Kulturanleitung für Medizinal-Rhabarber - Bayerische Landesanstalt ...
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Die 3 bis 17 cm langen und 3 bis 10 cm dicken Wurzel- und Rhizomstücke ohne Feinwurzeln<br />
(Radix et Rhizoma Rhei, Dahuang) von Rheum palmatum, R. tanguticum oder R. officinale<br />
werden in der TCM bei Unterleibschmerzen, Verstopfung, Furunkeln, bei Gelbsucht,<br />
bei Sturz- und Schlagverletzungen, geröteten Augen; äußerlich zur Behandlung von Brandwunden<br />
verwendet. In der westlichen Phytotherapie wird diese Droge bei Verstopfung eingesetzt.<br />
Typische Inhaltsstoffe sind die Anthrachinone (Anthrachinonglykoside und -aglykone)<br />
Rhein, Aloeemodin, Emodin, Physcion und Chrysophanol sowie Flavonoide, Phenolcarbonsäuren<br />
und Gerbstoffe. Im Chinesischen Arzneibuch 2005 wird ein Mindestsummengehalt<br />
von 1,5 % an Aloeemodin, Rhein, Emodin, Chrysophanol und Physcion sowie<br />
ein Extraktgehalt (Heiß-Wasser) von mindestens 25 % in der Trockensubstanz vorgeschrieben.<br />
Das Europäische Arzneibuch 2008 schreibt mindestens 2,2 % Hydroxyanthracen-<br />
Derivate, berechnet als Rhein, in der Trockensubstanz vor. Gegenwärtig wird eine neue Bestimmungsmethode<br />
entwickelt, die dann einen niedrigeren Mindestgehalt mit sich bringen<br />
wird (s. Kap. „Ernte“).<br />
Beide Arzneibücher schreiben die Abwesenheit von Rhaponticin vor (geprüft mit der Dünnschichtchromatographie).<br />
Boden und Klimaansprüche<br />
Im Hinblick auf die Reinigung der Wurzeln und die Einhaltung der Reinheitsanforderungen<br />
darf Rheum nur auf siebfähigen Böden und solchen mit geringem Steinbesatz angebaut<br />
werden. Für gute Wurzelerträge werden tiefgründige Böden bevorzugt. Grundsätzlich sollte<br />
die Anbaufläche frei von Schadstoffen und nicht mit Klärschlamm gedüngt sein. Heil- und<br />
Gewürzpflanzen sollten generell nur an Standorten angebaut werden, die unbelastet von<br />
Industrieabgasen oder Siedlungsabfällen (auch Altlasten!) sind. Da es <strong>für</strong> diese Art noch<br />
keine zugelassenen oder genehmigten Herbizide gibt, sollte insbesondere bei einer Drillsaat<br />
auf das Feld ein unkrautarmer Standort gewählt werden. Selbst auf tiefgründigen Standorten<br />
ist eine Beregnung direkt nach einer Pflanzung vorzusehen. Bei lang anhaltender Trockenheit<br />
und schlechter Wasserversorgung der Böden kann noch eine zusätzliche Bewässerung<br />
zur Ertragssicherung sinnvoll sein.<br />
Nach guter Abhärtung vertragen Jungpflanzen leichte Fröste. Ausfälle über den Winter treten<br />
nicht auf, sodass Rheum als frosthart bezeichnet werden kann.<br />
Fruchtfolge<br />
Um einer Anreicherung von Krankheitserregern und Schädlingen sowie einer einseitigen<br />
Bodenbelastung durch schwere Erntemaschinen vorzubeugen, sollte danach unbedingt eine<br />
vier- bis fünfjährige Anbaupause <strong>für</strong> alle Knöterichgewächse wie zum Beispiel Buchweizen<br />
oder Sauerampfer eingehalten werden. Als Vorfrüchte sind Hackfrüchte und Getreide geeignet.<br />
Kulturen, bei denen mit Herbizidrückständen im Boden gerechnet werden muss, sind<br />
ungeeignet. Getreide oder Mais sollten als Nachfrucht angebaut werden, da durch die dort<br />
einsetzbaren Herbizide auch die Bekämpfung eines eventuellen Durchwuchses von im Boden<br />
verbliebener Wurzelteile und ausgefallener Samen (bei mehrjähriger Kultivierung) einfacher<br />
ist.<br />
Bodenvorbereitung und Düngung<br />
Entsprechend dem gewählten Anbauverfahren muss das Feld locker <strong>für</strong> die Pflanzung beziehungsweise<br />
feinkrümelig, aber gut abgesetzt, <strong>für</strong> die Aussaat hergerichtet werden. Gerade<br />
als Maßnahme zur Unkrautbekämpfung ist Pflügen ein wichtiges Instrument. Im Früh-