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Biopsychosoziale Grundlagen der gesunden und gestörten ...

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kann. Lateralität als Bevorzugung einer Körperseite - bei Sprachseitigkeit (verbale Sprache) auch als<br />

laterale Dominanz in <strong>der</strong> linken Hirnhälfte - hat Auswirkungen auf Sprachentwicklung, Motorik,<br />

Wahrnehmung, Gedächtnis, Konzentration, Gefühle, Koordination <strong>und</strong> damit auf das Erleben <strong>und</strong><br />

Verhalten.<br />

Reifungsstörungen <strong>der</strong> Lateralität zeigen sich in Koordinationsstörungen <strong>der</strong> beiden Großhirnhälften mit<br />

Sprach-, Wahrnehmungs-, Gedächtnis- <strong>und</strong> Konzentrationsstörungen, Problemen in <strong>der</strong> Reiz-filterung<br />

<strong>und</strong> sensomotorischen Steuerung <strong>und</strong> möglichen späteren Schulproblemen (LRS, Dyskalkulie).<br />

Hintergr<strong>und</strong> sind oft nicht erkannte Funktionsstörungen in <strong>der</strong> Wirbelsäule. Ein geburtsbedingtes HWS-<br />

Trauma mit Blockaden in den Kopfgelenken beeinträchtigt das Robben im Kreuzmuster zur Stimulation<br />

des Corpus callosums (Balken) mit nachfolgenden Problemen in <strong>der</strong> Vernetzung <strong>der</strong> beiden<br />

Großhirnhälften sowie des Hirnstammes <strong>und</strong> Zwischenhirns. Das hat Auswirkungen auf die Koordination<br />

des beidäugigen Sehens, erzeugt eine zentrale Fehlhörigkeit bei Lautdifferenzierungs- <strong>und</strong><br />

Sprachproblemen (oft ohne pathologischen Bef<strong>und</strong>). Geburtsrisiken (z. B. Zwillingsgeburten, Zangen-,<br />

Saugglocken- <strong>und</strong> Sectioentbindungen) mit Blockierungen beson<strong>der</strong>s in den Kopfgelenken behin<strong>der</strong>n<br />

eine altersgerechte Abarbeitung frühkindlicher Bewegungsmuster (Robben, Krabbeln) zur Integration <strong>der</strong><br />

Restreaktionen frühkindlicher Reflexe. So würde z. B. ein persistieren<strong>der</strong> ATNR die Entwicklung <strong>der</strong><br />

genetisch angelegten lateralen Dominanz in Motorik <strong>und</strong> Sensorik <strong>und</strong> die Kreuzung <strong>der</strong> Körpermitte<br />

behin<strong>der</strong>n. Eine labile <strong>und</strong> wechselnde Seitigkeit als Reifungsstörung <strong>der</strong> Lateralität ist dann die Folge.<br />

Sie verhin<strong>der</strong>t Stabilisierung des für den Informationsaustausch <strong>der</strong> beiden Hirnhälften notwendigen<br />

Balkens (Corpus callosums) <strong>und</strong> beeinträchtigt die Koordination. Die linke Seite weiß dann nicht, was die<br />

rechte Seite sieht, hört, speichert, greift usw.<br />

Die Evolution hatte eine stärkerer Arbeitsteilung des Gehirns <strong>und</strong> eine Asymmetrie <strong>der</strong> Informationsverarbeitung<br />

hervorgebracht. Die linke Großhirnhälfte entwickelte eine stärkere Differenzierung <strong>und</strong><br />

Lateralisierung. Diese entwickelte eine genauere Zielmotorik, Bewegungsplanung, Steuerung <strong>der</strong> Kopf-,<br />

Augen- <strong>und</strong> M<strong>und</strong>motorik. Sie ergänzt auch in <strong>der</strong> Individualentwicklung (Ontogenese) die zuerst<br />

reifende nonverbale <strong>und</strong> grobmotorische Verarbeitung <strong>der</strong> rechten Hirnhälfte (z. B. linke Hand). Dieser<br />

vermutliche Selektionsvorteil <strong>der</strong> bei den meisten Menschen dominanten linken Sprach-hirnhälfte, die<br />

auch die rechte Hand <strong>und</strong> die verbale Sprache steuert, wird in einer Rechtshän<strong>der</strong>-Umwelt (aus<br />

mangelndem Einfluß einer natürlichen Selektion) weiter tradiert. Sonst würde <strong>der</strong> Mensch kein<br />

Zeitgefühl, keine Planung, Strukturierung <strong>und</strong> gezielte Abrufbarkeit seines Wissens <strong>und</strong> Koordination<br />

entwickeln. Dann hätte er alles in <strong>der</strong> rechten Hirnhälfte eingesammelt <strong>und</strong> wüßte nicht, wo es liegt. Er<br />

benötigt einen “Suchbegriff” <strong>und</strong> den Zugriff auf die “Festplatte” (linke Hirnhälfte) <strong>und</strong> eine stabile<br />

“Online”-Verbindung (Balken).<br />

Die Bevorzugung einer Seite ist ein sehr komplexes individuelles biopsychosoziales Phänomen. Die<br />

Ergebnisse meiner 43-jährigen Längsschnittstudie zur Lateralisation <strong>der</strong> motorischen <strong>und</strong> sensorischen<br />

Funktionsasymmetrien des Gehirns zeigen: Je<strong>der</strong> Mensch entwickelt lebenslang unter vielfältigen<br />

biopsychosozialen Bedingungen sein individuelles Seitigkeitsprofil.<br />

Klienten aller Altersgruppen mit unklarer bzw. labiler Seitigkeit <strong>und</strong> oben genannten Problemen können<br />

zur kostenpflichtigen Abklärung in meine Praxis kommen. Linkshän<strong>der</strong> werden auf Wunsch in meiner<br />

Beratungsstelle ehrenamtlich weiterbetreut <strong>und</strong> können sich auf meiner Linkshän<strong>der</strong>seite<br />

informieren.<br />

Für Mediziner, Psychologen, Therapeuten <strong>und</strong> Pädagogen werden einige <strong>der</strong> von mir entwickelten<br />

Diagnoseverfahren <strong>und</strong> die <strong>Gr<strong>und</strong>lagen</strong> <strong>der</strong> Lateralitätsentwicklung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung in meinen<br />

Fortbildungsseminaren <strong>und</strong> Workshops vorgestellt.<br />

Ich wünsche allen Seminarteilnehmern neue <strong>und</strong> interessante Einsichten in die ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> gestörte<br />

Reifung <strong>der</strong> Lateralität <strong>und</strong> viele neue Anregungen zur Diagnostik, För<strong>der</strong>ung bzw. <strong>und</strong> Behandlung.<br />

Ihre Dr. Hannelore Pester<br />

Leiterin des Interdisziplinären Zentrums für Lateralitätsforschung, BERLIN<br />

(Praxis für Lateralitätsdiagnostik <strong>und</strong> Linkshän<strong>der</strong>beratung)<br />

_______________________________________________________________________________<br />

Dr. Hannelore Pester Interdisziplinäres Zentrum für Lateralitätsforschung im Ges<strong>und</strong>heitszentrum Springpfuhl,<br />

Allee <strong>der</strong> Kosmonauten 47, 12681 Berlin<br />

Nächstes Einführungsseminar <strong>und</strong> Workshop frühestens im Oktober 2015 “<strong>Biopsychosoziale</strong> <strong>Gr<strong>und</strong>lagen</strong> <strong>der</strong> Lateralisation,<br />

Lateralitätsdiagnostik <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung”<br />

Copyright by Dr. Hannelore Pester, Berlin 1988/2013

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