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Inhaltsverzeichnis

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<strong>Inhaltsverzeichnis</strong><br />

Seite<br />

1. <strong>Inhaltsverzeichnis</strong> ......................................................... 1<br />

2. GruÄwort Historiker Johannes Naumann ...................... 2<br />

3. Vorwort ......................................................................... 4<br />

4. Danksagung ................................................................. 6<br />

5. Quellen ......................................................................... 8<br />

6. Åbersichtskarte von 1856 ............................................. 9<br />

7. Chronik von Aschbach ................................................ 10<br />

(Beginn bis 1950)<br />

8. Geschichtlicher Abriss aus dem Jahr 1948 ................. 23<br />

(von Bernhard Huwer)<br />

9. Die Opfer der beiden Weltkriege ................................. 49<br />

10. BevÇlkerungsentwicklung ........................................... 54<br />

11. Unsere BÉrgermeister ................................................ 55<br />

12. MÉhlen in Aschbach ................................................... 57<br />

13. Ziegeleien in Aschbach ............................................... 65<br />

14. Aschbach und sein „Steinkohlenbergwerk“ ................. 68<br />

15. Flurnamen und ihre Deutung ...................................... 73<br />

(von Martin Holz)<br />

16. Alte Aschbacher Fotos ................................................ 84<br />

17. Werbeanzeigen Firmen und GeschÜfte ...................... 86<br />

18. Geschichte der Pfarrei St. Maternus ........................... 91<br />

(Beginn bis 1950)<br />

19. Aschbacher Mundart ................................................. 118<br />

20. Texte Aschbacher BÉrger ......................................... 123<br />

(von Irmina Naumann)<br />

1


Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Die Geschichte der eigenen Heimat ist fÉr viele Menschen von<br />

besonderem Interesse. Im Zeitalter der Globalisierung sucht man<br />

womÇglich noch intensiver nach den eigenen Wurzeln und der<br />

eigenen Geschichte. Diese Wurzeln helfen, in der sich schnell<br />

wandelnden Gesellschaft eine eigene IdentitÜt zu entwickeln und<br />

somit auch in Zukunft bestehen zu kÇnnen.<br />

Nun ist es auch in Aschbach gelungen, einen Kreis interessierter<br />

Menschen zu finden, der im Rahmen eines historischen Vereins die<br />

Geschichte ihres Ortes erforscht und einer interessierten<br />

áffentlichkeit zugÜnglich machen will. Mit der VereinsgrÉndung und<br />

der vorliegenden ersten VerÇffentlichung sind die ersten Schritte<br />

gemacht.<br />

Das Dorf Aschbach mit dem Weiler Henselhofen gehÇrte bis zur<br />

FranzÇsischen Revolution zur Schicksalsgemeinschaft der Orte um<br />

den Schaumberg, die zur Abtei Tholey gehÇrten. Dieses 634<br />

erstmals genannte Kloster ist das Ülteste urkundlich belegte in<br />

Deutschland. Aus der Schirmherrschaft der Grafen von Blieskastel,<br />

die Ende des 13. Jahrhunderts auf die HerzÇge von Lothringen<br />

Éberging, entwickelte sich das Amt Schaumburg, zu dem etwa 50<br />

Orte gehÇrten. Im Alltag ausschlaggebend war aber die Abtei,<br />

welche die Grundherrschaft innehatte. Kirchlich war Aschbach bis<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg der Pfarrei Thalexweiler zugeordnet,<br />

die wiederum bis 1793 der Abtei unterstand. Ein Teil der Gemarkung<br />

von Aschbach gehÇrte zu LehensgÉtern, die an Adelige vergeben<br />

waren, so etwa an die Herren von SÇtern. Mit der FranzÇsischen<br />

Revolution und der Herrschaft Napoleons Ünderten sich die<br />

VerhÜltnisse grundlegend. Anstelle des Feudalsystems trat der<br />

moderne Staat mit der Gleichheit der BÉrger. Auch mit dem Fall<br />

Napoleons unter der ab 1815 einsetzenden Herrschaft PreuÄens<br />

blieben diese Freiheiten weitgehend erhalten. Neu war nun die<br />

Zuordnung zum Kreis Ottweiler und zur AmtsbÉrgermeisterei<br />

2


Eppelborn, die bis in die 1970er Jahre erhalten bleiben sollte. Das<br />

19. Jahrhundert war voll von UmbrÉchen. Bis zur Industrialisierung<br />

herrschte mit dem Pauperismus eine Zeit der Verarmung vor, wovon<br />

etwa die Auswanderungen Zeugnis ablegen. Ab 1850 entwickelte<br />

sich dann die Saargegend zum Industrierevier, wodurch die<br />

Bewohner auf den Kohlegruben und EisenhÉtten Arbeit fanden und<br />

die Not Éberwunden wurde. Das kriegerische 20. Jahrhundert<br />

brachte infolge zweier verlorener Weltkriege jeweils von<br />

Deutschland getrennte Sonderentwicklungen, auf der die heutige<br />

saarlÜndische IdentitÜt fuÄt. Die 1950er und 60er Jahre brachten<br />

dann einen radikalen Umbruch auf allen Gebieten des dÇrflichen<br />

Lebens. RÉckschauend darf der Gesichtsverlust unserer DÇrfer<br />

durch Um- und Neubauten bedauert werden, jedoch war der Wandel<br />

zu allen Zeiten Bestandteil der Dorfgeschichte.<br />

Dem Historischen Verein Aschbach darf ich zu seiner ersten<br />

VerÇffentlichung gratulieren und alle auffordern, die Ziele des<br />

Vereins zu unterstÉtzen.<br />

Johannes Naumann<br />

Historiker<br />

3


Vorwort<br />

Im Jahre 2007 wurde von der saarlÜndischen Landesregierung das<br />

Projekt „Dorfentwicklungskonzept“ aufgelegt. Alle Orte im Saarland<br />

waren aufgefordert, ein Dorfentwicklungskonzept mit dem Ziel einer<br />

Dorferneuerung zu erstellen. Ziel dieser Dorferneuerung ist es, der<br />

schleichenden VerÇdung der Orte, vornehmlich durch Åberalterung,<br />

bestehende LeerstÜnde von Bausubstanz und Zersiedlung der lÜndlichen<br />

RÜume entgegenzuwirken. Damit soll die AttraktivitÜt der<br />

DÇrfer gefÇrdert und das soziale GefÉge gestÜrkt werden.<br />

Auch in Aschbach wurde Ende 2007 mit der Realisierung dieses<br />

Projektes begonnen. In vier Projektgruppen sollten die Details und<br />

Ideen fÉr das Dorfentwicklungskonzept zusammen getragen<br />

werden.<br />

Eine dieser Projektgruppen befasste sich mit der Dorfgeschichte von<br />

Aschbach. WÜhrend der Arbeitssitzungen wurde der Beschluss<br />

gefasst, ein Buch oder eine Heftreihe Éber die Ortsgeschichte<br />

zusammenzustellen.<br />

Auf Anraten des Historikers Johannes Naumann aus Thalexweiler<br />

wurde am 11. Januar 2009 zur Erlangung einer gewissen Rechtssicherheit<br />

der Historische Verein Aschbach e. V. gegrÉndet.<br />

Der Historische Verein ist sich bewusst, dass die BeitrÜge zur<br />

Ortsgeschichte nicht in erster Linie fachwissenschaftlichen AnsprÉchen<br />

gerecht werden sollen. Vielmehr richten sich unsere BeitrÜge an den<br />

dorf- und regionalgeschichtlich interessierten Leser und BÉrger von<br />

Aschbach. Wir sind uns auch darÉber im Klaren, dass der einzelne<br />

Leser aus seiner Sicht und Kenntnis das eine oder andere in der<br />

Darstellung dieser Ortsgeschichte vermissen wird. Das ist<br />

unvermeidbar.<br />

Das Erscheinen dieses ersten Heftes leitet den Beginn der AktivitÜten<br />

des Historischen Vereins Aschbach ein. In den nachfolgenden<br />

Heften wollen wir uns weiter mit der Aschbacher Dorfgeschichte<br />

beschÜftigen, wie z. B. Kriegsgeschichte, Schulgeschichte, PortrÜts<br />

alt eingesessener Familien. Dabei sind wir jederzeit offen fÉr<br />

4


BeitrÜge und VorschlÜge aus unserem Heimatdorf. Ziel der<br />

Heimathefte ist es, Interesse zu wecken, Identifikation mit unserem<br />

Heimatdorf herzustellen und fÉr die Mitwirkung in den Heften und in<br />

unserem Historischen Verein Aschbach zu werben.<br />

Die Projektgruppe:<br />

Die Projektgruppenleiter Leo Willms und Klaus-Dieter Uhrhan mit<br />

den Projektgruppenmitgliedern Hildegard GroÄ, Josef Lattwein,<br />

Klaus-Dieter Jochum und Manfred Klein<br />

Der Vorstand des Historischen Vereins<br />

stehend v. l.: Erwin SchrÇder, Manfred Klein, Josef Lattwein,<br />

Hildegard GroÄ, Historiker Johannes Naumann<br />

sitzend v. l.: Klaus-Dieter Uhrhan, Leo Willms, Klaus-Dieter Jochum<br />

5


Danksagung<br />

Wir bedanken uns bei allen, die uns bei dem ehrgeizigen Projekt,<br />

dieses erste Heft zu erstellen, unterstÉtzt haben. Unser Dank geht<br />

vor allem an:<br />

- Die BrÉder Franz und Hans Kirsch, die uns ihre Unterlagen zur<br />

Dorf- und Kirchengeschichte, die sie Éber Jahrzehnte zusammen<br />

getragen haben, zur VerfÉgung gestellt haben.<br />

- Herrn Bernhard Huwer, der uns mit seiner Beschreibung<br />

unseres Heimatdorfes aus dem Jahr 1948 ein einmaliges<br />

Dokument Éberlassen hat.<br />

- Frau Birgit Wagner (geb. Holz), die uns die Unterlagen ihres<br />

verstorbenen Vaters Martin Holz zur VerfÉgung gestellt hat.<br />

- Den Mitarbeiter des Oberbergamtes, Herrn Amtsrat Karsten<br />

SchÉtz, der uns die Unterlagen Éber das Steinkohlebergwerk<br />

Aschbach zusammengestellt hat.<br />

- Den AltbÉrgermeister Heinrich Thewes, der uns bei der<br />

Rekonstruktion der Ortspolitik hilfreich zur Seite stand und viele<br />

alte Bilder zur VerfÉgung stellte.<br />

- Das Vereinsmitglied, den Historiker Johannes Naumann aus<br />

Thalexweiler, der uns beraten und wertvolle Tipps gegeben hat.<br />

- Alle Aschbacher MitbÉrgerinnen und MitbÉrger, die uns mit<br />

Bildern, Dokumenten und Geschichten so toll unterstÉtzt haben.<br />

- Dem verstorbenen ersten Pastor der Kirchengemeinde St.<br />

Maternus Aschbach, Herrn Pastor Wilhelm GÇtzinger, dessen<br />

Kirchenchronik viele historische Ereignisse in Aschbach in sich<br />

birgt.<br />

6


- Dem ehemaligen Rektor der Volksschule Aschbach, dem<br />

verstorbenen Herrn Albert Zangerle, der in der Schulchronik<br />

viele Details der Aschbacher Dorfgeschichte niedergeschrieben<br />

hat.<br />

- Dem Leiter des Bistumsarchivs Trier, Herrn Nikolay<br />

Desweiteren danken wir den nachfolgenden Aschbacher Vereinen<br />

und nicht genannte Privatpersonen, die uns (bis zur Drucklegung<br />

am 27.10.2010) durch Spenden bei der Herausgabe des 1.<br />

Aschbacher Heftes unterstÄtzt haben:<br />

- IG-Faasend Aschbach<br />

- DRK Aschbach<br />

- Turnverein Aschbach<br />

- SPD Aschbach<br />

- Kirchenchor Aschbach<br />

- CDU Aschbach<br />

- Ortsvorsteher Aschbach<br />

7


Quellenverzeichnis<br />

- Archiv der Gemeinde Eppelborn<br />

- Festschriften Aschbacher Vereine<br />

- Schulchronik Aschbach<br />

- Chronik der Pfarrei St. Maternus Aschbach<br />

- Chronik der Pfarrei St. Albanus Thalexweiler<br />

- Unterlagen Aschbacher BÉrger<br />

- Franz und Hans Kirsch<br />

- Bernhard Huwer<br />

- Albert Zangerle<br />

- Martin Holz<br />

- Bistumsarchiv Trier<br />

- Landesarchiv des Saarlandes<br />

- Landesamt fÉr Kataster-, Vermessung- und Kartenwesen<br />

- Archiv des Oberbergamtes fÉr das Saarland<br />

8


Åbersichtskarte von 1856<br />

9


Chronik von Aschbach<br />

Beginn bis 1950<br />

(Zusammengestellt von Martin Holz)<br />

3000 – 2000 v. Chr. Im Jahre 1946 wurde von einem Landwirt aus<br />

Niedersaubach an der Aschbacher Banngrenze ein Beil aus der<br />

„JÉngeren Steinzeit“ gefunden.<br />

600 v. Chr. Besiedlung unseres Tales durch die Gallo-Kelten.<br />

GrÜberfunde aus der Latene-Zeit – keltische Kulturepoche in<br />

Mitteleuropa – in Steinbach, Thalexweiler (Auf der Klepp) und<br />

Aschbach auf dem MÉhlenberg, bestÜtigen dies.<br />

Um Christi Geburt. In unserem Raum wohnte der keltische Stamm<br />

„Mediomatriker“, der von CÜsar gegen 58 – 51 v. Chr. unterworfen<br />

wurde.<br />

58 v. Chr. bis Anfang des 5. Jahrhunderts. Die RÇmer sind die<br />

Herren unserer Heimat geworden. Unsere Landschaft gehÇrte zur<br />

rÇm. Provinz „Belgica“. Rund um den HÇchsten sind sechs rÇm.<br />

HÜuser nachgewiesen. In Aschbach ist in der Ditsch-Himes eine<br />

rÇm. Wasserleitung gefunden worden. Ferner befindet sich im<br />

Museum zu Speyer ein rÇm. GrablÇwe, der zwischen Steinbach und<br />

Aschbach gefunden wurde.<br />

496 Durch die Schlacht bei ZÉlpich (nach einigen Forschern soll<br />

sie bei Tholey gewesen sein) wurden die Franken Besitzer<br />

des Landes. Die Einwohner gehÇrten zum Çstlichen Teil des<br />

Frankenreiches „Austrasien“ = Ostreich.<br />

634 Der Umfang des heutigen Aschbacher Bannes gehÇrte mit<br />

Sicherheit zu dem Tholeyer Besitz des frÜnkischen<br />

Edelmannes Adelgiesel-Grimo, der den Bann der Kirche<br />

(Verdun) vermacht hat. Die damaligen Bewohner wurden<br />

Christen.<br />

10


900 Die Entstehung Aschbachs fÜllt wohl in den Anfang der<br />

zweiten Periode der mittelalterlichen Aufbauzeit (9. bis 13.<br />

Jahrhundert).<br />

1276 Laut einer Urkunde im Staatsarchiv Koblenz (Abt. 22) wird<br />

Asspach in Verbindung mit der Pfarrei Eschesweiler<br />

erstmalig erwÜhnt.<br />

1338 In seinem Beitrag zur „SaarlÜndischen Ortsnamensforschung“<br />

schreibt Ernst Christmann in der Zeitschrift fÉr die<br />

Geschichte der Saargegend, XII, 1962 Folgendes:<br />

Aschbach im Kreise Ottweiler. In Max MÉllers „Die<br />

Ortsnamen im Regierungsbezirk Trier“ finden wir als alte<br />

Namensform aus dem Jahre 1338 „Asspach“ und die<br />

Deutung: Ahd. asc, mhd. asch = Esche. Also soll der Bach<br />

nach dem Baum Esche benannt sein. Das ist aber<br />

zweifelhaft, da die Ülteste Form nicht Asch-, sondern<br />

Asspach lautet, also viel eher auf das ursprÉngliche Asbach<br />

zurÉckzufÉhren ist. Dies bedeutet: Bach in einem Tale mit<br />

„Aspen“ (Espen). Darin fielen p und b zu einem p zusammen.<br />

So geschah es auch z. B. in dem Fall des Aschbacher Hofes<br />

(sÉdlich von Kaiserslautern) und noch anderen FÜllen. In<br />

unserer Landschaft heiÄt die Espe heute nach „Aschb“, ist<br />

also althochdeutsch: aspa, mittelhochdeutsch: aspe bewahrt<br />

geblieben. Auch das spricht fÉr die Deutung des hier<br />

aufzuhellenden Namens „Aspenbach“. Die Erlen und Eschen<br />

wurden viel spÜter zur Uferbefestigung angepflanzt.<br />

1389 In Hontheims „Historia Trevirensis“ wird Asspach wiederum<br />

erwÜhnt.<br />

1454 Aschbach musste anlÜsslich einer Prozession nach Tholey<br />

sechs Brote abliefern. (nach Engel und Rupp, 1100 Jahre<br />

Thalexweiler)<br />

1522 – 1559 In diesem Zeitraum hatte der Besitzer von „Schloss<br />

Linden“, in Oberthal gelegen, Matthias von Hilbringen,<br />

Besitzungen in AÄbach und Henselhofen.<br />

11


1565 Die Herrschaft Eppelborn konnte einen Pflugfron von ihren<br />

Besitzungen in Assbach und Henselhofen erheben.<br />

1596 AÄbach und Heintzelhofen (Henselhofen) gehÇren nunmehr<br />

zur Vogtei Steinbach, die mit Ober- und Niedersteinbach,<br />

Deusters und Exweiler von Wilhelm Marzloff v. Braubach,<br />

Herr v. Dillingen, an den Herrn Konrad v. SÇtern verkauft<br />

wurde. Das so genannte Steinbacher Lehen war im<br />

Herzogtum Lothringen gelegen (seit 1277 das Oberamt<br />

Tholey).<br />

1618 Je zwei Drittel aus dem Zehnten der Pfarrei Exweiler gehen<br />

an den Abt von Tholey.<br />

1618 – 1648 Der 30jÜhrige Krieg wÉtet auch im Theeltal. Im Jahre<br />

1631 waren in Aschbach und Henselhofen acht Brandstellen<br />

zu verzeichnen. In Thalexweiler waren es zehn. Laut einer<br />

Sage soll in Aschbach nur eine Witwe den Krieg Éberlebt<br />

haben.<br />

1655 FranzÇsische Truppen in Tholey. Die Archive haben zu<br />

leiden (Dr. Kirsch, Tholey). In Aschbach sind 13 Brandstellen<br />

zu verzeichnen.<br />

1667 Laut einer Amtsrechnung aus dem Jahre 1667 – von Anton<br />

Jacob in Heft X/XI (Historischer Verein) aufgefÉhrt – hat die<br />

Zennerei Exwyler 16 Untertanen und zwei Witwen. Als<br />

Untertanen galten die HaushaltsvorstÜnde. In der Liste sind<br />

ein Michel von Henselhofen, ein Georg Hensel und ein Hans<br />

Loch (Lochenhofen) aufgefÉhrt, die mit Sicherheit ihren<br />

Wohnsitz in Aschbach-Henselhofen hatten.<br />

1707 Das 18. Jahrhundert bringt eine FÉlle von urkundlichen<br />

ErwÜhnungen der beiderseits der Theel liegenden Orte<br />

Aschbach und Henselhofen. So ist in der Zeitschrift fÉr die<br />

Geschichte der Saargegend VI/VII 1956/57 – mitgeteilt durch<br />

Dr. Hermann, SaarbrÉcken – ein interessantes Einwohnerverzeichnis<br />

des Amtes Schaumburg aus dem Jahre 1707 zu<br />

finden:<br />

12


Als Einwohner von Henselhofen sind u. a. aufgefÉhrt: Jacob<br />

Droller (Maurer), Steffen Theis (Bauer), Jean Schou (Bauer)<br />

und Anne (Bettlerin).<br />

Auf der anderen Seite des Baches liegt der Weiler Aschbach.<br />

Er hat u. a. folgende Einwohner: Jean Adam Schou (Bauer),<br />

Pierre Schweizer (Bauer) und Jean Schweizer (Bauer).<br />

Etwas weiter oben liegt eine dem Abt von Tholey gehÇrende<br />

MÉhle. Dort wohnen: Carolus Stil (MÉller) und Jean Nicolas<br />

Dreims (Bauer). In dem Verzeichnis sind auch die Kinder und<br />

Dienstpersonal aufgefÉhrt.<br />

Ein weiterer Aufschluss Éber die Zeit nach dem 30jÜhrigen<br />

Krieg gibt eine VerÇffentlichung von Nikolaus SchÉtz in der<br />

SZ-Heimatbeilage vom 11. Juni 1959, die dieser dem<br />

Aktenbestand des Trierer Dom-Archivs entnommen hatte. In<br />

seinem Beitrag Éber die „RechtverhÜltnisse im lothringischen<br />

Amt Schaumburg“ fÉhrt SchÉtz die Zehnterei Steinbach auf,<br />

zu der noch Exweiler, Schellenbach, Aschbach, Henselhofen<br />

und Dersdorf – zusammen mit 41 Untertanen – gehÇren.<br />

Dazu kommt noch ein Pachtgut, das dem Abt von Tholey<br />

gehÇrt nebst einem Haus, wo sein Beamter mit 2 Untertanen<br />

wohnt. An Abgaben sind zu entrichten: 10 Malter Roggen, 14<br />

Malter Hafer, 27 Livres und 34 HÉhner. Die Pfarrkirche ist zu<br />

Exweiler. Der Tholeyer Abt besetzt die Pfarrstelle und bezieht<br />

den Zehnten. Der Abt von Tholey besitzt 2 MÉhlen, die<br />

eine zu Aschbach und eine, die „HomesmÉhle“ genannt wird.<br />

Der LandesfÉrst hat daselbst eine MÉhle, die ihm 6 Malter<br />

Roggen sowie ein fettes Schwein von 150 Pfund abwirft.<br />

1736 Diese Jahreszahl befand sich an dem Ültesten Aschbacher<br />

GebÜude, der Zehntscheuer in der FlurstraÄe. Damit ist<br />

erwiesen, dass die Aschbacher und Henselhofener<br />

Einwohner damals eine eigene Zehntscheuer besaÄen.<br />

1766 Das Amt Tholey, in dem Aschbach gelegen war, kam unter<br />

Lothringen an Frankreich.<br />

1786 Durch Austausch wird das Amt dem Herzogtum Pfalz-<br />

ZweibrÉcken angegliedert.<br />

13


1791 Diese Jahreszahl tragen die Grenzsteine im Westen des<br />

Bannes. Ferner fÉhren die Steine das Wittelsbacher Wappen<br />

(Rautenwappen).<br />

Nach den Aufzeichnungen des Oberamtmanns Moser hat<br />

Aschbach 144 Einwohner. Der Oberamtmann hat Éber<br />

Aschbach viel geschrieben, das bereits in verschiedenen<br />

Schriften aufgezeichnet wurde. (Franz WÄsten – Pfarrer von<br />

Steinbach)<br />

1794 Aufhebung der Leibeigenschaft. Aschbach kommt zum<br />

BÉrgermeisteramt Eppelborn. Die ersten DienstrÜume des<br />

Amtes befanden sich in „MÉhle Thetart“.<br />

1800 In Aschbach ist eine ZiegelhÉtte in Betrieb.<br />

1800 Bis etwa um die Jahrhundertwende wurden am SÉdhange<br />

des Hetschberges noch Weinreben angebaut. In Ülteren<br />

Karten hieÄ dieser 304 Meter hohe Berg „Wingertsberg“. Die<br />

Form Wingert reicht bis ins frÉhe Mittelalter und ist die Ülteste<br />

germanische Bezeichnung fÉr ein GrundstÉck, auf dem<br />

Reben gepflanzt wurden. (Christmann: Flurnamen zwischen<br />

Rhein und Saar)<br />

1808 Von 1808 bis 1818 gehÇrte die Sukkursalpfarrei (Hilfspfarrei)<br />

Thalexweiler zum Bistum Metz. Pfarrer Heinrich Demrath,<br />

von 1763 – 1820 in Thalexweiler, schrieb dazu: „Ab anno<br />

1808 seynt wir in dass Metzer Bischtumb komme biÄ in das<br />

Jahr 1818; hernÜchst seynt wir durch ein Dekret seiner<br />

Heiligkeit Pius VII. vom 13. August 1818 in unser Trierisches<br />

Bischtumb – Gott sey Dank wieder verlegt worden. Die<br />

Taufe-, Sterb- und HeirathsbÉcher seynt uns von Metz<br />

geschickt worden in einem schlechten Bund!“ (Nach Pf.<br />

WÄsten – Steinbach 28)<br />

1815 Die Gemeinde Aschbach kommt zum Kreis Ottweiler.<br />

1834 Die TheelbrÉcke zwischen den Ortsteilen wird aus Stein<br />

gebaut. Der alte Holzsteg war hÜufig bei Hochwasser<br />

weggespÉlt worden.<br />

14


Die alte BrÉcke vor dem Jahr 1969<br />

15


1840 Laut einer Einwohnerliste der Gemeinde Eppelborn vom 17.<br />

Dezember leben in Aschbach 376 Einwohner.<br />

1848 Am 26. September 1848 protestieren die Einwohner von<br />

Aschbach, DÇrsdorf, Steinbach und Thalexweiler in einer<br />

Petition an die Nationalversammlung wegen der schlechten<br />

QualitÜt der Eisengusswaren. Die Petition schlieÄt mit den<br />

Worten: „…. So erscheinen wir vor einer Hohen<br />

Nationalversammlung dahin wirken zu wollen, dass man aus<br />

allen Gusslieferungen gute, dauerhafte Waren verfertigen<br />

dÉrfe. “<br />

1875 Aschbach hat 466 Einwohner.<br />

1876 Erbauung des ersten SchulgebÜudes in Aschbach (Ecke<br />

HauptstraÄe – BrÉhlstraÄe).<br />

1900 Die BevÇlkerungszahl ist auf 629 angestiegen. Die geplante<br />

Eisenbahnlinie Lebach – Tholey soll Éber den Distrikt „Auf<br />

dem Stein“ fÉhren.<br />

16<br />

Postkarte um das Jahr 1900


1920 Die Wiesen im „Totwasser“ (im Bereich des heutigen<br />

Marktplatzes) dienen dem neu gegrÉndeten Sportverein als<br />

Sportplatz.<br />

Die Einwohnerzahl ist auf 944 angestiegen.<br />

1921 Beginn des Aufbaus der Stromversorgung in Aschbach.<br />

1922 Mit dem Wohnhaus und den ákonomiegebÜuden von Nikolaus<br />

Eckert beginnt die Bebauung der Siedlung „Auf dem Stein“.<br />

1922 Erbauung eines Kriegerdenkmals (Ecke HauptstraÄe –<br />

FlurstraÄe) als Erinnerung an die 24 Gefallenen und die 4 an<br />

den Folgen des 1. Weltkrieges verstorbenen Aschbacher<br />

BÉrger.<br />

1923 Es wird mit dem Sportplatzbau auf dem heutigen<br />

SchulgelÜnde in der Hauschied begonnen. Der Platz wurde<br />

anschlieÄend verlÜngert und durch stÜndige Arbeiten immer<br />

mehr den SpielbedÉrfnissen angepasst.<br />

1927 Beginn der Bebauung Hirtenberg (damals BergstraÄe –<br />

heute Hirtenberg und WaldstraÄe). Das erste Haus war das<br />

Elternhaus von Adolf Hoffmann, erbaut von Gertrud und<br />

Konrad Hoffmann. Dann folgen die HÜuser in der BergstraÄe<br />

linksseitig (erbaut von Anna und Jakob Schmitt – heute<br />

Wohnhaus Herta Ludwig). Die rechtsseitige Bebauung (Paul<br />

SchÜfer, Alois Klein, Alfred Theobald usw.) setzte sich dann<br />

nach dem Krieg, Ende der vierziger Jahre, fort.<br />

1930 Bau der Wasserleitung fÉr die Theeltalgemeinden<br />

17


Henselhofer Brunnen Ende der fÉnfziger Jahre<br />

Auf dem Bild: Erna Thewes, vermutlich mit ihrem Neffen Raimund<br />

18


Brunnen auf dem Schulhof 1929<br />

von links: Amalie (Malchen) Wamme/Klein, Regina Schu/Pesch,<br />

Katharina WeiÄgerber mit ihren Zwillingen Josef und Bernhard,<br />

Katharina Caryot/WeiÄgerber und Katharina Thewes<br />

Das Bild wurde aufgenommen vom Bruder des damaligen<br />

Schulleiters, Herrn Russy.<br />

Vor Verlegung der Wasserleitung traf man sich am Dorfbrunnen zum<br />

Wasserholen und zum GesprÜch.<br />

19


Postkarte um das Jahr 1935<br />

1938 Am sÉdlichen Ende der Hauschied wird ein neues<br />

SchulgebÜude mit fÉnf KlassenrÜumen im Rohbau erstellt.<br />

Infolge der Kriegsereignisse konnte es erst 1950 fertig gestellt<br />

werden.<br />

1943 Bau des Waldstadions in Aschbach<br />

1944 – 1945 Drei Bombenangriffe im 2. Weltkrieg verursachen auch<br />

in Aschbach leichte bis totale SachschÜden. Bei den beiden<br />

BombenabwÉrfen am 19. November 1944 und am 13.<br />

Februar 1945 waren nur leichte bis schwere SchÜden zu<br />

verzeichnen. Bei dem dritten Bombenangriff am 19. Februar<br />

1945 stellte sich die Situation jedoch erheblich schlimmer<br />

dar: 4 HÜuser wurden total zerstÇrt (die HÜuser von Alban<br />

Kirsch, Karl Forster, Nikolaus Thewes und Geschwister<br />

Kirsch) und rund 20 HÜuser wurden schwer beschÜdigt.<br />

Am 18. MÜrz 1945 ist dann fÉr Aschbach der Krieg zu Ende.<br />

Amerikanische Truppen ziehen in Aschbach ein.<br />

20


1946 Aschbach erhÜlt seinen eigenen Friedhof.<br />

1946 Am 1. Januar segnet Pfarrer Schillo die Notkirche in der<br />

Blum’schen MÉhle ein. Am Hochfest der Erscheinung des<br />

Herrn wird dann das Allerheiligste in einer feierlichen<br />

Prozession Ébertragen.<br />

1949 Am 27. November findet die feierliche Einweihung der neuen<br />

Schule statt.<br />

1950 Aschbach hat nun bereits 1283 Einwohner verteilt auf 306<br />

Haushalte und 196 HÜuser.<br />

Aschbach vor dem Jahre 1950<br />

21


1950 Die Schule wird „in Dienst genommen“.<br />

Durch die verspÜtete Lieferung der SchulmÇbel verzÇgert<br />

sich der Einzug.<br />

1950 Grundsteinlegung zum neuen Gotteshaus<br />

1950 Beginn des Pfarrhausbaues<br />

Feier zur Grundsteinlegung<br />

Die Chronik von Aschbach wird in der nÜchsten Ausgabe fortgefÉhrt.<br />

22


Eine Jahresarbeit aus dem Jahr 1948<br />

von Bernhard Huwer,<br />

der im September 1947 als Junglehrer<br />

nach Aschbach kam<br />

Es ist die einzige uns bekannte Beschreibung<br />

unseres Heimatortes aus dieser Zeit.<br />

Bernhard Huwer im Jahr 1950<br />

23


24<br />

Die erste Seite der Jahresarbeit von 1948 im Original


ABSCHRIFT DER JAHRESARBEIT<br />

Bernhard Huwer<br />

apl. Lehrer<br />

in Aschbach Aschbach, den 15. Juni 1948<br />

Die soziale Struktur meines Wirkungsbereiches<br />

Mein Wirkungsbereich ist das Dorf Aschbach im Kreise Ottweiler. Die<br />

soziale Struktur dieser Ortschaft darzulegen und zu erlÄutern, ist meine<br />

Aufgabe. ZunÄchst werde ich mir klar Åber den Begriff: „Soziale Struktur“.<br />

Sozial heiÑt: gesellschaftlich. Struktur besagt: Aufbau, GefÅge. Darunter<br />

verstehe ich zunÄchst die Einordnung und Einstufung des einzelnen<br />

Menschen in die berufliche und besitzrechtliche Schichtung einer<br />

vorhandenen BevÖlkerung. Die soziale Struktur bezeichnet aber nicht nur<br />

diese ÄuÑere Einteilung und deren materiellen Voraussetzungen, sondern<br />

sie ist auch Ausdruck jener inneren Beziehungen der EinzelstÄnde und<br />

Einzelpersonen zueinander. Unter den inneren Beziehungen verstehe ich<br />

die rein menschliche und seelische Einstellung, wie sie sich im Leben einer<br />

Gemeinschaft ÄuÑert.<br />

Damit gibt mir die obige Themenstellung eine zweifache Aufgabe:<br />

erstens ein Bild der rein ÄuÑeren Zusammensetzung der gesellschaftlichen<br />

Schichtung von Aschbach zu entwerfen und deren materiellen<br />

Voraussetzungen darzulegen – und zweitens auch die geistige Seite der<br />

Bewohner zu zeigen, die sich auf Grund ihrer existenziellen Eigenart<br />

ergibt.<br />

Ein Dorf ist eine Gemeinschaft von mehreren oder gar vielen Familien,<br />

die sich zusammengeschlossen haben unter einer Verwaltung. Sie bildet<br />

eine Gemeinde und ist die kleinste verwaltungsmÄÑig organisierte Einheit<br />

im Staatswesen. Sie ist nicht zufÄllig, sondern sie beruht auf den<br />

Grundlagen gleicher OrtsansÄssigkeit und Ortsgebundenheit, gleicher<br />

Sprache, gleicher oder Ähnlicher Lebensbedingungen und gleichen<br />

geschichtlichen Schicksals. Die Gemeinde steht nicht isoliert, sie ist<br />

verkettet durch vielerlei Bande mit andern gleichgestellten Gemeinschaften<br />

25


und mit den hÖheren Gliedern des Verwaltungswesens des Staates. Sie ist<br />

nicht von gestern auf heute entstanden, sie ist geworden durch eine lÄngere<br />

oder kÅrzere Entwicklung. Dieser Entwicklung nachzuspÅren, sehe ich mit<br />

als Vorbedingung an, um das rechte VerstÄndnis fÅr den heutigen Zustand<br />

des Ortsbildes Aschbach und seiner gesellschaftlichen Eigenart zu<br />

bekommen. Dabei werde ich wohl auf alle grundlegenden Voraussetzungen<br />

stoÑen, die den heutigen Zustand bedingen.<br />

Als ich im September 1947 zum ersten Mal meine Schritte von Lebach<br />

nach Aschbach lenkte, – eine breite schÖne ReichsstraÑe fÅhrt dorthin, –<br />

machte ich mir so allerlei Gedanken Åber meinen zukÅnftigen<br />

Wirkungskreis, Åber Schule, Jugend, Dorf und Bewohner. Die ersten<br />

EindrÅcke, die ich alsbald bekam, sollten mir manche Frage lÖsen und<br />

wiederum viele neue Fragen stellen.<br />

Mein Weg fÅhrt von Lebach durchs Theltal aufwÄrts. Oberhalb der<br />

IllmÅndung wird das genannte Tal schmÄler; zu beiden Seiten erheben sich<br />

sanft ansteigende HÅgel, die in LÄngsrichtung des Tales verlaufen und ab<br />

und zu durch flache Quersenken eingebuchtet sind. Dadurch bekommt das<br />

Gebiet den Charakter einer welligen HÅgellandschaft. Die StraÑe fÅhrt<br />

durch die Talniederung. Der schmale Talgrund zeigt saftige Wiesen,<br />

wÄhrend die HÅgel rechts und links bis auf ihre KÄmme hinauf bebautes<br />

Ackerland aufweisen. Nur vereinzelt zieren Nadel- oder LaubwÄlder die<br />

RÅcken der Erhebungen oder ziehen sich hier und da talwÄrts herab durch<br />

tiefe Senken. – So sehe ich die Landschaft des Theltales vor mir, im<br />

Hintergrund abgeriegelt durch das Massiv des Schaumberges, der<br />

beherrschend herabgrÅÑt in die weiten Auen des Saarlandes. Nach kurzer<br />

Wegstrecke bemerke ich auch die ersten HÄuser von Aschbach, die zu<br />

beiden Seiten des Tales stehen und am ostwÄrtigen Berghang sogar bis zu<br />

der Grenze eines sich talwÄrts ziehenden Fichtenwaldes hinaufklettern. Der<br />

westliche Ortsteil lÄÑt sich nicht Åberschauen, da die StraÑe dort eine<br />

Biegung macht. Die ersten HÄuser, die ich erreiche, stehen dicht links und<br />

rechts der StraÑe und sind in jÅngster Zeit erst gebaut, – einige sind<br />

BauernhÄuser, andere vom Typ des Bergarbeiterhauses, wie es vielfach in<br />

den Saarorten anzutreffen ist. Die Schule, die ich natÅrlich suche, ist nicht<br />

zu verfehlen. Sie steht gleich auffÄllig rechts der HauptstraÑe und ist dem<br />

Aussehen nach ein Älterer zweistÖckiger Bau, dessen ÄuÑerer Zier die Zeit<br />

und das Wetter scheinbar sehr zugesetzt haben. Mit etwas Wehmut trete ich<br />

ein und mustere das Innere. Drei gerÄumige SÄle mit groÑen Fenstern –<br />

zwei davon sind nur mit BÄnken und SchulmÖbeln ausgestattet – sind die<br />

26


InnenrÄume. Ihr Anblick kÅhlt meinen Mut sehr stark ab. Ich bin nicht<br />

geneigt, gleich ein Werturteil zu fÄllen; denn in Anbetracht der<br />

vergangenen Ereignisse und der augenblicklichen VerhÄltnisse bin ich eher<br />

zu Entschuldigungen geneigt. Doch sind die ersten EindrÅcke<br />

vielbedeutend fÅr mich, sie beantworten mir zum Teil die unterwegs<br />

gehegten Fragen und stellen mir gleichviel neue.<br />

Ich lenke meine Schritte auf der HauptstraÑe weiter ins Dorf hinein. Die<br />

HÄuser bieten dasselbe Bild wie am Anfang des Ortes, einstÖckige<br />

ArbeiterhÄuser und lange BauernhÄuser im Wechsel, mit Traufenstellung<br />

zur StraÑe. – Beim Ortsvorsteher, der in einem dieser HÄuser wohnt, stelle<br />

ich mich vor und vergewissere mich Åber alles zunÄchst nur Notwendige,<br />

Einwohnerzahl, Kinderzahl, SchulverhÄltnisse, Quartierfrage usw. – Bei<br />

einer Zahl von 1200 Einwohnern besuchen zur Zeit etwa 240 Kinder die<br />

Schule. Mit mir ist nun die vierte Lehrperson im Ort. Die Quartierfrage<br />

macht dem Vorsteher die meiste Qual, was mich in Anbetracht des groÑen<br />

Ortes und der verhÄltnismÄÑig geringen KriegsschÄden sehr in Erstaunen<br />

setzt. Ob eine gewisse Ablehnung der BevÖlkerung gegenÅber dem<br />

Fremden oder die UmstÄnde der allgemeinen ErnÄhrungslage es sind, die<br />

die Sache erschweren, kann ich im Augenblick nicht klar beurteilen. Es ist<br />

ein unbestimmter Eindruck mehr, der mich wie viele der noch folgenden<br />

drÄngt, tieferen Einblick in die gegebenen dÖrfischen VerhÄltnisse zu<br />

nehmen. – Beim Schulleiter, bei dem ich nun vorspreche, werde ich<br />

orientiert Åber die inneren SchulverhÄltnisse, wie KlassenstÄrken,<br />

Klassenverteilung, Unterrichtszeiten usw. Da nur zwei SÄle bei 4 Klassen<br />

zur VerfÅgung stehen, muÑ der Unterricht um Wechsel – vormittags und<br />

nachmittags – stattfinden. Der Schulleiter berichtet ferner von einer neuen<br />

Schule, die im Rohbau bereits seit einigen Jahren dastehe und ihrer<br />

Vollendung harre.<br />

Mit ihrer Fertigstellung wÅrden sich die gegebenen schulischen<br />

Schwierigkeiten von selbst lÖsen. Ob die Gemeinde die dazu notwendigen<br />

Mittel aufbringen wird, bleibt die zweifelhafte Frage. – Ich soll am<br />

folgenden Tag die Kinder des 1. und 2. Schuljahres Åbernehmen und mich<br />

nach und nach vertraut machen mit den gegebenen VerhÄltnissen. Ja, das<br />

will ich unter allen UmstÄnden tun, um meine neue zweite Heimat<br />

kennenzulernen und die Menschen dort zu verstehen und sie trotz all ihrer<br />

oder vielleicht gerade wegen ihrer Eigenarten lieb zu gewinnen. Dieser<br />

Wille drÄngt mich von der Wohnung des Schulleiters weiter ins Dorf<br />

hinein. Noch bin ich unbekannt und kann ungestÖrt forschend durch<br />

27


StraÑen und Gassen gehen, um nur erst einmal ein oberflÄchliches Bild von<br />

der Lage meines Wirkungskreises zu erhalten.<br />

Von der HauptstraÑe geht nun bald ein Nebenweg rechts ab und fÅhrt,<br />

wie ich feststellen kann, durch das schmale Tal Åber die Thel hinÅber auf<br />

die Östliche Seite, wo eine grÖÑere HÄusergruppe liegt. Ich bleibe auf der<br />

HauptstraÑe, auf der ein lebhafter Durchgangsverkehr von Kraftfahrzeugen<br />

zu bemerken ist, und lasse meine Augen herÅber und hinÅber gehen und<br />

EindrÅcke gewinnen von HÄusern und Menschen. Nach etwa 200 m biegt<br />

ein Nebenweg nach links ab. Ich folge ihm und finde hier die bisher<br />

Ältesten HÄuserbauten des Ortes. Meist sind es alte BauernhÄuser mit<br />

DÄchern aus roten Ziegeln; ihre WÄnde sind mit Kalk getÅncht. Der Weg<br />

ist steinig, die Rinnen sind schmutzige GrÄben. Zu rechter Hand steht am<br />

Abhang eine langgestreckte MÅhle mit geducktem Dach. Mein Blick fÄngt<br />

sich in einem schmalen Tal, das sich in nordwestlicher Richtung erstreckt<br />

und von einem unansehnlichen BÄchlein bewÄssert wird. Der Weg verlÄuft<br />

weiter durch das genannte TÄlchen und strebt durch Wiesen und bebaute<br />

Fluren einem entfernten FichtenwÄldchen zu. Einige neue Wohnbauten<br />

vom Stil des Arbeiterwohnhauses bilden bald hinter der MÅhle den<br />

AbschluÑ. – Ich kehre um und finde diesen Ortsteil still gegenÅber dem<br />

lauten Treiben auf der asphaltierten HauptstraÑe. Allenthalben begegne ich<br />

Pferde- und Kuhgespannen, die verhÄltnismÄÑig schwer gebaute Wagen<br />

Åber die holprige StraÑe ziehen. Die Leute scheinen arbeitsame und ihren<br />

(kleinen) Wohnungen und Kleidern nach ordnungsliebende BÅrger zu sein.<br />

Auf der HauptverkehrsstraÑe nehme ich meine alte Richtung wieder auf.<br />

Eine BrÅcke fÅhrt Åber das kleine GewÄsser des eben geschauten TÄlchens,<br />

das gleich unterhalb der BrÅcke von feuchten Thelbachgrund<br />

aufgenommen wird. Die HÄuserreihen beginnen erneut beiderseits der<br />

StraÑe. Nach links werfe ich einen Blick in eine schmale kurze Gasse mit<br />

niedrigen HÄusern. Einige stattliche BauernhÄuser fallen beim Weitergehen<br />

auf. Nach etwa 2 – 300 m lenkt ein rechts der StraÑe stehender MÅhlenbau<br />

meine Aufmerksamkeit auf sich, der mit einem groÑen Holzkreuz geziert<br />

und als eine Notkirche fÅr das Dorf eingerichtet ist. Der Ort ist noch nicht<br />

zu Ende. Die aufgelockerten HÄuserreihen bleiben weiter eine bunte<br />

Mischung von BergmannsbauernhÄusern und einstÖckigen<br />

Arbeiterwohnungen, von denen letztere in neuester Zeit erst gebaut worden<br />

sind. In 300 m Entfernung von der Notkirche steht endlich ein Schild, das<br />

den Namen eines neuen Ortes verkÅndet. Hier beginnt unmittelbar im<br />

AnschluÑ an Aschbach Thalexweiler. Der RÅckweg bestÄtigt mir:<br />

28


Aschbach ist vorwiegend ein MehrstraÑendorf, wenigstens, was den Teil<br />

westlich der Thel betrifft.<br />

Der erste Schultag macht mich bekannt mit den Kindern von Aschbach.<br />

In der Mehrzahl sind sie recht sauber gekleidet und dem áuÑeren nach<br />

scheinen sie gute Pflege zu Hause zu haben. Einige wenige fallen in diesem<br />

angenehmen Bild durch die gegenteilige Feststellung auf. Ich verlese die<br />

Namen, frage nach dem Beruf des Vaters, Zahl der Geschwister, Waisen<br />

oder Halbwaisen und stelle dann die Frage: „Wer von euch hat heute<br />

morgen noch keinen Kaffee getrunken und nicht gegessen“. Es melden<br />

sich etwa 5 Kinder. – Dann ÅberprÅfe ich die einzelnen Klassen auf ihre<br />

StÄrken. Das erste Schuljahr hat 42 Kinder, wÄhrend das zweite nur 15<br />

Kinder stark ist. Beim ersten Schuljahr sind noch 9 sitzengebliebene Kinder<br />

des zweiten Jahrgangs, 6 Knaben und 3 MÄdchen. Der Jahrgang der<br />

SechsjÄhrigen hat 16 Knaben und 17 MÄdchen. Bei den SiebenjÄhrigen ist<br />

das VerhÄltnis: 12 Knaben und 12 MÄdchen.<br />

Ein frisches Kinderlied stimmt den Schulbetrieb ein, froh klingt es, und<br />

die etwas geÄngstigten Gesichter beginnen zu leuchten, und eine gewisse<br />

Beklemmung weicht. Dann beginnt ein PlauderstÅndchen zwischen mir<br />

und dem kleinen VÖlkchen, dem genau so wie mir tausend Fragen im<br />

Herzen brennen. Bald lÖsen sich im ungezwungenen GesprÄch die Zungen,<br />

und die Kinder geben sich in ihrer natÅrlichen Art. Meine Freude ist nicht<br />

gering. Die Masse der Kinder scheint geistig geweckt zu sein. Es ist die<br />

hoffnungsvolle Grundlage, auf der ein Lehrer aufbauen kann. – Am<br />

Nachmittag nehme ich noch einmal das SchÅlerverzeichnis zur Hand, um<br />

das am Vormittag gewonnene Bild der Klasse zu vervollstÄndigen. Es ist<br />

zunÄchst eine Gesamtschau, die Einzelheiten sollen sich erst nach und nach<br />

lichten und klÄren. Es ergibt sich spÄter folgendes Bild:<br />

Kinderzahl<br />

57<br />

Knaben<br />

28<br />

MÄdchen<br />

29<br />

kath.<br />

56<br />

ev.<br />

1<br />

Familienzahl<br />

53<br />

Vater tot<br />

8<br />

Vater<br />

HÅttenarb.<br />

3<br />

Mutter tot<br />

0<br />

Vater<br />

Eisenb.<br />

3<br />

Halbwaisen<br />

8<br />

Vater<br />

Handwerker<br />

4<br />

Vater<br />

Bergmann<br />

32<br />

Vater<br />

Beamter<br />

2<br />

Vater<br />

Landwirt<br />

3<br />

Vater<br />

and. Berufe<br />

6<br />

29


Familien<br />

mit<br />

9 Kindern<br />

2<br />

Familien<br />

mit<br />

3 Kindern<br />

11<br />

Familien<br />

mit<br />

8 Kindern<br />

0<br />

Familien<br />

mit<br />

2 Kindern<br />

11<br />

Familien<br />

mit<br />

7 Kindern<br />

1<br />

Familien<br />

mit<br />

1 Kind<br />

7<br />

Familien<br />

mit<br />

6 Kindern<br />

2<br />

Familien<br />

mit eigenem<br />

Haus<br />

29<br />

Familien<br />

mit<br />

5 Kindern<br />

9<br />

Familien in<br />

Miete<br />

24<br />

Familien<br />

mit<br />

4 Kindern<br />

10<br />

Bergleute mit<br />

Landwirtschaft<br />

25<br />

Bergleute mit<br />

KÅhen<br />

9<br />

Bergleute mit<br />

Ziegen<br />

16<br />

(Bei den Bergleuten mit Landwirtschaft sind auch die HÅttenarbeiter,<br />

Handwerker und Eisenbahner mit eingeschlossen.)<br />

Ich kann aus der Zusammenstellung ziemlich genau erkennen, aus<br />

welchem sozialen Milieu die mir anvertrauten Kinder kommen. Sie<br />

stammen Åber 60 % aus Bergarbeiterfamilien. Die meisten Bergleute, 68 %,<br />

betreiben neben ihrer BerufstÄtigkeit etwas Landwirtschaft, die ihnen die<br />

notwendigsten Lebensmittel fÅr ihre Familien einbringt. Das ist ebenso der<br />

Fall bei den HÅttenarbeitern, Handwerkern und Eisenbahnern. Fast 90 %<br />

der Kinder kommt also aus Familien, die in materieller Hinsicht einen fÅr<br />

dÖrfische VerhÄltnisse gesunden Wohlstand besitzen. Bei nur 6 Familien<br />

liegen die VerhÄltnisse schwieriger. 8 FamilienvÄter sind tot, 4 sind noch in<br />

Gefangenschaft, davon haben sich 2 noch nicht gemeldet. In 6 FÄllen<br />

verfÅgen die Witwen Åber ein geringes Einkommen, sitzen dazu noch in<br />

Mietwohnungen und sind ohne jeglichen landwirtschaftlichen Besitz.<br />

Allerdings gebÅhrt diesen Frauen ein besonderes Lob, da sie ihre Kinder<br />

fÅrsorglich betreuen und letztere in Kleidung und Aussehen keineswegs<br />

nachstehen gegenÅber Bessergestellten.<br />

Dagegen lÄÑt bei 5 Kindern diese elterliche FÅrsorge viel zu wÅnschen<br />

Åbrig. Es sind die zu Anfang ErwÄhnten, die mir bereits am ersten<br />

Schultage auffielen. Hier liegt das àbel weniger in der hÄuslichen Armut,<br />

als vielmehr in der NachlÄssigkeit und in dem Mangel an hÄuslichen<br />

Eigenschaften. Diese Kinder stellen ein schwer zu lÖsendes Problem fÅr<br />

den Lehrer; denn auÑer der materiellen Not liegt auch hier eine geistige vor.<br />

Ihre Veranlagung ist durchweg gering, und von zu Hause aus wird der<br />

Schule wenig Interesse entgegengebracht. 4 der Kinder wiederholen infolge<br />

30


mangelnder Leistungen das erste Schuljahr und benehmen sich auch jetzt<br />

noch schwerfÄllig und meist wenig interessiert. Das 5. Kind ist nicht in der<br />

Lage, verschiedene Buchstaben voneinander zu unterscheiden, geschweige<br />

denn, eine einfache Rechenaufgabe zu lÖsen. – Es liegt nicht im Sinne<br />

dieser Arbeit, Åber solche Kinder ein abtrÄgliches Urteil zu fÄllen, als<br />

vielmehr ihnen als den ármsten mit viel VerstÄndnis und Liebe zu<br />

begegnen. Sie tragen die Folgen eines oft leichtsinnigen Lebenswandels<br />

ihrer Vorfahren (Trunksucht), oder ihre kÖrperlichen und geistigen Anlagen<br />

sind verkÅmmert durch Pflichtvergessenheit anderer, die es an Pflege<br />

fehlen lieÑen. DaÑ hier auch mir unbekannte, tragische, rÄtselhafte ZufÄlle<br />

des Lebens mitspielen, die vieles entschuldigen, sei erwÄhnt, um nicht ein<br />

ungerechtes Urteil zu fÄllen. – Die erziehliche Seite ist angesichts des<br />

Familieneinflusses auf das Kind besonders schwierig zu lÖsen, will man<br />

aus solchen Kindern brauchbare Glieder der menschlichen Gesellschaft<br />

heranbilden. Doch um die Dinge und die nÄheren UmstÄnde Bescheid<br />

wissen, erheischt von mir als Lehrer, verstÄndnisvoll auf diese Kinder<br />

einzuwirken.<br />

45 % der Familien der mir anvertrauten Kinder wohnen in Miete. Es ist<br />

ein hoher Prozentsatz, und er soll spÄter eingehend begrÅndet werden. –<br />

Durchschnittlich haben die einzelnen Familien 4 – 5 Kinder. Diese Zahl ist<br />

mit ein Beweis fÅr den gesunden Lebenswillen der BevÖlkerung.<br />

Um das gegebene Bild meiner Klasse abzurunden, muÑ noch ihr<br />

geistiges Milieu nÄher erlÄutert werden. Hier ist es sehr schwer, genaue<br />

Angaben zu machen und sie in einem Schema festzuhalten. Gerade in den<br />

unteren JahrgÄngen verwischen besondere Faktoren den gewonnenen<br />

Einblick des Lehrers zu leicht. Das Kind dieses Alters ist oft kÖrperlich und<br />

seelisch gehemmt, es hat Angst, ist zurÅckgeblieben in seiner Entwicklung,<br />

ist verspielt und trÄumerisch und kann sich schwer konzentrieren. Da von<br />

dem Grundschulkind bestimmte Leistungen verlangt werden, die in den<br />

vorgeschriebenen stofflichen Klassenzielen festgelegt sind, ist es mÖglich,<br />

die geistige LeistungsfÄhigkeit des Kindes annÄhernd zu bewerten. Die<br />

Osterzeugnisse von 1948 seien hier Grundlage.<br />

31


1. Schuljahr.<br />

Kinderzahl<br />

42<br />

In Schreiblesen<br />

Åber 15 Punkte<br />

12<br />

In Rechnen Åber<br />

15 Punkte<br />

14<br />

In Schreiblesen<br />

10 – 14 Punkte<br />

29<br />

In Rechnen<br />

10 – 14 Punkte<br />

26<br />

In Schreiblesen<br />

unter 10 Punkte<br />

1<br />

In Rechnen unter<br />

10 Punkte<br />

2<br />

2. Schuljahr.<br />

Kinderzahl<br />

15<br />

In Schreiblesen<br />

Åber 15 Punkte<br />

4<br />

In Rechnen Åber<br />

15 Punkte<br />

6<br />

In Schreiblesen<br />

10 – 14 Punkte<br />

11<br />

In Rechnen<br />

10 – 14 Punkte<br />

9<br />

In Schreiblesen<br />

unter 10 Punkte<br />

0<br />

In Rechnen unter<br />

10 Punkte<br />

0<br />

Von den 57 Kinder wÅrden damit nur 2 das gesteckte Klassenziel nicht<br />

erreichen, wobei zu berÅcksichtigen ist, daÑ 9 das erste Schuljahr<br />

wiederholen. 25 % der SchÅler ist geistig rege und strebsam und lernt<br />

verhÄltnismÄÑig leicht. Der weitaus grÖÑere Teil (70 %) ist mittelmÄÑig<br />

veranlagt. Nur 4 – 5 % werden den gestellten Forderungen kaum oder gar<br />

nicht gerecht. Die im weiteren Unterricht gemachten Erfahrungen<br />

bestÄtigen tÄglich fast im vollen Umfang dieses ZahlenverhÄltnis.<br />

Die Familien meiner Schulkinder sind entsprechend ihrer<br />

verhÄltnismÄÑig gÅnstigen materiellen Lage auch geistig auf einem guten<br />

Durchschnitt. PÄdagogisch gesehen ist das eine erfreuliche Tatsache, die<br />

dem Lehrer seine Arbeit wesentlich erleichtert und auch greifbare Erfolge<br />

der Schule verspricht.<br />

Damit schlieÑe ich die Darstellung der VerhÄltnisse meiner Klasse. Es<br />

ist ein Ausschnitt aus dem groÑen Bild der Gemeinde Aschbach, wie ich es<br />

erlebte und zu ergrÅnden suchte.<br />

Die mir Åbertragene Klasse ist ein Teil meines Wirkungsbereiches. und<br />

zwar der bedeutungsvollste. àber diesen Rahmen hinaus stehe ich als<br />

Lehrer mitten im Strom des Lebens und Treibens einer Dorfgemeinschaft,<br />

32


nehme daran Anteil oder wirke mittelbar oder unmittelbar sogar darauf ein.<br />

Zudem erteile ich auch den anderen Klassen des Systems Unterricht, so daÑ<br />

auch diese Kinder mich ebenso sehr interessieren. Sich hier ein objektives<br />

Bild zu verschaffen, ist schon schwieriger, da man nicht tÄglichen Umgang<br />

mit ihnen hat. Doch kÖnnen auch einige Zahlenbeispiele das oben gegebene<br />

Bild erweitern im Bezug auf die gesellschaftliche Zusammensetzung der<br />

BevÖlkerung von Aschbach.<br />

Klasse 2 – 4<br />

3. – 8.<br />

Schuljahr<br />

Vater<br />

Bergmann<br />

110<br />

Knaben<br />

93<br />

Vater<br />

HÅttenarb.<br />

10<br />

MÄdchen<br />

83<br />

Vater<br />

Handwerker<br />

10<br />

kath.<br />

174<br />

Vater<br />

Eisenb.<br />

9<br />

ev.<br />

2<br />

Vater<br />

Beamte<br />

2<br />

Gesamtzahl<br />

176<br />

Vater<br />

Landwirt<br />

4<br />

Familienzahl<br />

154<br />

Von 154 FamilienvÄtern sind 110 Bergleute, das sind 62 %. Rechnen<br />

wir die 10 HÅttenarbeiter noch dazu, dann ergibt sich ein Prozentsatz von<br />

68 % der Berufe, die in der Saarindustrie ihre BeschÄftigung haben. Reine<br />

landwirtschaftliche Betriebe sind gering, nur etwa 3 % der beruflichen<br />

Zusammensetzung. Diese Tatsache gibt zum Nachdenken AnlaÑ. Worauf<br />

beruht sie<br />

Die Landwirtschaft hÄngt von bestimmten Faktoren ab, soll sie einer<br />

Familie die ausreichende Lebensgrundlage bieten. Wer den hiesigen Ort<br />

zum ersten Male durchfÄhrt, kÖnnte den Eindruck gewinnen, als sei er<br />

vornehmlich ein Bauernort. Die meisten HÄuser haben Scheue und StÄlle.<br />

Die Gefilde um das Dorf herum sind wohlbebaute Fluren.<br />

In freien Stunden durchstreife ich die Gemarkung des Ortes. Bundfarbig<br />

ist ihr Bild. Das Land ist in viele kleine Parzellen aufgeteilt, die mit<br />

verschiedenen Pflanzen bestellt sind. Korn-, Hafer- und Kartoffelfelder<br />

wiegen Åber, in einzelnen Flurteilen sind Weizen und RÅben die hÄufigeren<br />

FrÅchte. Vereinzelt sehe ich auch Gerste- und RapsÄcker. Der Ortsbann ist<br />

hÅgelig, an den HÄngen und in den schmalen Senken verschÖnern<br />

zahlreiche ObstbÄume das Landschaftsbild. Die Saaten stehen dicht und<br />

versprechen einen guten Ertrag. Da ich ab und zu auf Grenzsteine der<br />

Gemarkung stoÑe, kann ich mir ein ungefÄhres Bild Åber das AusmaÑ<br />

derselben machen. Westlich grenzt sie an den Gresaubacher Bann, im<br />

Norden ragt sie in die Steinbacher und Thalexweiler Fluren hinein, im<br />

33


Osten berÅhrt sie Macherbacher und Calmesweiler GrundstÅcke, im SÅden<br />

ist die Gemeinde Bubach der Grenznachbar. Die Ausdehnung der Fluren ist<br />

nach allen Seiten hin etwa eine halbe Wegstunde von Dorfmitte entfernt.<br />

Zwei grÖÑere WaldstÅcke mit gemischtem Bestand an Nadel- und<br />

LaubbÄumen liegen auf den HÖhen an den Östlichen und westlichen<br />

Gemarkungsgrenzen. Gelegentliche Beobachtungen lassen mich die<br />

Bodenarten erkennen und RÅckschlÅsse auf ihre Bewirtschaftung ziehen.<br />

Vorherrschend ist toniger sandiger Boden. Bundsandstein und Schiefertone<br />

treten an einzelnen Stellen sichtbar hervor (SteinbrÅche, Tongruben). Ein<br />

geologisches Kartenblatt gibt mir weiteren AufschluÑ.<br />

Der Aschbacher Bann und die angrenzenden Gebiete sind eine kuppige<br />

HÅgellandschaft. Sie sind ein Teil des Saar-Nahe-Berglandes. Bei einer<br />

durchschnittlichen HÖhe von 250 – 300 m Åber dem Meeresspiegel weist<br />

diese offene Feldflur vorwiegend Bodenformationen aus der Permzeit auf<br />

(Unteres Rotliegendes). Die hier vorhandenen Schichten zÄhlt man zu den<br />

sogenannten Kuseler Schichten, die sich aus Konglomeraten, Arkosen,<br />

Schiefertonen und gelegentlich eingeschalteten KalkbÄnken aufbauen. Die<br />

rotliegenden Schichten sind verhÄltnismÄÑig undurchlÄssig und sind bei<br />

einer gÅnstigen Niederschlagsmenge durchaus als Ackerboden geeignet,<br />

der wirtschaftlich ausgenutzt werden kann. DaÑ letzterem so ist, zeigt die<br />

hier offenen Ackerbaulandschaft, wo der Wald auf die hÖheren Erhebungen<br />

zurÅckgedrÄngt ist.<br />

Wie ist nun diese Tatsache in Einklang mit der anderen zu bringen, daÑ<br />

Aschbach trotzdem so wenig rein landwirtschaftliche Betriebe aufweist –<br />

Hier dÅrfte der EinfluÑ des naheliegenden saarlÄndischen Industriegebietes<br />

eingegriffen haben. Er soll in der spÄter folgenden geschichtlichen<br />

Betrachtung herausgestellt werden. – ZunÄchst seien einige Zahlen<br />

genannt, die im gewissen Grade der obengestellten Frage gerecht werden<br />

kÖnnen.<br />

Die Gemeinde Aschbach hat zur Zeit 1238 Einwohner. Ihre Gemarkung<br />

ist 379 ha groÑ und verteilt sich auf Ackerland mit 154 ha, auf Wald mit 72<br />

ha, auf Wiese mit 106 ha, auf HÖfe, Wege und âdland mit 48 ha. Wenn<br />

man dem gegenÅber die Zahl von 300 Haushalten (ä 4 Personen) stellt und<br />

errechnet, daÑ auf jeden Haushalt nur 1,2 ha Grundbesitz kommen, dann<br />

wird ersichtlich, daÑ der Ort kein Bauerndorf im eigentlichen Sinne sein<br />

kann. Der Grundbesitz ist keineswegs ausreichend, um allen<br />

ExistenzmÖglichkeit durch die Bewirtschaftung der heimischen Scholle zu<br />

34


ieten. Die landwirtschaftliche BetÄtigung wird von den meisten nur<br />

nebenberuflich ausgeÅbt und soll zusÄtzlich fÅr den Lebensunterhalt<br />

beisteuern. So hat sich auch hier wie in vielen Saarorten der Typ des<br />

Bergmannsbauern entwickelt, der auÑerhalb seiner tÄglichen Schicht einige<br />

Parzellen Land bebaut, 1 – 2 KÅhe oder auch Ziegen hÄlt und damit ein<br />

verhÄltnismÄÑig gesichertes Auskommen hat. MÖglich gemacht und<br />

erleichtert wird dem Bergmannsbauern die AusÅbung dieses Doppelberufes<br />

durch den am Rande des Kohlenreviers gelegenen Ort und durch die<br />

verkehrtechnisch wohl organisierte Hin- und RÅckbefÖrderung vor und<br />

nach der Schicht. ZubringerbahnhÖfe fÅr Aschbach sind Lebach und<br />

Bubach (4 km entfernt), zu denen Omnibusse im geregelten Verkehrsplan<br />

fahren, so daÑ ein Bergarbeiter bei seiner tÄglichen Grubenschicht<br />

hÖchstens 12 Stunden von zu Hause fort ist. Es bleiben ihm immer noch<br />

einige Stunden frei, sich seinem kleinen Ackerbau zu widmen. Die grÖÑte<br />

Last dieser ackerbaulichen TÄtigkeiten muÑ jedoch die Bergmannsfrau<br />

tragen. So kann man oft und oft sehen, wie gerade sie die fÅr FrauenhÄnde<br />

sehr schwierige Arbeit des GrasmÄhens, PflÅgens und EinsÄens selbst<br />

besorgen. Wer diesen Frauen tagein tagaus begegnet, stellt fest, daÑ sie<br />

durch diese schwere kÖrperliche Arbeit schneller altern und ihre<br />

gesundheitlichen KrÄfte frÅh verlieren.<br />

Man muÑ Aschbach nach den bisherigen Beobachtungen ein<br />

Bergmannsbauerndorf nennen. Es wird deshalb dem Leben des<br />

Bergmannsbauern die meiste Aufmerksamkeit gewidmet sein, soll das<br />

hiesige Dorf in seiner Eigenart verstanden werden.<br />

HÖrt man den Namen Bergmann, denkt man unwillkÅrlich an einen<br />

Grubenarbeiter in einem Kohlenrevier, der in einer grauen der Grube<br />

gehÖrenden Mietskaserne wohnt, der nach getaner Schicht sich einige<br />

Stunden Schlaf gÖnnt, um dann durch die StraÑen zu bummeln und mit<br />

Genossen desselben Berufes Åber ihr hartes Los zu hadern und unzufrieden<br />

Åber die gesellschaftlichen MiÑstÄnde und Klassenunterschiede zu<br />

schimpfen. Meistens sind dann die Berufsgenossen noch AngehÖrige<br />

verschiedener Landesteile oder gar anderer Nationen, die die Not hier<br />

zusammengetrieben hat. Um Verdienst und Lebensunterhalt zu finden. Ja,<br />

wenn man ehrlich ist, so ist dieses Bild gar nicht so unberechtigt. Wer<br />

selbst einmal durch die ÅbervÖlkerten Siedlungen eines Kohlenreviers<br />

gegangen ist und nur hohe graue HÄuserwÄnde und PflasterstraÑen gesehen<br />

hat, wo nicht einmal die Sonne einen wÄrmenden Strahl hinwerfen kann,<br />

der behÄlt eine Erinnerung in sich zurÅck von Menschen, die wesensfremd<br />

35


und teilnahmslos durch die StraÑen gehen und sich gar nicht dort zu Hause<br />

fÅhlen.<br />

Gottlob haben wir es mit diesem Bergmannstyp hier nicht zu tun. Die<br />

Entwicklung der Arbeiterschaft im Saarkohlenrevier ist anders vor sich<br />

gegangen. Die Industrie des Saargebietes erhielt ihre ArbeitskrÄfte zunÄchst<br />

aus der nÄheren und dann weiteren Umgebung.<br />

Ihre stetige Entwicklung brachte es mit sich, daÑ sie nicht auf<br />

ArbeitskrÄfte von auÑerhalb angewiesen war. So fand das landfremde<br />

Proletariat hier keinen Platz. Die Arbeiterschaft ist bodenstÄndig und<br />

heimatgebunden. Wenn der lÄndliche Besitz des Bergmannsbauern auch<br />

noch so klein ist, und sei es selbst nur ein Hausgarten, den er grÅndlich und<br />

mit groÑem Interesse bearbeitet, es ist diese Tatsache viel – bedeutend fÅr<br />

seine Einstellung sowohl zur Heimat und Familie als auch zum Leben<br />

Åberhaupt. Der Bergmannsbauer liebt seine Heimat, ist stolz auf sein<br />

HÄuschen, das seinem Doppelberufe gemÄÑ zweckmÄÑig gebaut ist, pflegt<br />

mit viel Liebe seinen Hausgarten, wo oft ausgesuchte Obstsorten gezÅchtet,<br />

seltene Rosen und Blumen gepflanzt und die fÅr den Haushalt notwendigen<br />

GemÅsesorten angebaut werden. Diese BetÄtigung auf heimischer Scholle<br />

Åbt einen gesunden EinfluÑ aus auf GemÅt und Willen des Arbeiters. Er ist<br />

hÄuslich eingestellt und ist besorgt um das Wohl seiner Familie. Er ist<br />

vertrÄglich und mit seinem Los zufrieden. Fast ein jeder beginnt in jungen<br />

Jahren zu sparen, um sich spÄter ein eigenes HÄuschen erstellen zu kÖnnen,<br />

wo er sich geborgen fÅhlt und abhold allen fremden EinflÅssen gegenÅber<br />

ist.<br />

Dieses gesunde Streben vererbt er seinen Kindern, die in lÄndlicher<br />

Einfachheit aufwachsen und Familiensinn und Heimatliebe mit ins Leben<br />

nehmen. Ein Lehrer, der die Kinder solcher Familien in der Schule<br />

unterrichtet, wird es bestimmt viel leichter haben als ein Berufskollege in<br />

der Schule einer ausgesprochenen Arbeitersiedlung, wo das Kind in einer<br />

ganz anderen AtmosphÄre aufwÄchst. In den von mir bisher gemachten<br />

Erfahrungen in unterrichtlicher und erziehlicher Hinsicht muÑ ich den<br />

gesunden Lebenssinn der meisten Familien meiner Schulkinder<br />

anerkennen. Ich will nicht so vermessen sein, die schulischen Erfolge allein<br />

meiner Person zuzuschreiben, als vielmehr sie zum grÖÑten Teil jenen<br />

grundlegenden EinflÅssen danken, die die Bergmannsbauernfamilie auf<br />

ihre Kinder ausÅbt. DaÑ auch hier die Familien der HÅttenarbeiter,<br />

Handwerker und anderer Berufe eingeschlossen sind, die unter Ähnlichen<br />

36


und gleichen Bedingungen ihr Leben meistern, sei erwÄhnt, um<br />

MiÑdeutungen auszuschlieÑen.<br />

Der Bergmannsbauer und Arbeiter geben also der Dorfschaft Aschbach<br />

ihr GeprÄge. Ja, sie geben auch dem Ortsbild das ÄuÑere Antlitz. Wer die<br />

HÄuser des Dorfes auf ihre Formen hin untersucht, der wird folgende<br />

Feststellung treffen: Von den 176 WohnhÄusern sind 77 als<br />

BergmannsbauernhÄuser und 59 als ArbeiterhÄuser gebaut. 22 HÄuser<br />

zeigen den Stil des stÄdtischen zweistÖckigen Wohnhauses, und nur 18 sind<br />

reine BauernhÄuser. 72 % der WohnhÄuser sind demnach<br />

Bergmannsbauern- und ArbeiterhÄuser. Das charakteristische der einzelnen<br />

HÄusertypen sei kurz dargelegt.<br />

Das hiesige Bauernhaus ist das westliche Einhaus. WohnrÄume, Stall<br />

und Scheune liegen unter einem gemeinsamen Dach. Vorherrschend ist das<br />

spitze Dach (Neigungswinkel 35 – 45ã). Nur die Ältesten BauernhÄuser<br />

(Anzahl 3) haben FlachdÄcher. Ihr Neigungswinkel betrÄgt 15 – 25ã. Diese<br />

HÄuser sind nach der Tiefe hin gegliedert. Im Wohnteil liegen 3 RÄume<br />

hintereinander: Wohnstube, KÅche und Kammer. Ein langer Gang trennt<br />

Wohnhaus und WirtschaftsrÄume. Die KÅche ist meist ein spÄrlich erhellter<br />

Raum, da das Fenster an der Giebelseite im Lichtschatten des<br />

Nachbarhauses liegt. Bei den spitzgiebeligen BauernhÄusern liegen nur<br />

zwei RÄume hintereinander, Wohnstube und KÅche, erstere stets zur<br />

StraÑe. GroÑe, offene Kamine, wie sie vielfach in alten BauernhÄusern<br />

Åblich waren, sind hier nicht mehr vorhanden. Der Wohnteil bei den zwei<br />

genannten Hausformen ist fast immer zweistÖckig. Die Scheunentore sind<br />

hoch, rundbogig, oder flach ÅberbrÅckt, die StÄlle haben schmale EingÄnge<br />

und verhÄltnismÄÑig kleine Fensterluken. Fachwerk ist nur noch bei 6 alten<br />

BauernhÄusern festzustellen, die wohl als die Ältesten Bauten des Dorfes<br />

gelten kÖnnen.<br />

Das Bergmannsbauernhaus (oder auch Arbeiterbauernhaus genannt) ist<br />

auch in seinen GrundzÅgen das eben beschriebene Einhaus. Der Wohnteil<br />

ist oft einstÖckig, das DachgeschoÑ ist ausgebaut. Die WohnrÄume liegen<br />

beiderseits des Hausflures. Die Scheune fehlt oft ganz, oder Stall und<br />

Scheune liegen hintereinander. Das Arbeiterhaus (oder auch<br />

Bergmannshaus) ist ein einstÖckiger Bau. Durch seine Mitte verlÄuft ein<br />

Flur, wo beiderseits die KÅche und WohnrÄume liegen. Im KellergeschoÑ<br />

sind Stallungen fÅr Kleintiere, vornehmlich fÅr die Ziege, die als<br />

Bergmannskuh bezeichnet wird.<br />

37


Die als stÄdtische WohnhÄuser angefÅhrten Bauten sind jÅngeren<br />

Ursprungs. Sie sind zweistÖckig und sind der Anlage der InnenrÄume nach<br />

reine Wohnbauten, wo meist zwei Familien UntergeschoÑ und<br />

ObergeschoÑ teilen. – Alle hier vorhandenen HÄusertypen sind Steinbauten,<br />

ihre DÄcher sind vorwiegend mit gebrannten Ziegeln gedeckt und nur<br />

vereinzelt mit Schiefer. Als Baustein wurde in erster Linie der in den<br />

BrÅchen der Ortsgemarkung vorhandene rote Sandstein verwandt. Auch<br />

Ziegelsteine aus der nahegelegenen Ziegelei des Ortes Bubach, der auch<br />

meist die Ziegeln der Dachbedeckungen entstammen, waren ein<br />

bevorzugtes Baumaterial. – Wollte man noch den ÄuÑeren Verputz der<br />

einzelnen Bauten zahlenmÄÑig anfÅhren, es wÅrde sich ein buntes Bild<br />

ergeben. Viele zeigen den rohen Baustein, andere tragen rauhen, dunklen<br />

Zementverputz, manche haben ein angenehm glattes Antlitz mit hellen<br />

Farben, und nur wenige sind weiÑ getÅncht, und ihre Sockel geschwÄrzt.<br />

Das Ortsbild ist weiterhin gekennzeichnet durch die Traufenstellung der<br />

HÄuser zur StraÑe. Der Hofraum liegt vor dem Hause. Die HÄuserreihen<br />

sind aufgelockert und nur in seltenen Ausnahmen ohne BaulÅcken. Die<br />

StraÑenrinnen grenzen die HofrÄume ab. Hinter den HÄusern oder auch<br />

dazwischen liegen GemÅse-, Gras- und ObstgÄrten, die das Ortsbild<br />

verschÖnern und Åberdies den Bewohnern ob ihrer zu den Wohnungen<br />

gÅnstigen Lage mache Erleichterungen in ihrem Tagewerk verschaffen.<br />

In sehr enger AbhÄngigkeit von der Hausform ist auch die<br />

Siedlungsform. Die hier vorhandene offene Bauweise zieht eine<br />

Breitenausdehnung des Ortsplanes nach sich. Aschbach ist ein<br />

MehrstraÑendorf. Dabei muÑ man die beiden Ortsteile rechts und links der<br />

Thel getrennt betrachten. Das auf der linken Thelseite gelegene<br />

Henselhofen zeigt die gleiche Art des Ortsplanes wie der Ortsteil rechts des<br />

Baches: eine HauptstraÑe, zu der mehrere NebenstraÑen hinfÅhren. Eine<br />

groÑe Bedeutung fÅr die VerÄnderung des Ortsbildes in neuester Zeit hat<br />

die HauptdurchgangsstraÑe Lebach – Tholey gehabt. Sie ist eine StraÑe I.<br />

Ordnung, zum Teil asphaltiert, zum Teil mit kleinen Quadersteinen<br />

gepflastert. So hat das Dorf entlang dieser verkehrswichtigen StraÑe sich in<br />

den letzten Jahrzehnten besonders weit ausgedehnt, so daÑ der rechte<br />

Ortsteil heute mehr das Gesicht eines EinstraÑendorfes trÄgt.<br />

Die Ausdehnung entlang dieser StraÑe betrÄgt Åber 1 km. Von 176<br />

HÄusern des Ortes stehen allein 78 an dieser HauptverkehrsstraÑe. Der<br />

rechte Ortsteil hat dazu 4 NebenstraÑen und vereinigt zusammen 120<br />

38


HÄuser, wÄhrend das am linken Thelufer gelegene Henselhofen nur 56<br />

Bauten zÄhlt.<br />

Das Leben der Bewohner und ihr Tagewerk spielen sich zum grÖÑten<br />

Teil in Anbetracht der Hoflage angesichts der StraÑe ab. Die DÅngerstÄtten<br />

liegen oft dicht an den Wegen. Auf den HÖfen stehen die Wagen und die<br />

AckergerÄte. Die Nebenwege sind mit grobem Kies gedeckt und daher<br />

holprig und bei Regenwetter recht schmutzig. Der ehrliche Beobachter aber<br />

kann sich eines erfreulichen Eindruckes nicht erwehren, den er vom<br />

gesamten Ortsbild Aschbach erhÄlt, nÄmlich daÑ die gepflegten<br />

WohnstÄtten und GÄrten von der Liebe zum Heim und dem Ordnungssinn<br />

seiner Bewohner ein schÖnes Zeugnis geben.<br />

In den soeben geschilderten 176 HÄusern wohnen zur Zeit 300<br />

Haushalte. Bei BerÅcksichtigung der Zahl der Hausbesitzer ergibt sich eine<br />

ziemlich hohe Anzahl von mietewohnenden Familien. 41 % der<br />

BevÖlkerung hat kein eigenes Haus. Dieser Zustand eines Landdorfes wirkt<br />

etwas befremdend. Jedenfalls sieht man daraus eine gewisse VerstÄdterung<br />

einer lÄndlichen Siedlung infolge ihrer Einbeziehung in ein Industriegebiet.<br />

NaturgemÄÑ nimmt dort infolge der gÅnstigen materiellen Lage die<br />

BevÖlkerungszahl schneller zu als anderswo. Es ist in Aschbach keine<br />

bedeutende Zuwanderung von auÑerhalb erfolgt, was die hohe Zahl der<br />

Mietewohnenden eher verstÄndlich machte. Nur 4 Familien sind im Zuge<br />

der Evakuierung in den letzten Jahren hier ansÄssig geworden. Um die hohe<br />

Zahl der mietewohnenden Familien weiter zu ergrÅnden, muÑ man den<br />

Krieg und seine Folgen berÅcksichtigen. – Vielen jungen Leuten war es gar<br />

nicht mÖglich, sich ein eigenes Haus zu bauen. Da ich im ersten und<br />

zweiten Schuljahr gerade die Kinder der jÅngsten Generation betreue und<br />

festgestellt habe, daÑ von ihnen allein 45 % in Miete wohnen, so wird<br />

damit fÅr mich die oben angegebene Ursache des Krieges und seiner<br />

Folgen noch offensichtlicher. Einen weiteren RÅckschluÑ lÄÑt diese<br />

Feststellung zu, die ein erfreuliches Licht auf die soziale Einstellung der<br />

Einwohnerschaft wirft. Wenn man bedenkt, daÑ die meisten WohnhÄuser<br />

gar nicht fÅr Mietswohnungen eingerichtet sind, und daher die Mieter oft<br />

RÄume der Besitzerfamilien mitbenutzen mÅssen, so muÑ man allen<br />

Hausbewohnern ein groÑes MaÑ von gegenseitiger RÅcksichtnahme und<br />

menschlichen Wohlwollens zutrauen.<br />

39


Eine kurze Statistik mÖge nun noch das Bild der beruflichen<br />

Zusammensetzung der Einwohnerschaft abrunden. In Aschbach sind zur<br />

Zeit 130 aktive Bergleute und HÅttenarbeiter, 49 pensionierte Bergleute, 7<br />

Bauern, 6 Eisenbahnangestellte, 24 Handwerker und 13 Arbeiter. Von den<br />

24 Handwerkern Åben 2 Schreiner, 1 Stellmacher, 2 Schmiede, 1 BÄcker, 1<br />

MÅller, 2 Schuhmacher und 2 Schneider ihren Beruf selbstÄndig aus. Die<br />

Åbrigen sind auÑerhalb beschÄftigt. AuÑerdem sind im Orte an<br />

gewerblichen Unternehmen 3 GaststÄtten und 6 GemischtwarengeschÄfte. –<br />

Damit wÄre das ÄuÑere Bild meines Wirkungsbereiches ausreichend<br />

beschrieben und in seinen wesentlichen GrundzÅgen erlÄutert. Es ist bisher<br />

vorwiegend die materielle Struktur berÅcksichtigt worden. Von ihr aber<br />

geht eine vielgestaltende Kraft aus, die auf das Leben des einzelnen und der<br />

Gemeinschaft bestimmend einwirkt. Jene bunte Mischung sozialer<br />

Schichtung hat ein ebenso vielfÄltiges geistiges GeprÄge zur Folge, das in<br />

seiner Gesamtschau nicht unbeachtet bleiben darf.<br />

Bevor ich jedoch darauf eingehe, scheint mir noch ein Blick in die<br />

Geschichte von Aschbach notwendig. Der heutige Zustand des Dorfbildes<br />

und seiner Bewohner ist Ergebnis geschichtlichen Werdens, ist Ausdruck<br />

jener geistigen Kraft des Menschen, die alle materiellen Dinge sich<br />

dienstbar zu machen sucht zur Sicherung und Verbesserung der jeweils<br />

gegebenen Lebensbedingungen. – Eine Dorfchronik ist nicht vorhanden.<br />

Die mÅndliche àberlieferung Åber geschichtliches Werden ist sehr dÅrftig<br />

und scheint hÄufig auf Vermutungen zu beruhen. In der Suche nach<br />

geschichtlicher ErwÄhnung des Ortes stoÑe ich nur selten auf beweisende<br />

Spuren. Ich muÑ deshalb meine Blicke auÑerhalb der Ortschaft richten, um<br />

geschichtliche FÄden aufzudecken.<br />

Aschbach liegt im Tal der Thel. ErfahrungsgemÄÑ laufen oft in einem<br />

Tal, und wenn es auch noch so klein und unscheinbar ist, jene<br />

geschichtlichen Verbindungslinien, denen man nachgehen muÑ, um zu<br />

einer geschichtlichen Quelle zu gelangen. Geschichtliche Schicksale<br />

verbinden sich oft eng mit geographischen Bedingtheiten. Ein verriegelndes<br />

Gebirge ist geschichtlichen KrÄften hindernd und sperrend, ein Tal dagegen<br />

Öffnet sich ihnen glÅckverheiÑend. Es lockt die Menschen in seine<br />

Niederungen. Der Bach ist das ÄuÑere verbindende Band der Siedlungen<br />

dort. Wie nun die kleine Thel all die Orte ihres Tales natÅrlich mit ihrem<br />

Quellort, jenem hervorragenden Berggipfel nordostwÄrts, verbindet, ebenso<br />

eng sind deren geschichtlichen Schicksale mit seiner Geschichte verknÅpft.<br />

Dieser Berg schaut mÄchtig Åber seinesgleichen hernieder. Von seinem<br />

40


Gipfel ging geschichtliche Kraft aus. Wer seine Geschichte besinnlich liest,<br />

stÖÑt allenthalben auf ihre weithin verwehte Spuren. – Der Schaumberg<br />

sieht herrschend und schirmend herab ins Theltal. Verschiedenste VÖlker<br />

und Zeitenschicksale sind Åber ihn hinweggegangen und damit auch durch<br />

das stille Tal der Thel.<br />

Kelten, RÖmer, Alemannen, Franken und Hunnen zogen jene alte<br />

SalzstraÑe, die von Metz kommend durch das Theltal verlief und weiter bis<br />

Mainz fÅhrte. Sie wurde eine HauptdurchgangsstraÑe fÅr rÖmische<br />

Legionen, die auf dem Schaumberg aus der uralten Fliehburg ein Castell<br />

errichteten. Christliche Missionare zogen auf ihr dahin und trugen die frohe<br />

Botschaft zu den Bewohnern des Landes. Eremiten grÅndeten am FuÑe des<br />

Schaumberges ein Kloster, das ein Mittelpunkt christlichen Lebens fÅr die<br />

hiesige Gegend wurde. Die aus dem Kloster entstandene Abtei Tholey hatte<br />

ihre hohe Bedeutung in Bezug auf ihre kulturelle Beeinflussung. Die<br />

umliegenden DÖrfer wurden von ihr seelsorgerisch betreut, muÑten aber<br />

auch ihre besonderen Abgaben an die Abtei entrichten. Die spÄtere Vogtei<br />

Tholey war rechtszustÄndig fÅr einen Umkreis von 14 DÖrfern. VÖgte,<br />

Ritter und Burggrafen der „Schauenburg“ waren Schirmherren Åber die<br />

GÅter und die Untertanen der Abtei. Die BischÖfe von Metz und spÄter die<br />

HerzÖge von Lothringen belehnten die VÖgte mit der Herrschaft Åber das<br />

genannte Gebiet von Tholey. Letztere teilten im Verein mit der Abtei die<br />

EinkÅnfte und den Grundzins, den die Untertanen ihnen entrichten muÑten.<br />

Die westliche Grenze der „Schauenburger Vogtei“ verlief entlang der<br />

westlichen Gemarkungsgrenze des Ortes Aschbach. Weiter westlich davon<br />

Åbten die KurfÅrsten von Trier und das Hochgericht Lebach ihre Rechte<br />

aus. (Siehe: Das Oberamt Schaumburg nach dem Bericht des<br />

Oberamtmanns Moser vom Jahre 1791, Seite 1 usw.)<br />

Viele StÅrme sind im Verlauf der Jahrhunderte christlicher Zeitrechnung<br />

Åber den Schaumberg und seine Umgebung dahingebraust, KÄmpfe,<br />

Schlachten und zerstÖrender Kriegswille. Was die berÅhmte Abtei Tholey<br />

in ihren schriftlichen Dokumenten einmal der Nachwelt Åber ihr eigenes<br />

Wirken und Werden weitergeben wollte, das wurde durch die kriegerischen<br />

Ereignisse vereitelt. Fast alle wertvollen Dokumente jener Zeit, aus denen<br />

wir so manch zuverlÄssige Nachricht Åber die Geschichte des Tholeyer<br />

Gebietes und der dazugehÖrenden DÖrfer hÄtten entnehmen kÖnnen,<br />

wurden vernichtet. Damit ist das Forschen nach dem geschichtlichen<br />

Werdegang meines Wirkungsbereiches sehr erschwert. Nur aus<br />

41


vereinzelten Bemerkungen anderer erreichbarer Urkunden kann ich auf die<br />

Annalen von Aschbach schlieÑen.<br />

Der Name Aschbach findet seine erste ErwÄhnung im Jahre 1389.<br />

Damals wurde es noch Asspach genannt. (Zu lesen in: von Hontheim:<br />

Historia Treverensis diplomatica et pragmatica: Augsburg und WÅrzburg<br />

1750) – Der Name Asspach ist der SchlÅssel zur Namensdeutung der<br />

heutigen Bezeichnung „Aschbach“. Max MÅller deutet ihn in seinem Buch<br />

„Ortsnamen des Reg. Bez. Trier“: Aschbach setzt sich zusammen aus Asch<br />

und bach. Bach hieÑ im Althochdeutschen bac, bah, pah, – im<br />

Mittelhochdeutschen bach, pach. Daraus wurde im Neuhochdeutschen das<br />

Wort Bach. Es ist urverwandt mit dem griechischen „pÅgÄ“ = Quelle. In<br />

Mittel- und Niederdeutschland ist das Wort weiblichen, in Oberdeutschland<br />

mÄnnlichen Geschlechtes. Es ist namentlich bei Franken und Sachsen in der<br />

Ortsnamengebung verbreitet. – Das Wort asch kommt von dem<br />

althochdeutschen asc, dem mittelhochdeutschen asch = Esche. Damit<br />

wÅrde Aschbach gleichbedeutend sein mit Eschenbach.<br />

Diese Namensdeutung erscheint sehr glaubwÅrdig. Ein kleiner Bach<br />

flieÑt durch das Dorf der Thel zu. Er heiÑt Aschbach. Wie ich aus Berichten<br />

alter Leute entnehmen konnte, standen noch in den fÅnfziger bis siebziger<br />

Jahren des vorigen Jahrhunderts hohe, alte EschenbÄume an den Ufern des<br />

genannten Rinnsals. Demnach trÄgt das Dorf den Namen dieses kleinen<br />

GewÄssers, das die ersten Siedler in sein TÄlchen lockte. Man darf wohl<br />

annehmen, daÑ der Ursprung des Dorfes auf eine frÄnkische GrÅndung um<br />

das Jahr 1000 zurÅckgeht. Seit dieser Zeit also stand es unter der Hoheit der<br />

Vogtei Tholey und erlebte deren wechselvolles Schicksal mit. Der<br />

Bodenbesitz war vorwiegend in den HÄnden der kleinen Oberschicht des<br />

Adels, die als NutznieÑer auf Burgsitzen lebte. Noch im Jahre 1593 wurde<br />

auf dem Schaumberg eine neue Befestigungsanlage aufgefÅhrt, wozu die<br />

umliegenden Ortschaften ihre Fronden erfÅllen muÑten. Im dreiÑigjÄhrigen<br />

Kriege wurde auch im Tholeyer Land die Werbetrommel gerÅhrt zur<br />

Aushebung in lothringische Regimenter. Kaiserliche Truppen und<br />

SÖldnerscharen durchzogen die DÖrfer des nun umbenannten „Oberamtes<br />

Tholey“. 1631 hielten die Schweden Einzug in das Oberamt und plÅnderten<br />

es aus. Die Pest kam hinzu, und ringsherum begann ein groÑes Sterben.<br />

DaÑ auch Aschbach, das an jener bedeutenden DurchzugsstraÑe lag, in<br />

jenen Wirren nicht verschont blieb, versteht sich von selbst. – Aber es ging<br />

nicht unter, wie die Geschichte bewies. Das Leben ging weiter, und aus<br />

TrÅmmern und Asche erwuchs neuer Wille und hoffendes Streben der noch<br />

42


àberlebenden. In einem geschichtlichen Dokument des Jahres 1791 wird<br />

Aschbach wieder erwÄhnt. („Das Oberamt Schaumburg nach dem Bericht<br />

des Oberamtmanns Moser vom Jahre 1791“ – Ottweiler 1930 – Seite 5)<br />

Aschbach gehÖrte damals zum Kirchspiel Exweiler (heute<br />

Thalexweiler) und war in Bann- und CommunitÄtsgemeinschaft mit<br />

Exweiler und Steinbach. Es galt als eine Meierei, und es hatte damals eine<br />

MahlmÅhle, 30 Haushaltungen, 144 Einwohner, 26 Pferde, 135 KÅhe und<br />

Rinder, 197 Schafe, 142 Schweine und 4 Ziegen. Auf der Seite 30 der<br />

vorgenannten Urkunde findet sich folgende sehr inhaltsreiche<br />

Zusammenstellung:<br />

„Aschbach liegt wie Sozweiler und Exweiler im Theltal und an der<br />

nÄmlichen LandstraÑe, von Tholey zwei Stunden weit entfernt. Des<br />

Bannes geometrischer Gehalt ist an<br />

Hofgering 22 Morgen - Viertel 31 Ruthen 35 Schuh<br />

GÄrten 29 Morgen 3 Viertel 30 Ruthen 2 Schuh<br />

Wiesen 136 Morgen - Viertel 21 Ruthen 88 Schuh<br />

Ackerland 965 Morgen 2 Viertel 5 Ruthen 49 Schuh<br />

Hochwaldung 236 Morgen 3 Viertel 26 Ruthen - Schuh<br />

Rothecken 6 Morgen 3 Viertel 25 Ruthen - Schuh<br />

Triften 42 Morgen 2 Viertel 16 Ruthen 79 Schuh<br />

1440 Morgen 1 Viertel 28 Ruthen 53 Schuh<br />

Die Abtei Tholey besitzet darauf eine eigentÅmliche MahlmÅhle, zu<br />

welcher an GelÄnd Åberhaupt gehÖren 3 M 2 V 5 R 16 Sch, dann<br />

vonwegen des Hofs Exweiler eine Wiese zu 5 M 2 V 24 R 60 Sch –<br />

zus. 9 M 29 R 76 Sch.<br />

Die sogenannte Hochwaldung ist der Gemeinde zustÄndig, welche<br />

zugleich in Corporo von der Abtei Tholey auf ihrem Bann 53 M 61<br />

Sch und auf Exweiler Gemarkung 5 M 1 V 25 R 60 Sch – zus. 58 M<br />

1 V 26 R 21 Sch unter dem Namen des Hofs Hermel als Erbzinsgut<br />

besitzt und unter sich verteilet hat. Von einem anderen Gut, der<br />

Jungfernhof genannt, wovon die alte HofstÄtte in dem am linken Ufer<br />

des Thelbaches gelegenen Teil des Dorfes, HÄnselhofen genannt, zu<br />

finden ist, liegen in Aschbach 22 M 3 V 13 R 12 Sch und zu<br />

Exweiler 14 M 27 R 15 Sch, welches vormals abteiliches Eigentum<br />

war und fÅr jetzt einigen Bauernfamilien in Aschbach und Exweiler<br />

43


als Erbzinsland gehÖret. Die Dillingschen modo SÖternschen<br />

Lehensrenten sind bei Exweiler berÅhret. Die weiteres auf dem Bann<br />

hergebrachte Grundrente beziehet oft benannte Abtei.<br />

Die Aschbacher Gemarkung wird fÅr fruchtbarer als die von<br />

Exweiler gehalten und vorzÅglich gutes Korn darauf gezogen. Der<br />

Zehenden zum abteilichen Anteil betrug im Jahre 1790 15 Malter 2<br />

Fas Korn, 14 Malter 4 Fas Haber, 3 Malter 4 Fas Gerst und 3 Fas<br />

Waitzen.“<br />

Danach hatte der Aschbacher Bann die ungefÄhre GrÖÑe wie heute. Wie<br />

weiter ersichtlich, war der Ort ein Bauerndorf, das mit seinen Abgaben der<br />

Abteil Tholey und der Dillingschen Herrschaftsfamilie verpflichtet. Zum<br />

ersten Mal wird auch der Ortsteil „HÄnselhofen“ auf der linken Thelseite<br />

geschichtlich erwÄhnt. Die Bedeutung des Namens konnte ich bisher noch<br />

nicht ergrÅnden. Heute wird dort noch eine alte Scheune als<br />

„Zehntscheuer“ bezeichnet. Nach Aussagen alter Bewohner wurden in ihr<br />

die zu leistenden Naturalabgaben gesammelt und aufbewahrt. AuÑer diesen<br />

Fronden muÑten Subventionsgelder, Schirmgelder, UnterhaltungsbeitrÄge<br />

fÅr StraÑen und BrÅcken von den einzelnen DÖrfern entrichtet werden. Das<br />

Kirchspiel Thalexweiler, wozu auch Aschbach gehÖrte, muÑte 1786 allein<br />

1003 Livres (Pfund) bezahlen (Urkunde Seite 51). Salz und Tabak waren<br />

Monopole des Landes Lothringen und muÑten entsprechend teuer bezahlt<br />

werden. Aus der benannten Urkunde geht klar hervor, daÑ die Vorfahren<br />

der heutigen Einwohnerschaft Aschbachs sehr zu leiden hatten unter den<br />

Lasten „des Grundzinses“ und der „Schaftfronden“. Wenn man errechnet,<br />

daÑ zu damaliger Zeit auf jeden Haushalt der Gemeinde 32 Morgen<br />

Ackerland kamen, so muÑ man Aschbach als ein reines Bauerndorf<br />

ansprechen. Um das Jahr 1750 gab es auf dem Henselhofer Bann bereits<br />

eine Bauerngrube wo die Aschbacher Bauern nebengewerblich beschÄftigt<br />

waren, um sich einige Livres zu verdienen.<br />

Der Charakter des reinen Bauerndorfes sollte aber in der Folgezeit mehr<br />

und mehr verschwinden. Die Entwicklungsstufen bis zu dem heutigen<br />

Zustand mÖgen durch eine kurze Statistik dargelegt werden. Die<br />

Einwohnerzahlen einzelner Jahre, wie sie in Urkunden vorgefunden<br />

wurden, werden die bevÖlkerungsmÄÑige Zunahme des vergangenen<br />

Jahrhunderts zeigen.<br />

44


Jahreszahl<br />

Einwohnerzahl<br />

1791 144<br />

1840 376<br />

1861 417<br />

1890 467<br />

1900 629<br />

1935 1136<br />

1948 1238<br />

Die BevÖlkerung hat sich in einem Jahrhundert (1840 – 1940) Åber das<br />

3fache vermehrt. Die GrÅnde dafÅr mÅssen wir in den wirtschaftlichen<br />

ZusammenhÄngen des 19. und 20. Jahrhunderts suchen. Die soziale<br />

Zusammensetzung der BevÖlkerung hat sich im letzten Jahrhundert<br />

geradezu umgekehrt. Die aufblÅhende Industrie des Saarlandes zog immer<br />

mehr Einwohner in ihren Bereich und bot ihnen eine sichere Existenz. In<br />

den Jahren von 1850 – 1900 wurden die Eisenbahnen des Saarlandes<br />

gebaut und damit die rein lÄndlichen Bezirke immer mehr in den Bereich<br />

des stetig wachsenden Industriereviers miteinbezogen. Die BevÖlkerung<br />

Aschbachs hat sich seit 1791 fast verzehnfacht. Aber der Grund und Boden<br />

der Ortsgemarkung hat sich seitdem nicht vergrÖÑert. DaÑ sich hier eine<br />

soziale Umschichtung ergeben muÑte, lag in natÅrlichen Gegebenheiten,<br />

wie sie die wirtschaftliche Entwicklung der weiteren Heimat mit sich<br />

brachte. 1925 waren in Aschbach, wie die Statistik in einem Atlas zeigt,<br />

188 Bergleute. Heute sind es deren etwas weniger geworden, nur 130.<br />

Augenblicklich sind im Ort auÑerdem 49 pensionierte Bergleute.<br />

Der pensionierte Bergmann, der in frÅheren Jahren ein verhÄltnismÄÑig<br />

gesichertes Auskommen hatte mit seiner Pension, hat heute schwer zu<br />

leiden unter der wirtschaftlichen Neuordnung, da der Notgroschen<br />

unzureichend ist, um nur die allernotwendigsten LebensnÖte zu decken.<br />

Wenn auch dieser Zustand nur ein zeitbedingter ist, er sei hier der<br />

VollstÄndigkeit halber genannt.<br />

Damit gelte die geschichtliche Betrachtung als abgeschlossen. Sie ist<br />

nur ein AbriÑ aus dem groÑen Geschehen der Vergangenheit Aschbachs,<br />

wie sie mir als ausreichend erscheint fÅr das bessere Verstehen des<br />

Aschbachs von heute.<br />

Im Vorangegangenen habe ich das geistige Bild, wie es sich aus den<br />

Örtlichen und beruflichen Gegebenheiten jeweils ergab, Öfters gestreift. Es<br />

45


genau und vollstÄndig zu zeichnen, ist mir infolge der kurzen Zeit, die ich<br />

erst im Orte bin, nicht mÖglich. Viele Einzelbeobachtungen und<br />

Nachforschungen sind notwendig, um alle Faktoren anfÅhren zu kÖnnen,<br />

die das geistige Milieu hell und durchsichtig beleuchten. AuÑerdem ist<br />

unser menschlicher Verstand unzulÄnglich, um alle geistigen áuÑerungen<br />

einer Gemeinschaft zu deuten oder daraus absolut richtige RÅckschlÅsse zu<br />

ziehen.<br />

Deshalb sehe ich dieses Kapitel als ein gewagtes Unterfangen an. – Es<br />

ist ein rein persÖnliches Urteil, das hier seinen Ausdruck finden soll. Ein<br />

lateinisches Sprichwort sagt: „Mens sana in sano corpore.“ – Ist der KÖrper<br />

gesund, ist auch der Geist gesund. – Man kann diese Worte anwenden<br />

sowohl auf den Einzelmenschen als auch auf eine menschliche<br />

Gemeinschaft. Das Sprichwort geht in seinem Sinngehalt von rein<br />

natÅrlichen ErwÄgungen aus. Der Mensch ist ein kÖrperlich geistiges<br />

Wesen. Die Seele als geistiges PhÄnomen bedient sich in ihrer Entfaltung<br />

und in ihren áuÑerungen des KÖrpers als Instrument und steht mit diesem<br />

in wechselvollen Beziehungen und in einem gewissen AbhÄngigkeitsgrade.<br />

Der geistigen TÄtigkeit gehen oft rein sinnlich kÖrperliche Handlungen<br />

voraus oder dieselben bedingen Åberhaupt die erstere. Die Erfahrung zeigt,<br />

dass im Zustande kÖrperlicher MÅdigkeit oder Krankseins die Seele als<br />

geistige Substanz gelÄhmt ist in ihrem Tun. Ein kÖrperlich gesunder<br />

Mensch ist natÅrlicherweise allen Dingen des Lebens aufgeschlossen. Die<br />

gesellschaftliche gesunde Ausgeglichenheit einer Gemeinschaft zeigt<br />

ebenso gesunde áuÑerungen.<br />

Hat ein Mensch die erst sein leibliches Wohl bedingenden materiellen<br />

Grundlagen nicht, wie zum Beispiel Wohnung, Kleidung und Nahrung, so<br />

hat das auch seine negativen Folgen fÅr seine rein geistige Einstellung zu<br />

den Dingen des Lebens Åberhaupt. Von einem solchen Menschen kann man<br />

nicht erwarten, daÑ er jene gepriesene soziale Einstellung anderen<br />

gegenÅber beweist. Er kann diese Åberhaupt nicht besitzen. Ein Minimum<br />

an existenzieller Grundlage ist dazu die Vorbedingung. Ein normal<br />

veranlagter Mensch, der dieses Existenzminimum besitzt, wird danach<br />

streben, es mit rechtlicher Arbeit zu vergrÖÑern und zu einem gewissen<br />

Grad von Wohlstand zu gelangen. Erreicht er diesen, fÅhlt er sich glÅcklich<br />

und ist seines GlÅckes wohl zufrieden. Erreicht aber ein Mensch dieses<br />

Minimum trotz allem ehrlichen Streben nicht, vielleicht, weil ihm andere<br />

dazu bewuÑt den Weg verlegen, dann wird er sich geschÄdigt fÅhlen und<br />

gar mit groÑer Unzufriedenzeit auf jene gesellschaftlichen MiÑstÄnde zu<br />

46


schimpfen verstehen. Er wird zu einem unvertrÄglichen miÑtrauischen<br />

Glied der Gemeinschaft, das Zwietracht und Unzufriedenheit ins eigene<br />

Haus und in die grÖÑere Gemeinschaft sÄt. DaÑ es sich unter solchen<br />

Menschen schwer leben lÄÑt, ist verstÄndlich.<br />

Wenden wir uns wieder dem ersten zu, der mit einem gewissen GlÅck<br />

sein Schicksal meistert und betrachten seine Lebenseinstellung. Er ist<br />

vertrÄglich und, abgesehen von persÖnlicher Fehlerhaftigkeit, mitteilsam<br />

und anderen gegenÅber wohlwollend. Bei einer gewissen charakterlichen<br />

Ausgeglichenheit ist er zufrieden und pflanzt Zufriedenheit sowohl in die<br />

eigene Familie als auch in das Zusammenleben mit andern. Die Kinder<br />

werden angehalten zum TÄtigsein und ehrlichen Streben. Sparsamkeit und<br />

HÄuslichkeit sind zu bewundernde Eigenschaften. – Ich zeichne hier<br />

bewusst ein Idealbild, wie es die Wirklichkeit wohl kaum sieht. Aber<br />

streichen wir ruhig einige Farben ab, die als menschliche SchwÄchen<br />

anzusehen sind, es bleibt immer noch ein angenehmer Eindruck zurÅck von<br />

einer menschlichen Gemeinschaft die sich aus strebsamen und<br />

friedliebenden Gliedern aufbaut.<br />

So sehe ich meinen Wirkungskreis von geistiger Warte aus. Das<br />

Existenzminimum ist bei dem grÖÑten Teil der BevÖlkerung vorhanden<br />

und, wie die vorausgegangene Darlegung beweiÑt, sogar in meisten FÄllen<br />

ein durchschnittlich hoher Grad ÄuÑeren Wohlstandes und materieller<br />

Sicherheit. Die daraus sich ergebenden Auswirkungen auf<br />

Lebenseinstellung und Lebensformen und auf das Zusammenleben mit<br />

andern sind in ihrer Mehrzahl gÅnstig. DaÑ auch hier die religiÖse<br />

Einstellung veredelnd mitwirkt, muÑ ich erwÄhnen. – Die christliche<br />

Religion als Botschaft des Friedens und der Liebe legt wohl erzieherisch<br />

die wertvollsten Fundamente fÅr die Lebenshaltung des einzelnen.<br />

Das Leben eines Bergmannsbauern ist Arbeit, FleiÑ und MÅhe. In der<br />

Tiefe der Erde grÄbt er den schwarzen Diamanten, um danach noch auf<br />

eigenem Feld und Acker zu pflÅgen, zu sÄen und zu ernten. Seine<br />

Zufriedenheit findet er in seinem gemÅtlichen Heim und im Kreise seiner<br />

Familie. Ein wirklicher Ehrgeiz herrscht unter den einzelnen Familien. Eine<br />

mÖchte es der andern gleichtun in ihrem Tagewerk. GroÑer Wert wird auf<br />

ÄuÑere Sauberkeit in Wohnung und Kleidung gelegt. Jede Familie ist<br />

bestrebt, eine Art PrunkstÅbchen zu haben, wo die Feste der Familie<br />

gefeiert werden. – Die allgemeinen VolksbrÄuche der saarlÄndischen<br />

Heimat wie Kirmes, Maibaum, HochzeitszÅge, Erntedankfeier usw. sind<br />

47


auch hier Åblich. Im SpÄtherbst wird der „Laxsem“ gekocht, und dabei<br />

leisten sich viele Familien bereitwillig Hilfe. Auch nach der Getreideernte<br />

kann man diese geschÄtzte Hilfsbereitschaft bei der Dreschmaschine sehen<br />

und bewundern, wo alt und jung fleiÑig zupacken. – Die Ehrfurcht der<br />

jungen Generation ist eine ebenso bezeichnende Eigenschaft, worauf hier<br />

grÖÑter Wert gelegt wird. – Allerdings muÑ ich bei dieser Gelegenheit eine<br />

Feststellung aussprechen, die mir anfangs eine gegenteilige Meinung<br />

darÅber einbrachte. Eine Eigenart der Bewohner ist es, daÑ Kinder und<br />

Jugendliche Erwachsene und alte Leute bei ihrem Vornamen nennen und<br />

anrufen.<br />

Der gegenseitige GruÑ auf der StraÑe ist ein wohlbeachteter Brauch.<br />

Beim BegrÄbnis eines Ortsbewohners zeigt das ganze Dorf regste<br />

Teilnahme. – In den allermeisten Familien wird auf die Erziehung der<br />

Kinder grÖÑter Wert gelegt und auch der Schule reges Interesse<br />

entgegengebracht. Die Einigkeit mit der Nachbarschaft weckt einen<br />

gesunden Sinn und Aufgeschlossenheit fÅr das Leben der andern und<br />

fÖrdert ein friedliches Zusammenleben.<br />

Der Fremde hat es zunÄchst nicht leicht, sich hier einzuleben. Er wird<br />

kritisch beobachtet und muÑ sich erst bewÄhren und sich das Vertrauen der<br />

Einheimischen erwerben.<br />

So wird durch die gesunden ÄuÑeren Lebendgrundlagen eine ebenso<br />

gesunde geistige AtmosphÄre erzeugt, die die dÖrfische Gemeinschaft von<br />

Aschbach umweht. – BewuÑt Åbersehe ich die kleinen Flecken auf dem<br />

groÑen GemÄlde, wie sie in menschlicher UnzulÄnglichkeit und Unwissenheit<br />

begrÅndet liegen. Gesunder Lebenswille und eine religiÖs grundgelegte<br />

Einstellung zu den Dingen des Lebens sind die kennzeichnenden Merkmale<br />

der Gesamtheit der Bewohner des Dorfes Aschbach.<br />

N.B. Zu den gemachten AusfÅhrungen dienten mir als Quellenmaterial:<br />

Das Oberamt Schaumburg nach dem Bericht des Oberamtmanns Moser von<br />

Jahre 1791. – Ottweiler 1930.<br />

Hermann Josef Becker: Der Schaumberg – SaarbrÅcken 1929<br />

Unsere Saarheimat im Wandel der Zeiten von C. Zimmer, SaarbrÅcken 1923<br />

Urkunden des BÅrgermeisteramtes Eppelborn<br />

48


Den Toten zur Ehre –<br />

Den Lebenden zur Mahnung<br />

Die Opfer zweier Weltkriege<br />

1914 – 1918<br />

Bauer Felix 16.06.1915 Paulus Johann 31.08.1914<br />

Becker Jakob 09.10.1914 Rau Peter 17.11.1917<br />

Breyer Friedrich 02.12.1914 Rullof Jakob 20.08.1914<br />

Britz Johann 02.11.1914 Salm Josef 13.11.1916<br />

Gross Alois 15.02.1915 Schmitt Johann 17.06.1915<br />

Gross Josef 19.02.1915 Schmitt Nikolaus 21.10.1915<br />

Kaspar Nikolaus 26.09.1918 Schu Nikolaus 15.11.1916<br />

Kreutzer Mathias 21.03.1918 StrÜsser Jakob 27.02.1915<br />

KÉhn Josef 07.08.1918 Theis Heinrich 14.04.1915<br />

Leibfried Johann 06.11.1916 Thewes Johann 15.04.1918<br />

Naumann Anton 30.08.1914 Wilhelm Jakob 05.05.1915<br />

Nicolay Jakob 25.03.1915 Zenner Nikolaus 19.07.1918<br />

An den Folgen des Krieges Gestorbene<br />

Bohlen Johann 08.05.1921<br />

Eckert Wilhelm 15.05.1931<br />

Linnebach Nikolaus 26.01.1928<br />

Spengler Josef 21.08.1924<br />

49


50<br />

Kriegerdenkmal nach dem 1. Weltkrieg


1939 – 1945<br />

Alt Josef 29.12.1942 Bauer Adolf 19.10.1944<br />

Bauer Anton 25.11.1944 Bauer Josef 06.09.1941<br />

Bergauer Georg 29.09.1944 Berwanger Ferdinand 19.11.1944<br />

Bohlen Benedikt 28.10.1944 Bohlen Ewald 16.02.1944<br />

Bohlen Gregor 13.07.1944 Braun Anton 22.01.1944<br />

Caryot Heinrich 14.09.1942 Caryot Heinrich 14.09.1943<br />

Conrad Wilhelm 03.10.1941 DillhÇfer Josef 22.10.1944<br />

Eckert Ewald 10.05.1944 Eckert Franz 02.09.1943<br />

Eckert Josef 29.08.1941 Eckert Nikolaus 10.12.1943<br />

Endres Anton 21.02.1945 Fries Alois 13.09.1942<br />

Fuchs Josef 06.05.1944 GroÄ Josef 31.01.1945<br />

Hahn Nikolaus 03.06.1940 Hell Peter 24.12.1944<br />

Hoffman Paul 20.07.1942 Klein Franz-Josef 17.04.1945<br />

Klein Heinrich 06.10.1941 Klein Wendel 19.11.1943<br />

Kirsch Josef 08.01.1943 KÇnig Oskar 02.02.1942<br />

KÉhn Ludwig 30.12.1944 KÉhn Rudi 06.12.1944<br />

Lehberger Theodor 23.02.1945 Leidinger Alois 15.02.1945<br />

Orth Philipp 23.02.1944 Paulus Bernhard 15.03.1945<br />

Salm Robert 19.12.1943 SchÜfer Josef 03.09.1943<br />

Schenk Adalbert 17.03.1945 Schirra Alois 17.12.1942<br />

Schirra Johanna 30.12.1944 Schirra Josef 18.11.1943<br />

Schirra Robert 24.11.1942 Schmitt Josef 06.09.1943<br />

Schmitt Nikolaus 21.04.1945 Schmitt Oswald 28.10.1944<br />

Schnur Peter 02.08.1941 SchÇn Josef 10.12.1944<br />

Schommer Nikolaus 09.01.1943 Schu Nikolaus 23.08.1942<br />

Spengler Alfred 12.10.1941 StrÜÄer Hermann 27.09.1944<br />

Thewes Alban 03.05.1940 Thewes Alfons 22.10.1943<br />

Thewes Eduard 19.01.1944 Thewes Heinrich 14.08.1944<br />

Thewes Josef 26.08.1941 Thewes Josef 24.10.1943<br />

Thewes Josef 26.12.1942 Theis Alois 02.02.1942<br />

Theis Josef 11.11.1944 Theis Karl 28.08.1944<br />

Theis Michael 21.07.1944 Wagner Franz 20.06.1944<br />

Wagner Heribert 13.10.1941 Wamme Josef 27.05.1944<br />

WeiÄgerber Josef 19.10.1944 Wilhelm Johann 19.03.1943<br />

Zimmer Adalbert 03.03.1945 Zimmer Josef 04.01.1945<br />

Zimmer Karl 02.11.1941 Zimmer Nikolaus 15.10.1944<br />

51


Unsere Vermissten<br />

1939 – 1945<br />

Bauer Georg Klein Nikolaus Paulus Benedikt<br />

Caryot Felix KÉhn Eduard Quint Walter<br />

Caryot Robert Leibfried Nikolaus Schirra Johann<br />

Geib Clemens Naumann Alois Theis Anton<br />

Kirsch Alois Nicolay Johann Wagner Erwin<br />

Kirsch Josef Paulus Anton Wilhelm Jakob<br />

An den Folgen des Krieges Gestorbene<br />

Bohlen Arnold 18.11.1945<br />

KÇnig Alexander 25.04.1951<br />

Ludwig Ewald 17.02.1948<br />

Schmitt Josef 23.12.1948<br />

Thewes Josef 20.10.1948<br />

WindhÜuser Robert 01.05.1947<br />

Zenner Ludwig 11.01.1947<br />

52<br />

Kriegerdenkmal nach der Erweiterung im Jahre 1952


Kriegerdenkmal 1967<br />

Die heutige GedenkstÜtte fÉr die Gefallenen an der Leichenhalle<br />

(seit dem Jahre 1973)<br />

(Ein Gedenkbuch fÉr unsere Gefallenen und Vermissten ist in<br />

Bearbeitung.)<br />

53


Die BevÇlkerungsentwicklung<br />

Aschbachs<br />

seit dem 18. Jahrhundert<br />

Jahr HÜuser Haushalte Personen<br />

1771 149<br />

1840 376<br />

1861 23 417<br />

1875 466<br />

1900 76 629<br />

1920 944<br />

1950 196 306 1283<br />

1961 1518<br />

1970 446 1582<br />

1980 469 482 1703<br />

1985 1718<br />

1994 485 520 1792<br />

2002 515 580 1721<br />

2008 500 1675<br />

2010 520 1613<br />

54


Unsere BÄrgermeister<br />

Nikolaus Bohlen<br />

* um 1756, + 11.11.1801<br />

Bei der VolkszÜhlung<br />

vom 29. 12.1790<br />

hat er als BÉrgermeister<br />

unterschrieben.<br />

Johann Bohlen<br />

* 13.12.1772,<br />

+ 15.11.1846<br />

Als BÉrgermeister<br />

ausgewiesen.<br />

Heinrich Bohlen<br />

19... - 1923<br />

(Pulche Hennrich)<br />

* 20.8.1866, + 1935<br />

Franz Pulch<br />

1923 - 1930<br />

(Hiwels Vedder Franz)<br />

Lorenz Klein<br />

1930 - 1935<br />

Nikolaus Pulch<br />

1935 -1939<br />

55


Josef Brachmann<br />

1939 - 1943<br />

Philipp Strehser<br />

1943 -1945<br />

(Hunjes Philipp)<br />

Peter Kirsch<br />

1945 - 1947<br />

(Schieds-Petter)<br />

Peter Hans<br />

1947 - 1952<br />

Josef Klein<br />

1952 - 1956<br />

Klaus Klein<br />

1956 - 1968<br />

Heinrich Thewes<br />

1968 - 1974<br />

Nach der Gebietsreform 1974 endete die SelbstÜndigkeit der<br />

Gemeinde Aschbach und das Amt des BÉrgermeisters.<br />

56


Die drei MÄhlen<br />

in Aschbach<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Die Lage der MÉhlen auf dem BergwerksriÄ von 1858<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Blum’sche MÉhle<br />

Parnersch MÉhle<br />

StrÜÄersch MÉhle<br />

57


Blum’sche MÉhle<br />

In einem Vertrag vom 20. September 1706 stellen mehrere<br />

Einwohner von Aschbach Land zum Bau einer PapiermÉhle durch<br />

den Abt von Tholey zur VerfÉgung (Blum’sche MÉhle).<br />

Dabei war auch der 1. PÜchter der neuen MÉhle Peter Schweitzer<br />

vom Hermelhof. Am 15. MÜrz 1716 ÉbertrÜgt er die MÉhle fÉr 14<br />

Jahre an Michael Saude aus Bouzonville.<br />

Johann Schu betrieb die MÉhle von 1813 bis 1828. Sein UrgroÄvater<br />

Johann Adam Schu war auch an dem Vertrag vom 20. September<br />

1706 beteiligt.<br />

Laut Kirchenbuch von Thalexweiler kaufte Michael Blum aus<br />

Rodalben im Mai 1828 die MÉhle von Johann Schu fÉr 1166 Taler<br />

und 20 Groschen. Balthasar Blum kaufte im Dezember 1845 fÉr<br />

3150 Taler die jeweiligen Zehntel Anteile von seinen Geschwistern<br />

Franz, Sophia, Carolina, Michael, Catharina, Johann, Ludwig, Carl,<br />

Peter und Juliana.<br />

In der Folge betrieben die SÇhne von Balthasar Blum<br />

Michael * 24.07.1853 + 1936<br />

Peter * 13.02.1857 + nach 1882<br />

Nikolaus * 30.04.1869 + 1950<br />

die PapiermÉhle bis zur Stilllegung Mitte der 30er Jahre weiter.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg war in der Blum’sche MÉhle ein Kriegsgefangenenlager<br />

eingerichtet, das von franzÇsischen Soldaten<br />

bewacht wurde. Einer der Wachsoldaten heiratete ein MÜdchen aus<br />

Aschbach und beide zogen nach Frankreich. Es war Sonja<br />

Silbermann, geboren 1929. Sie ist die Schwester von Theo<br />

Silbermann, der nach Landsweiler-Lebach verheiratet ist, und Lilli<br />

Silbermann, die den Bruder von Horst Schumacher (HohlstraÄe)<br />

geheiratet hatte.<br />

Am 1. Januar 1946 segnete Pfarrer Schillo die MÉhle als Notkirche<br />

von Aschbach ein und am 6. Januar, am Hochfest der Erscheinung<br />

58


des Herrn, wurde das Allerheiligste feierlich in einer Prozession<br />

Ébertragen. Hierzu NÜheres im Abschnitt „Kirchengeschichte“.<br />

Die Erbin der Gebr. Blum, ihre Nichte Regina Schierenberg (eine<br />

Tochter von Rosa Blum), hat als HaushÜlterin ihre Onkel bis zu<br />

deren Tod verpflegt und am 25. April 1960 die zum Teil verfallene<br />

MÉhle an die Fam. Karl Konrad und Frau Theresia (geb. Theobald)<br />

verkauft. Heute dient die vom Verfall weiter gezeichnete MÉhle<br />

einem Aschbacher BÉrger als Stall fÉr Schafe und Ziegen.<br />

Blum’sche MÉhle<br />

59


60<br />

Bescheinigung der Gemeinde Eppelborn vom 25. August 1924


Parnersch MÉhle<br />

Im Pfarrbuch von Thalexweiler wird die Parnersch MÉhle, eine<br />

GetreidemÉhle in einem Seitental der Theel an der Aschbach<br />

gelegen, zum ersten Mal erwÜhnt. Hans Thielen und seine Miterben<br />

verkaufen die MÉhle am 22. Mai 1622 fÉr 950 Gulden an Clemens<br />

Michel aus Wellesweiler.<br />

Laut Einwohnerverzeichnis von 1707 war Karl Stihl der PÜchter der<br />

MÉhle. Er war verheiratet und hatte 2 Kinder. 1708 werden 3 Kinder<br />

genannt und ein Knecht.<br />

Am 3. MÜrz 1709 erhalten er und seine Frau Barbara vom Tholeyer<br />

Abt Mauritius Gralinger einen 14-jÜhrigen Bestandsbrief Éber die<br />

HomesmÉhle.<br />

Am 16. Juli 1721 erhÜlt Stefan Gard einen 14jÜhrigen<br />

BestÜnderbrief.<br />

Am 29. Dezember 1736 wird Christoph Jung durch die Abtei Tholey<br />

mit der Aschbacher MÉhle belehnt.<br />

Matthias Schmitt, der spÜter nach Ungarn ausgewandert ist,<br />

pachtete am 21. Januar 1779 die MÉhle fÉr 9 Jahre.<br />

Im Pfarrbuch von Thalexweiler erscheint als Besitzer der MÉhle ein<br />

Heinrich Hackel, den hat es offensichtlich aber nie gegeben. Alle<br />

Angaben treffen auf den nachfolgenden Heinrich Merkel zu, der am<br />

2. MÜrz 1792 zur RÜumung der AbteimÉhle gerichtlich aufgefordert<br />

wurde.<br />

Im Jahre 1794 wird Johann DÇrr als MÉller in Aschbach genannt.<br />

In einer Aufstellung der MÉhlen in der BÉrgermeisterei Eppelborn<br />

vom August 1827 wird der Besitzer der Henselhofer MÉhle - Jakob<br />

Spaniol - auch als EigentÉmer der Aschbacher MÉhle (Parnersch<br />

MÉhle) genannt.<br />

In einer Randbemerkung erscheint der Name des Nachfolgers M.<br />

KÉppers. aber wann dieser Åbergang erfolgte ist nicht festgehalten.<br />

Die Reihenfolge der Besitzer weist anschlieÄend eine weitere LÉcke<br />

auf.<br />

Laut Einwohnerliste vom 17. Dezember 1840 wurde der<br />

evangelische Pastor Martin KÉppers aus Dirmingen als Besitzer der<br />

MÉhle genannt. Am 17. November 1841 lieÄ Martin KÉppers die<br />

MÉhle versteigern. Wer die MÉhle damals ersteigert hat, ist nicht<br />

dokumentiert.<br />

61


In der Einwohnerliste vom 3. Dezember 1858 werden die Eheleute<br />

Johann Spaniol (* 1830) und seine Frau Anna geb. Zimmer (* 1832)<br />

als MÉhlenbesitzer ausgewiesen. Da die Eheleute Spaniol rein<br />

altersmÜÄig nicht die Nachbesitzer von Pastor KÉppers sein kÇnnen,<br />

muss ein anderer die MÉhle 1841 ersteigert haben.<br />

Adam Schmitt (* 23.04.1835, + 06.04.1904) und seine Ehefrau Anna<br />

Maria geb. Thewes (* 21.02.1844, + 1923) werden dann als<br />

MÉhlenbesitzer ausgewiesen.<br />

Franz Schmitt (* 08.07.1877, + 1953) hat am 20. November<br />

1905 seine Frau Anna Maria Eckert (* 09.05.1881, + 1956) aus<br />

Niedersaubach geheiratet. Deren Tochter Johanna war die Frau des<br />

letzten MÉhlenbesitzers Josef MÉller aus Macherbach.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der MÉhlenbetrieb eingestellt und nur<br />

noch Landwirtschaft betrieben. Danach wurde der Bach Aschbach in<br />

sein altes Bachbett zurÉckverlegt und der MÉhlengraben neben der<br />

Judengasse zugeschÉttet.<br />

Heute wird die Landwirtschaft von Willi MÉller und dessen Frau<br />

Maria und ihrem Sohn Thomas weitergefÉhrt.<br />

62


StrÜÄersch MÉhle<br />

Im Jahre 1655 zogen die franzÇsischen Revolutionstruppen nach<br />

Tholey. Dabei sollen in Aschbach und Henselhofen 13 Brandstellen<br />

gezÜhlt worden sein. Es ist anzunehmen, dass dabei die<br />

Aschbacher MÉhlen, der Jungfernhof als auch der Hermelhof ein<br />

Raub der Flammen wurden.<br />

Am 28.12.1705 beauftragte die Abtei Tholey einen Jakob Drohler<br />

aus Hasborn (Maurer und MÉller) mit dem Wiederaufbau der<br />

Henselhofer MÉhle. Bei der VolkszÜhlung von 1707 wird er als<br />

Einwohner von Henselhofen mit zwei minderjÜhrigen Kindern<br />

erwÜhnt.<br />

Die ersten Besitzer der neu aufgebauten MÉhle waren Jakob<br />

Spaniol (* 23.03.1773 in Eppelborn, + 25.12.1854) und seine<br />

Ehefrau Eva geb. DÇrr.<br />

Im Jahre 1836, als seine Tochter Elisabeth (* 05.05.1817) den<br />

MÉller Franz Eckert heiratete, verkaufte er die MÉhle an Nikolaus<br />

Jakob Leibfried (* 02.03.1791, + 21.02.1857) und seine Frau<br />

Catharina geb. Schmitt (* 12.06.1789, + 13.03.1865).<br />

Deren Tochter Elisabeth (* 21.12.1824, + 01.05.1856) heiratete im<br />

Jahr 1847 Nikolaus StrÜÄer (* 28.11.1823, + 05.11.1876). Er kaufte<br />

die MÉhle von seinem Schwiegervater fÉr 1600 Taler. Sie waren die<br />

Eltern von Priester Nikolaus StrÜÄer, der am 06.12.1873 geboren<br />

und am 24.03.1955 in Linz an der Donau verstorben ist. Er war der<br />

Onkel von Pater Alois Hesedenz.<br />

Ihr Sohn Jacob (* 03.02.1849, + 12.05.1892) heiratete am<br />

31.01.1874 Maria GroÄ (* 02.03.1849, + 11.03.1917) aus<br />

Calmesweiler. Sie Ébernahmen ab 1883 die MÉhle.<br />

Deren Sohn Johann (* 22.12.1879, + 1954) heiratete am<br />

08.10.1918 Maria Leibfried (* 22.08.1893, + 1951). Er war der<br />

letzte MÉller auf der StrÜÄersch MÉhle, denn sein Sohn Jakob, der<br />

als „Erbhofbauer“ die MÉhle Ébernehmen sollte, kam erst spÜt aus<br />

dem 2. Weltkrieg zurÉck. Er verheiratete sich spÜter nach Krettnich.<br />

Der MÉhlenbetrieb wurde 1950 eingestellt. Das gesamte GebÜude<br />

musste 1987 wegen BaufÜlligkeit abgerissen werden, das GelÜnde<br />

wurde spÜter in BaugrundstÉcke aufgeteilt und verkauft.<br />

63


64<br />

Die StrÜÄersch MÉhle kurz vor dem Abriss


Die drei Ziegeleien<br />

in Aschbach<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Die Lage der Ziegeleien auf dem BergwerksriÄ von 1858<br />

1<br />

2<br />

3<br />

ZiegelhÉtterberg<br />

Judengasse<br />

Oberhalb der neuen Schule<br />

65


Die Ziegelei auf dem ZiegelhÉtterberg<br />

Auf einer alten Karte von 1858, die bei den Akten des Bergwerks<br />

Aschbach gefunden wurde, liegt der Standplatz der Ziegelei auf dem<br />

ZiegelhÉtterberg in der heutigen SteinstraÄe. Nach der<br />

StraÄenfÉhrung ist es der Platz, auf dem das Elternhaus von Alwine<br />

Naumann (geb. Breyer) und Helmut Breyer steht.<br />

Laut Einwohnerliste vom 17.12.1840 war der Besitzer der ZiegelhÉtte<br />

ein Hubertus Weber und seine Frau Philipine geb. SchÇnwald.<br />

Im Familienbuch von Thalexweiler werden folgende Kinder<br />

ausgewiesen:<br />

1. Peter Weber * 06.08.1814 verh. mit Maria Schmitt<br />

2. Karl Weber * 27.05.1817 verh. mit Angela Finkler<br />

3. Elisabeth Weber * 1821<br />

4. Franz Weber * 1824<br />

5. Philipina Weber * 1828<br />

Die gesamte Familie kam aus Steinwenden in der Pfalz und ist<br />

spÜter nach Amerika ausgewandert.<br />

Die Ziegelei in der Judengasse<br />

Aus dem Pfarrbuch von Thalexweiler ist zu ersehen, dass die<br />

Vorfahren der Fam. Franz Braun in der StraÄe zur HomesmÉhle auf<br />

dem GelÜnde der Fam. Braun eine Ziegelei betrieben. Sie erstreckte<br />

sich Éber den Bereich von dem heutigen Wohnhaus Eugen Heinrich<br />

bis zum Wohnhaus Karl-Heinz Klein.<br />

Johann Trenz (* 27.10.1776, + 1833) und sein Sohn Johann (*<br />

20.12.1814, + 09.01.1892) werden als Ziegelbrenner oder Ziegler<br />

gefÉhrt.<br />

Frau Agnes Zimmer, Zur HomesmÉhle 8 (* 1929), eine Nichte von<br />

Johann Braun (der Vater von Franz Braun) hat bestÜtigt, dass ihre<br />

66


Mutter sie Çfters beauftragt hat, ihren Onkel Johann Braun auf der<br />

ZiegelhÉtte zu besuchen.<br />

Die Ziegelei oberhalb der neuen Schule<br />

Auf dem GelÜnde oberhalb der neuen Schule befand sich die dritte<br />

Ziegelei in Aschbach.<br />

Die Besitzer der Ziegelei waren Jakob Bohlen (* 03.11.1840, + 1920)<br />

und seine Frau Barbara Schu (* 03.01.1844, + 15.07.1882).<br />

Das GelÜnde befindet sich heute im Besitz von Arno Buchholz und<br />

seiner Frau Waltraud geb. Schnur. Deren Mutter Elisabeth Schnur<br />

geb. Holzer wurde noch „HÉtte-Lisje“ genannt. Ihr Vater Franz<br />

Holzer aus Urexweiler heiratete am 03.09.1897 Anna Maria Bohlen<br />

aus Aschbach. Sie war die Tochter des Ziegeleibesitzers Jabob<br />

Bohlen.<br />

Ziegelei auf dem Bolzenberg auf dem Bann von Bubach-Calmesweiler<br />

Von den Aschbacher Ziegeleien liegen uns keine Fotos vor.<br />

67


Aschbach und<br />

sein „Steinkohlenbergwerk“<br />

Am 12. Januar 1855 stellte die Witwe Becker zu Heusweiler einen<br />

Konzessionsantrag fÉr ein in der Gemeinde Aschbach gelegenes<br />

Bergwerksfeld gleichen Namens. Das Oberbergamt lehnte anfangs<br />

eine Konzession ab, da eine Kollision mit den im gleichen Raum<br />

befindlichen Feldern der KÇniglich-PreuÄischen Gruben zu<br />

befÉrchten war. Man stÉtzte sich dabei auf einen Ministerialerlass<br />

vom 11. April 1836, der im Kreis St. Wendel nach Eingliederung der<br />

Grubenfelder der ehemaligen Herzoglich-SÜchsischen Enklave die<br />

dort bestehenden Konzessionen wohl bestÜtigte, jedoch den Erwerb<br />

neuer Konzessionen ausschloss. Dagegen war dem Staate selbst<br />

nur der Abbau im ehemaligen Nassau-SaarbrÉcker Landesteil<br />

gestattet.<br />

WÜhrend dieses Rechtstreites wurde das Mutungsvorhaben<br />

(Mutung nach altem Bergrecht: Ein formelles Gesuch an die<br />

BergbehÇrde auf die Bewilligung einer Genehmigung zum Bergbau)<br />

am 31. Juli 1855 publiziert (siehe Bekanntmachung auf Seite 57).<br />

Das Oberbergamt wies den Antrag am 24. August 1855 ab.<br />

Danach versuchte die Muterin den Nachweis zu erbringen, dass das<br />

FundflÇz – es handelte sich um ein 10 – 12 Zoll (25 – 30 cm)<br />

mÜchtiges FlÇz der Lebacher Schichten – nicht identisch war mit<br />

dem FlÇz der kÇniglichen Gruben Merchweiler und Quierschied, auf<br />

dem bereits Abbau umging, womit sie einen Haupteinwand des<br />

Oberbergamtes fÉr die Ablehnung der Konzession zu entkrÜften<br />

suchte. Fernerhin entbot sich die Muterin auf den Abbau in grÇÄerer<br />

Teufe (Tiefe) als 50 Lachter (rund 100 m) unter der Sohle der<br />

Theelbach-BrÉcke in Aschbach zu verzichten und sich oberhalb<br />

dieses Horizontes nur auf den Abbau des FundflÇzes zu<br />

beschrÜnken.<br />

Wohl war nach dem Berggesetz vom 21. April 1810 eine seigere<br />

Begrenzung bis zur ewigen Teufe (unbegrenzte Tiefe) vorgesehen.<br />

Das Oberbergamt erteilte danach am 14. August 1858 die<br />

Konzession mit der Verpflichtung zur Einhaltung der selbst<br />

auferlegten EinschrÜnkungen. Der Muterin wurde jedoch zuvor eine<br />

Abfindung in HÇhe von 1500 Thalern fÉr die Beschneidung des<br />

68


Bergwerkseigentums zugesprochen. Eine erfolgte Auszahlung ist<br />

aus den Akten nicht ersichtlich.<br />

Die GrÇÄe des Feldes betrugt 144057 Quadratlachter.<br />

Die Verlochsteinung wurde am 19. Mai 1859 durchgefÉhrt. Die<br />

Grundbucheintragung erfolgte beim Amtsgericht Lebach. Am 28.<br />

Juni 1859 wurde ein Antrag auf Erteilung des Mitbaurechtes von<br />

Eisenstein eingebracht, der im Hangenden des FlÇzes mit einer<br />

MÜchtigkeit von 1,5 – 3 Zoll anstand.<br />

Am 19. Dezember 1865 stellte der Konzessionsinhaber ein Gesuch<br />

zur Konzessionserweiterung bis in die ewige Teufe, gemÜÄ des ã 26<br />

des ABG. Dieses Ersuchen wurde vom Oberbergamt<br />

zurÉckgewiesen mit der BegrÉndung, dass der Bergfiskus im Felde<br />

Aschbach allein berechtigt ist und die liegenden FlÇze selbst bauen<br />

will.<br />

Am 5. November 1900 wurde wiederum der Antrag auf Erweiterung<br />

gestellt und damit der Antrag vom 19. Dezember 1865 erneuert. Der<br />

Rechtsstreit Éber die ZugehÇrigkeit des Feldes Aschbach zum<br />

PreuÄischen Grubenbetrieb schleppte sich lange hin. Mit dem neuen<br />

Antrag wurde vom Verteidiger der Besitzer – im Jahre 1893 waren<br />

im Grundbuch bereits 11 Erben Becker eingetragen – erwiesen,<br />

dass Aschbach niemals zur Grafschaft Nassau-SaarbrÉcken<br />

gehÇrte. Fernerhin fÉhrte er die zugesprochene Abfindung wegen<br />

der Beschneidung des Bergwerkseigentums als Beweismittel gegen<br />

den Bergfiskus an. Zu einer endgÉltigen LÇsung ist es nie<br />

gekommen.<br />

Wirtschaftliche Schwierigkeiten zwangen den ReprÜsentanten der<br />

Gewerkschaft das Bergwerksfeld am 14. Juli 1905 dem Fiskus zum<br />

Kauf anzubieten. Obwohl das Oberbergamt das Feld als wertlos<br />

ansah, wurde dem Minister der Vorschlag unterbreitet, das Feld zur<br />

Abrundung des fiskalischen Besitzes zu erwerben. Das Feld ging<br />

nach Erstattung der ehemaligen SchÉrfkosten in HÇhe von 174<br />

Thalern und 19 Groschen (524 Mark) in fiskalisches (staatliches)<br />

Eigentum Éber. Aktenvermerke sind darÉber leider nicht vorhanden.<br />

Aschbacher BÉrger berichten von KohlengrÜberei im Bereich des<br />

Hirtenberges, hierbei kann es sich nur um eine wilde KohlengrÜberei<br />

gehandelt haben.<br />

Der Verleihungsriss<br />

Der Verleihungsriss wurde im Dezember 1854 von J. Becker<br />

angefertigt. Er ist im MaÄstab 1:10.000 gehalten, trÜgt kein<br />

69


Koordinatennetz, ist jedoch nach Norden durch Einzeichnung des<br />

Nordpfeiles orientiert.<br />

Er zeigt noch den Ansatz einer Erkundungsstrecke oder eines<br />

Stollenmundloches.<br />

Seite 1 der Erlaubnis zum Bergbaubetrieb in Aschbach<br />

ausgestellt von Minister von der Heydt am 23. September 1858<br />

70


áffentliche Bekanntmachung Éber das Konzessions-Gesuch der<br />

Witwe Heinrich Becker zu Heusweiler vom 31. Juli 1855<br />

71


72<br />

Ausschnitt aus dem VerleihungsriÄ, vom 31. Juli 1858 ,<br />

mit der Grenze des Abbaufeldes


Die Flurnamen von Aschbach und ihre<br />

Deutung<br />

(von Martin Holz)<br />

Die Flurnamen sind wichtige und Ülteste Urkunden unseres Ortes.<br />

Sie stehen in bestimmten Beziehungen zu der Namensgebung<br />

unseres Bannes, die von den ersten Ansiedlern den Eigenarten des<br />

GelÜndes, in dem sie Wohnsitz nahmen, in ihrer Sprache gegeben<br />

wurde. Bevor unsere Vorfahren lesen und schreiben konnten, sind<br />

sie entstanden. Viele unserer Flurnamen kommen auch in zahlreichen<br />

anderen Orten unserer Heimat vor. Wie von der Flurnamenforschung<br />

bekannt ist, sind heute viele Namen sinnentstellt<br />

und verhochdeutscht in den Katasterkarten dargestellt. Deshalb tut<br />

man gut daran, auch heute noch die Namen von Ülteren, eingesessenen<br />

Leuten zu hÇren, um ihre Deutung besser zu erfassen. Gewiss, die<br />

heimatverbundenen Menschen unterlagen zuweilen dem Zauber der<br />

alten Flurnamen und umgaben sie mit einer gewissen Romantik.<br />

Burgen und SchlÇsser, KlÇster und unterirdische GÜnge tauchten oft<br />

in Sagen auf. Dass unsere Flurnamen auch bei den Nachkommen<br />

unseres Heimatdorfes in Erinnerung bleiben sollen, hat sich der<br />

Verfasser die MÉhe gemacht durch Bannbegehung, durchstÇbern<br />

alter Archive und Diskussion mit Ülteren Leuten die Namen zu<br />

erhellen.<br />

Die folgenden Flurnamen sind der Katasteramtskarte aus dem Jahre<br />

1789 (Urkarte) entnommen. Die Karte wurde im Jahre 1941 ergÜnzt<br />

(Gemarkung Aschbach 428 MaÄstab 1 : 1250).<br />

Da sich viele Namen wiederholen, sind nur die Hauptnamen<br />

herausgegriffen.<br />

Auf der Acht! Althochdeutsch – Ath – = Eigenherrschaftsland<br />

(Herrenbesitz)<br />

Im Aschbach! In mittlere, obere und untere Gewanne aufgeteilt. Ein<br />

Flurname, der nach dem BÜchlein Aschbach benannt ist. Keinesfalls<br />

von dem Namen Eschenbach abstammend. Nach Ernst Christmann<br />

stammt der Name von Aspen (Espen) ab. UrsprÉnglich Asspach und<br />

Asbach.<br />

73


Im Binnenwinkel! Distrikt in unmittelbarer NÜhe des Bolzenbergs.<br />

Das Gewann stellt einen Winkel dar, der in die Gemarkung von<br />

Bubach-Calmesweiler reicht. Binnen = innerhalb.<br />

In der Bitzwies! FrÉher eingezÜunte Wiese. FrÉher Betzem oder<br />

Bitzem genannt. Bizem = bi dem Zune = bei dem Zaune<br />

Bei der hohen Birke! Ein auffÜlliger Baum (Birke) bezeichnete<br />

damals den Grenzverlauf im Westen des Bannes.<br />

Im BrÄhl! (Im abteiischen BrÉhl) BrÉhl = SumpfgelÜnde beiderseits<br />

der Theel. In der NÜhe der BrÉcke. ahd (althochdeutsch) = pruchil.<br />

Da diese Wiesen gutes Futter abgaben, musste die Ernte bis zur<br />

franzÇsischen Revolution (1789) an die Abtei in Tholey abgeliefert<br />

werden.<br />

BrÄmburg! Die Vorfahren vermuteten hier eine Burg. Abarten des<br />

Flurnamens sind Brimburg und Primburg. Dieser Name kann nur<br />

durch den Ginster = Bremme entstanden sein. Vielleicht eine Abart<br />

von Bremme-Berg. Eine Burg hat dort niemals gestanden.<br />

Vor dem Carmesborn! Wahrscheinlich eine VerstÉmmelung von<br />

Pfarrersborn. Das GelÜnde gehÇrte schon frÉher der „Parnersch<br />

MÉhle“.<br />

In dem Harschgrund!<br />

OberflÜche doch weich ist.<br />

Ackerkrume, die unter einer harten<br />

In der Freiwies! Entgegen der benachbarten BrÉhlwiese waren die<br />

Besitzer der Freiwiese von den Heuabgaben nach Tholey befreit.<br />

Hinter dem groÄen Graben! Ein sich durch Regenwasser im Laufe<br />

der Zeit gebildeter breiter Graben in Ost-West-Richtung zum<br />

Aschbach.<br />

Am vormaligen Gemeindeland! Dieses GelÜnde gehÇrte noch vor<br />

rund 200 Jahren der Gemeinde Aschbach.<br />

Am Etschrech! (Eschrech) Abhang an der B 269. (althochdeutsch =<br />

ezzisc, mhd. = ezesch. Esch = bebautes Land. Rech = Abhang<br />

74


Am Geisenbann! Westlich des Friedhofs gelegen. Eine als<br />

Ziegenweide benutzte WeideflÜche.<br />

Am DrischfloÖ! Triesch = ist braches, ungenÉtztes Land mit<br />

moorigem Grund und Rinnsal. Heute wird das Distrikt im Volksmund<br />

Ditchhimes genannt.<br />

In der Hauschied! Mittelhochdeutsch = sceidan = schiedung. Bei<br />

uns eine Pflugwendegrenze innerhalb des Bannes.<br />

Auf dem Hetschberg! FrÉher Wingertsberg. Nach der Pflanzung von<br />

Reben wurde das GelÜnde neu bebaut. Hetsch = VerstÉmmelung<br />

von Esch. Eschberg = bebauter Berg.<br />

Auf dem Hermel! (Hirmel) In Richtung Bolzenberg gelegen. Hier<br />

sind nach dem Volksmund Sagen entstanden, die sich nach<br />

Auffindung von Mauerresten noch verstÜrkten. Man vermutete ein<br />

Schloss oder die Reste eines RÇmerkastells. Dr. L. Prinz schrieb im<br />

Jahre 1950 dazu: Der Hof Hermel, der Abtei Tholey gehÇrend, ist<br />

noch in einem Flurnamen der Gemarkung Aschbach festgehalten.<br />

Henselhoffer Guth! Der bekannte Heimatforscher Kurt HoppstÜdter<br />

behauptet im dem Buche „Vom Faustkeil zum FÇrderturm“, dass die<br />

WÉstung Jungfernhof in Henselhofen und dieses wieder in<br />

Aschbach aufgegangen ist. Ich kann mich dieser Behauptung nicht<br />

anschlieÄen. Jungfernhof und Henselhofen sind zwei verschiedene<br />

Begriffe. WÜhrend der Jungfernhof als WÉstung bezeichnet wird, ist<br />

der Ortsteil Henselhofen bis heute erhalten.<br />

In der Hohl! Hohl ist ein weit verbreiteter Flurname und bezeichnet<br />

ein GelÜndeeinschnitt, der bei uns in Aschbach von einer StraÄe<br />

durchlaufen wird.<br />

Im Gerst-Rockert! Unmittelbar an der MÉhle Blum gelegen.<br />

Gerstenfelder an einer runden AnhÇhe gelegen. Rock = Buckel.<br />

Vor der HomesmÄhle! Gewann in der NÜhe des Sportplatzes.<br />

HomesmÉhle zum Bann Thalexweiler gehÇrend. Homes = Humes,<br />

Ausdruck kommt vom lat. humidus = feucht (MÉhle im feuchten<br />

Grund).<br />

75


In Hirtenkaul! (Hirtenberg) Das Land diente einst zur NutznieÄung<br />

der jeweiligen Hirten.<br />

In der kleinen HÄmes! Andere Bezeichnung sind Hiemes oder<br />

Humes. Feuchtes SeitentÜlchen unmittelbar am Aschbacher Wald<br />

gelegen.<br />

Jungfernwies! (Jungfernhof) Hier wurde in Verbindung mit dem<br />

Distrikt „FrauenhÉmes“ auf dem Thalexweiler Bann ein untergegangenes<br />

Frauenkloster vermutet. Dr. Ludwig Prinz schrieb dazu<br />

folgendes: Der Jungfernhof, ein GehÇft, das dem Kloster Tholey<br />

gehÇrte, ist noch heute als Flurnamen „Jungferngarten“ auf der<br />

Gemarkung Aschbach erhalten. Der Jungfernhof und der Hof<br />

Hermel sind noch im Berichte des Oberamtmannes Moser vom<br />

Oberamt Schaumburg im Jahre 1791 erwÜhnt.<br />

Im BlÜuel! (Bleuel) Veraltert fÉr Schlegel (SchlÜgel). Nach der<br />

Sommereinsaat, die durch PflÉgen in die Erde gebracht wurde,<br />

bildeten sich auf den harten Feldern groÄe Schollen, die die Besitzer<br />

mit schlÜgelÜhnlichen Werkzeugen zerkleinern mussten.<br />

Im Kleegarten! Wahrscheinlich kommt der Name von einem eingefriedeten<br />

KleestÉck. FrÉher wurde viel der „Ewige Klee“ angepflanzt.<br />

Auf dem Kolterrisser! (Kolterresser) Kolter = lat. „Messer vor der<br />

Pflugschar“. Diese Messer, viele Ültere Leute erinnern sich noch an<br />

sie, sollten den steinigen Boden vor der Pflugschar aufreiÄen.<br />

Am Lienborn! (LÉgenborn) Im Westteil des Bannes. Vielleicht trafen<br />

sich die Landwirte an diesem Brunnen zu einem kÉhlen Trunke und<br />

einem SchwÜtzchen, bei dem angegeben wurde. Vergleiche auch<br />

den Namen „Lienbank“ der PensionÜre.<br />

Auf dem LerchenhÄbel! Der Naturfreund, welcher diesen Teil der<br />

Gemarkung im FrÉhjahr bewandert, wird feststellen, warum unsere<br />

Vorfahren diesen Namen gewÜhlt haben. (HÉbel = HÇhe)<br />

In der Langwies! Diese im Tal der Theel gelegenen Wiesen hatten<br />

besonders lange Parzellen.<br />

76


Im Mehlbusch! Hier ist ein StaudengewÜchs gemeint, welches<br />

mehlartige FrÉchte – Mehlbeeren – trug.<br />

MatzenbÇsch! Heute Aschbacher Wald. BÇsch = Busch. Matzen<br />

scheint ein Familienname zu sein.<br />

In Lochenhofen! Hof im Loch. Senkung zwischen Aschbach und<br />

Thalexweiler. Im Jahre 1667 war der Besitzer ein Johannes Loch,<br />

der den Namen wahrscheinlich von der Lage des Hofes erhalten<br />

hat.<br />

Auf dem MÄhlenberg! Er gehÇrte teilweise zum „Erbbestand“ eines<br />

MÉhlenbesitzers.<br />

Die MÄhlenheck! Diese war eine, dem MÉhlenbach parallel<br />

laufende AnhÇhe, die mit Hecken bewachsen war und spÜter der<br />

Gemeinde gehÇrte.<br />

Hinter áhlingen! Der Volksmund sagt „Aeilingen“. Diese Parzellen,<br />

in der NÜhe der RingstraÄe, hieÄen wahrscheinlich ursprÉnglich<br />

„Athlingen“. Dieselbe Bedeutung wie Ath = Acht. Wir wissen laut<br />

Urkunden, dass das Schloss Linden in Oberthal, Besitzungen in den<br />

Jahren 1522 – 1559 hier besaÄ. Athlingen = kleine Acht.<br />

Im Possgarten! Der Name dieses Distrikts, hinter Scheuerhaus<br />

gelegen, kommt von einer baumschulÜhnlichen Anlage, die<br />

eingefriedet war. Der Volksmund sagt zu okulieren = possen<br />

(Pflanzen oder BÜume veredeln).<br />

Im Ritgesgarten! (Rietchesgarten) Name kommt von mhd (mittelhochdeutsch)<br />

= Rieth, heute Ried. Das Riedgras wÜchst in sumpfiger<br />

Umgebung. Das traf auch hier zu. Diese Parzelle liegt zwischen dem<br />

Aschbach und der Judengasse (StraÄe Zur HomesmÉhle).<br />

Im Sassengrund! Ferner gibt es den Sassenwald. Das GelÜnde war<br />

frÉher Eigentum der Vordersassen, d. h. – der Besitzenden. Diese<br />

hatten Anrecht auf Wald- und Grundbesitz.<br />

77


In der Sauerwies! Dieses nasse und sumpfige WiesengelÜnde hatte<br />

saures Gras, d. h. schlechtes Futter.<br />

Auf dem Schwan! Schwan = Schwann. Deutung: Durch Rodung<br />

gewonnenes Ackerland. Mhd. = swande, swende. Der Wald ist<br />

verschwunden.<br />

Auf dem Stein! Hier tritt der Buntsandstein des oberen<br />

Rotliegenden, der das Carbon (Kohle) Éberdeckt, an Tage. Auf dem<br />

GelÜnde wurden nach dem 2. Weltkriege Steine fÉr den Hausbau<br />

gebrochen.<br />

Im Schlaufenbungert! Auch Schlauchbungert genannt. Bungert =<br />

Ausdruck fÉr gutes Land. Diese Gemarkung zog schlaufenfÇrmig<br />

zwischen die benachbarten Gewanne.<br />

In der Sabelkaul! Der Name kommt aus der franzÇsischen Sprache.<br />

Es heiÄt Ébersetzt: Sandkaul. (Sandgrube) Sable = Sand. In<br />

mehreren Parzellen wurde dort privat Sand gegraben.<br />

Auf dem Stumpen! Der Volksmund sagt: „Auf der Stomp“. Ein<br />

figÉrlicher Ausdruck fÉr einen Teil der Gemarkung, der sich<br />

zwischen „HohlstraÄe“ und „Auf dem Stein“ befindet.<br />

Auf der Schiedung! Grenzscheide zwischen Aschbach und<br />

Macherbach. Nach Bernhard Schmitt (Macherbach) bildet sie den<br />

Kamm des Calmesweiler-Tholeyer-HÇhenzuges, der sich zwischen<br />

Aschbach und Macherbach nach Osten erstreckt.<br />

Im Tempelgarten! FrÉher eingefriedete GÜrten, unmittelbar an der<br />

Theel gelegen. Tempel = TÉmpel. Bei Regenwetter bildeten sich in<br />

den GÜrten groÄe Wasserlachen.<br />

Im Totenwasser! Auch „Totwasser“ genannt. Diese Parzellen<br />

haben ihren Namen nicht von einem Ertrunkenen. Der Name<br />

bedeutet vielmehr „Totes Wasser“. Ein Wasser, das nicht mehr<br />

flieÄt, und wegen Åberschwemmung des Vorfluters „Theel“ stehen<br />

geblieben ist.<br />

78


Im krummen Tal! Westlich des Bannes gelegen. Eine GelÜndeeinbuchtung<br />

ist gemeint, die S-fÇrmig verlÜuft.<br />

Hinter dem WÜldchen! Gemeint sind die GrundstÉcke hinter dem<br />

kleinen Wald von Henselhofen.<br />

Auf dem Wacken! Steinige Felder. An der OberflÜche lagen starke,<br />

rundliche Kieselsteine, die im Volksmund „Wacken“ genannt<br />

werden.<br />

Im Weihergarten! Auf der Henselhofener Seite im Tal gelegen.<br />

Auch hier werden sich bei starken NiederschlÜgen und<br />

Åberschwemmungen WasserflÜchen gebildet haben, dass die<br />

Wiesen und GÜrten wie ein groÄer Weiher aussahen.<br />

In dem Zapfen! FigÉrlicher Ausdruck fÉr den Distrikt, der sich<br />

zapfenfÇrmig zwischen dem Theelbach und AnhÇhe einschiebt.<br />

Eine Statistik aus dem Jahre 1950 berichtet, dass die damalige<br />

Gemeinde Aschbach eine BannflÜche von 378 Hektar zur VerfÉgung<br />

hatte. Davon wurden 291 Hektar fÉr die Landwirtschaft genutzt. Der<br />

Wald bedeckte eine FlÜche von 61 Hektar.<br />

Quellennachweis:<br />

Dr. L. Prinz: Von „untergegangenen DÇrfern“ im Kreise Ottweiler<br />

Joh. Engel: Allgemeines und GrundsÜtzliches zur Flurnamenforschung<br />

Fr. Blatter: Die „Wiebelskircher Flurnamen“<br />

K. HoppstÜdter, H.W. Hermann: „Vom Faustkeil zum FÇrderturm“<br />

N. Schmitz: Die Flurnamen der Wiesbacher Gemarkung<br />

A. Holzmann: TaschenwÇrterbuch aus dem Jahre 1807<br />

79


Gr.<br />

mit ErgÜnzung der F lurnamen<br />

Grab en<br />

Sa be lka ul<br />

Stein<br />

MÉhlenhec k<br />

MatzenbÇsche r-<br />

wald<br />

80


Stein<br />

áhlingen<br />

Sassengrund<br />

Sassenwald<br />

Henselhoferwald<br />

Jungfernhof<br />

BrÉmb urg<br />

Stump en<br />

Totwa sser<br />

BÉr<br />

hl<br />

Henselhoffer<br />

Guth<br />

Graben<br />

MÉhlenb erg<br />

Ath<br />

MÉhlenhec k<br />

Binnenwinke<br />

l<br />

Gr.<br />

Schwan<br />

Hirm el<br />

Hetschberg<br />

DrischfloÄ<br />

81


82<br />

Alte Flurkarten von Aschbach


Alte Aschbacher Fotos<br />

Erntedankumzug Mitte der fÉnfziger Jahre<br />

84<br />

Gasthaus KÇnig (Gerwersch)


BrÉmburgstraÄe<br />

85


86<br />

Werbeanzeigen Aschbacher<br />

Firmen und GeschÜfte<br />

aus dem Jahre 1951


Geschichte der Pfarrei St. Maternus<br />

Aschbach bis 1950<br />

1. Zeitabschnitt<br />

Aschbach hat seine kirchliche Geschichte, soweit es nachweisbar<br />

ist, mit der ehemaligen Mutterpfarrei Thalexweiler – frÉher<br />

Eschesweyler – gemeinsam (das schon im 8. Jahrhundert genannt<br />

wird).<br />

TatsÜchlich fÉhren die KirchenbÉcher der Pfarrei Thalexweiler aus<br />

den Jahren 1802 – 1818 den Namen der Filiale mit „Asbach“.<br />

Die Benediktinerabtei Tholey besaÄ in der GroÄpfarrei Tholey, zu<br />

der auch Thalexweiler und Aschbach gehÇrten, den Zehnten und die<br />

weltliche Gerichtsbarkeit.<br />

Politisch unterstand diese GroÄpfarrei dem Herzogtum Lothringen<br />

im Amte Schaumburg.<br />

Abgesehen von einem Hinweis von Herrn Johannes Naumann, dass<br />

es zu Zeiten Napoleons erste Hinweise auf Bestrebungen fÉr eine<br />

selbstÜndige Aschbacher Pfarrei gegeben hat, kann man als Beginn<br />

der LoslÇsung von der Mutterpfarrei Thalexweiler den Anfang des<br />

20. Jahrhunderts datieren.<br />

Originaltext Johannes Naumann:<br />

Im Departementarchiv Metz ist ein Brief des damaligen Pfarrers<br />

Bourgholzer, Tholey, geschrieben im Jahre 12 der franzÇsischen<br />

Revolution – demnach 1801 – in dem dieser Éber eine Visitation der<br />

Pfarrkirche Thalexweiler berichtet.<br />

Er schreibt unter anderem:<br />

Die Pfarrei Exweiler wurde vor und wÜhrend der Revolution bis<br />

heute von M. Jean Henry Demerath versehen, der seit 41 Jahren im<br />

Dienst ist.<br />

In einem Brief berichtet Pfarrer Demerath, dass die Einwohner von<br />

Aschbach den Wunsch nach einem Gotteshaus hÜtten. Die meisten<br />

91


Einwohner wÜren mit einer Kapelle zufrieden, andere trÜumten von<br />

einer eigenen Pfarrei.<br />

2. Zeitabschnitt<br />

Bestrebungen, die Aschbach zu einer selbstÜndigen Seelsorgestelle<br />

machen wollten, tauchen zum ersten Male auf im Jahre 1912, als<br />

die beiden Orte Steinbach und DÇrsdorf unter Pfarrer Josef Zilliken<br />

als eigene Gemeinde von der Mutterpfarrei Thalexweiler abgetrennt<br />

werden. Der Wunsch der Aschbacher ist nicht ganz unberechtigt.<br />

Als eine rein katholische Gemeinde mit ca. 1000 Seelen hat<br />

Aschbach die GrÇÄe einer idealen Pfarrei. AuÄerdem ist die Kirche<br />

in Thalexweiler zu klein.<br />

In Anerkennung dieser Notwendigkeit schlieÄen sich im Herbst 1920<br />

165 BÉrger aus Aschbach zusammen und grÉnden einen<br />

Kirchbauverein. Das GrÉndungsdatum ist der 08.12.1920.<br />

Die BestÜtigung durch das Bistum Trier erfolgt aber erst am<br />

01.07.1925.<br />

Der neu gegrÉndete Kirchbauverein wird im Januar 1922 unter Nr. 7<br />

beim Amtsgericht Tholey in das Vereinsregister eingetragen.<br />

1. Vorsitzender des Kirchbauvereins wird Herr Wilhelm Kirsch.<br />

Die Zivilgemeinde schenkt dem neu gegrÉndeten Verein ein<br />

GelÜnde auf dem MÉhlenberg von 2,2755 ha. Bausteine und Sand<br />

sind dort in genÉgender Menge und in geeigneter GÉte vorhanden.<br />

Mit Schreiben vom 15.10.1923 wendet sich der Kirchbauverein an<br />

das bischÇfliche Generalvikariat.<br />

ZunÜchst wird die Raumsituation in der Pfarrkirche Thalexweiler als<br />

ÜuÄerst beengt beschrieben. 2000 Seelen zÜhlen zu dieser Pfarrei,<br />

davon 985 kath. Einwohner in Aschbach.<br />

Die Kirche bietet aber nur SitzplÜtze fÉr knapp 200 Kinder und 450<br />

Erwachsene.<br />

Diese Situation macht es – den AusfÉhrungen des Dokumentes<br />

zufolge – erforderlich, entweder die Kirche in Thalexweiler zu<br />

erweitern oder in Aschbach eine neue Kirche zu bauen.<br />

92


Es werden GrÉnde angefÉhrt, weshalb eine Erweiterung der<br />

Thalexweiler Kirche nicht in Frage kommt (Restauration derselben<br />

vor etwa 11 Jahren, also 1912).<br />

Die Unterzeichneten des Kirchbauvereins treten an das bischÇfliche<br />

Generalvikariat heran, mit der Bitte um<br />

Genehmigung des Kirchbauvereins Aschbach,<br />

Zustimmung zu einem Kirchenneubau in Aschbach.<br />

Man kann auch schon bezÉglich der Finanzierung dieses Projektes<br />

nachweisen:<br />

<br />

<br />

<br />

Durch Beschluss vom 2. Februar (vermutlich 1923) des<br />

Gemeinderates Aschbach wird der ErlÇs aus den hiesigen<br />

Gemeindewaldungen abgegebenen Bauholzes zu einem<br />

Kirchenbaufonds auf mÉndelsicherer Kasse von der<br />

Zivilgemeinde angelegt. Durch Sammlungen hat der Verein<br />

in den drei Jahren (von 1920 bis 1923) aufgebracht:<br />

1.300.000 Mark<br />

3.000 Franc (Ab 01.06.1923 ist der Franc alleiniges<br />

Zahlungsmittel im Saargebiet, das vom 27.02.1920 bis<br />

28.02.1935 dem VÇlkerbund untersteht.)<br />

700.000 Çsterreichische Kronen<br />

3 Aktien der deutschen Hansabank angekauft am 23.4.1923<br />

zu 48.211 Mark als laufende Devise<br />

Anmerkungen:<br />

1. Bereits zum Zeitpunkt des Schreibens an das bischÇfliche Generalvikariat sind<br />

die 1.300.000 Mark praktisch wertlos. Am 15.11.1923 hat 1 Dollar den Wert von 4,2<br />

Billionen Papiermark. (Der Wert 1 Dollars vor der Inflation betrug 4,20 (Gold)Mark).<br />

2. Nach dem 1. Weltkrieg tritt am 10.01.1920 der Versailler Friedensvertrag in Kraft.<br />

Dieser sieht vor, dass eine Regierungskommission des VÇlkerbundes die<br />

Verwaltung des preuÄisch-bayrischen Industriereviers an der Saar Ébernimmt.<br />

Frankreich erhÜlt als Reparationsleistung das Eigentum an den Saargruben. Als<br />

EigentÉmer der Saargruben ist Frankreich mÜchtigster Arbeitgeber im Saargebiet.<br />

Auf diese Tatsache lÜsst sich die EinfÉhrung des franzÇsischen Franc als<br />

allgemeines Zahlungsmittel fÉr das Saargebiet am 01.06.1923 zurÉckfÉhren.<br />

Dem Schreiben des Kirchbauvereins ist zu entnehmen, dass Herr<br />

Definitor Zilliken die Anfrage an das bischÇfliche Generalvikariat<br />

nicht mit trÜgt. Dies mÇchte er seinem Nachfolger, Herrn Pfarrer<br />

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Blass, Éberlassen. Herr Definitor Zilliken verlÜsst die Pfarrei<br />

Thalexweiler 1921. Sein Nachfolger wird Pfarrer Blass. Der<br />

Kirchbauverein will aber nicht so lange warten und wendet sich<br />

daher selbst an das bischÇfliche Generalvikariat mit der Bitte um<br />

Genehmigung eines Kirchenneubaues.<br />

Das Dokument ist unterzeichnet von den 5 Vorstandsmitgliedern, 5<br />

Vertrauensleuten, dem Gemeindevorsteher, dessen Vertreter und<br />

12 Mitgliedern des Gemeinderates Aschbach.<br />

Im Jahre 1924 werden die Architekten Falkowsky und Becker aus<br />

Mainz zwecks Planung des Kirchenbaues fÉr Aschbach zu<br />

Besprechungen eingeladen.<br />

Der Entwurf der Aschbacher Kirche durch dieses ArchitekturbÉro<br />

Ühnelt sehr der Pfarrkirche von Bubach, die spÜter auch von diesen<br />

Architekten geplant wurde.<br />

FÉr die Jahre 1925 bis 1927 konnten aus den zur VerfÉgung<br />

stehenden Unterlagen keine nennenswerten BemÉhungen fÉr den<br />

Kirchbau festgestellt werden, was nicht heiÄen soll, dass es diese<br />

nicht doch gegeben hat.<br />

Der Chronist (GÇtzinger) erwÜhnt des weiteren auch WiderstÜnde<br />

gegen das Projekt aus den Reihen von Aschbacher und<br />

Thalexweiler BÉrgern, ohne diese „VorwÉrfe“ zu konkretisieren.<br />

Mit Schreiben vom 15.04.1927 erteilt das bischÇfliche<br />

Generalvikariat die Genehmigung zur DurchfÉhrung einer<br />

Hauskollekte im Saargebiet zu Gunsten eines Neubaus einer Kirche<br />

in Aschbach. Das Ergebnis dieser Sammlung betrÜgt 21.600,00<br />

Franc. Dies entspricht einem heutigen Wert von ungefÜhr 12.000 €.<br />

Am 20.01.1929 beschlieÄt der Kirchenvorstand der Pfarrei<br />

Thalexweiler mit allen Stimmen:<br />

94<br />

1. Die Filiale Aschbach mit 1098 Katholiken wird eine<br />

Kapellengemeinde mit besonderer VermÇgensverwaltung.<br />

2. Die Grenzen der Kapellengemeinde decken sich mit denen<br />

der gleichnamigen Zivilgemeinde.<br />

3. In das Eigentum der Kapellengemeinde Aschbach gehen<br />

Éber:


Die dem Kirchbauverein Aschbach von der<br />

Zivilgemeinde Aschbach Ébereigneten GrundstÉcke<br />

Die fÉr den Kirchbau bisher gesammelten Gelder<br />

1468 cbm Griffsteine<br />

Anmerkung:<br />

Eine Kapellengemeinde bezeichnet in der kirchlichen Organisation eine<br />

KÇrperschaft, die Éber ein eigenes GottesdienstgebÜude verfÉgt, aber keine eigene<br />

Pfarrstelle besitzt und einer Kirchengemeinde bzw. Pfarrei untersteht.<br />

Am 11.03.1929 wird dieser Beschluss der kirchlichen<br />

Gemeindevertretung Aschbach, die aus 22 Mitgliedern besteht,<br />

vorgelesen und erÇrtert.<br />

Die Gemeindevertretung nimmt den Beschluss des<br />

Kirchenvorstandes Thalexweiler mit allen Stimmen an.<br />

Am 01.05.1929 unterzeichnet Herr Falkowsky einen Vertrag<br />

zwischen den Herren Anton Falkowsy und Ludwig Becker einerseits<br />

und der Kirchengemeinde Thalexweiler andererseits, mit welchem<br />

dem ArchitekturbÉro die Planung und Bauleitung fÉr das<br />

Kirchbauprojekt Aschbach Ébertragen wird.<br />

Die Gegenzeichnung durch den Auftraggeber „Kirchenvorstand<br />

Thalexweiler“ ist in dem gesichteten Dokument nicht vorhanden.<br />

1930 wird Pfarrer Blass versetzt.<br />

In der Zeit der Vakanz nimmt der Aschbacher Kirchbauverein<br />

Kontakt mit dem ArchitekturbÉro WeiÄ und Schultheiss auf.<br />

Den Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass dies auf Anraten des in<br />

Eppelborn geborenen BartholomÜus KoÄmann, seit 1924 Minister<br />

der Regierungskommission des Saargebietes, erfolgt ist. Der<br />

Kirchbauverein erteilt den Planungsauftrag an dieses<br />

ArchitekturbÉro.<br />

Den Entwurf der Architekten WeiÄ und Schultheiss fÉr die<br />

Aschbacher Dorfkirche sieht man auf dem nachfolgenden Bild.<br />

95


Einem Schreiben des Kreisbauamtes Saarlouis an den<br />

Kirchbauverein vom 20.05.1930 sind die voraussichtlichen Kosten<br />

fÉr den Neubau einer Kirche zu entnehmen. Die Ermittlung<br />

derselben orientiert sich an den Kosten fÉr den Neubau der Kirche in<br />

Åberherrn.<br />

Als voraussichtliche Gesamtkosten werden insgesamt 772.900<br />

Franc ermittelt.<br />

Anmerkung:<br />

Eine Umrechnung der damaligen WÜhrung in die heutige WÜhrung Euro wÜre wohl<br />

rechnerisch mÇglich, besÜÄe aber keine Aussagekraft, da hierzu auch die Kaufkraft<br />

der damaligen WÜhrung mit berÉcksichtigt werden mÉsste.<br />

Grob geschÜtzt entspricht dieser Betrag heute ca. 1,2 bis 1,4 Millionen Euro.<br />

Die Architekten L. Becker und A. Falkowsky teilen mit Schreiben<br />

vom 26.06.1930 ebenfalls die voraussichtlichen Baukosten mit.<br />

Nach deren SchÜtzung belaufen sich die Gesamtkosten auf<br />

voraussichtlich 705.000 Franc.<br />

Mit Datum vom 05.09.1930 wird das VermÇgen des Kirchbauvereins<br />

aufgelistet und der Finanzierungsplan fÉr das Kirchbauprojekt<br />

erstellt.<br />

96


VermÇgen zu diesem Zeitpunkt:<br />

BarvermÇgen: 270.417 Franc<br />

An Materialien: 127.900 Franc<br />

Bereits erbrachte Eigenleistungen: 30.900 Franc. Dem Finanzierungsplan<br />

ist zu entnehmen, dass eine Anleihe von 270.000<br />

Franc fÉr die Realisierung des Projektes erforderlich wird. Diese soll<br />

durch geschÜtzte jÜhrliche Einnahmen von ca. 29.175 Franc<br />

gesichert sein.<br />

1930 kommt Herr Pfarrer Schillo in die Pfarrei Thalexweiler mit dem<br />

Auftrag des Bischofs, das Kirchbauvorhaben nach KrÜften zu<br />

fÇrdern.<br />

Am Tage der AmtseinfÉhrung machen sowohl die Architekten<br />

Falkowsky/Becker, Mainz, als auch Weiss/Schultheiss,<br />

SaarbrÉcken, ihre AnsprÉche auf die BauausfÉhrung geltend.<br />

Es kommt zu einem Prozess.<br />

Herr Pastor Schillo schreibt hierzu am 13.07.1934:<br />

„Der Architekt Falkowsky fing einen Prozess an mit dem<br />

Kirchbauverein und klagte auf 25.000 Franc. Ich musste nolens<br />

volens (Anmerkung: wohl oder Ébel) den Prozess fÄhren, der 2<br />

Jahre dauerte. …..und lief auch Gott sei Dank zu Gunsten des<br />

Kirchbauvereins aus. Mit allem …….verlor der Kirchbauverein doch<br />

15.000 Franc.“<br />

Einen weiteren herben RÉckschlag erleidet das Kirchbauprojekt im<br />

November 1931.<br />

Mit Schreiben der Regierungskommission fÉr das Saarland Abt.<br />

Kultus und Schulwesen vom 31.10.1931 an Pfr. Schillo Thalexweiler<br />

wird der Antrag auf Neubau einer Kirche in Aschbach abgelehnt.<br />

BegrÉndung fÉr die Ablehnung:<br />

RÉcklÜufige Tendenz bei den freiwilligen BeitrÜgen zur Finanzierung<br />

der MaÄnahme.<br />

Seit 1926 rÉcklÜufige Steuereinnahmen bei der Gemeinde<br />

Aschbach.<br />

Es wird weiterhin festgestellt, dass die vorhandenen Baumaterialien<br />

sich nicht in vollwertigem Zustand befinden, so dass auch hier mit<br />

Mehrkosten zu rechnen ist.<br />

Die Regierungskommission weist zudem auf weitere finanzielle<br />

Probleme hin, die auf die Gemeinde Thalexweiler zukommen, wenn<br />

Aschbach finanziell von der Mutterpfarrei abgetrennt wird.<br />

97


Die Regierungskommission empfiehlt, das Projekt auf einen<br />

spÜteren Zeitpunkt zu verschieben, um finanziell besser abgesichert<br />

zu sein.<br />

Trotzdem wird das Projekt nicht aufgegeben.<br />

Pfarrer GÇtzinger berichtet, dass Pfarrer Schillo 1935/36 in Trier in<br />

der Sache vorstellig wird, um doch noch eine Erteilung der<br />

Baugenehmigung zu erwirken. Der Dezernent, Domkapitular Kranz,<br />

lehnt das Ansinnen ab, weil die Kirche auf alleinige Verantwortung<br />

des Kirchbauvereins Aschbach gebaut werden soll.<br />

Herr Pfarrer Schillo schreibt allerdings im Anschluss an seine<br />

Aufschreibungen bezÉglich des Prozesses mit Falkowsky (1934):<br />

„Dann war mal Jahre lang Ruhe. Im Jahr 1940 fing dann die<br />

Geschichte wieder an.“<br />

Man kann also zusammenfassen, dass zwischen 1930 und 1945 in<br />

Sachen Kirchbau in Aschbach sowohl finanzielle als auch rechtliche<br />

Probleme und der Ausbruch des 2. Weltkrieges die Umsetzung des<br />

Projektes „Kirchbau“ unmÇglich machten.<br />

Unmittelbar nach Ende des 2. Weltkrieges kÇnnen dann die<br />

Ausgliederung von Aschbach aus der Pfarrei Thalexweiler und das<br />

Kirchbauprojekt endlich realisiert werden.<br />

Die Notkirche<br />

Am 30.10.1945 mietet der Kirchbauverein Aschbach zunÜchst ohne<br />

Wissen des Pfarrers Schillo den ehemaligen Werkraum der<br />

PapiermÉhle Blum in Aschbach an und richtet diesen Raum zu einer<br />

Notkirche ein. Von den Pfarreien Illingen und Dirmingen werden<br />

Altar und KirchenbÜnke ausgeliehen. Am 19.09.1945 wird vom<br />

damaligen Kreiskommandanten die Genehmigung zur Abhaltung<br />

von Gottesdiensten erteilt.<br />

98


Die Vorderseite der Notkirche<br />

99


Die RÉckseite der Notkirche<br />

Mit Wirkung vom 01.01.1946 wird Aschbach von der bischÇflichen<br />

BehÇrde zur selbstÜndigen Vikarie ernannt. Wilhelm GÇtzinger, der<br />

bis zu diesem Zeitpunkt Kaplan in Thalexweiler war, wird mit der<br />

Leitung der Vikarie beauftragt.<br />

Anmerkung:<br />

Eine Vikarie ist eine Pfarrstelle mit einem eigenen Seelsorger (Vikar), aber ohne<br />

eigene VermÇgensverwaltung.<br />

100


101


Am 01.01.1946 wird die Notkirche von Pfarrer Schillo eingesegnet<br />

und am 06.01.1946 wird in dieser Notkirche das erste feierliche<br />

Hochamt zelebriert.<br />

Im selben Jahr – am 01.04.1946 – wird die Vikarie eine<br />

eigenstÜndige katholische Kirchengemeinde mit eigener<br />

VermÇgensverwaltung. Schutzpatron der neuen Kirchengemeinde<br />

wird der Hl. Maternus.<br />

Nach den Aufzeichnungen von Pastor GÇtzinger wird bei der Wahl<br />

des Namenspatrons St. Maternus auf die WÉnsche der<br />

Bistumsverwaltung RÉcksicht genommen. Dort wÉnscht man sich<br />

einen Trierer Heiligen.<br />

Die Anerkennung der selbstÜndigen Kirchengemeinde St. Maternus<br />

Aschbach durch die weltlichen BehÇrden erfolgt mit VerÇffentlichung<br />

im Amtsblatt des RegierungsprÜsidiums Saar Nr. 15/1946 vom<br />

28.05.1946.<br />

102


103


Erster Pfarrer der neuen Pfarrgemeinde wird Herr Pastor Wilhelm<br />

GÇtzinger.<br />

(Eine Biographie von Wilhelm GÇtzinger wird mit einer der nÜchsten Ausgaben der<br />

Aschbacher Hefte herausgegeben.)<br />

In der nachfolgenden Abschrift eines Dokumentes beschreibt Pastor<br />

GÇtzinger die KirchenraumverhÜltnisse. (Das Original befindet sich<br />

im Bistumsarchiv in Trier.)<br />

104


KirchenraumverhÄltnisse der Katholischen Kirchengemeinde<br />

St. Maternus in Aschbach<br />

Die Seelenzahl der Gemeinde betrÄgt 1250 (240 Schulkinder), hat also die GrÅÇe einer<br />

guten, mittleren Pfarrei. Die Zahl der Kirchenbesucher betrug an gewÅhnlichen ZÄhlsonntagen<br />

nicht unter 950.<br />

Die Kirche in Aschbach ist eine gemietete Notkirche in den WerkrÄumen einer uralten, seit<br />

langem verwahrlosten und teils verfallenen ehemaligen PapiermÉhle. Die Miete ist sehr<br />

hoch.<br />

Der Raum miÇt 10,5 m LÄnge und 8,5 m Breite, den Altarraum inbegriffen. Dazu kommen<br />

noch ein kleiner Nebenraum und die fast baufÄllige Empore, die nur von den vordersten<br />

PlÄtzen aus eine Sicht des Altares gestattet. Der Raum macht auÇen wie innen einen sehr<br />

schlechten Eindruck, ist innen roh verputzt und fleckig, wegen der tiefen Lage als ehemalige<br />

WassermÉhle sehr feucht, im Sommer wegen der schlechten LÉftbarkeit und der ÑberfÉllung<br />

erdrÉckend heiÇ und im Winter trotz Ofenheizung unertrÄglich kalt.<br />

Die MÅglichkeit, daÇ die ganze Gemeinde ihrer Sonntagspflicht genÉgt, kann vom Seelsorger<br />

nur einigermaÇen durch Trination (d. i. drei hl. Messen am Sonntag) geboten werden,<br />

solange Rom dieses auÇerordentliche Kriegsprivileg gelten lÄÇt. Der Raummangel und<br />

andererseits die groÇe Kinderzahl der Gemeinde bedingen sonntÄglich drei Christenlehren.<br />

Wegen der hier so weiten Anfahrt zu den ArbeitsstÄtten kÅnnen die StandesvortrÄge in der<br />

Regel nur sonntags gehalten werden, was alles in allem eine sonntÄgliche Dienstleistung<br />

von dem Seelsorger fordert, die auf die Dauer nicht tragbar ist.<br />

Die Pfarrwohnung ist im gleichen GebÄude wie die Notkirche, Éber der Wohnung des<br />

Hausbesitzers. Sie ist ebenfalls in einem sehr schlechten baulichen Zustand (Treppe, FuÇbÅden<br />

und Fensterrahmen sind teils verfault). Die Stiege zur Wohnung gleicht mit ihrer 50<br />

Grad-Steigung eher einem HÉhnerschlupf, als einer Haustreppe. Die Wohnung (zugleich<br />

Pfarramt!) umfaÇt 3 Zimmer und KÉche.<br />

Das Studierzimmer des Seelsorgers ist im Winter zu kalt und kaum genÉgend zu heizen, im<br />

Sommer von frÉh bis spÄt meist erdrÉckend heiÇ, so daÇ an vielen Tagen ein normales<br />

Arbeiten fast UnmÅglich ist. Das Zimmer ist als Sprechzimmer ungeeignet, weil jedes nicht<br />

ganz leise gesprochene Wort im Gang, der als Warteraum dienen muÇ, gehÅrt werden kann.<br />

Das Schlafzimmer des Seelsorgers ist sehr klein und sehr feucht. Die Fensterwand wird<br />

auch in der warmen Jahreszeit nie ganz trocken und hat groÇe Schimmelflecken. Das Zimmer<br />

ist also ÄuÇerst ungesund.<br />

An der Wohnung fehlen:<br />

Ein AbschluÇ: Die Wohnung steht jedermann offen und der KÉchendunst zieht bis in die Notkirche.<br />

Ein Keller: Der Keller des Hauswirtes wird mitbenutzt. Bei Abwesenheit der Leute ist nicht<br />

einmal der Messwein zugÄngig.<br />

Eine BademÅglichkeit!<br />

Eine Toilette im Hause(!!!): Die T. liegt vor dem Hause dicht an der StraÇe, unter einem<br />

Dach mit einer zweiten, die von den StraÇenpassanten mitbenutzt wird! Bei Ansammlungen<br />

105


vor der Kirche oder auf der StraÇe (wie vor MeÇbeginn oder beim Spiel der Kinder) ist die T.<br />

nicht ohne Aufsehen zu erreichen.<br />

WaschkÉche, Abstellraum, Vorratskammer, wegen der Enge der Wohnung.<br />

Ein GÄstezimmer: FÉr Beichtaushilfe, Vertretung usw.<br />

Ein Sprechzimmer: (vgl. unter ‚Studierzimmer’).<br />

Das Urteil vieler Priester, darunter viele sehr bescheidene und anspruchslose Herren, lautet<br />

Ébereinstimmend fÉr Notkirche und Pfarrwohnung: UnwÉrdig!<br />

Andere geeignete RÄume fÉr Kirche und Pfarrwohnung sind in der Gemeinde Aschbach<br />

nicht vorhanden.<br />

Die Kirche der Nachbar- und Mutterpfarrei Thalexweiler ist so klein, daÇ sie kaum fÉr die<br />

eigene Gemeinde ausreicht, keinesfalls aber fÉr beiden Gemeinden zusammen in Frage kÄme.<br />

Andere Nachbarkirchen liegen zu weit entfernt bei schlechten Wegen. Sie sind bei nicht<br />

ganz gutem Wetter in nicht weniger als 3/4 Stunden zu erreichen.<br />

Die Gemeinde Aschbach hat schon mehrmals an ihrem Kirchenbaukapital unverdienterweise<br />

schwere EinbuÇen erlitten, darunter einen Totalverlust durch die Inflation nach dem ersten<br />

Weltkrieg. Als endlich nach vielen RÉckschlÄgen und EnttÄuschungen der Bauauftrag erteilt<br />

worden war, brach der zweite Weltkrieg aus und vereitelte die AusfÉhrung. Das Baukapital,<br />

das bereitstand und fÉr den Bau einer genÉgend groÇen, wenn auch bescheidenen Kirche<br />

ausgereicht hÄtte, ist wieder zum allergrÅÇtem Teil entwertet.<br />

Die 1.200 cbm Bruchsteine, die schon vor 20 Jahren gebrochen wurden und auf dem Bauplatz<br />

bereitlagen, sind z. T. verwittert, zum grÅÇeren Teil unter dem vergangenen Regime<br />

von dessen BehÅrden zu Profanzwecken verschleudert worden. Der bereits bezahlte Bauplan<br />

ist unbrauchbar geworden, weil dessen Projektierung nun zu kostspielig und weil der<br />

Architekt gestorben ist.<br />

Es mag wenige Gemeinden geben, die in Bezug auf ihr Kirchenbauvorhaben so viele und<br />

schwere EnttÄuschungen erleben muÇten, wie die Gemeinde Aschbach. Trotz alledem hat<br />

sie den Mut nicht verloren und arbeitet auch weiterhin tapfer an der gesteckten Aufgabe.<br />

Gebe Gott, daÇ wir bald den so dringend notwendigen Bau einer eigenen Kirche in Angriff<br />

nehmen und glÉcklich zu Ende fÉhren dÉrfen zur Ehre Gottes unseres hl. Kirchenpatrons,<br />

des Hl. Maternus. Und zum Heil der unsterblichen Seelen.<br />

Die Notkirche und die Wohnung des Pfarrers – ebenfalls in der<br />

ehemaligen PapiermÉhle Blum gelegen – sind also in der Tat nur<br />

eine NotlÇsung.<br />

Bei der erstmaligen Visitation und Firmung in der neuen Pfarrei am<br />

09.06.1949 durch Weihbischof Metzroth wird von diesem der<br />

bekannte Satz „Hier ist wirklich der Stall von Bethlehem“<br />

ausgesprochen.<br />

106


Der Innenraum mit Altar<br />

107


So sind die Jahre 1946/1947 geprÜgt vom Beginn der neuen Pfarrei:<br />

Nachfolgend einige Daten, die das religiÇse Leben der jungen<br />

Pfarrei St. Maternus widerspiegeln:<br />

11.01.1946:<br />

Erste Beisetzung (Frau Barbara Zimmer geb. Kutsch) auf dem vom<br />

Kirchbauverein neu angelegten Aschbacher Friedhof.<br />

Eine behÇrdliche Genehmigung zur Anlage des Friedhofes lag zu<br />

diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht vor.<br />

28.04.1946:<br />

Am WeiÄen Sonntag feiern erstmals 32 Kommunionkinder von<br />

Aschbach ihren Festtag in der Aschbacher Notkirche.<br />

02.06.1946:<br />

GrÉndung der katholischen Jugend<br />

20.06.1946:<br />

Erste Fronleichnamsprozession der selbstÜndigen Pfarrei<br />

Juli 1946:<br />

NeugrÉndung des Kirchenchores St. CÜcilia Aschbach.<br />

(Bereits 1921 grÉndete sich in Aschbach ein Kirchenchor, der aber<br />

Ende 1923 wieder aufgelÇst wurde.)<br />

01.09.1946:<br />

Der 1. Kirchenvorstand wird gewÜhlt.<br />

Es sind dies:<br />

Caryot<br />

DÇrr<br />

GroÄ<br />

Hans<br />

Kirsch<br />

Klein (Heinrich)<br />

Salm<br />

Thewes<br />

Alois<br />

Anton<br />

Peter<br />

Peter<br />

Peter<br />

Josef<br />

Franz<br />

Franz<br />

108


Warken<br />

Ersatzmitglieder:<br />

Klein<br />

Klein<br />

Ludwig<br />

Gerhard<br />

Josef (Pulch)<br />

15.09.1946:<br />

1. Patronatsfest<br />

24.02.1947:<br />

Erstmals Tag des Ewigen Gebetes in Aschbach<br />

05.07.1947:<br />

Aufnahme der ersten Messdiener<br />

Trotz der nun vorhandenen „Notkirche“ in Aschbach bleibt das Ziel<br />

der Aschbacher immer noch, ein „richtiges“ Gotteshaus zu bauen. In<br />

den Nachkriegsjahren 1946 – 1948 kann das Projekt jedoch nicht in<br />

Angriff genommen werden. Die politischen VerhÜltnisse sind noch<br />

nicht geordnet und die finanzielle Lage – ob privat oder Çffentlich –<br />

bietet fÉr ein Projekt in dieser GrÇÄenordnung keine MÇglichkeit der<br />

Realisierung.<br />

Im Jahre 1950 kann dann aber endlich mit dem Neubau der Kirche<br />

auf dem MÉhlenberg begonnen werden.<br />

HierÉber berichten wir dann in einer unserer nÜchsten Ausgaben.<br />

109


Nachfolgend noch einige Fotos aus den AnfÜngen<br />

der Pfarrgemeinde:<br />

Fronleichnamsprozession 1950:<br />

Von Links:<br />

Mathilde Wagner, Anna Heinrich, Elisabeth Braun, ………., Gertrud<br />

Wagner, Maria Ludwig, ………., Maria Alt, Theresia SchÜfer, Maria<br />

SchÜfer, ………..<br />

110


Von Links:<br />

Klara Caryot, ………., Hildegard DillhÇfer, Martha Bergauer, Gisela Bauer,<br />

Gisela Pulch, Rosemarie Woll, Adele Heinrich, Alice Bauer<br />

111


Von Links:<br />

Josef Klein, Alfred Kraus, ………., Peter Rau, Matthias Jodes, Eduard<br />

Leibfried, Gottfried Paul, Michael Schmitt, Alfred KÇnig, ………., Albert<br />

Meyer<br />

112


Von Links:<br />

Arthur Bauer, Walter Theis, Werner Caryot, Ewald Zimmer, Leonhard Plein,<br />

Engelbert Schirra, Rudi Schirra, Willi Klein, Paul Schnur, Josef Thewes,<br />

Josef Kuhn, Albert Zimmer<br />

113


Fotos von JahrgÜngen, die in der Notkirche ihre 1. Hl.<br />

Kommunion feierten:<br />

Kommunion 1947, Jahrgang 1938<br />

Von links<br />

1. Reihe: Willi Kirsch, Karl-Heinz Klein, Josef Rullof, Walter Caryot, Erwin<br />

Altmeyer, Matthias Zenner, Rudi Forster<br />

2. Reihe: Helene Schnur, Ursula Luxemburger, Thea Klauck, Hildegard<br />

StrÜÄer, Gerda Eckert, Inge Schmitt, Theresia Mink, Irene Theis<br />

3. Reihe: Lydia Heinrich, Johanna Schnur, Pastor GÇtzinger, Marianne<br />

MÉller, Herbert Zenner, GÉnter Brachmann, Klaus Lion, Josef Spengler,<br />

Ruth Wiesen<br />

114


Kommunion 1948, Jahrgang 1939<br />

Von links<br />

1. Reihe: Robert Rullof, Ursula Schiffer, Ewald Isele, Helga Caryot, Erika<br />

Caryot, Ilse StrÜÄer, Hildegard GroÄ, Marlene Kirsch, Ilse Berwanger,<br />

Maria Altmeyer, Martha Jochum, Magdalene Thewes, Luise KÇnig,<br />

Marianne Scherer, Marianne Kuhn<br />

2. Reihe: Pastor GÇtzinger, Peter Bohlen, Edmund Klein, Alfons Caryot,<br />

Alfons SchÜfer, Erwin Schmitt, Josef Klein, Hubert Leibfried, Arnold<br />

Schirra, Horst Leibfried, Otmar Klein, Rudi Rullof, Alois Schmitt, Hans<br />

Theobald, Berthold Thewes, Norbert Schirra<br />

3. Reihe: Viktor Plein, Walter Caryot, Josef Zimmer, Gerhard Pulch, Alban<br />

Schmitt, Ewald Bauer, Walter Braun, Karl-Heinz Pulch, Herbert Eckert,<br />

Werner Rietheimer<br />

115


Kommunion 1949, Jahrgang 1940<br />

Von links<br />

1. Reihe: Pastor GÇtzinger, Erika Schommer, Rita Klein, Alexa KÇnig,<br />

Rosemarie Plein, Rosemarie Thewes, Renate Schirra, Anneliese MÉller,<br />

Helga GroÄ, Christel Lattwein, Adele Leibfried, Annemarie Bohlen<br />

2. Reihe: Arthur Klein, Dieter Werno, Edmund Schmitt, Alwin Forster, Franz<br />

Eckert, Manfred Peter, GÉnter Meyers, Guido SchÜfer, Willi Klein<br />

(WaldstraÄe), Erwin Theis<br />

116


Kommunion 1951, Jahrgang 1942<br />

Der letzte Jahrgang in der Notkirche<br />

Von links<br />

1. Reihe: Marianne Schirra, Johanna Bohlen, Edeltrud SchÇner, Rosemarie<br />

Schmitt, Martha Klein, Maria Klein, Irma Salm, Maria Klein, Erika Forster,<br />

Brigitte Braun<br />

2. Reihe: Heinrich Mechenbier, Albert Kuhn, Norbert Lattwein, Norbert<br />

Fries, Ludwig Caryot, Klaus Salm, Erwin Kirsch, Gerd Rau, Hans-Werner<br />

Pesch.<br />

(zwei Kinder waren krank: Alois Klein und Rudi Theis)<br />

(Von den Kommunionfeiern 1946 und 1950 liegen uns leider keine<br />

Jahrgangsfotos vor.)<br />

117


118


119


120


121


122<br />

Verfasser unbekannt


Texte von Irmina Naumann<br />

„ Em Juljus sei Mina“<br />

Mina, im Mai 2010<br />

123


Der Heiligenschein<br />

Sie werden jetzt eine ganz fromme Geschichte erwarten, aber dem<br />

ist nicht so.<br />

Es ist Allerheiligen, mein Enkel ist noch da, mein Mann soll um das<br />

Ofenrohr eine neue Manschette richten, zudem ist es hÇchste Zeit<br />

zur Messe zu gehen. Ziehe meinen Mantel an, setze den Hut auf,<br />

keine Zeit mehr um in den Spiegel zu sehen. In der Kirche setze ich<br />

mich an den Anfang der Bank, damit ich alles besser Ébersehe.<br />

Unser Vikar Jakobs predigt mit gewaltiger Stimme von den Heiligen<br />

im Himmel und auf Erden. Eigentlich beschÜftigt er sich heute mehr<br />

mit den Heiligen auf Erden. Sanftmut, Gerechtigkeit, NÜchstenliebe<br />

und vieles mehr. Nun schaut er noch zu mir herÉber und lÜchelt. Da<br />

denke ich doch einmal nach. Diese Tugenden habe ich doch. Auch<br />

einige Leute schauen nach mir. Die werden doch nicht meinen, dass<br />

ich eine Heilige auf Erden bin. Je mehr ich darÉber nachdenke desto<br />

mehr glaube ich es selbst.<br />

Wenn ich dies meinem Mann Julius erzÜhle, wird er sich tot lachen<br />

und sagen, dann fehlt dir nur noch der Heiligenschein. Wie ich dann<br />

nach der Messe nach Hause gehe, grÉÄen mich die Leute ÜuÄerst<br />

freundlich, manche die mich frÉher nicht gegrÉÄt haben, nicken mir<br />

sehr freundlich zu und lÜcheln mit mir. Na das ist doch klar, die<br />

haben doch gemerkt, dass mich der Vikar bei seiner Predigt so<br />

freundlich angeschaut hat und ich eine Heilige auf Erden bin.<br />

Hebe den Kopf hoch und schreite unserem Haus zu. Mein Mann ist<br />

gerade am kochen, der kleine Enkel ist bei ihm. Wie ich ihm die<br />

Geschichte erzÜhle hÜlt er sich den Bauch vor lachen. Zieh einmal<br />

deinen Hut aus, was ich auch tat. Da lag um den Hutrand eine<br />

silbrige Ofenrohrmanschette. Da wurde sofort aus der Heiligen auf<br />

Erden eine ganz normale Frau. Der kleine Enkel muss mir diese<br />

Rosette um den Hutrand gelegt haben, ohne dass ich dies bemerkt<br />

habe.<br />

124


Das Lexikon<br />

Gute Bildung gehÇrt zum Leben.<br />

Mir tat man ein Lexikon geben.<br />

WeiÄ nun wann Karl der GroÄe regiert,<br />

wer den DreiÄigjÜhrigen Krieg gefÉhrt,<br />

wann FÉrst Bismark ist gestorben<br />

und der Kaiser Wilhelm die Krone erworben.<br />

Kohl und Oskar werden hier noch zitiert,<br />

obwohl noch am Leben und einer regiert.<br />

Toll find ich auch nach meinem Sinn,<br />

die Mutter Theresa steht auch schon drin.<br />

Schiller und Goethe es wÜre vermessen,<br />

die in meinem Lexikon zu vergessen.<br />

Auch von Heine steht hier viel,<br />

den Spruch den er schrieb im Exil :<br />

„Denk ich an Deutschland in der Nacht,<br />

so bin ich um den Schlaf gebracht:“<br />

Wie wahr, wie wahr und wie gescheit,<br />

passt auch gut in unsere Zeit.<br />

Ihr seht mein Wissen ist schon enorm,<br />

so langsam komme ich in Form.<br />

Das ist alles gut und schÇn,<br />

mÇchte auch einmal im Lexikon stehen.<br />

Aber zu diesem Ruhm,<br />

muss man gewiss was ganz Besonderes tun.<br />

Malen nur fÉr den Hausgebrauch,<br />

wie die Callas singen tÜt es auch.<br />

Keine Figur wie die Sophia Loren,<br />

viel zu klein und nicht so schÇn.<br />

Aber 50 Jahre Tante Emma Laden,<br />

ich schreib’s mal hin, es kann nicht schaden.<br />

So kÇnnt ihr dann spÜter lesen,<br />

das ist das Mina von Aschbach gewesen.<br />

125


Die Mina mit 66 Jahren<br />

Als Mina bin ich im ganzen Ort bekannt<br />

und werd auch Éberall so genannt.<br />

Ich habe keinen besonderen Schneider,<br />

KittelschÉrzen sind meine Tageskleider.<br />

Muss noch Torf, TÇpfe, viele Sachen tragen,<br />

die Kunden nach ihren WÉnschen fragen.<br />

An Arbeit hat es mir nie gefehlt,<br />

ich tat sie froh von frÉh bis spÜt.<br />

Ach Gott, dafÉr wurde ich nicht geehrt.<br />

Mina hol die Kohlen, das Feuer wird geschÉrt.<br />

Aber jetzt lieber Julius, GruÄ und Kuss,<br />

nun ist das mit der Mina Schluss.<br />

Der Udo der ist Schuld daran,<br />

mit 66 Jahren fÜngt jetzt bei mir ein neues Leben an.<br />

MÇchte auch einmal in einem Abendkleid in die Oper gehen,<br />

oder als Star im Fernsehen stehen.<br />

Ja im Fernsehen mÇchte ich gern mal sein,<br />

vielleicht lÜdt mich der Frank Elstner einmal ein.<br />

Oder bei Lembkes „Beruferaten“,<br />

wÜre ich die Tante Emma aus dem KrÜmerladen.<br />

Der Dieter Thomas Heck wohnt nicht soweit,<br />

fÉr die Pyramide wÜre ich vielleicht gescheit.<br />

Und wenn dieses alles nicht geht,<br />

eine Leiche, wenn der Tatort wird gedreht.<br />

Als Leiche blinzele ich dann in die RÇhre hinein,<br />

das kann doch nicht so schwierig sein.<br />

Doch das Fernsehen schreibt mir zuletzt,<br />

liebe Frau Mina: „Es ist alles schon besetzt.“<br />

126


Anmerkung:<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

In dieser VerÇffentlichung haben wir uns im Rahmen unserer<br />

MÇglichkeiten bemÉht, mÇglichst allen AnsprÉchen gerecht zu<br />

werden.<br />

An die Leser ergeht vom Historischen Verein die Bitte, diesem<br />

ersten Unternehmen noch weitere folgen lassen zu kÇnnen, uns also<br />

gegebenenfalls im Sinne grÇÄerer Genauigkeit zu verbessern bzw.<br />

auf Fehler hinzuweisen. Dankbar sind wir auch fÉr weitere<br />

Materialien, Bilder, Dokumente und mÉndliche Informationen zu<br />

allen denkbaren Ereignissen, Alltagssituationen und Personen, die<br />

fÉr weitere Auflagen dieser Hefte interessant werden kÇnnten.<br />

ThemenvorschlÜge und interessierte Mitarbeiter sind ebenso<br />

herzlich erwÉnscht, um so dem weitgesteckten Ziel, einer die<br />

verschiedensten Themen umfassende Sammlung zur Aschbacher<br />

Dorfgeschichte in Bildern und Texten, mit Ihrer tatkrÜftigen Mithilfe<br />

mÇglichst nahe zu kommen.<br />

Leo Willms<br />

1. Vorsitzender des Historischen Vereins<br />

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