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Einsatzempfehlung<br />

für Rapsfuttermittel<br />

RES und Rapskuchen<br />

im Mischfutter<br />

Raps in der legehennenfütterung<br />

Mutterschafe gezielt<br />

füttern<br />

Gesunde Pferde<br />

bullenmast mit Kraftfutter<br />

Betriebsmitteleinkauf<br />

VEREDLUNGSPRODUKTION<br />

ZEITSCHRIFT FÜR TIERHALTUNG 3/4 2008<br />

RÜCKBLICK & AUSBLICK<br />

Eurotier 2008<br />

Neue Version von<br />

PiggiWin u. MilliWin<br />

Alternativen zur<br />

Ferkelkastration<br />

Tränkwasserqualität<br />

40<br />

JAHRE<br />

1968–2008


Editorial<br />

Jubiläum und Abschied<br />

Als langjähriger verantwortlicher Redakteur<br />

der Zeitschrift Veredlungsproduktion<br />

möchte ich diese Jubiläumsausgabe zum Anlass<br />

nehmen, allen Leserinnen und Lesern – insbesondere<br />

den vielen treuen Beziehern, die die Veredlungsproduktion<br />

zum Teil über Jahrzehnte lesen<br />

und sammeln – ein herzliches Dankeschön von<br />

Seiten der Redaktion und Herausgeber aussprechen.<br />

Es war und ist eine interessante Herausforderung,<br />

aus der Vielzahl der Themen solche<br />

herauszufi ltern, die für eine möglichst breite<br />

Leserschaft von besonderem Interesse sind. An<br />

dieser Stelle möchte ich mich auch persönlich<br />

von allen Lesern verabschieden. Bei dieser Jubiläumsausgabe<br />

bin ich letztmalig als Redakteur<br />

verantwortlich für das „Gelbe Heft“.<br />

Ich hoffe, dass wir allen Lesern im Laufe der Jahre<br />

interessante und nützliche Hinweise und Anregungen<br />

zur Weiterentwicklung ihrer Betriebe geben<br />

konnten. Der deutschen Ölmühlenindustrie<br />

sei an dieser Stelle für ihr langfristiges Engagement<br />

gedankt, das ein solches Projekt erst ermöglicht.<br />

Ebenso ein Dank an die CMA und die Ufop<br />

für die fachliche und fi nanzielle Unterstützung.<br />

Nicht zuletzt gilt mein Dank den vielen, vielen<br />

Autoren, die in den 40 Jahren mit ihren Beiträgen<br />

dieser Zeitschrift den prägnanten, praxisnahen<br />

Charakter verliehen haben.<br />

Dem Redaktionsteam wünsche ich eine glückliche<br />

Hand und viel Freude bei der zukünftigen<br />

Arbeit am „Gelben Heft“, das hoffentlich auch<br />

weiterhin dazu beitragen kann, die Veredlungsbetriebe<br />

bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen<br />

zu unterstützen.<br />

Nochmals Dank an alle und viel Erfolg für die<br />

Zukunft wünscht Ihnen Ihr<br />

2<br />

Dr. Karl-Josef Groß, OVID<br />

JAHRE VEREDLUNGSPRODUKTION<br />

1969–79 1988<br />

VeredlungsProduktion Ve V Ve V Ve Vere red re red re red re red re red re red re red re red re red re red re red re red re red re red redlun ed e ed e ed e ed e ed edlun<br />

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o od o od o od odukt<br />

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2 22008<br />

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0 08 0 08 0 08 008<br />

0 08 0 08 0 08 0


Runde Geburtstage geben Gelegenheit für<br />

einen kurzen Rückblick. Die Zeitschrift Veredlungsproduktion<br />

informiert Landwirte<br />

und Berater seit nunmehr 40 Jahren über<br />

neue Erkenntnisse in der Tierhaltung<br />

und Fütterung. Die Themenschwerpunkte<br />

haben sich verändert, ebenso<br />

das Erscheinungsbild der Zeitschrift.<br />

Die grundsätzliche Zielsetzung ist<br />

gleich geblieben:<br />

„Es ist unser aufrichtiger Wunsch,<br />

Sie sachlich und aktuell zu informieren,“<br />

schrieb der damalige Redakteur<br />

Herr Dr. Leonhard Lennerts<br />

in der ersten Ausgabe, die damals in<br />

einer Aufl age von ca. 5.000 Exemplaren<br />

erschien.<br />

VeredlungsProduktion Ve V Ve Vered red re red re red re red re red re red re red re red re red re red re red re red re red re red re red re red re red ed e ed e ed e ed e ed e ed eedlun<br />

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2 22008<br />

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RÜCKBLICK & AUSBLICK<br />

1998<br />

Diesem Grundsatz haben wir uns immer<br />

verpfl ichtet gefühlt und tun dies auch heute<br />

noch.<br />

Das äußere Erscheinungsbild hat sich stark<br />

gewandelt, das „gelbe Heft“ ist bunter geworden.<br />

Die Aufl age konnte auf über 100.000 Exemplare<br />

gesteigert werden und nicht zuletzt<br />

wird die vierteljährliche Zusendung der Veredlungsproduktion<br />

durch das Online-Portal<br />

www.veredlungsproduktion.de ergänzt.<br />

Informationen, insbesondere auch zum<br />

Markt, der inzwischen für die Landwirtschaft<br />

einen immer höheren Stellenwert erhält,<br />

ergänzen die Beiträge über Fütterung und<br />

Tierhaltung. Auch wenn ein Rückblick auf<br />

Themen früherer Ausgaben sicherlich sehr<br />

2008<br />

interessant wäre, wollen wir darauf verzichten.<br />

Stattdessen haben wir Vertreter verschiedenster<br />

Gruppen aus der Veredlungswirtschaft<br />

und benachbarten Bereichen<br />

gebeten, die aus ihrer Sicht prägnantesten<br />

Veränderungen der letzten 40 Jahre kurz<br />

darzustellen und einen Ausblick auf die<br />

nächsten 10 Jahre zu wagen.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim<br />

Lesen und bestimmt werden Sie am Schluss<br />

mit uns darin übereinstimmen, dass wir in<br />

einer sehr dynamischen, hochinteressanten<br />

Zeitperiode leben.<br />

Die Veredlungsproduktion möchte auch in<br />

Zukunft die Leser bei der erfolgreichen Meisterung<br />

der verschiedenen neuen Herausforderungen<br />

unterstützen.<br />

3


Rückblick und Ausblick<br />

4<br />

Rückblick und Ausblick<br />

40<br />

JAHRE VEREDLUNGSPRODUKTION<br />

Große Leistungssteigerungen bei allen<br />

landwirtschaftlichen Nutztieren sind das Ergebnis<br />

aus Züchtung, besseren Haltungsbedingungen<br />

und insbesondere auch einer bedarfsgerechten<br />

Fütterung. Gerade im Bereich<br />

Fütterung haben wir einen enormen Zuwachs<br />

an Kenntnissen, doch stehen hier noch neue<br />

Herausforderungen ins Haus. Für die Eiweißfütterung<br />

lässt sich die Entwicklung – grob<br />

vereinfacht – wie folgt charakterisieren, vom<br />

Rohprotein über verdauliches Protein bis zu<br />

Aminosäuren und verdaulichen Aminosäuren.<br />

Auch die Betriebsstrukturen haben sich in<br />

den letzten 40 Jahren permanent verändert.<br />

Durch die Wiedervereinigung hat der landwirtschaftliche<br />

Strukturwandel einen deutlichen<br />

Schub erhalten.<br />

In den neuen Bundesländern sind heute<br />

praktisch fl ächendeckend Betriebsstrukturen<br />

entstanden, die auch im internationalen<br />

Wettbewerb mithalten können. In den alten<br />

Bundesländern wachsen immer mehr Vollerwerbsbetriebe<br />

in solche Größenordnungen<br />

hinein.<br />

Angesichts der Änderungen in der EU-Agrarpolitik,<br />

weg von einer stark subventionierten und<br />

reglementierten Landwirtschaft hin zu einer<br />

marktorientierten Produktion mit einer stetig<br />

sinkenden staatlichen Grundförderung, ist dieser<br />

Strukturwandel unumgänglich.<br />

In jüngster Zeit werden Tierhalter aber auch der<br />

Landhandel sowie die Futtermittelindustrie mit<br />

neuen Herausforderungen am Markt konfrontiert.<br />

Statt staatlich garantierter Preise werden<br />

Landwirtschaft und Handel in immer stärkerem<br />

Maße den Entwicklungen des Weltmarktes<br />

ausgesetzt. Damit sind neue Risiken, aber auch<br />

Chancen verbunden, wie steigende Weltmarktpreise<br />

für landwirtschaftliche Rohstoffe in den<br />

vergangenen Jahren gezeigt haben.<br />

Steigende Energiepreise eröffnen der Landwirtschaft<br />

einen völlig neuen, riesigen Absatzmarkt.<br />

Doch hier gilt es, diesen Markt mit<br />

Augenmaß zu entwickeln und nicht auf Kosten<br />

der Nahrungsmittelproduktion. Hier sollten<br />

alle Beteiligten nach der Devise „Food fi rst“<br />

handeln. Die Lebensmittelproduktion sollte<br />

eindeutig Priorität haben, damit ethisch-moralische<br />

Diskussionen nach dem Strickmuster<br />

„Teller oder Tank“ weltweit vermieden werden<br />

können.<br />

Insgesamt kann festgehalten werden, dass die<br />

Landwirtschaft und insbesondere die Veredlungsproduktion<br />

in den letzten 40 Jahren eine<br />

stürmische Entwicklung mit vielen grundlegenden<br />

Veränderungen hinter sich hat und mit<br />

berechtigtem Optimismus in die Zukunft blicken<br />

kann, denn die Nachfrage nach tierischen<br />

Lebensmitteln wird weltweit kräftig steigen.<br />

Gefragt sind eine ressourcenschonende wirtschaftliche<br />

Produktion und die Erzeugung sicherer<br />

und hochwertiger tierischer Lebensmittel.<br />

Rapsschrotverbrauch<br />

von 3 %<br />

auf 35 % gestiegen<br />

Uwe Fischer, Vorsitzender des<br />

Futtermittelausschusses von OVID<br />

Als die Ölmühlen vor 40 Jahren die Zeitschrift<br />

„Die wirtschaftliche Veredlungsproduktion“<br />

– oder das „Gelbe Heft“, wie es sehr bald genannt<br />

wurde – aus der Taufe hoben, sollten auf<br />

diesem Weg den Landwirten und der Beratung<br />

sowie der Futtermittelwirtschaft aktuelle Informationen<br />

und vor allem praxiserprobte Er-<br />

kenntnisse zum Einsatz von Ölschroten in der<br />

Nutztierfütterung näher gebracht werden.<br />

Ein Vergleich zwischen dem heutigen Verbrauch<br />

an Ölschroten mit dem vor 40 Jahren<br />

macht den großen Umbruch deutlich:<br />

Verbrauch an Ölschroten<br />

1967 2007<br />

Mio t 3,4 8,2<br />

Sojaschrot 55 % 56 %<br />

Rapsschrot 3 % 35 %<br />

Palmkernschrot 7 % 3 %<br />

Kokosschrot<br />

Baumwollsaatschrot<br />

Erdnussschrot<br />

Leinschrot<br />

Sonnenblumenschrot<br />

12 %<br />

5 %<br />

5 %<br />

6 %<br />

3 %<br />

6 % }<br />

Sonstige 4 %<br />

100 % 100 %<br />

◆ 1. Der Verbrauch an Ölschroten hat sich<br />

mehr als verdoppelt.<br />

◆ 2. Damals wie heute ist Sojaschrot mit<br />

über 50 % aller Ölschrote das Eiweißfuttermittel<br />

schlechthin.<br />

◆ 3. Während in den 60er Jahren eine breite<br />

Palette von Ölschroten hergestellt und<br />

verfüttert wurde, hat sich jetzt die Eiweißversorgung<br />

auf Sojaschrot und Rapsschrot<br />

mit über 90 % konzentriert.<br />

◆ 4. Herausragend ist die Entwicklung bei<br />

Rapsschrot von 3 % (weniger als 100.000 t)<br />

auf 35 % (fast 3 Mio t).<br />

Diese Entwicklung bei Raps wurde ermöglicht<br />

durch:<br />

◆ züchterische Verbesserung der<br />

Öl- und Schrotqualität,<br />

◆ optimierte Prozessführung in den<br />

Ölmühlen,<br />

◆ vertiefte Erkenntnisse über die Proteinverwertung<br />

bei Wiederkäuern und Schweinen.<br />

Die Ölmühlen haben diese Entwicklung über<br />

viele Jahre intensiv begleitet, gefördert und in<br />

enger Zusammenarbeit mit der Beratung, der<br />

Wissenschaft und der Wirtschaft (z.B. Ufop,<br />

Futtermittelindustrie etc.) die neuesten Erkenntnisse<br />

zügig in die Praxis umgesetzt.<br />

Viele landwirtschaftlichen Eigenmischer haben<br />

auch durch das „Gelbe Heft“ Anregungen<br />

für die Staubbindung ihres Futters mit Sojaöl<br />

oder Rapsöl erhalten. Doch in unserer schnell-<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


lebigen Zeit reicht oftmals eine vierteljährliche<br />

Information – insbesondere zu dem aktuellen<br />

Marktgeschehen – nicht mehr aus. Daher wurde<br />

bereits vor rd. 10 Jahren die Printausgabe<br />

durch ein Online-Portal ergänzt.<br />

Welche Herausforderungen erwarten die Ölmühlen<br />

in den nächsten Jahren? Spannend<br />

wird die Frage der weltweiten Liberalisierung<br />

der Agrarmärkte. Zukünftig sind Futtermittelhandel<br />

und Landwirte gefordert, Instrumente<br />

zu entwickeln, um sich gegen drastische<br />

Preissprünge abzusichern. Hier sind Ölmühlen<br />

bereit, ihre langjährigen Erfahrungen mit<br />

den bereits frühzeitig liberalisierten Ölsaatenmärkten<br />

einzubringen.<br />

Landwirte und Berater erwarten immer detailliertere<br />

Informationen zu den Produkten der<br />

Ölmühlen. Daher werden die Ölmühlen weitere<br />

Forschungen z.B. zur Aminosäureverwertung<br />

anregen und begleiten.<br />

Das Thema Gentechnik wird uns – nicht nur<br />

bei Soja – weiter beschäftigen, hier liegt die<br />

Herausforderung darin, einen Ausgleich zwischen<br />

weltweitem Angebot und der heimischen<br />

Nachfrage zu schaffen.<br />

Themen wie Qualitätssicherung und Rückverfolgbarkeit<br />

gehören heute für Ölmühlen zum<br />

Alltagsgeschäft. Fragen wie „Nachhaltigkeit“<br />

oder aber die vermeintliche Konkurrenz zwischen<br />

Teller, Trog und Tank stellen uns vor<br />

neue Herausforderungen. Insgesamt schätzen<br />

die Ölmühlen die Aussichten für die Landwirtschaft<br />

positiv ein.<br />

E-Mail: uwe.fi scher@broelio.de<br />

„Wir sitzen in einem<br />

Boot“<br />

Bernhard Krüsken, Geschäftsführer<br />

des Deutschen Verbandes<br />

Tiernahrung (DVT) e.V.<br />

1968 bis 2008 – eine Zeitspanne, in der sich<br />

Landwirtschaft, Tierhaltung und die gesamte<br />

Futtermittelbranche in Deutschland gleich<br />

mehrfach gewandelt haben. Die Eckdaten<br />

für die Futterwirtschaft geben das Ausmaß<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

des Wandels nur unvollständig wieder: 1968<br />

hat die Landwirtschaft 5,6 Mrd. DM für Zukauffuttermittel<br />

ausgegeben, heute sind es<br />

6,7 Mrd. €. Die Erlöse aus der landwirtschaftlichen<br />

Tierhaltung stiegen von 23 Mrd. DM auf<br />

32 Mrd. €. Über 1.000 Betriebe stellten etwa<br />

7,5 Mio. t Mischfutter her, heute erzeugen 350<br />

Produktionsstätten fast die dreifache Menge.<br />

Was die Zahlen nicht zeigen, ist das Tempo, in<br />

dem sich einzelne Märkte und Unternehmen<br />

verändern, die Vielzahl der kleinen und großen<br />

Produktivitätssprünge auf allen Stufen der<br />

Futtermittelkette und die völlig gewandelten<br />

politischen Rahmenbedingungen. Die in den<br />

60er und 70er Jahren noch allen Beteiligten<br />

selbstverständliche Bürokratie der Marktorganisationen<br />

und Überregulierungen erscheint<br />

heute – nach einer langen Phase langsamen,<br />

aber immerhin kontinuierlichen Politikwandels<br />

– wie eine skurrile Anekdote aus einem<br />

Paralleluniversum. In Sachen Lebensmittelsicherheit<br />

hat sich in den 90er Jahren ein Paradigmenwechsel<br />

vollzogen, der für die langfristige<br />

Perspektive und die Strukturen der<br />

Futter- und Veredelungswirtschaft noch bedeutsamer<br />

ist. Dieser Wechsel hat zwar Druck<br />

ausgeübt, aber auch die Zusammenarbeit in<br />

der Futtermittelkette und die stufenübergreifende<br />

Qualitätssicherung vorangetrieben. Hier<br />

ist gemeinsam noch einiges zu erreichen.<br />

Bei allem Wandel tut ein wenig Kontinuität<br />

auch gut. 40 Jahre „Veredlungswirtschaft“<br />

bedeutet auch 40 Jahre gemeinsame Entwicklung<br />

der Ölmühlenbranche, der Futtermittelindustrie<br />

und der Landwirtschaft, gemeinsame<br />

Themen und vereinte erfolgreiche<br />

Problemlösungen. Bei politischen Themen<br />

wie Gentechnik und Importfuttermittel bestand<br />

Einigkeit zwischen unseren Branchen,<br />

in manchen technischen Fragen gab es Diskussionsbedarf.<br />

Letzteres gehörte und gehört<br />

dazu und muss im kritisch-konstruktiven Dialog<br />

gelöst werden. Es gilt aber festzuhalten:<br />

Wir sitzen „in einem Boot“ und freuen uns auf<br />

die nächsten 40 Jahre in der guten und fruchtbaren<br />

Zusammenarbeit.<br />

www.dvtiernahrung.de<br />

„Für die Zukunft des Milchviehbetriebes<br />

ist immer die Betriebsleiterfamilie<br />

verantwortlich“<br />

Bernhard Gasteiger, Landwirtschaftsmeister, Familienbetrieb<br />

mit 65 Milchkühen und Nachzucht, Irschenberg<br />

Für die Entwicklung seines Betriebes ist jeder<br />

selbst verantwortlich. Am Anfang steht<br />

eine fundierte praxisorientierte Ausbildung<br />

zum Landwirt. Für die betriebliche Entwicklung<br />

müssen dann klar defi nierte Ziele gesetzt<br />

werden, deren Erreichen kontrolliert<br />

werden kann.<br />

Lernt der Nachwuchs erst einmal einen<br />

anderen Beruf, ist das meist der Ausstieg<br />

vom Vollerwerbsbetrieb. Für die Zukunft<br />

des Milchviehbetriebes ist immer die Betriebsleiterfamilie<br />

verantwortlich. Sind zwei<br />

arbeitsfähige Generationen am Betrieb, sollten<br />

Wachstumsschritte in Angriff genommen<br />

werden. Die Regel „Erst besser, dann<br />

größer“ darf dabei nicht übersehen werden.<br />

Die Kühe und Kälber brauchen luftige Ställe,<br />

einen sauberen trockenen Liegeplatz, eine<br />

genau abgestimmte Fütterung, Ruhe und<br />

fürsorgliche Zuwendung. Aber auch für uns<br />

Milchbauern müssen die Arbeitsbedingungen<br />

so gestaltet sein, dass wir Freude an der<br />

Arbeit haben, den Nutzen unserer Arbeitsleistung<br />

erkennen und ständig an den vielen<br />

kleinen Schrauben drehen können, um den<br />

Erfolg zu verbessern.<br />

Wir erhalten eine intakte Kulturlandschaft,<br />

die unsere Gesellschaft als Lebensgrundlage<br />

benötigt. Dies muss weiterhin honoriert<br />

werden. Wer gerne mit Rindern umgeht und<br />

nicht lieber mit großen teuren Maschinen<br />

Rückblick und Ausblick<br />

5


Rückblick und Ausblick<br />

6<br />

herumfährt, wer seine Produktionskosten<br />

kennt und im Griff behält, wird auch in Zukunft<br />

rentable Milchviehhaltung betreiben.<br />

E-Mail: Bernhard@gasteigers.de<br />

Stallkomfort – das<br />

Gebot der Stunde<br />

Dr. Balthasar Spann, ILT Grub<br />

Die Haltung der Milchkühe<br />

hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />

grundlegend verändert.<br />

Die Erkenntnis, dass sich Rinder sehr<br />

viel lieber unter Außenklimaverhältnissen<br />

aufhalten, als in warmen und oft feuchten<br />

Ställen und dass die Menge der zugeführten<br />

Frischluft sogar leistungsbegrenzend sein<br />

kann, wurde in den modernen Haltungssystemen<br />

umgesetzt. Der Außenklimastall mit<br />

trockenen und zugfreien Liegeplätzen hat<br />

sich weitgehend durchgesetzt. Jetzt stehen<br />

Fragen der Verbesserung des Kuhkomforts<br />

im Vordergrund. Neben der Bemaßung<br />

der Liegeplätze und Gänge gilt der Gestaltung<br />

der Liegeboxen und der Lauffl ächen<br />

das besondere Augenmerk. Auch die Konzeption<br />

der Melkanlagen ist ein wichtiger<br />

Forschungsschwerpunkt. Der Milchentzug<br />

soll schonend aber doch effi zient erfolgen.<br />

Die zunehmende Zahl von automatischen<br />

Melkanlagen sog. Melkrobotern und die beginnende<br />

Vollmechanisierung der Grund-<br />

und Kraftfuttervorlage wird die arbeitswirtschaftliche<br />

Situation der weiter wachsenden<br />

Betriebe verbessern.<br />

In der Schweinehaltung ist die Verbesserung<br />

des Stallklimas und die Gestaltung der Lauffl<br />

ächen ebenfalls das Gebot der Stunde. Die<br />

verwendete Fütterungstechnik hängt von<br />

der Art der Futtermittel ab, die im Betrieb<br />

vorhanden sind. Systeme der Flüssigfütterung<br />

werden dabei künftig genauso anzutreffen<br />

sein wie automatisierte Trockenfütterungen.<br />

E-Mail: Balthasar.spann@lfl .bayern.de<br />

Transfer aus der<br />

Forschung in die<br />

Praxis muss gesichert<br />

sein<br />

Dr. Volker Potthast<br />

Die moderne Tierernährung zielt darauf ab,<br />

◆ ∑ den Bedarf der Tiere in Abhängigkeit von<br />

der Leistung zu decken<br />

– mit möglichst geringem Futteraufwand<br />

– mit daraus resultierend möglichst<br />

geringen Nährstoff-Ausscheidungen<br />

◆ ∑ die Qualität und Sicherheit der Produkte<br />

zu optimieren<br />

◆ ∑ die Gesundheit und das Wohlbefi nden der<br />

Tiere zu gewährleisten<br />

◆ ∑ den Aufwand für die Erzeugung und den<br />

Transport der Futtermittel gering zu halten<br />

◆ ∑ die tierische Erzeugung wirtschaftlich zu<br />

gestalten.<br />

Die Forschung muss darauf ausgerichtet<br />

sein, den Bedarf der Tiere in ihrem jeweiligen<br />

Leistungs- und Entwicklungsstadium<br />

möglichst genau zu ermitteln und die Futtermittel<br />

möglichst exakt zu bewerten. Dies<br />

ist insbesondere im Hinblick auf die Energiebewertung<br />

aufwändig, aber auch bei der<br />

Ermittlung der Umsetzung von Nährstoffen<br />

im Verdauungstrakt. Fragen der Abbau-Dynamik<br />

von Protein oder von Stärke in den<br />

Vormägen der Wiederkäuer sind dabei ebenso<br />

ein Gegenstand des Interesses wie die<br />

praecaecale Verdaulichkeit des Phosphors<br />

oder der Aminosäuren beim Monogastrier.<br />

Diese Erkenntnisse in Systeme einzubinden,<br />

die in der Praxis anwendbar und analytisch<br />

nachvollziehbar sind, ist Aufgabe der angewandten<br />

Forschung.<br />

Leider ist in den letzten Jahren ein Trend<br />

an manchen Hochschulen festzustellen,<br />

solche Fragen der angewandten Forschung<br />

zugunsten der „Grundlagen-Disziplinen“ zurück<br />

zu fahren. Gerade in einer Zeit, in der<br />

von politischer Seite die tierische Erzeugung<br />

argwöhnisch beobachtet wird, brauchen wir<br />

verlässliche Daten zu gesamt-ökologischen<br />

Modellen der Nährstofffl üsse und – verwertung.<br />

Dies aber gelingt nur durch intensive<br />

Zusammenarbeit von „ Spezialisten “ und<br />

„ Generalisten “. An letzteren könnte es in<br />

Zukunft mangeln, sollte die Entwicklung<br />

an den Hochschulen dem genannten Trend<br />

weiter folgen.<br />

„Wir müssen alles,<br />

was wir wissen,<br />

auch tun“<br />

Dr. Jürgen Weiß, Fachberater für<br />

Tierernährung<br />

Vor 30 Jahren konnten die Berater die Rationen<br />

nur von Hand mit Tabellenwerten<br />

berechnen. Erst mit Einführung der NIRS-<br />

Analytik ab Mitte der 80er Jahr konnten<br />

die betrieblichen Futtermittel dann auch<br />

unter Einsatz von Probestechern schnell<br />

und kostengünstig untersucht werden. Als<br />

später zur Wiegung der Silageblöcke Raddruckwaagen<br />

eingesetzt wurden, konnte<br />

die Grundfutteraufnahme zumindest der<br />

Durchschnittskuh ermittelt und die Kraftfuttergabe<br />

abgestimmt werden. Die Rationsberechnung<br />

wurde leichter und differenzierter<br />

als in den achtziger Jahren die Berater die<br />

ersten Rechner mit Programmen zur Rationsoptimierung<br />

bekamen.<br />

Eine entscheidende Herausforderung für<br />

die Fütterungsberatung war die Umstellung<br />

des Energiebewertungssystems für Milchvieh<br />

von Stärkeeinheiten auf Nettoenergie<br />

Laktation, für die Jungrinderaufzucht, die<br />

Bullenmast und die Mutterkuhhaltung die<br />

Umstellung von Stärkeeinheiten auf die<br />

Umsetzbare Energie (ME) und die Umstellung<br />

der Proteinbewertung von Rohprotein<br />

auf nutzbares Rohprotein (nXP) und die<br />

ruminale Stickstoffbilanz (RNB). Die Grundfutterverdrängung,<br />

für die bereits in den<br />

achtziger Jahren eine DLG-Formel zur Verfügung<br />

stand, wurde weiter verfeinert. Als die<br />

Milchquoten eingeführt wurden, erwarteten<br />

die Milchviehhalter von der Beratung Rezep-<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


te, die Milchmenge über die Fütterung zu<br />

steuern. Zum Erstaunen mancher Landwirte<br />

gaben die Kühe auch mit weniger Kraftfutter<br />

viel Milch.<br />

Im Schweinebereich führten die Kontrollringe<br />

schon immer die Wirtschaftlichkeitskontrolle<br />

und die produktionstechnische Beratung<br />

durch. Die Energiebewertung wurde<br />

vom Gesamtnährstoff (GN) auf Umsetzbare<br />

Energie umgestellt und in Megajoule gemessen.<br />

In der Proteinversorgung ging der Weg<br />

vom verdaulichen Eiweiß über die Aminosäuren<br />

auf die standardisierte praecaecale<br />

Verdaulichkeit der Aminosäuren.<br />

Ab Mitte der achtziger Jahre wurden die<br />

ersten mobilen Rechner zur Mischungsoptimierung<br />

und auch zur Betriebszweigabrechnung<br />

eingesetzt.<br />

Ende der achtziger Jahre wurde die einzelbetriebliche<br />

Beratung mehr und mehr durch<br />

die Gruppenberatung ersetzt bzw. ergänzt.<br />

Arbeitskreise setzten sich als wirkungsvolles<br />

beratungsmethodisches Konzept durch.<br />

Die neuen Futterbewertungsmaßstäbe sind<br />

nicht nur eine Hilfe bei der erheblichen<br />

Leistungssteigerung, sie nützen auch zur<br />

Verbesserung der Umweltverträglichkeit,<br />

denn bei einer Nährstoffüberversorgung<br />

nach dem Motto „Viel hilft viel“ werden<br />

ungenutzte Nährstoffe über Kot und Harn<br />

wieder ausgeschieden und belasten die Umwelt<br />

z.B. mit Phosphor, Stickstoff, Kalium.<br />

Für die Wissenschaft und die Berater ist es<br />

eine besondere Herausforderung, die Nährstoffversorgung<br />

der Tiere möglichst nah am<br />

tatsächlichen Bedarf sicherzustellen. Hierfür<br />

ist auch das betriebliche Controlling von besonderer<br />

Bedeutung, denn die berechnete,<br />

aber auch die vorgelegte Ration ist nicht immer<br />

mit der gefressenen identisch.<br />

Die Tierhalter haben heute ein breit gefächertes<br />

Wissen, was aber nicht immer voll<br />

umgesetzt wird. Deshalb ist die Feststellung<br />

„Wir müssen alles, was wir wissen, auch tun“<br />

heute aktueller denn je und Ansatz beratungsmethodischer<br />

Maßnahmen.<br />

E-Mail: rjweiss@gmx.de<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

Hans-Peter Witt,<br />

Familienbetrieb, 750<br />

Sauen und Ferkelaufzucht,<br />

Betriebsfl äche<br />

in einer GbR mit 800 ha<br />

25 Ferkel/Sau und Jahr werden<br />

zukünftig Standard sein<br />

Die Schweinehalter haben ein lang anhaltendes<br />

Preistief hinter sich. Die niedrigen Erlöse<br />

und extrem gestiegenen Kosten für Öl, Gas<br />

und eben auch für Futter, haben zu hohem<br />

fi nanziellen Aufwand geführt. Besonders gebeutelt<br />

werden die Ferkelerzeuger, die heute<br />

gerade erst kostendeckende Erlöse bekommen.<br />

Damit sind aber die hohen fi nanziellen<br />

Verluste in den Betrieben noch lange nicht<br />

ausgeglichen. Der Anpassungsdruck ist riesengroß.<br />

Nur sehr große, gleichaltrige Ferkelpartien<br />

mit einem hohen Gesundheitsstatus<br />

erzielen auf dem Markt vernünftige Preise.<br />

Ein gutes Management ist erforderlich, um<br />

die Leistungen in der Ferkelproduktion zu<br />

verbessern. 25 Ferkel/Sau und Jahr werden<br />

zukünftig Standard sein. Genaue Aufzeichnungen,<br />

die heute selbstverständlich EDV<br />

unterstützt sind, braucht der Schweinehalter,<br />

damit an den vielen kleinen Stellschrauben<br />

gedreht werden kann, um die Kosten<br />

zu reduzieren. Dies gilt selbstverständlich<br />

auch für den Mäster, der in einem hart umkämpften<br />

Markt bestehen muss. Wachstum<br />

ist auch in Zukunft erforderlich. Die Wachstumsschritte<br />

werden jedoch immer größer.<br />

Dadurch steigt auch das Risiko für den<br />

einzelnen Unternehmer. Wer sich fi t genug<br />

fühlt, seine Kosten im Griff hat, wird auch<br />

zukünftig in der Schweineproduktion sein<br />

Geld verdienen. Marktgeschehen wie wir sie<br />

heute erleben wird es immer geben. Wünschenswert<br />

wäre, wenn die Preisausschläge<br />

nach unten und oben nicht so heftig ausfallen<br />

würden.<br />

E-Mail: witthp@gmx.de<br />

Erhebliche Produktivitätssteigerung<br />

in<br />

den neuen Bundesländern<br />

Udo Folgart, Vizepräsident des<br />

Deutschen Bauernverbandes (DBV)<br />

Die Landwirtschaft in den fünf Bundesländern<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg,<br />

Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen<br />

hat in den vergangenen Jahrzehnten<br />

einen gewaltigen Wandel mit abrupten Brüchen<br />

durchlebt.<br />

In der DDR entwickelte sich die Landwirtschaft<br />

unter anderen Prämissen mit anderen<br />

Eigentumsverhältnissen, politischen Zielstellungen<br />

und einer starken sozial-gesellschaftspolitischen<br />

Komponente sowie unter<br />

dem Diktat des Selbstversorgungsanspruchs<br />

in eine Richtung, die häufi g erzwungene Betriebsstrukturen<br />

und Produktionsprofi le zur<br />

Folge hatten. Erinnert sei an die Bildung von<br />

Genossenschaften und Volkseigenen Gütern<br />

sowie die Trennung (und spätere Kooperation)<br />

der Tier- und Pfl anzenproduktion.<br />

Die Aufgabe der Landwirte war es jedoch<br />

stets, die Ernährungsgrundlage zu sichern.<br />

Dies hat sich über die Zeiten hinweg nicht<br />

geändert, auch wenn inzwischen durch die<br />

Liberalisierung des Handels die Warenströme<br />

nahezu ungehindert fl ießen können.<br />

Die unterschiedliche Historie hat ihre Spuren<br />

vor allem bei den Betriebs- und Eigentümerstrukturen<br />

hinterlassen. So dominiert in<br />

den Neuen Bundesländern die groß strukturierte<br />

Landwirtschaft in den Rechtsformen<br />

eingetragene Genossenschaft und Gesellschaft<br />

mit beschränkter Haftung als ein zumindest<br />

in der deutschen Landwirtschaft<br />

in dieser Breite neues Eigentümer- und<br />

Betriebsmodell. Daneben haben sich aber<br />

auch zahlreiche leistungsstarke bäuerliche<br />

Familienbetriebe und GbR etabliert. Die Vielfalt<br />

der Rechtsformen ist im Osten Deutschlands<br />

sehr ausgeprägt und damit werden für<br />

Deutschland auch neue Wege beschritten.<br />

Rückblick und Ausblick<br />

7


Rückblick und Ausblick<br />

8<br />

Unabhängig davon hat sich die Branche innerhalb<br />

weniger Jahren den gravierend veränderten<br />

Marktbedingungen angepasst. Es<br />

hieß weg von den staatlich verordneten Anbauplanungen<br />

hin zu einer Optimierung der<br />

Produktion für gesättigte Märkte. Dabei übten<br />

die Anbauprämien der EU einen gewissen<br />

Reiz aus, der inzwischen jedoch mit dem<br />

heutigen System der entkoppelten Direktzahlungen<br />

nicht mehr gültig ist. Stattdessen<br />

ist der Landwirt zunehmend den Spielregeln<br />

des Marktes ausgesetzt. Dies haben viele der<br />

Betriebsinhaber – auch auf Grund der erlebten<br />

Brüche – zutiefst verinnerlicht.<br />

Dass mit den Direktzahlungen Zwänge<br />

verbunden sind, ist der Preis, der derzeit<br />

gezahlt werden muss. Leider werden die<br />

Zwänge in dem Maße zunehmen, in dem<br />

sich die Mehrheit der Gesellschaft aus dem<br />

ländlichen Raum zurückzieht und diesen<br />

nicht mehr als Produktionsstandort, sondern<br />

ausschließlich als Erholungsraum und<br />

Biotop betrachtet.<br />

In den Neuen Bundesländern ist eine erhebliche<br />

Produktivitätssteigerung bei gleichzeitiger<br />

Qualitätsproduktion in den Bereichen<br />

Tier- und Pfl anzenproduktion gelungen. Dies<br />

hat seine Ursache vor allem in dem ungehinderten<br />

Zugang zu effi zienter Technik und zu<br />

besserem Zuchtmaterial. Eine nicht unwesentliche<br />

Rolle spielen auch die hoch motivierten,<br />

engagierten und gut ausgebildeten<br />

Betriebsleiter, die sich Neuem gegenüber<br />

aufgeschlossen zeigen und wissenschaftlich<br />

technischen Fortschritt nutzen wollen. Die<br />

gute Ausbildung auch der Mitarbeiter, ist<br />

eine wichtige Stütze des bisherigen Erfolges<br />

der Landwirtschaft in den neuen Bundesländern.<br />

E-Mail: info@lbv-brandenburg.de<br />

Tel: 033 28/31 92 01<br />

auf der Eurotier 2008<br />

Breites Informationsangebot für die Tierhalter<br />

Vom 11.11. bis 14.11.2008 ist das Messegelände<br />

in Hannover wieder der Anziehungspunkt<br />

für alle Tierhalter.<br />

Die Ölmühlen präsentieren sich unter dem<br />

neuen Verbandslogo (OVID) Verband der<br />

ölsaatenverarbeitenden Industrie in<br />

Deutschland mit einem breiten Informationsangebot<br />

rund um die Eiweißfuttermittel<br />

in Halle 15, Stand 15 G 57.<br />

Ein Besuch lohnt sich nicht nur für alle Tierhalter,<br />

sondern auch für Berater.<br />

Auf dem Ölmühlenstand fi nden Sie kompetente<br />

Ansprechpartner:<br />

◆ Marktexperten der verschiedenen<br />

Ölmühlen in Deutschland<br />

◆ Praktiker (Schweine- und Rinderhalter)<br />

◆ Computerfachleute<br />

◆ Fütterungsberater<br />

Ganz gleich, ob Sie eine Beratung wünschen<br />

oder Fragen zum Markt oder zu Qualitätsaspekten,<br />

Fütterungsfragen etc. stellen möchten,<br />

hier fi nden Sie die richtigen Ansprechpartner.<br />

Außerdem stellen wir Ihnen die<br />

überarbeiteten Computerprogramme für<br />

die Rinder- (MilliWin) und Schweinefütterung<br />

(PiggiWin) vor.<br />

Doch nicht nur als wichtigste Futtermittel-<br />

Lieferanten stehen Ihnen die Ölmühlen zur<br />

Verfügung, sondern auch als Abnehmer für<br />

Ihren Raps oder Ihre Sonnenblumen.<br />

Als wir zur Eurotier 2006 eine Zielmarke von<br />

3 Mio t Rapsschrot-Vefütterung in Deutschland<br />

nannten, schien dies vielen Fachleuten<br />

als ein hoch gestecktes Ziel. Bereits in diesem<br />

Jahr werden wir diese Zielmarke übertreffen.<br />

Mit Ihnen möchten wir daher gerne zu einem<br />

intensiven Erfahrungsaustausch zusammenkommen.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie<br />

selbst mit Rapsschrot in Ihrem Betrieb ge-<br />

macht. Bei welchen Tierarten<br />

würden Sie ggf.<br />

noch mehr Rapsschrot<br />

einsetzen?<br />

Aber auch das Für und Wider des Einsatzes<br />

von gentechnisch verändertem Sojaschrot<br />

oder die Verfügbarkeit von konventionellem<br />

Sojaschrot wollen wir gerne mit Ihnen diskutieren.<br />

Nicht zuletzt können Sie sich wieder an unserem<br />

Preisrätsel beteiligen und als Hauptgewinne<br />

1.000 kg Rapsschrot, 500 kg Sojaschrot<br />

und 1 Computerfütterungsprogramm gewinnen.<br />

Für jeden Teilnehmer halten wir als Sofortgewinn<br />

1 Notizbuch, 1 Schreibunterlage<br />

oder 1 Flasche Rapsöl bereit.<br />

Das Ölmühlen-Team freut sich auf Ihren Besuch.<br />

Bis bald in Hannover.<br />

Stand 15G57


Mit PiggiWin ® den Erfolg in der Schweineproduktion sichern!<br />

Neue PiggiWin-Version 3.0 zur Eurotier<br />

Prof. Dr. Gerhard Schwarting und Dipl. Math. Klaus Bickel, Nürtingen<br />

IGGIWIN<br />

In der neuen PiggiWin-Version 3.0 wurden<br />

alle aktuellen Erkenntnisse einer modernen<br />

Schweinefütterung eingearbeitet.<br />

Die Basis hierfür bilden die neuen Versorgungsempfehlungen<br />

der Gesellschaft für<br />

Ernährungsphysiologie (GfE) zur Energie-<br />

und Nährstoffversorgung von Schweinen.<br />

Ein neuer Gesichtspunkt bei den Schweinen<br />

ist die Versorgung mit Protein. Die Bedarfsableitung<br />

erfolgt jetzt auf der Stufe der<br />

praecaecal verdaulichen (pcv) Aminosäuren.<br />

Hier ist die Verdaulichkeit der Aminosäuren<br />

bis zum Ende des Dünndarmes (Ileum) berücksichtigt.<br />

Diese ermöglicht eine bessere<br />

Bewertung der einzelnen Futtermittel. Als<br />

Folge davon können genauere Mischungsberechnungen<br />

und Leistungsvorhersagen<br />

durchgeführt werden.<br />

In den Bedarfszahlen hat die GfE erstmalig<br />

auch unterschieden zwischen sehr fl eischreichen<br />

und normalen Schweinen und<br />

zudem eine Geschlechtertrennung durchgeführt.<br />

Durch die verschiedenen Rein-Raus -<br />

Verfahren in der Aufzucht und Mast können<br />

die Tiere so noch gezielter nach ihrem<br />

Leistungsvermögen gefüttert werden. Bei<br />

der Versorgung der Tiere mit Phosphor wird<br />

– ausgehend vom nativen Phosphorgehalt –<br />

der verdaute Anteil berücksichtigt (vP1) und<br />

bei den Mischungen, in denen die Phytase<br />

zum Einsatz kommt, der dadurch erhöhte<br />

verdauliche Anteil (vP2).<br />

PiggiWin enthält zudem eine neue Futtermittelliste,<br />

in der eine Vielzahl von Futtermitteln<br />

mit allen Inhaltsstoffen angegeben<br />

ist. Diese Futtermittelliste stellt die Basis aller<br />

Berechnungen dar.<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

Neu ist weiterhin eine betriebsorientierte<br />

Preiszuordnung. Bei den Berechnungen<br />

sind wahlweise die aktuell vorhandenen<br />

Standardpreise oder die eingegebenen Betriebspreise<br />

am Bildschirm sichtbar.<br />

Bei der Zusammenstellung von Mischungen<br />

können die Mengen jetzt in Prozent Frischmasse,<br />

in Prozent Trockenmasse sowie in<br />

kg Frisch- oder kg Trockenmasse eingegeben<br />

werden. Die Mischungen können durch<br />

Kommentare, z. B. über die Leistungsfähigkeit,<br />

ergänzt werden. Neben den Bedarfswerten<br />

der GfE enthält PiggiWin aktuelle<br />

Bedarfswerte je kg Futter, die auf der Basis<br />

der möglichen Futteraufnahme in den verschiedenen<br />

Leistungsabschnitten heruntergerechnet<br />

wurden und somit eine Basis<br />

für die Mischungsoptimierung bieten. Hierdurch<br />

kann der Anwender mit einer Vielzahl<br />

von Mischungsparametern eine exakte Beurteilung<br />

der angebotenen Mischung vornehmen.<br />

Bei der Mischungsliste erscheint<br />

im neuen PiggiWin direkt die aktuelle Zusammensetzung<br />

mit den Preisen in einem<br />

speziellen Fenster.<br />

Auch bei der Eingabe des Futterbestandes<br />

kann der Betrieb mit seinen für den Bestand<br />

aktuellen Futterpreisen die Futterplanung<br />

durchführen. Für jede verfütterte Ration<br />

kann hier ein anderes Datum des Fütterungsbeginns<br />

zugrunde gelegt werden.<br />

Kommen Sie zum Stand von OVID<br />

und lassen sich Rationen mit den günstigsten<br />

Eiweißfuttermitteln errechnen!<br />

Die Inhaltsstoffe der einzelnen Futtermittel<br />

können alle mit einer einheitlichen Trockenmasse,<br />

in der Frischmasse oder mit den eingegebenen<br />

Werten angezeigt werden.<br />

Daneben berechnet PiggiWin die tatsächlich<br />

realisierte ökonomische Umsetzung der einzelnen<br />

Aufzucht – oder Mastdurchgänge und<br />

gibt somit dem Landwirt wichtige Hinweise<br />

zur Optimierung des Betriebszweiges.<br />

Bisherige PiggiWin-Benutzer können ihre<br />

vorhandene Datenbank weiter verwenden.<br />

Mit dem Programm wird ein Handbuch über<br />

die einzelnen Programmteile ausgeliefert,<br />

in dem die Möglichkeiten genau beschrieben<br />

werden. Zudem fi nden regelmäßig in<br />

Deutschland Seminare zur Schweinefütterung<br />

mit dem Einsatz von PiggiWin statt.<br />

◆ Zusammenfassung<br />

Mit der neuen Version PiggiWin 3.0 können<br />

für alle Nutzungsarten im Schweinebereich<br />

Mischungsberechnungen durchgeführt werden.<br />

Sie orientieren sich an den neuen Bedarfswerten<br />

der GfE.<br />

Neben diesen Berechnungen kann zudem<br />

eine betriebsspezifi sche Futterplanung<br />

durchgeführt werden.<br />

Die Auslieferung des neuen PiggiWin 3.0<br />

beginnt am 20. November 2008.<br />

9


Eurotier<br />

ILLIWIN<br />

10<br />

Neue MilliWin-Version 7.0 erscheint zur Eurotier 2008<br />

Dipl. Math. Klaus Bickel und Prof. Dr. Gerhard Schwarting, Nürtingen<br />

In der jetzt weiterentwickelten Version<br />

wurde die Futtermittelliste durch neue Futtermittel<br />

erweitert und um weitere Inhaltsstoffe<br />

ergänzt. Neben den Energie- und<br />

Eiweißgehalten wurden die Kohlenhydrate<br />

genauer in die zur Beurteilung der Ration<br />

notwendigen Parameter – NDF, peNDF, ADF,<br />

ADL – eingeteilt. Die Inhaltsstoffe der einzelnen<br />

Futtermittel können alle mit einer<br />

einheitlichen Trockenmasse, in der Frischmasse<br />

oder mit den eingegebenen Werten<br />

angezeigt werden.<br />

Die Einteilung der wichtigen Grund – und<br />

Kraftfutter erfolgt in die unterschiedlichen<br />

Ernährungsniveaus. Dadurch wird das jeweilige<br />

Leistungsniveau der einzelnen Futtermittel<br />

beim Tier in Abhängigkeit von der<br />

Passagerate berücksichtigt.<br />

Um eine ökonomisch noch genauere Rationsberechnung<br />

durchführen zu können,<br />

besteht im neuen MilliWin die Möglichkeit,<br />

die Preise der Futtermittel dem jeweiligen<br />

Betrieb zuzuordnen. So lassen sich Eigenmischungen<br />

und Rationen mit den jeweils<br />

aktuellen Betriebspreisen berechnen. Die<br />

Mischungs – oder Rationsliste zeigen im<br />

neuen MilliWin schon die aktuelle Zusammensetzung<br />

mit den<br />

Preisen in einem speziellen<br />

Fenster an.<br />

Auch bei der Eingabe<br />

des Futterbestandskann<br />

der Betrieb die<br />

für den Bestand aktuellen<br />

Preise berücksichtigen<br />

und mit ihnen die<br />

Futterplanung durch-<br />

führen.<br />

Die Mengen der einzelnen<br />

Futtermittel<br />

bei Rationen können<br />

jetzt als Gesamtmenge<br />

(Mischerfüllung) in<br />

Frisch- oder Trockenmasse eingegeben<br />

werden. Bei der Mischungsberechnung ist<br />

die Eingabe der einzelnen Anteile nun auch<br />

in Prozent der Trockenmasse möglich. Bisherige<br />

MilliWin-Benutzer können ihre vorhandene<br />

Datenbank weiter verwenden.<br />

◆ Zusammenfassung<br />

Mit der neuen Version MilliWin 7.0 können<br />

für alle Nutzungsarten im Rinderbereich Mischungs-<br />

und Rationsberechnungen durchgeführt<br />

werden. Diese Mischungen und<br />

Rationen orientieren sich zunächst am ernährungsphysiologischen<br />

Bedarf der Tiere.<br />

Mithilfe der verschiedenen Rationsparameter<br />

kann dann eine exakte Beurteilung in<br />

Verbindung mit der tatsächlichen Futteraufnahme<br />

und Leistung der Tiere vorgenommen<br />

werden.<br />

Neben diesen Berechnungen kann zudem<br />

eine betriebsindividuelle Futterplanung<br />

durchgeführt werden.<br />

Die Auslieferung des neuen MilliWin 7. 0<br />

beginnt am 20. November 2008.<br />

Die neue Version wird auf dem Stand<br />

von OVID (15G57) Halle 15 vorgestellt.<br />

Erfahrungsaust<br />

Auf dem Eurotier-Stand von OVID (15 G 57)<br />

zur Verfügung. Die Betriebsleiter der inte<br />

Ewald und Kuno Kostanzer, Bisingen:<br />

Am 11. und 12. November<br />

Der Betrieb der Familien Kostanzer liegt<br />

am Rande der Schwäbischen Alb im Raum<br />

Balingen. Er wird in Form einer Gesellschaft<br />

(GbR) geführt, an der zwei Brüder mit ihren<br />

Ehefrauen beteiligt sind. Es stehen insgesamt<br />

fünf Arbeitskräfte zur Verfügung.<br />

Die Höhenlage beträgt 600 m über NN, die<br />

durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei<br />

ca. 7,8 °C und es fallen 900 mm Niederschläge<br />

pro Jahr.<br />

Es werden inzwischen 100 Schwarzbunte<br />

Milchkühe mit der entsprechenden Nachzucht<br />

gehalten. Der Herdendurchschnitt<br />

lag im Jahr 2007 bei 9.800 kg Milch. Die<br />

laktierenden Milchkühe erhalten eine TMR<br />

und zusätzlich ab 28 kg Milchleistung bis<br />

zu 6 kg Kraftfutter in Abhängigkeit von<br />

der Milchleistung über einen Transponder.<br />

Die Landwirtschaftliche Nutzfl äche beträgt<br />

240 ha, davon sind 150 ha Grünland und<br />

90 ha Ackerland. Die Fruchtfolge besteht aus<br />

Winterraps, Winterweizen, Hafer und Silomais.<br />

auf dem Stand<br />

von OVID<br />

Für die Beratung in Tierernährungsfragen<br />

steht von der Union zur Förderung von<br />

Oel- und Proteinpfl anzen e.V. (UFOP) Herr<br />

Dr. Jürgen Weiß, Fachberater für Tierernährung<br />

auf der Eurotier (Halle 15, Stand<br />

G 57) zur Verfügung.<br />

Darüberhinaus werden zum Mitnehmen<br />

die UFOP-Praxisinformationen zur Nutztierhaltung<br />

angeboten. Die Fachinformationen<br />

können auch unter www.ufop.de<br />

abgerufen werden.<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


ausch mit Praktikern<br />

in Halle 15 stehen Ihnen an verschiedenen Veranstaltungstagen Praktiker für einen intensiven Erfahrungsaustausch<br />

ressanten Betriebe Kostanzer und Neuscheler freuen sich darauf, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.<br />

◆ Entwicklung des Betriebes<br />

1973: Aussiedlung – Bau eines Boxenlaufstalles<br />

für 43 Kühe und<br />

deren Nachzucht<br />

1982: Erweiterung auf 80 Milchkühe<br />

1984: Reduzierung des Bestandes<br />

durch die Quotenregelung auf<br />

60 Kühe<br />

1986: Gründung der K.&E.Kostanzer<br />

GbR<br />

1990–1994: Aufstockung auf 100 Kühe<br />

1994: Bau eines Jungviehstalles auf<br />

einem separaten Aufzuchtbetrieb<br />

2000: Ausgliederung des landwirtschaftlichen<br />

Lohnunternehmens<br />

mit dem Schwerpunkt Futterbau<br />

2004: Bau einer Biogasanlage mit<br />

290 KW<br />

Der Betrieb ist vollständig eigenmechanisiert<br />

und führt zusätzlich Lohnarbeiten für Berufskollegen<br />

durch. Als Dienstleistung wird<br />

die Silagebereitung mit zwei Häckselketten<br />

angeboten. Die Flächen bestehen aus ca.<br />

1.200 Parzellen, die von 210 Verpächtern gepachtet<br />

sind. Der Pachtpreis für das Ackerland<br />

liegt bei ca. 100 €/ha und für das Grünland<br />

bei 50 €/ha.<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

Gerhard und Matthias Neuscheler, Waldorfhäslach: Am 13. und 14. November<br />

Gerhard und Matthias Neuscheler bewirtschaften gemeinsam den Schönbuchhof in Walddorfhäslach.<br />

Der Betrieb hat insgesamt 190 ha landwirtschaftliche Nutzfl äche, davon sind 85<br />

ha Grünland und 105 ha Ackerland. Angebaut werden Triticale, Silomais, Winterweizen, Wintergerste<br />

und Erbsen. Gleichzeitig wird noch eine Biogasanlage betrieben.<br />

Im neuen Milchviehstall können 85 melkende<br />

Kühe gehalten werden. Der Stall weist auf beiden<br />

Seiten einen zweireihigen Liegebereich<br />

auf. In der Hochleistungsgruppe haben 45<br />

Kühe und in der Niederleistungsgruppe 40<br />

Kühe Platz. Angeschlossen ist der Bereich für<br />

die trockenstehenden Kühe sowie ein Bereich<br />

für sieben Kühe, die sich in der Transitphase<br />

befi nden. Eine Abkalbebox mit Stroheinstreu<br />

für zwei Kühe befi ndet sich direkt am Eingang<br />

des Stalles und ist so für den Landwirt jederzeit<br />

einsehbar. Alle Tiere haben Sichtkontakt und<br />

können sich so aneinander gewöhnen, was zu<br />

einer entspannten Situation in den verschiedenen<br />

Tiergruppen führt.<br />

Der Herdendurchschnitt der Milchkühe lag im<br />

Jahr 2007 bei gut 9.500 kg Milch.<br />

Aufgrund der Erfahrungen der Landwirte wurde<br />

am Futtertisch auf den Einbau von Fressfanggittern<br />

verzichtet. Diese Maßnahme führt<br />

auch während der Futteraufnahme zu einer<br />

angenehmen Ruhe im Stall.<br />

Gefüttert wird eine Voll-TMR für jede der<br />

zwei Leistungsgruppen. Die TMR der Hochleistungsgruppe<br />

wird für die Leistungsgruppe<br />

unter 26 kg im Verhältnis 60:40 mit<br />

Grassilage verdünnt. Diese Ration reicht für<br />

35 kg Milch und wird den Hochleistungskühen<br />

als Voll-TMR zweimal täglich vorgelegt. Die<br />

Hochleistungsration befi ndet sich mit einem<br />

Energiegehalt von 6,9 MJ NEL je kg TS im guten<br />

Bereich. Dieses Energieniveau reicht gerade<br />

für eine Milchleistung von 35 kg Milch aus.<br />

Durch die hohe Futteraufnahme der Kühe wird<br />

diese Milchleistung erreicht. Intensive Grünlandverbesserung<br />

(Grünlandzusammensetzung),<br />

Düngung und ein noch früherer Schnittzeitpunkt<br />

bieten weitere Möglichkeiten, um Energiegehalte<br />

von 7,0 MJ NEL je kg TS und darüber<br />

hinaus bei noch steigender Milchleistung dauerhaft<br />

zu erreichen.<br />

Der Einsatz von geschütztem Eiweiß über Raproplus<br />

® führte im Betrieb Neuscheler zu einer<br />

Erhöhung der Milchleistung und des Milcheiweißgehaltes.<br />

Die Tiefboxen mit einer Matratze aus Kalk und<br />

Stroh werden zweimal täglich kontrolliert und<br />

mit etwas Stroh aufgefüllt. Der Vorteil der sauberen<br />

Liegeboxen zeigt sich im Wohlbefi nden<br />

der Tiere und bei der Euterreinigung im Melkstand.<br />

Zur Euterreinigung werden aufgrund der<br />

minimalen Verschmutzung der Euter nur trockene<br />

Tücher benötigt. Mit der Entscheidung<br />

zum Neubau eines tiergerechten und umweltgerechten<br />

Stalles haben die Brüder Neuscheler<br />

den Weg in eine nachhaltige ökonomische und<br />

erfolgreiche Milcherzeugung angetreten.<br />

Die Ställe sind sehr hell und besitzen ein großes Luftvolumen.<br />

Die Windschutznetze werden automatisch je<br />

nach Temperatur und Windgeschwindigkeit gesteuert.<br />

Eurotier<br />

11


Einsatzempfehlungen<br />

für Rapsfuttermittel<br />

Dr. Jürgen Weiß, Kassel<br />

Bei der Verarbeitung von Rapssaat fallen entweder Rapsextraktionsschrot<br />

(RES) oder Rapskuchen (RK) als Nebenprodukte<br />

an: RES nach der Extraktion in den zentralen Ölmühlen, RK (der<br />

Begriff Expeller ist heute nicht mehr gebräuchlich) nach dem mechanischen<br />

Abpressen in den so genannten dezentralen Ölmühlen. Sowohl RES<br />

als auch RK sind wertvolle Futtermittel, wenn sie fachgerecht im Rahmen der<br />

Gesamtrations- bzw. Mischungsgestaltung eingesetzt werden.<br />

◆ Rapsextraktionsschrot ist Proteinfuttermittel<br />

Mit durchschnittlich 34 % Rohprotein ist RES<br />

ein ausgesprochenes Proteinfuttermittel<br />

mit gutem Aminosäurengehalt und -muster,<br />

wichtig für die Schweinefütterung, und<br />

einem hohen UDP-Anteil, wichtig für die<br />

Milchkuhfütterung. Für letztere ist auch der<br />

hohe Gehalt an schwefelhaltigen Aminosäuren,<br />

insbesondere Methionin, von Interesse.<br />

Der durchschnittliche Energiegehalt liegt<br />

mit 10,3 MJ ME bzw. 6,4 MJ NEL auf<br />

Schwein<br />

mittlerem Niveau.<br />

◆ Rapskuchen – der Fettgehalt<br />

entscheidet<br />

In den dezentralen Ölmühlen werden unterschiedliche<br />

Auspressgrade der Rapssaat<br />

erreicht, d.h. die anfallenden Kuchen ha-<br />

Tab. 1: Einsatzempfehlungen für RES und RK<br />

(je Tier und Tag bzw. Mischungsanteil)<br />

Rapsextraktionsschrot Rapskuchen<br />

Milchkühe bis 4,0 kg bis 2,0 kg<br />

Rindermast bis 1,2 kg bis 1,0 kg<br />

Mastschweine 10–15 % 7–10 %<br />

Zuchtsauen 5–10 % 5–10 %<br />

Aufzuchtferkel bis 5 % 5–10 %<br />

Quelle: UFOP-Praxisinformation: Einsatz von 00-Rapsextraktionsschrot beim Wiederkäuer,<br />

UFOP-Praxis-information: Rapsextraktionsschrot in der Schweinefütterung,<br />

12 UFOP-Praxisinformation: Rapskuchen in der Schweinefütterung<br />

ben entsprechend unterschiedlich hohe<br />

Restölgehalte. Öl ist sehr energiereich. Entsprechend<br />

unterscheiden sich die Kuchen<br />

in ihren mittleren Energiegehalten: 12,1 MJ<br />

ME Schwein bzw. 7,3 MJ NEL bei Rohfettgehalten<br />

zwischen 8 und 12 % und 13,6 MJ ME Schwein<br />

bzw. 7,9 MJ NEL bei Rohfettgehalten zwischen<br />

16 und 20 %. Andererseits verdrängt<br />

ein höherer Restfettgehalt Protein, so dass<br />

dieser sich in den genannten Fettklassen im<br />

Mittel zwischen 29,7 und 27,0 % bewegt.<br />

Die Proteinqualität ist hinsichtlich ihres Aminosäurenmusters<br />

mit der des RES vergleichbar.<br />

Der UDP-Anteil ist allerdings geringer,<br />

da RK nicht wie RES einem Toastprozess ausgesetzt<br />

wird.<br />

◆ Qualitätsmerkmal Glucosinolatgehalt<br />

Die seit langem bei uns angebauten 00-Sorten<br />

haben nur noch geringe Gehalte an so<br />

genannten Senfölglycosiden =Glucosinolate.<br />

Diese sind besonders in der Schweinefütterung<br />

von Bedeutung, da höhere Gehalte<br />

in erster Linie zu einer Geschmacksbeeinfl<br />

ussung der Futtermischung und damit zu<br />

einer Verringerung der Futteraufnahme führen.<br />

Die Ergebnisse des RES-Monitorings, für<br />

das inzwischen dreijährige Ergebnisse vorliegen,<br />

zeigen erfreulich niedrige Glucosinolatgehalte,<br />

die im Durchschnitt der Jahre<br />

zwischen 7,7 und 9,4 mmol/kg RES lagen.<br />

In Futtermischungen für Schweine soll der<br />

Glucosinolat-Gehalt den<br />

Bereich 1,5–2,0 mmol/<br />

kg Alleinfutter nicht überschreiten. Im<br />

Rapskuchen liegen die GSL-Gehalte aufgrund<br />

des fehlenden Toastprozesses auf einem<br />

höheren Niveau, allerdings mit erheblicher<br />

Streubreite bis über 20 mmol/kg.<br />

◆ Einsatzempfehlungen<br />

Die Empfehlungen zum Einsatz von Rapsextraktionsschrot<br />

und Rapskuchen beruhen<br />

auf entsprechenden Fütterungsversuchen.<br />

In der Milchviehfütterung konnte RES die<br />

Proteinkomponente Sojaextraktionsschrot<br />

komplett ersetzen.<br />

In der Schweinemast waren sowohl in Instituts-<br />

als auch in Praxisversuchen Futtermischungen<br />

mit bis zu 15 % RES leistungsgleich<br />

mit Mischungen, die ausschließlich Sojaschrot<br />

als Proteinkomponente enthielten.<br />

Die Einsatzmenge von Rapskuchen ist in<br />

der Milchkuhfütterung in erster Linie vom<br />

Fettgehalt des Kuchens abhängig. Die Fettverträglichkeitsgrenze<br />

liegt bei 5 % der Futtertrockenmasseaufnahme.<br />

Bei der Rationsplanung<br />

ist selbstverständlich zu beachten,<br />

dass auch die anderen Futterkomponenten<br />

Rohfett enthalten.<br />

In der Schweinefütterung ist der höhere GSL-<br />

Gehalt mengenbegrenzend.<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Jürgen Weiß<br />

Telefon: 0561/65132<br />

E-Mail: rjweiss@gmx.de<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


Rapsprodukte in der Legehennenfütterung<br />

Robert Pottgüter, Lohmann Tierzucht GmbH, Cuxhaven<br />

In der industriellen Mischfutterproduktion in Deutschland fi nden Rapsprodukte (Rapsöl,<br />

Rapsextraktionsschrot, Rapskuchen/ -expeller) seit langer Zeit ihre Verwendung. Während<br />

Rapsöl i.d.R. in Mischölprodukten mit defi niertem Fettsäuremuster eingesetzt wird, werden<br />

die Nebenprodukte der Ölgewinnung als wertvolle Proteinquelle verwandt. Dies gilt auch für<br />

die Gefl ügelfütterung, begünstigt z.B. durch das für die Gefl ügelernährung günstige Aminosäurenmuster<br />

im Rapsprotein.<br />

Rapsschrot und Rapskuchen werden schon<br />

seit langer Zeit im Gefl ügelmastfutter (Masthähnchen,<br />

Puten, Wassergefl ügel), im Aufzuchtfutter<br />

der Legehybriden und vereinzelt<br />

auch im Futter für weiße Legehennen<br />

eingesetzt. Als begrenzende Faktoren sind<br />

einerseits die Preiswürdigkeit in der Rezepturoptimierung<br />

sowie der Restgehalt an Glucosinolaten<br />

zu nennen. Insbesondere zum<br />

letzten Aspekt erwartet di ddie e Ti Tier Tierernährung<br />

er e er e nä nähr hrun ung g<br />

von der Rapszüchtung eine ne e<br />

weitere Absenkung des Geehaltes an Glucosinolaten<br />

◆ Einsatz bei Braunlegern rn<br />

Eine Besonderheit stellt der er Ein<br />

insatz<br />

von Rapsprodukten (Raps<br />

ps p -<br />

protein) bei braunschalig legennden<br />

Legehybriden dar. Das as im<br />

Rapsprotein enthaltene Sinapin<br />

erzeugte bis vor kurzem rzem<br />

bei allen weltweit gezüchteten eten<br />

braunschalig legenden Legeegehybriden einen sehr unangeangenehmen Geschmack des Dotters,<br />

sog. Riecheier oder Fischeier. scheier.<br />

Der Lohmann Tierzucht GmbH mbH ist es<br />

als erstem Zuchtunternehmen men gelungen,<br />

die genetisch bedingte ngte Ursache<br />

dieses Problems eindeutig g zu erkennen<br />

und auf dieser Basis konsequent equent über die<br />

traditionelle Züchtung das as Auftreten von<br />

Riecheiern, bedingt durch h Rapsprotein,<br />

auszuschließen. Alle braunschalig unschalig<br />

legenden Zuchtprodukte von Loh-<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

mann Tierzucht sind seit Beginn des Jahres<br />

2007 frei von dem „TMA-Gen“.<br />

In voll integrierten Legehennenbetrieben<br />

wird Rapsschrot oder Rapskuchen/-expeller<br />

schon lange gezielt bei weißschalig<br />

legenden Hennen eingesetzt, mit bestem<br />

Erfolg und sehr oft einer nachhaltigen Senkung<br />

der Futterkosten. Dies ist nun auch<br />

mit Braunlegern g von Lohmann Tierzucht<br />

möglich mö mögl glic ich h und un u d wird wi w rd iin<br />

in n der de der r Praxis Pr Prax axis i be bereits realisiert.<br />

si sier ert. t. ZZwi<br />

Zwingende w ng ngen en e de d Vorau Voraussetzung ausset etzu z ng iist<br />

jedoch,<br />

dass da dass ss der er e Hennenbestand Hennenbes es e ta t nd n zu „10 „100 % reinrassig<br />

ra rass ss s ig Lohmann“ Lohma mann n “ ist und die Futterlogistik<br />

Fut<br />

lückenlos lück ckenlos organisiert orga g nisi si s ert werden kann, ka da es<br />

nach na n ch wie vor or Braunleger B<br />

gibt, gibt, ddie<br />

das genetische<br />

neti t sc sche he Problem Pro r blem in sich tragen. tr<br />

Wenn Wen die genannten<br />

nan Voraussetzungen<br />

auss<br />

gegeben gege sind,<br />

kann Rapsschrot<br />

schro und<br />

Raps Rapskuchen/<br />

-expe -expeller mit<br />

bis zu<br />

15 % in<br />

einer<br />

Futtermi-<br />

schung ffür<br />

braun-<br />

schalig<br />

legende<br />

Hennen eeingesetzt<br />

werden –<br />

wie bei<br />

weißschalig<br />

legenden<br />

Hennen schon se seit langer<br />

Zeit erfolgreich prakt praktiziert.<br />

◆ Rapsprodukte für wirtschaftlichen<br />

Nutzen<br />

In Deutschland wird ein großer Teil des industriell<br />

hergestellten Legehennenfutters<br />

weitestgehend „anonym“ vermarktet, d.h.<br />

der Futterhersteller weiß nicht, an welchen<br />

Hennenbestand das Futter letztendlich verfüttert<br />

wird. Daher wird oft noch Abstand<br />

genommen vom Einsatz von Rapsprotein<br />

im Legehennenfutter. Bei entsprechenden<br />

Abnahmemengen und eindeutigen<br />

Liefervereinbarungen sind die führenden<br />

Mischfutterhersteller jedoch in der Lage,<br />

Rapsprodukte als attraktive Proteinquelle<br />

im Futter für braunschalig legende Hennen<br />

einzusetzen und auch einen Kostenvorteil<br />

an ihre Kunden weiterzugeben.<br />

Der Kostenvorteil der beim Einsatz von Rapsprotein<br />

im Futter zu erzielen ist, hängt in<br />

großem Maße ab von der Preisrelation von<br />

Sojaschrot zu Rapsschrot sowie dem absoluten<br />

Preisniveau von Sojaschrot, der<br />

wichtigsten Proteinquelle in der Ernährung<br />

von Gefl ügel. Bei nach wie vor recht hohem<br />

Preisniveau von Sojaschrot stellen Rapsschrot<br />

und Rapskuchen/-expeller eine attraktive<br />

Alternative dar.<br />

Die „richtigen“ Legehennen haben kein Problem<br />

mit dem Einsatz von Rapsprodukten<br />

im Futter. Deshalb sollte jeder Eiererzeuger<br />

danach streben, auch für seinen Betrieb<br />

den wirtschaftlichen Nutzen hieraus zu erzielen.<br />

Weitere Informationen unter www.ltz.de<br />

Der direkte Draht<br />

Robert Pottgüter<br />

Lohmann Tierzucht GmbH<br />

Telefon: 047 21/50 50<br />

Telefax: 047 21/388 52<br />

E-Mail: pottgueter@ltz.de<br />

Fütterung<br />

13


Mischfutterherstellung<br />

14<br />

Rapsextraktionsschrot im<br />

Schweinemischfutter<br />

Was ist möglich?<br />

Herbert Nehf, Raiffeisen Kraftfutterwerke Süd GmbH, Würzburg<br />

Die gestiegene Produktion von Biodiesel und die Nachfrage e von Rapsöl für ddie<br />

ie Lebensmittelproduktion<br />

hat in den letzten 10 Jahren das Angebot t an Rapsextraktion<br />

Rapsextraktionsschrot nsschrot<br />

(RES) als Koppelprodukt mehr als verdoppelt. RES steht daher bei bei den momentan<br />

n sehr hohen<br />

Soja notierungen neben Leguminosen und Schlempen aus der Bioethanolher<br />

Bioethanolherstellung stellung als<br />

Ersatz für Sojaschrot besonders auch bei der Mischfutteroptimierung mierung für Schwei Schweine ne im Fokus<br />

◆ Aminosäurenverdaulichkeiten beachten<br />

In der Mischfutterproduktion stehen die Inhaltsstoffe<br />

und Verdaulichkeiten der Nährstoffe<br />

bei den Rohwaren neben der hygienischen<br />

Qualität im Vordergrund. RES enthält<br />

im Vergleich zu Sojaschrot weniger Lysin, ist<br />

aber reicher an Methionin und Cystin. Entscheidend<br />

in der Optimierung ist der Gehalt<br />

an verdaulichen Aminosäuren (Abbildung 1)<br />

im Produkt. Imbalancen können durch den<br />

Einsatz von synthetischen Aminosäuren im<br />

Alleinfutter ausgeglichen werden. Der niedrigere<br />

Energiegehalt im RES im Vergleich zu<br />

Sojaschrot kann durch höhere Anteile Ge-<br />

Abb. 1: Praecaecale Aminosäurenverdaulichkeit<br />

von Raps- und<br />

Sojaextraktionsschrot<br />

%<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

75 84<br />

74<br />

80<br />

89 87 86 88<br />

0<br />

RES<br />

SES<br />

Lysin<br />

(Degussa 2000)<br />

Meth./Cyst. Threonin Tryptophan<br />

treide oder Pfl anzenfette in den en Alleinfuttern<br />

ausgeglichen werden.<br />

Bei vielen Landwirten und Beratern bestehen<br />

teils immer noch große Vorbehalte gegenüber<br />

dem Einsatz von RES. Es sind dabei<br />

deutlich stärkere Vorbehalte in Süddeutschland<br />

zu beobachten. Die Ursache liegt sicher<br />

in negativen Erfahrungen der Betriebe, die<br />

diese vereinzelt in den 80er und 90er Jahren<br />

mit RES im Schweinemastfutter gemacht<br />

hatten. Probleme entstanden durch zu hohe<br />

Glucosinolatgehalte im RES, die in dieser Zeit<br />

trotz Einführung der 00-Rapssorten noch<br />

auftraten. Dies führte letztlich zu schlechterer<br />

Futteraufnahme. Ein weiterer Aspekt,<br />

der beim Einsatz von RES immer wieder diskutiert<br />

wird, ist die eingesetzte Genetik in<br />

den Betrieben.<br />

Dabei liegt das Augenmerk beim Fleischanteil<br />

der Tiere. Sehr fl eischreiche Tiere haben<br />

in der Regel eine niedrigere durchschnittliche<br />

Futteraufnahme. Praktiker berichten bei<br />

fl eischreichen Tieren über eine tendenziell<br />

frühere Reduzierung der Futteraufnahme<br />

bei steigenden RES-Anteilen als bei Tieren<br />

mit niedrigeren Magerfl eischanteilen. Tiere<br />

mit niedrigeren Magerfl eischanteilen besitzen<br />

gleichzeitig ein höheres Futteraufnahmevermögen.<br />

Dieser Punkt ist eine mögliche<br />

Erklärung für die stärkeren Vorbehalte<br />

in Süddeutschland.<br />

Tab. 1: Inhaltsstoffe von Rapsschrot<br />

2005–2007 (Mittelwerte und<br />

Spannweite)<br />

2005 2006 2007<br />

Probenzahl 68 19 21<br />

Gehalte in 1.000 g RES mit 89% TS<br />

Rohprotein g<br />

Rohfaser g<br />

ME Schwein<br />

MJ<br />

Glucosinolate mmol<br />

Quelle: UFOP Monitoring<br />

336<br />

(322–352)<br />

121<br />

(109–132)<br />

10,2<br />

(9,8–11,0)<br />

8,1<br />

(4,4–11,1)<br />

◆ Glucosinolatgehalt<br />

berücksichtigen<br />

333<br />

(312–349)<br />

120<br />

(109–133)<br />

10,3<br />

(9,6–10,8)<br />

7,7<br />

(4,4–11,0)<br />

338<br />

(304–354)<br />

113<br />

(103–126)<br />

10,6<br />

(9,8–11,0)<br />

9,4<br />

(3,1–17,1)<br />

In den zurückliegenden Jahren konnten die<br />

Glucosinolatgehalte durch den Züchtungsfortschritt<br />

weiter reduziert werden, so dass<br />

die Einsatzgrenzen für RES in der Optimierung<br />

gestiegen sind. Aus Fütterungsversuchen<br />

werden 1,5–2,0 mmol Glucosinolate<br />

je kg Schweinemastfutter als Höchstgrenze<br />

abgeleitet. Höhere Glucosinolatgehalte führen<br />

zu verringerter Futteraufnahme und längerfristig<br />

zu einer Vergrößerung der Schilddrüse.<br />

Der daraus resultierende gesteigerte<br />

Jodbedarf kann über die Anpassung des Gehaltes<br />

im Alleinfutter ergänzt werden. Beim<br />

Einsatz von RES im Mischfutter wird großes<br />

Augenmerk auf die Einhaltung dieser<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


Höchstgrenze gelegt. Aktuelle Untersuchungswerte<br />

für ausgesuchte Inhaltsstoffe<br />

aus den Jahren 2005–2007 sind in Tabelle<br />

1 aufgeführt. 2007 ist ein leichter Anstieg<br />

beim Glucosinolatgehalt zu beobachten.<br />

Dies ist sicher noch unproblematisch, muss<br />

aber weiter beobachtet werden.<br />

◆ Einsatz von RES im Mischfutter –<br />

Tendenz steigend<br />

Trotz der Fortschritte in der Entwicklung<br />

glucosinolatarmer Rapssorten besteht in<br />

Süddeutschland immer noch ein großer<br />

Markt für RES-freie Schweinefutter. Diese<br />

Gruppe der Schweinehalter lehnt RES im<br />

Schweinefutter ab. Die Nachfrage der Landwirte<br />

wird durch spezielle Sortimente ohne<br />

Einsatz von RES für Sauen und Mastschweine<br />

bedient, die regional unterschiedlich<br />

verbreitet sind. Im Ferkelfutter spielt RES im<br />

Mischfutter keine Rolle, da schon auf Grund<br />

der zu erzielenden Energie- und Aminosäurengehalte<br />

im Futter die Wirtschaftlichkeit<br />

von RES im Vergleich zu Sojaschrot weniger<br />

gegeben ist. Im Sauenfutter sind die Vorbehalte<br />

ebenfalls sehr groß, so dass nur ein<br />

geringer Teil der Betriebsleiter bereit ist RES<br />

im Sauenfutter einzusetzen, dementsprechend<br />

niedrig ist auch der Anteil der Futtersorten<br />

mit RES. Die größte Verbreitung von<br />

RES im Mischfutter besteht beim Schweinemastfutter,<br />

in dem RES im Großteil des<br />

Angebotes bei gegebener Preiswürdigkeit<br />

mittlerweile einen festen Platz einnimmt.<br />

Betriebsleiter, die RES in höheren Anteilen<br />

in der Ration aufgeschlossen gegenüberstehen,<br />

setzen im Sauenfutter für tragende<br />

Sauen bis zu 8 % RES, im Schweinemastfutter<br />

bis zu 15 % ohne negative Auswirkungen<br />

auf die Futteraufnahme ein. Verschiedene<br />

Versuche, wie die in Tabelle 2 in Praxisbetrieben<br />

durchgeführten, lassen ebenfalls<br />

keine Leistungsunterschiede bei Einsatzraten<br />

bis zu 15 % RES im Mastfutter erkennen.<br />

Derartige Futtertypen werden momentan<br />

nur von wenigen Betrieben nachgefragt<br />

bzw. akzeptiert.<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

◆ Wirtschaftliche Vorteile durch RES<br />

Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />

sollte es keine Tabus beim Rohstoffeinsatz<br />

geben. Der verstärkte Einsatz von RES hat<br />

nach der Ernte 2007 deutliche Einsparungen<br />

bei den Futterkosten erbracht, die mehrere<br />

Euro pro Mastschwein betragen können. Jeder<br />

Betriebsleiter sollte daher mögliche Änderungen<br />

in den Rezepturen zur Reduzierung<br />

der Futterkosten ohne Vorbehalte umsetzen.<br />

Die Wirtschaftlichkeit von RES im Sauenfutter<br />

kann je nach Einsatzrate einen Kostenvorteil<br />

von 0,20 €/dt bis zu 1,00 €/dt Alleinfutter<br />

bringen. Dadurch können die Futterkosten<br />

pro Zuchtsau und Jahr bis zu 10 € gesenkt<br />

werden. In der Schweinemast können mit<br />

steigenden RES-Anteilen im Alleinfutter ebenfalls<br />

deutliche Kostenvorteile erzielt werden,<br />

wie nachfolgende Tabelle 3 zeigt.<br />

In Betrieben, die Mastfutter mit hohen RES-<br />

Anteilen einsetzen, lassen sich damit bis zu<br />

2,50 € Futterkosten pro Mastschwein einsparen.<br />

Bei 1000 Mastschweinen und 3 Durchgängen<br />

im Jahr summiert sich damit ein stolzer<br />

Betrag von 7.500 €.<br />

Für selbstmischende Betriebe besteht über<br />

den Einsatz von Ergänzungsfutter ebenfalls<br />

die Möglichkeit RES einzusetzen. In Tabelle 4<br />

sind die Kostenvorteile des Einsatzes von RES<br />

aufgezeigt. Bei den vorgegebenen Nährstoffgehalten<br />

im Ergänzungsfutter sind 30 % RES<br />

und damit 7,5 % im Alleinfutter unter den gegebenen<br />

Bedingungen die maximale Einsatzrate.<br />

In diesem Zusammenhang sind durch<br />

den Einsatz von speziellen Ergänzungsfuttern<br />

für Vor- und Hauptmast in der Hauptmastration<br />

höhere Einsatzraten möglich und dadurch<br />

gleichzeitig größere Kosteneinsparungen.<br />

Bei den heutigen Masttieren mit einem höheren<br />

Futteraufnahmevermögen lässt sich in<br />

den Hauptmastrationen mit höheren Anteilen<br />

Tab. 2: Praxisversuche in der Schweinemast mit 10 % RES in der Anfangs- und<br />

15 % RES in der Endmastmischung<br />

Versuchsansteller Fütterungs-<br />

technik<br />

Gewichtsabschnitt<br />

Kg LM<br />

Tab. 3: Kosten von Mastfutter (1.0 % Lysin,<br />

13.4 MJ ME) bei unterschiedlichen<br />

Anteilen RES<br />

Tageszunahmen<br />

g/Tier u. Tag<br />

Kosten in €<br />

100 kg<br />

Futteraufnahme<br />

kg/Tier und Tag<br />

Futterkosten in €<br />

Mastschwein*<br />

Muskelfl eischanteil<br />

in % bzw. Indexpunkte<br />

K 1) V 2) K 1) V 2) K 1) V 2)<br />

LWK NRW 4) Flüssig 40–120 818 827 2,43 2,41 0,988 3) 0,988<br />

LWK NRW 4) Sensor 28–120 697 696 2,08 2,10 0,967 0,978<br />

LLH Hessen 5) Breiautomat 28–106 836 818 2,26 2,22 59,1 59,2<br />

LLH Hessen 5) Flüssig 31–120 703 706 2,13 2,06 58,4 58,1<br />

ZTT Sachsen-Anhalt 6) Flüssig 27-121 711 713 2,30 2,34 55,9 56,6<br />

1) K = Kontrollgruppe: Sojaschrot alleinige Proteinkomponente, 2) V = Versuchsgruppe: 10 % Rapsschrot in der Anfangs- und 15% Rapsschrot in der Endmastmischung<br />

3) Indexpunkte Auto-FOM je kg Schlachtgewicht, 4 )LWK Nordrhein-Westfalen, Koordinator Dr. W. Sommer, 5) Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Koordinator Dr. J. Weiß<br />

6) Zentrum für Tierhaltung und Technik, Iden, Koordinator Dr. M. Weber (Weiß, Sommer und Weber, 2008)<br />

Ersparnis in €<br />

Mastschwein<br />

0 % RES 26,50 67,60 –<br />

8 % RES 25,85 65,90 1,70<br />

10 % RES 25,55 65,15 2,35<br />

15 % RES 25,35 64,65 2,95<br />

* Annahmen: Mast 30-115 kg LG, FVW 3:1, Stand August 2008<br />

Tab. 4: Kosten von Ergänzungsfutter (36,0% RP,<br />

3.0% Lysin, 12.0 MJ ME) bei unterschiedlichen<br />

Anteilen RES<br />

RES-Anteil<br />

Kosten<br />

in €/100 kg<br />

Ersparnis<br />

in €/Mastschwein<br />

0 % RES 39,50 67,60 –<br />

20 % RES 37,80 65,90 1,10<br />

30 % RES 37,10 65,15 1,55<br />

* Annahmen: Mast 30-115 kg LG, FVW 3:1, 25 % Ergänzungsfutter in der Ration, Stand August 2008<br />

15


Mischfutterherstellung<br />

16<br />

RES der Energiegehalt im Endmastfutter absenken,<br />

was im Hinblick auf die Vermeidung<br />

einer Verfettung der Tiere positiv ist. Dieser<br />

Aspekt sollte in Zukunft bei Betrieben, die<br />

keine bzw. nur schwierige Rationierungsmöglichkeiten<br />

(Breiautomaten, Sensorfütterung)<br />

haben, im Blick behalten werden.<br />

◆ Ausblick<br />

RES ist eine hochwertige Proteinquelle für die<br />

Schweinefütterung. Die Futterkosten können<br />

durch den Einsatz von RES, vor allem in der<br />

Schweinemast, deutlich gesenkt werden. Der<br />

Einsatz von RES im Mischfutter wird durch<br />

die Preiswürdigkeit von RES im Vergleich zu<br />

weiteren angebotenen Proteinkomponenten<br />

gesteuert. Vorteile bestehen für RES insbesondere<br />

bei energieschwächeren Mischfuttertypen.<br />

RES ist aus diesem Grund vor allem im<br />

Endmastfutter für Mastschweine mit hohem<br />

Futteraufnahmevermögen bei begrenzter<br />

Rationierungsmöglichkeit eine interessante<br />

Komponente, um eine mögliche Verfettung<br />

der Tiere zu vermeiden. Das Augenmerk<br />

muss in Zukunft weiter auf der Reduzierung<br />

der Glucosinolatgehalte im RES liegen. Dabei<br />

sind die Züchter als auch die Ölmühlen aufgefordert,<br />

das derzeitige Niveau zu halten bzw.<br />

durch geeignete Maßnahmen die Glucosinolatgehalte<br />

weiter zu senken. In diesem Zusammenhang<br />

kann die von der UFOP entwickelte<br />

Schnellmethode zur Bestimmung des Glucosinolatgehaltes<br />

im RES bei der Anlieferung im<br />

Mischfutterwerk Sicherheit geben. Dadurch<br />

können die in Fütterungsversuchen ermittelten<br />

Höchstgehalte auch in praktischen Mischungen<br />

voll ausgeschöpft werden, was zu<br />

einer Senkung der Futterkosten führt.<br />

Der direkte Draht<br />

Herbert Nehf<br />

Telefon: +49 (0) 931/902 - 416<br />

Fax: +49 (0) 931/902 - 420<br />

E-Mail: herbert.nehf@rkwsued.de<br />

Einsatz von Rapskuchen<br />

in Mischfutter<br />

Dr. Pius Zinner, KOFU, Neuss<br />

Rapsextraktionsschrot aus 00-Rapssorten hat sich h als heimische Rohproteinquelle<br />

etabliert. Der Einsatz im Rinderfutter wird d seit langem ge- geschätzt,<br />

die skeptischen Töne bei Einsatz von RES im Schweine- bzw.<br />

Gefl ügelfutter sind weniger geworden. Bei Rapskuchen, der nach der<br />

mechanischen Abpressung des Rapsöles anfällt, ergeben sich ch Unterschiede<br />

zum RES bei den Parametern Rohnährstoffe (insbes Fett- und dRohproteingehalte u.a.), Glucosinolate und UDP-Wert. Die durchschnittlichen enNährstoffgehalte, die in unserem Labor ermittelt wurden, sind in der Tabelle 1 zusammengestellt.<br />

Im Mischfutter ist es erforderlich, gleich bleibende<br />

Inhaltsstoffe einzuhalten; die Einhaltung<br />

dieser deklarierten Werte wird von den<br />

Behörden kontrolliert. Das bedeutet, dass alle<br />

wichtigen Daten über die eingesetzten Rohstoffe<br />

bekannt sein müssen. Nur dann ist es<br />

möglich konstante Qualität zu mischen bei<br />

gleichzeitig minimierten Rohstoffkosten.<br />

Da bei Rapskuchen starke Schwankungen in<br />

den Inhaltstoffen möglich sind, ist eine exakte<br />

Kontrolle unerlässlich.<br />

Neben den Nährstoffgehalten sind die Glucosinolate<br />

eine wichtige Kenngröße. Hierbei<br />

ist zu beachten, daß bei Rapskuchen nicht<br />

nur die Durchschnitteswerte etwa doppelt<br />

so hoch wie bei Rapsextraktionsschrot sind,<br />

Tab.1: Inhaltsstoffe von Rapsextraktionsschrot<br />

und Rapskuchen (Angaben<br />

bezogen auf 90 % Trockenmasse)<br />

Rapsextraktions<br />

schrot<br />

Rapskuchen<br />

TS g/kg 900 900<br />

Rohprotein g/kg 338 327<br />

Rohfett g/kg 30 100<br />

Rohfaser g/kg 127 108<br />

Rohasche g/kg 69 60<br />

NEL MJ/kg 6,6 7,4<br />

1) Daten aus eigenen Untersuchungen<br />

sondern auch eine viel el größere Streubreite<br />

der Einzelwerte festzustellen ellen ist.<br />

◆ Einsatz in Mischfutter<br />

Die Kenntnis der Herkunft (welcher elcher Produ- P<br />

zent hat welche technischen Voraussetzun-<br />

ra<br />

gen = wo liegt das Endprodukt im Rohfettgehalt)<br />

und die Kontrolle der angelieferten<br />

Ware ist nicht nur für den Mischfutterhersteller<br />

von hoher Wichtigkeit.<br />

Rapskuchen hat hohe Energie- und Rohproteingehalte,<br />

die den Einsatz bei allen<br />

Tierarten interessant machen. Die höheren<br />

Gehalte an Glucosinolaten bzw. die hohen<br />

Fettgehalte sind jedoch beim Einsatz im<br />

Mischfutter als begrenzende Faktoren zu<br />

sehen. Bei unbekannter Herkunft gilt daher<br />

nach wie vor, den Einsatz zu begrenzen; bei<br />

Schweinefutter z.B. auf 5 %.<br />

Während die Wertigkeit von RES relativ zuverlässig<br />

bestimmbar ist, führen bei Rapskuchen<br />

die starken Schwankungen beim Rohfettgehalt<br />

auch zu Schwankungen bei den<br />

anderen Werten.<br />

Von Bedeutung für die Erstellung von Mischungen<br />

ist dabei vor allem das gegenläufi<br />

ge Verhalten von Energie und Rohprotein<br />

(und nXP). Hinzu kommt die schwierige<br />

Einschätzung des UDP-Wertes für Milchleis-<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


tungsfutter. Aufgrund<br />

dieser Zusammenhänge<br />

und<br />

der oft nicht ausreichend<br />

vorhandenen<br />

Verfügbarkeit der Komponente<br />

im Markt wird<br />

in der Mischfutterindustrie<br />

oft eher vorsichtig mit dieser<br />

Kompon Komponente o ente umgegangen. AAls<br />

Beispi Beispiel piel el ist die Zusammens<br />

Zusammensetzung<br />

ei eeines ne nes s Milchleistungsfutte<br />

Milchleistungsfutters zu sehen<br />

(T (Tabelle 2).<br />

◆<br />

QQualität ualität ents entscheidet über<br />

Einsatz Einsatzmenge<br />

Welch Welche Schwankungen die angelieferten<br />

Partien P haben, ist in der Abb. zusammengestellt.<br />

Die Werte dieser Grafi k zeigen die<br />

Untersuchungsergebnisse von nacheinander<br />

gelieferten Rapskuchen-Partien in ein<br />

Mischfutterwerk.<br />

Die Abbildung macht deutlich, dass der<br />

Rohfettgehalt von 8–13 (16) % variierte. Der<br />

Rohproteingehalt lag zwischen ca. 29–37 %.<br />

Das nachfolgende Rechenbeispiel zeigt<br />

nochmals die Wichtigkeit einer Analyse bei<br />

Tab. 2: Milchleistungsfutter mit Raps<br />

kuchen (7,0MJNEL/kg – 19 % Rohprotein<br />

175 nXP/kg)<br />

Zusammensetzung:<br />

24.6 % Weizen<br />

15.0 % Mais<br />

12.8 % Sojabohnenschalen (hergestellt aus genetisch<br />

veränderten Sojabohnen)<br />

9.7 % Sojaschrot extr. (hergestellt aus genetisch<br />

veränderten Sojabohnen)<br />

9.0 % Rapskuchen<br />

8.1 % Rapsschrot extr. (geschützt)<br />

8.0 % Melasseschnitzel<br />

5.0 % Rapsschrot extr.<br />

3.0 % Zuckerrübenvinasse<br />

1.7 % Süßlupinen<br />

0.9 % Calciumcarbonat<br />

0.7 % Natriumchlorid<br />

0.5 % Pfl anzenfett (u.a.hergestellt aus genetisch<br />

veränderten Sojabohnen)<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

Tab. 3: Auswirkungen unterschiedlicher<br />

Rapskuchen-Qualitäten auf die<br />

Kennwerte einer Futtermischung<br />

Rohfett im Rapskuchen % 8 16<br />

Mischungszusammensetzung<br />

Sojaextraktionsschrot % 35 35<br />

Rapsextraktionsschrot % 35 35<br />

Rapskuchen ( 8% Rohfett) % 30<br />

Rapskuchen (16% Rohfett)<br />

Inhaltsstoffe der Mischung<br />

% 30<br />

Rohprotein % 35,6 36,8<br />

nXP (g/kg) % 216 219<br />

Rohfett % % 4,2 6,6<br />

NEL (MJ/kg) % 7,0 7,3<br />

Rapskuchen. Trotz gleicher Zusammensetzung<br />

ergeben sich durch die Unterschiede<br />

im Fettgehalt des Rapskuchen (8 % fl> 16 %<br />

Rohfett) deutlich andere Kennwerte des<br />

Mischfutters.<br />

Eine Kontrolle wichtiger Kennwerte der Mischung<br />

(Tabelle 3) könnte zu Diskussionen<br />

der Garantiewerte führen. Hinzu kommt,<br />

dass bei Einsatz in einer Milchviehration<br />

höhere Fettmengen an die Kühe verfüttert<br />

werden würden. Die Fettthematik bei Milchkühen<br />

ist ein weiterer Grund, den Einsatz<br />

von Rapskuchen mit Überlegung anzupacken,<br />

speziell in Ausgleichsfuttersorten.<br />

Ohne exaktes Wissen über die Ration kann<br />

der Einsatz von Fetten/Ölen ab einer bestimmten<br />

Menge nicht empfohlen werden.<br />

Nach wie vor gilt, daß Fettmengen oberhalb<br />

von 4 % in der TM mit Risiken verbunden<br />

sein können. „Übersetzt“ auf den Einsatz<br />

von Rapskuchen bedeutet das, dass je<br />

nach Fettgehalt des Rapskuchens kritische<br />

Grenzmengen genannt werden können (Tabelle<br />

4).<br />

Neben dieser vorsichtigen Betrachtung<br />

bleibt aber auch festzuhalten, daß diese<br />

Grenzen je nach Rationstyp nach unten oder<br />

oben verschoben werden können.<br />

Abb : Rohfett- und Proteingehalte in<br />

angelieferten Rapskuchenpartien<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

Rohfett (%)<br />

6<br />

1 4 7 10 13 16 19 22 25 28 31 34 37 40 43 46 49 52 55 58 61<br />

Tab. 4: Einsatzmengen von Rapskuchen<br />

in der Milchviehfütterung in<br />

Abhängigkeit vom Rohfettgehalt<br />

Einsatz (kg / Tier + Tag)<br />

1,0 2,0 3,0<br />

Rohfett % Rapsöl (g je Tier + Tag)<br />

Rapskuchen 8 80 160 240<br />

Rapskuchen 16 160 320 480 *)<br />

Rapskuchen 24 240 480 *) 720 *)<br />

*) = kritische Grenze überschritten<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Pius Zinner<br />

Telefon: 021 31/181 226<br />

Fax: 021 31/181 215<br />

E-Mail: Pius.Zinner@kofu.de<br />

Rohfett (% in Frischsubstanz)<br />

◆ Fazit<br />

Aus Sicht eines Michfutterherstellers bleibt<br />

festzuhalten, daß der Einsatz von Rapskuchen<br />

als Rohprotein- und Energieträger neben<br />

einem wettbewerbsfähigen Preis einer<br />

intensiven Kontrolle der Inhaltsstoffe bedarf.<br />

Die stark schwankenden Gehalte im Rohfettgehalt<br />

und im Glucosinolatgehalt erfordern<br />

eine Anpassung der Mischungsanteile bzw.<br />

der Verwendbarkeit bei den Tierarten, eventuell<br />

eine Anpassung der Wirkstoffe (z.B. Jod).<br />

Der Einsatz im Rinderfutter muß auch auf die<br />

Beeinfl ussung der Pansenmikroben durch die<br />

Fettart und -menge abgestimmt werden.<br />

17


Neue Wege in der Bullenfütterung<br />

Kraftfuttermast zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit<br />

Prof. Dr. Gerhard Schwarting, Nürtingen<br />

Familie Gramm bewirtschaftet in Dietenheim an der Iller einen Familienbetrieb mit 120 ha LN<br />

und rund 450 Bullenmastplätzen. 2002 kam erstmalig ein Kraftfuttermastverfahren bei einer<br />

Gruppe von Tieren zum Einsatz. Seit 2007 werden alle Bullen nach diesem Verfahren gemästet.<br />

Die Entscheidung für die Kraftfuttermast und die Direktvermarktung der Bullen fi el vor<br />

dem Hintergrund der immer noch fehlenden Wirtschaftlichkeit des klassischen Bullenmastverfahrens<br />

auf Basis von Maissilage, Sojaschrot und Weizen, den hohen Arbeitsbelastungen in<br />

der Ernte und den deutlich gestiegenen Energiekosten recht leicht.<br />

◆ Kraftfuttermast: Vorbild Frankreich,<br />

Italien und Spanien<br />

Eine reine Kraftfutterfütterung mit Stroh als<br />

Rohfaserkomponente ist in Europa nichts<br />

Neues. In Italien, Frankreich und Spanien<br />

wird dieses Verfahren bereits seit vielen Jahren<br />

erfolgreich in guten Betrieben realisiert.<br />

Die Beweggründe für diese Form der Bullenmast<br />

sind die fehlenden Futterfl ächen,<br />

die insgesamt sehr intensive Tierhaltung in<br />

diesen Ländern und die damit auftretenden<br />

futterlogistischen Probleme, die eine klassische<br />

Mast nahezu unmöglich machen. In<br />

der Poebene Italiens fi nden sich Betriebe<br />

mit mehr als 1000 Mastplätzen, die eine rei-<br />

Tab. 1: Kosten und Erlöse (Beispielrechnung)<br />

Kraftfutter-Mast Silage-Mast<br />

Kosten für Fresser 620 € 620 €<br />

Mastdauer 280 Tage 362 Tage<br />

Futterkosten je Tag 2,09 € 1,25 €<br />

Futterkosten gesamt 586,20 € 452,50 €<br />

Sonstige Kosten 61,82 € 79,64 €<br />

Schlachtgewicht 350 kg 388 kg<br />

Schlachtpreis 4,00 € 3,20 €<br />

Markterlös 1.400,00 € 1.241,60 €<br />

abzgl. Kosten für Fresser,<br />

Futter und sonstige Kosten<br />

1.286,02 € 1.152,14 €<br />

Direktkostenfreie Leistung I 131,98 € 89,46 €<br />

ne Kraftfuttermast mit Stroh durchführen.<br />

Diese Betriebe werden ausschließlich von<br />

einer einzigen Arbeitskraft gemanagt.<br />

◆ Optimale Pansenfermentation<br />

als Erfolgsbasis<br />

Der Betrieb Gramm mästet überwiegend<br />

Fleckviehfresser mit einem mittleren Zukaufsgewicht<br />

von 200 kg. Die Fresseraufzucht<br />

erfolgt in einem speziellen Aufzuchtbetrieb<br />

nach den klassischen Tränke- und<br />

Futterplänen mit einer Entwöhnung der<br />

Tiere von der Milch in der 10. Lebenswoche.<br />

Nach dem Kauf der Fresser verbleiben die<br />

Tiere im Betrieb Gramm für vier Wochen in<br />

einem Quarantänestall, wo sie schrittweise<br />

an die Kraftfutterfütterung und an die Haltung<br />

im Außenklimastall gewöhnt werden.<br />

Bereits ab dem ersten Tag werden den Tieren<br />

ein spezielles Kraftfutter (Begrüßungsfutter),<br />

reichlich Stroh und Wasser angeboten.<br />

Durch diese Fütterung erfolgt eine<br />

schnelle Bildung von viel Propionsäure im<br />

Pansen, die das Pansenzotten- und Pansenvolumenwachstum<br />

anregt – unerlässlich für<br />

eine funktionierende Kraftfuttermast. Hier<br />

wird die Basis für hohe tägliche Zunahmen<br />

und eine gute Futterverwertung im gesamten<br />

Verlauf der Mast gelegt.<br />

Das Gerstenstroh dient in diesem Fütterungssystem<br />

als wichtige Rohfaserkomponente.<br />

Mit gut 25 % in diesem Kraftfutter kommt<br />

dem Maisspindelschrot eine entscheidende<br />

Rolle zu. Dieses Schrot ist Garant für die Bildung<br />

eines großen Pansenvolumens durch<br />

das Aufquellen der Spindelanteile im Pansen<br />

bei gleichzeitiger relativer Nährstoffarmut.<br />

Nach der vierwöchigen Umstellungsphase<br />

erfolgt die eigentliche Mast der Fleckviehbullen<br />

mit einer weiteren Kraftfuttermischung.<br />

Begrüßungsfutter<br />

für die Startphase<br />

10,8 MJ ME<br />

14,0 % Rohprotein<br />

22,5 % Rohfaser<br />

2,5 % Rohfett<br />

Kraftfuttermischung<br />

nach Umstellung<br />

10,8 MJ ME<br />

14,0 % Rohprotein<br />

12,8 % Rohfaser<br />

3,9 % Rohfett<br />

◆ Futtertischmanagement<br />

Die Fütterung der Bullen mit diesem Verfahren<br />

gestaltet sich denkbar einfach. Das<br />

Kraftfutter wird je nach Bedarf in Gebinden<br />

zu 25 t zugekauft. Eine größere Vorratshaltung<br />

ist nicht notwendig. Einwandfreies<br />

Gerstenstroh wird im Sommer geerntet und<br />

eingelagert.<br />

Eine umgebaute Frontladerschaufel mit<br />

Dosierschnecke dient zur Fütterung des<br />

Kraftfutters. Gerstenstroh wird in Form von<br />

Großpacken direkt auf dem Futtertisch vorgelegt.<br />

Somit reduziert sich der Arbeitsauf-<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


wand zur Fütterung auf ein Minimum, vor<br />

allem da eine Futtervorlage nur alle zwei<br />

Tage möglich ist. Auch der Technikeinsatz<br />

hat sich über dieses Verfahren auf ein Minimum<br />

reduziert. Ein Traktor mit Frontlader ist<br />

ausreichend. Eine automatische Fütterung<br />

über Rohrkettenförderer wäre ebenfalls<br />

denkbar und würde den Arbeitsaufwand<br />

noch weiter verringern. Die Anschaffung<br />

eines kapitalintensiven Mischwagens und<br />

der Bau von Fahrsiloanlagen zur Futterbergung<br />

entfallen.<br />

◆ Eigene Vermarktungswege<br />

Die Bullen der Familie Gramm werden direkt<br />

an regionale Metzger vermarktet. Bereits<br />

mit 13 und 14 Lebensmonaten erreichen die<br />

Tiere Schlachtgewichte von ca. 350 kg, bei<br />

einer Ausschlachtung von über 59 %. Durch<br />

die intensive Fütterung, die Genetik und<br />

Haltung enthält das Fleisch der Bullen einen<br />

höheren Anteil an intramuskulärem Fett,<br />

was sich sehr positiv auf die Fleischqualität<br />

auswirkt. Vor diesem Hintergrund sind und<br />

müssen die Metzger bereit sein, einen höheren<br />

Schlachtpreis zu bezahlen, wodurch sich<br />

die Kraftfuttermast auch in den Zeiten hoher<br />

Futterpreise durchaus rechnen kann.<br />

◆ Mehr Bullen pro Stallplatz<br />

Die Bullen werden bei diesem Kraftfuttermastverfahren<br />

im Mittel nur rund 280 Tage<br />

(bis 350 kg Schlachtgewicht) auf dem Be-<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

trieb Gramm gehalten. Dies zeigten Untersuchungen<br />

im Rahmen einer Arbeit an der<br />

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in<br />

Nürtingen. Bei einer konventionellen Maissilagemast<br />

liegt dieser Wert oft bei 365 Tagen<br />

und teilweise noch höher. Somit ist durch<br />

eine Getreidemast auch ein häufi gerer Umtrieb<br />

je Stallplatz möglich, was wiederum die<br />

Erlössituation je Mastplatz verbessert. Bei<br />

konsequenter Fütterung und Einkauf von<br />

Qualitätsfressern kann sich der Umtrieb auf<br />

bis zu 1,5 Bullen je Mastplatz erhöhen.<br />

Die mittlere tägliche Kraftfutteraufnahme<br />

der Bullen lag während der gesamten Mastperiode<br />

bei 8,1 kg, die Aufnahme von Gerstenstroh<br />

bei 1,7 kg.<br />

Licht, Luft und Stroh<br />

für hohe Zunahmen<br />

◆ Zusammenfassung<br />

Eine Kraftfuttermast bei Bullen birgt für<br />

die Zukunft ein großes Potenzial. Mit diesem<br />

Kraftfuttermastverfahren und geeigneten<br />

Vermarktungswegen (höhere Preise<br />

für bessere Qualität) kann die Rentabilität<br />

der Bullenmast erheblich verbessert werden.<br />

Zudem ist eine völlig Entkopplung von<br />

Ackerbau und Grünland (als Grundfutterfl äche)<br />

möglich. Getreide, Mais, Grassilage und<br />

Heu lassen sich anderweitig vermarkten.<br />

Hinzu kommt, dass durch dieses Verfahren<br />

Arbeitszeit sowie Technik- und Treibstoffeinsatz<br />

stark reduziert werden können.<br />

Weitere Informationen (Mischungszusammensetzungen<br />

und Deckungsbeitragsberechnungen)<br />

fi nden Sie unter www.veredlungsproduktion.de<br />

Der direkte Draht<br />

Harald Gramm<br />

Dürachhof 1<br />

89165 Dietenheim<br />

Telefon: 01 62/9 18 55 06<br />

Online-Auftritt mit neuem Gesicht<br />

www.veredlungsproduktion.de<br />

OVID und das Team des Info-Portals www.<br />

veredlungsproduktion.de werden zum vierten<br />

Mal in Folge bei der diesjährigen Eurotier<br />

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möchte, kann sich in unseren Newsletterverteiler<br />

eintragen und erhält dann aktuelle<br />

News per E-Mail. Anregungen, Tipps und natürlich<br />

auch Kritik können über das Kontaktformular<br />

geäußert werden.<br />

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Halle 15 auf dem Stand (G 57) von OVID bzw.<br />

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19


Grassilagen 2008<br />

Welche Qualitäten wurden erreicht<br />

Tab.1: Grassilagen 2008 – Durchschnittswerte<br />

aus vier Regionen<br />

Region<br />

Rheinland-<br />

Pfalz/<br />

Saarland<br />

Hessen<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Niedersachsen<br />

Schnitt<br />

1. 2. 1. 2. 1. 2. 1.<br />

Probenzahl 860 182 228 66 472 137 4350<br />

Trockenmasse (TM) % 42,1 45,0 40,3 42,8 40,7 44,9 42,2<br />

Gehalte je kg TM<br />

Rohprotein g 171 170 164 153 160 153 164<br />

Rohfaser g 251 255 238 247 257 265 242<br />

Rohasche g 100 98 98 99 100 106 96<br />

Zucker g 77 72 57 58 66 65 78<br />

ADForg g 264 278 279 282 285 288 286<br />

NDForg g 453 470 461 486 502 521 492<br />

NEL MJ 6,4 6,2 6,3 6,1 5,95 5,8 6,3<br />

nXP g 141 139 140 135 134 131 140<br />

RNB g 5,0 5,0 4,0 3,0 4,0 3,4 4,0<br />

Ca g 5,5 6,2 5,9 6,6 5,5 6,0 5,5<br />

P g 3,6 3,7 3,6 3,3 3,0 2,9 3,4<br />

K g 46 37 28,3 22,8 27,6 25,4 25,8<br />

Quellen: Priesmann u.a., DLR Eifel; Bonsels, LLH Kassel; Menke und Pries, LWK NRW Münster;<br />

20 Müller, LUFA Nord-West Oldenburg<br />

Für eine Leistungsgerechte und kostenorientierte Milchviehfütterung ist die Kenntnis<br />

der Grundfutterqualitäten unverzichtbare Voraussetzung. Von Fütterungsberatern und<br />

Milchviehhaltern werden daher die Auswertungen der Grassilageuntersuchungen des aktuellen<br />

Jahres stets mit Spannung erwartet. Wir haben die Kollegen aus vier Bundesländern gebeten,<br />

uns ihre Auswertungen zur Verfügung zu stellen. In der Tabelle 1 sind die Durchschnittswerte<br />

des ersten und teilweise zweiten Schnittes zusammengefasst.<br />

◆ So sollte eine gute Grassilage aussehen<br />

Zur Beurteilung der Ergebnisse muß erst einmal<br />

die Meßlatte festgelegt werden. Welche<br />

Kriterien soll eine gute Grassilage erfüllen?<br />

◆<br />

◆<br />

◆<br />

1. Der Trockenmassegehalt (TM) soll zwi-<br />

schen 30 und 40 % liegen. Bei höheren<br />

Werten besteht die Gefahr, dass im Silo<br />

keine ausreichende Verdichtung erreicht<br />

wird.<br />

2. Der Rohaschegehalt soll unter 10 % der<br />

TM betragen. Höhere Werte deuten auf<br />

stärkere Verschmutzung hin.<br />

3. Der Rohproteingehalt soll zwischen<br />

16 und 20 % liegen. Dies setzt auch eine<br />

vernünftige Stickstoffdüngung voraus.<br />

◆<br />

◆<br />

4. Der Rohfasergehalt ist ein wichtiges<br />

Kriterium zur Beurteilung des Schnittzeitpunktes<br />

und des Strukturwertes.<br />

Optimal sind Gehalte zwischen 22–25 %.<br />

5. Der Energiegehalt wird in diesem<br />

Jahr erstmals bundesweit einheitlich<br />

nach einer neuen Schätzformel der<br />

Gesellschaft für Ernährungsphysiologie<br />

(GfE) ermittelt. Berücksichtigt wird die<br />

Verdaulichkeit in Form der Gasbildung<br />

nach dem Hohenheimer Futtermitteltest<br />

(HFT) bzw. der Enzymlöslichen Organischen<br />

Substanz (ELOS). Außerdem wird<br />

die Kohlenhydratfraktion nach einem<br />

neueren Analyseverfahren stärker<br />

differenziert (siehe Kasten). Hier muß<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


man sich an neue Parameter gewöhnen.<br />

Energiereiche Silagen sollen einen NDF-<br />

Gehalt zwischen 40–48 % und einen ADF-<br />

Gehalt zwischen 27–30 % aufweisen, um<br />

Energiegehalte von 6,4 MJ NEL und mehr<br />

zu erreichen.<br />

◆ Durchschnittswerte zeigen Trend<br />

Beurteilt man die Durchschnittsergebnisse<br />

aus der Tabelle 1, stellt man fest, dass<br />

die Trockenmassegehalte die obere Grenze<br />

überschreiten. Dies trifft besonders<br />

gravierend für den zweiten Schnitt zu. Die<br />

Rohproteingehalte liegen alle im unteren<br />

Bereich. Der Rohfasergehalt bewegt sich<br />

eher im oberen Bereich der Zielwerte des 1.<br />

Schnittes. Die ADF-Gehalte liegen dagegen<br />

alle im Zielbereich, was für die NDF-Gehalte<br />

nicht immer zutrifft. Die Rohaschegehalte<br />

liegen durchweg an der oberen Grenze bzw.<br />

überschreiten diese leicht. Die Zuckergehalte<br />

liegen zwischen rund 6 bis 8 %. Zwischen<br />

1. und 2. Schnitt sind keine Unterschiede<br />

festzustellen. Die NEL-Gehalte im 1. Schnitt<br />

liegen je nach Region zwischen 6,0 und<br />

◆ Neue Parameter zur Energieschätzung in Grassilage<br />

In früheren Schätzformeln für den Energiegehalt einer Silage war der Rohfasergehalt ein<br />

wichtiger Parameter. Die Rohfaserbestimmung im Rahmen der Weender Analyse hat allerdings<br />

den Nachteil, dass ein Teil der Gerüstsubstanzen, das sind die Zellwandbestandteile<br />

Zellulose und Lignin, beim Kochen mit verdünnter Säure und Lauge in Lösung geht und<br />

deshalb nicht mitbestimmt wird. Dieser Teil erscheint dann bei der rechnerisch ermittelten<br />

Fraktion der „Stickstoff freien Extraktstoffe“ (NfE), wo sich in erster Linie Stärke, Zucker,<br />

Pektine, Hemizellulosen fi nden.<br />

Eine schärfere Abtrennung der Gerüstsubstanzen wird mit der erweiterten Futteranalyse<br />

nach van Soest erreicht. Hierbei wird zwischen der nichtfaserigen Kohlenhydratfraktion<br />

(NFC) und den Gerüstsubstanzen (NDF= neutrale Dertergenzienfaser) differenziert.<br />

Bei NFC handelt es sich um Zellinhaltsstoffe (insbesondere Stärke, Zucker, Pektine u.a.),<br />

während NDF die Zellwandbestandteile Hemizellulose, Zellulose und Lignin umfasst. Aus<br />

dem NDF-Anteil wird durch Kochen mit schwefelsaurer Detergenzienlösung die ADF (saure<br />

Detergenzienfaser) analysiert, die Zellulose und Lignin beinhaltet.<br />

Sowohl die NDF als auch die ADF wird jeweils auf die Organische Substanz bezogen. Die<br />

ADForg ist neben der Gasbildung (HFT) sowie den Rohasche-, Rohprotein- und Rohfettgehalten<br />

Bestandteil der neuen Energie-Schätzformel. (JW)<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

6,4 MJ. Im 2. Schnitt sind sie etwas niedriger,<br />

die Verdaulichkeit der Nährstoffe nimmt mit<br />

fortschreitender Vegetation ab, außerdem<br />

wurden sie auch etwas spät geschnitten. Die<br />

Calcium-, Phosphor- und Kaliumgehalte liegen<br />

in normalem Rahmen.<br />

◆ Große Unterschiede in der Qualität<br />

Welche Reserven liegen in der Grassilagegewinnung?<br />

Hierüber gibt die Tabelle 2<br />

Auskunft, in der für die Regionen jeweils<br />

die Ergebnisse des oberen (=besseren) und<br />

unteren (=schlechteren) Viertels der Proben<br />

gegenübergestellt sind.<br />

Beim TM-Gehalt ist das bessere Viertel allerdings<br />

nicht besser! Gerade bei guten Silagen,<br />

in denen auch noch relativ viel Zucker<br />

(75–100 g) enthalten ist, besteht die Gefahr<br />

der Nachgärung, wenn diese nicht optimal<br />

verdichtet wurden.<br />

Bei den anderen Kriterien ergeben sich jedoch<br />

deutliche Unterschiede zugunsten der<br />

oberen Viertel. Beim Rohproteingehalt wurden<br />

bis auf NRW recht hohe Werte erzielt.<br />

In Verbindung mit den guten bis sehr gu-<br />

Tab.2: Grassilagen 2008 – Durchschnittswerte<br />

der oberen und unteren Viertel der Proben<br />

des 1. Schnitts<br />

Region<br />

oberes/<br />

Rheinland-<br />

Pfalz/<br />

Saarland<br />

Hessen<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

Niedersachsen<br />

unteres Viertel ob. un. ob. un. ob. un. ob. un.<br />

Trockenmasse (TM) % 43,2 42,6 39,5 35,8 42,8 39,5 39,8 44,9<br />

Gehalte je kg TM<br />

Rohprotein g 194 144 180 144 167 148 177 148<br />

Rohfaser g 226 279 215 263 241 272 231 256<br />

Rohasche g 98 102 94 105 98 103 88 105<br />

ADForg g 234 301 260 297 264 306 272 305<br />

NDForg g 410 504 426 494 465 543 469 525<br />

Zucker g 100 60 75 35 94 48 86 68<br />

NEL MJ 6,9 5,8 6,7 5,9 6,3 5,6 6,7 5,8<br />

nXP g 149 130 148 130 141 127 146 130<br />

RNB g 7,0 2,0 5,0 2,0 4,1 3,3 5,0 3,0<br />

Ca g 5,4 5,7 5,9 6,1 5,4 5,7 5,4 5,8<br />

P g 4,0 3,1 3,8 3,3 3,0 3,0 3,6 3,3<br />

K g 46 34 29,7 26,3 28,2 27,0 25,8 24,0<br />

Quellen: Priesmann u.a., DLR Eifel; Bonsels, LLH Kassel; Menke und Pries, LWK NRW Münster;<br />

Müller, LUFA Nord-West Oldenburg<br />

ten Energiegehalten ergeben sich hohe nXP-<br />

Gehalte, allerdings auch höhere RNB-Werte.<br />

Diese Stickstoffüberschüsse im Pansen können<br />

jedoch in dieser Größenordnung noch<br />

sehr gut durch Futtermittel mit negativer RNB<br />

(z.B. Maissilage, Preßschnitzel, Getreide) ausgeglichen<br />

werden. Die Proben der unteren<br />

Viertel tragen dagegen kaum oder gar nicht<br />

zur zusätzlichen Proteinversorgung bei und<br />

entsprechen somit nicht der eigentlichen Intension<br />

von Grassilagen. Am Rohfasergehalt<br />

wird deutlich, dass diese zu spät geschnitten<br />

wurden, was nicht nur zu geringen Rohproteingehalten,<br />

sondern auch zu niedrigen<br />

Energiegehalten führt. Die Unterschiede im<br />

NEL-Gehalt betragen je nach Region 0,7, 0,8,<br />

0,9 und 1,1 MJ NEL! Geht man mal von einer<br />

Differenz von 0,9 MJ NEL aus und lässt andere<br />

Negativwirkungen spät geschnittener Silage<br />

(z.B. Futteraufnahme) außer Acht, so fehlen<br />

21


Futtermitteluntersuchung<br />

22<br />

in einer Tagesration mit 5 kg TM Grassilage<br />

4,5 MJ NEL, die über Kraftfutter ausgeglichen<br />

werden müssen. Dieser Wert entspricht 0,7<br />

kg Leistungsfutter. Unterstellt man 200 Tage<br />

Winterfütterung, so addiert sich dieser Betrag<br />

auf 1,4 dt je Kuh. Die Gewinnung einer guten<br />

Grassilage macht sich auch ohne Berücksichtigung<br />

anderer positiver Effekte bezahlt. Die<br />

Gewinnung einer guten Grassilage ist dazu<br />

auch nicht teurer, eher kann man davon ausgehen,<br />

dass spät geschnittene Silage teurer ist,<br />

auf alle Fälle bezogen auf die Energieeinheit.<br />

◆<br />

◆<br />

◆<br />

◆<br />

FAZIT für die praxis<br />

Es wird verdeutlicht, dass nur betriebsspezifi<br />

sche Futteruntersuchungen einen optimalen<br />

Einsatz der Grassilage und auch anderer<br />

betriebseigener Futtermittel gewährleisten.<br />

Hierbei ist auch zu bedenken, dass bei der<br />

in der Regel im Betrieb vorhandenen Silagemenge<br />

eine einmalige Untersuchung nicht<br />

ausreicht. Rationen müssen immer wieder<br />

angepasst werden, aktuelle Grundfutteranalysen<br />

sind hier sehr hilfreich. Futteruntersuchungen<br />

sollen aber nicht nur der aktuellen<br />

Information dienen. Man sollte sich<br />

auch unbedingt Gedanken machen, warum<br />

die Silagequalität gut oder schlecht gelungen<br />

ist. Schwachstellen sollten herausgefunden<br />

werden, um sie im nächsten Jahr<br />

abzustellen. Auch gute Silage kann noch<br />

besser werden. Und übrigens ist das Wetter<br />

nicht immer an allem Schuld! (JW)<br />

Der direkte Draht<br />

Ansprechpartner in den Regionen:<br />

Rheinland-Pfalz: Dr. Thomas Priesmann<br />

Telefon: 065 61/964 83 01<br />

Hessen: Thomas Bonsels<br />

Telefon: 05 61/729 92 75<br />

Nordrhein-Westfalen: Dr. Martin Pries,<br />

Annette Menke<br />

Telefon: 02 51/237 69 13 und 613<br />

Niedersachsen: Werner Müller<br />

Telefon: 04 41/80 18 50<br />

Getreidequalitäten 2008<br />

Getreide ist für viele Viehhaltenden Betriebe ein wichtiges Einzelfuttermittel. Um dieses in<br />

den Rationen richtig einsetzen zu können, muss der Nährstoff- und Energiegehalt bekannt<br />

sein. Dieser schwankt bekanntlich von Jahr zu Jahr, aber viel mehr auch von Partie zu Partie.<br />

Regionale Auswertungen der LUFA-Analysen vermitteln Trends zum Futterwert, die von allgemeinem<br />

Interesse sind, aber dem Einzelbetrieb auch Hinweise auf eventuelle Schwachstellen<br />

geben mit der Konsequenz, das betriebseigene Getreide untersuchen zu lassen.<br />

Wir haben Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen,<br />

Niedersachsen und Rheinland-Pfalz<br />

erhalten, die wir nach Getreidearten differenziert<br />

in den Tabellen 1 bis 3 zusammengefasst<br />

haben.<br />

Die dargestellten Trockenmassegehalte liegen<br />

in allen Getreideproben im Durchschnitt<br />

unterhalb der für Trockenware geforderten<br />

88 %. Dies ergibt sich daraus, dass es sich<br />

hierbei um Mittelwerte aus feucht eingelagertem<br />

und getrocknetem Getreide handelt.<br />

Die Spannen reichen von 76 bis 91 % TM. Insofern<br />

erlauben die Werte keine Aussage<br />

über die Lagerfähigkeit, die bei Gehalten<br />

unter 88% durch geeignete Konservierungsmaßnahmen<br />

sichergestellt sein muss.<br />

Die Rohproteingehalte liegen in diesem<br />

Jahr generell niedriger als im Vorjahr und<br />

zwar bis zu 12%. Da die Aminosäuren in den<br />

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und Lieferung frachtfrei.<br />

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per Fax: 0 30/72 62 59 99 erfolgen.<br />

Stallschilder aus Pappe werden kostenlos zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

LUFAen auf Basis der Rohproteingehalte mittels<br />

der bewährten Degussa-Schätzformel<br />

errechnet werden, schwanken diese in ähnlicher<br />

Größenordnung. Diese Feststellung gilt<br />

Tab.1: Gerstequalitäten 2008 (Mittelwerte und Spannen von…bis), Werte bezogen<br />

auf 1000 g Getreide mit 88 % Trockenmasse<br />

LUFA<br />

NRW Münster<br />

LUFA<br />

Nord-West<br />

Oldenburg<br />

Futtermittel-Prüf ring<br />

Rheinland-Pfalz Nord<br />

Probenzahl 362 262 18<br />

Trockenmasse %<br />

86,1<br />

(77,6–93,1)<br />

86,1<br />

(77,6–90,9)<br />

86,8<br />

(85,2–88,9)<br />

Rohprotein g<br />

104<br />

(80–160)<br />

111<br />

(85–136)<br />

114<br />

(91–131)<br />

Rohfaser g<br />

49<br />

(25–69)<br />

53<br />

(31–58)<br />

46<br />

(39–56)<br />

Stärke g<br />

516<br />

(448–571)<br />

505<br />

(451–535)<br />

ME Schwein MJ<br />

12,9<br />

(12,2–14,0)<br />

12,8<br />

(11,5–13,3)<br />

12,5<br />

(12,2–12,7)<br />

Lysin g<br />

3,6<br />

(3,0–5,1)<br />

3,9<br />

(3,2–4,5)<br />

3,9<br />

(3,3–4,3)<br />

Methionin+Cystin g<br />

4,0<br />

(3,3–5,8)<br />

4,3<br />

(3,4–5,0)<br />

ME berechnet nach Mischfutterformel, Aminosäuren berechnet mit Degussa-Formel<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


Neben den Nährstoff- und Energiegehalten ist auch der Hygienestatus des eingelagerten Getreides<br />

von Bedeutung. Über Probleme mit Mykotoxinen hört man in diesem Jahr zum Glück wenig.<br />

generell. Viel gravierender sind allerdings<br />

die analysierten Schwankungsbreiten der<br />

Einzelwerte. Bei Lysin betragen diese z.B. bis<br />

zu 0,8 g Lysin je kg Weizen. Dies entspricht<br />

dem Gehalt in 30 g Sojaschrot. Bei einem<br />

Mischungsanteil des Weizens von 50 % summiert<br />

sich die Menge auf 1,5 kg Sojaschrot,<br />

eine durchaus zu beachtende Größe!<br />

Die Energiegehalte, nach der Mischfutterformel<br />

errechnet, stimmen im Durchschnitt<br />

mit denen des Vorjahres überein. Die in diesem<br />

Jahr generell höheren Stärkegehalte<br />

gleichen die geringeren Rohproteingehalte<br />

aus energetischer Sicht aus. Aber auch hier<br />

stellt man wie in jedem Jahr eine große<br />

Streubreite der Einzelwerte fest. Diese Spannen<br />

sind bei Gerste mit bis zu 1,8 MJ ME besonders<br />

hoch, aber auch bei den anderen Getreidearten<br />

mit bis zu 0,8 MJ ME beachtlich.<br />

Bei Mischungsanteilen von z.B. 70 % kann<br />

dies je nach Gersteanteil bis zu 0,8 MJ ME<br />

in der Gesamtmischung ausmachen. Dann<br />

braucht man sich nicht zu wundern, wenn<br />

die Schweine schlecht wachsen! Neben den<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

Nährstoff- und Energiegehalten<br />

ist auch der Hygienestatus<br />

des eingelagerten Getreides<br />

von Bedeutung. Über Probleme<br />

mit Mykotoxinen hört man<br />

in diesem Jahr zum Glück wenig.<br />

Falls im Betrieb Verdachtsmomente<br />

bzw. -symptome auf<br />

Mykotoxinbelastung hindeuten,<br />

muß unverzüglich eine<br />

entsprechende Untersuchung<br />

des Getreides bei einer LUFA<br />

veranlasst werden.<br />

FAZIT für die praxis<br />

Als Konsequenz aus diesen Ergebnissen ist in<br />

erster Linie abzuleiten, dass die Berechnung<br />

von leistungsgerechten Mischungen weder<br />

mit Durchschnittswerten der regionalen Untersuchungen<br />

noch mit Tabellenwerten, sondern<br />

nur mit den Untersuchungsergebnissen<br />

des betriebseigenen Getreides erfolgsversprechend<br />

ist. (JW)<br />

Tab.2: Weizenqualitäten 2008 (Mittelwerte und Spannen von…bis),<br />

Werte bezogen auf 1.000 g Getreide mit 88 % Trockenmasse<br />

LUFA NRW<br />

LUFA<br />

Nord-West<br />

Futtermittel-Prüf -<br />

ring Rheinland-<br />

Pfalz Nord<br />

Probenzahl 286 196 17<br />

Trockenmasse %<br />

86,7<br />

(83,3–90,0)<br />

86,0<br />

(75,8–89,4)<br />

85,5<br />

(83,7–86,4)<br />

Rohprotein g<br />

105<br />

(79–137)<br />

112<br />

(88–154)<br />

118<br />

(95–140)<br />

Stärke g<br />

612<br />

(546–643)<br />

599<br />

(569–626)<br />

ME Schwein MJ<br />

14,2<br />

(13,7–14,5)<br />

14,2<br />

(13,9–14,6)<br />

13,84<br />

(13,74–13,96)<br />

Lysin g<br />

3,1<br />

(2,7–3,5)<br />

3,2<br />

(2,8–3,8)<br />

3,2<br />

(2,9–3,5)<br />

Methionin+Cystin g<br />

4,2<br />

(3,4–5,1<br />

4,4<br />

(3,7–5,6)<br />

ME berechnet nach Mischfutterformel, Aminosäuren berechnet mit Degussa-Formel<br />

Tab.3: Triticale- und Roggenqualitäten 2008 (Mittel werte und<br />

Spannen von…bis), Werte be zogen auf 1.000 g Getreide mit<br />

88 % Trockenmasse<br />

Triticale Roggen<br />

LUFA NRW<br />

Münster<br />

LUFA<br />

Nord-West<br />

Oldenburg<br />

LUFA NRW<br />

Münster<br />

LUFA<br />

Nord-West<br />

Oldenburg<br />

Probenzahl 106 96 52 111<br />

Trockenmasse %<br />

86,1<br />

(80,8–90,2)<br />

86,7<br />

(76,7–90,2)<br />

86,1<br />

(80,2–90,1)<br />

86,2<br />

(77,5–89,8)<br />

Rohprotein g<br />

97<br />

(73–126)<br />

103<br />

(71–124)<br />

91<br />

(69–115)<br />

92<br />

(70–127)<br />

Stärke g<br />

608<br />

(566–640)<br />

590<br />

(549–632)<br />

552<br />

(514–582)<br />

538<br />

(504–559)<br />

ME Schwein MJ<br />

14,1<br />

(13,8–14,6)<br />

14,0<br />

(13,6–14,2)<br />

13,6<br />

(13,4–14,0)<br />

13,6<br />

(13,3–13,9)<br />

Lysin g<br />

3,4<br />

(2,9–4,0)<br />

3,4<br />

(2,8–4,0)<br />

3,4<br />

(2,7–4,1)<br />

3,5<br />

(2,8–4,5)<br />

Methionin+Cystin g<br />

3,9<br />

(3,1–4,9)<br />

4,0<br />

(3,1–4,8)<br />

3,5<br />

(2,7–4,4)<br />

3,6<br />

(2,8–4,9)<br />

ME berechnet nach Mischfutterformel, Aminosäuren berechnet mit Degussa-Formel<br />

◆<br />

◆<br />

◆<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Gerhard Stalljohann,<br />

LWK NRW Münster<br />

Telefon: 02 51/237 68 60<br />

Werner Müller,<br />

LUFA Nord-West Oldenburg<br />

Telefon: 04 41/80 18 50<br />

Dr. Thomas Priesmann, Bittburg<br />

Telefon: 065 61/964 83 01<br />

23


Kälberfütterung<br />

24<br />

Möglichkeiten und<br />

Grenzen des Frühabsetzens<br />

von Kälbern<br />

Dr. Bernd Fischer, Landesanstalt für Landwirtschaft,<br />

Forsten und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Iden<br />

Insbesondere in Zeiten steigender Milchaustauscherpreise gelangt eine verkürzte Tränkedauer<br />

in den Blickpunkt der praktischen Aufzucht weiblicher Milchrindkälber. Beim Frühabsetzverfahren<br />

erhalten die Kälber täglich zwischen 5 bis 6 l Milchtränke und verbrauchen<br />

während der 4 bis 6 wöchigen Tränkeperiode gegenüber einer 8 bis 10 wöchigen 15 bis 10 kg<br />

weniger MAT. Gleichzeitig wird mehr hochwertiges Kraftfutter benötigt. Die Einsparung an<br />

Futterkosten ist mit ca. 1 % der gesamten Aufzuchtkosten gering. Es sollten demnach noch<br />

weitere Vorteile zum Tragen kommen, die es gerechtfertigen Kälber mit dem Frühabsetzverfahren<br />

aufzuziehen. Welche wesentlichen Voraussetzungen gehören zum erfolgreichen<br />

Frühabsetzen?<br />

◆ Versorgung in der frühen Tränkephase<br />

Ein hohes Wachstum des jungen Tränkkalbes<br />

scheint eng mit der späteren Leistungsfähigkeit<br />

in Verbindung zu stehen.<br />

Nach der Geburt vermehrt sich bei ungestörter<br />

Entwicklung das funktionale Gewebe in<br />

Darm, Leber, Lunge, Milz und in vielen anderen<br />

Organen weiter. Diese Fähigkeit ist auf die<br />

ersten Lebenswochen beschränkt. Je mehr<br />

Faktoren, beispielsweise durch fehlerhafte<br />

Versorgung oder Verdauungsstörungen, das<br />

Wachstum beeinträchtigen, desto geringer<br />

ist die Vermehrung von Zellen in diesen Organen.<br />

Später in der Laktation sind dann weniger<br />

Zellen an der Umsatzleistung beteiligt.<br />

Das kann sich nachteilig auf die Produktivität<br />

der Milchkuh auswirken.<br />

Das junge Kalb ist in erster Linie ein Säugetier.<br />

Das Management sollte diesem primären<br />

Anspruch des Kalbes gerecht werden. Beim<br />

Frühabsetzverfahren sollte die Milchtränke<br />

vom jungen Kalb effektiv verdaut werden<br />

können. In den ersten vier Lebenswochen ist<br />

die Aktivität von Pepsin und dem kaseingerinnenden<br />

Labferment im Labmagen besonders<br />

hoch. Daher sollte Kasein Hauptproteinträger<br />

der Tränke sein. Das fördert die Verdaulichkeit<br />

und beugt Verdauungsstörungen vor.<br />

Eine weitere Möglichkeit das Wachstum in<br />

den ersten Lebenswochen zu steigern, ist die<br />

Tränkemenge über die Tränkehäufi gkeit zu<br />

erhöhen. Bei einem drei- gegenüber einem<br />

zweimaligen Tränken mit Vollmilch erhöhte<br />

sich die Lebendgewichtszunahme deutlich.<br />

Das betraf auch Kälber, die in den ersten 14<br />

Tagen an Durchfall erkrankten. Verdauungsphysiologisch<br />

von Vorteil ist zudem, dass bei<br />

Das Kraftfutter soll für Kälber leicht zugänglich sein.<br />

Mehrmaliges Füttern von Kälbermüsli oder Kälberfl<br />

ocken regt die Tiere zur Festfutteraufnahme an.<br />

geringerer Tränkemenge je Gabe eine höhere<br />

Tagestränkemenge aufgenommen wird. In<br />

der Folge sind laut Tabelle 1 die Kälber im Alter<br />

von zwei Wochen bei der Umsetzung von<br />

der Einzelhaltung an den Tränkautomaten<br />

schwerer und vitaler. Das ergaben Messwerte<br />

der Saugleistung im Tränkestand. Weiterhin<br />

bewirkte das beschleunigte Wachstum in<br />

den ersten 14 Lebenstagen eine nachfolgend<br />

zeitigere und um ca. 5 kg höhere Kraftfutteraufnahme<br />

bis zum 56. Lebenstag. Da tränketechnisch<br />

die Höhe des aufgenommenen<br />

Kraftfutters die Tränkemenge reduzierte,<br />

setzten sich die Kälber zeitiger von der Milch<br />

ab, verbrauchten insgesamt weniger Tränke<br />

und waren noch nach acht Lebenswochen<br />

schwerer (Tab. 1). Ähnliche Ergebnisse wurden<br />

in einem anderen Versuch erzielt in dem<br />

Tab. 1: Steigerung von Tränkefrequenz und Tränkemenge in der Einzelhaltung bis<br />

14. Lebenstag auf die weitere Entwicklung und den Tränkeverbrauch in der<br />

Gruppenhaltung mit Tränkautomat in der LLFG Iden 2000 (kursive Angaben<br />

sind signifi kant)<br />

Variante<br />

2 x Tränken<br />

n=43<br />

3 x Tränken<br />

n=42<br />

Tränke<br />

in l,<br />

4.–14. LT<br />

LMZ bis 14. LT<br />

(alle Kälber)<br />

LMZ je Kalb<br />

mit Diarrhoe<br />

14. LT<br />

Diarrhoerate<br />

bis 14. LT<br />

Saugleistung<br />

am Tränkautomat<br />

15.–21. LT<br />

Tränkeverbrauch<br />

am Automat<br />

LM am<br />

56. LT<br />

53 290 g/d 260 g/d 55,8 % 0,74 l/min 275 l 70,4 kg<br />

67 362 g/d 330 g/d 59,6 % 0,88 l/min 249 l 72,7 kg<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


Kälber vergleichsweise ad libitum und rationiert<br />

getränkt und nach 42 Tagen abgesetzt<br />

wurden. Ad libitum versorgte Kälber hatten ein<br />

um fast 10 kg höheres Lebendgewicht beim<br />

Absetzen, weil sie bereits nach dem vierten<br />

Lebenstag 9 l Milch aufnahmen und dadurch<br />

mehr zunahmen. Die Festfutteraufnahme<br />

war nach dem Absetzen bald ähnlich hoch<br />

wie die der rationiert versorgten Kälber mit<br />

Tagesgaben zwischen 4 und 5 l Milchtränke.<br />

Ein früheres Absetzen von der Milch kann<br />

gelingen, wenn Kälber ihr hohes Wachstumsvermögen<br />

ausschöpfen können. Daraus kann<br />

geschlussfolgert werden, dass ein Tränkeangebot<br />

von 2 x 2 l pro Tag nicht einer optimalen<br />

Nährstoffversorgung in den ersten<br />

Lebenswochen entspricht.<br />

Allgemein kann die Qualität des Tränkkälbermanagements<br />

an der Zunahmenleistung<br />

entsprechender Entwicklungsabschnitte gemessen<br />

werden. Als einfache Richtschnur<br />

eignet sich der Gewichtszuwachs in Abhängigkeit<br />

vom Lebendgewicht. Ziel sind hohe<br />

Tageszunahmen von mindestens 1,2 % des<br />

Lebendgewichts. Ein 50 kg Milchrindkalb sollte<br />

demnach täglich 600 g zunehmen.<br />

◆ Absetzen von der Tränke<br />

In der Praxis existiert hinsichtlich des Beginns<br />

und des Anstiegs der Kraftfutteraufnahme<br />

zwischen Kälbern eine große Spannweite. Im<br />

Alter von vier Lebenswochen nehmen einige<br />

Kälber kein, andere täglich mehr als 400 g<br />

Kraftfutter auf. Besonders beim Frühabsetzverfahren<br />

kann ein kurzfristiges Abtränken<br />

bei rationierter Tränke zu Wachstumseinbußen<br />

führen. Wird die Tränke beim Frühabsetzen<br />

von 6 l/Tag beginnend reduziert und die<br />

Kälber innerhalb einer Woche abgesetzt, steigt<br />

die Kraftfutteraufnahme täglich zwar deutlich<br />

an. Doch es entsteht das Problem, dass die<br />

Vormagenverdauung der Kälber, die vor dem<br />

Absetzen wenig Kraftfutter aufnahmen, überfordert<br />

wird. Das zeigten Ergebnisse eines<br />

Versuches. Bei gleicher Kraftfutteraufnahme<br />

zum Zeitpunkt des Absetzens waren die<br />

täglichen Zunahmen von Kälbern mit einer<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

verkürzten Abtränkdauer von 1–2 Wochen<br />

signifi kant niedriger als von Kälbern mit 2–3<br />

Wochen Abtränkdauer (Abb. 1). Es wurde beobachtet,<br />

dass bei raschem Milchentzug und<br />

Kraftfutteraufnahmen von 2,3 kg/Tag Kälber<br />

verstärkt dünnen bis wässrigen Kot absetzten.<br />

Die damit verbundene acidotische Belastung<br />

spiegelte sich in negativen NSBA-Werten und<br />

hohen Ca-Ausscheidungen im Harn wieder.<br />

Daher sollten Kälber die Möglichkeit erhalten,<br />

sich allmählich an hohe Festfutteraufnahmen<br />

zu gewöhnen. Das unterstützt eine effektive<br />

Verwertung und ein kontinuierliches Wachstum<br />

nach dem Absetzen.<br />

Die Höhe der Lebendgewichts ist Ausdruck<br />

des Entwicklungszustandes und als Parameter<br />

für das Absetzen der Kälber von der Milch<br />

geeignet. Aus mehreren Untersuchungen<br />

kann man ableiten, dass beim Frühabsetzverfahren<br />

ein Mindestgewicht von 70 kg anzustreben<br />

ist. Bei Tränkeverfahren von 8–10<br />

Wochen sollte ein Mindestgewicht von 80 kg<br />

erzielt werden, damit die Kälber kontinuierlich<br />

weiter wachsen.<br />

◆ Festfutterversorgung<br />

Wenn es in der ersten Lebenswoche aus haltungstechnischer<br />

Sicht nicht möglich ist,<br />

Festfutter anzubieten, stellt das kein Handicap<br />

für die weitere Entwicklung der Kälber<br />

Abb. 1: Tägliche Lebendmassezunahmen<br />

vom Absetztag bis 14 Tage nach<br />

dem Absetzen in Abhängigkeit<br />

vom Zeitraum des Abtränkens<br />

LMZ g/Tag<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

Abtränkedauer<br />

7–13 Tage 14 –21 Tage<br />

LMZ 554 g 840 g<br />

Die Kraftfutteraufnahme beim Absetzen betrug im Mittel 1,4 kg/Tag<br />

der letzten vier Tränktage. Kälbergruppe n=14; LLFG Iden, 2003<br />

Kälbermüsli mit Getreidefl ocken oder pelletiertes<br />

Kraftfutter ff eignen i sich i hh hervorragend dals l Starterfut- f<br />

ter für das frühe Absetzen von der Milch.<br />

dar. Ab der zweiten Lebenswoche ist laut<br />

Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung ein<br />

Festfutterangebot („…Raufutter oder sonstiges<br />

rohfaserreiches strukturiertes Futter<br />

zur freien Aufnahme...“) vorgeschrieben. Aus<br />

verdauungsphysiologischer Sicht ist dazu<br />

Tränkwasser anzubieten. Erst dann können<br />

Gärungsprozesse im Pansen anlaufen!<br />

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten und viele<br />

geeignete Kraft- und Grundfutter um junge<br />

Kälber zeitig zur Festfutteraufnahme zu animieren.<br />

Ob zum Kraftfutter Heu oder Grasanwelksilage<br />

in den ersten 6 Wochen angeboten<br />

wird, ist sekundär, weil es keine Unterschiede<br />

im Zuwachs gibt. Können Tränkkälber jedoch<br />

neben Kraftfutter längere Zeit kein strukturiertes<br />

Futter aufnehmen, verhornen und verkürzen<br />

sich die Pansenzotten, sie verklumpen<br />

wulstartig und werden zu Rosetten. Die Lamellen<br />

des Netzmagens werden zunehmend von<br />

fest haftenden Futterpartikeln verdeckt und<br />

die Zunahmeleistung geht deutlich zurück.<br />

Auf Grundfutter sollte daher nicht verzichtet<br />

werden. Einen Mangel an Strukturfutter versuchen<br />

Kälber über die Aufnahme eingestreuten<br />

Strohs auszugleichen. Das ist fütterungshygienisch<br />

bedenklich. Folgende Hinweise können<br />

zum Festfutterangebot aus Untersuchungen<br />

und Erfahrungen abgeleitet werden:<br />

Fütterungshygiene: Frisches Kraftfutter zunächst<br />

in geringen Mengen, dafür häufi ger<br />

(mindestens zweimal täglich) vorlegen. Kälbermüsli<br />

sowie Futter mit aufgeschlossenem<br />

Getreide oder Getreidefl ocken werden gern<br />

gefressen und regen das Zottenwachstum<br />

an. Sie eignen sich hervorragend für eine zeitige<br />

Futteraufnahme, ziehen aber beispielsweise<br />

stark die Stallluft an. Derartiges Futter<br />

Kälberfütterung<br />

25


Kälbertfütterung<br />

26<br />

Strukturfutter über geeignete Raufen anbieten –<br />

das stimuliert die Festfutteraufnahme<br />

nehmen Kälber dann nicht mehr auf. Weniger<br />

empfi ndlich ist pelletierter Kälberstarter.<br />

Auch ganze Maiskörner (im Gemisch mit Sojaextraktionsschrot)<br />

werden in der Tränkephase<br />

verdaut und eignen sich hervorragend als<br />

Festfutter. Futterreste sind vor der Fütterung<br />

generell zu entfernen. Die Futterschalen sollen<br />

gereinigt und trocken sein.<br />

Futterdarbietung: Heuraufen nicht so anbringen,<br />

dass Futterabrieb beim Verzehr in<br />

die Nase gelangt und die Schleimhaut reizt.<br />

Kälber fressen lieber aufgelockertes Heu aus<br />

einer Krippe oder von einer ebenen Fläche.<br />

Kraftfutter muss stets verfügbar und leicht<br />

zugänglich sein. Die sogenannte Trocken-<br />

TMR (bis 70 % Kraftfutter plus 30 % Heu) ist<br />

für die Kälberfütterung in der Tränkephase<br />

als Alleinfutter geeignet. Dagegen nehmen<br />

junge Kälber im Alter von 8 Wochen bei Alleinvorlage<br />

einer TMR mit Maissilage, Heu<br />

und Kraftfutter zu wenig Futter auf, was zu<br />

deutlichen Wachstumseinbußen führt.<br />

◆ Können Kälber nach dem Absetzen<br />

mit Mischrationen gefüttert werden?<br />

Zur Sicherung der Protein- und Energieaufnahme<br />

empfi ehlt es sich neben einer Mischration<br />

zusätzlich Kraftfutter nach der Tränkephase<br />

zu verabreichen. Nach dem Absetzen<br />

sind mit einer separater Zufütterung von<br />

1,0–1,5 kg/Tag Kraftfutter (mindestens 11 MJ<br />

ME/kg und mindestens 18 % Rohprotein) Zunahmen<br />

von 800 bis 1000 g realisierbar. In<br />

vielen Fällen eignen sich Rationen der Hochleistungskühe<br />

für die Tränkkälberaufzucht<br />

auch wenn diese 1,1 % Propylenglykol und<br />

1,5 % geschütztes Fett enthalten (bezogen<br />

auf TM mit 7,2 MJ NEL, 175 g Rohprotein und<br />

250 g Zucker/Stärke). Wachstumseinbußen<br />

und vermehrte Verdauungsstörungen müssen<br />

hierbei nicht befürchtet werden. Das<br />

ergaben 9-monatige Untersuchungen vom<br />

14.–84. Lebenstag bei 10-wöchiger Tränke<br />

und zusätzlicher Kraftfutter- und Heufütterung.<br />

Im Einzelfall sollte der Kupfergehalt der<br />

TMR der Hochleistungskühe beachtet werden,<br />

weil zulässige Höchstgehalte für Tränkkälber<br />

(mit 17 mg Cu/kg TM im Alleinfutter)<br />

niedriger als für Milchkühe sind. Bei Zufütterung<br />

von geeignetem Kälberkraftfutter und<br />

Heu werden Kupferhöchstgehalte in der Gesamtration<br />

klar unterschritten.<br />

Unter günstigen Haltungs- und Fütterungsbedingungen<br />

können Kälber nach der 14. Lebenswoche<br />

bzw. über 125 kg Lebendgewicht<br />

mit Mischrationen von 10,8 MJ ME und 155 g<br />

RP/kg TM und Heu zur freien Aufnahme gefüttert<br />

werden. Dabei erzielen sie 800–1.000 g<br />

tägliche Zunahmen. Das ergaben Gewichtsmessungen<br />

und Ermittlungen der Futter-<br />

FAZIT für die praxis<br />

vorlage. Eine separate Kraftfutterfütterung<br />

ist dann nicht mehr erforderlich. Die Futteraufnahme<br />

ist mit etwa 3,5 kg TM aus der<br />

Mischration für den angegebenen Zuwachs<br />

ausreichend. Deutlich höhere Energiekonzentrationen<br />

von z.B. 11,3 MJ ME/kg TM führen<br />

zwar auch zu gesteigerten Zunahmen,<br />

sollten jedoch nur kurzzeitig bei Rückständen<br />

des Lebendgewichts verabreicht werden.<br />

Denn bereits ab 165 kg bzw. ab der 20.<br />

Lebenswoche kommt es dann zu höheren<br />

Körperfettaufl agen. Dies sollte vermieden<br />

werden, weil das Körperfett auch ins Eutergewebe,<br />

in die Eierstöcke und in die Gebärmutter<br />

eingelagert wird und die spätere Funktionsfähigkeit<br />

stört. Das kann beispielsweise<br />

die nachfolgenden Besamungsaufwendungen<br />

für die Trächtigkeit der Färse erhöhen.<br />

Ein Literaturverzeichnis kann beim Autor<br />

angefordert werden.<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Bernd Fischer<br />

Telefon: 03 93 90/63 20<br />

E-Mail: bernd.fi scher@llfg.mlu.lsa-net.de<br />

Das Frühabsetzverfahren kann aus verdauungsphysiologischer Sicht vorteilhaft sein. Denn<br />

eine kürzere Milchperiode und ein zeitiges Umstellen auf Festfutter befördern unter praktischen<br />

Bedingungen gesicherte und stabile Verdauungsabläufe. Durch die verkürzte Tränkedauer<br />

reduzieren sich häufi g Durchfalltage. Das Tränkeregime ist in den ersten Lebenswochen<br />

auf hohes Wachstum auszurichten, damit Kälber nach dem Frühabsetzen entsprechend<br />

entwickelt sind und ohne Wachstumsdepressionen weiter zunehmen. Aus mehreren Untersuchungen<br />

kann abgeleitet werden, dass beim Frühabsetzen ein Lebendgewicht von 70 kg<br />

erforderlich ist. Gleichzeitig ist besonders darauf zu achten Kraftfutter leicht zugänglich zu<br />

machen und eine ausgezeichnete Fütterungshygiene umzusetzen. Für die Anfütterung in<br />

der Tränkeperiode eignen sich nicht nur Kälberfl ocken oder Müsli sondern auch energiereiche<br />

Getreide- bzw. Kraftfuttermischungen mit mindestens 18 % Rohprotein. Dazu sollte Strukturfutter<br />

angeboten werden.<br />

Vor und nach dem Frühabsetzen können Mischrationen für Hochleistungskühe unter Einhaltung<br />

futtermittelrechtlich zulässiger Höchstgehalte an Cu angeboten werden. Dazu ist<br />

zusätzlich separat Kraftfutter mit mindestens 11 MJ ME und 18 % RP je kg zu füttern. Unter<br />

guten Bedingungen können Kälber ab einem Gewicht von 125 kg mit einer TMR-Fütterung<br />

(10,8 MJ ME und 155 g RP/kg TM) ohne zusätzliches Kraftfutter weiter aufgezogen werden.<br />

Zusätzliches Heuangebot sichert den Anspruch an Strukturfutter. Bei weiterer TMR-Fütterung<br />

werden laut DLG bei einem Lebendgewicht von 150 kg Rationsgehalte von 10,7 MJ ME und<br />

13,5 % nXP/kg TM für ein Erstkalbealter von zwei Jahren empfohlen.<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


Rapskuchen fürs Bio-Milchvieh<br />

Meike Siebe, Bonn<br />

Christian Kroll-Fiedler hat 1991, mit der<br />

Übernahme des elterlichen Hofes, seinen Betrieb<br />

auf ökologischen Landbau umgestellt.<br />

Heute hält der 48-jährige Biolandwirt 80<br />

schwarzbunte Milchkühe und dieselbe Anzahl<br />

Jungvieh aus eigener Nachzucht – insgesamt<br />

stehen rund 120 Großvieheinheiten auf<br />

dem westfälischen Bauernhof. 135 ha gehören<br />

dazu, davon 66 ha Acker. „Ich fahre eine<br />

sechsgliedrige Fruchtfolge mit Kleegras, Raps<br />

– der als einzige Marktfrucht verkauft wird –,<br />

Weizen und Triticale für die hofeigene Kraftfuttermischung<br />

sowie Hafer mit Kleegras als<br />

Untersaat. Letzterer wird zu 100 % als Ganzpfl<br />

anzensilage verfüttert“, erläutert Kroll-<br />

Fiedler sein ackerbauliches System.<br />

Das Kleegras bleibt nach dem Hafer zwei Jahre<br />

auf der Fläche und bildet die Grundlage für<br />

eine gesunde und ertragreiche Fruchtfolge.<br />

Die übrigen rund 50 % der Fläche sind Dauergrünland,<br />

6 ha direkt am Hof gelegen, das zur<br />

einen Hälfte von der Milchviehherde beweidet<br />

wird; die übrigen 50 % der Flächen dienen als<br />

Jungviehweide beziehungsweise werden vier<br />

Mal im Jahr geschnitten.<br />

◆ Hohe Leistung aus dem Grundfutter<br />

„Meine Kühe geben im Durchschnitt rund<br />

7.500 l Milch pro Jahr, dabei liegt die Leistung<br />

aus dem Grundfutter bei gut 5 000 l.“<br />

Das Grundfutter-Gemisch setzt sich aus 70 %<br />

Kleegras und je 15 % Maissilage und Hafer-GPS<br />

zusammen. „Die Maissilage war im vergangenen<br />

Jahr nur für drei Monate verfügbar, da<br />

der Anbau lediglich auf einem Feld erfolgte.<br />

In der Fruchtfolge wird er erst heute eingebaut,<br />

da ich erst jetzt eine Methode gefunden<br />

habe, wie ich ihn relativ unkrautfrei anbauen<br />

kann“, ergänzt der Biobauer. Im Durchschnitt<br />

kommen 120 bis 130 g Kraftfutter auf einen<br />

Liter Milch. „Je weniger, desto effi zienter!“,<br />

so Kroll-Fiedlers Meinung zur Kraftfutteref-<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

fi zienz. Die Kraftfutter-Mischung besteht zu<br />

einem Sechstel aus Ackerbohnen, zu einem<br />

weiteren Sechstel aus Raps- oder Sojakuchen<br />

und zu zwei Dritteln aus Getreide - Weizen<br />

und Triticale. Zusätzlich werden noch 0,5 %<br />

Spurenmineralstoffe eingemischt. „Salz bekommt<br />

jede Kuh über die Totale Mischration<br />

zu rund 50 g zugeteilt. Die Kraftfutterration<br />

ergänze ich noch mit Rapskuchen“, betont<br />

Christian Kroll-Fiedler. In 4 t TMR auf der<br />

Grundlage GPS-Kleegras-Silage sind 400 kg<br />

Maissilage enthalten. „Der zugefügte Rapskuchen<br />

zählt als Kraftfutter. Er wird bei der<br />

Maximalgabe von 7 kg KF pro Kuh und Tag mit<br />

Christian Kroll-Fiedler setzt Rapskuchen aus einer<br />

benachbarten dezentralen Ölmühle in der Milchviehfütterung<br />

ein.<br />

rund 1 kg je Kuh und Tag eingesetzt. Bei etwa<br />

10 dt Kraftfutter pro Kuh und Jahr sind das<br />

durchschnittlich 450 g Rapskuchen am Tag“,<br />

rechnet der Biolandwirt vor. Der Energie- und<br />

Eiweißgehalt in der TMR-Trockenmasse beträgt<br />

seinen Angaben nach 6,14 MJ NEL/kg TM<br />

mit 130 g nXP/kg TM.<br />

„Den Rapskuchen bekomme ich in pellettierter<br />

Form von einem Berufskollegen, der<br />

auf seinem Demeter-Betrieb eine eigene<br />

Rapsölmühle betreibt. Als Nebenprodukt<br />

der Kaltpressung fällt dort dieses hochwertige<br />

Futtermittel an, das ich schon seit sechs<br />

Jahren in der Milchviehfütterung einsetze“,<br />

erläutert der Biolandwirt, der unter dem Lable<br />

des gleichnamigen Verbandes produziert und<br />

vermarktet.<br />

◆ Rapskuchen auch für Molkereien<br />

interessant<br />

Das im Rapskuchen verbleibende Restöl hat<br />

die gleiche Zusammensetzung wie das Öl der<br />

Rapssaat. Es besteht zu etwa 30 % aus mehrfach<br />

ungesättigten Fettsäuren, wie Linol- und<br />

Linolensäure. Zu den �-3-Fettsäuren ist im<br />

Rapsöl nur die Linolensäure – etwa 9 % des Öls<br />

– zu rechnen. „Diese �-3-Fettsäuren fi nden<br />

sich natürlich auch in der Milch wieder und<br />

sind ernährungsphysiologisch sehr günstig“,<br />

erläutert Christian Kroll-Fiedler. Und da<br />

seine Milchkühe als echte Bio-Kühe weniger<br />

Kraftfutter, dafür mehr Gras fressen sollen,<br />

sei der Rapskuchen auch als Energieträger<br />

eine optimale Ergänzung zur grasbetonten<br />

Ration.<br />

Allerdings seien dem Einsatz durch dessen<br />

Ölgehalt Grenzen gesetzt, der, je nach Fettgehalt<br />

der Rapssaat und Auspressgrad, im<br />

Rapskuchen stark schwanken kann. Er liegt im<br />

Durchschnitt bei rund 16 bis 17 %. „Das Fett<br />

ist für den Pansen der Kühe nur bedingt verträglich.<br />

Deshalb setze ich den Rapskuchen<br />

immer in Abhängigkeit vom Ölgehalt ein“,<br />

erläutert der Milcherzeuger. (dann hätte er<br />

nicht 4,2 % Milchfettgehalt!!)<br />

Die Biomolkerei Söbbecke, an die Kroll-Fiedler<br />

seine Milch liefert, hat einen hohen Anteil an<br />

�-3-Fettsäuren zwar noch nicht als Lieferbedingung<br />

ausgelobt. „Ich weiß aber, dass dieser<br />

Faktor nicht ganz unerheblich bei der Milchanlieferung<br />

ist“, schätzt der Warsteiner Biolandwirt<br />

dieses Qualitätsmerkmal seiner Biomilch.<br />

Als Söbbeke-Lieferant ist sein Betrieb – wie<br />

sämtliche Lieferanten an die Münsterländische<br />

Biomolkerei - in der Milchkontrolle. „Die<br />

Inhaltstoffe unserer Biomilch liegen bei 4,2 %<br />

Fett und recht mageren 3,15 % Eiweiß.“<br />

Der direkte Draht<br />

Meike Siebel<br />

Telefon: 0228/703-1386<br />

Biomilch<br />

27


Alternative zur Kastration<br />

28<br />

Alternativen zur „blutigen“ en“<br />

Kastration von Eberferkeln eln<br />

Bewertung und Stand der Diskussion<br />

Prof. Dr. R. Claus Universität Hohenheim<br />

Dass männliche Schweine aufgrund der anabolen Wirkung ihrer Hodenhormone<br />

Mastvorteile und Vorteile in der Schlachtkörperzusammensetzung (Fleisch-Fett-<br />

Verhältnis) aufweisen, ist seit langem bekannt.<br />

◆ Ebermast nicht mehr aktuell<br />

Damit bestand insbesondere in den 60er<br />

Jahren ein hohes Interesse an der Ebermast,<br />

um die damals sehr fetten Schweine durch<br />

Nutzung der anabolen Hodensteroide im<br />

Rahmen der Ebermast rasch auf ein günstigeres<br />

Fleisch-Fett-Verhältnis umzustellen.<br />

Die Wachstumsvorteile des Ebers sind im<br />

Vergleich zu männlichen Tieren anderer Spezies<br />

außergewöhnlich hoch, weil neben den<br />

anabolen Androgenen auch hohe Mengen<br />

an Östrogenen in den Hoden gebildet werden.<br />

Beide Hormonrichtungen tragen über<br />

jeweils getrennte Mechanismen zum Proteinansatz<br />

und damit dem Wachstum bei.<br />

Durch die geschlechtsspezifi sche „Hierarchie“<br />

in der Verfügbarkeit endogener,<br />

anaboler Steroide ergeben sich auch entsprechende<br />

Abstufungen in den Mast- und<br />

Abb. 1: Geschlechtsabhängige Mastleistungen<br />

beim Schwein<br />

(Relativwerte)<br />

Kriterium Börge Jungsauen Eber<br />

Futterverwertung<br />

Rückenspeck<br />

Anabole<br />

Steroide<br />

100 % 96,5 % 79,0 %<br />

100 % 88,1 % 74,0 %<br />

keine Estrogene<br />

Androgene,<br />

Estrogene<br />

Schlachtleistungen beim Schwein. Abb. 1<br />

fasst mehrere Studien aus der Literatur zusammen.<br />

Dabei sind die Leistungen von Börgen<br />

gleich 100 % gesetzt.<br />

Nachteil der Ebermast ist bekanntlich, dass<br />

in den Hoden ein urinartiger Geschlechtsgeruch<br />

gebildet wird, der erstmals 1968<br />

von Patterson isoliert und als Androstenon<br />

identifi ziert wurde. Dieses Steroid wirkt als<br />

Pheromon, so dass es zusammen mit den<br />

Hodensteroiden essentieller Bestandteil des<br />

Fortpfl anzungsgeschehens beim Schwein<br />

ist. Daher ist die Bildung beider Substanzgruppen<br />

im Hoden strikt gekoppelt, so dass<br />

die selektive Nutzung der Ebervorteile und<br />

Es ist mehr als zeitgemäß die betäubungslose<br />

chirurgische Kastration<br />

der Ferkel in Frage zu stellen. Die<br />

Diskussion muss jedoch im Sinne des<br />

Tierwohls, der Machbarkeit und unter<br />

ethischen Gesichtpunkten erfolgen.<br />

Es wird wahrscheinlich nicht nur eine<br />

Methode für alle Länder und Betriebsgrößen<br />

geben. Die Organisationen und<br />

die Landwirte müssen sich aber dieser<br />

Herausforderung stellen auch um das<br />

Image der Schweineproduktion zu verbessern.<br />

Barbara Früh, Forschungsinstitut für<br />

biologischen Landbau in Frick, Schweiz<br />

Abb. 2: Alternativen zur „blutigen<br />

Kastration“ ohne „Betäubung“<br />

• Geschlechtsbestimmungen der Ferkel<br />

durch „Sexen“ von Spermien<br />

• Züchten gegen Ebergeruch Ebermast<br />

und „Sortieren“ der Schlachtkörper<br />

durch Geruchsmessung am Band<br />

• Kastration mit medikamentöser<br />

Schmerzhemmung<br />

• Immunoligische Kastration<br />

Unterdrückung des Geschlechtsgeruches<br />

von vornherein wenig aussichtsreich war.<br />

Allerdings hat sich durch Züchtung auf Mast-<br />

und Schlachtleistungen beim Schwein seit<br />

den 60er Jahren eine erhebliche Umstellung<br />

ergeben, so dass heute die Börge in ihren<br />

Leistungen weit günstiger liegen, als früher<br />

die Eber. Zwar haben Eber auch heute noch<br />

bessere Leistungen als Börge, jedoch hat die<br />

Bedeutung einer Ebermast aufgrund der<br />

züchterisch verbesserten Leistungen von<br />

Jungsauen und Börgen kontinuierlich an Bedeutung<br />

verloren.<br />

◆ Alternativen zur blutigen Kastration<br />

Mittlerweile ist aus Tierschutzgründen die<br />

„blutige Kastration“ ohne Schmerzunterdrü-<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


ckung in den Vordergrund gerückt. Allerdings<br />

hat sich generell die Meinung durchgesetzt,<br />

dass alternative Verfahren in jedem<br />

Fall sicherstellen müssen, dass Geschlechtsgeruch<br />

ausgeschlossen wird. Die Nutzung<br />

der anabolen Hodenhormone steht nicht<br />

mehr unbedingt im Vordergrund. Derzeit<br />

diskutierte Alternativen sind in der Abb. 2<br />

dargestellt und werden nachfolgend besprochen.<br />

◆ 1. Spermienselektion<br />

Zwar gibt es grundsätzlich seit einigen Jahren<br />

biotechnologische Verfahren, um Spermien<br />

mit X-Geschlechtschromosomen von<br />

Spermien mit Y-Geschlechtschromosomen<br />

zu trennen und damit Besamungsportionen<br />

bereit zu stellen, die vermehrt weibliche<br />

oder männliche Ferkel zur Folge haben. Dieses<br />

Verfahren hat hinsichtlich Trennschärfe,<br />

Zeitaufwand und Kosten Grenzen, die auch<br />

bei zukünftigen Verbesserungen den Einsatz<br />

als Routineverfahren im Rahmen der<br />

Eberproblematik in Frage stellen.<br />

◆ 2. Züchterische Maßnahmen<br />

Dass Züchtung grundsätzlich geeignet ist,<br />

den Ebergeruch zu hemmen, wurde bereits<br />

früher nachgewiesen.<br />

Es wurde auf jeweils hohe und niedrige<br />

Androstenonkonzentrationen selektiert.<br />

Das Ziel der „Geruchsfreiheit“ war bereits<br />

nach 3 Generationen erreicht. Allerdings<br />

wurde auch nachgewiesen, dass durch die<br />

Selektion lediglich der Pubertätseintritt<br />

verzögert wird, so dass auch die Hodenanabolika<br />

noch nicht zur Wirkung kamen. Dies<br />

ist nach derzeitiger Diskussion auch nicht<br />

unbedingt notwendig. Zu bedenken ist jedoch,<br />

dass durch Selektion auch die weiblichen<br />

Schweine mit „Spätreife“ reagieren,<br />

also eine Verminderung der Fruchtbarkeit<br />

die Folge ist.<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

Abb. 3: Einfl uss unterschiedlicher Verarbeitungsverfahren<br />

auf die<br />

Reduzierung der Androstenonkonzentrationen<br />

im Produkt<br />

Verarbeitungsprodukt Reduzierung<br />

Brühwurst 0 %<br />

Wiener 0 %<br />

Salami 1 %<br />

Leberwurst 5 %<br />

Rohschinken 3 %<br />

Kochschinken 54 %<br />

◆ 3. Ebermast mit Selektion durch<br />

Geruchsmessung<br />

Diese Vorgehensweise wird z.Zt. favorisiert,<br />

um doch noch die Vorteile der Ebermast<br />

zu nutzen, jedoch ist die Frage der<br />

Methodik zur Sortierung noch nicht gelöst.<br />

Da zudem bei den in Deutschland üblichen<br />

Mastendgewichten ein Anteil von 60 % „Androstenon-Stinkern“<br />

anfällt, ist die Verwertung<br />

dieser Schlachtkörper das eigentliche<br />

Hemmnis, zumal durch Verarbeitung nur<br />

im Ausnahmefall eine nennenswerte Reduzierung<br />

bewirkt wird (Abb.3).<br />

◆ 4. „Blutige“ Kastration mit medikamentöser<br />

Schmerzausschaltung<br />

Im Rahmen einer medikamentösen Schmerzausschaltung<br />

ist von vornherein davon<br />

auszugehen, dass die Schmerzunterdrückung<br />

nicht nur während des eigentlichen<br />

Eingriffes, sondern auch an den Folgetagen<br />

zu gewährleisten ist. Die Verabreichung<br />

solcher Medikamente muss in jedem Fall<br />

durch den Tierarzt erfolgen. In den Niederlanden<br />

wird daher diskutiert, alternativ<br />

eine CO /O Betäubung mit (vermutetem)<br />

2 2<br />

analgetischen Effekt durchzuführen. Auch<br />

diese Art der Betäubung erfordert eine<br />

post-operative Analgesie, zudem ist der<br />

Dosierungsspielraum zwischen wirksamer<br />

und tödlicher Dosis recht eng.<br />

Zwar ist z.Zt. CO 2 kein Arzneimittel, sondern<br />

ein Zusatzstoff, dies kann sich allerdings<br />

bei Verwendung als Anästhetikum<br />

rasch ändern.<br />

◆ 5. Immunkastration<br />

Sie ist derzeit die realistischste Alternative,<br />

die zudem in einigen Ländern bereits<br />

zugelassen ist, so dass auch erhebliche<br />

Praxiserfahrungen bestehen. Dabei wird<br />

ein Antigen verabreicht, das den Eber zur<br />

Antikörperbildung gegen das „Gonadotropin<br />

Releasing Hormon“ (GnRH), das im<br />

Hypothalamus gebildet wird, veranlasst<br />

wird. Dadurch wird GnRH eliminiert und die<br />

Stimulierung der Steroidbildung in den Hoden<br />

eingestellt. Dieses Verfahren erfordert<br />

2 Impfungen im Abstand von einigen Wochen.<br />

Eine Woche nach der 2. Impfung ist<br />

die Neusynthese der Steroide in den Hoden<br />

völlig eingestellt.<br />

Allerdings ist bis zur Schlachtung eine<br />

weitere Zeitspanne von etwa 3 Wochen<br />

einzuhalten, da erst nach dieser Zeit die<br />

im Fett bereits gespeicherten Mengen an<br />

Androstenon wieder ausgeschieden sind.<br />

Immerhin bleibt damit bis auf den letzten<br />

Monat vor der Schlachtung das anabole Potential<br />

erhalten. Damit ergeben sich dann<br />

monetäre Vorteile, so dass dadurch die<br />

Impfstoffkosten (die leider noch nicht bekannt<br />

sind) vermutlich abzudecken sind.<br />

Die Anwendungstechnik dieses Impfstoffes,<br />

auch im Hinblick auf eine nicht völlig<br />

auszuschließende Selbstimmunisierung<br />

des Tierhalters, bedarf noch einiger Verbesserungen,<br />

zumal es unrealistisch ist, im<br />

Wachstum bereits fortgeschrittenen Ebern<br />

in Gruppenhaltung mit einer Impfpistole<br />

hinterher zu jagen.<br />

Der direkte Draht<br />

Prof. Dr. R. Claus<br />

Telefon: 07 11/45 92 24 55<br />

E-Mail: claus@uni-hohenheim.de<br />

Alternative zur Kastration<br />

29


Alternative zur Kastration<br />

30<br />

Produktion von Jungschweinefl eisch<br />

Ein neues Vermarktungskonzept als möglicher Weg aus der Krise?<br />

Prof. Dr. Gerhard Schwarting, Nürtingen<br />

Die unerträgliche Situation für die Ferkelerzeuger, die nun seit fast zwei Jahren zu beklagen<br />

ist, hat tiefe Wunden in die gesamte Schweinebranche Deutschlands geschlagen. Diese<br />

Lage schüttelt kräftig an den so stabil gedachten Grundmauern der deutschen Schweinefl<br />

eischerzeugung. Viele Betriebe – häufi g jene, die in der Leistung gut oder sogar sehr gut und<br />

auf dem Weg der Expansion waren – mussten in großer Bitterkeit aufgeben.<br />

Es wirkt schon befremdlich, wie ideenarm<br />

und hilfl os viele Verantwortliche aus Politik<br />

und Landwirtschaft auf die fi nanziell bedrohliche<br />

Lage der Ferkelerzeuger reagieren.<br />

Auch die ständig erhofften besseren Preise<br />

sind inzwischen ebenfalls unerträglich geworden.<br />

Die Marktsituation zeigt eine ganz<br />

andere Entwicklung auf.<br />

Zudem würde auch eine mittelfristige Verbesserung<br />

der Erzeugerpreise zu keiner<br />

ausreichenden Stabilisierung der Betriebe<br />

führen. Daher muss die Schweinefl eischerzeugung<br />

völlig neu durchdacht werden. Der<br />

Verbraucher in Deutschland wird ein neues<br />

Konzept mittragen müssen, wenn er weiterhin<br />

hochwertiges Fleisch aus Deutschland zu<br />

einem angemessenen Preis kaufen möchte.<br />

Unabhängig von den schlechten Preisen für<br />

Ferkel – bessere Ferkelpreise von 80 € hätten<br />

den Schweinefl eischpreis bereits seit Monaten<br />

weit über 2 € gebracht – haben wir in naher<br />

Zukunft drei weitere Probleme zu lösen:<br />

◆<br />

◆<br />

◆<br />

die hohen Gewichte der Schweine und<br />

die damit einhergehende Umweltbelastung<br />

(die Futterkosten für das schwere<br />

Schwein einmal nicht berücksichtigt),<br />

die Salmonellensituation am Schlachtha-<br />

ken und<br />

die betäubungslose Kastration.<br />

Tab. 1: Erzeugung von Jungschweinefl eisch männlicher Tiere<br />

(max. 40-45 kg LG, bis 100 Tage Lebensalter)<br />

Während die beiden ersten Probleme recht<br />

schnell z.B. durch Veränderung oder den<br />

Wegfall der Maske bzw. durch eine noch intensivere<br />

Futter- und Stallhygiene verbessert<br />

werden könnten, erfordert die Kastration der<br />

männlichen Tiere eine neue Konzeption, die<br />

zugleich – wenn wir endlich einmal mutig<br />

sind – große Überlebenschancen für unsere<br />

Betriebe bedeuten würden.<br />

Gewicht und Kosten<br />

Geburt 1,50 kg<br />

28 Tage Säugezeit = 28 x 240 g = 6,72 kg 8,26 kg 40,50 €<br />

42 Tage Aufzucht I = 42 x 420 g = 17,64 kg 25,90 kg 26,08 €<br />

30 Tage Aufzucht II = 30 x 600 g = 18,00 kg 43,90 kg 13,42 €<br />

Jungschwein-Vollkosten 80,00 €<br />

Die Kastration in Deutschland<br />

muss umgehend beendet<br />

werden. Als Alternative<br />

gilt es, Jungschweinefl<br />

eisch mit männlichen<br />

Tieren zu erzeugen.<br />

Die bisher praktizierte blutige Kastration,<br />

die in Spitzenbetrieben zwischen dem dritten<br />

und siebten Lebenstag durchgeführt<br />

wurde, wird von der Bevölkerung nicht<br />

mehr akzeptiert und entspricht in keiner<br />

Weise den ethischen Grundsätzen der Tierhaltung.<br />

Alle jetzt in Erwägung gezogenen<br />

neuen Verfahren der Kastration sind<br />

ebenfalls nicht geeignet, dem Wunsch der<br />

Verbraucher nach einer weitgehend tiertypischen<br />

Haltung und Pfl ege der männlichen<br />

Tiere zu entsprechen. Auch wenn laut<br />

aktueller Pressemeldungen die Schweiz<br />

und die Niederlande mittelfristig den Weg<br />

der Narkose oder der Impfung der männlichen<br />

Ferkel gehen werden, wird man sehr<br />

schnell feststellen, dass der Verbraucher<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


darauf mit einem weiteren Fleischverzicht<br />

reagieren wird.<br />

Da jegliche Kastration – egal welcher Tiere in<br />

Deutschland – nicht umsetzbar oder vermittelbar<br />

ist, sollte ein Weg beschritten werden,<br />

der die Schweine von jeglichem Schmerz<br />

befreit und der langfristig den Absatz und<br />

den Preis für Schweinefl eisch stabilisiert.<br />

◆ Modell: Erzeugung von Jungschweinefl<br />

eisch<br />

Um ein neues Produkt im Segment Schweinefl<br />

eisch erzeugen zu können, müssen zunächst<br />

einmal die zu vermarktenden Mengen<br />

und Stückzahlen beispielhaft erfasst<br />

werden:<br />

44 Mio. Ferkel werden in Deutschland jedes<br />

Jahr aufgezogen. Davon sind 22 Mio. männliche<br />

und 22 Mio. weibliche Tiere. Mit diesen<br />

Tieren erzeugen wir ca. 4 Mio. t Schweinefl<br />

eisch und erreichen dadurch einen Selbstversorgungsgrad<br />

(ohne Importe) von annähernd<br />

100 %.<br />

Tabelle 1 stellt die Kosten zur Erzeugung<br />

eines männlichen Jungschweines dar. Die<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

Einführung einer separaten Maske für das<br />

Jungschweinefl eisch ist nicht notwendig.<br />

Aufgrund der in Deutschland vorhandenen<br />

Genetik werden die jungen Schweine (Alter<br />

wird in Bezug zum Gewicht bezahlt) eine<br />

sehr geringe Variation in der Qualität aufweisen.<br />

Das Jungschweinefl eisch muss mit<br />

2,50 € je kg Schlachtgewicht bezahlt werden.<br />

Durch diesen Preis werden die Vollkosten<br />

in der Erzeugung gedeckt.<br />

Erzeugung Schweinefl eisch<br />

in Deutschland<br />

Bisher: 93 kg SG der Kastraten<br />

Jetzt: 35 kg SG der Jungschweine<br />

Differenz: 58 kg x 22 Mio. Tiere<br />

= 1,28 Mio. t Fleisch weniger!<br />

4 Mio. t minus 1,28 Mio. t = 2,72 Mio. Fleisch<br />

Ergebnis: Von 100 % Selbstversorgung<br />

jetzt nur noch 68 %<br />

Die 22 Mio. weiblichen Schweine werden bis<br />

zu einem Schlachtgewicht von 80–85 kg gemästet.<br />

Der Preis für dieses Fleisch beträgt<br />

auf der Basis der Vollkostenrechnung 2 € je<br />

kg Schlachtgewicht.<br />

Die folgende Aufstellung zeigt die Auswirkungen<br />

der neuen Schweinefl eischerzeugung auf<br />

den Selbstversorgungsgrad in Deutschland.<br />

Die Reduzierung auf einen Selbstversorgungsgrad<br />

von ca. 70 % garantiert einen guten<br />

Absatz bei fairen Preisen. Dieses Modell<br />

ermöglicht zudem eine Stabilisierung unserer<br />

Spitzenbetriebe, da keiner in Europa diese<br />

geforderten Qualitäten günstiger produzieren<br />

kann.<br />

◆ Schweine-Kontor-Deutschland (SKD)<br />

einrichten<br />

Neben der Erzeugung von Jungschweinefl<br />

eisch und der Begrenzung der Gewichte<br />

für weibliche Schweine muss die gesamte<br />

Schweinevermarktung in Deutschland neu<br />

organisiert werden. Hierfür wird die Errichtung<br />

eines Schweine-Kontors-Deutschland<br />

(SKD) mit vier Filialen in den Schwerpunktgebieten<br />

Deutschlands vorgeschlagen.<br />

Über diese marktnahen Kontore werden alle<br />

Schweine aus Deutschland vermarktet. Die<br />

SKD´s haben eine Abnahmepfl icht für alle Tiere<br />

und alle Schweinelandwirte in Deutschland<br />

haben eine Andienungspfl icht. Aufgrund der<br />

hohen Qualität des erzeugten Fleisches und<br />

der Nähe zum Markt werden die Landwirte in<br />

den anderen Ländern Europas kein besseres<br />

Fleisch erzeugen können.<br />

◆ Zusammenfassung<br />

Die miserable Situation für die Ferkelerzeuger<br />

wird sich in naher Zukunft nicht ändern.<br />

Die aktuelle Finanzsituation in der Welt wird<br />

– bei zwischenzeitlichen Preistiefs durch Spekulationen<br />

– die Kosten für das Eiweißfutter<br />

und das Getreide weiter hoch halten.<br />

Die geschlachteten Schweine oder Schweinehälften<br />

müssen zudem länger in der Kette<br />

durch die Landwirte veredelt werden. Durch<br />

die Errichtung von Schweinekontoren in<br />

der Trägerschaft der Landwirtschaft werden<br />

Mehrgewinne ermöglicht, die zur Stabilisierung<br />

der Schweinefl eischerzeugung in<br />

Deutschland dringend notwendig sind.<br />

Der hier vorgeschlagene Weg ist nur erfolgreich<br />

zusammen mit dem deutschen Verbraucher<br />

durchsetzbar. Diese einmalige<br />

Form der Erzeugung muss dem Verbraucher<br />

anschaulich vermittelt werden. Wenn dieser<br />

jedoch kein Schweinefl eisch aus Deutschland<br />

zu einem fairen Preis kaufen und essen will,<br />

dann sollten alle Schweinelandwirte am besten<br />

noch heute ihre Stalltüren schließen. Bevor<br />

dies aber geschieht, böte sich die einmalige<br />

Chance, den hier vorgeschlagenen Weg<br />

konsequent umzusetzen.<br />

Weitere Informationen unter www.veredlungsproduktion.de<br />

Der direkte Draht<br />

Prof. Dr. Gerhard Schwarting<br />

Telefon: 070 22/20 13 94<br />

E-Mail: gerhard.schwarting@hfwu.de<br />

Alternative zur Kastration<br />

31


Futtermittelrecht<br />

32<br />

Orientierungswerte zur Einschätzung<br />

der Tränkwasserqualität<br />

Prof. Dr. Hans Schenkel, Stuttgart-Hohenheim<br />

Ein nicht unerheblicher Anteil landwirtschaftlicher Betriebe versorgt seine Tiere ganz oder<br />

zeitweise nicht mit Wasser aus dem öffentlichen Netz der Trinkwasserversorgung, sondern<br />

über eigene Brunnen, Zugang zu Quellen, Oberfl ächenwasser oder andere Wege.<br />

Entsprechend den Vorgaben zu Futtermittelhygieneverordnung (EU-Verordnung 183/2005)<br />

sollen landwirtschaftliche Nutztiere mit „geeignetem“ Wasser versorgt werden. Da in der entsprechenden<br />

Verordnung hierzu keine weiteren Ausführungen gemacht werden und andererseits<br />

die Bestimmungen der Trinkwasserverordnung nicht für das Tränkwasser gelten, hat<br />

das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) eine<br />

Arbeitsgruppe eingesetzt, welche erste Orientierungswerte zur Einschätzung der Tränkwasserqualität<br />

erarbeitet hat. Im Folgenden werden die wichtigsten Daten zusammengefasst und<br />

kommentiert.<br />

◆ Bedarfsgerechte Wasserversorgung<br />

sicherstellen<br />

Wasser erfüllt bekanntlich im Organismus<br />

sehr wichtige Funktionen (u.a. Temperaturregulation,<br />

Stofftransport, Ausscheidungsprozesse<br />

etc.) Eine unzureichende Wasserversorgung<br />

führt nicht nur rasch zu einem<br />

Einbruch in der Futteraufnahme sondern<br />

darüber hinaus zu gravierenden gesundheitlichen<br />

Störungen. Nicht zuletzt deshalb<br />

sieht die Tierschutz – Nutztierhaltungsverordnung<br />

vor, dass den Tieren entsprechend<br />

ihrem Bedarf Tränkwasser in ausreichender<br />

Menge und Qualität zur Verfügung stehen<br />

muss. In verschiedenen Beratungsunterlagen<br />

fi nden sich daher auch Hinweise über<br />

die ungefähren Mengen der täglichen Tränkwasseraufnahme<br />

sowie zu den empfohlenen<br />

Flussraten bei verschiedenen Tränkesystemen.<br />

Hinzuweisen ist, dass neben der<br />

Tränkwasseraufnahme die Wasserversorgung<br />

der Tiere teilweise auch über das mit<br />

dem Futter aufgenommene Wasser (bei<br />

Feuchtfutter) und das bei den Stoffwechsel-<br />

umsetzungen entstehende „metabolische“<br />

Wasser abgedeckt wird. Der Wasserbedarf je<br />

kg Trockenmasseaufnahme variiert bei den<br />

verschiedenen Tierarten und –kategorien in<br />

Abhängigkeit von verschiedenen Einfl ussfaktoren<br />

(z.B. von der Temperatur) zwischen<br />

2 und 5 Liter.<br />

Die Einordnung von Wasser als Futtermittel<br />

ist im Umfeld futtermittelrechtlicher<br />

Regelungen sehr unterschiedlich erfolgt.<br />

Entsprechend den Defi nitionen des Lebensmittel-<br />

und Futtermittelgesetzbuches<br />

und der zugrundliegenden EU-Verordnung<br />

178/2002 ist Wasser als Futtermittel einzustufen.<br />

Es ist dementsprechend auch in die<br />

Positivliste für Einzelfuttermittel aufgenommen<br />

worden.<br />

◆ So wurden die Orientierungswerte<br />

abgeleitet<br />

Für die Herleitung der in der Tabelle 1 genannten<br />

Orientierungswerte wurden verschiedene<br />

Kriterien herangezogen, die in<br />

Spalte 3 auch kurz bezeichnet sind. Berück-<br />

sichtigt wurde vor allem, ob es durch den jeweiligen<br />

Stoff zu einer Beeinträchtigung der<br />

Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere<br />

einschließlich einer mangelnden Akzeptanz<br />

des Wassers kommen kann oder ob die Qualität<br />

der erzeugten Lebensmittel tierischer<br />

Herkunft, vor allem durch einen Übergang<br />

unerwünschter Stoffe in die erzeugten Lebensmittel<br />

kommen kann. Ein sehr wesentliches<br />

Kriterium war aber auch die mögliche<br />

Beeinträchtigung der Funktionssicherheit<br />

der Tränkesysteme z.B. durch Verstopfung<br />

durch Kalk- oder Eisenablagerungen.<br />

Bei der Beurteilung von Stoffen, die zu einer<br />

Beeinträchtigung der Tiere oder zur Kontamination<br />

von Lebensmitteln führen können<br />

ist darauf zu achten, dass diese Stoffe auch<br />

im Futter in erheblichen Mengen vorkommen<br />

können und im Zuge der Gesamtaufnahme<br />

aus Futter und Tränkwasser kritische<br />

Schwellenwerte erreichen können. In den<br />

meisten dieser Fälle wurde daher bei der<br />

Ableitung zugrunde gelegt, dass durch das<br />

Tränkwasser etwa 10 % zur Gesamtaufnahme<br />

beigetragen wird. Ergaben sich bei dieser<br />

Berechnung geringere Konzentrationen<br />

als in der Trinkwasserverordnung wurden<br />

letztere übernommen und durch entsprechende<br />

Fußnoten auf die Bedeutung der<br />

futtermittelbedingten Aufnahme hingewiesen.<br />

◆ Biologische Tränkwasserqualität<br />

Neben den physiko-chemischen Parametern,<br />

wie dem pH-Wert (zwischen 5 und 9), der<br />

elektrischen Leitfähigkeit (< 3.000 μs/cm),<br />

dem Gehalt an löslichen Salzen (< 5 g/l)<br />

und der Oxidierbarkeit (< 15 mg/l) kommt<br />

der Kontamination mit Mikroorganismen<br />

sowie anderen Organismen eine wichtige<br />

Rolle zu (biologische Qualität). Grundsätzlich<br />

sollte diesbezüglich angestrebt werden,<br />

dass eingespeistes Tränkwasser Trinkwasserqualität<br />

hat. So sollte das in das System<br />

eingespeiste Wasser frei von Salmonella,<br />

Camphylobacter (in 100 ml) und E. coli (in 10<br />

ml) sein. Die aerobe Gesamtkeimzahl sollte<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


1.000 KBE/ml bei 37 °C und 10.000 KBE/ml<br />

bei 20 ° C nicht übersteigen. Die Werte lassen<br />

sich an den entsprechenden Tränkestellen<br />

insbesondere Trog- und Schalentränke<br />

durch die ständige Kontamination mit Futterresten<br />

u.ä. nicht konstant einhalten. Hier<br />

ist besonders auf eine ausreichende Tränke-<br />

hygiene (einschließlich einer regelmäßigen<br />

Reinigung und Desinfektion) zu verweisen,<br />

insbesondere unter dem Gesichtspunkt einer<br />

aufsteigenden Kontamination in den<br />

Verteilsystemen. Bei häufi gen Auffälligkeiten<br />

sind geeignete bauliche, technische<br />

oder auch organisatorische Maßnahmen zu<br />

Tab. 1: Empfehlungen für Orientierungswerte zur Bewertung der chemischen Tränkwasserqualität<br />

(eingespeistes und im Verteilersystem befi ndliches Wasser) im<br />

Sinne der Futter- und Lebensmittelsicherheit (modifi ziert nach BMELV, 2007)<br />

Para meter<br />

Orientierungswert für die<br />

Eignung als Tränkwasser mg/l<br />

Bemerkungen<br />

(möglicher Störungen)<br />

Grenzwert für Trinkwasser<br />

mg/l<br />

Ammonium < 3 Hinweis auf Verunreinigung 0,5<br />

Arsen < 0,05<br />

Gesundheitsstörungen<br />

Minderleistung<br />

0,01<br />

Blei < 0,1 Übergang in Lebensmittel 0,01<br />

Cadmium < 0,02 Übergang in Lebensmittel<br />

Funktionsstörungen,<br />

0,005<br />

Calcium 500<br />

Kalkablagerungen in Rohren und<br />

Ventilen<br />

Chlorid < 2501) / < 500 Feuchter Kot (Gefl ügel)<br />

Eisenablagerung in Rohren,<br />

250<br />

Eisen < 3<br />

Biofi lmbildung, Geschmacksbeeinträchtigung<br />

0,2<br />

Fluorid < 1,5<br />

Störungen an Knochen<br />

und Zähnen<br />

1,5<br />

Kalium < 2501) /


Wasserversorgung<br />

34<br />

Tränkwasserqualität im Schweinestall<br />

Wie sieht es in der Praxis aus?<br />

Dipl. Ing (FH) Corinna Seitter und Prof. Dr. Gerhard Schwarting, Nürtingen<br />

Der Untersuchung der Wasserqualität in schweinehaltenden Betrieben widmete sich<br />

eine Diplomarbeit an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, Nürtingen-Geislingen. Wasserproben<br />

wurden auf chemisch-physikalische und mikrobiologische Parameter sowie auf<br />

Endotoxine untersucht. Neben den Laboruntersuchungen wurden in den Ställen die Wasserdurchfl<br />

ussmenge und die Montagehöhe der Tränken erfasst. Bei den untersuchten Betrieben<br />

handelte es sich um Betriebe mit Wasser aus dem öffentlichen Wasserversorgungsnetz und<br />

Betriebe mit Eigenwasserbrunnen.<br />

◆ Wasserqualität grundsätzlich<br />

in Ordnung<br />

Die Ergebnisse zeigten, dass das Tränkwasser<br />

in den untersuchten Betrieben nach den<br />

Handlungsempfehlungen des BMELV (siehe<br />

Beitrag S. 32–33) hinsichtlich der chemischphysikalischen<br />

Orientierungswerte für die<br />

Verwendung als Tränkwasser für die Schweine<br />

geeignet ist. Auch die mikrobiologischen<br />

Untersuchungsergebnisse des Wassers am<br />

Zulauf der untersuchten Betriebe entsprachen<br />

den Orientierungswerten. Bei den untersuchten<br />

Betrieben zeigten sich zudem<br />

UFOP-Praxisinformationen zur Tierernährung<br />

In kompakter Form werden in den UFOP-Praxisinformationen die Ergebnisse der von der UFOP<br />

geförderten Projektvorhaben vorgestellt. Es werden konkrete Empfehlungen zum Einsatz in der<br />

Nutztierfütterung aufgezeigt. Im einzelnen handelt es sich um folgende Faltblätter:<br />

◆ Rapsextraktionsschrot in der Schweinefütterung<br />

◆ Rapskuchen in der Schweinefütterung<br />

keine Unterschiede zwischen dem Wasser<br />

aus dem öffentlichen Versorgungsnetz und<br />

dem Wasser aus Eigenwasserbrunnen.<br />

◆ Tränkesysteme unterschiedlich<br />

geeignet<br />

Ein völlig anderes Bild zeigten die Ergebnisse<br />

der Wasserqualität im Verlauf der Leitungssysteme<br />

im Stall. In allen Stallabschnitten<br />

war das untersuchte Tränkwasser aus<br />

mikrobiologischer Sicht nicht mehr für die<br />

Verwendung bei den Schweinen geeignet.<br />

Daraus lassen sich eindeutige Aussagen hinsichtlich<br />

der verwendeten Tränken ableiten:<br />

◆ Einsatz von heimischen Körnerleguminosen in der Milchviehfütterung im ökologischen Landbau<br />

◆ Inhaltsstoffe, Futterwert und Einsatz von Erbsen in der Nutztierfütterung<br />

◆ Inhaltsstoffe, Futterwert und Einsatz von Ackerbohnen in der Nutztierfütterung<br />

◆ Inhaltsstoffe, Futterwert und Einsatz von Lupinen in der Nutztierfütterung<br />

◆ Einsatz von 00-Rapsextraktionsschrot beim Wiederkäuer<br />

Sämtliche Praxisinformationen können Sie auf der Eurotier am Stand von OVID (Halle 15 G57)<br />

mitnehmen oder bei UFOP e.V., Reinhardtstraße 18, 10117 Berlin bestellen, oder als Download<br />

unter www.ufop.de (Menüpunkt download, agrarinfo und hier Rubrik Forschung) abrufen.<br />

Mutter-Kind-Tränke im Abferkelstall<br />

alle untersuchten Schalentränken (Restwassertränken)<br />

sind zur Tränkwasserverabreichung<br />

für die Schweine aus Sicht der<br />

Wasserqualität nicht geeignet. Bei den Restwassertränken<br />

ist eine weitaus höhere mikrobiologische<br />

Kontamination des Tränkwassers<br />

gegeben als bei Nippeltränken (Abb. 1).<br />

Auch eine tägliche Reinigung der Restwassertränken<br />

reicht in der Regel nicht aus, um<br />

eine optimale Wasserqualität für die Tiere<br />

zu erreichen. Die höchste mikrobiologische<br />

Belastung des Wassers wurde in Abferkelställen<br />

bei den Mutter-Kind-Tränken festgestellt.<br />

Sie sind daher zur Verabreichung von<br />

Nippeltränke in der Schweinemast<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


Wasser einer guten Qualität für die Saugferkel<br />

und Muttersauen völlig ungeeignet.<br />

Grundsätzlich empfi ehlt es sich, die Restwassertränken<br />

durch Nippeltränken zu ersetzen.<br />

Bei Neuinstallationen sollten ausschließlich<br />

Nippeltränken montiert werden.<br />

◆ Durchfl ussmenge anpassen<br />

Bei der Wasserdurchfl ussmenge an den verschiedenen<br />

Tränken war bei 20 % aller untersuchten<br />

Tränken die Wasserdurchfl ussmenge<br />

für die Schweine zu gering und bei<br />

17 % zu hoch. Nur 63 % der Tränken waren<br />

demnach richtig eingestellt. Daher sollte<br />

die Wasserdurchfl ussmenge der Tränken<br />

während der jeweiligen Wachstumsphase<br />

mehrmalig angepasst (verändert) werden,<br />

um eine ausreichende Wasserversorgung<br />

der Tiere sicherzustellen.<br />

◆ Montagehöhe optimieren<br />

Die Montagehöhe der Nippeltränken war<br />

in allen untersuchten Betrieben zu niedrig.<br />

Besonders bei Mastschweinen ist die Montagehöhe<br />

der Nippeltränken gegen Ende der<br />

Mastdauer (ab 80 kg Lebendgewicht) völlig<br />

unzureichend. Daher sind in der Ferkelaufzucht<br />

und in der Schweinemast mehrere<br />

Nippeltränken in unterschiedlicher Höhe zu<br />

montieren. Optimal angebrachte Tränken<br />

reduzieren zudem die Wasserverluste.<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

◆ Aussagen für die Praxis<br />

Bei allen untersuchten Betrieben besteht<br />

dringender Handlungsbedarf hinsichtlich der<br />

Verbesserung der Tränkwasserqualität. Für<br />

die Verbesserung sollte ein Desinfektionsverfahren<br />

ausgewählt werden, das während des<br />

gesamten Produktionsverlaufes eingesetzt<br />

werden kann. Dadurch wird der bestehende<br />

Biofi lm im Leitungssystem abgebaut und eine<br />

Neubildung verhindert.Eine einmalige Desinfektion<br />

des Tränkwassers zwischen den Produktionsabschnitten<br />

(Rein-Raus-Verfahren in<br />

der Mast oder im Abferkelbereich) ist nicht zu<br />

empfehlen, da durch die zu kurze Zeitspanne<br />

und die Nichtentnahme von Wasser während<br />

dieser Phase keine ausreichend desinfi zierende<br />

Wirkung erreicht wird. Bevor Wasserleitungssysteme<br />

in Betrieb genommen werden<br />

(Neu- oder Umbau), sollte das Leitungssystem<br />

direkt desinfi ziert werden, um vorhandene<br />

Mikroorganismen abzutöten.<br />

Alle Betriebe mit einem Eigenwasserbrunnen<br />

sollten das Tränkwasser aus dem Brunnen<br />

mindestens einmal jährlich auf chemischphysikalische<br />

sowie auf die mikrobiologische<br />

Eignung als Tränkwasser für die Tiere untersuchen<br />

lassen. Dabei<br />

können die Orientierungswerte<br />

der Handlungsempfehlungen<br />

des BMELV als Richtwerte<br />

für die Tränkwasserqualitätherangezogen<br />

werden. Alle<br />

Betriebe mit einem<br />

Wasservorratsbehälter<br />

sollten diesen auf<br />

seine Lichtdurchlässigkeit<br />

überprüfen,<br />

um ein Wachstum<br />

von Mikroorganismen<br />

auszuschließen. Der<br />

Vorbehälter sollte fest<br />

verschlossen sein,<br />

um das Eindringen<br />

von Luftkeimen zu<br />

Abb. 1: Entwicklung der Keimbelastung innerhalb des Tränkesystems<br />

100.000.000<br />

10.000.000<br />

1.000.000<br />

100.000<br />

10.000<br />

1.000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

Restwassertränke in der Ferkelaufzucht<br />

minimieren. Alle Betriebe ohne Wasservorratsbehälter<br />

sollten dringend einen solchen<br />

installieren, damit eine rückwärtige Verkeimung<br />

des Trinkwassers außerhalb des Stalles<br />

vermieden wird.<br />

Der direkte Draht<br />

Corinna Seitter<br />

Telefon: 0173/67 62 576<br />

E-Mail: seitterc@hfwu.de<br />

Kolonienzahl bei 37°C als KbE/ml (Kolonienbildende Einheiten/ml)<br />

Einspeisepunkt 1. Tränke 2. Tränke 3. Tränke 4. Tränke<br />

Stadtwasser Nippeltränken<br />

Restwassertränken eigener Brunnen<br />

Orientierungswert laut Bundesministerium


Fütterung<br />

Gesunde Pferde<br />

Was ist bei der praktischen Pferdefütterung zu beachten?<br />

Teil 1: Futteraufnahme bis zur Passage des Dünndarms<br />

Otfried Lengwenat, Sehnde-Haimar<br />

Anhand der Vorgänge im Verdauungstrakt werden die wichtigsten Faktoren einer gesunden<br />

Pferdefütterung erläutert. In der Natur nimmt das Pferd den ganzen Tag über Futter auf,<br />

v.a. mehr oder weniger gehaltvolles Gras, Laub, Zweige, usw. Die Kautätigkeit ist dabei sehr<br />

ausgeprägt. Mit steigender Leistung reicht die Versorgung ausschließlich über Gras oder Heu<br />

nicht mehr aus. Es muss zusätzlich Kraftfutter gefüttert werden, um den erhöhten Energiebedarf<br />

zu decken.<br />

◆ Rau- und Kraftfutter im richtigen<br />

Verhältnis<br />

Durch den Einsatz von Kraftfutter wird Raufutter<br />

verdrängt und die Zeit der Futteraufnahme<br />

nimmt stark ab. (Tab. 1). Ebenso<br />

drastisch wie die Zeit der Futteraufnahme<br />

sinkt auch die Zahl der Kaubewegungen,<br />

was zur Folge hat, dass weniger Speichel<br />

produziert wird. Der Speichel enthält zwar<br />

keine Verdauungsenzyme, jedoch größere<br />

Mengen an Karbonaten, die den pH-Wert im<br />

Magen regulieren.<br />

1 kg Heu wird in ca. 40 min. gefressen. Dabei<br />

werden ca. 5 l Speichel gebildet. Zur Aufnahme<br />

von 1 kg Kraftfutter benötigt das Pferd<br />

ca. 10 min mit der Bildung von nur ca. 1 l<br />

Speichel.<br />

Die Zerkleinerung der Nahrung übernehmen<br />

die stark entwickelten Backenzähne der Tiere<br />

(Abb. 1). Bei Pferden mit einem gesunden<br />

Gebiss ist das Quetschen von Getreide wenig<br />

sinnvoll, da die Verdaulichkeit dadurch nur<br />

um ca. 1–3 % ansteigt. Aus hygienischer Sicht<br />

muss beachtet werden, dass gequetschtes<br />

Tab. 1: Einfl uss der Rationszusammensetzung<br />

auf Fresszeit und Einspeichelung<br />

Ration Futtermittel Fresszeit Speichelproduktion<br />

I 13 kg Heu 8,7 Std. 65 l<br />

II<br />

5 kg Heu<br />

5 kg Hafer<br />

4,2 Std. 30 l<br />

Anmerkung: 36 Die Rationen enthalten gleich viel Energie.<br />

Abb. 1: Backenzahn eines Pferdes<br />

Getreide schneller verdirbt. Nur bei Pferden,<br />

die im Zahnwechsel sind oder ein fehlerhaftes<br />

Gebiss haben ist quetschen sinnvoll.<br />

Faustregel: Mindestens 1 kg Trockenmasse<br />

pro 100 kg Lebendgewicht füttern, besser<br />

mehr, damit<br />

◆ ∑das Gebiss gesund erhalten wird,<br />

◆ ∑ ausreichend Speichelbildung gewährleistet<br />

ist und<br />

◆ ∑ Untugenden wie Koppen und Weben<br />

aus Langeweile vermieden werden.<br />

» Merke<br />

Es muss ausreichend Raufutter<br />

gefüttert werden.<br />

◆ Schlundverstopfungen vermeiden<br />

Vom Maul aus gelangt der Futterbrei durch<br />

Muskelbewegungen des Schlundes in den<br />

Magen. Um Schlundverstopfungen zu vermeiden<br />

ist Vorsicht gegeben beim Verfüttern<br />

von uneingeweichten Trockenschnitzeln.<br />

Diese quellen sehr stark und müssen<br />

daher vor dem Verfüttern mindestens 12<br />

Stunden mit der vierfachen Menge Wasser<br />

eingeweicht werden. Gefährlich sind auch<br />

kleine harte Äpfel, zerkleinerte Rüben oder<br />

Kartoffeln, die unzerkaut abgeschluckt werden.<br />

Rüben sollten am besten im Ganzen<br />

verfüttert werden; wenn geschnitten, dann<br />

in sehr kleine Stücke.<br />

◆ Der pH-Wert im Magen muss stimmen<br />

Der Magen des Pferdes hat ein Fassungsvermögen<br />

von ca. 15 l und ist damit im Verhältnis<br />

zur Körpergröße klein. Er ist nicht viel<br />

größer als der einer ausgewachsenen Sau.<br />

Abbildung 2 zeigt einen aufgeschnittenen<br />

Pferdemagen. Dieser ist in zwei Bereiche<br />

eingeteilt: der vordere Teil ist drüsenlos, der<br />

hintere drüsenreich. Im Anfangsteil des Magens<br />

fi ndet mit Hilfe von Mikroorganismen<br />

eine teilweise Umsetzung des Futters statt.<br />

Leicht lösliche Kohlenhydrate, wie Zucker<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


und z.T. Stärke, werden teilweise abgebaut.<br />

Dies ist nur möglich, wenn der pH-Wert in<br />

diesem Teil des Magens bei ca. 5,5 liegt. Damit<br />

dieser Wert gehalten werden kann, ist<br />

eine gründliche Einspeichelung des Futters<br />

unbedingt notwendig.<br />

Zwischen dem drüsenlosen und dem drüsenreichen<br />

Teil des Magens liegt eine Übergangszone.<br />

Im Drüsenmagen wird Salzsäure<br />

gebildet, die die Aufgabe hat, Bakterien<br />

abzutöten. Der pH-Wert sinkt auf ca. 2,5 ab.<br />

In diesem Teil des Magens beginnt mit Hilfe<br />

des Enzyms Pepsin die Eiweißverdauung.<br />

Wenn das Pferd Heu zu fressen bekommt, so<br />

frisst es langsam und speichelt ausreichend<br />

ein. Der Nahrungsbrei fl ießt kontinuierlich<br />

durch den Magen. Dadurch kann der Futterbrei<br />

im zweiten Teil des Magens richtig<br />

durchsäuert werden (pH 2,5), d.h. er wird<br />

„desinfi ziert“.<br />

Bei hohen Kraftfuttermengen gelangt ein<br />

großer, wenig eingespeichelter „Futterklumpen“<br />

in den Magen. Es werden nur die äußeren<br />

Schichten durchsäuert, der pH-Wert wird<br />

nicht ausreichend abgesenkt. Der Futterbrei<br />

gelangt dann „ungesäuert“ in den Darm und<br />

die Bakterientätigkeit geht weiter. Dadurch<br />

kommt es zu Fehlgärungen und zu einer<br />

starken Gasbildung, die beim Pferd Koliken<br />

hervorrufen kann.<br />

Eine Besonderheit des Pferdemagens ist es,<br />

dass sich die beiden Öffnungen Schlund und<br />

Pförtner bei einer plötzlichen Überfüllung<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

Abb. 2: Aufgeschnittener Pferdemagen<br />

und seine Bereiche<br />

schließen. Dies kann z.B. auftreten bei stark<br />

quellenden Futtermitteln, bei zu hastigem<br />

Fressen oder bei Fehlgärungen im Magen. Es<br />

kann im Extremfall sogar zu einem Magenriss<br />

kommen.<br />

◆ Verdauung und Absorption<br />

Vom Magen aus gelangt das Futter in den<br />

Dünndarm, der in den Zwölffi ngerdarm, den<br />

Leerdarm und den Hüftdarm untergliedert<br />

ist. Das Pferd besitzt keine Gallenblase, der<br />

Gallensaft wird kontinuierlich aus der Leber<br />

durch die Gallengänge in den Zwölffi ngerdarm<br />

eingeleitet. Das Gallensekret führt zu<br />

einer Emulsion der Fette, d.h. die Fettkügelchen<br />

werden gleichmäßig verteilt, die<br />

Verdauungsenzyme können so besser angreifen.<br />

Abb. 3: Vereinfachte Darstellung der "Verdauung und Absorption"<br />

Spaltung der Nährstoffe im Dünndarm, die kleinsten Bausteine gelangen in den Blutkreislauf<br />

Blut<br />

Dünndarm<br />

Blut<br />

Aminosäuren<br />

Fettsäuren<br />

Zucker<br />

Aminosäuren Fettsäuren<br />

Zucker<br />

Eiweiß<br />

Enzyme<br />

Fett<br />

Enzyme<br />

Stärke<br />

Enzyme<br />

Rohfaser<br />

Mineralstoffe Vitamine Schadstoffe Medikamente<br />

Mineralstoffe Vitamine z.B. Blei Antibiotika<br />

Dickdarm<br />

Als nächstes werden die Sekrete der Bauchspeicheldrüse<br />

in diesen Darmabschnitt<br />

eingeleitet. Sie enthalten große Mengen an<br />

Bikarbonaten und Enzyme für die Fett-, Eiweiß-<br />

und Kohlenhydratverdauung. Die Bikarbonate<br />

bewirken eine Abpufferung des<br />

sehr sauren Mageninhaltes, der pH-Wert<br />

steigt wieder deutlich an.<br />

In den folgenden Dünndarmabschnitten<br />

wird der dünnfl üssige Nahrungsbrei mit<br />

Hilfe von Enzymen in seine kleinsten Bestandteile<br />

zerlegt (Abbildung 3 zeigt eine<br />

vereinfachte Darstellung der „Verdauung<br />

und Absorption“. Diese kleinsten Bausteine<br />

gelangen über die Zotten und Mikrozotten<br />

der Darmwand ins Blut. Mit diesem werden<br />

sie zu den Körperzellen transportiert, wo sie<br />

ihre verschiedenen Aufgaben übernehmen,<br />

z.B. die Energiefreisetzung für Leistung, den<br />

Muskelaufbau oder die Milchbildung.<br />

Ausführlichere weitere Informationen fi nden Sie<br />

unter www.veredlungsproduktion.de<br />

Nicht alle Nahrungspartikel können zerlegt<br />

und verdaut werden. Die Rohfaser gelangt<br />

unverdaut in den folgenden Darmabschnitt,<br />

den Dickdarm. Über die Besonderheiten der<br />

Dickdarmverdauung lesen Sie in der nächsten<br />

Ausgabe der Veredlungsproduktion.<br />

» Merke<br />

◆ Futtermittelhygiene beachten ➤ kein keimreiches<br />

oder verschimmeltes Futter füttern<br />

◆ Erst Raufutter, dann Kraftfutter füttern ➤ pH-<br />

Wert-Regulierung<br />

◆ Kleine Portionen füttern (max. 2 kg Kraftfut-<br />

ter pro Mahlzeit)<br />

◆ Keine mehlförmigen Futtermittel einsetzen<br />

◆ Ruhe nach dem Füttern ➤ Vermeidung von<br />

Verdauungsstörungen<br />

Der direkte Draht<br />

Otfried Lengwenat, Sehnde-Haimar<br />

Telefon: 051 38/29 93<br />

Fax: 051 38/35 79<br />

37


Preisabsicherung<br />

38<br />

Betriebsmitteleinkauf auf<br />

globalisierten Märkten<br />

Dr. Reimer Mohr, Hanse Agro Unternehmensberatung GmbH, Gettorf<br />

Im vergangenen Wirtschaftsjahr haben die Milchvieh- und Veredlungsbetriebe<br />

schmerzlich die Auswirkungen der weltweiten Rohstoffhausse erfahren.<br />

Innerhalb weniger Wochen hatten sich die Kosten für Betriebsmittel insbesondere<br />

für Futtermittel und Energie in Deutschland um 20–50 % (Abb. 1)<br />

erhöht. Auf der Kostenseite haben viele landwirtschaftliche Betriebe Wege<br />

gefunden den steigenden Betriebsmittelpreisen entgegenzuwirken.<br />

Als Strategien für den Wareneinkauf stehen<br />

der Landwirtschaft neben dem Kauf und<br />

Bezahlung der Ware zum Verbrauchszeitpunkt,<br />

die Einlagerung, der Abschluss von<br />

Lieferverträgen oder die Preisabsicherung<br />

an der Börse zur Verfügung.<br />

Verkaufsrisiko absichern<br />

Das Verkaufspreisrisiko können Schweinemäster<br />

und Ferkelerzeuger seit Jahren<br />

an der Warenterminbörse in Hannover<br />

absichern. Allerdings werden beide<br />

Kontrakte von der Landwirtschaft und<br />

ihren Handelspartnern nur im geringen<br />

Umfang genutzt. Gerade für Spezialbetriebe,<br />

die in den letzten Jahren stark gewachsen<br />

sind, bietet die Warenterminbörse<br />

die Möglichkeit die betriebliche<br />

Liquidität abzusichern. Preisabsicherungsmöglichkeiten<br />

für den Milchpreis<br />

gibt es noch nicht. Die Warenterminbörse<br />

in Hannover prüft derzeit die<br />

Möglichkeit Absicherungsinstrumente<br />

für Milchviehhalter zu entwickeln.<br />

◆ Einkauf „just in time“<br />

Der Anruf beim Händler bzw. das Kaufgespräch<br />

vor Ort mit dem Außendienstmitarbeiter<br />

in dem die Ware mit sofortiger Wirkung<br />

gekauft wird, ist die häufi gste Handelsstra-<br />

tegie in der Landwirtschaft.<br />

Auf Basis der aktuellen Marktsituation<br />

wird ein Preis zwischen<br />

den Handelspartnern vereinbart.<br />

Die Bezahlung erfolgt in der Regel<br />

zwei bis drei Wochen nach Lieferung.<br />

Der Preis richtet sich dabei nach der globalen<br />

und regionalen Entwicklung am Markt.<br />

Der große Vorteil dieser Handelsstrategie<br />

ist, dass dem Landwirt zum Kaufszeitpunkt<br />

die benötigte Menge bekannt ist. Weiterhin<br />

kann er bis zum Schluss auf fallende Preise<br />

bzw. Sonderangebote setzen. Dies ist<br />

gleichzeitg der große Nachteil, da der Preis<br />

genauso gut steigen kann. Weiterhin kann<br />

er seine Liquidität und seinen Erfolg nicht<br />

vorausplanen. Sonderangebote können sich<br />

auf Restposten bei Pfl anzenschutzmitteln<br />

bzw. Düngemitteln beziehen oder auf Aktionspreise<br />

im Biodieseleinkauf. Insgesamt<br />

spielen die „sogenannten“ Sonderangebote<br />

in der Landwirtschaft eine untergeordnete<br />

Rolle.<br />

Bei „günstigen“ Sonderangeboten mußt die<br />

Ware in der Regel sofort übernommen und<br />

bezahlt werden. So mußt der Dünger anschließend<br />

durchaus 6–9 Monate auf dem<br />

Betrieb gelagert werden. Neben der Erhaltung<br />

der Qualität der Ware müssen die Lagerkosten<br />

und vor allem die Zinskosten Berücksichtigung<br />

fi nden.<br />

◆ Lieferverträge<br />

Lieferverträge spielen im Betriebsmitteleinkauf<br />

der Landwirtschaft traditionell eine große<br />

Rolle. Landwirte kaufen seit Jahren Futtermittel<br />

und Düngemittel per Kontrakt im<br />

Voraus ein. Zugenommen haben in letzter<br />

Zeit Lieferverträge für Diesel, Biodiesel und<br />

Rapsöl. Die Märkte der einzelnen Betriebsmittel<br />

sind unterschiedlich zu beurteilen:<br />

a) Treibstoffe<br />

Maßgeblich für den Treibstoffmarkt ist der<br />

weltweite Rohölmarkt. Die Preisbewegung,<br />

die neben den Markteinfl üssen von Angebot<br />

und Nachfrage, sehr stark politisch und spekulativ<br />

bedingt sind, ist nicht kalkulierbar.<br />

Allein in diesem Jahr stieg der Kurs von 90 $/<br />

Barrel auf 145 $/Barrel, um im September<br />

auf unter 110 $/t zu fallen. Abgeleitet vom<br />

Rohöl- und Pfl anzenölmarkt bieten die Mineralölhändler<br />

Diesel-, Biodiesel- und Rapsölkontrakte<br />

an. Besonders in Phasen eines<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


stagnierendenBiodieselabsatzes besteht die Möglichkeit im<br />

Vergleich zum Dieselpreis<br />

sich günstige Biodiesel- und<br />

Rapsölpreise im Liefervertrag<br />

für einen längeren<br />

Zeitraum zu sichern.<br />

b) Sojaschrot<br />

Selbstmischende Tierhalter<br />

kaufen seit Jahren Sojaschrot<br />

bis zu 18 Monate<br />

im Voraus. Abgeleitet<br />

von der Kursentwicklung<br />

in Chicago bieten Ölmühlen<br />

bzw. Handelsunternehmen<br />

Lieferverträge für<br />

Sojaschrot an. Im Gegensatz<br />

zum Düngermarkt besteht auf<br />

dem Markt für Eiweißfutter eine<br />

hohe Markttransparenz. Im Sommerhalbjahr<br />

geht der Blick auf die Vegetationsentwicklung<br />

in Nordamerika und<br />

im Winterhalbjahr nach Südamerika. Ergänzt<br />

wird das Angebot durch Raps- und Sonnenblumenschrot.<br />

Ihr Preis bewegt sich parallel<br />

zum Sojaschrotpreis. In vielen Jahren konnte<br />

Sojaschrot in Vorkontrakten günstiger<br />

eingekauft werden als beim Kauf zum Verbrauchszeitpunkt.<br />

Dies hängt damit zusammen,<br />

dass aufgrund der ständig steigenden<br />

Anbaufl ächen die Prognosen zum Aussaatzeitpunkt<br />

unter Berücksichtigung von Trenderträgen<br />

für die Zukunft häufi g eine bedarfsdeckende<br />

Produktion erwarten lassen. Trockenheit,<br />

Hitze und Überfl utungen treten<br />

erst im Laufe der Wachstumsperiode statt<br />

und fi nden daher in den Schätzungen keine<br />

Berücksichtigung. Ideale Wachstumsbedingungen<br />

können dagegen zu einem Preisdruck<br />

führen.<br />

c) Mischfutter<br />

Mischfutterkontrakte bilden die Grundlage<br />

in der Zusammenarbeit zwischen den<br />

Mischfutterwerken und den tierhaltenden<br />

Betrieben. Vor dem Abschluss von Mischfut-<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

terkontrakten sollte die Wirtschaftlichkeit<br />

des Betriebszweiges geprüft werden. Vor<br />

allem im letzten Jahr haben einige Mastbetriebe<br />

aufgrund der hohen Mischfutterpreise<br />

und der vergleichsweise niedrigen<br />

Schlachtschweinepreise keine Ferkel aufgestallt.<br />

In ihrer Kalkulation waren die variablen<br />

Produktionskosten höher als der erwartete<br />

Erlös. Die Produktionsschwelle wurde nicht<br />

erreicht.<br />

Der Abschluss von Futtermittelkontrakten<br />

ermöglicht den Landwirten eine gute Liquiditätsplanung<br />

für das laufende Wirtschaftsjahr.<br />

In der Regel bieten Mischfutterwerke<br />

Halbjahreskontrakte an. In Norddeutschland<br />

wurden in der Vergangenheit sogar Jahreskontrakte<br />

abgeschlossen. Aufgrund der zunehmenden<br />

Schwankung der Getreidepreise<br />

sahen die Verarbeiter sich nicht mehr in<br />

der Lage Jahreskontrakte anzubieten. Das<br />

heutige Kontraktwesen hat zwei Nachteile.<br />

Durch den Abschluss von Halbjahresverträgen<br />

können Landwirte ihre Liquidität nur für<br />

6 Monate planen. Weiterhin fi ndet der Kontrakthandel<br />

in vielen Regionen zur so genannten<br />

„Kontraktzeit“ statt. Im Herbst und<br />

Frühjahr bieten die Mischfutterwerke ihre<br />

Halbjahreskontrakte an. Die Verkaufsberater<br />

versuchen in dieser Zeit ihre Abschlüsse zu<br />

tätigen. Durch den kurzen Kontraktzeitraum<br />

besteht ein harter Wettbewerb zwischen<br />

den Herstellern und den Landwirten werden<br />

gute Preise angeboten. Allerdings können<br />

die Tierhalter durch den zeitlich begrenzten<br />

Kontrakthandel Preistiefs selten für einen<br />

günstigen Abschluss nutzen. So war es im<br />

Mai 2007 nicht möglich die Mastschweinefutterkontrakte<br />

für 2007/2008 abzuschließen.<br />

Begründet wird dies mit der fehlenden<br />

Deckung der Mischfutterindustrie. Dies hat<br />

sich geändert: Erste Hersteller bieten auch<br />

außerhalb der Kontraktsaison Mischfutterkontrakte<br />

an. Heute können die Hersteller<br />

täglich Sojaschrot im Voraus einkaufen und<br />

auf den Warenterminbörsen den Weizenpreis<br />

absichern. Für viele Komponenten<br />

lassen sich heute Kontrakte abschließen. Da<br />

Abb. 1: Kosten der Waren und Dienstleistungen<br />

des laufenden landwirtschaftlichen<br />

Verbrauchs<br />

Index Basis 2000 (ohne Umsatzsteuer)<br />

340<br />

290<br />

240<br />

190<br />

140<br />

90<br />

Energie und<br />

Schmierstoffe<br />

Futtermittel<br />

Düngemittel<br />

Jan 02<br />

Mär 02<br />

Mai 02<br />

Jul 02<br />

Sep 02<br />

Nov 02<br />

Jan 03<br />

Mär 03<br />

Mai 03<br />

Jul 03<br />

Sep 03<br />

Nov 03<br />

Jan 04<br />

Mär 04<br />

Mai 04<br />

Jul 04<br />

Sep 04<br />

Nov 04<br />

Jan 05<br />

Mär 05<br />

Mai 05<br />

Jul 05<br />

Sep 05<br />

Nov 05<br />

Jan 06<br />

Mär 06<br />

Mai 06<br />

Jul 06<br />

Sep 06<br />

Nov 06<br />

Jan 07<br />

Mär 07<br />

Mai 07<br />

Jul 07<br />

Sep 07<br />

Nov 07<br />

Jan 08<br />

Mär 08<br />

Mai 08<br />

Jul 08<br />

Sep 08<br />

Okt 08<br />

aber der regionale Markt für Futtermittel selten<br />

die Börsenbewegung 1 zu 1 widerspiegelt,<br />

entsteht für die Mischfutterhersteller<br />

ein Basisrisiko. So kann z. B. der regionale<br />

Weizenmarkt erheblich stärker als die Warenterminbörse<br />

steigen. Diese Unsicherheit<br />

muss in der Mischfutterkalkulation seinen<br />

Niederschlag fi nden. Dem notwendigen Risikoaufschlag<br />

steht ein möglicher Preisanstieg<br />

für Mischfutter in den nächsten Monaten<br />

gegenüber.<br />

Wollen Landwirte bei den derzeitigen starren<br />

Kontraktzeiten ihre Preis außerhalb der<br />

Kontraktzeiten absichern, da sie einen Preisanstieg<br />

erwarten, können sie durch den Kauf<br />

von Weizenkontrakten bzw. Maiskontrakten<br />

an der Matif in Paris ein Teil des möglichen<br />

Preisanstieges abfedern. Die Börsenabsicherung<br />

für Sojaschrot ist dagegen problematischer.<br />

In Chicago wird Sojaschrot täglich<br />

an der Börse gehandelt. Dieser Börsenpreis<br />

beeinfl usst zwar direkt den Sojaschrotpreis<br />

in Europa, aber durch die sich ändernden<br />

Währungsverhältnisse, Veränderungen der<br />

Frachtraten oder die Schwankungen des US-<br />

Marktes zum argentinischen Markt kann das<br />

Sicherungsgeschäft zum Verlustgeschäft<br />

werden. Im europäischen Mischfutter wird<br />

sehr viel argentinisches Sojaschrot eingesetzt.<br />

Durch Veränderungen von Zöllen bzw.<br />

Streiks kann sich die Preisdifferenz zwi-<br />

Saat und<br />

Pflanzgut<br />

39


Preisabsicherung<br />

40<br />

schen Chicago und den argentinischen Häfen<br />

deutlich verschieben und damit unsere<br />

Preisabsicherung belasten.<br />

◆ Preisabsicherung Ferkeleinkauf<br />

1. Die Ausgangssituation<br />

Ein Landwirt möchte seinen Ferkeleinkauf<br />

an der Warenterminbörse in Hannover absichern,<br />

da er aufgrund des Rückganges des<br />

europäischen Sauenbestandes von steigenden<br />

Ferkelpreisen im Februar 2009 ausgeht.<br />

Der Blick des Schweinemästers ging an der<br />

Börse vom Ferkelkontrakt zum Schweinekontrakt.<br />

Dort wurden die Junischweine 2009<br />

(Mastende der Februarferkel) für 1,86 €/kg<br />

Schlachtgewicht gehandelt. Für den Mäster<br />

errechnet sich ein guter Deckungsbeitrag,<br />

so dass er so wohl den Mastschweinepreis,<br />

als auch den Ferkelpreis an der Börse absichert.<br />

In der Tabelle 1 ist die Absicherung<br />

des Einkaufspreises dargestellt.<br />

2. Papierhandel<br />

Der Landwirt weiß, dass die Preisabsicherung<br />

an der Warenterminbörse als "Papiergeschäft"<br />

parallel zur Kassamarktaktivität<br />

durchgeführt wird. Unter Kassamarktaktivität<br />

wird der Kauf des Produktes vom Nachbarn<br />

oder vom Viehhändler bezeichnet.<br />

Die Ware fl ießt damit nach wie vor zu den<br />

bekannten Handelspartnern am regionalen<br />

Markt. In der Regel werden an Warenterminbörsen<br />

keine Waren geliefert.<br />

3. Die Verkäufer von Kontrakten<br />

Der Ferkelerzeuger schätzt die Marktsituation<br />

für die nächsten Monate ebenfalls positiv<br />

ein, aber er weißt, dass sich Markterwartungen<br />

schnell verändern können. Nach dem<br />

Tal der Tränen möchte er seine betriebliche<br />

Liquidität absichern, daher sichert er ein Teil<br />

der Produktion an der Börse ab.<br />

4. Der Start in das Absicherungsgeschäft<br />

Tabelle 1 zeigt das Absicherungsgeschäft im<br />

Ferkeleinkauf aus Sicht des Schweinemästers.<br />

Im September 2008 kauft er 2 Warenterminkontrakte<br />

(1 Kontrakt = 100 Ferkel)<br />

für den Liefermonat Februar 2009 zu einem<br />

Kurs von 63 € pro Ferkel. Durch seinen Mak-<br />

ler wird er täglich über die Kursentwicklung<br />

per Fax informiert.<br />

5. Die Aufl ösung der Absicherung<br />

Im Februar kauft der Mäster seine Ferkel wie<br />

gewohnt bei seinem Ferkelerzeuger. Parallel<br />

zum Kassageschäft löst er seine Verkaufsposition<br />

an der Börse durch den Kauf von 2 Warenterminkontrakten<br />

für den Monat Februar<br />

auf. An der Börse stehen für den Mäster zwei<br />

Verkaufspositionen für Februar nun zwei<br />

Kaufpositionen für Februar gegenüber, die<br />

sich aufl ösen. Diesen Vorgang nennen Börsianer<br />

"Glattstellen". Umgangssprachlich wird<br />

vielfach gesagt: "Ich kaufe meine Kontrakte<br />

zurück".<br />

6. Das Ergebnis<br />

Durch den Kursverfall erzielte der Landwirt<br />

einen Börsengewinn von 6 €/Ferkel. Gleichzeitig<br />

sank auch das Preisniveau am Kassamarkt.<br />

Der Einkaufspreis der Ferkel von<br />

70 €/Ferkel am Kassamarkt abzüglich des<br />

Gewinns am Terminmarkt von 7 €/Ferkel<br />

abzüglich der Börsengebühren von 1 €/t ergibt<br />

seinen Nettoeinkaufspreis von 70 €/t.<br />

Vereinfacht wurde in diesem Beispiel die<br />

Mengen- und Qualitätszuschläge vernachlässigt,<br />

da sie als konstante Größe für den<br />

Erfolg der Absicherung unbedeutend sind.<br />

7. Verluste einkalkulieren<br />

Denkbar wäre ebenso der umgekehrte Fall:<br />

Steigende Kurse am Terminmarkt bedeuten<br />

ein Börsenverlust für den Landwirt, der sich<br />

durch den parallel steigenden Erlös am Kassamarkt<br />

ausgleicht. Durch die Nutzung der<br />

Warenterminbörse ist letztendlich der Preis<br />

für den Landwirt, unabhängig ob der Kurs<br />

steigt oder fällt, festgelegt und somit sein<br />

Einkommen frühzeitig abgesichert.<br />

◆ Zusammenfassung<br />

Landwirte haben heute vielfältige Möglichkeiten<br />

auf Preisschwankungen bei Betriebsmitteln<br />

zu reagieren. Die klassische Form<br />

der Preisfi xierung für Betriebsmittel ist der<br />

Abschluss von Lieferverträgen. Vom Sojaschrot-<br />

über Futtermittelkontrakte bis hin<br />

zum Diesel- und Düngereinkauf werden<br />

zwischen Landwirtschaft und ihren Handelspartnern<br />

täglich Verträge abgeschlossen.<br />

Im Ferkeleinkauf und beim Einkauf von<br />

Futterweizen werden die Warenterminkontrakte<br />

vereinzelt als Sicherungsinstrument<br />

genutzt. Insgesamt lassen sich heute durch<br />

die Preissicherung im Ein- und Verkauf Liquiditätsrisiken<br />

der stark schwankenden Märkte<br />

deutlich reduzieren.<br />

Der direkte Draht<br />

Dr. Reimer Mohr<br />

Hanse Agro Unternehmensberatung GmbH<br />

Telefon: 043 46/36 82-0<br />

E-Mail: Reimer.Mohr@t-online.de<br />

Tab. 1: Absicherung des Ferkeleinkaufspreises eines Schweinemästers<br />

Transaktionen in €/t Kassamarkt<br />

Preisanstieg<br />

Terminmarkt<br />

Terminmarkt ➤ 5. September<br />

Kauf von 2 Warenterminkontrakte für Februar 09<br />

Kassamarkt ➤ 15. Februar<br />

63 €/Ferkel<br />

Kauf von 100 Ferkeln vom Nachbarn<br />

Terminmarkt ➤ 15. November<br />

Verkauf von 2 Warenterminkontrakte ➤ (glattstellen)<br />

70 €/Ferkel 70 €/Ferkel<br />

Gewinn/Verlust am Terminmarkt + 7 € /Ferkel<br />

Börsengebühren – 1 €/Ferkel<br />

Gesamterlös auf beiden Märkten 70 € – 7 € + 1 € = 64 €/Ferkel<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


Wohin rollt die Rapssaat ?<br />

2007 standen abzüglich der Saatguterzeugung aus deutscher Erzeugung 5.494.000 t<br />

Rapssaat für die Verarbeitung zur Verfügung. Zwölf große und schätzungsweise 585 dezentrale<br />

Ölmühlen verarbeiten in Deutschland Rapssaat. Viele kleine Ölmühlen wurden 2007<br />

aber aufgrund der Preissituation still gelegt, so dass in diesem Bereich vermutlich nur noch<br />

398.000 t Rapssaat verarbeitet wurden. Bei einer durchschnittlichen Ölausbeute von 34 % ergibt<br />

das 135.300 t Rapsöl und 262.700 t Rapskuchen. 398.000 t Rapssaat wurden exportiert.<br />

◆ Verarbeitung von Rapssaat in den<br />

großen Ölmühlen<br />

Demnach konnten die großen Ölmühlen<br />

4.698.000 t Raps aus der Ernte 2006 verarbeiten.<br />

Dazu haben sie noch 1.843.000 t<br />

Rapssaat importiert. So ergibt sich für 2007<br />

für die großen Ölmühlen eine Verarbeitungsmenge<br />

von 6.541.000 t Rapssaat.<br />

Bei einer Ausbeute von 41 % ergibt das eine<br />

Menge von 2.682.000 t Rapsöl und 3.800.000 t<br />

Rapsschrot, bei 0,9 % Schwund. Die großen<br />

deutschen Ölmühlen berichteten über ein<br />

ausreichendes Rohstoffangebot. Die Pfl anzenöle<br />

seien gut nachgefragt worden und<br />

die steigenden Mengen an Ölschroten, insbesondere<br />

Rapsschrot konnten im Markt problemlos<br />

platziert werden. Zusammen mit den<br />

135.300 t kalt gepresstem Rapsöl aus den<br />

dezentralen Ölmühlen und den 1.086.000 t<br />

importiertem Rapsöl, standen demnach<br />

3.903.300 t Rapsöl zur Verfügung.<br />

◆ Rapsöl als Speiseöl und als Kraftstoff<br />

Schätzungsweise gingen 600.000 t in den<br />

Ernährungsbereich. Die Menge des Futteröls<br />

kann man mit 20.000 t annehmen, denn<br />

12.000 t verkaufen allein die dezentralen Ölmühlen.<br />

Für technische Zwecke wurden ca.<br />

300.000 t Rapsöl gebraucht. Davon waren<br />

z.B. 50.000 t High oleic-Raps (HO-Raps) und<br />

ca. 80.000 t Hocherucasäure-Raps. 319.000 t<br />

Rapsöl wurden exportiert. 2.764.300 t Rapsöl<br />

standen dann noch zur Herstellung von<br />

Biodiesel oder als Kraftstoff aus deutscher<br />

Verarbeitung zur Verfügung. Diese Men-<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

ge reichte aber nicht, denn 2007 wurden<br />

743.500 t reines Rapsöl als Motorkraftstoff<br />

verwendet, 1.778.100 t wurden als Biodiesel<br />

für Nutzfahrzeuge an öffentlichen, an<br />

Eigenverbrauchstankstellen und in der Landwirtschaft<br />

getankt und die Mineralölwirtschaft<br />

mischte 1.400.800 Biodiesel in Mineralöldiesel.<br />

Diese Mengen zusammen sind<br />

mit 3.822.400 t größer als die Menge aus<br />

der Inlandserzeugung, so dass 2007 noch<br />

Absatzwege für Rapssaat in Deutschland 2007<br />

1.158 Import Biodiesel<br />

1.086 Import Rapsöl<br />

5.494<br />

inländische<br />

Erzeugung<br />

zur Lieferung<br />

an Handel<br />

und Ölmühlen<br />

1.843 Import Rapssaat<br />

388 Import Rapsschrot<br />

398 dezentrale Ölmühlen 135 kaltgepr. Rapsöl<br />

4.698<br />

Lieferung aus<br />

inländischer<br />

Erzeugung an<br />

inländische<br />

Ölmühlen<br />

6.541<br />

Verarbeitung<br />

durch<br />

inländische<br />

Ölmühlen<br />

2.682<br />

Rapsöl<br />

3.800<br />

Rapsschrot<br />

262 Rapskuchen<br />

1.158.100 t Biodiesel eingeführt wurden, um<br />

den Bedarf zu decken.<br />

◆ Steigender Absatz von Rapsschrot<br />

Die bei der Ölherstellung angefallene Menge<br />

an Rapsschrot und in den dezentralen<br />

Ölmühlen an Rapskuchen ist weiter gestiegen.<br />

Alle deutschen großen und kleinen Ölmühlen<br />

haben 2007 zusammen 4.062.746 t<br />

Rapsschrot und Rapskuchen hergestellt.<br />

Davon wurden 1.825.000 t exportiert und<br />

388.000 t wurden importiert, so dass im Inland<br />

2.625.000 t für die Tierfütterung zur<br />

Verfügung standen. 70 % des hergestellten<br />

Rapsschrotes und Rapskuchens waren aus<br />

inländischem Anbau. Der Rapsschrotverbrauch<br />

stieg im Inland auf über 2,6 Mio.t<br />

und es wird für 2008 ein weiterer Anstieg auf<br />

3 Mio. t erwartet.<br />

Der direkte Draht<br />

L. Bertram Reuter, Bonn<br />

Telefon: 02 28/9 34 30 86<br />

E-Mail: bertram.reuter@t-online.de<br />

alle Mengen in 1.000 t<br />

398 Export Rapssaat<br />

3.903<br />

Rapsöl<br />

4.450<br />

Rapsschrot<br />

Rapskuchen<br />

3.822 Biodiesel<br />

Rapsöl-Kraftstoff<br />

300 technische Verwendung<br />

319 Export Rapsöl<br />

600 Speiseöl, Speisefett<br />

20 Futteröl<br />

1.825 Export Rapsschrot<br />

2.625 Rapsschrot<br />

Rapskuchen in Futtermischungen<br />

im Inland<br />

Rapsverwendung<br />

41


Fütterung<br />

42<br />

Mutterschafe gezielt füttern<br />

Prof. Dr. Gerhard Bellof, Fachhochschule Weihenstephan,<br />

Fachgebiet Tierernährung, Freising<br />

Ziel der Mutterschafhaltung ist die Erzeugung von Lämmern. Ein hohes Ablamm- und<br />

Aufzuchtergebnis ist deshalb für die Wirtschaftlichkeit von entscheidender Bedeutung. Mutterschafe<br />

stellen nur für relativ kurze Zeitspannen (Hochträchtigkeit und Säugezeit) erhöhte<br />

Ansprüche an die Fütterung und Haltung. Eine Missachtung dieser Ansprüche führt aber zu<br />

erheblichen Leistungseinbußen und damit zu verminderter Wirtschaftlichkeit.<br />

Bei entsprechendem Management (saisonale Ablammung, kurze Säugezeiten) können Mutterschafe<br />

in den sonstigen Zeiten (Leistungsstadien) extensiv gehalten und gefüttert werden.<br />

Für die Landschaftspfl ege sollten somit vorzugsweise leere sowie niedertragende Mutterschafe<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Die marktgerechte Erzeugung von Lammfl eisch erfordert ein rasches Wachstum der Lämmer<br />

und eine Begrenzung der Mastendgewichte. Somit sind bereits für die Lämmeraufzucht intensive<br />

Haltungs- und Fütterungsbedingungen zu favorisieren. Eine hohe Milchleistung der<br />

Mutterschafe zu Beginn der Laktation ist somit von entscheidender Bedeutung.<br />

◆ Nach Leistungsstadien füttern<br />

Um hohe Fruchtbarkeits- und Aufzuchtleistungen<br />

zu erreichen, muss eine bedarfsgerechte<br />

Fütterung realisiert werden.<br />

Hierbei ist zu beachten, dass die Fütterung<br />

herdenbezogen erfolgt und nach verschiedenen<br />

Leistungsstadien differenziert werden<br />

muss. Eine bedarfsgerechte Fütterung<br />

innerhalb der Herde ist nur möglich, wenn<br />

sich die Tiere im selben Leistungsstadium<br />

befi nden.<br />

In der Mutterschaffütterung sind die folgenden<br />

Leistungsstadien zu unterscheiden.<br />

– Deckperiode:<br />

Sie umfasst den Zeitraum 4 Wochen vor<br />

bis 4 Wochen nach Beginn der Deckperiode<br />

(mind. 5 Wochen = Verlauf von 2<br />

Brunstperioden)<br />

– Niedertragende Zeit:<br />

4 Wochen nach dem Beginn der Deckperiode<br />

bis 6 Wochen vor dem Beginn des<br />

Ablammens<br />

– Hochtragende Zeit:<br />

6 Wochen vor dem Ablammen bis zum<br />

Ablammen (Trächtigkeitsdauer 147 +/–<br />

14 Tage; Mehrlinge tendenziell früher)<br />

– Säugeperiode (Laktation):<br />

bei konventioneller Lämmeraufzucht:<br />

16 Wochen; bei Frühentwöhnung der<br />

Lämmer: 6–8 Wochen<br />

– Güstzeit (Erholungsperiode):<br />

nach dem Absetzen bis 4 Wochen vor dem<br />

Beginn der Deckperiode.<br />

◆ Deckperiode<br />

Ein Futterwechsel am Beginn der Deckperiode<br />

fördert das Auftreten der Brunst. Eine<br />

über dem Erhaltungsbedarf liegende Nährstoffversorgung<br />

soll in diesem Fütterungsabschnitt<br />

einen Anstieg der Körpergewichtsentwicklung<br />

bewirken. Weiterhin kann durch<br />

gezielte Energiezulagen eine Steigerung der<br />

Ovulationsraten erreicht werden (Flushing-<br />

Effekt).<br />

◆ Versorgung in der Tragezeit<br />

stellt Weichen<br />

Bislang wurde in Deutschland die Tragezeit<br />

in zwei Abschnitte untergliedert. Nach neue-<br />

Während der Laktation,<br />

besonders im ersten Laktationsabschnitt,<br />

ist der Nährstoffbedarf<br />

der Muttertiere besonders hoch.<br />

ren Empfehlungen aus dem englischsprachigen<br />

Raum sollten für diese Zeitspanne drei<br />

Fütterungsabschnitte betrachtet werden.<br />

Im 1. Drittel der Trächtigkeit (die ersten 50<br />

Tage) sollte die Fütterung von Mutterschafen<br />

mit optimaler Körperkondition auf der<br />

Höhe des Erhaltungsbedarfs liegen. Eine<br />

energetische Unterversorgung ist ebenso zu<br />

vermeiden wie eine Überversorgung. Untersuchungen<br />

haben gezeigt, dass hohe Tageszunahmen<br />

in den ersten 6 Wochen der Trächtigkeit<br />

(mehr als 300 g) zu einer Hemmung<br />

des Plazentawachstums und ihrer Funktion<br />

führen. Hiervon hängt das embryonale Überleben<br />

der Föten ab, da diese über die Plazenta<br />

ernährt werden. In diesem Zusammenhang<br />

muss auch auf die Rolle von Vitamin E und<br />

des Spurenelements Selen auf das Plazentawachstum<br />

hingewiesen werden. Ein Mangel<br />

an diesen Stoffen kann ebenfalls die embryonale<br />

Überlebensrate vermindern.<br />

Im 2. Drittel der Trächtigkeit (vom 50. bis<br />

100. Tag) sollte die Energieversorgung unter<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


dem Niveau des Erhaltungsbedarfs liegen.<br />

Wie australische Untersuchungen belegen,<br />

fördert diese Strategie bei durchschnittlich<br />

konditionierten Schafen die Ausreifung der<br />

Plazenta und somit die späteren Geburtsgewichte<br />

der Lämmer. Bei Mutterschafen in<br />

schlechter Körperkondition wird aber genau<br />

das Gegenteil erreicht, d.h. die Lämmer weisen<br />

geringere Geburtsgewichte auf.<br />

Bei zu guter Versorgung der Schafe in diesem<br />

Zeitabschnitt der Trächtigkeit kann die<br />

Sterblichkeit in den ersten Stunden nach der<br />

Geburt erhöht sein, weil die Lämmer durch<br />

die Plazenta schlechter versorgt wurden. Als<br />

Ursache für die schlechte Entwicklung der<br />

Plazenta ist der niedrige Progesterongehalt<br />

(Trächtigkeitsschutzhormon) in Folge einer<br />

überreichlichen Nährstoffversorgung des<br />

Mutterschafes zu sehen.<br />

Im 3. Drittel der Trächtigkeit (vom 100. bis<br />

150. Tag = hochtragende Zeit) sollte die<br />

Energieversorgung über dem Erhaltungsbedarf<br />

erfolgen. Versuchsergebnisse zeigen,<br />

dass eine ausreichende Energieversorgung<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

der Mutterschafe am Ende der Tragezeit die<br />

Geburtsgewichte der Lämmer positiv beeinfl<br />

usst. Allerdings sollte hierbei ein Optimum<br />

angestrebt werden.<br />

Eine mangelhafte Nährstoffzufuhr in den<br />

letzten Trächtigkeitswochen kann zur so<br />

genannten Trächtigkeitstoxämie führen.<br />

Dieses auch als Zwillingslämmerkrankheit<br />

bezeichnete Krankheitsbild ist auf einen<br />

akuten Glucosemangel zurückzuführen.<br />

Die Symptome sind denen der Acetonämie<br />

ähnlich.<br />

Eine Satt-Fütterung von stark unterkondionierten<br />

Mutterschafen in dieser Zeitspanne<br />

ist abzulehnen, da das Muttertier die damit<br />

verbundenen Energieüberschüsse im mütterlichen<br />

Fettgewebe ansetzt und nicht in<br />

das des ungeborenen Lammes. In diesem<br />

Zusammenhang ist das so genannte „Braune<br />

Fettgewebe“ beim Lamm zu erwähnen. Diese<br />

Fettreserve ist für das Lamm in den ersten<br />

Lebenstagen für das Überleben des Lammes<br />

sehr wichtig, da es zunächst nur sehr wenig<br />

Milch und damit Energie aufnehmen kann.<br />

Aus den dargelegten Sachverhalten wird<br />

deutlich, dass Fütterungsfehler, die im<br />

1. und 2. Drittel der Trächtigkeit begangen<br />

werden, im letzten Drittel nicht wieder ausgeglichen<br />

werden können.<br />

Auf die Proteinversorgung muss zum Ende<br />

der Trächtigkeit besonderes Augenmerk<br />

gelegt werden. Die schwefelhaltigen Aminosäuren<br />

(Eiweißbausteine), sind hierbei<br />

die erstbegrenzenden Faktoren für das fötale<br />

Wachstum. Besonders Schafe, die Zwillinge<br />

oder Drillinge austragen, benötigen<br />

hohe Gehalte an pansenstabilem Protein<br />

(UDP) mit hohen Anteilen an schwefelhaltigen<br />

Aminosäuren (inbesondere Cystin).<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass eine<br />

Unterversorgung mit diesen Aminsäuren<br />

im 3. Trächtigkeitsabschnitt beim ungeborenen<br />

Lamm zur schlechteren Ausbildung<br />

der Wollfollikel führt. Diese Tiere weisen im<br />

späteren Erwachsenenalter eine schlechtere<br />

Wollausbildung auf.<br />

◆ Intensive Versorgung während<br />

der Laktation<br />

Die Milchleistung der Mutterschafe beträgt<br />

– rasseabhängig – ca. 150 kg pro Tier und<br />

Laktation. Sie wird außerdem durch die Zahl<br />

der Lämmer maßgeblich beeinfl usst. So<br />

steigt bei Zwillingen die Tagesleistung um<br />

ca. 50 % an. Unter solchen Bedingungen ist<br />

der Nährstoffbedarf der Mutterschafe besonders<br />

im 1. Laktationsabschnitt (1. bis 4.<br />

Laktationswoche) deutlich erhöht. Ein Körpergewichtsverlust<br />

von 15 % im Laufe der<br />

Laktationsperiode kann bei Schafen in guter<br />

Ausgangskondition aber durchaus akzeptiert<br />

werden.<br />

In der anschließenden Erholungsperiode<br />

(Güstzeit) sollen die während der Laktation<br />

angegriffenen Körperreserven wieder<br />

aufgebaut werden. Bei stark abgesäugten<br />

Für eine erfolgreiche Lämmeraufzucht stellt schon<br />

die hohe Milchleistung der Muttertiere zu Beginn<br />

der Laktation die Weichen.<br />

43


Fütterung<br />

44<br />

Zur bedarfsgerechten Versorgung der Mutterschafe müssen die Nährstoff-<br />

und Energiegehalte der eingesetzten Futtermittel bekannt sein.<br />

Schafen muss die Energieversorgung über<br />

dem Erhaltungsbedarf liegen. Ansonsten<br />

reicht eine Fütterung auf dem Erhaltungsniveau<br />

aus.<br />

◆ Bedarfsoptimierte Rationsvorschläge<br />

Zur bedarfsgerechten Versorgung von Mutterschafen<br />

sind die mögliche Futteraufnahme<br />

in den einzelnen Leistungsstadien<br />

und die Richtwerte für den Nährstoff- und<br />

Energiebedarf heranzuziehen. Außerdem<br />

müssen die Nährstoff- und Energiegehalte<br />

der eingesetzten Futtermittel bekannt<br />

Tab. 1: Rationsbeispiele für hochtragende<br />

Mutterschafe<br />

(90 kg LG, Zwillingsträchtigkeit,<br />

jeweils 4 kg Geburtsgewicht)<br />

Futtermittel<br />

Rationstyp (Tagesmengen<br />

in kg FM/Schaf)<br />

A B C<br />

Stroh – 0,4 –<br />

Heu (1. Schnitt) 0,4 – 1,0<br />

Grassilage (1. Aufwuchs) 1,7 – 2,0<br />

Maissilage 1,7 4,0 –<br />

Ackerbohnen – 0,3 –<br />

Wintergerste 0,4 – 0,5<br />

Futteraufnahme<br />

(kg TM/Tier u. Tag)<br />

1,9 2,0 2,0<br />

Rohfaserversorgung<br />

(% in der TM)<br />

22,0 22,8 24,9<br />

sein. Auf der Basis dieser<br />

Zahlenwerte erfolgte die<br />

Berechnung von Rationsbeispielen.<br />

Die Tabellen<br />

zum Nährstoffbedarf in<br />

den verschiedenen Leistungsstadien<br />

fi nden sich<br />

im Internet unter<br />

www.veredlungsproduktion.de.<br />

Tab. 1 fasst Rationsbeispiele<br />

für hochtragende<br />

Mutterschafe in der<br />

Winterfütterung zusammengefasst.<br />

Hierbei wurde von Tieren mit<br />

einem Lebendgewicht von 90 kg und Zwillingsträchtigkeit<br />

ausgegangen. Im oberen<br />

Teil der Tabelle wurden zunächst Grobfutterrationen<br />

gebildet Zur Ergänzung werden<br />

– je nach Grobfuttertyp – entweder ein<br />

Kraftfutter mit Energie- oder Eiweißüberhang<br />

vorgeschlagen.<br />

Mutterschafe, die Zwillingslämmer säugen,<br />

müssen sehr intensiv ernährt werden. Dies<br />

gilt insbesondere für die ersten vier Laktationswochen.<br />

Nur bei der unterstellten<br />

hohen Futteraufnahme (3,1 kg TM/Tag) ist<br />

eine annähernd bedarfsgerechte und wiederkäuergerechte<br />

Fütterung (unterstellt:<br />

mind. 17 % Rohfaser in der TM der Gesamtration)<br />

möglich. Die dargestellten Grobfutterrationen<br />

(Tab. 2) müssen mit 1,6–1,8 kg<br />

Kraftfutter ergänzt werden, um die hohe<br />

angestrebte Leistung (3,0 kg Milch) zu erreichen.<br />

Mit zurückgehender Säugeleistung<br />

(ab der 5. Laktationswoche) kann die Fütterungsintensität<br />

wieder abgesenkt werden,<br />

d.h. die Kraftfuttermenge kann reduziert<br />

werden (der Milcherzeugungswert von<br />

1 kg Kraftfuttermischung beträgt ca. 1,3 kg<br />

Milch).<br />

In den Rationen, wo keine oder wenig Kraftfuttermischung<br />

eingesetzt wird, muss die<br />

zusätzliche Mineralstoffversorgung beachtet<br />

werden (Anhaltswerte für die tägliche<br />

Mineralfutterversorgung: niedertragende<br />

Tab. 2: Rationsbeispiele für<br />

laktie rende Mutterschafe<br />

(80 kg LG, Zwillingslämmer,<br />

3 kg Milch/Tag)<br />

Futtermittel<br />

Rationstyp (Tagesmengen<br />

in kg FM/Schaf)<br />

A B C<br />

Stroh – 0,4 –<br />

Heu (1. Schnitt) 0,4 – 0,2<br />

Grassilage<br />

(1. Aufwuchs)<br />

2,0 – 4,0<br />

Maissilage 2,0 4,0 –<br />

Kraftfuttermischung<br />

(18 % RP)<br />

1,6 0,8 0,9<br />

Ackerbohnen – 0,8 –<br />

Wintergerste – – 0,9<br />

Futteraufnahme<br />

(kg TM/Tier u. Tag)<br />

3,1 3,1 3,1<br />

Rohfaserversorgung<br />

(% in der TM)<br />

18,0 17,7 17,4<br />

Schafe: 10 g, hochtragende Schafe: 20 g,<br />

laktierende Schafe: 30 g). Hierbei sind spezielle<br />

Mineralfuttermischungen für Mutterschafe<br />

einzusetzen.<br />

Eine tierindividuelle Kraftfutterzuteilung<br />

ist nur in kleinen Herden (Koppelschafhaltung)<br />

praktikabel. In größeren Mutterschafbeständen<br />

muss die Betreuung und<br />

Fütterung herdenbezogen erfolgen. Eine<br />

bedarfsgerechte Versorgung der Tiere ist<br />

nur dann möglich, wenn sich alle Tiere in<br />

der Herde im gleichen Reproduktionsstatus<br />

befi nden. Somit gewinnt die Forderung<br />

nach einer zeitlich dicht gedrängten Decksaison<br />

eine besondere Bedeutung für die<br />

leistungsgerechte Fütterung. Eine Teilung<br />

der Herde während der Laktationsperiode<br />

nach Schafen mit Einlings- bzw. Mehrlingsgeburten<br />

ermöglicht.<br />

Der direkte Draht<br />

Prof. Dr. Gerhard Bellof<br />

Telefon: 081 61-71 43 29<br />

Telefax: 081 61-71-44 96<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


Die Tiere immer fest im Blick<br />

Darmstabilität – und was Hähnchenmäster dafür tun können<br />

Friederike Krick, agrar-press<br />

Auf dem Betrieb von Martin Ziemann hat die Gefl ügelmast eine lange Tradition. „Mein Vater<br />

hat sich bereits 1966 auf die Gefl ügelhaltung spezialisiert“, berichtet der 49-jährige Betriebsleiter<br />

aus Lockstedt, Schleswig-Holstein. 1984 hat er das elterliche Unternehmen übernommen<br />

und damit begonnen, den Veredlungsbereich konsequent weiter auszubauen. In zwei<br />

neu errichteten Ställen stehen jetzt 80.000 Mastplätze zur Verfügung. Martin Ziemann produziert<br />

dort 1.900 g-Tiere ausschließlich für Wiesenhof.<br />

◆<br />

Keine Kompromisse<br />

Ziemann setzt in seinem Betrieb auf ein konsequentes<br />

Kokzidiosemanagement. „Nur mit<br />

gesunden Tieren lassen sich Gewinne erwirtschaften,<br />

hier lohnt jeder Aufwand“, ist seine<br />

Devise. Der gesamte Arbeitsablauf auf dem<br />

Betrieb ist deshalb auf die Gesunderhaltung<br />

der Tiere abgestimmt. „Das beginnt bereits<br />

vor dem Einstalltag damit, den Küken ein<br />

optimales Umfeld vorzubereiten“, erläutert<br />

Ziemann. Zur Stalldesinfektion setzt er zusätzlich<br />

zur normalen Desinfektion schwefelsauren<br />

Ammoniak und Branntkalk ein, mit der<br />

Wirkung dieser Behandlung ist Ziemann sehr<br />

zufrieden. In einem nächsten Schritt wird der<br />

Stall auf eine optimale Temperatur vorgeheizt<br />

und sparsam eingestreut. „Der geringe Strohanteil<br />

verhindert die Kondensbildung, die<br />

Luft direkt über dem Boden bleibt frisch und<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

trocken.“ Zudem können<br />

bei einer knappen Einstreu<br />

mögliche Kotveränderungen<br />

zu diesem frühen Zeitpunkt<br />

rechtzeitig erkannt werden.<br />

Da die Kotbeschaffenheit der<br />

zuverlässigste Indikator für<br />

den Gesundheitsstatus der<br />

Tiere ist, stellt der Mäster am<br />

4. Tag in jedem Stall einen<br />

Kotkasten auf. „Dieses Instrument<br />

setze ich bereits seit<br />

vier Jahren sehr erfolgreich<br />

ein“, berichtet Ziemann, „keine<br />

andere Maßnahme gibt so schnell und zuverlässig<br />

Aufschluss über die Darmstabilität<br />

– und das ohne großen Aufwand.“ Die Funktionsweise<br />

des von Elanco Animal Health entwickelten<br />

Kastens ist denkbar einfach. Auf<br />

dem Boden wird jeden Tag ein frisches saugfähiges<br />

Millimeterpapier ausgelegt, darüber<br />

wird der Kasten gesetzt. Die Tiere, die über<br />

den Kasten laufen, koten auch dort, der Kot<br />

fällt durch ein Gitter auf das Papier. Je fl üssiger<br />

der Kot, desto stärker breitet sich die<br />

Feuchtigkeit auf dem Papier aus. Am Umfang<br />

des Feuchtigkeitsringes lässt sich die Kotkonsistenz<br />

bewerten.<br />

„Mein erster Gang jeden morgen führt mich<br />

deshalb zu den Kotkästen“, so Ziemann“, ist<br />

dort alles in Ordnung, kann ich den Tag beruhigt<br />

angehen lassen.“ Der große Vorteil<br />

des Kastens liegt im Zeitgewinn, denn ein zu<br />

feuchter Kot lässt sich auf dem Papier viel früher<br />

erkennen als in der Einstreu. „Das bringt<br />

mir zwei Tage Vorsprung, um entsprechende<br />

Maßnahmen einzuleiten. Die Tiere wachsen<br />

nicht auseinander und wirtschaftliche Einbußen,<br />

die in der kurzen Mastzeit nicht mehr<br />

aufgeholt werden können, lassen sich vermeiden.“<br />

Vor allem die kritische Phase am 7. Tag kann<br />

durch das einfache Frühwarnsystem entschärft<br />

werden. Im Verdachtsfall berät Ziemann<br />

sich mit seinem Tierarzt, häufi g genügt<br />

der rechtzeitige Einsatz von speziellen Futtersäuren,<br />

um die Darmstabilität auch ohne<br />

Medikamente wieder herzustellen. Insgesamt<br />

konnten die Tierarztkosten durch das<br />

installierte Frühwarnsystem deutlich gesenkt<br />

werden.<br />

◆ Probleme gar nicht erst entstehen<br />

lassen<br />

Erhöhte Feuchtigkeit im Stall, ausgelöst<br />

durch eine unerkannte Darminstabilität,<br />

kann explosionsartig zu schweren Verlusten<br />

durch Bakterielle Enteritis, Kokzidiose oder<br />

Dysbakteriose führen. Auch wenn ein alleiniger<br />

Kokzidienbefall noch nicht zwingend Probleme<br />

bringen muss, agieren diese dennoch<br />

als „Türöffner“ für Clostridien mit der Gefahr,<br />

dass die Futterverwertung und die täglichen<br />

Zunahmen sinken und die Tiere auseinander<br />

wachsen – und dies lange bevor die Tiere<br />

klinische Symptome aufzeigen. Auch die<br />

Schädlichkeit feuchter, verdichteter Einstreu<br />

darf nicht unterschätzt werden, denn diese<br />

mit Bakterien geladene Einstreu kann Läsionen<br />

an den Fußballen hervorrufen. Nasse<br />

Einstreu und Durchfall müssen daher frühzeitig<br />

als klares Anzeichen für Probleme im<br />

Stall erkannt werden.<br />

◆ Gutes Stroh in ausreichender Menge<br />

Deshalb werden die Ställe auf dem Betrieb<br />

Ziemann jeden Tag nacheingestreut und<br />

zwar jeweils so stark, dass die Hähnchen immer<br />

trocken stehen. „Das Monitoring der Einstreuqualität<br />

ist mühsame Handarbeit“, be-<br />

Hygiene<br />

45


Hygiene<br />

46<br />

„Der große Vorteil des Kastens liegt im Zeitgewinn,<br />

denn ein zu feuchter Kot lässt sich auf dem Papier<br />

viel früher erkennen als in der Einstreu.“<br />

schreibt er, „aber beim Einstreuen verdiene<br />

ich Geld. Eine permanent trockene Einstreu<br />

optimiert die klimatischen Bedingungen für<br />

die Tiere und sie ist eine Voraussetzung für<br />

die Darmstabilität. Mit darmstabilen Tiere erreiche<br />

ich dann die gewünschten gleichmäßig<br />

hohen Endgewichte.“<br />

Auch die Qualität des Strohs muss stimmen.<br />

Martin Ziemann streut vorzugsweise kurz gehäckseltes<br />

Weizen- oder Triticale-Stroh ein.<br />

„Wir achten bei der Strohbergung darauf,<br />

dass das Stroh hygienisch einwandfrei – also<br />

frei von Mykotoxinen – ist“, so Ziemann. „Eine<br />

hygienische und vor allem trockene Lage-<br />

Die Verhütung der Kokzidiose ist ein<br />

wesentlicher Faktor, Darminstabilitäten<br />

zu verhindern. Wenn nicht vorgebeugt<br />

wird, kann es zu einer explosionsartigen<br />

Vermehrung der Bakterien kommen,<br />

die sich vom Dickdarm weiter in den<br />

Dünndarm ausbreiten und somit zu<br />

einer Verschlechterung der Nährstoffaufnahme<br />

beitragen. Dies wiederum<br />

führt zu unverdauten Nahrungspartikeln<br />

im Kot, verstärkter Schleimproduktion<br />

und Durchfall. Die Verluste aufgrund<br />

von Darminstabilitäten – verursacht<br />

durch Kokzidiose und bakterieller Enteritis<br />

– können erheblich je Broiler sein.<br />

rung des Strohs unter Dach muss ebenfalls<br />

gewährleistet sein.“<br />

◆ Beratungsangebot in Anspruch<br />

nehmen<br />

Auf das Kokzidioseprogramm, das über<br />

das Futter läuft, hat Martin Ziemann keinen<br />

direkten Einfl uss. Allerdings garantiert ein<br />

reger Informationsaustausch zwischen dem<br />

Mäster, dem Integrator, des Futtermittellieferanten<br />

und des Tierarztes ein rechtzeitiges<br />

Reagieren, sollte es zu Auffälligkeiten in<br />

den Beständen kommen. Besonders positiv<br />

schätzt Ziemann auch den Beratungsservice<br />

von Elanco Animal Health ein. „Die Außendienstmitarbeiter<br />

haben mir nicht nur den<br />

Kotkasten zur Verfügung gestellt, sondern<br />

sie informieren mich auch regelmäßig über<br />

neue Entwicklungen oder kontaktieren die<br />

Futtermittelhersteller, wenn hinsichtlich des<br />

Kokzidienprogramms einmal Probleme auftreten<br />

sollten.“<br />

◆ Stabile Verhältnisse<br />

Insgesamt ist es Martin Ziemann gelungen,<br />

in seinen Ställen die Darmgesundheit der<br />

Tiere in einem optimalen Bereich langfristig<br />

zu stabilisieren. Kritische Tage wie der 7. oder<br />

22. Tag haben an Brisanz verloren, das Kokzidienmanagement<br />

greift während der gesamten<br />

Mastperiode. Eine wesentliche Rolle beim<br />

Haltungsmanagement spielt die optische<br />

Wahrnehmung. Die Kotbeschaffenheit als<br />

Indikator für die Darmgesundheit überwacht<br />

Ziemann mit dem Kotkasten. Probleme können<br />

sehr frühzeitig erkannt und gelöst sowie<br />

wirtschaftliche Einbußen wirksam verhindert<br />

werden. Täglich frische Einstreu an den<br />

kritischen Stellen hält den Stall trocken und<br />

unterbindet die Ausbreitung von Kokzidien<br />

und Clostridien.<br />

Der direkte Draht<br />

Friederike Krick<br />

Telefon: o6741/93185<br />

E-Mail: krick@agrar-press.de<br />

Deutschland ist<br />

Export stabilisiert den Käseabsa<br />

Milch, Milcherzeugnisse und Käse sind<br />

mit einem Ausfuhrwert von 7 Mrd. Euro die<br />

größte Produktgruppe im deutschen Agrarexport.<br />

Die Exporte von Milch und Milchprodukten<br />

stiegen 2007 im Wert um 27 %<br />

gegenüber dem Jahr 2006. Von den 28 Millionen<br />

Tonnen Milch, die die deutschen Molkereien<br />

im Jahr 2007 verarbeiteten, wurden<br />

44 % als Milch und Milchprodukte exportiert.<br />

Die deutschen Exporte entsprechen 12,6<br />

Millionen Tonnen Frischmilch. Aus dem Ausland<br />

kamen 2007 Milch und Milchprodukte<br />

für 5 Milliarden Euro. Umgerechnet auf<br />

Frischmilch waren das 10 Millionen Tonnen,<br />

so dass sich 2007 bei Milch und Milchprodukten<br />

ein deutscher Exportüberschuss von<br />

2,6 Millionen Tonnen ergibt.<br />

◆ Exportüberschuss bei Käse<br />

In der Importmenge des vorigen Jahres waren<br />

600.000 Tonnen Käse. In der gleichen Zeit<br />

wurden aus Deutschland 900.000 t Käse in<br />

196 Länder exportiert. Es gab also 2007 auch<br />

in diesem Teilbereicht einen beachtlichen Exportüberschuss,<br />

trotz des starken Euros. Im<br />

ersten Halbjahr 2008 stieg die Ausfuhr von<br />

Käse weiter um 19,9 %. Im Inland dagegen<br />

sank der Käseverbrauch im ersten Halbjahr<br />

2008 durch den starken Preisanstieg vorübergehend.<br />

Allgemein geht man aber davon<br />

aus, dass der Käseverbrauch in Deutschland<br />

insbesondere in Richtung Genuss noch steigerungsfähig<br />

ist. Weil die Molkereien die<br />

günstigen Exportmöglichkeiten nutzen, blieb<br />

der innerdeutsche Käsemarkt relativ stabil.<br />

Schon im Jahr 2006 exportierte Deutschland<br />

mehr Käse als die Länder, die allgemein als die<br />

Größten auf dem internationalen Käsemarkt<br />

angesehen werde, wie Frankreich, Holland,<br />

Neuseeland und Italien. 80 % der exportierten<br />

Menge geht in die Länder der Europäischen<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008


im Käseexport Weltmeister<br />

tz im Inland<br />

Union. Für die deutschen Molkereien ist die<br />

EU der alten Mitglieder schon so selbstverständlich<br />

wie ein Binnenmarkt. Gute zusätzliche<br />

Exportchancen sehen die Marktforscher<br />

der CMA in den neuen Beitrittsländern und<br />

den östlichen Nachbarn. Die Importeure dort<br />

beeindruckt das große, vielseitige Angebot in<br />

den Käsetheken des deutschen Lebensmittelhandels.<br />

Hier zahlt sich die von der CMA seit<br />

vielen Jahren betriebene Image-Pfl ege für die<br />

deutschen Käsespezialitäten aus.<br />

Traditionell exportieren die deutschen Molkereien<br />

Hartkäse, Schmelzkäse, aber auch<br />

Blauschimmelkäse und Camembert.<br />

◆ Das CMA-Motto: Chancen erkennen –<br />

Märkte erschließen<br />

Die Förderung des Käseexports hat bei der<br />

CMA seit ihrem Bestehen hohe Priorität und<br />

lange Tradition. Die jährlich ca. 40 Beteiligungen<br />

der CMA an Lebensmittelausstellungen<br />

und Produktpräsentationen in aller Welt sind<br />

für die deutschen Molkereien die beste Gelegenheit,<br />

ihre Käsesorten vorzustellen und<br />

Kontakte für den Verkauf herzustellen.<br />

Dafür und über ihre Außenstellen pfl egt die<br />

CMA ein großes Kontaktnetz zu den Exporteuren<br />

und Importeuren. Darüber bauen die<br />

deutschen Exportfi rmen ihre Handelsbeziehungen<br />

auf. Weiterhin organisiert die CMA<br />

Informationsreisen für Gruppen von Käseexporteuren<br />

in Länder, in denen gute Marktchancen<br />

zu sehen sind. Solche logistische<br />

Feinarbeit, ist für ein einzelnes Unternehmen<br />

viel zu teuer und dabei kommt den Exporteuren<br />

in besonderem Maße das große Kontaktnetz<br />

der CMA zugute. Mit den zunehmenden<br />

Exportförderungsaktivitäten erweitern die<br />

Molkereien ihre eigenen Exportabteilungen<br />

und entwickeln Käsespezialitäten und Convenience-Produkte<br />

für Länder, in denen die<br />

Verbraucher andere Verbrauchsgewohnhei-<br />

VeredlungsProduktion 3/4 2008<br />

ten haben. Bezeichnend dafür ist zum Beispiel<br />

ganz aktuell, dass auf der weltgrößten<br />

Käseschau Ende Juli 2008 in Manchester viele<br />

deutsche Käseprodukte Bronze, Silber und<br />

Gold gewonnen haben. Nach den Prognosen<br />

der Welternährungsorganisation FAO sind für<br />

Käse weltweit beachtliche Steigerungen zu<br />

erwarten. Für die deutschen Käse-Exporteure<br />

sind besonders Russland mit seiner nachhaltig<br />

wachsenden Wirtschafts- und Kaufkraft<br />

und der schnellen Entwicklung des Lebensmittelhandels<br />

sowie die Länder in Asien wichtige<br />

Partner für den Käseexport.<br />

Der direkte Draht<br />

Burkhard Endemann<br />

Telefon: 02 28/84 72 11<br />

E-Mail: burkhard.endemann@cma.de<br />

Burkhard Endemann (CMA) als Käseprüfer auf dem<br />

World Cheese Award in London<br />

VeredlungsProduktion<br />

3/4/2008<br />

Herausgeber:<br />

OVID, Berlin<br />

Redaktion:<br />

Dr. Karl-Josef Groß, OVID<br />

Dr. Jürgen Weiß, Fachberater für Tierernährung<br />

Sabine Sulzer, CMA<br />

Dr. Manuela Specht, Ufop<br />

Konzeption, Gestaltung, Produktion:<br />

AgroConcept GmbH,<br />

Clemens-August-Straße 12–14, 53115 Bonn,<br />

Telefon 0228/969426-0, Telefax 0228/630311<br />

www.agroconcept.de<br />

Bezugspreis: jährlich € 10,– inkl. Versandkosten und<br />

MwSt. Einzelpreis € 3,– netto.<br />

Die in VEREDLUNGSPRODUKTION veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt, Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung.<br />

Beiträge mit Verfassernamen geben nicht unbedingt die Meinung des Verbandes<br />

der Ölsaatenverarbeitenden Industrie und der Redaktion wieder. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte, Fotografi en u. a. Materialien wird keine Haftung<br />

übernommen.<br />

Verband der Ölsaatenverarbeitenden<br />

Industrie in Deutschland e.V.<br />

Am Weidendamm 1A, 10117 Berlin<br />

Telefon: 030/72625930<br />

Telefax: 030/72625999<br />

E-Mail: gross@ovid-verband.de<br />

www.ovid-verband.de<br />

www.veredlungsproduktion.de<br />

Mit Unterstützung der<br />

Centrale Marketing-Gesellschaft der<br />

deutschen Agrarwirtschaft mbH<br />

Koblenzer Str. 148, 53117 Bonn<br />

Telefon 0228/8470, Telefax 0228/847202<br />

E-Mail: info@cma.de, www.cma.de<br />

UFOP – Union zur Förderung<br />

von Oel- und Proteinpfl anzen e.V.<br />

Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin<br />

Telefon: 030/31904202,<br />

Telefax: 030/31904485<br />

E-Mail: info@ufop.de, www.ufop.de<br />

Fotonachweis: agrarfoto: S. 14, 28, 42, 43; agrarportal: S. 17, 23, 36, 38;<br />

agrarpress: S. 12, 45, 46; CMA: S. 41, 47; fotolia: Titel; Lohmann: Titel, S. 43;<br />

Mahlkow-Nerge: S. 43; Siebel: S. 27<br />

Export<br />

47


- Marktinfos<br />

◆ Markt für Ölsaaten<br />

Seit März ist der Kursauftrieb zu Ende und<br />

zuletzt reagierten die Terminnotierungen der<br />

Agrarrohstoffe nur noch auf den freien Fall<br />

der Finanzkurse. In Chicago erreichten die Sojabohnenkurse<br />

mehrmals hintereinander Limit<br />

down (größtmöglicher Tagesverlust) und<br />

haben zuletzt sogar die Linie von 1000 USD/<br />

bushel (365 EUR/t) unterschritten. An der<br />

Matif rutschte der November-Termin Anfang<br />

Oktober unter die Linie von 350 EUR/t. Das<br />

sind nicht nur 50 EUR/t weniger als Ende August,<br />

sondern nun auch weniger als im Vorjahr.<br />

Auch an der Matif führten die jüngsten<br />

Kursverluste zu lebhaftem Kontraktgeschäft.<br />

Aber aufgrund der deutlich schwächeren<br />

Unter www.veredlungsproduktion.de fi nden<br />

Sie 14-tägig Markt-Informationen der ZMP zu<br />

Ölsaaten, Ölschroten und Pfl anzenölen.<br />

spekulativen Komponente der Matif wurden<br />

nicht nur Positionen aufgelöst, sondern auch<br />

neue eingegangen oder auf andere Termine<br />

geschoben.<br />

Demgegenüber bleibt es am Kassamarkt ruhig,<br />

denn die Preisvorstellungen der Anbieter und<br />

Käufer gehen weit auseinander. Die Ölmühlen<br />

sind gut versorgt und ermäßigten ihre Kaufi -<br />

deen im zweistelligen Bereich. Sie sind eher<br />

an Lieferungen für das kommende Jahr interessiert,<br />

fi nden allerdings keine Offerte. Denn<br />

die Anbieter sehen vor dem Hintergrund der<br />

teuer eingekauften Ware derzeit keinen Grund<br />

zu handeln und offerieren weiterhin sehr verhalten.<br />

Die lebhafte Nachfrage nach Rapsöl ließ die<br />

Rapsverarbeitung 2007/08 in den Ölmühlen<br />

weiter zunehmen. Nach Daten der BLE wurden<br />

im Wirtschaftsjahr 2007/08 rund 7,6 Mio.<br />

t Raps geschlagen, 16 % mehr als im Vorjahreszeitraum.<br />

Die Verarbeitung von Sojaboh-<br />

nen stieg um knapp 1 % auf<br />

3,5 Mio. t. 2007/08 konnte der<br />

Nettoexport für Rapsschrot<br />

weiter ausgebaut werden. An<br />

Sojabohnen wurden mit 3,5<br />

Mio. t rund 6 %, an Sojaöl mit<br />

307.905 t sogar 25 % weniger<br />

importiert. Demgegenüber<br />

stieg die Einfuhr an Sojaschroten<br />

um 11 % auf 3,4 Mio. t.<br />

◆ Markt für pfl anzliche Öle<br />

Rapsöl ist auch wieder deutlich<br />

günstiger zu beziehen, obgleich<br />

für das knappe vordere<br />

Adressänderungen bitte unter<br />

Telefon 0228/969426-0 oder Fax 0228/630311<br />

Angebot deutliche Aufgelder gezahlt werden<br />

müssen. Die Höchstpreise lagen auch hier<br />

Anfang des Jahres bei 1.050 EUR/t. Zuletzt,<br />

Anfang Oktober wurden 840 EUR/t verlangt.<br />

Da die Pfl anzenölpreise sich eng an der Entwicklung<br />

des Mineralölkurses orientieren und<br />

fundamentale Marktdaten, wie Angebots- und<br />

Nachfrageentwicklung derzeit keine preisbildende<br />

Rolle spielen, bleibt eine Vorhersage der<br />

Preisentwicklungen nur sehr vage. Global wird<br />

2008/09 das Angebot an Pfl anzenölen weiter<br />

anwachsen. Zum einen wurden die Verarbeitungska-pazitäten<br />

weltweit ausgebaut, zum<br />

anderen stehen in diesem Jahr auch wieder<br />

mehr Ölsaaten zur Verfügung. Rekordernten<br />

an Raps und Sonnenblumen und sehr hohe<br />

Sojaernten ermöglichen ein globales Angebot<br />

an rund 418 Mio. t Ölsaaten.<br />

◆ Markt für Ölschrote<br />

Großhandelspreise für Ölschrote<br />

EUR/t Großhandelspreise für Ölschrote<br />

© ZMP 2008<br />

420<br />

370<br />

320<br />

270<br />

220<br />

49er<br />

44er<br />

170<br />

Rapsschrot<br />

120<br />

Jan Mrz Mai Jul Sep<br />

Im Zuge eines schwächeren Agrarmarktes<br />

verlieren auch die Ölschrote an Wert. Während<br />

Rapsschrot einen großen Preissprung<br />

bereits Ende Juli aufgrund des Wechsels zu<br />

neuerntiger Ware verzeichnete, verlieren nun<br />

auch die Sojaschrotpreise an Wert. Anfang<br />

Oktober wurde für 44er Partien fob Hamburg<br />

262 EUR/t verlangt, 279 EUR/t für 49er Ware.<br />

Das waren 30 EUR/t weniger als noch Mitte<br />

September. Mit diesen Tiefpreisen wurde<br />

nun auch die Preislinie des Vorjahres unterschritten.<br />

Damit ließ sich das Kaufi nteresse<br />

indes nicht ankurbeln. Mischfutterhersteller<br />

ordern zumeist nur noch Ware zu bereits<br />

getätigten Mischfutterverkäufen. Die hohen<br />

Preisschwankungen erfordern eine stetige<br />

Neukalkulation der Mischungen.<br />

Auch Rapsschrot ist derzeit günstig zu haben.<br />

Vor allem das überreichliche Angebot<br />

am Niederrhein fi ndet selbst mit Nachlässen<br />

bis 7 EUR/t gegenüber anderen Standorten<br />

kaum Käufer. Zum Teil wird Rapsschrot bereits<br />

in Lager an der Weser transportiert:<br />

Oktober-Ware kostet in Hamburg 125 EUR/t,<br />

5 EUR/t mehr sind für Lieferungen ab November<br />

zu zahlen. Damit rutschen die Forderungen<br />

auf ein 16-Monatstief.<br />

ZMP – Wienke von Schenck

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