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2012- Juni (2,6 MB) - Robert Blum Gymnasium

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lumpostille<br />

Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s – Ausgabe 26, <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong><br />

Hallo, liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

aller Widrigkeiten zum Trotz<br />

liegt die bp wieder rechtzeitig<br />

vor. Mit vielen Beiträgen,<br />

die über den Mikrokosmos RBG<br />

hinaus interessant sein dürften.<br />

Diesmal unterstützte die Kollegin<br />

Hord�an die Erstellung<br />

des Layouts, vielen Dank dafür!<br />

Schüler(innen), die Spaß<br />

an der Gestaltung haben, sind<br />

herzlich eingeladen, sich in<br />

Zukunft auch daran zu beteiligen.<br />

Es bleibt mir jetzt nur, viel<br />

Spaß beim Lesen und erholsame<br />

Ferien zu wünschen.<br />

Th. Schmidt<br />

inhalt<br />

Foto: Patrik Pawlik<br />

Abiturient(inn)en 22<br />

Migranten werden Lehrer 3<br />

<strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> meets Daniil Pashkoff 5<br />

Big Challange 6<br />

Wieso, weshalb, warum 7<br />

Sommeruni FU 8<br />

Club Lise HU 9<br />

Beiträge von Ehemaligen<br />

Julian Stöckel 11<br />

Abi vor 50 Jahren 13<br />

Um Kopf und Kragen 15<br />

SA-Gefängnis Papestr. 17<br />

Bernhard-Weißstr. 19<br />

Interview mit Kazim Erdogan 21<br />

Wider den Bellizismus (Interview) 24<br />

G. Grass: „Europas Schande“ 29<br />

Kompetenzecke 30


2<br />

Dies ist die Abiturientenliste <strong>2012</strong> der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Oberschule in Berlin<br />

Tempelhof-Schöneberg.<br />

Abou-Sahyoun, Asia; Aca, Kaan; Agdasan, Sirin; Ahmadshahi, Zahr; Akdemir, Duygu;<br />

Akis, Ayten; Aküzüm, Servet; Albrecht, Gina; Astab, Scherihan; Ayade, Hani; Aydin,<br />

Yasemin; Baczek, Amir; Bartels, Daniel; Berger, Sara; Biller, Philipp; Böyükdipi, Merve;<br />

Borski, Roxanne; Brabcova, Aneta; Bülow, Anthony; Bulduk, Büsra; Bulgurcu, Mustafa;<br />

Cakir, Aydan; Camci, Hakan; Ceviz, Betül; Clark, Dewayn; Colino, Kathy; Deniz,<br />

Derman; Dogan, Halil-Ibrahim; Düzgün, Duygu; Durakovic, Fehim; Durmaz, Esra;<br />

Durmaz, Hümeyra; El-Ahmad, Walaa; El-Hamad, Farah; Emre, Evran Habib; Engel, Florian;<br />

Erdogan, Enes; Fischer, Tamara; Fröbe, Verena; Furat, Sima; Göküs, Aygül; Gündogdu,<br />

Yunus-Emre; Haase, Mona Ahlam; Hamadeh, Linda; Hartmann, Nick; Hegmann,<br />

Paul; Helbig, Carola; Helbig, Monika; Hessen, Barawan; Höft, Selina; Isleyen, Antony;<br />

Jaron, Daniel Lukasz; Kabacinski, Tomasz; Kalayci, Burak; Karabacak, Rabia; Karacayir,<br />

Duygu; Kasem, Sabrina; Kavuncu, Gökhan Nadir; Kavuncu, Neslihan; Kesre, Alihan;<br />

Khan, Amir; Kierpacz, Dagmara; Kintopf, Veronika Maria; Klemczak, Damian; Koch,<br />

Jennifer; Kroll, Katrin; Kuleta, Malwina Zuzanna; Lange, Sebastian; Le, Suong Quynh;<br />

Ljubas, Miro; Machleidt, Germain; Madani, Omer; Maurer, Michaela; Melzer, Merlin Alfredo;<br />

Obradovic, Elisabeth; Öztürk, Ezgi; Pas, Büsra; Pawlik, Patrik; Pippke, Nina; Planojevic,<br />

Konstantin; Poeschke, Fritz; Pröhl, Alexis; Rauf, Abul Hasnat; Reiche, Aaron;<br />

Reiner, Gina; Ristic, David; Rostas, Judita; Sahin, Burcu; Sahin, Özlem; Said, Deyari;<br />

Sara, Ali Tunay; Sariates, Meryem; Sarikan, Serhat-Akif; Sassoli, Franziska; Schmidt,<br />

Carolin; Schmidt, David; Siebmann, Tatsiana; Tas, Dilek; Tas, Murat; Theil, Franz; Tugan,<br />

Özgü; Voigtmann, Dany; Wheeler, Leonie; Yasul, Berkan; Yatkin, Mehtap; Yildirici,<br />

Ebru; Yildiz, Murat; Yolcu, Tugce; Zander, Swantje-Marie;<br />

Allen einen herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Abitur!<br />

Die besten und engagiertesten Abiturient(inn)en des Jahrgangs mit dem Schulleiter<br />

Herr Fiehn. In den Händen haben Sie Buchpräsente , gespendet von der Buchhandlung<br />

am Kleistpark, die vom Förderverein organisiert wurden.<br />

Foto: Patrik Pawlik<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


MigraMentor: Migranten werden Lehrer<br />

3<br />

Ich lernte Frau Mengü Özhan, Landeskoordinatorin des BERLINER NETZWERK FÜR<br />

LEHRKRÄFTE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND, durch meine ehemalige Chemielehrerin<br />

Dilek Yalman kennen.<br />

Frau Özhan sprach mich an und riet mir bei dem Projekt:<br />

"Schülercampus mehr Migranten werden Lehrer"<br />

mitzumachen. Bevor ich mich dort bewarb, informierte<br />

ich mich erstmal und mir gefiel gleich, was ich las:<br />

„Diese Initiative ermutigt Menschen mit Migrationshintergrund, den Lehrerberuf zu ergreifen.<br />

Pädagogen, die selbst eine Zuwanderungsgeschichte erlebt haben, sind ganz<br />

wichtig als Vorbilder und Brückenbauer. Sie können zur Verbesserung der Bildungserfolge<br />

von Kindern und Jugendlichen einen großen Beitrag leisten.“<br />

Also bewarb ich mich und wurde eine der 30 Teilnehmerinnen Insgesamt ging das Projekt<br />

über drei Tage. Am ersten Tag trafen sich alle 30 Teilnehmer und einige Teilnehmer<br />

aus dem letzten Jahr in der FU im Henry- Ford- Bau. Dort gab es eine lange Einführung<br />

mit Musik und Reden von verschieden Stiftungen und Politikern. Natürlich gab es auch<br />

eine Rede von Frau Özhan selbst. Frau Yalman war auch eine der Betreuerinnen und<br />

hielt ebenfalls eine kleine Rede.<br />

Danach stiegen wir alle in den Reisebus und machten uns<br />

auf den Weg nach Wannsee, um dort drei schöne Tage in<br />

einer Villa zu verbringen. Ich zog mit einem sehr netten<br />

Mädchen in ein Zimmer im Atrium, einem Nebengebäude<br />

des Wannsee-Forums. Beim Abendessen konnten wir uns<br />

etwas näher kennenlernen. Gleich darauf bekamen wir<br />

den Plan für die nächsten zwei Tage und stellten uns für<br />

alle vor. Zum Schluss spielten wir noch und konnten dann<br />

in unsere Räume zurück. Eigentlich gab es eine Bettruhe<br />

ab 22 Uhr, die aber nicht allzu ernst genommen wurde,<br />

was nicht heißt, dass wir nachts herumgeschlichen sind.<br />

Gleich vor unseren Zimmern im Atrium war eine Bank mit<br />

einer schönen Aussicht, selbst bei Nacht! Dort saßen wir<br />

und redeten und wurden sehr gute Freunde.<br />

Morgens mussten wir um 7:15 Uhr fertig sein, um verschiedene<br />

Schulen zu besuchen. Also gingen wir vorher<br />

noch frühstücken und fuhren dann los. Wir wurden in verschiedene<br />

Gruppen aufgeteilt. Es gab eine Grundschule,<br />

ein <strong>Gymnasium</strong>, eine Sekundarschule, ein Oberstufenzentrum<br />

und einige andere. Ich ging mit der Gruppe des<br />

Lise- Meitner- Oberstufenezentrums. Dort hospitierte jeder<br />

von uns fünf jeweils in einer Klasse und sprach mit der<br />

Schulleitung. Etwas Werbung nebenbei: die Schule ist für<br />

naturwissenschaftlich Interessierte echt zu empfehlen!<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


4<br />

Um zwölf Uhr wurden wir mit etwas Verspätung abgeholt und fuhren wieder zurück. Wir<br />

gestalteten ein Plakat und stellten somit unsere Schule vor. Der Tag war noch nicht zu<br />

Ende, denn wir gingen nun von der Praxis zur Theorie. Die Theoriestunden waren ziemlich<br />

lang und anstrengend, doch halfen sie einem und machten einem deutlich, woran<br />

man noch arbeiten muss und wo man seine Stärken hat. Um 18 Uhr war die Arbeit getan<br />

und wir durften uns nun ausruhen und tun und lassen, was wir wollten. Natürlich hatte<br />

das Grenzen. Obwohl wir alle müde waren, spielten wir Volleyball und Fußball, sangen<br />

und tanzten, quatschten und weinten, da uns bewusst war, dass wir uns am nächsten<br />

Tag alle trennen würden. Um 22 Uhr war es dann eigentlich wieder Zeit, schlafen zu<br />

gehen, doch wieder redeten wir bis tief in die Nacht. Aber wir wussten uns zu benehmen!<br />

Man tauschte Nummern aus und legte sich dann schlafen.<br />

�������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

Der letzte Tag brach an und wir standen wieder in der Früh auf und verließen zum letzten<br />

Mal die Zimmer mit unseren Koffern. Dann fuhren wir in die HU und dort wurde uns<br />

der Verlauf des Studienganges auf Lehramt vorgestellt. Anschließend sollten wir ein<br />

Feedback über das Projekt geben und wählten anschließend noch einen Sprecher und<br />

eine Sprecherin. Zum Schluss machten wir noch ein gemeinsames Foto. Um ungefähr<br />

14 Uhr fuhren wir zum Alexanderplatz und verabschiedeten uns. Es war sehr traurig,<br />

denn man hatte Freunde gefunden, die man nun verlassen musste. Jedoch wollten wir<br />

uns im Endeffekt nicht aus den Augen verlieren, deshalb pflege ich bis heute noch Kontakt<br />

zu den anderen Teilnehmern und wir wollen uns selbstverständlich auch wieder<br />

treffen: ein gemeinsamer Termin ist auch schon verabredet.<br />

Alles in Allem war bzw. ist das Projekt wirklich hilfreich. Ich würde es jedem, der Lehrer<br />

werden will oder noch unentschlossen ist, empfehlen! Vielen Dank an alle Betreuer und<br />

Teilnehmer, die ich kennengelernt habe. Ich freue mich auf Hamburg!<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s<br />

�<br />

Scheri A.


<strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> meets Daniil Pashkoff<br />

5<br />

Am diesjährigen Daniil Pashkoff Prize haben 480 non-native speakers of English teilgenommen,<br />

425 der Einsendungen kamen aus Deutschland, darunter auch einige vom<br />

<strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> <strong>Gymnasium</strong>.<br />

Wer Prosa und Lyrik in englischer Sprache<br />

schreibt und Englisch nicht als Muttersprache hat,<br />

konnte sich bis zum 31. Januar <strong>2012</strong> mit eigenen<br />

Texten bewerben. Der Preis wurde in zwei Altersgruppen<br />

– unter 19 Jahren und über 19 Jahren –<br />

sowie in den Kategorien Prosa und Lyrik verliehen.<br />

Ob Rap, Gedicht oder Kurzgeschichte: Jede<br />

Literaturform war willkommen. Die Gewinnertexte<br />

wurden in einer Anthologie veröffentlicht.<br />

Der Daniil Pashkoff Prize ist ein europaweiter Literaturpreis<br />

für Prosa und Lyrik in Englisch von<br />

Nicht-Muttersprachlern. Der Literaturwettbewerb<br />

wurde nach dem ersten russischen Studenten<br />

der Anglistik an der Technischen Universität<br />

Braunschweig benannt. Daniil, der Sprache liebte<br />

und selbst in Englisch schrieb, starb im Sommer<br />

1998 in Braunschweig. Dr. Lawrence Guntner,<br />

der ihn an der TU Braunschweig kennenlernte,<br />

initiierte den Literaturpreis zum Andenken<br />

an seine Person und seine Kreativität.<br />

Die Organisatoren<br />

haben<br />

sich besonders<br />

auch<br />

über die erstmaligeTeilnahme<br />

von Schülern und Schülerinnen des <strong>Robert</strong><br />

<strong>Blum</strong> <strong>Gymnasium</strong>s gefreut. In einer kurzen Unterrichtseinheit<br />

zum Thema Creative Writing unter<br />

Anleitung von Frau Hordoan haben sich die Schüler<br />

und Schülerinnen der Englisch-Oberstufe als wahre<br />

Sprachkünstler entpuppt. Einige mutige Poeten haben<br />

ihre kreativen Ergebnisse zum Wettbewerb<br />

eingesandt.<br />

Writers Ink. e.V. organisiert den Literaturpreis alle<br />

zwei Jahre.<br />

Der nächste Wettbewerb<br />

findet 2014 statt.<br />

L. Hord�an (Text und Layout)<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


The Big Challenge am <strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong><br />

6<br />

Schüler und Schülerinnen des <strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> <strong>Gymnasium</strong>s haben am diesjährigen THE BIG<br />

CHALLENGE - Wettbewerb teilgenommen.<br />

Es handelt sich um einen seit 1999 bestehenden jährlichen<br />

Englisch-Wettbewerb, der mittlerweile in mehreren europäischen<br />

Ländern veranstaltet wird. In Deutschland wendet er<br />

sich an die Schüler aller Lehranstalten der Klassen 5-8 mit<br />

Englisch als Fremdsprache.<br />

Der Test besteht aus einem Bogen mit 54 Fragen nach<br />

dem Multiple-Choice-Verfahren. Für jede Frage stehen<br />

vier mögliche Antworten zur Auswahl. Das Spiel besteht<br />

darin, das Feld mit der einzig richtigen Antwort anzukreuzen. Die<br />

54 Fragen betreffen folgende Themenbereiche: Vokabeln, Grammatik,<br />

Aussprache und Landeskunde. Für jede Schul- und Jahrgangsstufe liegt ein eigener<br />

Fragebogen vor.<br />

Am <strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> haben sich 30 Schüler und Schülerinnen der Klasse 7F unter Anleitung von<br />

Frau Kühl und 24 weitere Mutige der Klasse 8c, betreut von Frau Hordoan, den Anforderungen<br />

gestellt.<br />

Anfang des Jahres <strong>2012</strong> haben sich die Gymnasiasten<br />

mit der freundlichen Unterstützung des<br />

Fördervereins zum Wettbewerb angemeldet und<br />

sich seitdem darauf vorbereitet. Sie konnten in der<br />

Zwischenzeit auf der Homepage des Wettbewerbs<br />

mit dem Schüler-Trainingsquiz üben und<br />

ihr Englisch- Wissen immer wieder testen<br />

und erweitern.<br />

Am 10. Mai war es dann soweit – 45 Minuten lang grübelten die Schüler und Schülerinnen über<br />

den kniffligen Aufgaben. Manche Fragen sorgten für Kopfzerbrechen aber am Ende hat man mit<br />

ein bisschen Glück hoffentlich die richtige Lösung angekreuzt.<br />

Insgesamt haben 293190 Schüler in ganz Europa<br />

teilgenommen. Schüler jeder Jahrgangsstufe, die<br />

sich durch besonders gute Ergebnisse ausgezeichnen,<br />

erhalten zahlreiche Preise.<br />

Nach dem Daumendrücken �. Ergebnisse � die<br />

<strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>ler konnten sich behaupten�<br />

Aus der 7 � über Durchschnitt<br />

In der 8 ---<br />

Die Teilnehmer freuten sich über Preise: Lektüren, Sprachprogramme, Comics,<br />

Jeder erhielt eine Urkunde�<br />

L. Hord�an (Text und Layout)<br />

Wer jetzt schon mit dem Üben für nächstes Jahr anfangen will, kann unter<br />

http://www.thebigchallenge.com/de/acces_quiz.php gleich loslegen.<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


7<br />

Wieso, weshalb, warum: Das Schulbüro an der TU Berlin feiert<br />

sein zweijähriges Bestehen<br />

Vor zwei Jahren, am 1. Februar 2010, eröffnete an der<br />

TU Berlin das Schulbüro, die Stelle zur zentralen<br />

Schulkoordination der Universität. Seitdem vernetzt es<br />

die Projekt- und Beratungsangebote an der TU Berlin<br />

zu allen Themen rund um den Übergang Schule-<br />

Universität und koordiniert vor allem die Kommunikation<br />

mit den Schulen.<br />

Die Einrichtung entstand aus den „Round Table“- Gesprächen zur schulischen Nachwuchsförderung,<br />

die die Kanzlerin Prof. Dr. Ulrike Gutheil an der TU Berlin initiiert hatte.<br />

„Es gab zu der Zeit bereits viele TU-Angebote zur schulischen Nachwuchsförderung,<br />

doch sie sollten gebündelt, sichtbarer gemacht und vernetzt werden“, so Bettina Liedtke,<br />

die Leiterin des Schulbüros. Daraufhin wurde eine zentrale Schulkoordination, das<br />

„Schulbüro“, bei der Allgemeinen Studienberatung im Studierendenservice der Abteilung<br />

I eingerichtet. Es wird bis heute wissenschaftlich begleitet durch Prof. Angela Ittel, Leiterin<br />

des Fachgebiets Pädagogische Psychologie, Fakultät I.<br />

Mit der „KinderUni“, Angebote für Grundschulen, und „echTUni“ – unter diesem Dach<br />

werden Angebote für Oberschulen zusammengefasst – wirbt das Schulbüro inzwischen<br />

öffentlichkeitswirksam für die gesamte Angebotspalette. Alle schulischen Angebote der<br />

TU Berlin sind online zentral auf dem Schulportal auffindbar.<br />

Bereits 2002 hatte die TU Berlin begonnen, Kooperationsvereinbarungen<br />

mit Schulen in Berlin und<br />

Brandenburg abzuschließen. Diese führte das<br />

Schulbüro weiter, entwickelte dafür eine Kommunikations-<br />

und Rekrutierungsstrategie und definierte<br />

Kriterien, um einen transparenten Auswahlprozess<br />

der Partnerschulen zu gewährleisten. Derzeit laufen bereits sieben TU-<br />

Schulpartnerschaften, unter anderem mit der Hildegard-Wegscheider-Oberschule und<br />

dem Marie-Curie-<strong>Gymnasium</strong> Dallgow-Döberitz. Jährlich kommen zwei bis drei Schulen<br />

als Partner für jeweils drei Jahre hinzu, Wiederbewerbungen sind möglich. <strong>2012</strong> werden<br />

voraussichtlich die <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Oberschule sowie der Leonardo da Vinci Campus in<br />

Nauen als neue Partnerschulen in das Netzwerk aufgenommen. Ziel ist es, eine Kooperation<br />

mit ca. 15 zuverlässigen Partnerschulen zu etablieren. Die Kommunikation mit<br />

den Schulen erfolgt unter anderem online über das Schulportal, über Lehrerfortbildungen<br />

und das Partnerschulnetzwerk.<br />

„Unsere Vision ist es, an<br />

der TU Berlin bei allen<br />

Statusgruppen ein Bewusstsein<br />

für die Chancen und den Wert der stetigen schulischen Nachwuchsförderung<br />

zu schaffen“, sagt Bettina Liedtke, „Das ist auch für die Kontinuität der Angebote wichtig.<br />

Die Qualität der Veranstaltungen und Projekte wird durch Evaluation gewährleistet<br />

und nicht zuletzt auch dadurch, dass wir uns eng an die Schul-Curricula anlehnen.“<br />

www.schulportal.tu-berlin.de (Layout: L. Hord�an)<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


8<br />

In den Schulferien an die Uni<br />

Die Freie Universität Berlin bietet vom 23. Juli bis 3. August <strong>2012</strong><br />

naturwissenschaftliche Experimentierkurse und Vorträge für<br />

Schülerinnen und Schüler ab der 10. Klasse an.<br />

An der Freien Universität Berlin findet vom 23. Juli bis 3. August <strong>2012</strong> die Sommeruni für Schülerinnen<br />

und Schüler ab Klassenstufe 10 statt. Im Rahmen der Veranstaltung werden täglich Kurse und Vorlesungen<br />

aus den Studienfächern Mathematik, Informatik, Physik, Biologie, Chemie und Pharmazie sowie<br />

Geographie angeboten. Die Vorlesungen sind öffentlich, der Besuch kostenfrei und ohne Voranmeldung<br />

möglich. Für die Experimentierkurse ist eine Online-Anmeldung erforderlich und es wird ein Unkostenbeitrag<br />

von 5 Euro pro Tag erhoben. Alle Veranstaltungen finden auf dem Campus der Freien Universität<br />

Berlin in Berlin-Dahlem statt.<br />

„Was ist Tieftemperaturphysik?“, „Going underground – Was ist eigentlich unter unseren Füßen?“, „Ich<br />

baue mir einen Roboter!“, „Computer mal anders nutzen – mit MatLab“, „Hacken mit Haskell“ – um nur einige<br />

der Kurse beim Namen zu nennen. Experimente in den Schülerlaboren „PhysLab“ und „NatLab“ sind<br />

ebenso Teil des Programms der diesjährigen Sommeruni wie etwa eine Einführung in die digitale Bildverarbeitung.<br />

Neben naturwissenschaftlichen Themen können sich interessierte Schülerinnen und Schüler<br />

über Studienmöglichkeiten und den Alltag an der Freien Universität Berlin informieren.<br />

Auswärtige Schülerinnen und Schüler können im nahe gelegenen Studentendorf Schlachtensee übernachten.<br />

Auch die Mensen stehen den Teilnehmern offen.<br />

Was erwartet euch?<br />

Campus-Ralley zum Kennenlernen der naturwissenschaftlichen Fachbereiche<br />

23. 07., 11.00 - 13:00 Uhr<br />

Vorlesungen täglich kostenfrei<br />

24 .07. bis 2. 08 <strong>2012</strong>, jeweils um 15 Uhr; am 23. 07, 13:00 Uhr; 3.08. 14:00 Uhr<br />

Experimentierkurse für Einblicke in die Wissenschaft<br />

24. 07. bis 2. 08.<strong>2012</strong>, täglich von 10 bis 14 Uhr<br />

Studienberatung und ExpertInnenbrunch zu naturwissenschaftlichen Studiengängen<br />

3. 08., 10:00 – 12:00 Uhr<br />

Posterkonferenz zu den Kursen<br />

3. 08., 12:00 – 14:00 Uhr<br />

Alle Veranstaltungen finden auf dem naturwissenschaftlich-mathematischen Campus<br />

der Freien Universität Berlin in Berlin-Dahlem statt.<br />

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:<br />

Jessica Krüger, 0176 / 49 78 19 85, E-Mail: sommerun@zedat.fu-berlin.de<br />

Oder auf unserem Stand beim Sommerfest des <strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> <strong>Gymnasium</strong>s<br />

Anmeldung und weitere Informationen im Internet:<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


http://sommeruni.mi.fu-berlin.de/<br />

Club Lise<br />

9<br />

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Bildimpressionen von der Informationsveranstaltung „Club Lise“ der<br />

Humboldt-Universität am 20.3.<strong>2012</strong><br />

Es waren heute 15 Schülerinnen bei der Veranstaltung des Club Lise anwesend.<br />

Es gibt auch drei Schülerinnen unserer Schule, die beim Club Lise<br />

aktiv sind. Z.T. werden sie vom Club Lise bei ihrer 5. Prüfungskomponente betreut.<br />

Dieses Angebot wird es auch in den nächsten Jahren geben.<br />

Kolonnenstr. 44 i 10829 Berlin<br />

(Schöneberg)<br />

Tel.: 030 / 784 43 70<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


10<br />

Die von Frau Gatterer geleitete<br />

Nawi-AG in Aktion<br />

Wie hoch ist das <strong>Robert</strong> <strong>Blum</strong> <strong>Gymnasium</strong>?<br />

Höhenbestimmung mit<br />

selbstgebauten Theodoliten (Mathematikunterricht,<br />

Kl. 10c bei Herrn<br />

Schmidt)<br />

Showroom, Lichtkonzeption, Beratung, Verkauf, Installation<br />

alles aus einer Hand<br />

• Edelstahl-Leuchten<br />

• Seil- u. Schienensysteme<br />

• LED-Beleuchtung<br />

• Lichtsteuerung<br />

• Lichtleitfasertechnik<br />

Dipl.-Ing. Werner Peschke<br />

Akazienstr. 25<br />

10823 Berlin-Schöneberg<br />

Fon: 030 – 781 70 23<br />

info@lichtgalerie-berlin.de<br />

info@lichtgalerie-berlin.de<br />

www.lichtgalerie.de<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


Ehemalige(s)<br />

11<br />

Vor einigen Tagen bekam ich eine Email von meinem ehemaligen Mathematik-Lehrer<br />

Thomas Schmidt von der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Oberschule. Neugierig wie ich bin, habe ich natürlich<br />

die Email gelesen. Überschrift: „Beitrag für die Ehemaligenseite der <strong>Blum</strong>postille“<br />

– Das war interessant! Nach einer kurzen Zusage machte ich mich an die Erinnerungen.<br />

Nun ist es schon eine Weile her, dass ich von der RBS abgegangen bin. 2008 war mein<br />

Abschlussjahr, dennoch kann ich mich an sehr viele Dinge erinnern. Da ich schon früh<br />

mein Talent als Schauspieler entdeckt habe, habe ich immer die Lehrer beobachtet und<br />

konnte nach kurzer Zeit über jeden Lehrer etwas sagen und die eigenwilligen Marotten<br />

der Lehrer als Parodie nachspielen. Ich könnte jetzt einige Lehrer<br />

nennen, aber das wäre ungerecht.<br />

Als Jahrgangssprecher und Mitglied in der<br />

Deutsch-Fachkonferenz unter Direktor Kraschewski,<br />

den ich für seinen super trockenenden<br />

Humor sehr schätzte, hatte ich immer<br />

sehr viel Spaß in der Leitung von<br />

wichtigen und administrativen Dingen,<br />

denn wenn sich Lehrer untereinander<br />

streiten, dann hat man als Schüler das<br />

Gefühl, dass man die Maus unter den<br />

Elefanten ist, und das ist ein wunderbares<br />

Gefühl. Nicht alle Lehrer fand<br />

ich besonders charmant und lustig,<br />

aber man hat die Zeit der Schule<br />

eben mit Lieblingen und weniger geliebten<br />

Lehrern durchgestanden.<br />

Auf ein paar besondere Leute würde ich jetzt gerne<br />

noch eingehen. In besonders charmanter Erinnerung ist mir<br />

der Kunstlehrer Sesemann – Herr Sesemann hatte die Eigenart,<br />

dass man in seinem Unterrichtsblöcken immer wahnsinnig ausgeglichen und<br />

ruhig wurde, weil er immer eine von innen kommende Ruhe ausgestrahlt hat. Frau<br />

Spangenberg, die meine Englischlehrerin war, hatte eine Spezialität, die ich nie vergessen<br />

werde, wenn wir Schüler eine Aufgabe bekommen haben und der Raum mit Stille<br />

und Konzentration erfüllt war, drehte sich diese patente Person um, nahm ihren Lippenpflegestift<br />

aus der Tasche und zog sich die Lippen nach, beugte sich wieder nach vorne<br />

und macht den typischen „Labello-Press-Lippen-Mund“. Besonders hing ich auch an<br />

Frau Ohlmann, mit der ich immer und zu vielen Momenten sehr herzlich lachen konnte<br />

und wer mir auch in Erinnerung bleiben wird, ist die rothaarige Frau Rippen, die immer<br />

einen guten Spruch auf den Lippen trug.<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


Da ich parallel zur Schulzeit schon einige kleine Rollen<br />

als Schauspieler in Fernsehen übernommen hatte,<br />

habe ich nach meiner Schulzeit mein Engagement<br />

in diesem Bereich ausgeweitet. Ich habe<br />

größere Rollen sowie Theater- und Entertainment-<br />

Engagements bekommen. Vor kurzen habe ich<br />

mein eigenes Modellabel „JFMS“ gegründet und<br />

vertreibe junge, stilvolle und moderne Mode<br />

für Jungs und Mädchen und bringe T-Shirts,<br />

Hosen, Jeans, Sakkos und Kleider heraus.<br />

Siehe auch www.julianstoeckel.de ...<br />

Aus alter Liebe zur Schule würde ich auch<br />

gerne mal demnächst eine kleine Aufführung<br />

in der Schule machen. Vielleicht<br />

können die neuen Schüler sich sehr begeistern<br />

über ein parodistisches Theaterstück<br />

über ihre Lehrer...!<br />

12<br />

Julian Stöckel, Abiturient 2008<br />

cucina napoletana auf der Roten In-<br />

Pizza aus dem Steinofen<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


13<br />

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�<br />

Einer der Höhepunkte unserer 50jährigen Abiturfeier<br />

der Klasse 13 s (Klassenlehrerin Frau Gammler) ist der<br />

Besuch in der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Schule gewesen. Wir waren<br />

begeistert über die grandiose Entwicklung seit damals.<br />

Die Helligkeit, die moderne Ausstattung, die<br />

Freundlichkeit der Schüler/innen und das Entgegenkommen<br />

der Lehrer (trotz Abitur) hat uns überwältigt.<br />

Wir danken an dieser Stelle Herrn Fiehn und Herrn Schmidt sehr herzlich für die nette und informative<br />

Betreuung am 30. März <strong>2012</strong>. Wir wünschen der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Schule weiterhin viel<br />

Glück, Erfolg sowie Stolz auf ihren einmaligen, geschichtsträchtigen Namen und würden uns<br />

über einen erneuten Besuch in vielleicht 5 Jahren<br />

sehr freuen.<br />

Hannelore Ackermann und Regina Gensch<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


Bundesjugendspiele vor 55 Jahren<br />

Aus dem Fotofundus der<br />

Abiturienten vor 50 Jahren<br />

14<br />

Copyright by Rainer<br />

Model, Frankfurt<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


Um Kopf und Kragen<br />

15<br />

Ostermontag 1961 war ein strahlender Frühlingstag. Schon vor 8 Uhr machte sich ein Schüler<br />

der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Schule, Klasse 13, Ost, 1 auf den Weg zum Grenzübergang .Dreilinden".<br />

6 Monate vor seinem Abitur hatte der Schüler mit höchst durchschnittlichen Vorbenotungen<br />

sich eine berufliche Erkundungsreise nach Westdeutschland vorgenommen. Mehr noch; mit<br />

hochfliegenden Plänen für einen Eintritt in den diplomatischen Dienst trat er eine Tramptour<br />

zum Auswärtigen Amt nach Bonn an.<br />

Die morgendliche Kühle ließ ihn auf seinem Fußmarsch von der Endhaltestelle des Busses Nr.<br />

18 in Kohlhaasenbrück zum Westberliner Kontrollpunkt frösteln. Doch als er in „Dreilinden" auf<br />

einen endlosen Stau von Fahrzeugen in Richtung Helmstedt traf, war er sich einer raschen Mitfahrgelegenheit<br />

gewiss. Ungehindert marschierte er bis zur Brücke über den Teltowkanal, um<br />

möglichst schnell aus dem Gedränge auf die freie Strecke der Zonen-Autobahn zu kommen. Er<br />

hatte Erfolg, denn schon der erste Fahrer war einverstanden, ihn mitzunehmen. Unser Schüler,<br />

hoch beglückt über diesen perfekten Beginn seiner langen Reise, rief dem freundlich haltenden<br />

Fahrer durch das geöffnete Autofenster zu, doch die lange Schlange der hinteren Autos nicht<br />

aufzuhalten, sondern die vor seinem Auto entstandene Lücke rasch zu schließen.<br />

Im Blickkontakt mit seinem Fahrzeughalter marschierte der Tramper die ca. 20 Meter neben<br />

dem langsam rollenden Auto her, um dann ohne Verzögerung sein kleines Gepäck zu verstauen<br />

und auf der Beifahrerseite einzusteigen. Aber dazu kam er nicht mehr; als er die Kofferraumhaube<br />

schließen wollte, standen, wie aus dem Boden gewachsen, 2 Grenzsoldaten vor<br />

ihm. "Was machen sie denn hier?! Sie haben eine Verletzung der Staatsgrenze der Deutschen<br />

Demokratischen Republik begangen. Kommen Sie mit!"<br />

Alle Erklärungen und Entschuldigungen vom Fahrzeugführer und vom verwirrten Tramper halfen<br />

nichts; der 2. "Grenzer" brachte seine Kalaschnikov in Anschlag, der Schüler konnte gerade<br />

noch seinen Rucksack greifen und musste dann im Gänsemarsch voraus auf einen kleinen<br />

Pfad weg vom Kanal marschieren. Im nahen Wald ging es dann in 3er-Formation mit scharfen<br />

Kommandos wie "Gehen Sie rechts, links abbiegen, keine Kommunikation!" auf endlosen<br />

Trampelpfaden bis zur Rückseite der Gebäude der Grenzübergangsstelle Babelsberg der DDR.<br />

Der Schüler hatte die nun folgende Verhörprozedur - trotz einiger Reisen über die Zonen-<br />

Zugangswege zwischen Westberlin und Westdeutschland in 1959 und 1960 - noch nicht erlebt;<br />

ständig unter Überwachung, eingehende Untersuchung des Gepäcks, Abgabe des Ausweises<br />

und der Gegenstände aus Hosen- und Jackentaschen, schließlich nach einer halben Stunde<br />

Vernehmung durch einen Oberst der Grenztruppen. Der fragte nach dem Geburtsort Greifswald<br />

und wie lange der Grenzverletzer dort gelebt habe. Der Schüler suchte sein Heil in der offensiven<br />

Mitteilung, dass er nicht in Greifswald, sondern mit seiner Familie bis zum Sommer 1957 in<br />

Stralsund gewohnt habe. Der Oberst stutzte kurz und fragte dann hintergründig grinsend, indem<br />

er mit den Fingern der linken Hand eine Vorwärtsbewegung hörbar auf die Tischplatte zauberte,<br />

ob man sich auf diese Weise (illegal) aus der sozialistischen Gesellschaft "verabschiedet" habe.<br />

Der Schüler versicherte so ruhig und nachdrücklich wie irgend möglich in dieser Verhörsituation,<br />

dass nach dem Tod des Vaters die Mutter mit den 4 Kindern die DDR legal verlassen habe und<br />

nach Westberlin ausreisen durfte. Der Oberst entließ den Verhörten mit der drohenden Ankündigung,<br />

"ich werde das sofort nachprüfen lassen!".<br />

Es begann eine zermürbende Ungewissheit; mehr als 2 Stunden verbrachte der Festgenommene<br />

in einem fensterlosen, kahlen Raum isoliert, bangend, ob die Polizei in Stralsund seine<br />

Flucht per Fahrrad nach Westberlin in den Sommerferien 1957 und vor allem die Flucht der<br />

Mutter mit den 2 kleinen Geschwistern im Herbst 1957 melden würde. Er malte sich aus, wie er<br />

für Jahre in Bautzen eingesperrt werden konnte - einfach wegen "Republikflucht", Grenzverletzung,<br />

Täuschung der Behörden und wie die Beschuldigungen sonst lauten würden.<br />

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Endlich erschienen 2 Volkspolizisten, weniger martialisch bewaffnet als die Grenzsoldaten, nur<br />

mit Pistolen in Gürteltaschen, gaben sie sich ebenso wortkarg und finster wie ihre "Grenzer"-<br />

Kollegen. Sie eskortierten den Schüler zu einem Mannschaftswagen auf dem Betriebshof und<br />

befahlen ihm, auf den Bänken der Ladefläche zu sitzen. Dann stiegen beide "Vopos" im Führerhaus<br />

ein und setzten den LKW in Fahrt. Wieder erschien die langsame, rumpelige Fahrt auf<br />

Waldwegen endlos lange und Unheil verkündend. Dieser Aufwand, die Verweigerung jeder<br />

Auskunft, keine Rückgabe des Gepäcks und des Ausweises; das alles konnte nur Verbringung<br />

in ein Gefängnis bedeuten. Mehrfach geriet der Gefangene in Versuchung, von der Ladefläche<br />

zu springen, um die Flucht durch den Wald zu versuchen. Aber er zwang sich immer wieder bei<br />

der Vorstellung, "erschossen auf der Flucht", zur Untätigkeit auf seiner Rüttelbank.<br />

Plötzlich ging es auf Kopfsteinpflaster vorbei an Häusern, erst Villen, dann Häuserblocks, bis<br />

der Wagen stoppte. Der Beifahrer- Vopo erschien, bevor der Motor abgestellt wurde, und befahl,<br />

abzusitzen. Dann kam der Fahrer mit dem Gepäck nach hinten, übergab es und verlangte<br />

"mitkommen!". Die Volkspolizisten gingen jetzt voraus; nur wenige Schritte bis zu einem Eingang<br />

des S-Banhofes "Griebnitzsee", schoben den Verdutzten - etwas Unverständliches gegenüber<br />

dem Bahnpersonal murmelnd – durch die Sperre, drückten ihm den Ausweis in die<br />

Hand und winkten ihn in Richtung eines S-Bahnzuges davon. Der Schüler stammelte etwas<br />

von Dank, Großzügigkeit und anderem Unsinn, bevor er in die S-Bahn nach Wannsee stürzte.<br />

Die wenigen Minuten bis zur Abfahrt bzw. vor Ankunft des S-Bahnzuges in Wannsee genügten<br />

dem glücklich Geretteten zu dem Entschluss, jetzt nicht mit Erklärungsnot nach Hause zurückzukehren,<br />

sondern umgehend einen 2. Anlauf zur Abreise aus Berlin zu unternehmen. Eine<br />

Stunde später stieg er sehr bewusst vor der Brücke über den Teltowkanal in das Auto einer<br />

Dame aus Hannover ein. Noch unter einiger Anspannung reichte er wenige Minuten später seinen<br />

Ausweis diesmal auf der regulären Seite des DDR-Grenzkontroll-Schalters ein und atmete<br />

erst wieder tief durch, als er die gestempelten Papiere aus dem Ausgabebehälter in Empfang<br />

nahm.<br />

P.S.: Im Übrigen wurden unserem untüchtig-wackeren Tramper die weiteren Risiken jenseits<br />

des DDR-Abschnitts der Autobahn erst bewusst, als er den Sekundenschlaf seiner Fahrerin<br />

kurz hinter Braunschweig durch einen hektischen Griff ins Lenkrad beendete. Schließlich hatte<br />

er - mit korrekt geschlipsten Kragen - am Dienstag nach Ostern ein aufklärendes Gespräch mit<br />

einem nachsichtigen Beamten des Auswärtigen Amtes; der Eintritt in den diplomatischen<br />

Dienst ist ihm aber nie gelungen.<br />

Jürgen Heidborn, Abiturient der Klasse 13, Ost von 1961, Vortrag aus der Zeitzeugen-<br />

Diskussion mit dem Leistungskurs Geschichte am 23. August2011<br />

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SA-Gefängnis Papestraße: Ein frühes Konzentrationslager in Berlin<br />

In der Nähe des Bahnhofes Südkreuz<br />

erstreckt sich zwischen der General-<br />

Pape-Straße und dem Werner-Voß-<br />

Damm ein ehemaliges Kasernengelände<br />

aus roten und gelben Backsteinbauten.<br />

Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />

entstandenen Gebäude dienten<br />

ursprünglich als Unterbringung für die<br />

Das ehem. Wirtschaftsgebäude, in welchem sich der<br />

Eisenbahnregimenter und die Land-<br />

Gedenkort befindet © Johannes Kramer<br />

wehrinspektion. Nach dem Ersten Weltkrieg<br />

wurden die Gebäude des Geländes von verschiedenen Behörden und Mietern genutzt.<br />

Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 entstanden in ganz<br />

Deutschland die ersten Konzentrationslager. Ihre wichtigste Funktion war die Sicherung und<br />

Festigung der neu errungenen Macht. Ihre Haupt-<br />

aufgabe bestand in der umfassenden Ausschaltung<br />

der politischen Opposition. Aus diesem Grund waren<br />

die Anhänger der linksgerichteten Parteien die<br />

größte Gruppe der inhaftierten Personen. Wichtigster<br />

Akteur bei der Errichtung der frühen KZ war die<br />

nationalsozialistische SA (Sturmabteilung). Gewalt<br />

war schon lange ein von ihr allgegenwärtig eingesetztes<br />

Mittel. Mit zahlreichen Saal- und Straßen-<br />

Photo: Irene von Götz<br />

schlachten hatte sie zur Destabilisierung der Weimarer<br />

Republik beigetragen und diese bis 1932 an den Rand eines Bürgerkrieges getrieben.<br />

Am 22. Februar 1933 wurde in Preußen eine neue Hilfspolizei aus SA- und SS-Männern sowie<br />

Mitgliedern des Stahlhelms aufgestellt. Diese Hilfspolizei war in den folgenden Wochen für die<br />

Konsolidierung der nationalsozialistischen Macht von<br />

Photo: Irene von Götz<br />

besonderer Bedeutung, denn jeder Widerstand gegen<br />

ihr Vorgehen konnte von nun an als „Vorgehen gegen<br />

die Staatsgewalt“ geahndet werden. Vor allem nach<br />

dem Reichstagsbrand und den Reichstagswahlen vom<br />

5. März 1933 war die SA die „Revolutionsarmee“, die<br />

im Auftrag der NS-Führung die Straßen Berlins erobern<br />

und den politischen Gegner ausschalten sollte.<br />

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Eine am 24. Februar 1933 aufgestellte Einheit der SA-Hilfspolizei bezog gegen Mitte des Mo-<br />

nats März bis zum Dezember 1933 einzelne Gebäude<br />

der ehemaligen Kaserne in der General-<br />

Pape-Straße. Die Einheit wurde mit dem Umzug in<br />

„Feldpolizei der Gruppe Berlin-Brandenburg“ umbenannt.<br />

Aufgabe der SA-Feldpolizisten sollte die<br />

Bekämpfung der Staatsfeinde sowie Ordnungsaufgaben<br />

gegenüber anderen SA Männern sein.<br />

Kellergang: © Museen Tempelhof Schöneberg<br />

Dank einer privaten Geschichtsinitiative und ausführlicher Beschreibungen ehemaliger Inhaftierter<br />

weiß man mit Sicherheit von einem bis heute erhaltenen Gebäude, das als frühes Konzentrationslager<br />

genutzt wurde. In diesem Gebäude befindet sich heute im Kellergeschoß der Gedenkort.<br />

Der Keller besteht aus einem langen, relativ breiten Gang, von welchem nach rechts<br />

und links jeweils mehrere Räume abgehen. Die einzelnen Kellerräume dienten zur Unterbringung<br />

der Häftlinge. Bis zu 70 Personen wurden gemeinsam in einen Raum gesperrt.<br />

Die Zahl der inhaftierten Personen liegt bei rund 1.000 Personen.<br />

Durch langjährige Recherchen konnten inzwischen die Namen<br />

von mehr als 450 Inhaftierten ermittelt werden. Unter ihnen finden<br />

sich viele KPD- und SPD-Mitglieder, Gewerkschafter sowie jüdische<br />

Ärzte und Rechtsanwälte. Viele der Häftlinge wurden während<br />

ihrer Haftzeit misshandelt und gefoltert. Die Zahl der hier ermordeten<br />

Personen wird auf 35 geschätzt.<br />

Der heutige Gedenkort ist eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse<br />

des frühen nationalsozialistischen Terrors in Deutschland. Die<br />

Photo: Irene von Götz<br />

Museen Tempelhof-Schöneberg bieten verschiedene museumspädagogischen<br />

Angebote für Schulen im Gedenkort<br />

unter dem Motto „Geschichte vor Ort“ an. Eine Spurensuche<br />

und Recherchen in historischen Dokumenten<br />

machen eine aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte<br />

möglich. Die Projektergebnisse werden in das<br />

stetig wachsende Besucherarchiv des Gedenkortes integriert.<br />

Die Museen Tempelhof-Schöneberg stellen bei Interesse<br />

gerne mehr Information zur Verfügung.<br />

Kontakt: Jugend Museum, Hauptstraße 40/42, 10827 Berlin<br />

Telefon 030-902776163, mail@jugendmuseum.de, www.jugendmuseum.de<br />

(Layout: L. Hord�an)<br />

Arbeitsmaterialien: Museen Tempelhof Schöneberg<br />

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Senatsverwaltung für Bildung: Bernhard-Weiß-Str<br />

19<br />

Neue Königsstr/Hans-Beimler-Str./Otto-Braun-Str. ist von nun an: Bernhard-Weiß-Str.<br />

Pünktlich zum 60.Todestag (Juli 1951) von Bernhard Weiß bekam die Berliner Bildungslandschaft<br />

eine neue Adresse. Nicht weit entfernt am Ort des ehemaligen Berliner Polizeipräsidiums<br />

(heute steht<br />

dort die ALEXA) war<br />

Bernhard Weiß in der<br />

Weimarer Republik als Vizepräsident<br />

tätig – bis er<br />

,wie auch der preußische<br />

Ministerpräsident Otto<br />

Braun, beim sogenannten<br />

“Preußenschlag“ 1932 aus<br />

dem Amt entfernt wurde.<br />

Als Jude und Mitglied der Abbildung: https://maps.google.de/maps?hl=de<br />

DDP war er besonders im Fokus von Goebbels, der ihn als „Isidor“ denunzierte. Zwar<br />

gewann Weiß sämtliche Prozesse, doch mit dem Machtantritt der Nazis war sein<br />

Schicksal besiegelt. Er konnte nach London fliehen, verstarb jedoch nach dem Krieg,<br />

bevor er in Berlin den Wiederaufbau der Polizei beginnen konnte.<br />

s.a.http://www.berlin.de/polizei/wir-ueber-uns/historie/index.html<br />

(Layout: L. Hord�an)<br />

Heute spielt Bernhard Weiß eine<br />

wichtige Rolle für das Selbstverständnis<br />

der Berliner Polizei. Er<br />

verkörpert Zivilcourage, Gerechtigkeitssinn<br />

und ein freiheitlichdemokratische<br />

Bewusstsein – Tugenden,<br />

die auch für die Berliner<br />

Schule und ihre Verwaltung Maßgabe<br />

sein sollten.<br />

J. Neu, OSZ LOTIS<br />

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„Türkische Männer müssen<br />

neuen Ehrbegriff schaffen“<br />

Interview mit Kazim Erdogan, Vorsitzender der Initiatiative Aufbruch Neukölln<br />

blumpostille: Ich bin auf Ihre Initiative aufmerksam geworden<br />

am 5.6.. An diesem Tag haben Sie eine Mahnwache organisiert<br />

zu Ehren der in der Nacht zu Montag, dem 4.6.,<br />

brutal ermordeten Semanur S..<br />

Kazim Erdogan: Wir haben uns am Montag, dem Tag nach der<br />

Bluttat, mit der Vätergruppe getroffen. Wir waren alle schockiert<br />

und sprachlos. Was können wir tun, haben wir uns gefragt. Wir<br />

haben uns zu der Mahnwache am nächsten Tag entschieden, zu<br />

der über 100 Menschen kamen und über die viele Medien berichtet<br />

haben. Wir haben am selben Tag eine Pressemitteilung<br />

verfasst. Die nächste Frage war, was kann man jetzt für die Kinder<br />

tun. Wir eröffneten ein Sonderkonto, weil die 6 Kinder der<br />

Ermordeten jetzt dringend auch finanzielle Unterstützung benötigen.<br />

21<br />

blumpostille: Es hat mich sehr beeindruckt, dass Sie so schnell gehandelt haben und tätige Hilfe<br />

geleistet haben. Als ich das in den Nachrichten hörte, habe ich mich das spontan so begeistert,<br />

dass ich mit Ihnen Kontakt aufgenommen habe. Umso ärgerlicher ist es, dass die BZ am nächsten<br />

Tag Ihren Verein nicht nennt. Wahrscheinlich passt es nicht in deren Weltbild, dass türkische und<br />

arabische Männer so eine Mahnwache organisieren. An dieser Stelle fordern wir unsere Leserinnen<br />

und Leser ausdrücklich auf, für die Kinder zu spenden:<br />

Spendenkonto für 6 Kinder in Kreuzberg<br />

Berliner Sparkasse Kontonummer: 6603077858 Bankleitzahl: 100 500 00<br />

Wir danken für Ihre Spenden!<br />

Kazim Erdogan: Aber sehr viele Medien haben vollständig berichtet, die Abendschau, der rbb-Hörfunk, der Tagesspiegel,<br />

die Berliner Zeitung, die Morgenpost, um nur einige Beispiele zu nennen. Bei unserer Hilfe für die<br />

Kinder arbeiten wir übrigens auch eng mit dem Jugendamt zusammen, das sich im Moment um die Kinder kümmert.<br />

blumpostille: Seit wann besteht der Verein „Aufbruch Neukölln“<br />

und welche Aufgaben hat er sich gestellt?<br />

Kazim Erdogan bei der Verleihung des<br />

Bürgerpreises Foto: Heinz Kleemann<br />

Kazim Erdogan: Der Verein Aufbruch Neukölln besteht seit dem<br />

Jahr 2000, seit 2003 bin ich mit dabei. Wir haben in dem Jahr die<br />

Satzung geändert und den Verein geöffnet. Unsere Hauptaufgabe<br />

ist Bildung, Erziehung, Familie und Völkerverständigung. Auf<br />

unserer Homepage kann man sehen, dass wir eine Vielzahl von<br />

Projekten durchführen und unterstützen, die diesen Zielen dienen.<br />

Wir machen soziale Beratungen, Beratung bei Gewaltproblemen,<br />

wir haben Väter- und Müttergruppen. Vom 1. Bis 9. September<br />

werden wir z.B. eine Woche der Sprache und des Lesens<br />

durchführen mit Hunderten von Veranstaltungen. Neukölln<br />

ist unser Schwerpunktbezirk, wie ja unser Name schon aussagt,<br />

aber wir werden bei Bedarf auch in anderen Bezirken aktiv. Vätergruppe des Aufbruch Neukölln mit T-Shirt<br />

„Männer gegen Gewalt. Dritter von Links: Kazim<br />

Erdogan<br />

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blumpostille: An dieser Stelle sollten wir vielleicht auch mal die entsprechenden Internetseiten<br />

nennen: www.aufbruch-neukoelln.de und die Seite zu Lesewoche: www.sprachwoche-berlin.de .<br />

Sie haben einen Bezug zu unserem Bezirk?<br />

Kazim Erdogan: Ich habe von 1989 bis 2003 im Bezirk Schöneberg bei der Schulpsychologie gearbeitet. In der<br />

Zeit hatte ich auch Kontakt zu verschiedenen Schulleitern, unter anderem zu Herrn Kraschewski von Ihrer Schule,<br />

aber auch zum Volkshochschulverein und dem Stadtteilladen in der Crellestr..<br />

blumpostille: Mit dem Stadtteilladen arbeitet unsere Schule zusammen. Sind Sie auch an einer Zusammenarbeit<br />

mit dem Sportverein FC Internationale interessiert, zu dem wir auch gute Kontakte<br />

haben? Wir haben z.T. sehr engagierte Schüler(innen), haben Sie auch Angebote, wenn Jugendliche<br />

Ihre Arbeit unterstützen wollen?<br />

Männerbild mit Dame: Die Vätergruppen mit Kazim Erdogan (vordere<br />

Reihe 5. von links) ließen sich mit Elfriede Buben, Pressesprecherin<br />

vom Vereinssp onsor Philip Morris, Staatssekretär<br />

Farhad Dilmaghani (rechts daneben) und Stadtrat Falko Liecke (3.<br />

von rechts) für die Anti-Gewalt-Kampagne auf der Emser Straße<br />

ablichten. Foto: Sylvia Richter<br />

Kazim Erdogan: Wir haben auch eine Jugendgruppe<br />

mit dem Namen Jugend Neukölln e.V.,<br />

die auch Jugendliche aus anderen Bezirken aufnimmt.<br />

Diese Gruppe unterstützt und initiiert Jugend-Projekte,<br />

die das Wir-Gefühl stärken und<br />

sie organisieren z.B. Hausaufgabenhilfe. Den<br />

Verein FC Internationale kenne ich noch aus<br />

meiner Schöneberger Zeit. Ich wäre sehr interessiert<br />

an einem Kontakt.<br />

blumpostille: Na, da können wir vielleicht<br />

vermitteln. Hätten Sie Interesse<br />

einmal an unsere Schule zu kommen<br />

und mit Schülerinnen und Schülern zu<br />

diskutieren?<br />

Kazim Erdogan: Sehr gerne, ich bin öfter an<br />

Schulen. Ich diskutiere gerne mit Ihren Schüler(innen),<br />

aber auch gerne mit Ihren Kol-<br />

leg(inn)en oder den Eltern und informiere Sie gerne über die gegenwärtige Situation in den Familien.<br />

blumpostille: Darauf können wir gerne zurück. Gibt es noch etwas, was Sie unseren Leser(innen)<br />

auf den Weg geben wollen?<br />

Kazim Erdogan: Jeder soll sich in die richtige Richtung bewegen und sich in diesem Sinne engagieren.<br />

blumpostille: Das ist ein schönes Schlusswort. Ich bedanke mich für das Gespräch.�<br />

Aus den deutsch-türkischen Nachrichten: www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de :<br />

Türkische Männer müssen Selbstreflexion betreiben<br />

Wenn die Frau dann nach einigen Jahren die Entscheidung trifft, sich zu trennen, ist das “ein Erdbeben<br />

für den Mann”, so Erdoğan. Deshalb geschehen viele Taten im Affekt – “wenn man hilflos ist,<br />

wenn man nicht weiter weiß”. Hier versucht er in den Gruppengesprächen anzusetzen. „Mit dem Begriff<br />

Ehre müssen wir uns intensiv auseinandersetzen“, fordert Erdoğan. „Was bedeutet Ehre für euch“,<br />

fragte er die Mitglieder seiner Gruppe. Auch unter Männern mit Zuwanderungsgeschichte, die hier in<br />

Deutschland aufgewachsen sind, ist der Begriff noch häufig zentral.<br />

Sie sollten versuchen diesen schriftlich in ihrer Muttersprache zu erklären. „Nach 40 Minuten konnte<br />

kein einziger einen Satz dazu schreiben“, sagt er. Er fragte seine Gruppe direkt: „Warum seid ihr beim<br />

Thema Ehre so schwach, dass eure Frauen und Töchter eure Ehre schützen müssen?“ Die Männer<br />

müssten auf diese Weise einen neuen Ehrbegriff schaffen, der sich am ehrenvollen Verhalten orientiere.<br />

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Ein interessantes Interview ist zu lesen unter: www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/tuerkischemaenner-ein-ehrenmann-schlaegt-seine-frau-nicht-a-621035.html<br />

Aufbruch Neukölln Vätergruppe - Anonyme Telefonberatung<br />

Du bist mit deinen Problemen nicht allein. Auch wir<br />

haben mit den gleichen Problemen gekämpft.<br />

Wir sind geschieden; Wir mussten unsere eheliche<br />

Wohnung aufgeben;<br />

Wir wurden mit unseren familiären Problemen nicht<br />

fertig;<br />

Wir hatten Alkohol- oder Suchtprobleme.<br />

Wir haben das Leben nur noch negativ gesehen.<br />

Wir hatten eine Krise. Wir hatten Depression.<br />

Wir sind zusammengekommen.<br />

Wir haben miteinander gesprochen.<br />

Wir haben uns gegenseitig unterstützt.<br />

Wir konnten unsere Probleme lindern und lösen.<br />

Wir haben Erfahrungen erworben.<br />

Hast du auch vergleichbare Probleme?<br />

Profitiere von unseren Erfahrungen.<br />

Such dir Leidensgenossen. Hol dir Unterstützung.<br />

Ruf die Anonyme Telefonberatung<br />

der Vätergruppe des Aufbruch Neukölln<br />

an.<br />

Fachbuchhandlung für Botanik und Zoologie<br />

Natur – Garten – Floristik – Schulbücher<br />

Ulla Gajewski<br />

Potsdamer Straße 180 Telefon: 215 55 69<br />

10783 Berlin (Schöneberg) Telefax: 216 20 01<br />

E-Mail: info@kleistpark.de Internet: www.kleistpark.de<br />

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Wider den Bellizismus!<br />

Interview mit Oberstleutnant a.D. Rose, Darmstädter<br />

Signal, das kritische Forum für Staatsbürger in Uniform<br />

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blumpostille: Auf das Darmstädter Signal bin ich aufmerksam geworden<br />

durch ein Youtube-Video, auf dem ein Leutnant der Bundeswehr auf der Ostermarsch-<br />

Kundgebung in Duisburg geredet hat, das ist natürlich schon ein bemerkenswerter Vorgang. Es<br />

war der Vorsitzende des Darmstädter Signals, Herr Neumann. Seit wann gibt es das Darmstädter<br />

Signal überhaupt?<br />

Rose: Wir haben uns 1983 im Rahmen der Auseinandersetzung um die sogenannte NATO-<br />

Nachrüstung gegründet. Damals ging es um die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen auf dem<br />

Gebiet der Bundesrepublik. Es gab damals Umfragen, dass auch eine Mehrheit der Bundeswehrsoldaten,<br />

selbst Offiziere dagegen waren. Es war die Zeit des sogenannten „Krefelder Appells“, der sich gegen<br />

diese Stationierung richtete und den sehr viele Bundesbürger unterschrieben hatten.<br />

blumpostille: Daran kann ich mich noch gut erinnern. Ich habe diesen Appell damals auch unterschrieben<br />

und aktiv dafür gesammelt.<br />

Rose: Der kürzlich leider verstorbene Major Helmuth Prieß hatte damals die Initiative ergriffen. Man hat<br />

sich in einer Bahnhofskneipe von Darmstadt getroffen und dort wurde dann das Darmstädter Signal<br />

gegründet.<br />

blumpostille: Wie passend!<br />

Rose: :(lacht) Stimmt. Ich konnte damals leider nicht dabei sein, da ich in den USA zu einer Ausbildung<br />

war. Viele Gründungsmitglieder waren damals selber in Bereichen tätig, wo sie bei einem eventuelle<br />

Einsatz von atomaren Waffen beteiligt gewesen wären. Sie hielten dennoch einen Einsatz von atomaren<br />

Gefechtsfeldwaffen für Wahnsinn, da dies ja das Land zerstört hätte, das man ja schließlich verteidigen<br />

wollte. Dies sah übrigens auch der<br />

damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt<br />

so.<br />

blumpostille: Er gehörte aber zu denen,<br />

die den Nachrüstungsbeschluss der Nato<br />

sehr massiv unterstützt hatte.<br />

Rose: Das waren ja zwei Dinge: Schmidt war gegen den Einsatz von Atomwaffen auf dem Gefechtsfeld,<br />

also in begrenzten bewaffneten Auseinandersetzungen, da waren wir uns mit ihm einig. Er sah<br />

aber die Nachrüstung als wichtigen Bestandteil der atomaren Abschreckung, das sahen wir vom<br />

Darmstädter Signal anders. Es war übrigens kein Zufall, dass die Gründung in Darmstadt erfolgte.<br />

Darmstadt ist Standort der Fachhochschule des Heeres I (FHSH I) und die Darmstädter Jusos hatten<br />

seinerzeit ein Darmstädter Modell zur Mitbestimmung in der Bundeswehr ausgearbeitet. Es knüpfte an<br />

den Ideen von dem Bundeswehrinspekteur Wolf Graf von Baudissin an, der das Modell der „inneren<br />

Führung“, auch bekannt unter dem Schlagwort „Staatsbürger in Uniform“ bei der Bundeswehr einführte.<br />

Nach Gründung des Darmstädter Signals bekamen wir auch prominente Unterstützung, unter anderem<br />

vom Schriftsteller Günther Grass.<br />

blumpostille: Aus der Friedensbewegung der 80er Jahre ist mir noch der Name Gerd Bastian<br />

bekannt. Kannten Sie den?<br />

Rose: Bastian habe ich einmal kurz an der evangelischen Akademie in Tutzing bei einer Veranstaltung<br />

kennengelernt. Er war Zweisterne-General und wäre als Angehöriger des Heeres bei einem denkbaren<br />

Einsatz von Atomwaffen involviert gewesen. Beim Darmstädter Signal war er jedoch nicht Mitglied. In<br />

Großbritannien und den USA gab es übrigens mehr Generäle, die sich öffentlich kritisch zur Sicherheitspolitik<br />

geäußert haben, in der Bundeswehr jedoch nur vereinzelte Stimmen.<br />

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25<br />

blumpostille: Wie ist die parteipolitische Ausrichtung des Darmstädter Signals?<br />

Rose: Wir legen Wert darauf, parteipolitisch unabhängig zu sein. Es gibt auch mehrere CDU-<br />

Mitglieder, die mit uns sympathisieren oder Mitglied sind. Z.B. Willy Wimmer, er war von 1988 bis 1992<br />

Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung.<br />

blumpostille: Bekamen Sie als Bundeswehrangehörige nicht Probleme,<br />

wenn Sie im Darmstädter Signal aktiv wurden?<br />

Rose: Der damalige Verteidigungsminister Wörner hatte damals eine inoffiziellen<br />

UKAS 1 erlassen, dass Mitglieder des Darmstädter Signals nicht mit Jugendoffizieren<br />

auftreten sollen, z.T. gilt das noch heute. Er wurde nie offiziell<br />

zurückgenommen.<br />

blumpostille: Bei der Sendung im zdf-Info-Kanal, an der auch eine Schülerin<br />

unserer Schule teilnahm, war das aber so. Da waren Sie, an Ihrer Seite ein Jugendoffizier der<br />

Bundeswehr<br />

Rose: Es wird nicht mehr ganz durchgängig gehandhabt. Bei Talkshows heißt es aber doch oft noch,<br />

wenn jemand vom Darmstädter Signal kommt, sagt der Bundesverteidigungsminister ab. An die Sendung<br />

kann ich mich übrigens noch gut erinnern, es war eine spannende Diskussion und die Schülerin<br />

Ihrer Schule war sehr eloquent.<br />

blumpostille: Wo gab es noch Gegenwind?<br />

Rose: Ich erinnere mich an die Auseinandersetzung um das Tucholsky-Zitat: „Soldaten sind Mörder“,<br />

die einem Jugendoffizier der Bundeswehr gegenüber gemacht wurde. Der hatte damals Klage erhoben.<br />

Das Darmstädter Signal hat sich damals nach einem Urteil des Bundesverfassunsgerichts in einer<br />

Pressemitteilung differenziert mit dem Beklagten solidarisiert und gesagt, dass dies durchaus der Fall<br />

sein kann. Daraufhin wurde Major Prieß degradiert, was später wieder zurückgenommen wurde, allerdings<br />

bekam er eine Geldbuße von 500 €, weil er gegen die soldatengesetzliche Zurückhaltungspflicht<br />

verstoßen hatte.<br />

blumpostille: Das erinnert etwas an Schule.<br />

Rose: Der Vergleich ist durchaus passend. Es gibt im Beamtenrecht ähnliche Regelungen wie bei der<br />

Bundeswehr. Allgemein kann man sagen, das Darmstädter Signal wird geduldet, wir werden aber als<br />

Dissidenten gesehen, es bedeutet EDEKA.<br />

blumpostille: ???<br />

Rose: Ende der Karriere! Dort mitzumachen wirkt als Karriereknicker.<br />

blumpostille: Von Ihnen stammt folgendes Zitat, mit dem Sie auf eine Drohung im Internet reagiert<br />

haben: „Seit Ende des Kalten Krieges wird versucht, einen traditionalistischen Kämpferkult in der<br />

Bundeswehr zu etablieren. Vom Staatsbürger in Uniform wollen manche Kreise nichts mehr wissen.<br />

Der immer noch amtierende Inspekteur des Deutschen Heeres, Generalleutnant Hans-Otto Budde, fordert<br />

zum Beispiel lauthals den »archaischen Kämpfer«. Wenn man solche Latrinenparolen verkündet,die<br />

sich kaskadenartig durch alle Hierarchieebenen bis nach unten ergießen, braucht man sich<br />

nicht wundern, wenn dann auf unteren Ebenen, nicht nur in Calw (Standort des KSK), sondern auch in<br />

1 Ein Ukas war im Zarentum Russland und im Russischen Kaiserreich ein Erlass der zaristischen<br />

und kaiserlichen Regierung bzw. der orthodoxen Kirchenführung (Patriarch) mit Gesetzeskraft.<br />

Weitere Übersetzungen sind „Edikt“ oder „Dekret“.<br />

<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> <strong>2012</strong> – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


Coesfeld und anderswo, diese Kloaken entstehen.“ Quelle: www.agfriedensforschung.de/themen/Bundeswehr/rose5.html<br />

26<br />

Dokumentation einer Drohmail an Herrn Rose:<br />

Guten Tag Herr Rose,<br />

durch Zufall bin ich über die Seite des DS gestoßen.<br />

Mit Befremden registriere ich die strukturelle Ausrichtung Ihrer<br />

Vorfeldorganisation und distanziere mich als deutscher Offizier entschieden<br />

von diesem linken Zeitgeistkonglomerat uniformierter Verpflegungsempfänger.<br />

Nicht die Kritik an kritikwürdigen Themenfeldern kritisiere ich, sondern<br />

die Intention und Diktion dahinter.<br />

Sie wissen was ich meine und sie wissen auch, dass sie nicht das Sprachrohr<br />

einer, unserer Armee sind.<br />

Ich beurteile sie als Feind im Inneren und werde mein Handeln daran<br />

ausrichten, diesen Feind im Schwerpunkt zu zerschlagen.<br />

Die Phase des 68er Marsches ist beendet, kehren Sie um in den Gulag der<br />

politischen Korrektheit oder in die Sümpfe des Steinzeitmarxismus, dem Sie<br />

entkrochen sind.<br />

Sie werden beobachtet, nein nicht von impotenten instrumentalisierten<br />

Diensten, sondern von Offizieren einer neuen Generation, die handeln<br />

werden, wenn es die Zeit erforderlich macht.<br />

Somit verbleibe ich mit vorzüglicher Geringschätzung und trefflicher<br />

Erheiterung in der Betrachtung Ihrer weiteren operativen Unfähigkeit.<br />

Kaufhold, Daniel<br />

Hauptmann<br />

Rose: Die Drohung stammte von einem KSK 2 -Hauptmann, der dafür nur eine Rüge erhielt, ich für das<br />

Zitat eine Geldbuße.<br />

blumpostille: Es ist sprachlich aber sehr schön. Bekommen Sie erneut Ärger, wenn wir es wieder<br />

abdrucken?<br />

Rose: Das fand ich auch. Das Zitat ist im „Freitag“ und im „Spiegel“ mehrfach abgedruckt worden, außerdem<br />

habe ich die Geldbuße bereits bezahlt, also kein Problem – Sie zitieren ja lediglich aus Beiträgen<br />

Dritter.<br />

Ich will aber nicht nur schlecht über die Bundeswehr reden, im Gegenteil. Mein Vater war Jagdflieger,<br />

daher war ich von Kind auf fasziniert von allem, was fliegt. Ich war an einer Bundeswehr-Uni und habe<br />

dort Pädagogik studiert, deshalb meine zweite Bezeichung Diplom-Pädagoge. Ich war später dann bei<br />

der Flugabwehr, also an der Speerspitze des Kalten Krieges, und danach an der Akademie für psychologische<br />

Verteidigung. Ich habe auch Jugendoffiziere ausgebildet.<br />

blumpostille: Sind Sie noch im aktiven Dienst?<br />

Rose: Nein, ich wurde inzwischen wegen einer „Anpassungsstörung“ bei Kürzung der Bezüge vorzeitig<br />

in den Ruhestand versetzt. Ich kann mit dieser Anpassungsstörung gut leben, ich habe in der Tat Probleme<br />

mich mit dem gängigen Bellizismus anzufreunden, der meines Erachtens ein Widerspruch zu Art.<br />

26 und Art. 87 des Grundgesetzes ist, gemäß denen die Bundeswehr eine Verteidigungsarmee sein<br />

soll.<br />

2 Kommando Spezialkräfte, Elitekorps der Bundeswehr<br />

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27<br />

blumpostille: Was ist Ihre Kritik an der gegenwärtigen Sicherheitspolitik der Bundesregierung?<br />

Rose: Die Bundeswehr entwickelt sich seit der rot-grünen Koalition von der Defensiv-Armee zu einem<br />

Instrument der gewaltsamen Durchsetzung von globalen Interessen, u.a. zur Rohstoffsicherung. Internationale<br />

Einsätze dürfen nicht ohne völkerrechtliche Grundlagen erfolgen. Dies aber war 1999 in Jugoslawien<br />

der Fall und begann mit den Lügen der Minister Scharping und Fischer gegenüber dem<br />

Bundestag. Das Wort von der „humanitären Katastrophe“ war nicht nur eine sprachliche Katastrophe,<br />

sondern eben auch eine Lüge. Dies wiederholte sich zwei Jahre später, als die Bundeswehr das KSK<br />

ohne völkerrechtliches Mandat nach Afghanistan schickte. Ich habe mich später dann geweigert, am<br />

Einsatz von TORNADO-Kampfflugzeugen in Afghanistan mitzuwirken. Bei diesem vorgeblichen „Krieg<br />

gegen den Terror“ gab es sehr viele Opfer bei der afghanischen Bevölkerung, die ja eigentlich geschützt<br />

werden sollte. Darüber sieht man übrigens nichts in den Medien, es gibt mittlerweile hier eine<br />

Zensur.<br />

blumpostille: Die Jugendoffiziere der Bundeswehr, die an die Schulen geschickt werden, sollen<br />

genau diese Politik gegenüber den Jugendlichen vertreten?<br />

Rose: Das stimmt natürlich. Das ist ihr Auftrag. Deshalb sollten Lehrkräfte sich nicht zurücklehnen und<br />

den Jugendoffizieren freie Bahn lassen, sondern die Diskussion kritisch begleiten und deutlich machen,<br />

welche Interessen die Jugendoffiziere vertreten. Durch die Verkürzung der Schulzeit sind aber die Freiräume<br />

für solche Diskussionen immer mehr eingeengt worden. Das ist bedauerlich.<br />

blumpostille: Sie haben sich bereits 1997 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für die<br />

Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht eingesetzt und wurden dafür strafversetzt.<br />

Jetzt wurde sie offiziell abgeschafft. Ist das nicht ein weiterer Schritt weg von der Defensiv-Armee?<br />

Rose: Es handelt sich um einen Mythos aus der Kaiserzeit, in der die SPD danach<br />

trachtete, das Militär zu „sozialdemokratisieren“, das Gegenteil aber trat ein:<br />

Die Armee machte aus Sozialdemokraten Soldaten. Es handelt sich um einen<br />

Traum der Wehrpflicht-Romantiker. In keinem Wirtschaftsunternehmen entscheiden<br />

die einfachen Mitarbeiter – und in der Armee entsprechen denen die Wehrpflichtigen.<br />

Die Wehrpflichtigen sind eher das Kanonenfutter, wie die Wehrpflichtigen<br />

in der US-Armee im Vietnamkrieg; die Wehrpflicht in den USA wurde nämlich<br />

erst nach dem Vietnamkrieg abgeschafft. Es kommt vielmehr auf die politische Kontrolle an.<br />

Eine Freiwilligen-Armee ist parlamentarisch viel besser kontrollierbar als eine Wehrpflicht-<br />

Armee. Da herrscht nämlich eher der Mechanismus: Intelligenz verweigert, Dummheit dient.<br />

Wichtiger wäre es, das Prinzip der «Inneren Führung» weiterzuentwickeln, z.B. Ausschreibung<br />

von Dienstposten, mehr freie Meinungsäußerung, womit ich nicht den herrschaftsfreien Diskurs<br />

im Schützengraben meine. Ende der 80er Jahre wurde hierüber auch in der Zeitung „Truppenpraxis“<br />

der Bundeswehr debattiert, es ging um das neue Selbstverständnis der Soldaten nach<br />

dem Ende des kalten Krieges unter dem Titel: „Ernstfall Friede – Ernstfall Krieg? Rekonstruktion<br />

und Dokumentation eines Diskurses um soldatisches Selbstverständnis und Innere Führung“.<br />

Übrigens, um einem gängigen Vorurteil entgegenzutreten: In der Bundeswehr ist mittlerweile die<br />

Mehrheit sicher eher konservativ bis national-konservativ, aber nicht rechtsradikal. Von solchen<br />

Leuten trennt man sich bei den Berufssoldaten relativ schnell, da dies extrem rufschädigend ist.<br />

Bei den Wehrpflichtigen sieht das z.T. anders aus, da geht das nicht so einfach. Ein weiteres<br />

Argument für eine Freiwilligenarmee. Sorge muss man aber eher über das Bild des Kämpferkultes<br />

mit militärischer Professionalität haben.<br />

blumpostille: Haben Sie die Diskussion bei Günther Jauch am letzten Sonntag gesehen?<br />

Rose: Ich fand die Argumentation z.T. perfide. Die Trauer und das Mitgefühl über die Opfer unter<br />

den Soldaten wird instrumentalisiert für die Zustimmung zu einer Politik, die im Gegensatz zu<br />

Grundgesetz und z.T. Völkerrecht steht, in dem man Kriegerdenkmäler errichtet und Veteranentage<br />

abhält. Eigentlich sind diejenigen für die Opfer unter den Soldaten - und nicht zu vergessen<br />

unter der Zivilbevölkerung - verantwortlich, die solche grundgesetzwidrige Einsätze veranlassen.<br />

blumpostille: Herr Rose, ich bedanke mich herzlich für das interessante Gespräch, bei<br />

dem ich viel gelernt habe. Ich habe große Hochachtung vor Ihrer Zivilcourage.<br />

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<strong>Blum</strong>postille 26 – <strong>Juni</strong> 201 <strong>2012</strong> 0 2 – Mitteilungsblatt des Fördervereins des <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s


«Europas Schande»<br />

"Als Schuldner nackt an den Pranger gestellt":<br />

Schriftsteller Günter Grass verteidigt Griechenland.<br />

© Marcus Brandt/DPA<br />

29<br />

BERLIN/DPA. In seinem neuen Gedicht „Europas<br />

Schande“ kritisiert Schriftsteller Günter<br />

Grass die europäische Griechenland-Politik.<br />

Die Nachrichtenagentur dpa dokumentiert,<br />

das am Samstag in der „Süddeutschen Zeitung“<br />

erschienene Gedicht:<br />

„Europas Schande“ von Günter Grass<br />

„Dem Chaos nah, weil dem Markt nicht gerecht, bist fern Du dem Land, das die Wiege<br />

Dir lieh.<br />

Was mit der Seele gesucht, gefunden Dir galt, wird abgetan nun, unter Schrottwert taxiert.<br />

Als Schuldner nackt an den Pranger gestellt, leidet ein Land, dem Dank zu schulden Dir<br />

Redensart war.<br />

Zur Armut verurteiltes Land, dessen Reichtum gepflegt Museen schmückt: von Dir gehütete<br />

Beute.<br />

Die mit der Waffen Gewalt das inselgesegnete Land heimgesucht, trugen zur Uniform<br />

Hölderlin im Tornister.<br />

Kaum noch geduldetes Land, dessen Obristen von Dir einst als Bündnispartner geduldet<br />

wurden.<br />

Rechtloses Land, dem der Rechthaber Macht den Gürtel enger und enger schnallt.<br />

Dir trotzend trägt Antigone Schwarz und landesweit kleidet Trauer das Volk, dessen<br />

Gast Du gewesen.<br />

Außer Landes jedoch hat dem Krösus verwandtes Gefolge alles, was gülden glänzt gehortet<br />

in Deinen Tresoren.<br />

Sauf endlich, sauf! schreien der Kommissare Claqueure, doch zornig gibt Sokrates Dir<br />

den Becher randvoll zurück.<br />

Verfluchen im Chor, was eigen Dir ist, werden die Götter, deren Olymp zu enteignen<br />

Dein Wille verlangt.<br />

Geistlos verkümmern wirst Du ohne das Land, dessen Geist Dich, Europa, erdachte.“<br />

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Die Kompetenzecke<br />

Vernetzung der Weltkirchlichen Arbeit im Erzbistum Berlin<br />

Unser Ziel ist, ein Kompetenz-Netzwerk für weltkirchliche Anliegen im Erzbistum<br />

Berlin aufzubauen.<br />

Möglichkeiten Ihrer Mitwirkung:<br />

30<br />

– Sie waren oder sind im Ausland tätig und wollen von Ihren Erfahrungen<br />

berichten?<br />

Gerne vermitteln wir Sie an Schulen, Gemeinden oder andere Interessenten. Vielleicht<br />

interessiert Sie unser Treffpunkt: „Insiders Insight“. Bitte nehmen Sie Kontakt<br />

auf mit: Johannes Holz<br />

Sie wollen als Referentin oder Referent<br />

vermittelt werden<br />

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31<br />

Zu guter Letzt werden wir auch dieses Mal nicht müde um Ihre E-Mail Adressen<br />

zu bitten. Es liegt nicht in unserer Absicht Sie mit Werbe-E-mails oder<br />

ähnlichem zu drangsalieren. Der Förderverein würde nur allzu gerne von<br />

Ereignissen und Veranstaltungen die Schule betreffend zeitnah informieren<br />

und auf aufwendiges Briefe-Eintüten und Briefmarken-Lecken verzichten,<br />

dieses Geld kann wahrlich sinnvoller eingesetzt werden. Deswegen appellieren wir<br />

nochmals an Sie uns Ihren elektronischen Briefkasten unter unten genannter Adresse<br />

zugänglich zu machen.<br />

Herausgeber und V.i.S.d.P: Förderverein der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Oberschule<br />

Konto: Förderverein d. RBS, Deutsche Bank<br />

BLZ: 100 700 24<br />

Kto.-Nr.: 329 80 15<br />

Kontakt: Sekretariat der <strong>Robert</strong>-<strong>Blum</strong>-Oberschule<br />

Kolonnenstr. 21,<br />

10829 Berlin<br />

Tel.: 90277 – 7172 / -7823<br />

Ulrike Middelhoff oder über:<br />

foerderverein-rbs@gmx.de<br />

Für Fragen und Anregungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung<br />

Adressaten für Schelte und Dank:... die Schlussredaktion: T. Schmidt,<br />

das Lektorat übernahm in Windeseile wieder Jörn Gündel. Sollten sich doch noch Fehler<br />

eingeschlichen haben, nimmt der Schlussredakteur alle Schuld auf sich!<br />

Unsere Druckerei – wie immer blitzschnell und gut:<br />

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32<br />

RRäumlichkeiten für private und geschäftliche Anlässe für maximal 30 Perso-<br />

nnen können - auch außerhalb der Geschäftszeiten - gebucht werden.<br />

Öffnungszeiten: Mo-Sa: 6:00 – 18:00 Uhr, So: 7:00 – 18:00 Uhr Sitzplätze im Vorgarten<br />

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