Bayreuther Woche
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Seite 4 · <strong>Bayreuther</strong> <strong>Woche</strong> BAYREUTH<br />
Mittwoch, 5. September 2012<br />
Im Lastenausgleichsarchiv<br />
in Bayreuth wird ein<br />
großes Kapitel deutscher<br />
Nachkriegsgeschichte<br />
dokumentiert. Die Bundesregierung<br />
sieht ideale<br />
Voraussetzungen für die<br />
Zusammenarbeit mit<br />
der Universität vor Ort.<br />
Bayreuth –Die Schätze des Bundesarchivs<br />
(Lastenausgleichsarchiv) in<br />
Bayreuth stärker zu heben, dieses<br />
Ziel soll eine geplante Kooperation<br />
zwischen der Einrichtung im Alten<br />
Städtischen Krankenhaus und der<br />
UniversitätBayreuth verfolgen. „Wir<br />
wollen die Integrationsforschung<br />
unter Einbeziehung des Archivs stärker<br />
vorantreiben“, sagte der Parlamentarische<br />
Finanzstaatssekretär<br />
und <strong>Bayreuther</strong><br />
„ Die Benutzerzahlen sind<br />
sprunghaft gestiegen. “<br />
Archiv-Leiterin Stefanie Jost<br />
Bundestagsabgeordnete<br />
Hartmut Koschyk<br />
bei seinemAntrittsbesuch<br />
bei der<br />
neuen Leiterin Dr. Stefanie Jost. Die<br />
gebürtige Mannheimerin hat vor<br />
Kurzem die Nachfolge von Dr.Ulrich<br />
Ringsdorf angetreten.<br />
Die Arbeit der <strong>Bayreuther</strong> Einrichtung<br />
habe in den zurückliegenden<br />
Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen,sagte<br />
Jost, die in Heidelberg<br />
Latein und Geschichte studiert und<br />
anschließend eine Archivausbildung<br />
absolviert hatte. „Wir werden stark<br />
nachgefragt, die Benutzerzahlen<br />
sind sprunghaft gestiegen“,sagt Jost.<br />
Allerdings stehe der Bereich Wissenschaft<br />
undForschung nicht an erster<br />
Stelle, vielmehr gehe es noch überwiegend<br />
umfamiliengeschichtliche<br />
Inhalte. Dennoch sei festzustellen,<br />
dass das Thema „Flucht und Vertreibung“<br />
heute viel größere Bevölkerungskreise<br />
anspreche als in der Vergangenheit.<br />
Während der Komplex<br />
Vertreibung früher als Domäne einiger<br />
weniger Verbände gegolten habe,<br />
geheman mittlerweile dazu über,die<br />
Nachkriegsgeschichte auf breiterer<br />
Basis zuerforschen, ohne den Vorwurf<br />
des Revanchismus befürchten<br />
zu müssen.<br />
„Deswegen sollte auch über eine<br />
Forschungsstelle eine Brücke zur<br />
Universität geschlagenwerden“, sagte<br />
Koschyk. Die Voraussetzungen dafür<br />
könnteninBayreuth nicht besser<br />
sein. Das Thema des Lastenausgleichs<br />
umfasse historische, aber<br />
auchsoziale und wirtschaftliche Forschungsschwer-<br />
punkte, die in einer<br />
Kooperation<br />
hervorragend vertieft<br />
werden<br />
könnten. Nicht<br />
zuletzt, weil immer<br />
mehr Wissenschaftler aus<br />
Mittel- und Osteuropa zunehmend<br />
auf die Bestände des <strong>Bayreuther</strong> Archivszugreifen,<br />
sei es von großer Bedeutung,<br />
dass die Bestände stärker<br />
als bisher für die wissenschaftliche<br />
Forschung geöffnet werden.<br />
Das Lastenausgleichsarchiv beherbergt<br />
weit über drei Millionen Akten<br />
auf 36 Regalkilometern, 22 Millionen<br />
Karteikarten des kirchlichen<br />
Suchdienstes, rund 350000 Fotogra-<br />
fien und 8000 historische Landkarten.<br />
Damit wird in Bayreuth, von der<br />
Öffentlichkeit kaum wahrgenommen,<br />
eindrucksvoll ein zentrales Kapitel<br />
deutscher Nachkriegsgeschichte<br />
dokumentiert. Der sperrige Name<br />
Lastenausgleichsarchiv kommt von<br />
den Akten aus dem sogenannten Lastenausgleich.<br />
Dabei handelt es sich<br />
um die Unterlagen von Vertriebenen<br />
aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten<br />
sowieSüd- und Osteuropas,<br />
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Bayreuth. Das Bild zeigt sieinmitten der Akten, die sieverwaltet.<br />
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unter anderem Grundbuchauszüge,<br />
Pläne und Fotos, die sämtliche Besitz-<br />
und Lebensverhältnisse der<br />
Menschen umfassend dokumentieren.<br />
Zweiter wesentlicher Baustein der<br />
Archivarbeit sind die Heimat- und<br />
Ortskarteien der Kirchen aus dem<br />
ehemaligen Ostpreußen, Pommern,<br />
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besitzt das Archiv eine Art<br />
„Einwohnermeldeamt“ des ehemaligen<br />
deutschen Ostens. Neben den<br />
genannten Dokumenten beherbergt<br />
das Archiv außerdem rund 10000 Berichte<br />
von Zeitzeugen, 18000 Fragebögen<br />
und 6000 Berichte von Amtsträgern<br />
wie Kirchenmännern, Lehrern<br />
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im Jahr 1989 seine Arbeit in Bayreuth<br />
aufgenommen und 1996 sein<br />
jetziges Domizil in der Dr.-Franz-<br />
Straße bezogen. Dort und in einem<br />
angrenzenden Magazinneubau ist<br />
das gesamte Archivgut auf einer Fläche<br />
von fast 6000 Quadratmetern<br />
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Quelle: ZMG