September 2013 - Anwalt aktuell
September 2013 - Anwalt aktuell
September 2013 - Anwalt aktuell
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06/13 – <strong>September</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong><br />
Das Magazin für erfolgreiche Juristen und Unternehmen<br />
www.anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />
„ Entscheidend<br />
ist die notwendige<br />
Empathie für die<br />
Betroffenen!”<br />
Scheidungsspezialist<br />
Dr. Alfred Kriegler<br />
Seite 4/5<br />
P.b.b. Verlagsort 5020 Salzburg GZ 02Z030577 M<br />
© manihausler <strong>2013</strong><br />
<strong>Anwalt</strong>stag <strong>2013</strong><br />
Vorab im Interview ÖRAK-<br />
Präsident Dr. Rupert Wolff 7<br />
Pseudonyme<br />
im Rechtsverkehr und der<br />
Verbrauchergerichtsstand 22<br />
Das Glück dieser Erde<br />
Mag. Simone Scheiblauer<br />
über Sport und Beruf 31
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www.anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />
Editorial<br />
Betrifft: Psychisch<br />
krank hinter Gittern<br />
Cover-Story<br />
„Entscheidend ist die notwendige<br />
Empathie für die Betroffenen!”<br />
Scheidungsexperte RA Dr. Alfred Kriegler . . . . . . . . . . . . 4-5<br />
Hot Spots. Juristen & Kanzleien . . . . . . . . . . . . . . . . 6/18<br />
Brief aus New York.<br />
Stephen M. Harnik: Begging your Pardon . . . . . . . . . . . . 8-9<br />
Meinung<br />
Dietmar Dworschak: Abgesandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Jugendstrafvollzug<br />
Psychisch krank hinter Gittern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Rotary<br />
Rotary-Governor Dr. Peter Posch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Bücher news . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15/24/25<br />
Recht GEMISCHT<br />
Dr. Bernhard Kall: Update Vergaberecht . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
Dr. Hans-Jörg Vogl:<br />
Lebensversicherungen als Veranlagungsprodukt . . . . . . . . . . 26<br />
Dr. Bernhard Steindl, Mag. Florian Pum:<br />
Fotografierverbot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
Hipfl & Singer: Asyl Leben in der Warteschleife . . . . . . . . . 32<br />
RAK Wien<br />
Gleiches Stimmrecht für Rechtsanwaltsanwärter . . . . . . . . 19<br />
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Effizienzgewinn mit WinCaus.net . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/20-21<br />
Konzert-tipp<br />
Wien im Rosenstolz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
Österreichisch-Spanische Juristenvereinigung (ÖSJV) . . . . . . 28<br />
European Law Institute<br />
Projektkonferenz und Generalversammlung <strong>2013</strong> . . . . . . . . 30<br />
Bundesverwaltungsgericht<br />
Countdown läuft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
WARTEZIMMER. Themen zum Weiterdenken . . . . . . . . . 34<br />
Manchmal fragt man sich, ob Richter und Parlamentarier<br />
in Österreich überhaupt Zeitung lesen. Würden sie dies<br />
nämlich tun, begegneten sie Berichten und Zahlen, die sich<br />
auf ihr tägliches Verhalten auswirken müssten.<br />
Was denkt sich ein Jugendrichter, wenn er z.B. einen<br />
15-Jährigen verknackt, wohl wissend, was sich hinter den<br />
entsprechenden Mauern tut. Was denken sich Justizministerin,<br />
Sektionschefs und Parlamentarier, die die Rahmenbedingungen<br />
für die Urteile und die nachfolgende Justizbehandlung<br />
schaffen<br />
Dass im österreichischen Jugendstrafvollzug der Wurm<br />
drin ist, wissen wir spätestens seit jenem spektakulären Fall<br />
in Wien, in dessen Nachbereitung wir die soziale Intelligenz<br />
der Justizministerin näher kennenlernen durften.<br />
Doch anstelle einer notwendigen breiten grundsätzlichen<br />
Diskussion über die Verhältnisse wird jetzt Banalwahlkampf<br />
gemacht und in den Medien lieber über Fränks<br />
Jahrmarktsprüche berichtet als von den Leiden hinter<br />
Gefängnismauern.<br />
Die Alternative zum Wegschauen finden Sie auf<br />
dieses Magazins. Zwei Salzburger Psychiater weisen darauf<br />
hin, dass 90 % der Jugendlichen, die man einsperrt,<br />
psychisch krank sind. Spätestens dieser Befund sollte die<br />
Verantwortlichen in Justiz und Legislative aufwecken.<br />
Apropos Weckruf: Österreich ist beim Einsperren, nicht nur<br />
von Jugendlichen, Europa-Spitze! Während in Nordeuropa<br />
rund 60 Menschen pro 100.000 im Häfen verschwinden,<br />
sind es in der Schweiz 76, in Deutschland 85 und bei<br />
uns .<br />
Wie man sieht, hat Österreich durchaus auch seine ungemütlichen<br />
Seiten.<br />
Dietmar Dworschak<br />
Medieninhaber und für den Inhalt verant wortlich:<br />
Dworschak & Partner KG, 5020 Salzburg, Österreich,<br />
Linzer Bundesstraße 10, Tel.: +43/(0) 662/651 651, Fax: DW -30<br />
Büro Wien: 1010 Wien, Tuchlauben 13, Tel.: +43/(0)1/533 66 33<br />
Email: office@anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />
Internet: www.anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />
Herstellung: Druckerei Roser, 5300 Hallwang<br />
Auflage: 30.000 Exemplare<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong><br />
Das Magazin für erfolgreiche Juristen und Unternehmen<br />
Herausgeber & Chefredakteur:<br />
Dietmar Dworschak dd@anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />
Verlagsleitung:<br />
Beate Haderer beate.haderer@anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />
Grafik & Produktion:<br />
Othmar Graf<br />
graf@anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />
<strong>Anwalt</strong> <strong>aktuell</strong> ist ein unabhängiges Magazin zur Information über <strong>aktuell</strong>e Entwicklungen der Gesetzgebung und Rechtsprechung<br />
in Österreich. Namentlich gekennzeichnete Gastbeiträge müssen nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />
3
Titel Story<br />
„ Entscheidend ist die notwendige<br />
Empathie für die Betroffenen!”<br />
Statt „Scheidungskrieg“ sucht Dr. Alfred Kriegler die jeweils optimale<br />
Lösung für die Betroffenen<br />
© manihausler <strong>2013</strong><br />
Im Gespräch mit ANWALT AKTUELL Herausgeber Dietmar Dworschak freut sich Scheidungsexperte RA Dr. Alfred<br />
Kriegler (rechts) über die Weiterempfehlung durch die Kollegenschaft: „Sie geben Scheidungswilligen den Rat, gleich zu<br />
mir zu gehen, weil sie mir auf meinem Spezialgebiet die nötige Expertise zutrauen.“<br />
AA: Wenn man sich das<br />
jährliche Format-Ranking,<br />
Abteilung Scheidungsanwälte,<br />
anschaut, stehen<br />
sie immer ganz vorne.<br />
Wie stolz macht diese<br />
Bewertung<br />
Dr. Kriegler: Ich glaube, dass<br />
so etwas zwar nützlich fürs<br />
Geschäft ist, doch es kommt<br />
auf wesentlichere Dinge an.<br />
Als entscheidend für eine erfolgreiche<br />
Tätigkeit in meinem<br />
Kernbereich sehe ich, die<br />
notwendige Empathie für die<br />
Betroffenen zu haben. Daneben<br />
mache ich die Erfahrung,<br />
dass es Spaß machen muss,<br />
Menschen zu helfen und ihnen<br />
durch meine Beratung<br />
neue Lebensperspektiven zu<br />
eröffnen.<br />
AA: Haben Sie schon<br />
einmal erfasst, aus<br />
welchen Bereichen der<br />
Gesellschaft Ihrer Klientinnen<br />
und Klienten<br />
stammen<br />
Dr. Kriegler: Tiefschürfende<br />
soziologische Studien kann ich<br />
hier nicht vorweisen, doch haben<br />
wir quer durch alle gesellschaftlichen<br />
Schichten ein Klientel<br />
– vom Industriellen bis<br />
zur Krankenschwester, vom<br />
Bauern bis zum Minister.<br />
AA: Sie bemerken also<br />
keine abschreckende<br />
Eintrittsschwelle, Sie<br />
heißen alle „Beladenen”<br />
willkommen<br />
Dr. Kriegler: Jeder Klient, der<br />
sich ein Mindestmaß an anwaltlicher<br />
Beratung leisten<br />
kann, ist willkommen. Uns ist<br />
keine Causa zu groß, aber<br />
auch keine zu klein.<br />
AA: Als Buchautor und<br />
Mitautor internationaler<br />
Standardwerke sind Sie<br />
mehrfach in Erscheinung<br />
getreten. Gerade erscheint<br />
Ihr Scheidungsratgeber<br />
für Männer neu.<br />
Sind Scheidungsmänner<br />
Ihr Hauptgeschäft<br />
Frau Magister Grain-Jeschke<br />
steht Dr. Alfred Kriegler seit<br />
15 Jahren in der Beratung und<br />
Betreuung Scheidungswilliger<br />
zur Seite<br />
Dr. Kriegler: Nein, das hat<br />
sich eigentlich zufällig ergeben,<br />
nachdem ein Scheidungsratgeber<br />
für Frauen bereits erschienen<br />
ist. Ich würde meine<br />
Kanzlei, um es auf den Punkt<br />
zu bringen, als „Menschenanwälte“<br />
bezeichnen. Der<br />
Mensch steht im Mittelpunkt!<br />
Unser Team ist so aufgebaut:<br />
Wer einen Mann will, hat<br />
mich, für Klientinnen und Klienten,<br />
die sich lieber von einer<br />
Frau beraten und vertreten<br />
lassen, steht seit 15 Jahren<br />
meine Kollegin, Frau Mag.<br />
Grain-Jeschke, zur Verfügung.<br />
Ich glaube aber, dass die<br />
Qualität und nicht das Geschlecht<br />
eines Rechtsvertreters<br />
das Entscheidende ist. Da<br />
jedoch auch die Chemie zwischen<br />
Rechtssuchendem und<br />
Rechtsberater stimmen muss,<br />
gibt es bei uns diese Wahlmöglichkeit.<br />
AA: Scheidung ist ja<br />
tendenziell nicht gerade<br />
eine elegante Angelegenheit.<br />
Wie legen Sie’s an,<br />
dass man am Ende nicht<br />
von „Scheidungskrieg”<br />
reden muss<br />
Dr. Kriegler: Unter professioneller<br />
Beratung verstehe ich,<br />
die Emotionen so gut wie<br />
4<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
Titel Story<br />
möglich im Griff zu behalten<br />
und möglichst nicht ausufern<br />
zu lassen. Es gibt bei Scheidungen<br />
keine Gewinner. Es<br />
gibt nur Lösungen. Man muss<br />
versuchen, aus den teilweise<br />
traurigen Gegebenheiten das<br />
Beste zu machen.<br />
AA: Gibt es klassische<br />
Scheidungsmotive, die<br />
wiederkehren oder die<br />
Statistik gar dominieren<br />
Dr. Kriegler: Der mit Abstand<br />
wichtigste Scheidungsgrund<br />
ist, dass die Ehegatten nicht<br />
an ihrer Beziehung gearbeitet<br />
haben und zu wenig miteinander<br />
kommunizieren. Das<br />
führt dazu, dass man sich<br />
voneinander abwendet. Der<br />
Auslöser, dass dann der Scheidungsgedanke<br />
entsteht, ist<br />
meist ein Dritter. Im Grunde<br />
sind aber wesentlich die beiden<br />
Ehepartner Schuld, die es<br />
so weit haben kommen lassen.<br />
AA: Wie wichtig oder<br />
interessant ist das Ausland<br />
für Ihre Tätigkeit<br />
als Scheidungsanwalt<br />
Dr. Kriegler: Es ist sicher ein<br />
Vorteil, dass ich in fünf Sprachen<br />
verhandlungssicher bin.<br />
Natürlich gibt es bei jenen<br />
Causen, die ich grenzüberschreitend<br />
betreue, einen Österreichbezug.<br />
In solchen Fällen<br />
werde ich sehr oft aus dem<br />
Ausland kontaktiert.<br />
AA: Es heißt immer<br />
wieder, dass der <strong>Anwalt</strong><br />
neue Klienten vor allem<br />
durch Weiterempfehlung<br />
bekommt. Trifft dies auf<br />
Sie zu<br />
Dr. Kriegler: Ich stelle fest,<br />
dass mich ehemalige Klienten<br />
und Bekannte der Rechtssuchenden<br />
weiterempfehlen.<br />
Genauso wichtig ist die Weiterempfehlung<br />
durch Kollegen.<br />
Das freut mich sehr. Sie<br />
geben Scheidungswilligen den<br />
Rat, gleich zu mir zu gehen,<br />
weil sie mir auf meinem Spezialgebiet<br />
die nötige Expertise<br />
zutrauen und ich ihnen auch<br />
keine Klienten wegnehme, da<br />
Scheidungsfälle keine Dauerkundschaften<br />
sind.<br />
AA: Eine durchaus zeitaufwändige<br />
Tätigkeit haben<br />
Sie sich mit der Europa-<br />
Präsidentschaft der<br />
Internationalen Vereinigung<br />
der Scheidungsanwälte<br />
(IAML) aufgeladen.<br />
Der von Ihnen im Juni in<br />
Salzburg organisierte<br />
Kongress war ein großer<br />
Erfolg. Wie funktioniert<br />
internationale Vernetzung<br />
am Beispiel dieser Organisation<br />
Dr. Kriegler: So eine internationale<br />
Vernetzung ist heutzutage<br />
ein Um und Auf, weil der<br />
Kontakt zu einer ausländischen<br />
Rechtsordnung immer<br />
häufiger wird. Es geht immer<br />
öfter darum, zu vergleichen,<br />
in welchem Land gegebenenfalls<br />
die günstigen Bedingungen<br />
für ein Scheidungsverfahren<br />
bestehen. Um dies<br />
vergleichen und beurteilen zu<br />
Der von Dr. Alfred Kriegler im Juni in Salzburg organisierte Kongress<br />
der Internationalen Vereinigung der Scheidungsanwälte (IAML) war<br />
gleichermaßen eine wichtige Network-Veranstaltung wie ein glänzendes<br />
gesellschaftliches Ereignis.<br />
Dr. Kriegler hält es für wesentlich, im Verlauf der Scheidung beruhigend<br />
und professionell zu agieren: „Es gibt bei Scheidungen keine<br />
Gewinner. Man muss versuchen, aus den teilweise traurigen Gegebenheiten<br />
das Beste zu machen.”<br />
können brauchen Sie eben<br />
den regelmäßigen Kontakt<br />
mit Spezialisten in den verschiedensten<br />
Ländern.<br />
Die IAML hat mir die Möglichkeit<br />
geboten, jahrelang mit<br />
Kolleginnen und Kollegen in<br />
der ganzen Welt gute fachliche<br />
Beziehungen aufbauen zu<br />
können. So kann ich mich im<br />
Bedarfsfall auf sehr viele internationale<br />
Partner verlassen,<br />
bei denen ich weiß, dass<br />
ihre Expertise auch stimmt.<br />
AA: Sie selbst führen eine<br />
Vorzeige-Ehe und können<br />
stolz auf zielstrebig<br />
heranwachsende Kinder<br />
blicken. Wie schwer oder<br />
leicht ist aus einer solchen<br />
Idylle der Blick auf das<br />
Thema Scheidung<br />
Dr. Kriegler: Meine Familie<br />
ist für mich eine Kraftquelle.<br />
Andererseits verstehe ich meinen<br />
Beruf aber auch als Memento<br />
für mich, laufend selbst<br />
an meiner Beziehung zu arbeiten,<br />
da eine gute Ehe nicht<br />
automatisch entsteht, sondern<br />
vor allem verlangt, dass man<br />
Zeit in die Partnerschaft investiert.<br />
AA: Herr Dr. Kriegler,<br />
danke für das Gespräch.<br />
Dr. Alfred Kriegler<br />
Rechtsanwalt<br />
Hoher Markt 1, 1010 Wien<br />
Tel: +43 (0)1 533 42 65<br />
Fax: +43 (0)1 533 42 65-4<br />
www.divorce.at<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />
5
HOT SPOTS<br />
Hot Spots. Juristen & Kanzleien<br />
CHSH zu Gast an der Vasile Goldis Universität Arad<br />
Hon.-Prof. Dr. Irene Welser und Univ.-Prof. DDr. Peter Lewisch<br />
folgten der Einladung der Vasile Goldis Universität Arad nach<br />
Rumänien und waren als Vortragende im Rahmen der dort<br />
heuer erstmals unter der Federführung von Dekan Univ-Prof.<br />
Dr. Christian Alunaru organisierten Summer School zwischen<br />
8. und 11. Juli <strong>2013</strong> zu Gast.<br />
Hon.-Prof. Dr. Irene Welser referierte an der Summer School<br />
über „New Trends in European Arbitration“. Hon.-Prof. Dr. Irene<br />
Welser ist seit vielen Jahren auch als Schiedsrichterin in nationalen<br />
und internationalen Schiedsverfahren aktiv, Mitherausgeberin<br />
des alljährlich erscheinenden „Austrian Yearbook on International<br />
Arbitration“ sowie Autorin zahlreicher Publikationen<br />
zum Thema Schiedsgerichtsbarkeit.<br />
Univ-Prof. DDr. Peter Lewisch, der seit 2011 Universitätsprofessor<br />
für Strafrecht und Strafprozessrecht am Institut für Strafrecht<br />
und Kriminologie der Juridischen Fakultät Wien ist, widmete<br />
sich mit seinem Vortrag dem Thema „Current issues of<br />
European Anti-Trust Law: Abuse of dominant market position<br />
and state aid“.<br />
Diese <strong>aktuell</strong>en Vorträge stießen nicht nur bei den zahlreichen<br />
Studierenden, Rechtsanwälten und Richtern, die an der Summer<br />
School teilnahmen, auf Begeisterung, sondern auch die<br />
Lokalpresse berichtete umfassend, was auch live TV-Interviews<br />
mit Frau Hon.-Prof. Dr. Irene Welser und Univ.-Prof. DDr. Peter<br />
Lewisch belegen.<br />
„Wir freuen uns, dass unser CEE-Engagement nun auch in der<br />
Lehrtätigkeit an renommierten ausländischen Universitäten<br />
seinen Niederschlag findet. Die Reaktionen der rumänischen<br />
Kollegen waren besonders positiv und zeigen, dass gerade die<br />
von uns gewählten Themen in CEE auf enormes Interesse in der<br />
Praxis stoßen.“<br />
www.chsh.com<br />
Roman Rericha wird Partner bei<br />
Brandl & Talos Rechtsanwälte<br />
Der auf Wirtschaftsrecht spezialisierte<br />
Rechtsanwalt Roman Rericha ist seit 2010<br />
für Brandl & Talos tätig. Seine Beratungsschwerpunkte<br />
liegen in den Bereichen Gesellschafts-<br />
und Kapitalmarktrecht sowie<br />
in der Begleitung von M&A-Transaktionen.<br />
Zudem berät Rericha Projektentwickler,<br />
Kraftwerksbetreiber und Kreditinstitute bei der Umsetzung<br />
von Projekten im Bereich der Erneuerbaren Energie. Vor<br />
seiner Tätigkeit bei Brandl & Talos war Rericha in zwei international<br />
tätigen Rechtsanwaltskanzleien aktiv. Er absolvierte an<br />
der Universität Wien das Studium der Rechtswissenschaften<br />
und der Internationalen Betriebswirtschaftslehre.<br />
Thomas Talos, Gründungspartner der Kanzlei: „Wir freuen uns<br />
sehr, dass wir Roman Rericha als Partner gewinnen konnten. Er<br />
ist ein exzellenter <strong>Anwalt</strong>, dessen Arbeit, Einsatz und Expertise<br />
von unseren Mandanten sehr geschätzt werden. Auf diese Weise<br />
setzen wir unseren Weg des kontinuierlichen Wachstums<br />
und der fachlichen Weiterentwicklung der Kanzlei fort.“<br />
Rericha ist Autor zahlreicher Publikationen in einschlägigen<br />
Fachzeitschriften und gefragter Vortragender bei diversen Fachseminaren.<br />
www.btp.at<br />
Baker & McKenzie berät Toshiba<br />
bei der cyberGRID Akquisition<br />
Die internationale <strong>Anwalt</strong>skanzlei Baker &<br />
McKenzie hat die Toshiba Corporation, einen<br />
weltweit führenden japanischen Technologiekonzern,<br />
beim Erwerb einer 76%<br />
Beteiligung an cyberGRID GmbH beraten.<br />
Mit der Investition verstärkt Toshibas<br />
Smart Community Sparte ihre Position in Dr. Gerhard Hermann<br />
Europa, wo Fortschritte in der Einführung<br />
erneuerbarer Energien auch einen<br />
Bedarf nach optimalem Energie-Management nach sich zieht,<br />
was eine stabile Energieversorgung sicherstellt.<br />
cyberGRID GmbH bietet neuartige Lösungen im Bereich Demand<br />
Response, womit Energie-Erzeugung und Nachfrage optimal<br />
ausgeglichen werden, durch Virtual Power Plant (VPP)<br />
an, wobei die Elektrizitäts-Nachfrage aus einer Vielzahl an<br />
Quellen versorgt wird.<br />
Gerhard Hermann, Partner bei Baker & McKenzie, und Wendelin<br />
Ettmayer, Senior Associate bei Baker & McKenzie, verweisen<br />
auf einen eindrucksvollen Track Record der Kanzlei an Transaktionen<br />
in der High-Tech Industrie. Allein im Jahr <strong>2013</strong> haben die<br />
beiden im High-Tech Bereich neben Toshiba auch Becton Dickinson<br />
und einen weiteren, weltweit führenden US-amerikanischen<br />
Softwareriesen bei bedeutsamen M&A Transaktionen in<br />
Österreich begleitet.<br />
www.dhplaw.at<br />
Neue Partnerin bei Schönherr:<br />
Alexandra Doytchinova<br />
Alexandra Doytchinova (37) wird neue<br />
Partnerin bei Schönherr. Die Expertin für<br />
Corporate/M&A sowie Projektentwicklungen<br />
mit Schwerpunkt Auslandsinvestitionen<br />
in CEE – hat seit 2004 das Schönherr<br />
Büro in Bulgarien aufgebaut und ist<br />
seitdem als Managing Partnerin in Sofia<br />
tätig.<br />
Doytchinova berät überwiegend ausländische und internationale<br />
Klienten bei ihrem Markteintritt und ihren Direktinvestitionen<br />
in Bulgarien. Sie war an bedeutenden M&A-Transaktionen,<br />
Unternehmensumstrukturierungen sowie der Gestaltung<br />
von Share und Asset Deals in Bulgarien und in der SEE Region<br />
beteiligt. Zu ihren Mandanten zählen führende internationale<br />
Unternehmen. Doytchinova beriet u.a. die RWE Power bei der<br />
geplanten Beteiligung an HPP Projekten in Mazedonien, die<br />
VTB Capital bei der Privatisierung von Bulgartabak, dem staatlichen<br />
Tabakverarbeiter und Zigarettenproduzenten und zuletzt<br />
die norwegische Telenor beim Erwerb von Globul, dem<br />
zweitgrößten Mobilfunkanbieter Bulgariens.<br />
Doytchinova studierte Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens<br />
Universität in Graz (Mag.iur.). Sie ist Mitglied der Rechtsanwaltskammer<br />
Wien und in Bulgarien als europäische Rechtsanwältin<br />
niedergelassen. Vor ihrem Eintritt bei Schönherr im<br />
Jahr 2002 war sie als Assistentin am Institut für Zivilrecht, Ausländisches<br />
und Internationales Privatrecht an der Universität<br />
Graz tätig. Doytchinova ist Gründungsmitglied des Kompetenzzentrums<br />
für Südosteuropa in Graz.<br />
www.schoenherr.eu<br />
6<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
ÖRAK<br />
<strong>Anwalt</strong>stag <strong>2013</strong> – Vorschläge für<br />
einen besseren Rechtsstaat<br />
Im Gespräch mit <strong>Anwalt</strong> Aktuell erläutert ÖRAK-Präsident Dr. Rupert Wolff<br />
seine Überlegungen zum diesjährigen <strong>Anwalt</strong>stag, der unmittelbar vor der<br />
Nationalratswahl in Klagenfurt stattfindet.<br />
<strong>Anwalt</strong> Aktuell: Herr Präsident,<br />
der Österreichische Rechtsanwaltskammertag<br />
hat soeben als Partner<br />
an den Alpbacher Rechtsgesprächen<br />
mitgewirkt und steht mit dem<br />
diesjährigen <strong>Anwalt</strong>stag in Klagenfurt<br />
kurz vor der nächsten juristischen<br />
Großveranstaltung.<br />
Wie wichtig sind diese in der<br />
justizpolitischen Arbeit<br />
Dr. Wolff: Sehr, sonst würden wir sie<br />
nicht ausrichten beziehungsweise uns<br />
daran beteiligen. Alpbach ist als Think<br />
Tank legendär. Die wieder belebten<br />
Rechtsgespräche entwickeln sich grundsätzlich<br />
gut, bedürfen vielleicht ein wenig<br />
mehr konkreter juristischer Aspekte,<br />
aber da werden wir uns in Zukunft noch<br />
stärker einbringen. Der jährliche <strong>Anwalt</strong>stag,<br />
der heuer in Kooperation mit<br />
der Rechtsanwaltskammer für Kärnten<br />
ausgerichtet wird, hat sich in den letzten<br />
Jahren zur standes- und justizpolitischen<br />
Veranstaltung der Rechtsanwälte schlechthin<br />
entwickelt. Hier werden Themen analysiert,<br />
diskutiert und beschlossen, mit<br />
denen die österreichische Rechtsanwaltschaft<br />
ihre Gesamtpolitik gestaltet.<br />
<strong>Anwalt</strong> Aktuell: Eine Gesamtpolitik,<br />
die immer mehr als eine der<br />
wichtigsten justizpolitischen<br />
Impulsgeber der Republik bezeichnet<br />
werden kann..<br />
Dr. Wolff: Schön, dass das so gesehen<br />
wird. Die österreichischen Rechtsanwälte<br />
sind bestrebt, die Rechtsstaatlichkeit zu<br />
wahren und zu fördern. Wir sind rechtskundige<br />
Bürger, die erkennen wo der<br />
Schuh drückt und unsere Geschäftsgrundlage<br />
ist schließlich auch der Rechtsstaat.<br />
Ohne Rechtsstaat kein Rechtsanwalt.<br />
Das führt dazu, dass wir gelegentlich<br />
von der Politik als unbequem wahrgenommen<br />
werden, gerade wenn wir bemüht<br />
sind, die Politik mit unangenehmen<br />
Fakten zu konfrontieren.<br />
<strong>Anwalt</strong> Aktuell: Was sind diese<br />
Fakten<br />
ÖRAK-Präsident<br />
Dr. Rupert Wolff<br />
Dr. Wolff: Diese Fakten sind zum Beispiel,<br />
dass unser Land sich mit oder ohne<br />
NSA-Zutun zu einem Überwachungsstaat<br />
entwickelt, wenn wir nicht gegensteuern<br />
indem etwa die seit 9/11 verschärften<br />
und neu geschaffenen Überwachungsgesetze<br />
von einer unabhängigen<br />
Expertenkommission, in der wir gerne<br />
mitarbeiten, evaluiert werden. Dass zwischen<br />
Staatsanwaltschaft und Verteidigung<br />
keine Waffengleichheit herrscht,<br />
insbesondere wenn man sich die Sachverständigen-Problematik<br />
vor Augen führt.<br />
Dass unsere Republik Gebühren gerne<br />
mit Zusatzsteuern verwechselt und viele<br />
Bürger aus Kostengründen bereits davor<br />
zurückschrecken, ihre Rechte wahrzunehmen.<br />
Dass jeder, der eine zivilgerichtliche<br />
Entscheidung braucht, gleichzeitig den<br />
Strafvollzug finanziert, für den er aber<br />
auch schon Steuern zahlt. Ein Strafvollzug,<br />
bei dem es in vielen Bereichen<br />
Optimierungsbedarf gibt. Optimierungsbedarf<br />
gibt es auch für die Untersuchungshaft,<br />
gerade wenn es um jugendliche<br />
Beschuldigte geht. Das ist nur ein<br />
Auszug der Fakten, die es notwendig machen,<br />
dass Rechtsanwälte gelegentlich<br />
„auf die Barrikaden steigen“.<br />
<strong>Anwalt</strong> Aktuell: Hilft das auch<br />
Sind Ihre Barrikadenersteigungen<br />
erfolgreich<br />
Dr. Wolff: Und wie! Ohne unser<br />
Einschreiten hätte man voriges<br />
Jahr die anwaltliche Verschwiegenheit<br />
und das Redaktionsgeheimnis<br />
durch die Hintertür faktisch<br />
ausgehebelt.<br />
Unsere „Watchdog“-Funktion mit<br />
gleichzeitiger medialer Präsenz<br />
hat das im letzten Moment verhindert.<br />
Genauso werden wir uns<br />
auch in Zukunft gegen jeden Versuch<br />
stemmen, Grundrechte zu<br />
beschädigen. Man sollte erkennen,<br />
dass wir stetig und streng<br />
nach rechtsstaatlichen Notwendigkeiten<br />
Justizpolitik machen,<br />
logischerweise nie nach parteilichen<br />
oder taktischen Gesichtspunkten.<br />
Ich bin als Präsident des Österreichischen<br />
Rechtsanwaltskammertages<br />
ausschließlich dem<br />
Rechtsstaat und der Kollegenschaft,<br />
für deren Wahrnehmungen<br />
und aktive Beteiligung ich<br />
mich übrigens bedanken darf,<br />
verpflichtet.<br />
<strong>Anwalt</strong> Aktuell: Der <strong>Anwalt</strong>stag<br />
in Klagenfurt findet kurz vor der<br />
Nationalratswahl statt. Werden Sie<br />
diese zeitliche Nähe für justizpolitische<br />
Forderungen nützen<br />
Foto: Wolfgang Kunasz<br />
Dr. Wolff: Wir werden im Rahmen des<br />
<strong>Anwalt</strong>stages unseren diesjährigen, umfassenden<br />
Tätigkeitsbericht präsentieren,<br />
aus dem sich zahlreiche Verbesserungsvorschläge<br />
an die Politik ableiten lassen.<br />
Natürlich werden wir diese Vorschläge<br />
für einen besseren Rechtsstaat entsprechend<br />
präsentieren. Als Rechtsanwälte<br />
sind wir verpflichtet, alles zu tun, was<br />
unseren Mandanten, also den Bürgern,<br />
dient. Dieser Verpflichtung kommen wir<br />
auch außerhalb der Gerichtssäle nach.<br />
Auch beim <strong>Anwalt</strong>stag in Klagenfurt.<br />
Ganz sicher.<br />
<strong>Anwalt</strong> Aktuell: Danke für das<br />
Gespräch.<br />
Informationen zum diesjährigen<br />
<strong>Anwalt</strong>stag sind online abrufbar<br />
unter: www.anwaltstag.at<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />
7
Brief aus New York | Stephen M. Harnik<br />
Begging your Pardon<br />
Über Gerechtigkeit und Billigkeit im Strafrecht der Vereinigten Staaten.<br />
Attorney General Eric<br />
Holder hielt bei der<br />
Jahrestagung der American<br />
Bar Association,<br />
welche am 12. August <strong>2013</strong><br />
stattfand, eine eindrucksvolle<br />
Rede über den Zustand des<br />
amerikanischen Rechtssystems.<br />
Darin merkte er an, dass die<br />
USA zwar mit kaltherziger Effizienz<br />
straffällige Personen ins<br />
Gefängnis bringen, der Strafvollzug<br />
selbst wäre dagegen<br />
äußerst ineffizient und stelle<br />
neben einer immer weiter ausufernden<br />
Verschwendung von<br />
Ressourcen auch unnötigerweise<br />
viel Leid dar. Holder unterlegte<br />
diese Aussage mit aufsehenerregenden<br />
Zahlen:<br />
Während die US-Bevölkerungszahl<br />
seit 1980 um etwa ein<br />
Drittel anstieg, sei die Anzahl<br />
der Inhaftierten in Bundesgefängnissen<br />
(federal prison) um<br />
fast 800 Prozent angewachsen.<br />
Weiters liegt laut Holder der<br />
Anteil der USA an der Weltbevölkerung<br />
bei etwa 5%, dennoch<br />
ist fast ein Viertel der<br />
weltweit Gefangenen hier eingesperrt.<br />
Mehr als 219.000<br />
Häftlinge seien derzeit in Bundesgefängnissen<br />
hinter Gittern,<br />
davon mehr als die Hälfte aufgrund<br />
von Drogendelikten.<br />
Weitere 9 bis 10 Millionen<br />
Menschen sollen jedes Jahr<br />
den einzelstaatlichen bzw. lokalen<br />
Strafvollzug durchlaufen.<br />
Das ernüchternde Ergebnis<br />
davon ist, dass laut Holder<br />
rund 40 Prozent der ehemaligen<br />
Häftlinge im Bundesstrafvollzug<br />
sowie mehr als 60<br />
Prozent der ehemaligen lokalen<br />
Gefangenen rückfällig werden<br />
oder ihre Bewährungsbzw.<br />
Aufsichtsauflagen innerhalb<br />
von drei Jahren nach ihrer<br />
Entlassung verletzen. Oftmals<br />
handle es sich dabei<br />
allerdings um formale bzw.<br />
geringfügige Verletzungen der<br />
Bewährungsauflagen, die zu<br />
einer neuerlichen Inhaftierung<br />
führen. All das sei natürlich<br />
mit enormen Kosten für<br />
die amerikanischen Steuerzahler<br />
verbunden, hob der Attorney<br />
General ebenfalls hervor.<br />
Er möchte das System<br />
verändern. In seinen Worten:<br />
„It’s time – in fact, it’s well past<br />
time – to address persistent needs<br />
and unwarranted disparities by<br />
considering a fundamentally new<br />
approach. As a prosecutor; a<br />
judge; an attorney in private<br />
practice; and now, as our nation’s<br />
Attorney General, I’ve seen the<br />
criminal justice system firsthand,<br />
from nearly every angle. While I<br />
have the utmost faith in – and dedication<br />
to – America’s legal system,<br />
we must face the reality that,<br />
as it stands, our system is in too<br />
many respects broken. The course<br />
we are on is far from sustainable.<br />
And it is our time – and our duty<br />
– to identify those areas we can<br />
improve in order to better advance<br />
the cause of justice for all Americans.”<br />
Bis zu diesen wohl jetzt schon<br />
dringend erforderlichen Änderungen<br />
ist für viele Inhaftierte<br />
der einzige Hoffnungsschimmer<br />
wieder in Freiheit zu leben<br />
ein Gnadengesuch beim Präsidenten<br />
bzw. beim Gouverneur<br />
des betreffenden Bundesstaates,<br />
ein sogenannter „clemency<br />
appeal“.<br />
„Pardon“ (also Begnadigung)<br />
ist die Befugnis des U.S. Präsidenten<br />
und der Gouverneure,<br />
verhängte Strafen zu erlassen<br />
bzw. umzuwandeln.<br />
Geschichtlich betrachtet haben<br />
alle U.S. Präsidenten von diesem<br />
verfassungsrechtlich eingerichteten<br />
Instrument Gebrauch<br />
gemacht, wenngleich auch in<br />
sehr unterschiedlicher Quantität.<br />
So hat Franklin Roosevelt<br />
in seiner Amtszeit zwischen<br />
1933 und 1945 die meisten Begnadigungen<br />
(3.687) ausgesprochen,<br />
dicht gefolgt von<br />
Woodrow Wilson (1913-1921)<br />
und Harry Truman (1945-1953).<br />
Die Erfahrung zeigt dabei,<br />
dass Präsidenten dazu tendieren<br />
am Ende ihrer Amtszeit<br />
mehr Personen zu begnadigen<br />
als in der Zeit davor.<br />
Einige dieser Begnadigungen<br />
waren umstritten, weil es sich<br />
mitunter um politische Verbündete<br />
oder nahestehende Personen<br />
handelte, die sich unter den<br />
Begnadigten befanden.<br />
Präsident Nixon selbst gehört<br />
zur Liste der heiß diskutierten<br />
Begnadigungen. Richard Nixon<br />
musste wegen der Watergate-<br />
Affäre 1974 aus dem Amt zurücktreten,<br />
woraufhin Gerald<br />
Ford als Vizepräsident interimsmäßig<br />
diese Aufgabe übernehmen<br />
musste. Präsident Ford,<br />
welcher durch Nixon selbst<br />
zum Vizepräsidenten ernannt<br />
wurde, begnadigte seinen Vorgänger<br />
bezüglich aller Straftaten,<br />
die er sich zu schulden<br />
hatte kommen lassen. Diese<br />
Begnadigung wurde weniger<br />
als ein Monat nachdem Ford<br />
das Präsidentenamt übernahm<br />
ausgeprochen. Er räumte in<br />
seinen Memoiren ein, dass Nixons<br />
Gehilfen vor seiner Nominierung<br />
an ihn herangetreten<br />
waren um eine Begnadigungszusage<br />
als Gegenleistung<br />
für die Nominierung zu erreichen.<br />
Ford bestritt aber, dass er<br />
dieses Angebot annahm (das<br />
wäre auch wiederum Grundlage<br />
für ein neuerliches Amtsenthebungsverfahren<br />
gewesen),<br />
sondern führte an, dass er Nixon<br />
begnadigte um eine politische<br />
„Heilung“ der tiefgespaltenen<br />
Nation zu ermöglichen.<br />
Die Öffentlichkeit konnte er<br />
aber damit offenbar nicht überzeugen,<br />
der Wahlverlust gegen<br />
Jimmy Carter wurde großteils<br />
dieser Begnadigung zugeschrieben.<br />
Auch der Wertpapierhändler<br />
und Hedge Fund Manager<br />
Marc Rich wurde neben<br />
anderen Wirtschaftsdelikten wegen<br />
Steuerhinterziehung in<br />
Millionenhöhe veruteilt. Am<br />
letzten Tag von Bill Clintons<br />
Amtszeit wurde er begnadigt,<br />
nachdem seine jetzige Ex-Frau<br />
eine beachtliche Geldsumme<br />
der Demokratischen Partei und<br />
der Clinton Presidential Library<br />
zukommen lies. Seit jeher<br />
war die Begnadigungsbefugnis<br />
des Präsidenten ein politisches<br />
Streitthema. Die Macht<br />
des Präsidenten Begnadigungen<br />
auszusprechen gibt ihm<br />
die Möglichkeit die Trennungslinie<br />
der demokratischen Gewaltentrennung<br />
zu überschreiten.<br />
Ob die Möglichkeit der<br />
Begnadigung ein korrigierendes<br />
Mittel ist um Ungerechtigkeiten<br />
oder juristische Fehler<br />
auszubessern, oder ein Zeichen<br />
des Mitgefühls ist, ist<br />
ebenfalls umstritten. Das U.S.<br />
Department of Justice definiert<br />
Begnadigung als “Sign of<br />
forgiveness in recognition of the<br />
applicant’s acceptance of responsibility<br />
of the crime. A pardon is not<br />
a sign of vindication and does not<br />
connote or establish innocence.”<br />
Es gab schon viele Diskussionen<br />
darüber, ob es die Pflicht<br />
des Präsidenten sein soll, regelmäßige<br />
Begnadigungen durchzuführen<br />
oder ob diese lediglich<br />
als ein im Ausnahmefall<br />
anzuwendendes Privileg zu<br />
behandeln sind. Doch nie war<br />
der Meinungsstreit so intensiv<br />
wie jetzt.<br />
Jonathan J. Pollard, 58 Jahre<br />
alt, ist ein israelisch-amerikanischer<br />
Spion, welcher von 1984<br />
bis zur seiner Festnahme im<br />
Jahr 1987 tausende Geheimdokumente<br />
an Israel verkaufte.<br />
Seine Tätigkeit wurde eher<br />
durch Zufall von einem Vorge-<br />
8<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
setzten entdeckt, woraufhin<br />
Nachforschungen durch das<br />
FBI eingeleitet wurden, welche<br />
letztendlich zu seiner Festnahme<br />
vor der israelischen Botschaft<br />
in Washington führte,<br />
als er gerade dabei war politisches<br />
Asyl zu beantragen.<br />
Der Spion wurde 1987 wegen<br />
Violation of the Espionage Act<br />
zu lebenslanger Haft verurteilt<br />
und ist seitdem durchgehend<br />
im Gefängnis. Pollards lebenslange<br />
Verurteilung entspricht<br />
zwar dem vorgesehenen Höchststrafrahmen,<br />
dieser wird aber<br />
in ähnlich gelagerten Fällen<br />
nur äußerst selten ausgeschöpft.<br />
Hinzu kommt, dass<br />
sich Pollard schuldig bekannte,<br />
und auch dieser Umstand<br />
nicht strafmildernd wirkte. Insofern<br />
wurde und wird das<br />
Strafmaß in seinem Fall als<br />
grob unverhältnismäßig und<br />
ungerecht angesehen. Eine<br />
Möglichkeit dies zu korrigieren<br />
wäre daher die Begnadigung<br />
durch den Präsidenten,<br />
welche bis zum heutigen Tage,<br />
also für mehr als 26 Jahre unbegründet<br />
ausblieb.<br />
Interessant wird die Sache politisch<br />
vor allem dann, wenn<br />
sich die Medien bzw. die Bevölkerung<br />
für einen Akt der<br />
Gnade für bestimmte Menschen<br />
einsetzt (Pollards Begnadigung<br />
wird schon seit Clintons<br />
Zeiten immer wieder von<br />
verschiedenen Organisationen<br />
urgiert). Ende Juli <strong>2013</strong> ist<br />
Bradley E. Manning in 19 von<br />
21 Anklagepunkten, darunter<br />
auch Spionage, vor einem<br />
Militärtribunal zu 35 Jahren<br />
Haft verurteilt worden. Ursache<br />
war die Weitergabe heikler<br />
US-Daten an die Internetplattform<br />
WikiLeaks. Für viele<br />
Sympathisanten ein viel zu<br />
strenges Urteil für den jungen<br />
Mann. Nach der Verurteilung<br />
schrieb Manning einen Brief an<br />
Obama: „I only want to help people.<br />
I will serve my time knowing<br />
that sometimes you have to pay a<br />
heavy price to live in a free society.“<br />
Eine Petition für eine Begnadigung<br />
ist laut den Anwälten<br />
des ehemaligen US-Soldaten<br />
bereits am Entstehen.<br />
Ähnliches würde auch im Fall<br />
Edward Snowden nicht überraschen.<br />
Snowden war bekannt-<br />
lich als Programmierer im Auftrag<br />
der Geheimdienste CIA<br />
und NSA tätig. Dadurch erlangte<br />
er Kenntnis über streng<br />
geheime US-amerikanische<br />
Programme zur Überwachung<br />
der weltweiten Internetkommunikation<br />
(z.B. PRISM) sowie<br />
über das noch umfassendere<br />
britische Überwachungsprogramm<br />
Tempora. Snowdens<br />
Fall wurde quasi über<br />
Nacht weltbekannt nachdem<br />
die britische Tageszeitung The<br />
Guardian im Juni <strong>2013</strong> die von<br />
Snowden aufgedeckten Informationen<br />
teilweise veröffentlichte.<br />
Je nach Sichtweise wurde<br />
Snowden damit zum<br />
Helden, Patrioten und whistle<br />
blower, aber auch zum Deserteur<br />
und Verräter.<br />
Wie jüngst in der New York<br />
Times diskutiert, neigt Präsident<br />
Barack Obama dazu,<br />
pardons nur in sehr eingeschränktem<br />
Maße auszusprechen.<br />
So ist er auf der Rangliste<br />
von Begnadigungen von allen<br />
Präsidenten in der amerikanischen<br />
Geschichte im unteren<br />
Bereich anzufinden, nämlich<br />
mit bisher nur rund 40 in einer<br />
Amtszeit von 2009 bis <strong>2013</strong>.<br />
Gregory Craig, Berater Obamas<br />
im Weißen Haus, hatte am<br />
Anfang der Obama-Ära vorgeschlagen<br />
einen unabhängigen<br />
Ausschuss, bestehend aus ehemaligen<br />
Richtern, Staatsanwälten,<br />
Strafverteidigern und<br />
anderen Experten einzuberufen,<br />
welcher über mögliche Begnadigungen<br />
beraten würde.<br />
Jedoch verließ Craig sein Amt<br />
recht bald und seine Reformüberlegungen<br />
verliefen im Sand.<br />
Wie es mit der amerikanischen<br />
Strafjustiz und vor allem dem<br />
Begnadigungsrecht weitergeht<br />
wird uns wohl erst die Zukunft<br />
zeigen.<br />
Ich möchte mich sehr herzlich bei<br />
meinen Praktikanten, Carina Gross<br />
und Boris Kandov, für die Mithilfe<br />
bei der Recherche bedanken.<br />
Stephen M. Harnik<br />
ist Vertrauensanwalt der Republik<br />
Österreich in New York. Seine<br />
Kanzlei Harnik Law Firm berät<br />
und vertritt unter anderem österreichische<br />
Unternehmen in den<br />
USA.<br />
www.harnik.com
Meinung<br />
Abgesandelt<br />
Meint Herr Leitl nicht Österreich, sondern seine Partei<br />
Dietmar Dworschak<br />
Sigmund Freud hat neben unseren Träumen auch<br />
unser Sprachverhalten erforscht. Sein „Freud’scher<br />
Versprecher“ bezieht sich weniger auf ein Versprechen<br />
als auf eine Botschaft, die in uns steckt, die<br />
wir aber eigentlich gar nicht herauslassen wollen. Eine Art<br />
verborgener Wahrheit.<br />
In Tirol, das ja nicht gerade bekannt ist für guten Wein,<br />
dürfte man dem Wirtschaftskammerpräsidenten Leitl<br />
irgendetwas in den Kelch geschüttet haben, das seine oberösterreichische<br />
Zunge zum Wort „abgesandelt“ führte. Österreich<br />
als Wirtschaftsstandort sei „abgesandelt“. Vor unserem<br />
geistigen Auge tauchten<br />
Fabrikhallen mit kaputten Maschinen,<br />
gähnend leere Supermärkte<br />
und Manager auf, die in der Kärntnerstraße<br />
um eine milde Gabe für<br />
ein warmes Mittagessen betteln.<br />
Ablenkmanöver<br />
Spätestens nach Ausschlafen des<br />
Katers vom Tiroler Wein und spätestens<br />
nach dem Proteststurm gegen<br />
seine Wortwahl hätte der gute<br />
Mann in sich gehen und Buße tun<br />
können. Was aber nicht geschah.<br />
Selbst beim hektischen Zurückrudern<br />
klopfte Leitl derart wild auf<br />
die Sozialisten hin, dass man glauben<br />
musste, der Kreml stehe in<br />
Wirklichkeit am Ballhausplatz.<br />
Bis heute ist nicht bekannt, dass<br />
Leitl seine kritische Stimme gegen<br />
jene Kreise in seiner Partei erhebt,<br />
die die Absandelung Österreichs<br />
mit Konsequenz vorantreiben.<br />
Licht am Ende des Tunnels<br />
Nicht bei der ÖVP.<br />
Schwarze Bildungszukunft<br />
Wenn in diesem Land jemand abgesandelt ist, dann die von<br />
den Schwarzen unterjochte Lehrergewerkschaft und die<br />
Bildungsideologen der ÖVP. Das Weltverständnis dieser<br />
beiden Gruppen stammt aus den Fünfzigerjahren des vorigen<br />
Jahrhunderts: Nachdem die Mutter (analog der TV-Serie<br />
„Mutter ist die Allerbeste“) liebevoll sämtliche Zimmer<br />
gesaugt und ein leckeres Mittagessen bereitet hat erwartet<br />
sie strahlend ihren Mann und ihre Kinder. Nach dem gemeinsamen<br />
Mittagsmahl wäscht sie rasch das Geschirr, um<br />
am Küchentisch mit den drei Kindern die Hausaufgaben zu<br />
machen. Anschließend singen sie gemeinsam noch ein paar<br />
andalusische, bretonische und plattdeutsche Lieder. Die<br />
Kinder sind glücklich, dass es im Haus kein TV-Gerät und<br />
kein Internet gibt.<br />
Natürlich hört sich angesichts dieser Idylle das Wort „Ganztagsschule“<br />
so an wie „Streubombe zur Zerstörung unserer<br />
Familien“.<br />
Inzwischen sollte allerdings zumindest in Randzonen der<br />
ÖVP die Information eingesickert sein, dass es einige Betriebe<br />
in Österreich gibt, die auch Frauen beschäftigen.<br />
„Abgesandelt“ ist die Bildungspolitik der ÖVP, abgesandelt<br />
sind Neugebauer und Kollegen!<br />
Diese Leute verbauen mit Betonpollern grenzenloser Borniertheit<br />
ein zeitgemäßes Bildungssystem. Während sich<br />
keine einzige Gewerkschaft über den ständig größer werdenden<br />
Abstand zwischen wenigen Reichen und vielen Einkommensstagnierenden<br />
aufregt halten die „Lehrervertreter“<br />
das österreichische Bildungssystem in Geiselhaft.<br />
Nicht viel besser sieht es bei den<br />
Universitäten aus. Dort randalieren<br />
zwar keine schwarzen Gewerkschafter,<br />
dort fehlt es einfach hinten<br />
und vorne am Geld.<br />
Während Bauern und andere ÖVP-<br />
Klientelgruppen mit Subventionen<br />
zugeschüttet werden ist der Exzellenz-Ausbau<br />
der Universitäten<br />
kein wirkliches Lieblingsthema der<br />
ÖVP.<br />
Wenn Herr Leitl schon die Sorge<br />
hat, das Österreich absandelt, dann<br />
sollte er sich schleunigst mit den<br />
Bildungsblockierern der eigenen<br />
Partei zusammensetzen.<br />
Schwarze Baustellen<br />
Die amtierende Justizministerin<br />
sagt, sie möchte nach der Wahl<br />
weitermachen, sie habe noch viel<br />
vor. Dass in ihrem Reich eine ganze<br />
Menge abgesandelt ist, war in ihren<br />
zwei Dienstjahren mit freiem Auge<br />
zu erkennen. In Österreich wird<br />
eingesperrt wie nur in wenigen europäischen Ländern, der<br />
Umgang mit straffälligen Jugendlichen (siehe auch Seite<br />
12) gehört ins Kapitel Menschenrechtsverletzung. Dynamik<br />
sieht anders aus.<br />
Ein Blick in den Sandkasten der Finanzministerin (die in<br />
Alpbach neben Präsident Leitl saß und bei „abgesandelt“<br />
nickte): Zwar kann sie nichts dafür, dass ihr der Problemrucksack<br />
Hypo Alpe Adria umgehängt wurde, doch hätte<br />
sie, speziell angesichts dieses Geldbedarfs, mehr Kreativität<br />
in Sachen „neue Steuern“ entwickeln können.<br />
Doch genauso wie Deutschlands Schäuble und andere Finanzminister,<br />
die nach wie vor die Geschäfte der Banken<br />
besorgen, wahrt Frau Fekter sorgfältige Distanz gegenüber<br />
der Finanztransaktionssteuer.<br />
Ein kleiner Tipp: Die Finanztransaktionssteuer gibt es in<br />
Italien seit 1. März, seit 2. <strong>September</strong> dieses Jahres wird<br />
auch der Hochfrequenzhandel besteuert. In Italien!<br />
Naja, könnte man sagen. Die haben’s auch nötig. Abgesandelt,<br />
wie sie sind.<br />
10<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
Jugendstrafvollzug<br />
Jugendliche: Psychisch<br />
krank hinter Gittern<br />
Salzburger Kinder- und Jugend-Psychiater fordern die Etablierung<br />
von Behandlungseinrichtungen sowie gezielte Therapien<br />
In Wien ist ein Jugendlicher<br />
im Gefängnis<br />
schwer misshandelt worden.<br />
Zufällig wurde daraus<br />
eine Mediengeschichte.<br />
Die Ministerin erklärte der erstaunten<br />
Nation, Jugendstrafvollzug<br />
sei kein Ponyhof, Gewerkschafter<br />
sagten, was sie<br />
immer sagen: zu wenig Personal.<br />
Dann hat Frau Karl eine „Task<br />
Force“ eingerichtet, deren<br />
Hauptaufgabe es ist, das Thema<br />
bis nach den Wahlen vom<br />
Tisch zu räumen. Alles paletti.<br />
Keine Medienberichte mehr,<br />
keine störenden Kommentare…<br />
Dass es im Jugendstrafvollzug<br />
strukturell gar nicht gut aussieht,<br />
hat die in Salzburg tätige<br />
Jugendpsychiaterin Belinda<br />
Plattner in einer Studie nachgewiesen,<br />
die sie im Jugendgefängnis<br />
Wien Josefstadt<br />
durchführte (und deren Ergebnisse<br />
für andere Gefängnisstandorte<br />
ebenso gelten<br />
dürften).<br />
90% psychisch krank<br />
Die erschreckendste Erkenntnis:<br />
90% der Jugendlichen, die<br />
in Gefängnissen sitzen, sind<br />
psychisch krank. Dabei stellen<br />
Mädchen die deutliche Mehrheit.<br />
Und schlimmer noch:<br />
30% dieser Mädchen haben<br />
„90% der Jugendlichen,<br />
die in Gefängnissen<br />
sitzen, sind psychisch<br />
krank!”<br />
Oberärztin Dr.<br />
Belinda Plattner<br />
eruierte in einer<br />
Studie erschreckende<br />
Zahlen<br />
zu psychischen<br />
Störungen und<br />
Rückfallquoten<br />
bei straffälligen<br />
Jugendlichen<br />
rischen Diagnostik!“ Gemeinsam<br />
mit seiner Kollegin Plattner<br />
fordert er vehement, „dass<br />
sämtliche Jugendgefängnisse<br />
in Österreich einen Psychiater<br />
zur Diagnostik und Behandlung<br />
zur Verfügung stellen<br />
müssen“.<br />
wickelt wurden. Rückfall-Prophylaxe<br />
und Opferschutz stehen<br />
im Zentrum dieser Therapie,<br />
die die persönlichen, sozialen,<br />
gesellschaftlichen und<br />
auslösenden Faktoren einer<br />
Tat analysieren, um mit dem<br />
straffällig gewordenen Jugendlichen<br />
eine neue, positive<br />
Motivation aufzusetzen.<br />
Auch zum Ablauf dieser Therapie<br />
gibt es bereits bewährte<br />
Modelle: Nach der Zuweisung<br />
des Jugendlichen durch das<br />
Gericht findet beim Jugendpsychiater<br />
eine erste Abklärung<br />
statt, in deren Folge ein<br />
Bericht an das Gericht entsteht.<br />
Das Gericht entscheidet<br />
über die Zuweisung zur Therapie.<br />
Foto: dpa<br />
Univ.Prof. Dr. Leonhard Thun-<br />
Hohenstein, Leiter der Kinderund<br />
Jugendpsychiatrie in Salzburg:<br />
„Um das Opfer zu schützen<br />
ist es unumgänglich, mit dem<br />
Täter zu arbeiten.”<br />
bis zu vier schwere psychische<br />
Störungen parallel.<br />
Diese Zahlen zeigen, dass unter<br />
dem medial aufgeheizten<br />
Wiener Einzelfall Problemstrukturen<br />
liegen, die Jugendgefängnisse<br />
zu permanenten<br />
Vulkanen machen.<br />
Sollten die Ergebnisse dieser<br />
Studie den Justizverantwortlichen<br />
überhaupt bekannt sein,<br />
tun sie bisher fast nichts zur<br />
Sanierung dieser Verhältnisse.<br />
Leonhard Thun-Hohenstein,<br />
Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
in Salzburg:<br />
„Mit Ausnahme von Wien<br />
fehlt in ganz Österreich eine<br />
Behandlung dieser Jugendlichen<br />
im Sinne einer psychiat-<br />
Enorme Rückfallquote<br />
Nicht zuletzt wegen der fehlenden<br />
psychiatrischen Behandlung<br />
entstehen bei den<br />
straffälligen Jugendlichen Österreichs<br />
beängstigende Rückfallquoten,<br />
ob es um körperliche<br />
Gewalt oder Suchtmittelmissbrauch<br />
geht. Eine gezielte<br />
psychiatrische Behandlung<br />
der straffälligen Jugendlichen<br />
ist nicht nur möglich, sondern<br />
würde neben sozialem Leid jede<br />
Menge Gemeinkosten der<br />
Gesellschaft ersparen.<br />
Belinda Plattner und Leonhard<br />
Thun-Hohenstein verweisen<br />
auf erfolgreiche Modelle der<br />
„delikt-orientierten Therapie“,<br />
die von der Universität Stanford<br />
und in der Schweiz ent-<br />
„Bei uns in Salzburg stehen<br />
vier Behandlungsplätze für solche<br />
Therapien zur Verfügung“<br />
betont Leonhard Thun-Hohenstein,<br />
Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
an der Christian-Doppler-Klinik<br />
in Salzburg.<br />
Im Wegsperren und im Verschweigen<br />
der psychischen<br />
Probleme der Jugendlichen<br />
sieht er keine Perspektive für<br />
die Zukunft.<br />
„Ich verstehe nicht, warum es in<br />
ganz Österreich keine psychiatrische<br />
Jugend-Forensik gibt“<br />
ergänzt der Psychiater. Was für<br />
erwachsene Straftäter selbstverständlich<br />
sei, müsse doch<br />
endlich auch für Jugendliche<br />
etabliert werden, fordert er.<br />
Dietmar Dworschak<br />
12<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
Rotary<br />
Die Lust, etwas zu bewegen<br />
Dr. Peter Posch wurde vom RAK-Präsidenten zum Rotary-Governor<br />
Im Herbst 2012, als er<br />
bereits wusste, dass er<br />
Rotary-Governor werden<br />
würde, hat Dr. Peter<br />
Posch nicht mehr um das<br />
Amt des Präsidenten der<br />
Oberösterreichischen Rechtsanwaltskammer<br />
kandidiert.<br />
Obwohl dies gut überlegt war,<br />
besuchte ihn rasch der Katzenjammer:<br />
„Es war wie eine<br />
Scheidung. Der Abschied nach<br />
15 Jahren Präsidentschaft und<br />
insgesamt 30 Jahren Arbeit für<br />
die Kammer ist mir schwer<br />
gefallen.“<br />
Starkes Ziel<br />
Wenn er nun, im Zuge der obligaten<br />
Tour des Governors<br />
durch seinen rotarischen Distrikt,<br />
auf der Terrasse des Café<br />
Bazar in Salzburg sitzt, sieht<br />
man ihm den überwundenen<br />
Kummer nicht mehr an. Im<br />
Gegenteil. Peter Posch berichtet,<br />
dass er mit Stand 4. <strong>September</strong><br />
bereits rund 50 „seiner“<br />
insgesamt 65 Clubs besucht<br />
hat. Rein theoretisch<br />
bliebe ihm bei diesem Tempo<br />
die Zeit, seinen Distrikt (Oberösterreich,<br />
Salzburg, Tirol und<br />
Vorarlberg) drei bis vier Mal<br />
zu umrunden. Dass er bei seinen<br />
Besuchen nicht nur aufmunternde<br />
Grußbotschaften<br />
verteilt, sondern im besten<br />
Sinn des Wortes „etwas bewegen“<br />
will, zeigt Poschs Sozialprojekt,<br />
für das er werbend<br />
durch die Rotary-Club-Lokale<br />
zieht. Sein Ziel ist es, gemeinsam<br />
mit den Rotariern des<br />
Distrikts 1920 die Summe von<br />
300.000 Euro aufzubringen,<br />
die von der Rotary Foundation<br />
verdoppelt werden. Somit<br />
werden, bei Gelingen des Projekts,<br />
600.000 Euro zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Hoffnung für einen Slum<br />
Das Geld wird Korogocho,<br />
dem viertgrößten Slum Nairobis<br />
zugute kommen. Die Ordensschwester<br />
Lydia Pardeller<br />
hat dort im Jahr 2006 die<br />
Initiative „Hands of Care and<br />
Hope“ gegründet, zu der das<br />
Rotary-Geld fließen wird. Die<br />
Förderungsthemen sind:<br />
Ausbau und Aufwertung der<br />
Schulen, Duale Berufsausbildung,<br />
Fußballakademie Acakoro<br />
sowie Social & Health Care<br />
Center.<br />
Dr. Posch: „Selten erfüllt ein<br />
Projekt die Ziele von Rotary<br />
International so umfassend<br />
wie der Global Grant Hope<br />
for Future“. Die Freude und<br />
die Energie, dieses anspruchsvolle<br />
Projekt zügig umzusetzen,<br />
ist ihm unschwer anzusehen.<br />
Nach 15 Jahren<br />
Präsidentschaft<br />
der RAK Oberösterreich<br />
wendet sich<br />
Dr. Peter Posch<br />
neuen Zielen<br />
zu: Als Governor<br />
führt er<br />
den Distrikt<br />
1920 mit vier<br />
Bundesländern<br />
und 65 Clubs.<br />
Mit 66 Jahren<br />
Exakt in dem Alter, das Udo<br />
Jürgens besingt, tourt der<br />
unternehmungslustige und<br />
hochkommunikative ehemalige<br />
Anwältepräsident ruhelos<br />
durch den Westen Österreichs.<br />
Was motiviert Dr. Posch zu<br />
seinem Einsatz zuerst in der<br />
Kammer, dann bei Rotary<br />
„Es ist bei mir sicher die Lust,<br />
etwas zu bewegen“ meint<br />
er.<br />
In „seinen“ Rotary-Club Wels-<br />
Burg wurde Posch 1987 aufgenommen.<br />
Bereits 1973 hatte er<br />
– im Rahmen eines Studentenaustauschs<br />
– die Rotary-Organisation<br />
in Colorado/USA<br />
kennen- und ihre weltweite<br />
Perspektive bewundern gelernt.<br />
Nach 36 Jahren Mitgliedschaft<br />
gefallen ihm noch<br />
immer „der Reiz der Begegnung<br />
mit anderen Berufen,<br />
die Herausforderung wichtiger<br />
Hilfsprojekte und (er lächelt)<br />
die Aufenthalte im<br />
Wirtshaus“.<br />
Dafür, dass die Zahl der geselligen<br />
Begegnungen nicht richtig<br />
ausufern kann, sorgen die<br />
Arbeiten für seine Rechtsanwaltskanzlei<br />
in Wels. Denn<br />
auch für seinen Beruf schlägt<br />
Dr. Poschs Herz nach wie vor<br />
mit großer Energie.<br />
Dietmar Dworschak<br />
„Klotzen, nicht kleckern“ will Rotary-Governor<br />
Peter Posch, um<br />
den Slumkindern in Nairobi zu<br />
helfen. Sein Ziel ist es, insgesamt<br />
600.000 Euro in Ausbildung und<br />
Gesundheit der armen Kleinen zu<br />
investieren.<br />
14<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
Bücher News<br />
„Ich fiel in eine Welt”<br />
Warum wird man Schriftsteller, Schauspieler oder Künstler<br />
Weil man, wie Peter Turrini meint, keine Alternative habe<br />
zum eigenen Wahn Oder weil man, wie Hermann Nitsch behauptet,<br />
den Frauen imponieren will Jeder hat eine andere<br />
Antwort. Und jede ist einzigartig.<br />
Thomas Trenkler interviewte Persönlichkeiten der Kunstund<br />
Kulturszene über ihr Leben, ihre Motivationen und<br />
Sehnsüchte. Valie Export erzählt, wie es dazu kam, dass sie<br />
die Brust von Peter Weibel rasierte. Gustav Peichl sinniert<br />
über seine Narrenfreiheit. Arnulf Rainer erinnert sich an die<br />
Zeit mit Maria Lassnig. Gerhard Haderer bezeichnet sich als<br />
subversive Sau, Daniel Spoerri hatte Angst vor seinem Vater.<br />
Rita Newman begleitete Thomas Trenkler zu den sehr persönlichen<br />
Interviews. Sie porträtierte die Gesprächspartner<br />
mit viel Feingefühl und einem Blick für das Detail.<br />
Thomas Trenkler/<br />
Rita Newman<br />
Ich fiel in eine Welt<br />
Format 21 × 26 cm<br />
144 Seiten, 80 Abb.<br />
Christian Brandstätter Verlag<br />
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ISBN 978-3-85033-607-9<br />
EUR 29,90
RECHT & WIRTSCHAFT<br />
Jour fixe bei Willheim<br />
Müller Rechtsanwälte<br />
Das Thema: „Update Vergaberecht“<br />
Willheim Müller Rechtsanwälte<br />
veranstaltet regelmäßig<br />
zu <strong>aktuell</strong>en Themen<br />
des Bau- und Vergaberechtes<br />
Jour fixe in ihren Kanzleiräumlichkeiten.<br />
So auch am 27.06.<strong>2013</strong> zum Thema<br />
„Update Vergaberecht“. Dr. Bernhard<br />
Kall, Leiter des Vergaberechtsteams bei<br />
Willheim Müller Rechtsanwälte, nahm<br />
die in regelmäßigen Abständen vorgenommenen<br />
Reformierungen des Bundesvergabegesetzes<br />
sowie die laufend neue<br />
Judikatur im Vergaberecht zum Anlass,<br />
zu <strong>aktuell</strong>en und für die Vergabepraxis<br />
relevanten nationalen und internationalen<br />
Entscheidungen der Nachprüfungsbehörden<br />
zu referieren.<br />
Dr. Kall erörterte gemeinsam mit den<br />
Teilnehmern sowohl für Auftraggeber<br />
als auch Bieter relevante Entscheidungen.<br />
Weiters referierte er zur Rolle der<br />
Nachprüfungsbehörden in Bezug auf<br />
den Umfang ihrer Nachprüfungspflichten<br />
sowie zu <strong>aktuell</strong>en EuGH-Entscheidungen.<br />
Der Vortrag beschäftigte sich eingangs<br />
mit der Zulässigkeit von Exklusivverhandlungen.<br />
Das Bundesvergabeamt<br />
(BVA) hat in seiner Entscheidung vom<br />
16.8.2012 (N/0070-BVA/10/2012-39) erkannt,<br />
dass es im freien Ermessen eines<br />
Sektorenauftraggebers stehe, Verhandlungen<br />
ausschließlich mit dem bestgereihten<br />
Bieter durchzuführen, wenn er<br />
sich dieses Vorgehen in den Ausschreibungsunterlagen<br />
vorbehalten hat, und<br />
vollständig ausgearbeitete und vergleichbare<br />
Angebote vorliegen. § 251 Abs 1<br />
BVergG sieht im Gegensatz zu § 105<br />
BVergG keine Verhandlungspflicht des<br />
Auftraggebers vor. In diesem Sinn besteht<br />
keine Verpflichtung des Sektorenauftraggebers<br />
mit allen Bietern zumindest<br />
einmal zu verhandeln.<br />
Dr. Bernhard<br />
Kall leitet das<br />
Vergaberechtsteam<br />
bei<br />
Willheim<br />
Müller Rechtsanwälte<br />
In einer weiteren Entscheidung des BVA<br />
besprach Dr. Kall die Frage der Zulässigkeit<br />
eines fliegenden Wechsels des Auftraggebers<br />
von einer Los- zur Gesamtvergabe<br />
(BVA – N/0113- BVA/12/2012-27).<br />
Im entscheidungsrelevanten Sachverhalt<br />
berichtigte der öffentliche Auftraggeber<br />
seine Ausschreibung mehrmals. Die Berichtigungen<br />
führten soweit, dass die ursprünglich<br />
in drei Losen ausgeschriebenen<br />
Dienstleistungen letztlich nur noch<br />
in einem Los ausgeschrieben wurden.<br />
Das BVA hat entschieden, dass es einen<br />
Unterschied mache, ob aus einer Ausschreibung<br />
drei verschiedene Unternehmen<br />
jeweils ein Los gewinnen oder ein<br />
Unternehmen die gesamte geschätzte<br />
Auftragssumme lukriert. Das BVA erkannte<br />
daher einen „fliegenden“ Wechsel<br />
von Los- zur Gesamtvergabe im Wege<br />
einer Berichtigung für nicht zulässig.<br />
Der Vortrag beschäftigte sich außerdem<br />
mit einem bei Auftragnehmern häufig<br />
auftretenden Ausscheidungsgrund, nämlich<br />
dem Nichtausfüllen von Bieterlücken.<br />
Dr. Kall zog zu diesem Zweck<br />
die Entscheidung des BVA N/0095-<br />
BVA/04/2012-24 vom 26.11.2012 heran,<br />
in der das BVA bestätigte, dass nicht ausgefüllte<br />
echte Bieterlücken zum Ausscheiden<br />
eines Angebotes und somit zum<br />
Verlust der Antragslegitimation führen.<br />
Zur Vermeidung dieses Fehlers empfahl<br />
Dr. Kall eine genaue Durchsicht der Ausschreibung<br />
hinsichtlich Bieterlücken und<br />
die Beachtung der in den Ausschreibungsunterlagen<br />
geforderten Angaben<br />
über Erzeugnisse und Typen.<br />
Auch die Rolle der österreichischen Vergabekontrollbehörden<br />
selbst wurde beleuchtet.<br />
Dr. Kall hob hervor, dass der<br />
Umfang der Prüfpflichten einer Nachprüfungsbehörde<br />
danach variiert, ob eine<br />
Antragslegitimation zu prüfen oder in<br />
der Sache selbst zu entscheiden ist. Nachprüfungsbehörden<br />
haben in der Sache<br />
selbst gemäß § 39 Abs 2 AVG jedenfalls<br />
eine umfassende amtswegige Ermittlungspflicht.<br />
Im Hinblick auf die Prüfung<br />
der Antragslegitimation sind die Vergabekontrollbehörden<br />
hingegen durch den<br />
Inhalt des Vergabeakts begrenzt. Es ist<br />
nicht Aufgabe der Vergabekontrollbehörde,<br />
bei der Prüfung der Antragslegitimation<br />
die Plausibilität von Bieterangaben<br />
zu prüfen, wenn dazu die<br />
Heranziehung eines Sachverständigen<br />
notwendig ist.<br />
Zuletzt wurden <strong>aktuell</strong>e EuGH-Entscheidungen<br />
zur europaweiten Vergabepraxis<br />
erörtert. Diese Entscheidungen gaben<br />
den Teilnehmern zu bedenken, dass das<br />
Bundesvergabegesetz eine Umsetzung<br />
des Gemeinschaftsrechts ist und daher<br />
auch die nationalen Gesetzgeber z.B.<br />
nicht frei in der Regelung von Verjährungsfristen<br />
und Eignungskriterien sind.<br />
Insbesondere stellte der EuGH fest, dass<br />
Auftraggeber den Katalog der Gründe<br />
mangelnder Eignung (§ 68 BVergG)<br />
nicht erweitern, sondern nur nähere Festlegungen<br />
zur Beurteilung der Eignungsgründe<br />
festlegen dürfen.<br />
Vergaberecht in ständiger<br />
Rechtsfortbildung<br />
Die umfangreiche Judikatur im Vergaberecht<br />
zeigt, dass sich das Vergaberecht<br />
in ständiger Rechtsfortbildung befindet.<br />
Das Vergaberecht hat sich aus der Verschränkung<br />
von Gemeinschaftsrecht,<br />
Verfassungsrecht, Zivilrecht, ÖNORMEN<br />
sowie der Vielzahl an dazu ergangener<br />
Judikatur zu einer sehr komplexen wie<br />
auch dynamischen Rechtsmaterie entwickelt.<br />
Für Bieter und öffentliche Auftraggeber<br />
werden dadurch nicht nur die<br />
Rechtsunsicherheiten, sondern auch die<br />
an sie gesetzten Anforderungen im Rahmen<br />
eines Vergabeverfahrens immer höher.<br />
Eine juristische Beratung durch Experten<br />
sowohl für Auftraggeber als auch<br />
für Bieter wird demnach immer wichtiger.<br />
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16<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
AKTENLAGER<br />
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Kostenspirale früh genug aus.<br />
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<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />
17
HOT SPOTS Wien<br />
bpv Hügel Rechtsanwälte berät<br />
Erste Group Bank AG bei einer<br />
Kapitalerhöhung in der Höhe<br />
von 660,6 Mio. Euro<br />
bpv Hügel Rechtsanwälte unter der Leitung<br />
von Dr. Elke Napokoj und Dr. Florian<br />
Gibitz hat Erste Group Bank AG bei<br />
einer Kapitalerhöhung um rund 660 Mio.<br />
Euro beraten. Zusätzlich wurde Erste Dr. Elke Napokoj<br />
Group Bank AG durch bpv Braun Partners<br />
in Prag und bpv Grigorescu Ştefănică in Bukarest unterstützt.<br />
Als International Issuer’s Counsel war Latham & Watkins<br />
LLP mit Dr. Rüdiger Malaun und Dr. Marcus C. Funke<br />
mandatiert.<br />
Anfang Juli <strong>2013</strong> konnte die Erste Group Bank AG ihre Kapitalerhöhung<br />
mit einem Volumen von rund 660,6 Mio. Euro im<br />
Wege eines Accelerated Bookbuilding Offerings erfolgreich bei<br />
Institutionellen Investoren im In- und Ausland platzieren.<br />
Nachfolgend hatten die bestehenden Aktionäre Gelegenheit,<br />
ihr Bezugsrecht ausüben. Um alle ausgeübten Bezugsrechte<br />
durch eine ausreichende Anzahl neuer Aktien bedienen zu<br />
können, unterlagen die in der Vorabplatzierung zugeteilten Aktien<br />
teilweise einer aufgeschobenen Abwicklung und einem<br />
Rücktrittsvorbehalt („Clawback“). Über einen Bezugsrechtsverzicht<br />
einer Reihe von wesentlichen Aktionären der Erste Group<br />
hinaus hatte DIE ERSTE österreichische SparCasse Privatstiftung<br />
den Konsortialbanken im Wege eines Optionsvertrags<br />
weitere Aktien aus ihrem Bestand zur Verfügung gestellt. Die<br />
komplexe Transaktionsstruktur wurde in dieser Form erstmalig<br />
im österreichischen Markt durchgeführt. Im Zusammenhang<br />
mit der beabsichtigen Einziehung des gesamten ausstehenden<br />
Partizipationskapitals in Höhe von rund 1,76 Mrd. Euro im<br />
August <strong>2013</strong> soll mit der Kapitalerhöhung eine weitere Stärkung<br />
der Kapitalbasis der Erste Group erreicht werden.<br />
„Wir freuen uns, dass wir die Erste Group bei diesem spannenden<br />
und herausfordernden Projekt beraten durften und eine<br />
in Österreich neuartige und komplexe Transaktionsstruktur mit<br />
sehr kurzer Vorlaufzeit erfolgreich umgesetzt haben“, so Elke<br />
Napokoj, die projektverantwortliche Partnerin bei bpv Hügel.<br />
www.bpv-huegel.com<br />
Niederhuber & Partner Rechtsanwälte<br />
verstärken Standort<br />
Wien mit MMag. Christina Toth MSc.<br />
Die auf öffentliches Wirtschaftsrecht spezialisierte<br />
Rechtsanwaltskanzlei Niederhuber<br />
& Partner Rechtsanwälte GmbH<br />
verstärkt ihr Team am Standort Wien mit<br />
MMag. Christina Toth MSc.<br />
Christina Toth (32) hat neben dem Studium<br />
der Rechtswissenschaften an der Uni<br />
Wien auch ein Dolmetscherstudium an<br />
der Uni Graz absolviert und hält einen<br />
interdisziplinären Master-Abschluss in<br />
Umwelttechnik und internationale Angelegenheiten der Diplomatischen<br />
Akademie und der Technischen Uni Wien. Zuletzt<br />
war sie bei Schoenherr Rechtsanwälte im Bereich des öffentlichen<br />
Wirtschaftsrechts tätig. Davor arbeitete sie als juristische<br />
Mitarbeiterin und allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte<br />
Dolmetscherin für die Slowenische Sprache in einer Wirtschaftskanzlei<br />
in Wien und Ljubljana. Christina Toth unterstützt<br />
seit Juni <strong>2013</strong> das Team von Niederhuber & Partner Rechtsanwälte<br />
am Standort Wien in den Bereichen Umweltrecht sowie<br />
öffentliches Wirtschaftsrecht.<br />
www.nhp.eu<br />
SCWP Schindhelm berät die WAG<br />
beim Erwerb eines Immobilienportfolios<br />
der BUWOG in Oberösterreich<br />
mit mehr als 1.100 Wohnungen<br />
Die BUWOG - Bauen und Wohnen Gesellschaft<br />
mbH (BUWOG), ein Konzernunternehmen<br />
der Immofinanz, hat ihre Geschäftsanteile<br />
an der PSD Wohnimmobilien<br />
GmbH & Co OG an die WAG Wohnungsanlagen<br />
Gesellschaft m.b.H. (WAG)<br />
Franz Mittendorfer<br />
verkauft.<br />
Die PSD Wohnimmobilien GmbH & Co<br />
OG ist Eigentümerin von von 48 Objekten<br />
mit mehr als 1.135 Wohnungen und einer<br />
Gesamtmietfläche von ca. 8.4000 qm in<br />
Oberösterreich, die künftig von der in<br />
Oberösterreich ansässigen WAG bewirtschaftet<br />
und verwaltet werden. Der Anteilskaufvertrag<br />
wurde am 05.08.<strong>2013</strong> unterzeichnet.<br />
Bereits im Vorfeld wurde der<br />
Christoph Luegmair<br />
Anteilserwerb bei der Bundeswettbewerbsbehörde angemeldet,<br />
sodass bereits zum Zeitpunkt der Unterfertigung des Anteilskaufvertrages<br />
die Voraussetzungen zur Durchführung der<br />
Transaktion vorlagen. Mit diesem Erwerb festigt die WAG ihre<br />
Marktposition in Oberösterreich.<br />
SCWP Schindhelm hat die WAG bereits bei der Angebotslegung<br />
rechtlich beraten und diese in der Transaktion bei der Gestaltung<br />
und Verhandlung der Vertragsdokumentation, sowie im<br />
Zusammenschlussverfahren rechtlich begleitet.<br />
Für SCWP Schindhelm waren die Partner Franz Mittendorfer<br />
und Christoph Luegmair tätig.<br />
www.scwp.com<br />
Legal Award <strong>2013</strong> für<br />
Hasberger_Seitz & Partner<br />
Die Wiener Rechtsanwaltskanzlei Hasberger_Seitz<br />
& Partner wurde vom renommierten<br />
britischen Wirtschaftsmagazin<br />
Corporate INTL mit dem Legal Award<br />
<strong>2013</strong> prämiert und im Bereich Transaktionsrecht<br />
als österreichische <strong>Anwalt</strong>skanzlei<br />
des Jahres ausgezeichnet. „Die Rechtsberatung<br />
bei nationalen und internationa-<br />
Dr. Peter Wagesreiter<br />
len Unternehmensakquisitionen sowie die anwaltliche Betreuung<br />
von grenzüberschreitenden Transaktionen zählt zu unseren<br />
inhaltlichen Kernkompetenzen. Wir freuen uns sehr über die<br />
Auszeichnung, die uns in Arbeit und Ausrichtung bestätigt “, so<br />
Dr. Peter Wagesreiter, der für den Transaktionsbereich federführend<br />
verantwortlich ist.<br />
Unter vielen anderen Projekten wurden Verkäufe im Industriebereich<br />
mit Verflechtungen zwischen China, USA, Indien oder<br />
Malaysien abgewickelt und koordiniert, Eintritte in schwierige<br />
Märkte vorbereitet oder grenzüberschreitende Zusammenschlüsse<br />
durchgeführt.<br />
„Wir konnten uns von unserem Standort in Wien ausgehend eine<br />
sehr hohe internationale Reputation erarbeiten. Als Mitglied<br />
der Geneva Group International sind wir an einen globalen<br />
Know-How Transfer angebunden, der weit über das Kerngeschäft<br />
hinausgeht. Dieses Wissen bringen wir wiederum in unsere<br />
Klientenbeziehungen ein – die Auszeichnung ist ein großer<br />
Ansporn für unser gesamtes Team, unser Know How und das<br />
Service für die Klienten noch weiter zu intensivieren“, so Wagesreiter<br />
abschließend.<br />
www.hsp-law.at<br />
18<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
RAK Wien<br />
Gleiches Stimmrecht für<br />
Rechtsanwaltsanwärter<br />
Der Vizepräsident der Rechtsanwaltskammer<br />
Wien, Dr. Stefan<br />
Prochaska, unterstützt die Entscheidung<br />
des Verfassungsgerichtshofes<br />
über die Regelung in der<br />
RAO, wonach den Rechtsanwaltsanwärtern<br />
gegenüber den Rechtsanwälten nur<br />
ein halbes Stimmrecht in der Plenarversammlung<br />
zukommen sollte, und schlägt<br />
vor, dass die RAK Wien die Initiative zur<br />
Berichtigung der RAO und zur Aufwertung<br />
der Stellung der Rechtsanwaltsanwärter<br />
ergreift.<br />
Der Verfassungsgerichtshof hat mit dem<br />
Erkenntnis vom 11.06.<strong>2013</strong> ausgesprochen,<br />
dass im Hinblick auf die unterschiedliche<br />
fachliche Qualifikation, die<br />
unterschiedlichen Befugnisse und die<br />
unterschiedliche Verantwortung der<br />
Rechtsanwälte, eine höhere Stimmengewichtung<br />
für Rechtsanwälte gegenüber<br />
den Rechtsanwaltsanwärtern bei zahlreichen<br />
der Plenarversammlung der Rechtsanwaltskammer<br />
zugewiesenen Aufgaben<br />
grundsätzlich gerechtfertigt sei. § 23 Abs<br />
3 letzter Satz RAO, welcher eine ungleiche<br />
Gewichtung der Stimmen beider Interessensgruppen<br />
bei Abstimmungen in<br />
der Plenarversammlung zum Gegenstand<br />
hat, sei aus der Sicht des Verfassungsgerichtshofes<br />
sachlich nicht gerechtfertigt<br />
und damit verfassungswidrig,<br />
sofern die abzustimmenden Themen<br />
die Rechtsanwaltsanwärter unmittelbar<br />
betreffen. Die derzeit geltende gesetzliche<br />
Bestimmung des § 23 Abs 3 letzter<br />
Satz RAO bleibt bis zum Ablauf des<br />
30.06.2014 weiterhin in Kraft. Dem Gesetzgeber<br />
steht es frei, die betroffene Gesetzesstelle<br />
der RAO innerhalb dieser<br />
Frist durch eine verfassungskonforme<br />
Neuregelung zu ersetzen.<br />
Die Rechtsanwaltskammer ist eine unabhängige<br />
und selbstverwaltende Standesvertretung<br />
aller niedergelassenen Rechtsanwälte<br />
und aller diesen Beruf anstrebenden<br />
Rechtsanwaltsanwärter. Aus<br />
diesem Grund sollten Rechtsanwaltsanwärter<br />
in Beschlusspunkten der Plenarversammlung,<br />
die sie unmittelbar betreffen,<br />
ihr Stimmrecht voll ausüben können.<br />
Die Rechtsanwaltskammer Wien sollte<br />
Bestrebungen setzen, um die Rechtsanwaltsanwärter<br />
in ihrer rechtlichen Stellung<br />
aufzuwerten und das Gleichgewicht<br />
Dr. Stefan Prochaska<br />
Vizepräsident der<br />
Rechtsanwaltskammer Wien<br />
herzustellen. Die <strong>aktuell</strong>e Fassung des §<br />
23 Abs 3 letzter Satz RAO sollte dahingehend<br />
repariert werden, dass das Stimmrecht<br />
der Rechtsanwaltsanwärter im Sinne<br />
des demokratischen Prinzips jenem<br />
der Rechtsanwälte angeglichen wird.<br />
Die Beibehaltung des <strong>aktuell</strong>en halben<br />
Stimmrechts der Rechtsanwaltsanwärter<br />
bei Beschlüssen, welche diese nur mittelbar<br />
betreffen, ist weder zweckdienlich<br />
noch gerechtfertigt. Vielmehr sollte, unter<br />
Erwägung eines Rechts auf Einspruch<br />
der Rechtsanwälte, jedenfalls die Gleichheit<br />
der Stimmen in der Plenarversammlung<br />
der RAK das gemeinsame Ziel sein.<br />
Foto: PHHV<br />
Preisnachlass<br />
für RAK-Wien-<br />
Mitglieder<br />
Die Rechtsanwaltskammer Wien<br />
und die Donau-Universität Krems<br />
kooperieren in der Weiterbildung:<br />
Für die Programme<br />
n „Vertragsrecht und<br />
Vertragsgestaltung,<br />
L.L.M.”<br />
und<br />
n „Bank- und Kapitalmarktrecht,<br />
L.L.M”<br />
erhalten Mitglieder der Rechtsanwaltskammer<br />
Wien einen Preisnachlass<br />
von –10 %!<br />
Anmeldungen sind bis zum<br />
Studienstart möglich und direkt<br />
beim Department für Wirtschaftsrecht<br />
und Europäische<br />
Integration vorzunehmen.<br />
Tel.: (0)2732 893-2403<br />
Infos unter:<br />
www.donau-uni.ac.at<br />
Spannende<br />
Gäste<br />
In den kommenden Wochen<br />
und Monaten sind zahlreiche<br />
bedeutende Entscheidungsträger<br />
Gäste der Rechtsanwaltskammer<br />
Wien:<br />
n Schon am Mittwoch, 11. <strong>September</strong><br />
um 18.30 Uhr, diskutieren die<br />
Justizsprecher der vier größeren Parlamentsparteien<br />
mit Präsident Dr.<br />
Michael Auer über „Justizpolitik<br />
– die Kunst des Möglichen.”<br />
Eine Analyse der Justizpolitik in der abgelaufenen<br />
Legislaturperiode. Im Palais Coburg,<br />
Coburgbastei 4 (Eingang Seilerstätte<br />
3C), 1010 Wien.<br />
n Im Oktober und November finden Fachvorträge<br />
zu „SEPA Single-Euro-Payment-<br />
Area”, zur Geldwäscherichtlinie und zu<br />
„Collaborative Law” statt. Einladungen<br />
folgen rechtzeitig.<br />
n Die International Bar Association tagt am<br />
27. und 28. Februar 2014 in Wien, unmittelbar<br />
vor dem Justizball.<br />
FBE-Kongress 2014 im<br />
Palais Trautson<br />
„Generating Increased Revenues through<br />
the Power of Relationships” lautet das<br />
Thema bei dieser Kooperation, die im Palais<br />
Kempinksi am Schottenring stattfinden wird.<br />
n Der Verband europäischer <strong>Anwalt</strong>skammern<br />
(FBE) tagt im Mai 2014 in Wien und dabei<br />
wird die RAK Wien die Präsidentschaft<br />
übernehmen. Es ist uns gelungen, das Bundesministerium<br />
für Justiz als Kooperationspartner<br />
zu gewinnen. Der Generalkongress<br />
wird im Festsaal des Palais Trautson stattfinden.<br />
Foto: BMJ<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />
19
KANZLEISOFTWARE<br />
Kanzlei Proksch & Partner:<br />
Effizienzgewinn mit<br />
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Mit einem Team von mehreren<br />
Rechtsanwälten und Juristen<br />
bietet Proksch & Partner Klienten<br />
seit über 60 Jahren umfassende<br />
Rechtsberatung in über 20 Fachgebieten<br />
mit besonderem Fokus auf Neugründungen<br />
und Umstrukturierungen,<br />
Wohnungseigentum, Insolvenzrecht, Arbeitsrecht<br />
und Familienrecht. Aktuellstes<br />
Projekt ist die Vergrößerung der Kanzlei<br />
auf die nahezu doppelte Bürofläche um<br />
unter anderem einen lange gehegten Plan<br />
eines auch für KMUs leistbaren institutionellen<br />
Schiedsgerichtes für grenzüberschreitende<br />
Verfahren zur Verfügung zu<br />
stellen.<br />
Permanente Qualitätskontrolle, kontinuierliche<br />
Fortbildung der Mitarbeiter und<br />
laufende Investitionen in die Optimierung<br />
des Office-Managements sind wesentliche<br />
Faktoren für die erfolgreiche<br />
Entwicklung von Proksch & Partner, die<br />
2001 als eine der ersten Rechtsanwaltskanzleien<br />
in Österreich ISO 9001-zertifiziert<br />
wurden.<br />
Seit 2011 wird in der Kanzlei Proksch die<br />
Komplettlösung WinCaus.net der EDV<br />
2000 eingesetzt mit der heute alle Bereiche<br />
einer Kanzleiverwaltung und des<br />
elektronischen Aktes hochintegriert abgedeckt<br />
werden.<br />
Praxisnahe<br />
Softwareentwicklung<br />
im Vordergrund<br />
Die Weiterentwicklung von WinCaus.net<br />
erfolgt immer gemeinsam mit den führenden<br />
Know-how-Trägern, ein Prinzip das die<br />
EDV2000 mit hunderten <strong>Anwalt</strong>skanzleien als<br />
Kunden zu einem der führenden Branchenanbieter<br />
gemacht hat: „Der enge persönliche<br />
Kontakt zum Anwender ist für die Qualität<br />
und die Praxisorientierung unserer Software<br />
unerlässlich“, betont Gerhard Tögel, Geschäftsführer<br />
der EDV 2000.<br />
Als eine der führenden, auf Insolvenzen<br />
spezialisierten Kanzleien, bringt die Kanzlei<br />
Competence Center<br />
für Diktieren und<br />
Spracherkennung<br />
Als das mit Abstand größte Competence<br />
Center für digitales Diktieren und<br />
Spracherkennung in Österreich kann<br />
EDV 2000 auf die Erfahrungen bei über<br />
500 Kunden, die bereits mit Spracherkennung<br />
arbeiten, darunter Rechtsanwälte,<br />
Ärzte, Sachverständige und Manager,<br />
zurückgreifen.<br />
Die Kombination von digitalem<br />
Diktat und Spracherkennung<br />
steigert die persönliche Effizienz<br />
um ein Vielfaches!<br />
Für den professionellen Einsatz<br />
sind auch professionelle Lösungen<br />
erforderlich, denn Spracherkennung<br />
unterstützt den Anwender nur dann,<br />
wenn eine hohe Erkennungsrate<br />
fehlerfreie Diktate gewährleistet.<br />
RA Dr. Richard<br />
Proksch,<br />
Seniorpartner<br />
der Kanzlei<br />
Proksch ihr Know-how in die Weiterentwicklung<br />
des Insolvenzmodules von WinCaus.net<br />
ein, denn Dr. Richard Proksch, Seniorpartner<br />
der Kanzlei, kann auf eine höchst heterogene<br />
Aufgabenvielfalt als Masseverwalter zurückblicken:<br />
vom Handwerks-, Gastrobetrieb oder<br />
Zahnlabor bis hin zur „Insolvenz des Jahres<br />
2007“, der SEG Stadterneuerungs- und Eigentumswohnungsgesellschaft<br />
mit 400 Gläubigern,<br />
bei der es Dr. Richard Proksch gelungen<br />
ist, sechs Großbaustellen zu betreiben und<br />
150 Wohnungen, die zur Konkurseröffnung<br />
noch im Rohbau waren, fertigzubauen und an<br />
die Eigentümer zu übergeben, ist ihm kaum<br />
eine Branche mehr fremd.<br />
Als Masseverwalter muss man auch Talent<br />
zum Unternehmer haben und Interesse daran<br />
wirtschaftlich zu gestalten, denn es hängen<br />
viele Existenzen an einer Insolvenz. Es geht<br />
natürlich primär um das Weiterführen und<br />
Sanieren eines Betriebes, mir geht es aber auch<br />
um den Unternehmer. Wer einmal scheitert<br />
darf nicht gleich zum Geächteten werden und<br />
verdient eine zweite Chance.<br />
Bei Insolvenzen mit mehreren 1.000 Gläubigern<br />
ist eine leistungsfähige Software, das<br />
20<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
KANZLEISOFTWARE<br />
WinCaus.net Insolvenzmodul<br />
Absolute Übersicht, schnelle Eingabemöglichkeit<br />
und Formulare auf einen Klick –<br />
WinCaus.net Insolvenz ist eine tatkräftige<br />
Unterstützung des Masseverwalters. Nicht<br />
nur die Gläubiger- und Masseforderungen<br />
werden im Akt geführt, auch die gesamte<br />
Übersicht der Einnahmen und Ausgaben,<br />
die Verwaltung der Gläubiger und<br />
deren Vertreter, sowie des Massevermögens<br />
ist mit einem Klick im Akt sichtbar.<br />
Übersichtliche Verwaltungsfunktionen, wie<br />
beispielsweise farbliche Markierungen erleichtern<br />
die Verwaltung der einzelnen Elemente.<br />
Ein bedeutender Zeitgewinn sind die vielfältigen<br />
Formulare und Listen, die mit<br />
WinCaus.net Insolvenz aus dem Akt gedruckt<br />
werden können. Listen über Gläubiger, Vertreter,<br />
Bankverbindungen und vieles mehr<br />
sind ebenso im Leistungsumfang enthalten,<br />
wie die üblichen Insolvenzausdrucke für<br />
Anmeldungs- oder Abstimmungsverzeichnis.<br />
Ebenso werden Benachrichtigungsschreiben<br />
auf Knopfdruck generiert. Schließlich<br />
werden komplette Verteilungsentwürfe vom<br />
Programm berechnet und gedruckt.<br />
Proksch & Partner<br />
diktiert digital<br />
Einer der entscheidenden Faktoren für die<br />
Softwareumstellung auf WinCaus.net der<br />
Kanzlei Proksch & Partner war die Evaluierung<br />
der Einsatzmöglichkeiten digitalen Diktierens<br />
und automatischer Spracherkennung,<br />
den EDV2000 ist auch eines der erfahrensten<br />
Competence Center für Spracherkennung<br />
und digitales Diktieren in Österreich.<br />
Die Kombination von digitalem Diktat und<br />
Spracherkennung ermöglicht effizientere Abläufe<br />
in der täglichen <strong>Anwalt</strong>spraxis. Während<br />
diktiert wird, schreibt die Spracherkennungs-Software<br />
beispielsweise eine E-Mail<br />
oder ein Word-Dokument in Echtzeit mit,<br />
dieses kann sofort kontrolliert und ausgefertigt<br />
werden.<br />
Vertrauen auch Sie<br />
auf die langjährige<br />
Erfahrung von<br />
EDV 2000<br />
Einige unserer Serviceleistungen sind:<br />
• Vertrieb von Markenhardware und<br />
-software<br />
• regelmäßige Wartung Ihrer<br />
gesamten IT<br />
• ständige Erreichbarkeit und kurze<br />
Reaktionszeit in Ausfallsszenarien<br />
• Leihgeräteservice<br />
• Garantieabwicklung mit<br />
Hardware-Herstellern<br />
• Betreuung von Internetauftritten<br />
• Schulung und Support für<br />
Hard- und Software<br />
• Remotesupport (Helpdesk)<br />
• Vor-Ort Support in ganz Österreich,<br />
Deutschland, Liechtenstein und der<br />
Schweiz<br />
Pauschalierte Leistungen machen die<br />
Kosten sämtlicher Dienstleistungen<br />
schon im Vorhinein für Sie kalkulierbar –<br />
damit Sie keine bösen Überraschungen<br />
erleben!<br />
Als Komplettlösungsanbieter betreut die<br />
EDV2000 auch die gesamte Hardware-Infrastruktur<br />
und das Netzwerk von Proksch &<br />
Partner. Für einen störungsfreien Praxiseinsatz<br />
werden alle Kundensysteme einmal jährlich<br />
durchgecheckt, um allfällige Fehlerquellen<br />
präventiv auszuschalten.<br />
Junior-Partner der<br />
Kanzlei Proksch &<br />
Partner RA Dr. Michael<br />
Proksch:<br />
„Die Abläufe in unserer<br />
<strong>Anwalt</strong>skanzlei werden<br />
durch den Einsatz<br />
der Spracherkennung<br />
wesentlich effizienter<br />
gestaltet!”<br />
um und auf um die Administration zu einem<br />
vertretbaren Aufwand zu bewältigen. „Ein<br />
gutes EDV-Programm kann einem die wirtschaftlichen<br />
Entscheidungen nicht abnehmen,<br />
aber es unterstützt einen substanziell bei der<br />
Administration und der Abwicklung“, weiß<br />
Dr. Proksch.<br />
Juniorpartner Dr. Michael Proksch sieht hier<br />
einen der schlagendsten Vorteile: „Beim Diktat<br />
langer Schriftsätze, zum Beispiel einer<br />
umfangreichen Stellungnahme, habe ich das<br />
Geschriebene sofort am Monitor und kann<br />
problemlos vor- und zurückscrollen um nachzulesen,<br />
was ich bereits diktiert habe. Das ist<br />
wesentlich effizienter als ein Band vor- und<br />
zurückzuspulen! Dabei war man auch offen<br />
für völlig neue Ansätze in der Kanzleiorganisation:<br />
„Auch wenn unsere erfahrenen Kanzleimitarbeiterinnen,<br />
denen oft ein paar Stichworte<br />
reichen, um den richtigen Schriftsatz<br />
zu erstellen, von keiner Software übertroffen<br />
werden könnten, eine neue, ungelernte Kraft<br />
ist der Spracherkennung deutlich unterlegen.“<br />
EDV 2000<br />
Systembetreuung GmbH<br />
1120 Wien, Bonygasse 40/Top 2<br />
office@edv2000.net<br />
www.edv2000.net<br />
Tel.: +43 (0)1 812 67 68 -0<br />
Fax: DW-20<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />
21
Bürgerliches Recht<br />
1<br />
Pseudonyme<br />
im bürgerlichen Rechtsverkehr und<br />
der Verbrauchergerichtsstand<br />
Pseudonyme werden im<br />
Rechtsverkehr seit langem<br />
verwendet. Pseudonyme<br />
werden uA<br />
gewählt, um sich abzuheben,<br />
sich einen neuen „Anstrich“<br />
zu geben, sich selbst zu schützen<br />
etc. 2<br />
Der Anreiz, sich ein Pseudonym<br />
zuzulegen, besteht<br />
auch heute noch. Es ist mE<br />
nicht vermessen zu behaupten,<br />
dass inzwischen jeder Internetnutzer<br />
ein Pseudonym<br />
verwendet.<br />
Im Internet und beim Fernabsatz<br />
auf e-Plattformen, werden<br />
vielfach Benutzernamen<br />
(Username) und Spitznamen<br />
(Nickname) verwendet. Die<br />
Wahl des Pseudonyms ist für<br />
sich selbst grundsätzlich unerheblich,<br />
solange nicht der Name<br />
einer realen Persönlichkeit<br />
gewählt wird (Allonym), um<br />
diesen Namen im Rechtsverkehr<br />
zu missbrauchen.<br />
„Die Wahl<br />
eines Pseudonyms<br />
geschieht<br />
heute überwiegend<br />
aus<br />
Gründen des<br />
Datenschutzes!”<br />
Überwiegend geschieht die<br />
Wahl eines Pseudonyms heute<br />
aus Gründen des Datenschutzes<br />
und des Persönlichkeitsrechtes,<br />
da das Internet als<br />
offenes System bzw. die Betreiber<br />
von Webseiten, Portalen,<br />
Internetshops, Spieleplattformen<br />
etc. den Datenschutz<br />
tatsächlich nur unzureichend<br />
gewährleisten können.<br />
Der Datenschutz wird<br />
von den Betroffenen somit<br />
selbst in die Hand genommen<br />
(Schlagworte: Selbsthilfe im<br />
Datenschutzrecht – Recht auf<br />
Anonymität/Pseudonymität).<br />
Aus dieser Konstellation stellt<br />
sich für den Rechtsanwalt in<br />
der Praxis die Frage; „Ja, dürfen<br />
s’ denn des“ 3 Kurz: JA –<br />
dies ergibt sich aus der Kraft<br />
des Faktischen. Internetnutzer<br />
werden sich auch kaum davon<br />
abhalten lassen, falls ein<br />
Staat ein Verbot der Verwendung<br />
von Pseudonymen im<br />
Internet-Fernabsatz beschließen<br />
sollte! Diesem Umstand<br />
haben auch die EU und die<br />
Unionsmitgliedstaaten Rechnung<br />
getragen. 4 Die Verwendung<br />
von Pseudonymen als<br />
Benutzername wird aber von<br />
verschiedenen Unternehmen<br />
untersagt. So müssen zB Benutzer<br />
bei ebay, amazon, Facebook<br />
ihren „echten“ Namen angeben,<br />
Google+ empfiehlt dies.<br />
Wikipedia sowie viele andere<br />
Dienste und Plattformen hingegen<br />
verzichten darauf oder<br />
problematisieren dies nicht.<br />
Im Hinblick auf ein Rechtsgeschäft,<br />
das im Fernabsatz über<br />
Internet getätigt wurde, ist<br />
aber die Untersagung der Verschleierung<br />
der wahren Identität<br />
des Benutzers durch den<br />
Plattformbetreiber idR auch<br />
nicht relevant.<br />
Das Rechtsgeschäft kommt<br />
idR dennoch gültig zustande.<br />
So ist es zB bei ebay oder amazon<br />
üblich, dass sich Käufer<br />
und Verkäufer vor dem Abschluss<br />
des Kaufvertrages im<br />
besten Fall über den Nickname<br />
kennen. Das Rechtsgeschäft<br />
wird durch Einigung<br />
über Ware/Dienstleistung und<br />
Preis durch Anbieter und<br />
Käufer abgeschlossen und auch<br />
ohne die Kaufpreiszahlung<br />
bzw. Lieferung, stehen Anbieter<br />
bzw. Verkäufer alle staatlichen<br />
Rechtsbehelfe zur Durchsetzung<br />
ihrer Forderung zur<br />
Verfügung. Problematisch kann<br />
es uU nur werden, wenn ein<br />
Käufer oder Verkäufer, welcher<br />
ein Pseudonym als Benutzername<br />
nutzt beweisen<br />
muss, dass im realen Leben er<br />
der Vertragspartner war und<br />
somit aktiv oder passiv prozesslegitimiert<br />
ist.<br />
Das Landesgericht in Feldkirch<br />
(Ö) hat vor einigen Jahren<br />
dazu ein wegweisende,<br />
moderne und „europäische“<br />
Sichtweise vertreten: „Der<br />
Verbrauchergerichtsstand des<br />
Art 16 EuGVVO 5 kommt auch<br />
einem Verbraucher mit Wohnsitz<br />
in Ö zugute, der bei einer Onlineauktion<br />
über die Internetplattform<br />
eBay von einem Unternehmer<br />
mit Sitz in DE eine<br />
bewegliche Sache ersteigert hat.<br />
Dabei schadet es nicht, dass der<br />
Verbraucher als Käufer unter einem<br />
nickname auftrat, eine Lieferanschrift<br />
unter einem Pseudonym<br />
in DE angab, die Sache nach<br />
DE geliefert wurde und die Zahlung<br />
von DE aus erfolgte. Es<br />
kommt auch nicht darauf an,<br />
welche Vorstellung der Unternehmer<br />
über den Wohnsitz des<br />
Verbrauchers hatte, solange er<br />
nur seine gewerbliche Tätigkeit<br />
iSd Art 15 Abs 1 lit c EuGVVO<br />
auch auf andere Mitgliedsstaaten<br />
Dr. iur. Anton Schäfer, LL.M.<br />
ist als Rechtsanwalt im<br />
Fürstentum Liechtenstein<br />
zugelassen und in Österreich<br />
auch als gerichtlich<br />
beeideter und zertifizierter<br />
Sachverständiger für<br />
Elektrotechnik (inkl.<br />
Photovoltaik) und Beleuchtungstechnik<br />
tätig. Autor<br />
verschiedener Fachpublikationen<br />
zum EU-, EWR und<br />
zum liechtensteinischen<br />
Recht. Wohnhaft in<br />
Vorarlberg.<br />
office@ABGB.li<br />
ausrichtete und keinen die Person<br />
bzw den Wohnsitz des Vertragspartners<br />
einschränkenden<br />
disclaimer setzte.“ 6<br />
Die nächste Frage für den <strong>Anwalt</strong><br />
ist uU, darf er selbst ein<br />
Pseudonym im Fernabsatz<br />
verwenden Oder ist dies<br />
standesrechtlich unzulässig<br />
Diese Antwort später.<br />
1<br />
Der Schwerpunkt dieses<br />
Beitrags liegt im bürgerl. Recht<br />
und hier im Bereich des<br />
Fernabsatzes, nicht jedoch im<br />
Verhältnis des Pseudonyms<br />
zum öffentl. Recht, StrafR bzw.<br />
Querschnittsmat. (zB Namens-,<br />
Urheber- oder MarkenschutzR).<br />
2<br />
Vgl. zB die Definition in § 3<br />
Abs. 6a BDSG (DE).<br />
3<br />
Ferdinand I., Kaiser v. Ö. etc.,<br />
anlässlich des Ausbruchs der<br />
Märzrevolution 1848.<br />
4<br />
zB RL 95/46/EG, § 13 TMG<br />
(DE, BT-Drs. 13/7385, 23), §§<br />
5 und 8 SigG (Ö), Art 5 und 8<br />
SigG (FL), Art 6, 7 ZertES<br />
(CH).<br />
5<br />
Hinweis des Verfassers: VO<br />
EG/44/2001.<br />
6<br />
Rechtsache: 2R18/08z. Der<br />
Verfasser dieses Beitrags war<br />
auf der Klägerseite am<br />
Verfahren (erfolgreich)<br />
beteiligt.<br />
22<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
Bücher News<br />
Vom Elend, ein Linker zu sein<br />
Jakob Augstein meint in „Sabotage“, wir müssten uns<br />
zwischen Demokratie und Kapitalismus entscheiden<br />
Der 1967 geborene Jakob<br />
Augstein, Sohn<br />
des Spiegel-Gründers<br />
Rudolf Augstein,<br />
hätte es leichter haben<br />
können. Als Anteilseigner des<br />
gut verdienenden Hamburger<br />
Magazin-Hauses dürften ihm<br />
die Sorgen eines Journalisten<br />
fremd sein, der Monat um<br />
Monat seine Zeilen abliefern<br />
muss und dafür neben dem<br />
Gehalt zunehmende Unsicherheit<br />
um seinen Arbeitsplatz<br />
kassiert (speziell was die<br />
Printmedien betrifft).<br />
Der junge Augstein macht es<br />
sich schwerer. Er gibt eine<br />
linke Wochenzeitung heraus<br />
und schreibt bei Spiegel-online<br />
regelmäßig die Kolumne<br />
„Im Zweifel links“. Beide Tätigkeiten<br />
fallen in die Kategorie<br />
„einen Mammutbaum mit<br />
der Nagelfeile fällen“. Auch<br />
in seinem soeben erschienenen<br />
Buch „Sabotage“ setzt<br />
Augstein seinen hartnäckigen<br />
Widerstand gegen die<br />
herrschenden wirtschaftlichen,<br />
gesellschaftlichen und medialen<br />
Verhältnisse konsequent<br />
fort, quasi in Cinemascope.<br />
Die Kernthese, um die sich<br />
das Buch dreht, ist so bekannt,<br />
dass nicht einmal der Investmentbanker<br />
zusammenzuckt:<br />
„Der Kapitalismus ist so lange<br />
gewachsen, dass er mit Demokratie<br />
kaum noch zu vereinbaren<br />
ist. Wir leben zusehends in<br />
einem System, in dem die wenigen<br />
profitieren, die vielen<br />
nicht. In der Demokratie werden<br />
aber die vielen alle paar<br />
Jahre als Wahlvieh gebraucht.<br />
Sie sollen ihre Stimme abgeben<br />
– und dann schweigen.<br />
Dafür zahlt der Staat ihnen<br />
die – spärlicher werdenden –<br />
Alimente aus den Sozialtöpfen.<br />
Aber woher soll das Geld<br />
kommen, wenn die Reichen<br />
und die Unternehmen immer<br />
weniger Steuern zahlen und<br />
ihr Geld für sich behalten und<br />
die Armen gar keine Steuern<br />
zahlen, weil sie kein Geld haben<br />
Die Antwort lautet: Schulden.<br />
Die Schulden sind der<br />
Preis, den die Staaten zahlen,<br />
dass die Reichen reicher<br />
und die Armen ärmer werden.<br />
Dieses System ist jetzt an<br />
seinem Ende angekommen.“<br />
Zweifel erlaubt<br />
Ich wäre mir da nicht so sicher<br />
wie Augstein. Und indirekt<br />
gibt er dem Zweifel an seiner<br />
These ja selbst recht, indem er<br />
darauf hinweist, wie affenartig<br />
schnell seine Bundeskanzlerin<br />
den Abschied von der<br />
Atomkraft organisiert hat, wie<br />
wenig Energie sie hingegen<br />
seit 2008 aufbrachte, die randalierenden<br />
Finanzmärkte<br />
auch nur an ein kleines Halsband<br />
zu legen, von Kette einmal<br />
ganz zu schweigen. Es ist<br />
richtig und angemessen, dass<br />
Augstein sich mit der führenden<br />
und gerade für die Entwicklung<br />
der europäischen<br />
Schuldenproblematik fatalen<br />
Rolle seiner Kanzlerin überaus<br />
ausführlich beschäftigt.<br />
Auch seine Frage, warum die<br />
gute Frau von einer Bevölkerung,<br />
die seit Jahren mehrheitlich<br />
Einkommen verliert, immer<br />
wieder gewählt wird, ist<br />
meiner Meinung nach alles<br />
andere als eine extreme Minderheitenposition.<br />
Merkel, die<br />
Lobbyistin der Reichen<br />
„In den vergangenen 20 Jahren<br />
sind die Geldvermögen<br />
um 1,9 Billionen auf 4,8 Billionen<br />
Euro gestiegen und die<br />
Staatsschulden von 600 Milliarden<br />
Euro auf zwei Billionen<br />
Euro. Die Schulden des Staates<br />
sind die Vermögen der<br />
Reichen. Die Steuerpolitik ein<br />
Skandal: Die Vermögenssteuer<br />
wurde abgeschafft und<br />
die Unternehmens- und Erbschaftssteuern<br />
wurden gesenkt,<br />
und der Spitzensteuersatz<br />
war niemals niedriger als<br />
heute.“<br />
An dieser Stelle möchte man<br />
als Österreicher anmerken:<br />
Welche paradiesischen Konditionen<br />
muss unser Staat denn<br />
bieten, dass sich so viele reiche<br />
Deutsche bei uns niederlassen<br />
Lambsdorff, Agenda 2010<br />
Augstein zeigt auf, welche<br />
politischen Väter für diese<br />
Entwicklung in Deutschland<br />
(und somit auch für Österreich)<br />
verantwortlich waren:<br />
der frühere Wirtschaftsminister<br />
Lambsdorff, der 1982 ein<br />
„Konzept zur Überwindung<br />
der Wachstumsschwäche und<br />
zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit“<br />
vorlegte, das heute<br />
als Manifest der Entfesselung<br />
der Finanzmärkte gilt. Was für<br />
die Finanzwelt der Aufruf<br />
zum schonungslosen, global<br />
ungehinderten Geldanhäufen<br />
wurde, rundete Gerhard Schröders<br />
„Agenda 2010“ auf Seiten<br />
der 90 Prozent Nicht-Reichen<br />
ab: Wenn die Steuern aus<br />
international randalierendem<br />
Kapital knapper fließen, müssen<br />
am Unterdeck die Gürtel<br />
eben enger geschnallt werden!<br />
Seine Nachfolgerin im Amt<br />
setzte in der „Schuldenkrise“,<br />
speziell am Exempel Griechenland,<br />
mit eiserner Härte<br />
die Fortsetzung dieser Logik<br />
durch. Augstein zitiert dazu<br />
Alexis Tsipras, den Führer der<br />
griechischen Linken: „Es gehe<br />
nicht darum, die Haushalte<br />
auszugleichen, sondern darum,<br />
Europa unter ein neoliberales<br />
Joch zu zwingen. Das eigentliche<br />
Ziel sind europaweit<br />
niedrige Lohnkosten, ein deregulierter<br />
Arbeitsmarkt, sinkende<br />
öffentliche Ausgaben<br />
und Steuererleichterungen für<br />
Kapitalanleger.“<br />
Sabotage<br />
In der tristen Welt der wenigen<br />
Reichen und Ultrareichen,<br />
die sich die ihnen genehme<br />
Politik bestellen sieht Jakob<br />
Augstein nur wenige Lagerfeuer<br />
der linken Hoffnung.<br />
„Occupy“, eines dieser kurz<br />
aufflackernden Flämmchen,<br />
besteht bestenfalls noch aus<br />
Jakob Augstein, Sohn<br />
des legendären Spiegel-Gründers<br />
Rudolf<br />
Augstein, ist Journalist,<br />
Zeitungsherausgeber<br />
und Kolumnist bei<br />
Spiegel-Online<br />
Glutresten, an denen sich einige<br />
wenige Gegner der herrschenden<br />
Verhältnisse die<br />
Finger warm halten. Robustere<br />
Proteste (Stuttgart 21)<br />
werden Opfer von Wasserwerfern<br />
und rabiaten Polizeieinsätzen.<br />
Während der Lektüre<br />
des Buches fragt man sich<br />
immer wieder, warum sich<br />
der Autor diese ganze voraussehbare<br />
Frustration antut, warum<br />
er sich dem schmerzhaften<br />
Prozess unterzieht, am<br />
Ende ohne jede Hoffnung zu<br />
bleiben. Mir selbst fällt dazu<br />
nur ein, dass ein einzelner,<br />
heimatloser linker Warner immer<br />
noch besser ist als wenn<br />
es gar keinen von seiner Sorte<br />
gäbe.<br />
Dietmar Dworschak<br />
Jakob Augstein<br />
SABOTAGE –<br />
Warum wir uns zwischen<br />
Demokratie und Kapitalismus<br />
entscheiden müssen<br />
Hanser Verlag<br />
ISBN 978-3-446-24348-4<br />
€ 18,90<br />
24<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
Bücher News<br />
„Tretet zurück! Das Ende der<br />
Aussitzer und Sesselkleber”<br />
Der Weg zu einer besseren Rücktrittskultur. Immer wieder<br />
herrscht Kopfschütteln in der österreichischen Politik, aber<br />
auch in der deutschen: Dieser Politiker/diese Politikerin ist<br />
rücktrittsreif! Warum ist es so schwierig persönliche Verantwortung<br />
zu übernehmen und Konsequenzen zu ziehen Auch Vertreter<br />
aus Wirtschaft, Sport oder Wissenschaft haben damit<br />
Schwierigkeiten.<br />
Politikcoach Regina Jankowitsch beschreibt, wie es zu der vorherrschenden<br />
Sesselklebermentalität kommt und bietet durch<br />
Interviews u.a. mit Ferdinand Lacina, Susanne Riess, Heinrich<br />
Neisser oder Daniel Cohn-Bendit einen einzigartigen Blick hinter<br />
die Kulissen. Vor allem aber zeigt die Autorin, dass Rücktritte<br />
glücken können und gibt Anregungen, wie.<br />
„Wertverminderung von<br />
Gebrauchsgegenständen”<br />
Anlässlich einer Trennung einer Lebensgemeinschaft kann die<br />
Frage plötzlich <strong>aktuell</strong> werden, welchen Wert das Sofa, die Küchenzeile,<br />
die Waschmaschine, der Laptop, die Bibliothek etc.<br />
haben. Solche und ähnliche Fragen stellt sich auch der Käufer<br />
und Verkäufer, der Geschädigte und Schädiger, der Richter,<br />
Rechtsanwalt, Sachverständige, der Eigentümer und viele andere<br />
Personen, die mit der Wertverminderung eines Gebrauchsgegenstandes<br />
konfrontiert sind.<br />
In diesem Buch von Rechtsanwalt und Gerichtssachverständiger<br />
Dr. Anton Schäfer, LL.M. werden hierzu Berechnungsbeispiele<br />
und Bewertungsmöglichkeiten, Tabellen und Lösungen<br />
aufgezeigt. Das Werk ist dabei bewusst als Ratgeber für die<br />
Praxis ausgelegt.<br />
Regina Maria Jankowitsch<br />
Tretet zurück!<br />
Das Ende der Aussitzer<br />
und Sesselkleber<br />
112 Seiten<br />
Verlag Carl Ueberreuter<br />
www.ueberreuter.at<br />
ISBN 978- 3- 8000- 7571- 3<br />
EUR 9,95<br />
Anton Schäfer<br />
Wertverminderung von<br />
Gebrauchsgegenständen.<br />
Ein Leitfaden für Juristen<br />
und Sachverständige<br />
116 Seiten<br />
LexisNexis Österreich<br />
www.lexisnexis.at<br />
ISBN 978-3-7007-5266-0<br />
EUR 33,–
Versicherungs-Vertragsgestz<br />
Die häufigsten Irrtümer<br />
beim Abschluss von Lebensversicherungen<br />
als Veranlagungsprodukt<br />
Von der österreichischen Versicherungswirtschaft<br />
wurden in<br />
der Vergangenheit fondsgebundene<br />
und klassische Lebensversicherungen<br />
als Veranlagungsprodukte<br />
massiv beworben. Wie sich nun herausgestellt<br />
hat, konnten die Lebensversicherungen<br />
die Versprechungen nicht erfüllen,<br />
dies aus den folgenden Irrtümern.<br />
n Rendite-Irrtum<br />
In den Hochglanzprospekten der Versicherungen<br />
wurden den Anlegern immer<br />
Renditen von mindestens 6-10 % versprochen.<br />
Den Anlegern wurde dabei vorgegaukelt,<br />
dass es sich dabei um die Nettorendite<br />
handelt. Wie sich aus <strong>aktuell</strong>en<br />
Gutachten ergibt, wären dazu aber im zugrundeliegenden<br />
Fonds Bruttorenditen<br />
von über 35% pro Jahr notwendig. Dies<br />
ist natürlich über einen Zeitraum von 15<br />
Jahren nahezu unmöglich. Hintergrund<br />
für diese enorme Vorkosten-Nachkostendifferenz<br />
ist, dass bei fondsgebundenen<br />
Lebensversicherungen neben der Kosten<br />
der Versicherung auch Abschlussprovisionen,<br />
Depotgebühren und beträchtliche<br />
Provisionen für den Vermögensverwalter<br />
und die Fondsmanager anfallen. Diese<br />
Gebühren und Provisionen höhlen die<br />
Renditen aus, sodass in der Regel nichts<br />
mehr für den Versicherungsnehmer übrig<br />
bleibt.<br />
n Kosten-Irrtum<br />
Die Lebensversicherungen weisen beim<br />
Versicherungsabschluss nur auf ihre eigenen<br />
Kosten hin, diese sind allerdings nur<br />
die Spitze des Eisberges. Neben den Primärkosten<br />
der Versicherung wie Verwaltungsgebühren,<br />
Vermittlungsprovisionen<br />
und der Versicherungssteuer fallen nämlich<br />
weitere Gebühren und Provisionen<br />
an.<br />
Dazu zählen interne Provisionen und<br />
Bonifikationen, Ausgabeaufschläge für<br />
den Fonds, Manager/Advisor/Trader-<br />
Fees im Fonds, Vermögensverwaltergebühren,<br />
Depotgebühren und viele mehr.<br />
Die Kosten des zugrundliegenden Fonds<br />
sind jedoch für die Entscheidungsfindung<br />
des Versicherungsnehmers relevant,<br />
weshalb dieser schriftlich darüber<br />
aufzuklären ist (vgl. Urteil des EFTA-<br />
Gerichtshofes in der Rechtsache E-11/12).<br />
In der Praxis wird aber über die Kosten<br />
des Fonds nahezu niemals aufgeklärt. Da<br />
neben der Versicherung auch der Vermittler,<br />
die Depotbank, der Vermögensverwalter<br />
und die Fondsmanager Gebühren<br />
und Provisionen lukrieren entsteht<br />
eine kaskadenartige Kostenstruktur, welche<br />
jegliche Rendite auffrisst. Die fondsgebundene<br />
Lebensversicherung dient<br />
daher nur zur Gewinnmaximierung der<br />
beteiligten Personen.<br />
n Kapitalgarantie-Irrtum<br />
In Liechtenstein sind derzeit über 100<br />
Verfahren gegen die bekannten Versicherungsunternehmen<br />
Swiss-Life und<br />
Vienna-Life anhängig. Dabei wurden Lebensversicherungen<br />
mit einer 105%igen<br />
Kapitalgarantie verkauft. Wie nun der<br />
Gerichtsgutachter Dr. Konrad festgestellt<br />
hat, erhält der Versicherungsnehmer<br />
selbst bei einer Vorkostenrendite in Höhe<br />
von jährlich 18% nach 15 Jahren lediglich<br />
80% der veranlagten Summe. Die Garantie<br />
berechnet sich nämlich nur von dem<br />
in den Fonds einbezahlten Betrag. Berücksichtigt<br />
man noch zusätzlich die Inflationen,<br />
beträgt der Realverlust 50%. Es<br />
handelt sich daher um kein Kapitalgarantie-<br />
sondern um ein Kapitalverlustprodukt.<br />
Hinzu kommt, dass die Garantiegeber<br />
zumeist international tätige<br />
Investment-Banken sind, bei einer<br />
Bankenpleite (siehe Lehmann) löst sich<br />
daher die Garantie in Luft auf.<br />
n Steuer-Irrtum<br />
Bei der klassischen Lebensversicherung<br />
wird auch immer mit einem Steuervorteil<br />
Foto: Hermsdorf/pixelio.de<br />
Dr. Hans-Jörg Vogl,<br />
Vogl Rechtsanwalt GmbH<br />
Hirschgraben 4<br />
6800 Feldkirch<br />
Tel.: +43 5522/77 77 7<br />
www.vogl.or.at<br />
geworben, insbesondere bei der Altersvorsorge.<br />
Dabei wird aber gerne unter<br />
den Tisch gekehrt, dass dieser Vorteil nur<br />
gilt, wenn der Versicherungsnehmer über<br />
15 Jahre in der Lebensversicherung verbleibt.<br />
Will der Versicherungsnehmer früher<br />
aussteigen werden nämlich zu den<br />
vorab bezahlten 4% weitere 7% Versicherungssteuer<br />
fällig. Die Versicherungsnehmer<br />
müssen daher tatenlos zusehen, dass<br />
sie aus den oben genannten Gründen<br />
keine marktgerechten Renditen erzielen.<br />
Hinzu kommt, dass aufgrund mangelnder<br />
Beratung die Versicherungsraten<br />
oft zu hoch angesetzt sind, sodass sich<br />
die Versicherungsnehmer die Versicherungsraten<br />
nicht mehr leisten können<br />
und die Lebensversicherung stornieren<br />
müssen. Bezeichnend dafür sind hohe<br />
Stornoquoten. In diesen Fällen erleiden<br />
die Anleger nahezu immer beträchtliche<br />
Verluste.<br />
n Transparenz-Irrtum<br />
Sowohl bei der klassischen als auch bei<br />
der fondgebundenen Lebensversicherung<br />
handelt es sich um eine Black Box. Denn<br />
trotz EU-Verordnungen und der Verordnung<br />
der Finanzmarktaufsichtsbehörde<br />
über die Gewinnbeteiligung in der<br />
Lebensversicherung (GBV VO), wonach<br />
den Versicherungsnehmern Gewinnbeteiligungen<br />
in Höhe von 85% zustehen,<br />
besteht kein Rechtsanspruch auf Rechnungslegung<br />
(vgl. 7 Ob 59/09s).<br />
Die Gewinnermittlung kann von den<br />
Versicherungsnehmern nicht nachvollzogen<br />
werden, sie sind daher den Versicherungen<br />
hilflos ausgeliefert. Diese unterliegen<br />
zwar theoretisch der Kontrolle der<br />
FMA, durch Ausnutzung von Bilanzierungsspielräumen<br />
ist es den Versicherungen<br />
jedoch möglich den Gewinn entsprechend<br />
zu steuern. Im Einzelfall kann das<br />
für die Versicherungsnehmer enorme<br />
Einbußen bedeuten.<br />
26<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
Wiener Musik<br />
Wien im Rosenstolz<br />
Eine Konzertreihe des Wienerliedes und der Wiener Musik<br />
Nach dem sommerlichen<br />
Kulturreigen<br />
auf der Theater am<br />
Spittelberg – Sommerbühne<br />
bettet Prinzipalin<br />
Nuschin Vossoughi die Wiener<br />
Szene weiter auf Rosen:<br />
Das Festival Wien im Rosenstolz<br />
hält im Oktober wieder<br />
Einzug am Spittelberg.<br />
Sprachwitz und Lautmusik<br />
Ein Monat ganz im Zeichen<br />
des Wiener Dialekts und<br />
seiner musikalischen Ausprägungen.<br />
Bluesig, poppig,<br />
schrammelig, pfeifend und<br />
jazzig kommen sie daher, die<br />
Wiener Musik und der Wiener<br />
Sprachwitz – eine lautmalerische<br />
Spielwiese in allen Schattierungen.<br />
Originär Wiener<br />
Dialektmusik boomt in dieser<br />
Stadt und bringt stets neue<br />
InterpretInnen hervor.<br />
Auch <strong>2013</strong> sind die „Klassiker“<br />
am Spittelberg zu Gast:<br />
so bringt Wolfram Berger mit<br />
den Neuen Wiener Concert<br />
Schrammeln Dialektgedichte<br />
und Woizza, stimmt Grande<br />
Dame Erika Pluhar, begleitet<br />
von der Klaus Trabitsch Band,<br />
Wiener Chansons an oder<br />
gibt sich Austropop-Legende<br />
Wolfgang Ambros ganz PUR.<br />
Trio Lepschi, Ernst Molden &<br />
Der Nino aus Wien, Karl Hodina<br />
& Roland Neuwirth, Agnes<br />
Palmisano und Kollegium<br />
Kalksburg sind selbstverständlich<br />
mit von der Partie.<br />
Neugier wecken spannende<br />
Agnes Palmisano ist die ungekrönte Königin des Wienerlieds!<br />
n Konzert-Tipp: „Wien im Rosenstolz”<br />
01. – 31. Oktober <strong>2013</strong><br />
Theater am Spittelberg<br />
Spittelberggasse 10,<br />
1070 Wien<br />
Beginn jeweils 19:30,<br />
Freie Platzwahl!<br />
Karten & Info:<br />
Tel.: 01 / 526 13 85<br />
Email: tickets@rosenstolz.at<br />
Abendkassa jeweils ab 18:30<br />
www.rosenstolz.at<br />
© Julia Grandegger<br />
neue Kombinationen von bekannten<br />
Größen, etwa wenn<br />
sich Energiebündel Agnes Heginger<br />
stimmlich mit Bassist<br />
Georg Breinschmid zusammenfindet,<br />
Stefan Fleischhacker<br />
(vom L.E.O) als Kunstpfeifer<br />
Eleonore von Pfiff das<br />
fast vergessene Kleinkunst-Juwel<br />
des Kunstpfeifens wiedererweckt<br />
oder Timna Brauer<br />
mit Bela Koreny und Wolf<br />
Bachofner Taubenvergiften im<br />
Park geht.<br />
Neue Gäste dokumentieren<br />
die Weiterentwicklung des<br />
Genres: Norbert Schneider etwa<br />
ist mit seiner Band erstmals<br />
am Spittelberg zu Gast<br />
und zweifellos auf dem Weg<br />
in die einschlägigen Charts.<br />
Trio Klok bríngt mit Manuela<br />
Diem schräge Wien-Grooves<br />
und die Newcomer Nachmarkt<br />
schöpfen frisch und unverbraucht<br />
aus einem breiten<br />
Spektrum volkskultureller<br />
Weisen aus aller Welt, während<br />
Die Wiener Waldhansl’n<br />
das traditionelle Wiener Lied<br />
groß schreiben. Nicht zu vergessen<br />
zwei weitere Gäste, die<br />
sich erstmals am Spittelberg<br />
die Ehre geben und beide,<br />
kaum ist es zu glauben, ihre<br />
Karriere einer TV-Show verdanken:<br />
Der oberösterreichische<br />
Mundart-Liedermacher<br />
Bernhard Reider mit Liebesund<br />
Lebensliedern und das<br />
musikalische Komikerduo Zwa<br />
Voitrottln mit unvergleichlicher<br />
Sprachakrobatik.<br />
Neueintragungen<br />
Juli – August<br />
Rechtsanwaltskammer<br />
Niederösterreich<br />
• Mag. Katja PFEIFFER,<br />
3130 Herzogenburg,<br />
Oberndorfer Ortsstraße 56 A<br />
Vorarlberger Rechtsanwaltskammer<br />
• Dr. Silvana DORNER,<br />
6900 Bregenz, Rathausstraße 27<br />
• Dr. Ralf POHLER,<br />
6840 Götzis, Dr.-A.-Heinzle-Straße 34<br />
Salzburger Rechtsanwaltskammer<br />
• Mag. Thomas SCHWAB,<br />
5020 Salzburg, Petersbrunnstraße 13<br />
• Mag. Barbara PIRALLI,<br />
5020 Salzburg, Ignaz-Rieder-Kai 11c<br />
• Mag. Thomas KAPS,<br />
5020 Salzburg, Sterneckstraße 35<br />
Rechtsanwaltskammer<br />
Wien<br />
• Dr. Metin AKYÜREK,<br />
1020 Wien, Castellezgasse 16/28<br />
• Dr. Markus MOSER,<br />
1060 Wien, Getreidemarkt 1<br />
• Dr. Angelika PEUKERT,<br />
1010 Wien, Schwertgasse 3<br />
• Mag. Roman Michael POCK,<br />
1150 Wien, Mariahilfer Straße 196<br />
• Dr. Angela STEGER,<br />
1010 Wien, Eßlinggasse 7<br />
• Mag. Patrick MANDL,<br />
1090 Wien, Porzellangasse 4-6<br />
• Mag. Robert K. WAGNER,<br />
1010 Wien, Schubertring 6<br />
Steiermärkische<br />
Rechtsanwaltskammer<br />
• DI (FH) Mag. Dr.<br />
Christian KRACHLER,<br />
8430 Kaindorf a. d. Sulm,<br />
Grazerstraße 130<br />
• Mag. Florian Stefan THELEN,<br />
8010 Graz, Einspinnergasse 3<br />
Oberösterreichische<br />
Rechtsanwaltskammer<br />
• Mag. Martin KASBAUER,<br />
4600 Wels, Franz-Keim-Straße 17<br />
• Mag. Mario OBERMÜLLER,<br />
4020 Linz, Hopfengasse 23<br />
Tiroler<br />
Rechtsanwaltskammer<br />
• Dr. Monika HUPFAUF,<br />
6020 Innsbruck, Bozner Platz 4<br />
• Dr. Marlene WACHTER,<br />
6020 Innsbruck, Bozner Platz 4<br />
• Mag. Martin RUNGALDIER,<br />
6020 Innsbruck, Maximilianstraße 23<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />
27
ÖSJV<br />
Österreichisch-Spanische<br />
Juristenvereinigung (ÖSJV)<br />
Der IV. Jahreskongress fand vom 04. bis 06.07.<strong>2013</strong> in Salzburg statt<br />
Die ÖSJV hat die Intention, die<br />
Entwicklung der juristischen<br />
Beziehungen zwischen beiden<br />
Ländern voranzutreiben, den<br />
kollegialen Austausch von Erfahrungen<br />
und Kenntnissen zwischen Juristen beider<br />
Länder zu verstärken und einen Beitrag<br />
zur Vertiefung der Kenntnisse der<br />
Rechtsordnungen beider Länder zu leisten.<br />
Ausgehend von dieser Absicht sollen<br />
sich unsere Jahreskongresse jeweils<br />
einem juristischen Schwerpunktthema<br />
widmen. Auch heuer hatten wir beim<br />
IV. Jahreskongress wieder spannende –<br />
vor allem auch aus rechtsvergleichender<br />
Sicht interessante – Vorträge und Diskussionen.<br />
Es ist uns gelungen, ausgezeichnete<br />
Vortragende zu gewinnen, die reges<br />
Interesse bei den Teilnehmern hervorgerufen<br />
haben.<br />
Am ersten Juli-Wochenende fand der<br />
IV. Jahreskongress der Österreichisch-<br />
Spanischen Juristenvereinigung (ÖSJV)<br />
in Salzburg statt. Nach Willkommensgrüßen<br />
von Frau Ass.-Prof. Dr. Johanna Filip-<br />
Fröschl, Institut für Privatrecht an der<br />
Universität Salzburg, der Honorarkonsulin<br />
des Königreiches Spanien in Salzburg,<br />
Frau Mag. Catarina Hofmann, sowie des<br />
Vizepräsidenten der ÖSJV, Herrn RA Dr.<br />
Michael M. Pachinger, wurde der Kongress<br />
am 4. Juli <strong>2013</strong> durch den Präsidenten<br />
der Rechtsanwaltskammer Salzburg,<br />
Herrn RA Dr. Leopold Hirsch, im<br />
Bezirksgericht Salzburg feierlich eröffnet.<br />
Eine Besonderheit dabei war die vom<br />
Vorsteher des Bezirksgerichts, Herrn<br />
Dr. Wolfgang Filip, geleitete informative<br />
Führung durch das Bezirksgericht Salzburg,<br />
welches das zweitgrößte Bezirksgericht<br />
Österreichs ist.<br />
Die Fachtagung am 5. Juli an der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität<br />
Salzburg widmete sich nach Grußworten<br />
durch die Organisatorin Ana<br />
de Timoteo, Abogada und Mitglied der<br />
ÖSJV, dem Thema „Erben in Spanien und<br />
Österreich“. Hochkarätige Vortragende<br />
wie Herr Prof. Alejando Valiño von der<br />
Rechtswissenschaftlichen Fakultät der<br />
Universität in Valencia, Herr Luis Muñoz<br />
de Dios, Notar in Madrid, Herr o.Univ.-<br />
Prof. DDr. DDr. hc Johannes Michael Rainer<br />
von der Universität Salzburg, und<br />
Herr Dr. Erwin Schön, MIB, AG Export<br />
Kfm., Substitut des öffentlichen Notars<br />
Dr. Wolfgang Hackenbuchner in Salzburg,<br />
beleuchteten das gerade aus rechtsvergleichender<br />
Sicht interessante Thema<br />
unter der Moderation von Herrn Fernando<br />
Lozano, Abogado und Asesor Fiscal<br />
aus Valencia.<br />
Der Universität Salzburg danken wir<br />
herzlich für die freundliche Aufnahme<br />
und Unterstützung. Die Zusammenarbeit<br />
mit den Universitäten im Allgemeinen,<br />
insbes. aber auch mit der Uni Salzburg,<br />
hat für uns eine ganz besondere<br />
Bedeutung, denn der Kontakt mit der<br />
Wissenschaft ist für die ÖSJV unverzichtbar<br />
und im Übrigen auch in<br />
unserer Satzung verankert.<br />
Der Kongress bot auch wieder soziale,<br />
kulturelle „Highlights“, bei denen der<br />
Austausch und die anregenden Gesprä-<br />
„Beim diesjährigen Jahreskongress haben wir<br />
das aus rechtsvergleichender Sicht spannende<br />
Thema „Erben in Spanien und Österreich“<br />
behandelt und diskutiert. Exzellente<br />
Vorträge der hervorragenden Experten riefen<br />
reges Interesse bei den Teilnehmern hervor.<br />
Es hat uns ganz besonders gefreut, dass der<br />
Präsident der Salzburger Rechtsanwaltskammer,<br />
Herr RA Dr. Leopold Hirsch, unseren<br />
IV. Jahreskongress offiziell und feierlich<br />
eröffnet hat.<br />
Die Österreichisch-Spanische Juristenvereinigung<br />
(ÖSJV) gibt es mittlerweile bereits<br />
seit 4 Jahren. Wir haben im Juli 2009 als<br />
kleine Gruppe von 13 Personen begonnen<br />
und freuen uns heute über insgesamt rund<br />
80 Mitglieder aus beiden Ländern.<br />
Unsere ÖSJV ist mittlerweile von einer<br />
ursprünglichen Idee, einem Baby, in eine<br />
junge Vereinigung gewachsen, die auch<br />
einen neugierigen Blick in die Zukunft<br />
werfen möchte. Unser Kongress in der<br />
Mozartstadt Salzburg, bei dem wir auch in<br />
einem modernen spanisch-österreichischen<br />
Architekturbüro zu Gast sein durften, hat –<br />
im Rahmen von zahlreichen Gesprächen<br />
– dazu wertvolle Impulse gegeben.<br />
Ein ganz besonderer Dank gilt der Universität<br />
Salzburg für die Unterstützung und<br />
Möglichkeit, dass wir den Kongress auf<br />
universitärer Ebene abhalten konnten, sowie<br />
unserem Mitglied, Ana de Timoteo, die mit<br />
viel Herzblut und Engagement diesen<br />
Kongress organisiert hat.<br />
Es war für alle Teilnehmer ein informativer,<br />
aber auch geselliger Kongress, bei dem der<br />
Erfahrungsaustausch und die anregenden<br />
Gespräche, die wir miteinander führten, die<br />
Veranstaltung in bleibender Weise geprägt<br />
haben.“<br />
ÖSJV-Vizepräsident und Rechtsanwalt<br />
Dr. Michael M. Pachinger<br />
vlnr.: Dr. Leopold HIRSCH (Präsident der RAK Salzburg), Ass.-Prof. Dr. Johanna<br />
FILIP-FRÖSCHL (Universität Salzburg), RA Dr. Michael M. PACHINGER (Vize-Präs.<br />
der ÖSJV), Dr. Wolfgang FILIP (Vorsteher des Bezirksgerichtes Salzburg)<br />
che, die von den Kongressteilnehmern<br />
geführt wurden, eine wesentliche Rolle<br />
einnahmen: Nach der Generalversammlung<br />
der Mitglieder der ÖSJV fand am<br />
Abend des 05.07.<strong>2013</strong> das Galadiner im<br />
St. Peter Stiftskeller im Herzen von<br />
Salzburg statt. Am Samstag widmeten<br />
sich die Kongressteilnehmer der Kultur,<br />
nämlich der „Architektur Salzburgs“ und<br />
konnten bei einem „Brunch“ ein spanisch-österreichisches<br />
Architekturbüro<br />
kennenlernen.<br />
www.ahauj-oesjv.com<br />
28<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
Persönlichkeitsrecht<br />
Fotografierverbot<br />
Foto als Eingriff in Persönlichkeitsrechte<br />
Der OGH hat zu 6 Ob 256/12h<br />
vom 27.02.<strong>2013</strong> ausgesprochen,<br />
dass es unzulässig sein kann,<br />
eine Person ohne deren Zustimmung<br />
zu fotografieren. Die Höchstrichter<br />
sahen ein Foto, das ohne Einwilligung<br />
des Abgebildeten gemacht wurde, als einen<br />
unzulässigen Eingriff in das allgemeine<br />
Persönlichkeitsrecht des Abgebildeten.<br />
Dies, obwohl das Foto nicht einmal<br />
veröffentlicht werden sollte. Demnach<br />
kann daher bereits der bloße „Klick“<br />
auf den Auslöser der Kamera unzulässig<br />
sein.<br />
Das Recht am eigenen Bild<br />
Bislang war unbestritten, dass Personen,<br />
die auf einem Foto abgebildet sind, durch<br />
§ 78 UrhG geschützt sind. Demnach ist<br />
es verboten, Bilder mit Personen zu veröffentlichen<br />
oder zu verbreiten, wenn<br />
dadurch berechtigte Interessen der Abgebildeten<br />
verletzt werden. Dies soll verhindern,<br />
dass jemand bloßgestellt wird,<br />
dass dadurch sein Privatleben der Öffentlichkeit<br />
preisgegeben wird, dass sein<br />
Bildnis Anlass zu Missdeutungen geben<br />
kann oder entwürdigend oder herabsetzend<br />
wirkt.<br />
Dieses Recht am eigenen Bild ist verletzt,<br />
wenn die abgebildete Person hinreichend<br />
erkennbar ist, sie keine Einwilligung zur<br />
Veröffentlichung oder Verbreitung des<br />
Bildes gegeben hat und sie ein berechtigtes<br />
Interesse daran hat, dass das Bild<br />
nicht verbreitet wird. Besitzt der Fotograf<br />
ein Interesse an der Veröffentlichung, so<br />
sind die beiderseitigen Interessen gegeneinander<br />
abzuwägen.<br />
Veröffentlichen bedeutet, das Bild einem<br />
breiten Publikum zugänglich zu machen.<br />
Darunter fällt beispielsweise die Ausstellung<br />
des Bildes in einem Schaukasten<br />
oder einem Schaufenster oder die Präsentation<br />
im Rahmen eines Diavortrags. Unter<br />
Verbreiten ist jede Handlung zu verstehen,<br />
bei der das Bild einer Mehrzahl<br />
von Personen sichtbar gemacht wird, wie<br />
Der bloße „Klick”<br />
allein kann schon<br />
unzulässig sein!<br />
Foto: Schemm/pixelio.de<br />
etwa durch Einstellen in eine Website<br />
oder Abdruck in einer Zeitung oder einem<br />
Katalog.<br />
Der <strong>aktuell</strong>e Fall:<br />
Fotoaufnahme als Eingriff<br />
in Persönlichkeitsrecht<br />
Mit der gegenständlichen Entscheidung<br />
sprach der OGH erstmals aus, dass nicht<br />
erst die Veröffentlichung oder Verbreitung<br />
eines Bildes unzulässig sein kann,<br />
sondern bereits das bloße Fotografieren<br />
ohne jegliche Veröffentlichungs- oder<br />
Verbreitungsabsicht. „Schon das fotografische<br />
Festhalten einer bestimmten Tätigkeit<br />
oder Situation kann vom Abgebildeten<br />
als unangenehm empfunden werden<br />
und ihn an der freien Entfaltung seiner<br />
Persönlichkeit hindern“, so der OGH.<br />
Allerdings sind die unterschiedlichen Interessen<br />
in jedem Einzelfall umfassend<br />
gegeneinander abzuwägen.<br />
Dr. Bernhard Steindl (l.) ist Rechtsanwalt und<br />
Partner in Wien, Mag. (FH) Mag. Florian Pum<br />
(r.) ist Rechtsanwaltsanwärter in Linz der<br />
HASCH & PARTNER <strong>Anwalt</strong>sgesellschaft mbH.<br />
Ihre Tätigkeitsschwerpunkte liegen im Immaterialgüter-,<br />
IT- und Wettbewerbsrecht.<br />
www.hasch.eu<br />
Die Höchstrichter leiteten<br />
den Schutz vor ungewollten<br />
Bildaufnahmen<br />
aus dem allgemeinen<br />
Persönlichkeitsrecht des<br />
§ 16 ABGB ab. Eine Verletzung<br />
des Persönlichkeitsrechts<br />
des Aufgenommenen<br />
durch bloßes<br />
Fotografieren ist laut<br />
OGH bei Vorliegen aller<br />
folgenden Kriterien anzunehmen:<br />
n der Abgebildete ist auf<br />
der Aufnahme zu identifizieren,<br />
n die Aufnahme des Abgebildeten<br />
ist gezielt erfolgt,<br />
das heißt er ist nicht bloß zufällig<br />
in das Bild geraten,<br />
n es besteht kein schutzwürdiges Interesse<br />
des Fotografen an der Fotoaufnahme,<br />
n es liegt keine Einwilligung des Abgebildeten<br />
vor.<br />
Im Anlassfall war das persönliche Verhältnis<br />
zwischen dem Fotografen und<br />
dem Abgebildeten getrübt, der Abgebildete<br />
erteilte keine Einwilligung und der<br />
Fotograf machte das Foto zur Belustigung<br />
und ohne sachlichen Grund. Das<br />
Fotografieren war daher im konkreten<br />
Einzelfall laut OGH unzulässig.<br />
Was ist erlaubt<br />
Der dem OGH-Urteil zugrundeliegende<br />
Sachverhalt ist besonders gelagert und<br />
stellt eher einen Ausnahmefall dar. Es<br />
kann daraus nicht abgeleitet werden,<br />
dass das Fotografieren von Personen immer<br />
unzulässig wäre. Das Anfertigen von<br />
üblichen Urlaubsfotos, auf denen im Hintergrund<br />
andere Menschen abgebildet<br />
sind, die zufällig in das Bild geraten, ist<br />
auch nach dieser OGH-Entscheidung erlaubt.<br />
Bei Fotoaufnahmen, bei denen die Abgebildeten<br />
gezielt fotografiert werden und<br />
deutlich identifiziert werden können,<br />
sollte hingegen eine Einwilligung eingeholt<br />
werden. Eine derartige Einwilligung<br />
wird oftmals bereits stillschweigend<br />
erfolgen, wenn etwa der Abgebildete<br />
die Fotoaufnahme bewusst zulässt<br />
oder eine entsprechende Pose einnimmt.<br />
Selbst ohne Einwilligung kann<br />
eine Fotoaufnahme zulässig sein, sofern<br />
ein gewichtiges Interesse des Fotografen<br />
vorliegt.<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />
29
ELI<br />
European Law Institute<br />
Das European Law Institute (ELI) veranstaltete vom<br />
4. – 6. <strong>September</strong> seine alljährliche Projektkonferenz<br />
und Generalversammlung zum ersten Mal in Wien<br />
Als Auftakt dieser Veranstaltung<br />
wurde der ELI Austrian Hub<br />
unter der Teilnahme zahlreicher<br />
prominenter Vertreter der österreichischen<br />
Rechtswelt aus der Taufe gehoben.<br />
Das ELI ist eine in 2011 gegründete<br />
Non-Profit Organisation, die sich für<br />
die Verbesserung des Rechts im europäischen<br />
Raum einsetzt (siehe <strong>Anwalt</strong><br />
Aktuell Nr. 01/12).<br />
„Was ist eigentlich ein European Law Institute<br />
Hub und wozu braucht Österreich<br />
einen solchen“ Diese und viele weitere<br />
Fragen zu Zielen und Arbeitsweise des<br />
ELI wurden bei der Eröffnungsveranstaltung<br />
des ELI Austrian Hub am 4. <strong>September</strong><br />
<strong>2013</strong> von Christiane Wendehorst,<br />
Mitglied des ELI Exekutivkomitees, und<br />
Marcella Prunbauer-Glaser, Vizepräsidentin<br />
des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages,<br />
beantwortet. Letztere betonte<br />
die Bedeutung des Austrian Hub<br />
als nationaler Schnittstelle zwischen dem<br />
ELI und der österreichischen Rechtsöffentlichkeit.<br />
Der Austrian Hub soll gezielt<br />
österreichische JuristInnen stärker in die<br />
Arbeit des Instituts einbeziehen und österreichische<br />
Impulse für ELI Projekte ermöglichen.<br />
Zahlreiche renommierte Persönlichkeiten<br />
aus Rechtspraxis und Wissenschaft, wie<br />
u.a. Nikolaus Michalek, Bundesminister<br />
für Justiz a.D., Botschafterin Christine<br />
Stix-Hackl, Gerhard Benn-Ibler, Ehrenpräsident<br />
des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages<br />
und Rudolf Welser,<br />
emeritierter Professor und Leiter der Forschungsstelle<br />
für europäische Rechtsentwicklung<br />
und Privatrechtsreform an der<br />
Universität Wien, folgten der Einladung<br />
des Instituts in das Haus der Europäischen<br />
Union, wo sie vom Hausherren Richard<br />
Kühnel begrüßt wurden. Als Thema<br />
der Eröffnungsveranstaltung diente<br />
die europäische Integration, welche aus<br />
der Perspektive verschiedener Rechtsbereiche<br />
beleuchtet wurde. Der Präsident<br />
des Europäischen Forums Alpbach, Franz<br />
Fischler, gewährte in seinem Festvortrag<br />
interessante Einblicke in die Geschichte<br />
und Entwicklung der EU aus wirtschaftspolitischer<br />
Sicht und zeigte mögliche Modelle<br />
für die Zukunft der EU auf.<br />
Unter der Moderation von Irmgard Griss,<br />
Präsidentin des OGH i.R., tauschten sich<br />
ELI Projektkonferenz<br />
im<br />
Festsaal des<br />
Wiener<br />
Rathauses<br />
in der anschließenden Podiumsdiskussion<br />
Ludwig Bittner (Präsident der Österreichischen<br />
Notariatskammer), Susanne<br />
Kalss (Professorin an der Wirtschaftsuniversität<br />
Wien), Georg Kathrein (Sektionschef<br />
im Bundesministerium für Justiz),<br />
Peter Lewisch (Professor an der Universität<br />
Wien und Rechtsanwalt in der Kanzlei<br />
CHSH), Heinz Mayer (Dekan der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität<br />
Wien) und Georg Schima (Partner der<br />
Kanzlei KSW) zum Stand der europäischen<br />
Integration aus dem Blickwinkel<br />
ihrer Expertise aus.<br />
Eröffnung des Austrian Hub im Haus<br />
der Europäischen Union<br />
Im Anschluss empfing der Rektor der<br />
Universität Wien, Heinz W. Engl, weitere<br />
Gäste und Teilnehmer und eröffnete gemeinsam<br />
mit dem ELI-Präsidenten Sir<br />
Francis Jacobs die Generalversammlung<br />
und Projektkonferenz <strong>2013</strong>. In seiner<br />
Festrede würdigte der Direktor des American<br />
Law Institute (ALI), Lance Liebman,<br />
die Arbeit und die bisherigen<br />
Errungenschaften des ELI und teilte<br />
wichtige Erfahrungen des 1923 gegründeten<br />
ALI mit dem Publikum im Großen<br />
Festsaal der Universität Wien.<br />
„Wer hätte vor drei Jahren geglaubt, dass<br />
das ELI dahin gelangen würde, wo es<br />
heute ist Es ist Ihnen hervorragend gelungen,<br />
das Institut fest zu etablieren,<br />
sich in vielen Initiativen einzubringen,<br />
die Verwirklichung des Europäischen<br />
Rechtsraums voranzutreiben“, so Viviane<br />
Reding, Vizepräsidentin der Europäischen<br />
Kommission, in ihrer Videobotschaft an<br />
die Teilnehmer der Projektkonferenz am<br />
5. <strong>September</strong> im Festsaal des Wiener Rathauses.<br />
Die über 200 Teilnehmer lauschten<br />
und diskutierten angeregt mit den<br />
Podiumsteilnehmern über drei der <strong>aktuell</strong>en<br />
ELI Projekte im Bereich des Stiftungsrechts,<br />
Kaufrechts und EU-Verwaltungsrechts.<br />
Als Abschluss der Veranstaltungsreihe<br />
fand die Generalversammlung der ELI<br />
Mitglieder am 6. <strong>September</strong> statt. Vor der<br />
Verlesung der Ergebnisse der Wahlen der<br />
neuen Führungsgremien hielt José Angelo<br />
Estrella Faria, Generalsekretär von<br />
UNIDROIT, eine Keynote und strich die<br />
gute Zusammenarbeit dieser beiden Institute<br />
hervor. Die neue ELI Präsidentin<br />
Diana Wallis, langjähriges Mitglied des<br />
Europäischen Parlaments, wird gemeinsam<br />
mit der künftigen Vizepräsidentin<br />
Christiane Wendehorst und dem restlichen<br />
Exekutivkomitee das Institut in den<br />
kommenden Jahren auf seiner Mission<br />
leiten.<br />
www.europeanlawinstitute.eu<br />
30<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
Jus & Pferdesport<br />
Das Glück dieser Erde<br />
Mag. jur. Simone Scheiblauer über Sport, Beruf und Familienleben<br />
Die Geschichte beginnt,<br />
als die Landwirtschaft<br />
meiner Großeltern nach<br />
und nach umstrukturiert<br />
wurde und an Stelle von<br />
Kühen plötzlich Pferde die<br />
Stallungen füllten. Meine ganze<br />
Familie ist tierfreundlich<br />
und ich lernte schon früh, mit<br />
Pferden umzugehen. Auf meinem<br />
eigenen Pony lernte ich<br />
reiten und genoss die Zeit in<br />
der Natur. Sportliche Ambitionen<br />
hatte ich zu diesem Zeitpunkt<br />
keine und auch für meine<br />
Eltern war die Pferdewelt<br />
eine ganz neue.<br />
Viel mehr interessierte mich<br />
die Leichtathletik – höher,<br />
schneller, weiter – das war genau<br />
meines. Im Alter von acht<br />
Jahren wurde ich im Verein<br />
eingeschrieben und nahm<br />
schon bald ehrgeizig an Wettkämpfen<br />
teil. Umso schöner<br />
war es, dass der Erfolg nicht<br />
ausblieb. Zahlreiche Landesund<br />
Staatsmeistertitel waren<br />
das Ergebnis. Auf diese Erfolge<br />
bin ich bis heute sehr stolz,<br />
weil ich sie ganz alleine errungen<br />
habe. Ganz anders sieht es<br />
im Reitsport aus. Hier muss<br />
am Tag X alles zusammen passen.<br />
Reiter und Pferd müssen<br />
physisch und psychisch in der<br />
Lage sein, eine gute Leistung<br />
zu erbringen – eine Herausforderung,<br />
die ich ohne zu zögern<br />
annahm. Die Kombination<br />
in meinem Leben zwischen<br />
Einzelsport und Teamsport<br />
prägte mich und alle Unterschiede<br />
wurden mir schon in<br />
jungen Jahren bewusst.<br />
Im Alter von dreizehn wurde<br />
ich von einem Reittrainer entdeckt,<br />
der meine Eltern motivierte,<br />
mit mir auf Springturniere<br />
zu fahren, da er großes<br />
Talent in mir schlummern sah.<br />
Naja, und so passierte es dann<br />
auch. In der ersten Turniersaison<br />
gewann ich vom ersten<br />
Start bis zur Staatsmeisterschaft<br />
bei jeder Teilnahme<br />
und durfte noch im selben<br />
Jahr Österreich international<br />
vertreten. Nach diesem Erfolgsjahr<br />
war mit klar, dass ich<br />
weitermachen wollte. Es stellte<br />
sich jedoch die Frage, was<br />
mit der Leichtathletik passieren<br />
sollte. Es gab zwei sportliche<br />
Leidenschaften, die mich<br />
fesselten und doch musste ich<br />
mich irgendwann entscheiden,<br />
da das Trainingspensum<br />
einfach zu groß wurde.<br />
Dies tat ich dann auch im Alter<br />
von 16 Jahren. Nach reichlicher<br />
Überlegung entschied<br />
Mag. jur. Simone<br />
Scheiblauer bei<br />
einer ihrer zahlreichen<br />
Siegerehrungen!<br />
ich mich für das Glück dieser<br />
Erde und landete auf dem<br />
Rücken meiner Pferde. Nun<br />
wollte ich erst recht loslegen.<br />
Neben errungenen Landesund<br />
Staatsmeistertiteln vertrete<br />
ich Österreich bis heute immer<br />
wieder bei internationalen<br />
Events und konnte Siege und<br />
Platzierungen bis zur höchsten<br />
Klasse erreiten.<br />
Einer der schönsten Erfolge<br />
im Jahr 2012 war der Vizestaatsmeistertitel<br />
im Team!<br />
Meine Pferde sind für<br />
mich „Familienmitglieder”!<br />
Die vier besten niederösterreichischen<br />
Reiter durften für<br />
Niederösterreich an den Start<br />
gehen und für mich war es eine<br />
große Ehre, als Amateurin<br />
nominiert worden zu sein.<br />
Ein Leben als Profisportler<br />
konnte ich mir nie vorstellen.<br />
Bis heute nimmt der Reitsport<br />
einen großen Anteil in meinem<br />
Leben ein und meine<br />
Pferde sind für mich Familienmitglieder,<br />
mit denen ich<br />
durch dick und dünn gehe.<br />
Als Mensch, der Gerechtigkeit<br />
fordert und hoffentlich auch<br />
immer lebt, war für mich klar,<br />
dass ich Jus studieren möchte.<br />
Dieser Weg führte mich nach<br />
Abschluss des Studiums und<br />
Absolvierung des Gerichtsjahres<br />
in den öffentlichen Dienst.<br />
Alles was mich der Pferdesport<br />
und die Zusammenarbeit<br />
mit meinem Sportpartner<br />
Pferd gelehrt hat, kann ich in<br />
meinem Job gut gebrauchen.<br />
Angefangen von Empathie<br />
und Geduld, bis hin zu Ehrgeiz<br />
und Durchhaltevermögen<br />
sind diese Eigenschaften<br />
diejenigen, die mich tagtäglich<br />
bei meiner Arbeit voranbringen.<br />
Zusätzlich habe ich<br />
während meines Studiums<br />
die Ausbildung zur staatlich<br />
geprüften Reittrainerin absolviert<br />
und auch diesen Beruf<br />
von der Pike auf erlernt.<br />
Nun aber zum vorläufigen<br />
Ende der Geschichte, denn sowohl<br />
Job als auch Springreiterei<br />
müssen vorerst ein bisschen<br />
ohne mich auskommen.<br />
Auch wenn uns noch meine<br />
Bauchdecke von einander<br />
trennt, bin ich eine liebende<br />
Mutter, die ihrer neuen Lebensaufgabe<br />
mit ihrem Partner<br />
freudig entgegensieht.<br />
Aber keine Sorge, wenn unser<br />
Nachwuchs nach seinen Eltern<br />
kommt, dann ist er gerne<br />
mit Tieren unterwegs und<br />
wir werden 2014 mit einem<br />
Familienmitglied mehr als<br />
Unterstützung wieder sportlich<br />
angreifen.<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />
31
Asylverfahren<br />
Die Dauer eines Asylverfahrens<br />
ist seit jeher<br />
ein Brennpunkt,<br />
dies insbesondere im<br />
Hinblick auf die einstweilen<br />
erfolgte Integration und die<br />
damit verbundenen aufenthaltsrechtlichen<br />
Auswirkungen.<br />
Zentrale Fragen sind etwa,<br />
was sich für aufenthaltsrechtliche<br />
Aspekte ergeben, wenn<br />
ein Asylverfahren sich über<br />
viele Jahre hinzieht, die betreffende<br />
Person inzwischen eine<br />
Familie allenfalls mit österreichischen<br />
Anknüpfungspunkt<br />
gegründet hat und umfassend<br />
in das soziale Umfeld integriert<br />
ist. Vorausgeschickt sei in<br />
diesem Zusammenhang, dass<br />
die Heirat und Familiengründung<br />
mit einem österreichischen<br />
Staatsangehörigen für<br />
sich alleine nicht ausreichend<br />
ist, um einen Aufenthaltstitel<br />
vom Inland aus zu erlangen.<br />
Rein rechtlich gesehen müssen<br />
Angehörige von österreichischen<br />
Staatsbürgern, welche<br />
in Österreich dauernd<br />
wohnhaft sind und ihr Freizügigkeitsrecht<br />
nicht ausüben,<br />
gemäߧ 47 Abs. 1 NAG den<br />
Antrag vom Ausland aus stellen,<br />
während nach derzeitiger<br />
Rechtslage Familienangehörige<br />
von EU-Bürgern, die ihr<br />
Freizügigkeitsrecht in Anspruch<br />
nehmen, den entsprechenden<br />
Aufenthaltstitel im<br />
Inland erteilt bekommen. Diese<br />
Un gleichstellung wurde<br />
vom Verfassungsgerichtshof<br />
als gleichheitswidrig erachtet<br />
und wird mit der nächsten<br />
Novelle angepasst. Zuletzt<br />
wurde dies vom VfGH zu<br />
U2368/2012, 7.6.<strong>2013</strong>, auch in<br />
Vereinheitlichung<br />
der Kompetenzen<br />
Asylund<br />
Niederlassungswesen<br />
ab<br />
1.1.2014 im<br />
Bundesamt für<br />
Fremdenwesen<br />
und Asyl<br />
Asyl<br />
Leben in der Warteschleife<br />
Bezug auf Ausweisungen im<br />
Asylverfahren klarge stellt.<br />
Eine Verbindung zwischen<br />
Asyl- und Niederlassungsrecht<br />
findet sich in den asylrechtlichen<br />
Entscheidungen in<br />
Spruchpunkt III., wo über die<br />
Zulässigkeit der Ausweisung<br />
im Hinblick auf Art. 8 EMRK<br />
abgesprochen wird. Vom<br />
Verfassungsge richtshof wurden<br />
folgende Kriterien für das<br />
sogenannte Bleiberecht in seiner<br />
Judika tur herausgearbeitet<br />
und im Gesetz verankert:<br />
Die Aufenthaltsdauer, das tatsächliche<br />
Bestehen eines Familienlebens<br />
und dessen Intensität,<br />
die Schutzwürdigkeit<br />
des Privatlebens, der Grad<br />
der Integration, die Selbsterhaltungsfähigkeit,<br />
die Bindungen<br />
zum Heimatstaat,<br />
strafgerichtliche Unbescholtenheit,<br />
Verstöße gegen das<br />
Einwanderungsrecht, Erfordernisse<br />
der öffentlichen Ordnung,<br />
die Frage ob das Privatund<br />
Familienleben in einem<br />
Zeitpunkt entstand, in dem<br />
sich die Beteiligten über die<br />
Unsicherheit des Aufenthaltsstatus<br />
bewusst waren sowie<br />
die Frage, inwieweit die Dauer<br />
des Asylverfahrens dem Beschwerdeführer<br />
anzulasten ist<br />
oder allenfalls ein Organi sationsverschulden<br />
der Republik<br />
Österreich vorliegt.<br />
Ein maßgeblicher Punkt ist in<br />
diesem Zusammenhang jener,<br />
dass wesentlich zwischen Personen<br />
unterschieden wird, bei<br />
denen die gesamte Dauer des<br />
Aufenthaltes von einem einzigen<br />
jahrelang anhängigen<br />
Asylverfahren abgedeckt wird<br />
(VfGH 07.10.2010, B 59/10)<br />
und Fällen, wo etwa hintereinander<br />
mehrere Asylanträge<br />
gestellt wurden (VfGH<br />
12.06.2010, U 613/10). Im Falle<br />
einer positiven Ausweisungsentscheidung<br />
durch den<br />
Asylgerichtshof hat die örtlich<br />
zuständige Niederlassungsbehörde<br />
von amtswegen einen<br />
Aufenthaltstitel zu erteilen.<br />
Davon zu unterscheiden ist<br />
der Fall, dass der Asylgerichtshof<br />
selbst eine Ausweisungsentscheidung<br />
trifft bzw.<br />
eine negative Asylentscheidung<br />
oh ne Ausweisung vorliegt<br />
und der Antragsteller<br />
aufgrund seines langjährigen<br />
Aufenthaltes in Österreich einen<br />
Antrag auf das sogenannte<br />
„Bleiberecht“ stellt, nach<br />
den einschlägigen Bestimmungen<br />
in§ 41a Abs. 9 bzw. §<br />
43 Abs. 3 NAG, wobei als maßgeblich<br />
zu berücksichtigen ist,<br />
dass die bloße Antragstellung<br />
kein Aufenthalts- oder Bleiberecht<br />
begründet und fremdenpolizeiliche<br />
Maßnahmen<br />
trotzdem zulässig sind. Neben<br />
den zumindest durch die A2<br />
Deutschprüfung belegten<br />
Deutschkenntnissen, den sozialen<br />
und familiären Bindungen<br />
ist vor allem der Punkt<br />
der tatsächlichen oder zukünftigen<br />
Selbsterhaltungsfähigkeit<br />
ein maßgebliches Kriterium.<br />
Eine Integration am Arbeitsmarkt<br />
während des offenen<br />
Asylverfahrens ist aufgrund<br />
der derzeit geltenden ausländerbeschäftigungsrechtlichen<br />
Vorschriften, wonach Asylwerber<br />
im offenen Verfahren<br />
lediglich Saisonarbeitsstellen<br />
annehmen dürfen, welche<br />
Kontingentbeschränkungen<br />
unterliegen bzw. einer selbstständigen<br />
Erwerbstätigkeit<br />
nachgehen dürfen, kaum<br />
möglich.<br />
Mit der Verwaltungsgerichtsbarkeitsnovelle<br />
01.01.2014 ist<br />
die vorgesehene Einrichtung<br />
eines einheitlichen Bundesamtes<br />
für Fremdenwesen und<br />
Asyl vorgesehen, in dem die<br />
Kompetenzen Asyl, Gewährung<br />
von Aufenthaltstiteln aus<br />
berücksichtigungswürdigen<br />
Gründen, Abschiebung, Duldung,<br />
Erlassung von aufenthaltsbeendenden<br />
Maßnahmen<br />
in einer einzigen Behörde vereint<br />
werden und dies zukünftig<br />
zu einer vereinfachten<br />
Verfahrensabwicklung führen<br />
soll.<br />
Kanzleipartnerschaft<br />
Hipfl & Singer<br />
Maria-Theresia-Straße 9.<br />
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Tel.: 07242/ 36 0 20<br />
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32<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13
BVwG<br />
Gute drei Monate noch, dann beginnt<br />
im Rechtsstaat Österreich<br />
eine neue Zeitrechnung. An die<br />
Stelle von über 100 Sonderbehörden<br />
nehmen mit Beginn 2014 das<br />
Bundesverwaltungsgericht und neun<br />
Landesverwaltungsgerichte ihre Arbeit<br />
auf.<br />
Prof. Dr. Gerhart Holzinger, Präsident<br />
des Bundesverfassungsgerichts, nennt das<br />
Vorhaben „die vielleicht größte Verwaltungsreform<br />
seit 1925 in Österreich“. Und<br />
er fügt hinzu: Damit findet nicht nur die<br />
Beseitigung eines langjährigen föderalistischen<br />
Defizits sein Ende, endlich wird<br />
auch den Verpflichtungen der Menschenrechtskonvention<br />
entsprochen“.<br />
Countdown läuft<br />
Am 1.1.2014 startet das Bundesverwaltungsgericht seine Arbeit<br />
Casting<br />
Um die 169 Richterposten des Bundesverwaltungsgerichts<br />
haben sich insgesamt<br />
538 Juristinnen und Juristen beworben.<br />
Vizepräsident Michael Sachs,<br />
angesprochen auf die Turbulenzen rund<br />
um die Bestellung und zu dem Vorwurf,<br />
hier sei politisch interveniert worden:<br />
„Einziges Bestellungskriterium war die<br />
Qualität der Bewerbung. Wir können es<br />
uns nicht leisten, jemanden aufzunehmen,<br />
nur weil sich das eine Partei oder<br />
v.l.n.r. Mathis Fister, Michael Sachs und Claudia Fuchs, die Autoren des Kommentars, präsentierten<br />
am 9.9.<strong>2013</strong> gemeinsam mit Prof. Dr. Gerhart Holzinger, Präsident des VfGH und Wolfgang<br />
Pichler vom Manz-Verlag das Buch „Das neue Verwaltungsgerichtsverfahren”<br />
Gruppierung wünscht.“ Man habe durchaus<br />
auch Bewerber abgelehnt, die durch<br />
sanften politischen Druck in die Behörde<br />
gebracht werden sollten. Es komme darauf<br />
an, dass die künftigen Richter Erfahrung<br />
im Verwaltungsrecht, die Fähigkeit<br />
zu einer souveränen Verhandlungsführung,<br />
die Kompetenz zum Umgang mit<br />
komplexen Materien sowie Entscheidungsfreude<br />
mitbringen.<br />
Nur nach diesen Kriterien sei ausgewählt<br />
worden. Immerhin rechnet die Leitung<br />
des neuen Bundesverwaltungsgerichts<br />
mit 36.000 bis 40.000 Fällen pro Jahr, d.h.<br />
mit 180 bis 200 neuen Fällen pro Tag!<br />
Der Taschenkommentar, den er gemeinsam<br />
mit den Rechtswissenschaftlern<br />
Claudia Fuchs und Mathis Fister erarbeitet<br />
hat, wurde nach dem Motto „Anwälte<br />
wollen einfache Antworten auf komplexe<br />
Fragen“ zusammengestellt. Die Gesetzesnovelle<br />
vom Juli <strong>2013</strong> zur Verwaltungsgerichtsbarkeit<br />
ist bereits berücksichtigt, für<br />
den ganzen Kommentar gilt: „Wir wollen<br />
Lösungsansätze präsentieren, die sich in<br />
der Wirklichkeit bewähren.“<br />
Im Zeitplan<br />
Die Organisation des neuen, größten Gerichts<br />
Österreichs liegt perfekt im Zeitplan.<br />
Die notwendigen Bürokapazitäten<br />
werden bis 1.1.2014 zur Verfügung stehen,<br />
Richterinnen und Richter sind von<br />
der Bundesregierung akzeptiert und vom<br />
Nach einem turbulenten Arbeitsjahr<br />
seit seiner Bestellung im Juli 2012<br />
blickt Dr. Michael Sachs, Vizepräsident<br />
des neuen Bundesverwaltungsgerichts,<br />
gelassen in Richtung<br />
1.1.2014<br />
Neue Regeln<br />
Verfassungsgerichtspräsident Holzinger<br />
sieht in der Einrichtung des Bundesverwaltungsgerichts<br />
und der Landesverwaltungsgerichtshöfe<br />
einen „wichtigen<br />
Schritt in der Verwaltungsreform, der<br />
Österreich – bei gutem Funktionieren –<br />
unabhängige Gerichte statt politisch abhängiger<br />
Behörden beschert. Michael<br />
Sachs: „Wir haben es jetzt mit Gerichtsverfahren<br />
und nicht mehr mit Verfahren<br />
in Verwaltungsinstanzen zu tun.“<br />
Der soeben<br />
erschienene<br />
Taschenkommentar,<br />
verfasst<br />
von zwei Rechtswissenschaftlern<br />
und dem Leiter<br />
der Bundesvergabebehörde<br />
will<br />
praxisorientierte<br />
Lösungsansätze<br />
vermitteln.<br />
Bundespräsidenten bereits ernannt. Auch<br />
mit den Übergangsbestimmungen für jene<br />
Verfahren, die bei den „alten“ Behörden<br />
noch nicht abgeschlossen sind, beschäftigt<br />
sich der kürzlich in den Räumen<br />
des Verfassungsgerichts präsentierte Taschenkommentar<br />
zum Bundesverwaltungsgesetz.<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />
33
WARTEZIMMER | Themen zum Weiterdenken<br />
Maut-Schranke<br />
Horst Seehofers Idee, nur bei Ausländern Autobahn-Maut zu kassieren,<br />
erntet Widerspruch, zum Beispiel auf „legal tribune online“ (6.9.13):<br />
„‘Nein‘, lautet die eindeutige<br />
Antwort des Europarechtlers<br />
Volker Boehme-Neßler. ‚Eine<br />
Pkw-Maut, die die Deutschen<br />
nicht zahlen müssen, würde<br />
EU-Ausländer benachteiligen<br />
und gegen das Diskriminierungsverbot<br />
verstoßen. Das<br />
wäre ein Tiefschlag gegen die<br />
Grundidee der Europäischen<br />
Union überhaupt.‘ Eine Maut<br />
für Nicht-EU-Ausländer wäre<br />
hingegen möglich. Aber wie<br />
viele Chinesen fahren schon<br />
mit ihrem Wagen auf deutschen<br />
Autobahnen<br />
Gegenrechnung<br />
Kfz-Steuer<br />
Seehofers Vorschlag zur Güte<br />
für alle europarechtlichen Bedenkenträger:<br />
Alle Autofahrer<br />
sollen künftig<br />
eine Vignette<br />
auf ihre Windschutzscheibe<br />
kleben müssen.<br />
Auch die<br />
Deutschen.<br />
Im Gegensatz<br />
zu den Ausländern<br />
soll der<br />
deutsche Autofahrer die Vignette<br />
aber gratis mit dem<br />
Steuerbescheid für die Kfz-<br />
Steuer bekommen. Denn<br />
über die Kfz-Steuer leiste er ja<br />
schon seinen Beitrag zum Erhalt<br />
unserer Straßen.<br />
Auch das wäre aber eine<br />
Diskriminierung, wenn gleich<br />
eine versteckte, so Boehme-<br />
Neßler. ‚Art. 18 AEUV bezieht<br />
sich auf jede faktische Ungleichbehandlung.<br />
Und es ist<br />
europarechtlich irrelevant, was<br />
Deutsche im Inland für Steuern<br />
zahlen.‘ Vignette und Kfz-<br />
Steuer können also nicht gegengerechnet<br />
werden.“<br />
Wähler-Frust<br />
Rosemarie Schwaiger beschäftigt sich im „profil“ mit der immer größer<br />
werdenden Gruppe der Nicht-Wähler:<br />
„Frustriert sind in erster Linie<br />
die Jungen. Laut einer Studie<br />
des GfK-Instituts im Auftrag<br />
der Industriellenvereinigung<br />
fühlt sich mehr als die Hälfte<br />
der Zwölf- bis 24-Jährigen von<br />
der Politik vernachlässigt.<br />
38 Prozent konnten die Frage<br />
nicht beantworten, welche<br />
Partei am stärksten auf die Jugend<br />
zugehe. Weitere 13 Prozent<br />
sagten: ‚keine‘. Ein Viertel<br />
der unter 30-Jährigen will<br />
folglich nicht wählen, erhob<br />
das OGM-Institut. Unter denen,<br />
die es noch tun, hält die<br />
FPÖ derzeit die Mehrheit. Erst<br />
auf Platz zwei folgen die Grünen.<br />
Der typische Nicht-Wähler<br />
ist, das ergeben alle Umfragen,<br />
jung und urban. In vielen<br />
Fällen dürfte es sich dabei um<br />
eine Lebensentscheidung handeln.<br />
‚Mit wenigen Ausnahmen<br />
kommen Nichtwähler<br />
nicht zurück‘, sagt der Politikforscher<br />
Peter Ulram, der sich<br />
als einer der wenigen Experten<br />
mit den Verweigerern befasst<br />
hat. Bei den von ihm untersuchten<br />
– besonders schlecht<br />
frequentierten – Europawahlen<br />
2009 gaben 19 Prozent an,<br />
sie hätten als Ausdruck ihres<br />
Protestes gegenüber der Politik<br />
insgesamt nicht gewählt.<br />
28 Prozent erklärten, die EU<br />
interessiere sie nicht. 19 Prozent<br />
hielten solche Wahlen für<br />
sinnlos.<br />
Den Frust der Wähler erheblich<br />
befördert hat auch der österreichische<br />
Spezialfall einer<br />
fast schicksalhaft einzementierten<br />
Großen Koalition. Wer<br />
sich nie zwischen links und<br />
rechts entscheiden darf, kann<br />
leicht auf die Idee kommen,<br />
ins populistische Extrem abzuwandern.<br />
‚Große Koalitionen<br />
sind ein Nährboden für<br />
Protestwähler. Das zeigt sich<br />
immer wieder‘ sagt Peter Ulram.<br />
Aber das Kalkül der Zornigen<br />
wird wohl auch dieses<br />
Mal nicht aufgehen. Am 29.<br />
<strong>September</strong> treten bundesweit<br />
neun Parteien an, darunter<br />
völlig chancenlose wie die Piraten.<br />
Jeder Wahlwerber, der<br />
die Vier-Prozent-Hürde nicht<br />
schafft, macht die Mandate<br />
der großen Parteien billiger.“<br />
Die große Schelte<br />
Zufrieden ist Heribert Prantl in der „Süddeutschen Zeitung“ (6.9.13) mit der<br />
Kopfwäsche des Bundesverfassungsgerichts für die grausamen Provinzrichter<br />
des Gustl Mollath:<br />
„Paragraf 63 ist nicht die<br />
Lizenz für Schlamperei und<br />
Schlendrian: Das ist der Inhalt<br />
des Mollath-Beschlusses des<br />
Verfassungsgerichts. Karlsruhe<br />
ist empört über die Nachlässigkeit,<br />
mit der Richter<br />
über Gustl Mollath entschieden<br />
haben.<br />
Karlsruhe verlangt von den<br />
Richtern das eigentlich Selbstverständliche:<br />
größtmögliche<br />
Sorgfalt und bestmögliche<br />
Sachaufklärung bei der Entscheidung<br />
darüber, ob ein<br />
Mensch nach Nr. 63 Strafgesetzbuch<br />
ins psychiatrische<br />
Krankenhaus verbracht wird<br />
oder dort bleiben muss. Aber:<br />
Das Selbstverständliche war<br />
und ist nicht selbstverständlich.<br />
Foto: Helge May<br />
Karlsruhe rügt Fehler in<br />
Serie: Die Richter Mollaths<br />
haben die von ihm angeblich<br />
ausgehende Gefahr nicht konkretisiert;<br />
sie haben sich fast<br />
blind auf den Gutachter verlassen;<br />
sie haben die Frage,<br />
‚welche Straftaten konkret‘<br />
von Mollath zu erwarten sind<br />
und ‚auf welche Anknüpfungstatsachen<br />
sich die Prognose<br />
begründet‘ unzureichend<br />
geprüft;…<br />
Die Entscheidungen dieser<br />
Gerichte waren unhaltbar; sie<br />
waren freiheitsberaubend; sie<br />
waren verfassungswidrig. Sie<br />
sind eine Schande. Mollath ist<br />
mittlerweile frei. Die Schande<br />
bleibt.“<br />
34<br />
<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13