2012- Juni (2,6 MB) - Robert Blum Gymnasium
2012- Juni (2,6 MB) - Robert Blum Gymnasium
2012- Juni (2,6 MB) - Robert Blum Gymnasium
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lumpostille<br />
Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s – Ausgabe 26, <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />
Hallo, liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
aller Widrigkeiten zum Trotz<br />
liegt die bp wieder rechtzeitig<br />
vor. Mit vielen Beiträgen,<br />
die über den Mikrokosmos RBG<br />
hinaus interessant sein dürften.<br />
Diesmal unterstützte die Kollegin<br />
Hord�an die Erstellung<br />
des Layouts, vielen Dank dafür!<br />
Schüler(innen), die Spaß<br />
an der Gestaltung haben, sind<br />
herzlich eingeladen, sich in<br />
Zukunft auch daran zu beteiligen.<br />
Es bleibt mir jetzt nur, viel<br />
Spaß beim Lesen und erholsame<br />
Ferien zu wünschen.<br />
Th. Schmidt<br />
inhalt<br />
Foto: Patrik Pawlik<br />
Abiturient(inn)en 22<br />
Migranten werden Lehrer 3<br />
<strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> meets Daniil Pashkoff 5<br />
Big Challange 6<br />
Wieso, weshalb, warum 7<br />
Sommeruni FU 8<br />
Club Lise HU 9<br />
Beiträge von Ehemaligen<br />
Julian Stöckel 11<br />
Abi vor 50 Jahren 13<br />
Um Kopf und Kragen 15<br />
SA-Gefängnis Papestr. 17<br />
Bernhard-Weißstr. 19<br />
Interview mit Kazim Erdogan 21<br />
Wider den Bellizismus (Interview) 24<br />
G. Grass: „Europas Schande“ 29<br />
Kompetenzecke 30
2<br />
Dies ist die Abiturientenliste <strong>2012</strong> der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Oberschule in Berlin<br />
Tempelhof-Schöneberg.<br />
Abou-Sahyoun, Asia; Aca, Kaan; Agdasan, Sirin; Ahmadshahi, Zahr; Akdemir, Duygu;<br />
Akis, Ayten; Aküzüm, Servet; Albrecht, Gina; Astab, Scherihan; Ayade, Hani; Aydin,<br />
Yasemin; Baczek, Amir; Bartels, Daniel; Berger, Sara; Biller, Philipp; Böyükdipi, Merve;<br />
Borski, Roxanne; Brabcova, Aneta; Bülow, Anthony; Bulduk, Büsra; Bulgurcu, Mustafa;<br />
Cakir, Aydan; Camci, Hakan; Ceviz, Betül; Clark, Dewayn; Colino, Kathy; Deniz,<br />
Derman; Dogan, Halil-Ibrahim; Düzgün, Duygu; Durakovic, Fehim; Durmaz, Esra;<br />
Durmaz, Hümeyra; El-Ahmad, Walaa; El-Hamad, Farah; Emre, Evran Habib; Engel, Florian;<br />
Erdogan, Enes; Fischer, Tamara; Fröbe, Verena; Furat, Sima; Göküs, Aygül; Gündogdu,<br />
Yunus-Emre; Haase, Mona Ahlam; Hamadeh, Linda; Hartmann, Nick; Hegmann,<br />
Paul; Helbig, Carola; Helbig, Monika; Hessen, Barawan; Höft, Selina; Isleyen, Antony;<br />
Jaron, Daniel Lukasz; Kabacinski, Tomasz; Kalayci, Burak; Karabacak, Rabia; Karacayir,<br />
Duygu; Kasem, Sabrina; Kavuncu, Gökhan Nadir; Kavuncu, Neslihan; Kesre, Alihan;<br />
Khan, Amir; Kierpacz, Dagmara; Kintopf, Veronika Maria; Klemczak, Damian; Koch,<br />
Jennifer; Kroll, Katrin; Kuleta, Malwina Zuzanna; Lange, Sebastian; Le, Suong Quynh;<br />
Ljubas, Miro; Machleidt, Germain; Madani, Omer; Maurer, Michaela; Melzer, Merlin Alfredo;<br />
Obradovic, Elisabeth; Öztürk, Ezgi; Pas, Büsra; Pawlik, Patrik; Pippke, Nina; Planojevic,<br />
Konstantin; Poeschke, Fritz; Pröhl, Alexis; Rauf, Abul Hasnat; Reiche, Aaron;<br />
Reiner, Gina; Ristic, David; Rostas, Judita; Sahin, Burcu; Sahin, Özlem; Said, Deyari;<br />
Sara, Ali Tunay; Sariates, Meryem; Sarikan, Serhat-Akif; Sassoli, Franziska; Schmidt,<br />
Carolin; Schmidt, David; Siebmann, Tatsiana; Tas, Dilek; Tas, Murat; Theil, Franz; Tugan,<br />
Özgü; Voigtmann, Dany; Wheeler, Leonie; Yasul, Berkan; Yatkin, Mehtap; Yildirici,<br />
Ebru; Yildiz, Murat; Yolcu, Tugce; Zander, Swantje-Marie;<br />
Allen einen herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Abitur!<br />
Die besten und engagiertesten Abiturient(inn)en des Jahrgangs mit dem Schulleiter<br />
Herr Fiehn. In den Händen haben Sie Buchpräsente , gespendet von der Buchhandlung<br />
am Kleistpark, die vom Förderverein organisiert wurden.<br />
Foto: Patrik Pawlik<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
MigraMentor: Migranten werden Lehrer<br />
3<br />
Ich lernte Frau Mengü Özhan, Landeskoordinatorin des BERLINER NETZWERK FÜR<br />
LEHRKRÄFTE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND, durch meine ehemalige Chemielehrerin<br />
Dilek Yalman kennen.<br />
Frau Özhan sprach mich an und riet mir bei dem Projekt:<br />
"Schülercampus mehr Migranten werden Lehrer"<br />
mitzumachen. Bevor ich mich dort bewarb, informierte<br />
ich mich erstmal und mir gefiel gleich, was ich las:<br />
„Diese Initiative ermutigt Menschen mit Migrationshintergrund, den Lehrerberuf zu ergreifen.<br />
Pädagogen, die selbst eine Zuwanderungsgeschichte erlebt haben, sind ganz<br />
wichtig als Vorbilder und Brückenbauer. Sie können zur Verbesserung der Bildungserfolge<br />
von Kindern und Jugendlichen einen großen Beitrag leisten.“<br />
Also bewarb ich mich und wurde eine der 30 Teilnehmerinnen Insgesamt ging das Projekt<br />
über drei Tage. Am ersten Tag trafen sich alle 30 Teilnehmer und einige Teilnehmer<br />
aus dem letzten Jahr in der FU im Henry- Ford- Bau. Dort gab es eine lange Einführung<br />
mit Musik und Reden von verschieden Stiftungen und Politikern. Natürlich gab es auch<br />
eine Rede von Frau Özhan selbst. Frau Yalman war auch eine der Betreuerinnen und<br />
hielt ebenfalls eine kleine Rede.<br />
Danach stiegen wir alle in den Reisebus und machten uns<br />
auf den Weg nach Wannsee, um dort drei schöne Tage in<br />
einer Villa zu verbringen. Ich zog mit einem sehr netten<br />
Mädchen in ein Zimmer im Atrium, einem Nebengebäude<br />
des Wannsee-Forums. Beim Abendessen konnten wir uns<br />
etwas näher kennenlernen. Gleich darauf bekamen wir<br />
den Plan für die nächsten zwei Tage und stellten uns für<br />
alle vor. Zum Schluss spielten wir noch und konnten dann<br />
in unsere Räume zurück. Eigentlich gab es eine Bettruhe<br />
ab 22 Uhr, die aber nicht allzu ernst genommen wurde,<br />
was nicht heißt, dass wir nachts herumgeschlichen sind.<br />
Gleich vor unseren Zimmern im Atrium war eine Bank mit<br />
einer schönen Aussicht, selbst bei Nacht! Dort saßen wir<br />
und redeten und wurden sehr gute Freunde.<br />
Morgens mussten wir um 7:15 Uhr fertig sein, um verschiedene<br />
Schulen zu besuchen. Also gingen wir vorher<br />
noch frühstücken und fuhren dann los. Wir wurden in verschiedene<br />
Gruppen aufgeteilt. Es gab eine Grundschule,<br />
ein <strong>Gymnasium</strong>, eine Sekundarschule, ein Oberstufenzentrum<br />
und einige andere. Ich ging mit der Gruppe des<br />
Lise- Meitner- Oberstufenezentrums. Dort hospitierte jeder<br />
von uns fünf jeweils in einer Klasse und sprach mit der<br />
Schulleitung. Etwas Werbung nebenbei: die Schule ist für<br />
naturwissenschaftlich Interessierte echt zu empfehlen!<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
4<br />
Um zwölf Uhr wurden wir mit etwas Verspätung abgeholt und fuhren wieder zurück. Wir<br />
gestalteten ein Plakat und stellten somit unsere Schule vor. Der Tag war noch nicht zu<br />
Ende, denn wir gingen nun von der Praxis zur Theorie. Die Theoriestunden waren ziemlich<br />
lang und anstrengend, doch halfen sie einem und machten einem deutlich, woran<br />
man noch arbeiten muss und wo man seine Stärken hat. Um 18 Uhr war die Arbeit getan<br />
und wir durften uns nun ausruhen und tun und lassen, was wir wollten. Natürlich hatte<br />
das Grenzen. Obwohl wir alle müde waren, spielten wir Volleyball und Fußball, sangen<br />
und tanzten, quatschten und weinten, da uns bewusst war, dass wir uns am nächsten<br />
Tag alle trennen würden. Um 22 Uhr war es dann eigentlich wieder Zeit, schlafen zu<br />
gehen, doch wieder redeten wir bis tief in die Nacht. Aber wir wussten uns zu benehmen!<br />
Man tauschte Nummern aus und legte sich dann schlafen.<br />
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Der letzte Tag brach an und wir standen wieder in der Früh auf und verließen zum letzten<br />
Mal die Zimmer mit unseren Koffern. Dann fuhren wir in die HU und dort wurde uns<br />
der Verlauf des Studienganges auf Lehramt vorgestellt. Anschließend sollten wir ein<br />
Feedback über das Projekt geben und wählten anschließend noch einen Sprecher und<br />
eine Sprecherin. Zum Schluss machten wir noch ein gemeinsames Foto. Um ungefähr<br />
14 Uhr fuhren wir zum Alexanderplatz und verabschiedeten uns. Es war sehr traurig,<br />
denn man hatte Freunde gefunden, die man nun verlassen musste. Jedoch wollten wir<br />
uns im Endeffekt nicht aus den Augen verlieren, deshalb pflege ich bis heute noch Kontakt<br />
zu den anderen Teilnehmern und wir wollen uns selbstverständlich auch wieder<br />
treffen: ein gemeinsamer Termin ist auch schon verabredet.<br />
Alles in Allem war bzw. ist das Projekt wirklich hilfreich. Ich würde es jedem, der Lehrer<br />
werden will oder noch unentschlossen ist, empfehlen! Vielen Dank an alle Betreuer und<br />
Teilnehmer, die ich kennengelernt habe. Ich freue mich auf Hamburg!<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s<br />
�<br />
Scheri A.
<strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> meets Daniil Pashkoff<br />
5<br />
Am diesjährigen Daniil Pashkoff Prize haben 480 non-native speakers of English teilgenommen,<br />
425 der Einsendungen kamen aus Deutschland, darunter auch einige vom<br />
<strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> <strong>Gymnasium</strong>.<br />
Wer Prosa und Lyrik in englischer Sprache<br />
schreibt und Englisch nicht als Muttersprache hat,<br />
konnte sich bis zum 31. Januar <strong>2012</strong> mit eigenen<br />
Texten bewerben. Der Preis wurde in zwei Altersgruppen<br />
– unter 19 Jahren und über 19 Jahren –<br />
sowie in den Kategorien Prosa und Lyrik verliehen.<br />
Ob Rap, Gedicht oder Kurzgeschichte: Jede<br />
Literaturform war willkommen. Die Gewinnertexte<br />
wurden in einer Anthologie veröffentlicht.<br />
Der Daniil Pashkoff Prize ist ein europaweiter Literaturpreis<br />
für Prosa und Lyrik in Englisch von<br />
Nicht-Muttersprachlern. Der Literaturwettbewerb<br />
wurde nach dem ersten russischen Studenten<br />
der Anglistik an der Technischen Universität<br />
Braunschweig benannt. Daniil, der Sprache liebte<br />
und selbst in Englisch schrieb, starb im Sommer<br />
1998 in Braunschweig. Dr. Lawrence Guntner,<br />
der ihn an der TU Braunschweig kennenlernte,<br />
initiierte den Literaturpreis zum Andenken<br />
an seine Person und seine Kreativität.<br />
Die Organisatoren<br />
haben<br />
sich besonders<br />
auch<br />
über die erstmaligeTeilnahme<br />
von Schülern und Schülerinnen des <strong>Robert</strong><br />
<strong>Blum</strong> <strong>Gymnasium</strong>s gefreut. In einer kurzen Unterrichtseinheit<br />
zum Thema Creative Writing unter<br />
Anleitung von Frau Hordoan haben sich die Schüler<br />
und Schülerinnen der Englisch-Oberstufe als wahre<br />
Sprachkünstler entpuppt. Einige mutige Poeten haben<br />
ihre kreativen Ergebnisse zum Wettbewerb<br />
eingesandt.<br />
Writers Ink. e.V. organisiert den Literaturpreis alle<br />
zwei Jahre.<br />
Der nächste Wettbewerb<br />
findet 2014 statt.<br />
L. Hord�an (Text und Layout)<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
The Big Challenge am <strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong><br />
6<br />
Schüler und Schülerinnen des <strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> <strong>Gymnasium</strong>s haben am diesjährigen THE BIG<br />
CHALLENGE - Wettbewerb teilgenommen.<br />
Es handelt sich um einen seit 1999 bestehenden jährlichen<br />
Englisch-Wettbewerb, der mittlerweile in mehreren europäischen<br />
Ländern veranstaltet wird. In Deutschland wendet er<br />
sich an die Schüler aller Lehranstalten der Klassen 5-8 mit<br />
Englisch als Fremdsprache.<br />
Der Test besteht aus einem Bogen mit 54 Fragen nach<br />
dem Multiple-Choice-Verfahren. Für jede Frage stehen<br />
vier mögliche Antworten zur Auswahl. Das Spiel besteht<br />
darin, das Feld mit der einzig richtigen Antwort anzukreuzen. Die<br />
54 Fragen betreffen folgende Themenbereiche: Vokabeln, Grammatik,<br />
Aussprache und Landeskunde. Für jede Schul- und Jahrgangsstufe liegt ein eigener<br />
Fragebogen vor.<br />
Am <strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> haben sich 30 Schüler und Schülerinnen der Klasse 7F unter Anleitung von<br />
Frau Kühl und 24 weitere Mutige der Klasse 8c, betreut von Frau Hordoan, den Anforderungen<br />
gestellt.<br />
Anfang des Jahres <strong>2012</strong> haben sich die Gymnasiasten<br />
mit der freundlichen Unterstützung des<br />
Fördervereins zum Wettbewerb angemeldet und<br />
sich seitdem darauf vorbereitet. Sie konnten in der<br />
Zwischenzeit auf der Homepage des Wettbewerbs<br />
mit dem Schüler-Trainingsquiz üben und<br />
ihr Englisch- Wissen immer wieder testen<br />
und erweitern.<br />
Am 10. Mai war es dann soweit – 45 Minuten lang grübelten die Schüler und Schülerinnen über<br />
den kniffligen Aufgaben. Manche Fragen sorgten für Kopfzerbrechen aber am Ende hat man mit<br />
ein bisschen Glück hoffentlich die richtige Lösung angekreuzt.<br />
Insgesamt haben 293190 Schüler in ganz Europa<br />
teilgenommen. Schüler jeder Jahrgangsstufe, die<br />
sich durch besonders gute Ergebnisse ausgezeichnen,<br />
erhalten zahlreiche Preise.<br />
Nach dem Daumendrücken �. Ergebnisse � die<br />
<strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>ler konnten sich behaupten�<br />
Aus der 7 � über Durchschnitt<br />
In der 8 ---<br />
Die Teilnehmer freuten sich über Preise: Lektüren, Sprachprogramme, Comics,<br />
Jeder erhielt eine Urkunde�<br />
L. Hord�an (Text und Layout)<br />
Wer jetzt schon mit dem Üben für nächstes Jahr anfangen will, kann unter<br />
http://www.thebigchallenge.com/de/acces_quiz.php gleich loslegen.<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
7<br />
Wieso, weshalb, warum: Das Schulbüro an der TU Berlin feiert<br />
sein zweijähriges Bestehen<br />
Vor zwei Jahren, am 1. Februar 2010, eröffnete an der<br />
TU Berlin das Schulbüro, die Stelle zur zentralen<br />
Schulkoordination der Universität. Seitdem vernetzt es<br />
die Projekt- und Beratungsangebote an der TU Berlin<br />
zu allen Themen rund um den Übergang Schule-<br />
Universität und koordiniert vor allem die Kommunikation<br />
mit den Schulen.<br />
Die Einrichtung entstand aus den „Round Table“- Gesprächen zur schulischen Nachwuchsförderung,<br />
die die Kanzlerin Prof. Dr. Ulrike Gutheil an der TU Berlin initiiert hatte.<br />
„Es gab zu der Zeit bereits viele TU-Angebote zur schulischen Nachwuchsförderung,<br />
doch sie sollten gebündelt, sichtbarer gemacht und vernetzt werden“, so Bettina Liedtke,<br />
die Leiterin des Schulbüros. Daraufhin wurde eine zentrale Schulkoordination, das<br />
„Schulbüro“, bei der Allgemeinen Studienberatung im Studierendenservice der Abteilung<br />
I eingerichtet. Es wird bis heute wissenschaftlich begleitet durch Prof. Angela Ittel, Leiterin<br />
des Fachgebiets Pädagogische Psychologie, Fakultät I.<br />
Mit der „KinderUni“, Angebote für Grundschulen, und „echTUni“ – unter diesem Dach<br />
werden Angebote für Oberschulen zusammengefasst – wirbt das Schulbüro inzwischen<br />
öffentlichkeitswirksam für die gesamte Angebotspalette. Alle schulischen Angebote der<br />
TU Berlin sind online zentral auf dem Schulportal auffindbar.<br />
Bereits 2002 hatte die TU Berlin begonnen, Kooperationsvereinbarungen<br />
mit Schulen in Berlin und<br />
Brandenburg abzuschließen. Diese führte das<br />
Schulbüro weiter, entwickelte dafür eine Kommunikations-<br />
und Rekrutierungsstrategie und definierte<br />
Kriterien, um einen transparenten Auswahlprozess<br />
der Partnerschulen zu gewährleisten. Derzeit laufen bereits sieben TU-<br />
Schulpartnerschaften, unter anderem mit der Hildegard-Wegscheider-Oberschule und<br />
dem Marie-Curie-<strong>Gymnasium</strong> Dallgow-Döberitz. Jährlich kommen zwei bis drei Schulen<br />
als Partner für jeweils drei Jahre hinzu, Wiederbewerbungen sind möglich. <strong>2012</strong> werden<br />
voraussichtlich die <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Oberschule sowie der Leonardo da Vinci Campus in<br />
Nauen als neue Partnerschulen in das Netzwerk aufgenommen. Ziel ist es, eine Kooperation<br />
mit ca. 15 zuverlässigen Partnerschulen zu etablieren. Die Kommunikation mit<br />
den Schulen erfolgt unter anderem online über das Schulportal, über Lehrerfortbildungen<br />
und das Partnerschulnetzwerk.<br />
„Unsere Vision ist es, an<br />
der TU Berlin bei allen<br />
Statusgruppen ein Bewusstsein<br />
für die Chancen und den Wert der stetigen schulischen Nachwuchsförderung<br />
zu schaffen“, sagt Bettina Liedtke, „Das ist auch für die Kontinuität der Angebote wichtig.<br />
Die Qualität der Veranstaltungen und Projekte wird durch Evaluation gewährleistet<br />
und nicht zuletzt auch dadurch, dass wir uns eng an die Schul-Curricula anlehnen.“<br />
www.schulportal.tu-berlin.de (Layout: L. Hord�an)<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
8<br />
In den Schulferien an die Uni<br />
Die Freie Universität Berlin bietet vom 23. Juli bis 3. August <strong>2012</strong><br />
naturwissenschaftliche Experimentierkurse und Vorträge für<br />
Schülerinnen und Schüler ab der 10. Klasse an.<br />
An der Freien Universität Berlin findet vom 23. Juli bis 3. August <strong>2012</strong> die Sommeruni für Schülerinnen<br />
und Schüler ab Klassenstufe 10 statt. Im Rahmen der Veranstaltung werden täglich Kurse und Vorlesungen<br />
aus den Studienfächern Mathematik, Informatik, Physik, Biologie, Chemie und Pharmazie sowie<br />
Geographie angeboten. Die Vorlesungen sind öffentlich, der Besuch kostenfrei und ohne Voranmeldung<br />
möglich. Für die Experimentierkurse ist eine Online-Anmeldung erforderlich und es wird ein Unkostenbeitrag<br />
von 5 Euro pro Tag erhoben. Alle Veranstaltungen finden auf dem Campus der Freien Universität<br />
Berlin in Berlin-Dahlem statt.<br />
„Was ist Tieftemperaturphysik?“, „Going underground – Was ist eigentlich unter unseren Füßen?“, „Ich<br />
baue mir einen Roboter!“, „Computer mal anders nutzen – mit MatLab“, „Hacken mit Haskell“ – um nur einige<br />
der Kurse beim Namen zu nennen. Experimente in den Schülerlaboren „PhysLab“ und „NatLab“ sind<br />
ebenso Teil des Programms der diesjährigen Sommeruni wie etwa eine Einführung in die digitale Bildverarbeitung.<br />
Neben naturwissenschaftlichen Themen können sich interessierte Schülerinnen und Schüler<br />
über Studienmöglichkeiten und den Alltag an der Freien Universität Berlin informieren.<br />
Auswärtige Schülerinnen und Schüler können im nahe gelegenen Studentendorf Schlachtensee übernachten.<br />
Auch die Mensen stehen den Teilnehmern offen.<br />
Was erwartet euch?<br />
Campus-Ralley zum Kennenlernen der naturwissenschaftlichen Fachbereiche<br />
23. 07., 11.00 - 13:00 Uhr<br />
Vorlesungen täglich kostenfrei<br />
24 .07. bis 2. 08 <strong>2012</strong>, jeweils um 15 Uhr; am 23. 07, 13:00 Uhr; 3.08. 14:00 Uhr<br />
Experimentierkurse für Einblicke in die Wissenschaft<br />
24. 07. bis 2. 08.<strong>2012</strong>, täglich von 10 bis 14 Uhr<br />
Studienberatung und ExpertInnenbrunch zu naturwissenschaftlichen Studiengängen<br />
3. 08., 10:00 – 12:00 Uhr<br />
Posterkonferenz zu den Kursen<br />
3. 08., 12:00 – 14:00 Uhr<br />
Alle Veranstaltungen finden auf dem naturwissenschaftlich-mathematischen Campus<br />
der Freien Universität Berlin in Berlin-Dahlem statt.<br />
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:<br />
Jessica Krüger, 0176 / 49 78 19 85, E-Mail: sommerun@zedat.fu-berlin.de<br />
Oder auf unserem Stand beim Sommerfest des <strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> <strong>Gymnasium</strong>s<br />
Anmeldung und weitere Informationen im Internet:<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
http://sommeruni.mi.fu-berlin.de/<br />
Club Lise<br />
9<br />
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Bildimpressionen von der Informationsveranstaltung „Club Lise“ der<br />
Humboldt-Universität am 20.3.<strong>2012</strong><br />
Es waren heute 15 Schülerinnen bei der Veranstaltung des Club Lise anwesend.<br />
Es gibt auch drei Schülerinnen unserer Schule, die beim Club Lise<br />
aktiv sind. Z.T. werden sie vom Club Lise bei ihrer 5. Prüfungskomponente betreut.<br />
Dieses Angebot wird es auch in den nächsten Jahren geben.<br />
Kolonnenstr. 44 i 10829 Berlin<br />
(Schöneberg)<br />
Tel.: 030 / 784 43 70<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
10<br />
Die von Frau Gatterer geleitete<br />
Nawi-AG in Aktion<br />
Wie hoch ist das <strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> <strong>Gymnasium</strong>?<br />
Höhenbestimmung mit<br />
selbstgebauten Theodoliten (Mathematikunterricht,<br />
Kl. 10c bei Herrn<br />
Schmidt)<br />
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<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
Ehemalige(s)<br />
11<br />
Vor einigen Tagen bekam ich eine Email von meinem ehemaligen Mathematik-Lehrer<br />
Thomas Schmidt von der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Oberschule. Neugierig wie ich bin, habe ich natürlich<br />
die Email gelesen. Überschrift: „Beitrag für die Ehemaligenseite der <strong>Blum</strong>postille“<br />
– Das war interessant! Nach einer kurzen Zusage machte ich mich an die Erinnerungen.<br />
Nun ist es schon eine Weile her, dass ich von der RBS abgegangen bin. 2008 war mein<br />
Abschlussjahr, dennoch kann ich mich an sehr viele Dinge erinnern. Da ich schon früh<br />
mein Talent als Schauspieler entdeckt habe, habe ich immer die Lehrer beobachtet und<br />
konnte nach kurzer Zeit über jeden Lehrer etwas sagen und die eigenwilligen Marotten<br />
der Lehrer als Parodie nachspielen. Ich könnte jetzt einige Lehrer<br />
nennen, aber das wäre ungerecht.<br />
Als Jahrgangssprecher und Mitglied in der<br />
Deutsch-Fachkonferenz unter Direktor Kraschewski,<br />
den ich für seinen super trockenenden<br />
Humor sehr schätzte, hatte ich immer<br />
sehr viel Spaß in der Leitung von<br />
wichtigen und administrativen Dingen,<br />
denn wenn sich Lehrer untereinander<br />
streiten, dann hat man als Schüler das<br />
Gefühl, dass man die Maus unter den<br />
Elefanten ist, und das ist ein wunderbares<br />
Gefühl. Nicht alle Lehrer fand<br />
ich besonders charmant und lustig,<br />
aber man hat die Zeit der Schule<br />
eben mit Lieblingen und weniger geliebten<br />
Lehrern durchgestanden.<br />
Auf ein paar besondere Leute würde ich jetzt gerne<br />
noch eingehen. In besonders charmanter Erinnerung ist mir<br />
der Kunstlehrer Sesemann – Herr Sesemann hatte die Eigenart,<br />
dass man in seinem Unterrichtsblöcken immer wahnsinnig ausgeglichen und<br />
ruhig wurde, weil er immer eine von innen kommende Ruhe ausgestrahlt hat. Frau<br />
Spangenberg, die meine Englischlehrerin war, hatte eine Spezialität, die ich nie vergessen<br />
werde, wenn wir Schüler eine Aufgabe bekommen haben und der Raum mit Stille<br />
und Konzentration erfüllt war, drehte sich diese patente Person um, nahm ihren Lippenpflegestift<br />
aus der Tasche und zog sich die Lippen nach, beugte sich wieder nach vorne<br />
und macht den typischen „Labello-Press-Lippen-Mund“. Besonders hing ich auch an<br />
Frau Ohlmann, mit der ich immer und zu vielen Momenten sehr herzlich lachen konnte<br />
und wer mir auch in Erinnerung bleiben wird, ist die rothaarige Frau Rippen, die immer<br />
einen guten Spruch auf den Lippen trug.<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
Da ich parallel zur Schulzeit schon einige kleine Rollen<br />
als Schauspieler in Fernsehen übernommen hatte,<br />
habe ich nach meiner Schulzeit mein Engagement<br />
in diesem Bereich ausgeweitet. Ich habe<br />
größere Rollen sowie Theater- und Entertainment-<br />
Engagements bekommen. Vor kurzen habe ich<br />
mein eigenes Modellabel „JFMS“ gegründet und<br />
vertreibe junge, stilvolle und moderne Mode<br />
für Jungs und Mädchen und bringe T-Shirts,<br />
Hosen, Jeans, Sakkos und Kleider heraus.<br />
Siehe auch www.julianstoeckel.de ...<br />
Aus alter Liebe zur Schule würde ich auch<br />
gerne mal demnächst eine kleine Aufführung<br />
in der Schule machen. Vielleicht<br />
können die neuen Schüler sich sehr begeistern<br />
über ein parodistisches Theaterstück<br />
über ihre Lehrer...!<br />
12<br />
Julian Stöckel, Abiturient 2008<br />
cucina napoletana auf der Roten In-<br />
Pizza aus dem Steinofen<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
13<br />
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�<br />
Einer der Höhepunkte unserer 50jährigen Abiturfeier<br />
der Klasse 13 s (Klassenlehrerin Frau Gammler) ist der<br />
Besuch in der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Schule gewesen. Wir waren<br />
begeistert über die grandiose Entwicklung seit damals.<br />
Die Helligkeit, die moderne Ausstattung, die<br />
Freundlichkeit der Schüler/innen und das Entgegenkommen<br />
der Lehrer (trotz Abitur) hat uns überwältigt.<br />
Wir danken an dieser Stelle Herrn Fiehn und Herrn Schmidt sehr herzlich für die nette und informative<br />
Betreuung am 30. März <strong>2012</strong>. Wir wünschen der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Schule weiterhin viel<br />
Glück, Erfolg sowie Stolz auf ihren einmaligen, geschichtsträchtigen Namen und würden uns<br />
über einen erneuten Besuch in vielleicht 5 Jahren<br />
sehr freuen.<br />
Hannelore Ackermann und Regina Gensch<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
Bundesjugendspiele vor 55 Jahren<br />
Aus dem Fotofundus der<br />
Abiturienten vor 50 Jahren<br />
14<br />
Copyright by Rainer<br />
Model, Frankfurt<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
Um Kopf und Kragen<br />
15<br />
Ostermontag 1961 war ein strahlender Frühlingstag. Schon vor 8 Uhr machte sich ein Schüler<br />
der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Schule, Klasse 13, Ost, 1 auf den Weg zum Grenzübergang .Dreilinden".<br />
6 Monate vor seinem Abitur hatte der Schüler mit höchst durchschnittlichen Vorbenotungen<br />
sich eine berufliche Erkundungsreise nach Westdeutschland vorgenommen. Mehr noch; mit<br />
hochfliegenden Plänen für einen Eintritt in den diplomatischen Dienst trat er eine Tramptour<br />
zum Auswärtigen Amt nach Bonn an.<br />
Die morgendliche Kühle ließ ihn auf seinem Fußmarsch von der Endhaltestelle des Busses Nr.<br />
18 in Kohlhaasenbrück zum Westberliner Kontrollpunkt frösteln. Doch als er in „Dreilinden" auf<br />
einen endlosen Stau von Fahrzeugen in Richtung Helmstedt traf, war er sich einer raschen Mitfahrgelegenheit<br />
gewiss. Ungehindert marschierte er bis zur Brücke über den Teltowkanal, um<br />
möglichst schnell aus dem Gedränge auf die freie Strecke der Zonen-Autobahn zu kommen. Er<br />
hatte Erfolg, denn schon der erste Fahrer war einverstanden, ihn mitzunehmen. Unser Schüler,<br />
hoch beglückt über diesen perfekten Beginn seiner langen Reise, rief dem freundlich haltenden<br />
Fahrer durch das geöffnete Autofenster zu, doch die lange Schlange der hinteren Autos nicht<br />
aufzuhalten, sondern die vor seinem Auto entstandene Lücke rasch zu schließen.<br />
Im Blickkontakt mit seinem Fahrzeughalter marschierte der Tramper die ca. 20 Meter neben<br />
dem langsam rollenden Auto her, um dann ohne Verzögerung sein kleines Gepäck zu verstauen<br />
und auf der Beifahrerseite einzusteigen. Aber dazu kam er nicht mehr; als er die Kofferraumhaube<br />
schließen wollte, standen, wie aus dem Boden gewachsen, 2 Grenzsoldaten vor<br />
ihm. "Was machen sie denn hier?! Sie haben eine Verletzung der Staatsgrenze der Deutschen<br />
Demokratischen Republik begangen. Kommen Sie mit!"<br />
Alle Erklärungen und Entschuldigungen vom Fahrzeugführer und vom verwirrten Tramper halfen<br />
nichts; der 2. "Grenzer" brachte seine Kalaschnikov in Anschlag, der Schüler konnte gerade<br />
noch seinen Rucksack greifen und musste dann im Gänsemarsch voraus auf einen kleinen<br />
Pfad weg vom Kanal marschieren. Im nahen Wald ging es dann in 3er-Formation mit scharfen<br />
Kommandos wie "Gehen Sie rechts, links abbiegen, keine Kommunikation!" auf endlosen<br />
Trampelpfaden bis zur Rückseite der Gebäude der Grenzübergangsstelle Babelsberg der DDR.<br />
Der Schüler hatte die nun folgende Verhörprozedur - trotz einiger Reisen über die Zonen-<br />
Zugangswege zwischen Westberlin und Westdeutschland in 1959 und 1960 - noch nicht erlebt;<br />
ständig unter Überwachung, eingehende Untersuchung des Gepäcks, Abgabe des Ausweises<br />
und der Gegenstände aus Hosen- und Jackentaschen, schließlich nach einer halben Stunde<br />
Vernehmung durch einen Oberst der Grenztruppen. Der fragte nach dem Geburtsort Greifswald<br />
und wie lange der Grenzverletzer dort gelebt habe. Der Schüler suchte sein Heil in der offensiven<br />
Mitteilung, dass er nicht in Greifswald, sondern mit seiner Familie bis zum Sommer 1957 in<br />
Stralsund gewohnt habe. Der Oberst stutzte kurz und fragte dann hintergründig grinsend, indem<br />
er mit den Fingern der linken Hand eine Vorwärtsbewegung hörbar auf die Tischplatte zauberte,<br />
ob man sich auf diese Weise (illegal) aus der sozialistischen Gesellschaft "verabschiedet" habe.<br />
Der Schüler versicherte so ruhig und nachdrücklich wie irgend möglich in dieser Verhörsituation,<br />
dass nach dem Tod des Vaters die Mutter mit den 4 Kindern die DDR legal verlassen habe und<br />
nach Westberlin ausreisen durfte. Der Oberst entließ den Verhörten mit der drohenden Ankündigung,<br />
"ich werde das sofort nachprüfen lassen!".<br />
Es begann eine zermürbende Ungewissheit; mehr als 2 Stunden verbrachte der Festgenommene<br />
in einem fensterlosen, kahlen Raum isoliert, bangend, ob die Polizei in Stralsund seine<br />
Flucht per Fahrrad nach Westberlin in den Sommerferien 1957 und vor allem die Flucht der<br />
Mutter mit den 2 kleinen Geschwistern im Herbst 1957 melden würde. Er malte sich aus, wie er<br />
für Jahre in Bautzen eingesperrt werden konnte - einfach wegen "Republikflucht", Grenzverletzung,<br />
Täuschung der Behörden und wie die Beschuldigungen sonst lauten würden.<br />
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Endlich erschienen 2 Volkspolizisten, weniger martialisch bewaffnet als die Grenzsoldaten, nur<br />
mit Pistolen in Gürteltaschen, gaben sie sich ebenso wortkarg und finster wie ihre "Grenzer"-<br />
Kollegen. Sie eskortierten den Schüler zu einem Mannschaftswagen auf dem Betriebshof und<br />
befahlen ihm, auf den Bänken der Ladefläche zu sitzen. Dann stiegen beide "Vopos" im Führerhaus<br />
ein und setzten den LKW in Fahrt. Wieder erschien die langsame, rumpelige Fahrt auf<br />
Waldwegen endlos lange und Unheil verkündend. Dieser Aufwand, die Verweigerung jeder<br />
Auskunft, keine Rückgabe des Gepäcks und des Ausweises; das alles konnte nur Verbringung<br />
in ein Gefängnis bedeuten. Mehrfach geriet der Gefangene in Versuchung, von der Ladefläche<br />
zu springen, um die Flucht durch den Wald zu versuchen. Aber er zwang sich immer wieder bei<br />
der Vorstellung, "erschossen auf der Flucht", zur Untätigkeit auf seiner Rüttelbank.<br />
Plötzlich ging es auf Kopfsteinpflaster vorbei an Häusern, erst Villen, dann Häuserblocks, bis<br />
der Wagen stoppte. Der Beifahrer- Vopo erschien, bevor der Motor abgestellt wurde, und befahl,<br />
abzusitzen. Dann kam der Fahrer mit dem Gepäck nach hinten, übergab es und verlangte<br />
"mitkommen!". Die Volkspolizisten gingen jetzt voraus; nur wenige Schritte bis zu einem Eingang<br />
des S-Banhofes "Griebnitzsee", schoben den Verdutzten - etwas Unverständliches gegenüber<br />
dem Bahnpersonal murmelnd – durch die Sperre, drückten ihm den Ausweis in die<br />
Hand und winkten ihn in Richtung eines S-Bahnzuges davon. Der Schüler stammelte etwas<br />
von Dank, Großzügigkeit und anderem Unsinn, bevor er in die S-Bahn nach Wannsee stürzte.<br />
Die wenigen Minuten bis zur Abfahrt bzw. vor Ankunft des S-Bahnzuges in Wannsee genügten<br />
dem glücklich Geretteten zu dem Entschluss, jetzt nicht mit Erklärungsnot nach Hause zurückzukehren,<br />
sondern umgehend einen 2. Anlauf zur Abreise aus Berlin zu unternehmen. Eine<br />
Stunde später stieg er sehr bewusst vor der Brücke über den Teltowkanal in das Auto einer<br />
Dame aus Hannover ein. Noch unter einiger Anspannung reichte er wenige Minuten später seinen<br />
Ausweis diesmal auf der regulären Seite des DDR-Grenzkontroll-Schalters ein und atmete<br />
erst wieder tief durch, als er die gestempelten Papiere aus dem Ausgabebehälter in Empfang<br />
nahm.<br />
P.S.: Im Übrigen wurden unserem untüchtig-wackeren Tramper die weiteren Risiken jenseits<br />
des DDR-Abschnitts der Autobahn erst bewusst, als er den Sekundenschlaf seiner Fahrerin<br />
kurz hinter Braunschweig durch einen hektischen Griff ins Lenkrad beendete. Schließlich hatte<br />
er - mit korrekt geschlipsten Kragen - am Dienstag nach Ostern ein aufklärendes Gespräch mit<br />
einem nachsichtigen Beamten des Auswärtigen Amtes; der Eintritt in den diplomatischen<br />
Dienst ist ihm aber nie gelungen.<br />
Jürgen Heidborn, Abiturient der Klasse 13, Ost von 1961, Vortrag aus der Zeitzeugen-<br />
Diskussion mit dem Leistungskurs Geschichte am 23. August2011<br />
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SA-Gefängnis Papestraße: Ein frühes Konzentrationslager in Berlin<br />
In der Nähe des Bahnhofes Südkreuz<br />
erstreckt sich zwischen der General-<br />
Pape-Straße und dem Werner-Voß-<br />
Damm ein ehemaliges Kasernengelände<br />
aus roten und gelben Backsteinbauten.<br />
Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />
entstandenen Gebäude dienten<br />
ursprünglich als Unterbringung für die<br />
Das ehem. Wirtschaftsgebäude, in welchem sich der<br />
Eisenbahnregimenter und die Land-<br />
Gedenkort befindet © Johannes Kramer<br />
wehrinspektion. Nach dem Ersten Weltkrieg<br />
wurden die Gebäude des Geländes von verschiedenen Behörden und Mietern genutzt.<br />
Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 entstanden in ganz<br />
Deutschland die ersten Konzentrationslager. Ihre wichtigste Funktion war die Sicherung und<br />
Festigung der neu errungenen Macht. Ihre Haupt-<br />
aufgabe bestand in der umfassenden Ausschaltung<br />
der politischen Opposition. Aus diesem Grund waren<br />
die Anhänger der linksgerichteten Parteien die<br />
größte Gruppe der inhaftierten Personen. Wichtigster<br />
Akteur bei der Errichtung der frühen KZ war die<br />
nationalsozialistische SA (Sturmabteilung). Gewalt<br />
war schon lange ein von ihr allgegenwärtig eingesetztes<br />
Mittel. Mit zahlreichen Saal- und Straßen-<br />
Photo: Irene von Götz<br />
schlachten hatte sie zur Destabilisierung der Weimarer<br />
Republik beigetragen und diese bis 1932 an den Rand eines Bürgerkrieges getrieben.<br />
Am 22. Februar 1933 wurde in Preußen eine neue Hilfspolizei aus SA- und SS-Männern sowie<br />
Mitgliedern des Stahlhelms aufgestellt. Diese Hilfspolizei war in den folgenden Wochen für die<br />
Konsolidierung der nationalsozialistischen Macht von<br />
Photo: Irene von Götz<br />
besonderer Bedeutung, denn jeder Widerstand gegen<br />
ihr Vorgehen konnte von nun an als „Vorgehen gegen<br />
die Staatsgewalt“ geahndet werden. Vor allem nach<br />
dem Reichstagsbrand und den Reichstagswahlen vom<br />
5. März 1933 war die SA die „Revolutionsarmee“, die<br />
im Auftrag der NS-Führung die Straßen Berlins erobern<br />
und den politischen Gegner ausschalten sollte.<br />
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Eine am 24. Februar 1933 aufgestellte Einheit der SA-Hilfspolizei bezog gegen Mitte des Mo-<br />
nats März bis zum Dezember 1933 einzelne Gebäude<br />
der ehemaligen Kaserne in der General-<br />
Pape-Straße. Die Einheit wurde mit dem Umzug in<br />
„Feldpolizei der Gruppe Berlin-Brandenburg“ umbenannt.<br />
Aufgabe der SA-Feldpolizisten sollte die<br />
Bekämpfung der Staatsfeinde sowie Ordnungsaufgaben<br />
gegenüber anderen SA Männern sein.<br />
Kellergang: © Museen Tempelhof Schöneberg<br />
Dank einer privaten Geschichtsinitiative und ausführlicher Beschreibungen ehemaliger Inhaftierter<br />
weiß man mit Sicherheit von einem bis heute erhaltenen Gebäude, das als frühes Konzentrationslager<br />
genutzt wurde. In diesem Gebäude befindet sich heute im Kellergeschoß der Gedenkort.<br />
Der Keller besteht aus einem langen, relativ breiten Gang, von welchem nach rechts<br />
und links jeweils mehrere Räume abgehen. Die einzelnen Kellerräume dienten zur Unterbringung<br />
der Häftlinge. Bis zu 70 Personen wurden gemeinsam in einen Raum gesperrt.<br />
Die Zahl der inhaftierten Personen liegt bei rund 1.000 Personen.<br />
Durch langjährige Recherchen konnten inzwischen die Namen<br />
von mehr als 450 Inhaftierten ermittelt werden. Unter ihnen finden<br />
sich viele KPD- und SPD-Mitglieder, Gewerkschafter sowie jüdische<br />
Ärzte und Rechtsanwälte. Viele der Häftlinge wurden während<br />
ihrer Haftzeit misshandelt und gefoltert. Die Zahl der hier ermordeten<br />
Personen wird auf 35 geschätzt.<br />
Der heutige Gedenkort ist eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse<br />
des frühen nationalsozialistischen Terrors in Deutschland. Die<br />
Photo: Irene von Götz<br />
Museen Tempelhof-Schöneberg bieten verschiedene museumspädagogischen<br />
Angebote für Schulen im Gedenkort<br />
unter dem Motto „Geschichte vor Ort“ an. Eine Spurensuche<br />
und Recherchen in historischen Dokumenten<br />
machen eine aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte<br />
möglich. Die Projektergebnisse werden in das<br />
stetig wachsende Besucherarchiv des Gedenkortes integriert.<br />
Die Museen Tempelhof-Schöneberg stellen bei Interesse<br />
gerne mehr Information zur Verfügung.<br />
Kontakt: Jugend Museum, Hauptstraße 40/42, 10827 Berlin<br />
Telefon 030-902776163, mail@jugendmuseum.de, www.jugendmuseum.de<br />
(Layout: L. Hord�an)<br />
Arbeitsmaterialien: Museen Tempelhof Schöneberg<br />
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Senatsverwaltung für Bildung: Bernhard-Weiß-Str<br />
19<br />
Neue Königsstr/Hans-Beimler-Str./Otto-Braun-Str. ist von nun an: Bernhard-Weiß-Str.<br />
Pünktlich zum 60.Todestag (Juli 1951) von Bernhard Weiß bekam die Berliner Bildungslandschaft<br />
eine neue Adresse. Nicht weit entfernt am Ort des ehemaligen Berliner Polizeipräsidiums<br />
(heute steht<br />
dort die ALEXA) war<br />
Bernhard Weiß in der<br />
Weimarer Republik als Vizepräsident<br />
tätig – bis er<br />
,wie auch der preußische<br />
Ministerpräsident Otto<br />
Braun, beim sogenannten<br />
“Preußenschlag“ 1932 aus<br />
dem Amt entfernt wurde.<br />
Als Jude und Mitglied der Abbildung: https://maps.google.de/maps?hl=de<br />
DDP war er besonders im Fokus von Goebbels, der ihn als „Isidor“ denunzierte. Zwar<br />
gewann Weiß sämtliche Prozesse, doch mit dem Machtantritt der Nazis war sein<br />
Schicksal besiegelt. Er konnte nach London fliehen, verstarb jedoch nach dem Krieg,<br />
bevor er in Berlin den Wiederaufbau der Polizei beginnen konnte.<br />
s.a.http://www.berlin.de/polizei/wir-ueber-uns/historie/index.html<br />
(Layout: L. Hord�an)<br />
Heute spielt Bernhard Weiß eine<br />
wichtige Rolle für das Selbstverständnis<br />
der Berliner Polizei. Er<br />
verkörpert Zivilcourage, Gerechtigkeitssinn<br />
und ein freiheitlichdemokratische<br />
Bewusstsein – Tugenden,<br />
die auch für die Berliner<br />
Schule und ihre Verwaltung Maßgabe<br />
sein sollten.<br />
J. Neu, OSZ LOTIS<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
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„Türkische Männer müssen<br />
neuen Ehrbegriff schaffen“<br />
Interview mit Kazim Erdogan, Vorsitzender der Initiatiative Aufbruch Neukölln<br />
blumpostille: Ich bin auf Ihre Initiative aufmerksam geworden<br />
am 5.6.. An diesem Tag haben Sie eine Mahnwache organisiert<br />
zu Ehren der in der Nacht zu Montag, dem 4.6.,<br />
brutal ermordeten Semanur S..<br />
Kazim Erdogan: Wir haben uns am Montag, dem Tag nach der<br />
Bluttat, mit der Vätergruppe getroffen. Wir waren alle schockiert<br />
und sprachlos. Was können wir tun, haben wir uns gefragt. Wir<br />
haben uns zu der Mahnwache am nächsten Tag entschieden, zu<br />
der über 100 Menschen kamen und über die viele Medien berichtet<br />
haben. Wir haben am selben Tag eine Pressemitteilung<br />
verfasst. Die nächste Frage war, was kann man jetzt für die Kinder<br />
tun. Wir eröffneten ein Sonderkonto, weil die 6 Kinder der<br />
Ermordeten jetzt dringend auch finanzielle Unterstützung benötigen.<br />
21<br />
blumpostille: Es hat mich sehr beeindruckt, dass Sie so schnell gehandelt haben und tätige Hilfe<br />
geleistet haben. Als ich das in den Nachrichten hörte, habe ich mich das spontan so begeistert,<br />
dass ich mit Ihnen Kontakt aufgenommen habe. Umso ärgerlicher ist es, dass die BZ am nächsten<br />
Tag Ihren Verein nicht nennt. Wahrscheinlich passt es nicht in deren Weltbild, dass türkische und<br />
arabische Männer so eine Mahnwache organisieren. An dieser Stelle fordern wir unsere Leserinnen<br />
und Leser ausdrücklich auf, für die Kinder zu spenden:<br />
Spendenkonto für 6 Kinder in Kreuzberg<br />
Berliner Sparkasse Kontonummer: 6603077858 Bankleitzahl: 100 500 00<br />
Wir danken für Ihre Spenden!<br />
Kazim Erdogan: Aber sehr viele Medien haben vollständig berichtet, die Abendschau, der rbb-Hörfunk, der Tagesspiegel,<br />
die Berliner Zeitung, die Morgenpost, um nur einige Beispiele zu nennen. Bei unserer Hilfe für die<br />
Kinder arbeiten wir übrigens auch eng mit dem Jugendamt zusammen, das sich im Moment um die Kinder kümmert.<br />
blumpostille: Seit wann besteht der Verein „Aufbruch Neukölln“<br />
und welche Aufgaben hat er sich gestellt?<br />
Kazim Erdogan bei der Verleihung des<br />
Bürgerpreises Foto: Heinz Kleemann<br />
Kazim Erdogan: Der Verein Aufbruch Neukölln besteht seit dem<br />
Jahr 2000, seit 2003 bin ich mit dabei. Wir haben in dem Jahr die<br />
Satzung geändert und den Verein geöffnet. Unsere Hauptaufgabe<br />
ist Bildung, Erziehung, Familie und Völkerverständigung. Auf<br />
unserer Homepage kann man sehen, dass wir eine Vielzahl von<br />
Projekten durchführen und unterstützen, die diesen Zielen dienen.<br />
Wir machen soziale Beratungen, Beratung bei Gewaltproblemen,<br />
wir haben Väter- und Müttergruppen. Vom 1. Bis 9. September<br />
werden wir z.B. eine Woche der Sprache und des Lesens<br />
durchführen mit Hunderten von Veranstaltungen. Neukölln<br />
ist unser Schwerpunktbezirk, wie ja unser Name schon aussagt,<br />
aber wir werden bei Bedarf auch in anderen Bezirken aktiv. Vätergruppe des Aufbruch Neukölln mit T-Shirt<br />
„Männer gegen Gewalt. Dritter von Links: Kazim<br />
Erdogan<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
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blumpostille: An dieser Stelle sollten wir vielleicht auch mal die entsprechenden Internetseiten<br />
nennen: www.aufbruch-neukoelln.de und die Seite zu Lesewoche: www.sprachwoche-berlin.de .<br />
Sie haben einen Bezug zu unserem Bezirk?<br />
Kazim Erdogan: Ich habe von 1989 bis 2003 im Bezirk Schöneberg bei der Schulpsychologie gearbeitet. In der<br />
Zeit hatte ich auch Kontakt zu verschiedenen Schulleitern, unter anderem zu Herrn Kraschewski von Ihrer Schule,<br />
aber auch zum Volkshochschulverein und dem Stadtteilladen in der Crellestr..<br />
blumpostille: Mit dem Stadtteilladen arbeitet unsere Schule zusammen. Sind Sie auch an einer Zusammenarbeit<br />
mit dem Sportverein FC Internationale interessiert, zu dem wir auch gute Kontakte<br />
haben? Wir haben z.T. sehr engagierte Schüler(innen), haben Sie auch Angebote, wenn Jugendliche<br />
Ihre Arbeit unterstützen wollen?<br />
Männerbild mit Dame: Die Vätergruppen mit Kazim Erdogan (vordere<br />
Reihe 5. von links) ließen sich mit Elfriede Buben, Pressesprecherin<br />
vom Vereinssp onsor Philip Morris, Staatssekretär<br />
Farhad Dilmaghani (rechts daneben) und Stadtrat Falko Liecke (3.<br />
von rechts) für die Anti-Gewalt-Kampagne auf der Emser Straße<br />
ablichten. Foto: Sylvia Richter<br />
Kazim Erdogan: Wir haben auch eine Jugendgruppe<br />
mit dem Namen Jugend Neukölln e.V.,<br />
die auch Jugendliche aus anderen Bezirken aufnimmt.<br />
Diese Gruppe unterstützt und initiiert Jugend-Projekte,<br />
die das Wir-Gefühl stärken und<br />
sie organisieren z.B. Hausaufgabenhilfe. Den<br />
Verein FC Internationale kenne ich noch aus<br />
meiner Schöneberger Zeit. Ich wäre sehr interessiert<br />
an einem Kontakt.<br />
blumpostille: Na, da können wir vielleicht<br />
vermitteln. Hätten Sie Interesse<br />
einmal an unsere Schule zu kommen<br />
und mit Schülerinnen und Schülern zu<br />
diskutieren?<br />
Kazim Erdogan: Sehr gerne, ich bin öfter an<br />
Schulen. Ich diskutiere gerne mit Ihren Schüler(innen),<br />
aber auch gerne mit Ihren Kol-<br />
leg(inn)en oder den Eltern und informiere Sie gerne über die gegenwärtige Situation in den Familien.<br />
blumpostille: Darauf können wir gerne zurück. Gibt es noch etwas, was Sie unseren Leser(innen)<br />
auf den Weg geben wollen?<br />
Kazim Erdogan: Jeder soll sich in die richtige Richtung bewegen und sich in diesem Sinne engagieren.<br />
blumpostille: Das ist ein schönes Schlusswort. Ich bedanke mich für das Gespräch.�<br />
Aus den deutsch-türkischen Nachrichten: www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de :<br />
Türkische Männer müssen Selbstreflexion betreiben<br />
Wenn die Frau dann nach einigen Jahren die Entscheidung trifft, sich zu trennen, ist das “ein Erdbeben<br />
für den Mann”, so Erdoğan. Deshalb geschehen viele Taten im Affekt – “wenn man hilflos ist,<br />
wenn man nicht weiter weiß”. Hier versucht er in den Gruppengesprächen anzusetzen. „Mit dem Begriff<br />
Ehre müssen wir uns intensiv auseinandersetzen“, fordert Erdoğan. „Was bedeutet Ehre für euch“,<br />
fragte er die Mitglieder seiner Gruppe. Auch unter Männern mit Zuwanderungsgeschichte, die hier in<br />
Deutschland aufgewachsen sind, ist der Begriff noch häufig zentral.<br />
Sie sollten versuchen diesen schriftlich in ihrer Muttersprache zu erklären. „Nach 40 Minuten konnte<br />
kein einziger einen Satz dazu schreiben“, sagt er. Er fragte seine Gruppe direkt: „Warum seid ihr beim<br />
Thema Ehre so schwach, dass eure Frauen und Töchter eure Ehre schützen müssen?“ Die Männer<br />
müssten auf diese Weise einen neuen Ehrbegriff schaffen, der sich am ehrenvollen Verhalten orientiere.<br />
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<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
23<br />
Ein interessantes Interview ist zu lesen unter: www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/tuerkischemaenner-ein-ehrenmann-schlaegt-seine-frau-nicht-a-621035.html<br />
Aufbruch Neukölln Vätergruppe - Anonyme Telefonberatung<br />
Du bist mit deinen Problemen nicht allein. Auch wir<br />
haben mit den gleichen Problemen gekämpft.<br />
Wir sind geschieden; Wir mussten unsere eheliche<br />
Wohnung aufgeben;<br />
Wir wurden mit unseren familiären Problemen nicht<br />
fertig;<br />
Wir hatten Alkohol- oder Suchtprobleme.<br />
Wir haben das Leben nur noch negativ gesehen.<br />
Wir hatten eine Krise. Wir hatten Depression.<br />
Wir sind zusammengekommen.<br />
Wir haben miteinander gesprochen.<br />
Wir haben uns gegenseitig unterstützt.<br />
Wir konnten unsere Probleme lindern und lösen.<br />
Wir haben Erfahrungen erworben.<br />
Hast du auch vergleichbare Probleme?<br />
Profitiere von unseren Erfahrungen.<br />
Such dir Leidensgenossen. Hol dir Unterstützung.<br />
Ruf die Anonyme Telefonberatung<br />
der Vätergruppe des Aufbruch Neukölln<br />
an.<br />
Fachbuchhandlung für Botanik und Zoologie<br />
Natur – Garten – Floristik – Schulbücher<br />
Ulla Gajewski<br />
Potsdamer Straße 180 Telefon: 215 55 69<br />
10783 Berlin (Schöneberg) Telefax: 216 20 01<br />
E-Mail: info@kleistpark.de Internet: www.kleistpark.de<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
Wider den Bellizismus!<br />
Interview mit Oberstleutnant a.D. Rose, Darmstädter<br />
Signal, das kritische Forum für Staatsbürger in Uniform<br />
24<br />
blumpostille: Auf das Darmstädter Signal bin ich aufmerksam geworden<br />
durch ein Youtube-Video, auf dem ein Leutnant der Bundeswehr auf der Ostermarsch-<br />
Kundgebung in Duisburg geredet hat, das ist natürlich schon ein bemerkenswerter Vorgang. Es<br />
war der Vorsitzende des Darmstädter Signals, Herr Neumann. Seit wann gibt es das Darmstädter<br />
Signal überhaupt?<br />
Rose: Wir haben uns 1983 im Rahmen der Auseinandersetzung um die sogenannte NATO-<br />
Nachrüstung gegründet. Damals ging es um die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen auf dem<br />
Gebiet der Bundesrepublik. Es gab damals Umfragen, dass auch eine Mehrheit der Bundeswehrsoldaten,<br />
selbst Offiziere dagegen waren. Es war die Zeit des sogenannten „Krefelder Appells“, der sich gegen<br />
diese Stationierung richtete und den sehr viele Bundesbürger unterschrieben hatten.<br />
blumpostille: Daran kann ich mich noch gut erinnern. Ich habe diesen Appell damals auch unterschrieben<br />
und aktiv dafür gesammelt.<br />
Rose: Der kürzlich leider verstorbene Major Helmuth Prieß hatte damals die Initiative ergriffen. Man hat<br />
sich in einer Bahnhofskneipe von Darmstadt getroffen und dort wurde dann das Darmstädter Signal<br />
gegründet.<br />
blumpostille: Wie passend!<br />
Rose: :(lacht) Stimmt. Ich konnte damals leider nicht dabei sein, da ich in den USA zu einer Ausbildung<br />
war. Viele Gründungsmitglieder waren damals selber in Bereichen tätig, wo sie bei einem eventuelle<br />
Einsatz von atomaren Waffen beteiligt gewesen wären. Sie hielten dennoch einen Einsatz von atomaren<br />
Gefechtsfeldwaffen für Wahnsinn, da dies ja das Land zerstört hätte, das man ja schließlich verteidigen<br />
wollte. Dies sah übrigens auch der<br />
damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt<br />
so.<br />
blumpostille: Er gehörte aber zu denen,<br />
die den Nachrüstungsbeschluss der Nato<br />
sehr massiv unterstützt hatte.<br />
Rose: Das waren ja zwei Dinge: Schmidt war gegen den Einsatz von Atomwaffen auf dem Gefechtsfeld,<br />
also in begrenzten bewaffneten Auseinandersetzungen, da waren wir uns mit ihm einig. Er sah<br />
aber die Nachrüstung als wichtigen Bestandteil der atomaren Abschreckung, das sahen wir vom<br />
Darmstädter Signal anders. Es war übrigens kein Zufall, dass die Gründung in Darmstadt erfolgte.<br />
Darmstadt ist Standort der Fachhochschule des Heeres I (FHSH I) und die Darmstädter Jusos hatten<br />
seinerzeit ein Darmstädter Modell zur Mitbestimmung in der Bundeswehr ausgearbeitet. Es knüpfte an<br />
den Ideen von dem Bundeswehrinspekteur Wolf Graf von Baudissin an, der das Modell der „inneren<br />
Führung“, auch bekannt unter dem Schlagwort „Staatsbürger in Uniform“ bei der Bundeswehr einführte.<br />
Nach Gründung des Darmstädter Signals bekamen wir auch prominente Unterstützung, unter anderem<br />
vom Schriftsteller Günther Grass.<br />
blumpostille: Aus der Friedensbewegung der 80er Jahre ist mir noch der Name Gerd Bastian<br />
bekannt. Kannten Sie den?<br />
Rose: Bastian habe ich einmal kurz an der evangelischen Akademie in Tutzing bei einer Veranstaltung<br />
kennengelernt. Er war Zweisterne-General und wäre als Angehöriger des Heeres bei einem denkbaren<br />
Einsatz von Atomwaffen involviert gewesen. Beim Darmstädter Signal war er jedoch nicht Mitglied. In<br />
Großbritannien und den USA gab es übrigens mehr Generäle, die sich öffentlich kritisch zur Sicherheitspolitik<br />
geäußert haben, in der Bundeswehr jedoch nur vereinzelte Stimmen.<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
25<br />
blumpostille: Wie ist die parteipolitische Ausrichtung des Darmstädter Signals?<br />
Rose: Wir legen Wert darauf, parteipolitisch unabhängig zu sein. Es gibt auch mehrere CDU-<br />
Mitglieder, die mit uns sympathisieren oder Mitglied sind. Z.B. Willy Wimmer, er war von 1988 bis 1992<br />
Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung.<br />
blumpostille: Bekamen Sie als Bundeswehrangehörige nicht Probleme,<br />
wenn Sie im Darmstädter Signal aktiv wurden?<br />
Rose: Der damalige Verteidigungsminister Wörner hatte damals eine inoffiziellen<br />
UKAS 1 erlassen, dass Mitglieder des Darmstädter Signals nicht mit Jugendoffizieren<br />
auftreten sollen, z.T. gilt das noch heute. Er wurde nie offiziell<br />
zurückgenommen.<br />
blumpostille: Bei der Sendung im zdf-Info-Kanal, an der auch eine Schülerin<br />
unserer Schule teilnahm, war das aber so. Da waren Sie, an Ihrer Seite ein Jugendoffizier der<br />
Bundeswehr<br />
Rose: Es wird nicht mehr ganz durchgängig gehandhabt. Bei Talkshows heißt es aber doch oft noch,<br />
wenn jemand vom Darmstädter Signal kommt, sagt der Bundesverteidigungsminister ab. An die Sendung<br />
kann ich mich übrigens noch gut erinnern, es war eine spannende Diskussion und die Schülerin<br />
Ihrer Schule war sehr eloquent.<br />
blumpostille: Wo gab es noch Gegenwind?<br />
Rose: Ich erinnere mich an die Auseinandersetzung um das Tucholsky-Zitat: „Soldaten sind Mörder“,<br />
die einem Jugendoffizier der Bundeswehr gegenüber gemacht wurde. Der hatte damals Klage erhoben.<br />
Das Darmstädter Signal hat sich damals nach einem Urteil des Bundesverfassunsgerichts in einer<br />
Pressemitteilung differenziert mit dem Beklagten solidarisiert und gesagt, dass dies durchaus der Fall<br />
sein kann. Daraufhin wurde Major Prieß degradiert, was später wieder zurückgenommen wurde, allerdings<br />
bekam er eine Geldbuße von 500 €, weil er gegen die soldatengesetzliche Zurückhaltungspflicht<br />
verstoßen hatte.<br />
blumpostille: Das erinnert etwas an Schule.<br />
Rose: Der Vergleich ist durchaus passend. Es gibt im Beamtenrecht ähnliche Regelungen wie bei der<br />
Bundeswehr. Allgemein kann man sagen, das Darmstädter Signal wird geduldet, wir werden aber als<br />
Dissidenten gesehen, es bedeutet EDEKA.<br />
blumpostille: ???<br />
Rose: Ende der Karriere! Dort mitzumachen wirkt als Karriereknicker.<br />
blumpostille: Von Ihnen stammt folgendes Zitat, mit dem Sie auf eine Drohung im Internet reagiert<br />
haben: „Seit Ende des Kalten Krieges wird versucht, einen traditionalistischen Kämpferkult in der<br />
Bundeswehr zu etablieren. Vom Staatsbürger in Uniform wollen manche Kreise nichts mehr wissen.<br />
Der immer noch amtierende Inspekteur des Deutschen Heeres, Generalleutnant Hans-Otto Budde, fordert<br />
zum Beispiel lauthals den »archaischen Kämpfer«. Wenn man solche Latrinenparolen verkündet,die<br />
sich kaskadenartig durch alle Hierarchieebenen bis nach unten ergießen, braucht man sich<br />
nicht wundern, wenn dann auf unteren Ebenen, nicht nur in Calw (Standort des KSK), sondern auch in<br />
1 Ein Ukas war im Zarentum Russland und im Russischen Kaiserreich ein Erlass der zaristischen<br />
und kaiserlichen Regierung bzw. der orthodoxen Kirchenführung (Patriarch) mit Gesetzeskraft.<br />
Weitere Übersetzungen sind „Edikt“ oder „Dekret“.<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
Coesfeld und anderswo, diese Kloaken entstehen.“ Quelle: www.agfriedensforschung.de/themen/Bundeswehr/rose5.html<br />
26<br />
Dokumentation einer Drohmail an Herrn Rose:<br />
Guten Tag Herr Rose,<br />
durch Zufall bin ich über die Seite des DS gestoßen.<br />
Mit Befremden registriere ich die strukturelle Ausrichtung Ihrer<br />
Vorfeldorganisation und distanziere mich als deutscher Offizier entschieden<br />
von diesem linken Zeitgeistkonglomerat uniformierter Verpflegungsempfänger.<br />
Nicht die Kritik an kritikwürdigen Themenfeldern kritisiere ich, sondern<br />
die Intention und Diktion dahinter.<br />
Sie wissen was ich meine und sie wissen auch, dass sie nicht das Sprachrohr<br />
einer, unserer Armee sind.<br />
Ich beurteile sie als Feind im Inneren und werde mein Handeln daran<br />
ausrichten, diesen Feind im Schwerpunkt zu zerschlagen.<br />
Die Phase des 68er Marsches ist beendet, kehren Sie um in den Gulag der<br />
politischen Korrektheit oder in die Sümpfe des Steinzeitmarxismus, dem Sie<br />
entkrochen sind.<br />
Sie werden beobachtet, nein nicht von impotenten instrumentalisierten<br />
Diensten, sondern von Offizieren einer neuen Generation, die handeln<br />
werden, wenn es die Zeit erforderlich macht.<br />
Somit verbleibe ich mit vorzüglicher Geringschätzung und trefflicher<br />
Erheiterung in der Betrachtung Ihrer weiteren operativen Unfähigkeit.<br />
Kaufhold, Daniel<br />
Hauptmann<br />
Rose: Die Drohung stammte von einem KSK 2 -Hauptmann, der dafür nur eine Rüge erhielt, ich für das<br />
Zitat eine Geldbuße.<br />
blumpostille: Es ist sprachlich aber sehr schön. Bekommen Sie erneut Ärger, wenn wir es wieder<br />
abdrucken?<br />
Rose: Das fand ich auch. Das Zitat ist im „Freitag“ und im „Spiegel“ mehrfach abgedruckt worden, außerdem<br />
habe ich die Geldbuße bereits bezahlt, also kein Problem – Sie zitieren ja lediglich aus Beiträgen<br />
Dritter.<br />
Ich will aber nicht nur schlecht über die Bundeswehr reden, im Gegenteil. Mein Vater war Jagdflieger,<br />
daher war ich von Kind auf fasziniert von allem, was fliegt. Ich war an einer Bundeswehr-Uni und habe<br />
dort Pädagogik studiert, deshalb meine zweite Bezeichung Diplom-Pädagoge. Ich war später dann bei<br />
der Flugabwehr, also an der Speerspitze des Kalten Krieges, und danach an der Akademie für psychologische<br />
Verteidigung. Ich habe auch Jugendoffiziere ausgebildet.<br />
blumpostille: Sind Sie noch im aktiven Dienst?<br />
Rose: Nein, ich wurde inzwischen wegen einer „Anpassungsstörung“ bei Kürzung der Bezüge vorzeitig<br />
in den Ruhestand versetzt. Ich kann mit dieser Anpassungsstörung gut leben, ich habe in der Tat Probleme<br />
mich mit dem gängigen Bellizismus anzufreunden, der meines Erachtens ein Widerspruch zu Art.<br />
26 und Art. 87 des Grundgesetzes ist, gemäß denen die Bundeswehr eine Verteidigungsarmee sein<br />
soll.<br />
2 Kommando Spezialkräfte, Elitekorps der Bundeswehr<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
27<br />
blumpostille: Was ist Ihre Kritik an der gegenwärtigen Sicherheitspolitik der Bundesregierung?<br />
Rose: Die Bundeswehr entwickelt sich seit der rot-grünen Koalition von der Defensiv-Armee zu einem<br />
Instrument der gewaltsamen Durchsetzung von globalen Interessen, u.a. zur Rohstoffsicherung. Internationale<br />
Einsätze dürfen nicht ohne völkerrechtliche Grundlagen erfolgen. Dies aber war 1999 in Jugoslawien<br />
der Fall und begann mit den Lügen der Minister Scharping und Fischer gegenüber dem<br />
Bundestag. Das Wort von der „humanitären Katastrophe“ war nicht nur eine sprachliche Katastrophe,<br />
sondern eben auch eine Lüge. Dies wiederholte sich zwei Jahre später, als die Bundeswehr das KSK<br />
ohne völkerrechtliches Mandat nach Afghanistan schickte. Ich habe mich später dann geweigert, am<br />
Einsatz von TORNADO-Kampfflugzeugen in Afghanistan mitzuwirken. Bei diesem vorgeblichen „Krieg<br />
gegen den Terror“ gab es sehr viele Opfer bei der afghanischen Bevölkerung, die ja eigentlich geschützt<br />
werden sollte. Darüber sieht man übrigens nichts in den Medien, es gibt mittlerweile hier eine<br />
Zensur.<br />
blumpostille: Die Jugendoffiziere der Bundeswehr, die an die Schulen geschickt werden, sollen<br />
genau diese Politik gegenüber den Jugendlichen vertreten?<br />
Rose: Das stimmt natürlich. Das ist ihr Auftrag. Deshalb sollten Lehrkräfte sich nicht zurücklehnen und<br />
den Jugendoffizieren freie Bahn lassen, sondern die Diskussion kritisch begleiten und deutlich machen,<br />
welche Interessen die Jugendoffiziere vertreten. Durch die Verkürzung der Schulzeit sind aber die Freiräume<br />
für solche Diskussionen immer mehr eingeengt worden. Das ist bedauerlich.<br />
blumpostille: Sie haben sich bereits 1997 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für die<br />
Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht eingesetzt und wurden dafür strafversetzt.<br />
Jetzt wurde sie offiziell abgeschafft. Ist das nicht ein weiterer Schritt weg von der Defensiv-Armee?<br />
Rose: Es handelt sich um einen Mythos aus der Kaiserzeit, in der die SPD danach<br />
trachtete, das Militär zu „sozialdemokratisieren“, das Gegenteil aber trat ein:<br />
Die Armee machte aus Sozialdemokraten Soldaten. Es handelt sich um einen<br />
Traum der Wehrpflicht-Romantiker. In keinem Wirtschaftsunternehmen entscheiden<br />
die einfachen Mitarbeiter – und in der Armee entsprechen denen die Wehrpflichtigen.<br />
Die Wehrpflichtigen sind eher das Kanonenfutter, wie die Wehrpflichtigen<br />
in der US-Armee im Vietnamkrieg; die Wehrpflicht in den USA wurde nämlich<br />
erst nach dem Vietnamkrieg abgeschafft. Es kommt vielmehr auf die politische Kontrolle an.<br />
Eine Freiwilligen-Armee ist parlamentarisch viel besser kontrollierbar als eine Wehrpflicht-<br />
Armee. Da herrscht nämlich eher der Mechanismus: Intelligenz verweigert, Dummheit dient.<br />
Wichtiger wäre es, das Prinzip der «Inneren Führung» weiterzuentwickeln, z.B. Ausschreibung<br />
von Dienstposten, mehr freie Meinungsäußerung, womit ich nicht den herrschaftsfreien Diskurs<br />
im Schützengraben meine. Ende der 80er Jahre wurde hierüber auch in der Zeitung „Truppenpraxis“<br />
der Bundeswehr debattiert, es ging um das neue Selbstverständnis der Soldaten nach<br />
dem Ende des kalten Krieges unter dem Titel: „Ernstfall Friede – Ernstfall Krieg? Rekonstruktion<br />
und Dokumentation eines Diskurses um soldatisches Selbstverständnis und Innere Führung“.<br />
Übrigens, um einem gängigen Vorurteil entgegenzutreten: In der Bundeswehr ist mittlerweile die<br />
Mehrheit sicher eher konservativ bis national-konservativ, aber nicht rechtsradikal. Von solchen<br />
Leuten trennt man sich bei den Berufssoldaten relativ schnell, da dies extrem rufschädigend ist.<br />
Bei den Wehrpflichtigen sieht das z.T. anders aus, da geht das nicht so einfach. Ein weiteres<br />
Argument für eine Freiwilligenarmee. Sorge muss man aber eher über das Bild des Kämpferkultes<br />
mit militärischer Professionalität haben.<br />
blumpostille: Haben Sie die Diskussion bei Günther Jauch am letzten Sonntag gesehen?<br />
Rose: Ich fand die Argumentation z.T. perfide. Die Trauer und das Mitgefühl über die Opfer unter<br />
den Soldaten wird instrumentalisiert für die Zustimmung zu einer Politik, die im Gegensatz zu<br />
Grundgesetz und z.T. Völkerrecht steht, in dem man Kriegerdenkmäler errichtet und Veteranentage<br />
abhält. Eigentlich sind diejenigen für die Opfer unter den Soldaten - und nicht zu vergessen<br />
unter der Zivilbevölkerung - verantwortlich, die solche grundgesetzwidrige Einsätze veranlassen.<br />
blumpostille: Herr Rose, ich bedanke mich herzlich für das interessante Gespräch, bei<br />
dem ich viel gelernt habe. Ich habe große Hochachtung vor Ihrer Zivilcourage.<br />
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<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
28<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> 201 <strong>2012</strong> 0 2 – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
«Europas Schande»<br />
"Als Schuldner nackt an den Pranger gestellt":<br />
Schriftsteller Günter Grass verteidigt Griechenland.<br />
© Marcus Brandt/DPA<br />
29<br />
BERLIN/DPA. In seinem neuen Gedicht „Europas<br />
Schande“ kritisiert Schriftsteller Günter<br />
Grass die europäische Griechenland-Politik.<br />
Die Nachrichtenagentur dpa dokumentiert,<br />
das am Samstag in der „Süddeutschen Zeitung“<br />
erschienene Gedicht:<br />
„Europas Schande“ von Günter Grass<br />
„Dem Chaos nah, weil dem Markt nicht gerecht, bist fern Du dem Land, das die Wiege<br />
Dir lieh.<br />
Was mit der Seele gesucht, gefunden Dir galt, wird abgetan nun, unter Schrottwert taxiert.<br />
Als Schuldner nackt an den Pranger gestellt, leidet ein Land, dem Dank zu schulden Dir<br />
Redensart war.<br />
Zur Armut verurteiltes Land, dessen Reichtum gepflegt Museen schmückt: von Dir gehütete<br />
Beute.<br />
Die mit der Waffen Gewalt das inselgesegnete Land heimgesucht, trugen zur Uniform<br />
Hölderlin im Tornister.<br />
Kaum noch geduldetes Land, dessen Obristen von Dir einst als Bündnispartner geduldet<br />
wurden.<br />
Rechtloses Land, dem der Rechthaber Macht den Gürtel enger und enger schnallt.<br />
Dir trotzend trägt Antigone Schwarz und landesweit kleidet Trauer das Volk, dessen<br />
Gast Du gewesen.<br />
Außer Landes jedoch hat dem Krösus verwandtes Gefolge alles, was gülden glänzt gehortet<br />
in Deinen Tresoren.<br />
Sauf endlich, sauf! schreien der Kommissare Claqueure, doch zornig gibt Sokrates Dir<br />
den Becher randvoll zurück.<br />
Verfluchen im Chor, was eigen Dir ist, werden die Götter, deren Olymp zu enteignen<br />
Dein Wille verlangt.<br />
Geistlos verkümmern wirst Du ohne das Land, dessen Geist Dich, Europa, erdachte.“<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
Die Kompetenzecke<br />
Vernetzung der Weltkirchlichen Arbeit im Erzbistum Berlin<br />
Unser Ziel ist, ein Kompetenz-Netzwerk für weltkirchliche Anliegen im Erzbistum<br />
Berlin aufzubauen.<br />
Möglichkeiten Ihrer Mitwirkung:<br />
30<br />
– Sie waren oder sind im Ausland tätig und wollen von Ihren Erfahrungen<br />
berichten?<br />
Gerne vermitteln wir Sie an Schulen, Gemeinden oder andere Interessenten. Vielleicht<br />
interessiert Sie unser Treffpunkt: „Insiders Insight“. Bitte nehmen Sie Kontakt<br />
auf mit: Johannes Holz<br />
Sie wollen als Referentin oder Referent<br />
vermittelt werden<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
31<br />
Zu guter Letzt werden wir auch dieses Mal nicht müde um Ihre E-Mail Adressen<br />
zu bitten. Es liegt nicht in unserer Absicht Sie mit Werbe-E-mails oder<br />
ähnlichem zu drangsalieren. Der Förderverein würde nur allzu gerne von<br />
Ereignissen und Veranstaltungen die Schule betreffend zeitnah informieren<br />
und auf aufwendiges Briefe-Eintüten und Briefmarken-Lecken verzichten,<br />
dieses Geld kann wahrlich sinnvoller eingesetzt werden. Deswegen appellieren wir<br />
nochmals an Sie uns Ihren elektronischen Briefkasten unter unten genannter Adresse<br />
zugänglich zu machen.<br />
Herausgeber und V.i.S.d.P: Förderverein der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Oberschule<br />
Konto: Förderverein d. RBS, Deutsche Bank<br />
BLZ: 100 700 24<br />
Kto.-Nr.: 329 80 15<br />
Kontakt: Sekretariat der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Oberschule<br />
Kolonnenstr. 21,<br />
10829 Berlin<br />
Tel.: 90277 – 7172 / -7823<br />
Ulrike Middelhoff oder über:<br />
foerderverein-rbs@gmx.de<br />
Für Fragen und Anregungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung<br />
Adressaten für Schelte und Dank:... die Schlussredaktion: T. Schmidt,<br />
das Lektorat übernahm in Windeseile wieder Jörn Gündel. Sollten sich doch noch Fehler<br />
eingeschlichen haben, nimmt der Schlussredakteur alle Schuld auf sich!<br />
Unsere Druckerei – wie immer blitzschnell und gut:<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s
32<br />
RRäumlichkeiten für private und geschäftliche Anlässe für maximal 30 Perso-<br />
nnen können - auch außerhalb der Geschäftszeiten - gebucht werden.<br />
Öffnungszeiten: Mo-Sa: 6:00 – 18:00 Uhr, So: 7:00 – 18:00 Uhr Sitzplätze im Vorgarten<br />
<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s