Rede Dr. Dieter Hundt - MINT Zukunft schaffen
Rede Dr. Dieter Hundt - MINT Zukunft schaffen
Rede Dr. Dieter Hundt - MINT Zukunft schaffen
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Es gilt das gesprochene Wort – Sendesperrfrist: <strong>Rede</strong>beginn!<br />
Eröffnung der Fachtagung und<br />
Auftaktveranstaltung<br />
„<strong>MINT</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>schaffen</strong>“<br />
<strong>Rede</strong> von<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Dieter</strong> <strong>Hundt</strong><br />
BDA Bundesvereinigung der<br />
Deutschen Arbeitgeberverbände<br />
Mitglied von BUSINESSEUROPE<br />
Hausadresse:<br />
Haus der Deutschen Wirtschaft<br />
Breite Straße 29<br />
10178 Berlin<br />
Briefadresse:<br />
11054 Berlin<br />
Auftaktveranstaltung „<strong>MINT</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>schaffen</strong>“<br />
Berlin, den 5. Mai 2008<br />
Tel. +49 30 2033-1800<br />
Fax +49 30 2033-1805<br />
http://www.bda-online.de
1<br />
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – das sind nicht<br />
einfach Lerneinheiten. Sie stehen für Spannung, Forschergeist und Faszination.<br />
Ich weiß, wovon ich rede, ich bin selbst Maschinenbauer.<br />
Damit heiße ich Sie ganz herzlich willkommen. Wir wollen über <strong>MINT</strong> diskutieren<br />
und zugleich aktiv werden. Heute fällt der Startschuss von „<strong>MINT</strong><br />
<strong>Zukunft</strong> <strong>schaffen</strong>“. Ich freue mich sehr, dass die Einladung sowohl bei den<br />
vielen Engagierten in den zahlreichen <strong>MINT</strong>-Einzelinitiativen als auch bei<br />
Politik, Schulen und Hochschulen eine große Resonanz gefunden hat.<br />
Fachkräftemangel<br />
Ingenieure, Naturwissenschaftler und Techniker tragen entscheidend zum<br />
Wohlstand in Deutschland bei. Sie sind der Motor für Innovationen und<br />
Wachstum. Sie entwickeln neue Produkte und <strong>schaffen</strong> damit hunderttausende<br />
Arbeitsplätze. Sie sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Von Gottlieb<br />
Daimler bis Hasso Plattner sind es immer wieder Ingenieure und<br />
Techniker, die den Wirtschaftsstandort Deutschland voranbringen.<br />
Es bereitet uns deshalb große Sorgen, dass dieses Rückgrat immer<br />
schwächer wird. Der Mangel an Ingenieuren und Naturwissenschaftlern<br />
wird langsam, aber sicher zur größten Gefahr für den Standort Deutschland.<br />
Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie und der Chemie, aber<br />
auch Banken- und Versicherungen spüren den Mangel immer deutlicher.<br />
Fachkräfte fehlen sowohl in der Forschung als auch in der Produktion und<br />
beim Vertrieb. Die Unternehmen sind in höchstem Maße alarmiert.<br />
Eines will ich hier nämlich ganz deutlich sagen: Der Engpass an Fachkräften<br />
ist kein konjunkturelles Problem. Er ist ein strukturelles Problem!<br />
Einerseits erleben wir einen Strukturwandel hin zu einer forschungs- und<br />
wissensintensiven Gesellschaft. Andererseits entscheiden sich immer weniger<br />
Jugendliche für ein <strong>MINT</strong>-Studium. Die Zahl der Absolventen sinkt,<br />
Studienkapazitäten stehen frei und Professorenstellen werden nicht mehr<br />
„<strong>MINT</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>schaffen</strong>“<br />
<strong>Rede</strong> von Arbeitgeberpräsident<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Dieter</strong> <strong>Hundt</strong><br />
Berlin, 5. Mai 2008
2<br />
nachbesetzt. Unsere Nachbarn kennen solche Sorgen nicht. Schweden<br />
hat die Zahl junger Ingenieure in den letzten 10 Jahren sogar fast verdoppelt.<br />
Die Folgen für Deutschland sind dramatisch. Schon heute decken die jährlich<br />
etwa 40.000 Absolventen der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge<br />
nur noch knapp den Bedarf der Unternehmen. In den kommenden<br />
Jahren wird aber die Zahl der Ingenieure, die altersbedingt ausscheiden,<br />
stark ansteigen. Das Institut zur <strong>Zukunft</strong> der Arbeit hat berechnet, dass<br />
uns in den nächsten Jahren jährlich 20.000 Ingenieure fehlen werden.<br />
Wenn wir nicht massiv gegensteuern, werden uns bis zum Jahre 2020<br />
Jahren insgesamt sogar 240.000 Ingenieure fehlen (Quelle Bundeswirtschaftsministerium,<br />
4/2008).<br />
Ursachen<br />
Es gibt vier zentrale Ursachen, die wir gemeinsam mit Politik, Schulen und<br />
Hochschulen bekämpfen müssen:<br />
1. Bereits in der Schule misslingt die Heranführung an Naturwissenschaften<br />
und Technik viel zu oft.<br />
2. Immer weniger junge Menschen interessieren sich für ein <strong>MINT</strong>-<br />
Studium an den Hochschulen.<br />
3. Die Abbrecherquoten in den <strong>MINT</strong>-Fächern sind im Vergleich zu<br />
anderen Studienfächern sehr hoch und steigen in einigen Fächern<br />
sogar weiter.<br />
4. Die <strong>MINT</strong>-Potenziale der Frauen werden nicht ausgeschöpft; viel zu<br />
wenige Frauen studieren ein <strong>MINT</strong>-Fach.<br />
„<strong>MINT</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>schaffen</strong>“<br />
<strong>Rede</strong> von Arbeitgeberpräsident<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Dieter</strong> <strong>Hundt</strong><br />
Berlin, 5. Mai 2008
3<br />
<strong>MINT</strong> als Chance<br />
<strong>MINT</strong> ist zugleich eine riesige Chance. Denn wir sprechen hier nicht nur<br />
über Zehntausende gesuchte Fachkräfte, sondern natürlich auch über<br />
Zehntausende offene Stellen. Die Perspektiven für den Einzelnen sind<br />
dementsprechend gut: Wer Maschinenbau oder Elektrotechnik studiert,<br />
der bekommt häufig schon während des Studiums die ersten Jobangebote.<br />
Auch die weitere Laufbahn geht oft steil nach oben. Vermutlich sind die<br />
Karriere-Chancen nirgendwo so groß wie in den <strong>MINT</strong>-Fächern.<br />
Diese Botschaft müssen wir in die Schulen tragen. Und das schnell: In den<br />
nächsten fünf bis sechs Jahren wird die Zahl der Abiturienten stark ansteigen.<br />
Diese jungen Menschen müssen wir für <strong>MINT</strong> begeistern.<br />
Dabei setzen wir auch auf die <strong>MINT</strong>-Bachelor-Studiengänge. Richtig gestaltet<br />
- also praxisnah und beschäftigungsbefähigend - bereiten sie die<br />
Studierenden ausgezeichnet auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes<br />
vor. Ich biete den Hochschulen hier auch eine intensive Zusammenarbeit<br />
mit der Wirtschaft an.<br />
„<strong>MINT</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>schaffen</strong>“<br />
Die Arbeitgeber haben in den letzten Jahren bereits eine ganze Menge<br />
gegen den drohenden Fachkräftemangel unternommen. Wir haben viele<br />
erfolgreiche <strong>MINT</strong>-Einzelinitiativen ins Leben gerufen, sowohl in den Verbänden<br />
als auch in den Unternehmen. Mein Dank geht hier und heute an<br />
diejenigen, die sich ehrenamtlich für die gemeinsame Sache engagieren.<br />
Sie zeigen, dass man mit Begeisterung etwas erreichen kann und dass<br />
Leidenschaft der Schlüssel zum Erfolg ist.<br />
Mit der gemeinsamen Initiative „<strong>MINT</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>schaffen</strong>“ soll nun die<br />
nächste Stufe gezündet werden. Sie soll eine Plattform für alle einzelnen<br />
Aktionen sein, um unser Engagement sichtbarer zu machen und hoffentlich<br />
noch mehr Ideen, Tatkraft und Effizienz zu generieren. Wir wollen dabei<br />
keinen Aktionismus verbreiten, sondern langfristig und nachhaltig vor-<br />
„<strong>MINT</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>schaffen</strong>“<br />
<strong>Rede</strong> von Arbeitgeberpräsident<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Dieter</strong> <strong>Hundt</strong><br />
Berlin, 5. Mai 2008
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gehen. Die Initiative soll über sechs Jahre bis Ende 2013 laufen. „Marathon“<br />
statt „Sprint“ lautet unsere Devise.<br />
Schlusswort<br />
Ich wünsche uns allen eine interessante und anregende Tagung, deren<br />
Abschluss heute Mittag der offizielle Startschuss zu „<strong>MINT</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>schaffen</strong>“<br />
sein wird. Schon jetzt möchte ich Ihnen, Herr Sattelberger, für Ihren<br />
energischen Einsatz danken. Ich wünsche „<strong>MINT</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>schaffen</strong>“ einen<br />
guten Start und viel Erfolg in den kommenden sechs Jahren.<br />
Ich freue mich ganz besonders, heute hier den Parlamentarischen Staatssekretär<br />
beim Bundesministerium für Bildung und Forschung Herrn Andreas<br />
Storm begrüßen zu dürfen. Herr Storm war in den Jahren 1996 bis<br />
2002 Mitglied der Enquête-Kommission „Demographischer Wandel“ des<br />
Deutschen Bundestages und hat sich sehr intensiv mit dieser Thematik<br />
beschäftigt. Herr Storm, wir freuen uns auf Ihren Vortrag.<br />
„<strong>MINT</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>schaffen</strong>“<br />
<strong>Rede</strong> von Arbeitgeberpräsident<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Dieter</strong> <strong>Hundt</strong><br />
Berlin, 5. Mai 2008