PDF-Download Anmerkung 98 - Goethe-Museum-Düsseldorf
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Friedrich Wilhelm Riemer (1774-1845)<br />
„Mein lieber Freund”<br />
„Wenn wir ein Verhältnis erblicken, welches in seiner<br />
ganzen Entfaltung zu überschauen oder zu ergreifen das<br />
Maß unserer Seele eben hinreicht, dann nennen wir den Eindruck<br />
groß“ – in der Studie nach Spinoza (1784/85) sieht<br />
<strong>Goethe</strong> Größe, neben Erhabenheit und Schönheit, in dem<br />
Rahmen unseres Fassungsvermögens. Eine Größe, deren<br />
Attraktion in dem philologischen Mitarbeiter und Freund<br />
Riemer so wirksam ist, daß er 1812, nach neun Jahren, die<br />
Wohn gemeinschaft mit <strong>Goethe</strong> verläßt, um sich ihr ein<br />
Stück weit zu entziehen. Riemer erlebt Werkentstehung<br />
aus intimer Innensicht, fasziniert und doch bei seinem<br />
Bestreben nach einem eigenen Weg versucht, Schwächen<br />
des Großen zu beschreiben. Wie drückt Gottfried Benn in<br />
dem Chopin Gedicht das Bewußtsein von Gefährdung aus<br />
„Dann verbrennt er seine Skizzen<br />
und Manuskripte,<br />
nur keine Restbestände, Fragmente, Notizen,<br />
diese verräterischen Einblicke –“<br />
Riemer, dem engsten Helfer <strong>Goethe</strong>s, sind „Einblicke“<br />
in hohem Maß möglich, und so vereinigen sich in seiner<br />
Person kritische Wertungen mit uneingeschränkter<br />
apologe tischer Bewunderung. Es ist das aus innerer Bindung<br />
Nicht-Weg-Kommen eines bemerkenswerten Mannes<br />
aus seiner dienenden Rolle. Die Ausstellung zeichnet aus<br />
eigenen Beständen, dem durch Tagebuchnotizen wichtigsten<br />
Teil seines Nachlasses (z.B. durch die Teilnahme an<br />
der verun glückten Uraufführung von Heinrich von Kleists<br />
Der zer brochene Krug), sein Leben nach und legt besonderen<br />
Wert auf dessen selbständige Werke.<br />
Vorgeschichte<br />
Preußisch, wie die Rufnamen, ist auch das Herkommen<br />
Riemers. Im niederschlesischen Glatz als Sohn eines Proviantkontrolleurs<br />
auf der Festung geboren, wird der begabte<br />
Junge mit 13 Jahren in die Provinzhauptstadt Breslau in die<br />
Quarta des Maria-Magdalena-Gymnasiums aufgenom men,<br />
das ab 1790 von Johann Kaspar Manso (1760-1826) geleitet<br />
wird. Der schriftstellernde Rektor fördert den Stipendiaten