Mit der neuen Namens- und Funktionsliste 2013 zum Herausnehmen
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Berichte<br />
Wan<strong>der</strong>gruppe Renate Richter<br />
Am Felsenmeer in Schnee <strong>und</strong> Blitzeis<br />
Der Blick vor die Haustür am frühen Morgen ließ schon Schlimmes<br />
ahnen: gefrieren<strong>der</strong> Regen.<br />
Zehn Unentwegte fanden sich trotzdem ein, denen Wind <strong>und</strong> Wetter<br />
die Wan<strong>der</strong>laune nicht vertrieben hatten. Der Zug brachte uns <strong>zum</strong><br />
Ausgangspunkt unserer Tour nach Bensheim. Der Anstieg dort <strong>zum</strong><br />
Kirchberghäuschen auf die Höhe sollte unsere Teststrecke sein. Wir<br />
meisterten diese besser als gedacht. Das Gruppenfoto zeigt, dass wir<br />
unseren Weg frohen Mutes fortsetzen wollten.<br />
Der Regen stellte sich allmählich ein <strong>und</strong> so manches Mal blitzte ein<br />
Sonnenstrahl durch die Wolkendecke. Unser Weg führte über bewaldete<br />
Kuppen <strong>und</strong> Feld- <strong>und</strong> Weideflächen mit freiem Blick, wie es<br />
für den Odenwald typisch ist. Nach <strong>und</strong> nach kündigten Felsblöcke<br />
das Ziel unserer Wan<strong>der</strong>ung an: das Felsenmeer, eine eiszeitliche<br />
Blockhalde.<br />
Der Quarzdiorit bildete sich schon im Erdaltertum vor 380 bis 340<br />
Millionen Jahren. Doch erst vor 50 Millionen Jahren, als <strong>der</strong> Rheingraben<br />
einbrach, setzte die Verwitterung ein. Der Permafrost <strong>der</strong><br />
Eiszeiten vollendete die Erosion <strong>und</strong> sprengte das Gestein in Blöcke.<br />
In <strong>der</strong> Erwärmungsphase nach <strong>der</strong> letzten Eiszeit fanden die lockeren<br />
Felsmassen keinen Halt mehr <strong>und</strong> rutschten den Berghang hinab.<br />
Unser Wan<strong>der</strong>weg schlängelte sich durch die Blockhalde hinauf<br />
<strong>zum</strong> Felsberg. Schon die Römer nutzten das Felsenmeer <strong>und</strong> bauten<br />
dort ihre Werkplätze auf. <strong>Mit</strong> Steinsägen <strong>und</strong> Eisenkeiltechnik<br />
schnitten sie Qua<strong>der</strong> heraus <strong>und</strong> bearbeiteten diese an Ort <strong>und</strong> Stelle.<br />
Gut konnten wir die Spuren <strong>der</strong> Römer erkennen, denn fast 300<br />
beschädigte <strong>und</strong> unfertige Werkstücke blieben einfach liegen. Das<br />
berühmteste „Fehlstück“ ist die Römersäule. Vollendet <strong>und</strong> wie <strong>zum</strong><br />
Abtransport bereit, ruht sie dort seit Jahrhun<strong>der</strong>ten.<br />
Jenseits des Felsberges hielten wir <strong>Mit</strong>tagsrast im Gasthof Kuralpe.<br />
Am Schlittenhang herrschte dort Trubel <strong>und</strong> Heiterkeit. Auch wir waren<br />
bester Stimmung.<br />
Die Ernüchterung stellte sich erst beim Aufbruch ein. Jetzt bemerkten<br />
wir den Wetterumschwung. Heftiger Regen prasselte nie<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />
gefror augenblicklich auf dem kalten Boden. Auf den öffentlichen<br />
Nahverkehr konnten wir nicht ausweichen. Dies hatte ich schon im<br />
Vorfeld recherchiert. Es blieb uns nur übrig, den Marsch nach Bensheim<br />
anzutreten, wobei sich die Gehzeit von zwei St<strong>und</strong>en entsprechend<br />
verlängern sollte. Auf Kleidung <strong>und</strong> Regenschirmen bildeten<br />
sich Eishäute, die wir immer wie<strong>der</strong> abklopfen mussten. Glitzerndes<br />
22 AiQ 2/<strong>2013</strong>