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September 2013 - Anwalt aktuell

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06/13 – <strong>September</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong><br />

Das Magazin für erfolgreiche Juristen und Unternehmen<br />

www.anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />

„ Entscheidend<br />

ist die notwendige<br />

Empathie für die<br />

Betroffenen!”<br />

Scheidungsspezialist<br />

Dr. Alfred Kriegler<br />

Seite 4/5<br />

P.b.b. Verlagsort 5020 Salzburg GZ 02Z030577 M<br />

© manihausler <strong>2013</strong><br />

<strong>Anwalt</strong>stag <strong>2013</strong><br />

Vorab im Interview ÖRAK-<br />

Präsident Dr. Rupert Wolff 7<br />

Pseudonyme<br />

im Rechtsverkehr und der<br />

Verbrauchergerichtsstand 22<br />

Das Glück dieser Erde<br />

Mag. Simone Scheiblauer<br />

über Sport und Beruf 31


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FOYER<br />

www.anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />

Editorial<br />

Betrifft: Psychisch<br />

krank hinter Gittern<br />

Cover-Story<br />

„Entscheidend ist die notwendige<br />

Empathie für die Betroffenen!”<br />

Scheidungsexperte RA Dr. Alfred Kriegler . . . . . . . . . . . . 4-5<br />

Hot Spots. Juristen & Kanzleien . . . . . . . . . . . . . . . . 6/18<br />

Brief aus New York.<br />

Stephen M. Harnik: Begging your Pardon . . . . . . . . . . . . 8-9<br />

Meinung<br />

Dietmar Dworschak: Abgesandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Jugendstrafvollzug<br />

Psychisch krank hinter Gittern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Rotary<br />

Rotary-Governor Dr. Peter Posch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Bücher news . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15/24/25<br />

Recht GEMISCHT<br />

Dr. Bernhard Kall: Update Vergaberecht . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Dr. Hans-Jörg Vogl:<br />

Lebensversicherungen als Veranlagungsprodukt . . . . . . . . . . 26<br />

Dr. Bernhard Steindl, Mag. Florian Pum:<br />

Fotografierverbot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Hipfl & Singer: Asyl Leben in der Warteschleife . . . . . . . . . 32<br />

RAK Wien<br />

Gleiches Stimmrecht für Rechtsanwaltsanwärter . . . . . . . . 19<br />

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Effizienzgewinn mit WinCaus.net . . . . . . . . . . . . . . . . . 2/20-21<br />

Konzert-tipp<br />

Wien im Rosenstolz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

Österreichisch-Spanische Juristenvereinigung (ÖSJV) . . . . . . 28<br />

European Law Institute<br />

Projektkonferenz und Generalversammlung <strong>2013</strong> . . . . . . . . 30<br />

Bundesverwaltungsgericht<br />

Countdown läuft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

WARTEZIMMER. Themen zum Weiterdenken . . . . . . . . . 34<br />

Manchmal fragt man sich, ob Richter und Parlamentarier<br />

in Österreich überhaupt Zeitung lesen. Würden sie dies<br />

nämlich tun, begegneten sie Berichten und Zahlen, die sich<br />

auf ihr tägliches Verhalten auswirken müssten.<br />

Was denkt sich ein Jugendrichter, wenn er z.B. einen<br />

15-Jährigen verknackt, wohl wissend, was sich hinter den<br />

entsprechenden Mauern tut. Was denken sich Justizministerin,<br />

Sektionschefs und Parlamentarier, die die Rahmenbedingungen<br />

für die Urteile und die nachfolgende Justizbehandlung<br />

schaffen<br />

Dass im österreichischen Jugendstrafvollzug der Wurm<br />

drin ist, wissen wir spätestens seit jenem spektakulären Fall<br />

in Wien, in dessen Nachbereitung wir die soziale Intelligenz<br />

der Justizministerin näher kennenlernen durften.<br />

Doch anstelle einer notwendigen breiten grundsätzlichen<br />

Diskussion über die Verhältnisse wird jetzt Banalwahlkampf<br />

gemacht und in den Medien lieber über Fränks<br />

Jahrmarktsprüche berichtet als von den Leiden hinter<br />

Gefängnismauern.<br />

Die Alternative zum Wegschauen finden Sie auf<br />

dieses Magazins. Zwei Salzburger Psychiater weisen darauf<br />

hin, dass 90 % der Jugendlichen, die man einsperrt,<br />

psychisch krank sind. Spätestens dieser Befund sollte die<br />

Verantwortlichen in Justiz und Legislative aufwecken.<br />

Apropos Weckruf: Österreich ist beim Einsperren, nicht nur<br />

von Jugendlichen, Europa-Spitze! Während in Nordeuropa<br />

rund 60 Menschen pro 100.000 im Häfen verschwinden,<br />

sind es in der Schweiz 76, in Deutschland 85 und bei<br />

uns .<br />

Wie man sieht, hat Österreich durchaus auch seine ungemütlichen<br />

Seiten.<br />

Dietmar Dworschak<br />

Medieninhaber und für den Inhalt verant wortlich:<br />

Dworschak & Partner KG, 5020 Salzburg, Österreich,<br />

Linzer Bundesstraße 10, Tel.: +43/(0) 662/651 651, Fax: DW -30<br />

Büro Wien: 1010 Wien, Tuchlauben 13, Tel.: +43/(0)1/533 66 33<br />

Email: office@anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />

Internet: www.anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />

Herstellung: Druckerei Roser, 5300 Hallwang<br />

Auflage: 30.000 Exemplare<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong><br />

Das Magazin für erfolgreiche Juristen und Unternehmen<br />

Herausgeber & Chefredakteur:<br />

Dietmar Dworschak dd@anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />

Verlagsleitung:<br />

Beate Haderer beate.haderer@anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />

Grafik & Produktion:<br />

Othmar Graf<br />

graf@anwalt<strong>aktuell</strong>.at<br />

<strong>Anwalt</strong> <strong>aktuell</strong> ist ein unabhängiges Magazin zur Information über <strong>aktuell</strong>e Entwicklungen der Gesetzgebung und Rechtsprechung<br />

in Österreich. Namentlich gekennzeichnete Gastbeiträge müssen nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />

3


Titel Story<br />

„ Entscheidend ist die notwendige<br />

Empathie für die Betroffenen!”<br />

Statt „Scheidungskrieg“ sucht Dr. Alfred Kriegler die jeweils optimale<br />

Lösung für die Betroffenen<br />

© manihausler <strong>2013</strong><br />

Im Gespräch mit ANWALT AKTUELL Herausgeber Dietmar Dworschak freut sich Scheidungsexperte RA Dr. Alfred<br />

Kriegler (rechts) über die Weiterempfehlung durch die Kollegenschaft: „Sie geben Scheidungswilligen den Rat, gleich zu<br />

mir zu gehen, weil sie mir auf meinem Spezialgebiet die nötige Expertise zutrauen.“<br />

AA: Wenn man sich das<br />

jährliche Format-Ranking,<br />

Abteilung Scheidungsanwälte,<br />

anschaut, stehen<br />

sie immer ganz vorne.<br />

Wie stolz macht diese<br />

Bewertung<br />

Dr. Kriegler: Ich glaube, dass<br />

so etwas zwar nützlich fürs<br />

Geschäft ist, doch es kommt<br />

auf wesentlichere Dinge an.<br />

Als entscheidend für eine erfolgreiche<br />

Tätigkeit in meinem<br />

Kernbereich sehe ich, die<br />

notwendige Empathie für die<br />

Betroffenen zu haben. Daneben<br />

mache ich die Erfahrung,<br />

dass es Spaß machen muss,<br />

Menschen zu helfen und ihnen<br />

durch meine Beratung<br />

neue Lebensperspektiven zu<br />

eröffnen.<br />

AA: Haben Sie schon<br />

einmal erfasst, aus<br />

welchen Bereichen der<br />

Gesellschaft Ihrer Klientinnen<br />

und Klienten<br />

stammen<br />

Dr. Kriegler: Tiefschürfende<br />

soziologische Studien kann ich<br />

hier nicht vorweisen, doch haben<br />

wir quer durch alle gesellschaftlichen<br />

Schichten ein Klientel<br />

– vom Industriellen bis<br />

zur Krankenschwester, vom<br />

Bauern bis zum Minister.<br />

AA: Sie bemerken also<br />

keine abschreckende<br />

Eintrittsschwelle, Sie<br />

heißen alle „Beladenen”<br />

willkommen<br />

Dr. Kriegler: Jeder Klient, der<br />

sich ein Mindestmaß an anwaltlicher<br />

Beratung leisten<br />

kann, ist willkommen. Uns ist<br />

keine Causa zu groß, aber<br />

auch keine zu klein.<br />

AA: Als Buchautor und<br />

Mitautor internationaler<br />

Standardwerke sind Sie<br />

mehrfach in Erscheinung<br />

getreten. Gerade erscheint<br />

Ihr Scheidungsratgeber<br />

für Männer neu.<br />

Sind Scheidungsmänner<br />

Ihr Hauptgeschäft<br />

Frau Magister Grain-Jeschke<br />

steht Dr. Alfred Kriegler seit<br />

15 Jahren in der Beratung und<br />

Betreuung Scheidungswilliger<br />

zur Seite<br />

Dr. Kriegler: Nein, das hat<br />

sich eigentlich zufällig ergeben,<br />

nachdem ein Scheidungsratgeber<br />

für Frauen bereits erschienen<br />

ist. Ich würde meine<br />

Kanzlei, um es auf den Punkt<br />

zu bringen, als „Menschenanwälte“<br />

bezeichnen. Der<br />

Mensch steht im Mittelpunkt!<br />

Unser Team ist so aufgebaut:<br />

Wer einen Mann will, hat<br />

mich, für Klientinnen und Klienten,<br />

die sich lieber von einer<br />

Frau beraten und vertreten<br />

lassen, steht seit 15 Jahren<br />

meine Kollegin, Frau Mag.<br />

Grain-Jeschke, zur Verfügung.<br />

Ich glaube aber, dass die<br />

Qualität und nicht das Geschlecht<br />

eines Rechtsvertreters<br />

das Entscheidende ist. Da<br />

jedoch auch die Chemie zwischen<br />

Rechtssuchendem und<br />

Rechtsberater stimmen muss,<br />

gibt es bei uns diese Wahlmöglichkeit.<br />

AA: Scheidung ist ja<br />

tendenziell nicht gerade<br />

eine elegante Angelegenheit.<br />

Wie legen Sie’s an,<br />

dass man am Ende nicht<br />

von „Scheidungskrieg”<br />

reden muss<br />

Dr. Kriegler: Unter professioneller<br />

Beratung verstehe ich,<br />

die Emotionen so gut wie<br />

4<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


Titel Story<br />

möglich im Griff zu behalten<br />

und möglichst nicht ausufern<br />

zu lassen. Es gibt bei Scheidungen<br />

keine Gewinner. Es<br />

gibt nur Lösungen. Man muss<br />

versuchen, aus den teilweise<br />

traurigen Gegebenheiten das<br />

Beste zu machen.<br />

AA: Gibt es klassische<br />

Scheidungsmotive, die<br />

wiederkehren oder die<br />

Statistik gar dominieren<br />

Dr. Kriegler: Der mit Abstand<br />

wichtigste Scheidungsgrund<br />

ist, dass die Ehegatten nicht<br />

an ihrer Beziehung gearbeitet<br />

haben und zu wenig miteinander<br />

kommunizieren. Das<br />

führt dazu, dass man sich<br />

voneinander abwendet. Der<br />

Auslöser, dass dann der Scheidungsgedanke<br />

entsteht, ist<br />

meist ein Dritter. Im Grunde<br />

sind aber wesentlich die beiden<br />

Ehepartner Schuld, die es<br />

so weit haben kommen lassen.<br />

AA: Wie wichtig oder<br />

interessant ist das Ausland<br />

für Ihre Tätigkeit<br />

als Scheidungsanwalt<br />

Dr. Kriegler: Es ist sicher ein<br />

Vorteil, dass ich in fünf Sprachen<br />

verhandlungssicher bin.<br />

Natürlich gibt es bei jenen<br />

Causen, die ich grenzüberschreitend<br />

betreue, einen Österreichbezug.<br />

In solchen Fällen<br />

werde ich sehr oft aus dem<br />

Ausland kontaktiert.<br />

AA: Es heißt immer<br />

wieder, dass der <strong>Anwalt</strong><br />

neue Klienten vor allem<br />

durch Weiterempfehlung<br />

bekommt. Trifft dies auf<br />

Sie zu<br />

Dr. Kriegler: Ich stelle fest,<br />

dass mich ehemalige Klienten<br />

und Bekannte der Rechtssuchenden<br />

weiterempfehlen.<br />

Genauso wichtig ist die Weiterempfehlung<br />

durch Kollegen.<br />

Das freut mich sehr. Sie<br />

geben Scheidungswilligen den<br />

Rat, gleich zu mir zu gehen,<br />

weil sie mir auf meinem Spezialgebiet<br />

die nötige Expertise<br />

zutrauen und ich ihnen auch<br />

keine Klienten wegnehme, da<br />

Scheidungsfälle keine Dauerkundschaften<br />

sind.<br />

AA: Eine durchaus zeitaufwändige<br />

Tätigkeit haben<br />

Sie sich mit der Europa-<br />

Präsidentschaft der<br />

Internationalen Vereinigung<br />

der Scheidungsanwälte<br />

(IAML) aufgeladen.<br />

Der von Ihnen im Juni in<br />

Salzburg organisierte<br />

Kongress war ein großer<br />

Erfolg. Wie funktioniert<br />

internationale Vernetzung<br />

am Beispiel dieser Organisation<br />

Dr. Kriegler: So eine internationale<br />

Vernetzung ist heutzutage<br />

ein Um und Auf, weil der<br />

Kontakt zu einer ausländischen<br />

Rechtsordnung immer<br />

häufiger wird. Es geht immer<br />

öfter darum, zu vergleichen,<br />

in welchem Land gegebenenfalls<br />

die günstigen Bedingungen<br />

für ein Scheidungsverfahren<br />

bestehen. Um dies<br />

vergleichen und beurteilen zu<br />

Der von Dr. Alfred Kriegler im Juni in Salzburg organisierte Kongress<br />

der Internationalen Vereinigung der Scheidungsanwälte (IAML) war<br />

gleichermaßen eine wichtige Network-Veranstaltung wie ein glänzendes<br />

gesellschaftliches Ereignis.<br />

Dr. Kriegler hält es für wesentlich, im Verlauf der Scheidung beruhigend<br />

und professionell zu agieren: „Es gibt bei Scheidungen keine<br />

Gewinner. Man muss versuchen, aus den teilweise traurigen Gegebenheiten<br />

das Beste zu machen.”<br />

können brauchen Sie eben<br />

den regelmäßigen Kontakt<br />

mit Spezialisten in den verschiedensten<br />

Ländern.<br />

Die IAML hat mir die Möglichkeit<br />

geboten, jahrelang mit<br />

Kolleginnen und Kollegen in<br />

der ganzen Welt gute fachliche<br />

Beziehungen aufbauen zu<br />

können. So kann ich mich im<br />

Bedarfsfall auf sehr viele internationale<br />

Partner verlassen,<br />

bei denen ich weiß, dass<br />

ihre Expertise auch stimmt.<br />

AA: Sie selbst führen eine<br />

Vorzeige-Ehe und können<br />

stolz auf zielstrebig<br />

heranwachsende Kinder<br />

blicken. Wie schwer oder<br />

leicht ist aus einer solchen<br />

Idylle der Blick auf das<br />

Thema Scheidung<br />

Dr. Kriegler: Meine Familie<br />

ist für mich eine Kraftquelle.<br />

Andererseits verstehe ich meinen<br />

Beruf aber auch als Memento<br />

für mich, laufend selbst<br />

an meiner Beziehung zu arbeiten,<br />

da eine gute Ehe nicht<br />

automatisch entsteht, sondern<br />

vor allem verlangt, dass man<br />

Zeit in die Partnerschaft investiert.<br />

AA: Herr Dr. Kriegler,<br />

danke für das Gespräch.<br />

Dr. Alfred Kriegler<br />

Rechtsanwalt<br />

Hoher Markt 1, 1010 Wien<br />

Tel: +43 (0)1 533 42 65<br />

Fax: +43 (0)1 533 42 65-4<br />

www.divorce.at<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />

5


HOT SPOTS<br />

Hot Spots. Juristen & Kanzleien<br />

CHSH zu Gast an der Vasile Goldis Universität Arad<br />

Hon.-Prof. Dr. Irene Welser und Univ.-Prof. DDr. Peter Lewisch<br />

folgten der Einladung der Vasile Goldis Universität Arad nach<br />

Rumänien und waren als Vortragende im Rahmen der dort<br />

heuer erstmals unter der Federführung von Dekan Univ-Prof.<br />

Dr. Christian Alunaru organisierten Summer School zwischen<br />

8. und 11. Juli <strong>2013</strong> zu Gast.<br />

Hon.-Prof. Dr. Irene Welser referierte an der Summer School<br />

über „New Trends in European Arbitration“. Hon.-Prof. Dr. Irene<br />

Welser ist seit vielen Jahren auch als Schiedsrichterin in nationalen<br />

und internationalen Schiedsverfahren aktiv, Mitherausgeberin<br />

des alljährlich erscheinenden „Austrian Yearbook on International<br />

Arbitration“ sowie Autorin zahlreicher Publikationen<br />

zum Thema Schiedsgerichtsbarkeit.<br />

Univ-Prof. DDr. Peter Lewisch, der seit 2011 Universitätsprofessor<br />

für Strafrecht und Strafprozessrecht am Institut für Strafrecht<br />

und Kriminologie der Juridischen Fakultät Wien ist, widmete<br />

sich mit seinem Vortrag dem Thema „Current issues of<br />

European Anti-Trust Law: Abuse of dominant market position<br />

and state aid“.<br />

Diese <strong>aktuell</strong>en Vorträge stießen nicht nur bei den zahlreichen<br />

Studierenden, Rechtsanwälten und Richtern, die an der Summer<br />

School teilnahmen, auf Begeisterung, sondern auch die<br />

Lokalpresse berichtete umfassend, was auch live TV-Interviews<br />

mit Frau Hon.-Prof. Dr. Irene Welser und Univ.-Prof. DDr. Peter<br />

Lewisch belegen.<br />

„Wir freuen uns, dass unser CEE-Engagement nun auch in der<br />

Lehrtätigkeit an renommierten ausländischen Universitäten<br />

seinen Niederschlag findet. Die Reaktionen der rumänischen<br />

Kollegen waren besonders positiv und zeigen, dass gerade die<br />

von uns gewählten Themen in CEE auf enormes Interesse in der<br />

Praxis stoßen.“<br />

www.chsh.com<br />

Roman Rericha wird Partner bei<br />

Brandl & Talos Rechtsanwälte<br />

Der auf Wirtschaftsrecht spezialisierte<br />

Rechtsanwalt Roman Rericha ist seit 2010<br />

für Brandl & Talos tätig. Seine Beratungsschwerpunkte<br />

liegen in den Bereichen Gesellschafts-<br />

und Kapitalmarktrecht sowie<br />

in der Begleitung von M&A-Transaktionen.<br />

Zudem berät Rericha Projektentwickler,<br />

Kraftwerksbetreiber und Kreditinstitute bei der Umsetzung<br />

von Projekten im Bereich der Erneuerbaren Energie. Vor<br />

seiner Tätigkeit bei Brandl & Talos war Rericha in zwei international<br />

tätigen Rechtsanwaltskanzleien aktiv. Er absolvierte an<br />

der Universität Wien das Studium der Rechtswissenschaften<br />

und der Internationalen Betriebswirtschaftslehre.<br />

Thomas Talos, Gründungspartner der Kanzlei: „Wir freuen uns<br />

sehr, dass wir Roman Rericha als Partner gewinnen konnten. Er<br />

ist ein exzellenter <strong>Anwalt</strong>, dessen Arbeit, Einsatz und Expertise<br />

von unseren Mandanten sehr geschätzt werden. Auf diese Weise<br />

setzen wir unseren Weg des kontinuierlichen Wachstums<br />

und der fachlichen Weiterentwicklung der Kanzlei fort.“<br />

Rericha ist Autor zahlreicher Publikationen in einschlägigen<br />

Fachzeitschriften und gefragter Vortragender bei diversen Fachseminaren.<br />

www.btp.at<br />

Baker & McKenzie berät Toshiba<br />

bei der cyberGRID Akquisition<br />

Die internationale <strong>Anwalt</strong>skanzlei Baker &<br />

McKenzie hat die Toshiba Corporation, einen<br />

weltweit führenden japanischen Technologiekonzern,<br />

beim Erwerb einer 76%<br />

Beteiligung an cyberGRID GmbH beraten.<br />

Mit der Investition verstärkt Toshibas<br />

Smart Community Sparte ihre Position in Dr. Gerhard Hermann<br />

Europa, wo Fortschritte in der Einführung<br />

erneuerbarer Energien auch einen<br />

Bedarf nach optimalem Energie-Management nach sich zieht,<br />

was eine stabile Energieversorgung sicherstellt.<br />

cyberGRID GmbH bietet neuartige Lösungen im Bereich Demand<br />

Response, womit Energie-Erzeugung und Nachfrage optimal<br />

ausgeglichen werden, durch Virtual Power Plant (VPP)<br />

an, wobei die Elektrizitäts-Nachfrage aus einer Vielzahl an<br />

Quellen versorgt wird.<br />

Gerhard Hermann, Partner bei Baker & McKenzie, und Wendelin<br />

Ettmayer, Senior Associate bei Baker & McKenzie, verweisen<br />

auf einen eindrucksvollen Track Record der Kanzlei an Transaktionen<br />

in der High-Tech Industrie. Allein im Jahr <strong>2013</strong> haben die<br />

beiden im High-Tech Bereich neben Toshiba auch Becton Dickinson<br />

und einen weiteren, weltweit führenden US-amerikanischen<br />

Softwareriesen bei bedeutsamen M&A Transaktionen in<br />

Österreich begleitet.<br />

www.dhplaw.at<br />

Neue Partnerin bei Schönherr:<br />

Alexandra Doytchinova<br />

Alexandra Doytchinova (37) wird neue<br />

Partnerin bei Schönherr. Die Expertin für<br />

Corporate/M&A sowie Projektentwicklungen<br />

mit Schwerpunkt Auslandsinvestitionen<br />

in CEE – hat seit 2004 das Schönherr<br />

Büro in Bulgarien aufgebaut und ist<br />

seitdem als Managing Partnerin in Sofia<br />

tätig.<br />

Doytchinova berät überwiegend ausländische und internationale<br />

Klienten bei ihrem Markteintritt und ihren Direktinvestitionen<br />

in Bulgarien. Sie war an bedeutenden M&A-Transaktionen,<br />

Unternehmensumstrukturierungen sowie der Gestaltung<br />

von Share und Asset Deals in Bulgarien und in der SEE Region<br />

beteiligt. Zu ihren Mandanten zählen führende internationale<br />

Unternehmen. Doytchinova beriet u.a. die RWE Power bei der<br />

geplanten Beteiligung an HPP Projekten in Mazedonien, die<br />

VTB Capital bei der Privatisierung von Bulgartabak, dem staatlichen<br />

Tabakverarbeiter und Zigarettenproduzenten und zuletzt<br />

die norwegische Telenor beim Erwerb von Globul, dem<br />

zweitgrößten Mobilfunkanbieter Bulgariens.<br />

Doytchinova studierte Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens<br />

Universität in Graz (Mag.iur.). Sie ist Mitglied der Rechtsanwaltskammer<br />

Wien und in Bulgarien als europäische Rechtsanwältin<br />

niedergelassen. Vor ihrem Eintritt bei Schönherr im<br />

Jahr 2002 war sie als Assistentin am Institut für Zivilrecht, Ausländisches<br />

und Internationales Privatrecht an der Universität<br />

Graz tätig. Doytchinova ist Gründungsmitglied des Kompetenzzentrums<br />

für Südosteuropa in Graz.<br />

www.schoenherr.eu<br />

6<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


ÖRAK<br />

<strong>Anwalt</strong>stag <strong>2013</strong> – Vorschläge für<br />

einen besseren Rechtsstaat<br />

Im Gespräch mit <strong>Anwalt</strong> Aktuell erläutert ÖRAK-Präsident Dr. Rupert Wolff<br />

seine Überlegungen zum diesjährigen <strong>Anwalt</strong>stag, der unmittelbar vor der<br />

Nationalratswahl in Klagenfurt stattfindet.<br />

<strong>Anwalt</strong> Aktuell: Herr Präsident,<br />

der Österreichische Rechtsanwaltskammertag<br />

hat soeben als Partner<br />

an den Alpbacher Rechtsgesprächen<br />

mitgewirkt und steht mit dem<br />

diesjährigen <strong>Anwalt</strong>stag in Klagenfurt<br />

kurz vor der nächsten juristischen<br />

Großveranstaltung.<br />

Wie wichtig sind diese in der<br />

justizpolitischen Arbeit<br />

Dr. Wolff: Sehr, sonst würden wir sie<br />

nicht ausrichten beziehungsweise uns<br />

daran beteiligen. Alpbach ist als Think<br />

Tank legendär. Die wieder belebten<br />

Rechtsgespräche entwickeln sich grundsätzlich<br />

gut, bedürfen vielleicht ein wenig<br />

mehr konkreter juristischer Aspekte,<br />

aber da werden wir uns in Zukunft noch<br />

stärker einbringen. Der jährliche <strong>Anwalt</strong>stag,<br />

der heuer in Kooperation mit<br />

der Rechtsanwaltskammer für Kärnten<br />

ausgerichtet wird, hat sich in den letzten<br />

Jahren zur standes- und justizpolitischen<br />

Veranstaltung der Rechtsanwälte schlechthin<br />

entwickelt. Hier werden Themen analysiert,<br />

diskutiert und beschlossen, mit<br />

denen die österreichische Rechtsanwaltschaft<br />

ihre Gesamtpolitik gestaltet.<br />

<strong>Anwalt</strong> Aktuell: Eine Gesamtpolitik,<br />

die immer mehr als eine der<br />

wichtigsten justizpolitischen<br />

Impulsgeber der Republik bezeichnet<br />

werden kann..<br />

Dr. Wolff: Schön, dass das so gesehen<br />

wird. Die österreichischen Rechtsanwälte<br />

sind bestrebt, die Rechtsstaatlichkeit zu<br />

wahren und zu fördern. Wir sind rechtskundige<br />

Bürger, die erkennen wo der<br />

Schuh drückt und unsere Geschäftsgrundlage<br />

ist schließlich auch der Rechtsstaat.<br />

Ohne Rechtsstaat kein Rechtsanwalt.<br />

Das führt dazu, dass wir gelegentlich<br />

von der Politik als unbequem wahrgenommen<br />

werden, gerade wenn wir bemüht<br />

sind, die Politik mit unangenehmen<br />

Fakten zu konfrontieren.<br />

<strong>Anwalt</strong> Aktuell: Was sind diese<br />

Fakten<br />

ÖRAK-Präsident<br />

Dr. Rupert Wolff<br />

Dr. Wolff: Diese Fakten sind zum Beispiel,<br />

dass unser Land sich mit oder ohne<br />

NSA-Zutun zu einem Überwachungsstaat<br />

entwickelt, wenn wir nicht gegensteuern<br />

indem etwa die seit 9/11 verschärften<br />

und neu geschaffenen Überwachungsgesetze<br />

von einer unabhängigen<br />

Expertenkommission, in der wir gerne<br />

mitarbeiten, evaluiert werden. Dass zwischen<br />

Staatsanwaltschaft und Verteidigung<br />

keine Waffengleichheit herrscht,<br />

insbesondere wenn man sich die Sachverständigen-Problematik<br />

vor Augen führt.<br />

Dass unsere Republik Gebühren gerne<br />

mit Zusatzsteuern verwechselt und viele<br />

Bürger aus Kostengründen bereits davor<br />

zurückschrecken, ihre Rechte wahrzunehmen.<br />

Dass jeder, der eine zivilgerichtliche<br />

Entscheidung braucht, gleichzeitig den<br />

Strafvollzug finanziert, für den er aber<br />

auch schon Steuern zahlt. Ein Strafvollzug,<br />

bei dem es in vielen Bereichen<br />

Optimierungsbedarf gibt. Optimierungsbedarf<br />

gibt es auch für die Untersuchungshaft,<br />

gerade wenn es um jugendliche<br />

Beschuldigte geht. Das ist nur ein<br />

Auszug der Fakten, die es notwendig machen,<br />

dass Rechtsanwälte gelegentlich<br />

„auf die Barrikaden steigen“.<br />

<strong>Anwalt</strong> Aktuell: Hilft das auch<br />

Sind Ihre Barrikadenersteigungen<br />

erfolgreich<br />

Dr. Wolff: Und wie! Ohne unser<br />

Einschreiten hätte man voriges<br />

Jahr die anwaltliche Verschwiegenheit<br />

und das Redaktionsgeheimnis<br />

durch die Hintertür faktisch<br />

ausgehebelt.<br />

Unsere „Watchdog“-Funktion mit<br />

gleichzeitiger medialer Präsenz<br />

hat das im letzten Moment verhindert.<br />

Genauso werden wir uns<br />

auch in Zukunft gegen jeden Versuch<br />

stemmen, Grundrechte zu<br />

beschädigen. Man sollte erkennen,<br />

dass wir stetig und streng<br />

nach rechtsstaatlichen Notwendigkeiten<br />

Justizpolitik machen,<br />

logischerweise nie nach parteilichen<br />

oder taktischen Gesichtspunkten.<br />

Ich bin als Präsident des Österreichischen<br />

Rechtsanwaltskammertages<br />

ausschließlich dem<br />

Rechtsstaat und der Kollegenschaft,<br />

für deren Wahrnehmungen<br />

und aktive Beteiligung ich<br />

mich übrigens bedanken darf,<br />

verpflichtet.<br />

<strong>Anwalt</strong> Aktuell: Der <strong>Anwalt</strong>stag<br />

in Klagenfurt findet kurz vor der<br />

Nationalratswahl statt. Werden Sie<br />

diese zeitliche Nähe für justizpolitische<br />

Forderungen nützen<br />

Foto: Wolfgang Kunasz<br />

Dr. Wolff: Wir werden im Rahmen des<br />

<strong>Anwalt</strong>stages unseren diesjährigen, umfassenden<br />

Tätigkeitsbericht präsentieren,<br />

aus dem sich zahlreiche Verbesserungsvorschläge<br />

an die Politik ableiten lassen.<br />

Natürlich werden wir diese Vorschläge<br />

für einen besseren Rechtsstaat entsprechend<br />

präsentieren. Als Rechtsanwälte<br />

sind wir verpflichtet, alles zu tun, was<br />

unseren Mandanten, also den Bürgern,<br />

dient. Dieser Verpflichtung kommen wir<br />

auch außerhalb der Gerichtssäle nach.<br />

Auch beim <strong>Anwalt</strong>stag in Klagenfurt.<br />

Ganz sicher.<br />

<strong>Anwalt</strong> Aktuell: Danke für das<br />

Gespräch.<br />

Informationen zum diesjährigen<br />

<strong>Anwalt</strong>stag sind online abrufbar<br />

unter: www.anwaltstag.at<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />

7


Brief aus New York | Stephen M. Harnik<br />

Begging your Pardon<br />

Über Gerechtigkeit und Billigkeit im Strafrecht der Vereinigten Staaten.<br />

Attorney General Eric<br />

Holder hielt bei der<br />

Jahrestagung der American<br />

Bar Association,<br />

welche am 12. August <strong>2013</strong><br />

stattfand, eine eindrucksvolle<br />

Rede über den Zustand des<br />

amerikanischen Rechtssystems.<br />

Darin merkte er an, dass die<br />

USA zwar mit kaltherziger Effizienz<br />

straffällige Personen ins<br />

Gefängnis bringen, der Strafvollzug<br />

selbst wäre dagegen<br />

äußerst ineffizient und stelle<br />

neben einer immer weiter ausufernden<br />

Verschwendung von<br />

Ressourcen auch unnötigerweise<br />

viel Leid dar. Holder unterlegte<br />

diese Aussage mit aufsehenerregenden<br />

Zahlen:<br />

Während die US-Bevölkerungszahl<br />

seit 1980 um etwa ein<br />

Drittel anstieg, sei die Anzahl<br />

der Inhaftierten in Bundesgefängnissen<br />

(federal prison) um<br />

fast 800 Prozent angewachsen.<br />

Weiters liegt laut Holder der<br />

Anteil der USA an der Weltbevölkerung<br />

bei etwa 5%, dennoch<br />

ist fast ein Viertel der<br />

weltweit Gefangenen hier eingesperrt.<br />

Mehr als 219.000<br />

Häftlinge seien derzeit in Bundesgefängnissen<br />

hinter Gittern,<br />

davon mehr als die Hälfte aufgrund<br />

von Drogendelikten.<br />

Weitere 9 bis 10 Millionen<br />

Menschen sollen jedes Jahr<br />

den einzelstaatlichen bzw. lokalen<br />

Strafvollzug durchlaufen.<br />

Das ernüchternde Ergebnis<br />

davon ist, dass laut Holder<br />

rund 40 Prozent der ehemaligen<br />

Häftlinge im Bundesstrafvollzug<br />

sowie mehr als 60<br />

Prozent der ehemaligen lokalen<br />

Gefangenen rückfällig werden<br />

oder ihre Bewährungsbzw.<br />

Aufsichtsauflagen innerhalb<br />

von drei Jahren nach ihrer<br />

Entlassung verletzen. Oftmals<br />

handle es sich dabei<br />

allerdings um formale bzw.<br />

geringfügige Verletzungen der<br />

Bewährungsauflagen, die zu<br />

einer neuerlichen Inhaftierung<br />

führen. All das sei natürlich<br />

mit enormen Kosten für<br />

die amerikanischen Steuerzahler<br />

verbunden, hob der Attorney<br />

General ebenfalls hervor.<br />

Er möchte das System<br />

verändern. In seinen Worten:<br />

„It’s time – in fact, it’s well past<br />

time – to address persistent needs<br />

and unwarranted disparities by<br />

considering a fundamentally new<br />

approach. As a prosecutor; a<br />

judge; an attorney in private<br />

practice; and now, as our nation’s<br />

Attorney General, I’ve seen the<br />

criminal justice system firsthand,<br />

from nearly every angle. While I<br />

have the utmost faith in – and dedication<br />

to – America’s legal system,<br />

we must face the reality that,<br />

as it stands, our system is in too<br />

many respects broken. The course<br />

we are on is far from sustainable.<br />

And it is our time – and our duty<br />

– to identify those areas we can<br />

improve in order to better advance<br />

the cause of justice for all Americans.”<br />

Bis zu diesen wohl jetzt schon<br />

dringend erforderlichen Änderungen<br />

ist für viele Inhaftierte<br />

der einzige Hoffnungsschimmer<br />

wieder in Freiheit zu leben<br />

ein Gnadengesuch beim Präsidenten<br />

bzw. beim Gouverneur<br />

des betreffenden Bundesstaates,<br />

ein sogenannter „clemency<br />

appeal“.<br />

„Pardon“ (also Begnadigung)<br />

ist die Befugnis des U.S. Präsidenten<br />

und der Gouverneure,<br />

verhängte Strafen zu erlassen<br />

bzw. umzuwandeln.<br />

Geschichtlich betrachtet haben<br />

alle U.S. Präsidenten von diesem<br />

verfassungsrechtlich eingerichteten<br />

Instrument Gebrauch<br />

gemacht, wenngleich auch in<br />

sehr unterschiedlicher Quantität.<br />

So hat Franklin Roosevelt<br />

in seiner Amtszeit zwischen<br />

1933 und 1945 die meisten Begnadigungen<br />

(3.687) ausgesprochen,<br />

dicht gefolgt von<br />

Woodrow Wilson (1913-1921)<br />

und Harry Truman (1945-1953).<br />

Die Erfahrung zeigt dabei,<br />

dass Präsidenten dazu tendieren<br />

am Ende ihrer Amtszeit<br />

mehr Personen zu begnadigen<br />

als in der Zeit davor.<br />

Einige dieser Begnadigungen<br />

waren umstritten, weil es sich<br />

mitunter um politische Verbündete<br />

oder nahestehende Personen<br />

handelte, die sich unter den<br />

Begnadigten befanden.<br />

Präsident Nixon selbst gehört<br />

zur Liste der heiß diskutierten<br />

Begnadigungen. Richard Nixon<br />

musste wegen der Watergate-<br />

Affäre 1974 aus dem Amt zurücktreten,<br />

woraufhin Gerald<br />

Ford als Vizepräsident interimsmäßig<br />

diese Aufgabe übernehmen<br />

musste. Präsident Ford,<br />

welcher durch Nixon selbst<br />

zum Vizepräsidenten ernannt<br />

wurde, begnadigte seinen Vorgänger<br />

bezüglich aller Straftaten,<br />

die er sich zu schulden<br />

hatte kommen lassen. Diese<br />

Begnadigung wurde weniger<br />

als ein Monat nachdem Ford<br />

das Präsidentenamt übernahm<br />

ausgeprochen. Er räumte in<br />

seinen Memoiren ein, dass Nixons<br />

Gehilfen vor seiner Nominierung<br />

an ihn herangetreten<br />

waren um eine Begnadigungszusage<br />

als Gegenleistung<br />

für die Nominierung zu erreichen.<br />

Ford bestritt aber, dass er<br />

dieses Angebot annahm (das<br />

wäre auch wiederum Grundlage<br />

für ein neuerliches Amtsenthebungsverfahren<br />

gewesen),<br />

sondern führte an, dass er Nixon<br />

begnadigte um eine politische<br />

„Heilung“ der tiefgespaltenen<br />

Nation zu ermöglichen.<br />

Die Öffentlichkeit konnte er<br />

aber damit offenbar nicht überzeugen,<br />

der Wahlverlust gegen<br />

Jimmy Carter wurde großteils<br />

dieser Begnadigung zugeschrieben.<br />

Auch der Wertpapierhändler<br />

und Hedge Fund Manager<br />

Marc Rich wurde neben<br />

anderen Wirtschaftsdelikten wegen<br />

Steuerhinterziehung in<br />

Millionenhöhe veruteilt. Am<br />

letzten Tag von Bill Clintons<br />

Amtszeit wurde er begnadigt,<br />

nachdem seine jetzige Ex-Frau<br />

eine beachtliche Geldsumme<br />

der Demokratischen Partei und<br />

der Clinton Presidential Library<br />

zukommen lies. Seit jeher<br />

war die Begnadigungsbefugnis<br />

des Präsidenten ein politisches<br />

Streitthema. Die Macht<br />

des Präsidenten Begnadigungen<br />

auszusprechen gibt ihm<br />

die Möglichkeit die Trennungslinie<br />

der demokratischen Gewaltentrennung<br />

zu überschreiten.<br />

Ob die Möglichkeit der<br />

Begnadigung ein korrigierendes<br />

Mittel ist um Ungerechtigkeiten<br />

oder juristische Fehler<br />

auszubessern, oder ein Zeichen<br />

des Mitgefühls ist, ist<br />

ebenfalls umstritten. Das U.S.<br />

Department of Justice definiert<br />

Begnadigung als “Sign of<br />

forgiveness in recognition of the<br />

applicant’s acceptance of responsibility<br />

of the crime. A pardon is not<br />

a sign of vindication and does not<br />

connote or establish innocence.”<br />

Es gab schon viele Diskussionen<br />

darüber, ob es die Pflicht<br />

des Präsidenten sein soll, regelmäßige<br />

Begnadigungen durchzuführen<br />

oder ob diese lediglich<br />

als ein im Ausnahmefall<br />

anzuwendendes Privileg zu<br />

behandeln sind. Doch nie war<br />

der Meinungsstreit so intensiv<br />

wie jetzt.<br />

Jonathan J. Pollard, 58 Jahre<br />

alt, ist ein israelisch-amerikanischer<br />

Spion, welcher von 1984<br />

bis zur seiner Festnahme im<br />

Jahr 1987 tausende Geheimdokumente<br />

an Israel verkaufte.<br />

Seine Tätigkeit wurde eher<br />

durch Zufall von einem Vorge-<br />

8<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


setzten entdeckt, woraufhin<br />

Nachforschungen durch das<br />

FBI eingeleitet wurden, welche<br />

letztendlich zu seiner Festnahme<br />

vor der israelischen Botschaft<br />

in Washington führte,<br />

als er gerade dabei war politisches<br />

Asyl zu beantragen.<br />

Der Spion wurde 1987 wegen<br />

Violation of the Espionage Act<br />

zu lebenslanger Haft verurteilt<br />

und ist seitdem durchgehend<br />

im Gefängnis. Pollards lebenslange<br />

Verurteilung entspricht<br />

zwar dem vorgesehenen Höchststrafrahmen,<br />

dieser wird aber<br />

in ähnlich gelagerten Fällen<br />

nur äußerst selten ausgeschöpft.<br />

Hinzu kommt, dass<br />

sich Pollard schuldig bekannte,<br />

und auch dieser Umstand<br />

nicht strafmildernd wirkte. Insofern<br />

wurde und wird das<br />

Strafmaß in seinem Fall als<br />

grob unverhältnismäßig und<br />

ungerecht angesehen. Eine<br />

Möglichkeit dies zu korrigieren<br />

wäre daher die Begnadigung<br />

durch den Präsidenten,<br />

welche bis zum heutigen Tage,<br />

also für mehr als 26 Jahre unbegründet<br />

ausblieb.<br />

Interessant wird die Sache politisch<br />

vor allem dann, wenn<br />

sich die Medien bzw. die Bevölkerung<br />

für einen Akt der<br />

Gnade für bestimmte Menschen<br />

einsetzt (Pollards Begnadigung<br />

wird schon seit Clintons<br />

Zeiten immer wieder von<br />

verschiedenen Organisationen<br />

urgiert). Ende Juli <strong>2013</strong> ist<br />

Bradley E. Manning in 19 von<br />

21 Anklagepunkten, darunter<br />

auch Spionage, vor einem<br />

Militärtribunal zu 35 Jahren<br />

Haft verurteilt worden. Ursache<br />

war die Weitergabe heikler<br />

US-Daten an die Internetplattform<br />

WikiLeaks. Für viele<br />

Sympathisanten ein viel zu<br />

strenges Urteil für den jungen<br />

Mann. Nach der Verurteilung<br />

schrieb Manning einen Brief an<br />

Obama: „I only want to help people.<br />

I will serve my time knowing<br />

that sometimes you have to pay a<br />

heavy price to live in a free society.“<br />

Eine Petition für eine Begnadigung<br />

ist laut den Anwälten<br />

des ehemaligen US-Soldaten<br />

bereits am Entstehen.<br />

Ähnliches würde auch im Fall<br />

Edward Snowden nicht überraschen.<br />

Snowden war bekannt-<br />

lich als Programmierer im Auftrag<br />

der Geheimdienste CIA<br />

und NSA tätig. Dadurch erlangte<br />

er Kenntnis über streng<br />

geheime US-amerikanische<br />

Programme zur Überwachung<br />

der weltweiten Internetkommunikation<br />

(z.B. PRISM) sowie<br />

über das noch umfassendere<br />

britische Überwachungsprogramm<br />

Tempora. Snowdens<br />

Fall wurde quasi über<br />

Nacht weltbekannt nachdem<br />

die britische Tageszeitung The<br />

Guardian im Juni <strong>2013</strong> die von<br />

Snowden aufgedeckten Informationen<br />

teilweise veröffentlichte.<br />

Je nach Sichtweise wurde<br />

Snowden damit zum<br />

Helden, Patrioten und whistle<br />

blower, aber auch zum Deserteur<br />

und Verräter.<br />

Wie jüngst in der New York<br />

Times diskutiert, neigt Präsident<br />

Barack Obama dazu,<br />

pardons nur in sehr eingeschränktem<br />

Maße auszusprechen.<br />

So ist er auf der Rangliste<br />

von Begnadigungen von allen<br />

Präsidenten in der amerikanischen<br />

Geschichte im unteren<br />

Bereich anzufinden, nämlich<br />

mit bisher nur rund 40 in einer<br />

Amtszeit von 2009 bis <strong>2013</strong>.<br />

Gregory Craig, Berater Obamas<br />

im Weißen Haus, hatte am<br />

Anfang der Obama-Ära vorgeschlagen<br />

einen unabhängigen<br />

Ausschuss, bestehend aus ehemaligen<br />

Richtern, Staatsanwälten,<br />

Strafverteidigern und<br />

anderen Experten einzuberufen,<br />

welcher über mögliche Begnadigungen<br />

beraten würde.<br />

Jedoch verließ Craig sein Amt<br />

recht bald und seine Reformüberlegungen<br />

verliefen im Sand.<br />

Wie es mit der amerikanischen<br />

Strafjustiz und vor allem dem<br />

Begnadigungsrecht weitergeht<br />

wird uns wohl erst die Zukunft<br />

zeigen.<br />

Ich möchte mich sehr herzlich bei<br />

meinen Praktikanten, Carina Gross<br />

und Boris Kandov, für die Mithilfe<br />

bei der Recherche bedanken.<br />

Stephen M. Harnik<br />

ist Vertrauensanwalt der Republik<br />

Österreich in New York. Seine<br />

Kanzlei Harnik Law Firm berät<br />

und vertritt unter anderem österreichische<br />

Unternehmen in den<br />

USA.<br />

www.harnik.com


Meinung<br />

Abgesandelt<br />

Meint Herr Leitl nicht Österreich, sondern seine Partei<br />

Dietmar Dworschak<br />

Sigmund Freud hat neben unseren Träumen auch<br />

unser Sprachverhalten erforscht. Sein „Freud’scher<br />

Versprecher“ bezieht sich weniger auf ein Versprechen<br />

als auf eine Botschaft, die in uns steckt, die<br />

wir aber eigentlich gar nicht herauslassen wollen. Eine Art<br />

verborgener Wahrheit.<br />

In Tirol, das ja nicht gerade bekannt ist für guten Wein,<br />

dürfte man dem Wirtschaftskammerpräsidenten Leitl<br />

irgendetwas in den Kelch geschüttet haben, das seine oberösterreichische<br />

Zunge zum Wort „abgesandelt“ führte. Österreich<br />

als Wirtschaftsstandort sei „abgesandelt“. Vor unserem<br />

geistigen Auge tauchten<br />

Fabrikhallen mit kaputten Maschinen,<br />

gähnend leere Supermärkte<br />

und Manager auf, die in der Kärntnerstraße<br />

um eine milde Gabe für<br />

ein warmes Mittagessen betteln.<br />

Ablenkmanöver<br />

Spätestens nach Ausschlafen des<br />

Katers vom Tiroler Wein und spätestens<br />

nach dem Proteststurm gegen<br />

seine Wortwahl hätte der gute<br />

Mann in sich gehen und Buße tun<br />

können. Was aber nicht geschah.<br />

Selbst beim hektischen Zurückrudern<br />

klopfte Leitl derart wild auf<br />

die Sozialisten hin, dass man glauben<br />

musste, der Kreml stehe in<br />

Wirklichkeit am Ballhausplatz.<br />

Bis heute ist nicht bekannt, dass<br />

Leitl seine kritische Stimme gegen<br />

jene Kreise in seiner Partei erhebt,<br />

die die Absandelung Österreichs<br />

mit Konsequenz vorantreiben.<br />

Licht am Ende des Tunnels<br />

Nicht bei der ÖVP.<br />

Schwarze Bildungszukunft<br />

Wenn in diesem Land jemand abgesandelt ist, dann die von<br />

den Schwarzen unterjochte Lehrergewerkschaft und die<br />

Bildungsideologen der ÖVP. Das Weltverständnis dieser<br />

beiden Gruppen stammt aus den Fünfzigerjahren des vorigen<br />

Jahrhunderts: Nachdem die Mutter (analog der TV-Serie<br />

„Mutter ist die Allerbeste“) liebevoll sämtliche Zimmer<br />

gesaugt und ein leckeres Mittagessen bereitet hat erwartet<br />

sie strahlend ihren Mann und ihre Kinder. Nach dem gemeinsamen<br />

Mittagsmahl wäscht sie rasch das Geschirr, um<br />

am Küchentisch mit den drei Kindern die Hausaufgaben zu<br />

machen. Anschließend singen sie gemeinsam noch ein paar<br />

andalusische, bretonische und plattdeutsche Lieder. Die<br />

Kinder sind glücklich, dass es im Haus kein TV-Gerät und<br />

kein Internet gibt.<br />

Natürlich hört sich angesichts dieser Idylle das Wort „Ganztagsschule“<br />

so an wie „Streubombe zur Zerstörung unserer<br />

Familien“.<br />

Inzwischen sollte allerdings zumindest in Randzonen der<br />

ÖVP die Information eingesickert sein, dass es einige Betriebe<br />

in Österreich gibt, die auch Frauen beschäftigen.<br />

„Abgesandelt“ ist die Bildungspolitik der ÖVP, abgesandelt<br />

sind Neugebauer und Kollegen!<br />

Diese Leute verbauen mit Betonpollern grenzenloser Borniertheit<br />

ein zeitgemäßes Bildungssystem. Während sich<br />

keine einzige Gewerkschaft über den ständig größer werdenden<br />

Abstand zwischen wenigen Reichen und vielen Einkommensstagnierenden<br />

aufregt halten die „Lehrervertreter“<br />

das österreichische Bildungssystem in Geiselhaft.<br />

Nicht viel besser sieht es bei den<br />

Universitäten aus. Dort randalieren<br />

zwar keine schwarzen Gewerkschafter,<br />

dort fehlt es einfach hinten<br />

und vorne am Geld.<br />

Während Bauern und andere ÖVP-<br />

Klientelgruppen mit Subventionen<br />

zugeschüttet werden ist der Exzellenz-Ausbau<br />

der Universitäten<br />

kein wirkliches Lieblingsthema der<br />

ÖVP.<br />

Wenn Herr Leitl schon die Sorge<br />

hat, das Österreich absandelt, dann<br />

sollte er sich schleunigst mit den<br />

Bildungsblockierern der eigenen<br />

Partei zusammensetzen.<br />

Schwarze Baustellen<br />

Die amtierende Justizministerin<br />

sagt, sie möchte nach der Wahl<br />

weitermachen, sie habe noch viel<br />

vor. Dass in ihrem Reich eine ganze<br />

Menge abgesandelt ist, war in ihren<br />

zwei Dienstjahren mit freiem Auge<br />

zu erkennen. In Österreich wird<br />

eingesperrt wie nur in wenigen europäischen Ländern, der<br />

Umgang mit straffälligen Jugendlichen (siehe auch Seite<br />

12) gehört ins Kapitel Menschenrechtsverletzung. Dynamik<br />

sieht anders aus.<br />

Ein Blick in den Sandkasten der Finanzministerin (die in<br />

Alpbach neben Präsident Leitl saß und bei „abgesandelt“<br />

nickte): Zwar kann sie nichts dafür, dass ihr der Problemrucksack<br />

Hypo Alpe Adria umgehängt wurde, doch hätte<br />

sie, speziell angesichts dieses Geldbedarfs, mehr Kreativität<br />

in Sachen „neue Steuern“ entwickeln können.<br />

Doch genauso wie Deutschlands Schäuble und andere Finanzminister,<br />

die nach wie vor die Geschäfte der Banken<br />

besorgen, wahrt Frau Fekter sorgfältige Distanz gegenüber<br />

der Finanztransaktionssteuer.<br />

Ein kleiner Tipp: Die Finanztransaktionssteuer gibt es in<br />

Italien seit 1. März, seit 2. <strong>September</strong> dieses Jahres wird<br />

auch der Hochfrequenzhandel besteuert. In Italien!<br />

Naja, könnte man sagen. Die haben’s auch nötig. Abgesandelt,<br />

wie sie sind.<br />

10<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


Jugendstrafvollzug<br />

Jugendliche: Psychisch<br />

krank hinter Gittern<br />

Salzburger Kinder- und Jugend-Psychiater fordern die Etablierung<br />

von Behandlungseinrichtungen sowie gezielte Therapien<br />

In Wien ist ein Jugendlicher<br />

im Gefängnis<br />

schwer misshandelt worden.<br />

Zufällig wurde daraus<br />

eine Mediengeschichte.<br />

Die Ministerin erklärte der erstaunten<br />

Nation, Jugendstrafvollzug<br />

sei kein Ponyhof, Gewerkschafter<br />

sagten, was sie<br />

immer sagen: zu wenig Personal.<br />

Dann hat Frau Karl eine „Task<br />

Force“ eingerichtet, deren<br />

Hauptaufgabe es ist, das Thema<br />

bis nach den Wahlen vom<br />

Tisch zu räumen. Alles paletti.<br />

Keine Medienberichte mehr,<br />

keine störenden Kommentare…<br />

Dass es im Jugendstrafvollzug<br />

strukturell gar nicht gut aussieht,<br />

hat die in Salzburg tätige<br />

Jugendpsychiaterin Belinda<br />

Plattner in einer Studie nachgewiesen,<br />

die sie im Jugendgefängnis<br />

Wien Josefstadt<br />

durchführte (und deren Ergebnisse<br />

für andere Gefängnisstandorte<br />

ebenso gelten<br />

dürften).<br />

90% psychisch krank<br />

Die erschreckendste Erkenntnis:<br />

90% der Jugendlichen, die<br />

in Gefängnissen sitzen, sind<br />

psychisch krank. Dabei stellen<br />

Mädchen die deutliche Mehrheit.<br />

Und schlimmer noch:<br />

30% dieser Mädchen haben<br />

„90% der Jugendlichen,<br />

die in Gefängnissen<br />

sitzen, sind psychisch<br />

krank!”<br />

Oberärztin Dr.<br />

Belinda Plattner<br />

eruierte in einer<br />

Studie erschreckende<br />

Zahlen<br />

zu psychischen<br />

Störungen und<br />

Rückfallquoten<br />

bei straffälligen<br />

Jugendlichen<br />

rischen Diagnostik!“ Gemeinsam<br />

mit seiner Kollegin Plattner<br />

fordert er vehement, „dass<br />

sämtliche Jugendgefängnisse<br />

in Österreich einen Psychiater<br />

zur Diagnostik und Behandlung<br />

zur Verfügung stellen<br />

müssen“.<br />

wickelt wurden. Rückfall-Prophylaxe<br />

und Opferschutz stehen<br />

im Zentrum dieser Therapie,<br />

die die persönlichen, sozialen,<br />

gesellschaftlichen und<br />

auslösenden Faktoren einer<br />

Tat analysieren, um mit dem<br />

straffällig gewordenen Jugendlichen<br />

eine neue, positive<br />

Motivation aufzusetzen.<br />

Auch zum Ablauf dieser Therapie<br />

gibt es bereits bewährte<br />

Modelle: Nach der Zuweisung<br />

des Jugendlichen durch das<br />

Gericht findet beim Jugendpsychiater<br />

eine erste Abklärung<br />

statt, in deren Folge ein<br />

Bericht an das Gericht entsteht.<br />

Das Gericht entscheidet<br />

über die Zuweisung zur Therapie.<br />

Foto: dpa<br />

Univ.Prof. Dr. Leonhard Thun-<br />

Hohenstein, Leiter der Kinderund<br />

Jugendpsychiatrie in Salzburg:<br />

„Um das Opfer zu schützen<br />

ist es unumgänglich, mit dem<br />

Täter zu arbeiten.”<br />

bis zu vier schwere psychische<br />

Störungen parallel.<br />

Diese Zahlen zeigen, dass unter<br />

dem medial aufgeheizten<br />

Wiener Einzelfall Problemstrukturen<br />

liegen, die Jugendgefängnisse<br />

zu permanenten<br />

Vulkanen machen.<br />

Sollten die Ergebnisse dieser<br />

Studie den Justizverantwortlichen<br />

überhaupt bekannt sein,<br />

tun sie bisher fast nichts zur<br />

Sanierung dieser Verhältnisse.<br />

Leonhard Thun-Hohenstein,<br />

Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

in Salzburg:<br />

„Mit Ausnahme von Wien<br />

fehlt in ganz Österreich eine<br />

Behandlung dieser Jugendlichen<br />

im Sinne einer psychiat-<br />

Enorme Rückfallquote<br />

Nicht zuletzt wegen der fehlenden<br />

psychiatrischen Behandlung<br />

entstehen bei den<br />

straffälligen Jugendlichen Österreichs<br />

beängstigende Rückfallquoten,<br />

ob es um körperliche<br />

Gewalt oder Suchtmittelmissbrauch<br />

geht. Eine gezielte<br />

psychiatrische Behandlung<br />

der straffälligen Jugendlichen<br />

ist nicht nur möglich, sondern<br />

würde neben sozialem Leid jede<br />

Menge Gemeinkosten der<br />

Gesellschaft ersparen.<br />

Belinda Plattner und Leonhard<br />

Thun-Hohenstein verweisen<br />

auf erfolgreiche Modelle der<br />

„delikt-orientierten Therapie“,<br />

die von der Universität Stanford<br />

und in der Schweiz ent-<br />

„Bei uns in Salzburg stehen<br />

vier Behandlungsplätze für solche<br />

Therapien zur Verfügung“<br />

betont Leonhard Thun-Hohenstein,<br />

Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

an der Christian-Doppler-Klinik<br />

in Salzburg.<br />

Im Wegsperren und im Verschweigen<br />

der psychischen<br />

Probleme der Jugendlichen<br />

sieht er keine Perspektive für<br />

die Zukunft.<br />

„Ich verstehe nicht, warum es in<br />

ganz Österreich keine psychiatrische<br />

Jugend-Forensik gibt“<br />

ergänzt der Psychiater. Was für<br />

erwachsene Straftäter selbstverständlich<br />

sei, müsse doch<br />

endlich auch für Jugendliche<br />

etabliert werden, fordert er.<br />

Dietmar Dworschak<br />

12<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


Rotary<br />

Die Lust, etwas zu bewegen<br />

Dr. Peter Posch wurde vom RAK-Präsidenten zum Rotary-Governor<br />

Im Herbst 2012, als er<br />

bereits wusste, dass er<br />

Rotary-Governor werden<br />

würde, hat Dr. Peter<br />

Posch nicht mehr um das<br />

Amt des Präsidenten der<br />

Oberösterreichischen Rechtsanwaltskammer<br />

kandidiert.<br />

Obwohl dies gut überlegt war,<br />

besuchte ihn rasch der Katzenjammer:<br />

„Es war wie eine<br />

Scheidung. Der Abschied nach<br />

15 Jahren Präsidentschaft und<br />

insgesamt 30 Jahren Arbeit für<br />

die Kammer ist mir schwer<br />

gefallen.“<br />

Starkes Ziel<br />

Wenn er nun, im Zuge der obligaten<br />

Tour des Governors<br />

durch seinen rotarischen Distrikt,<br />

auf der Terrasse des Café<br />

Bazar in Salzburg sitzt, sieht<br />

man ihm den überwundenen<br />

Kummer nicht mehr an. Im<br />

Gegenteil. Peter Posch berichtet,<br />

dass er mit Stand 4. <strong>September</strong><br />

bereits rund 50 „seiner“<br />

insgesamt 65 Clubs besucht<br />

hat. Rein theoretisch<br />

bliebe ihm bei diesem Tempo<br />

die Zeit, seinen Distrikt (Oberösterreich,<br />

Salzburg, Tirol und<br />

Vorarlberg) drei bis vier Mal<br />

zu umrunden. Dass er bei seinen<br />

Besuchen nicht nur aufmunternde<br />

Grußbotschaften<br />

verteilt, sondern im besten<br />

Sinn des Wortes „etwas bewegen“<br />

will, zeigt Poschs Sozialprojekt,<br />

für das er werbend<br />

durch die Rotary-Club-Lokale<br />

zieht. Sein Ziel ist es, gemeinsam<br />

mit den Rotariern des<br />

Distrikts 1920 die Summe von<br />

300.000 Euro aufzubringen,<br />

die von der Rotary Foundation<br />

verdoppelt werden. Somit<br />

werden, bei Gelingen des Projekts,<br />

600.000 Euro zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Hoffnung für einen Slum<br />

Das Geld wird Korogocho,<br />

dem viertgrößten Slum Nairobis<br />

zugute kommen. Die Ordensschwester<br />

Lydia Pardeller<br />

hat dort im Jahr 2006 die<br />

Initiative „Hands of Care and<br />

Hope“ gegründet, zu der das<br />

Rotary-Geld fließen wird. Die<br />

Förderungsthemen sind:<br />

Ausbau und Aufwertung der<br />

Schulen, Duale Berufsausbildung,<br />

Fußballakademie Acakoro<br />

sowie Social & Health Care<br />

Center.<br />

Dr. Posch: „Selten erfüllt ein<br />

Projekt die Ziele von Rotary<br />

International so umfassend<br />

wie der Global Grant Hope<br />

for Future“. Die Freude und<br />

die Energie, dieses anspruchsvolle<br />

Projekt zügig umzusetzen,<br />

ist ihm unschwer anzusehen.<br />

Nach 15 Jahren<br />

Präsidentschaft<br />

der RAK Oberösterreich<br />

wendet sich<br />

Dr. Peter Posch<br />

neuen Zielen<br />

zu: Als Governor<br />

führt er<br />

den Distrikt<br />

1920 mit vier<br />

Bundesländern<br />

und 65 Clubs.<br />

Mit 66 Jahren<br />

Exakt in dem Alter, das Udo<br />

Jürgens besingt, tourt der<br />

unternehmungslustige und<br />

hochkommunikative ehemalige<br />

Anwältepräsident ruhelos<br />

durch den Westen Österreichs.<br />

Was motiviert Dr. Posch zu<br />

seinem Einsatz zuerst in der<br />

Kammer, dann bei Rotary<br />

„Es ist bei mir sicher die Lust,<br />

etwas zu bewegen“ meint<br />

er.<br />

In „seinen“ Rotary-Club Wels-<br />

Burg wurde Posch 1987 aufgenommen.<br />

Bereits 1973 hatte er<br />

– im Rahmen eines Studentenaustauschs<br />

– die Rotary-Organisation<br />

in Colorado/USA<br />

kennen- und ihre weltweite<br />

Perspektive bewundern gelernt.<br />

Nach 36 Jahren Mitgliedschaft<br />

gefallen ihm noch<br />

immer „der Reiz der Begegnung<br />

mit anderen Berufen,<br />

die Herausforderung wichtiger<br />

Hilfsprojekte und (er lächelt)<br />

die Aufenthalte im<br />

Wirtshaus“.<br />

Dafür, dass die Zahl der geselligen<br />

Begegnungen nicht richtig<br />

ausufern kann, sorgen die<br />

Arbeiten für seine Rechtsanwaltskanzlei<br />

in Wels. Denn<br />

auch für seinen Beruf schlägt<br />

Dr. Poschs Herz nach wie vor<br />

mit großer Energie.<br />

Dietmar Dworschak<br />

„Klotzen, nicht kleckern“ will Rotary-Governor<br />

Peter Posch, um<br />

den Slumkindern in Nairobi zu<br />

helfen. Sein Ziel ist es, insgesamt<br />

600.000 Euro in Ausbildung und<br />

Gesundheit der armen Kleinen zu<br />

investieren.<br />

14<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


Bücher News<br />

„Ich fiel in eine Welt”<br />

Warum wird man Schriftsteller, Schauspieler oder Künstler<br />

Weil man, wie Peter Turrini meint, keine Alternative habe<br />

zum eigenen Wahn Oder weil man, wie Hermann Nitsch behauptet,<br />

den Frauen imponieren will Jeder hat eine andere<br />

Antwort. Und jede ist einzigartig.<br />

Thomas Trenkler interviewte Persönlichkeiten der Kunstund<br />

Kulturszene über ihr Leben, ihre Motivationen und<br />

Sehnsüchte. Valie Export erzählt, wie es dazu kam, dass sie<br />

die Brust von Peter Weibel rasierte. Gustav Peichl sinniert<br />

über seine Narrenfreiheit. Arnulf Rainer erinnert sich an die<br />

Zeit mit Maria Lassnig. Gerhard Haderer bezeichnet sich als<br />

subversive Sau, Daniel Spoerri hatte Angst vor seinem Vater.<br />

Rita Newman begleitete Thomas Trenkler zu den sehr persönlichen<br />

Interviews. Sie porträtierte die Gesprächspartner<br />

mit viel Feingefühl und einem Blick für das Detail.<br />

Thomas Trenkler/<br />

Rita Newman<br />

Ich fiel in eine Welt<br />

Format 21 × 26 cm<br />

144 Seiten, 80 Abb.<br />

Christian Brandstätter Verlag<br />

www.cbv.at<br />

ISBN 978-3-85033-607-9<br />

EUR 29,90


RECHT & WIRTSCHAFT<br />

Jour fixe bei Willheim<br />

Müller Rechtsanwälte<br />

Das Thema: „Update Vergaberecht“<br />

Willheim Müller Rechtsanwälte<br />

veranstaltet regelmäßig<br />

zu <strong>aktuell</strong>en Themen<br />

des Bau- und Vergaberechtes<br />

Jour fixe in ihren Kanzleiräumlichkeiten.<br />

So auch am 27.06.<strong>2013</strong> zum Thema<br />

„Update Vergaberecht“. Dr. Bernhard<br />

Kall, Leiter des Vergaberechtsteams bei<br />

Willheim Müller Rechtsanwälte, nahm<br />

die in regelmäßigen Abständen vorgenommenen<br />

Reformierungen des Bundesvergabegesetzes<br />

sowie die laufend neue<br />

Judikatur im Vergaberecht zum Anlass,<br />

zu <strong>aktuell</strong>en und für die Vergabepraxis<br />

relevanten nationalen und internationalen<br />

Entscheidungen der Nachprüfungsbehörden<br />

zu referieren.<br />

Dr. Kall erörterte gemeinsam mit den<br />

Teilnehmern sowohl für Auftraggeber<br />

als auch Bieter relevante Entscheidungen.<br />

Weiters referierte er zur Rolle der<br />

Nachprüfungsbehörden in Bezug auf<br />

den Umfang ihrer Nachprüfungspflichten<br />

sowie zu <strong>aktuell</strong>en EuGH-Entscheidungen.<br />

Der Vortrag beschäftigte sich eingangs<br />

mit der Zulässigkeit von Exklusivverhandlungen.<br />

Das Bundesvergabeamt<br />

(BVA) hat in seiner Entscheidung vom<br />

16.8.2012 (N/0070-BVA/10/2012-39) erkannt,<br />

dass es im freien Ermessen eines<br />

Sektorenauftraggebers stehe, Verhandlungen<br />

ausschließlich mit dem bestgereihten<br />

Bieter durchzuführen, wenn er<br />

sich dieses Vorgehen in den Ausschreibungsunterlagen<br />

vorbehalten hat, und<br />

vollständig ausgearbeitete und vergleichbare<br />

Angebote vorliegen. § 251 Abs 1<br />

BVergG sieht im Gegensatz zu § 105<br />

BVergG keine Verhandlungspflicht des<br />

Auftraggebers vor. In diesem Sinn besteht<br />

keine Verpflichtung des Sektorenauftraggebers<br />

mit allen Bietern zumindest<br />

einmal zu verhandeln.<br />

Dr. Bernhard<br />

Kall leitet das<br />

Vergaberechtsteam<br />

bei<br />

Willheim<br />

Müller Rechtsanwälte<br />

In einer weiteren Entscheidung des BVA<br />

besprach Dr. Kall die Frage der Zulässigkeit<br />

eines fliegenden Wechsels des Auftraggebers<br />

von einer Los- zur Gesamtvergabe<br />

(BVA – N/0113- BVA/12/2012-27).<br />

Im entscheidungsrelevanten Sachverhalt<br />

berichtigte der öffentliche Auftraggeber<br />

seine Ausschreibung mehrmals. Die Berichtigungen<br />

führten soweit, dass die ursprünglich<br />

in drei Losen ausgeschriebenen<br />

Dienstleistungen letztlich nur noch<br />

in einem Los ausgeschrieben wurden.<br />

Das BVA hat entschieden, dass es einen<br />

Unterschied mache, ob aus einer Ausschreibung<br />

drei verschiedene Unternehmen<br />

jeweils ein Los gewinnen oder ein<br />

Unternehmen die gesamte geschätzte<br />

Auftragssumme lukriert. Das BVA erkannte<br />

daher einen „fliegenden“ Wechsel<br />

von Los- zur Gesamtvergabe im Wege<br />

einer Berichtigung für nicht zulässig.<br />

Der Vortrag beschäftigte sich außerdem<br />

mit einem bei Auftragnehmern häufig<br />

auftretenden Ausscheidungsgrund, nämlich<br />

dem Nichtausfüllen von Bieterlücken.<br />

Dr. Kall zog zu diesem Zweck<br />

die Entscheidung des BVA N/0095-<br />

BVA/04/2012-24 vom 26.11.2012 heran,<br />

in der das BVA bestätigte, dass nicht ausgefüllte<br />

echte Bieterlücken zum Ausscheiden<br />

eines Angebotes und somit zum<br />

Verlust der Antragslegitimation führen.<br />

Zur Vermeidung dieses Fehlers empfahl<br />

Dr. Kall eine genaue Durchsicht der Ausschreibung<br />

hinsichtlich Bieterlücken und<br />

die Beachtung der in den Ausschreibungsunterlagen<br />

geforderten Angaben<br />

über Erzeugnisse und Typen.<br />

Auch die Rolle der österreichischen Vergabekontrollbehörden<br />

selbst wurde beleuchtet.<br />

Dr. Kall hob hervor, dass der<br />

Umfang der Prüfpflichten einer Nachprüfungsbehörde<br />

danach variiert, ob eine<br />

Antragslegitimation zu prüfen oder in<br />

der Sache selbst zu entscheiden ist. Nachprüfungsbehörden<br />

haben in der Sache<br />

selbst gemäß § 39 Abs 2 AVG jedenfalls<br />

eine umfassende amtswegige Ermittlungspflicht.<br />

Im Hinblick auf die Prüfung<br />

der Antragslegitimation sind die Vergabekontrollbehörden<br />

hingegen durch den<br />

Inhalt des Vergabeakts begrenzt. Es ist<br />

nicht Aufgabe der Vergabekontrollbehörde,<br />

bei der Prüfung der Antragslegitimation<br />

die Plausibilität von Bieterangaben<br />

zu prüfen, wenn dazu die<br />

Heranziehung eines Sachverständigen<br />

notwendig ist.<br />

Zuletzt wurden <strong>aktuell</strong>e EuGH-Entscheidungen<br />

zur europaweiten Vergabepraxis<br />

erörtert. Diese Entscheidungen gaben<br />

den Teilnehmern zu bedenken, dass das<br />

Bundesvergabegesetz eine Umsetzung<br />

des Gemeinschaftsrechts ist und daher<br />

auch die nationalen Gesetzgeber z.B.<br />

nicht frei in der Regelung von Verjährungsfristen<br />

und Eignungskriterien sind.<br />

Insbesondere stellte der EuGH fest, dass<br />

Auftraggeber den Katalog der Gründe<br />

mangelnder Eignung (§ 68 BVergG)<br />

nicht erweitern, sondern nur nähere Festlegungen<br />

zur Beurteilung der Eignungsgründe<br />

festlegen dürfen.<br />

Vergaberecht in ständiger<br />

Rechtsfortbildung<br />

Die umfangreiche Judikatur im Vergaberecht<br />

zeigt, dass sich das Vergaberecht<br />

in ständiger Rechtsfortbildung befindet.<br />

Das Vergaberecht hat sich aus der Verschränkung<br />

von Gemeinschaftsrecht,<br />

Verfassungsrecht, Zivilrecht, ÖNORMEN<br />

sowie der Vielzahl an dazu ergangener<br />

Judikatur zu einer sehr komplexen wie<br />

auch dynamischen Rechtsmaterie entwickelt.<br />

Für Bieter und öffentliche Auftraggeber<br />

werden dadurch nicht nur die<br />

Rechtsunsicherheiten, sondern auch die<br />

an sie gesetzten Anforderungen im Rahmen<br />

eines Vergabeverfahrens immer höher.<br />

Eine juristische Beratung durch Experten<br />

sowohl für Auftraggeber als auch<br />

für Bieter wird demnach immer wichtiger.<br />

www.wmlaw.at<br />

16<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


AKTENLAGER<br />

Wir lagern<br />

Ihre Akten!<br />

Wasserdicht, erdbebensicher<br />

und feuersicher<br />

n Sie könnten etwas Besseres mit Ihrer Zeit anfangen<br />

als Akten zu suchen<br />

n Sie benötigen mehr Lagerfläche<br />

n Sie würden sich gerne die teure Mietfläche sparen<br />

n Sie würden gerne die Kosten für Ihre Lagerfläche senken<br />

n Die Akten die Sie 7, 10 oder gar 30 Jahre aufheben<br />

müssen versperren Ihnen wertvolle Fläche<br />

n Es liegen Akten bei Ihnen die Sie so gut wie nie benötigen<br />

n Würde Ihnen eine Online-Verwaltung Ihre Arbeit<br />

mit den Akten erleichtern<br />

Wenn Sie die meisten oder gar alle Fragen, mit „Ja!”<br />

beantworten können, dann erlauben Sie mir, dass ich<br />

Ihnen eine Kontaktaufnahme mit uns ans Herz legen darf.<br />

Erleben Sie die Zukunft – schon heute!<br />

Die Mietpreise werden immer teurer, brechen Sie aus dieser<br />

Kostenspirale früh genug aus.<br />

Wir konnten in den letzten Jahren, ein enormes Kundenwachstum<br />

feststellen. Nicht zuletzt, weil jeder einen verlässlichen,<br />

vertrauenswürdigen und kompetenten Partner sucht – und in<br />

uns gefunden hat.<br />

Wir lagern Ihre Akten, wasserdicht, erdbebensicher und feuersicher!<br />

Digitalisierung<br />

n Kapazität: ca. 90 Blatt/Minute oder 25.000/Tag<br />

n Größen: von Visitenkarten bis A 3. Pläne bis A 0 möglich<br />

n Digitalisierung auch beim Kunden vor Ort<br />

n Aussortierung standardisierter Blätter möglich<br />

n Textausrichtung garantiert richtige Blattdrehung<br />

n Minimum 100 dpi, Maximum 600 dpi<br />

n Suche durch Indexierung möglich. Bei Digitalisierung wird<br />

n OCR-Texterkennung angewandt<br />

Rainer Rastner<br />

von aktenlager.at<br />

berät Sie gerne<br />

„Wir glauben, dass speziell<br />

die Verbindung von physischer<br />

Aktenlagerung und unser<br />

Angebot der Digitalisierung<br />

ein Angebot darstellt, das<br />

bei Anwälten auf großes<br />

Interesse stoßen kann!”<br />

Sicherheit und Diskretion ist unser oberstes Gebot<br />

Unser Lager befindet sich kurz außerhalb von Wien, dadurch<br />

haben wir selbst schon wesentlich niedrigere Grundkosten =<br />

Ihr Vorteil.<br />

Bei uns wird bereits von Anwälten, Banken, Unternehmen verschiedenster<br />

Branchen, eingelagert.<br />

Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir hierzu keine Referenzkunden<br />

nennen werden.<br />

Wir hoffen, Sie durch dieses Info-Material überzeugt zu haben,<br />

eine Anfrage zu senden. Dadurch wird Ihnen ein Kostenvergleich<br />

ermöglicht, durch welchen Sie genau wissen werden,<br />

wie viel Geld Sie sich monatlich, durch eine Einlagerung bei<br />

uns, ersparen können!<br />

Kontakt: Herr Rainer Rastner, aktenlager.at<br />

Tel.: 02235/ 88 263-0 oder office@aktenlager.at<br />

aktenlager.at<br />

Rudolf Stangl Ges.m.b.H.<br />

Rauchenwarther Straße 2<br />

2325 Himberg bei Wien<br />

Tel.: 02235/88 263-0<br />

office@aktenlager.at<br />

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<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />

17


HOT SPOTS Wien<br />

bpv Hügel Rechtsanwälte berät<br />

Erste Group Bank AG bei einer<br />

Kapitalerhöhung in der Höhe<br />

von 660,6 Mio. Euro<br />

bpv Hügel Rechtsanwälte unter der Leitung<br />

von Dr. Elke Napokoj und Dr. Florian<br />

Gibitz hat Erste Group Bank AG bei<br />

einer Kapitalerhöhung um rund 660 Mio.<br />

Euro beraten. Zusätzlich wurde Erste Dr. Elke Napokoj<br />

Group Bank AG durch bpv Braun Partners<br />

in Prag und bpv Grigorescu Ştefănică in Bukarest unterstützt.<br />

Als International Issuer’s Counsel war Latham & Watkins<br />

LLP mit Dr. Rüdiger Malaun und Dr. Marcus C. Funke<br />

mandatiert.<br />

Anfang Juli <strong>2013</strong> konnte die Erste Group Bank AG ihre Kapitalerhöhung<br />

mit einem Volumen von rund 660,6 Mio. Euro im<br />

Wege eines Accelerated Bookbuilding Offerings erfolgreich bei<br />

Institutionellen Investoren im In- und Ausland platzieren.<br />

Nachfolgend hatten die bestehenden Aktionäre Gelegenheit,<br />

ihr Bezugsrecht ausüben. Um alle ausgeübten Bezugsrechte<br />

durch eine ausreichende Anzahl neuer Aktien bedienen zu<br />

können, unterlagen die in der Vorabplatzierung zugeteilten Aktien<br />

teilweise einer aufgeschobenen Abwicklung und einem<br />

Rücktrittsvorbehalt („Clawback“). Über einen Bezugsrechtsverzicht<br />

einer Reihe von wesentlichen Aktionären der Erste Group<br />

hinaus hatte DIE ERSTE österreichische SparCasse Privatstiftung<br />

den Konsortialbanken im Wege eines Optionsvertrags<br />

weitere Aktien aus ihrem Bestand zur Verfügung gestellt. Die<br />

komplexe Transaktionsstruktur wurde in dieser Form erstmalig<br />

im österreichischen Markt durchgeführt. Im Zusammenhang<br />

mit der beabsichtigen Einziehung des gesamten ausstehenden<br />

Partizipationskapitals in Höhe von rund 1,76 Mrd. Euro im<br />

August <strong>2013</strong> soll mit der Kapitalerhöhung eine weitere Stärkung<br />

der Kapitalbasis der Erste Group erreicht werden.<br />

„Wir freuen uns, dass wir die Erste Group bei diesem spannenden<br />

und herausfordernden Projekt beraten durften und eine<br />

in Österreich neuartige und komplexe Transaktionsstruktur mit<br />

sehr kurzer Vorlaufzeit erfolgreich umgesetzt haben“, so Elke<br />

Napokoj, die projektverantwortliche Partnerin bei bpv Hügel.<br />

www.bpv-huegel.com<br />

Niederhuber & Partner Rechtsanwälte<br />

verstärken Standort<br />

Wien mit MMag. Christina Toth MSc.<br />

Die auf öffentliches Wirtschaftsrecht spezialisierte<br />

Rechtsanwaltskanzlei Niederhuber<br />

& Partner Rechtsanwälte GmbH<br />

verstärkt ihr Team am Standort Wien mit<br />

MMag. Christina Toth MSc.<br />

Christina Toth (32) hat neben dem Studium<br />

der Rechtswissenschaften an der Uni<br />

Wien auch ein Dolmetscherstudium an<br />

der Uni Graz absolviert und hält einen<br />

interdisziplinären Master-Abschluss in<br />

Umwelttechnik und internationale Angelegenheiten der Diplomatischen<br />

Akademie und der Technischen Uni Wien. Zuletzt<br />

war sie bei Schoenherr Rechtsanwälte im Bereich des öffentlichen<br />

Wirtschaftsrechts tätig. Davor arbeitete sie als juristische<br />

Mitarbeiterin und allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte<br />

Dolmetscherin für die Slowenische Sprache in einer Wirtschaftskanzlei<br />

in Wien und Ljubljana. Christina Toth unterstützt<br />

seit Juni <strong>2013</strong> das Team von Niederhuber & Partner Rechtsanwälte<br />

am Standort Wien in den Bereichen Umweltrecht sowie<br />

öffentliches Wirtschaftsrecht.<br />

www.nhp.eu<br />

SCWP Schindhelm berät die WAG<br />

beim Erwerb eines Immobilienportfolios<br />

der BUWOG in Oberösterreich<br />

mit mehr als 1.100 Wohnungen<br />

Die BUWOG - Bauen und Wohnen Gesellschaft<br />

mbH (BUWOG), ein Konzernunternehmen<br />

der Immofinanz, hat ihre Geschäftsanteile<br />

an der PSD Wohnimmobilien<br />

GmbH & Co OG an die WAG Wohnungsanlagen<br />

Gesellschaft m.b.H. (WAG)<br />

Franz Mittendorfer<br />

verkauft.<br />

Die PSD Wohnimmobilien GmbH & Co<br />

OG ist Eigentümerin von von 48 Objekten<br />

mit mehr als 1.135 Wohnungen und einer<br />

Gesamtmietfläche von ca. 8.4000 qm in<br />

Oberösterreich, die künftig von der in<br />

Oberösterreich ansässigen WAG bewirtschaftet<br />

und verwaltet werden. Der Anteilskaufvertrag<br />

wurde am 05.08.<strong>2013</strong> unterzeichnet.<br />

Bereits im Vorfeld wurde der<br />

Christoph Luegmair<br />

Anteilserwerb bei der Bundeswettbewerbsbehörde angemeldet,<br />

sodass bereits zum Zeitpunkt der Unterfertigung des Anteilskaufvertrages<br />

die Voraussetzungen zur Durchführung der<br />

Transaktion vorlagen. Mit diesem Erwerb festigt die WAG ihre<br />

Marktposition in Oberösterreich.<br />

SCWP Schindhelm hat die WAG bereits bei der Angebotslegung<br />

rechtlich beraten und diese in der Transaktion bei der Gestaltung<br />

und Verhandlung der Vertragsdokumentation, sowie im<br />

Zusammenschlussverfahren rechtlich begleitet.<br />

Für SCWP Schindhelm waren die Partner Franz Mittendorfer<br />

und Christoph Luegmair tätig.<br />

www.scwp.com<br />

Legal Award <strong>2013</strong> für<br />

Hasberger_Seitz & Partner<br />

Die Wiener Rechtsanwaltskanzlei Hasberger_Seitz<br />

& Partner wurde vom renommierten<br />

britischen Wirtschaftsmagazin<br />

Corporate INTL mit dem Legal Award<br />

<strong>2013</strong> prämiert und im Bereich Transaktionsrecht<br />

als österreichische <strong>Anwalt</strong>skanzlei<br />

des Jahres ausgezeichnet. „Die Rechtsberatung<br />

bei nationalen und internationa-<br />

Dr. Peter Wagesreiter<br />

len Unternehmensakquisitionen sowie die anwaltliche Betreuung<br />

von grenzüberschreitenden Transaktionen zählt zu unseren<br />

inhaltlichen Kernkompetenzen. Wir freuen uns sehr über die<br />

Auszeichnung, die uns in Arbeit und Ausrichtung bestätigt “, so<br />

Dr. Peter Wagesreiter, der für den Transaktionsbereich federführend<br />

verantwortlich ist.<br />

Unter vielen anderen Projekten wurden Verkäufe im Industriebereich<br />

mit Verflechtungen zwischen China, USA, Indien oder<br />

Malaysien abgewickelt und koordiniert, Eintritte in schwierige<br />

Märkte vorbereitet oder grenzüberschreitende Zusammenschlüsse<br />

durchgeführt.<br />

„Wir konnten uns von unserem Standort in Wien ausgehend eine<br />

sehr hohe internationale Reputation erarbeiten. Als Mitglied<br />

der Geneva Group International sind wir an einen globalen<br />

Know-How Transfer angebunden, der weit über das Kerngeschäft<br />

hinausgeht. Dieses Wissen bringen wir wiederum in unsere<br />

Klientenbeziehungen ein – die Auszeichnung ist ein großer<br />

Ansporn für unser gesamtes Team, unser Know How und das<br />

Service für die Klienten noch weiter zu intensivieren“, so Wagesreiter<br />

abschließend.<br />

www.hsp-law.at<br />

18<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


RAK Wien<br />

Gleiches Stimmrecht für<br />

Rechtsanwaltsanwärter<br />

Der Vizepräsident der Rechtsanwaltskammer<br />

Wien, Dr. Stefan<br />

Prochaska, unterstützt die Entscheidung<br />

des Verfassungsgerichtshofes<br />

über die Regelung in der<br />

RAO, wonach den Rechtsanwaltsanwärtern<br />

gegenüber den Rechtsanwälten nur<br />

ein halbes Stimmrecht in der Plenarversammlung<br />

zukommen sollte, und schlägt<br />

vor, dass die RAK Wien die Initiative zur<br />

Berichtigung der RAO und zur Aufwertung<br />

der Stellung der Rechtsanwaltsanwärter<br />

ergreift.<br />

Der Verfassungsgerichtshof hat mit dem<br />

Erkenntnis vom 11.06.<strong>2013</strong> ausgesprochen,<br />

dass im Hinblick auf die unterschiedliche<br />

fachliche Qualifikation, die<br />

unterschiedlichen Befugnisse und die<br />

unterschiedliche Verantwortung der<br />

Rechtsanwälte, eine höhere Stimmengewichtung<br />

für Rechtsanwälte gegenüber<br />

den Rechtsanwaltsanwärtern bei zahlreichen<br />

der Plenarversammlung der Rechtsanwaltskammer<br />

zugewiesenen Aufgaben<br />

grundsätzlich gerechtfertigt sei. § 23 Abs<br />

3 letzter Satz RAO, welcher eine ungleiche<br />

Gewichtung der Stimmen beider Interessensgruppen<br />

bei Abstimmungen in<br />

der Plenarversammlung zum Gegenstand<br />

hat, sei aus der Sicht des Verfassungsgerichtshofes<br />

sachlich nicht gerechtfertigt<br />

und damit verfassungswidrig,<br />

sofern die abzustimmenden Themen<br />

die Rechtsanwaltsanwärter unmittelbar<br />

betreffen. Die derzeit geltende gesetzliche<br />

Bestimmung des § 23 Abs 3 letzter<br />

Satz RAO bleibt bis zum Ablauf des<br />

30.06.2014 weiterhin in Kraft. Dem Gesetzgeber<br />

steht es frei, die betroffene Gesetzesstelle<br />

der RAO innerhalb dieser<br />

Frist durch eine verfassungskonforme<br />

Neuregelung zu ersetzen.<br />

Die Rechtsanwaltskammer ist eine unabhängige<br />

und selbstverwaltende Standesvertretung<br />

aller niedergelassenen Rechtsanwälte<br />

und aller diesen Beruf anstrebenden<br />

Rechtsanwaltsanwärter. Aus<br />

diesem Grund sollten Rechtsanwaltsanwärter<br />

in Beschlusspunkten der Plenarversammlung,<br />

die sie unmittelbar betreffen,<br />

ihr Stimmrecht voll ausüben können.<br />

Die Rechtsanwaltskammer Wien sollte<br />

Bestrebungen setzen, um die Rechtsanwaltsanwärter<br />

in ihrer rechtlichen Stellung<br />

aufzuwerten und das Gleichgewicht<br />

Dr. Stefan Prochaska<br />

Vizepräsident der<br />

Rechtsanwaltskammer Wien<br />

herzustellen. Die <strong>aktuell</strong>e Fassung des §<br />

23 Abs 3 letzter Satz RAO sollte dahingehend<br />

repariert werden, dass das Stimmrecht<br />

der Rechtsanwaltsanwärter im Sinne<br />

des demokratischen Prinzips jenem<br />

der Rechtsanwälte angeglichen wird.<br />

Die Beibehaltung des <strong>aktuell</strong>en halben<br />

Stimmrechts der Rechtsanwaltsanwärter<br />

bei Beschlüssen, welche diese nur mittelbar<br />

betreffen, ist weder zweckdienlich<br />

noch gerechtfertigt. Vielmehr sollte, unter<br />

Erwägung eines Rechts auf Einspruch<br />

der Rechtsanwälte, jedenfalls die Gleichheit<br />

der Stimmen in der Plenarversammlung<br />

der RAK das gemeinsame Ziel sein.<br />

Foto: PHHV<br />

Preisnachlass<br />

für RAK-Wien-<br />

Mitglieder<br />

Die Rechtsanwaltskammer Wien<br />

und die Donau-Universität Krems<br />

kooperieren in der Weiterbildung:<br />

Für die Programme<br />

n „Vertragsrecht und<br />

Vertragsgestaltung,<br />

L.L.M.”<br />

und<br />

n „Bank- und Kapitalmarktrecht,<br />

L.L.M”<br />

erhalten Mitglieder der Rechtsanwaltskammer<br />

Wien einen Preisnachlass<br />

von –10 %!<br />

Anmeldungen sind bis zum<br />

Studienstart möglich und direkt<br />

beim Department für Wirtschaftsrecht<br />

und Europäische<br />

Integration vorzunehmen.<br />

Tel.: (0)2732 893-2403<br />

Infos unter:<br />

www.donau-uni.ac.at<br />

Spannende<br />

Gäste<br />

In den kommenden Wochen<br />

und Monaten sind zahlreiche<br />

bedeutende Entscheidungsträger<br />

Gäste der Rechtsanwaltskammer<br />

Wien:<br />

n Schon am Mittwoch, 11. <strong>September</strong><br />

um 18.30 Uhr, diskutieren die<br />

Justizsprecher der vier größeren Parlamentsparteien<br />

mit Präsident Dr.<br />

Michael Auer über „Justizpolitik<br />

– die Kunst des Möglichen.”<br />

Eine Analyse der Justizpolitik in der abgelaufenen<br />

Legislaturperiode. Im Palais Coburg,<br />

Coburgbastei 4 (Eingang Seilerstätte<br />

3C), 1010 Wien.<br />

n Im Oktober und November finden Fachvorträge<br />

zu „SEPA Single-Euro-Payment-<br />

Area”, zur Geldwäscherichtlinie und zu<br />

„Collaborative Law” statt. Einladungen<br />

folgen rechtzeitig.<br />

n Die International Bar Association tagt am<br />

27. und 28. Februar 2014 in Wien, unmittelbar<br />

vor dem Justizball.<br />

FBE-Kongress 2014 im<br />

Palais Trautson<br />

„Generating Increased Revenues through<br />

the Power of Relationships” lautet das<br />

Thema bei dieser Kooperation, die im Palais<br />

Kempinksi am Schottenring stattfinden wird.<br />

n Der Verband europäischer <strong>Anwalt</strong>skammern<br />

(FBE) tagt im Mai 2014 in Wien und dabei<br />

wird die RAK Wien die Präsidentschaft<br />

übernehmen. Es ist uns gelungen, das Bundesministerium<br />

für Justiz als Kooperationspartner<br />

zu gewinnen. Der Generalkongress<br />

wird im Festsaal des Palais Trautson stattfinden.<br />

Foto: BMJ<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />

19


KANZLEISOFTWARE<br />

Kanzlei Proksch & Partner:<br />

Effizienzgewinn mit<br />

WinCaus.net<br />

Mit einem Team von mehreren<br />

Rechtsanwälten und Juristen<br />

bietet Proksch & Partner Klienten<br />

seit über 60 Jahren umfassende<br />

Rechtsberatung in über 20 Fachgebieten<br />

mit besonderem Fokus auf Neugründungen<br />

und Umstrukturierungen,<br />

Wohnungseigentum, Insolvenzrecht, Arbeitsrecht<br />

und Familienrecht. Aktuellstes<br />

Projekt ist die Vergrößerung der Kanzlei<br />

auf die nahezu doppelte Bürofläche um<br />

unter anderem einen lange gehegten Plan<br />

eines auch für KMUs leistbaren institutionellen<br />

Schiedsgerichtes für grenzüberschreitende<br />

Verfahren zur Verfügung zu<br />

stellen.<br />

Permanente Qualitätskontrolle, kontinuierliche<br />

Fortbildung der Mitarbeiter und<br />

laufende Investitionen in die Optimierung<br />

des Office-Managements sind wesentliche<br />

Faktoren für die erfolgreiche<br />

Entwicklung von Proksch & Partner, die<br />

2001 als eine der ersten Rechtsanwaltskanzleien<br />

in Österreich ISO 9001-zertifiziert<br />

wurden.<br />

Seit 2011 wird in der Kanzlei Proksch die<br />

Komplettlösung WinCaus.net der EDV<br />

2000 eingesetzt mit der heute alle Bereiche<br />

einer Kanzleiverwaltung und des<br />

elektronischen Aktes hochintegriert abgedeckt<br />

werden.<br />

Praxisnahe<br />

Softwareentwicklung<br />

im Vordergrund<br />

Die Weiterentwicklung von WinCaus.net<br />

erfolgt immer gemeinsam mit den führenden<br />

Know-how-Trägern, ein Prinzip das die<br />

EDV2000 mit hunderten <strong>Anwalt</strong>skanzleien als<br />

Kunden zu einem der führenden Branchenanbieter<br />

gemacht hat: „Der enge persönliche<br />

Kontakt zum Anwender ist für die Qualität<br />

und die Praxisorientierung unserer Software<br />

unerlässlich“, betont Gerhard Tögel, Geschäftsführer<br />

der EDV 2000.<br />

Als eine der führenden, auf Insolvenzen<br />

spezialisierten Kanzleien, bringt die Kanzlei<br />

Competence Center<br />

für Diktieren und<br />

Spracherkennung<br />

Als das mit Abstand größte Competence<br />

Center für digitales Diktieren und<br />

Spracherkennung in Österreich kann<br />

EDV 2000 auf die Erfahrungen bei über<br />

500 Kunden, die bereits mit Spracherkennung<br />

arbeiten, darunter Rechtsanwälte,<br />

Ärzte, Sachverständige und Manager,<br />

zurückgreifen.<br />

Die Kombination von digitalem<br />

Diktat und Spracherkennung<br />

steigert die persönliche Effizienz<br />

um ein Vielfaches!<br />

Für den professionellen Einsatz<br />

sind auch professionelle Lösungen<br />

erforderlich, denn Spracherkennung<br />

unterstützt den Anwender nur dann,<br />

wenn eine hohe Erkennungsrate<br />

fehlerfreie Diktate gewährleistet.<br />

RA Dr. Richard<br />

Proksch,<br />

Seniorpartner<br />

der Kanzlei<br />

Proksch ihr Know-how in die Weiterentwicklung<br />

des Insolvenzmodules von WinCaus.net<br />

ein, denn Dr. Richard Proksch, Seniorpartner<br />

der Kanzlei, kann auf eine höchst heterogene<br />

Aufgabenvielfalt als Masseverwalter zurückblicken:<br />

vom Handwerks-, Gastrobetrieb oder<br />

Zahnlabor bis hin zur „Insolvenz des Jahres<br />

2007“, der SEG Stadterneuerungs- und Eigentumswohnungsgesellschaft<br />

mit 400 Gläubigern,<br />

bei der es Dr. Richard Proksch gelungen<br />

ist, sechs Großbaustellen zu betreiben und<br />

150 Wohnungen, die zur Konkurseröffnung<br />

noch im Rohbau waren, fertigzubauen und an<br />

die Eigentümer zu übergeben, ist ihm kaum<br />

eine Branche mehr fremd.<br />

Als Masseverwalter muss man auch Talent<br />

zum Unternehmer haben und Interesse daran<br />

wirtschaftlich zu gestalten, denn es hängen<br />

viele Existenzen an einer Insolvenz. Es geht<br />

natürlich primär um das Weiterführen und<br />

Sanieren eines Betriebes, mir geht es aber auch<br />

um den Unternehmer. Wer einmal scheitert<br />

darf nicht gleich zum Geächteten werden und<br />

verdient eine zweite Chance.<br />

Bei Insolvenzen mit mehreren 1.000 Gläubigern<br />

ist eine leistungsfähige Software, das<br />

20<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


KANZLEISOFTWARE<br />

WinCaus.net Insolvenzmodul<br />

Absolute Übersicht, schnelle Eingabemöglichkeit<br />

und Formulare auf einen Klick –<br />

WinCaus.net Insolvenz ist eine tatkräftige<br />

Unterstützung des Masseverwalters. Nicht<br />

nur die Gläubiger- und Masseforderungen<br />

werden im Akt geführt, auch die gesamte<br />

Übersicht der Einnahmen und Ausgaben,<br />

die Verwaltung der Gläubiger und<br />

deren Vertreter, sowie des Massevermögens<br />

ist mit einem Klick im Akt sichtbar.<br />

Übersichtliche Verwaltungsfunktionen, wie<br />

beispielsweise farbliche Markierungen erleichtern<br />

die Verwaltung der einzelnen Elemente.<br />

Ein bedeutender Zeitgewinn sind die vielfältigen<br />

Formulare und Listen, die mit<br />

WinCaus.net Insolvenz aus dem Akt gedruckt<br />

werden können. Listen über Gläubiger, Vertreter,<br />

Bankverbindungen und vieles mehr<br />

sind ebenso im Leistungsumfang enthalten,<br />

wie die üblichen Insolvenzausdrucke für<br />

Anmeldungs- oder Abstimmungsverzeichnis.<br />

Ebenso werden Benachrichtigungsschreiben<br />

auf Knopfdruck generiert. Schließlich<br />

werden komplette Verteilungsentwürfe vom<br />

Programm berechnet und gedruckt.<br />

Proksch & Partner<br />

diktiert digital<br />

Einer der entscheidenden Faktoren für die<br />

Softwareumstellung auf WinCaus.net der<br />

Kanzlei Proksch & Partner war die Evaluierung<br />

der Einsatzmöglichkeiten digitalen Diktierens<br />

und automatischer Spracherkennung,<br />

den EDV2000 ist auch eines der erfahrensten<br />

Competence Center für Spracherkennung<br />

und digitales Diktieren in Österreich.<br />

Die Kombination von digitalem Diktat und<br />

Spracherkennung ermöglicht effizientere Abläufe<br />

in der täglichen <strong>Anwalt</strong>spraxis. Während<br />

diktiert wird, schreibt die Spracherkennungs-Software<br />

beispielsweise eine E-Mail<br />

oder ein Word-Dokument in Echtzeit mit,<br />

dieses kann sofort kontrolliert und ausgefertigt<br />

werden.<br />

Vertrauen auch Sie<br />

auf die langjährige<br />

Erfahrung von<br />

EDV 2000<br />

Einige unserer Serviceleistungen sind:<br />

• Vertrieb von Markenhardware und<br />

-software<br />

• regelmäßige Wartung Ihrer<br />

gesamten IT<br />

• ständige Erreichbarkeit und kurze<br />

Reaktionszeit in Ausfallsszenarien<br />

• Leihgeräteservice<br />

• Garantieabwicklung mit<br />

Hardware-Herstellern<br />

• Betreuung von Internetauftritten<br />

• Schulung und Support für<br />

Hard- und Software<br />

• Remotesupport (Helpdesk)<br />

• Vor-Ort Support in ganz Österreich,<br />

Deutschland, Liechtenstein und der<br />

Schweiz<br />

Pauschalierte Leistungen machen die<br />

Kosten sämtlicher Dienstleistungen<br />

schon im Vorhinein für Sie kalkulierbar –<br />

damit Sie keine bösen Überraschungen<br />

erleben!<br />

Als Komplettlösungsanbieter betreut die<br />

EDV2000 auch die gesamte Hardware-Infrastruktur<br />

und das Netzwerk von Proksch &<br />

Partner. Für einen störungsfreien Praxiseinsatz<br />

werden alle Kundensysteme einmal jährlich<br />

durchgecheckt, um allfällige Fehlerquellen<br />

präventiv auszuschalten.<br />

Junior-Partner der<br />

Kanzlei Proksch &<br />

Partner RA Dr. Michael<br />

Proksch:<br />

„Die Abläufe in unserer<br />

<strong>Anwalt</strong>skanzlei werden<br />

durch den Einsatz<br />

der Spracherkennung<br />

wesentlich effizienter<br />

gestaltet!”<br />

um und auf um die Administration zu einem<br />

vertretbaren Aufwand zu bewältigen. „Ein<br />

gutes EDV-Programm kann einem die wirtschaftlichen<br />

Entscheidungen nicht abnehmen,<br />

aber es unterstützt einen substanziell bei der<br />

Administration und der Abwicklung“, weiß<br />

Dr. Proksch.<br />

Juniorpartner Dr. Michael Proksch sieht hier<br />

einen der schlagendsten Vorteile: „Beim Diktat<br />

langer Schriftsätze, zum Beispiel einer<br />

umfangreichen Stellungnahme, habe ich das<br />

Geschriebene sofort am Monitor und kann<br />

problemlos vor- und zurückscrollen um nachzulesen,<br />

was ich bereits diktiert habe. Das ist<br />

wesentlich effizienter als ein Band vor- und<br />

zurückzuspulen! Dabei war man auch offen<br />

für völlig neue Ansätze in der Kanzleiorganisation:<br />

„Auch wenn unsere erfahrenen Kanzleimitarbeiterinnen,<br />

denen oft ein paar Stichworte<br />

reichen, um den richtigen Schriftsatz<br />

zu erstellen, von keiner Software übertroffen<br />

werden könnten, eine neue, ungelernte Kraft<br />

ist der Spracherkennung deutlich unterlegen.“<br />

EDV 2000<br />

Systembetreuung GmbH<br />

1120 Wien, Bonygasse 40/Top 2<br />

office@edv2000.net<br />

www.edv2000.net<br />

Tel.: +43 (0)1 812 67 68 -0<br />

Fax: DW-20<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />

21


Bürgerliches Recht<br />

1<br />

Pseudonyme<br />

im bürgerlichen Rechtsverkehr und<br />

der Verbrauchergerichtsstand<br />

Pseudonyme werden im<br />

Rechtsverkehr seit langem<br />

verwendet. Pseudonyme<br />

werden uA<br />

gewählt, um sich abzuheben,<br />

sich einen neuen „Anstrich“<br />

zu geben, sich selbst zu schützen<br />

etc. 2<br />

Der Anreiz, sich ein Pseudonym<br />

zuzulegen, besteht<br />

auch heute noch. Es ist mE<br />

nicht vermessen zu behaupten,<br />

dass inzwischen jeder Internetnutzer<br />

ein Pseudonym<br />

verwendet.<br />

Im Internet und beim Fernabsatz<br />

auf e-Plattformen, werden<br />

vielfach Benutzernamen<br />

(Username) und Spitznamen<br />

(Nickname) verwendet. Die<br />

Wahl des Pseudonyms ist für<br />

sich selbst grundsätzlich unerheblich,<br />

solange nicht der Name<br />

einer realen Persönlichkeit<br />

gewählt wird (Allonym), um<br />

diesen Namen im Rechtsverkehr<br />

zu missbrauchen.<br />

„Die Wahl<br />

eines Pseudonyms<br />

geschieht<br />

heute überwiegend<br />

aus<br />

Gründen des<br />

Datenschutzes!”<br />

Überwiegend geschieht die<br />

Wahl eines Pseudonyms heute<br />

aus Gründen des Datenschutzes<br />

und des Persönlichkeitsrechtes,<br />

da das Internet als<br />

offenes System bzw. die Betreiber<br />

von Webseiten, Portalen,<br />

Internetshops, Spieleplattformen<br />

etc. den Datenschutz<br />

tatsächlich nur unzureichend<br />

gewährleisten können.<br />

Der Datenschutz wird<br />

von den Betroffenen somit<br />

selbst in die Hand genommen<br />

(Schlagworte: Selbsthilfe im<br />

Datenschutzrecht – Recht auf<br />

Anonymität/Pseudonymität).<br />

Aus dieser Konstellation stellt<br />

sich für den Rechtsanwalt in<br />

der Praxis die Frage; „Ja, dürfen<br />

s’ denn des“ 3 Kurz: JA –<br />

dies ergibt sich aus der Kraft<br />

des Faktischen. Internetnutzer<br />

werden sich auch kaum davon<br />

abhalten lassen, falls ein<br />

Staat ein Verbot der Verwendung<br />

von Pseudonymen im<br />

Internet-Fernabsatz beschließen<br />

sollte! Diesem Umstand<br />

haben auch die EU und die<br />

Unionsmitgliedstaaten Rechnung<br />

getragen. 4 Die Verwendung<br />

von Pseudonymen als<br />

Benutzername wird aber von<br />

verschiedenen Unternehmen<br />

untersagt. So müssen zB Benutzer<br />

bei ebay, amazon, Facebook<br />

ihren „echten“ Namen angeben,<br />

Google+ empfiehlt dies.<br />

Wikipedia sowie viele andere<br />

Dienste und Plattformen hingegen<br />

verzichten darauf oder<br />

problematisieren dies nicht.<br />

Im Hinblick auf ein Rechtsgeschäft,<br />

das im Fernabsatz über<br />

Internet getätigt wurde, ist<br />

aber die Untersagung der Verschleierung<br />

der wahren Identität<br />

des Benutzers durch den<br />

Plattformbetreiber idR auch<br />

nicht relevant.<br />

Das Rechtsgeschäft kommt<br />

idR dennoch gültig zustande.<br />

So ist es zB bei ebay oder amazon<br />

üblich, dass sich Käufer<br />

und Verkäufer vor dem Abschluss<br />

des Kaufvertrages im<br />

besten Fall über den Nickname<br />

kennen. Das Rechtsgeschäft<br />

wird durch Einigung<br />

über Ware/Dienstleistung und<br />

Preis durch Anbieter und<br />

Käufer abgeschlossen und auch<br />

ohne die Kaufpreiszahlung<br />

bzw. Lieferung, stehen Anbieter<br />

bzw. Verkäufer alle staatlichen<br />

Rechtsbehelfe zur Durchsetzung<br />

ihrer Forderung zur<br />

Verfügung. Problematisch kann<br />

es uU nur werden, wenn ein<br />

Käufer oder Verkäufer, welcher<br />

ein Pseudonym als Benutzername<br />

nutzt beweisen<br />

muss, dass im realen Leben er<br />

der Vertragspartner war und<br />

somit aktiv oder passiv prozesslegitimiert<br />

ist.<br />

Das Landesgericht in Feldkirch<br />

(Ö) hat vor einigen Jahren<br />

dazu ein wegweisende,<br />

moderne und „europäische“<br />

Sichtweise vertreten: „Der<br />

Verbrauchergerichtsstand des<br />

Art 16 EuGVVO 5 kommt auch<br />

einem Verbraucher mit Wohnsitz<br />

in Ö zugute, der bei einer Onlineauktion<br />

über die Internetplattform<br />

eBay von einem Unternehmer<br />

mit Sitz in DE eine<br />

bewegliche Sache ersteigert hat.<br />

Dabei schadet es nicht, dass der<br />

Verbraucher als Käufer unter einem<br />

nickname auftrat, eine Lieferanschrift<br />

unter einem Pseudonym<br />

in DE angab, die Sache nach<br />

DE geliefert wurde und die Zahlung<br />

von DE aus erfolgte. Es<br />

kommt auch nicht darauf an,<br />

welche Vorstellung der Unternehmer<br />

über den Wohnsitz des<br />

Verbrauchers hatte, solange er<br />

nur seine gewerbliche Tätigkeit<br />

iSd Art 15 Abs 1 lit c EuGVVO<br />

auch auf andere Mitgliedsstaaten<br />

Dr. iur. Anton Schäfer, LL.M.<br />

ist als Rechtsanwalt im<br />

Fürstentum Liechtenstein<br />

zugelassen und in Österreich<br />

auch als gerichtlich<br />

beeideter und zertifizierter<br />

Sachverständiger für<br />

Elektrotechnik (inkl.<br />

Photovoltaik) und Beleuchtungstechnik<br />

tätig. Autor<br />

verschiedener Fachpublikationen<br />

zum EU-, EWR und<br />

zum liechtensteinischen<br />

Recht. Wohnhaft in<br />

Vorarlberg.<br />

office@ABGB.li<br />

ausrichtete und keinen die Person<br />

bzw den Wohnsitz des Vertragspartners<br />

einschränkenden<br />

disclaimer setzte.“ 6<br />

Die nächste Frage für den <strong>Anwalt</strong><br />

ist uU, darf er selbst ein<br />

Pseudonym im Fernabsatz<br />

verwenden Oder ist dies<br />

standesrechtlich unzulässig<br />

Diese Antwort später.<br />

1<br />

Der Schwerpunkt dieses<br />

Beitrags liegt im bürgerl. Recht<br />

und hier im Bereich des<br />

Fernabsatzes, nicht jedoch im<br />

Verhältnis des Pseudonyms<br />

zum öffentl. Recht, StrafR bzw.<br />

Querschnittsmat. (zB Namens-,<br />

Urheber- oder MarkenschutzR).<br />

2<br />

Vgl. zB die Definition in § 3<br />

Abs. 6a BDSG (DE).<br />

3<br />

Ferdinand I., Kaiser v. Ö. etc.,<br />

anlässlich des Ausbruchs der<br />

Märzrevolution 1848.<br />

4<br />

zB RL 95/46/EG, § 13 TMG<br />

(DE, BT-Drs. 13/7385, 23), §§<br />

5 und 8 SigG (Ö), Art 5 und 8<br />

SigG (FL), Art 6, 7 ZertES<br />

(CH).<br />

5<br />

Hinweis des Verfassers: VO<br />

EG/44/2001.<br />

6<br />

Rechtsache: 2R18/08z. Der<br />

Verfasser dieses Beitrags war<br />

auf der Klägerseite am<br />

Verfahren (erfolgreich)<br />

beteiligt.<br />

22<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


Bücher News<br />

Vom Elend, ein Linker zu sein<br />

Jakob Augstein meint in „Sabotage“, wir müssten uns<br />

zwischen Demokratie und Kapitalismus entscheiden<br />

Der 1967 geborene Jakob<br />

Augstein, Sohn<br />

des Spiegel-Gründers<br />

Rudolf Augstein,<br />

hätte es leichter haben<br />

können. Als Anteilseigner des<br />

gut verdienenden Hamburger<br />

Magazin-Hauses dürften ihm<br />

die Sorgen eines Journalisten<br />

fremd sein, der Monat um<br />

Monat seine Zeilen abliefern<br />

muss und dafür neben dem<br />

Gehalt zunehmende Unsicherheit<br />

um seinen Arbeitsplatz<br />

kassiert (speziell was die<br />

Printmedien betrifft).<br />

Der junge Augstein macht es<br />

sich schwerer. Er gibt eine<br />

linke Wochenzeitung heraus<br />

und schreibt bei Spiegel-online<br />

regelmäßig die Kolumne<br />

„Im Zweifel links“. Beide Tätigkeiten<br />

fallen in die Kategorie<br />

„einen Mammutbaum mit<br />

der Nagelfeile fällen“. Auch<br />

in seinem soeben erschienenen<br />

Buch „Sabotage“ setzt<br />

Augstein seinen hartnäckigen<br />

Widerstand gegen die<br />

herrschenden wirtschaftlichen,<br />

gesellschaftlichen und medialen<br />

Verhältnisse konsequent<br />

fort, quasi in Cinemascope.<br />

Die Kernthese, um die sich<br />

das Buch dreht, ist so bekannt,<br />

dass nicht einmal der Investmentbanker<br />

zusammenzuckt:<br />

„Der Kapitalismus ist so lange<br />

gewachsen, dass er mit Demokratie<br />

kaum noch zu vereinbaren<br />

ist. Wir leben zusehends in<br />

einem System, in dem die wenigen<br />

profitieren, die vielen<br />

nicht. In der Demokratie werden<br />

aber die vielen alle paar<br />

Jahre als Wahlvieh gebraucht.<br />

Sie sollen ihre Stimme abgeben<br />

– und dann schweigen.<br />

Dafür zahlt der Staat ihnen<br />

die – spärlicher werdenden –<br />

Alimente aus den Sozialtöpfen.<br />

Aber woher soll das Geld<br />

kommen, wenn die Reichen<br />

und die Unternehmen immer<br />

weniger Steuern zahlen und<br />

ihr Geld für sich behalten und<br />

die Armen gar keine Steuern<br />

zahlen, weil sie kein Geld haben<br />

Die Antwort lautet: Schulden.<br />

Die Schulden sind der<br />

Preis, den die Staaten zahlen,<br />

dass die Reichen reicher<br />

und die Armen ärmer werden.<br />

Dieses System ist jetzt an<br />

seinem Ende angekommen.“<br />

Zweifel erlaubt<br />

Ich wäre mir da nicht so sicher<br />

wie Augstein. Und indirekt<br />

gibt er dem Zweifel an seiner<br />

These ja selbst recht, indem er<br />

darauf hinweist, wie affenartig<br />

schnell seine Bundeskanzlerin<br />

den Abschied von der<br />

Atomkraft organisiert hat, wie<br />

wenig Energie sie hingegen<br />

seit 2008 aufbrachte, die randalierenden<br />

Finanzmärkte<br />

auch nur an ein kleines Halsband<br />

zu legen, von Kette einmal<br />

ganz zu schweigen. Es ist<br />

richtig und angemessen, dass<br />

Augstein sich mit der führenden<br />

und gerade für die Entwicklung<br />

der europäischen<br />

Schuldenproblematik fatalen<br />

Rolle seiner Kanzlerin überaus<br />

ausführlich beschäftigt.<br />

Auch seine Frage, warum die<br />

gute Frau von einer Bevölkerung,<br />

die seit Jahren mehrheitlich<br />

Einkommen verliert, immer<br />

wieder gewählt wird, ist<br />

meiner Meinung nach alles<br />

andere als eine extreme Minderheitenposition.<br />

Merkel, die<br />

Lobbyistin der Reichen<br />

„In den vergangenen 20 Jahren<br />

sind die Geldvermögen<br />

um 1,9 Billionen auf 4,8 Billionen<br />

Euro gestiegen und die<br />

Staatsschulden von 600 Milliarden<br />

Euro auf zwei Billionen<br />

Euro. Die Schulden des Staates<br />

sind die Vermögen der<br />

Reichen. Die Steuerpolitik ein<br />

Skandal: Die Vermögenssteuer<br />

wurde abgeschafft und<br />

die Unternehmens- und Erbschaftssteuern<br />

wurden gesenkt,<br />

und der Spitzensteuersatz<br />

war niemals niedriger als<br />

heute.“<br />

An dieser Stelle möchte man<br />

als Österreicher anmerken:<br />

Welche paradiesischen Konditionen<br />

muss unser Staat denn<br />

bieten, dass sich so viele reiche<br />

Deutsche bei uns niederlassen<br />

Lambsdorff, Agenda 2010<br />

Augstein zeigt auf, welche<br />

politischen Väter für diese<br />

Entwicklung in Deutschland<br />

(und somit auch für Österreich)<br />

verantwortlich waren:<br />

der frühere Wirtschaftsminister<br />

Lambsdorff, der 1982 ein<br />

„Konzept zur Überwindung<br />

der Wachstumsschwäche und<br />

zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit“<br />

vorlegte, das heute<br />

als Manifest der Entfesselung<br />

der Finanzmärkte gilt. Was für<br />

die Finanzwelt der Aufruf<br />

zum schonungslosen, global<br />

ungehinderten Geldanhäufen<br />

wurde, rundete Gerhard Schröders<br />

„Agenda 2010“ auf Seiten<br />

der 90 Prozent Nicht-Reichen<br />

ab: Wenn die Steuern aus<br />

international randalierendem<br />

Kapital knapper fließen, müssen<br />

am Unterdeck die Gürtel<br />

eben enger geschnallt werden!<br />

Seine Nachfolgerin im Amt<br />

setzte in der „Schuldenkrise“,<br />

speziell am Exempel Griechenland,<br />

mit eiserner Härte<br />

die Fortsetzung dieser Logik<br />

durch. Augstein zitiert dazu<br />

Alexis Tsipras, den Führer der<br />

griechischen Linken: „Es gehe<br />

nicht darum, die Haushalte<br />

auszugleichen, sondern darum,<br />

Europa unter ein neoliberales<br />

Joch zu zwingen. Das eigentliche<br />

Ziel sind europaweit<br />

niedrige Lohnkosten, ein deregulierter<br />

Arbeitsmarkt, sinkende<br />

öffentliche Ausgaben<br />

und Steuererleichterungen für<br />

Kapitalanleger.“<br />

Sabotage<br />

In der tristen Welt der wenigen<br />

Reichen und Ultrareichen,<br />

die sich die ihnen genehme<br />

Politik bestellen sieht Jakob<br />

Augstein nur wenige Lagerfeuer<br />

der linken Hoffnung.<br />

„Occupy“, eines dieser kurz<br />

aufflackernden Flämmchen,<br />

besteht bestenfalls noch aus<br />

Jakob Augstein, Sohn<br />

des legendären Spiegel-Gründers<br />

Rudolf<br />

Augstein, ist Journalist,<br />

Zeitungsherausgeber<br />

und Kolumnist bei<br />

Spiegel-Online<br />

Glutresten, an denen sich einige<br />

wenige Gegner der herrschenden<br />

Verhältnisse die<br />

Finger warm halten. Robustere<br />

Proteste (Stuttgart 21)<br />

werden Opfer von Wasserwerfern<br />

und rabiaten Polizeieinsätzen.<br />

Während der Lektüre<br />

des Buches fragt man sich<br />

immer wieder, warum sich<br />

der Autor diese ganze voraussehbare<br />

Frustration antut, warum<br />

er sich dem schmerzhaften<br />

Prozess unterzieht, am<br />

Ende ohne jede Hoffnung zu<br />

bleiben. Mir selbst fällt dazu<br />

nur ein, dass ein einzelner,<br />

heimatloser linker Warner immer<br />

noch besser ist als wenn<br />

es gar keinen von seiner Sorte<br />

gäbe.<br />

Dietmar Dworschak<br />

Jakob Augstein<br />

SABOTAGE –<br />

Warum wir uns zwischen<br />

Demokratie und Kapitalismus<br />

entscheiden müssen<br />

Hanser Verlag<br />

ISBN 978-3-446-24348-4<br />

€ 18,90<br />

24<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


Bücher News<br />

„Tretet zurück! Das Ende der<br />

Aussitzer und Sesselkleber”<br />

Der Weg zu einer besseren Rücktrittskultur. Immer wieder<br />

herrscht Kopfschütteln in der österreichischen Politik, aber<br />

auch in der deutschen: Dieser Politiker/diese Politikerin ist<br />

rücktrittsreif! Warum ist es so schwierig persönliche Verantwortung<br />

zu übernehmen und Konsequenzen zu ziehen Auch Vertreter<br />

aus Wirtschaft, Sport oder Wissenschaft haben damit<br />

Schwierigkeiten.<br />

Politikcoach Regina Jankowitsch beschreibt, wie es zu der vorherrschenden<br />

Sesselklebermentalität kommt und bietet durch<br />

Interviews u.a. mit Ferdinand Lacina, Susanne Riess, Heinrich<br />

Neisser oder Daniel Cohn-Bendit einen einzigartigen Blick hinter<br />

die Kulissen. Vor allem aber zeigt die Autorin, dass Rücktritte<br />

glücken können und gibt Anregungen, wie.<br />

„Wertverminderung von<br />

Gebrauchsgegenständen”<br />

Anlässlich einer Trennung einer Lebensgemeinschaft kann die<br />

Frage plötzlich <strong>aktuell</strong> werden, welchen Wert das Sofa, die Küchenzeile,<br />

die Waschmaschine, der Laptop, die Bibliothek etc.<br />

haben. Solche und ähnliche Fragen stellt sich auch der Käufer<br />

und Verkäufer, der Geschädigte und Schädiger, der Richter,<br />

Rechtsanwalt, Sachverständige, der Eigentümer und viele andere<br />

Personen, die mit der Wertverminderung eines Gebrauchsgegenstandes<br />

konfrontiert sind.<br />

In diesem Buch von Rechtsanwalt und Gerichtssachverständiger<br />

Dr. Anton Schäfer, LL.M. werden hierzu Berechnungsbeispiele<br />

und Bewertungsmöglichkeiten, Tabellen und Lösungen<br />

aufgezeigt. Das Werk ist dabei bewusst als Ratgeber für die<br />

Praxis ausgelegt.<br />

Regina Maria Jankowitsch<br />

Tretet zurück!<br />

Das Ende der Aussitzer<br />

und Sesselkleber<br />

112 Seiten<br />

Verlag Carl Ueberreuter<br />

www.ueberreuter.at<br />

ISBN 978- 3- 8000- 7571- 3<br />

EUR 9,95<br />

Anton Schäfer<br />

Wertverminderung von<br />

Gebrauchsgegenständen.<br />

Ein Leitfaden für Juristen<br />

und Sachverständige<br />

116 Seiten<br />

LexisNexis Österreich<br />

www.lexisnexis.at<br />

ISBN 978-3-7007-5266-0<br />

EUR 33,–


Versicherungs-Vertragsgestz<br />

Die häufigsten Irrtümer<br />

beim Abschluss von Lebensversicherungen<br />

als Veranlagungsprodukt<br />

Von der österreichischen Versicherungswirtschaft<br />

wurden in<br />

der Vergangenheit fondsgebundene<br />

und klassische Lebensversicherungen<br />

als Veranlagungsprodukte<br />

massiv beworben. Wie sich nun herausgestellt<br />

hat, konnten die Lebensversicherungen<br />

die Versprechungen nicht erfüllen,<br />

dies aus den folgenden Irrtümern.<br />

n Rendite-Irrtum<br />

In den Hochglanzprospekten der Versicherungen<br />

wurden den Anlegern immer<br />

Renditen von mindestens 6-10 % versprochen.<br />

Den Anlegern wurde dabei vorgegaukelt,<br />

dass es sich dabei um die Nettorendite<br />

handelt. Wie sich aus <strong>aktuell</strong>en<br />

Gutachten ergibt, wären dazu aber im zugrundeliegenden<br />

Fonds Bruttorenditen<br />

von über 35% pro Jahr notwendig. Dies<br />

ist natürlich über einen Zeitraum von 15<br />

Jahren nahezu unmöglich. Hintergrund<br />

für diese enorme Vorkosten-Nachkostendifferenz<br />

ist, dass bei fondsgebundenen<br />

Lebensversicherungen neben der Kosten<br />

der Versicherung auch Abschlussprovisionen,<br />

Depotgebühren und beträchtliche<br />

Provisionen für den Vermögensverwalter<br />

und die Fondsmanager anfallen. Diese<br />

Gebühren und Provisionen höhlen die<br />

Renditen aus, sodass in der Regel nichts<br />

mehr für den Versicherungsnehmer übrig<br />

bleibt.<br />

n Kosten-Irrtum<br />

Die Lebensversicherungen weisen beim<br />

Versicherungsabschluss nur auf ihre eigenen<br />

Kosten hin, diese sind allerdings nur<br />

die Spitze des Eisberges. Neben den Primärkosten<br />

der Versicherung wie Verwaltungsgebühren,<br />

Vermittlungsprovisionen<br />

und der Versicherungssteuer fallen nämlich<br />

weitere Gebühren und Provisionen<br />

an.<br />

Dazu zählen interne Provisionen und<br />

Bonifikationen, Ausgabeaufschläge für<br />

den Fonds, Manager/Advisor/Trader-<br />

Fees im Fonds, Vermögensverwaltergebühren,<br />

Depotgebühren und viele mehr.<br />

Die Kosten des zugrundliegenden Fonds<br />

sind jedoch für die Entscheidungsfindung<br />

des Versicherungsnehmers relevant,<br />

weshalb dieser schriftlich darüber<br />

aufzuklären ist (vgl. Urteil des EFTA-<br />

Gerichtshofes in der Rechtsache E-11/12).<br />

In der Praxis wird aber über die Kosten<br />

des Fonds nahezu niemals aufgeklärt. Da<br />

neben der Versicherung auch der Vermittler,<br />

die Depotbank, der Vermögensverwalter<br />

und die Fondsmanager Gebühren<br />

und Provisionen lukrieren entsteht<br />

eine kaskadenartige Kostenstruktur, welche<br />

jegliche Rendite auffrisst. Die fondsgebundene<br />

Lebensversicherung dient<br />

daher nur zur Gewinnmaximierung der<br />

beteiligten Personen.<br />

n Kapitalgarantie-Irrtum<br />

In Liechtenstein sind derzeit über 100<br />

Verfahren gegen die bekannten Versicherungsunternehmen<br />

Swiss-Life und<br />

Vienna-Life anhängig. Dabei wurden Lebensversicherungen<br />

mit einer 105%igen<br />

Kapitalgarantie verkauft. Wie nun der<br />

Gerichtsgutachter Dr. Konrad festgestellt<br />

hat, erhält der Versicherungsnehmer<br />

selbst bei einer Vorkostenrendite in Höhe<br />

von jährlich 18% nach 15 Jahren lediglich<br />

80% der veranlagten Summe. Die Garantie<br />

berechnet sich nämlich nur von dem<br />

in den Fonds einbezahlten Betrag. Berücksichtigt<br />

man noch zusätzlich die Inflationen,<br />

beträgt der Realverlust 50%. Es<br />

handelt sich daher um kein Kapitalgarantie-<br />

sondern um ein Kapitalverlustprodukt.<br />

Hinzu kommt, dass die Garantiegeber<br />

zumeist international tätige<br />

Investment-Banken sind, bei einer<br />

Bankenpleite (siehe Lehmann) löst sich<br />

daher die Garantie in Luft auf.<br />

n Steuer-Irrtum<br />

Bei der klassischen Lebensversicherung<br />

wird auch immer mit einem Steuervorteil<br />

Foto: Hermsdorf/pixelio.de<br />

Dr. Hans-Jörg Vogl,<br />

Vogl Rechtsanwalt GmbH<br />

Hirschgraben 4<br />

6800 Feldkirch<br />

Tel.: +43 5522/77 77 7<br />

www.vogl.or.at<br />

geworben, insbesondere bei der Altersvorsorge.<br />

Dabei wird aber gerne unter<br />

den Tisch gekehrt, dass dieser Vorteil nur<br />

gilt, wenn der Versicherungsnehmer über<br />

15 Jahre in der Lebensversicherung verbleibt.<br />

Will der Versicherungsnehmer früher<br />

aussteigen werden nämlich zu den<br />

vorab bezahlten 4% weitere 7% Versicherungssteuer<br />

fällig. Die Versicherungsnehmer<br />

müssen daher tatenlos zusehen, dass<br />

sie aus den oben genannten Gründen<br />

keine marktgerechten Renditen erzielen.<br />

Hinzu kommt, dass aufgrund mangelnder<br />

Beratung die Versicherungsraten<br />

oft zu hoch angesetzt sind, sodass sich<br />

die Versicherungsnehmer die Versicherungsraten<br />

nicht mehr leisten können<br />

und die Lebensversicherung stornieren<br />

müssen. Bezeichnend dafür sind hohe<br />

Stornoquoten. In diesen Fällen erleiden<br />

die Anleger nahezu immer beträchtliche<br />

Verluste.<br />

n Transparenz-Irrtum<br />

Sowohl bei der klassischen als auch bei<br />

der fondgebundenen Lebensversicherung<br />

handelt es sich um eine Black Box. Denn<br />

trotz EU-Verordnungen und der Verordnung<br />

der Finanzmarktaufsichtsbehörde<br />

über die Gewinnbeteiligung in der<br />

Lebensversicherung (GBV VO), wonach<br />

den Versicherungsnehmern Gewinnbeteiligungen<br />

in Höhe von 85% zustehen,<br />

besteht kein Rechtsanspruch auf Rechnungslegung<br />

(vgl. 7 Ob 59/09s).<br />

Die Gewinnermittlung kann von den<br />

Versicherungsnehmern nicht nachvollzogen<br />

werden, sie sind daher den Versicherungen<br />

hilflos ausgeliefert. Diese unterliegen<br />

zwar theoretisch der Kontrolle der<br />

FMA, durch Ausnutzung von Bilanzierungsspielräumen<br />

ist es den Versicherungen<br />

jedoch möglich den Gewinn entsprechend<br />

zu steuern. Im Einzelfall kann das<br />

für die Versicherungsnehmer enorme<br />

Einbußen bedeuten.<br />

26<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


Wiener Musik<br />

Wien im Rosenstolz<br />

Eine Konzertreihe des Wienerliedes und der Wiener Musik<br />

Nach dem sommerlichen<br />

Kulturreigen<br />

auf der Theater am<br />

Spittelberg – Sommerbühne<br />

bettet Prinzipalin<br />

Nuschin Vossoughi die Wiener<br />

Szene weiter auf Rosen:<br />

Das Festival Wien im Rosenstolz<br />

hält im Oktober wieder<br />

Einzug am Spittelberg.<br />

Sprachwitz und Lautmusik<br />

Ein Monat ganz im Zeichen<br />

des Wiener Dialekts und<br />

seiner musikalischen Ausprägungen.<br />

Bluesig, poppig,<br />

schrammelig, pfeifend und<br />

jazzig kommen sie daher, die<br />

Wiener Musik und der Wiener<br />

Sprachwitz – eine lautmalerische<br />

Spielwiese in allen Schattierungen.<br />

Originär Wiener<br />

Dialektmusik boomt in dieser<br />

Stadt und bringt stets neue<br />

InterpretInnen hervor.<br />

Auch <strong>2013</strong> sind die „Klassiker“<br />

am Spittelberg zu Gast:<br />

so bringt Wolfram Berger mit<br />

den Neuen Wiener Concert<br />

Schrammeln Dialektgedichte<br />

und Woizza, stimmt Grande<br />

Dame Erika Pluhar, begleitet<br />

von der Klaus Trabitsch Band,<br />

Wiener Chansons an oder<br />

gibt sich Austropop-Legende<br />

Wolfgang Ambros ganz PUR.<br />

Trio Lepschi, Ernst Molden &<br />

Der Nino aus Wien, Karl Hodina<br />

& Roland Neuwirth, Agnes<br />

Palmisano und Kollegium<br />

Kalksburg sind selbstverständlich<br />

mit von der Partie.<br />

Neugier wecken spannende<br />

Agnes Palmisano ist die ungekrönte Königin des Wienerlieds!<br />

n Konzert-Tipp: „Wien im Rosenstolz”<br />

01. – 31. Oktober <strong>2013</strong><br />

Theater am Spittelberg<br />

Spittelberggasse 10,<br />

1070 Wien<br />

Beginn jeweils 19:30,<br />

Freie Platzwahl!<br />

Karten & Info:<br />

Tel.: 01 / 526 13 85<br />

Email: tickets@rosenstolz.at<br />

Abendkassa jeweils ab 18:30<br />

www.rosenstolz.at<br />

© Julia Grandegger<br />

neue Kombinationen von bekannten<br />

Größen, etwa wenn<br />

sich Energiebündel Agnes Heginger<br />

stimmlich mit Bassist<br />

Georg Breinschmid zusammenfindet,<br />

Stefan Fleischhacker<br />

(vom L.E.O) als Kunstpfeifer<br />

Eleonore von Pfiff das<br />

fast vergessene Kleinkunst-Juwel<br />

des Kunstpfeifens wiedererweckt<br />

oder Timna Brauer<br />

mit Bela Koreny und Wolf<br />

Bachofner Taubenvergiften im<br />

Park geht.<br />

Neue Gäste dokumentieren<br />

die Weiterentwicklung des<br />

Genres: Norbert Schneider etwa<br />

ist mit seiner Band erstmals<br />

am Spittelberg zu Gast<br />

und zweifellos auf dem Weg<br />

in die einschlägigen Charts.<br />

Trio Klok bríngt mit Manuela<br />

Diem schräge Wien-Grooves<br />

und die Newcomer Nachmarkt<br />

schöpfen frisch und unverbraucht<br />

aus einem breiten<br />

Spektrum volkskultureller<br />

Weisen aus aller Welt, während<br />

Die Wiener Waldhansl’n<br />

das traditionelle Wiener Lied<br />

groß schreiben. Nicht zu vergessen<br />

zwei weitere Gäste, die<br />

sich erstmals am Spittelberg<br />

die Ehre geben und beide,<br />

kaum ist es zu glauben, ihre<br />

Karriere einer TV-Show verdanken:<br />

Der oberösterreichische<br />

Mundart-Liedermacher<br />

Bernhard Reider mit Liebesund<br />

Lebensliedern und das<br />

musikalische Komikerduo Zwa<br />

Voitrottln mit unvergleichlicher<br />

Sprachakrobatik.<br />

Neueintragungen<br />

Juli – August<br />

Rechtsanwaltskammer<br />

Niederösterreich<br />

• Mag. Katja PFEIFFER,<br />

3130 Herzogenburg,<br />

Oberndorfer Ortsstraße 56 A<br />

Vorarlberger Rechtsanwaltskammer<br />

• Dr. Silvana DORNER,<br />

6900 Bregenz, Rathausstraße 27<br />

• Dr. Ralf POHLER,<br />

6840 Götzis, Dr.-A.-Heinzle-Straße 34<br />

Salzburger Rechtsanwaltskammer<br />

• Mag. Thomas SCHWAB,<br />

5020 Salzburg, Petersbrunnstraße 13<br />

• Mag. Barbara PIRALLI,<br />

5020 Salzburg, Ignaz-Rieder-Kai 11c<br />

• Mag. Thomas KAPS,<br />

5020 Salzburg, Sterneckstraße 35<br />

Rechtsanwaltskammer<br />

Wien<br />

• Dr. Metin AKYÜREK,<br />

1020 Wien, Castellezgasse 16/28<br />

• Dr. Markus MOSER,<br />

1060 Wien, Getreidemarkt 1<br />

• Dr. Angelika PEUKERT,<br />

1010 Wien, Schwertgasse 3<br />

• Mag. Roman Michael POCK,<br />

1150 Wien, Mariahilfer Straße 196<br />

• Dr. Angela STEGER,<br />

1010 Wien, Eßlinggasse 7<br />

• Mag. Patrick MANDL,<br />

1090 Wien, Porzellangasse 4-6<br />

• Mag. Robert K. WAGNER,<br />

1010 Wien, Schubertring 6<br />

Steiermärkische<br />

Rechtsanwaltskammer<br />

• DI (FH) Mag. Dr.<br />

Christian KRACHLER,<br />

8430 Kaindorf a. d. Sulm,<br />

Grazerstraße 130<br />

• Mag. Florian Stefan THELEN,<br />

8010 Graz, Einspinnergasse 3<br />

Oberösterreichische<br />

Rechtsanwaltskammer<br />

• Mag. Martin KASBAUER,<br />

4600 Wels, Franz-Keim-Straße 17<br />

• Mag. Mario OBERMÜLLER,<br />

4020 Linz, Hopfengasse 23<br />

Tiroler<br />

Rechtsanwaltskammer<br />

• Dr. Monika HUPFAUF,<br />

6020 Innsbruck, Bozner Platz 4<br />

• Dr. Marlene WACHTER,<br />

6020 Innsbruck, Bozner Platz 4<br />

• Mag. Martin RUNGALDIER,<br />

6020 Innsbruck, Maximilianstraße 23<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />

27


ÖSJV<br />

Österreichisch-Spanische<br />

Juristenvereinigung (ÖSJV)<br />

Der IV. Jahreskongress fand vom 04. bis 06.07.<strong>2013</strong> in Salzburg statt<br />

Die ÖSJV hat die Intention, die<br />

Entwicklung der juristischen<br />

Beziehungen zwischen beiden<br />

Ländern voranzutreiben, den<br />

kollegialen Austausch von Erfahrungen<br />

und Kenntnissen zwischen Juristen beider<br />

Länder zu verstärken und einen Beitrag<br />

zur Vertiefung der Kenntnisse der<br />

Rechtsordnungen beider Länder zu leisten.<br />

Ausgehend von dieser Absicht sollen<br />

sich unsere Jahreskongresse jeweils<br />

einem juristischen Schwerpunktthema<br />

widmen. Auch heuer hatten wir beim<br />

IV. Jahreskongress wieder spannende –<br />

vor allem auch aus rechtsvergleichender<br />

Sicht interessante – Vorträge und Diskussionen.<br />

Es ist uns gelungen, ausgezeichnete<br />

Vortragende zu gewinnen, die reges<br />

Interesse bei den Teilnehmern hervorgerufen<br />

haben.<br />

Am ersten Juli-Wochenende fand der<br />

IV. Jahreskongress der Österreichisch-<br />

Spanischen Juristenvereinigung (ÖSJV)<br />

in Salzburg statt. Nach Willkommensgrüßen<br />

von Frau Ass.-Prof. Dr. Johanna Filip-<br />

Fröschl, Institut für Privatrecht an der<br />

Universität Salzburg, der Honorarkonsulin<br />

des Königreiches Spanien in Salzburg,<br />

Frau Mag. Catarina Hofmann, sowie des<br />

Vizepräsidenten der ÖSJV, Herrn RA Dr.<br />

Michael M. Pachinger, wurde der Kongress<br />

am 4. Juli <strong>2013</strong> durch den Präsidenten<br />

der Rechtsanwaltskammer Salzburg,<br />

Herrn RA Dr. Leopold Hirsch, im<br />

Bezirksgericht Salzburg feierlich eröffnet.<br />

Eine Besonderheit dabei war die vom<br />

Vorsteher des Bezirksgerichts, Herrn<br />

Dr. Wolfgang Filip, geleitete informative<br />

Führung durch das Bezirksgericht Salzburg,<br />

welches das zweitgrößte Bezirksgericht<br />

Österreichs ist.<br />

Die Fachtagung am 5. Juli an der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät der Universität<br />

Salzburg widmete sich nach Grußworten<br />

durch die Organisatorin Ana<br />

de Timoteo, Abogada und Mitglied der<br />

ÖSJV, dem Thema „Erben in Spanien und<br />

Österreich“. Hochkarätige Vortragende<br />

wie Herr Prof. Alejando Valiño von der<br />

Rechtswissenschaftlichen Fakultät der<br />

Universität in Valencia, Herr Luis Muñoz<br />

de Dios, Notar in Madrid, Herr o.Univ.-<br />

Prof. DDr. DDr. hc Johannes Michael Rainer<br />

von der Universität Salzburg, und<br />

Herr Dr. Erwin Schön, MIB, AG Export<br />

Kfm., Substitut des öffentlichen Notars<br />

Dr. Wolfgang Hackenbuchner in Salzburg,<br />

beleuchteten das gerade aus rechtsvergleichender<br />

Sicht interessante Thema<br />

unter der Moderation von Herrn Fernando<br />

Lozano, Abogado und Asesor Fiscal<br />

aus Valencia.<br />

Der Universität Salzburg danken wir<br />

herzlich für die freundliche Aufnahme<br />

und Unterstützung. Die Zusammenarbeit<br />

mit den Universitäten im Allgemeinen,<br />

insbes. aber auch mit der Uni Salzburg,<br />

hat für uns eine ganz besondere<br />

Bedeutung, denn der Kontakt mit der<br />

Wissenschaft ist für die ÖSJV unverzichtbar<br />

und im Übrigen auch in<br />

unserer Satzung verankert.<br />

Der Kongress bot auch wieder soziale,<br />

kulturelle „Highlights“, bei denen der<br />

Austausch und die anregenden Gesprä-<br />

„Beim diesjährigen Jahreskongress haben wir<br />

das aus rechtsvergleichender Sicht spannende<br />

Thema „Erben in Spanien und Österreich“<br />

behandelt und diskutiert. Exzellente<br />

Vorträge der hervorragenden Experten riefen<br />

reges Interesse bei den Teilnehmern hervor.<br />

Es hat uns ganz besonders gefreut, dass der<br />

Präsident der Salzburger Rechtsanwaltskammer,<br />

Herr RA Dr. Leopold Hirsch, unseren<br />

IV. Jahreskongress offiziell und feierlich<br />

eröffnet hat.<br />

Die Österreichisch-Spanische Juristenvereinigung<br />

(ÖSJV) gibt es mittlerweile bereits<br />

seit 4 Jahren. Wir haben im Juli 2009 als<br />

kleine Gruppe von 13 Personen begonnen<br />

und freuen uns heute über insgesamt rund<br />

80 Mitglieder aus beiden Ländern.<br />

Unsere ÖSJV ist mittlerweile von einer<br />

ursprünglichen Idee, einem Baby, in eine<br />

junge Vereinigung gewachsen, die auch<br />

einen neugierigen Blick in die Zukunft<br />

werfen möchte. Unser Kongress in der<br />

Mozartstadt Salzburg, bei dem wir auch in<br />

einem modernen spanisch-österreichischen<br />

Architekturbüro zu Gast sein durften, hat –<br />

im Rahmen von zahlreichen Gesprächen<br />

– dazu wertvolle Impulse gegeben.<br />

Ein ganz besonderer Dank gilt der Universität<br />

Salzburg für die Unterstützung und<br />

Möglichkeit, dass wir den Kongress auf<br />

universitärer Ebene abhalten konnten, sowie<br />

unserem Mitglied, Ana de Timoteo, die mit<br />

viel Herzblut und Engagement diesen<br />

Kongress organisiert hat.<br />

Es war für alle Teilnehmer ein informativer,<br />

aber auch geselliger Kongress, bei dem der<br />

Erfahrungsaustausch und die anregenden<br />

Gespräche, die wir miteinander führten, die<br />

Veranstaltung in bleibender Weise geprägt<br />

haben.“<br />

ÖSJV-Vizepräsident und Rechtsanwalt<br />

Dr. Michael M. Pachinger<br />

vlnr.: Dr. Leopold HIRSCH (Präsident der RAK Salzburg), Ass.-Prof. Dr. Johanna<br />

FILIP-FRÖSCHL (Universität Salzburg), RA Dr. Michael M. PACHINGER (Vize-Präs.<br />

der ÖSJV), Dr. Wolfgang FILIP (Vorsteher des Bezirksgerichtes Salzburg)<br />

che, die von den Kongressteilnehmern<br />

geführt wurden, eine wesentliche Rolle<br />

einnahmen: Nach der Generalversammlung<br />

der Mitglieder der ÖSJV fand am<br />

Abend des 05.07.<strong>2013</strong> das Galadiner im<br />

St. Peter Stiftskeller im Herzen von<br />

Salzburg statt. Am Samstag widmeten<br />

sich die Kongressteilnehmer der Kultur,<br />

nämlich der „Architektur Salzburgs“ und<br />

konnten bei einem „Brunch“ ein spanisch-österreichisches<br />

Architekturbüro<br />

kennenlernen.<br />

www.ahauj-oesjv.com<br />

28<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


Persönlichkeitsrecht<br />

Fotografierverbot<br />

Foto als Eingriff in Persönlichkeitsrechte<br />

Der OGH hat zu 6 Ob 256/12h<br />

vom 27.02.<strong>2013</strong> ausgesprochen,<br />

dass es unzulässig sein kann,<br />

eine Person ohne deren Zustimmung<br />

zu fotografieren. Die Höchstrichter<br />

sahen ein Foto, das ohne Einwilligung<br />

des Abgebildeten gemacht wurde, als einen<br />

unzulässigen Eingriff in das allgemeine<br />

Persönlichkeitsrecht des Abgebildeten.<br />

Dies, obwohl das Foto nicht einmal<br />

veröffentlicht werden sollte. Demnach<br />

kann daher bereits der bloße „Klick“<br />

auf den Auslöser der Kamera unzulässig<br />

sein.<br />

Das Recht am eigenen Bild<br />

Bislang war unbestritten, dass Personen,<br />

die auf einem Foto abgebildet sind, durch<br />

§ 78 UrhG geschützt sind. Demnach ist<br />

es verboten, Bilder mit Personen zu veröffentlichen<br />

oder zu verbreiten, wenn<br />

dadurch berechtigte Interessen der Abgebildeten<br />

verletzt werden. Dies soll verhindern,<br />

dass jemand bloßgestellt wird,<br />

dass dadurch sein Privatleben der Öffentlichkeit<br />

preisgegeben wird, dass sein<br />

Bildnis Anlass zu Missdeutungen geben<br />

kann oder entwürdigend oder herabsetzend<br />

wirkt.<br />

Dieses Recht am eigenen Bild ist verletzt,<br />

wenn die abgebildete Person hinreichend<br />

erkennbar ist, sie keine Einwilligung zur<br />

Veröffentlichung oder Verbreitung des<br />

Bildes gegeben hat und sie ein berechtigtes<br />

Interesse daran hat, dass das Bild<br />

nicht verbreitet wird. Besitzt der Fotograf<br />

ein Interesse an der Veröffentlichung, so<br />

sind die beiderseitigen Interessen gegeneinander<br />

abzuwägen.<br />

Veröffentlichen bedeutet, das Bild einem<br />

breiten Publikum zugänglich zu machen.<br />

Darunter fällt beispielsweise die Ausstellung<br />

des Bildes in einem Schaukasten<br />

oder einem Schaufenster oder die Präsentation<br />

im Rahmen eines Diavortrags. Unter<br />

Verbreiten ist jede Handlung zu verstehen,<br />

bei der das Bild einer Mehrzahl<br />

von Personen sichtbar gemacht wird, wie<br />

Der bloße „Klick”<br />

allein kann schon<br />

unzulässig sein!<br />

Foto: Schemm/pixelio.de<br />

etwa durch Einstellen in eine Website<br />

oder Abdruck in einer Zeitung oder einem<br />

Katalog.<br />

Der <strong>aktuell</strong>e Fall:<br />

Fotoaufnahme als Eingriff<br />

in Persönlichkeitsrecht<br />

Mit der gegenständlichen Entscheidung<br />

sprach der OGH erstmals aus, dass nicht<br />

erst die Veröffentlichung oder Verbreitung<br />

eines Bildes unzulässig sein kann,<br />

sondern bereits das bloße Fotografieren<br />

ohne jegliche Veröffentlichungs- oder<br />

Verbreitungsabsicht. „Schon das fotografische<br />

Festhalten einer bestimmten Tätigkeit<br />

oder Situation kann vom Abgebildeten<br />

als unangenehm empfunden werden<br />

und ihn an der freien Entfaltung seiner<br />

Persönlichkeit hindern“, so der OGH.<br />

Allerdings sind die unterschiedlichen Interessen<br />

in jedem Einzelfall umfassend<br />

gegeneinander abzuwägen.<br />

Dr. Bernhard Steindl (l.) ist Rechtsanwalt und<br />

Partner in Wien, Mag. (FH) Mag. Florian Pum<br />

(r.) ist Rechtsanwaltsanwärter in Linz der<br />

HASCH & PARTNER <strong>Anwalt</strong>sgesellschaft mbH.<br />

Ihre Tätigkeitsschwerpunkte liegen im Immaterialgüter-,<br />

IT- und Wettbewerbsrecht.<br />

www.hasch.eu<br />

Die Höchstrichter leiteten<br />

den Schutz vor ungewollten<br />

Bildaufnahmen<br />

aus dem allgemeinen<br />

Persönlichkeitsrecht des<br />

§ 16 ABGB ab. Eine Verletzung<br />

des Persönlichkeitsrechts<br />

des Aufgenommenen<br />

durch bloßes<br />

Fotografieren ist laut<br />

OGH bei Vorliegen aller<br />

folgenden Kriterien anzunehmen:<br />

n der Abgebildete ist auf<br />

der Aufnahme zu identifizieren,<br />

n die Aufnahme des Abgebildeten<br />

ist gezielt erfolgt,<br />

das heißt er ist nicht bloß zufällig<br />

in das Bild geraten,<br />

n es besteht kein schutzwürdiges Interesse<br />

des Fotografen an der Fotoaufnahme,<br />

n es liegt keine Einwilligung des Abgebildeten<br />

vor.<br />

Im Anlassfall war das persönliche Verhältnis<br />

zwischen dem Fotografen und<br />

dem Abgebildeten getrübt, der Abgebildete<br />

erteilte keine Einwilligung und der<br />

Fotograf machte das Foto zur Belustigung<br />

und ohne sachlichen Grund. Das<br />

Fotografieren war daher im konkreten<br />

Einzelfall laut OGH unzulässig.<br />

Was ist erlaubt<br />

Der dem OGH-Urteil zugrundeliegende<br />

Sachverhalt ist besonders gelagert und<br />

stellt eher einen Ausnahmefall dar. Es<br />

kann daraus nicht abgeleitet werden,<br />

dass das Fotografieren von Personen immer<br />

unzulässig wäre. Das Anfertigen von<br />

üblichen Urlaubsfotos, auf denen im Hintergrund<br />

andere Menschen abgebildet<br />

sind, die zufällig in das Bild geraten, ist<br />

auch nach dieser OGH-Entscheidung erlaubt.<br />

Bei Fotoaufnahmen, bei denen die Abgebildeten<br />

gezielt fotografiert werden und<br />

deutlich identifiziert werden können,<br />

sollte hingegen eine Einwilligung eingeholt<br />

werden. Eine derartige Einwilligung<br />

wird oftmals bereits stillschweigend<br />

erfolgen, wenn etwa der Abgebildete<br />

die Fotoaufnahme bewusst zulässt<br />

oder eine entsprechende Pose einnimmt.<br />

Selbst ohne Einwilligung kann<br />

eine Fotoaufnahme zulässig sein, sofern<br />

ein gewichtiges Interesse des Fotografen<br />

vorliegt.<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />

29


ELI<br />

European Law Institute<br />

Das European Law Institute (ELI) veranstaltete vom<br />

4. – 6. <strong>September</strong> seine alljährliche Projektkonferenz<br />

und Generalversammlung zum ersten Mal in Wien<br />

Als Auftakt dieser Veranstaltung<br />

wurde der ELI Austrian Hub<br />

unter der Teilnahme zahlreicher<br />

prominenter Vertreter der österreichischen<br />

Rechtswelt aus der Taufe gehoben.<br />

Das ELI ist eine in 2011 gegründete<br />

Non-Profit Organisation, die sich für<br />

die Verbesserung des Rechts im europäischen<br />

Raum einsetzt (siehe <strong>Anwalt</strong><br />

Aktuell Nr. 01/12).<br />

„Was ist eigentlich ein European Law Institute<br />

Hub und wozu braucht Österreich<br />

einen solchen“ Diese und viele weitere<br />

Fragen zu Zielen und Arbeitsweise des<br />

ELI wurden bei der Eröffnungsveranstaltung<br />

des ELI Austrian Hub am 4. <strong>September</strong><br />

<strong>2013</strong> von Christiane Wendehorst,<br />

Mitglied des ELI Exekutivkomitees, und<br />

Marcella Prunbauer-Glaser, Vizepräsidentin<br />

des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages,<br />

beantwortet. Letztere betonte<br />

die Bedeutung des Austrian Hub<br />

als nationaler Schnittstelle zwischen dem<br />

ELI und der österreichischen Rechtsöffentlichkeit.<br />

Der Austrian Hub soll gezielt<br />

österreichische JuristInnen stärker in die<br />

Arbeit des Instituts einbeziehen und österreichische<br />

Impulse für ELI Projekte ermöglichen.<br />

Zahlreiche renommierte Persönlichkeiten<br />

aus Rechtspraxis und Wissenschaft, wie<br />

u.a. Nikolaus Michalek, Bundesminister<br />

für Justiz a.D., Botschafterin Christine<br />

Stix-Hackl, Gerhard Benn-Ibler, Ehrenpräsident<br />

des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages<br />

und Rudolf Welser,<br />

emeritierter Professor und Leiter der Forschungsstelle<br />

für europäische Rechtsentwicklung<br />

und Privatrechtsreform an der<br />

Universität Wien, folgten der Einladung<br />

des Instituts in das Haus der Europäischen<br />

Union, wo sie vom Hausherren Richard<br />

Kühnel begrüßt wurden. Als Thema<br />

der Eröffnungsveranstaltung diente<br />

die europäische Integration, welche aus<br />

der Perspektive verschiedener Rechtsbereiche<br />

beleuchtet wurde. Der Präsident<br />

des Europäischen Forums Alpbach, Franz<br />

Fischler, gewährte in seinem Festvortrag<br />

interessante Einblicke in die Geschichte<br />

und Entwicklung der EU aus wirtschaftspolitischer<br />

Sicht und zeigte mögliche Modelle<br />

für die Zukunft der EU auf.<br />

Unter der Moderation von Irmgard Griss,<br />

Präsidentin des OGH i.R., tauschten sich<br />

ELI Projektkonferenz<br />

im<br />

Festsaal des<br />

Wiener<br />

Rathauses<br />

in der anschließenden Podiumsdiskussion<br />

Ludwig Bittner (Präsident der Österreichischen<br />

Notariatskammer), Susanne<br />

Kalss (Professorin an der Wirtschaftsuniversität<br />

Wien), Georg Kathrein (Sektionschef<br />

im Bundesministerium für Justiz),<br />

Peter Lewisch (Professor an der Universität<br />

Wien und Rechtsanwalt in der Kanzlei<br />

CHSH), Heinz Mayer (Dekan der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät der Universität<br />

Wien) und Georg Schima (Partner der<br />

Kanzlei KSW) zum Stand der europäischen<br />

Integration aus dem Blickwinkel<br />

ihrer Expertise aus.<br />

Eröffnung des Austrian Hub im Haus<br />

der Europäischen Union<br />

Im Anschluss empfing der Rektor der<br />

Universität Wien, Heinz W. Engl, weitere<br />

Gäste und Teilnehmer und eröffnete gemeinsam<br />

mit dem ELI-Präsidenten Sir<br />

Francis Jacobs die Generalversammlung<br />

und Projektkonferenz <strong>2013</strong>. In seiner<br />

Festrede würdigte der Direktor des American<br />

Law Institute (ALI), Lance Liebman,<br />

die Arbeit und die bisherigen<br />

Errungenschaften des ELI und teilte<br />

wichtige Erfahrungen des 1923 gegründeten<br />

ALI mit dem Publikum im Großen<br />

Festsaal der Universität Wien.<br />

„Wer hätte vor drei Jahren geglaubt, dass<br />

das ELI dahin gelangen würde, wo es<br />

heute ist Es ist Ihnen hervorragend gelungen,<br />

das Institut fest zu etablieren,<br />

sich in vielen Initiativen einzubringen,<br />

die Verwirklichung des Europäischen<br />

Rechtsraums voranzutreiben“, so Viviane<br />

Reding, Vizepräsidentin der Europäischen<br />

Kommission, in ihrer Videobotschaft an<br />

die Teilnehmer der Projektkonferenz am<br />

5. <strong>September</strong> im Festsaal des Wiener Rathauses.<br />

Die über 200 Teilnehmer lauschten<br />

und diskutierten angeregt mit den<br />

Podiumsteilnehmern über drei der <strong>aktuell</strong>en<br />

ELI Projekte im Bereich des Stiftungsrechts,<br />

Kaufrechts und EU-Verwaltungsrechts.<br />

Als Abschluss der Veranstaltungsreihe<br />

fand die Generalversammlung der ELI<br />

Mitglieder am 6. <strong>September</strong> statt. Vor der<br />

Verlesung der Ergebnisse der Wahlen der<br />

neuen Führungsgremien hielt José Angelo<br />

Estrella Faria, Generalsekretär von<br />

UNIDROIT, eine Keynote und strich die<br />

gute Zusammenarbeit dieser beiden Institute<br />

hervor. Die neue ELI Präsidentin<br />

Diana Wallis, langjähriges Mitglied des<br />

Europäischen Parlaments, wird gemeinsam<br />

mit der künftigen Vizepräsidentin<br />

Christiane Wendehorst und dem restlichen<br />

Exekutivkomitee das Institut in den<br />

kommenden Jahren auf seiner Mission<br />

leiten.<br />

www.europeanlawinstitute.eu<br />

30<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


Jus & Pferdesport<br />

Das Glück dieser Erde<br />

Mag. jur. Simone Scheiblauer über Sport, Beruf und Familienleben<br />

Die Geschichte beginnt,<br />

als die Landwirtschaft<br />

meiner Großeltern nach<br />

und nach umstrukturiert<br />

wurde und an Stelle von<br />

Kühen plötzlich Pferde die<br />

Stallungen füllten. Meine ganze<br />

Familie ist tierfreundlich<br />

und ich lernte schon früh, mit<br />

Pferden umzugehen. Auf meinem<br />

eigenen Pony lernte ich<br />

reiten und genoss die Zeit in<br />

der Natur. Sportliche Ambitionen<br />

hatte ich zu diesem Zeitpunkt<br />

keine und auch für meine<br />

Eltern war die Pferdewelt<br />

eine ganz neue.<br />

Viel mehr interessierte mich<br />

die Leichtathletik – höher,<br />

schneller, weiter – das war genau<br />

meines. Im Alter von acht<br />

Jahren wurde ich im Verein<br />

eingeschrieben und nahm<br />

schon bald ehrgeizig an Wettkämpfen<br />

teil. Umso schöner<br />

war es, dass der Erfolg nicht<br />

ausblieb. Zahlreiche Landesund<br />

Staatsmeistertitel waren<br />

das Ergebnis. Auf diese Erfolge<br />

bin ich bis heute sehr stolz,<br />

weil ich sie ganz alleine errungen<br />

habe. Ganz anders sieht es<br />

im Reitsport aus. Hier muss<br />

am Tag X alles zusammen passen.<br />

Reiter und Pferd müssen<br />

physisch und psychisch in der<br />

Lage sein, eine gute Leistung<br />

zu erbringen – eine Herausforderung,<br />

die ich ohne zu zögern<br />

annahm. Die Kombination<br />

in meinem Leben zwischen<br />

Einzelsport und Teamsport<br />

prägte mich und alle Unterschiede<br />

wurden mir schon in<br />

jungen Jahren bewusst.<br />

Im Alter von dreizehn wurde<br />

ich von einem Reittrainer entdeckt,<br />

der meine Eltern motivierte,<br />

mit mir auf Springturniere<br />

zu fahren, da er großes<br />

Talent in mir schlummern sah.<br />

Naja, und so passierte es dann<br />

auch. In der ersten Turniersaison<br />

gewann ich vom ersten<br />

Start bis zur Staatsmeisterschaft<br />

bei jeder Teilnahme<br />

und durfte noch im selben<br />

Jahr Österreich international<br />

vertreten. Nach diesem Erfolgsjahr<br />

war mit klar, dass ich<br />

weitermachen wollte. Es stellte<br />

sich jedoch die Frage, was<br />

mit der Leichtathletik passieren<br />

sollte. Es gab zwei sportliche<br />

Leidenschaften, die mich<br />

fesselten und doch musste ich<br />

mich irgendwann entscheiden,<br />

da das Trainingspensum<br />

einfach zu groß wurde.<br />

Dies tat ich dann auch im Alter<br />

von 16 Jahren. Nach reichlicher<br />

Überlegung entschied<br />

Mag. jur. Simone<br />

Scheiblauer bei<br />

einer ihrer zahlreichen<br />

Siegerehrungen!<br />

ich mich für das Glück dieser<br />

Erde und landete auf dem<br />

Rücken meiner Pferde. Nun<br />

wollte ich erst recht loslegen.<br />

Neben errungenen Landesund<br />

Staatsmeistertiteln vertrete<br />

ich Österreich bis heute immer<br />

wieder bei internationalen<br />

Events und konnte Siege und<br />

Platzierungen bis zur höchsten<br />

Klasse erreiten.<br />

Einer der schönsten Erfolge<br />

im Jahr 2012 war der Vizestaatsmeistertitel<br />

im Team!<br />

Meine Pferde sind für<br />

mich „Familienmitglieder”!<br />

Die vier besten niederösterreichischen<br />

Reiter durften für<br />

Niederösterreich an den Start<br />

gehen und für mich war es eine<br />

große Ehre, als Amateurin<br />

nominiert worden zu sein.<br />

Ein Leben als Profisportler<br />

konnte ich mir nie vorstellen.<br />

Bis heute nimmt der Reitsport<br />

einen großen Anteil in meinem<br />

Leben ein und meine<br />

Pferde sind für mich Familienmitglieder,<br />

mit denen ich<br />

durch dick und dünn gehe.<br />

Als Mensch, der Gerechtigkeit<br />

fordert und hoffentlich auch<br />

immer lebt, war für mich klar,<br />

dass ich Jus studieren möchte.<br />

Dieser Weg führte mich nach<br />

Abschluss des Studiums und<br />

Absolvierung des Gerichtsjahres<br />

in den öffentlichen Dienst.<br />

Alles was mich der Pferdesport<br />

und die Zusammenarbeit<br />

mit meinem Sportpartner<br />

Pferd gelehrt hat, kann ich in<br />

meinem Job gut gebrauchen.<br />

Angefangen von Empathie<br />

und Geduld, bis hin zu Ehrgeiz<br />

und Durchhaltevermögen<br />

sind diese Eigenschaften<br />

diejenigen, die mich tagtäglich<br />

bei meiner Arbeit voranbringen.<br />

Zusätzlich habe ich<br />

während meines Studiums<br />

die Ausbildung zur staatlich<br />

geprüften Reittrainerin absolviert<br />

und auch diesen Beruf<br />

von der Pike auf erlernt.<br />

Nun aber zum vorläufigen<br />

Ende der Geschichte, denn sowohl<br />

Job als auch Springreiterei<br />

müssen vorerst ein bisschen<br />

ohne mich auskommen.<br />

Auch wenn uns noch meine<br />

Bauchdecke von einander<br />

trennt, bin ich eine liebende<br />

Mutter, die ihrer neuen Lebensaufgabe<br />

mit ihrem Partner<br />

freudig entgegensieht.<br />

Aber keine Sorge, wenn unser<br />

Nachwuchs nach seinen Eltern<br />

kommt, dann ist er gerne<br />

mit Tieren unterwegs und<br />

wir werden 2014 mit einem<br />

Familienmitglied mehr als<br />

Unterstützung wieder sportlich<br />

angreifen.<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />

31


Asylverfahren<br />

Die Dauer eines Asylverfahrens<br />

ist seit jeher<br />

ein Brennpunkt,<br />

dies insbesondere im<br />

Hinblick auf die einstweilen<br />

erfolgte Integration und die<br />

damit verbundenen aufenthaltsrechtlichen<br />

Auswirkungen.<br />

Zentrale Fragen sind etwa,<br />

was sich für aufenthaltsrechtliche<br />

Aspekte ergeben, wenn<br />

ein Asylverfahren sich über<br />

viele Jahre hinzieht, die betreffende<br />

Person inzwischen eine<br />

Familie allenfalls mit österreichischen<br />

Anknüpfungspunkt<br />

gegründet hat und umfassend<br />

in das soziale Umfeld integriert<br />

ist. Vorausgeschickt sei in<br />

diesem Zusammenhang, dass<br />

die Heirat und Familiengründung<br />

mit einem österreichischen<br />

Staatsangehörigen für<br />

sich alleine nicht ausreichend<br />

ist, um einen Aufenthaltstitel<br />

vom Inland aus zu erlangen.<br />

Rein rechtlich gesehen müssen<br />

Angehörige von österreichischen<br />

Staatsbürgern, welche<br />

in Österreich dauernd<br />

wohnhaft sind und ihr Freizügigkeitsrecht<br />

nicht ausüben,<br />

gemäߧ 47 Abs. 1 NAG den<br />

Antrag vom Ausland aus stellen,<br />

während nach derzeitiger<br />

Rechtslage Familienangehörige<br />

von EU-Bürgern, die ihr<br />

Freizügigkeitsrecht in Anspruch<br />

nehmen, den entsprechenden<br />

Aufenthaltstitel im<br />

Inland erteilt bekommen. Diese<br />

Un gleichstellung wurde<br />

vom Verfassungsgerichtshof<br />

als gleichheitswidrig erachtet<br />

und wird mit der nächsten<br />

Novelle angepasst. Zuletzt<br />

wurde dies vom VfGH zu<br />

U2368/2012, 7.6.<strong>2013</strong>, auch in<br />

Vereinheitlichung<br />

der Kompetenzen<br />

Asylund<br />

Niederlassungswesen<br />

ab<br />

1.1.2014 im<br />

Bundesamt für<br />

Fremdenwesen<br />

und Asyl<br />

Asyl<br />

Leben in der Warteschleife<br />

Bezug auf Ausweisungen im<br />

Asylverfahren klarge stellt.<br />

Eine Verbindung zwischen<br />

Asyl- und Niederlassungsrecht<br />

findet sich in den asylrechtlichen<br />

Entscheidungen in<br />

Spruchpunkt III., wo über die<br />

Zulässigkeit der Ausweisung<br />

im Hinblick auf Art. 8 EMRK<br />

abgesprochen wird. Vom<br />

Verfassungsge richtshof wurden<br />

folgende Kriterien für das<br />

sogenannte Bleiberecht in seiner<br />

Judika tur herausgearbeitet<br />

und im Gesetz verankert:<br />

Die Aufenthaltsdauer, das tatsächliche<br />

Bestehen eines Familienlebens<br />

und dessen Intensität,<br />

die Schutzwürdigkeit<br />

des Privatlebens, der Grad<br />

der Integration, die Selbsterhaltungsfähigkeit,<br />

die Bindungen<br />

zum Heimatstaat,<br />

strafgerichtliche Unbescholtenheit,<br />

Verstöße gegen das<br />

Einwanderungsrecht, Erfordernisse<br />

der öffentlichen Ordnung,<br />

die Frage ob das Privatund<br />

Familienleben in einem<br />

Zeitpunkt entstand, in dem<br />

sich die Beteiligten über die<br />

Unsicherheit des Aufenthaltsstatus<br />

bewusst waren sowie<br />

die Frage, inwieweit die Dauer<br />

des Asylverfahrens dem Beschwerdeführer<br />

anzulasten ist<br />

oder allenfalls ein Organi sationsverschulden<br />

der Republik<br />

Österreich vorliegt.<br />

Ein maßgeblicher Punkt ist in<br />

diesem Zusammenhang jener,<br />

dass wesentlich zwischen Personen<br />

unterschieden wird, bei<br />

denen die gesamte Dauer des<br />

Aufenthaltes von einem einzigen<br />

jahrelang anhängigen<br />

Asylverfahren abgedeckt wird<br />

(VfGH 07.10.2010, B 59/10)<br />

und Fällen, wo etwa hintereinander<br />

mehrere Asylanträge<br />

gestellt wurden (VfGH<br />

12.06.2010, U 613/10). Im Falle<br />

einer positiven Ausweisungsentscheidung<br />

durch den<br />

Asylgerichtshof hat die örtlich<br />

zuständige Niederlassungsbehörde<br />

von amtswegen einen<br />

Aufenthaltstitel zu erteilen.<br />

Davon zu unterscheiden ist<br />

der Fall, dass der Asylgerichtshof<br />

selbst eine Ausweisungsentscheidung<br />

trifft bzw.<br />

eine negative Asylentscheidung<br />

oh ne Ausweisung vorliegt<br />

und der Antragsteller<br />

aufgrund seines langjährigen<br />

Aufenthaltes in Österreich einen<br />

Antrag auf das sogenannte<br />

„Bleiberecht“ stellt, nach<br />

den einschlägigen Bestimmungen<br />

in§ 41a Abs. 9 bzw. §<br />

43 Abs. 3 NAG, wobei als maßgeblich<br />

zu berücksichtigen ist,<br />

dass die bloße Antragstellung<br />

kein Aufenthalts- oder Bleiberecht<br />

begründet und fremdenpolizeiliche<br />

Maßnahmen<br />

trotzdem zulässig sind. Neben<br />

den zumindest durch die A2<br />

Deutschprüfung belegten<br />

Deutschkenntnissen, den sozialen<br />

und familiären Bindungen<br />

ist vor allem der Punkt<br />

der tatsächlichen oder zukünftigen<br />

Selbsterhaltungsfähigkeit<br />

ein maßgebliches Kriterium.<br />

Eine Integration am Arbeitsmarkt<br />

während des offenen<br />

Asylverfahrens ist aufgrund<br />

der derzeit geltenden ausländerbeschäftigungsrechtlichen<br />

Vorschriften, wonach Asylwerber<br />

im offenen Verfahren<br />

lediglich Saisonarbeitsstellen<br />

annehmen dürfen, welche<br />

Kontingentbeschränkungen<br />

unterliegen bzw. einer selbstständigen<br />

Erwerbstätigkeit<br />

nachgehen dürfen, kaum<br />

möglich.<br />

Mit der Verwaltungsgerichtsbarkeitsnovelle<br />

01.01.2014 ist<br />

die vorgesehene Einrichtung<br />

eines einheitlichen Bundesamtes<br />

für Fremdenwesen und<br />

Asyl vorgesehen, in dem die<br />

Kompetenzen Asyl, Gewährung<br />

von Aufenthaltstiteln aus<br />

berücksichtigungswürdigen<br />

Gründen, Abschiebung, Duldung,<br />

Erlassung von aufenthaltsbeendenden<br />

Maßnahmen<br />

in einer einzigen Behörde vereint<br />

werden und dies zukünftig<br />

zu einer vereinfachten<br />

Verfahrensabwicklung führen<br />

soll.<br />

Kanzleipartnerschaft<br />

Hipfl & Singer<br />

Maria-Theresia-Straße 9.<br />

4600 Wels<br />

Tel.: 07242/ 36 0 20<br />

www.hipfl-singer.at<br />

32<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13


BVwG<br />

Gute drei Monate noch, dann beginnt<br />

im Rechtsstaat Österreich<br />

eine neue Zeitrechnung. An die<br />

Stelle von über 100 Sonderbehörden<br />

nehmen mit Beginn 2014 das<br />

Bundesverwaltungsgericht und neun<br />

Landesverwaltungsgerichte ihre Arbeit<br />

auf.<br />

Prof. Dr. Gerhart Holzinger, Präsident<br />

des Bundesverfassungsgerichts, nennt das<br />

Vorhaben „die vielleicht größte Verwaltungsreform<br />

seit 1925 in Österreich“. Und<br />

er fügt hinzu: Damit findet nicht nur die<br />

Beseitigung eines langjährigen föderalistischen<br />

Defizits sein Ende, endlich wird<br />

auch den Verpflichtungen der Menschenrechtskonvention<br />

entsprochen“.<br />

Countdown läuft<br />

Am 1.1.2014 startet das Bundesverwaltungsgericht seine Arbeit<br />

Casting<br />

Um die 169 Richterposten des Bundesverwaltungsgerichts<br />

haben sich insgesamt<br />

538 Juristinnen und Juristen beworben.<br />

Vizepräsident Michael Sachs,<br />

angesprochen auf die Turbulenzen rund<br />

um die Bestellung und zu dem Vorwurf,<br />

hier sei politisch interveniert worden:<br />

„Einziges Bestellungskriterium war die<br />

Qualität der Bewerbung. Wir können es<br />

uns nicht leisten, jemanden aufzunehmen,<br />

nur weil sich das eine Partei oder<br />

v.l.n.r. Mathis Fister, Michael Sachs und Claudia Fuchs, die Autoren des Kommentars, präsentierten<br />

am 9.9.<strong>2013</strong> gemeinsam mit Prof. Dr. Gerhart Holzinger, Präsident des VfGH und Wolfgang<br />

Pichler vom Manz-Verlag das Buch „Das neue Verwaltungsgerichtsverfahren”<br />

Gruppierung wünscht.“ Man habe durchaus<br />

auch Bewerber abgelehnt, die durch<br />

sanften politischen Druck in die Behörde<br />

gebracht werden sollten. Es komme darauf<br />

an, dass die künftigen Richter Erfahrung<br />

im Verwaltungsrecht, die Fähigkeit<br />

zu einer souveränen Verhandlungsführung,<br />

die Kompetenz zum Umgang mit<br />

komplexen Materien sowie Entscheidungsfreude<br />

mitbringen.<br />

Nur nach diesen Kriterien sei ausgewählt<br />

worden. Immerhin rechnet die Leitung<br />

des neuen Bundesverwaltungsgerichts<br />

mit 36.000 bis 40.000 Fällen pro Jahr, d.h.<br />

mit 180 bis 200 neuen Fällen pro Tag!<br />

Der Taschenkommentar, den er gemeinsam<br />

mit den Rechtswissenschaftlern<br />

Claudia Fuchs und Mathis Fister erarbeitet<br />

hat, wurde nach dem Motto „Anwälte<br />

wollen einfache Antworten auf komplexe<br />

Fragen“ zusammengestellt. Die Gesetzesnovelle<br />

vom Juli <strong>2013</strong> zur Verwaltungsgerichtsbarkeit<br />

ist bereits berücksichtigt, für<br />

den ganzen Kommentar gilt: „Wir wollen<br />

Lösungsansätze präsentieren, die sich in<br />

der Wirklichkeit bewähren.“<br />

Im Zeitplan<br />

Die Organisation des neuen, größten Gerichts<br />

Österreichs liegt perfekt im Zeitplan.<br />

Die notwendigen Bürokapazitäten<br />

werden bis 1.1.2014 zur Verfügung stehen,<br />

Richterinnen und Richter sind von<br />

der Bundesregierung akzeptiert und vom<br />

Nach einem turbulenten Arbeitsjahr<br />

seit seiner Bestellung im Juli 2012<br />

blickt Dr. Michael Sachs, Vizepräsident<br />

des neuen Bundesverwaltungsgerichts,<br />

gelassen in Richtung<br />

1.1.2014<br />

Neue Regeln<br />

Verfassungsgerichtspräsident Holzinger<br />

sieht in der Einrichtung des Bundesverwaltungsgerichts<br />

und der Landesverwaltungsgerichtshöfe<br />

einen „wichtigen<br />

Schritt in der Verwaltungsreform, der<br />

Österreich – bei gutem Funktionieren –<br />

unabhängige Gerichte statt politisch abhängiger<br />

Behörden beschert. Michael<br />

Sachs: „Wir haben es jetzt mit Gerichtsverfahren<br />

und nicht mehr mit Verfahren<br />

in Verwaltungsinstanzen zu tun.“<br />

Der soeben<br />

erschienene<br />

Taschenkommentar,<br />

verfasst<br />

von zwei Rechtswissenschaftlern<br />

und dem Leiter<br />

der Bundesvergabebehörde<br />

will<br />

praxisorientierte<br />

Lösungsansätze<br />

vermitteln.<br />

Bundespräsidenten bereits ernannt. Auch<br />

mit den Übergangsbestimmungen für jene<br />

Verfahren, die bei den „alten“ Behörden<br />

noch nicht abgeschlossen sind, beschäftigt<br />

sich der kürzlich in den Räumen<br />

des Verfassungsgerichts präsentierte Taschenkommentar<br />

zum Bundesverwaltungsgesetz.<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13<br />

33


WARTEZIMMER | Themen zum Weiterdenken<br />

Maut-Schranke<br />

Horst Seehofers Idee, nur bei Ausländern Autobahn-Maut zu kassieren,<br />

erntet Widerspruch, zum Beispiel auf „legal tribune online“ (6.9.13):<br />

„‘Nein‘, lautet die eindeutige<br />

Antwort des Europarechtlers<br />

Volker Boehme-Neßler. ‚Eine<br />

Pkw-Maut, die die Deutschen<br />

nicht zahlen müssen, würde<br />

EU-Ausländer benachteiligen<br />

und gegen das Diskriminierungsverbot<br />

verstoßen. Das<br />

wäre ein Tiefschlag gegen die<br />

Grundidee der Europäischen<br />

Union überhaupt.‘ Eine Maut<br />

für Nicht-EU-Ausländer wäre<br />

hingegen möglich. Aber wie<br />

viele Chinesen fahren schon<br />

mit ihrem Wagen auf deutschen<br />

Autobahnen<br />

Gegenrechnung<br />

Kfz-Steuer<br />

Seehofers Vorschlag zur Güte<br />

für alle europarechtlichen Bedenkenträger:<br />

Alle Autofahrer<br />

sollen künftig<br />

eine Vignette<br />

auf ihre Windschutzscheibe<br />

kleben müssen.<br />

Auch die<br />

Deutschen.<br />

Im Gegensatz<br />

zu den Ausländern<br />

soll der<br />

deutsche Autofahrer die Vignette<br />

aber gratis mit dem<br />

Steuerbescheid für die Kfz-<br />

Steuer bekommen. Denn<br />

über die Kfz-Steuer leiste er ja<br />

schon seinen Beitrag zum Erhalt<br />

unserer Straßen.<br />

Auch das wäre aber eine<br />

Diskriminierung, wenn gleich<br />

eine versteckte, so Boehme-<br />

Neßler. ‚Art. 18 AEUV bezieht<br />

sich auf jede faktische Ungleichbehandlung.<br />

Und es ist<br />

europarechtlich irrelevant, was<br />

Deutsche im Inland für Steuern<br />

zahlen.‘ Vignette und Kfz-<br />

Steuer können also nicht gegengerechnet<br />

werden.“<br />

Wähler-Frust<br />

Rosemarie Schwaiger beschäftigt sich im „profil“ mit der immer größer<br />

werdenden Gruppe der Nicht-Wähler:<br />

„Frustriert sind in erster Linie<br />

die Jungen. Laut einer Studie<br />

des GfK-Instituts im Auftrag<br />

der Industriellenvereinigung<br />

fühlt sich mehr als die Hälfte<br />

der Zwölf- bis 24-Jährigen von<br />

der Politik vernachlässigt.<br />

38 Prozent konnten die Frage<br />

nicht beantworten, welche<br />

Partei am stärksten auf die Jugend<br />

zugehe. Weitere 13 Prozent<br />

sagten: ‚keine‘. Ein Viertel<br />

der unter 30-Jährigen will<br />

folglich nicht wählen, erhob<br />

das OGM-Institut. Unter denen,<br />

die es noch tun, hält die<br />

FPÖ derzeit die Mehrheit. Erst<br />

auf Platz zwei folgen die Grünen.<br />

Der typische Nicht-Wähler<br />

ist, das ergeben alle Umfragen,<br />

jung und urban. In vielen<br />

Fällen dürfte es sich dabei um<br />

eine Lebensentscheidung handeln.<br />

‚Mit wenigen Ausnahmen<br />

kommen Nichtwähler<br />

nicht zurück‘, sagt der Politikforscher<br />

Peter Ulram, der sich<br />

als einer der wenigen Experten<br />

mit den Verweigerern befasst<br />

hat. Bei den von ihm untersuchten<br />

– besonders schlecht<br />

frequentierten – Europawahlen<br />

2009 gaben 19 Prozent an,<br />

sie hätten als Ausdruck ihres<br />

Protestes gegenüber der Politik<br />

insgesamt nicht gewählt.<br />

28 Prozent erklärten, die EU<br />

interessiere sie nicht. 19 Prozent<br />

hielten solche Wahlen für<br />

sinnlos.<br />

Den Frust der Wähler erheblich<br />

befördert hat auch der österreichische<br />

Spezialfall einer<br />

fast schicksalhaft einzementierten<br />

Großen Koalition. Wer<br />

sich nie zwischen links und<br />

rechts entscheiden darf, kann<br />

leicht auf die Idee kommen,<br />

ins populistische Extrem abzuwandern.<br />

‚Große Koalitionen<br />

sind ein Nährboden für<br />

Protestwähler. Das zeigt sich<br />

immer wieder‘ sagt Peter Ulram.<br />

Aber das Kalkül der Zornigen<br />

wird wohl auch dieses<br />

Mal nicht aufgehen. Am 29.<br />

<strong>September</strong> treten bundesweit<br />

neun Parteien an, darunter<br />

völlig chancenlose wie die Piraten.<br />

Jeder Wahlwerber, der<br />

die Vier-Prozent-Hürde nicht<br />

schafft, macht die Mandate<br />

der großen Parteien billiger.“<br />

Die große Schelte<br />

Zufrieden ist Heribert Prantl in der „Süddeutschen Zeitung“ (6.9.13) mit der<br />

Kopfwäsche des Bundesverfassungsgerichts für die grausamen Provinzrichter<br />

des Gustl Mollath:<br />

„Paragraf 63 ist nicht die<br />

Lizenz für Schlamperei und<br />

Schlendrian: Das ist der Inhalt<br />

des Mollath-Beschlusses des<br />

Verfassungsgerichts. Karlsruhe<br />

ist empört über die Nachlässigkeit,<br />

mit der Richter<br />

über Gustl Mollath entschieden<br />

haben.<br />

Karlsruhe verlangt von den<br />

Richtern das eigentlich Selbstverständliche:<br />

größtmögliche<br />

Sorgfalt und bestmögliche<br />

Sachaufklärung bei der Entscheidung<br />

darüber, ob ein<br />

Mensch nach Nr. 63 Strafgesetzbuch<br />

ins psychiatrische<br />

Krankenhaus verbracht wird<br />

oder dort bleiben muss. Aber:<br />

Das Selbstverständliche war<br />

und ist nicht selbstverständlich.<br />

Foto: Helge May<br />

Karlsruhe rügt Fehler in<br />

Serie: Die Richter Mollaths<br />

haben die von ihm angeblich<br />

ausgehende Gefahr nicht konkretisiert;<br />

sie haben sich fast<br />

blind auf den Gutachter verlassen;<br />

sie haben die Frage,<br />

‚welche Straftaten konkret‘<br />

von Mollath zu erwarten sind<br />

und ‚auf welche Anknüpfungstatsachen<br />

sich die Prognose<br />

begründet‘ unzureichend<br />

geprüft;…<br />

Die Entscheidungen dieser<br />

Gerichte waren unhaltbar; sie<br />

waren freiheitsberaubend; sie<br />

waren verfassungswidrig. Sie<br />

sind eine Schande. Mollath ist<br />

mittlerweile frei. Die Schande<br />

bleibt.“<br />

34<br />

<strong>Anwalt</strong><strong>aktuell</strong> 06/13

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