Bericht im Bauernblatt vom 28.April 2012 - DeLaval
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16 Sonderveröffentlichung BAUERNBLATT l 28. April <strong>2012</strong> ■<br />
Tagder offenen Tür am 5. Mai in Rade bei Hohenwestedt<br />
Zwei Betriebe teilen sich ein Melkhaus<br />
In Rade bei Hohenwestedt, Kreis<br />
Rendsburg-Eckernförde, werden<br />
neueWegeeingeschlagen.Diebeiden<br />
Familien Peckelhoff und Rohwer<br />
haben zusammen ein Melkhaus<br />
gebaut, das die beiden eigenständigen<br />
Betriebe gemeinsam<br />
nutzen werden.<br />
„Ursprünglich haben wir ganz<br />
normal geplant, einen neuen Stall<br />
mit Melkzentrum auf der grünen<br />
Wiese zu bauen“, erzählt Sinja Peckelhoff,<br />
die 2008 den Betrieb von<br />
ihrem Vater Claus-Jürgen Ehlers<br />
übernahm. Ihr Mann Dr. Henning<br />
Peckelhoff ist selbstständiger Tierarzt<br />
in Hohenwestedt und arbeitet<br />
nicht <strong>im</strong> Betrieb. Der neue Stall sollte<br />
etwa 200 mentfernt von dem der<br />
Familie Rohwer stehen. „Wir haben<br />
schon 2006 an diesem Standort einen<br />
Liegeboxenlaufstall mit 180<br />
Plätzen gebaut. Damals war klar,<br />
dass unser Sohn Christoph, der Landwirt<br />
gelernt hat, den Betrieb übernehmen<br />
will, und wir sind den<br />
nächsten Wachstumsschritt angegangen“,<br />
berichtet Jochen Rohwer.<br />
2010 ist Christoph auch mit der Höla<br />
fertig geworden und arbeitet seitdem<br />
voll <strong>im</strong> Betrieb mit.<br />
Der Werdegang von Sinja Peckelhoff,<br />
die mit ihrem Mann drei Kinder<br />
Zwei Betriebe –ein Melkhaus. Christoph, Jochen und Cathrin Rohwer (v.r.) sowie Dr.Henning und Sinja Peckelhoffmit<br />
Sohn Johann und ihr Vater Klaus-Jürgen Ehlers teilen sich in Zukunft einen 30er-Swingover-Melkstand für ihre Kühe.<br />
Volker Ermoneit (li.) und sein Team haben die Delaval-Ausstattung eingebaut.<br />
hat, ist etwas verschlungener. „Ich<br />
habe zunächst Hauswirtschafterin<br />
gelernt und war in Künstlerhaushalten<br />
unter anderem bei der Geigerin<br />
Anne-Sophie Mutter in Hamburg tätig.<br />
Irgendwann habe ich aber gemerkt,<br />
wie sehr mir die Landwirtschaft<br />
fehlt, bin landwirtschaftliche<br />
Wirtschafterin geworden und habe<br />
den Betrieb übernommen. Im Herbst<br />
werde ich noch meinen Meister machen.“<br />
Melkhaus als GbR<br />
Die Idee zu einem gemeinsamen<br />
Melkhaus wurde von ihrem landwirtschaftlichen<br />
Berater Günter<br />
Hartmann, der die Betriebe schon<br />
seit 23 Jahren berät, das erste Mal<br />
ins Gespräch gebracht. „Als wir planten,<br />
war der Milchpreis gerade bei<br />
20 ct. Günter Hartmann hat uns damals<br />
vorgeschlagen, mal über ein<br />
Melkhaus nachzudenken, das man<br />
sich mit einem anderen eigenständigen<br />
Betrieb teilt“, teilt Sinja Peckelhoff<br />
mit. Mit dem Betrieb Rohwer<br />
nutzen sie schon seit fast 15 Jahren<br />
gemeinsam einen Futtermischwagen<br />
und haben so schon Erfahrungen<br />
in der Zusammenarbeit gesammelt.<br />
„Nachdem die Idee auf dem<br />
Tisch war, haben wir uns <strong>im</strong>mer<br />
mehr damit auseinandergesetzt und<br />
fanden sie <strong>im</strong>mer spannender“, so<br />
Jochen Rohwer.<br />
Die beiden Familien waren sich von<br />
vorneherein einig, dass die Betriebe<br />
eigenständig bleiben sollen. Neben<br />
dem Stall der Rohwers war noch genug<br />
Fläche, um den 200er Kuhstall<br />
der Peckelhoffs und dazwischen ein<br />
Melkhaus zu bauen. „Das Grundstück<br />
ist gedrittelt worden. Ein Drittel<br />
gehört Rohwers, das zweite uns und<br />
das dritte der neugegründeten Wittenkamp<br />
Melkhaus GbR. Somit haben<br />
wir das Melhaus von Anfang an<br />
von unseren Betrieben getrennt“, berichtet<br />
Sinja Peckelhoff.<br />
Der Bau des Melkhauses begann<br />
<strong>im</strong> August 2011, und nach dem Tag<br />
der offenen Tür sollen die Kühe umziehen<br />
und dort gemolken werden.<br />
„Wir arbeiten derzeit beide noch in<br />
fast 30 Jahre alten Fischgrätenmelkständen<br />
und freuen uns auf das
■ BAUERNBLATT l 28. April <strong>2012</strong><br />
Sonderveröffentlichung<br />
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Das mechanische Treibegitter <strong>im</strong> Wartebereich fährt über die Kühe und lässt<br />
sich hinter ihnen absenken.<br />
neue Melkhaus“, sagt Cathrin Rohwer,<br />
die Ehefrau von Jochen. Rohwers<br />
melken derzeit 140, Peckelhoffs<br />
150 Kühe, beide Betriebe haben<br />
je 20 Trockensteher.<br />
60 Plätze –30Melkzeuge<br />
Im neuen Melkhaus ist ein 30er<br />
Swingover-Melkstand von <strong>DeLaval</strong><br />
eingebaut. „60 Melkplätze hört sich<br />
erst einmal mächtig viel an, aber wir<br />
haben das Melkhaus auf Wachstum<br />
ausgerichtet. Wir haben einen 200er<br />
Liegboxenlaufstall und Rohwers einen<br />
180er gebaut, und es ist auch<br />
noch genug Platz, um die Stallungen<br />
zu spiegeln. Später die Melkplätze<br />
nachrüsten ist wesentlicher teurer,<br />
als sie gleich einzuplanen“, so Sinja<br />
Peckelhoff. „Außerdem war für uns<br />
von Anfang an klar,dass wir mit zwei<br />
Melkern <strong>im</strong> Stand stehen wollten.“<br />
Praktisch soll das Melken später so<br />
aussehen, dass zuerst die eine und<br />
dann die andere Herde gemolken<br />
wird und <strong>im</strong>mer von jeder Familie einer<br />
die ganze Zeit <strong>im</strong> Melkstand ist.<br />
„Natürlich wollen wir damit auch<br />
unsere Lebensqualität steigern und<br />
die Möglichkeit haben, uns gegenseitig<br />
auszuhelfen. Auch Urlaube<br />
sollten nun ohne Probleme machbar<br />
sein. Denn wir brauchen nicht erst einen<br />
Betriebshelfer einarbeiten, die<br />
Kühe des anderen sind einem bekannt,<br />
und falls mal etwas kaputt<br />
geht, dann weiß man, wo man anrufen<br />
muss“, so Jochen Rohwer.<br />
„Und der Altenteiler wird dann auch<br />
entlastet“, sagt Claus-Jürgen Ehlers<br />
schmunzelnd.<br />
Damit es auch zwischenmenschlich<br />
funktioniert, haben sich beide<br />
Familien viele Gedanken gemacht<br />
und auch ein Seminar besucht. „Dass<br />
wir miteinander zurechtkommen,<br />
haben wir durch den Futtermischwagen<br />
und andere Zusammenarbeit<br />
festgestellt. Aber ein gemeinsames<br />
Melkhaus hat natürlich ganz andere<br />
D<strong>im</strong>ensionen“, so Cathrin Rohwer.<br />
„Uns allen ist klar, dass es ein dynamischer<br />
Prozess ist und bleibt und<br />
wir <strong>im</strong>mer daran arbeiten müssen,<br />
dass es gut geht. Dabei darf man sich<br />
auch mal streiten. Wichtig ist, dass<br />
wir über alles sprechen.“<br />
Das Melkhaus wird mittels eines Rollos <strong>im</strong> Eingangsbereich der Kühe geschlossen.<br />
In den Druchgangstoren mit den blauen Matten sind die Antennen zur<br />
Kuherkennung.
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Im Melkstand sind zwei unterschiedliche Bedienterminals angebracht. Über das linke können die die Tiere erkannt,<br />
gemolken oder sortiert werden. Das rechte, von dem es insgesamt sechs Stück gibt, dient als erweiterte Schnittstelle<br />
zum PC. Darüber lässt sich auch zum Beispiel die Brunsterkennung abrufen.<br />
Fotos: Ann-Katrin Gerwers<br />
Viel Kommunikation nötig<br />
Geplant ist, dass sich die GbR-Partner<br />
einmal in der Woche in den <strong>im</strong><br />
Melkhaus integrierten Gemeinschaftsraum<br />
setzen und alles Anfallende<br />
klären. „Jeder hat hier sein eigenes<br />
Büro, denn wir sind und bleiben<br />
eigenständige Betriebe“, betont<br />
Sinja Peckelhoff. Das macht sich<br />
auch bei den Milchtanks bemerkbar.<br />
Zwei Stück werden aufgestellt und<br />
die Milch getrennt gesammelt.<br />
„Dem Hauptzollamt war wichtig,<br />
dass wir das strikt getrennte Sammeln<br />
nachweisen können, dann war<br />
es für sie kein Problem. Die Milch<br />
wird auch getrennt abgerechnet.“<br />
Auch die Wellnessbereiche für die<br />
Kühe sind ein bisschen unterschiedlich.<br />
„Be<strong>im</strong> Stallbau und auch be<strong>im</strong><br />
Einrichten des Selektionsbereichs<br />
hat jede Familie alles so gestaltet,<br />
wie es für sie sinnvoll erschien. Ich<br />
wollte <strong>im</strong> gesamten Selektionsbereich<br />
Fressfanggitter haben, da meine<br />
Kühe auch dort besamt werden<br />
sollen“, zeigt Sinja Peckelhoff auf.<br />
„Uns hingegen reicht das Fressfanggitter<br />
<strong>im</strong> Sicherheitsbereich. Die Selektion<br />
erfolgt über die beiden<br />
Schleusen an den Enden der Gänge,<br />
wo die Kühe auch durch ein Klauenbad<br />
gehen“, sagt Christoph Rohwer.<br />
Die Remontierung dieses Betriebes<br />
soll vor allem über den eigenen<br />
Bestand laufen. „Derzeit haben wir<br />
noch rot- und schwarzbunte Tiere,<br />
wir stellen aber gerade auf schwarzbunte<br />
um. Vorallem wollen wir die<br />
Langlebigkeit unsere Kühe steigern“,<br />
so Rohwer. Geplant ist, dass<br />
es eine Gruppe mit 30 Tiere geben<br />
wird, die aus Frischlaktierenden besteht.<br />
Der Rest der Herde ist ebenfalls<br />
eine Gruppe, die über den<br />
Transponder bis zur jeweiligen<br />
Milchmenge mit Kraftfutter ausgefüttert<br />
wird. Auch bei Sinja Peckelhoffwerden<br />
die Kühe mit Grundfutter<br />
versorgt und über die Transponder<br />
ausgefüttert. Bei ihr läuft die<br />
Aufstockung nicht allein über die Eigenremontierung,<br />
sie hat auch<br />
schon Tiere zugekauft. „Auch daran<br />
sieht man, dass wir zwei eigenständige<br />
Betriebe bleiben, gemeinsame<br />
Entscheidungen betreffen nur das<br />
Melkhaus.“<br />
Vor dem Melkstand ist ein planbefestigter<br />
Wartebereich, der für<br />
110 Tiere Platz bietet und mit einem<br />
mechanischen Schieber ausgestattet<br />
ist. Die Kühe gehen durch zwei Tore<br />
in die beiden Seiten des Melkstandes.<br />
Dort werden sie über die Transponder<br />
erkannt. „Im Melkstand sind<br />
sechs größere Bedienterminals, die<br />
neben der Tiererkennung auch die
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Sonderveröffentlichung<br />
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Der Wellnessbereich ist planbefestigt und wird mit Stroh eingestreut. Gedacht<br />
ist er für Kühe, die besamt, behandelt oder beobachtet werden sollen.<br />
Brunsterkennung und weitere<br />
Merkmale anzeigen. Über die kleineren<br />
Terminals können die Tiere<br />
sortiert werden, und darüber läuft<br />
die Milchmengenmessung“, erklärt<br />
Volker Ermoneit, der die <strong>DeLaval</strong>-<br />
Technik eingebaut hat. Die Kühe stehen<br />
auf Gummiboden <strong>im</strong> Side-by-Side-Melkstand.<br />
„Vor den Köpfen der<br />
Tiere ist ein sogenannter Puschengang,<br />
damit wir mal Ohrmarken ablesen<br />
oder sonstige Kontrollen<br />
durchführen können“, sagt Jochen<br />
Rohwer.<br />
In der Grube, die beidseitig über<br />
breite Betontreppenstufen erreichbar<br />
ist, ist ein höhenverstellbarer<br />
Hubboden, der sogar in der Mitte<br />
geteilt ist. „Theoretisch können zwei<br />
Melker unterschiedlicher Größe<br />
gleichzeitig in ihren Bereichen melken“,<br />
sagt Ermoneit schmunzelnd. In<br />
der Praxis werde der Boden wohl auf<br />
einer Ebene sein. Damit genug Licht<br />
in den Melkstand kommt, haben die<br />
beiden GbR-Partner einen 2,50 m<br />
breiten Lichtfirst auf das Dach gebaut<br />
und die Giebelseite mit großen<br />
Fenstern versehen. „Da wir keine<br />
Seitenfenster einbauen konnten,<br />
Über die Selektion können die Kühe in<br />
den Wellnessbereich oder zurück in<br />
die Herde sortiert werden.<br />
mussten wir eine andere Lösung finden“,<br />
so Peckelhoff. Zum Wartebereich<br />
hin lässt sich der Melkstand mit<br />
einem Rolltor schließen, um eine gute<br />
Wärmeisolation zu gewährleisten.<br />
150.000 € je Betrieb gespart<br />
Spannend ist auch noch die Frage<br />
nach den gesparten Kosten. „Wir<br />
rechnen damit, dass wir pro Betrieb<br />
150.000 € eingespart haben. Neben<br />
den gesparten Investitionskosten ist<br />
auch noch eine bessere Auslastung<br />
des Melkstandes eingerechnet. Außerdem<br />
gehen wir davon aus, dass<br />
wir wohl in Zukunft in der laufenden<br />
Produktion günstiger Milch erzeugen<br />
können. Allerdings lässt sich das<br />
Letztere derzeit noch nicht an konkreten<br />
Zahlen festmachen“, sagt Jochen<br />
Rohwer.<br />
Auf den Dächern des Stalls und<br />
des Melkhauses ist eine Photovoltaikanlage<br />
mit insgesamt rund<br />
600 kWp installiert. Geplant ist für<br />
die nahe Zukunft, zusammen eine<br />
75-kW-Biogasanlage auf Güllebasis<br />
zu bauen. Ann-Katrin Gerwers<br />
TAG DER OFFENEN TÜR<br />
Am Sonnabend, 5. Mai, findet<br />
bei der Wittkamp Melkhaus<br />
GbR ein Tagder offenen Tür<br />
statt. Von9.30 bis 16 Uhr stehen<br />
die Familien Peckelhoff<br />
und Rohwer für Informationen<br />
und Fragen rund um die Ausführungen<br />
und Ideen zu ihrem<br />
gemeinsamen Melkhaus zur<br />
Verfügung. Ebenfalls vor Ort<br />
sind die am Bau beteiligten Firmen.<br />
Die Feuerwehr Tappendorf/Rade<br />
verkauft Getränke<br />
und organisiert das Parken. Der<br />
Sportverein Rade macht Kaffee<br />
und Kuchen. Anschrift: Dorfstraße<br />
21, 24594 Rade bei Hohenwestedt.<br />
akg