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Das Konzept der Konsumentenrente, Produzentenrente ... - eewco

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economics of economy wide coordination (<strong>eewco</strong>)<br />

Ökonomik <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Koordination<br />

Michael Rumpelt<br />

<strong>Das</strong> <strong>Konzept</strong> <strong>der</strong> <strong>Konsumentenrente</strong>,<br />

<strong>Produzentenrente</strong> und des Sozialen<br />

Überschusses auf Aussagekraft befragt<br />

Ideenpapier zu Themenfeld 6, Theorievergleiche, Wohlfahrtsökonomik<br />

Status: erste Formulierung<br />

Version: 2011.12 [2]<br />

www.<strong>eewco</strong>-rumpelt.net


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Das</strong> <strong>Konzept</strong> <strong>der</strong> <strong>Konsumentenrente</strong>, <strong>Produzentenrente</strong> und des Sozialen<br />

Überschusses befragt.....................................................................................................1<br />

Ziel des Textes ..............................................................................................................2<br />

<strong>Das</strong> Rentenkonzept (Sozialer Überschuss) ...................................................................2<br />

Zur Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Konsumentenrente</strong> .........................................................................4<br />

Zur Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Produzentenrente</strong>............................................................................5<br />

Zur Bedeutung des sozialen Überschusses ...................................................................6<br />

Über den einzelnen Markt hinaus gedacht....................................................................6<br />

Allein marktbezogen .................................................................................................7<br />

Sozialer Überschuss über mehrere Märkte in <strong>der</strong> Literatur ......................................7<br />

Fixpreise und alternative Faktorverwendung............................................................7<br />

Neues Produkt ...........................................................................................................8<br />

Umsatzsteuer und Mittelverwendung .......................................................................9<br />

Die Aussagekraft des <strong>Konzept</strong>s „Sozialer Überschuss“ erneut betrachtet..................11<br />

Anhang ........................................................................................................................13<br />

Literaturverzeichnis.................................................................................................13<br />

Sammlung für weitere Literatur..............................................................................13<br />

Sammlung von Anwendungsfällen aus <strong>der</strong> Literatur..............................................13<br />

ToDoListe ...............................................................................................................13<br />

Ziel des Textes<br />

Eines <strong>der</strong> zur Beurteilung von Märkten herangezogenen Kriterien ist das Rentenkonzept,<br />

das auch <strong>Konzept</strong> des Sozialen Überschusses genannt wird. In diesem Text<br />

soll <strong>der</strong> Aussagegehalt dieses Kriteriums zusammengetragen werden, und wann und wie<br />

das Kriterium verwendet werden kann. Dabei soll insbeson<strong>der</strong>e auf den Bezug zur<br />

Gesamtwirtschaft geachtet werden.<br />

Textstatus<br />

Allgemeine Literatur stichprobenartig befragt, keine Spezialliteratur gesucht, Vor <strong>der</strong><br />

Diskussion<br />

<strong>Das</strong> Rentenkonzept (Sozialer Überschuss)<br />

<strong>Konsumentenrente</strong> 1<br />

„Die Höhe <strong>der</strong> <strong>Konsumentenrente</strong> pro Einheit eines Gutes entspricht <strong>der</strong> Differenz<br />

zwischen dem Preis, den die Nachfrager grundsätzlich zu zahlen bereit wären, und dem<br />

Nachfragepreis.“<br />

1 Die Definitionen stammen aus Fritsch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. (1996): S. 36f. In diesem Buch wird<br />

das Rentenkonzept allerdings keiner genaueren Analyse unterzogen und im weiteren Verlauf des Buches<br />

auch nur gelegentlich eingesetzt. Insofern handelt es sich nicht um ein Spezialbuch für das <strong>Konzept</strong> des<br />

Sozialen Überschusses. An<strong>der</strong>erseits spiegelt es den Stand <strong>der</strong> Diskussion von 1996, <strong>der</strong> sich meines<br />

Wissens nicht wesentlich geän<strong>der</strong>t hat.<br />

2


<strong>Produzentenrente</strong><br />

„Die Höhe <strong>der</strong> <strong>Produzentenrente</strong> pro Einheit ist gleich <strong>der</strong> Differenz zwischen dem<br />

Marktpreis und demjenigen Preis zu dem ein Anbieter zur Transaktion bereit wäre;“<br />

Sozialer Überschuss<br />

„Die Summe aus Konsumenten- und <strong>Produzentenrente</strong> wird als sozialer Überschuß<br />

bezeichnet, […]“<br />

Eine Situationsbewertung mit dem <strong>Konzept</strong> des Sozialen Überschusses wird<br />

typischerweise für einen Markt und grafisch mit <strong>der</strong> Darstellung eines Marktkreuzes<br />

durchgeführt (Abbildung 1).<br />

Abbildung 1: Konsumenten- und <strong>Produzentenrente</strong><br />

<strong>Konsumentenrente</strong><br />

Preis<br />

<strong>Produzentenrente</strong><br />

Angebot<br />

Nachfrage<br />

Menge<br />

Quelle: Nach Fritsch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. (1996): S. 36.<br />

Inwiefern das <strong>Konzept</strong> auch eine mehrere Märkte umfassende Betrachtung ermöglicht<br />

und dafür auch eingesetzt wird, wird im zweiten Teil des Textes thematisiert.<br />

3


Zur Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Konsumentenrente</strong><br />

Aus <strong>der</strong> Nachfragekurve lässt sich ablesen, dass die Nachfrager bei höheren Preisen<br />

weniger Menge nachfragen würden. Sie bekommen also beim realisierten Preis mehr<br />

Menge zu einem kleineren Preis. Unter den üblichen Annahmen ist diese Situation als<br />

vorteilhaft anzusehen. 2<br />

Dieser Vorteil wird nun gemäß des <strong>Konzept</strong>s des Sozialen Überschusses in <strong>der</strong><br />

Fläche „<strong>Konsumentenrente</strong>“ quantifiziert. Warum die Fläche ein geeignetes Maß ist, um<br />

diesen Vorteil zu repräsentieren, darüber geben Fritsch/Wein/Ewers nur kursorisch<br />

Auskunft. Überlegen wir also, was die Fläche „<strong>Konsumentenrente</strong>“ aussagt.<br />

Was sagt die Fläche „<strong>Konsumentenrente</strong>“ aus<br />

1. Begründungsversuch:<br />

Die Fläche „<strong>Konsumentenrente</strong>“ ist <strong>der</strong> Geldbetrag, den die Nachfrager für diesen<br />

Markt auszugeben bereit wären, und den sie nun für an<strong>der</strong>e Zwecke einsetzen<br />

können.<br />

1a) Wenn das stimmen würde, wäre damit immerhin ein Maß für den geldwerten<br />

Vorteil gefunden. Es wäre dann wünschenswert, den geldwerten Vorteil noch mit dem<br />

Nutzen in Beziehung zu setzen.<br />

1b) Die Begründung ist sachlich falsch. Die Nachfrager optimieren ihre<br />

Budgetverwendung unter gegebenen Bedingungen und formulieren auf diese Weise ihre<br />

Nachfragefunktionen. Teil <strong>der</strong> Bedingungen ist die Marktform. Die in <strong>der</strong> Abbildung<br />

unterstellte Marktform ist ein Markt mit einheitlichem Preis. Wäre <strong>der</strong> Markt ein Markt<br />

mit perfekter Preisdiskriminierung dann sähe das optimale Güterbündel an<strong>der</strong>s aus und<br />

dementsprechend wäre auch die Nachfragefunktion eine an<strong>der</strong>e, als die für die<br />

Berechnung <strong>der</strong> <strong>Konsumentenrente</strong> verwendete.<br />

2. Begründungsversuch:<br />

Die Fläche „<strong>Konsumentenrente</strong>“ ist ein Maß für den Nutzen, den die Nachfrager<br />

durch die Preissenkung und Mengenausdehnung bekommen.<br />

2a) Denkbar, wäre aber zu begründen. Ohne eine entsprechende Begründung möchte<br />

ich Bewertungen wirtschaftlicher Organisationsformen und Situationen nicht auf<br />

diesem <strong>Konzept</strong> gründen.<br />

Die Aufgabe wäre: Ein Präferenz- o<strong>der</strong> Bedürfniskonzept, Erstellung <strong>der</strong><br />

Nachfragekurven und Ermittlung <strong>der</strong> Nutzen für die Individuen. Dann Aggregation über<br />

die Individuen erläutern. Dann das Verhältnis zur Fläche „<strong>Konsumentenrente</strong>“ klären.<br />

<strong>Das</strong>s es durchaus fraglich ist, ob ein Zusammenhang von Fläche und Nutzen besteht,<br />

lässt sich aus den Überlegungen im Abschnitt „Neues Produkt“ ersehen.<br />

2 (Anregung zum Thema) Mögliche Gründe dafür, dass die realisierte Situation gegenüber einer Situation<br />

mit weniger Menge und höherem Preis nachteilig ist, können sein: a) <strong>Das</strong> Mehr an Menge verursacht<br />

Schäden, die im Koordinationsprozess über den Markt nicht berücksichtigt werden. Beachte bei <strong>der</strong><br />

Abschätzung des Arguments, dass die Organisation über Märkte externe Effekte diese Art mit Anreizen<br />

versieht (aus Ideenpapier im Themenfeld T4, ökonomische Theorie, Organisationsformen). b) Der<br />

relative Wohlstand einzelner Individuen kann sich verschieben.<br />

4


Fazit: <strong>Das</strong>s ein weiter rechts liegen<strong>der</strong> Punkt auf <strong>der</strong> Nachfragekurve, zumindest<br />

kurzfristig, für einen höheren Nutzen steht, ist unstrittig. Welche Bedeutung allerdings<br />

<strong>der</strong> Fläche „<strong>Konsumentenrente</strong>“ ist ungeklärt und es steht zu vermuten, dass <strong>der</strong><br />

„<strong>Konsumentenrente</strong>“ keine Bedeutung beigemessen werden kann, die über ein „mehr ist<br />

besser“ hinausgeht.<br />

Zur Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Produzentenrente</strong><br />

Aus <strong>der</strong> Angebotskurve lässt sich ablesen, dass die Anbieter bei niedrigeren Preisen<br />

weniger Menge anbieten würden. Sie bekommen also beim realisierten Preis mehr Erlös<br />

bei einer größeren Absatzmenge. Diese Situation dürften die meisten Unternehmen<br />

vorziehen, obwohl es auch einige geben könnte, die sich relativ verschlechtern.<br />

Diese Vorteilhaftigkeit wird nun mit <strong>der</strong> Fläche <strong>der</strong> <strong>Produzentenrente</strong> quantifiziert.<br />

Für eine Begründung findet sich bei Fritsch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. <strong>der</strong> Hinweis auf<br />

die inframarginalen Gewinne. Überlegen wir, welche Bedeutung die Fläche<br />

„<strong>Produzentenrente</strong>“ hat.<br />

Was sagt die Fläche „<strong>Produzentenrente</strong>“ aus<br />

1. Begründungsversuch:<br />

Die Fläche „<strong>Produzentenrente</strong>“ ist ein Maß für die Unternehmensvorteile, das<br />

etwas an<strong>der</strong>es beinhaltet als Gewinn.<br />

1a) Da in <strong>der</strong> Volkswirtschaftslehre zum ganz überwiegenden Teil die Gewinnmaximierung<br />

als Unternehmensziel verwendet wird, ist bei <strong>der</strong> Verwendung einer<br />

an<strong>der</strong>en Erfolgsgröße zumindest deutlich darauf hinzuweisen. Da dies nicht geschehen<br />

ist, scheidet diese Möglichkeit aus.<br />

2. Begründungsversuch:<br />

Die Fläche „<strong>Produzentenrente</strong>“ ist gibt den Gewinn <strong>der</strong> Unternehmen an. Je<br />

größer <strong>der</strong> Gewinn <strong>der</strong> Unternehmen, desto größer ist die Wohlfahrt.<br />

2a) Die Angebotskurve wird gemäß den üblichen Annahmen aus <strong>der</strong> Grenzkostenkurve<br />

abgeleitet. Die Fläche „<strong>Produzentenrente</strong>“ ist damit nicht <strong>der</strong> Gewinn, son<strong>der</strong>n gibt<br />

einen Deckungsbeitrag an, von dem die Fixkosten noch abzuziehen sind. Es wäre auch<br />

die Frage nach Betriebsminima zu stellen. Zur Schätzung des Gewinns und<br />

insbeson<strong>der</strong>e zur Diskussion von Verän<strong>der</strong>ungen es Gewinns mag die <strong>Produzentenrente</strong><br />

taugen.<br />

2b) Weiteren Begründungsbedarf sehe ich bei <strong>der</strong> Wahl des Vorteilhaftigkeitskriteriums<br />

„mehr Gewinn ist besser“. Dieses Kriterium steht im Wi<strong>der</strong>spruch zu Kriterien wie <strong>der</strong><br />

Renditenormalisierung und <strong>der</strong> Diffusion technischen Fortschritts. Aus<br />

5


gesamtwirtschaftlicher Sicht schätze ich einen mittelgroßen Gewinn als<br />

wünschenswerter ein.<br />

2c) Es stellt sich die Frage, warum <strong>der</strong> Gewinn als Einkommensart an<strong>der</strong>en Arten<br />

vorgezogen wird.<br />

Fazit: Die <strong>Produzentenrente</strong> ist ein Schätzer für die Unternehmensgewinne auf diesem<br />

Markt. Die gesamtwirtschaftliche Vorteilhaftigkeit von immer mehr Unternehmensgewinnen<br />

ist unbegründet.<br />

Zur Bedeutung des sozialen Überschusses<br />

Der soziale Überschuss wird gebildet aus <strong>der</strong> Summe von <strong>Konsumentenrente</strong> und<br />

<strong>Produzentenrente</strong>.<br />

Zur Ermittlung des Sozialen Überschusses addieren wir also einen in seinen<br />

Vorteilseigenschaften unbegründeten Schätzwert für Unternehmensgewinne und einen<br />

in seinem Nutzenbezug angedeuteten Schätzwert, dessen Schätzeigenschaften zudem<br />

zweifelhaft sind.<br />

Es ist zudem zu begründen, wieso <strong>der</strong> Gewinn als Einkommensart und ein monetäres<br />

Nutzenmaß von Menschen miteinan<strong>der</strong> verrechnet werden können, um einen<br />

Gesamtwohlfahrtseffekt zu errechnen. Die Addierbarkeit dieser Größen ist mir unklar.<br />

Über den einzelnen Markt hinaus gedacht<br />

<strong>Das</strong> <strong>Konzept</strong> des Sozialen Überschusses wird in den meisten Fällen nur auf einen Markt<br />

bezogen. Aus einer erweiterten Sicht werden damit vielfach die falschen Schlüsse<br />

gezogen, wie ich mit Beispielen in diesem Abschnitt zeigen möchte.<br />

Wird das <strong>Konzept</strong> des Sozialen Überschusses hingegen weiter gefasst, indem die<br />

Gesamtheit <strong>der</strong> Märkte in die Überlegungen einbezogen wird, dann fehlt das Werkzeug,<br />

um die Wechselwirkungen zwischen den Märkten abbilden und die sich daraus<br />

ergebenden Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Renten ermitteln zu können. <strong>Das</strong> <strong>Konzept</strong> des Sozialen<br />

Überschusses ist in dieser Interpretation praktisch unanwendbar.<br />

6


Allein marktbezogen<br />

Bei <strong>der</strong> Begutachtung des Kriteriums „Sozialer Überschuss“ ist auch zu<br />

berücksichtigen, dass es sich um ein Kriterium handelt, dass ausschließlich für Märkte<br />

verwendet werden kann. Alle nutzenwirksamen Lebensbereiche, die nicht über Märkte<br />

organisiert werden, können mit dem Kriterium nicht thematisiert werden. <strong>Das</strong> Kriterium<br />

kann deshalb auch nicht dazu verwendet werden, einen Organisationsmix aus<br />

unterschiedlichen Organisationsformen zu gestalten.<br />

Sozialer Überschuss über mehrere Märkte in <strong>der</strong> Literatur<br />

In diesem Abschnitt möchte ich eine Sammlung von Beispielen aus <strong>der</strong> Literatur<br />

anlegen, in denen <strong>der</strong> Soziale Überschuss auf die Gesamtheit <strong>der</strong> Märkte bezogen wird.<br />

„Über die Märkte hinweg wird <strong>der</strong> soziale Überschuß maximiert, wenn die<br />

Produktionsfaktoren zwischen den verschiedenen Verwendungsarten vollständig mobil<br />

sind, […]“<br />

Frisch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. (1996): S. 37.<br />

Diskussion<br />

Ich hätte gerne ein Beispiel, um einen Einstieg in die Umsetzungsprozesse zu<br />

bekommen und dann schneller in die Überprüfung <strong>der</strong> getroffenen Annahmen<br />

einsteigen zu können. Da kein direkter Literaturverweise angegeben ist, hoffe ich<br />

im in <strong>der</strong> Literaturliste angegebenen Buch von B. Külp fündig werden zu können.<br />

Fixpreise und alternative Faktorverwendung<br />

Nehmen wir an, des gebe einen Fixpreis <strong>der</strong> größer ist als <strong>der</strong> Preis, <strong>der</strong> sich aus<br />

Angebots- und Nachfragekurve ergibt. 3 Die abgesetzte Menge wird in diesem Fall von<br />

<strong>der</strong> Nachfrage bestimmt und es kommt zu einem Angebotsüberschuss. Die Menge ist<br />

kleiner als im Fall ohne Fixpreis und <strong>der</strong> Preis höher.<br />

Die <strong>Konsumentenrente</strong> nimmt ab, die <strong>Produzentenrente</strong> nimmt zu. Der Übergang<br />

von <strong>Konsumentenrente</strong> zu <strong>Produzentenrente</strong> wird vom Kriterium „Sozialer Überschuss“<br />

als neutral bewertet. Zudem nimmt <strong>der</strong> Soziale Überschuss in Höhe des Dreiecks ABC<br />

ab. Die Situation ist in Abbildung 2 dargestellt.<br />

3 Quelle nicht notiert, aus <strong>der</strong> Erinnerung reproduziert.<br />

7


Abbildung 2: Fixpreis und alternative Faktorverwendung<br />

Preis<br />

P fix<br />

P<br />

A<br />

B<br />

C<br />

alternative<br />

Verwendung <strong>der</strong><br />

freigewordenen<br />

Produktionsfaktoren<br />

X fix<br />

X<br />

Menge<br />

Der Wohlfahrtsverlust eines solchen Fixpreises wird nun – standardmäßig<br />

gelegentlich – in Höhe <strong>der</strong> Fläche konstatiert, den <strong>der</strong> Soziale Überschuss auf diesem<br />

Markt zurückgegangen ist. Wenn wir nun die Gesamtheit <strong>der</strong> Märkte betrachten, dann<br />

ist davon auszugehen, dass <strong>der</strong> Teil <strong>der</strong> Faktoren, <strong>der</strong> nicht mehr für die Produktion des<br />

gezeigten Marktes benötigt wird, an<strong>der</strong>weitig eingesetzt wird. Da Faktoren auch zuvor<br />

hätten an<strong>der</strong>weitig eingesetzt werden können, dies jedoch nicht geschehen ist,<br />

bevorzuge auch ich – ohne tiefere Analyse getätigt zu haben – den Markt ohne Fixpreis.<br />

Als Maß für den Wohlfahrtsverlust das Verlustdreick heranzuziehen, übersieht jedoch<br />

die alternativen Verwendungsmöglichkeiten <strong>der</strong> freiwerdenden Faktoren.<br />

Fazit: Die Verän<strong>der</strong>ungsrichtung des Sozialen Überschusses stimmt mit dem Kriterium<br />

überein, dass die Lösung zu bevorzugen ist, die sich durch Angebots- und<br />

Nachfragekurven ergibt. Die Ermittlung <strong>der</strong> Flächengröße des Sozialen Überschusses<br />

als Dreieck auf einem Markt ist über die Märkte betrachtet falsch. Ungeklärt bleibt die<br />

Frage, wie <strong>der</strong> Fixpreis entstanden ist und ob mit den Gründen für den Fixpreis nicht<br />

weitere wohlfahrtsrelevante Fragen verbunden sind.<br />

Neues Produkt<br />

Nehmen wir zur Konstruktion <strong>der</strong> Ausgangslage an, dass es eine Wirtschaft mit genau<br />

einem Markt gebe. Die Leute geben ihr Einkommen auf diesem Markt aus, wodurch<br />

8


sich die Nachfragekurve als Hyperbel bestimmt. Es gibt zudem eine übliche<br />

Angebotsfunktion. Mit Angebots- und Nachfragefunktionen lässt sich <strong>der</strong> Soziale<br />

Überschuss ermitteln.<br />

Nehmen wir nun an, dass ein neues Produkt entwickelt wird. Nehmen wir an, dass<br />

das neue Produkt in gleicher Weise wertgeschätzt wird, wie das bereits vorhandene und<br />

auch Aufwand in <strong>der</strong> gleichen Höhe erfor<strong>der</strong>t. Die Leute teilen also ihr Budget je zur<br />

Hälfte auf die beiden Märkte auf, und auch die Produktionsfaktoren werden je zur<br />

Hälfte für einen <strong>der</strong> beiden Märkte eingesetzt. Für den Verlauf <strong>der</strong> beiden<br />

Angebotskurven sind unterschiedliche Annahmen denkbar, je nachdem wie <strong>der</strong><br />

steigende Grenzkostenverlauf begründet wird.<br />

Der Soziale Überschuss auf dem ersten Markt ist deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig<br />

haben die Menschen in <strong>der</strong> Wirtschaft mehr Möglichkeiten bekommen und nutzen diese<br />

auch. <strong>Das</strong> ist wohl als Wohlfahrtssteigerung zu bewerten.<br />

Wenn wir nun den Sozialen Überschuss als Summe über beide Märkte betrachten,<br />

dann kann er im Vergleich zur Ausgangslage zurückgegangen, gleichgeblieben o<strong>der</strong><br />

gestiegen sein, je nachdem wie <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Angebotskurve begründet wird. Auch<br />

über beide Märkte hinweg zeigt <strong>der</strong> Soziale Überschuss nicht den Wohlfahrtsgewinn an,<br />

<strong>der</strong> durch die größere Wahlmöglichkeit entstanden ist.<br />

Umsatzsteuer und Mittelverwendung<br />

Betrachten wir nun den Fall, dass <strong>der</strong> Staat eine Umsatzsteuer erhebt. 4 In Abbildung 3<br />

wird die Umsatzsteuer als ein prozentualer Zuschlag auf den Angebotspreis erhoben.<br />

Der Preis mit Umsatzsteuer ist höher als <strong>der</strong> Preis im Fall ohne Umsatzsteuer, die<br />

Menge kleiner. <strong>Konsumentenrente</strong> und <strong>Produzentenrente</strong> gehen zurück und zwar um<br />

den Umsatz, <strong>der</strong> als Steuern an den Staat geht, und das Dreieck ABC. Bei Betrachtung<br />

dieser Konstellation wird – standardmäßig gelegentlich – geschlussfolgert, dass das<br />

Eingreifen des Staates zu einem Wohlfahrtsverlust in Höhe des Dreiecks ABC führe.<br />

4 Quelle nicht notiert, aus <strong>der</strong> Erinnerung reproduziert.<br />

9


Abbildung 3: Umsatzsteuer und Mittelverwendung<br />

Preis<br />

P UST<br />

P<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Mittelverwendung<br />

+ alternative<br />

Verwendung <strong>der</strong><br />

freigewordenen<br />

Produktionsfaktoren<br />

X UST<br />

X<br />

Menge<br />

Wie im Beispiel mit dem höheren fixen Preis ist zunächst zu bedenken, dass die<br />

freiwerdenden Faktoren in an<strong>der</strong>en Verwendungen eingesetzt werden, so dass die<br />

Fläche des Dreiecks ABC schon aus diesem Grund den Wohlfahrtsverlust aus dem<br />

Rückgang <strong>der</strong> umgesetzten Menge auf dem Markt falsch bemisst.<br />

Der Staat wird nun sein eingenommenes Geld verwenden. Mögliche Verwendungen<br />

können sein:<br />

1. Es werden Rahmenbedingungen zur Entstehung und Pflege weiterer Märkte<br />

geschaffen.<br />

2. <strong>Das</strong> Geld wird (aufwandslos) verjubelt.<br />

3. <strong>Das</strong> Geld wird für destruktive Projekte verwendet.<br />

4. <strong>Das</strong> Geld wird umverteilt. 5<br />

5. <strong>Das</strong> Geld wird für außermarktliche nutzenstiftende Projekte verwendet.<br />

In <strong>der</strong> obigen Argumentation wird nur <strong>der</strong> 2. Fall berücksichtigt. Die mit den staatlichen<br />

Einnahmen bewirkte weitere Einfluss auf die Ressourcenverwendung und die mit dieser<br />

Verwendung entstehenden Werte o<strong>der</strong> Schäden werden nicht thematisiert. 6<br />

5 Damit fließt es wie<strong>der</strong> in die Ausgabebudgets. Die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts. Damit<br />

erhöhen sich wie<strong>der</strong> die Einnahmen des Staates und die Produktionsmenge dehnt sich wie<strong>der</strong> ein Stück<br />

aus. Wo dieser Multiplikator zur Ruhe kommt, erkenne ich momentan nicht.<br />

6<br />

10


Die Aussagekraft des <strong>Konzept</strong>s „Sozialer Überschuss“ erneut<br />

betrachtet<br />

Fassen wir zusammen:<br />

• Der Bezug <strong>der</strong> <strong>Konsumentenrente</strong> zum Nutzen ist unklar.<br />

• Zur Bestimmung <strong>der</strong> monetären Ersparnis durch eine Preissenkung ist die<br />

normale Nachfragekurve die falsche Grundlage.<br />

• Die <strong>Produzentenrente</strong> ist ein Schätzwert für den Gewinn <strong>der</strong> Unternehmen. <strong>Das</strong>s<br />

mehr Gewinn <strong>der</strong> Unternehmen gesamtgesellschaftlich wohlfahrtssteigernd sein<br />

soll, wi<strong>der</strong>spricht an<strong>der</strong>en Kriterien zur Funktionsfähigkeit <strong>der</strong> Marktwirtschaft.<br />

• Es stellt sich die Frage, wieso <strong>der</strong> Gewinn gegenüber an<strong>der</strong>en Einkommensarten<br />

bevorzugt wird.<br />

• Es bleibt unklar wieso sich die Einkommensart Gewinn und ein monetäres<br />

Nutzenmaß zum Sozialen Überschuss addieren lassen.<br />

• Entwe<strong>der</strong> die Analyse wird auf einen Markt beschränkt und führt zu<br />

unplausiblen Ergebnissen, sobald <strong>der</strong> Blick auf weitergehende Effekte gerichtet<br />

wird, o<strong>der</strong> es fehlt das Instrumentarium zur Analyse <strong>der</strong> Marktinterdependenzen.<br />

• Nutzenstiftende Ressourcenverwendungen außerhalb des Marktes werden nicht<br />

erfasst.<br />

Fazit: Der Soziale Überschuss ist kein Kriterium auf das ich Bewertungen<br />

wirtschaftlicher Situation und Organisationsformen stützen möchte.<br />

Allerdings weist <strong>der</strong> Soziale Überschuss auf die Differenz zwischen Angebots- und<br />

Nachfragefunktionen hin, die in den Abbildungen des Marktkreuzes augenfällig<br />

werden. Diese Differenz hat eine Bedeutung, die Frage ist welche.<br />

M. E. steht die Differenz von Angebots- und Nachfragefunktion für die Vorteile, die<br />

den Vertragsparteien bei einem Tausch entstehen. Ich stimme zu, dass diese<br />

Die Eingriffswirkungen des Staates einerseits zur berücksichtigen, die Folgen aus <strong>der</strong> Mittelverwendung<br />

als nicht existent zu betrachten, bewerte ich als grob unsportlich.<br />

Eine Argumentationsfigur, die mir auch ohne Verwendung des <strong>Konzept</strong>s des Sozialen Überschusses<br />

begegnet ist. <strong>Das</strong> war allerdings bevor ich mich dazu entschlossen habe, einen Text zu dem Thema zu<br />

verfassen, so dass ich momentan dazu keine Literaturangaben machen kann. Ich werde eine Sammlung<br />

dafür anlegen und nehme Hinweise dazu auf.<br />

11


Vorteilhaftigkeit des Tauschs für die Vertragsparteien wohlfahrtstheoretisch relevant ist.<br />

Je mehr solcher Tauschakte ermöglicht werden, desto mehr dieser Vorteile entstehen.<br />

Nur ist die Fläche zur Quantifizierung dieses Vorteils nicht geeignet. Zudem ist <strong>der</strong><br />

Schluss von einem Vorteil <strong>der</strong> Vertragsparteien auf einem Markt hin zur<br />

gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt übereilt.<br />

12


Anhang<br />

Literaturverzeichnis<br />

Fritsch M./Wein, T./Ewers H.-J. (1996): Marktversagen und Wirtschaftspolitik, 2.<br />

Aufl., München.<br />

Sammlung für weitere Literatur<br />

Külp, B (1975): Wohlfahrtsökonomik I, Die Wohlfahrtskriterien, Tübingen/Düsseldorf.<br />

Sammlung von Anwendungsfällen aus <strong>der</strong> Literatur<br />

Dazu wird ein eigenes Dokument angelegt.<br />

ToDoListe<br />

Neuere Auflage von Fritsch/Wein/Ewers nachsehen.<br />

pdf Meta-Elemente<br />

Thema<br />

<strong>Konsumentenrente</strong>, <strong>Produzentenrente</strong> und sozialer Überschuss werden auf ihren<br />

Aussagegehalt hin befragt. Auch über den einzelnen Markt hinaus. Kritik.<br />

13

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