Museumsdorf Niedersulz / 36 Alte Obstsorten SPÄTE SCHÖNHEIT An die 400 alte und lokale Obstsorten werden im Museumsdorf Niedersulz kultiviert. Batullenapfel. schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>
Museumsdorf Niedersulz / 37 Gelbe Museum: Ein Lokalsorte, die im Museumsdorf entdeckt und getauft wurde. Seit 20 Jahren werden hier alte Obstsorten kultiviert. Der Herbst zeigt sich in den Gärten als ganz besondere Jahreszeit. Für manche gilt er sogar als die schönste Gartenjahreszeit: Als buntes Farbenfeuerwerk mit einer Prise Vergänglichkeit und Morbidität präsentiert er sich. Prächtige farbenintensive Herbstblüher leiten als späte Schönheiten in den Herbstgärten das „grande finale“ des Gartenjahres ein. Herbstzeit ist in unseren heimischen Breiten gleichzeitig auch Erntezeit. Die Weinlese findet in diesen Herbsttagen statt; auch für viele landwirtschaftliche Feldfrüchte wie Kürbisse, Kartoffel, Mais etc. oder für viele Obstfrüchte wie Apfel, Birne und Zwetschken ist nun die Zeit der Ernte gekommen. Im Museumsdorf Niedersulz nehmen vor allem die rund 600 Obstbäume mit ca. 400 alten und lokalen Sorten in dieser Zeit eine ganz besondere Stellung ein. Nicht nur die Sammlung historischer Gebäude und Objekte steht im Fokus des größten Freilichtmuseum Niederösterreichs, sondern auch die Sammlung, Evaluierung und Erforschung alter Obstsorten hat man sich im Museumsdorf schon seit über zwei Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht. Sortenwissen erhalten Die Sammlung alter Obstsorten im Museumsdorf beruht auf einer langjährigen Kooperation mit dem Ökokreis, einem Verein zur Förderung biologischer, ökologischer und sozialer Initiativen mit Sitz in Ottenstein im Waldviertel (www.oekokreis.org). Bereits im Jahr 1990 wurde die Idee geboren, auch im Weinviertel nach „verschollenen“ alten Sorten zu suchen und diese im Museumsdorf Niedersulz als lebende Zeugen einer blühenden, bäuerlichen <strong>Kultur</strong>pflanzenvielfalt zu erhalten. „Die Harmonie zwischen <strong>Kultur</strong> und Natur macht das Museumsdorf zu dem, was es heute ist“, sagte Prof. Josef Geissler, der Begründer des Museumsdorfes, vor vielen Jahren. Viele jahrelange Aktivitäten, Akribie und Konsequenz waren notwendig, um zu dieser umfangreichen Sammlung alter und lokaler Kern- und Steinobstsorten zu gelangen und diese zu erhalten. Mitarbeiter des Ökokreises und Studenten der Universität für Bodenkultur Wien waren im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Kartierung und Erhaltung genetisch wertvoller Obstsorten in Niederösterreich in den Jahren 1992 bis 1994 tätig. Im Jahr 2002 erfolgte die Einbindung des Obstprojektes in die Aktion „Natur im Garten“. Die lange Jahre geführte Baumschule, in der Jungbäume alter Sorten erhältlich waren, wurde vor einigen Jahren stillgelegt, existiert jedoch noch im kleinen Rahmen zur Anzucht von Erhaltungsbäumen in der angeschlossenen Gärtnerei des Museumsdorfes. Bereits im Jahr 1991 konnte im Rahmen eines „Erntedankfestes“ die erste Obstausstellung mit über hundert unterschiedlichen, alten Apfel- und Birnensorten präsentiert werden – mit gleichzeitiger Verkostung einer Selektion reifer Früchte. Vor allem die Vielfalt der unterschiedlichen Geschmacksvariationen des „alten“ Obstes faszinierte damals wie heute. Die Aktion zur Erhaltung der alten Sorten hat im Laufe der Jahre viele einzigartige „Obst-Schätze“ im Museumsdorf zum Vorschein gebracht: So galten beispielsweise die Kritzendorfer Einsiedekirsche oder die Schneebergkirsche als verschollen, bis sie in einigen Weinviertler Hausgärten wieder entdeckt wurden. Überraschend war auch die Vielzahl von Sommeräpfeln wie etwa der Herzogin-Olga-Apfel oder der sogenannte Müschens-Rosenapfel, die beide in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland erstmals beschrieben wurden und die eine gute Alternative zum Klarapfel darstellen. Neben diesen pomologisch eindeutig bestimmbaren alten Sortenraritäten findet man im Museumsdorf eine Fülle sogenannter Lokalsorten. Diese sind aus Sämlingen oder Wildlingen (= verwilderte <strong>Kultur</strong>formen von Pflanzen) hervorgegangen, mit hervorragenden Eigenschaften, die sich optimal an den jeweiligen Standort angepasst haben. Sie wurden zwar ebenfalls immer wieder veredelt, jedoch nie von einem Pomologen erfasst und beschrieben und in ein Sortenbuch übernommen. Diese „namenlosen Waisenkinder“ sind ganz besondere Raritäten im Museumsdorf. Ein Beispiel dafür ist der köstlich schmeckende „Museumsdorfapfel“ oder „Gelber Museum“, der im Museumsdorf entdeckt und deshalb auf diesen Namen getauft wurde. Vitamine für den Winter Will man sich für den Winter einen kleinen Vitaminvorrat an Obst zulegen, ist eine sachgerechte Lagerung unabdingbar – hier einige Tipps: Eine gute Obstlagerung beginnt primär mit der richtigen Ernte. Ein schaufenster / <strong>Kultur</strong>.<strong>Region</strong> / <strong>Oktober</strong>/<strong>November</strong> <strong>2013</strong>