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Famulaturbericht - Marcus Klinik

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Meine erste Famulatur…<br />

<strong>Famulaturbericht</strong><br />

Ich studiere seit zwei Semestern in Graz /Österreich, daher hatte ich schon jetzt die<br />

Möglichkeit zu famulieren.<br />

Als gebürtige Westfälin habe ich „die“ erste Famulatur in der Nähe meiner Heimat<br />

abgeleistet. Zwei Wochen hospitierte ich in der Caspar Heinrich <strong>Klinik</strong>, einer<br />

Fachklinik für Rehabilitation in Bad Driburg mit den Abteilungen Innere Medizin und<br />

Orthopädie.<br />

Für meine Famulatur habe ich mich circa einen Monat vor Antritt im Sekretariat von<br />

Chefarzt Dr. Wrenger angemeldet und eine schriftliche Bewerbung eingereicht. Eine<br />

Woche vor der Famulatur habe ich mir diese noch einmal bestätigen lassen.<br />

Alle weiteren Formalitäten konnte ich am ersten Tag in der Verwaltung problemlos<br />

erledigen. Eine Vergütung erfolgte nicht.<br />

Ich habe während meiner Zeit in der <strong>Klinik</strong> zu Hause gewohnt, eine Unterkunft kann<br />

meines Wissens nach aber problemlos zur Verfügung gestellt werden.<br />

Eine Rehabilitationsklinik für die erste Famulatur auszuwählen erscheint vielleicht<br />

etwas seltsam und außergewöhnlich. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, um<br />

mich Patienten und Personal langsam anzunähern und nicht gleich in die Hektik der<br />

Akutmedizin zu verfallen.<br />

Die Innere Medizin der Caspar Heinrich <strong>Klinik</strong> behandelt vor allem Patienten aus den<br />

Bereichen der Kardiologie, Angiologie und Gastroenterologie.<br />

Die Patienten der Kardiologie kommen vor allem im Zustand nach Herzinfarkt,<br />

KORONAREN BYPASS- UND HERZKLAPPENOPERATIONEN WEGEN<br />

SCHWERER HERZINSUFFIZIENZ, Herzklappen-OP’s, arteriellem Hypertonus.<br />

Die gastroenterologischen Patienten leiden unter chronischen MDT-Erkrankungen<br />

und haben teilweise Stomata. Eine besondere Kooperation besteht zwischen den<br />

Lebertransplantationszentren in Hannover und Essen, so dass man immer wieder<br />

Patienten nach einer Transplantation zu sehen bekommt.<br />

Die Patienten wohnen während ihres Aufenthaltes in Einzelzimmern. Doppelzimmer<br />

stehen für die Patienten zur Verfügung, die mit einer Begleitperson anreisen. Die<br />

Zimmer haben hotelähnlichen Charakter und tragen dazu bei, dass sich Patienten<br />

wohlfühlen und erholen können.<br />

An meinem ersten Tag wurde ich von der Sekretärin, dem Chefarzt und den übrigen<br />

Kollegen herzlich willkommen geheißen. Als Zugabe gab es gleich einen Kittel aus<br />

der Assistenzarztzeit vom Chef persönlich. Da spürt man förmlich das Wissen und<br />

die Erfahrung des Kittels auf einen überspringen - eine schöne Geste.<br />

Ein typischer Tag begann um 8:00 mit der morgendlichen Besprechung beider<br />

Fachbereiche. Der diensthabende Arzt der vorangegangenen Nacht machte eine<br />

kurze Übergabe, interessante Fälle wurden vorgestellt oder organisatorische Dinge<br />

geklärt.


Dann begann die Visite, nicht wie üblich auf der Station, sondern die Patienten<br />

kamen zum Arztzimmer. Eingeplant waren 10 Minuten pro Patient, wobei<br />

ausreichend Zeit blieb sich mit dem aktuellen Befinden des Patienten zu<br />

beschäftigen, sowie Probleme, oder Fortschritte anzusprechen. Oft habe ich diese<br />

Visite beim Chefarzt verbracht, wobei zusätzlich der Stationsarzt und jemand vom<br />

dortigen Pflegepersonal anwesend war. Während dieser Visiten kann man eine<br />

Menge lernen. Bevor der Patient hereinkam stellte ihn der Stationsarzt kurz vor. Bei<br />

mir unbekannten Krankheitsbildern wurde mir sofort eine kurze Erklärung geliefert.<br />

Man sah alle Befunde (EKG-, Labor-, Sono- und Echobefunde, die mir wann immer<br />

möglich und nötig erklärt wurden) sowie die Fortschritte im Bereich der<br />

Krankengymnastik. Da in der <strong>Klinik</strong> auch eine psychologische und sozialmedizinische<br />

Betreuung stattfindet können Patienten auf eine soziale Wiedereingliederung<br />

vorbereitet werden und konkrete Unterstützung erfahren.<br />

Viele Menschen habe ich mehrmals in den Visiten, oder Untersuchungen gesehen,<br />

sodass ich mir ein Bild über den Krankheitsverlauf machen konnte.<br />

Ein Steckenpferd des Chefarztes ist die Pharmakologie, sodass ich besonders in<br />

dem Bereich habe viel lernen können und begriffen habe - Pharma lernen lohnt sich<br />

wirklich, nicht nur oberflächlich, sondern richtig!<br />

Nach der Visite war meist schon Mittagszeit. Als Famulant kann man wie alle<br />

Angestellten aus vier Menüs wählen und bekommt dies umsonst.<br />

Danach war immer Zeit zum Selbststudium. Mir wurde ein eigener Raum zur<br />

Verfügung gestellt, in dem ich alle dort vorhandenen Bücher nutzen konnte. Oftmals<br />

habe ich mich mit meinen Spezialaufgaben beschäftigt, die ich vom Chef bekommen<br />

habe. Diese bestanden aus der Recherche von Krankheitsbildern,<br />

Differenzialdiagnosen, oder Befundkonstellationen. Anschließend haben wir sie<br />

immer diskutiert. Da es sich hier um Patienten handelte, die ich wirklich gesehen<br />

habe, war der Ansporn natürlich größer, als bei den Fällen, die man vielleicht aus<br />

dem üblichen Case based learning an der Uni kennt. All mein Wissen aus diesen<br />

Spezialaufträgen habe ich immer noch gut im Kopf.<br />

Wie es sich ergab habe ich den Rest des Tages bei Aufnahmeuntersuchungen auf<br />

den Stationen, oder bei Untersuchungen in den diagnostischen Abteilungen<br />

verbracht, mir Vorträge für Patienten angehört, oder Beratungsgespräche verfolgt.<br />

Bei den Aufnahmen wurde ich von den Stationsärzten immer herzlich willkommen<br />

geheißen, habe viel „Handwerkszeug“ mit auf den Weg bekommen und es bleib<br />

immer Zeit für alle Fragen, oder Missverständnisse.<br />

Ebenso war es in allen diagnostischen Abteilungen:<br />

Jeden morgen fand für eine Stunde die Wundsprechstunde statt, die von einem<br />

Chirurgen durchgeführt wird. Dort habe ich viel über Wundversorgung gelernt und<br />

auch einige Handgriffe selber durchführen dürfen.<br />

Im EKG und der (Spiro-)Ergometrie haben mich die Assistentinnen perfekt<br />

eingewiesen, mir alle Programme gezeigt, Handgriffe zum Anlegen eines EKGs<br />

beigebracht und kleine Tricks und Kniffe verraten, die man nur nach jahrelanger<br />

Erfahrung kennen kann.


Donnerstag und Freitag war großer Sono-Vormittag, wo vor allem<br />

Lebertransplantierte geschallt wurden, aber auch Ergüsse diagnostiziert bzw.<br />

kontrolliert werden.<br />

Die Oberärztin hat mich jederzeit willkommen geheißen, mir erklärt was man in<br />

diesem grau-schwarz-weiß alles sehen kann, wenn man es denn sieht und nach ein<br />

paar Stunden hatte ich tatsächlich eine Ahnung, was in dieser Untersuchung alles<br />

steckt.<br />

In der <strong>Klinik</strong> wird viel Wert auf eine umfassende Aufklärung des Patienten gelegt,<br />

damit eine höhere Compliance erreicht werden kann. So war es für mich interessant<br />

in den Vorträgen und Beratungen der Ärzte viele Fragen und Probleme aus Sicht des<br />

Patienten kennen zu lernen. Vieles was dem Mediziner (oder mir als angehender<br />

Medizinerin) klar scheint, ist im Alltag doch mit einigen Schwierigkeiten verbunden.<br />

Zusätzlich hatte ich die Möglichkeit mich mit den dortigen anderen Fachdisziplinen<br />

auseinanderzusetzen, vor allem der Krankengymnastik, die einen erheblichen Anteil<br />

an der Rehabilitation der Patienten hat.<br />

Ein Wort noch zu meinem Chef: Dr. Wrenger hat sich schon vor meinem Antritt zur<br />

Famulatur damit auseinandergesetzt, was ich lernen soll und mir dementsprechend<br />

einen „Terminkalender gestrickt“. Es war immer ausreichend Zeit auch für ein<br />

persönliches Wort und nicht selten gab es auch etwas zu lachen. Alles in allem ein<br />

großartiger Arzt, der seinen Beruf liebt und dieses auch authentisch vermittelt. Es<br />

macht große Freude, so jemanden als Mentor zu haben!<br />

Aber es war ein ganzes Team, das mich unter ihre Fittiche genommen hat und<br />

bemüht war, mir alles beizubringen, was möglich war.<br />

So habe ich zwei sehr interdisziplinäre Wochen in der Reha-<strong>Klinik</strong> verbracht und<br />

auch wenn ich vielleicht nicht so viel praktisch gelernt habe, so kann ich doch sagen,<br />

dass sich diese Famulatur absolut gelohnt hat und ich sie gerne wiederholen werde.<br />

Christiane D.

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