Was auch immer Sie vorhaben. - Schau Verlag Hamburg
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stil<br />
DAS MAGAZIN DER SALZGITTER AG<br />
Nr. 1/2011 · www.salzgitter-ag.de<br />
Stabübergabe<br />
Prof. Heinz Jörg Fuhrmann übernahm<br />
den Vorstandsvorsitz der Salzgitter AG<br />
von Prof. Wolfgang Leese<br />
stil 1
Besuchen <strong>Sie</strong> die Salzgitter AG auf der<br />
Hannover Messe vom 4. bis 8. April<br />
(Halle 5, Stand A14) sowie in Halle 7<br />
(Stand A 30) auf dem Job&career Market<br />
Niedersachsen<br />
Nein,<br />
hat<br />
wir<br />
viele<br />
klappen<br />
die Bürgersteige nach<br />
20 Uhr nicht hoch.<br />
Leistungsträger.<br />
Aber die Technologie dafür hätten wir.<br />
Die aus Stahl entstehen bei uns.<br />
Von Niedersachsen aus hat sich die Salzgitter AG<br />
zu einem der führenden Stahltechnologie-Konzerne<br />
Euro pas entwickelt. Innovations- und Forschungsdrang<br />
sind unser Erfolgsrezept. Und gekocht wird mit Stahl.<br />
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FoTo: PHoToBoJAHR.De<br />
Bernd Gersdorff,<br />
Leitung Konzernkommunikation<br />
Herzlich willkommen!<br />
Diese Tänzerinnen aus Ahmedabad begrüßen <strong>Sie</strong> zur großen Indien-Reportage ab Seite 18<br />
stil Die Stabübergabe<br />
Nach elf Jahren gemeinsamer Arbeit ist<br />
FoToS Prof. Fuhrmann folgt auf Prof. Leese....................................................4/5<br />
Prof. Dr. Wolfgang Leese als Vorsitzender aus<br />
dem Vorstand der Salzgitter AG ausgeschie-<br />
RücKBLIcK eine runde Sache … und eine reife Leistung ................................6–9<br />
den und hat den Staffelstab an Prof. Dr.-Ing.<br />
Heinz Jörg Fuhrmann weitergereicht. In<br />
STIL dokumentieren wir in einem Bilderbogen<br />
elf erfolgreiche Jahre des Konzerns.<br />
INTeRVIeW mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden der Salzgitter AG. . . . . . . . . . 10–12<br />
In dieser Zeit ist die Salzgitter AG nicht<br />
nur gewachsen, sie ist <strong>auch</strong> internationaler<br />
stil des Hauses – Neues aus dem Konzern<br />
geworden und hat sich neue Geschäftsfelder<br />
PRoFIT Stahlvorstand Nonn vor Freundeskreis der Aktionäre. ...........................13<br />
erschlossen.<br />
Im Zukunftsmarkt Indien steuert der Salzgitter<br />
Mannesmann Handel seine Geschäfte<br />
PRoDuKTe Attraktiver mit der „Dicken Bramme“ ............................................14<br />
PeRSoNAL Neue IMPuLSe durch Mitarbeiterbefragung ...................................15<br />
von Mumbai aus, die Spezialanlagenbauer<br />
von KHS haben in Ahmedabad ein modernes<br />
Werk für Getränkeabfüllanlagen errichtet.<br />
Welche Menschen dort für Salzgitter arbeiten,<br />
welche Ziele sie haben und wie sie leben,<br />
PARTNeR Hannover Messe: Hingucker ist ein Bentley .......................................16<br />
PRoZeSSe Demontage: erinnerung an eine brisante Zeit ..................................17<br />
erfahren <strong>Sie</strong> in unserer Reportage.<br />
Viel Freude beim Lesen! stil extra<br />
RePoRTAGe Indien: Für die Salzgitter AG ein wichtiger Zukunftsmarkt. . . . . . .18–33<br />
PReISRäTSeL/ANKüNDIGuNG/IMPReSSuM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 /35<br />
Titelfoto: photobojahr.de<br />
stil 3
Die Stabüber gabe<br />
Prof. Wolfgang Leese verabschiedete sich als Vorstandsvorsitzender<br />
der Salzgitter AG und übergab den Stab an Prof. Fuhrmann<br />
Drei Fotos, ein Ereignis: Prof. Leese verabschiedet sich vom<br />
Management und seinen persönlichen Mitarbeitern<br />
4 stil stil 5<br />
FoToS: PeTeR LeNKe
FoTo: SZAG<br />
eine runde Sache …<br />
… und eine reife Leistung!<br />
1. Februar 2000 bis 31. Januar 2011 – Bilderbogen gemeinsamer Vorstandsarbeit für den<br />
Salzgitter Konzern mit Führung von Prof. Dr. Wolfgang Leese<br />
30. Mai 2000: Riesenschritt in der Wachstumsstrategie.<br />
In einer Ad-hoc-Mitteilung<br />
gibt der Konzern bekannt, dass er 99,3 %<br />
der Mannesmannröhren-Werke AG von<br />
der Mannesmann AG übernommen hat.<br />
Ein neues Kapitel in der Entwicklung der<br />
Salzgitter AG wird aufgeschlagen und dem<br />
Unternehmen eine völlig neue Dimension<br />
erschlossen.<br />
Freude beim Vertragsabschluss, stehend<br />
von links: Dr. Gerd Schöler (Leiter Rechtsabteilung<br />
MRW), Guido Krüger (Anwalt<br />
auf Seiten der SZAG), Volker Schmid-<br />
Fehrenbacher (Direktor Steuerabteilung<br />
Mannesmann AG), Heinz Nicolas (Direktor<br />
Corporate Law, Mannesmann AG),<br />
Dr. Kunibert Martin (Leiter Strategische<br />
Unternehmensplanung MRW);<br />
Mai 2000<br />
sitzend von links: Dr. Heinz Jörg Fuhrmann<br />
(SZAG Vorstand Unternehmensplanung,<br />
Tochtergesellschaften, Produktbereich<br />
Grobblech), Wolfgang Leese<br />
(Vorstandsvorsitzender SZAG), Dr. Klaus<br />
Esser (Vorstandsvorsitzender Mannesmann<br />
AG), Albert Weismüller (Vorstand<br />
Mannesmann AG) und Helmut F. Koch<br />
(Vorstandsvorsitzender MRW)<br />
Mai 2003: Niedersachsens Ministerpräsident<br />
Christian Wulff und<br />
der damalige Oberbürgermeister<br />
Hannovers Herbert Schmalstieg<br />
Oktober 2007: Das neue Technikum in<br />
Salzgitter wird der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Das Foto zeigt von rechts Prof.<br />
begrüßen die anwesenden Vorstände,<br />
Geschäftsführer und Führungskräfte<br />
der Salzgitter AG im neuen Rathaus<br />
in Hannover<br />
September 2007:<br />
Prof. Dr. Jürgen<br />
Hesselbach (Mitte),<br />
Präsident der TU<br />
Braunschweig, verlieh<br />
die Ehrendoktorwürde<br />
an Wolfgang Leese –<br />
und einen symbolischen<br />
Doktorhut dazu<br />
Mai 2003<br />
Dr. Matthias Niemeyer, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Rainer Thieme, Prof. Dr.<br />
Wolfgang Leese, Prof. Dr. Udo Peil, TU<br />
Mai 2003: Spitzengespräch auf der Führungskräftetagung<br />
in Hannover (von links): Prof. Dr. Wolfgang<br />
Leese mit Jean-Claude Cabre (Valourec) und Prof.<br />
Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann<br />
September 2007<br />
oktober 2007<br />
Braunschweig, Prof. Dr. Dieter Ameling,<br />
Präsident Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />
6 stil stil 7<br />
FoToS: PeTeR LeNKe
FoToS: PeTeR LeNKe<br />
8 stil<br />
2008<br />
Packte kraftvoll seine Aufgaben an: Prof. Dr. Wolfgang Leese trainierte<br />
regelmäßig im konzerneigenen Fitness-Studio in Salzgitter<br />
Mai 2008<br />
21. Mai 2008: Konzernchef Prof. Dr. Leese informiert<br />
bei der Hauptversammlung die Aktionäre<br />
über die Konzernzahlen<br />
September 2008<br />
September 2008: Zum 150-jährigen<br />
Jubiläum der Ilseder Hütte<br />
waren zahlreiche Gäste aus Politik,<br />
Wirtschaft und Unternehmens<br />
umfeld eingeladen<br />
Mai 2009: Prof. Dr. Wolfgang Leese begrüßt<br />
den ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder<br />
zur Führungskräftetagung in Hannover.<br />
Gerhard Schröder hielt das Gastreferat<br />
Mai 2009<br />
Mai 2010<br />
Mai 2010: Der damalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff<br />
war Gast beim Konzernforum der Salzgitter AG in Hannover<br />
März 2010<br />
März 2010: Wie jedes Jahr präsentierten Prof. Dr. Wolfgang Leese und Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann die<br />
Konzernzahlen auf der Bilanzpressekonferenz. Erstmals wurde öffentlich erklärt, dass Prof. Fuhrmann der neue<br />
Vorstandsvorsitzende wird<br />
stil 9
FoTo: SZAG<br />
„Kontinuität heißt nicht Stillstand“<br />
Interview mit Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG<br />
Der neue Vorstandsvorsitzende: Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann<br />
Seit dem 1. Februar 2011 ist Prof.<br />
Dr.-ing. Heinz Jörg Fuhrmann<br />
Vorstandschef der Salzgitter ag.<br />
bisher verantwortete der<br />
54-Jährige das Finanzressort sowie<br />
den Unternehmensbereich<br />
technologie und war stellvertretender Vorstandsvorsitzender.<br />
Prof. Fuhrmann arbeitet<br />
seit 1995 im Konzern und ist von 1996<br />
an Vorstandsmitglied. StiL sprach mit<br />
dem eisenhütteningenieur, der berufsbegleitend<br />
ein wirtschafts wissenschaftliches<br />
Studium absolvierte.<br />
STIL <strong>Was</strong> waren die Meilensteine der<br />
gemeinsamen Vorstandsarbeit bisher?<br />
Prof. Dr.-Ing. HeInz Jörg fuHrmann<br />
Der Vorstand hat in Gemeinsamkeit sehr<br />
konsequent und erfolgreich das Ziel verfolgt,<br />
die unternehmerische eigenständigkeit<br />
zu erhalten. Dafür waren die externen<br />
Wachstumsschritte unabdingbar. Ich<br />
nenne hier zwei Meilensteine: Akquisition<br />
der Mannesmannröhren-Werke im Jahr<br />
2000 und den erwerb einer Mehrheitsbeteiligung<br />
an den Klöckner-Werken 2007.<br />
Parallel zu diesen Wachstumsschritten<br />
erfolgte eine Neuausrichtung und Neuorganisation<br />
des Konzerns. Die Gliederung<br />
des Konzerns in fünf unternehmensbereiche<br />
mit operativ eigenständigen<br />
Tochtergesellschaften unter Führung der<br />
Management-Holding ist eine organisationsform,<br />
die <strong>auch</strong> heute noch den<br />
Kunden- und Markterfordernissen entspricht.<br />
Nicht zuletzt ist der sachorientierte<br />
und kollegiale umgangsstil, der<br />
sich <strong>auch</strong> im harmonischen Wechsel im<br />
Amt des Vorstandsvorsitzenden von<br />
Professor Leese hin zu meiner Person<br />
ausgedrückt hat, zu nennen.<br />
STIL Eigenständigkeit durch Profitabilität<br />
und Wachstum: Ändert sich etwas an dieser<br />
strategischen Grundsatzaussage?<br />
fuHrmann Nein. Diese drei Werte<br />
müssen ein harmonisches Ganzes bilden.<br />
unternehmensstrategie und -politik wer-<br />
den fortgeführt. Kontinuität heißt aber<br />
nicht Stillstand. Wachstumsschritte wird<br />
es nur dann geben, wenn diese nachhaltige<br />
Profitabilität versprechen.<br />
Als mittelgroßes unternehmen müssen<br />
wir schneller und wirtschaftlich erfolgreicher<br />
agieren als große Wettbewerber. es<br />
gibt keinen Anlass, sich zurückzulehnen.<br />
STIL Wie finden wir nach der Wirtschaftskrise<br />
zur alten Stärke zurück?<br />
fuHrmann Diese Frage impliziert, dass<br />
wir etwas von der alten Stärke eingebüßt<br />
haben – aber das ist ja offensichtlich. Wir<br />
können weder mit der ergebnisperformance<br />
noch mit der Aktienkursentwicklung<br />
des Jahres 2010 so richtig zufrieden<br />
sein. Immerhin, der Trend der Salzgitter-<br />
Aktie zeigte in den ersten Wochen des<br />
Jahres 2011 nach oben; man traut uns<br />
wieder etwas zu. Das freut mich – es ist<br />
<strong>auch</strong> eine Verpflichtung!<br />
Die ursachen dieser entwicklung der<br />
letzten wenigen Jahre sind vielgestaltig.<br />
unser Konzernportfolio war bis zum Jahr<br />
2008 – dem Beginn der Wirtschaftskrise –<br />
ausgesprochen passend zum Marktumfeld;<br />
wir hatten vollen Wind in den Segeln. Keine<br />
der wesentlichen Tochtergesellschaften<br />
schrieb rote Zahlen; <strong>auch</strong> keines der unternehmen,<br />
die wir für äußerst geringe<br />
Kaufpreise erworben hatten.<br />
Bei Ausklingen der Krise ab ende 2009 und<br />
in 2010 ist allerdings zweierlei deutlich geworden.<br />
erstens haben sich Teilmärkte bis<br />
heute noch nicht aus der Krise verabschiedet.<br />
Dies ist beispielsweise die Bauindustrie<br />
inklusive des Stahlbaus, besonders in wichtigen<br />
europäischen Märkten wie Großbritannien<br />
und Spa nien. Dort gibt es erhebliche<br />
Nachfrageschwächen.<br />
es ist aber <strong>auch</strong> zu Tage getreten, dass<br />
wir nicht nur durch die Krise in Mitleidenschaft<br />
gezogen worden sind, sondern<br />
dass wir in einigen Bereichen eigene<br />
strukturelle Probleme haben. Dies betrifft<br />
den Profilstahl, die Präzisrohre<br />
mit Schwerpunkt in Frankreich und die<br />
KHS. Mittlerweile sind in allen Gesellschaften<br />
Programme angelaufen, die<br />
Strukturen an einen nicht dauerhaft boomenden<br />
Markt anzupassen.<br />
STIL Sind damit die Hausaufgaben schon<br />
erledigt?<br />
fuHrmann Nein. erstens sind diese<br />
auf Nachhaltigkeit angelegten Programme<br />
noch nicht vollständig umgesetzt.<br />
Zweitens gibt es noch eine weitere Komponente,<br />
die in der menschlichen Mentalität<br />
begründet ist.<br />
Im Jahr 1998 sind wir als underdog in<br />
eine unabhängigkeit gestartet, die uns so<br />
richtig nur wenige zugetraut haben. Als<br />
wir bewiesen hatten, dass wir es nicht nur<br />
schaffen, sondern sogar hoch profitabel<br />
waren, neigten viele externe Beobachter<br />
ab Mitte der 2000er-Jahre zur überschätzung<br />
und spendierten überschäumend<br />
Lob. es liegt in der menschlichen Natur,<br />
dass dies Auswirkungen auf das Selbstbild<br />
einiger Akteure im Konzern hatte.<br />
Mit der Zäsur der Krise waren wir in<br />
der externen Betrachtung auf einmal der<br />
„gefallene engel“. Konzernintern ist es<br />
manchem schwergefallen, sich wieder auf<br />
eine Normalsituation einzustellen. Die<br />
Aufgabe ist es jetzt zu erkennen, dass wir<br />
ein gut aufgestellter Konzern mit fürwahr<br />
besten Voraussetzungen sind. es ist aber<br />
nicht so, dass sich das Geschäft von selbst<br />
erledigt. Zudem leiden wir mental in Teilen<br />
des Konzerns an einem übersteigerten<br />
Partikularismus. Deshalb muss in unserer<br />
dezentralen organisation die Verantwortung<br />
für das Ganze vermehrt wahrgenommen<br />
werden.<br />
Wir werden die „preußischen Sekundärtugenden“<br />
für uns wiederentdecken. Das<br />
bedeutet Vorrang für Disziplin und Professionalität.<br />
es besteht für mich übrigens<br />
nicht der geringste Zweifel, dass uns das<br />
„mentale umsteuern“ gelingt. Wir haben<br />
das schon einmal geschafft, und wir werden<br />
es wieder schaffen.<br />
STIL Der Salzgitter Konzern wickelt zurzeit<br />
das umfangreiche Investitionsprogramm<br />
„Salzgitter Stahl 2012“ ab. Welche Ziele<br />
werden damit verfolgt?<br />
fuHrmann Wir sichern mit dem Programm<br />
die Zukunft der niedersächsischen<br />
Stahlstandorte inklusive Ilsenburg<br />
ab, das kurz hinter der Landesgrenze in<br />
Sachsen-Anhalt liegt. Anlagentechnisch<br />
befinden wir uns nun auf einem Top-<br />
Level. Wir sehen die Investitionen von<br />
1,7 Milliarden euro als ein Bekenntnis<br />
zum Land Niedersachsen.<br />
STIL Wird es weitere Investitionen in diesem<br />
Umfang im Unternehmensbereich<br />
Stahl in den kommenden Jahren geben?<br />
fuHrmann Die Aufgabe lautet ab jetzt:<br />
„Die ernte einfahren.“ Wir werden die<br />
Prozesse weiter optimieren und die entwicklung<br />
hin zu hochwertigen und margenstarken<br />
Güten fortsetzen.<br />
Als wichtige Herausforderung und große<br />
chance sehe ich es an, die Zusammenarbeit<br />
innerhalb sowie zwischen den unternehmensbereichen<br />
Stahl und Röhren –<br />
zum Beispiel bei der Vormaterialversorgung<br />
– zu verbessern und zu intensi-<br />
vieren. Darauf zielt ein Großteil der<br />
Investitionen ab.<br />
STIL Auch die Stahlindustrie ist im Zuge<br />
der Wirtschaftskrise durch schwere Zeiten<br />
gegangen. Jetzt nähern sich die Produkti-<br />
onsmengen wieder dem Vorkrisen-Niveau.<br />
Wie robust ist der Aufschwung?<br />
fuHrmann Der Aufschwung findet<br />
weltweit und <strong>auch</strong> in Deutschland statt.<br />
er ist deshalb fragil, weil die uS-amerikanische<br />
Wirtschaft und die einiger europäischer<br />
Staaten anhaltend schwächeln.<br />
Zu viele eu-Staaten und deren öffentli -<br />
che Haushalte sind zum Teil hochgradig<br />
verschuldet, was die Stabilität der Konjunktur<br />
bedroht. es ist offen, wie sich die<br />
politische Lage im Nahen und Mittleren<br />
osten entwickelt und welche Auswirkungen<br />
dies haben könnte. Wir haben also<br />
einige unbekannte und kritische Faktoren<br />
zu berücksichtigen.<br />
STIL Welche Regionen sind die Treiber der<br />
Entwicklung?<br />
fuHrmann es sind die BRIc-Staaten –<br />
Brasilien, Russland, Indien und china.<br />
Die deutsche Volkswirtschaft hat sich<br />
erfreulicherweise als stabil erwiesen, war<br />
vor der Krise aber kein eigentlicher<br />
Wachstumstreiber und ist es <strong>auch</strong> jetzt<br />
nicht.<br />
STIL Die Rohstoffe Erz und Kohle haben<br />
sich sehr verteuert, und die Lieferkontrakte<br />
haben sich verändert. Wie haben wir als<br />
Konzern darauf reagiert, und welche Auswirkungen<br />
hat dies auf unsere Kundenbeziehungen?<br />
fuHrmann es hat sich ein drastischer<br />
Wandel in den Kunden-Lieferanten-<br />
Beziehungen vollzogen – dies gilt so-<br />
wohl auf der einkaufs- als <strong>auch</strong> auf der<br />
Verkaufsseite. In der aktiven und intelligenten<br />
Gestaltung dieser Beziehungen<br />
entscheidet sich zukünftig der unternehmerische<br />
erfolg.<br />
Die Vertragslaufzeiten sind erheblich kürzer,<br />
und das bei bislang nicht vorstellbarer<br />
Preisvolatilität! Ich begreife dies allerdings<br />
nicht nur als Risiko, sondern <strong>auch</strong> als<br />
chance. So haben wir für 2010 die Aufgabenstellungen<br />
auf der Beschaffungsseite<br />
exzellent gelöst.<br />
und unsere Kunden haben verstanden,<br />
dass wir Rohstoffpreissteigerungen nicht<br />
allein auffangen können.<br />
STIL Welche Rolle spielt die Diversifikation<br />
bei der Absicherung des Konzerns?<br />
fuHrmann Stahl ist ein zyklisches Geschäft<br />
und wird es bleiben. Vor einigen<br />
Jahren vorherrschende Auffassungen, der<br />
Stahlmarkt erlebe bis 2020 eine Art ewigen<br />
Frühling, sind als Illusionen untergegangen.<br />
Die breitere Aufstellung des Konzerns<br />
ermöglicht eine Risikobalance und verleiht<br />
uns Stabilität. Weitere Wachstumsschritte<br />
wird es – wie gesagt – nur geben,<br />
wenn diese profitabel sind. Ich denke,<br />
wir werden diesen Weg fortsetzen.<br />
10 stil stil 11
STIL Der Unternehmensbereich Handel ist<br />
national und international breit aufgestellt.<br />
Welche Bedeutung und Funktion hat er für<br />
<strong>Sie</strong>?<br />
fuHrmann Der Handel ist ein ganz<br />
wichtiger Bestandteil unseres Konzerns;<br />
über seinen ergebnisbeitrag hinaus stellt<br />
er das Bindeglied zwischen den Walzstahl<br />
und Röhren produzierenden Schwestergesellschaften<br />
im Konzern und wesentlichen<br />
Kundengruppen dar. Nicht nur<br />
als Absatzkanal, sondern <strong>auch</strong> als übermittler<br />
von aktuellsten, unverfälschten<br />
Informationen über das weltweite Marktgeschehen<br />
ist er extrem wertvoll.<br />
STIL Der Erwerb der Mannesmannröhren-<br />
Werke war der erste bedeutende Wachstumsschritt<br />
des Konzerns. Wie hat dies die<br />
Salzgitter AG verändert, wie lief die Integration<br />
ab?<br />
fuHrmann Dies war im Jahr 2000 der<br />
erste Schritt hin zu mehr Internationalität.<br />
Der erwerb der Klöckner-Werke 2007<br />
war der zweite bedeutende Step. Weitere<br />
müssen folgen. 1999 hatte der Salzgitter<br />
Konzern 115 Mitarbeiter, die im Ausland<br />
beschäftigt waren. Heute sind es rund<br />
3400.<br />
Mit den Mannesmannröhren-Werken<br />
haben wir das Produktportfolio erweitert<br />
und uns andere Märkte erschlossen. Die<br />
Marke „Mannesmann“ und deren Produkte<br />
wurden in den Konzern und dessen<br />
Gesellschaften integriert – dies alles führte<br />
<strong>auch</strong> zu einer gesteigerten Wahrnehmung.<br />
Mittlerweile ist es geübte Praxis,<br />
dass Führungskräfte zwischen den unternehmensbereichen<br />
wechseln. Die „ehe<br />
aus Stahl“ – so lautete das Motto im Jahr<br />
2000 – hat Bestand und ist erfolgreich.<br />
STIL Im Unternehmensbereich Technologie<br />
– den <strong>Sie</strong> weiterhin verantworten – läuft<br />
seit 2009 bei KHS ein Restrukturierungsprogramm.<br />
Welche Erfolge wurden erreicht,<br />
wie lautet die Zielrichtung?<br />
fuHrmann Wir haben bei KHS vieles<br />
angepackt und verändert. Ich bin – wie<br />
gesagt – ein Freund der preußischen Tugenden.<br />
Disziplin und Professionalität<br />
müssen an jeder Stelle gelebt werden. Wir<br />
begegnen hoch professionellen Kunden,<br />
denen wir gewachsen sein müssen. Deshalb<br />
haben wir Aufbau- und Ablauforganisation<br />
untersucht und prozessorientiert<br />
neu aufgestellt. Mit dem Zukauf der PeT-<br />
Technologie haben wir die technische<br />
Lücke im Angebot geschlossen. Die neue<br />
Aufstellung im Management schafft die<br />
Voraussetzung, die Profitabilität dauerhaft<br />
zu steigern.<br />
Technologie-Konzern vor dem Hintergrund<br />
der aktuellen Umwelt- und Energiedebatte?<br />
fuHrmann Die Politik und nachfolgend<br />
die Bürokratie haben in der eu<br />
und besonders in Deutschland Rahmenbedingungen<br />
für energieintensive Branchen<br />
geschaffen, die uns im internationalen<br />
Wettbewerb klar benachteiligen und<br />
übrigens <strong>auch</strong> der umwelt nicht helfen.<br />
STIL <strong>Sie</strong> zielen auf den Handel mit CO 2-<br />
Zertifikaten ab?<br />
fuHrmann Dieser moderne Ablasshandel,<br />
bei dem uns die Büßerrolle zugewiesen<br />
ist, führt dazu, dass wir in Zukunft<br />
für den Betrieb existierender Anlagen<br />
co 2-Zertifikate zukaufen sollen, obwohl<br />
wir weltweit zu den energieeffizientesten<br />
Stahlerzeugern gehören. Diesen Wettbewerbsnachteil<br />
haben Hersteller außerhalb<br />
der eu jedenfalls nicht.<br />
Der effekt ist, dass Produktionskapazitäten<br />
für den internationalen Stahlbedarf<br />
woanders entstehen – das hilft dem Weltklima<br />
nicht und gefährdet ohne jeden<br />
Sinn die heimische industrielle Infrastruktur<br />
und deren Arbeitsplätze. Ich sehe<br />
es als eine meiner Aufgaben an, gemein-<br />
sam im Verbund mit Partnern einfluss zu<br />
nehmen und für mehr Rationalität zu<br />
werben.<br />
STIL Freuen <strong>Sie</strong> sich auf die neue Herausforderung?<br />
fuHrmann uneingeschränkt ja. es ist<br />
für mich weitaus mehr als ein gut bezahlter<br />
Job. Die Salzgitter AG ist mir spätestens<br />
seit dem Zeitpunkt ans Herz gewachsen,<br />
als der seinerzeit von Professor Selenz<br />
geleitete Vorstand entschieden für die<br />
eigenständigkeit und gegen eine unfreundliche<br />
übernahme eingetreten ist.<br />
STIL Bleibt neben den zahlreichen Aufgaben<br />
als Vorstand der Salzgitter AG und als<br />
Aufsichtsrat von Tochtergesellschaften noch<br />
Zeit für andere Interessen?<br />
fuHrmann Nicht viel, aber jedenfalls<br />
für meine Frau und mich ausreichend.<br />
Zeit für Weltreisen haben wir nicht, aber<br />
für einige Kurztrips in europa. Wir gehen<br />
gern ins Theater oder hören klassische<br />
Musik. Mit Tennis und gelegentlich Tanzen<br />
halte ich mich fit, und bei einem Spaziergang<br />
rund um den Heerter See mit<br />
meiner Frau und den beiden Hunden genieße<br />
ich die Ruhe und die frische Luft.<br />
FoTo: SZAG<br />
Stahlvorstand Nonn über „Salzgitter 2012“<br />
Freundeskreis der Salzgitter Aktionäre liefert <strong>auch</strong> 2011 wieder Informationen aus erster Hand<br />
Informationen aus erster Hand –<br />
dies zeichnet die Vortragsveranstaltungen<br />
des Freundeskreises der<br />
Salzgitter Aktionäre aus. Jetzt sprach<br />
Johannes Nonn, Vorstand Stahl der Salzgitter<br />
AG, vor mehr als 260 Gästen im<br />
Hotel am See über seinen unternehmensbereich.<br />
Ausführlich erläuterte Nonn das Programm<br />
„Salzgitter Stahl 2012“ mit Investitionen<br />
in Anlagen und Prozesse zur<br />
Absicherung der niedersächsischen Konzern-Stahlstandorte.<br />
ein bestimmendes thema<br />
war der anstieg der erzpreise<br />
Als wichtigste Projekte in Salzgitter<br />
nannte Nonn die Komplettmodernisierung<br />
des Kraftwerks, die vierte Stranggießanlage<br />
im Stahlwerk, die eine erweiterung<br />
des Brammenspektrums zur Folge<br />
hatte (siehe <strong>auch</strong> Seite 14), und die erneuerung<br />
der Antriebe der Fertigstraße<br />
im Warmwalzwerk sowie die neue Haspel.<br />
Weiteres bestimmendes Thema war der<br />
Rohstoffbezug mit der Verteuerung der<br />
erzpreise bei kürzeren Vertragslaufzeiten<br />
der Lieferkontrakte.<br />
Auch im Jahr 2011 hat der Freundeskreis<br />
der Salzgitter Aktionäre noch einiges<br />
vor. Am 7. April berichtet Vorstandschef<br />
Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann<br />
über das abgelaufene Geschäftsjahr 2010,<br />
Hotel am See in Salzgitter: Stahlvorstand Nonn beim Freundeskreis der Aktionäre<br />
erläutert wirtschaftliche Zahlen und Fakten<br />
und gibt einen Ausblick auf 2011.<br />
Am 26. Mai findet die Hauptversammlung<br />
der Salzgitter AG in der Stadthalle<br />
Braunschweig statt. Hier ist der Freundeskreis<br />
der Aktionäre wie in jedem Jahr<br />
mit einem eigenen Informationsstand<br />
vertreten.<br />
Im dritten Quartal wird es eine Betriebsbesichtigung<br />
bei der KHS GmbH<br />
in Dortmund geben. Die Teilnehmerzahl<br />
ist begrenzt, der genaue Termin ist noch<br />
offen. und im 4. Quartal stellt Heinz<br />
Groschke, Vorstand Handel der Salzgitter<br />
AG, seinen unternehmensbereich vor.<br />
Die genauen Termine der Veranstaltungen<br />
des Freundeskreises der Salzgitter<br />
Aktionäre werden <strong>Sie</strong> in den kommenden<br />
Ausgaben des Konzernmagazins STIL<br />
erfahren.<br />
Gefahren für die unternehmen abwenden<br />
Fragen zu grenzüberschreitenden Transaktionen? Hier wird Ihnen geholfen<br />
Seit den Terroranschlägen in<br />
den Vereinigten Staaten am<br />
11. September 2001 haben sich<br />
Bestimmungen und Kontrolund<br />
intransparent. es existieren viele Verzahnungen<br />
zu anderen Rechtsgebieten.<br />
Das Risiko eines möglichen Fehlverhaltens<br />
ist immens größer geworden. Dabei<br />
weit gültige Leitlinien zu definieren,<br />
haben sich unter Federführung der Salzgitter<br />
Flachstahl GmbH experten zu<br />
einem konzernweiten „Arbeitskreis Zoll“<br />
len des deutschen und internationalen kommt erschwerend hinzu, dass neben formiert.<br />
Zoll- und Außenwirtschaftsrechts grund- dem Management jeder Mitarbeiter, der Falls Tochtergesellschaften der Salzlegend<br />
geändert und teilweise verschärft. sich im Außenwirtschaftsverkehr bewegt, gitter AG am internationalen Handel<br />
Das Hauptaugenmerk liegt nun auf der persönlich für einen eventuellen Verstoß teilnehmen und Fragen zu grenzüber-<br />
Zuverlässigkeit der grenzüberschreiten- von den Behörden zur Verantwortung schreitenden Transaktionen haben,<br />
den Prozessketten eines jeden Wirt- gezogen werden kann.<br />
wenden <strong>Sie</strong> sich bitte an Lars Wolter,<br />
schaftsbeteiligten.<br />
um diesem Risiko zu begegnen und fachliche Leitung des Arbeitskreises Zoll<br />
STIL Vor welchen Herausforderungen<br />
Die Reglementierungen im Außenwirt- verwaltungstechnische entscheidungen und Außenwirtschaft, bei der Salzgitter<br />
stehen wir als europäischer Stahl- und<br />
schaftsverkehr sind mittlerweile aus un- zu analysieren, daraus Maßnahmen abzu- Flachstahl GmbH:<br />
ternehmerischer Sicht sehr tiefgreifend leiten, sich auszutauschen und konzern- wolter.l@salzgitter-ag.de.<br />
12 stil stil 13<br />
FoTo: PeTeR LeNKe
Ideal: oberflächenveredelte Baustähle<br />
breites Lieferspektrum der Salzgitter Flachstahl für die bauindustrie<br />
„Dies wird uns helfen“<br />
Positive Stimmen zur internationalen Personalentwicklung<br />
Die Salzgitter Flachstahl bietet<br />
im oberflächenveredelten Lieferspektrum<br />
mikrolegierte<br />
Baustähle der Sorten S220GD<br />
Diese Sorten weisen ein ferritisches Gefüge<br />
mit ca. 3 bis 5 % Zementitanteilen<br />
aus. charakteristisch sind eine sehr feine<br />
Struktur mit Korngrößen von 12 bis 13<br />
industrie eingesetzt. Dazu zählen Profilbleche<br />
für Dächer und Wände sowie Verkleidungen<br />
für Haushalts- und Klimageräte<br />
sowie Leuchten. Mit zunehmender<br />
Burkhard Becker ist seit dem 1. Februar<br />
neuer Finanzvorstand der Salzgitter<br />
AG. Zuvor verantwortete er das<br />
Finanz ressort bei der KHS GmbH und<br />
war Vorstandsmitglied der Klöckner<br />
bis S550GD an. Das breite Festigkeits- und ein hohes Streckgrenzenverhältnis. Festigkeit bei gleichzeitig hoher Dehnung<br />
Werke AG (beides Salzgitter-Töchter).<br />
spektrum und der dauerhafte Korrosions- Das Lieferprogramm umfasst feuer- gewinnen die veredelten Baustähle <strong>auch</strong><br />
Becker ist Nachfolger von Prof. Dr.schutz<br />
stellen eine ideale ergänzung für verzinkte und neuerdings Stroncoat®- im Automobilbereich aufgrund der Kor-<br />
Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, dem neuen<br />
Anwendungen zu kaltgewalzten mikro- Beschichtung (Zink-Magnesium-Berosionsbeständigkeit zunehmend an Be-<br />
Vorstandsvorsitzenden der SZAG.<br />
legierten Stählen dar.<br />
schich tung) für einen dauerhaften Korrodeutung und ergänzen das Programm<br />
roland flach wird ende März aus<br />
Die verzinkten Baustähle sind in der sionsschutz. eine zusätzliche organische der oberflächenveredelten höherfesten<br />
dem KHS-Vorstand ausscheiden. Neu-<br />
DIN eN 10346 normiert und nach stei- Beschichtung ist ebenfalls möglich. Dar- Mehrphasenstähle. Typische einsatzbeer<br />
Vorsitzender des Vorstands wird<br />
genden Werten der Mindestdehngrenze stellbar ist ein festigkeitsabhängiger Direiche sind Bauteilhalterungen und Schie-<br />
Prof. Dr. matthias niemeyer vom 1.<br />
Rp02 eingeteilt. Dazu zählen die Sorten ckenbereich zwischen 0,40 bis 4,00 mm. nensysteme, für die aufgrund niedriger<br />
April an. er verantwortet weiterhin das<br />
S220GD, S250GD, S280GD, S320GD, Derartige oberflächenveredelte Fein- Festigkeiten Stahlsorten mit niedriger<br />
Ressort Technik und entwicklung.<br />
S350GD und S550GD.<br />
bleche werden vorrangig in der Bau- Dehngrenze nicht infrage kommen.<br />
Der 2. Durchgang: Internationale Führungskräfte und Trainer<br />
anke fischer ist zum 31. Januar aus<br />
der Salzgitter AG (Holding) ausgeschieden<br />
und hat ab dem 1. Februar<br />
attraktiver mit der „Dicken bramme“<br />
Neue grobblechgüten mit neuer Stranggießanlage möglich<br />
Der Salzgitter Konzern ist in den<br />
vergangenen Jahren <strong>immer</strong><br />
internationaler geworden. Mittlerweile<br />
sind rund 3.400 von ungefähr<br />
24 .000 Mitarbeitern im Ausland bebereichen:<br />
Stahl, Handel, Röhren, Dienstleistungen<br />
und Technologie. Die ersten<br />
erfahrungen haben gezeigt, dass das angedachte<br />
Konzept stimmt: „Bei den mehrtägigen<br />
Treffen haben wir den Konzern in<br />
das Finanzressort im KHS-Vorstand<br />
übernommen.<br />
marc Hartmann, bisher Generalbevollmächtigter<br />
der KHS GmbH, ist mit<br />
Wirkung 1. April zum KHS-Vorstand<br />
bestellt worden. er verantwortet das<br />
schäftigt.<br />
seiner Breite kennengelernt und konnten Projektmanagement sowie das Prozess-<br />
Das für ILG produzierbare Abmes-<br />
Dies schlägt sich <strong>auch</strong> in der Personal- Netzwerke knüpfen. Dies wird uns weiter- und Qualitätsmanagement.<br />
sungs spektrum vergrößert sich hierdurch<br />
arbeit nieder – u. a. in zwei Programmen für hin helfen“, sagt Kai Hartge von Salzgitter<br />
beträchtlich auf 5 bis 175 mm Blechdicke,<br />
was die internationale Wettbewerbsfähig-<br />
internationale experten und Management-<br />
Nachwuchskräfte. organisiert wird dies von<br />
Mannesmann International aus Houston,<br />
Teilnehmer im vergangenen Jahr.<br />
12. Salzgitter AG-Lauf<br />
keit deutlich erhöht. Die ILG kann nun<br />
den Personalabteilungen der Salzgitter-Hol- Dem stimmen <strong>auch</strong> die beiden orga- Am 29. Mai findet der 12. Salzgitter<br />
an Projekten teilnehmen, die bislang<br />
ding und der Konzerntochter Mannesnisatoren zu. „Wir haben unsere Ziele AG-Lauf statt. es gibt Wertungen über<br />
nicht realisierbar waren.<br />
mannröhren-Werke.<br />
erreicht und werden die Programme fort- 10 000 m (Salzgitter AG-Lauf), 5000 m<br />
Insbesondere für Kunden aus den Be-<br />
Der zweite Durchgang der beiden Prosetzen“, kündigen Linda Witte (Salzgitter und 3000 m. Weitere Infos und Anmelreichen<br />
offshore-Röhren, offshore-<br />
gramme ist gerade gestartet. Vertreten AG) und Dr. Thomas Bissels (Mannesdungen: bussmann.erwin@szst.de<br />
Wind, Kraftwerksbau, dickwandiger Kesselbau<br />
und schwerer Maschinenbau sind<br />
diese Formate äußerst interessant.<br />
sind Mitarbeiter aus allen unternehmensmannröhren-Werke) an.<br />
Die neue Stranggießanlage 4 in Salzgitter<br />
hat imposante Abmessungen: <strong>Sie</strong> ist<br />
34,2 Meter lang und als Kreisbogenanlage Neue IMPuLSe durch Mitarbeiterbefragung<br />
konzipiert. Das Bauvolumen umfasst<br />
12 000 m³ Stahlbeton, 3500 Tonnen<br />
Die Fragebögen gehen in den nächsten Tagen an 23 000 Beschäftigte in 57 einzelgesellschaften heraus<br />
Die neue Stranggießanlage 4 der Salzgitter Flachstahl<br />
Mit der „Dicken Bramme“ zurzeit größte Stranggießformat in Mit-<br />
hat der Salzgitter Konzern teleuropa.<br />
seine Stellung als Grob- Die Konzerntochter Ilsenburger Grobblechproduzent<br />
deutlich blech GmbH (ILG) walzt diese großfor-<br />
Stahlbau und 4500 Tonnen Maschinenund<br />
Anlagenkomponenten.<br />
Auch die Walzstraße in Ilsenburg<br />
wurde ertüchtigt, um die 350er Bramme<br />
aus Salzgitter zu Grobblechen weiterverarbeiten<br />
zu können. Zusätzlich hat<br />
man hier die Brammenlagerfläche um<br />
40 % erweitert, die Rollgänge und den<br />
Zunderwäscher modernisiert.<br />
Wie zufrieden sind die Mitarbeiter<br />
der Salzgitter AG<br />
mit ihrer Arbeitssituation?<br />
Dieser Frage geht<br />
die konzernweite Mitarbeiterbefragung<br />
IMPuLS zum zweiten<br />
Mal nach 2007 auf den<br />
Grund.<br />
Schwächen arbeiten“, erklärt Peter-<br />
Jürgen Schneider, Personalvorstand des<br />
Konzerns.<br />
Ab Anfang März werden daher Fragebögen<br />
an rund 23.000 Beschäftigte<br />
des Salzgitter Konzerns verteilt.<br />
57 einzelgesellschaften nehmen an<br />
der Befragung teil, 17 davon im<br />
garantiert waren. Darauf aufbauend wurden<br />
zahlreiche Maßnahmen und Projekte<br />
gestartet, entweder auf Konzernebene oder<br />
dezentral in den einzelnen Gesellschaften.<br />
Die zweite Mitarbeiterbefragung bietet<br />
damit <strong>auch</strong> die chance, die angestoßene<br />
entwicklung weiterzuverfolgen und festzustellen,<br />
wie erfolgreich diese Projekte<br />
verbessert.<br />
matigen Brammen zu Grobblechen aus. Die ersten intensiven Gedanken zur<br />
Das Ziel: ein möglichst um-<br />
Ausland. IMPuLS wird vom renom- bislang gewesen sind.<br />
Die neue Stranggießanlage 4 der Salz- Die Salzgitter AG hat die Produkt- „Dicken Bramme“ für Ilsenburg gab es<br />
fassendes Bild der Stärken und<br />
mierten Münchner geva-institut Das IMPuLS-Team unter Leitung von<br />
gitter Flachstahl GmbH kann jetzt Brampalette für Grobbleche nun erweitert bereits Anfang 2006. Die bestehenden<br />
Verbesserungsmöglichkeiten im<br />
begleitet, alle Angaben werden selbst- Birgit Schwalenberg hofft auf eine ähnlich<br />
men – so heißen die Vorblöcke, die später und damit noch flexibler und attraktiver Stranggießanlagen umzubauen war je-<br />
Salzgitter Konzern und in den einzelnen verständlich anonymisiert.<br />
hohe Beteiligung wie 2007 – entsprechend<br />
ausgewalzt werden – in Breiten von 1100 gestaltet. Neu eingesetzte Technologien doch nicht wirtschaftlich. Somit fiel der<br />
Gesellschaften zu erhalten. „Nur mit die- An der Befragung im Jahr 2007 betei- dem Leitgedanken der Befragung: „Mit<br />
mm bis 2600 mm und Dicken von 250 erhöhen die Verfahrenssicherheit für Beschluss, eine vierte Anlage in Salzgitter<br />
sem Wissen können wir unsere Stärken ligte sich ein sehr großer Teil der Mit- zufriedenen Mitarbeitern die Zukunft un-<br />
mm und 350 mm gießen. Dies ist das Sondergüten zusätzlich.<br />
zu errichten.<br />
weiter ausbauen und an möglichen arbeiter, sodass tragfähige ergebnisse seres unternehmens gestalten.“<br />
14 stil stil 15<br />
FoToS: PeTeR LeNKe
FoTo: BeNTLey MeDIA<br />
Der Messe-Hingucker ist ein Bentley<br />
Für das Modell Mulsanne fertigt Salzgitter Automotive engineering rund 100 Karosserieteile<br />
Britisch opulent:<br />
der Bentley Mulsanne<br />
unter dem Motto „Smart effi-<br />
ciency“ findet die diesjährige<br />
Hannover Messe vom 4. bis<br />
8. April statt. unternehmen<br />
zeigen entlang der industriellen Wertschöpfungskette<br />
Lösungen für das intelligente<br />
Zusammenspiel zwischen Kosten-, Prozess-<br />
und Ressourceneffizienz.<br />
Die Salzgitter AG ist auf der Leitmesse<br />
„Industrial Supply“ in Halle 5 auf Stand<br />
A14 zu finden. Die Industrial Supply<br />
setzt einen inhaltlichen Schwerpunkt auf<br />
„Materialien- und Ressourceneffizienz“<br />
und treibt das übergreifende Thema<br />
Leichtbau mit der Solutions Area und<br />
dem Werkstoff-Forum Leichtbau weiter<br />
voran.<br />
Größtes exponat und sicherlich ein<br />
besonderer Hingucker für das Messepublikum<br />
wird der Bentley Mulsanne sein. Dieses<br />
Automobil der extraklasse hat bis zu<br />
550 PS, die ein V8-Motor mit 6,75 Litern<br />
Hubraum leistet. Salzgitter Automotive<br />
engineering (SZAe) fertigt für den Mulsanne<br />
rund 100 Karosserieteile im Presswerk<br />
in der Kleinserienfertigung. Hier<br />
sind unter anderem Türen, Dach, Seitenteile,<br />
Motorhaube und Boden aus Stahl<br />
(hochfest und Tiefziehgüten mit guter Verformbarkeit)<br />
bzw. Aluminium zu nennen.<br />
Diese Bauteile werden im SZAe-Werk<br />
in osnabrück gefertigt. Für einige der<br />
Bauteile hat SZAe <strong>auch</strong> die Presswerkzeuge<br />
hergestellt.<br />
Der Mulsanne entsteht in crewe (england);<br />
bis zu 800 Fahrzeuge im Jahr werden<br />
dort seit Herbst 2010 an die Kunden<br />
ausgeliefert.<br />
ein weiteres Messe-Highlight ist Stroncoat®.<br />
Dieser Zink-Magnesium-Schmelzt<strong>auch</strong>überzug<br />
besitzt einen verbesserten<br />
Korrosionsschutz bei halbierter Schichtdicke.<br />
er wurde von Salzgitter Flachstahl<br />
in Zusammenarbeit mit der Salzgitter<br />
Mannesmann Forschung entwickelt.<br />
ebenfalls vertreten ist die Salzgitter AG<br />
auf dem Job&career Market in Halle 7 /<br />
Stand A 30. Hier können sich Studierende<br />
und Absolventen sowie Ingenieure mit<br />
erster Berufs erfahrung über die einstiegs-<br />
und Karriere chancen informieren.<br />
Große Potenziale für Stahlbau in der Türkei<br />
Ministerbesuch bei der BAu 2011 in München. Viele Aktivitäten von >>bauforumstahl<br />
Beim offiziellen Messerundgang<br />
zur BAu 2011 in München –<br />
Weltleitmesse für Architektur,<br />
Materialien und Systeme – im<br />
Januar informierte sich Bundesbauminister<br />
Dr. Peter Ramsauer in Begleitung des<br />
türkischen Bauministers Mustafa Demir<br />
am Gemeinschaftsstand von >>bauforumstahl.<br />
Im Mittelpunkt des Gesprächs standen<br />
die einsatzmöglichkeiten des regenerativen<br />
Baustoffes Stahl sowie aktuelle<br />
entwicklungen der Branche.<br />
Druckfrisch überreichte Marc Blum,<br />
stellvertretender Vorsitzender von >>bauforumstahl,<br />
dem Minister ein exemplar<br />
der umwelt-Produktdeklaration (ePD)<br />
mit dem Titel „Baustähle: offene Walzprofile<br />
und Grobbleche“, an der sich die<br />
Profilhersteller ArcelorMittal, Peiner Trä-<br />
ger und Stahlwerk Thüringen sowie die<br />
Grobblechhersteller Dillinger Hütte und<br />
Ilsenburger Grobblech beteiligt haben. Die<br />
ePD beschreibt die umweltleistung der<br />
Bauprodukte dieser Hersteller und liefert<br />
Planern und Zertifizierern die notwendigen<br />
Daten, um ein mit diesen Produkten<br />
errichtetes Gebäude zu bewerten.<br />
Außerdem erläuterte der Vizepräsident<br />
des Deutschen Stahlbau-Verbandes DSTV,<br />
Hans-ulrich Batzke, den Ministern die<br />
Vorteile von Stahlkonstruktionen beim<br />
innerstädtischen Bauen. Hierzu wurde auf<br />
der Messe ein entwurfsleitfaden „Wohn-<br />
und Geschäftshäuser in Systembauweise“<br />
vorgestellt. Die Minister zeigten sich an<br />
beiden Themen sehr interessiert, gerade<br />
<strong>auch</strong> in der Türkei würden für den Stahlbau<br />
große Potenziale gesehen.<br />
Weitere Informationen zur ePD im<br />
Netz unter: www.bauforumstahl.de.<br />
Minister Ramsauer (2.v.r.) auf der BAU in<br />
München mit seinem türkischen Kollegen<br />
erinnerung an eine brisante Zeit<br />
Jetzt vorgestellt: ein 30-minütiger Dokumentarfilm über die gestoppte Demontage des Hüttenwerks<br />
Der Weg war weit, aber der<br />
Besuch hat sich gelohnt. Die<br />
Mitgesellschafter des chinesischen<br />
Joint Ventures KHS<br />
ein umfangreiches Netzwerk. Zur Kundenliste<br />
zählen unter anderem die großen<br />
Bierbrauereien chinas. In Shantou im<br />
Süden der Volksrepublik china werden<br />
GLM2 besuchten den Mutterkonzern auf einer Produktionsfläche von 105 000<br />
in Salzgitter. Seit 2006 ist die KHS mehr- m<br />
heitlich an dem chinesischen unternehmen<br />
Guangdong Light Industrial Machinery<br />
Plant 2 Ltd (GLM2) beteiligt. GLM2<br />
gehört in china zu den Marktführern<br />
seiner Branche und verfügt in Asien über<br />
16 stil stil 17<br />
2 Besuch aus china in Salzgitter<br />
Vor rund 60 Jahren endete die<br />
Demontage des Hüttenwerks<br />
in Salzgitter vorzeitig und<br />
nach heftigen Protesten. Der<br />
Dokumentarfilm „Demontage – Salzgitters<br />
Kampf ums überleben“ hat diese<br />
bewegende und für den Industriestandort<br />
Südostniedersachsen entscheidende Zeit<br />
jetzt eindrucksvoll ins Bild gesetzt.<br />
Regisseurin Alexandra Gerbaulet<br />
sprach für den Film mit zahlreichen Zeitzeugen<br />
und Mitarbeitern und drehte auf<br />
dem Hüttengelände. Daneben enthält der<br />
30-Minuten-Film historisches Material<br />
und Fotos, die die Brisanz der damaligen<br />
Situation zeigen – als wichtige Anlagen<br />
schon abgebaut waren und Fundamente<br />
Mitgesellschafter des Joint Ventures KHS GLM2 informierten sich beim Mutterkonzern<br />
gesprengt werden sollten.<br />
Finanziell getragen wurde der Film<br />
neuen Konzernchefs Prof. Dr.-Ing. Heinz<br />
Jörg Fuhrmann sowie den Vorstandsmitgliedern<br />
Roland Flach (KHS) und Burkhard<br />
Becker (damaliger KHS-Finanzvor-<br />
durch die Stadt Salzgitter mit unterstützung<br />
der Salzgitter AG, der Stiftung<br />
Nord-LB/Öffentliche, der Braunschweigischen<br />
Landessparkasse, dem Institut für<br />
Medienforschung der Hochschule für Bil-<br />
Das Filmteam auf dem Hüttengelände in Salzgitter<br />
stand) wurde den Besuchern der Prozess<br />
dende Kunst Braunschweig, der IG Metall<br />
Abfüllanlagen, Pasteure und Packer der Stahlherstellung vom Hochofen bis<br />
sowie der Hans-Böckler-Stiftung und der 1947 bis zum 20. Januar 1950 sei für die der Film einen bemerkenswerten Beitrag<br />
vor allem für den chinesischen Markt zu den Walzwerken gezeigt. Die Mitgesell-<br />
otto-Brenner-Stiftung.<br />
Region wegweisend gewesen. Zu Recht zur erinnerung an ein wichtiges Stück<br />
hergestellt.<br />
schafter der GLM2, die Herren Wang und<br />
Salzgitters oberbürgermeister Frank könne von der „zweiten und eigentlichen Geschichte. Der Film eigne sich für den<br />
Die Gäste informierten sich bei einer Zhang, zeigten sich sehr beeindruckt, als<br />
Klingebiel lobte bei der Premiere die hohe Geburtsstunde Salzgitters“ gesprochen unterricht an Schulen und beruflichen<br />
Werksführung über eines der modernsten sie einem Stahlkocher bei der Arbeit direkt<br />
zeitgeschichtliche Bedeutung des Demon- werden. Auch für Salzgitter AG-Personal- Ausbildungszentren, um die erinnerung<br />
Hüttenwerke europas. In Begleitung des über die Schulter schauen konnten.<br />
tagestopps. Der Zeitraum von September vorstand Peter-Jürgen Schneider leistet wach zu halten.<br />
FoTo: BAuFoRuM<br />
FoTo: PeTeR LeNKe
indien: ein<br />
Land gibt gas<br />
Das Bruttoinlandsprodukt verfünffacht sich bis 2030<br />
– Größere Wachstumschancen als in china – Wie der<br />
Salzgitter Konzern auf dem Subkontinent aufgestellt ist<br />
e i n e r e p o r ta g e v o n c a r s t e n w u r r (t e x t ) u n d u d o b o j a h r (f o t o s )<br />
Ein voll besetztes indisches Tuk Tuk<br />
18 stil stil 19
Indien gibt Gas: In den<br />
hochmodernen Montagehallen<br />
von KHS in Ahmedabad<br />
werden im Jahr rund 50<br />
Getränkeabfüllanlagen produziert<br />
Indien gibt Gas: Sohan Prasad arbeitet in<br />
Mumbai für die Firma Raj engineering,<br />
die Druckbehälter und Wärmetauscher<br />
herstellt. Kürzlich hat das unternehmen,<br />
ein Kunde von Salzgitter Mannesmann<br />
Pentasteel, seinen ersten Auftrag aus<br />
europa erhalten<br />
20 stil stil 21
Gründete seinen Betrieb 1972: Rajinder Singh<br />
Die Führungscrew der Trading-Gesellschaft in Mumbai von rechts: Bhavyesh Shah, Robert Lenzen, Barath<br />
Shah zusammen mit Heinz Groschke und Dr. Gerd Schöler von der Muttergesellschaft in Düsseldorf<br />
Mumbai und ahmedabad: Konzern-Stützpunkte in einem prosperierenden Markt<br />
Joint Venture von Salzgitter Mannesmann International im Stahlbereich – KHS wuchs in wenigen Jahren zur Nummer eins bei Getränkeabfüllanlagen heran<br />
Die 100 Mitarbeiter von Rajinder<br />
Singh kommen aus allen<br />
Teilen Indiens. <strong>Sie</strong> träumen<br />
den gleichen Traum, der ihren<br />
chef Anfang der 70er-Jahre aus dem hohen<br />
Norden des Subkontinents in die Wirtschaftsmetropole<br />
Mumbai getrieben hat:<br />
auf eigenen Füßen zu stehen, sich Wohlstand<br />
zu erarbeiten. Singh hat es geschafft.<br />
Seine Firma baut Druckbehälter und Wärmetauscher<br />
für Kunden aus ganz Indien<br />
wie zum Beispiel Linde – und kürzlich hat<br />
die „Raj engineering co.“ ihren ersten<br />
Auftrag aus europa erhalten. Singh ist<br />
<strong>auch</strong> für die Zukunft optimistisch: „Ich<br />
suche ständig nach neuen Mitarbeitern.“<br />
Die Raj engineering co. ist ein typisches<br />
Beispiel für ein Land im Aufbruch: Indien<br />
wird in den kommenden Jahren zu einer<br />
Wirtschaftsmacht erster Größenordnung<br />
heranwachsen. Steht das Land mit einem<br />
Bruttoinlandsprodukt (2009) von 1,24 Billionen<br />
uS-$ noch auf Rang elf in der Welt<br />
(Deutschland: 3,3 Billionen uS-$), so sieht<br />
der Internationale Währungsfond (IWF)<br />
den Subkontinent im Jahr 2030 bereits auf<br />
Rang drei – hinter den uSA und china.<br />
Die Salzgitter AG hat dieses Potenzial<br />
erkannt: Salzgitter Mannesmann International<br />
bedient den indischen Stahlmarkt<br />
von Mumbai aus, die Salzgitter-Tochter<br />
KHS hat in Ahmedabad, 800 Kilometer<br />
nördlich von Mumbai, 2007 eine hochmoderne<br />
Produktionsstätte für Getränkeabfüllanlagen<br />
in Betrieb genommen (siehe<br />
Seite 30).<br />
Nariman Point, ein Geschäftsviertel in<br />
Mumbai: Hier hat die Firma Salzgitter<br />
Mannesmann Pentasteel International<br />
(India) pvt. Ltd. ihren Sitz – ein Joint Venture<br />
zwischen der Salzgitter Mannesmann<br />
International GmbH und der indischen<br />
Pentasteel, das seit 2008 besteht. Mumbai<br />
wurde ganz bewusst ausgewählt, weil<br />
die Stadt am Arabischen Meer mit ihren<br />
Farbenfroh: Mumbai ist eine der<br />
dichtbesiedeltsten Städte der Welt<br />
22 Millionen einwohnern die größte<br />
Indiens und die wichtigste Wirtschaftsmetropole<br />
des Landes ist. Begrüßt werden<br />
wir von Robert Lenzen und Bharat K.<br />
Shah, den beiden Geschäftsführern. Shah<br />
ist für Salzgitter seit rund 20 Jahren in<br />
Indien aktiv.<br />
er schwärmt von den chancen, die<br />
Indien bietet: „Während in europa längst<br />
22 stil stil 23
mehr als 400 Kilogramm Stahlverbr<strong>auch</strong><br />
auf jeden Bürger pro Jahr kommen, sind<br />
es in Indien gerade mal 50 Kilogramm.<br />
Da besteht ein riesiger Nachholbedarf –<br />
und das bei einem Markt von 1,2 Milliarden<br />
Menschen! Allein für die geplanten<br />
Milliardeninvestitionen in den Straßen-,<br />
Brücken- und Hausbau wird jede Menge<br />
Stahl benötigt.“ Robert Lenzen ergänzt:<br />
„Da die indischen Stahlproduzenten diesen<br />
Bedarf nicht allein decken können,<br />
muss weiter importiert werden – und da<br />
kommen wir ins Spiel.“ 2009, im bisher<br />
besten Jahr, verkaufte Salzgitter Mannesmann<br />
Pentasteel mit seinen zehn Mitarbeitern<br />
rund 320 000 Tonnen Stahl in<br />
Indien. Shah: „Den überwiegenden Teil<br />
haben wir aus Russland und china bezogen.“<br />
Neuerdings sind <strong>auch</strong> die zunehmend<br />
gefragten elektrobleche im Programm.<br />
etwa fünf Prozent des verkauften Stahls<br />
stammt aus Salzgitter-Produktion. Allein<br />
10 000 Tonnen liefert die Ilsenburger<br />
Grobblech GmbH als Kesselbleche. <strong>Sie</strong><br />
ist auf dem indischen Markt traditionell<br />
gut vertreten und veranstaltet regelmäßig<br />
Kunden- und Anwenderseminare. erst<br />
Anfang Februar waren die Ilsenburger<br />
zusammen mit Salzgitter Mannesmann<br />
International und Salzgitter Mannesmann<br />
Pentasteel in Mumbai und auf der Baumaschinenmesse<br />
(Bc India), einem Ableger<br />
der Münchner BAuMA, vertreten.<br />
einer der Kunden von Salzgitter in<br />
Mumbai ist die Raj engineering co., von<br />
der schon am Anfang dieser Reportage<br />
die Rede war. Dieses unternehmen steht<br />
nicht nur repräsentativ für den Aufbruch<br />
des Landes, sondern <strong>auch</strong> für die Mentalität<br />
seiner Kaufleute. Robert Lenzen:<br />
„Inder sind glänzende Händler, die grundsätzlich<br />
bis zur letzten Rupie feilschen.<br />
und es dauert lange, bis man den ersten<br />
Auftrag bekommt. Hat man aber erst einmal<br />
das Vertrauen gewonnen, dann sind<br />
indische Kunden sehr treu.“<br />
Private einladung am Abend. Rund<br />
200 deutsche Familien leben in Mumbai.<br />
Nach einem Gottesdienst, für den der<br />
deutsche Pastor aus Neu Delhi eingeflogen<br />
ist, hat ein <strong>Hamburg</strong>er Kaufmann<br />
auf seine Dachterrasse mit Blick auf das<br />
Taj Mahal Hotel eingeladen. Wie lebt es<br />
sich in einer Stadt, in der ein Großteil der<br />
Menschen in Slums wohnen müssen –<br />
und in der andererseits gerade das teuerste<br />
Privathaus der Welt für eine Milliarde<br />
uS-Dollar gebaut wurde? Robert Lenzen,<br />
der seit 2008 mit seiner Frau cathrin in<br />
Mumbai lebt, überlegt lange, bevor er<br />
antwortet: „Natürlich begleitet einen die<br />
Armut ständig. Aber trotzdem herrscht<br />
hier eine kolossale Aufbruchstimmung.<br />
Indien ist auf dem richtigen Weg.“<br />
Das Taj Mahal<br />
Hotel: Es dauerte<br />
fast zwei Jahre,<br />
bis es nach dem<br />
Terroranschlag<br />
von November<br />
2008 vollständig<br />
renoviert war<br />
Das Meer umschließt das Zentrum<br />
Mumbais von drei Seiten<br />
Guten Appetit: ein Lastwagen<br />
voller Bananen<br />
„Wir sind am Wachstum beteiligt“<br />
Interview mit Salzgitter-Handelsvorstand Heinz Groschke über die<br />
wirtschaftlichen Perspektiven Indiens<br />
stil Welche Rolle spielt<br />
Indien für Salzgitter Mannesmann<br />
International?<br />
h e i n z g ro s c h k e Salzgitter<br />
Mannesmann International<br />
ist seit vielen Jahren in Indien<br />
aktiv und mit einem<br />
Absatzvolumen von etwa<br />
einer halben Million Tonnen<br />
im Jahr gut etabliert.<br />
unsere Kunden nehmen an<br />
dem Wachstum in Indien<br />
teil, sodass <strong>auch</strong> unser<br />
Geschäfts volumen weiter<br />
wachsen wird. Hinzu kommen neue<br />
Bedürfnisse: Neben Investitionen in die<br />
Infrastruktur werden in Indien zunehmend<br />
stahl intensive Güter nachgefragt<br />
wie Autos, Häuser, Klimatisierungsgeräte.<br />
Dadurch entsteht ein zusätzlicher<br />
Bedarf, bei dessen Deckung wir unseren<br />
Beitrag leisten. Für diese Zielsetzung<br />
sind wir örtlich, organisatorisch und<br />
personell gut aufgestellt. Durch unser<br />
weltweites Netz im Trading sind wir<br />
darüber hinaus gut in der Lage, schnell<br />
und flexibel das zu liefern, was die indischen<br />
Kunden erwarten. Indien ist<br />
also schon seit vielen Jahren für uns<br />
sehr interessant und wird durch die<br />
weitere prognostizierte wirtschaftliche<br />
entwicklung ein noch wichtigerer<br />
Absatzmarkt für uns werden.<br />
stil Trauen <strong>Sie</strong> der indischen Volkswirtschaft<br />
eine ähnlich rasante Entwicklung<br />
zu wie der chinesischen?<br />
g ro s c h k e Zwischen Indien und china<br />
gibt es erhebliche Gemeinsamkeiten,<br />
aber <strong>auch</strong> gravierende unterschiede:<br />
Gemeinsam ist den Ländern, dass sie –<br />
schaut man zurück in der Geschichte –<br />
eine große Tradition als Handelsnationen<br />
haben, auf die sie heute zurückblicken.<br />
Gemeinsam ist darüber hinaus,<br />
dass beide Länder, im Vergleich zu<br />
westlichen Größenordnungen, eine<br />
unvorstellbar große Bevölkerung von<br />
jeweils deutlich mehr als eine Milliarde<br />
einwohnern haben. In beiden Ländern<br />
gibt es zudem breitflächig eine entwicklung<br />
der Basisindustrien und der<br />
Infrastruktur. Dies führt zu Arbeit<br />
und einkommen und das wiederum zu<br />
weiterer wirtschaftlicher entwicklung.<br />
Wegen der großen Masse, die zu bedienen<br />
ist, rechnen wir mit einer lang an-<br />
Heinz Groschke<br />
haltenden wirtschaftlichen<br />
Aufwärtsentwicklung, die –<br />
bei allem konjunkturellen<br />
Auf und Ab – die Weltwirtschaft<br />
über die nächsten<br />
Jahre hinaus stützen wird.<br />
unterschiede gibt es jedoch<br />
im Regierungssystem. Indien<br />
ist die weltgrößte Demokratie.<br />
entscheidungen beispielsweise<br />
für die errichtung eines<br />
neuen Stahlwerks oder<br />
einer Automobilfertigung<br />
dauern lang und sind unter<br />
anderem von Anwohnern gerichtlich<br />
überprüfbar. So erklärt sich <strong>auch</strong> die<br />
entwicklung der Stahlkapazität in Indien<br />
in den vergangenen Jahren auf ein<br />
Niveau von ca. 50 Millionen Tonnen je<br />
Jahr, während china bereits deutlich<br />
mehr als das Zehnfache herstellen kann.<br />
stil Wie hat sich die indische Stahlindustrie<br />
zuletzt entwickelt?<br />
g ro s c h k e Wie schon gesagt, hat sich<br />
die entwicklung der Stahlproduktion<br />
in Indien bislang in Grenzen gehalten –<br />
es wird bei der internationalen Verflechtung<br />
dieses Landes jedoch nicht zu<br />
einer nennenswerten Verlangsamung<br />
des Wirtschaftswachstums führen. Indien<br />
wird die Mengen, die es selbst nicht<br />
herstellt, importieren. Dabei werden<br />
wir eine nicht unerhebliche Hilfestellung<br />
leisten können.<br />
stil Welche Unterschiede sehen <strong>Sie</strong> zu<br />
den anderen Staaten in Asien? Welche<br />
Länder oder Regionen könnten eine<br />
ähnliche Entwicklung nehmen?<br />
g ro s c h k e In der Berichterstattung zu<br />
Indien und china werden die weiteren<br />
südostasiatischen Staaten nicht <strong>immer</strong><br />
ausreichend bewertet. So ist Indonesien<br />
ein schnell wachsendes Land mit zurzeit<br />
240 Millionen einwohnern, das aber<br />
noch sehr am Anfang einer entwicklung<br />
steht. Deutlich dynamischer erleben<br />
wir zum Beispiel Vietnam und Singapur.<br />
Diese Länder haben ein traditionell<br />
enges politisches und wirtschaftliches<br />
Verhältnis sowohl zu ihrem großen<br />
Nachbarn im Norden wie <strong>auch</strong> dem im<br />
Westen und partizipieren vom steigenden<br />
Lebensstandard in diesem großen<br />
Wirtschaftsraum. Auch hier werden wir<br />
durch unsere Gesellschaft in Singapur<br />
an dem Wachstum beteiligt sein.<br />
24 stil stil 25<br />
FoTo: SZAG
26 stil<br />
1. 2.<br />
3.<br />
1. Frühmorgendliche Meditation.<br />
4.<br />
2. 600 Angestellte, 5 Bewohner, 1 Hochhaus: Der indische<br />
Milliardär Mukesh Ambani nahm kürzlich sein neues<br />
Eigenheim (zweites Hochhaus von links) in Besitz.<br />
Geschätzte Baukosten: eine Milliarde Dollar.<br />
3. Viele Bewohner der Stadt werden per Tankwagen mit<br />
Trinkwasser versorgt.<br />
4. Kamele und Dromedare als Zugtiere sind im indischen<br />
Straßenbild kein seltener Anblick.<br />
5. Die Kunst des Balancierens will beherrscht sein: Zwei<br />
Männer transportieren Kartons über eine belebte<br />
Straße von Mumbai.<br />
6. Kühe sind in Indien bekanntlich heilig. Man trifft sie an<br />
allen möglichen – und unmöglichen – Stellen.<br />
5.<br />
6.<br />
Größte<br />
Demokratie<br />
Indien: Zahlen, Daten, Fakten<br />
Mit 1,2 Milliarden<br />
Menschen ist Indien<br />
das zweitbevölkerungsreichste<br />
Land<br />
der Welt. Zurzeit<br />
wächst die einwohnerzahl um knapp 2 %<br />
jährlich, womit man china im Jahr 2040<br />
an Bewohnern überholen würde.<br />
➢ Hauptstadt Indiens ist Neu Delhi.<br />
Als wichtigste Wirtschaftsmetropole gilt<br />
Mumbai, das bis 1996 Bombay hieß.<br />
➢ Indien ist die größte Demokratie der<br />
Welt, Amtssprachen sind Hindi und englisch.<br />
Die unabhängigkeit von der britischen<br />
Krone wurde im Jahr 1947 erreicht.<br />
Premierminister Manmohan Singh wird<br />
von der regierenden Kongresspartei gestellt,<br />
der <strong>auch</strong> Indiens Nationalheld Mahatma<br />
Gandhi (1896-1948) angehörte.<br />
➢ Die Grundlage für die industrielle entwicklung<br />
Indiens wird bis heute durch<br />
Fünfjahrespläne gebildet.<br />
➢ Das Bruttoinlandsprodukt Indiens<br />
wird sich nach Schätzungen des Internationalen<br />
Währungsfonds (IWF) von<br />
1,24 Billionen uS-Dollar im Jahr 2009<br />
auf 7,92 Billionen uS-Dollar im Jahr 2030<br />
mehr als verfünffachen.<br />
➢ Wachstumsbranchen sind die Kfz- und<br />
die Software-Industrie, die Telekommunikation<br />
und der Tourismus.<br />
➢ Wichtigste Handelspartner sind die<br />
uSA (18 %), china (8 %), Großbritannien,<br />
Hongkong und Deutschland mit<br />
jeweils 4 %.<br />
➢ Die Stahlproduktion in Indien ist von<br />
1995 bis 2008 von 22,0 auf 55,1 Millionen<br />
Tonnen im Jahr gestiegen. 2040 sollen es<br />
120 Millionen Tonnen sein.<br />
➢ Die geschätzten Investitionen allein in<br />
die Infrastruktur sollen bis 2020 mehr als<br />
120 Milliarden uS-Dollar betragen.<br />
➢ Die durchschnittliche Lebenserwartung<br />
der Inder ist seit 1955 von 30 auf 65<br />
Jahre gestiegen.<br />
➢ In Indien entstanden vier große Religionen:<br />
Hinduismus, Buddhismus, Jainismus<br />
und Sikhismus. 80,5 % der Inder<br />
sind heute Hindus, 13,3 % Moslems und<br />
2,3 % christen.<br />
➢ Im Großraum Mumbai leben aktuell<br />
rund 22 Millionen Menschen, sechs Millionen<br />
davon in Slums. In Mumbai liegt<br />
der größte Slum der Welt mit Namen<br />
Dharavi. Jeden Tag kommen rund 300<br />
Familien neu in die Stadt.<br />
stil 27
28 stil<br />
indische Lebensfreude<br />
In der Hindu-Mythologie ist der Tanz eine heilige<br />
Handlung, die sogar älter als die erde ist. und die<br />
den Menschen unbändige Freude macht, wie dieses<br />
Foto von einem Tanzfest in Ahmedabad zeigt<br />
stil 29
KHS: In wenigen Jahren zum Marktführer<br />
Hohe Qualität und die Präsenz vor ort waren entscheidend für den Durchbruch in Indien<br />
Der Pförtner kann schwören,<br />
dass er <strong>immer</strong> wieder Besucher<br />
mit offenem Mund an<br />
sich vorbeifahren sieht –<br />
ungläubige Reaktion der Gäste auf das,<br />
was sie vor sich haben: eine moderne,<br />
großzügige Produktionsstätte mit viel<br />
Glas und jeder Menge Grün dazwischen –<br />
völlig untypisch für eine indische Gewerbeimmobilie.<br />
Seit vier Jahren betreibt<br />
die Salzgitter-Tochter KHS in der Nähe<br />
der Fünf-Millionen-einwohner-Stadt<br />
Ahmedabad eine ihrer modernsten Produktionsstätten<br />
für Getränkeabfüllanlagen<br />
– und hat sich in dieser Zeit zum führenden<br />
Anbieter in diesem Bereich auf<br />
dem Subkontinent entwickelt. yatindra R.<br />
Sharma, executive Director KHS India:<br />
„Zu un seren Kunden gehören alle Großen<br />
der Getränke-Industrie – von coca-cola<br />
und Pepsi über Miller bis Nestlé und die<br />
indischen Brauereien.“<br />
Das Werksgelände in Ahmedabad umfasst<br />
110 000 Quadratmeter, was knapp<br />
20 Fußballfeldern entspricht. Die überbaute<br />
Fläche ist 25 000 Quadratmeter<br />
groß; das unternehmen beschäftigt rund<br />
150 Mitarbeiter. In dem Werk werden<br />
die Anlagen ausschließlich montiert, die<br />
Komponenten kommen zu 100 Prozent<br />
aus den deutschen KHS-Werken sowie<br />
von Zulieferern, die sich im umkreis von<br />
zehn Kilometern niedergelassen haben.<br />
Vizepräsident Partho Gose: „Wir haben<br />
mit diesem konsequenten outsourcing<br />
gute erfahrungen gemacht.“ An der KHS<br />
India sind neben der KHS GmbH (94,5<br />
Prozent Geschäftsanteile) <strong>auch</strong> yatindra<br />
Yatindra R. Sharma, Chef von KHS India<br />
Eine architektonische Ausnahme in Indien:<br />
das KHS-Werk in Ahmedabad<br />
Sharma und Mahendra Patel beteiligt.<br />
Das gemeinsame Joint Venture wird seit<br />
1997 erfolgreich betrieben.<br />
Auch wenn KHS India die Planung<br />
einer Anlage mit dem Kunden vor ort<br />
individuell abstimmt, greift das Werk<br />
natürlich auf die umfassenden erfahrungen<br />
der Mutter zurück. Wie sämtliche<br />
KHS-Werke weltweit ist die indische Produktionsstätte<br />
auf die KHS-Qualitätsstrategie<br />
fokussiert. So kann die Gruppe<br />
ihrem internationalen Kundenstamm<br />
die Gewissheit geben, dass jedes einzelne<br />
KHS-Produkt – aus welchem Werk es<br />
<strong>auch</strong> stammen mag – allerhöchsten Qualitätsmaßstäben<br />
genügt. Das Design<br />
der Anlagen stammt grundsätzlich aus<br />
Deutsch land, der Wissensaustausch mit<br />
der Zentrale ist intensiv. ein Beispiel dafür<br />
arbeitet an diesem Nachmittag gerade<br />
in Halle 2 zusammen: Naimesh N. Patel<br />
und André Laube. Der Industriemechaniker<br />
aus Bad Kreuznach: „Mein indischer<br />
Kollege war kürzlich für vier Wochen in<br />
unserem Werk in Bad Kreuznach, jetzt<br />
unterstütze ich die Montage hier.“<br />
KHS in Indien mit Service-Stationen<br />
in chennai und Hyderabad produziert im<br />
Jahr rund 50 Anlagen. 85 Prozent dieser<br />
Anlagen werden in Indien verkauft, der<br />
30 stil stil 31<br />
4. 5.<br />
1.<br />
3.<br />
2.<br />
1.+2.Werksrundgang in Ahmedabad –<br />
im Dezember 2009: u. a. mit<br />
Burk hard Becker, damals KHS-<br />
Finanzvorstand, heute Finanzvorstand<br />
Salzgitter AG (l.), Prof.<br />
Niemeyer, KHS-Technikvorstand<br />
und künftiger Vorstandsvorsitzender<br />
KHS GmbH (2. v. l.), Roland<br />
Flach (3. v. l.), Vorstandsvorsitzender<br />
Klöckner-Werke AG, und<br />
Mahendra Patel (r.). Am selben<br />
Tag wurde Prof. Fuhrmann, Aufsichtsratschef<br />
von KHS, mit einer<br />
indischen Zeremonie begrüßt.<br />
3. Montage in Halle 2.<br />
4. Burkhard Becker im Gespräch<br />
mit Mahendra Patel, KHS Indien.<br />
5. Kollegen für mehr als vier<br />
Wochen: der Inder Naimesh N.<br />
Patel und André Laube aus Bad<br />
Kreuznach.<br />
FoToS: PHoToBoJAHR.De , KHS
Rest geht nach china, Südostasien und<br />
osteuropa. Mit dem Bau des Werkes in<br />
Ahmedabad trug KHS dem Wachstumspotenzial<br />
dieser Region ebenso Rechnung<br />
wie der steigenden Nachfrage in den<br />
benachbarten asiatischen Märkten, die<br />
bis 2007 allein von dem KHS-Werk im<br />
chinesischen Shantou bedient wurden.<br />
Der rasante Aufstieg von KHS India<br />
zum Anbieter Nummer eins auf dem<br />
Subkontinent im vergangenen Jahrzehnt<br />
hat neben der Qualität der Anlagen vor<br />
allem einen Grund: die Präsenz vor ort,<br />
die bei der Produktion eine Berücksichtigung<br />
der lokalen Gegebenheiten ermöglicht<br />
und nach Auslieferung einen schnellen<br />
und zuverlässigen Service.<br />
eine technologisch beispielhafte Anlage<br />
aus KHS-Produktion, die größte in Indien,<br />
kann der Ahmedabad-Besucher nach 30minütiger<br />
Autofahrt in Goblej besichtigen:<br />
Dort nahm coca-cola vor einem<br />
Jahr eine PeT-Flaschenlinie mit einem<br />
Leistungsvermögen von 36 000 Flaschen<br />
pro Stunde in Betrieb. Der Kunde war<br />
von Beginn an so erfreut über die Qualität<br />
Thums up (ohne b!) ist seit Jahrzehnten der beliebteste Softdrink in Indien. Coca-Cola füllt<br />
das Getränk in Lizenz ab<br />
KHS-Anlagen, wohin man blickt: die Coca-Cola-Abfüllanlage in Goblej Für das Handling im Lager hat KHS auto matisierte Lösungen – Arbeiter sind die Ausnahme<br />
der Anlage, dass man bei KHS gleich die<br />
nächsten drei Linien orderte – Inbetriebnahme<br />
noch in 2011. yatindra R. Sharma:<br />
„Diese rasante erweiterung der Fabrikation<br />
zeigt <strong>auch</strong>, dass coca- cola – genau wie<br />
wir – in Indien ein enormes Wachstumspotenzial<br />
sieht, größer als in china.“<br />
KHS in Ahmedabad ist ein begehrter<br />
Arbeitgeber, der soziale Standard vergleichsweise<br />
hoch. Werkseigene Busse<br />
transportieren die Mitarbeiter. Gearbeitet<br />
wird an sechs Tagen in der Woche<br />
jeweils acht Stunden lang, überstunden<br />
werden gut bezahlt. In den Pausenräumen<br />
stehen Getränkeautomaten – und<br />
bei verschiedenen Wettbewerben rund<br />
um das Thema Verbesserungsvorschläge<br />
lobt die Werksleitung <strong>immer</strong> wieder<br />
attraktive Preise aus. Werksleiter uttam<br />
Goswani schmunzelnd: „Als besonders<br />
wirkungsvoll haben sich die Aktionen<br />
erwiesen, bei denen die ehefrauen der<br />
Gewinner ein Geschenk bekamen. Die<br />
fragen nämlich meistens ziemlich schnell<br />
nach dem nächsten Präsent – und die<br />
Männer müssen sich wieder anstrengen.“<br />
„Indien hat großes Potenzial“<br />
Professor Dr. Matthias Niemeyer, ab 1. April Vorstandsvorsitzender<br />
von KHS, über die weiteren Wachstumserwartungen in Asien<br />
stil Welche Rolle spielt<br />
Indien für die KHS GmbH?<br />
p ro f. d r. m at t h i a s niemeyer<br />
Das zunehmende allgemeine<br />
Wirtschaftswachstum in Indien<br />
führt zu einem steigenden<br />
Lebensstandard, der sich<br />
<strong>auch</strong> in dem Bedarf an hochwertigen<br />
Lebensmitteln und<br />
entsprechenden Verpackungen<br />
zeigt. Wir sehen hier ein<br />
großes Potenzial für unsere<br />
innovativen Abfüll- und<br />
Professor Niemeyer<br />
Verpackungsmaschinen. Durch unsere<br />
Präsenz in Indien können wir sowohl<br />
Marktanforderungen und Kundenbedarf<br />
vor ort aufnehmen sowie den Markt<br />
direkt bedienen. unsere Kunden und wir<br />
pro fitieren von günstigeren Produktionsbedingungen,<br />
kürzeren Lieferzeiten und<br />
Kundennähe. Gleichzeitig befinden wir<br />
uns in der Nachbarschaft weiterer interessanter<br />
asiatischer Märkte.<br />
stil Trauen <strong>Sie</strong> der indischen Volkswirtschaft<br />
eine ähnlich rasante Entwicklung<br />
zu wie der chinesischen?<br />
niemeyer Das Potenzial für eine vergleichbare<br />
entwicklung ist sicherlich<br />
vorhanden, <strong>auch</strong> wenn es unterschiede<br />
in den Rahmenbedingungen und der<br />
umsetzung gibt. Hierbei spielen sowohl<br />
die unterschiedlichen Regierungsformen<br />
und entwicklungsprogramme, der einfluss<br />
von staatlich kontrollierten unternehmen<br />
sowie die Infrastruktur, insbesondere<br />
die Verkehrsanbindungen, und<br />
das Ausbildungsniveau eine entscheidende<br />
Rolle. Dabei gibt es <strong>auch</strong> deutliche<br />
regionale unterschiede innerhalb beider<br />
Länder. Des Weiteren liegt das Durchschnittsalter<br />
in Indien 10 Jahre unter<br />
dem von china und 20 Jahre unter dem<br />
von Deutschland, dies stellt ein immenses<br />
Zukunftspotenzial dar.<br />
stil Gibt es regionale Begebenheiten<br />
oder Unterschiede, die Indien von anderen<br />
Märkten unterscheiden?<br />
niemeyer Die Tatsache, dass Indien seit<br />
1949 commonwealth-Staat ist und englisch<br />
als eine der Amtssprachen führt,<br />
vereinfacht das gegenseitige Verständnis<br />
<strong>auch</strong> über bestehende kulturelle unterschiede<br />
hinweg. Diese zeigen sich z. B. im<br />
Kastensystem, das die indische Gesellschaft<br />
in weiten Teilen prägt. Der indische<br />
Staat strahlt als gefestigte und größte<br />
Demokratie der Welt Verlässlichkeit<br />
und Beständigkeit aus.<br />
stil Wie ist KHS in Indien<br />
aufgestellt, um den wirtschaftlichen<br />
Prozess adäquat zu<br />
begleiten? Gibt es definierte<br />
Wachstumserwartungen?<br />
niemeyer KHS ist in Indien<br />
nicht nur in Sachen Produktion,<br />
sondern <strong>auch</strong> was den<br />
Vertrieb, Service und die Konstruktion<br />
angeht, bestens aufgestellt:<br />
So können wir unsere<br />
Kunden vor ort von den ersten Anfragen<br />
über die Abnahme der Maschinen im<br />
Werk bis hin zu einem effizienten Betrieb<br />
jederzeit kompetent beraten und bedienen.<br />
Dazu besitzt KHS in Indien eines<br />
unserer modernsten Schulungszentren.<br />
Dies wird von unseren Kunden sehr begrüßt<br />
und gelobt.<br />
stil Planen <strong>Sie</strong> ein zusätzliches Engagement<br />
in Indien – oder kann das Werk<br />
in Ahmedabad den erwarteten Zuwachs<br />
allein abfedern?<br />
niemeyer Bei der Planung des KHS-<br />
Standorts in Ahmedabad wurden von<br />
Anfang an optionale erweiterungsmöglichkeiten<br />
vorgesehen: einem weiteren<br />
Marktwachstum kann somit durch eine<br />
entsprechende Vergrößerung der Produktionsflächen<br />
auf dem vorhandenen<br />
Werksgelände effizient begegnet werden.<br />
Darüber hinaus bietet sich für die Zukunft<br />
die chance, verstärkt „Local engineering“<br />
zu betreiben. Dabei wird den<br />
Ingenieuren vor ort gezielt die Verantwortung<br />
für die entwicklung von Produkten<br />
gegeben, die zurzeit nicht in<br />
unserem Portfolio sind und die in der<br />
Zukunft <strong>auch</strong> für andere Märkte sehr<br />
interessant sein können.<br />
stil Sehen <strong>Sie</strong> mögliche Gefahren für<br />
den indischen Markt?<br />
niemeyer Die Wirtschaft in Indien hat<br />
sich in den vergangenen Jahren breit<br />
aufgestellt, z. B. in der Informationstechnik<br />
oder im Maschinenbau. Gerade die<br />
Finanzmarktkrise hat aufgezeigt, dass der<br />
Aufschwung und die Wachstumsraten in<br />
Indien auf nachhaltigem Wirtschaften<br />
fußen, sodass wir hier keine konkreten<br />
Gefahren für eine weiterhin positive<br />
Marktentwicklung sehen. Nachdenklich<br />
stimmt uns aber mitunter die Sicherheitslage<br />
in bestimmten Regionen.<br />
32 stil stil 33<br />
FoTo: SZAG
aM 1. Mai iN Die<br />
NeUe SaiSoN<br />
Mit einem <strong>Sie</strong>g in Shanghai verabschiedete<br />
sich Salzgitter AMG<br />
Mercedes mit Fahrer Gary Paffett<br />
von der abgelaufenen Rennsaison.<br />
In der einzel-Gesamtwertung belegte<br />
er Platz zwei, in der Teamwertung<br />
mit Bruno Spengler gewann<br />
man sogar. Im Fernsehen war die<br />
DTM 4047 Stunden lang zu sehen,<br />
ein Plus gegenüber 2009 von 884<br />
Stunden. Auch in der neuen Saison<br />
ab 1. 5. ist das Salzgitter AMG<br />
Mercedes Team wieder dabei.<br />
aUFLöSUNg<br />
Wo steht die Sprungschanze, die<br />
mit dem Stahlbaupreis 2010 ausgezeichnet<br />
wurde? So lautete die Preisfrage<br />
in der vergangenen Ausgabe –<br />
und die richtige Antwort heißt:<br />
Garmisch-Partenkirchen. Die Gewinner<br />
der zehn Jahreskalender der<br />
Salzgitter AG haben ihren Gewinn<br />
bereits erhalten.<br />
gewiNNSPieL<br />
Dieses mal verlost STIL zehn<br />
coole Kühltaschen mit dem<br />
Salzgitter-Logo<br />
Die neue Preisfrage: Wie viele<br />
einwohner hat Indien zurzeit?<br />
Die Antwort schicken <strong>Sie</strong> bis<br />
zum 31. März 2011 an:<br />
<strong>Schau</strong> <strong>Verlag</strong> GmbH, Lange Reihe 29,<br />
20099 <strong>Hamburg</strong> oder per e-Mail an:<br />
info.stil@schauverlag.de<br />
➢<br />
FoToS: PHoToBoJAHR.De, PeTeR LeNKe, SZAG Kunden<br />
DtM: <strong>Sie</strong>g in<br />
Shanghai<br />
aus aller Welt beim Abschlussrennen in Shanghai<br />
Zum DTM-Abschlussrennen am 28. 11. 2010 hatte Salzgitter Mannesmann International (rechtes Foto, 2. v. l.: Handelsvorstand Heinz Groschke) Kunden aus aller Welt eingeladen<br />
iN Der<br />
NÄCHSteN<br />
aUSgabe (1. 6. 2011)<br />
up, up and away<br />
Mehr als 10 000 Starts am Tag allein an<br />
Deutschlands Flughäfen – und in der<br />
Ferienzeit herrscht am Himmel besonders<br />
dichtes Gedränge. Wie ein Flughafen<br />
funktioniert, welche Faszination das Fliegen<br />
ausübt – und wo Stahl überall wichtig<br />
ist, lesen <strong>Sie</strong> in der nächsten STIL<br />
stil<br />
Herausgeber:<br />
Salzgitter AG, Eisenhüttenstr. 99,<br />
38239 Salzgitter<br />
Telefon: 0 53 41 / 21 - 01<br />
www.salzgitter-ag.de<br />
Verantwortlich:<br />
Bernd Gersdorff<br />
(Direktor Konzernkommuni kation)<br />
Koordination:<br />
Olaf Reinecke (Salzgitter AG),<br />
Norbert Fischer<br />
(Unternehmensbereich Röhren)<br />
Leserservice, Heftbestellung:<br />
Michaela Kruffke, Tel. 0 53 41 / 21 - 57 01<br />
E-Mail: stil@salzgitter-ag.de<br />
Realisation:<br />
<strong>Schau</strong> <strong>Verlag</strong> GmbH,<br />
Lange Reihe 29, 20099 <strong>Hamburg</strong><br />
Telefon: 0 40 / 32 87 27 - 0<br />
info.stil@schauverlag.de<br />
Druck: Ruth Printmedien GmbH,<br />
38114 Braunschweig<br />
34 stil stil 35
<strong>Was</strong> <strong>auch</strong> <strong>immer</strong> <strong>Sie</strong> <strong>vorhaben</strong>.<br />
Leichtbaulösungen aus Stahl. Zum Beispiel für die Automobilindustrie.<br />
www.salzgitter-ag.de<br />
36 stil