Darf das iPhone mit auf den Spielplatz? Wie viel Superman- Kostüm ...
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124<br />
„ich setzte<br />
oft die falschen<br />
Prio ritäten.“<br />
»<br />
Ein Kind<br />
kann<br />
ein Ausweg<br />
aus dem<br />
Narzissmus<br />
sein«<br />
<strong>Darf</strong> <strong>das</strong> <strong>iPhone</strong> <strong>mit</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Spielplatz</strong>? <strong>Wie</strong> <strong>viel</strong> <strong>Superman</strong>-<br />
<strong>Kostüm</strong> ist noch gesund? Und warum hat Mann es<br />
heute so schwer? Der Berliner Schauspieler Lars Eidinger<br />
über die wichtigste Rolle seines Lebens – die als Vater.<br />
interview Paul-PhiliPP hanske fotos Özgür albayrak<br />
125
In fast allen Ihren Rollen spielen<br />
Sie gebrochene, an sich und der<br />
Welt lei<strong>den</strong>de Männerfiguren.<br />
Nervt es nicht ziemlich, <strong>auf</strong> die<br />
Rolle des Lei<strong>den</strong>smannes reduziert<br />
zu wer<strong>den</strong>?<br />
Mit „Lei<strong>den</strong>smann“ wird man dem<br />
Typus Mann, <strong>den</strong> ich verkörpere,<br />
nicht gerecht. Mit „Prototyp einer<br />
Generation“ kann ich schon mehr<br />
anfangen. Auf <strong>den</strong> Film „Alle Anderen“<br />
zum Beispiel werde ich noch<br />
heute regelmäßig angesprochen.<br />
Er scheint <strong>den</strong> Nerv der Zeit getroffen<br />
zu haben.<br />
Sie spielen darin <strong>den</strong> erfolglosen<br />
Architekten Chris, der ständig<br />
zaudert, keine Entscheidung treffen<br />
kann und dann auch noch an<br />
seiner Männlichkeit zweifelt. Was<br />
hat die Figur so aktuell gemacht?<br />
Chris hatte <strong>mit</strong> einem selbst zu<br />
tun. Das führte dazu, <strong>das</strong>s die<br />
Leute und vor allem die Männer<br />
vor sich erschraken. Sie wur<strong>den</strong><br />
<strong>mit</strong> einem Bild von sich konfrontiert,<br />
<strong>das</strong> sie nicht mochten.<br />
Haben auch Sie sich in Chris<br />
wiedererkannt?<br />
Ich muss mich in allen Rollen wiedererkennen,<br />
egal ob ich einen<br />
Serienmörder aus dem „Tatort“<br />
spiele oder Hamlet. Ich muss <strong>das</strong><br />
immer nachvollziehen können,<br />
auch wenn ich nicht so bin wie<br />
der. Bei der Rolle des Chris habe<br />
ich mich aber relativ leicht getan,<br />
was wohl daran liegt, <strong>das</strong>s sich<br />
<strong>viel</strong> von dem, was er erlebt, <strong>mit</strong><br />
meinen Erfahrungen deckt – und<br />
ich glaube nicht nur <strong>mit</strong> meinen,<br />
sondern <strong>mit</strong> <strong>den</strong>en ganz <strong>viel</strong>er<br />
Männer, die heute zwischen dreißig<br />
und vierzig sind.<br />
Eine ganze Generation schwacher<br />
Männer? Was für Gründe machen<br />
Sie dafür aus?<br />
Eines ist, glaube ich, nicht von der<br />
Hand zu weisen: <strong>das</strong>s es im Augenblick<br />
eine ziemliche Orientierungslosigkeit<br />
in <strong>den</strong> Geschlechterfragen<br />
gibt. Die Art, wie ich <strong>mit</strong><br />
meiner Frau und meiner Tochter<br />
umgehe und wie ich als Vater und<br />
Partner funktioniere, ist ganz anders,<br />
als <strong>das</strong>, was mir noch von<br />
meiner Elterngeneration vorgelebt<br />
wurde. Mein Vater war weder bei<br />
meiner Geburt noch bei der meines<br />
Bruders dabei. Heute ist <strong>das</strong><br />
Schlimms te, was einem Mann<br />
passieren kann, die Geburt seiner<br />
Kinder zu verpassen. Genauso<br />
war unvorstellbar, <strong>das</strong>s sich mein<br />
Vater mich <strong>auf</strong> <strong>den</strong> Bauch schnallt<br />
und dann <strong>mit</strong> einem Caffè latte<br />
durch die Gegend läuft. Heute ist<br />
<strong>das</strong> gang und gäbe.<br />
Und <strong>das</strong> verunsichert die Männer<br />
so?<br />
Nein, <strong>das</strong> ist nur ein Teil einer größeren<br />
Entwicklung. Ein anderer<br />
ist, <strong>das</strong>s Männer heute offensiv<br />
<strong>mit</strong> ihren Schwächen umgehen<br />
sollen. Das ist, was der Partner<br />
einfordert: Sei ehrlich, spiel nicht<br />
<strong>den</strong> harten Mann … Das ist natürlich<br />
vollkommen richtig. In letzter<br />
Konsequenz kann <strong>das</strong> aber dazu<br />
führen, <strong>das</strong>s es mich unattraktiv<br />
macht. Jemand, der offen eingesteht:<br />
„Ich weiß überhaupt nicht,<br />
was ich tun soll, ich hatte Ideale<br />
und werfe die über <strong>den</strong> H<strong>auf</strong>en,<br />
weiß aber nicht, ob <strong>das</strong> gut so ist“<br />
– so einer ist ja nicht gerade sexy.<br />
Sehnen Sie sich nach einem alten<br />
Männerbild, nach einer strikten<br />
Rollenverteilung, wie sie zum<br />
Beispiel in der Serie „Mad Men“<br />
so interessant dargestellt wird?<br />
Nein, überhaupt nicht. Ich finde<br />
<strong>das</strong> nicht attraktiv oder sehne<br />
mich danach. Es ist eine totale<br />
Errungenschaft, <strong>das</strong>s sich die<br />
Machtverhältnisse zwischen Männern<br />
und Frauen gelockert haben,<br />
<strong>das</strong>s wir nicht mehr, wie in <strong>den</strong><br />
Sechzigerjahren, in einer Gesellschaft<br />
leben, in der alle wichtigen<br />
Positionen, egal ob Politik oder<br />
Fernsehen, von Männern besetzt<br />
sind. Trotzdem kann man natürlich<br />
feststellen, <strong>das</strong>s nun Verwirrung<br />
herrscht. Übrigens <strong>auf</strong> bei<strong>den</strong> Seiten:<br />
Die Männer müssen ihre<br />
neue Rolle fin<strong>den</strong>. Und die Frauen<br />
sind allein schon deshalb davon<br />
betroffen, weil sie <strong>mit</strong> dem „neuen<br />
Mann“ und seinen Problemen zusammenleben<br />
müssen. Aber im<br />
Übrigen glaube ich, <strong>das</strong>s die nachfolgende<br />
Generation da wieder<br />
einen Schritt weiter ist. Ich sehe<br />
zum Beispiel, <strong>das</strong>s die heute<br />
zwanzigjährigen Männer <strong>viel</strong> lockerer<br />
<strong>mit</strong> ihrer Rolle umgehen.<br />
<strong>Wie</strong>so <strong>den</strong>n <strong>das</strong>?<br />
Mir ist <strong>auf</strong>gefallen, <strong>das</strong>s gerade<br />
jüngere Leute am Set, die Anfang<br />
zwanzig sind, ein ganz anderes<br />
Selbstverständnis haben. Dass<br />
die – im Gegensatz zu uns – ungebrochen<br />
sind. Und auch patenter.<br />
Es gibt ganz <strong>viel</strong>e Sachen, die<br />
kann ich gar nicht, die aber schon.<br />
Was <strong>den</strong>n?<br />
Wir saßen mal bei einer Probe<br />
zusammen und ein junger Prakti-<br />
ZUR PERSON<br />
geboren am<br />
21.1.1976<br />
geburtsort<br />
Westberlin<br />
werdegang<br />
lars eidinger ist <strong>das</strong> jüngere<br />
kind eines ingenieurs und<br />
einer kinderkrankenschWester.<br />
schon in der schule<br />
stand er <strong>auf</strong> der bühne. seit<br />
1999 ist er ensemble<strong>mit</strong>glied<br />
an der schaubühne in berlin<br />
und hat in <strong>viel</strong>en kinofilmen<br />
<strong>mit</strong>gesPielt (siehe rechts).<br />
<strong>das</strong> multitalent:<br />
neben seiner arbeit<br />
als schausPieler legt<br />
eidinger musik <strong>auf</strong>.<br />
seine Partyreihe heisst<br />
„autistic disco“.<br />
WWW.schaubuehne.de<br />
seite des berühmten berliner theaters<br />
eidinger ist <strong>mit</strong> der<br />
oPernsängerin uLriKe<br />
eidinger verheiratet.<br />
ihre tochter edna ist<br />
fünf und der grÖsste<br />
fan des vaters.<br />
»Ich bin auch deshalb <strong>auf</strong> der<br />
Bühne, weil ich von Menschen<br />
geliebt wer<strong>den</strong> möchte.«<br />
»Wer offen<br />
eingesteht:<br />
›Ich weiß<br />
nicht, wo es<br />
langgeht‹, ist<br />
nicht sexy«<br />
fotos: Özgür albayrak, Privat; illustration: carsten fock<br />
kant war dabei. Da sagte jemand<br />
zu ihm: „Hey, erzähl mal einen<br />
Witz.“ Und da hat der einfach<br />
einen Witz erzählt, ganz souverän.<br />
Das hätte ich <strong>mit</strong> Anfang zwanzig<br />
niemals geschafft. Ich wäre vor<br />
Scham im Bo<strong>den</strong> versunken. Die<br />
Jungs heute kokettieren nicht so<br />
<strong>mit</strong> ihrer männ lichen Rolle, die<br />
sind deshalb freier und stimmiger<br />
als Männer.<br />
Aber woran soll <strong>das</strong> <strong>den</strong>n liegen?<br />
Die Jüngeren sind ja auch <strong>mit</strong> <strong>den</strong><br />
unsicheren Geschlechterrollen<br />
konfrontiert.<br />
Ich glaube, es gibt mehrere verschie<strong>den</strong>e<br />
Gründe, die es <strong>den</strong><br />
heute dreißig- bis vierzigjährigen<br />
Männern schwer machen, ein klares<br />
Bild von sich zu haben. Das<br />
<strong>mit</strong> der Lockerung der Machtverhältnisse<br />
ist nur einer. Viel wichtiger<br />
ist <strong>viel</strong>leicht aber ein anderer:<br />
Ich bin Kind der Achtziger, und <strong>das</strong><br />
war ein sehr kurioses Männerbild,<br />
<strong>mit</strong> dem ich <strong>auf</strong>gewachsen bin:<br />
der androgyne, entsexualisierte<br />
Mann. Man wollte nicht mehr<br />
Mann sein, sondern ES, die<br />
Mensch-Maschine. Man war wie<br />
ein Produkt. Da<strong>mit</strong> hing ein anderer<br />
Aspekt zusammen: die Flucht<br />
in die coole Pose, <strong>das</strong> Pokerface.<br />
Die heute Zwanzigjährigen wur<strong>den</strong><br />
nicht mehr in diese Oberflächenkultur<br />
hineingeboren. Mich hingegen<br />
hat sie geprägt. Ich habe<br />
bis heute Probleme da<strong>mit</strong>.<br />
Welche?<br />
Ich habe ständig <strong>das</strong> Gefühl, eine<br />
Rolle spielen zu müssen. Schon<br />
wenn ich morgens in <strong>den</strong> Spiegel<br />
schaue, kann ich meinem Spiegelbild<br />
gegenüber nicht <strong>auf</strong>richtig<br />
sein. Ich will schon beim Zähneputzen<br />
gut aussehen. Und da <strong>den</strong>ke<br />
ich mir immer: Wenn man sich<br />
selbst gegenüber schon nicht <strong>auf</strong>richtig<br />
sein kann, wie kann man<br />
<strong>das</strong> dann seinem Partner gegenüber?<br />
Das ist umso schwieriger,<br />
als man heute ständig <strong>mit</strong> der Aufforderung<br />
konfrontiert wird, authentisch<br />
und ehrlich zu sein.<br />
Was veränderte sich daran, als<br />
Sie Vater wur<strong>den</strong>? Einem Kind<br />
gegenüber kann man ja nur<br />
schlecht eine Rolle spielen.<br />
Ja genau. Ich entwickelte einen<br />
Kinderwunsch, um mich von mir<br />
selbst zu entfernen. Zwischen<br />
zwanzig und dreißig drehte ich<br />
mich nur um mich selbst, <strong>das</strong> war<br />
enorm ermü<strong>den</strong>d und anstrengend.<br />
Ein Kind kann ein Ausweg<br />
aus dem Narzissmus sein. Aber<br />
ich merke, <strong>das</strong>s es trotzdem verdammt<br />
schwer ist, gegen die alten<br />
Gewohnheiten anzukämpfen.<br />
Inwiefern?<br />
Ich muss so <strong>viel</strong> arbeiten, <strong>das</strong>s<br />
ich manchmal <strong>das</strong> Gefühl habe,<br />
einem Klischee zu entsprechen,<br />
<strong>das</strong> ich nur aus amerikanischen<br />
Filmen kenne: „Mein Vater war nie<br />
zu Hause, weil er immer <strong>auf</strong> Geschäftsreise<br />
war.“ Ich bin so <strong>viel</strong><br />
unterwegs und ich habe ganz klar<br />
<strong>das</strong> Gefühl, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> eine gewisse<br />
Form von Flucht ist. Flucht vor<br />
meiner Verantwortung als Vater.<br />
Denn <strong>das</strong> Familienleben ist oft<br />
sehr anstrengend.<br />
Was ist so anstrengend?<br />
Ich spüre diese Anstrengung zum<br />
Beispiel, wenn ich <strong>mit</strong> meiner<br />
Tochter im Schwimmbad bin. Oder<br />
<strong>auf</strong> dem <strong>Spielplatz</strong>. Und ich sehe,<br />
<strong>das</strong>s die anderen Väter es auch<br />
so anstrengend fin<strong>den</strong>.<br />
… und zum Beispiel lieber in ihr<br />
<strong>iPhone</strong> tippen als <strong>mit</strong> dem Kind<br />
eine Burg zu bauen …<br />
Ja natürlich! In der Welt „<strong>Spielplatz</strong>“<br />
schaffe ich mir meine eigene<br />
Welt, <strong>das</strong>s ich wieder in meiner<br />
eigenen Blase sitze und <strong>mit</strong> meinen<br />
Facebook-Freun<strong>den</strong> chatte.<br />
Das ist dann mein Spiel. Aber<br />
auch wenn ich <strong>das</strong> reflektiere und<br />
ganz schlimm finde, merke ich,<br />
<strong>das</strong>s ich oft Gefahr l<strong>auf</strong>e, dieses<br />
Klischee zu bedienen. Oder: Wenn<br />
mir der Regisseur sagt: „Renn mal<br />
dreimal um die Bühne und mach<br />
einen Handstand“, dann mache<br />
ich <strong>das</strong> sofort. Aber wenn meine<br />
Tochter sagt, nimm mich <strong>auf</strong> <strong>den</strong><br />
Rücken, <strong>den</strong>ke ich erst: „Ach<br />
Scheiße“, und sag dann: „Na gut,<br />
also komm.“ Und diese Diskrepanz<br />
macht mich fertig. Denn eines ist<br />
ja auch klar: Die Momente <strong>mit</strong><br />
meiner Tochter sind mir <strong>viel</strong> mehr<br />
in Erinnerung und <strong>mit</strong> <strong>viel</strong> mehr<br />
Lei<strong>den</strong>schaft verbun<strong>den</strong> als irgendwelche<br />
Erfolge im Theater oder im<br />
Film. In diesen Momenten spürt<br />
man <strong>das</strong> absolute Glück: Wenn<br />
ich im Schwimmbad an der Rutsche<br />
anstehe und plötzlich kommt<br />
diese kleine Hand und greift meine<br />
– etwas Schöneres gibt es nicht.<br />
Da ist jeder Preis und jeder Erfolg<br />
nichtig dagegen. Und trotzdem<br />
setze ich die Prioritäten oft falsch.<br />
Das ist mir ein Rätsel.<br />
<strong>Wie</strong>so l<strong>auf</strong>en vor allem Männer Gefahr,<br />
dieses Klischee zu bedienen?<br />
Ich kann nur mutmaßen. Und <strong>das</strong><br />
ist auch ein gefährliches Gebiet.<br />
Aber erst mal habe ich <strong>das</strong> Gefühl,<br />
<strong>das</strong>s meine Frau, weil sie es ja<br />
neun Monate ausgetragen hat,<br />
eine andere Form von Bindung zu<br />
dem Kind hat. Ich kann <strong>das</strong> nur<br />
daran ausmachen, <strong>das</strong>s ich meine<br />
Tochter komplett ausblen<strong>den</strong><br />
kann. Wenn ich <strong>auf</strong> Gastspiel bin,<br />
gibt es Stun<strong>den</strong> oder <strong>viel</strong>leicht<br />
auch Tage, da kann ich sie komplett<br />
vergessen. Ich glaube, meine<br />
Frau vergisst unsere Tochter nie,<br />
weil sie auch in letzter Konsequenz<br />
die ist, die Verantwortung<br />
trägt. Ich kann auch durchschlafen.<br />
Meine Frau wacht fünfmal in<br />
der Nacht <strong>auf</strong> und schaut, ob<br />
unsere Tochter zugedeckt ist. Ich<br />
nie. Ich finde <strong>das</strong> schrecklich und<br />
wünschte mir, <strong>das</strong>s es anders<br />
wäre. Aber ich müsste eine riesige<br />
Anstrengung unternehmen, um<br />
„ist meine arbeit<br />
gesellschaftlich<br />
relevanter, als<br />
Wenn meine frau<br />
unsere tochter<br />
erzieht?“<br />
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<strong>das</strong> zu ändern, und <strong>viel</strong>leicht ist<br />
es bei meiner Frau etwas Natürliches.<br />
Aber ich bin mir dessen bewusst,<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> wahrscheinlich<br />
eine dumme männliche Unterstellung<br />
ist.<br />
Ihre Frau ist Opernsängerin.<br />
<strong>Wie</strong> regeln Sie die Betreuung<br />
Ihrer gemeinsamen Tochter?<br />
Meine Frau arbeitet nicht regelmäßig,<br />
sondern in freien Projekten.<br />
Aber vor allem ist sie diejenige,<br />
die sich um unsere Tochter kümmert.<br />
Ich weiß, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> <strong>viel</strong>e komisch<br />
fin<strong>den</strong>. Ich werde dann immer<br />
gefragt: „Will deine Frau <strong>den</strong>n<br />
nicht auch arbeiten und erfolgreich<br />
sein?“ Natürlich, sie hätte<br />
auch meinen Weg gehen können –<br />
aber sie hat sich für <strong>den</strong> anderen<br />
Weg, <strong>den</strong> der Familie, entschie<strong>den</strong>.<br />
Und zwar, weil sie <strong>das</strong> so<br />
wollte. Ich bin ein wahnsinnig ehrgeiziger<br />
Mensch, aber ich könnte<br />
nicht behaupten, <strong>das</strong>s ich da<strong>mit</strong><br />
glücklich bin. Und ich würde meiner<br />
Frau nie sagen: „Du musst es<br />
machen wie ich, du musst ehrgeizig<br />
sein, du musst <strong>viel</strong> arbeiten!“<br />
Denn <strong>viel</strong>leicht ist sie dem Glück<br />
<strong>viel</strong> näher als ich.<br />
Auf der anderen Seite macht sie<br />
sich natürlich da<strong>mit</strong> abhängig<br />
von Ihnen. Und es wird dann doch<br />
wieder ein altes Machtverhältnis<br />
reproduziert: Der Mann ist erfolg<br />
reich, die Frau sucht <strong>das</strong> Glück<br />
im Privaten …<br />
Ja, natürlich. Aber ich glaube trotzdem,<br />
man kann noch einen Schritt<br />
zurückgehen und sich ansehen,<br />
was <strong>das</strong> überhaupt heißt, „erfolgreich<br />
sein“. Und <strong>das</strong> ist natürlich<br />
eine männliche Definition. Vielleicht<br />
sollte man diese Definition<br />
infrage stellen. Ich finde es zum<br />
Beispiel höchst fragwürdig, ob<br />
meine Arbeit gesellschaftlich relevanter<br />
ist, als die meiner Frau, die<br />
vor allem unsere Tochter erzieht.<br />
Aber mir ist natürlich bewusst,<br />
<strong>das</strong>s ich mich da argumentativ <strong>auf</strong><br />
dünnem Eis bewege …<br />
So ein konservatives Familienmodell<br />
ist im unkonventionellen<br />
Berlin ja schon fast wieder exotisch<br />
…<br />
Ja, aber wir wohnen ja auch in<br />
Charlottenburg. Mitte und Prenzlauer<br />
Berg ist nicht mein Berlin.<br />
Ich glaube einfach, ich bin <strong>viel</strong> zu<br />
spießig, um in Kreuzberg zu leben.<br />
Da muss ich ehrlich sein. Ich weiß<br />
genau, <strong>das</strong>s meine Frau durchdreht,<br />
wenn die Hunde ohne Maulkorb<br />
an <strong>den</strong> Kindern rumschnüffeln.<br />
Und diese Eltern <strong>mit</strong> ihren<br />
gestylten Kindern sind überhaupt<br />
nicht meine Welt.<br />
Sie meinen die berüchtigten Hipster<br />
<strong>mit</strong> ihrem Nachwuchs?<br />
Ich kenne in Kreuzberg einen Jun-<br />
»Manchmal<br />
vergesse ich<br />
meine Tochter.<br />
Meine<br />
Frau kann <strong>das</strong><br />
nicht«<br />
fotos: Pr<br />
ROllEN<br />
HamLet<br />
SEIT 2008 AN DER SCHAUBÜHNE,<br />
REGIE: THomAS oSTERmEIER<br />
die gefeierte Paraderolle<br />
eidingers. sein hamlet ist ein<br />
hyPeraktiver jugendlicher,<br />
der sein zaudern und seine<br />
hemmungen in schonungslosem<br />
Wahnsinn ausagiert<br />
und sich im schmutz Wälzt.<br />
aLLe anderen<br />
2009,<br />
REGIE: mAREN ADE<br />
die geschichte zWeier individualisten,<br />
die <strong>auf</strong> ihre unkonventionelle<br />
beziehung stolz<br />
sind, sich aber doch nach<br />
festen rollen sehnen. als<br />
die bei<strong>den</strong> <strong>mit</strong> einem traditionellen<br />
Paar konfrontiert<br />
Wer<strong>den</strong>, bricht die krise aus.<br />
tabu<br />
JETzT Im KINo,<br />
REGIE: CHRISToPH STARK<br />
eidinger sPielt hier <strong>den</strong><br />
eXPressionistischen dichter<br />
georg trakl, der <strong>mit</strong> seiner<br />
schWester grete eine be-<br />
ziehung hatte. <strong>Wie</strong>der sPielt<br />
eidinger einen grübler am<br />
rande des Wahnsinns.<br />
gen, der ist drei und läuft seit Jahren<br />
in einem <strong>Superman</strong>-<strong>Kostüm</strong><br />
herum. Meinen Sie, der macht<br />
<strong>das</strong>, weil er <strong>das</strong> möchte? Da<br />
stimmt doch irgendwas nicht.<br />
Diese ganzen Kinder, die man in<br />
Kreuzberg und Neukölln sieht,<br />
<strong>mit</strong> <strong>den</strong> von ihren Eltern selbst<br />
gebastelten <strong>Kostüm</strong>en und Ritterrüstungen,<br />
geben mir immer <strong>das</strong><br />
Gefühl, da verwirklichen sich Eltern<br />
in <strong>den</strong> Kindern. Die kommen<br />
mir <strong>viel</strong> eher vor wie ein Accessoire<br />
als wie ein Kind.<br />
Das Kind als StyleStatement?<br />
Dafür ist ja euer Magazin ein Paradebeispiel.<br />
Da wer<strong>den</strong> Kuscheltiere<br />
gezeigt, so gehäkelte Dinger,<br />
die gefallen mir auch. Aber meine<br />
Tochter würde die nie ansehen.<br />
Die findet ihren alten Monchichi<br />
tausendmal cooler. Ich glaube, es<br />
fällt <strong>viel</strong>en Eltern heute schwer,<br />
die Belange ihrer Kinder ernst zu<br />
nehmen und sie zu akzeptieren,<br />
so wie sie sind. Davon bin ich<br />
auch nicht ganz frei. Meine Frau<br />
hat mich mal angemotzt und gesagt,<br />
ich solle nicht so <strong>viel</strong> über<br />
unsere Tochter lachen. Das habe<br />
ich erst gar nicht verstan<strong>den</strong>,<br />
dann aber doch: Wenn man sein<br />
Kind beim Quatschmachen zu <strong>viel</strong><br />
bestätigt, treibt man es in eine<br />
Abhängigkeit, und es wird zum<br />
Clown. Es will <strong>den</strong> Eltern gefallen<br />
und versteht Lacher als eine Form<br />
der Zuneigung. Aber da<strong>mit</strong> nehme<br />
ich sie nicht ernst.<br />
<strong>Wie</strong> heißt eigentlich Ihre Tochter?<br />
Edna. Nach Edna Übel.<br />
Wer ist <strong>den</strong>n <strong>das</strong>?<br />
Das ist die Hexe aus der Comicserie<br />
„Willo the Wisp“, die in <strong>den</strong><br />
Achtzigerjahren lief. Sie hat die<br />
Form eines Fernsehers und verzaubert<br />
immer alle. Aber angesichts<br />
des gerade eben Gesagten<br />
kommt mir <strong>das</strong> jetzt auch etwas<br />
schal vor. Vielleicht hätten wir sie<br />
lieber einfach Anna nennen sollen.<br />
Gestatten,<br />
rainer wendt.<br />
einer von 6.457<br />
GeflüGelhaltern<br />
in<br />
deutschland.<br />
Die Nutztierhaltung ist ein sensibles Thema.<br />
Uns, <strong>den</strong> deutschen Geflügelhaltern, liegt es<br />
am Herzen, <strong>das</strong>s jeder Verbraucher genau<br />
weiß, wie Geflügel <strong>auf</strong>gezogen wird. Für uns<br />
ist der verantwortungsvolle Umgang <strong>mit</strong><br />
Hähnchen und Puten oberstes Gebot. Jeder<br />
der rund 6.500 deutschen Geflügelhalter<br />
kümmert sich Tag für Tag sorgsam um die<br />
Aufzucht des eigenen Geflügels und achtet<br />
dabei konsequent <strong>auf</strong> Tier-, Umwelt- und<br />
Verbraucherschutz. Unsere hoch qualifizierte<br />
Ausbildung, die strengen deutschen Gesetze<br />
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