Wasfur ci- WJ. Li'minj 27.4.1920
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Seite 10 - TATblatt minus 28<br />
Macht keinen Urlaub in Türkei/Kurdistan!<br />
Kein Urlaub im Land der Folter und Massaker!<br />
Nachrichten aus Türkei und Kurdistan<br />
Zwangsweise "Jung-<br />
~1:!~:::$:::'~::::~~::::~!:::!:::::::~::::~~::~~~::::~:::::::::::::::~::::::::~~~~::::::::::::~::::::::::::::~::::::<br />
fräulichkeitstests" in<br />
der Türkei:<br />
Selbstmorde!<br />
Angehörige verschiedener Frauenvereinigungen<br />
der Türkei fordern ein generelles<br />
Verbot der Überprüfung der ....<br />
Jungfräulichkeit von Mäd- .. .<br />
ehen. Anlaß dieser Mitte Mai<br />
in Demonstrationen erhobenen<br />
Forderung war der Selbstmordversuch<br />
dreier Mädchen,<br />
die von der Schulleitung<br />
gezwugen wurden, ihre Jungfräulichkeit<br />
in einer "medizinischen<br />
Untersuchung" überprüfen<br />
zu lassen. Dies war angeordnet<br />
worden, nachdem<br />
insgesamt 16 Mädchen auf einer<br />
Party gesehen worden waren,<br />
an der auch männlicheJugendliche<br />
teilgenommen hatten.<br />
Nach türkischem Recht<br />
sind sowohl von den Eltern als<br />
auch von Schuldirektoren oder<br />
Chefs verlangte Kontrollen<br />
des Sexuallebens einer jungen·<br />
Frau erlaubt.<br />
Das Recht männlicher "Vorgesetzter",<br />
Frauen zur Bescheinigung ihrer Junafräulichkeit<br />
zu zwingen, geriet nicht direkt durch<br />
die - bei einer jungen Frau erfolgreichen<br />
- Selbstmordversuche in Diskussion. Erst<br />
als die Obduktion der toten Frau ergeben<br />
hatte, daß sie zum Zeitpunkt ihres Todes<br />
noch Jungfrau gewesen sei (bzw. das, was<br />
die anordnenden Stellen darunter verstehen<br />
wollen), bequemten sich verschiedene<br />
"liberale Medien" dazu, einen Skandal zu<br />
erblicken.<br />
215 000 Schülerinnen<br />
müssen Aufnahms-<br />
~~;::::::~;::::::::::~::::::::::::::::::~:::~:::~~::::::::::::~::::~::::::~::::::::::::::::::::~~:::::::::::::::::::<br />
erüfung wiederholen<br />
~::l::~:~:!:~:l:l:::l:l:l:l:~:l:l:l:l:l:l:l;:~:::l:l:l:l:l:l:l:l:l:l:l~:l:l:l:;:~:~:;:~:~:~:~:!:!:!:;:;:~:;:~:;:~:~:;:~:~:~:~:;:;~:~:~:~:~:<br />
Die Aufnahmsprüfungen für die staatlichen<br />
"anatolischen Hochschulen" in der<br />
Türkei müssen wiederholt werden, nachdem<br />
zwei Journalisten das Frageheft käuflich<br />
erworben und dessen Inhalt am Prüfungstag<br />
in einer Zeitung teilweise veröf- .<br />
fentlicht hatten. Die "anatolischen Hochschulen"<br />
(=Gymnasien) sind Prestigeobjektedes<br />
türkischen Staates. An ihnen werden<br />
Fremdsprachen unterrichtet, aber auch<br />
. paramilitärische Übungen abgehalten. Ihr<br />
Abschluß berechtigt zum Besuch einer Universität.<br />
Die jährlich abgehaltenen Aufnahmsprüfungen<br />
sollen dal;>ei den Eindruck<br />
erwecken, daß allein die Begabung einer/es<br />
SchülerIn für die Aufnahme von Bedeutung<br />
ist. Tatsächlich ist aber die Warscheinlichkeit,<br />
in die Schulen aufgenommen zu<br />
werden, im Westen der Republik Türkei<br />
bzw für Kinder von Beamten weit größer als<br />
etwa in Kurdistan .....<br />
Der Skandal, der nun zur Wiederholung<br />
der Aufnahmeprüfungen führte ist also der,<br />
daß sich dieses Jahr beliebige Menschen die<br />
Prüfungsfragen hätten kaufen können und<br />
damit unter Umständen die Privilegien der<br />
Bürokraten-Schicht untergraben hätten.<br />
ARGK-Großaktion<br />
In den Morgenstunden des 15.Mai griffen<br />
Guerillaeinheiten der ARGK (Volksbefreiungsarmee<br />
Kurdistans) zwei Kasernen<br />
in der Provinz Sirnak an Uild zerstörten sie<br />
vollständig. Nach Informationen der<br />
ARGK wurden dabei 120 Soldaten der türkischen<br />
Armee getötet und eine große Zahl<br />
gefangengenommen. Außerdem haben im<br />
Verlauf der Aktion ein Haufen Gewehre,<br />
Funkgeräte und Handgranaten die Seite gewechselt<br />
und sich in den Dienst der ARGK<br />
gestellt. Viele Militärfahrzeuge wurden zerstört.<br />
Bei der Aktion wurden auch 13 Guerilleros<br />
getötet.<br />
Um diese Niederlage zu verheimlichen<br />
bombardierte die Armee nach dem Rückzug<br />
der Guerilla ganze Landstriche erfolglos<br />
und tötete eine große Zahl an ZivilistInnen,<br />
die in der Folge als Guerilleros der<br />
Presse präsentiert wurden. Außerdem<br />
drangen türkische Bodentruppen und Flugzeuge<br />
in den Irak ein und griffen nordirakisehe<br />
Dörfer an.<br />
Die Zahl der bei diesen Aktionen getöteten<br />
ZivilistInnen wurde dann in den<br />
staatstreuen türkischen Medien als Zahl der<br />
getöteten ARGK-KämpferInnen bezeichnet.<br />
~~;:~::;;!~mq2~;g~;~;:litschrift<br />
"Welan" ihren Dank (Spas=kurdisch:<br />
Danke) für Nelson Mandelas Weigerung,<br />
eine "Atatürk-Gedenkmedaille" aus<br />
den Händen der türkischen Regierung entgegenzunehmen.<br />
Die türkische-chauvinistischen<br />
Medien reagierten empört. Die der<br />
Sache des kurdischen Volkes sehr verbundene<br />
Wochenzeitschrift "Yen i Ülke" (neues<br />
Land) veröffentliche kürzlich ein Interview<br />
mit Mandela, in dem jener seine Ablehnung<br />
begründete.<br />
"Einen solchen Preis<br />
kann man nicht annehmen.<br />
Alle antirassistischen<br />
Kreise, Institutionen<br />
und unsere Vertreterinnen<br />
wurden mit<br />
Protesten überhäuft.<br />
Wir konnten diese Lage<br />
nicht ignorieren. Denn<br />
wir sind eine Organisation,<br />
die die Meinung<br />
der Massen sehr stark<br />
schätzt. ( ... ) JedeR weiß,<br />
daß es in der Türkei eine<br />
kurdische Frage gibt.<br />
(, .. ) Der Schmerz, den<br />
das kurdische Volk erleiden<br />
muß, ist nicht zu<br />
übersehen. In Afrika<br />
werden Millionen Menschen<br />
wie SklavInnen<br />
behandelt, weil ihre<br />
Haut schwarz ist. Der Schmerz des kurdischen<br />
Volkes ist kein geringerer als der, den<br />
wir erleiden. Nachdem unsere Forderungen,<br />
Ziele und das, was wir durchmachen<br />
müssen, gleich sind, kann es nicht riChtig<br />
sein, einen solchen Preis anzunehmen."<br />
Konterguerilla gegen<br />
Journalistinnen<br />
Am 8Juni wurde der- Journalist Hafiz<br />
Akdemir auf dem Weg zu seiner Arbeit von<br />
einem jungen Mann aus nächster Nähe angeschossen<br />
und erlag wenig später im Krankenhaus<br />
von Diyarbakir seinen schweren<br />
Verletzungen. Hafiz arbeitete bei der erst<br />
seit einer Woche erscheinenden Tageszeitung<br />
"Özgür Gündem", die sich als zur<br />
Staatsführung oppositionelle Zeitung versteht.<br />
.. Kollegen des Ermordeten vermuten,<br />
daß der Anschlag mit Hafiz' Recherchen<br />
über die Zusammenarbeit von "Sicherheitskräften"<br />
und "Hizbollah"-Konterguerilla<br />
in Zusammenhang steht. Bereits zuvor<br />
waren zwei Journalisten der Zeitschriften<br />
"Yeni Ülke" bzw. "200Ge dogru" ermordet<br />
worden, die am gleichen Thema recherchiert<br />
hatten.<br />
Bereits am 12.Mai waren 2 JournalistInnen<br />
von "Yeni Ülke" in Mardin bzwKozluk<br />
festgenommen worden. Ebenfalls am<br />
12.Mai wurde in Diyarbakir die Redakteurin<br />
der Zeitung "Mücadele", Sakine Fidan<br />
verhaftet und ist seitdem verschwunden.