magazin des jes-bundesverbands
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DROGENKURIER<br />
3<br />
gedenktag<br />
wuppertal<br />
Gedenken mit Wuppertals Bürgermeisterin (Mitte)<br />
Mitglieder <strong>des</strong> Elternverban<strong>des</strong> am 21. Juli<br />
„Auch Drogen abhängige<br />
müssen in Würde leben können“<br />
Herr Heimchen, heute findet auf<br />
der „Platte“ am Wuppertaler<br />
Hauptbahnhof die zentrale Kundgebung<br />
<strong>des</strong> Gedenktages für verstorbene<br />
Drogenabhängige statt.<br />
Mittlerweile beteiligen sich 60<br />
Städte an dieser Aktion. Das ist<br />
eine stolze Zahl.<br />
Jürgen Heimchen: Richtig. Dieser<br />
Wert ist überragend und eine tolle<br />
Bestätigung unserer Arbeit. Als<br />
wir den Gedenktag 1999 ins Leben<br />
gerufen haben, hätte ich nie gedacht,<br />
dass sich das Ganze so positiv<br />
entwickelt. Das gilt übrigens<br />
auch für die Sucht- und Drogenpolitik in Wuppertal und die Unterstützung<br />
für unsere damals gegründete Elterninitiative für akzeptierende<br />
Drogenarbeit.<br />
Können Sie das bitte ein wenig konkretisieren<br />
Heimchen: Wuppertal ist eine sehr soziale Stadt mit einer mittlerweile<br />
humanen und beispielhaften Drogenpolitik. Viele Menschen<br />
engagieren sich zu diesem Thema in Einrichtungen oder<br />
Selbsthilfegruppen. Auch zwischen den Gruppen untereinander<br />
und mit der Stadt gibt es eine tolle Zusammenarbeit. Das beste<br />
Beispiel ist doch der Gedenktag: Wir dürfen uns zu diesem pikanten<br />
Thema mitten in der Stadt präsentieren, erreichen viele<br />
Menschen. Das ist in vielen anderen Städten undenkbar.<br />
Wie schätzen Sie die Entwicklung der Drogen- und Suchtarbeit<br />
während ihres nun schon 21 Jahre dauernden Engagements ein<br />
Heimchen: Die ist grundsätzlich sehr positiv. Mittlerweile sind<br />
wir in diesen Bereichen sehr gut aufgestellt. Dabei war die Anfangszeit<br />
sehr schwierig, wir hatten kaum Helfer und aus der<br />
Ein Interview mit Jürgen Heimchen<br />
Jürgen Heimchen mit einem Foto seines Sohns<br />
Politik kam nur wenig Unterstützung.<br />
Das waren damals meist<br />
junge Sozialdemokraten wie Stefan<br />
Kühn oder Andreas Mucke und<br />
von den Grünen Thomas Lenz. Erinnern<br />
möchte ich aber auch an<br />
den verstorbenen Landtagsabgeordneten<br />
der CDU, Peter Brakelmann.<br />
Was sind für Sie die wichtigsten<br />
Veränderungen in der städtischen<br />
Sucht- und Drogenarbeit<br />
Heimchen: Da ist vor allem die Installierung<br />
der Einrichtungen „Café<br />
Döpps“ oder „Gleis 1“ zu nennen,<br />
mit deren Hilfe viele der rund 2000 Abhängigen in Wuppertal zumin<strong>des</strong>t<br />
zeitweise von der Straße kommen. Die Einrichtung <strong>des</strong><br />
Konsumraums im Gleis 1, in dem die Abhängigen unter Aufsicht<br />
und in einer sauberen Umgebung ihre Drogen nehmen können,<br />
ist ein Meilenstein. Das war früher undenkbar, darf aber nur der<br />
Anfang sein. Hier ist Wuppertal Vorreiter.<br />
Sie waren einer derjenigen, die erfolgreich für das Gesetz zur geregelten<br />
Abgabe von künstlichem Heroin, dem Diamorphin, an<br />
Schwerstabhängige gekämpft haben. Welche Ziele hat Ihre Initiative<br />
für die Zukunft<br />
Heimchen: Wir arbeiten unter anderem für eine geregelte Heroin-<br />
Ausgabe in Wuppertal und für den Erhalt der bestehenden sowie<br />
die Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten auch für diejenigen<br />
Abhängigen, die es nicht schaffen, auf Dauer abstinent<br />
zu leben. Diese Menschen brauchen eine feste Tätigkeit, einen<br />
geregelten Tagesablauf. Sonst droht ihnen der Rückfall in Sucht<br />
und Beschaffungskriminalität. Fortsetzung auf S. 4