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Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in Familien ...

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<strong>Die</strong> <strong>Beteiligung</strong> <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Familien</strong>-Mediationen<br />

He<strong>in</strong>er Krabbe<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

In den zurückliegenden Jahren hat es e<strong>in</strong>en Strukturwandel <strong>in</strong> der Gesellschaft gegeben. Ehe <strong>und</strong> Fa-<br />

milie nach bisherigem Verständnis haben e<strong>in</strong>en Wandel erfahren. Zwischenformen <strong>und</strong> Nebenformen, Vor-<br />

formen <strong>und</strong> Nachformen <strong>von</strong> Ehe <strong>und</strong> Familie haben sich herausgebildet: jede Form hat ihre jeweils eigenen<br />

charakteristischen Wirklichkeiten, ihre eigenen Themen, Konflikte, Optionen, Lösungsmöglichkeiten.<br />

<strong>Die</strong>se veränderten Lebensformen haben Auswirkungen auf die Wirklichkeit <strong>und</strong> Entwicklung <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong>.<br />

Es wird für K<strong>in</strong>der immer wahrsche<strong>in</strong>licher, dass sie im Laufe ihrer Entwicklungen <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

<strong>Familien</strong>formen mit unterschiedlichen Bezugspersonen im Alltag leben. <strong>Die</strong> heutige Gesellschaft verlangt<br />

daher sowohl <strong>von</strong> den Erwachsenen als auch <strong>von</strong> den <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> verstärkt Abstimmungs-,<br />

Koord<strong>in</strong>ations- <strong>und</strong> Integrationsleistungen. Das bedeutet e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Zunahme an offenen Konflikten,<br />

andererseits entstehen vermehrt Möglichkeiten zu lernen, kooperativ mite<strong>in</strong>ander umzugehen, für unter-<br />

schiedliche Lebenslagen passende Lösungen zu entwickeln.<br />

Aus den skizzierten Veränderungen ergeben sich für die <strong>Familien</strong>-Mediation folgende Fragestellungen:<br />

> Mit welchen Anliegen, Konflikten s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche<br />

<strong>in</strong> den unterschiedlichen <strong>Familien</strong>formen beschäftigt?<br />

> Mit welchen Konzepten könnten sie <strong>in</strong> den verschiedenen Feldern<br />

der <strong>Familien</strong>-Mediation beteiligt werden?<br />

> Über welches H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>wissen sollten MediatorInnen bei der<br />

E<strong>in</strong>beziehung <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> verfügen?<br />

Im Folgenden soll zunächst im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er ersten Annäherung auf diese drei Fragen e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />

Dem schließt sich die Beschreibung der E<strong>in</strong>beziehung <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> an e<strong>in</strong>em Praxisbeispiel<br />

an.<br />

2. Anliegen <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>in</strong> verschiedenen <strong>Familien</strong>formen / Feldern<br />

<strong>Die</strong> <strong>Familien</strong>-Mediation beteiligt bisher Jugendliche im Bereich <strong>von</strong> Eltern-<strong>Jugendlichen</strong>-Mediation. Hier<br />

s<strong>in</strong>d die <strong>Jugendlichen</strong> für bestimmte Bereiche Verhandlungspartei. Zudem werden <strong>in</strong>zwischen K<strong>in</strong>der <strong>und</strong><br />

Jugendliche auch <strong>in</strong> Trennungs- <strong>und</strong> Scheidungs-Mediationen e<strong>in</strong>bezogen, mit den Eltern geme<strong>in</strong>sam oder<br />

alle<strong>in</strong>. Bei den weiteren <strong>Familien</strong>formen werden <strong>in</strong> der Mediation die Regelungen <strong>von</strong> den Erwachsenen <strong>in</strong><br />

Abwesenheit der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> erarbeitet. Dabei hat das Argument, dass die Verantwortung für<br />

Vere<strong>in</strong>barung bei den Erwachsenen bleiben soll, durchaus Gewicht. Gleichwohl haben K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugend-<br />

liche <strong>in</strong> ihrer <strong>Familien</strong>form ihre eigenen Wirklichkeiten, die sie mit <strong>in</strong> die <strong>Familien</strong>-Mediation e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

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könnten, ohne dass ihnen Verantwortung aufgebürdet wird. Schließlich wird ihnen ja auch abverlangt, die<br />

<strong>von</strong> den Erwachsenen geschaffene <strong>Familien</strong>form mitzutragen, sich an ihr zu beteiligen.<br />

Bereits der Blick auf die heutige Erstfamilie zeigt, dass K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Erwachsene nur zum Teil auf festgelegte<br />

Rollen zurückgreifen können. <strong>Die</strong> Erstfamilie hat sich zu e<strong>in</strong>er Verhandlungsfamilie entwickelt. Zahlreiche<br />

erzieherische Themen <strong>und</strong> elterliche Aufgaben müssen für die K<strong>in</strong>der vere<strong>in</strong>bart werden. K<strong>in</strong>der ihrerseits<br />

wünschen Klarheit zu den Bereichen Schule, Krankheit / Ges<strong>und</strong>heit, Freizeit, Taschengeld, Fre<strong>und</strong>schaften,<br />

Betreuungszeiten, Zuständigkeiten der Eltern. Jugendliche br<strong>in</strong>gen aufgr<strong>und</strong> ihrer Ablösung <strong>von</strong> den Eltern<br />

zusätzliche Themen mit e<strong>in</strong>: F<strong>in</strong>anzen, Fre<strong>und</strong>schaften, Ausgehzeiten, Übernachtungen, Auszug, Berufsaus-<br />

bildung.<br />

Nimmt man für die Erstfamilie noch weitere Merkmale h<strong>in</strong>zu, so bi-nationale, bi-kulturelle, homosexuelle<br />

Eltern, so ergeben sich für diese K<strong>in</strong>der zusätzliche Themen: wo ist me<strong>in</strong> Zuhause, me<strong>in</strong> Ort, me<strong>in</strong> Land, mei-<br />

ne Heimat; welche Sprache, welche Religion soll gelten; wer ist me<strong>in</strong> leiblicher Vater / me<strong>in</strong>e leibliche Mutter,<br />

wer gehört zu me<strong>in</strong>er Familie.<br />

H<strong>in</strong>gewiesen sei zudem auf K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche <strong>in</strong> Erstfamilien, bei denen die Eltern aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Suchtproblematik oder psychischer Bee<strong>in</strong>trächtigung nur begrenzt <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, die Wirklichkeit ihrer<br />

K<strong>in</strong>der zu sehen. Gerade diese K<strong>in</strong>der könnten <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>beziehung <strong>in</strong> die Mediation profitieren, da sie<br />

e<strong>in</strong>en Rahmen für ihre eigenen Themen bekommen.<br />

Neben der Erstfamilie hat sich <strong>in</strong> Folge der Zunahme <strong>von</strong> Trennung <strong>und</strong> Scheidung die <strong>Familien</strong>form der<br />

Zweit- <strong>und</strong> Zusammengesetzten-Familie etabliert. In dieser <strong>Familien</strong>form lebt e<strong>in</strong> leiblicher Elternteil der K<strong>in</strong>-<br />

der außerhalb der Familie. H<strong>in</strong>zu gekommen ist e<strong>in</strong> Stiefelternteil, se<strong>in</strong>e Rolle ist für die K<strong>in</strong>der oft zunächst<br />

unklar <strong>und</strong> umkämpft. Für die K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>in</strong> Zweit- <strong>und</strong> Neuzusammengesetzten-<strong>Familien</strong><br />

ergeben sich e<strong>in</strong>e Fülle <strong>von</strong> Themen:<br />

> Wie sieht me<strong>in</strong>e Beziehung zum außerhalb lebenden Elternteil aus?<br />

> Wer entscheidet Geld, Schule etc. ?<br />

> Wer gehört zu me<strong>in</strong>er Verwandschaft?<br />

> Welche Rolle spielt der neue Partner/<strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Mutter/Vater?<br />

> Welche Regeln gelten im jetzigen Zuhause?<br />

Schließlich sei noch auf K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche <strong>in</strong> Pflege- <strong>und</strong> Adoptivfamilien h<strong>in</strong>gewiesen. In diesen Fa-<br />

milien fallen leibliche <strong>und</strong> soziale Elternschaft ause<strong>in</strong>ander. Es besteht e<strong>in</strong>e doppelte Elternschaft, e<strong>in</strong>e Her-<br />

kunftsfamilie <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e soziale Familie. Aus der Existenz bzw. der Rivalität beider <strong>Familien</strong> gibt es für K<strong>in</strong>der<br />

<strong>und</strong> Jugendliche typische Themen:<br />

> Zugehörigkeit zu beiden <strong>Familien</strong><br />

> Lebensschwerpunkt bei den sozialen Eltern / Kontakt mit den leiblichen Eltern<br />

> Kontaktabbruch durch soziale Eltern / Kontaktaufnahme zu leiblichen Eltern<br />

> Konflikte mit den sozialen Eltern / mit den leiblichen Eltern<br />

> Fragen nach der Identität (Name)<br />

> Kontakt zu den leiblichen <strong>und</strong> sozialen Geschwistern / Verwandten<br />

Dem an Beispielen <strong>von</strong> Erst-, Zweit- <strong>und</strong> Pflegefamilie stichpunktartig aufgeführten Anliegen <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> sollte <strong>in</strong> <strong>Familien</strong>-Mediationen ausreichend Platz e<strong>in</strong>geräumt werden. <strong>Die</strong>s führt zu der ge-<br />

nerellen Überlegung, wie K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche auf den verschiedenen Feldern der <strong>Familien</strong>-Mediationen<br />

e<strong>in</strong>bezogen werden können.<br />

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3. Konzeptuelle Überlegung<br />

Der Mediationsprozess durchläuft verschiedene Stufen, mit unterschiedlichen Aufgaben <strong>und</strong> Inhalten. Geht<br />

es auf der jeweiligen Stufe um das E<strong>in</strong>gehen <strong>von</strong> Verpflichtungen, die Übernahme <strong>von</strong> Verantwortungen,<br />

um eher abstrakt-reflektierende Aufgaben, so sollte <strong>in</strong> der Mediation ausschließlich mit den Erwachsenen<br />

gearbeitet werden, so beispielsweise beim Erstgespräch mit dem Abschluss e<strong>in</strong>es Kontraktes. Geht es um die<br />

„Wirklichkeit“ jeder Partei, um eigene Themen, um eigene Vorstellungen, neue Entwürfe, Phantasien für die<br />

eigene Familie, so sollten die K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> ebenfalls auf dieser Stufe beteiligt se<strong>in</strong>, so beispielsweise<br />

auf der Stufe der Themensammlung. Insoweit leitet es sich aus dem Wesen der jeweiligen Stufe ab, ob<br />

K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>bezogen werden oder nur mit den Erwachsenen gearbeitet wird.<br />

K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche sollten nur <strong>in</strong> Anwesenheit ihrer Eltern beteiligt se<strong>in</strong>. Zum e<strong>in</strong>en wird dadurch<br />

verh<strong>in</strong>dert, dass dem Mediator Heimlichkeiten anvertraut werden. Zum anderen müssen die Eltern nicht<br />

befürchten, dass h<strong>in</strong>ter ihrem Rücken e<strong>in</strong>e dritte Person ihre K<strong>in</strong>der aushorcht. Der Mediationsprozess sollte<br />

<strong>von</strong> allen <strong>Familien</strong>mitgliedern als e<strong>in</strong> offener <strong>und</strong> direkter Prozess erlebt werden.<br />

<strong>Die</strong> Anwesenheit <strong>von</strong> Eltern <strong>und</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> erfordert vom Mediator klare Absprachen zur Sitzordnung (hier hat<br />

sich die systemische Anordnung bewährt [K<strong>in</strong>dersubsystem / Eltern e<strong>in</strong>rahmend]) <strong>und</strong> zu den Gesprächsregeln<br />

(Zeitumfang der Sitzung, Pausen, Zurückhaltung der Eltern).<br />

Zudem muss der Mediator mit den Eltern die Sitzung mit ihren <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> vorbereiten. Er weist bereits im<br />

Erstgespräch darauf h<strong>in</strong>, dass es die Möglichkeit gibt, K<strong>in</strong>der an bestimmten Stellen im Mediationsprozess<br />

zu beteiligen. Kommt der Prozess an e<strong>in</strong>e dieser Stellen, so weist der Mediator die Eltern auf e<strong>in</strong>e mögliche<br />

E<strong>in</strong>beziehung ihrer K<strong>in</strong>der h<strong>in</strong>. Er erklärt ihnen dazu den genauen Ablauf der Mediationssitzung, erarbeitet<br />

mit den Eltern Regeln für den Kontakt mit den <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> (welchen Zeitrahmen soll er beachten, wann werden<br />

Pausen e<strong>in</strong>gelegt, wie soll er Kontakt zu jedem K<strong>in</strong>d aufnehmen, was gilt, wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d we<strong>in</strong>t, schreit,<br />

rausrennt). Erst nach dieser Vorbesprechung <strong>und</strong> Klärung bittet der Mediator die Eltern zu entscheiden, ob<br />

sie ihre K<strong>in</strong>der zur nächsten Sitzung e<strong>in</strong>laden wollen. <strong>Die</strong>se Entscheidung können nur die Eltern treffen. Entscheiden<br />

sie sich gegen die E<strong>in</strong>beziehung ihrer K<strong>in</strong>der, sollte der Mediator dies respektieren. Ihm bleiben die<br />

Möglichkeiten, die K<strong>in</strong>der auf e<strong>in</strong>er späteren Stufe e<strong>in</strong>zuladen oder sie „<strong>in</strong>direkt / zirkulär“ e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

4. Berücksichtigung der Entwicklungstufen<br />

Der Mediator sollte sich auf das Gespräch mit <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> vorbereiten. Dazu benötigt er<br />

Kenntnisse über die Entwicklungsstufen <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong>, <strong>in</strong>sbesondere über deren kognitives<br />

Verständnis <strong>von</strong> Ambivalenz <strong>und</strong> Konflikt. Auf dieser Basis kann er den Kontakt zu <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> gestalten.<br />

K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche lassen sich generell <strong>in</strong> drei Alterstufen e<strong>in</strong>teilen: Vorschulk<strong>in</strong>d bis 7 Jahre, Schulk<strong>in</strong>d<br />

<strong>von</strong> 8- 4 Jahren, Jugendliche(r) <strong>von</strong> 4- 8 Jahren.<br />

Vorschulk<strong>in</strong>der<br />

In Kontakt mit Vorschulk<strong>in</strong>dern sollte sich der Mediator an der Verhaltensebene <strong>und</strong> dem Spiel orientieren.<br />

Se<strong>in</strong>e Fragen, Beschreibungen sollten konkret <strong>und</strong> kurz gehalten se<strong>in</strong>; sie sollten sich auf kurze Zeiträume<br />

<strong>und</strong> konkrete Orte beziehen. Im Gespräch mit dem K<strong>in</strong>d sollte er anbieten, Ambivalenzen benennen zu dür-<br />

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fen, also gute <strong>und</strong> böse Gefühle zeigen zu dürfen, gute <strong>und</strong> böse Gedanken haben zu dürfen.<br />

Im Kontakt mit e<strong>in</strong>em Vorschulk<strong>in</strong>d sollte der Mediator zudem die „Triade“ beachten, das heisst die Begeg-<br />

nung mit dem K<strong>in</strong>d sollte er so gestalten, dass bei zu großer Spannung das K<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>en dritten Punkt, e<strong>in</strong><br />

drittes Medium ausweichen <strong>und</strong> sich dort mit dem Mediator treffen kann. Das durchgehend direkte Gespräch<br />

mit dem „erwachsenen“ Mediator wäre für das K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Überforderung. E<strong>in</strong> drittes Medium könnte<br />

<strong>in</strong> der Mediation die Flipchart se<strong>in</strong>; an diesem Punkt könnten sich Mediator <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d im Zweifel treffen. Das<br />

K<strong>in</strong>d könnte dem Mediator erklären, wie er e<strong>in</strong> Kan<strong>in</strong>chen zeichnen soll, ob die Wohnung richtig aufgemalt<br />

ist, welche Haarfarbe die Puppe hat. S<strong>in</strong>nvoll ist zudem die Bereitstellung <strong>von</strong> Mal- <strong>und</strong> Spielzeug sowie <strong>von</strong><br />

Getränken. Hilfreich im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Triade kann es auch se<strong>in</strong>, wenn die Geschwister jeweils seitlich zum<br />

Vorschulk<strong>in</strong>d sitzen <strong>und</strong> vom Mediator bei zu großer Spannung zirkulär für das Vorschulk<strong>in</strong>d befragt werden.<br />

Dann hat dieses K<strong>in</strong>d die Möglichkeit, den Antworten der Geschwister zuzustimmen oder sich da<strong>von</strong> zu<br />

distanzieren.<br />

Schulk<strong>in</strong>der<br />

Im Gespräch mit Schulk<strong>in</strong>dern sollte der Mediator Platz geben, ambivalente Wünsche <strong>und</strong> Themen bezogen<br />

auf den Elternteil, äußern zu können, unterschiedliche Themen zwischen ihren Eltern aufteilen zu können,<br />

Festlegungen <strong>von</strong> ihnen nicht als die ganze Wahrheit zu akzeptieren, sondern zu weiteren Themen, Optionen<br />

anzuregen. Der Mediator kann <strong>in</strong> stärkerem Maß Frageformen wählen, die bei den <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> die Selbstexplosion<br />

fördern <strong>und</strong> E<strong>in</strong>beziehung der Perspektiven anderer ermöglichen. Hier s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere reflektive<br />

<strong>und</strong> zirkuläre Fragen s<strong>in</strong>nvoll. Zusätzlich sollte der Mediator den <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> zusichern, dass sie nicht an den<br />

Konflikten <strong>in</strong> ihrer Familie schuld s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ihre neu sich bildende <strong>Familien</strong>form <strong>von</strong> ihm respektiert wird.<br />

Im Kontakt mit den Schulk<strong>in</strong>dern sollte der Mediator weiterh<strong>in</strong> die „Triade“ beachten. Auch bei e<strong>in</strong>er zweiseitigen<br />

Perspektivübernahme durch diese K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d bisweilen die Spannungen zu groß, um e<strong>in</strong>en direkten<br />

Kontakt halten zu können. Hier kann <strong>in</strong>sbesondere die Arbeit mit der Flipchart, aber auch die E<strong>in</strong>beziehung<br />

der anwesenden Geschwister <strong>und</strong> Eltern hilfreich im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Triade se<strong>in</strong>.<br />

Jugendliche<br />

Im Gespräch mit <strong>Jugendlichen</strong> sollte der Mediator die Vielschichtigkeit <strong>von</strong> Themen zulassen, Ambivalenzen<br />

normalisieren. Zirkuläre <strong>und</strong> reflektive Frageformen s<strong>in</strong>d für Jugendliche sehr hilfreich. Im Kontakt mit<br />

<strong>Jugendlichen</strong> sollte der Mediator auf die E<strong>in</strong>haltung gleicher Augenhöhe achten, ohne sich dabei anzubiedern.<br />

Er sollte authentisch se<strong>in</strong> können, geht es doch bei den <strong>Jugendlichen</strong> selbst um Authentizität. Jugendliche<br />

benötigen die Zusicherung <strong>von</strong> Vertraulichkeit <strong>und</strong> Respekt für ihre Person, für ihre Ablösung <strong>von</strong> der<br />

Familie, für ihre Suche nach Authentizität.<br />

5. <strong>Beteiligung</strong> <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> / <strong>Jugendlichen</strong> <strong>in</strong> den unterschiedlichen Mediationsphasen<br />

Im Folgenden soll der Ablauf e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>beziehung <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>in</strong> die <strong>Familien</strong>-Mediation beschrieben werden.<br />

<strong>Die</strong> Aufmerksamkeit wird den Stellen im Mediationsprozess gelten, an denen K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche<br />

beteiligt werden können. Dabei wird sich die Schilderung ihrer <strong>Beteiligung</strong> ausschnittartig auf die Stufe der<br />

Themensammlung konzentrieren. Es geht im Fall um e<strong>in</strong>e Trennungsfamilie mit zwei <strong>K<strong>in</strong>dern</strong>; Oliver ist<br />

Jahre alt, Sarah ist 8 Jahre alt.<br />

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4


.<br />

Auf der ersten Stufe des Mediationsprozesses werden die Verpflichtungen der Beteiligten besprochen, e<strong>in</strong><br />

Kontrakt zwischen dem Mediator <strong>und</strong> den Parteien e<strong>in</strong>gegangen. Der Mediator bezieht die K<strong>in</strong>der auf dieser<br />

Stufe nicht mit e<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs kann er bereits beim Besprechen der Checkpunkte darauf h<strong>in</strong>weisen, dass <strong>in</strong><br />

der Mediation die Möglichkeit besteht, dass die Eltern ihre K<strong>in</strong>der an bestimmten Stellen e<strong>in</strong>laden können,<br />

so dass ihre Wirklichkeit mit <strong>in</strong> die Mediation e<strong>in</strong>gebracht werden kann. <strong>Die</strong> Eltern sollen an dieser Stelle<br />

über diese Möglichkeit der <strong>Beteiligung</strong> ihrer K<strong>in</strong>der lediglich <strong>in</strong>formiert se<strong>in</strong>; sie sollen noch nicht entschei-<br />

den, da <strong>in</strong> der Regel zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Elternteil an diesem Zeitpunkt skeptisch bis ablehnend e<strong>in</strong>er <strong>Beteiligung</strong><br />

gegenüber reagiert. Der Mediator bietet an, dass er an bestimmten Stellen im Mediationsprozess die Eltern<br />

darauf h<strong>in</strong>weisen wird, dass sie die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>laden können.<br />

.<br />

Auf der zweiten Prozessstufe der Themensammlung, ist die E<strong>in</strong>beziehung <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> s<strong>in</strong>n-<br />

voll. Auch besorgte Eltern übersehen aus ihrer eigenen Krisensituation heraus Anliegen <strong>und</strong> Themen ihrer<br />

K<strong>in</strong>der. So kann durch die <strong>Beteiligung</strong> der K<strong>in</strong>der das Spektrum der zu regelnden Themen erweitert werden.<br />

Alle Fragen der K<strong>in</strong>der an ihre weitere Zukunft haben hier ihren Platz. <strong>Die</strong> K<strong>in</strong>der ihrerseits bekommen<br />

durch das Benennen ihrer Themen das Gefühl, an den Veränderungen ihrer Familie beteiligt zu se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong>ses<br />

Gefühl des Beteiligtse<strong>in</strong> ist <strong>in</strong>sbesondere deshalb <strong>von</strong> großer Bedeutung, weil die Eltern durch ihre Trennung<br />

e<strong>in</strong>e große Veränderung im Leben der K<strong>in</strong>der herbeigeführt haben, ohne ihre K<strong>in</strong>der an der Entscheidung<br />

beteiligt zu haben. Durch die <strong>Beteiligung</strong> an der Mediation bekommen K<strong>in</strong>der wieder e<strong>in</strong> Vertrauen <strong>in</strong> die<br />

Erwachsenen, dass zukünftige Veränderungen nicht verdeckt, h<strong>in</strong>ter ihrem Rücken geschehen.<br />

Nachdem die Themen mit den Erwachsenen auf der Flipchart gesammelt s<strong>in</strong>d, bittet der Mediator die Eltern<br />

zu überlegen, ob sie ihre K<strong>in</strong>der zum nächsten Mal e<strong>in</strong>laden werden, ebenfalls e<strong>in</strong>e Themensammlung zu<br />

machen. Stimmen sie dem zu, wird e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>bart, der für alle <strong>Familien</strong>mitglieder passend ist.<br />

Zum nächsten Term<strong>in</strong> kommen die beiden Eltern mit ihren <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> Oliver <strong>und</strong> Sarah. Dabei begrüßt der<br />

Mediator zunächst die Eltern – sie haben ihre K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>geladen <strong>und</strong> mit <strong>in</strong> die Mediation gebracht – <strong>und</strong><br />

danach die K<strong>in</strong>der. Bei der Reihenfolge sowie der Art der Begrüßung orientiert sich der Mediator nach den <strong>in</strong><br />

der Vorvere<strong>in</strong>barung gegebenen Auskünften der Eltern über ihre K<strong>in</strong>der. So begrüßt er zunächst Oliver („ist<br />

schon groß <strong>und</strong> neugierig“) <strong>und</strong> danach Sarah („ist ängstlich <strong>und</strong> traurig“). Nachdem alle <strong>Familien</strong>mitglieder<br />

Platz genommen haben (siehe Sett<strong>in</strong>g), erklärt der Mediator jedem K<strong>in</strong>d den Anlass („Eure Eltern werden<br />

nicht mehr zusammenleben, sie werden sich trennen“) sowie die Aufgabe. Dabei wird er die Aufgabe jeweils<br />

abwechselnd jedem K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> anderen Worten erklären. Oliver ist Jahre, Sarah ist 8 Jahre alt; hier gibt es<br />

große Unterschiede <strong>in</strong> der kognitiven Entwicklung. So kann er bei Oliver jeweils <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Themensammlung<br />

sprechen, für Sarah bietet er konkrete Beschreibungen an („was sollen de<strong>in</strong>e Mama <strong>und</strong> de<strong>in</strong> Papa für<br />

dich überlegen?“). Zudem sollte er jedem K<strong>in</strong>d die Visualisierung erklären. Sie schafft gerade zu Beg<strong>in</strong>n die<br />

Möglichkeit für jedes K<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>sbesondere für Sarah, die Triade zu wählen. Für jedes K<strong>in</strong>d gibt es e<strong>in</strong>e eigene<br />

Spalte. <strong>Die</strong> Aufgabe auf dieser Stufe muss der Mediator sorgfältig mit jedem K<strong>in</strong>d besprechen <strong>und</strong> Hypothesen<br />

dazu bilden, ob jedes K<strong>in</strong>d die Aufgabe verstanden hat. Erst dann kann er sie befragen, ob sie sich der<br />

Aufgabe stellen wollen. Bei Zustimmung kann er damit beg<strong>in</strong>nen, Themen zu sammeln. Meist will e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />

beg<strong>in</strong>nen, die anderen halten sich zunächst zurück, fühlen sich jedoch dadurch aufgefordert, auch eigene<br />

Themen zu nennen. Bei der Visualisierung ist darauf zu achten, dass das K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Themen auf der Flipchart<br />

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wiedererkennen kann. Hier muss der Mediator den Entwicklungsstand des K<strong>in</strong>des beachten. So wählt er für<br />

Sarah Druckbuchstaben ( . Klasse) <strong>und</strong> für Oliver Schreibschrift (7. Klasse). Zwischendurch vergewissert er<br />

sich, ob sie die angeschriebenen Punkte auch lesen können. Bei der Sammlung der Themen achtet er darauf,<br />

möglichst die Worte der K<strong>in</strong>der zu übernehmen. Je mehr er sich beim Aufschreiben am Wortlaut der K<strong>in</strong>der<br />

orientiert, umso eher haben die K<strong>in</strong>der den E<strong>in</strong>druck, dass es um ihre Angelegenheiten geht. <strong>Die</strong>s fördert<br />

ihre Suche nach weiteren Themen. Bei der Themensammlung mit <strong>Jugendlichen</strong> sollte er darauf achten, dass<br />

möglichst ke<strong>in</strong>e Forderungen oder Lösungen <strong>von</strong> ihnen aufgeschrieben werden, sondern Themen, die ihre<br />

Eltern dann noch verhandeln können. Jedoch gilt auch bei ihnen die Regel, dass er auch Forderungen als<br />

Themen aufschreibt, wenn die <strong>Jugendlichen</strong> darauf bestehen. Er sollte jedoch mit Blick auf die Eltern darauf<br />

verweisen, dass die Eltern darüber noch verhandeln werden.<br />

Bei der Themensammlung der K<strong>in</strong>der taucht immer wieder e<strong>in</strong> Thema auf, das <strong>in</strong>sbesondere die jüngeren K<strong>in</strong>der<br />

nennen: „<strong>Die</strong> Eltern sollen sich nicht trennen, sie sollen zusammenbleiben.“<br />

Es ist wichtig, dass der Mediator dieses Thema aufschreibt, auch wenn klar ist, dass sich die Eltern trennen<br />

werden beziehungsweise getrennt s<strong>in</strong>d. Erst nachdem K<strong>in</strong>der ihren Wunsch auf der Flipchart angeschrieben<br />

sehen, haben sie die Möglichkeit zu überlegen, was die Eltern regeln müssen, wenn sie sich doch trennen.<br />

Erst jetzt kann sich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d auf die neue Realität e<strong>in</strong>lassen; es beg<strong>in</strong>nt zu überlegen, was die Eltern regeln<br />

müssen, wenn sie se<strong>in</strong>em Thema des Zusammenlebens nicht nachkommen werden. An dieser Stelle erlebt das<br />

K<strong>in</strong>d oft zum ersten Mal, dass sich se<strong>in</strong>e Eltern wirklich trennen werden. Hier kann es zu e<strong>in</strong>em Gefühlsausbruch<br />

beim K<strong>in</strong>d kommen (Trauer, Wut). Der Mediator sollte dies zulassen <strong>und</strong> auf die mit den Eltern<br />

erarbeiteten Regeln zurückgreifen.<br />

Nachdem jedes K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Themen benannt hat, bietet der Mediator ihnen an, e<strong>in</strong>e Kopie da<strong>von</strong> zu machen<br />

<strong>und</strong> sie ihnen jeweils zuzusenden, so dass sie zuhause noch weitere Themen ergänzen können. Auch die<br />

Eltern erhalten jeweils e<strong>in</strong>e Kopie, damit sie sich über die Themen der K<strong>in</strong>der bereits Gedanken machen<br />

können.<br />

Am Ende der Sitzung sollte der Mediator den <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> danken. K<strong>in</strong>der wollen wissen, was nun mit ihren<br />

Themen weiter passiert. Oft s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong> wenig enttäuscht, dass sie beim nächsten Mediationsschritt nicht<br />

e<strong>in</strong>geladen werden, doch zugleich erleichtert darüber, dass ihre Eltern sich jetzt um ihre Themen kümmern<br />

werden. In den Augen der K<strong>in</strong>der haben ihre Eltern wieder an Kompetenz <strong>und</strong> Autorität gewonnen. Der<br />

Mediator kann die K<strong>in</strong>der jedoch fragen, ob sie zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die Mediation<br />

kommen wollen, wenn beispielsweise neue Ideen gesammelt werden, die Vere<strong>in</strong>barung <strong>von</strong> den Eltern nochmals<br />

vorgestellt wird, die Vere<strong>in</strong>barung geprüft werden soll.<br />

.<br />

<strong>Die</strong> Stufe der Erarbeitung <strong>von</strong> Interessen h<strong>in</strong>ter den Positionen ist ausschließlich Erwachsenenarbeit. K<strong>in</strong>der<br />

<strong>und</strong> Jugendliche werden nicht e<strong>in</strong>bezogen.<br />

.4<br />

Auf der vierten Stufe geht es darum, neue Ideen, Optionen zu den Themen zu entwickeln, den zu verteilenden<br />

Kuchen zu erweitern. <strong>Die</strong>se kreative Stufe ist besonders gut für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche geeignet. Nachdem<br />

zunächst die Eltern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sitzung ihre Ideen gesammelt haben, werden die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>geladen ebenfalls<br />

ihre Ideen zu nennen. Dabei zeigt die Erfahrung, dass die K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> meist kreative, außerge-<br />

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wöhnliche oder gar bisher „unerlaubte“ Ideen haben, da sie noch nicht so sehr die Schere der Realität im Kopf<br />

haben. Sie trauen sich oft noch zu träumen <strong>und</strong> zu phantasieren. Aus ihren Ideen werden oft neue Lösungen<br />

für die Familie entwickelt.<br />

Zum Abschluss der Ideensammlung werden die Ideen der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> an ihre Eltern übergeben.<br />

So können diese Ideen zur weiteren Zukunft der Familie beitragen.<br />

.<br />

Bevor auf der nächsten Stufe die gesammelten Ideen zu ersten Ergebnissen verhandelt werden, kann der<br />

Mediator die Eltern bitten, ihre Maßstäbe für e<strong>in</strong>e faire <strong>und</strong> gerechte Regelung zwischen ihnen zu erarbeiten.<br />

K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d mit dieser Fragestellung überfordert. Es kann jedoch s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, Jugendliche e<strong>in</strong>zuladen. Sie<br />

haben e<strong>in</strong>en ausgeprägten S<strong>in</strong>n für das, was fair <strong>und</strong> gerecht ist <strong>und</strong> weichen dabei oft <strong>von</strong> den Vorstellungen<br />

ihrer Eltern ab.<br />

.<br />

Mit dieser Stufe des Verhandelns beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> der Mediation die Phase, <strong>in</strong> der Verpflichtungen begründet, Ent-<br />

scheidungen getroffen werden. <strong>Die</strong>se Aufgaben sollten ausschließlich <strong>von</strong> den Erwachsenen geleistet werden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs kann es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, dass Eltern <strong>in</strong> der Mediation ihren <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> die vorläufigen Vere<strong>in</strong>barungen<br />

vorstellen <strong>und</strong> diese mit ihnen besprechen. Bisweilen äußern K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche Änderungswünsche,<br />

ergänzen getroffene Regelungen mit ihren eigenen Wünschen, so dass die Eltern diese <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>barung<br />

mit e<strong>in</strong>bauen können. Oft zeigen sich die K<strong>in</strong>der darüber befriedigt, dass ihre Eltern ihnen nun konkrete<br />

Ergebnisse vorlegen können.<br />

.7<br />

Auf der letzten Stufe der Mediation werden die vorläufigen Ergebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche Vere<strong>in</strong>barung<br />

umgewandelt. In dieser Phase werden <strong>in</strong> der Regel K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche nicht e<strong>in</strong>bezogen. Für manche<br />

<strong>von</strong> ihnen ist jedoch <strong>von</strong> großer Bedeutung, dass sie die <strong>von</strong> den Eltern getroffenen Vere<strong>in</strong>barungen ebenfalls<br />

unterschreiben, abzeichnen können, zum<strong>in</strong>dest, wenn es um Elternvere<strong>in</strong>barungen geht. <strong>Die</strong>s gilt <strong>in</strong>sbe-<br />

sondere dann, wenn sie auf mehreren Stufen im Prozess mitgearbeitet haben. Ihre Unterschriften haben<br />

zwar rechtlich ke<strong>in</strong>e Bedeutung, haben jedoch e<strong>in</strong>e hohe symbolische Kraft <strong>und</strong> tragen zur problemloseren<br />

zukünftigen Umsetzung der Vere<strong>in</strong>barung bei. Viele K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche wünschen sich ebenfalls e<strong>in</strong>e<br />

Kopie der Mediationsvere<strong>in</strong>barung ihrer Eltern. Nicht selten er<strong>in</strong>nern sie dann später ihre Eltern im neuer-<br />

lichen Konflikt an die <strong>von</strong> ihnen getroffenen Vere<strong>in</strong>barungen bzw. fordern <strong>von</strong> ihnen deren E<strong>in</strong>haltung.<br />

Mit dem Ende des Mediationsprozesses beg<strong>in</strong>nt für alle <strong>Familien</strong>mitglieder e<strong>in</strong> neuer Lebensabschnitt.<br />

Oft taucht die Frage nach e<strong>in</strong>em Abschlussritual <strong>in</strong> der Mediation auf. Gerade für kle<strong>in</strong>ere K<strong>in</strong>der kann e<strong>in</strong><br />

solches Ritual wichtig se<strong>in</strong>, um den Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Phase besser bewältigen zu können. Sie wünschen<br />

sich oft e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Essen, e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Aktivität zum Abschluss der Mediation. Jugendliche<br />

stehen Abschiedsritualen eher zurückhaltend bis abwehrend gegenüber.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Beteiligung</strong> <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>in</strong> <strong>Familien</strong>-Mediationen<br />

www.mediationswerkstatt-muenster.de<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

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6. Schluss<br />

<strong>Die</strong> <strong>Beteiligung</strong> <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> an der <strong>Familien</strong>-Mediation wird bisher nur bei e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>gegrenzten Bereich erörtert <strong>und</strong> praktiziert. <strong>Die</strong> <strong>Familien</strong>-Mediation hat sich <strong>in</strong>zwischen über die re<strong>in</strong>e<br />

Trennungs- <strong>und</strong> Scheidungs-Mediation h<strong>in</strong>aus weiterentwickelt <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> den vielfältigen Formen <strong>von</strong><br />

Partnerschaft, Ehe, Familie zugewandt. Bei dieser Erweiterung wäre es wünschenswert, wenn auch die K<strong>in</strong>-<br />

der <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> beteiligt werden. Letztlich geht es <strong>in</strong> der <strong>Familien</strong>-Mediation um deren Zukunft. Sie<br />

sollen mitgestalten können.<br />

He<strong>in</strong>er Krabbe<br />

Dipl. Psychologe, Psychotherapeut, Mediator (BAFM),<br />

Mediationsausbilder <strong>und</strong> –supervisor; Münster<br />

<strong>Die</strong> <strong>Beteiligung</strong> <strong>von</strong> <strong>K<strong>in</strong>dern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>in</strong> <strong>Familien</strong>-Mediationen<br />

www.mediationswerkstatt-muenster.de<br />

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