henselhofen<br />
und Dersdorf – zusammen mit 41 Untertanen – gehÇren.<br />
Dazu kommt noch ein Pachtgut, das dem Abt von Tholey<br />
gehÇrt nebst einem Haus, wo sein Beamter mit 2 Untertanen<br />
wohnt. An Abgaben sind zu entrichten: 10 Malter Roggen, 14<br />
Malter Hafer, 27 Livres und 34 HÉhner. Die Pfarrkirche ist zu<br />
Exweiler. Der Tholeyer Abt besetzt die Pfarrstelle und bezieht<br />
den Zehnten. Der Abt von Tholey besitzt 2 MÉhlen, die<br />
eine zu Aschbach und eine, die „HomesmÉhle“ genannt wird.<br />
Der LandesfÉrst hat daselbst eine MÉhle, die ihm 6 Malter<br />
Roggen sowie ein fettes Schwein von 150 Pfund abwirft.<br />
1736 Diese Jahreszahl befand sich an dem Ültesten Aschbacher<br />
GebÜude, der Zehntscheuer in der FlurstraÄe. Damit ist<br />
erwiesen, dass die Aschbacher und Henselhofener<br />
Einwohner damals eine eigene Zehntscheuer besaÄen.<br />
1766 Das Amt Tholey, in dem Aschbach gelegen war, kam unter<br />
Lothringen an Frankreich.<br />
1786 Durch Austausch wird das Amt dem Herzogtum Pfalz-<br />
ZweibrÉcken angegliedert.<br />
13
1791 Diese Jahreszahl tragen die Grenzsteine im Westen des<br />
Bannes. Ferner fÉhren die Steine das Wittelsbacher Wappen<br />
(Rautenwappen).<br />
Nach den Aufzeichnungen des Oberamtmanns Moser hat<br />
Aschbach 144 Einwohner. Der Oberamtmann hat Éber<br />
Aschbach viel geschrieben, das bereits in verschiedenen<br />
Schriften aufgezeichnet wurde. (Franz WÄsten – Pfarrer von<br />
Steinbach)<br />
1794 Aufhebung der Leibeigenschaft. Aschbach kommt zum<br />
BÉrgermeisteramt Eppelborn. Die ersten DienstrÜume des<br />
Amtes befanden sich in „MÉhle Thetart“.<br />
1800 In Aschbach ist eine ZiegelhÉtte in Betrieb.<br />
1800 Bis etwa um die Jahrhundertwende wurden am SÉdhange<br />
des Hetschberges noch Weinreben angebaut. In Ülteren<br />
Karten hieÄ dieser 304 Meter hohe Berg „Wingertsberg“. Die<br />
Form Wingert reicht bis ins frÉhe Mittelalter und ist die Ülteste<br />
germanische Bezeichnung fÉr ein GrundstÉck, auf dem<br />
Reben gepflanzt wurden. (Christmann: Flurnamen zwischen<br />
Rhein und Saar)<br />
1808 Von 1808 bis 1818 gehÇrte die Sukkursalpfarrei (Hilfspfarrei)<br />
Thalexweiler zum Bistum Metz. Pfarrer Heinrich Demrath,<br />
von 1763 – 1820 in Thalexweiler, schrieb dazu: „Ab anno<br />
1808 seynt wir in dass Metzer Bischtumb komme biÄ in das<br />
Jahr 1818; hernÜchst seynt wir durch ein Dekret seiner<br />
Heiligkeit Pius VII. vom 13. August 1818 in unser Trierisches<br />
Bischtumb – Gott sey Dank wieder verlegt worden. Die<br />
Taufe-, Sterb- und HeirathsbÉcher seynt uns von Metz<br />
geschickt worden in einem schlechten Bund!“ (Nach Pf.<br />
WÄsten – Steinbach 28)<br />
1815 Die Gemeinde Aschbach kommt zum Kreis Ottweiler.<br />
1834 Die TheelbrÉcke zwischen den Ortsteilen wird aus Stein<br />
gebaut. Der alte Holzsteg war hÜufig bei Hochwasser<br />
weggespÉlt worden.<br />
14
Die alte BrÉcke vor dem Jahr 1969<br />
15
1840 Laut einer Einwohnerliste der Gemeinde Eppelborn vom 17.<br />
Dezember leben in Aschbach 376 Einwohner.<br />
1848 Am 26. September 1848 protestieren die Einwohner von<br />
Aschbach, DÇrsdorf, Steinbach und Thalexweiler in einer<br />
Petition an die Nationalversammlung wegen der schlechten<br />
QualitÜt der Eisengusswaren. Die Petition schlieÄt mit den<br />
Worten: „…. So erscheinen wir vor einer Hohen<br />
Nationalversammlung dahin wirken zu wollen, dass man aus<br />
allen Gusslieferungen gute, dauerhafte Waren verfertigen<br />
dÉrfe. “<br />
1875 Aschbach hat 466 Einwohner.<br />
1876 Erbauung des ersten SchulgebÜudes in Aschbach (Ecke<br />
HauptstraÄe – BrÉhlstraÄe).<br />
1900 Die BevÇlkerungszahl ist auf 629 angestiegen. Die geplante<br />
Eisenbahnlinie Lebach – Tholey soll Éber den Distrikt „Auf<br />
dem Stein“ fÉhren.<br />
16<br />
Postkarte um das Jahr 1900
1920 Die Wiesen im „Totwasser“ (im Bereich des heutigen<br />
Marktplatzes) dienen dem neu gegrÉndeten Sportverein als<br />
Sportplatz.<br />
Die Einwohnerzahl ist auf 944 angestiegen.<br />
1921 Beginn des Aufbaus der Stromversorgung in Aschbach.<br />
1922 Mit dem Wohnhaus und den ákonomiegebÜuden von Nikolaus<br />
Eckert beginnt die Bebauung der Siedlung „Auf dem Stein“.<br />
1922 Erbauung eines Kriegerdenkmals (Ecke HauptstraÄe –<br />
FlurstraÄe) als Erinnerung an die 24 Gefallenen und die 4 an<br />
den Folgen des 1. Weltkrieges verstorbenen Aschbacher<br />
BÉrger.<br />
1923 Es wird mit dem Sportplatzbau auf dem heutigen<br />
SchulgelÜnde in der Hauschied begonnen. Der Platz wurde<br />
anschlieÄend verlÜngert und durch stÜndige Arbeiten immer<br />
mehr den SpielbedÉrfnissen angepasst.<br />
1927 Beginn der Bebauung Hirtenberg (damals BergstraÄe –<br />
heute Hirtenberg und WaldstraÄe). Das erste Haus war das<br />
Elternhaus von Adolf Hoffmann, erbaut von Gertrud und<br />
Konrad Hoffmann. Dann folgen die HÜuser in der BergstraÄe<br />
linksseitig (erbaut von Anna und Jakob Schmitt – heute<br />
Wohnhaus Herta Ludwig). Die rechtsseitige Bebauung (Paul<br />
SchÜfer, Alois Klein, Alfred Theobald usw.) setzte sich dann<br />
nach dem Krieg, Ende der vierziger Jahre, fort.<br />
1930 Bau der Wasserleitung fÉr die Theeltalgemeinden<br />
17
Henselhofer Brunnen Ende der fÉnfziger Jahre<br />
Auf dem Bild: Erna Thewes, vermutlich mit ihrem Neffen Raimund<br />
18
Brunnen auf dem Schulhof 1929<br />
von links: Amalie (Malchen) Wamme/Klein, Regina Schu/Pesch,<br />
Katharina WeiÄgerber mit ihren Zwillingen Josef und Bernhard,<br />
Katharina Caryot/WeiÄgerber und Katharina Thewes<br />
Das Bild wurde aufgenommen vom Bruder des damaligen<br />
Schulleiters, Herrn Russy.<br />
Vor Verlegung der Wasserleitung traf man sich am Dorfbrunnen zum<br />
Wasserholen und zum GesprÜch.<br />
19
Postkarte um das Jahr 1935<br />
1938 Am sÉdlichen Ende der Hauschied wird ein neues<br />
SchulgebÜude mit fÉnf KlassenrÜumen im Rohbau erstellt.<br />
Infolge der Kriegsereignisse konnte es erst 1950 fertig gestellt<br />
werden.<br />
1943 Bau des Waldstadions in Aschbach<br />
1944 – 1945 Drei Bombenangriffe im 2. Weltkrieg verursachen auch<br />
in Aschbach leichte bis totale SachschÜden. Bei den beiden<br />
BombenabwÉrfen am 19. November 1944 und am 13.<br />
Februar 1945 waren nur leichte bis schwere SchÜden zu<br />
verzeichnen. Bei dem dritten Bombenangriff am 19. Februar<br />
1945 stellte sich die Situation jedoch erheblich schlimmer<br />
dar: 4 HÜuser wurden total zerstÇrt (die HÜuser von Alban<br />
Kirsch, Karl Forster, Nikolaus Thewes und Geschwister<br />
Kirsch) und rund 20 HÜuser wurden schwer beschÜdigt.<br />
Am 18. MÜrz 1945 ist dann fÉr Aschbach der Krieg zu Ende.<br />
Amerikanische Truppen ziehen in Aschbach ein.<br />
20
1946 Aschbach erhÜlt seinen eigenen Friedhof.<br />
1946 Am 1. Januar segnet Pfarrer Schillo die Notkirche in der<br />
Blum’schen MÉhle ein. Am Hochfest der Erscheinung des<br />
Herrn wird dann das Allerheiligste in einer feierlichen<br />
Prozession Ébertragen.<br />
1949 Am 27. November findet die feierliche Einweihung der neuen<br />
Schule statt.<br />
1950 Aschbach hat nun bereits 1283 Einwohner verteilt auf 306<br />
Haushalte und 196 HÜuser.<br />
Aschbach vor dem Jahre 1950<br />
21
1950 Die Schule wird „in Dienst genommen“.<br />
Durch die verspÜtete Lieferung der SchulmÇbel verzÇgert<br />
sich der Einzug.<br />
1950 Grundsteinlegung zum neuen Gotteshaus<br />
1950 Beginn des Pfarrhausbaues<br />
Feier zur Grundsteinlegung<br />
Die Chronik von Aschbach wird in der nÜchsten Ausgabe fortgefÉhrt.<br />
22
Eine Jahresarbeit aus dem Jahr 1948<br />
von Bernhard Huwer,<br />
der im September 1947 als Junglehrer<br />
nach Aschbach kam<br />
Es ist die einzige uns bekannte Beschreibung<br />
unseres Heimatortes aus dieser Zeit.<br />
Bernhard Huwer im Jahr 1950<br />
23
24<br />
Die erste Seite der Jahresarbeit von 1948 im Original
ABSCHRIFT DER JAHRESARBEIT<br />
Bernhard Huwer<br />
apl. Lehrer<br />
in Aschbach Aschbach, den 15. Juni 1948<br />
Die soziale Struktur meines Wirkungsbereiches<br />
Mein Wirkungsbereich ist das Dorf Aschbach im Kreise Ottweiler. Die<br />
soziale Struktur dieser Ortschaft darzulegen und zu erlÄutern, ist meine<br />
Aufgabe. ZunÄchst werde ich mir klar Åber den Begriff: „Soziale Struktur“.<br />
Sozial heiÑt: gesellschaftlich. Struktur besagt: Aufbau, GefÅge. Darunter<br />
verstehe ich zunÄchst die Einordnung und Einstufung des einzelnen<br />
Menschen in die berufliche und besitzrechtliche Schichtung einer<br />
vorhandenen BevÖlkerung. Die soziale Struktur bezeichnet aber nicht nur<br />
diese ÄuÑere Einteilung und deren materiellen Voraussetzungen, sondern<br />
sie ist auch Ausdruck jener inneren Beziehungen der EinzelstÄnde und<br />
Einzelpersonen zueinander. Unter den inneren Beziehungen verstehe ich<br />
die rein menschliche und seelische Einstellung, wie sie sich im Leben einer<br />
Gemeinschaft ÄuÑert.<br />
Damit gibt mir die obige Themenstellung eine zweifache Aufgabe:<br />
erstens ein Bild der rein ÄuÑeren Zusammensetzung der gesellschaftlichen<br />
Schichtung von Aschbach zu entwerfen und deren materiellen<br />
Voraussetzungen darzulegen – und zweitens auch die geistige Seite der<br />
Bewohner zu zeigen, die sich auf Grund ihrer existenziellen Eigenart<br />
ergibt.<br />
Ein Dorf ist eine Gemeinschaft von mehreren oder gar vielen Familien,<br />
die sich zusammengeschlossen haben unter einer Verwaltung. Sie bildet<br />
eine Gemeinde und ist die kleinste verwaltungsmÄÑig organisierte Einheit<br />
im Staatswesen. Sie ist nicht zufÄllig, sondern sie beruht auf den<br />
Grundlagen gleicher OrtsansÄssigkeit und Ortsgebundenheit, gleicher<br />
Sprache, gleicher oder Ähnlicher Lebensbedingungen und gleichen<br />
geschichtlichen Schicksals. Die Gemeinde steht nicht isoliert, sie ist<br />
verkettet durch vielerlei Bande mit andern gleichgestellten Gemeinschaften<br />
25
und mit den hÖheren Gliedern des Verwaltungswesens des Staates. Sie ist<br />
nicht von gestern auf heute entstanden, sie ist geworden durch eine lÄngere<br />
oder kÅrzere Entwicklung. Dieser Entwicklung nachzuspÅren, sehe ich mit<br />
als Vorbedingung an, um das rechte VerstÄndnis fÅr den heutigen Zustand<br />
des Ortsbildes Aschbach und seiner gesellschaftlichen Eigenart zu<br />
bekommen. Dabei werde ich wohl auf alle grundlegenden Voraussetzungen<br />
stoÑen, die den heutigen Zustand bedingen.<br />
Als ich im September 1947 zum ersten Mal meine Schritte von Lebach<br />
nach Aschbach lenkte, – eine breite schÖne ReichsstraÑe fÅhrt dorthin, –<br />
machte ich mir so allerlei Gedanken Åber meinen zukÅnftigen<br />
Wirkungskreis, Åber Schule, Jugend, Dorf und Bewohner. Die ersten<br />
EindrÅcke, die ich alsbald bekam, sollten mir manche Frage lÖsen und<br />
wiederum viele neue Fragen stellen.<br />
Mein Weg fÅhrt von Lebach durchs Theltal aufwÄrts. Oberhalb der<br />
IllmÅndung wird das genannte Tal schmÄler; zu beiden Seiten erheben sich<br />
sanft ansteigende HÅgel, die in LÄngsrichtung des Tales verlaufen und ab<br />
und zu durch flache Quersenken eingebuchtet sind. Dadurch bekommt das<br />
Gebiet den Charakter einer welligen HÅgellandschaft. Die StraÑe fÅhrt<br />
durch die Talniederung. Der schmale Talgrund zeigt saftige Wiesen,<br />
wÄhrend die HÅgel rechts und links bis auf ihre KÄmme hinauf bebautes<br />
Ackerland aufweisen. Nur vereinzelt zieren Nadel- oder LaubwÄlder die<br />
RÅcken der Erhebungen oder ziehen sich hier und da talwÄrts herab durch<br />
tiefe Senken. – So sehe ich die Landschaft des Theltales vor mir, im<br />
Hintergrund abgeriegelt durch das Massiv des Schaumberges, der<br />
beherrschend herabgrÅÑt in die weiten Auen des Saarlandes. Nach kurzer<br />
Wegstrecke bemerke ich auch die ersten HÄuser von Aschbach, die zu<br />
beiden Seiten des Tales stehen und am ostwÄrtigen Berghang sogar bis zu<br />
der Grenze eines sich talwÄrts ziehenden Fichtenwaldes hinaufklettern. Der<br />
westliche Ortsteil lÄÑt sich nicht Åberschauen, da die StraÑe dort eine<br />
Biegung macht. Die ersten HÄuser, die ich erreiche, stehen dicht links und<br />
rechts der StraÑe und sind in jÅngster Zeit erst gebaut, – einige sind<br />
BauernhÄuser, andere vom Typ des Bergarbeiterhauses, wie es vielfach in<br />
den Saarorten anzutreffen ist. Die Schule, die ich natÅrlich suche, ist nicht<br />
zu verfehlen. Sie steht gleich auffÄllig rechts der HauptstraÑe und ist dem<br />
Aussehen nach ein Älterer zweistÖckiger Bau, dessen ÄuÑerer Zier die Zeit<br />
und das Wetter scheinbar sehr zugesetzt haben. Mit etwas Wehmut trete ich<br />
ein und mustere das Innere. Drei gerÄumige SÄle mit groÑen Fenstern –<br />
zwei davon sind nur mit BÄnken und SchulmÖbeln ausgestattet – sind die<br />
26
InnenrÄume. Ihr Anblick kÅhlt meinen Mut sehr stark ab. Ich bin nicht<br />
geneigt, gleich ein Werturteil zu fÄllen; denn in Anbetracht der<br />
vergangenen Ereignisse und der augenblicklichen VerhÄltnisse bin ich eher<br />
zu Entschuldigungen geneigt. Doch sind die ersten EindrÅcke<br />
vielbedeutend fÅr mich, sie beantworten mir zum Teil die unterwegs<br />
gehegten Fragen und stellen mir gleichviel neue.<br />
Ich lenke meine Schritte auf der HauptstraÑe weiter ins Dorf hinein. Die<br />
HÄuser bieten dasselbe Bild wie am Anfang des Ortes, einstÖckige<br />
ArbeiterhÄuser und lange BauernhÄuser im Wechsel, mit Traufenstellung<br />
zur StraÑe. – Beim Ortsvorsteher, der in einem dieser HÄuser wohnt, stelle<br />
ich mich vor und vergewissere mich Åber alles zunÄchst nur Notwendige,<br />
Einwohnerzahl, Kinderzahl, SchulverhÄltnisse, Quartierfrage usw. – Bei<br />
einer Zahl von 1200 Einwohnern besuchen zur Zeit etwa 240 Kinder die<br />
Schule. Mit mir ist nun die vierte Lehrperson im Ort. Die Quartierfrage<br />
macht dem Vorsteher die meiste Qual, was mich in Anbetracht des groÑen<br />
Ortes und der verhÄltnismÄÑig geringen KriegsschÄden sehr in Erstaunen<br />
setzt. Ob eine gewisse Ablehnung der BevÖlkerung gegenÅber dem<br />
Fremden oder die UmstÄnde der allgemeinen ErnÄhrungslage es sind, die<br />
die Sache erschweren, kann ich im Augenblick nicht klar beurteilen. Es ist<br />
ein unbestimmter Eindruck mehr, der mich wie viele der noch folgenden<br />
drÄngt, tieferen Einblick in die gegebenen dÖrfischen VerhÄltnisse zu<br />
nehmen. – Beim Schulleiter, bei dem ich nun vorspreche, werde ich<br />
orientiert Åber die inneren SchulverhÄltnisse, wie KlassenstÄrken,<br />
Klassenverteilung, Unterrichtszeiten usw. Da nur zwei SÄle bei 4 Klassen<br />
zur VerfÅgung stehen, muÑ der Unterricht um Wechsel – vormittags und<br />
nachmittags – stattfinden. Der Schulleiter berichtet ferner von einer neuen<br />
Schule, die im Rohbau bereits seit einigen Jahren dastehe und ihrer<br />
Vollendung harre.<br />
Mit ihrer Fertigstellung wÅrden sich die gegebenen schulischen<br />
Schwierigkeiten von selbst lÖsen. Ob die Gemeinde die dazu notwendigen<br />
Mittel aufbringen wird, bleibt die zweifelhafte Frage. – Ich soll am<br />
folgenden Tag die Kinder des 1. und 2. Schuljahres Åbernehmen und mich<br />
nach und nach vertraut machen mit den gegebenen VerhÄltnissen. Ja, das<br />
will ich unter allen UmstÄnden tun, um meine neue zweite Heimat<br />
kennenzulernen und die Menschen dort zu verstehen und sie trotz all ihrer<br />
oder vielleicht gerade wegen ihrer Eigenarten lieb zu gewinnen. Dieser<br />
Wille drÄngt mich von der Wohnung des Schulleiters weiter ins Dorf<br />
hinein. Noch bin ich unbekannt und kann ungestÖrt forschend durch<br />
27
StraÑen und Gassen gehen, um nur erst einmal ein oberflÄchliches Bild von<br />
der Lage meines Wirkungskreises zu erhalten.<br />
Von der HauptstraÑe geht nun bald ein Nebenweg rechts ab und fÅhrt,<br />
wie ich feststellen kann, durch das schmale Tal Åber die Thel hinÅber auf<br />
die Östliche Seite, wo eine grÖÑere HÄusergruppe liegt. Ich bleibe auf der<br />
HauptstraÑe, auf der ein lebhafter Durchgangsverkehr von Kraftfahrzeugen<br />
zu bemerken ist, und lasse meine Augen herÅber und hinÅber gehen und<br />
EindrÅcke gewinnen von HÄusern und Menschen. Nach etwa 200 m biegt<br />
ein Nebenweg nach links ab. Ich folge ihm und finde hier die bisher<br />
Ältesten HÄuserbauten des Ortes. Meist sind es alte BauernhÄuser mit<br />
DÄchern aus roten Ziegeln; ihre WÄnde sind mit Kalk getÅncht. Der Weg<br />
ist steinig, die Rinnen sind schmutzige GrÄben. Zu rechter Hand steht am<br />
Abhang eine langgestreckte MÅhle mit geducktem Dach. Mein Blick fÄngt<br />
sich in einem schmalen Tal, das sich in nordwestlicher Richtung erstreckt<br />
und von einem unansehnlichen BÄchlein bewÄssert wird. Der Weg verlÄuft<br />
weiter durch das genannte TÄlchen und strebt durch Wiesen und bebaute<br />
Fluren einem entfernten FichtenwÄldchen zu. Einige neue Wohnbauten<br />
vom Stil des Arbeiterwohnhauses bilden bald hinter der MÅhle den<br />
AbschluÑ. – Ich kehre um und finde diesen Ortsteil still gegenÅber dem<br />
lauten Treiben auf der asphaltierten HauptstraÑe. Allenthalben begegne ich<br />
Pferde- und Kuhgespannen, die verhÄltnismÄÑig schwer gebaute Wagen<br />
Åber die holprige StraÑe ziehen. Die Leute scheinen arbeitsame und ihren<br />
(kleinen) Wohnungen und Kleidern nach ordnungsliebende BÅrger zu sein.<br />
Auf der HauptverkehrsstraÑe nehme ich meine alte Richtung wieder auf.<br />
Eine BrÅcke fÅhrt Åber das kleine GewÄsser des eben geschauten TÄlchens,<br />
das gleich unterhalb der BrÅcke von feuchten Thelbachgrund<br />
aufgenommen wird. Die HÄuserreihen beginnen erneut beiderseits der<br />
StraÑe. Nach links werfe ich einen Blick in eine schmale kurze Gasse mit<br />
niedrigen HÄusern. Einige stattliche BauernhÄuser fallen beim Weitergehen<br />
auf. Nach etwa 2 – 300 m lenkt ein rechts der StraÑe stehender MÅhlenbau<br />
meine Aufmerksamkeit auf sich, der mit einem groÑen Holzkreuz geziert<br />
und als eine Notkirche fÅr das Dorf eingerichtet ist. Der Ort ist noch nicht<br />
zu Ende. Die aufgelockerten HÄuserreihen bleiben weiter eine bunte<br />
Mischung von BergmannsbauernhÄusern und einstÖckigen<br />
Arbeiterwohnungen, von denen letztere in neuester Zeit erst gebaut worden<br />
sind. In 300 m Entfernung von der Notkirche steht endlich ein Schild, das<br />
den Namen eines neuen Ortes verkÅndet. Hier beginnt unmittelbar im<br />
AnschluÑ an Aschbach Thalexweiler. Der RÅckweg bestÄtigt mir:<br />
28
Aschbach ist vorwiegend ein MehrstraÑendorf, wenigstens, was den Teil<br />
westlich der Thel betrifft.<br />
Der erste Schultag macht mich bekannt mit den Kindern von Aschbach.<br />
In der Mehrzahl sind sie recht sauber gekleidet und dem áuÑeren nach<br />
scheinen sie gute Pflege zu Hause zu haben. Einige wenige fallen in diesem<br />
angenehmen Bild durch die gegenteilige Feststellung auf. Ich verlese die<br />
Namen, frage nach dem Beruf des Vaters, Zahl der Geschwister, Waisen<br />
oder Halbwaisen und stelle dann die Frage: „Wer von euch hat heute<br />
morgen noch keinen Kaffee getrunken und nicht gegessen“. Es melden<br />
sich etwa 5 Kinder. – Dann ÅberprÅfe ich die einzelnen Klassen auf ihre<br />
StÄrken. Das erste Schuljahr hat 42 Kinder, wÄhrend das zweite nur 15<br />
Kinder stark ist. Beim ersten Schuljahr sind noch 9 sitzengebliebene Kinder<br />
des zweiten Jahrgangs, 6 Knaben und 3 MÄdchen. Der Jahrgang der<br />
SechsjÄhrigen hat 16 Knaben und 17 MÄdchen. Bei den SiebenjÄhrigen ist<br />
das VerhÄltnis: 12 Knaben und 12 MÄdchen.<br />
Ein frisches Kinderlied stimmt den Schulbetrieb ein, froh klingt es, und<br />
die etwas geÄngstigten Gesichter beginnen zu leuchten, und eine gewisse<br />
Beklemmung weicht. Dann beginnt ein PlauderstÅndchen zwischen mir<br />
und dem kleinen VÖlkchen, dem genau so wie mir tausend Fragen im<br />
Herzen brennen. Bald lÖsen sich im ungezwungenen GesprÄch die Zungen,<br />
und die Kinder geben sich in ihrer natÅrlichen Art. Meine Freude ist nicht<br />
gering. Die Masse der Kinder scheint geistig geweckt zu sein. Es ist die<br />
hoffnungsvolle Grundlage, auf der ein Lehrer aufbauen kann. – Am<br />
Nachmittag nehme ich noch einmal das SchÅlerverzeichnis zur Hand, um<br />
das am Vormittag gewonnene Bild der Klasse zu vervollstÄndigen. Es ist<br />
zunÄchst eine Gesamtschau, die Einzelheiten sollen sich erst nach und nach<br />
lichten und klÄren. Es ergibt sich spÄter folgendes Bild:<br />
Kinderzahl<br />
57<br />
Knaben<br />
28<br />
MÄdchen<br />
29<br />
kath.<br />
56<br />
ev.<br />
1<br />
Familienzahl<br />
53<br />
Vater tot<br />
8<br />
Vater<br />
HÅttenarb.<br />
3<br />
Mutter tot<br />
0<br />
Vater<br />
Eisenb.<br />
3<br />
Halbwaisen<br />
8<br />
Vater<br />
Handwerker<br />
4<br />
Vater<br />
Bergmann<br />
32<br />
Vater<br />
Beamter<br />
2<br />
Vater<br />
Landwirt<br />
3<br />
Vater<br />
and. Berufe<br />
6<br />
29
Familien<br />
mit<br />
9 Kindern<br />
2<br />
Familien<br />
mit<br />
3 Kindern<br />
11<br />
Familien<br />
mit<br />
8 Kindern<br />
0<br />
Familien<br />
mit<br />
2 Kindern<br />
11<br />
Familien<br />
mit<br />
7 Kindern<br />
1<br />
Familien<br />
mit<br />
1 Kind<br />
7<br />
Familien<br />
mit<br />
6 Kindern<br />
2<br />
Familien<br />
mit eigenem<br />
Haus<br />
29<br />
Familien<br />
mit<br />
5 Kindern<br />
9<br />
Familien in<br />
Miete<br />
24<br />
Familien<br />
mit<br />
4 Kindern<br />
10<br />
Bergleute mit<br />
Landwirtschaft<br />
25<br />
Bergleute mit<br />
KÅhen<br />
9<br />
Bergleute mit<br />
Ziegen<br />
16<br />
(Bei den Bergleuten mit Landwirtschaft sind auch die HÅttenarbeiter,<br />
Handwerker und Eisenbahner mit eingeschlossen.)<br />
Ich kann aus der Zusammenstellung ziemlich genau erkennen, aus<br />
welchem sozialen Milieu die mir anvertrauten Kinder kommen. Sie<br />
stammen Åber 60 % aus Bergarbeiterfamilien. Die meisten Bergleute, 68 %,<br />
betreiben neben ihrer BerufstÄtigkeit etwas Landwirtschaft, die ihnen die<br />
notwendigsten Lebensmittel fÅr ihre Familien einbringt. Das ist ebenso der<br />
Fall bei den HÅttenarbeitern, Handwerkern und Eisenbahnern. Fast 90 %<br />
der Kinder kommt also aus Familien, die in materieller Hinsicht einen fÅr<br />
dÖrfische VerhÄltnisse gesunden Wohlstand besitzen. Bei nur 6 Familien<br />
liegen die VerhÄltnisse schwieriger. 8 FamilienvÄter sind tot, 4 sind noch in<br />
Gefangenschaft, davon haben sich 2 noch nicht gemeldet. In 6 FÄllen<br />
verfÅgen die Witwen Åber ein geringes Einkommen, sitzen dazu noch in<br />
Mietwohnungen und sind ohne jeglichen landwirtschaftlichen Besitz.<br />
Allerdings gebÅhrt diesen Frauen ein besonderes Lob, da sie ihre Kinder<br />
fÅrsorglich betreuen und letztere in Kleidung und Aussehen keineswegs<br />
nachstehen gegenÅber Bessergestellten.<br />
Dagegen lÄÑt bei 5 Kindern diese elterliche FÅrsorge viel zu wÅnschen<br />
Åbrig. Es sind die zu Anfang ErwÄhnten, die mir bereits am ersten<br />
Schultage auffielen. Hier liegt das àbel weniger in der hÄuslichen Armut,<br />
als vielmehr in der NachlÄssigkeit und in dem Mangel an hÄuslichen<br />
Eigenschaften. Diese Kinder stellen ein schwer zu lÖsendes Problem fÅr<br />
den Lehrer; denn auÑer der materiellen Not liegt auch hier eine geistige vor.<br />
Ihre Veranlagung ist durchweg gering, und von zu Hause aus wird der<br />
Schule wenig Interesse entgegengebracht. 4 der Kinder wiederholen infolge<br />
30
mangelnder Leistungen das erste Schuljahr und benehmen sich auch jetzt<br />
noch schwerfÄllig und meist wenig interessiert. Das 5. Kind ist nicht in der<br />
Lage, verschiedene Buchstaben voneinander zu unterscheiden, geschweige<br />
denn, eine einfache Rechenaufgabe zu lÖsen. – Es liegt nicht im Sinne<br />
dieser Arbeit, Åber solche Kinder ein abtrÄgliches Urteil zu fÄllen, als<br />
vielmehr ihnen als den ármsten mit viel VerstÄndnis und Liebe zu<br />
begegnen. Sie tragen die Folgen eines oft leichtsinnigen Lebenswandels<br />
ihrer Vorfahren (Trunksucht), oder ihre kÖrperlichen und geistigen Anlagen<br />
sind verkÅmmert durch Pflichtvergessenheit anderer, die es an Pflege<br />
fehlen lieÑen. DaÑ hier auch mir unbekannte, tragische, rÄtselhafte ZufÄlle<br />
des Lebens mitspielen, die vieles entschuldigen, sei erwÄhnt, um nicht ein<br />
ungerechtes Urteil zu fÄllen. – Die erziehliche Seite ist angesichts des<br />
Familieneinflusses auf das Kind besonders schwierig zu lÖsen, will man<br />
aus solchen Kindern brauchbare Glieder der menschlichen Gesellschaft<br />
heranbilden. Doch um die Dinge und die nÄheren UmstÄnde Bescheid<br />
wissen, erheischt von mir als Lehrer, verstÄndnisvoll auf diese Kinder<br />
einzuwirken.<br />
45 % der Familien der mir anvertrauten Kinder wohnen in Miete. Es ist<br />
ein hoher Prozentsatz, und er soll spÄter eingehend begrÅndet werden. –<br />
Durchschnittlich haben die einzelnen Familien 4 – 5 Kinder. Diese Zahl ist<br />
mit ein Beweis fÅr den gesunden Lebenswillen der BevÖlkerung.<br />
Um das gegebene Bild meiner Klasse abzurunden, muÑ noch ihr<br />
geistiges Milieu nÄher erlÄutert werden. Hier ist es sehr schwer, genaue<br />
Angaben zu machen und sie in einem Schema festzuhalten. Gerade in den<br />
unteren JahrgÄngen verwischen besondere Faktoren den gewonnenen<br />
Einblick des Lehrers zu leicht. Das Kind dieses Alters ist oft kÖrperlich und<br />
seelisch gehemmt, es hat Angst, ist zurÅckgeblieben in seiner Entwicklung,<br />
ist verspielt und trÄumerisch und kann sich schwer konzentrieren. Da von<br />
dem Grundschulkind bestimmte Leistungen verlangt werden, die in den<br />
vorgeschriebenen stofflichen Klassenzielen festgelegt sind, ist es mÖglich,<br />
die geistige LeistungsfÄhigkeit des Kindes annÄhernd zu bewerten. Die<br />
Osterzeugnisse von 1948 seien hier Grundlage.<br />
31
1. Schuljahr.<br />
Kinderzahl<br />
42<br />
In Schreiblesen<br />
Åber 15 Punkte<br />
12<br />
In Rechnen Åber<br />
15 Punkte<br />
14<br />
In Schreiblesen<br />
10 – 14 Punkte<br />
29<br />
In Rechnen<br />
10 – 14 Punkte<br />
26<br />
In Schreiblesen<br />
unter 10 Punkte<br />
1<br />
In Rechnen unter<br />
10 Punkte<br />
2<br />
2. Schuljahr.<br />
Kinderzahl<br />
15<br />
In Schreiblesen<br />
Åber 15 Punkte<br />
4<br />
In Rechnen Åber<br />
15 Punkte<br />
6<br />
In Schreiblesen<br />
10 – 14 Punkte<br />
11<br />
In Rechnen<br />
10 – 14 Punkte<br />
9<br />
In Schreiblesen<br />
unter 10 Punkte<br />
0<br />
In Rechnen unter<br />
10 Punkte<br />
0<br />
Von den 57 Kinder wÅrden damit nur 2 das gesteckte Klassenziel nicht<br />
erreichen, wobei zu berÅcksichtigen ist, daÑ 9 das erste Schuljahr<br />
wiederholen. 25 % der SchÅler ist geistig rege und strebsam und lernt<br />
verhÄltnismÄÑig leicht. Der weitaus grÖÑere Teil (70 %) ist mittelmÄÑig<br />
veranlagt. Nur 4 – 5 % werden den gestellten Forderungen kaum oder gar<br />
nicht gerecht. Die im weiteren Unterricht gemachten Erfahrungen<br />
bestÄtigen tÄglich fast im vollen Umfang dieses ZahlenverhÄltnis.<br />
Die Familien meiner Schulkinder sind entsprechend ihrer<br />
verhÄltnismÄÑig gÅnstigen materiellen Lage auch geistig auf einem guten<br />
Durchschnitt. PÄdagogisch gesehen ist das eine erfreuliche Tatsache, die<br />
dem Lehrer seine Arbeit wesentlich erleichtert und auch greifbare Erfolge<br />
der Schule verspricht.<br />
Damit schlieÑe ich die Darstellung der VerhÄltnisse meiner Klasse. Es<br />
ist ein Ausschnitt aus dem groÑen Bild der Gemeinde Aschbach, wie ich es<br />
erlebte und zu ergrÅnden suchte.<br />
Die mir Åbertragene Klasse ist ein Teil meines Wirkungsbereiches. und<br />
zwar der bedeutungsvollste. àber diesen Rahmen hinaus stehe ich als<br />
Lehrer mitten im Strom des Lebens und Treibens einer Dorfgemeinschaft,<br />
32
nehme daran Anteil oder wirke mittelbar oder unmittelbar sogar darauf ein.<br />
Zudem erteile ich auch den anderen Klassen des Systems Unterricht, so daÑ<br />
auch diese Kinder mich ebenso sehr interessieren. Sich hier ein objektives<br />
Bild zu verschaffen, ist schon schwieriger, da man nicht tÄglichen Umgang<br />
mit ihnen hat. Doch kÖnnen auch einige Zahlenbeispiele das oben gegebene<br />
Bild erweitern im Bezug auf die gesellschaftliche Zusammensetzung der<br />
BevÖlkerung von Aschbach.<br />
Klasse 2 – 4<br />
3. – 8.<br />
Schuljahr<br />
Vater<br />
Bergmann<br />
110<br />
Knaben<br />
93<br />
Vater<br />
HÅttenarb.<br />
10<br />
MÄdchen<br />
83<br />
Vater<br />
Handwerker<br />
10<br />
kath.<br />
174<br />
Vater<br />
Eisenb.<br />
9<br />
ev.<br />
2<br />
Vater<br />
Beamte<br />
2<br />
Gesamtzahl<br />
176<br />
Vater<br />
Landwirt<br />
4<br />
Familienzahl<br />
154<br />
Von 154 FamilienvÄtern sind 110 Bergleute, das sind 62 %. Rechnen<br />
wir die 10 HÅttenarbeiter noch dazu, dann ergibt sich ein Prozentsatz von<br />
68 % der Berufe, die in der Saarindustrie ihre BeschÄftigung haben. Reine<br />
landwirtschaftliche Betriebe sind gering, nur etwa 3 % der beruflichen<br />
Zusammensetzung. Diese Tatsache gibt zum Nachdenken AnlaÑ. Worauf<br />
beruht sie<br />
Die Landwirtschaft hÄngt von bestimmten Faktoren ab, soll sie einer<br />
Familie die ausreichende Lebensgrundlage bieten. Wer den hiesigen Ort<br />
zum ersten Male durchfÄhrt, kÖnnte den Eindruck gewinnen, als sei er<br />
vornehmlich ein Bauernort. Die meisten HÄuser haben Scheue und StÄlle.<br />
Die Gefilde um das Dorf herum sind wohlbebaute Fluren.<br />
In freien Stunden durchstreife ich die Gemarkung des Ortes. Bundfarbig<br />
ist ihr Bild. Das Land ist in viele kleine Parzellen aufgeteilt, die mit<br />
verschiedenen Pflanzen bestellt sind. Korn-, Hafer- und Kartoffelfelder<br />
wiegen Åber, in einzelnen Flurteilen sind Weizen und RÅben die hÄufigeren<br />
FrÅchte. Vereinzelt sehe ich auch Gerste- und RapsÄcker. Der Ortsbann ist<br />
hÅgelig, an den HÄngen und in den schmalen Senken verschÖnern<br />
zahlreiche ObstbÄume das Landschaftsbild. Die Saaten stehen dicht und<br />
versprechen einen guten Ertrag. Da ich ab und zu auf Grenzsteine der<br />
Gemarkung stoÑe, kann ich mir ein ungefÄhres Bild Åber das AusmaÑ<br />
derselben machen. Westlich grenzt sie an den Gresaubacher Bann, im<br />
Norden ragt sie in die Steinbacher und Thalexweiler Fluren hinein, im<br />
33
Osten berÅhrt sie Macherbacher und Calmesweiler GrundstÅcke, im SÅden<br />
ist die Gemeinde Bubach der Grenznachbar. Die Ausdehnung der Fluren ist<br />
nach allen Seiten hin etwa eine halbe Wegstunde von Dorfmitte entfernt.<br />
Zwei grÖÑere WaldstÅcke mit gemischtem Bestand an Nadel- und<br />
LaubbÄumen liegen auf den HÖhen an den Östlichen und westlichen<br />
Gemarkungsgrenzen. Gelegentliche Beobachtungen lassen mich die<br />
Bodenarten erkennen und RÅckschlÅsse auf ihre Bewirtschaftung ziehen.<br />
Vorherrschend ist toniger sandiger Boden. Bundsandstein und Schiefertone<br />
treten an einzelnen Stellen sichtbar hervor (SteinbrÅche, Tongruben). Ein<br />
geologisches Kartenblatt gibt mir weiteren AufschluÑ.<br />
Der Aschbacher Bann und die angrenzenden Gebiete sind eine kuppige<br />
HÅgellandschaft. Sie sind ein Teil des Saar-Nahe-Berglandes. Bei einer<br />
durchschnittlichen HÖhe von 250 – 300 m Åber dem Meeresspiegel weist<br />
diese offene Feldflur vorwiegend Bodenformationen aus der Permzeit auf<br />
(Unteres Rotliegendes). Die hier vorhandenen Schichten zÄhlt man zu den<br />
sogenannten Kuseler Schichten, die sich aus Konglomeraten, Arkosen,<br />
Schiefertonen und gelegentlich eingeschalteten KalkbÄnken aufbauen. Die<br />
rotliegenden Schichten sind verhÄltnismÄÑig undurchlÄssig und sind bei<br />
einer gÅnstigen Niederschlagsmenge durchaus als Ackerboden geeignet,<br />
der wirtschaftlich ausgenutzt werden kann. DaÑ letzterem so ist, zeigt die<br />
hier offenen Ackerbaulandschaft, wo der Wald auf die hÖheren Erhebungen<br />
zurÅckgedrÄngt ist.<br />
Wie ist nun diese Tatsache in Einklang mit der anderen zu bringen, daÑ<br />
Aschbach trotzdem so wenig rein landwirtschaftliche Betriebe aufweist –<br />
Hier dÅrfte der EinfluÑ des naheliegenden saarlÄndischen Industriegebietes<br />
eingegriffen haben. Er soll in der spÄter folgenden geschichtlichen<br />
Betrachtung herausgestellt werden. – ZunÄchst seien einige Zahlen<br />
genannt, die im gewissen Grade der obengestellten Frage gerecht werden<br />
kÖnnen.<br />
Die Gemeinde Aschbach hat zur Zeit 1238 Einwohner. Ihre Gemarkung<br />
ist 379 ha groÑ und verteilt sich auf Ackerland mit 154 ha, auf Wald mit 72<br />
ha, auf Wiese mit 106 ha, auf HÖfe, Wege und âdland mit 48 ha. Wenn<br />
man dem gegenÅber die Zahl von 300 Haushalten (ä 4 Personen) stellt und<br />
errechnet, daÑ auf jeden Haushalt nur 1,2 ha Grundbesitz kommen, dann<br />
wird ersichtlich, daÑ der Ort kein Bauerndorf im eigentlichen Sinne sein<br />
kann. Der Grundbesitz ist keineswegs ausreichend, um allen<br />
ExistenzmÖglichkeit durch die Bewirtschaftung der heimischen Scholle zu<br />
34
ieten. Die landwirtschaftliche BetÄtigung wird von den meisten nur<br />
nebenberuflich ausgeÅbt und soll zusÄtzlich fÅr den Lebensunterhalt<br />
beisteuern. So hat sich auch hier wie in vielen Saarorten der Typ des<br />
Bergmannsbauern entwickelt, der auÑerhalb seiner tÄglichen Schicht einige<br />
Parzellen Land bebaut, 1 – 2 KÅhe oder auch Ziegen hÄlt und damit ein<br />
verhÄltnismÄÑig gesichertes Auskommen hat. MÖglich gemacht und<br />
erleichtert wird dem Bergmannsbauern die AusÅbung dieses Doppelberufes<br />
durch den am Rande des Kohlenreviers gelegenen Ort und durch die<br />
verkehrtechnisch wohl organisierte Hin- und RÅckbefÖrderung vor und<br />
nach der Schicht. ZubringerbahnhÖfe fÅr Aschbach sind Lebach und<br />
Bubach (4 km entfernt), zu denen Omnibusse im geregelten Verkehrsplan<br />
fahren, so daÑ ein Bergarbeiter bei seiner tÄglichen Grubenschicht<br />
hÖchstens 12 Stunden von zu Hause fort ist. Es bleiben ihm immer noch<br />
einige Stunden frei, sich seinem kleinen Ackerbau zu widmen. Die grÖÑte<br />
Last dieser ackerbaulichen TÄtigkeiten muÑ jedoch die Bergmannsfrau<br />
tragen. So kann man oft und oft sehen, wie gerade sie die fÅr FrauenhÄnde<br />
sehr schwierige Arbeit des GrasmÄhens, PflÅgens und EinsÄens selbst<br />
besorgen. Wer diesen Frauen tagein tagaus begegnet, stellt fest, daÑ sie<br />
durch diese schwere kÖrperliche Arbeit schneller altern und ihre<br />
gesundheitlichen KrÄfte frÅh verlieren.<br />
Man muÑ Aschbach nach den bisherigen Beobachtungen ein<br />
Bergmannsbauerndorf nennen. Es wird deshalb dem Leben des<br />
Bergmannsbauern die meiste Aufmerksamkeit gewidmet sein, soll das<br />
hiesige Dorf in seiner Eigenart verstanden werden.<br />
HÖrt man den Namen Bergmann, denkt man unwillkÅrlich an einen<br />
Grubenarbeiter in einem Kohlenrevier, der in einer grauen der Grube<br />
gehÖrenden Mietskaserne wohnt, der nach getaner Schicht sich einige<br />
Stunden Schlaf gÖnnt, um dann durch die StraÑen zu bummeln und mit<br />
Genossen desselben Berufes Åber ihr hartes Los zu hadern und unzufrieden<br />
Åber die gesellschaftlichen MiÑstÄnde und Klassenunterschiede zu<br />
schimpfen. Meistens sind dann die Berufsgenossen noch AngehÖrige<br />
verschiedener Landesteile oder gar anderer Nationen, die die Not hier<br />
zusammengetrieben hat. Um Verdienst und Lebensunterhalt zu finden. Ja,<br />
wenn man ehrlich ist, so ist dieses Bild gar nicht so unberechtigt. Wer<br />
selbst einmal durch die ÅbervÖlkerten Siedlungen eines Kohlenreviers<br />
gegangen ist und nur hohe graue HÄuserwÄnde und PflasterstraÑen gesehen<br />
hat, wo nicht einmal die Sonne einen wÄrmenden Strahl hinwerfen kann,<br />
der behÄlt eine Erinnerung in sich zurÅck von Menschen, die wesensfremd<br />
35
und teilnahmslos durch die StraÑen gehen und sich gar nicht dort zu Hause<br />
fÅhlen.<br />
Gottlob haben wir es mit diesem Bergmannstyp hier nicht zu tun. Die<br />
Entwicklung der Arbeiterschaft im Saarkohlenrevier ist anders vor sich<br />
gegangen. Die Industrie des Saargebietes erhielt ihre ArbeitskrÄfte zunÄchst<br />
aus der nÄheren und dann weiteren Umgebung.<br />
Ihre stetige Entwicklung brachte es mit sich, daÑ sie nicht auf<br />
ArbeitskrÄfte von auÑerhalb angewiesen war. So fand das landfremde<br />
Proletariat hier keinen Platz. Die Arbeiterschaft ist bodenstÄndig und<br />
heimatgebunden. Wenn der lÄndliche Besitz des Bergmannsbauern auch<br />
noch so klein ist, und sei es selbst nur ein Hausgarten, den er grÅndlich und<br />
mit groÑem Interesse bearbeitet, es ist diese Tatsache viel – bedeutend fÅr<br />
seine Einstellung sowohl zur Heimat und Familie als auch zum Leben<br />
Åberhaupt. Der Bergmannsbauer liebt seine Heimat, ist stolz auf sein<br />
HÄuschen, das seinem Doppelberufe gemÄÑ zweckmÄÑig gebaut ist, pflegt<br />
mit viel Liebe seinen Hausgarten, wo oft ausgesuchte Obstsorten gezÅchtet,<br />
seltene Rosen und Blumen gepflanzt und die fÅr den Haushalt notwendigen<br />
GemÅsesorten angebaut werden. Diese BetÄtigung auf heimischer Scholle<br />
Åbt einen gesunden EinfluÑ aus auf GemÅt und Willen des Arbeiters. Er ist<br />
hÄuslich eingestellt und ist besorgt um das Wohl seiner Familie. Er ist<br />
vertrÄglich und mit seinem Los zufrieden. Fast ein jeder beginnt in jungen<br />
Jahren zu sparen, um sich spÄter ein eigenes HÄuschen erstellen zu kÖnnen,<br />
wo er sich geborgen fÅhlt und abhold allen fremden EinflÅssen gegenÅber<br />
ist.<br />
Dieses gesunde Streben vererbt er seinen Kindern, die in lÄndlicher<br />
Einfachheit aufwachsen und Familiensinn und Heimatliebe mit ins Leben<br />
nehmen. Ein Lehrer, der die Kinder solcher Familien in der Schule<br />
unterrichtet, wird es bestimmt viel leichter haben als ein Berufskollege in<br />
der Schule einer ausgesprochenen Arbeitersiedlung, wo das Kind in einer<br />
ganz anderen AtmosphÄre aufwÄchst. In den von mir bisher gemachten<br />
Erfahrungen in unterrichtlicher und erziehlicher Hinsicht muÑ ich den<br />
gesunden Lebenssinn der meisten Familien meiner Schulkinder<br />
anerkennen. Ich will nicht so vermessen sein, die schulischen Erfolge allein<br />
meiner Person zuzuschreiben, als vielmehr sie zum grÖÑten Teil jenen<br />
grundlegenden EinflÅssen danken, die die Bergmannsbauernfamilie auf<br />
ihre Kinder ausÅbt. DaÑ auch hier die Familien der HÅttenarbeiter,<br />
Handwerker und anderer Berufe eingeschlossen sind, die unter Ähnlichen<br />
36
und gleichen Bedingungen ihr Leben meistern, sei erwÄhnt, um<br />
MiÑdeutungen auszuschlieÑen.<br />
Der Bergmannsbauer und Arbeiter geben also der Dorfschaft Aschbach<br />
ihr GeprÄge. Ja, sie geben auch dem Ortsbild das ÄuÑere Antlitz. Wer die<br />
HÄuser des Dorfes auf ihre Formen hin untersucht, der wird folgende<br />
Feststellung treffen: Von den 176 WohnhÄusern sind 77 als<br />
BergmannsbauernhÄuser und 59 als ArbeiterhÄuser gebaut. 22 HÄuser<br />
zeigen den Stil des stÄdtischen zweistÖckigen Wohnhauses, und nur 18 sind<br />
reine BauernhÄuser. 72 % der WohnhÄuser sind demnach<br />
Bergmannsbauern- und ArbeiterhÄuser. Das charakteristische der einzelnen<br />
HÄusertypen sei kurz dargelegt.<br />
Das hiesige Bauernhaus ist das westliche Einhaus. WohnrÄume, Stall<br />
und Scheune liegen unter einem gemeinsamen Dach. Vorherrschend ist das<br />
spitze Dach (Neigungswinkel 35 – 45ã). Nur die Ältesten BauernhÄuser<br />
(Anzahl 3) haben FlachdÄcher. Ihr Neigungswinkel betrÄgt 15 – 25ã. Diese<br />
HÄuser sind nach der Tiefe hin gegliedert. Im Wohnteil liegen 3 RÄume<br />
hintereinander: Wohnstube, KÅche und Kammer. Ein langer Gang trennt<br />
Wohnhaus und WirtschaftsrÄume. Die KÅche ist meist ein spÄrlich erhellter<br />
Raum, da das Fenster an der Giebelseite im Lichtschatten des<br />
Nachbarhauses liegt. Bei den spitzgiebeligen BauernhÄusern liegen nur<br />
zwei RÄume hintereinander, Wohnstube und KÅche, erstere stets zur<br />
StraÑe. GroÑe, offene Kamine, wie sie vielfach in alten BauernhÄusern<br />
Åblich waren, sind hier nicht mehr vorhanden. Der Wohnteil bei den zwei<br />
genannten Hausformen ist fast immer zweistÖckig. Die Scheunentore sind<br />
hoch, rundbogig, oder flach ÅberbrÅckt, die StÄlle haben schmale EingÄnge<br />
und verhÄltnismÄÑig kleine Fensterluken. Fachwerk ist nur noch bei 6 alten<br />
BauernhÄusern festzustellen, die wohl als die Ältesten Bauten des Dorfes<br />
gelten kÖnnen.<br />
Das Bergmannsbauernhaus (oder auch Arbeiterbauernhaus genannt) ist<br />
auch in seinen GrundzÅgen das eben beschriebene Einhaus. Der Wohnteil<br />
ist oft einstÖckig, das DachgeschoÑ ist ausgebaut. Die WohnrÄume liegen<br />
beiderseits des Hausflures. Die Scheune fehlt oft ganz, oder Stall und<br />
Scheune liegen hintereinander. Das Arbeiterhaus (oder auch<br />
Bergmannshaus) ist ein einstÖckiger Bau. Durch seine Mitte verlÄuft ein<br />
Flur, wo beiderseits die KÅche und WohnrÄume liegen. Im KellergeschoÑ<br />
sind Stallungen fÅr Kleintiere, vornehmlich fÅr die Ziege, die als<br />
Bergmannskuh bezeichnet wird.<br />
37
Die als stÄdtische WohnhÄuser angefÅhrten Bauten sind jÅngeren<br />
Ursprungs. Sie sind zweistÖckig und sind der Anlage der InnenrÄume nach<br />
reine Wohnbauten, wo meist zwei Familien UntergeschoÑ und<br />
ObergeschoÑ teilen. – Alle hier vorhandenen HÄusertypen sind Steinbauten,<br />
ihre DÄcher sind vorwiegend mit gebrannten Ziegeln gedeckt und nur<br />
vereinzelt mit Schiefer. Als Baustein wurde in erster Linie der in den<br />
BrÅchen der Ortsgemarkung vorhandene rote Sandstein verwandt. Auch<br />
Ziegelsteine aus der nahegelegenen Ziegelei des Ortes Bubach, der auch<br />
meist die Ziegeln der Dachbedeckungen entstammen, waren ein<br />
bevorzugtes Baumaterial. – Wollte man noch den ÄuÑeren Verputz der<br />
einzelnen Bauten zahlenmÄÑig anfÅhren, es wÅrde sich ein buntes Bild<br />
ergeben. Viele zeigen den rohen Baustein, andere tragen rauhen, dunklen<br />
Zementverputz, manche haben ein angenehm glattes Antlitz mit hellen<br />
Farben, und nur wenige sind weiÑ getÅncht, und ihre Sockel geschwÄrzt.<br />
Das Ortsbild ist weiterhin gekennzeichnet durch die Traufenstellung der<br />
HÄuser zur StraÑe. Der Hofraum liegt vor dem Hause. Die HÄuserreihen<br />
sind aufgelockert und nur in seltenen Ausnahmen ohne BaulÅcken. Die<br />
StraÑenrinnen grenzen die HofrÄume ab. Hinter den HÄusern oder auch<br />
dazwischen liegen GemÅse-, Gras- und ObstgÄrten, die das Ortsbild<br />
verschÖnern und Åberdies den Bewohnern ob ihrer zu den Wohnungen<br />
gÅnstigen Lage mache Erleichterungen in ihrem Tagewerk verschaffen.<br />
In sehr enger AbhÄngigkeit von der Hausform ist auch die<br />
Siedlungsform. Die hier vorhandene offene Bauweise zieht eine<br />
Breitenausdehnung des Ortsplanes nach sich. Aschbach ist ein<br />
MehrstraÑendorf. Dabei muÑ man die beiden Ortsteile rechts und links der<br />
Thel getrennt betrachten. Das auf der linken Thelseite gelegene<br />
Henselhofen zeigt die gleiche Art des Ortsplanes wie der Ortsteil rechts des<br />
Baches: eine HauptstraÑe, zu der mehrere NebenstraÑen hinfÅhren. Eine<br />
groÑe Bedeutung fÅr die VerÄnderung des Ortsbildes in neuester Zeit hat<br />
die HauptdurchgangsstraÑe Lebach – Tholey gehabt. Sie ist eine StraÑe I.<br />
Ordnung, zum Teil asphaltiert, zum Teil mit kleinen Quadersteinen<br />
gepflastert. So hat das Dorf entlang dieser verkehrswichtigen StraÑe sich in<br />
den letzten Jahrzehnten besonders weit ausgedehnt, so daÑ der rechte<br />
Ortsteil heute mehr das Gesicht eines EinstraÑendorfes trÄgt.<br />
Die Ausdehnung entlang dieser StraÑe betrÄgt Åber 1 km. Von 176<br />
HÄusern des Ortes stehen allein 78 an dieser HauptverkehrsstraÑe. Der<br />
rechte Ortsteil hat dazu 4 NebenstraÑen und vereinigt zusammen 120<br />
38
HÄuser, wÄhrend das am linken Thelufer gelegene Henselhofen nur 56<br />
Bauten zÄhlt.<br />
Das Leben der Bewohner und ihr Tagewerk spielen sich zum grÖÑten<br />
Teil in Anbetracht der Hoflage angesichts der StraÑe ab. Die DÅngerstÄtten<br />
liegen oft dicht an den Wegen. Auf den HÖfen stehen die Wagen und die<br />
AckergerÄte. Die Nebenwege sind mit grobem Kies gedeckt und daher<br />
holprig und bei Regenwetter recht schmutzig. Der ehrliche Beobachter aber<br />
kann sich eines erfreulichen Eindruckes nicht erwehren, den er vom<br />
gesamten Ortsbild Aschbach erhÄlt, nÄmlich daÑ die gepflegten<br />
WohnstÄtten und GÄrten von der Liebe zum Heim und dem Ordnungssinn<br />
seiner Bewohner ein schÖnes Zeugnis geben.<br />
In den soeben geschilderten 176 HÄusern wohnen zur Zeit 300<br />
Haushalte. Bei BerÅcksichtigung der Zahl der Hausbesitzer ergibt sich eine<br />
ziemlich hohe Anzahl von mietewohnenden Familien. 41 % der<br />
BevÖlkerung hat kein eigenes Haus. Dieser Zustand eines Landdorfes wirkt<br />
etwas befremdend. Jedenfalls sieht man daraus eine gewisse VerstÄdterung<br />
einer lÄndlichen Siedlung infolge ihrer Einbeziehung in ein Industriegebiet.<br />
NaturgemÄÑ nimmt dort infolge der gÅnstigen materiellen Lage die<br />
BevÖlkerungszahl schneller zu als anderswo. Es ist in Aschbach keine<br />
bedeutende Zuwanderung von auÑerhalb erfolgt, was die hohe Zahl der<br />
Mietewohnenden eher verstÄndlich machte. Nur 4 Familien sind im Zuge<br />
der Evakuierung in den letzten Jahren hier ansÄssig geworden. Um die hohe<br />
Zahl der mietewohnenden Familien weiter zu ergrÅnden, muÑ man den<br />
Krieg und seine Folgen berÅcksichtigen. – Vielen jungen Leuten war es gar<br />
nicht mÖglich, sich ein eigenes Haus zu bauen. Da ich im ersten und<br />
zweiten Schuljahr gerade die Kinder der jÅngsten Generation betreue und<br />
festgestellt habe, daÑ von ihnen allein 45 % in Miete wohnen, so wird<br />
damit fÅr mich die oben angegebene Ursache des Krieges und seiner<br />
Folgen noch offensichtlicher. Einen weiteren RÅckschluÑ lÄÑt diese<br />
Feststellung zu, die ein erfreuliches Licht auf die soziale Einstellung der<br />
Einwohnerschaft wirft. Wenn man bedenkt, daÑ die meisten WohnhÄuser<br />
gar nicht fÅr Mietswohnungen eingerichtet sind, und daher die Mieter oft<br />
RÄume der Besitzerfamilien mitbenutzen mÅssen, so muÑ man allen<br />
Hausbewohnern ein groÑes MaÑ von gegenseitiger RÅcksichtnahme und<br />
menschlichen Wohlwollens zutrauen.<br />
39
Eine kurze Statistik mÖge nun noch das Bild der beruflichen<br />
Zusammensetzung der Einwohnerschaft abrunden. In Aschbach sind zur<br />
Zeit 130 aktive Bergleute und HÅttenarbeiter, 49 pensionierte Bergleute, 7<br />
Bauern, 6 Eisenbahnangestellte, 24 Handwerker und 13 Arbeiter. Von den<br />
24 Handwerkern Åben 2 Schreiner, 1 Stellmacher, 2 Schmiede, 1 BÄcker, 1<br />
MÅller, 2 Schuhmacher und 2 Schneider ihren Beruf selbstÄndig aus. Die<br />
Åbrigen sind auÑerhalb beschÄftigt. AuÑerdem sind im Orte an<br />
gewerblichen Unternehmen 3 GaststÄtten und 6 GemischtwarengeschÄfte. –<br />
Damit wÄre das ÄuÑere Bild meines Wirkungsbereiches ausreichend<br />
beschrieben und in seinen wesentlichen GrundzÅgen erlÄutert. Es ist bisher<br />
vorwiegend die materielle Struktur berÅcksichtigt worden. Von ihr aber<br />
geht eine vielgestaltende Kraft aus, die auf das Leben des einzelnen und der<br />
Gemeinschaft bestimmend einwirkt. Jene bunte Mischung sozialer<br />
Schichtung hat ein ebenso vielfÄltiges geistiges GeprÄge zur Folge, das in<br />
seiner Gesamtschau nicht unbeachtet bleiben darf.<br />
Bevor ich jedoch darauf eingehe, scheint mir noch ein Blick in die<br />
Geschichte von Aschbach notwendig. Der heutige Zustand des Dorfbildes<br />
und seiner Bewohner ist Ergebnis geschichtlichen Werdens, ist Ausdruck<br />
jener geistigen Kraft des Menschen, die alle materiellen Dinge sich<br />
dienstbar zu machen sucht zur Sicherung und Verbesserung der jeweils<br />
gegebenen Lebensbedingungen. – Eine Dorfchronik ist nicht vorhanden.<br />
Die mÅndliche àberlieferung Åber geschichtliches Werden ist sehr dÅrftig<br />
und scheint hÄufig auf Vermutungen zu beruhen. In der Suche nach<br />
geschichtlicher ErwÄhnung des Ortes stoÑe ich nur selten auf beweisende<br />
Spuren. Ich muÑ deshalb meine Blicke auÑerhalb der Ortschaft richten, um<br />
geschichtliche FÄden aufzudecken.<br />
Aschbach liegt im Tal der Thel. ErfahrungsgemÄÑ laufen oft in einem<br />
Tal, und wenn es auch noch so klein und unscheinbar ist, jene<br />
geschichtlichen Verbindungslinien, denen man nachgehen muÑ, um zu<br />
einer geschichtlichen Quelle zu gelangen. Geschichtliche Schicksale<br />
verbinden sich oft eng mit geographischen Bedingtheiten. Ein verriegelndes<br />
Gebirge ist geschichtlichen KrÄften hindernd und sperrend, ein Tal dagegen<br />
Öffnet sich ihnen glÅckverheiÑend. Es lockt die Menschen in seine<br />
Niederungen. Der Bach ist das ÄuÑere verbindende Band der Siedlungen<br />
dort. Wie nun die kleine Thel all die Orte ihres Tales natÅrlich mit ihrem<br />
Quellort, jenem hervorragenden Berggipfel nordostwÄrts, verbindet, ebenso<br />
eng sind deren geschichtlichen Schicksale mit seiner Geschichte verknÅpft.<br />
Dieser Berg schaut mÄchtig Åber seinesgleichen hernieder. Von seinem<br />
40
Gipfel ging geschichtliche Kraft aus. Wer seine Geschichte besinnlich liest,<br />
stÖÑt allenthalben auf ihre weithin verwehte Spuren. – Der Schaumberg<br />
sieht herrschend und schirmend herab ins Theltal. Verschiedenste VÖlker<br />
und Zeitenschicksale sind Åber ihn hinweggegangen und damit auch durch<br />
das stille Tal der Thel.<br />
Kelten, RÖmer, Alemannen, Franken und Hunnen zogen jene alte<br />
SalzstraÑe, die von Metz kommend durch das Theltal verlief und weiter bis<br />
Mainz fÅhrte. Sie wurde eine HauptdurchgangsstraÑe fÅr rÖmische<br />
Legionen, die auf dem Schaumberg aus der uralten Fliehburg ein Castell<br />
errichteten. Christliche Missionare zogen auf ihr dahin und trugen die frohe<br />
Botschaft zu den Bewohnern des Landes. Eremiten grÅndeten am FuÑe des<br />
Schaumberges ein Kloster, das ein Mittelpunkt christlichen Lebens fÅr die<br />
hiesige Gegend wurde. Die aus dem Kloster entstandene Abtei Tholey hatte<br />
ihre hohe Bedeutung in Bezug auf ihre kulturelle Beeinflussung. Die<br />
umliegenden DÖrfer wurden von ihr seelsorgerisch betreut, muÑten aber<br />
auch ihre besonderen Abgaben an die Abtei entrichten. Die spÄtere Vogtei<br />
Tholey war rechtszustÄndig fÅr einen Umkreis von 14 DÖrfern. VÖgte,<br />
Ritter und Burggrafen der „Schauenburg“ waren Schirmherren Åber die<br />
GÅter und die Untertanen der Abtei. Die BischÖfe von Metz und spÄter die<br />
HerzÖge von Lothringen belehnten die VÖgte mit der Herrschaft Åber das<br />
genannte Gebiet von Tholey. Letztere teilten im Verein mit der Abtei die<br />
EinkÅnfte und den Grundzins, den die Untertanen ihnen entrichten muÑten.<br />
Die westliche Grenze der „Schauenburger Vogtei“ verlief entlang der<br />
westlichen Gemarkungsgrenze des Ortes Aschbach. Weiter westlich davon<br />
Åbten die KurfÅrsten von Trier und das Hochgericht Lebach ihre Rechte<br />
aus. (Siehe: Das Oberamt Schaumburg nach dem Bericht des<br />
Oberamtmanns Moser vom Jahre 1791, Seite 1 usw.)<br />
Viele StÅrme sind im Verlauf der Jahrhunderte christlicher Zeitrechnung<br />
Åber den Schaumberg und seine Umgebung dahingebraust, KÄmpfe,<br />
Schlachten und zerstÖrender Kriegswille. Was die berÅhmte Abtei Tholey<br />
in ihren schriftlichen Dokumenten einmal der Nachwelt Åber ihr eigenes<br />
Wirken und Werden weitergeben wollte, das wurde durch die kriegerischen<br />
Ereignisse vereitelt. Fast alle wertvollen Dokumente jener Zeit, aus denen<br />
wir so manch zuverlÄssige Nachricht Åber die Geschichte des Tholeyer<br />
Gebietes und der dazugehÖrenden DÖrfer hÄtten entnehmen kÖnnen,<br />
wurden vernichtet. Damit ist das Forschen nach dem geschichtlichen<br />
Werdegang meines Wirkungsbereiches sehr erschwert. Nur aus<br />
41
vereinzelten Bemerkungen anderer erreichbarer Urkunden kann ich auf die<br />
Annalen von Aschbach schlieÑen.<br />
Der Name Aschbach findet seine erste ErwÄhnung im Jahre 1389.<br />
Damals wurde es noch Asspach genannt. (Zu lesen in: von Hontheim:<br />
Historia Treverensis diplomatica et pragmatica: Augsburg und WÅrzburg<br />
1750) – Der Name Asspach ist der SchlÅssel zur Namensdeutung der<br />
heutigen Bezeichnung „Aschbach“. Max MÅller deutet ihn in seinem Buch<br />
„Ortsnamen des Reg. Bez. Trier“: Aschbach setzt sich zusammen aus Asch<br />
und bach. Bach hieÑ im Althochdeutschen bac, bah, pah, – im<br />
Mittelhochdeutschen bach, pach. Daraus wurde im Neuhochdeutschen das<br />
Wort Bach. Es ist urverwandt mit dem griechischen „pÅgÄ“ = Quelle. In<br />
Mittel- und Niederdeutschland ist das Wort weiblichen, in Oberdeutschland<br />
mÄnnlichen Geschlechtes. Es ist namentlich bei Franken und Sachsen in der<br />
Ortsnamengebung verbreitet. – Das Wort asch kommt von dem<br />
althochdeutschen asc, dem mittelhochdeutschen asch = Esche. Damit<br />
wÅrde Aschbach gleichbedeutend sein mit Eschenbach.<br />
Diese Namensdeutung erscheint sehr glaubwÅrdig. Ein kleiner Bach<br />
flieÑt durch das Dorf der Thel zu. Er heiÑt Aschbach. Wie ich aus Berichten<br />
alter Leute entnehmen konnte, standen noch in den fÅnfziger bis siebziger<br />
Jahren des vorigen Jahrhunderts hohe, alte EschenbÄume an den Ufern des<br />
genannten Rinnsals. Demnach trÄgt das Dorf den Namen dieses kleinen<br />
GewÄssers, das die ersten Siedler in sein TÄlchen lockte. Man darf wohl<br />
annehmen, daÑ der Ursprung des Dorfes auf eine frÄnkische GrÅndung um<br />
das Jahr 1000 zurÅckgeht. Seit dieser Zeit also stand es unter der Hoheit der<br />
Vogtei Tholey und erlebte deren wechselvolles Schicksal mit. Der<br />
Bodenbesitz war vorwiegend in den HÄnden der kleinen Oberschicht des<br />
Adels, die als NutznieÑer auf Burgsitzen lebte. Noch im Jahre 1593 wurde<br />
auf dem Schaumberg eine neue Befestigungsanlage aufgefÅhrt, wozu die<br />
umliegenden Ortschaften ihre Fronden erfÅllen muÑten. Im dreiÑigjÄhrigen<br />
Kriege wurde auch im Tholeyer Land die Werbetrommel gerÅhrt zur<br />
Aushebung in lothringische Regimenter. Kaiserliche Truppen und<br />
SÖldnerscharen durchzogen die DÖrfer des nun umbenannten „Oberamtes<br />
Tholey“. 1631 hielten die Schweden Einzug in das Oberamt und plÅnderten<br />
es aus. Die Pest kam hinzu, und ringsherum begann ein groÑes Sterben.<br />
DaÑ auch Aschbach, das an jener bedeutenden DurchzugsstraÑe lag, in<br />
jenen Wirren nicht verschont blieb, versteht sich von selbst. – Aber es ging<br />
nicht unter, wie die Geschichte bewies. Das Leben ging weiter, und aus<br />
TrÅmmern und Asche erwuchs neuer Wille und hoffendes Streben der noch<br />
42
àberlebenden. In einem geschichtlichen Dokument des Jahres 1791 wird<br />
Aschbach wieder erwÄhnt. („Das Oberamt Schaumburg nach dem Bericht<br />
des Oberamtmanns Moser vom Jahre 1791“ – Ottweiler 1930 – Seite 5)<br />
Aschbach gehÖrte damals zum Kirchspiel Exweiler (heute<br />
Thalexweiler) und war in Bann- und CommunitÄtsgemeinschaft mit<br />
Exweiler und Steinbach. Es galt als eine Meierei, und es hatte damals eine<br />
MahlmÅhle, 30 Haushaltungen, 144 Einwohner, 26 Pferde, 135 KÅhe und<br />
Rinder, 197 Schafe, 142 Schweine und 4 Ziegen. Auf der Seite 30 der<br />
vorgenannten Urkunde findet sich folgende sehr inhaltsreiche<br />
Zusammenstellung:<br />
„Aschbach liegt wie Sozweiler und Exweiler im Theltal und an der<br />
nÄmlichen LandstraÑe, von Tholey zwei Stunden weit entfernt. Des<br />
Bannes geometrischer Gehalt ist an<br />
Hofgering 22 Morgen - Viertel 31 Ruthen 35 Schuh<br />
GÄrten 29 Morgen 3 Viertel 30 Ruthen 2 Schuh<br />
Wiesen 136 Morgen - Viertel 21 Ruthen 88 Schuh<br />
Ackerland 965 Morgen 2 Viertel 5 Ruthen 49 Schuh<br />
Hochwaldung 236 Morgen 3 Viertel 26 Ruthen - Schuh<br />
Rothecken 6 Morgen 3 Viertel 25 Ruthen - Schuh<br />
Triften 42 Morgen 2 Viertel 16 Ruthen 79 Schuh<br />
1440 Morgen 1 Viertel 28 Ruthen 53 Schuh<br />
Die Abtei Tholey besitzet darauf eine eigentÅmliche MahlmÅhle, zu<br />
welcher an GelÄnd Åberhaupt gehÖren 3 M 2 V 5 R 16 Sch, dann<br />
vonwegen des Hofs Exweiler eine Wiese zu 5 M 2 V 24 R 60 Sch –<br />
zus. 9 M 29 R 76 Sch.<br />
Die sogenannte Hochwaldung ist der Gemeinde zustÄndig, welche<br />
zugleich in Corporo von der Abtei Tholey auf ihrem Bann 53 M 61<br />
Sch und auf Exweiler Gemarkung 5 M 1 V 25 R 60 Sch – zus. 58 M<br />
1 V 26 R 21 Sch unter dem Namen des Hofs Hermel als Erbzinsgut<br />
besitzt und unter sich verteilet hat. Von einem anderen Gut, der<br />
Jungfernhof genannt, wovon die alte HofstÄtte in dem am linken Ufer<br />
des Thelbaches gelegenen Teil des Dorfes, HÄnselhofen genannt, zu<br />
finden ist, liegen in Aschbach 22 M 3 V 13 R 12 Sch und zu<br />
Exweiler 14 M 27 R 15 Sch, welches vormals abteiliches Eigentum<br />
war und fÅr jetzt einigen Bauernfamilien in Aschbach und Exweiler<br />
43
als Erbzinsland gehÖret. Die Dillingschen modo SÖternschen<br />
Lehensrenten sind bei Exweiler berÅhret. Die weiteres auf dem Bann<br />
hergebrachte Grundrente beziehet oft benannte Abtei.<br />
Die Aschbacher Gemarkung wird fÅr fruchtbarer als die von<br />
Exweiler gehalten und vorzÅglich gutes Korn darauf gezogen. Der<br />
Zehenden zum abteilichen Anteil betrug im Jahre 1790 15 Malter 2<br />
Fas Korn, 14 Malter 4 Fas Haber, 3 Malter 4 Fas Gerst und 3 Fas<br />
Waitzen.“<br />
Danach hatte der Aschbacher Bann die ungefÄhre GrÖÑe wie heute. Wie<br />
weiter ersichtlich, war der Ort ein Bauerndorf, das mit seinen Abgaben der<br />
Abteil Tholey und der Dillingschen Herrschaftsfamilie verpflichtet. Zum<br />
ersten Mal wird auch der Ortsteil „HÄnselhofen“ auf der linken Thelseite<br />
geschichtlich erwÄhnt. Die Bedeutung des Namens konnte ich bisher noch<br />
nicht ergrÅnden. Heute wird dort noch eine alte Scheune als<br />
„Zehntscheuer“ bezeichnet. Nach Aussagen alter Bewohner wurden in ihr<br />
die zu leistenden Naturalabgaben gesammelt und aufbewahrt. AuÑer diesen<br />
Fronden muÑten Subventionsgelder, Schirmgelder, UnterhaltungsbeitrÄge<br />
fÅr StraÑen und BrÅcken von den einzelnen DÖrfern entrichtet werden. Das<br />
Kirchspiel Thalexweiler, wozu auch Aschbach gehÖrte, muÑte 1786 allein<br />
1003 Livres (Pfund) bezahlen (Urkunde Seite 51). Salz und Tabak waren<br />
Monopole des Landes Lothringen und muÑten entsprechend teuer bezahlt<br />
werden. Aus der benannten Urkunde geht klar hervor, daÑ die Vorfahren<br />
der heutigen Einwohnerschaft Aschbachs sehr zu leiden hatten unter den<br />
Lasten „des Grundzinses“ und der „Schaftfronden“. Wenn man errechnet,<br />
daÑ zu damaliger Zeit auf jeden Haushalt der Gemeinde 32 Morgen<br />
Ackerland kamen, so muÑ man Aschbach als ein reines Bauerndorf<br />
ansprechen. Um das Jahr 1750 gab es auf dem Henselhofer Bann bereits<br />
eine Bauerngrube wo die Aschbacher Bauern nebengewerblich beschÄftigt<br />
waren, um sich einige Livres zu verdienen.<br />
Der Charakter des reinen Bauerndorfes sollte aber in der Folgezeit mehr<br />
und mehr verschwinden. Die Entwicklungsstufen bis zu dem heutigen<br />
Zustand mÖgen durch eine kurze Statistik dargelegt werden. Die<br />
Einwohnerzahlen einzelner Jahre, wie sie in Urkunden vorgefunden<br />
wurden, werden die bevÖlkerungsmÄÑige Zunahme des vergangenen<br />
Jahrhunderts zeigen.<br />
44
Jahreszahl<br />
Einwohnerzahl<br />
1791 144<br />
1840 376<br />
1861 417<br />
1890 467<br />
1900 629<br />
1935 1136<br />
1948 1238<br />
Die BevÖlkerung hat sich in einem Jahrhundert (1840 – 1940) Åber das<br />
3fache vermehrt. Die GrÅnde dafÅr mÅssen wir in den wirtschaftlichen<br />
ZusammenhÄngen des 19. und 20. Jahrhunderts suchen. Die soziale<br />
Zusammensetzung der BevÖlkerung hat sich im letzten Jahrhundert<br />
geradezu umgekehrt. Die aufblÅhende Industrie des Saarlandes zog immer<br />
mehr Einwohner in ihren Bereich und bot ihnen eine sichere Existenz. In<br />
den Jahren von 1850 – 1900 wurden die Eisenbahnen des Saarlandes<br />
gebaut und damit die rein lÄndlichen Bezirke immer mehr in den Bereich<br />
des stetig wachsenden Industriereviers miteinbezogen. Die BevÖlkerung<br />
Aschbachs hat sich seit 1791 fast verzehnfacht. Aber der Grund und Boden<br />
der Ortsgemarkung hat sich seitdem nicht vergrÖÑert. DaÑ sich hier eine<br />
soziale Umschichtung ergeben muÑte, lag in natÅrlichen Gegebenheiten,<br />
wie sie die wirtschaftliche Entwicklung der weiteren Heimat mit sich<br />
brachte. 1925 waren in Aschbach, wie die Statistik in einem Atlas zeigt,<br />
188 Bergleute. Heute sind es deren etwas weniger geworden, nur 130.<br />
Augenblicklich sind im Ort auÑerdem 49 pensionierte Bergleute.<br />
Der pensionierte Bergmann, der in frÅheren Jahren ein verhÄltnismÄÑig<br />
gesichertes Auskommen hatte mit seiner Pension, hat heute schwer zu<br />
leiden unter der wirtschaftlichen Neuordnung, da der Notgroschen<br />
unzureichend ist, um nur die allernotwendigsten LebensnÖte zu decken.<br />
Wenn auch dieser Zustand nur ein zeitbedingter ist, er sei hier der<br />
VollstÄndigkeit halber genannt.<br />
Damit gelte die geschichtliche Betrachtung als abgeschlossen. Sie ist<br />
nur ein AbriÑ aus dem groÑen Geschehen der Vergangenheit Aschbachs,<br />
wie sie mir als ausreichend erscheint fÅr das bessere Verstehen des<br />
Aschbachs von heute.<br />
Im Vorangegangenen habe ich das geistige Bild, wie es sich aus den<br />
Örtlichen und beruflichen Gegebenheiten jeweils ergab, Öfters gestreift. Es<br />
45
genau und vollstÄndig zu zeichnen, ist mir infolge der kurzen Zeit, die ich<br />
erst im Orte bin, nicht mÖglich. Viele Einzelbeobachtungen und<br />
Nachforschungen sind notwendig, um alle Faktoren anfÅhren zu kÖnnen,<br />
die das geistige Milieu hell und durchsichtig beleuchten. AuÑerdem ist<br />
unser menschlicher Verstand unzulÄnglich, um alle geistigen áuÑerungen<br />
einer Gemeinschaft zu deuten oder daraus absolut richtige RÅckschlÅsse zu<br />
ziehen.<br />
Deshalb sehe ich dieses Kapitel als ein gewagtes Unterfangen an. – Es<br />
ist ein rein persÖnliches Urteil, das hier seinen Ausdruck finden soll. Ein<br />
lateinisches Sprichwort sagt: „Mens sana in sano corpore.“ – Ist der KÖrper<br />
gesund, ist auch der Geist gesund. – Man kann diese Worte anwenden<br />
sowohl auf den Einzelmenschen als auch auf eine menschliche<br />
Gemeinschaft. Das Sprichwort geht in seinem Sinngehalt von rein<br />
natÅrlichen ErwÄgungen aus. Der Mensch ist ein kÖrperlich geistiges<br />
Wesen. Die Seele als geistiges PhÄnomen bedient sich in ihrer Entfaltung<br />
und in ihren áuÑerungen des KÖrpers als Instrument und steht mit diesem<br />
in wechselvollen Beziehungen und in einem gewissen AbhÄngigkeitsgrade.<br />
Der geistigen TÄtigkeit gehen oft rein sinnlich kÖrperliche Handlungen<br />
voraus oder dieselben bedingen Åberhaupt die erstere. Die Erfahrung zeigt,<br />
dass im Zustande kÖrperlicher MÅdigkeit oder Krankseins die Seele als<br />
geistige Substanz gelÄhmt ist in ihrem Tun. Ein kÖrperlich gesunder<br />
Mensch ist natÅrlicherweise allen Dingen des Lebens aufgeschlossen. Die<br />
gesellschaftliche gesunde Ausgeglichenheit einer Gemeinschaft zeigt<br />
ebenso gesunde áuÑerungen.<br />
Hat ein Mensch die erst sein leibliches Wohl bedingenden materiellen<br />
Grundlagen nicht, wie zum Beispiel Wohnung, Kleidung und Nahrung, so<br />
hat das auch seine negativen Folgen fÅr seine rein geistige Einstellung zu<br />
den Dingen des Lebens Åberhaupt. Von einem solchen Menschen kann man<br />
nicht erwarten, daÑ er jene gepriesene soziale Einstellung anderen<br />
gegenÅber beweist. Er kann diese Åberhaupt nicht besitzen. Ein Minimum<br />
an existenzieller Grundlage ist dazu die Vorbedingung. Ein normal<br />
veranlagter Mensch, der dieses Existenzminimum besitzt, wird danach<br />
streben, es mit rechtlicher Arbeit zu vergrÖÑern und zu einem gewissen<br />
Grad von Wohlstand zu gelangen. Erreicht er diesen, fÅhlt er sich glÅcklich<br />
und ist seines GlÅckes wohl zufrieden. Erreicht aber ein Mensch dieses<br />
Minimum trotz allem ehrlichen Streben nicht, vielleicht, weil ihm andere<br />
dazu bewuÑt den Weg verlegen, dann wird er sich geschÄdigt fÅhlen und<br />
gar mit groÑer Unzufriedenzeit auf jene gesellschaftlichen MiÑstÄnde zu<br />
46
schimpfen verstehen. Er wird zu einem unvertrÄglichen miÑtrauischen<br />
Glied der Gemeinschaft, das Zwietracht und Unzufriedenheit ins eigene<br />
Haus und in die grÖÑere Gemeinschaft sÄt. DaÑ es sich unter solchen<br />
Menschen schwer leben lÄÑt, ist verstÄndlich.<br />
Wenden wir uns wieder dem ersten zu, der mit einem gewissen GlÅck<br />
sein Schicksal meistert und betrachten seine Lebenseinstellung. Er ist<br />
vertrÄglich und, abgesehen von persÖnlicher Fehlerhaftigkeit, mitteilsam<br />
und anderen gegenÅber wohlwollend. Bei einer gewissen charakterlichen<br />
Ausgeglichenheit ist er zufrieden und pflanzt Zufriedenheit sowohl in die<br />
eigene Familie als auch in das Zusammenleben mit andern. Die Kinder<br />
werden angehalten zum TÄtigsein und ehrlichen Streben. Sparsamkeit und<br />
HÄuslichkeit sind zu bewundernde Eigenschaften. – Ich zeichne hier<br />
bewusst ein Idealbild, wie es die Wirklichkeit wohl kaum sieht. Aber<br />
streichen wir ruhig einige Farben ab, die als menschliche SchwÄchen<br />
anzusehen sind, es bleibt immer noch ein angenehmer Eindruck zurÅck von<br />
einer menschlichen Gemeinschaft die sich aus strebsamen und<br />
friedliebenden Gliedern aufbaut.<br />
So sehe ich meinen Wirkungskreis von geistiger Warte aus. Das<br />
Existenzminimum ist bei dem grÖÑten Teil der BevÖlkerung vorhanden<br />
und, wie die vorausgegangene Darlegung beweiÑt, sogar in meisten FÄllen<br />
ein durchschnittlich hoher Grad ÄuÑeren Wohlstandes und materieller<br />
Sicherheit. Die daraus sich ergebenden Auswirkungen auf<br />
Lebenseinstellung und Lebensformen und auf das Zusammenleben mit<br />
andern sind in ihrer Mehrzahl gÅnstig. DaÑ auch hier die religiÖse<br />
Einstellung veredelnd mitwirkt, muÑ ich erwÄhnen. – Die christliche<br />
Religion als Botschaft des Friedens und der Liebe legt wohl erzieherisch<br />
die wertvollsten Fundamente fÅr die Lebenshaltung des einzelnen.<br />
Das Leben eines Bergmannsbauern ist Arbeit, FleiÑ und MÅhe. In der<br />
Tiefe der Erde grÄbt er den schwarzen Diamanten, um danach noch auf<br />
eigenem Feld und Acker zu pflÅgen, zu sÄen und zu ernten. Seine<br />
Zufriedenheit findet er in seinem gemÅtlichen Heim und im Kreise seiner<br />
Familie. Ein wirklicher Ehrgeiz herrscht unter den einzelnen Familien. Eine<br />
mÖchte es der andern gleichtun in ihrem Tagewerk. GroÑer Wert wird auf<br />
ÄuÑere Sauberkeit in Wohnung und Kleidung gelegt. Jede Familie ist<br />
bestrebt, eine Art PrunkstÅbchen zu haben, wo die Feste der Familie<br />
gefeiert werden. – Die allgemeinen VolksbrÄuche der saarlÄndischen<br />
Heimat wie Kirmes, Maibaum, HochzeitszÅge, Erntedankfeier usw. sind<br />
47
auch hier Åblich. Im SpÄtherbst wird der „Laxsem“ gekocht, und dabei<br />
leisten sich viele Familien bereitwillig Hilfe. Auch nach der Getreideernte<br />
kann man diese geschÄtzte Hilfsbereitschaft bei der Dreschmaschine sehen<br />
und bewundern, wo alt und jung fleiÑig zupacken. – Die Ehrfurcht der<br />
jungen Generation ist eine ebenso bezeichnende Eigenschaft, worauf hier<br />
grÖÑter Wert gelegt wird. – Allerdings muÑ ich bei dieser Gelegenheit eine<br />
Feststellung aussprechen, die mir anfangs eine gegenteilige Meinung<br />
darÅber einbrachte. Eine Eigenart der Bewohner ist es, daÑ Kinder und<br />
Jugendliche Erwachsene und alte Leute bei ihrem Vornamen nennen und<br />
anrufen.<br />
Der gegenseitige GruÑ auf der StraÑe ist ein wohlbeachteter Brauch.<br />
Beim BegrÄbnis eines Ortsbewohners zeigt das ganze Dorf regste<br />
Teilnahme. – In den allermeisten Familien wird auf die Erziehung der<br />
Kinder grÖÑter Wert gelegt und auch der Schule reges Interesse<br />
entgegengebracht. Die Einigkeit mit der Nachbarschaft weckt einen<br />
gesunden Sinn und Aufgeschlossenheit fÅr das Leben der andern und<br />
fÖrdert ein friedliches Zusammenleben.<br />
Der Fremde hat es zunÄchst nicht leicht, sich hier einzuleben. Er wird<br />
kritisch beobachtet und muÑ sich erst bewÄhren und sich das Vertrauen der<br />
Einheimischen erwerben.<br />
So wird durch die gesunden ÄuÑeren Lebendgrundlagen eine ebenso<br />
gesunde geistige AtmosphÄre erzeugt, die die dÖrfische Gemeinschaft von<br />
Aschbach umweht. – BewuÑt Åbersehe ich die kleinen Flecken auf dem<br />
groÑen GemÄlde, wie sie in menschlicher UnzulÄnglichkeit und Unwissenheit<br />
begrÅndet liegen. Gesunder Lebenswille und eine religiÖs grundgelegte<br />
Einstellung zu den Dingen des Lebens sind die kennzeichnenden Merkmale<br />
der Gesamtheit der Bewohner des Dorfes Aschbach.<br />
N.B. Zu den gemachten AusfÅhrungen dienten mir als Quellenmaterial:<br />
Das Oberamt Schaumburg nach dem Bericht des Oberamtmanns Moser von<br />
Jahre 1791. – Ottweiler 1930.<br />
Hermann Josef Becker: Der Schaumberg – SaarbrÅcken 1929<br />
Unsere Saarheimat im Wandel der Zeiten von C. Zimmer, SaarbrÅcken 1923<br />
Urkunden des BÅrgermeisteramtes Eppelborn<br />
48
Den Toten zur Ehre –<br />
Den Lebenden zur Mahnung<br />
Die Opfer zweier Weltkriege<br />
1914 – 1918<br />
Bauer Felix 16.06.1915 Paulus Johann 31.08.1914<br />
Becker Jakob 09.10.1914 Rau Peter 17.11.1917<br />
Breyer Friedrich 02.12.1914 Rullof Jakob 20.08.1914<br />
Britz Johann 02.11.1914 Salm Josef 13.11.1916<br />
Gross Alois 15.02.1915 Schmitt Johann 17.06.1915<br />
Gross Josef 19.02.1915 Schmitt Nikolaus 21.10.1915<br />
Kaspar Nikolaus 26.09.1918 Schu Nikolaus 15.11.1916<br />
Kreutzer Mathias 21.03.1918 StrÜsser Jakob 27.02.1915<br />
KÉhn Josef 07.08.1918 Theis Heinrich 14.04.1915<br />
Leibfried Johann 06.11.1916 Thewes Johann 15.04.1918<br />
Naumann Anton 30.08.1914 Wilhelm Jakob 05.05.1915<br />
Nicolay Jakob 25.03.1915 Zenner Nikolaus 19.07.1918<br />
An den Folgen des Krieges Gestorbene<br />
Bohlen Johann 08.05.1921<br />
Eckert Wilhelm 15.05.1931<br />
Linnebach Nikolaus 26.01.1928<br />
Spengler Josef 21.08.1924<br />
49
50<br />
Kriegerdenkmal nach dem 1. Weltkrieg
1939 – 1945<br />
Alt Josef 29.12.1942 Bauer Adolf 19.10.1944<br />
Bauer Anton 25.11.1944 Bauer Josef 06.09.1941<br />
Bergauer Georg 29.09.1944 Berwanger Ferdinand 19.11.1944<br />
Bohlen Benedikt 28.10.1944 Bohlen Ewald 16.02.1944<br />
Bohlen Gregor 13.07.1944 Braun Anton 22.01.1944<br />
Caryot Heinrich 14.09.1942 Caryot Heinrich 14.09.1943<br />
Conrad Wilhelm 03.10.1941 DillhÇfer Josef 22.10.1944<br />
Eckert Ewald 10.05.1944 Eckert Franz 02.09.1943<br />
Eckert Josef 29.08.1941 Eckert Nikolaus 10.12.1943<br />
Endres Anton 21.02.1945 Fries Alois 13.09.1942<br />
Fuchs Josef 06.05.1944 GroÄ Josef 31.01.1945<br />
Hahn Nikolaus 03.06.1940 Hell Peter 24.12.1944<br />
Hoffman Paul 20.07.1942 Klein Franz-Josef 17.04.1945<br />
Klein Heinrich 06.10.1941 Klein Wendel 19.11.1943<br />
Kirsch Josef 08.01.1943 KÇnig Oskar 02.02.1942<br />
KÉhn Ludwig 30.12.1944 KÉhn Rudi 06.12.1944<br />
Lehberger Theodor 23.02.1945 Leidinger Alois 15.02.1945<br />
Orth Philipp 23.02.1944 Paulus Bernhard 15.03.1945<br />
Salm Robert 19.12.1943 SchÜfer Josef 03.09.1943<br />
Schenk Adalbert 17.03.1945 Schirra Alois 17.12.1942<br />
Schirra Johanna 30.12.1944 Schirra Josef 18.11.1943<br />
Schirra Robert 24.11.1942 Schmitt Josef 06.09.1943<br />
Schmitt Nikolaus 21.04.1945 Schmitt Oswald 28.10.1944<br />
Schnur Peter 02.08.1941 SchÇn Josef 10.12.1944<br />
Schommer Nikolaus 09.01.1943 Schu Nikolaus 23.08.1942<br />
Spengler Alfred 12.10.1941 StrÜÄer Hermann 27.09.1944<br />
Thewes Alban 03.05.1940 Thewes Alfons 22.10.1943<br />
Thewes Eduard 19.01.1944 Thewes Heinrich 14.08.1944<br />
Thewes Josef 26.08.1941 Thewes Josef 24.10.1943<br />
Thewes Josef 26.12.1942 Theis Alois 02.02.1942<br />
Theis Josef 11.11.1944 Theis Karl 28.08.1944<br />
Theis Michael 21.07.1944 Wagner Franz 20.06.1944<br />
Wagner Heribert 13.10.1941 Wamme Josef 27.05.1944<br />
WeiÄgerber Josef 19.10.1944 Wilhelm Johann 19.03.1943<br />
Zimmer Adalbert 03.03.1945 Zimmer Josef 04.01.1945<br />
Zimmer Karl 02.11.1941 Zimmer Nikolaus 15.10.1944<br />
51
Unsere Vermissten<br />
1939 – 1945<br />
Bauer Georg Klein Nikolaus Paulus Benedikt<br />
Caryot Felix KÉhn Eduard Quint Walter<br />
Caryot Robert Leibfried Nikolaus Schirra Johann<br />
Geib Clemens Naumann Alois Theis Anton<br />
Kirsch Alois Nicolay Johann Wagner Erwin<br />
Kirsch Josef Paulus Anton Wilhelm Jakob<br />
An den Folgen des Krieges Gestorbene<br />
Bohlen Arnold 18.11.1945<br />
KÇnig Alexander 25.04.1951<br />
Ludwig Ewald 17.02.1948<br />
Schmitt Josef 23.12.1948<br />
Thewes Josef 20.10.1948<br />
WindhÜuser Robert 01.05.1947<br />
Zenner Ludwig 11.01.1947<br />
52<br />
Kriegerdenkmal nach der Erweiterung im Jahre 1952
Kriegerdenkmal 1967<br />
Die heutige GedenkstÜtte fÉr die Gefallenen an der Leichenhalle<br />
(seit dem Jahre 1973)<br />
(Ein Gedenkbuch fÉr unsere Gefallenen und Vermissten ist in<br />
Bearbeitung.)<br />
53
Die BevÇlkerungsentwicklung<br />
Aschbachs<br />
seit dem 18. Jahrhundert<br />
Jahr HÜuser Haushalte Personen<br />
1771 149<br />
1840 376<br />
1861 23 417<br />
1875 466<br />
1900 76 629<br />
1920 944<br />
1950 196 306 1283<br />
1961 1518<br />
1970 446 1582<br />
1980 469 482 1703<br />
1985 1718<br />
1994 485 520 1792<br />
2002 515 580 1721<br />
2008 500 1675<br />
2010 520 1613<br />
54
Unsere BÄrgermeister<br />
Nikolaus Bohlen<br />
* um 1756, + 11.11.1801<br />
Bei der VolkszÜhlung<br />
vom 29. 12.1790<br />
hat er als BÉrgermeister<br />
unterschrieben.<br />
Johann Bohlen<br />
* 13.12.1772,<br />
+ 15.11.1846<br />
Als BÉrgermeister<br />
ausgewiesen.<br />
Heinrich Bohlen<br />
19... - 1923<br />
(Pulche Hennrich)<br />
* 20.8.1866, + 1935<br />
Franz Pulch<br />
1923 - 1930<br />
(Hiwels Vedder Franz)<br />
Lorenz Klein<br />
1930 - 1935<br />
Nikolaus Pulch<br />
1935 -1939<br />
55
Josef Brachmann<br />
1939 - 1943<br />
Philipp Strehser<br />
1943 -1945<br />
(Hunjes Philipp)<br />
Peter Kirsch<br />
1945 - 1947<br />
(Schieds-Petter)<br />
Peter Hans<br />
1947 - 1952<br />
Josef Klein<br />
1952 - 1956<br />
Klaus Klein<br />
1956 - 1968<br />
Heinrich Thewes<br />
1968 - 1974<br />
Nach der Gebietsreform 1974 endete die SelbstÜndigkeit der<br />
Gemeinde Aschbach und das Amt des BÉrgermeisters.<br />
56
Die drei MÄhlen<br />
in Aschbach<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Die Lage der MÉhlen auf dem BergwerksriÄ von 1858<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Blum’sche MÉhle<br />
Parnersch MÉhle<br />
StrÜÄersch MÉhle<br />
57
Blum’sche MÉhle<br />
In einem Vertrag vom 20. September 1706 stellen mehrere<br />
Einwohner von Aschbach Land zum Bau einer PapiermÉhle durch<br />
den Abt von Tholey zur VerfÉgung (Blum’sche MÉhle).<br />
Dabei war auch der 1. PÜchter der neuen MÉhle Peter Schweitzer<br />
vom Hermelhof. Am 15. MÜrz 1716 ÉbertrÜgt er die MÉhle fÉr 14<br />
Jahre an Michael Saude aus Bouzonville.<br />
Johann Schu betrieb die MÉhle von 1813 bis 1828. Sein UrgroÄvater<br />
Johann Adam Schu war auch an dem Vertrag vom 20. September<br />
1706 beteiligt.<br />
Laut Kirchenbuch von Thalexweiler kaufte Michael Blum aus<br />
Rodalben im Mai 1828 die MÉhle von Johann Schu fÉr 1166 Taler<br />
und 20 Groschen. Balthasar Blum kaufte im Dezember 1845 fÉr<br />
3150 Taler die jeweiligen Zehntel Anteile von seinen Geschwistern<br />
Franz, Sophia, Carolina, Michael, Catharina, Johann, Ludwig, Carl,<br />
Peter und Juliana.<br />
In der Folge betrieben die SÇhne von Balthasar Blum<br />
Michael * 24.07.1853 + 1936<br />
Peter * 13.02.1857 + nach 1882<br />
Nikolaus * 30.04.1869 + 1950<br />
die PapiermÉhle bis zur Stilllegung Mitte der 30er Jahre weiter.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg war in der Blum’sche MÉhle ein Kriegsgefangenenlager<br />
eingerichtet, das von franzÇsischen Soldaten<br />
bewacht wurde. Einer der Wachsoldaten heiratete ein MÜdchen aus<br />
Aschbach und beide zogen nach Frankreich. Es war Sonja<br />
Silbermann, geboren 1929. Sie ist die Schwester von Theo<br />
Silbermann, der nach Landsweiler-Lebach verheiratet ist, und Lilli<br />
Silbermann, die den Bruder von Horst Schumacher (HohlstraÄe)<br />
geheiratet hatte.<br />
Am 1. Januar 1946 segnete Pfarrer Schillo die MÉhle als Notkirche<br />
von Aschbach ein und am 6. Januar, am Hochfest der Erscheinung<br />
58
des Herrn, wurde das Allerheiligste feierlich in einer Prozession<br />
Ébertragen. Hierzu NÜheres im Abschnitt „Kirchengeschichte“.<br />
Die Erbin der Gebr. Blum, ihre Nichte Regina Schierenberg (eine<br />
Tochter von Rosa Blum), hat als HaushÜlterin ihre Onkel bis zu<br />
deren Tod verpflegt und am 25. April 1960 die zum Teil verfallene<br />
MÉhle an die Fam. Karl Konrad und Frau Theresia (geb. Theobald)<br />
verkauft. Heute dient die vom Verfall weiter gezeichnete MÉhle<br />
einem Aschbacher BÉrger als Stall fÉr Schafe und Ziegen.<br />
Blum’sche MÉhle<br />
59
60<br />
Bescheinigung der Gemeinde Eppelborn vom 25. August 1924
Parnersch MÉhle<br />
Im Pfarrbuch von Thalexweiler wird die Parnersch MÉhle, eine<br />
GetreidemÉhle in einem Seitental der Theel an der Aschbach<br />
gelegen, zum ersten Mal erwÜhnt. Hans Thielen und seine Miterben<br />
verkaufen die MÉhle am 22. Mai 1622 fÉr 950 Gulden an Clemens<br />
Michel aus Wellesweiler.<br />
Laut Einwohnerverzeichnis von 1707 war Karl Stihl der PÜchter der<br />
MÉhle. Er war verheiratet und hatte 2 Kinder. 1708 werden 3 Kinder<br />
genannt und ein Knecht.<br />
Am 3. MÜrz 1709 erhalten er und seine Frau Barbara vom Tholeyer<br />
Abt Mauritius Gralinger einen 14-jÜhrigen Bestandsbrief Éber die<br />
HomesmÉhle.<br />
Am 16. Juli 1721 erhÜlt Stefan Gard einen 14jÜhrigen<br />
BestÜnderbrief.<br />
Am 29. Dezember 1736 wird Christoph Jung durch die Abtei Tholey<br />
mit der Aschbacher MÉhle belehnt.<br />
Matthias Schmitt, der spÜter nach Ungarn ausgewandert ist,<br />
pachtete am 21. Januar 1779 die MÉhle fÉr 9 Jahre.<br />
Im Pfarrbuch von Thalexweiler erscheint als Besitzer der MÉhle ein<br />
Heinrich Hackel, den hat es offensichtlich aber nie gegeben. Alle<br />
Angaben treffen auf den nachfolgenden Heinrich Merkel zu, der am<br />
2. MÜrz 1792 zur RÜumung der AbteimÉhle gerichtlich aufgefordert<br />
wurde.<br />
Im Jahre 1794 wird Johann DÇrr als MÉller in Aschbach genannt.<br />
In einer Aufstellung der MÉhlen in der BÉrgermeisterei Eppelborn<br />
vom August 1827 wird der Besitzer der Henselhofer MÉhle - Jakob<br />
Spaniol - auch als EigentÉmer der Aschbacher MÉhle (Parnersch<br />
MÉhle) genannt.<br />
In einer Randbemerkung erscheint der Name des Nachfolgers M.<br />
KÉppers. aber wann dieser Åbergang erfolgte ist nicht festgehalten.<br />
Die Reihenfolge der Besitzer weist anschlieÄend eine weitere LÉcke<br />
auf.<br />
Laut Einwohnerliste vom 17. Dezember 1840 wurde der<br />
evangelische Pastor Martin KÉppers aus Dirmingen als Besitzer der<br />
MÉhle genannt. Am 17. November 1841 lieÄ Martin KÉppers die<br />
MÉhle versteigern. Wer die MÉhle damals ersteigert hat, ist nicht<br />
dokumentiert.<br />
61
In der Einwohnerliste vom 3. Dezember 1858 werden die Eheleute<br />
Johann Spaniol (* 1830) und seine Frau Anna geb. Zimmer (* 1832)<br />
als MÉhlenbesitzer ausgewiesen. Da die Eheleute Spaniol rein<br />
altersmÜÄig nicht die Nachbesitzer von Pastor KÉppers sein kÇnnen,<br />
muss ein anderer die MÉhle 1841 ersteigert haben.<br />
Adam Schmitt (* 23.04.1835, + 06.04.1904) und seine Ehefrau Anna<br />
Maria geb. Thewes (* 21.02.1844, + 1923) werden dann als<br />
MÉhlenbesitzer ausgewiesen.<br />
Franz Schmitt (* 08.07.1877, + 1953) hat am 20. November<br />
1905 seine Frau Anna Maria Eckert (* 09.05.1881, + 1956) aus<br />
Niedersaubach geheiratet. Deren Tochter Johanna war die Frau des<br />
letzten MÉhlenbesitzers Josef MÉller aus Macherbach.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der MÉhlenbetrieb eingestellt und nur<br />
noch Landwirtschaft betrieben. Danach wurde der Bach Aschbach in<br />
sein altes Bachbett zurÉckverlegt und der MÉhlengraben neben der<br />
Judengasse zugeschÉttet.<br />
Heute wird die Landwirtschaft von Willi MÉller und dessen Frau<br />
Maria und ihrem Sohn Thomas weitergefÉhrt.<br />
62
StrÜÄersch MÉhle<br />
Im Jahre 1655 zogen die franzÇsischen Revolutionstruppen nach<br />
Tholey. Dabei sollen in Aschbach und Henselhofen 13 Brandstellen<br />
gezÜhlt worden sein. Es ist anzunehmen, dass dabei die<br />
Aschbacher MÉhlen, der Jungfernhof als auch der Hermelhof ein<br />
Raub der Flammen wurden.<br />
Am 28.12.1705 beauftragte die Abtei Tholey einen Jakob Drohler<br />
aus Hasborn (Maurer und MÉller) mit dem Wiederaufbau der<br />
Henselhofer MÉhle. Bei der VolkszÜhlung von 1707 wird er als<br />
Einwohner von Henselhofen mit zwei minderjÜhrigen Kindern<br />
erwÜhnt.<br />
Die ersten Besitzer der neu aufgebauten MÉhle waren Jakob<br />
Spaniol (* 23.03.1773 in Eppelborn, + 25.12.1854) und seine<br />
Ehefrau Eva geb. DÇrr.<br />
Im Jahre 1836, als seine Tochter Elisabeth (* 05.05.1817) den<br />
MÉller Franz Eckert heiratete, verkaufte er die MÉhle an Nikolaus<br />
Jakob Leibfried (* 02.03.1791, + 21.02.1857) und seine Frau<br />
Catharina geb. Schmitt (* 12.06.1789, + 13.03.1865).<br />
Deren Tochter Elisabeth (* 21.12.1824, + 01.05.1856) heiratete im<br />
Jahr 1847 Nikolaus StrÜÄer (* 28.11.1823, + 05.11.1876). Er kaufte<br />
die MÉhle von seinem Schwiegervater fÉr 1600 Taler. Sie waren die<br />
Eltern von Priester Nikolaus StrÜÄer, der am 06.12.1873 geboren<br />
und am 24.03.1955 in Linz an der Donau verstorben ist. Er war der<br />
Onkel von Pater Alois Hesedenz.<br />
Ihr Sohn Jacob (* 03.02.1849, + 12.05.1892) heiratete am<br />
31.01.1874 Maria GroÄ (* 02.03.1849, + 11.03.1917) aus<br />
Calmesweiler. Sie Ébernahmen ab 1883 die MÉhle.<br />
Deren Sohn Johann (* 22.12.1879, + 1954) heiratete am<br />
08.10.1918 Maria Leibfried (* 22.08.1893, + 1951). Er war der<br />
letzte MÉller auf der StrÜÄersch MÉhle, denn sein Sohn Jakob, der<br />
als „Erbhofbauer“ die MÉhle Ébernehmen sollte, kam erst spÜt aus<br />
dem 2. Weltkrieg zurÉck. Er verheiratete sich spÜter nach Krettnich.<br />
Der MÉhlenbetrieb wurde 1950 eingestellt. Das gesamte GebÜude<br />
musste 1987 wegen BaufÜlligkeit abgerissen werden, das GelÜnde<br />
wurde spÜter in BaugrundstÉcke aufgeteilt und verkauft.<br />
63
64<br />
Die StrÜÄersch MÉhle kurz vor dem Abriss
Die drei Ziegeleien<br />
in Aschbach<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Die Lage der Ziegeleien auf dem BergwerksriÄ von 1858<br />
1<br />
2<br />
3<br />
ZiegelhÉtterberg<br />
Judengasse<br />
Oberhalb der neuen Schule<br />
65
Die Ziegelei auf dem ZiegelhÉtterberg<br />
Auf einer alten Karte von 1858, die bei den Akten des Bergwerks<br />
Aschbach gefunden wurde, liegt der Standplatz der Ziegelei auf dem<br />
ZiegelhÉtterberg in der heutigen SteinstraÄe. Nach der<br />
StraÄenfÉhrung ist es der Platz, auf dem das Elternhaus von Alwine<br />
Naumann (geb. Breyer) und Helmut Breyer steht.<br />
Laut Einwohnerliste vom 17.12.1840 war der Besitzer der ZiegelhÉtte<br />
ein Hubertus Weber und seine Frau Philipine geb. SchÇnwald.<br />
Im Familienbuch von Thalexweiler werden folgende Kinder<br />
ausgewiesen:<br />
1. Peter Weber * 06.08.1814 verh. mit Maria Schmitt<br />
2. Karl Weber * 27.05.1817 verh. mit Angela Finkler<br />
3. Elisabeth Weber * 1821<br />
4. Franz Weber * 1824<br />
5. Philipina Weber * 1828<br />
Die gesamte Familie kam aus Steinwenden in der Pfalz und ist<br />
spÜter nach Amerika ausgewandert.<br />
Die Ziegelei in der Judengasse<br />
Aus dem Pfarrbuch von Thalexweiler ist zu ersehen, dass die<br />
Vorfahren der Fam. Franz Braun in der StraÄe zur HomesmÉhle auf<br />
dem GelÜnde der Fam. Braun eine Ziegelei betrieben. Sie erstreckte<br />
sich Éber den Bereich von dem heutigen Wohnhaus Eugen Heinrich<br />
bis zum Wohnhaus Karl-Heinz Klein.<br />
Johann Trenz (* 27.10.1776, + 1833) und sein Sohn Johann (*<br />
20.12.1814, + 09.01.1892) werden als Ziegelbrenner oder Ziegler<br />
gefÉhrt.<br />
Frau Agnes Zimmer, Zur HomesmÉhle 8 (* 1929), eine Nichte von<br />
Johann Braun (der Vater von Franz Braun) hat bestÜtigt, dass ihre<br />
66
Mutter sie Çfters beauftragt hat, ihren Onkel Johann Braun auf der<br />
ZiegelhÉtte zu besuchen.<br />
Die Ziegelei oberhalb der neuen Schule<br />
Auf dem GelÜnde oberhalb der neuen Schule befand sich die dritte<br />
Ziegelei in Aschbach.<br />
Die Besitzer der Ziegelei waren Jakob Bohlen (* 03.11.1840, + 1920)<br />
und seine Frau Barbara Schu (* 03.01.1844, + 15.07.1882).<br />
Das GelÜnde befindet sich heute im Besitz von Arno Buchholz und<br />
seiner Frau Waltraud geb. Schnur. Deren Mutter Elisabeth Schnur<br />
geb. Holzer wurde noch „HÉtte-Lisje“ genannt. Ihr Vater Franz<br />
Holzer aus Urexweiler heiratete am 03.09.1897 Anna Maria Bohlen<br />
aus Aschbach. Sie war die Tochter des Ziegeleibesitzers Jabob<br />
Bohlen.<br />
Ziegelei auf dem Bolzenberg auf dem Bann von Bubach-Calmesweiler<br />
Von den Aschbacher Ziegeleien liegen uns keine Fotos vor.<br />
67
Aschbach und<br />
sein „Steinkohlenbergwerk“<br />
Am 12. Januar 1855 stellte die Witwe Becker zu Heusweiler einen<br />
Konzessionsantrag fÉr ein in der Gemeinde Aschbach gelegenes<br />
Bergwerksfeld gleichen Namens. Das Oberbergamt lehnte anfangs<br />
eine Konzession ab, da eine Kollision mit den im gleichen Raum<br />
befindlichen Feldern der KÇniglich-PreuÄischen Gruben zu<br />
befÉrchten war. Man stÉtzte sich dabei auf einen Ministerialerlass<br />
vom 11. April 1836, der im Kreis St. Wendel nach Eingliederung der<br />
Grubenfelder der ehemaligen Herzoglich-SÜchsischen Enklave die<br />
dort bestehenden Konzessionen wohl bestÜtigte, jedoch den Erwerb<br />
neuer Konzessionen ausschloss. Dagegen war dem Staate selbst<br />
nur der Abbau im ehemaligen Nassau-SaarbrÉcker Landesteil<br />
gestattet.<br />
WÜhrend dieses Rechtstreites wurde das Mutungsvorhaben<br />
(Mutung nach altem Bergrecht: Ein formelles Gesuch an die<br />
BergbehÇrde auf die Bewilligung einer Genehmigung zum Bergbau)<br />
am 31. Juli 1855 publiziert (siehe Bekanntmachung auf Seite 57).<br />
Das Oberbergamt wies den Antrag am 24. August 1855 ab.<br />
Danach versuchte die Muterin den Nachweis zu erbringen, dass das<br />
FundflÇz – es handelte sich um ein 10 – 12 Zoll (25 – 30 cm)<br />
mÜchtiges FlÇz der Lebacher Schichten – nicht identisch war mit<br />
dem FlÇz der kÇniglichen Gruben Merchweiler und Quierschied, auf<br />
dem bereits Abbau umging, womit sie einen Haupteinwand des<br />
Oberbergamtes fÉr die Ablehnung der Konzession zu entkrÜften<br />
suchte. Fernerhin entbot sich die Muterin auf den Abbau in grÇÄerer<br />
Teufe (Tiefe) als 50 Lachter (rund 100 m) unter der Sohle der<br />
Theelbach-BrÉcke in Aschbach zu verzichten und sich oberhalb<br />
dieses Horizontes nur auf den Abbau des FundflÇzes zu<br />
beschrÜnken.<br />
Wohl war nach dem Berggesetz vom 21. April 1810 eine seigere<br />
Begrenzung bis zur ewigen Teufe (unbegrenzte Tiefe) vorgesehen.<br />
Das Oberbergamt erteilte danach am 14. August 1858 die<br />
Konzession mit der Verpflichtung zur Einhaltung der selbst<br />
auferlegten EinschrÜnkungen. Der Muterin wurde jedoch zuvor eine<br />
Abfindung in HÇhe von 1500 Thalern fÉr die Beschneidung des<br />
68
Bergwerkseigentums zugesprochen. Eine erfolgte Auszahlung ist<br />
aus den Akten nicht ersichtlich.<br />
Die GrÇÄe des Feldes betrugt 144057 Quadratlachter.<br />
Die Verlochsteinung wurde am 19. Mai 1859 durchgefÉhrt. Die<br />
Grundbucheintragung erfolgte beim Amtsgericht Lebach. Am 28.<br />
Juni 1859 wurde ein Antrag auf Erteilung des Mitbaurechtes von<br />
Eisenstein eingebracht, der im Hangenden des FlÇzes mit einer<br />
MÜchtigkeit von 1,5 – 3 Zoll anstand.<br />
Am 19. Dezember 1865 stellte der Konzessionsinhaber ein Gesuch<br />
zur Konzessionserweiterung bis in die ewige Teufe, gemÜÄ des ã 26<br />
des ABG. Dieses Ersuchen wurde vom Oberbergamt<br />
zurÉckgewiesen mit der BegrÉndung, dass der Bergfiskus im Felde<br />
Aschbach allein berechtigt ist und die liegenden FlÇze selbst bauen<br />
will.<br />
Am 5. November 1900 wurde wiederum der Antrag auf Erweiterung<br />
gestellt und damit der Antrag vom 19. Dezember 1865 erneuert. Der<br />
Rechtsstreit Éber die ZugehÇrigkeit des Feldes Aschbach zum<br />
PreuÄischen Grubenbetrieb schleppte sich lange hin. Mit dem neuen<br />
Antrag wurde vom Verteidiger der Besitzer – im Jahre 1893 waren<br />
im Grundbuch bereits 11 Erben Becker eingetragen – erwiesen,<br />
dass Aschbach niemals zur Grafschaft Nassau-SaarbrÉcken<br />
gehÇrte. Fernerhin fÉhrte er die zugesprochene Abfindung wegen<br />
der Beschneidung des Bergwerkseigentums als Beweismittel gegen<br />
den Bergfiskus an. Zu einer endgÉltigen LÇsung ist es nie<br />
gekommen.<br />
Wirtschaftliche Schwierigkeiten zwangen den ReprÜsentanten der<br />
Gewerkschaft das Bergwerksfeld am 14. Juli 1905 dem Fiskus zum<br />
Kauf anzubieten. Obwohl das Oberbergamt das Feld als wertlos<br />
ansah, wurde dem Minister der Vorschlag unterbreitet, das Feld zur<br />
Abrundung des fiskalischen Besitzes zu erwerben. Das Feld ging<br />
nach Erstattung der ehemaligen SchÉrfkosten in HÇhe von 174<br />
Thalern und 19 Groschen (524 Mark) in fiskalisches (staatliches)<br />
Eigentum Éber. Aktenvermerke sind darÉber leider nicht vorhanden.<br />
Aschbacher BÉrger berichten von KohlengrÜberei im Bereich des<br />
Hirtenberges, hierbei kann es sich nur um eine wilde KohlengrÜberei<br />
gehandelt haben.<br />
Der Verleihungsriss<br />
Der Verleihungsriss wurde im Dezember 1854 von J. Becker<br />
angefertigt. Er ist im MaÄstab 1:10.000 gehalten, trÜgt kein<br />
69
Koordinatennetz, ist jedoch nach Norden durch Einzeichnung des<br />
Nordpfeiles orientiert.<br />
Er zeigt noch den Ansatz einer Erkundungsstrecke oder eines<br />
Stollenmundloches.<br />
Seite 1 der Erlaubnis zum Bergbaubetrieb in Aschbach<br />
ausgestellt von Minister von der Heydt am 23. September 1858<br />
70
áffentliche Bekanntmachung Éber das Konzessions-Gesuch der<br />
Witwe Heinrich Becker zu Heusweiler vom 31. Juli 1855<br />
71
72<br />
Ausschnitt aus dem VerleihungsriÄ, vom 31. Juli 1858 ,<br />
mit der Grenze des Abbaufeldes
Die Flurnamen von Aschbach und ihre<br />
Deutung<br />
(von Martin Holz)<br />
Die Flurnamen sind wichtige und Ülteste Urkunden unseres Ortes.<br />
Sie stehen in bestimmten Beziehungen zu der Namensgebung<br />
unseres Bannes, die von den ersten Ansiedlern den Eigenarten des<br />
GelÜndes, in dem sie Wohnsitz nahmen, in ihrer Sprache gegeben<br />
wurde. Bevor unsere Vorfahren lesen und schreiben konnten, sind<br />
sie entstanden. Viele unserer Flurnamen kommen auch in zahlreichen<br />
anderen Orten unserer Heimat vor. Wie von der Flurnamenforschung<br />
bekannt ist, sind heute viele Namen sinnentstellt<br />
und verhochdeutscht in den Katasterkarten dargestellt. Deshalb tut<br />
man gut daran, auch heute noch die Namen von Ülteren, eingesessenen<br />
Leuten zu hÇren, um ihre Deutung besser zu erfassen. Gewiss, die<br />
heimatverbundenen Menschen unterlagen zuweilen dem Zauber der<br />
alten Flurnamen und umgaben sie mit einer gewissen Romantik.<br />
Burgen und SchlÇsser, KlÇster und unterirdische GÜnge tauchten oft<br />
in Sagen auf. Dass unsere Flurnamen auch bei den Nachkommen<br />
unseres Heimatdorfes in Erinnerung bleiben sollen, hat sich der<br />
Verfasser die MÉhe gemacht durch Bannbegehung, durchstÇbern<br />
alter Archive und Diskussion mit Ülteren Leuten die Namen zu<br />
erhellen.<br />
Die folgenden Flurnamen sind der Katasteramtskarte aus dem Jahre<br />
1789 (Urkarte) entnommen. Die Karte wurde im Jahre 1941 ergÜnzt<br />
(Gemarkung Aschbach 428 MaÄstab 1 : 1250).<br />
Da sich viele Namen wiederholen, sind nur die Hauptnamen<br />
herausgegriffen.<br />
Auf der Acht! Althochdeutsch – Ath – = Eigenherrschaftsland<br />
(Herrenbesitz)<br />
Im Aschbach! In mittlere, obere und untere Gewanne aufgeteilt. Ein<br />
Flurname, der nach dem BÜchlein Aschbach benannt ist. Keinesfalls<br />
von dem Namen Eschenbach abstammend. Nach Ernst Christmann<br />
stammt der Name von Aspen (Espen) ab. UrsprÉnglich Asspach und<br />
Asbach.<br />
73
Im Binnenwinkel! Distrikt in unmittelbarer NÜhe des Bolzenbergs.<br />
Das Gewann stellt einen Winkel dar, der in die Gemarkung von<br />
Bubach-Calmesweiler reicht. Binnen = innerhalb.<br />
In der Bitzwies! FrÉher eingezÜunte Wiese. FrÉher Betzem oder<br />
Bitzem genannt. Bizem = bi dem Zune = bei dem Zaune<br />
Bei der hohen Birke! Ein auffÜlliger Baum (Birke) bezeichnete<br />
damals den Grenzverlauf im Westen des Bannes.<br />
Im BrÄhl! (Im abteiischen BrÉhl) BrÉhl = SumpfgelÜnde beiderseits<br />
der Theel. In der NÜhe der BrÉcke. ahd (althochdeutsch) = pruchil.<br />
Da diese Wiesen gutes Futter abgaben, musste die Ernte bis zur<br />
franzÇsischen Revolution (1789) an die Abtei in Tholey abgeliefert<br />
werden.<br />
BrÄmburg! Die Vorfahren vermuteten hier eine Burg. Abarten des<br />
Flurnamens sind Brimburg und Primburg. Dieser Name kann nur<br />
durch den Ginster = Bremme entstanden sein. Vielleicht eine Abart<br />
von Bremme-Berg. Eine Burg hat dort niemals gestanden.<br />
Vor dem Carmesborn! Wahrscheinlich eine VerstÉmmelung von<br />
Pfarrersborn. Das GelÜnde gehÇrte schon frÉher der „Parnersch<br />
MÉhle“.<br />
In dem Harschgrund!<br />
OberflÜche doch weich ist.<br />
Ackerkrume, die unter einer harten<br />
In der Freiwies! Entgegen der benachbarten BrÉhlwiese waren die<br />
Besitzer der Freiwiese von den Heuabgaben nach Tholey befreit.<br />
Hinter dem groÄen Graben! Ein sich durch Regenwasser im Laufe<br />
der Zeit gebildeter breiter Graben in Ost-West-Richtung zum<br />
Aschbach.<br />
Am vormaligen Gemeindeland! Dieses GelÜnde gehÇrte noch vor<br />
rund 200 Jahren der Gemeinde Aschbach.<br />
Am Etschrech! (Eschrech) Abhang an der B 269. (althochdeutsch =<br />
ezzisc, mhd. = ezesch. Esch = bebautes Land. Rech = Abhang<br />
74
Am Geisenbann! Westlich des Friedhofs gelegen. Eine als<br />
Ziegenweide benutzte WeideflÜche.<br />
Am DrischfloÖ! Triesch = ist braches, ungenÉtztes Land mit<br />
moorigem Grund und Rinnsal. Heute wird das Distrikt im Volksmund<br />
Ditchhimes genannt.<br />
In der Hauschied! Mittelhochdeutsch = sceidan = schiedung. Bei<br />
uns eine Pflugwendegrenze innerhalb des Bannes.<br />
Auf dem Hetschberg! FrÉher Wingertsberg. Nach der Pflanzung von<br />
Reben wurde das GelÜnde neu bebaut. Hetsch = VerstÉmmelung<br />
von Esch. Eschberg = bebauter Berg.<br />
Auf dem Hermel! (Hirmel) In Richtung Bolzenberg gelegen. Hier<br />
sind nach dem Volksmund Sagen entstanden, die sich nach<br />
Auffindung von Mauerresten noch verstÜrkten. Man vermutete ein<br />
Schloss oder die Reste eines RÇmerkastells. Dr. L. Prinz schrieb im<br />
Jahre 1950 dazu: Der Hof Hermel, der Abtei Tholey gehÇrend, ist<br />
noch in einem Flurnamen der Gemarkung Aschbach festgehalten.<br />
Henselhoffer Guth! Der bekannte Heimatforscher Kurt HoppstÜdter<br />
behauptet im dem Buche „Vom Faustkeil zum FÇrderturm“, dass die<br />
WÉstung Jungfernhof in Henselhofen und dieses wieder in<br />
Aschbach aufgegangen ist. Ich kann mich dieser Behauptung nicht<br />
anschlieÄen. Jungfernhof und Henselhofen sind zwei verschiedene<br />
Begriffe. WÜhrend der Jungfernhof als WÉstung bezeichnet wird, ist<br />
der Ortsteil Henselhofen bis heute erhalten.<br />
In der Hohl! Hohl ist ein weit verbreiteter Flurname und bezeichnet<br />
ein GelÜndeeinschnitt, der bei uns in Aschbach von einer StraÄe<br />
durchlaufen wird.<br />
Im Gerst-Rockert! Unmittelbar an der MÉhle Blum gelegen.<br />
Gerstenfelder an einer runden AnhÇhe gelegen. Rock = Buckel.<br />
Vor der HomesmÄhle! Gewann in der NÜhe des Sportplatzes.<br />
HomesmÉhle zum Bann Thalexweiler gehÇrend. Homes = Humes,<br />
Ausdruck kommt vom lat. humidus = feucht (MÉhle im feuchten<br />
Grund).<br />
75
In Hirtenkaul! (Hirtenberg) Das Land diente einst zur NutznieÄung<br />
der jeweiligen Hirten.<br />
In der kleinen HÄmes! Andere Bezeichnung sind Hiemes oder<br />
Humes. Feuchtes SeitentÜlchen unmittelbar am Aschbacher Wald<br />
gelegen.<br />
Jungfernwies! (Jungfernhof) Hier wurde in Verbindung mit dem<br />
Distrikt „FrauenhÉmes“ auf dem Thalexweiler Bann ein untergegangenes<br />
Frauenkloster vermutet. Dr. Ludwig Prinz schrieb dazu<br />
folgendes: Der Jungfernhof, ein GehÇft, das dem Kloster Tholey<br />
gehÇrte, ist noch heute als Flurnamen „Jungferngarten“ auf der<br />
Gemarkung Aschbach erhalten. Der Jungfernhof und der Hof<br />
Hermel sind noch im Berichte des Oberamtmannes Moser vom<br />
Oberamt Schaumburg im Jahre 1791 erwÜhnt.<br />
Im BlÜuel! (Bleuel) Veraltert fÉr Schlegel (SchlÜgel). Nach der<br />
Sommereinsaat, die durch PflÉgen in die Erde gebracht wurde,<br />
bildeten sich auf den harten Feldern groÄe Schollen, die die Besitzer<br />
mit schlÜgelÜhnlichen Werkzeugen zerkleinern mussten.<br />
Im Kleegarten! Wahrscheinlich kommt der Name von einem eingefriedeten<br />
KleestÉck. FrÉher wurde viel der „Ewige Klee“ angepflanzt.<br />
Auf dem Kolterrisser! (Kolterresser) Kolter = lat. „Messer vor der<br />
Pflugschar“. Diese Messer, viele Ültere Leute erinnern sich noch an<br />
sie, sollten den steinigen Boden vor der Pflugschar aufreiÄen.<br />
Am Lienborn! (LÉgenborn) Im Westteil des Bannes. Vielleicht trafen<br />
sich die Landwirte an diesem Brunnen zu einem kÉhlen Trunke und<br />
einem SchwÜtzchen, bei dem angegeben wurde. Vergleiche auch<br />
den Namen „Lienbank“ der PensionÜre.<br />
Auf dem LerchenhÄbel! Der Naturfreund, welcher diesen Teil der<br />
Gemarkung im FrÉhjahr bewandert, wird feststellen, warum unsere<br />
Vorfahren diesen Namen gewÜhlt haben. (HÉbel = HÇhe)<br />
In der Langwies! Diese im Tal der Theel gelegenen Wiesen hatten<br />
besonders lange Parzellen.<br />
76
Im Mehlbusch! Hier ist ein StaudengewÜchs gemeint, welches<br />
mehlartige FrÉchte – Mehlbeeren – trug.<br />
MatzenbÇsch! Heute Aschbacher Wald. BÇsch = Busch. Matzen<br />
scheint ein Familienname zu sein.<br />
In Lochenhofen! Hof im Loch. Senkung zwischen Aschbach und<br />
Thalexweiler. Im Jahre 1667 war der Besitzer ein Johannes Loch,<br />
der den Namen wahrscheinlich von der Lage des Hofes erhalten<br />
hat.<br />
Auf dem MÄhlenberg! Er gehÇrte teilweise zum „Erbbestand“ eines<br />
MÉhlenbesitzers.<br />
Die MÄhlenheck! Diese war eine, dem MÉhlenbach parallel<br />
laufende AnhÇhe, die mit Hecken bewachsen war und spÜter der<br />
Gemeinde gehÇrte.<br />
Hinter áhlingen! Der Volksmund sagt „Aeilingen“. Diese Parzellen,<br />
in der NÜhe der RingstraÄe, hieÄen wahrscheinlich ursprÉnglich<br />
„Athlingen“. Dieselbe Bedeutung wie Ath = Acht. Wir wissen laut<br />
Urkunden, dass das Schloss Linden in Oberthal, Besitzungen in den<br />
Jahren 1522 – 1559 hier besaÄ. Athlingen = kleine Acht.<br />
Im Possgarten! Der Name dieses Distrikts, hinter Scheuerhaus<br />
gelegen, kommt von einer baumschulÜhnlichen Anlage, die<br />
eingefriedet war. Der Volksmund sagt zu okulieren = possen<br />
(Pflanzen oder BÜume veredeln).<br />
Im Ritgesgarten! (Rietchesgarten) Name kommt von mhd (mittelhochdeutsch)<br />
= Rieth, heute Ried. Das Riedgras wÜchst in sumpfiger<br />
Umgebung. Das traf auch hier zu. Diese Parzelle liegt zwischen dem<br />
Aschbach und der Judengasse (StraÄe Zur HomesmÉhle).<br />
Im Sassengrund! Ferner gibt es den Sassenwald. Das GelÜnde war<br />
frÉher Eigentum der Vordersassen, d. h. – der Besitzenden. Diese<br />
hatten Anrecht auf Wald- und Grundbesitz.<br />
77
In der Sauerwies! Dieses nasse und sumpfige WiesengelÜnde hatte<br />
saures Gras, d. h. schlechtes Futter.<br />
Auf dem Schwan! Schwan = Schwann. Deutung: Durch Rodung<br />
gewonnenes Ackerland. Mhd. = swande, swende. Der Wald ist<br />
verschwunden.<br />
Auf dem Stein! Hier tritt der Buntsandstein des oberen<br />
Rotliegenden, der das Carbon (Kohle) Éberdeckt, an Tage. Auf dem<br />
GelÜnde wurden nach dem 2. Weltkriege Steine fÉr den Hausbau<br />
gebrochen.<br />
Im Schlaufenbungert! Auch Schlauchbungert genannt. Bungert =<br />
Ausdruck fÉr gutes Land. Diese Gemarkung zog schlaufenfÇrmig<br />
zwischen die benachbarten Gewanne.<br />
In der Sabelkaul! Der Name kommt aus der franzÇsischen Sprache.<br />
Es heiÄt Ébersetzt: Sandkaul. (Sandgrube) Sable = Sand. In<br />
mehreren Parzellen wurde dort privat Sand gegraben.<br />
Auf dem Stumpen! Der Volksmund sagt: „Auf der Stomp“. Ein<br />
figÉrlicher Ausdruck fÉr einen Teil der Gemarkung, der sich<br />
zwischen „HohlstraÄe“ und „Auf dem Stein“ befindet.<br />
Auf der Schiedung! Grenzscheide zwischen Aschbach und<br />
Macherbach. Nach Bernhard Schmitt (Macherbach) bildet sie den<br />
Kamm des Calmesweiler-Tholeyer-HÇhenzuges, der sich zwischen<br />
Aschbach und Macherbach nach Osten erstreckt.<br />
Im Tempelgarten! FrÉher eingefriedete GÜrten, unmittelbar an der<br />
Theel gelegen. Tempel = TÉmpel. Bei Regenwetter bildeten sich in<br />
den GÜrten groÄe Wasserlachen.<br />
Im Totenwasser! Auch „Totwasser“ genannt. Diese Parzellen<br />
haben ihren Namen nicht von einem Ertrunkenen. Der Name<br />
bedeutet vielmehr „Totes Wasser“. Ein Wasser, das nicht mehr<br />
flieÄt, und wegen Åberschwemmung des Vorfluters „Theel“ stehen<br />
geblieben ist.<br />
78
Im krummen Tal! Westlich des Bannes gelegen. Eine GelÜndeeinbuchtung<br />
ist gemeint, die S-fÇrmig verlÜuft.<br />
Hinter dem WÜldchen! Gemeint sind die GrundstÉcke hinter dem<br />
kleinen Wald von Henselhofen.<br />
Auf dem Wacken! Steinige Felder. An der OberflÜche lagen starke,<br />
rundliche Kieselsteine, die im Volksmund „Wacken“ genannt<br />
werden.<br />
Im Weihergarten! Auf der Henselhofener Seite im Tal gelegen.<br />
Auch hier werden sich bei starken NiederschlÜgen und<br />
Åberschwemmungen WasserflÜchen gebildet haben, dass die<br />
Wiesen und GÜrten wie ein groÄer Weiher aussahen.<br />
In dem Zapfen! FigÉrlicher Ausdruck fÉr den Distrikt, der sich<br />
zapfenfÇrmig zwischen dem Theelbach und AnhÇhe einschiebt.<br />
Eine Statistik aus dem Jahre 1950 berichtet, dass die damalige<br />
Gemeinde Aschbach eine BannflÜche von 378 Hektar zur VerfÉgung<br />
hatte. Davon wurden 291 Hektar fÉr die Landwirtschaft genutzt. Der<br />
Wald bedeckte eine FlÜche von 61 Hektar.<br />
Quellennachweis:<br />
Dr. L. Prinz: Von „untergegangenen DÇrfern“ im Kreise Ottweiler<br />
Joh. Engel: Allgemeines und GrundsÜtzliches zur Flurnamenforschung<br />
Fr. Blatter: Die „Wiebelskircher Flurnamen“<br />
K. HoppstÜdter, H.W. Hermann: „Vom Faustkeil zum FÇrderturm“<br />
N. Schmitz: Die Flurnamen der Wiesbacher Gemarkung<br />
A. Holzmann: TaschenwÇrterbuch aus dem Jahre 1807<br />
79
Gr.<br />
mit ErgÜnzung der F lurnamen<br />
Grab en<br />
Sa be lka ul<br />
Stein<br />
MÉhlenhec k<br />
MatzenbÇsche r-<br />
wald<br />
80
Stein<br />
áhlingen<br />
Sassengrund<br />
Sassenwald<br />
Henselhoferwald<br />
Jungfernhof<br />
BrÉmb urg<br />
Stump en<br />
Totwa sser<br />
BÉr<br />
hl<br />
Henselhoffer<br />
Guth<br />
Graben<br />
MÉhlenb erg<br />
Ath<br />
MÉhlenhec k<br />
Binnenwinke<br />
l<br />
Gr.<br />
Schwan<br />
Hirm el<br />
Hetschberg<br />
DrischfloÄ<br />
81
82<br />
Alte Flurkarten von Aschbach
Alte Aschbacher Fotos<br />
Erntedankumzug Mitte der fÉnfziger Jahre<br />
84<br />
Gasthaus KÇnig (Gerwersch)
BrÉmburgstraÄe<br />
85
86<br />
Werbeanzeigen Aschbacher<br />
Firmen und GeschÜfte<br />
aus dem Jahre 1951
Geschichte der Pfarrei St. Maternus<br />
Aschbach bis 1950<br />
1. Zeitabschnitt<br />
Aschbach hat seine kirchliche Geschichte, soweit es nachweisbar<br />
ist, mit der ehemaligen Mutterpfarrei Thalexweiler – frÉher<br />
Eschesweyler – gemeinsam (das schon im 8. Jahrhundert genannt<br />
wird).<br />
TatsÜchlich fÉhren die KirchenbÉcher der Pfarrei Thalexweiler aus<br />
den Jahren 1802 – 1818 den Namen der Filiale mit „Asbach“.<br />
Die Benediktinerabtei Tholey besaÄ in der GroÄpfarrei Tholey, zu<br />
der auch Thalexweiler und Aschbach gehÇrten, den Zehnten und die<br />
weltliche Gerichtsbarkeit.<br />
Politisch unterstand diese GroÄpfarrei dem Herzogtum Lothringen<br />
im Amte Schaumburg.<br />
Abgesehen von einem Hinweis von Herrn Johannes Naumann, dass<br />
es zu Zeiten Napoleons erste Hinweise auf Bestrebungen fÉr eine<br />
selbstÜndige Aschbacher Pfarrei gegeben hat, kann man als Beginn<br />
der LoslÇsung von der Mutterpfarrei Thalexweiler den Anfang des<br />
20. Jahrhunderts datieren.<br />
Originaltext Johannes Naumann:<br />
Im Departementarchiv Metz ist ein Brief des damaligen Pfarrers<br />
Bourgholzer, Tholey, geschrieben im Jahre 12 der franzÇsischen<br />
Revolution – demnach 1801 – in dem dieser Éber eine Visitation der<br />
Pfarrkirche Thalexweiler berichtet.<br />
Er schreibt unter anderem:<br />
Die Pfarrei Exweiler wurde vor und wÜhrend der Revolution bis<br />
heute von M. Jean Henry Demerath versehen, der seit 41 Jahren im<br />
Dienst ist.<br />
In einem Brief berichtet Pfarrer Demerath, dass die Einwohner von<br />
Aschbach den Wunsch nach einem Gotteshaus hÜtten. Die meisten<br />
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Einwohner wÜren mit einer Kapelle zufrieden, andere trÜumten von<br />
einer eigenen Pfarrei.<br />
2. Zeitabschnitt<br />
Bestrebungen, die Aschbach zu einer selbstÜndigen Seelsorgestelle<br />
machen wollten, tauchen zum ersten Male auf im Jahre 1912, als<br />
die beiden Orte Steinbach und DÇrsdorf unter Pfarrer Josef Zilliken<br />
als eigene Gemeinde von der Mutterpfarrei Thalexweiler abgetrennt<br />
werden. Der Wunsch der Aschbacher ist nicht ganz unberechtigt.<br />
Als eine rein katholische Gemeinde mit ca. 1000 Seelen hat<br />
Aschbach die GrÇÄe einer idealen Pfarrei. AuÄerdem ist die Kirche<br />
in Thalexweiler zu klein.<br />
In Anerkennung dieser Notwendigkeit schlieÄen sich im Herbst 1920<br />
165 BÉrger aus Aschbach zusammen und grÉnden einen<br />
Kirchbauverein. Das GrÉndungsdatum ist der 08.12.1920.<br />
Die BestÜtigung durch das Bistum Trier erfolgt aber erst am<br />
01.07.1925.<br />
Der neu gegrÉndete Kirchbauverein wird im Januar 1922 unter Nr. 7<br />
beim Amtsgericht Tholey in das Vereinsregister eingetragen.<br />
1. Vorsitzender des Kirchbauvereins wird Herr Wilhelm Kirsch.<br />
Die Zivilgemeinde schenkt dem neu gegrÉndeten Verein ein<br />
GelÜnde auf dem MÉhlenberg von 2,2755 ha. Bausteine und Sand<br />
sind dort in genÉgender Menge und in geeigneter GÉte vorhanden.<br />
Mit Schreiben vom 15.10.1923 wendet sich der Kirchbauverein an<br />
das bischÇfliche Generalvikariat.<br />
ZunÜchst wird die Raumsituation in der Pfarrkirche Thalexweiler als<br />
ÜuÄerst beengt beschrieben. 2000 Seelen zÜhlen zu dieser Pfarrei,<br />
davon 985 kath. Einwohner in Aschbach.<br />
Die Kirche bietet aber nur SitzplÜtze fÉr knapp 200 Kinder und 450<br />
Erwachsene.<br />
Diese Situation macht es – den AusfÉhrungen des Dokumentes<br />
zufolge – erforderlich, entweder die Kirche in Thalexweiler zu<br />
erweitern oder in Aschbach eine neue Kirche zu bauen.<br />
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Es werden GrÉnde angefÉhrt, weshalb eine Erweiterung der<br />
Thalexweiler Kirche nicht in Frage kommt (Restauration derselben<br />
vor etwa 11 Jahren, also 1912).<br />
Die Unterzeichneten des Kirchbauvereins treten an das bischÇfliche<br />
Generalvikariat heran, mit der Bitte um<br />
Genehmigung des Kirchbauvereins Aschbach,<br />
Zustimmung zu einem Kirchenneubau in Aschbach.<br />
Man kann auch schon bezÉglich der Finanzierung dieses Projektes<br />
nachweisen:<br />
<br />
<br />
<br />
Durch Beschluss vom 2. Februar (vermutlich 1923) des<br />
Gemeinderates Aschbach wird der ErlÇs aus den hiesigen<br />
Gemeindewaldungen abgegebenen Bauholzes zu einem<br />
Kirchenbaufonds auf mÉndelsicherer Kasse von der<br />
Zivilgemeinde angelegt. Durch Sammlungen hat der Verein<br />
in den drei Jahren (von 1920 bis 1923) aufgebracht:<br />
1.300.000 Mark<br />
3.000 Franc (Ab 01.06.1923 ist der Franc alleiniges<br />
Zahlungsmittel im Saargebiet, das vom 27.02.1920 bis<br />
28.02.1935 dem VÇlkerbund untersteht.)<br />
700.000 Çsterreichische Kronen<br />
3 Aktien der deutschen Hansabank angekauft am 23.4.1923<br />
zu 48.211 Mark als laufende Devise<br />
Anmerkungen:<br />
1. Bereits zum Zeitpunkt des Schreibens an das bischÇfliche Generalvikariat sind<br />
die 1.300.000 Mark praktisch wertlos. Am 15.11.1923 hat 1 Dollar den Wert von 4,2<br />
Billionen Papiermark. (Der Wert 1 Dollars vor der Inflation betrug 4,20 (Gold)Mark).<br />
2. Nach dem 1. Weltkrieg tritt am 10.01.1920 der Versailler Friedensvertrag in Kraft.<br />
Dieser sieht vor, dass eine Regierungskommission des VÇlkerbundes die<br />
Verwaltung des preuÄisch-bayrischen Industriereviers an der Saar Ébernimmt.<br />
Frankreich erhÜlt als Reparationsleistung das Eigentum an den Saargruben. Als<br />
EigentÉmer der Saargruben ist Frankreich mÜchtigster Arbeitgeber im Saargebiet.<br />
Auf diese Tatsache lÜsst sich die EinfÉhrung des franzÇsischen Franc als<br />
allgemeines Zahlungsmittel fÉr das Saargebiet am 01.06.1923 zurÉckfÉhren.<br />
Dem Schreiben des Kirchbauvereins ist zu entnehmen, dass Herr<br />
Definitor Zilliken die Anfrage an das bischÇfliche Generalvikariat<br />
nicht mit trÜgt. Dies mÇchte er seinem Nachfolger, Herrn Pfarrer<br />
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Blass, Éberlassen. Herr Definitor Zilliken verlÜsst die Pfarrei<br />
Thalexweiler 1921. Sein Nachfolger wird Pfarrer Blass. Der<br />
Kirchbauverein will aber nicht so lange warten und wendet sich<br />
daher selbst an das bischÇfliche Generalvikariat mit der Bitte um<br />
Genehmigung eines Kirchenneubaues.<br />
Das Dokument ist unterzeichnet von den 5 Vorstandsmitgliedern, 5<br />
Vertrauensleuten, dem Gemeindevorsteher, dessen Vertreter und<br />
12 Mitgliedern des Gemeinderates Aschbach.<br />
Im Jahre 1924 werden die Architekten Falkowsky und Becker aus<br />
Mainz zwecks Planung des Kirchenbaues fÉr Aschbach zu<br />
Besprechungen eingeladen.<br />
Der Entwurf der Aschbacher Kirche durch dieses ArchitekturbÉro<br />
Ühnelt sehr der Pfarrkirche von Bubach, die spÜter auch von diesen<br />
Architekten geplant wurde.<br />
FÉr die Jahre 1925 bis 1927 konnten aus den zur VerfÉgung<br />
stehenden Unterlagen keine nennenswerten BemÉhungen fÉr den<br />
Kirchbau festgestellt werden, was nicht heiÄen soll, dass es diese<br />
nicht doch gegeben hat.<br />
Der Chronist (GÇtzinger) erwÜhnt des weiteren auch WiderstÜnde<br />
gegen das Projekt aus den Reihen von Aschbacher und<br />
Thalexweiler BÉrgern, ohne diese „VorwÉrfe“ zu konkretisieren.<br />
Mit Schreiben vom 15.04.1927 erteilt das bischÇfliche<br />
Generalvikariat die Genehmigung zur DurchfÉhrung einer<br />
Hauskollekte im Saargebiet zu Gunsten eines Neubaus einer Kirche<br />
in Aschbach. Das Ergebnis dieser Sammlung betrÜgt 21.600,00<br />
Franc. Dies entspricht einem heutigen Wert von ungefÜhr 12.000 €.<br />
Am 20.01.1929 beschlieÄt der Kirchenvorstand der Pfarrei<br />
Thalexweiler mit allen Stimmen:<br />
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1. Die Filiale Aschbach mit 1098 Katholiken wird eine<br />
Kapellengemeinde mit besonderer VermÇgensverwaltung.<br />
2. Die Grenzen der Kapellengemeinde decken sich mit denen<br />
der gleichnamigen Zivilgemeinde.<br />
3. In das Eigentum der Kapellengemeinde Aschbach gehen<br />
Éber:
Die dem Kirchbauverein Aschbach von der<br />
Zivilgemeinde Aschbach Ébereigneten GrundstÉcke<br />
Die fÉr den Kirchbau bisher gesammelten Gelder<br />
1468 cbm Griffsteine<br />
Anmerkung:<br />
Eine Kapellengemeinde bezeichnet in der kirchlichen Organisation eine<br />
KÇrperschaft, die Éber ein eigenes GottesdienstgebÜude verfÉgt, aber keine eigene<br />
Pfarrstelle besitzt und einer Kirchengemeinde bzw. Pfarrei untersteht.<br />
Am 11.03.1929 wird dieser Beschluss der kirchlichen<br />
Gemeindevertretung Aschbach, die aus 22 Mitgliedern besteht,<br />
vorgelesen und erÇrtert.<br />
Die Gemeindevertretung nimmt den Beschluss des<br />
Kirchenvorstandes Thalexweiler mit allen Stimmen an.<br />
Am 01.05.1929 unterzeichnet Herr Falkowsky einen Vertrag<br />
zwischen den Herren Anton Falkowsy und Ludwig Becker einerseits<br />
und der Kirchengemeinde Thalexweiler andererseits, mit welchem<br />
dem ArchitekturbÉro die Planung und Bauleitung fÉr das<br />
Kirchbauprojekt Aschbach Ébertragen wird.<br />
Die Gegenzeichnung durch den Auftraggeber „Kirchenvorstand<br />
Thalexweiler“ ist in dem gesichteten Dokument nicht vorhanden.<br />
1930 wird Pfarrer Blass versetzt.<br />
In der Zeit der Vakanz nimmt der Aschbacher Kirchbauverein<br />
Kontakt mit dem ArchitekturbÉro WeiÄ und Schultheiss auf.<br />
Den Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass dies auf Anraten des in<br />
Eppelborn geborenen BartholomÜus KoÄmann, seit 1924 Minister<br />
der Regierungskommission des Saargebietes, erfolgt ist. Der<br />
Kirchbauverein erteilt den Planungsauftrag an dieses<br />
ArchitekturbÉro.<br />
Den Entwurf der Architekten WeiÄ und Schultheiss fÉr die<br />
Aschbacher Dorfkirche sieht man auf dem nachfolgenden Bild.<br />
95
Einem Schreiben des Kreisbauamtes Saarlouis an den<br />
Kirchbauverein vom 20.05.1930 sind die voraussichtlichen Kosten<br />
fÉr den Neubau einer Kirche zu entnehmen. Die Ermittlung<br />
derselben orientiert sich an den Kosten fÉr den Neubau der Kirche in<br />
Åberherrn.<br />
Als voraussichtliche Gesamtkosten werden insgesamt 772.900<br />
Franc ermittelt.<br />
Anmerkung:<br />
Eine Umrechnung der damaligen WÜhrung in die heutige WÜhrung Euro wÜre wohl<br />
rechnerisch mÇglich, besÜÄe aber keine Aussagekraft, da hierzu auch die Kaufkraft<br />
der damaligen WÜhrung mit berÉcksichtigt werden mÉsste.<br />
Grob geschÜtzt entspricht dieser Betrag heute ca. 1,2 bis 1,4 Millionen Euro.<br />
Die Architekten L. Becker und A. Falkowsky teilen mit Schreiben<br />
vom 26.06.1930 ebenfalls die voraussichtlichen Baukosten mit.<br />
Nach deren SchÜtzung belaufen sich die Gesamtkosten auf<br />
voraussichtlich 705.000 Franc.<br />
Mit Datum vom 05.09.1930 wird das VermÇgen des Kirchbauvereins<br />
aufgelistet und der Finanzierungsplan fÉr das Kirchbauprojekt<br />
erstellt.<br />
96
VermÇgen zu diesem Zeitpunkt:<br />
BarvermÇgen: 270.417 Franc<br />
An Materialien: 127.900 Franc<br />
Bereits erbrachte Eigenleistungen: 30.900 Franc. Dem Finanzierungsplan<br />
ist zu entnehmen, dass eine Anleihe von 270.000<br />
Franc fÉr die Realisierung des Projektes erforderlich wird. Diese soll<br />
durch geschÜtzte jÜhrliche Einnahmen von ca. 29.175 Franc<br />
gesichert sein.<br />
1930 kommt Herr Pfarrer Schillo in die Pfarrei Thalexweiler mit dem<br />
Auftrag des Bischofs, das Kirchbauvorhaben nach KrÜften zu<br />
fÇrdern.<br />
Am Tage der AmtseinfÉhrung machen sowohl die Architekten<br />
Falkowsky/Becker, Mainz, als auch Weiss/Schultheiss,<br />
SaarbrÉcken, ihre AnsprÉche auf die BauausfÉhrung geltend.<br />
Es kommt zu einem Prozess.<br />
Herr Pastor Schillo schreibt hierzu am 13.07.1934:<br />
„Der Architekt Falkowsky fing einen Prozess an mit dem<br />
Kirchbauverein und klagte auf 25.000 Franc. Ich musste nolens<br />
volens (Anmerkung: wohl oder Ébel) den Prozess fÄhren, der 2<br />
Jahre dauerte. …..und lief auch Gott sei Dank zu Gunsten des<br />
Kirchbauvereins aus. Mit allem …….verlor der Kirchbauverein doch<br />
15.000 Franc.“<br />
Einen weiteren herben RÉckschlag erleidet das Kirchbauprojekt im<br />
November 1931.<br />
Mit Schreiben der Regierungskommission fÉr das Saarland Abt.<br />
Kultus und Schulwesen vom 31.10.1931 an Pfr. Schillo Thalexweiler<br />
wird der Antrag auf Neubau einer Kirche in Aschbach abgelehnt.<br />
BegrÉndung fÉr die Ablehnung:<br />
RÉcklÜufige Tendenz bei den freiwilligen BeitrÜgen zur Finanzierung<br />
der MaÄnahme.<br />
Seit 1926 rÉcklÜufige Steuereinnahmen bei der Gemeinde<br />
Aschbach.<br />
Es wird weiterhin festgestellt, dass die vorhandenen Baumaterialien<br />
sich nicht in vollwertigem Zustand befinden, so dass auch hier mit<br />
Mehrkosten zu rechnen ist.<br />
Die Regierungskommission weist zudem auf weitere finanzielle<br />
Probleme hin, die auf die Gemeinde Thalexweiler zukommen, wenn<br />
Aschbach finanziell von der Mutterpfarrei abgetrennt wird.<br />
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Die Regierungskommission empfiehlt, das Projekt auf einen<br />
spÜteren Zeitpunkt zu verschieben, um finanziell besser abgesichert<br />
zu sein.<br />
Trotzdem wird das Projekt nicht aufgegeben.<br />
Pfarrer GÇtzinger berichtet, dass Pfarrer Schillo 1935/36 in Trier in<br />
der Sache vorstellig wird, um doch noch eine Erteilung der<br />
Baugenehmigung zu erwirken. Der Dezernent, Domkapitular Kranz,<br />
lehnt das Ansinnen ab, weil die Kirche auf alleinige Verantwortung<br />
des Kirchbauvereins Aschbach gebaut werden soll.<br />
Herr Pfarrer Schillo schreibt allerdings im Anschluss an seine<br />
Aufschreibungen bezÉglich des Prozesses mit Falkowsky (1934):<br />
„Dann war mal Jahre lang Ruhe. Im Jahr 1940 fing dann die<br />
Geschichte wieder an.“<br />
Man kann also zusammenfassen, dass zwischen 1930 und 1945 in<br />
Sachen Kirchbau in Aschbach sowohl finanzielle als auch rechtliche<br />
Probleme und der Ausbruch des 2. Weltkrieges die Umsetzung des<br />
Projektes „Kirchbau“ unmÇglich machten.<br />
Unmittelbar nach Ende des 2. Weltkrieges kÇnnen dann die<br />
Ausgliederung von Aschbach aus der Pfarrei Thalexweiler und das<br />
Kirchbauprojekt endlich realisiert werden.<br />
Die Notkirche<br />
Am 30.10.1945 mietet der Kirchbauverein Aschbach zunÜchst ohne<br />
Wissen des Pfarrers Schillo den ehemaligen Werkraum der<br />
PapiermÉhle Blum in Aschbach an und richtet diesen Raum zu einer<br />
Notkirche ein. Von den Pfarreien Illingen und Dirmingen werden<br />
Altar und KirchenbÜnke ausgeliehen. Am 19.09.1945 wird vom<br />
damaligen Kreiskommandanten die Genehmigung zur Abhaltung<br />
von Gottesdiensten erteilt.<br />
98
Die Vorderseite der Notkirche<br />
99
Die RÉckseite der Notkirche<br />
Mit Wirkung vom 01.01.1946 wird Aschbach von der bischÇflichen<br />
BehÇrde zur selbstÜndigen Vikarie ernannt. Wilhelm GÇtzinger, der<br />
bis zu diesem Zeitpunkt Kaplan in Thalexweiler war, wird mit der<br />
Leitung der Vikarie beauftragt.<br />
Anmerkung:<br />
Eine Vikarie ist eine Pfarrstelle mit einem eigenen Seelsorger (Vikar), aber ohne<br />
eigene VermÇgensverwaltung.<br />
100
101
Am 01.01.1946 wird die Notkirche von Pfarrer Schillo eingesegnet<br />
und am 06.01.1946 wird in dieser Notkirche das erste feierliche<br />
Hochamt zelebriert.<br />
Im selben Jahr – am 01.04.1946 – wird die Vikarie eine<br />
eigenstÜndige katholische Kirchengemeinde mit eigener<br />
VermÇgensverwaltung. Schutzpatron der neuen Kirchengemeinde<br />
wird der Hl. Maternus.<br />
Nach den Aufzeichnungen von Pastor GÇtzinger wird bei der Wahl<br />
des Namenspatrons St. Maternus auf die WÉnsche der<br />
Bistumsverwaltung RÉcksicht genommen. Dort wÉnscht man sich<br />
einen Trierer Heiligen.<br />
Die Anerkennung der selbstÜndigen Kirchengemeinde St. Maternus<br />
Aschbach durch die weltlichen BehÇrden erfolgt mit VerÇffentlichung<br />
im Amtsblatt des RegierungsprÜsidiums Saar Nr. 15/1946 vom<br />
28.05.1946.<br />
102
103
Erster Pfarrer der neuen Pfarrgemeinde wird Herr Pastor Wilhelm<br />
GÇtzinger.<br />
(Eine Biographie von Wilhelm GÇtzinger wird mit einer der nÜchsten Ausgaben der<br />
Aschbacher Hefte herausgegeben.)<br />
In der nachfolgenden Abschrift eines Dokumentes beschreibt Pastor<br />
GÇtzinger die KirchenraumverhÜltnisse. (Das Original befindet sich<br />
im Bistumsarchiv in Trier.)<br />
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KirchenraumverhÄltnisse der Katholischen Kirchengemeinde<br />
St. Maternus in Aschbach<br />
Die Seelenzahl der Gemeinde betrÄgt 1250 (240 Schulkinder), hat also die GrÅÇe einer<br />
guten, mittleren Pfarrei. Die Zahl der Kirchenbesucher betrug an gewÅhnlichen ZÄhlsonntagen<br />
nicht unter 950.<br />
Die Kirche in Aschbach ist eine gemietete Notkirche in den WerkrÄumen einer uralten, seit<br />
langem verwahrlosten und teils verfallenen ehemaligen PapiermÉhle. Die Miete ist sehr<br />
hoch.<br />
Der Raum miÇt 10,5 m LÄnge und 8,5 m Breite, den Altarraum inbegriffen. Dazu kommen<br />
noch ein kleiner Nebenraum und die fast baufÄllige Empore, die nur von den vordersten<br />
PlÄtzen aus eine Sicht des Altares gestattet. Der Raum macht auÇen wie innen einen sehr<br />
schlechten Eindruck, ist innen roh verputzt und fleckig, wegen der tiefen Lage als ehemalige<br />
WassermÉhle sehr feucht, im Sommer wegen der schlechten LÉftbarkeit und der ÑberfÉllung<br />
erdrÉckend heiÇ und im Winter trotz Ofenheizung unertrÄglich kalt.<br />
Die MÅglichkeit, daÇ die ganze Gemeinde ihrer Sonntagspflicht genÉgt, kann vom Seelsorger<br />
nur einigermaÇen durch Trination (d. i. drei hl. Messen am Sonntag) geboten werden,<br />
solange Rom dieses auÇerordentliche Kriegsprivileg gelten lÄÇt. Der Raummangel und<br />
andererseits die groÇe Kinderzahl der Gemeinde bedingen sonntÄglich drei Christenlehren.<br />
Wegen der hier so weiten Anfahrt zu den ArbeitsstÄtten kÅnnen die StandesvortrÄge in der<br />
Regel nur sonntags gehalten werden, was alles in allem eine sonntÄgliche Dienstleistung<br />
von dem Seelsorger fordert, die auf die Dauer nicht tragbar ist.<br />
Die Pfarrwohnung ist im gleichen GebÄude wie die Notkirche, Éber der Wohnung des<br />
Hausbesitzers. Sie ist ebenfalls in einem sehr schlechten baulichen Zustand (Treppe, FuÇbÅden<br />
und Fensterrahmen sind teils verfault). Die Stiege zur Wohnung gleicht mit ihrer 50<br />
Grad-Steigung eher einem HÉhnerschlupf, als einer Haustreppe. Die Wohnung (zugleich<br />
Pfarramt!) umfaÇt 3 Zimmer und KÉche.<br />
Das Studierzimmer des Seelsorgers ist im Winter zu kalt und kaum genÉgend zu heizen, im<br />
Sommer von frÉh bis spÄt meist erdrÉckend heiÇ, so daÇ an vielen Tagen ein normales<br />
Arbeiten fast UnmÅglich ist. Das Zimmer ist als Sprechzimmer ungeeignet, weil jedes nicht<br />
ganz leise gesprochene Wort im Gang, der als Warteraum dienen muÇ, gehÅrt werden kann.<br />
Das Schlafzimmer des Seelsorgers ist sehr klein und sehr feucht. Die Fensterwand wird<br />
auch in der warmen Jahreszeit nie ganz trocken und hat groÇe Schimmelflecken. Das Zimmer<br />
ist also ÄuÇerst ungesund.<br />
An der Wohnung fehlen:<br />
Ein AbschluÇ: Die Wohnung steht jedermann offen und der KÉchendunst zieht bis in die Notkirche.<br />
Ein Keller: Der Keller des Hauswirtes wird mitbenutzt. Bei Abwesenheit der Leute ist nicht<br />
einmal der Messwein zugÄngig.<br />
Eine BademÅglichkeit!<br />
Eine Toilette im Hause(!!!): Die T. liegt vor dem Hause dicht an der StraÇe, unter einem<br />
Dach mit einer zweiten, die von den StraÇenpassanten mitbenutzt wird! Bei Ansammlungen<br />
105
vor der Kirche oder auf der StraÇe (wie vor MeÇbeginn oder beim Spiel der Kinder) ist die T.<br />
nicht ohne Aufsehen zu erreichen.<br />
WaschkÉche, Abstellraum, Vorratskammer, wegen der Enge der Wohnung.<br />
Ein GÄstezimmer: FÉr Beichtaushilfe, Vertretung usw.<br />
Ein Sprechzimmer: (vgl. unter ‚Studierzimmer’).<br />
Das Urteil vieler Priester, darunter viele sehr bescheidene und anspruchslose Herren, lautet<br />
Ébereinstimmend fÉr Notkirche und Pfarrwohnung: UnwÉrdig!<br />
Andere geeignete RÄume fÉr Kirche und Pfarrwohnung sind in der Gemeinde Aschbach<br />
nicht vorhanden.<br />
Die Kirche der Nachbar- und Mutterpfarrei Thalexweiler ist so klein, daÇ sie kaum fÉr die<br />
eigene Gemeinde ausreicht, keinesfalls aber fÉr beiden Gemeinden zusammen in Frage kÄme.<br />
Andere Nachbarkirchen liegen zu weit entfernt bei schlechten Wegen. Sie sind bei nicht<br />
ganz gutem Wetter in nicht weniger als 3/4 Stunden zu erreichen.<br />
Die Gemeinde Aschbach hat schon mehrmals an ihrem Kirchenbaukapital unverdienterweise<br />
schwere EinbuÇen erlitten, darunter einen Totalverlust durch die Inflation nach dem ersten<br />
Weltkrieg. Als endlich nach vielen RÉckschlÄgen und EnttÄuschungen der Bauauftrag erteilt<br />
worden war, brach der zweite Weltkrieg aus und vereitelte die AusfÉhrung. Das Baukapital,<br />
das bereitstand und fÉr den Bau einer genÉgend groÇen, wenn auch bescheidenen Kirche<br />
ausgereicht hÄtte, ist wieder zum allergrÅÇtem Teil entwertet.<br />
Die 1.200 cbm Bruchsteine, die schon vor 20 Jahren gebrochen wurden und auf dem Bauplatz<br />
bereitlagen, sind z. T. verwittert, zum grÅÇeren Teil unter dem vergangenen Regime<br />
von dessen BehÅrden zu Profanzwecken verschleudert worden. Der bereits bezahlte Bauplan<br />
ist unbrauchbar geworden, weil dessen Projektierung nun zu kostspielig und weil der<br />
Architekt gestorben ist.<br />
Es mag wenige Gemeinden geben, die in Bezug auf ihr Kirchenbauvorhaben so viele und<br />
schwere EnttÄuschungen erleben muÇten, wie die Gemeinde Aschbach. Trotz alledem hat<br />
sie den Mut nicht verloren und arbeitet auch weiterhin tapfer an der gesteckten Aufgabe.<br />
Gebe Gott, daÇ wir bald den so dringend notwendigen Bau einer eigenen Kirche in Angriff<br />
nehmen und glÉcklich zu Ende fÉhren dÉrfen zur Ehre Gottes unseres hl. Kirchenpatrons,<br />
des Hl. Maternus. Und zum Heil der unsterblichen Seelen.<br />
Die Notkirche und die Wohnung des Pfarrers – ebenfalls in der<br />
ehemaligen PapiermÉhle Blum gelegen – sind also in der Tat nur<br />
eine NotlÇsung.<br />
Bei der erstmaligen Visitation und Firmung in der neuen Pfarrei am<br />
09.06.1949 durch Weihbischof Metzroth wird von diesem der<br />
bekannte Satz „Hier ist wirklich der Stall von Bethlehem“<br />
ausgesprochen.<br />
106
Der Innenraum mit Altar<br />
107
So sind die Jahre 1946/1947 geprÜgt vom Beginn der neuen Pfarrei:<br />
Nachfolgend einige Daten, die das religiÇse Leben der jungen<br />
Pfarrei St. Maternus widerspiegeln:<br />
11.01.1946:<br />
Erste Beisetzung (Frau Barbara Zimmer geb. Kutsch) auf dem vom<br />
Kirchbauverein neu angelegten Aschbacher Friedhof.<br />
Eine behÇrdliche Genehmigung zur Anlage des Friedhofes lag zu<br />
diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht vor.<br />
28.04.1946:<br />
Am WeiÄen Sonntag feiern erstmals 32 Kommunionkinder von<br />
Aschbach ihren Festtag in der Aschbacher Notkirche.<br />
02.06.1946:<br />
GrÉndung der katholischen Jugend<br />
20.06.1946:<br />
Erste Fronleichnamsprozession der selbstÜndigen Pfarrei<br />
Juli 1946:<br />
NeugrÉndung des Kirchenchores St. CÜcilia Aschbach.<br />
(Bereits 1921 grÉndete sich in Aschbach ein Kirchenchor, der aber<br />
Ende 1923 wieder aufgelÇst wurde.)<br />
01.09.1946:<br />
Der 1. Kirchenvorstand wird gewÜhlt.<br />
Es sind dies:<br />
Caryot<br />
DÇrr<br />
GroÄ<br />
Hans<br />
Kirsch<br />
Klein (Heinrich)<br />
Salm<br />
Thewes<br />
Alois<br />
Anton<br />
Peter<br />
Peter<br />
Peter<br />
Josef<br />
Franz<br />
Franz<br />
108
Warken<br />
Ersatzmitglieder:<br />
Klein<br />
Klein<br />
Ludwig<br />
Gerhard<br />
Josef (Pulch)<br />
15.09.1946:<br />
1. Patronatsfest<br />
24.02.1947:<br />
Erstmals Tag des Ewigen Gebetes in Aschbach<br />
05.07.1947:<br />
Aufnahme der ersten Messdiener<br />
Trotz der nun vorhandenen „Notkirche“ in Aschbach bleibt das Ziel<br />
der Aschbacher immer noch, ein „richtiges“ Gotteshaus zu bauen. In<br />
den Nachkriegsjahren 1946 – 1948 kann das Projekt jedoch nicht in<br />
Angriff genommen werden. Die politischen VerhÜltnisse sind noch<br />
nicht geordnet und die finanzielle Lage – ob privat oder Çffentlich –<br />
bietet fÉr ein Projekt in dieser GrÇÄenordnung keine MÇglichkeit der<br />
Realisierung.<br />
Im Jahre 1950 kann dann aber endlich mit dem Neubau der Kirche<br />
auf dem MÉhlenberg begonnen werden.<br />
HierÉber berichten wir dann in einer unserer nÜchsten Ausgaben.<br />
109
Nachfolgend noch einige Fotos aus den AnfÜngen<br />
der Pfarrgemeinde:<br />
Fronleichnamsprozession 1950:<br />
Von Links:<br />
Mathilde Wagner, Anna Heinrich, Elisabeth Braun, ………., Gertrud<br />
Wagner, Maria Ludwig, ………., Maria Alt, Theresia SchÜfer, Maria<br />
SchÜfer, ………..<br />
110
Von Links:<br />
Klara Caryot, ………., Hildegard DillhÇfer, Martha Bergauer, Gisela Bauer,<br />
Gisela Pulch, Rosemarie Woll, Adele Heinrich, Alice Bauer<br />
111
Von Links:<br />
Josef Klein, Alfred Kraus, ………., Peter Rau, Matthias Jodes, Eduard<br />
Leibfried, Gottfried Paul, Michael Schmitt, Alfred KÇnig, ………., Albert<br />
Meyer<br />
112
Von Links:<br />
Arthur Bauer, Walter Theis, Werner Caryot, Ewald Zimmer, Leonhard Plein,<br />
Engelbert Schirra, Rudi Schirra, Willi Klein, Paul Schnur, Josef Thewes,<br />
Josef Kuhn, Albert Zimmer<br />
113
Fotos von JahrgÜngen, die in der Notkirche ihre 1. Hl.<br />
Kommunion feierten:<br />
Kommunion 1947, Jahrgang 1938<br />
Von links<br />
1. Reihe: Willi Kirsch, Karl-Heinz Klein, Josef Rullof, Walter Caryot, Erwin<br />
Altmeyer, Matthias Zenner, Rudi Forster<br />
2. Reihe: Helene Schnur, Ursula Luxemburger, Thea Klauck, Hildegard<br />
StrÜÄer, Gerda Eckert, Inge Schmitt, Theresia Mink, Irene Theis<br />
3. Reihe: Lydia Heinrich, Johanna Schnur, Pastor GÇtzinger, Marianne<br />
MÉller, Herbert Zenner, GÉnter Brachmann, Klaus Lion, Josef Spengler,<br />
Ruth Wiesen<br />
114
Kommunion 1948, Jahrgang 1939<br />
Von links<br />
1. Reihe: Robert Rullof, Ursula Schiffer, Ewald Isele, Helga Caryot, Erika<br />
Caryot, Ilse StrÜÄer, Hildegard GroÄ, Marlene Kirsch, Ilse Berwanger,<br />
Maria Altmeyer, Martha Jochum, Magdalene Thewes, Luise KÇnig,<br />
Marianne Scherer, Marianne Kuhn<br />
2. Reihe: Pastor GÇtzinger, Peter Bohlen, Edmund Klein, Alfons Caryot,<br />
Alfons SchÜfer, Erwin Schmitt, Josef Klein, Hubert Leibfried, Arnold<br />
Schirra, Horst Leibfried, Otmar Klein, Rudi Rullof, Alois Schmitt, Hans<br />
Theobald, Berthold Thewes, Norbert Schirra<br />
3. Reihe: Viktor Plein, Walter Caryot, Josef Zimmer, Gerhard Pulch, Alban<br />
Schmitt, Ewald Bauer, Walter Braun, Karl-Heinz Pulch, Herbert Eckert,<br />
Werner Rietheimer<br />
115
Kommunion 1949, Jahrgang 1940<br />
Von links<br />
1. Reihe: Pastor GÇtzinger, Erika Schommer, Rita Klein, Alexa KÇnig,<br />
Rosemarie Plein, Rosemarie Thewes, Renate Schirra, Anneliese MÉller,<br />
Helga GroÄ, Christel Lattwein, Adele Leibfried, Annemarie Bohlen<br />
2. Reihe: Arthur Klein, Dieter Werno, Edmund Schmitt, Alwin Forster, Franz<br />
Eckert, Manfred Peter, GÉnter Meyers, Guido SchÜfer, Willi Klein<br />
(WaldstraÄe), Erwin Theis<br />
116
Kommunion 1951, Jahrgang 1942<br />
Der letzte Jahrgang in der Notkirche<br />
Von links<br />
1. Reihe: Marianne Schirra, Johanna Bohlen, Edeltrud SchÇner, Rosemarie<br />
Schmitt, Martha Klein, Maria Klein, Irma Salm, Maria Klein, Erika Forster,<br />
Brigitte Braun<br />
2. Reihe: Heinrich Mechenbier, Albert Kuhn, Norbert Lattwein, Norbert<br />
Fries, Ludwig Caryot, Klaus Salm, Erwin Kirsch, Gerd Rau, Hans-Werner<br />
Pesch.<br />
(zwei Kinder waren krank: Alois Klein und Rudi Theis)<br />
(Von den Kommunionfeiern 1946 und 1950 liegen uns leider keine<br />
Jahrgangsfotos vor.)<br />
117
118
119
120
121
122<br />
Verfasser unbekannt
Texte von Irmina Naumann<br />
„ Em Juljus sei Mina“<br />
Mina, im Mai 2010<br />
123
Der Heiligenschein<br />
Sie werden jetzt eine ganz fromme Geschichte erwarten, aber dem<br />
ist nicht so.<br />
Es ist Allerheiligen, mein Enkel ist noch da, mein Mann soll um das<br />
Ofenrohr eine neue Manschette richten, zudem ist es hÇchste Zeit<br />
zur Messe zu gehen. Ziehe meinen Mantel an, setze den Hut auf,<br />
keine Zeit mehr um in den Spiegel zu sehen. In der Kirche setze ich<br />
mich an den Anfang der Bank, damit ich alles besser Ébersehe.<br />
Unser Vikar Jakobs predigt mit gewaltiger Stimme von den Heiligen<br />
im Himmel und auf Erden. Eigentlich beschÜftigt er sich heute mehr<br />
mit den Heiligen auf Erden. Sanftmut, Gerechtigkeit, NÜchstenliebe<br />
und vieles mehr. Nun schaut er noch zu mir herÉber und lÜchelt. Da<br />
denke ich doch einmal nach. Diese Tugenden habe ich doch. Auch<br />
einige Leute schauen nach mir. Die werden doch nicht meinen, dass<br />
ich eine Heilige auf Erden bin. Je mehr ich darÉber nachdenke desto<br />
mehr glaube ich es selbst.<br />
Wenn ich dies meinem Mann Julius erzÜhle, wird er sich tot lachen<br />
und sagen, dann fehlt dir nur noch der Heiligenschein. Wie ich dann<br />
nach der Messe nach Hause gehe, grÉÄen mich die Leute ÜuÄerst<br />
freundlich, manche die mich frÉher nicht gegrÉÄt haben, nicken mir<br />
sehr freundlich zu und lÜcheln mit mir. Na das ist doch klar, die<br />
haben doch gemerkt, dass mich der Vikar bei seiner Predigt so<br />
freundlich angeschaut hat und ich eine Heilige auf Erden bin.<br />
Hebe den Kopf hoch und schreite unserem Haus zu. Mein Mann ist<br />
gerade am kochen, der kleine Enkel ist bei ihm. Wie ich ihm die<br />
Geschichte erzÜhle hÜlt er sich den Bauch vor lachen. Zieh einmal<br />
deinen Hut aus, was ich auch tat. Da lag um den Hutrand eine<br />
silbrige Ofenrohrmanschette. Da wurde sofort aus der Heiligen auf<br />
Erden eine ganz normale Frau. Der kleine Enkel muss mir diese<br />
Rosette um den Hutrand gelegt haben, ohne dass ich dies bemerkt<br />
habe.<br />
124
Das Lexikon<br />
Gute Bildung gehÇrt zum Leben.<br />
Mir tat man ein Lexikon geben.<br />
WeiÄ nun wann Karl der GroÄe regiert,<br />
wer den DreiÄigjÜhrigen Krieg gefÉhrt,<br />
wann FÉrst Bismark ist gestorben<br />
und der Kaiser Wilhelm die Krone erworben.<br />
Kohl und Oskar werden hier noch zitiert,<br />
obwohl noch am Leben und einer regiert.<br />
Toll find ich auch nach meinem Sinn,<br />
die Mutter Theresa steht auch schon drin.<br />
Schiller und Goethe es wÜre vermessen,<br />
die in meinem Lexikon zu vergessen.<br />
Auch von Heine steht hier viel,<br />
den Spruch den er schrieb im Exil :<br />
„Denk ich an Deutschland in der Nacht,<br />
so bin ich um den Schlaf gebracht:“<br />
Wie wahr, wie wahr und wie gescheit,<br />
passt auch gut in unsere Zeit.<br />
Ihr seht mein Wissen ist schon enorm,<br />
so langsam komme ich in Form.<br />
Das ist alles gut und schÇn,<br />
mÇchte auch einmal im Lexikon stehen.<br />
Aber zu diesem Ruhm,<br />
muss man gewiss was ganz Besonderes tun.<br />
Malen nur fÉr den Hausgebrauch,<br />
wie die Callas singen tÜt es auch.<br />
Keine Figur wie die Sophia Loren,<br />
viel zu klein und nicht so schÇn.<br />
Aber 50 Jahre Tante Emma Laden,<br />
ich schreib’s mal hin, es kann nicht schaden.<br />
So kÇnnt ihr dann spÜter lesen,<br />
das ist das Mina von Aschbach gewesen.<br />
125
Die Mina mit 66 Jahren<br />
Als Mina bin ich im ganzen Ort bekannt<br />
und werd auch Éberall so genannt.<br />
Ich habe keinen besonderen Schneider,<br />
KittelschÉrzen sind meine Tageskleider.<br />
Muss noch Torf, TÇpfe, viele Sachen tragen,<br />
die Kunden nach ihren WÉnschen fragen.<br />
An Arbeit hat es mir nie gefehlt,<br />
ich tat sie froh von frÉh bis spÜt.<br />
Ach Gott, dafÉr wurde ich nicht geehrt.<br />
Mina hol die Kohlen, das Feuer wird geschÉrt.<br />
Aber jetzt lieber Julius, GruÄ und Kuss,<br />
nun ist das mit der Mina Schluss.<br />
Der Udo der ist Schuld daran,<br />
mit 66 Jahren fÜngt jetzt bei mir ein neues Leben an.<br />
MÇchte auch einmal in einem Abendkleid in die Oper gehen,<br />
oder als Star im Fernsehen stehen.<br />
Ja im Fernsehen mÇchte ich gern mal sein,<br />
vielleicht lÜdt mich der Frank Elstner einmal ein.<br />
Oder bei Lembkes „Beruferaten“,<br />
wÜre ich die Tante Emma aus dem KrÜmerladen.<br />
Der Dieter Thomas Heck wohnt nicht soweit,<br />
fÉr die Pyramide wÜre ich vielleicht gescheit.<br />
Und wenn dieses alles nicht geht,<br />
eine Leiche, wenn der Tatort wird gedreht.<br />
Als Leiche blinzele ich dann in die RÇhre hinein,<br />
das kann doch nicht so schwierig sein.<br />
Doch das Fernsehen schreibt mir zuletzt,<br />
liebe Frau Mina: „Es ist alles schon besetzt.“<br />
126
Anmerkung:<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />
In dieser VerÇffentlichung haben wir uns im Rahmen unserer<br />
MÇglichkeiten bemÉht, mÇglichst allen AnsprÉchen gerecht zu<br />
werden.<br />
An die Leser ergeht vom Historischen Verein die Bitte, diesem<br />
ersten Unternehmen noch weitere folgen lassen zu kÇnnen, uns also<br />
gegebenenfalls im Sinne grÇÄerer Genauigkeit zu verbessern bzw.<br />
auf Fehler hinzuweisen. Dankbar sind wir auch fÉr weitere<br />
Materialien, Bilder, Dokumente und mÉndliche Informationen zu<br />
allen denkbaren Ereignissen, Alltagssituationen und Personen, die<br />
fÉr weitere Auflagen dieser Hefte interessant werden kÇnnten.<br />
ThemenvorschlÜge und interessierte Mitarbeiter sind ebenso<br />
herzlich erwÉnscht, um so dem weitgesteckten Ziel, einer die<br />
verschiedensten Themen umfassende Sammlung zur Aschbacher<br />
Dorfgeschichte in Bildern und Texten, mit Ihrer tatkrÜftigen Mithilfe<br />
mÇglichst nahe zu kommen.<br />
Leo Willms<br />
1. Vorsitzender des Historischen Vereins<br />
127