Bergen - Hanning & Kahl
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VOR ORT / ON THE SPOT<br />
Neues Straßenbahnsystem in <strong>Bergen</strong><br />
<strong>Bergen</strong>'s new tram system<br />
Sebastian Greiser. Der stetig steigende Individualverkehr, ein<br />
zunehmendes Problem in vielen Städten, führte auch im norwegischen<br />
<strong>Bergen</strong> zu angespannten Verkehrssituationen, denen<br />
die bisherige Infrastruktur nur bedingt gewachsen war. Das<br />
LRT-Neubauprojekt (Light Rapid Transit) <strong>Bergen</strong> löst das Problem.<br />
Das Projekt war eine große Herausforderung, da in eine<br />
bestehende urbane Infrastruktur ein neues Verkehrsmittel implementiert<br />
werden sollte, das den Bedürfnissen nach zuverlässigem,<br />
schnellem und kostengünstigem Transport gerecht wird.<br />
HANNING & KAHL war mit der Projektierung und Lieferung<br />
der gesamten Signaltechnik beauftragt.<br />
In den 60er Jahren wurde die<br />
alte Straßenbahn, welche durch<br />
das Stadtzentrum verlief, still -<br />
gelegt und durch Trolleybusse<br />
ersetzt. Relikte der alten Infrastruktur<br />
sind teilweise heute noch<br />
in den Straßen nahe dem<br />
Stadtzentrum zu finden. Am Bau<br />
der neuen Strecke waren viele<br />
europäische Firmen beteiligt. Die<br />
Primäranforderung hinsichtlich<br />
der sicherungstechnischen Einrichtungen<br />
bestand in der Evaluierung<br />
des Gesamtprojektes<br />
nach Cenelec. Dies beinhaltete<br />
neben der notwendigen Dokumentation<br />
auch die Evaluierung<br />
von Schnittstellen gemäß dem<br />
europäischen Standard. Der<br />
Neubau der Linie 1 für das LRT-<br />
Projekt <strong>Bergen</strong> umfasst 9,8 Kilometer<br />
Streckennetz mit vier<br />
Tunneln und einem Depot.<br />
Um den Anforderungen bezüglich<br />
der Sicherheit in Tunneln gerecht<br />
zu werden, kam ein ATS-<br />
System zum Einsatz. Dieses ATS-<br />
System dient zur Unterstützung<br />
des Triebfahrzeugführers. Es löst<br />
eine Zwangsbremsung aus, wenn<br />
die Kriterien der Fahrwegsicherung<br />
nicht gegeben sind und ein<br />
Schienenfahrzeug ohne Fahrauftrag<br />
vom Signalisierungssystem in<br />
den zu sichernden Abschnitt einfährt.<br />
Das Depot wurde mit dem Fokus<br />
der Durchlassfähigkeit und Verfügbarkeit<br />
geplant und errichtet.<br />
Mit der Trennung von Einfahrund<br />
Depotbereich wurde diese<br />
Anforderung gelöst. Eine Fahrstraßenanwahl<br />
ist mit verschiedenen<br />
Systemen möglich. So besteht<br />
die Möglichkeit der Anwahl durch<br />
das im Fahrzeug eingebaute induktive<br />
HCS-R-Meldungsübertragungssystem,<br />
das an den IBIS-<br />
Bordrechner angeschlossen ist,<br />
durch örtliche Bedieneinrichtungen<br />
(Tastsäulen) oder über Bildschirm<br />
und Maus des zentralen<br />
B & B (Bedienen & Beobachten).<br />
Somit wurde der Forderung entsprochen,<br />
sowohl ein automatisches<br />
Routing als auch Ersatzanmeldungen<br />
zu implementieren.<br />
Die erste Phase des Projektes beinhaltete<br />
zwei Termini (Der Begriff<br />
ist falsch. Soll es Bahnhof/<br />
Station/Endstation heißen): Byparken,<br />
welches sich direkt im<br />
Herzen des Stadtkerns befindet,<br />
und Nesttun, ein Interimsend -<br />
haltepunkt, der für eine geplante<br />
Erweiterung der Strecke vorbereitet<br />
ist. Aufgrund der Platzverhältnisse<br />
vor Ort wurden in diesen<br />
Termini sowohl die bewährte<br />
Fahrzeugerfassungstechnologie<br />
HSK (Sperrkreise) als auch HFP<br />
(Gleiskreise) verwendet.<br />
Fahrzeugseitig wurde das bewährte<br />
HCS-R-System eingesetzt.<br />
Es ermöglicht eine Übertragung<br />
von Fahrzeugdaten an die Strec -<br />
kenausrüstung, welche zu Fahrzeugdispositions-<br />
und Routingaufgaben<br />
verwendet wird. Um<br />
für den Triebfahrzeugführer<br />
doppelte Eingaben von Routen-,<br />
Linien- und Fahrwegstellanfor -<br />
derungen zu vermeiden, erfolgte<br />
eine Kopplung des HCS-R-<br />
Systems mit dem im Fahrzeug<br />
enthaltenen IBIS-Fahrzeugbus.<br />
Da nur eine Informationsein -<br />
gabeebene für den Triebfahrzeugführer<br />
existiert, besteht der<br />
Hauptvorteil aus einer einheitlichen<br />
Datenhaltung – sowohl für<br />
die Fahrgastinformationsanzeigen<br />
innerhalb des Fahrzeuges<br />
und streckenseitig als auch auf<br />
Dispatcherebene in der Leitzentrale.<br />
Die Visualisierung der Außenanlage<br />
erfolgt durch ein separates<br />
System. Die hierzu neu entwickelte<br />
Schnittstelle, die ein vollständiges<br />
Abbild des Signalisierungs -<br />
systems erlaubt, ermöglicht dem<br />
Bediener ebenfalls ein Ferneinschalten<br />
zum Regelbetrieb.<br />
Eine besondere Herausforderung<br />
bei der Gesamtprojektierung<br />
der Signaltechnik bestand<br />
darin, das Optimum zwischen<br />
Durchlassfähigkeit und Streckengeschwindigkeit<br />
und Platzierung<br />
von sicherungstechnischen Einrichtungen<br />
aufgrund der örtlichen<br />
Gegebenheiten zu finden.<br />
Die Projektierungsabteilung von<br />
HANNING & KAHL hat die<br />
Aufgaben gelöst. Alle Arten von<br />
urbanen Gelände- und Infrastrukturtypen<br />
wie zum Beispiel<br />
bebaute Straßenzüge, Tunnel,<br />
Gefälle und sonstige urbane<br />
Landschaftsgestaltungseinrichtungen<br />
galt es zu beachten und<br />
mit anderen Gewerken, wie<br />
Oberbau, Fahrleitung, Weichenhersteller<br />
und bauausführenden<br />
Unternehmen zu koordinieren.<br />
sebastian.greiser@<br />
hanning-kahl.com<br />
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