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Schwerpunkt: Funktionelle Lebensmittel ... - BMELV-Forschung

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Zweiraum-Melkbecher, an den ein pulsierendes Vakuum angelegt<br />

wird. Auch die Konstruktion des Melkzeuges mit zentralem Sammelstück<br />

findet seit vielen Jahrzehnten weltweit Verbreitung.<br />

Problematisch bei dieser Konstruktion sind die Kräfte, die von dem<br />

Melkzeug auf das Euter übertragen werden. Insbesondere bei stufiger<br />

Euterform ist es auch bei zusätzlichem Einsatz von Schlauchführungshilfen<br />

kaum möglich, das Melkzeug optimal zu positionieren.<br />

Dies haben umfangreiche Kraftmessungen in verschiedenen Melkständen<br />

ergeben (Abb. 2).<br />

Neben den konventionellen Melksystemen gibt es seit einigen<br />

Jahren auch automatische Melksysteme. Ein Roboter übernimmt<br />

hier die Aufgabe des Melkers. Erstmals werden dabei die Milchschläuche<br />

einzeln geführt – es gibt kein Sammelstück mehr –,<br />

sodass auftretende Kräfte am Euter gleichmäßig auf alle Euterviertel<br />

verteilt werden und ein guter Ausmelkgrad für alle vier<br />

Zitzen erreicht wird.<br />

Durch eine Einzelschlauchführung ist es außerdem möglich, viertelindividuelle<br />

Melkparameter zu erfassen. Zusätzlich können die<br />

Melkbecher einzeln abgenommen werden, sobald das Viertel ausgemolken<br />

ist – unnützes Blindmelken wird dadurch verhindert. Dies<br />

zeigt, dass viertelindividuelle Melksysteme auch in konventionellen<br />

Melkständen Einsatz finden sollten. Ein erster Prototyp eines solchen<br />

Melksystems mit dem Namen „Multilactor“ wurde von der Firma Siliconform<br />

GmbH entwickelt und auf der EuroTier 2006 in Hannover<br />

mit einer DLG-Goldmedaille ausgezeichnet. Das ATB arbeitet seit einigen<br />

Jahren intensiv mit der Firma zusammen.Vorangegangene Untersuchungen<br />

am ATB haben gezeigt, dass eine viertelindividuelle<br />

Schlauchführung im konventionellen Melkstand vorteilhaft ist. In Abbildung<br />

2 sind die Vertikalkräfte für die einzelnen Euterviertel und<br />

Melksysteme dargestellt. Dabei wird deutlich, dass sich die viertelindividuellen<br />

Melksysteme optimal an verschiedene Euterformen anpassen<br />

können. Die Vertikalkräfte werden dabei gleichmäßig auf alle<br />

Zitzen verteilt.<br />

Verbesserter Arbeitsplatz,<br />

geringere Euterbelastung<br />

Bei dem Melksystem „Multilactor“ handelt es sich um eine sammelstückfreie<br />

Melkeinheit mit BioMilker®-Melkverfahren und sequenzieller<br />

Pulsation (Abb. 3).<br />

Dies bringt den Vorteil mit sich, dass mit einem niedrigeren Betriebsvakuum<br />

von 33,4 kPa im Vergleich zu sonst üblichen 42 kPa gemolken<br />

werden kann. Zum Ansetzen schwenkt das Melkmagazin automatisch<br />

unter das Euter. Die Melkbecher werden dann manuell entnommen<br />

und einzeln angesetzt.<br />

Das Abnehmen der Melkbecher erfolgt automatisch, allerdings nicht<br />

viertelindividuell. Untersuchungen vom Leibniz-Institut für Agrartechnik<br />

Potsdam-Bornim (ATB) und der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft<br />

zu den auftretenden Vertikal-, Dreh- und Horizontalkräften<br />

haben gezeigt, dass sich in diesem System die einzelnen Melkbecher<br />

perfekt an die verschiedensten Euterformen anpassen (vgl.Abb.<br />

2). Dies kann Gewebeschädigungen am Euter vorbeugen. Des Weiteren<br />

verhindert die viertelindividuelle Schlauchführung eine Übertragung<br />

von Keimen von Zitze zu Zitze.<br />

Agrartechnik<br />

Abb. 2: Vertikalkräfte am Euter bei verschiedenen<br />

Melksystemen<br />

Nach der Abnahme werden die Melkzeuge vollautomatisch gereinigt<br />

und desinfiziert, sodass die Gefahr einer Übertragung von euterpathogenen<br />

Keimen durch das Melkzeug verringert wird. Weiterhin<br />

erübrigen sich für den Melker die Arbeitsschritte Zwischendesinfektion<br />

und Endreinigung (Abb. 4).<br />

Im „Multilactor“ werden somit viele Vorteile von konventionellen<br />

und automatischen Melksystemen vereint. Das System bietet eine<br />

gute Basis für den Einsatz und die Weiterentwicklung von neuen<br />

technischen Möglichkeiten.<br />

Entlastungen für den Melker<br />

Die Veränderungen im Melkstand wirken sich nicht nur auf das Tier<br />

aus, sondern auch auf den Melker.Waren noch vor 25 Jahren das Tragen<br />

schwerer Lasten und ungünstige Körperhaltungen beim Melken<br />

die Hauptprobleme, so hat die zunehmende Technisierung die Belastung<br />

beim Melker verändert. Die Arbeit ist trotz enormer Steigerung<br />

1/2007 FORSCHUNGSREPORT 41<br />

Kraft (N)<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

-4<br />

vorne links vorne rechts hinten links hinten rechts<br />

Zitze<br />

Melkzeug, viertelindividuell<br />

Melkzeug, konventionell<br />

AMS, viertelindividuell<br />

stufige Euterform<br />

Abb. 3: Viertelindividuelles Melken mit dem Multilactor

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