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Wahlzeitung 2009 - Landeszentrale für politische Bildung ...

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Herausgeber: <strong>Landeszentrale</strong><br />

Wahl<br />

für Mecklenburg-Vorpommern<br />

für <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />

zeitung<br />

überparteilich · informativ · demokratisch<br />

Revolution an der Urne<br />

Kommunalwahl 1989 in der DDR<br />

Seite 2<br />

„Ich gehe<br />

wählen,<br />

weil ich…<br />

Einfluss<br />

nehmen<br />

will.“<br />

Andreas Zachhuber,<br />

Trainer FC Hansa Rostock:<br />

„Ich gehe wählen, weil ich ein<br />

demokratisches Grundrecht<br />

nutzen und auf künftige Politik<br />

Einfluss nehmen will. Wer nicht<br />

wählt, verzichtet auf sein Recht<br />

der Mitbestimmung.“<br />

Am 7. Juni wählen die Bürgerinnen<br />

und Bürger in Mecklenburg-Vorpommern<br />

die Abgeordneten für das Europaparlament,<br />

die Mitglieder der Gemeinde-<br />

und Stadtvertretungen, die<br />

Kreistage, die ehrenamtlichen Bürgermeister<br />

und in den Landkreisen<br />

Mecklenburg-Strelitz und Müritz<br />

auch die Landräte. Es warten also bis<br />

zu fünf Stimmzettel auf den Wähler.<br />

Während es bei den Wahlen zu<br />

den Bürgermeistern und in den beiden<br />

genannten Landkreisen relativ<br />

einfach ist, den Wahlzettel korrekt<br />

auszufüllen, wird es bei den Wahlen<br />

zu den Kommunalparlamenten und<br />

Kreistagen schon etwas schwieriger.<br />

Bürgermeister- und Landratswahlen<br />

sind Personenwahlen. Jeder<br />

Wäh ler hat eine Stimme und macht<br />

Gewinnspiel<br />

auf Seite 4<br />

Alle profitieren von Europa<br />

Polnische Studenten erleben M-V<br />

Seite 3<br />

für die Wahl der Gemeindevertreter am<br />

Wie wird gewählt<br />

Was Sie am 7. Juni beachten müssen<br />

Datum<br />

Stimmzettel<br />

in<br />

Name des Wahlgebietes<br />

Sie haben drei Stimmen: XXX<br />

Sie können alle drei Stimmen einem einzigen Bewerber geben.<br />

Sie können Ihre drei Stimmen aber auch auf mehrere Bewerber<br />

desselben Wahlvorschlags oder verschiedener Wahlvorschläge<br />

verteilen.<br />

Bitte beachten Sie: Bei Abgabe von mehr als drei Stimmen sind<br />

alle abgegebenen Stimmen ungültig!<br />

sein Kreuz bei der Kandidatin oder<br />

dem Kandidaten seiner Wahl.<br />

Auch die Wahlen zu den Gemeinde-<br />

und Stadtvertretungen sind Perso<br />

nen wahlen. Hier hat jeder Wäh ler<br />

wie bei den Wahlen zum Kreis tag<br />

aller dings drei Stimmen.<br />

Hinter jedem Kandidaten befinden<br />

sich auf dem Stimmzettel drei<br />

Kreise. Nun kann der Wähler seine<br />

drei Stimmen entweder einem Kandidaten<br />

geben. Dann sind in alle<br />

drei Kreise hinter dem Kandidaten<br />

Kreuze zu machen. Der Fachbegriff<br />

dafür heißt kumulieren. Der Wähler<br />

kann seine Stimme aber auch aufteilen.<br />

Also dem einen Kandidaten zwei<br />

Stimmen geben und einem anderen<br />

nur eine. Das nennt man panaschieren.<br />

Natürlich können auch alle drei<br />

Stimmen auf drei Kandidaten verteilt<br />

Standhaft<br />

Lübtheener Bürgermeisterin Ute Lindenau<br />

Seite 2<br />

1) Name oder Nr.<br />

, Wahlbereich<br />

1 A-Partei AP 2 B-Partei BP 3 C-Partei CP 4 Einzelbewerber Frerichs<br />

1. Dr. Kodde, Michael<br />

- Psychologe -<br />

2. Kohlenbach, Dirck<br />

- Lehrer -<br />

3. Lehmann, Andreas<br />

- Gastronom -<br />

1. Scholz, Kristine<br />

- Zahnärztin -<br />

2. Budzinski, Jürgen<br />

- Dipl. Mathematiker -<br />

3. Dr. Rickmann, Sabine<br />

- Beamtin -<br />

usw. usw. usw.<br />

__________<br />

1) Entfällt, wenn die Gemeinde nicht in mehrere Wahlbereiche eingeteilt ist.<br />

1. Saathoff, Reinhard<br />

- Richter -<br />

2. Lange, Almut<br />

- Kindergärtnerin -<br />

3. Stahldorf, Ralf<br />

- Tischler -<br />

1. Frerichs, Conrad<br />

- Zahntechniker -<br />

Muster: Landeswahlleiter M-V<br />

werden. In dem Fall wird hinter jedem<br />

der drei ausgewählten Kandidaten<br />

ein Kreuz gemacht.<br />

Bei den Europawahlen werden Listen<br />

gewählt. Sie haben eine Stimme<br />

und wählen eine Partei.<br />

Ganz wichtig: Am 7. Juni müssen<br />

Sie zum Wahllokal Ihre Wahlbenachrich<br />

tigung und einen gültigen Perso<br />

nal ausweis oder Reisepass mitnehmen.<br />

(LpB)<br />

Einwurf<br />

Was machen Sie<br />

am 7. Juni<br />

Sie können ausschlafen und in<br />

Ruhe frühstücken. Sie können zur<br />

Kirche gehen oder eine Radtour<br />

machen. Sie können sich das Formel-1-Rennen<br />

ansehen oder mit<br />

Freunden im Garten grillen. Nur<br />

für eines sollten Sie sich an diesem<br />

Tag auf jeden Fall Zeit nehmen:<br />

Gehen Sie zur Wahl! Es ist einfach,<br />

kostet nicht viel Zeit und das<br />

Wahllokal ist ganz in Ihrer Nähe.<br />

So gering ist der Aufwand um das<br />

Wahlrecht auszuüben – eines der<br />

wichtigsten Rechte, das wir als<br />

Bürgerinnen und Bürger haben.<br />

Noch vor nicht allzu langer Zeit<br />

mussten die Menschen in unserem<br />

Land sich allgemeine, freie,<br />

gleiche und geheime Wahlen hart<br />

erkämpfen. Heute ist es wichtig,<br />

daran zu erinnern, dass wir gerade<br />

mit den Wahlen auf der kommunalen<br />

und der europäischen Ebene<br />

einen entscheidenden Einfluss auf<br />

die Politik in den nächsten Jahren<br />

nehmen können. Wer nicht wählt,<br />

verpasst also niemandem einen<br />

Denkzettel – er überlässt es anderen,<br />

für sich zu entscheiden. Also:<br />

Nehmen Sie Ihre Chance wahr,<br />

gehen Sie am 7. Juni zur Wahl!<br />

Ihr Jochen Schmidt<br />

Direktor der <strong>Landeszentrale</strong><br />

für <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong> M-V<br />

Sie haben die Wahl<br />

Entscheiden Sie über Ihre Zukunft<br />

Gemeinsamer Termin hat sich bewährt<br />

Landeswahlleiter Klaus Hüttebräuker im Gespräch<br />

Der Preis für Wasser und Abwasser,<br />

die Öffnungszeiten der Schwimmhallen,<br />

die verkehrsberuhigte Zone in der<br />

Innenstadt, die neue Kläranlage vor<br />

der Ortschaft. Das sind nur ein paar<br />

Themen, die jede Bürgerin und jeden<br />

Bürger in Mecklenburg-Vorpommern<br />

betreffen. Themen, die nicht nur vor<br />

Ort wichtig sind, sondern die auch<br />

vor Ort entschieden werden.<br />

Denn viele der spürbaren <strong>politische</strong>n<br />

Entscheidungen trifft in der Regel<br />

nicht der Landtag in Schwerin oder<br />

gar der Bundestag in Berlin, es sind die<br />

kommunalen, ehrenamtlichen Volksvertreter<br />

in den Kreistagen, Stadtparlamenten<br />

und Gemeindevertretungen,<br />

die oftmals über die alltäglichen Dinge<br />

bestimmen. Nahezu alle Bereiche,<br />

die mit der Gemeindeentwicklung zu<br />

tun haben, gehen über den Tisch der<br />

Gemeindevertreter.<br />

Am 7. Juni haben Sie die Wahl, wer<br />

Ihre Interessen in den kommenden<br />

fünf Jahren vertreten wird. Sie können<br />

über Ihre Gemeindevertretung,<br />

Ihren Bürgermeister, Ihren Kreistag<br />

und Ihren Abgeordneten im Europaparlament<br />

entscheiden. Was vor Ihrer<br />

Haustür passiert, haben Sie in der<br />

Hand.<br />

Sie müssen in Ihrem Alltag jeden<br />

Tag unzählige Entscheidungen treffen.<br />

Wo tanken Sie, wie verhalten Sie sich<br />

gegenüber Ihrem Chef, was erzählen<br />

Sie Ihren Kindern, was kochen Sie,<br />

welche Zahnpasta kaufen Sie. Dinge,<br />

die Sie zum Teil wohl überlegen und<br />

zum Teil aus Routine erledigen. Wollen<br />

Sie da die Entscheidung, wer Sie<br />

regiert, anderen überlassen Wollen<br />

Sie, dass <strong>politische</strong> Extremisten über<br />

Sie bestimmen Wollen Sie einer Politik<br />

der Menschenverachtung, Fremdenfeindlichkeit<br />

und Intoleranz Ihr<br />

Vertrauen schenken Wollen Sie sich<br />

nach der Wahl über die Politik ärgern<br />

und wissen, dass Sie nicht über die<br />

Politik abgestimmt haben<br />

Machen Sie deshalb von Ihrem<br />

Wahlrecht Gebrauch. Gehen Sie<br />

wählen. Wählen sie demokratische<br />

Parteien.<br />

Kaum eines Ihrer Rechte ist so einfach<br />

in Anspruch zu nehmen wie Ihr<br />

Wahlrecht. Sie müssen dazu keine<br />

klein gedruckten Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

lesen und keinen<br />

Anwalt bemühen.<br />

Sie können darüber entscheiden,<br />

dass es in Ihrer Gemeinde oder in ihrer<br />

Stadt eine gesicherte, friedliche,<br />

auf guter Nachbarschaft basierende<br />

Zukunft gibt. (LpB)<br />

Besondere Vorkommnisse erwartet<br />

Landeswahlleiter Klaus Hüttebräuker<br />

bei den Kommunal- und Europawahlen<br />

am 7. Juni in Mecklenburg-Vorpommern<br />

nicht. Pannen irgendeiner<br />

Form gab es vor den Wahlen auch<br />

nicht zu verzeichnen. Alles geht<br />

seinen gewohnten Gang. Im Jahr 20<br />

nach der Wiedervereinigung sind<br />

Kommunal- und Europawahlen im<br />

Nordosten schon Routine.<br />

Die Kommunalwahlen liegen in<br />

Mecklenburg-Vorpommern seit 1994<br />

auf einem Termin mit den Europawahlen.<br />

Das erspart Aufwand und damit<br />

Kosten. Auch auf die Wahlbeteiligung<br />

hatte dieser gemeinsame Termin<br />

bislang positive Auswirkungen. „Das<br />

hat sich bewährt“, so Hüttebräuker.<br />

Bei den letzten gemeinsamen Wahlen<br />

2004 lag die Wahlbeteiligung bei den<br />

Kommunalwahlen bei 44,9 Prozent,<br />

bei den Europawahlen gaben 45,1<br />

Pro zent der Wähler ihre Stimme ab.<br />

Wahlberechtigt sind bei den Europawahlen<br />

alle Deutschen und Staatsbürger<br />

der EU-Mitgliedsländer, die<br />

das 18. Lebensjahr vollendet haben<br />

und seit mindestens drei Monaten<br />

in einem EU-Mitgliedsland leben.<br />

Nach Angaben von Hüttebräuker<br />

sind in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Die Wahlergebnisse 2004 in M-V<br />

Ergebnis Kommunalwahl 2004<br />

(Wahlbeteiligung: 44,9%)<br />

Grüne<br />

3,1%<br />

FDP<br />

6,1%<br />

SPD: 19,1%<br />

Andere:<br />

12,7%<br />

PDS: 20,2%<br />

CDU: 38,8%<br />

(Die Partei „Die Linke“ ist 2004<br />

unter dem Namen PDS angetreten.)<br />

rund 1,4 Mil lionen Menschen, davon<br />

8.600 EU-Bürger bei den Europawahlen<br />

wahlberechtigt. 31 Parteien<br />

und <strong>politische</strong> Vereinigungen treten<br />

zur Wahl an.<br />

Bei den Kommunalwahlen können<br />

ebenfalls alle Deutschen und EU-<br />

Bürger wählen, allerdings schon ab<br />

dem 16. Lebensjahr. Es gilt insgesamt<br />

über 7.000 Mandate in den Gemeinde-,<br />

Stadt- und Kreisvertretungen zu<br />

Ergebnis Europawahl 2004<br />

(Wahlbeteiligung: 45,1%)<br />

FDP<br />

3,9%<br />

Grüne<br />

4,8%<br />

SPD: 16,1%<br />

Andere:<br />

11,1%<br />

PDS: 21,7%<br />

CDU: 42,4%<br />

Quelle: Landeswahlleiter M-V<br />

besetzen. Die Wahl lokale sind am<br />

7. Juni von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet.<br />

Jeder Wahlberechtigte hat bis<br />

spätestens 17. Mai eine Wahlbenachrichtigung<br />

erhalten. Wer am 7. Juni<br />

verhindert ist und nicht persönlich<br />

das Wahllokal aufsuchen kann, beantragt<br />

mit der Wahlbenachrichtigung<br />

die Briefwahl unterlagen. Dies muss<br />

bis zum 5. Juni um 18.00 Uhr geschehen.<br />

(LpB)


2 <strong>Wahlzeitung</strong> KOMMUNALWAHL <strong>2009</strong> mai <strong>2009</strong><br />

Ute Lindenau ist gestandene<br />

Kom mu nalpolitikerin. Die Bürgermeisterin<br />

von Lübtheen ist in der<br />

Lindenstadt geboren, kennt viele in<br />

ihrer Heimatstadt und ist mit den<br />

Sorgen und Nöten ihrer Einwohner<br />

vertraut. Seit 2002 ist Lindenau<br />

Bürgermeisterin und weiß, welche<br />

Spielräume Kommunalpolitik bietet.<br />

„Die wesentliche Gestaltung der<br />

Gemeindeentwicklung, zum Beispiel<br />

des Straßenbaus, der Infrastruktur,<br />

der Bauleitplanung bis zum Brandschutz<br />

und den verschiedenen Facetten<br />

der Daseinsvorsorge von der<br />

Kinderbetreuung bis zu Freizeit- und<br />

Erholungseinrichtungen werden vor<br />

Ort durch die Stadtvertretung entschieden“,<br />

so Lindenau. Natürlich<br />

seien die finanziellen Möglichkeiten<br />

manchmal sehr begrenzt. Aber dann<br />

komme es eben darauf an, was man<br />

daraus mache.<br />

Lübtheen ist in den vergangenen<br />

Jahren immer wieder in die Schlagzeilen<br />

gekommen. Und das nicht<br />

wegen der Infrastrukturpolitik seiner<br />

Bürgermeisterin. Die rechte Szene ist<br />

in der Stadt in der Griesen Gegend<br />

überaus aktiv. „Es ist schwierig“, sagt<br />

die Bürgermeisterin. „Das Image der<br />

Stadt ist beschädigt. Bislang haben<br />

es Mitglieder rechtsextremer Parteien<br />

nicht versucht, in die Stadtvertretung<br />

von Lübtheen einzuziehen. Die<br />

Situation vor den Kommunalwahlen<br />

am 7. Juni sieht anders aus und<br />

scheint hingegen brisant. Auffällig<br />

viele Wahl plakate werben im Landkreis<br />

Ludwigslust für eine Partei, die<br />

sich außerhalb des demokratischen<br />

Spektrums befindet.<br />

Ute Lindenau wird deutlicher,<br />

wenn es um den Umgang mit solchen<br />

Parteien geht. „Man kann die<br />

NPD nur verbieten. Man weiß doch,<br />

was in Deutschland passiert ist. Mit<br />

unserer Vergangenheit, kann man so<br />

etwas nicht zulassen.“ An Informationen<br />

fehlt es nicht. Welche Gesinnung<br />

Standhaft für Demokratie<br />

und Mitmenschlichkeit<br />

Lübtheens Bürgermeisterin Ute Lindenau über den Job als Kommunalpolitikerin<br />

zu Tage tritt, wenn die Biedermänner<br />

ihre Maske fallen lassen und sich unter<br />

ihresgleichen bewegen, wird in<br />

regelmäßigen Abständen deutlich.<br />

Das Weltbild hinter den heimatverbunden<br />

und sozial engagiert klingenden<br />

Parolen ist geprägt von Hass und<br />

Menschenverachtung.<br />

Kommunal<strong>politische</strong> Entscheidungen<br />

können oftmals nur im Konsens<br />

zwischen den verschiedenen Parteien<br />

getroffen werden. Tages<strong>politische</strong><br />

Fragen werden da meistens nach<br />

Sachlage und nicht nach großen<br />

Ideologien entschieden. Das Miteinander<br />

zwischen den Menschen<br />

in den jeweiligen Gemeinden und<br />

Städten ist die Grundlage für eine<br />

gedeihliche Entwicklung der Kommunen.<br />

Auch bei unterschiedlichen<br />

Meinungen steht die Gesprächsbereitschaft<br />

der Kommunalpolitiker im<br />

Vordergrund. Wer seine <strong>politische</strong>n<br />

Ansichten mit Gewalt durchsetzen<br />

will, steht außerhalb der zivilisierten<br />

Kultur einer Demokratie.<br />

Die überwiegende Zahl der 4.800<br />

Einwohner in Lübtheen hat sich<br />

deutlich entschieden. So zählen die<br />

vielen Vereine der Stadt etwa 2.000<br />

Mitglieder. Ehrenamtliches Engagement<br />

wird bei den Lübtheenern groß<br />

geschrieben. „Hier kommt es wie in<br />

jeder anderen Stadt auf jeden einzelnen<br />

an, Zivilcourage zu zeigen und<br />

sich zu fragen, was er für seine Stadt<br />

tun kann“, sagt Ute Lindenau. (LpB)<br />

„Durch<br />

Wahlen<br />

kann man<br />

Extremisten<br />

verhindern.“<br />

Sascha Gluth, Schauspieler<br />

„Wählen zu gehen ist ein Recht,<br />

für das andere gekämpft haben.<br />

Deshalb finde ich es unheimlich<br />

wichtig, dass jeder von seinem<br />

Wahlrecht Gebrauch macht.<br />

So hat es jeder auch in der Hand,<br />

wo es künftig mit unserem Land<br />

Mecklenburg-Vorpommern und<br />

mit Europa hingeht.<br />

Und wir sind uns doch alle einig,<br />

dass man durch die Wahlen Extre<br />

misten verhindern kann.“<br />

LpB: Herr Tesch, Sie sind gleichzeitig<br />

Bürgermeister und Landesminister.<br />

Weshalb sind Sie Bürgermeister<br />

geblieben, wo man als Minister<br />

doch anscheinend viel mehr Macht<br />

hat<br />

Henry Tesch: Weil ich mich in der<br />

Umgebung, in der ich wohne, wohlfühle,<br />

mit ihr verbunden fühle und<br />

mich gerne für die Belange der Menschen<br />

engagiere. Im Übrigen, ich wurde<br />

gefragt, ob ich das Amt nicht doch<br />

weitermachen kann. Die erste Frage<br />

dabei ist nicht die nach der Macht,<br />

sondern die nach der Übernahme von<br />

Verantwortung für andere; das Eintreten<br />

für andere Men schen. Macht ist<br />

dabei ein eher nach rangiges Thema.<br />

Macht ist in einer Demokratie nur<br />

dann da, wenn sie gestützt und gemeinsam<br />

getragen wird, im gemeinsamen<br />

Interesse für eine gemeinsame<br />

Sache ausgeübt wird. Egal ob als Bürgermeister<br />

oder als Minister.<br />

LpB: Kann ein Bürgermeister<br />

manch mal vielleicht sogar mehr<br />

bewe gen als ein Minister<br />

Henry Tesch: Ein Bürgermeister<br />

kann auf Gemeindeebene viel bewegen,<br />

besonders, wenn er mit den<br />

Gemeindevertretern eng zusammenarbeitet.<br />

Ein Minister kann auf Landesebene<br />

ebenfalls viel bewegen. Dieses<br />

erfolgt in Zusammenarbeit mit den<br />

Abgeordneten des Landtages. In beiden<br />

Fällen muss man beweglich und<br />

kreativ an die Aufgaben herangehen.<br />

LpB: Weshalb haben Sie sich<br />

zuerst als Gemeindevertreter und<br />

dann als Bürgermeister überhaupt<br />

in der Kommune engagiert<br />

Auf ein Wort, Herr Tesch…<br />

Interview mit Henry Tesch,<br />

Bürgermeister von Roggentin im Landkreis Mecklenburg-<br />

Strelitz und Minister für <strong>Bildung</strong>, Wissenschaft und Kultur<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Henry Tesch: Ich wollte mithelfen<br />

und mit gestalten in meiner Gemeinde<br />

Roggentin. Deshalb habe ich mich<br />

1994 erstmals als Gemeindevertreter<br />

aufstellen lassen. Dann wurde ich von<br />

den Mitbürgerinnen und Mitbürgern<br />

gefragt, ob ich nicht auch als Bürgermeister<br />

kandidieren will. Ich habe<br />

mich der Verantwortung gestellt und<br />

wurde 1999 und 2004 als Bürgermeister<br />

direkt gewählt. Als Gemeindevertreter<br />

weiß man ganz genau, was vor<br />

Ort in der Gemeinde zu tun ist, um<br />

das Gemeindeleben voranzubringen.<br />

Die Aufgaben reichen von Wegebau<br />

über die Nutzung der KITA für junge<br />

Leute bis zu kleinen Alltagssorgen<br />

der Mitbürgerinnen und Mitbürger.<br />

Diese konkreten Aufgabenstellungen<br />

machten und machen mir Spaß.<br />

LpB: Liegt der Kommunalpolitiker<br />

Tesch auch manchmal mit dem<br />

Landespolitiker Tesch im Streit<br />

Henry Tesch: Manchmal ja. Die<br />

Kommunalpolitik ist – das liegt doch<br />

auf der Hand – näher an den Problemen<br />

dran. Der regionale Umfang<br />

ist doch recht überschaubar. In der<br />

Landespolitik ist die Interessenlage<br />

der einzelnen Beteiligten viel umfassender.<br />

Lösungen aufzuzeigen, unter<br />

Beteiligung all der Interessenvertreter,<br />

ist von daher nicht einfacher.<br />

Gleichwohl ist das die große Kunst<br />

in der Landespolitik. Mir gelingt das<br />

ganz gut und darum werde ich mich<br />

auch weiterhin bemühen.<br />

LpB: Was sagen Sie Menschen,<br />

die am 7. Juni lieber zu Hause bleiben,<br />

als zur Wahl zu gehen<br />

Henry Tesch: Zur Europawahl am<br />

7. Juni <strong>2009</strong> gab es einem Plakatwettbewerb<br />

der Europäischen Kommission.<br />

Dazu haben Jugendliche Plakat-<br />

und Sloganentwürfe ein gesandt.<br />

Ein Vorschlag hat mich besonders<br />

beeindruckt. Der Plakat slogan lautet:<br />

`Schockt Eure Eltern – geht wählen!´<br />

(siehe Abbildung).<br />

Diesem Aufruf kann ich mich nur<br />

anschließen: Geht wählen, nutzt diese<br />

Gelegenheit, um Euch einzubringen.<br />

Die gewählte – demokratisch<br />

gewählte! – Mehrheit be stimmt die<br />

Kommunalpolitik und im Großen –<br />

also in Europa – die Eu ro pa politik.<br />

Wichtig ist: Geht wäh len, um die<br />

Demokratie, unser gro ßes Gut, das<br />

wir in Deutschland und Europa haben,<br />

zu stützen. Jeder der nicht wählen<br />

geht, jede, die nicht wählen geht,<br />

stützt – schon rein rechnerisch – die<br />

undemokratischen rechten Kräfte.<br />

LpB: Herr Tesch, vielen Dank für<br />

das Gespräch.<br />

Revolution an der Wahlurne<br />

Die Kommunalwahl 1989 war Beginn des Umbruchs<br />

Welch weitreichende Folgen<br />

Kom munalwahlen haben können,<br />

zeigt die jüngste Geschichte. Im<br />

Mai 1989 sollten in der DDR zwar<br />

eigent lich nur die kommunalen Vertretungen<br />

gewählt werden, doch es<br />

entwickelte sich daraus eine immer<br />

stärker werdende Opposition gegen<br />

das staatliche System der DDR. Dr.<br />

Klaus Bästlein, Mitarbeiter bei der<br />

Landesbeauftragten für die Unterlagen<br />

des Staatssicherheitsdienstes<br />

der ehemaligen DDR in Berlin, mit<br />

einem Rückblick auf die Ereignisse<br />

im Frühjahr 1989.<br />

Die Kommunalwahlen in der<br />

DDR am 7. Mai 1989 –<br />

Vom Vertuschen einer<br />

Fälschung zum Sturz der SED-<br />

Diktatur<br />

„98,85 Prozent stimmten für die<br />

Kandidaten der Nationalen Front!“<br />

verkündete der Vorsitzende der zentralen<br />

Wahlkommission Egon Krenz<br />

am 8. Mai 1989. Doch er hatte die<br />

Rechnung ohne die Opposition in<br />

der DDR gemacht. Denn allein in<br />

Berlin war die Auszählung der Stimmen<br />

in rund 200 Wahllokalen beobachtet<br />

worden. In Weißensee war das<br />

sogar in 66 der 67 Stimmbezirke gelungen.<br />

Damit konnte die Fälschung<br />

der offiziellen Ergebnisse entlarvt<br />

wer den.<br />

Die Bürger hatten bei den Einheitslisten<br />

in der DDR ja ohnehin keine<br />

Wahl. Dass aber selbst die so herbeigeführten<br />

Ergebnisse noch gefälscht<br />

wurden, sorgte für Wut und Empörung.<br />

Bürger erstatteten Anzeige wegen<br />

Wahlfälschung – und gerieten<br />

damit ins Visier der Staatssicherheit.<br />

Die Justiz wurde sofort „angeleitet“,<br />

auf Anzeigen nicht zu reagieren.<br />

Die Anweisungen dazu gingen<br />

von Egon Krenz über Erich Mielke<br />

und den Stellvertretenden DDR-<br />

Generalstaats anwalt Karl-Heinrich<br />

Borchert an die Staats anwaltschaften<br />

vor Ort.<br />

Der Zugriff auf die Justiz gelang.<br />

Die Staatsanwaltschaften sollten keine<br />

Nachforschungen zu den Wahlfälschungen<br />

anstellen, sondern nur<br />

die Verfahren einstellen. Darüber gerieten<br />

aber selbst DDR-Staatsanwälte<br />

in Zweifel. Der Zorn der Bürger ließ<br />

sich ohnehin nicht mehr besänftigen.<br />

Es kam zu Demonstrationen, die Stasi<br />

und Polizei gewaltsam unterdrückten.<br />

Die Proteste sollten aber nicht<br />

mehr enden. Sie waren vielmehr der<br />

Auftakt zum Ende der SED-Diktatur.<br />

Dr. Klaus Bästlein<br />

„För düsse<br />

Welt möt<br />

hüt öwer<br />

jedein wat<br />

daun!“<br />

Norbert Bosse<br />

Freier Journalist und Moderator<br />

„Ward ümmer secht, de da baben,<br />

de moken dat all.<br />

So löppt da öwer nich mier. Siet<br />

20 Johren können wi sülbens dor<br />

mang gahn un ok n´poor Würd<br />

miträden.<br />

Wecker will, dat de richtigen Lüd<br />

an´t Ruder kamen, un nich blot´s<br />

Schnacker, de möten to Wahl<br />

gohn un ehr Krüz mocken.<br />

,As uns´ Herrgott de Welt erschaffen<br />

ded, fung hei bi Meckelnborg<br />

an …‘ het Fritz Reuter schräben.<br />

För düsse Welt möt hüt öwer<br />

jedein wat daun!“


europaWAHL <strong>2009</strong> <strong>Wahlzeitung</strong> 3<br />

Was bedeutet die Europäische Union für uns<br />

EU sichert Frieden<br />

Frieden und Sicherheit in Europa<br />

– das scheint uns heute selbstverständlich:<br />

Undenkbar, Konflikte und<br />

Gegensätze zwischen den Mitgliedstaaten<br />

der EU mit Gewalt auszutragen.<br />

Das ist die größte Erfolgsgeschichte<br />

der EU – und der wichtigste<br />

Grund, weiter an Europa zu bauen.<br />

Dazu Ministerpräsident Erwin Sellering:<br />

„Die Europäische Union ist das<br />

bedeutendste Friedensprojekt aller<br />

Zei ten. Wir wollen weiter friedlich<br />

mit unseren Nachbarn leben. Dazu<br />

brau chen wir die Europäische Union.“<br />

EU fördert Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Mecklenburg-Vorpommern profitiert<br />

von Europa: Das Land wird bis<br />

2013 rund fünf Milliarden Euro von<br />

der EU erhalten. Damit wurden und<br />

werden Arbeitsplätze geschaffen, die<br />

Wirtschaft sowie der ländliche Raum<br />

gefördert und Verkehrswege ausgebaut.<br />

Vor allem die Bereiche Innovation<br />

und Entwicklung, Forschung<br />

und Technologie, <strong>Bildung</strong> und Ausbildung<br />

sollen gestärkt werden. Mit<br />

den EU-Mitteln holt das Land weiter<br />

auf.<br />

Jugend und <strong>Bildung</strong><br />

‚grenzen-los’<br />

Junge Menschen haben heute fast<br />

‚grenzen-lose’ Möglichkeiten in Europa.<br />

Schüleraustausch steht oft am<br />

Anfang. Studium, Ausbildung und<br />

Arbeit werden grenzüberschreitend<br />

innerhalb der EU immer mehr erleichtert.<br />

Bürokratische Hürden verschwinden,<br />

gemeinsame Standards<br />

schaffen neue Chancen – europaweit.<br />

Verbraucherrechte,<br />

ernst genommen<br />

Die EU setzt sich für den Verbraucherschutz<br />

ein. Ob bei Pauschal-,<br />

Flug- und Bahnreisen, Auslands-SMS,<br />

Einfuhr von gefährlichem Spielzeug,<br />

Bankgebühren bei Auslandsüberweisungen<br />

oder bei Haustürgeschäften:<br />

die Bürgerinnen und Bürger profitieren<br />

EU-weit von starken, einheitlichen<br />

Verbraucherrechten.<br />

Sichere Energie,<br />

besseres Klima<br />

Erneuerbare Energien fördert die<br />

EU. Das schont das Klima und macht<br />

unabhängiger von Importen. Der<br />

An teil der erneuerbaren Energien an<br />

der allgemeinen Stromerzeugung in<br />

Meck lenburg-Vorpommern (2007:<br />

44 Pro zent) liegt mit an der Spitze<br />

in Europa.<br />

Die EU will mit vereinter Kraft das<br />

Klima schützen und die Energieversorgung<br />

sichern. Der Klimawandel<br />

ist ein globales Problem, Europa<br />

spricht hier mit einer Stimme und<br />

nimmt weltweit eine Vorreiterrolle<br />

ein.<br />

Zusammenarbeit<br />

der Regionen<br />

Die EU unterstützt die Zusammenarbeit<br />

zwischen den Regionen.<br />

Mecklenburg-Vorpommern setzt den<br />

Schwerpunkt im Ostseeraum. Hier<br />

treibt die EU mit einer gesonder ten<br />

Strategie die Entwicklung voran.<br />

Viele Projekte verbinden uns mit<br />

den Nachbarn und Partnern in Polen,<br />

Südschweden und Südwestfinnland<br />

– für mehr Sicherheit, für den<br />

Schutz der Ostsee, den Handel, für<br />

Forschung im Verbund oder für gemeinsame<br />

Vermarktung im Tourismus.<br />

(Staatskanzlei Mecklenburg-<br />

Vorpommern)<br />

von Marcin Masłowski<br />

und Marek Kowalczyk<br />

Alle profitieren von Europa<br />

Zwei polnische Studenten erleben Mecklenburg-Vorpommern<br />

Europa ist überall in Polen präsent.<br />

Jedem Besucher unserer Heimat<br />

fallen sofort die vielen Schilder<br />

mit dem Emblem der Europäischen<br />

Union auf. Ohne Europa wäre die rasante<br />

Entwicklung Polens seit Beginn<br />

der neunziger Jahre nicht möglich<br />

gewesen. Auf vielfältige Weise hat<br />

Europa den Aufschwung in Polen<br />

Marcin Masłowski und Marek Kowalczyk<br />

vorangetrieben. Die Industrie entwickelte<br />

sich schneller und die polnischen<br />

Landwirte profitieren von den<br />

Beihilfen der Europäischen Union.<br />

Es lohnt sich wieder, in der Landwirtschaft<br />

zu arbeiten, dadurch sinkt<br />

die Arbeitslosigkeit im ländlichen<br />

Raum. Der Ausbau der Infrastruktur<br />

wird durch den Europäischen Fond<br />

für Regionalentwicklung unterstützt.<br />

Seit 2004 ist Polen Mitglied der<br />

EU. Dadurch und durch den Beitritt<br />

zum Schengen-Raum sind viele<br />

Reisebeschränkungen für Polen,<br />

aber auch für alle Europäer, die Polen<br />

besuchen wollen, gefallen. Erst<br />

durch diese neue Mobilität sind ein<br />

Zusammenwachsen und ein besseres<br />

Verständnis zwischen Deutschen<br />

und Polen möglich. Polnische Ausbildungsabschlüsse<br />

werden überall<br />

in der Europäischen Union anerkannt:<br />

eine große Chance für polnische<br />

Bürger, die eine Arbeit in einem<br />

der 27 EU-Staaten aufnehmen<br />

möchten.<br />

Besonders viele und großartige<br />

Chancen bieten sich der polnischen<br />

Jugend im vereinten Europa. Polnische<br />

Studenten haben die Möglichkeit,<br />

in allen EU-Ländern zu<br />

studieren. Dafür sind wir beide ein<br />

gutes Beispiel: Als Erasmus-Studenten<br />

konnten wir zwei Semester an<br />

der Universität Rostock studieren.<br />

Zurzeit machen wir im Rahmen des<br />

Erasmus-Programms ein Praktikum<br />

bei der <strong>Landeszentrale</strong> für <strong>politische</strong><br />

<strong>Bildung</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />

in Schwerin.<br />

Bei den vielen Begegnungen mit<br />

jungen Deutschen ist uns auch eines<br />

klar geworden: Nicht nur wir Polen<br />

haben von unserem EU-Beitritt profitiert.<br />

Auch Deutschland gewinnt<br />

durch die Erweiterung der Europäischen<br />

Union nach Osten. Wir kommen<br />

uns einfach näher, lernen uns<br />

besser kennen und sind inzwischen<br />

ganz normale Nachbarn, die praktisch<br />

Tür an Tür leben.<br />

Unser Aufenthalt in Deutschland<br />

gibt uns die Möglichkeit, das Leben<br />

in zwei EU-Ländern zu vergleichen.<br />

Von besonderer Bedeutung erachten<br />

wir die Zusammenarbeit zwischen<br />

Mecklenburg-Vorpommern und unserer<br />

Woiewodschaft Westpommern<br />

(wojewodztwo zachodniopomor skie)<br />

und das Zusammenleben der Deutschen<br />

und Polen in der Grenz region.<br />

Und wir haben festgestellt, die Lebenserfahrungen<br />

der Polen und der<br />

Deutschen aus den neuen Bundesländern<br />

ähneln sich in vielem. Der<br />

Begriff „Europa“, der für uns früher<br />

auch eher etwas Abstraktes war, ist<br />

inzwischen mit Leben gefüllt.<br />

Europa ist eben nicht in erster Linie<br />

die manchmal nur schwer verständliche<br />

Bürokratie in Brüssel und<br />

Straßburg. Europa sind vor allem<br />

die Menschen, die hier leben. Und<br />

die profitieren davon, dass die Gedanken<br />

nicht mehr am Schlagbaum<br />

einer Grenze enden. Nur ein Beispiel<br />

dazu: Während unseres Praktikums<br />

sind wir mit dem Team des <strong>Bildung</strong>sbusses<br />

„Demokratie auf Achse“ oft<br />

7<br />

13<br />

43<br />

41<br />

30<br />

die sitzverteilung im europäischen parlament in strassburg nach<br />

fraktionen - aussen die zahl der deutschen abgeordneten .<br />

Sitzverteilung im Europäischen Parlament nach Fraktionen –<br />

aussen die Zahl der deutschen Abgeordneten.<br />

Quelle: Europäisches Parlament, Informationsbüro für Deutschland<br />

unterwegs und berichten Schülern<br />

in Mecklenburg-Vorpommern von<br />

un serem Land. Die jungen Leute<br />

sind interessiert und fragen uns nach<br />

Polen, unserer Geschichte, unserem<br />

Leben und Zukunftswünschen, nach<br />

der Politik unseres Staates und den<br />

Parteien in Polen.<br />

Die älteren Leute in Mecklenburg-<br />

Vorpommern, die aus den ehemaligen<br />

deutschen Gebieten im heutigen<br />

Polen stammen, möchten wissen,<br />

was sich bei uns seit 1990 verändert<br />

hat. Wir sprechen mit ihnen über die<br />

neueste Geschichte Polens, z.B. über<br />

die Gewerkschaft Solidarnosc, ihren<br />

Einsatz für Freiheit, Demokratie und<br />

Offenheit und die demokratische<br />

Wende in Polen.<br />

Die Deutschen empfinden wir als<br />

angenehme, wenn auch am Anfang<br />

ein wenig unnahbare Leute. Wir<br />

glauben, unsere Völker sollten engere<br />

Beziehungen pflegen und sich immer<br />

besser kennenlernen, um noch<br />

bestehende Vorurteile abzubauen.<br />

Die Europäische Union bietet uns<br />

217 100<br />

44<br />

UEN: Fraktion Union für das Europa der Nationen<br />

22<br />

23<br />

288<br />

da für die besten Möglichkeiten.<br />

Deshalb gehen auch wir am 7. Juni<br />

zur Wahl.<br />

„Wer nicht<br />

wählen<br />

geht,<br />

wählt die<br />

Anderen! “<br />

49<br />

Jennifer Rostock, Musikerin<br />

Uns ist es wichtig, dass die Menschen<br />

ihren eigenen Kopf haben<br />

und zu ihrer Meinung stehen!<br />

Das gilt auch – und insbesondere<br />

– für die Politik.<br />

Die Abgabe einer Stimme ist in<br />

unserer demokratischen Welt die<br />

einzige direkte Möglichkeit zu<br />

zeigen, dass es dir nicht egal ist,<br />

was um dich herum passiert. Und<br />

außerdem – wer nicht wählen<br />

geht, wählt die Anderen!<br />

7


4 <strong>Wahlzeitung</strong> WAHL <strong>2009</strong> mai <strong>2009</strong><br />

Demokratie auf Achse<br />

„Leute<br />

wählen, die<br />

man von<br />

Nahem<br />

kennt “<br />

Stefan Kreibohm, Meteorologe<br />

Wer etwas gegen Kungelei hat,<br />

kann vor der eigenen Haustür<br />

anfangen – basis demo kratisch,<br />

Leute wählen, die man von Nahem<br />

kennt, denen man vertrauen<br />

kann, wo, wenn nicht bei einer<br />

Kommunalwahl ist dies möglich.<br />

Darum ist der 7. Juni für mich ein<br />

Wahltag.<br />

Seit Mai 2008 ist „Demokratie auf<br />

Achse“ im Auftrag des <strong>Bildung</strong>sministeriums<br />

unterwegs. Mit diesem<br />

Projekt wollen die <strong>Landeszentrale</strong> für<br />

<strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong> und die Landesbeauftragte<br />

für die Stasi-Unterlagen<br />

mit ihren <strong>Bildung</strong>s- und Beratungsangeboten<br />

auch in kleineren Orten unseres<br />

Landes mit den Menschen ins<br />

Gespräch über Geschichte, Politik<br />

und Demokratie kommen.<br />

Dazu macht der Bus vormittags an<br />

Schulen Station. Das „Demokratie<br />

auf Achse“-Team veranstaltet dort<br />

Projektstunden zu den Themen „Demokratie,<br />

Politik und Wahlen“ sowie<br />

„DDR-Geschichte und Geschichte<br />

des Ministeriums für Staatssicherheit“.<br />

Darüber hinaus erhalten Lehrer und<br />

interessierte Schüler kostenloses informatives<br />

und didaktisches Material.<br />

Im Jahr <strong>2009</strong> bilden die Wahlen<br />

auf kommunaler, europäischer und<br />

Bundesebene einen der Schwerpunkte<br />

des Demokratie-Busses. Um vor<br />

allem jugendlichen Erstwählern verständlich<br />

zu machen, wie wichtig<br />

es ist, das Wahlrecht vor allem auch<br />

auf kommunaler Ebene in Anspruch<br />

zu nehmen, veranstaltet das Projektteam<br />

ein Planspiel, in dem Schüler<br />

und Auszubildende in fiktiven Parteien<br />

einen Wahlkampf zu selbst gewählten<br />

Themen simulieren.<br />

Nachmittags hält der Bus auf<br />

Markt- oder Dorfplätzen. Dort stehen<br />

die Projektmitarbeiter den Bürgern<br />

für Gespräche zur Verfügung<br />

und präsentieren das reichhaltige<br />

Publikationsangebot der <strong>Landeszentrale</strong><br />

und der Landesbeauftragten.<br />

Außerdem besteht die Möglichkeit,<br />

einen Antrag auf Stasi-Akteneinsicht<br />

zu stellen und das Beratungsangebot<br />

der Landesbeauftragten zu Fragen<br />

der Rehabilitierung von in der DDR<br />

aus <strong>politische</strong>n Gründen Verurteilten<br />

sowie möglicher Entschädigungsleistungen<br />

in Anspruch zu nehmen.<br />

Wenn Sie Interesse an diesem Angebot<br />

haben und den Demokratie-<br />

Bus in Ihre Schule oder Gemeinde<br />

holen möchten, wenden Sie sich an<br />

die <strong>Landeszentrale</strong> für <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong><br />

oder die Landesbeauftragte für<br />

die Stasi-Unterlagen in Schwerin.<br />

Weitere Informationen zu diesem<br />

Projekt und wann der Demokratie-Bus<br />

zu Ihnen kommt, finden Sie im Internet:<br />

www.demokratie-auf-achse.de<br />

Wahlaufruf<br />

Liebe Bürgerinnen und Bürger,<br />

am 7. Juni <strong>2009</strong> bestimmen Sie,<br />

wer in den nächsten fünf Jahren in<br />

Ihrer Gemeinde, Ihrer Stadt und Ihrem Kreis entscheidet. Sie wählen die<br />

Personen, die z.B. über Kitas, Schulen und Freizeiteinrichtungen, über Ansiedlung<br />

von Unternehmen oder den Zustand von Straßen und öffentlichen<br />

Einrichtungen entscheiden.<br />

Gleichzeitig stimmen Sie darüber ab, wer Ihre Interessen wie auch die<br />

Interessen des gesamten Landes in Europa vertritt. Die internationale Finanz-<br />

und Wirtschaftskrise zeigt ganz deutlich: Probleme machen nicht<br />

an den Staatsgrenzen Halt – Lösungen müssen europa- und weltweit gefunden<br />

werden.<br />

Neben den Kandidaten der demokratischen Parteien und Wählergruppen<br />

wollen auch in diesem Jahr wieder Personen, die rechtsextremen Parteien<br />

angehören oder ihnen nahe stehen, in die Volksvertretungen einziehen.<br />

Einfache Rezepte – wie sie Rechtsextremisten mit ihren Parolen<br />

versprechen – gibt es nicht. Durch Abschottung, Demokratiefeindlichkeit<br />

und Extremismus werden keine Probleme gelöst, kein einziger Arbeitsplatz<br />

und keine einzige Lehrstelle geschaffen – im Gegenteil: Rechtsextremisten<br />

schaden dem Ansehen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und<br />

gefährden Ihren Arbeitsplatz.<br />

WIR wollen, dass die Menschen in unseren Städten und Gemeinden<br />

auch in Zukunft friedlich zusammen leben können, Konflikte gewaltfrei<br />

gelöst werden, Minderheiten ohne Angst leben und die Menschen füreinander<br />

einstehen. Demokratie und Rechtsstaat bilden den Rahmen, innerhalb<br />

dessen Individualität und unterschiedliche Lebensläufe möglich<br />

sind.<br />

Informationen im Internet zu den Wahlen<br />

Weitergehende Informationen zu<br />

allen Themen rund um die Wahlen<br />

finden Sie unter den folgenden Seiten<br />

im Internet:<br />

www.bpb.de<br />

Internetseite der Bundeszentrale<br />

für <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong><br />

www.wahlen-mv.de<br />

Internetauftritt des Landeswahlleiters<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

www.bundeswahlleiter.de<br />

Informationen auf den Internetseiten<br />

des Bundeswahlleiters<br />

www.europarl.europa.eu/<br />

Internetangebot des Europäischen<br />

Parlaments (bitte Sprache wählen)<br />

www.ndr.de/wahl/<br />

Informationen des Norddeutschen<br />

Rundfunks zu den Kommunalwahlen<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

<strong>Landeszentrale</strong> für <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Jäger weg 2, 19053 Schwerin<br />

Tel.: 03 85 - 3 02 09 0<br />

Fax: 03 85 - 3 02 09 22<br />

poststelle@lpb.mv-regierung.de<br />

Weitere Wahlen im Superwahljahr <strong>2009</strong><br />

www.lpb-mv.de<br />

Internetseite der <strong>Landeszentrale</strong> für<br />

<strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong> Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Datum Land Art Turnus<br />

23.05. 13. Bundesversammlung Bundespräsidentenwahl 5 Jahre<br />

07.06. alle Bundesländer Europawahl 5 Jahre<br />

07.06. Baden-Württemberg Kommunalwahl 5 Jahre<br />

07.06. Mecklenburg-Vorpommern Kommunalwahl 5 Jahre<br />

07.06. Rheinland-Pfalz Kommunalwahl 5 Jahre<br />

07.06. Saarland Kommunalwahl 5 Jahre<br />

07.06. Sachsen Kommunalwahl 5 Jahre<br />

07.06. Sachsen-Anhalt Kommunalwahl 5 Jahre<br />

07.06. Thüringen Kommunalwahl 5 Jahre<br />

30.08. Saarland Landtagswahl 5 Jahre<br />

30.08. Sachsen Landtagswahl 5 Jahre<br />

30.08. Thüringen Landtagswahl 5 Jahre<br />

Sommer Nordrhein-Westfalen Kommunalwahl 5 Jahre<br />

27.09. alle Bundesländer Bundestagswahl 4 Jahre<br />

27.09. Brandenburg Landtagswahl 5 Jahre<br />

Deswegen rufen WIR Sie auf:<br />

n Gehen Sie am 7. Juni zur Wahl!<br />

n Überlassen Sie unsere Zukunft nicht Rassisten! Geben Sie Ihre Stimmen<br />

nur den Kandidaten, die sich ohne wenn und aber für Demokratie und<br />

ein gewaltfreies Miteinander aller Menschen einsetzen!<br />

WIR bitten Sie deshalb: Unterstützen Sie unseren Wahlaufruf mit Ihrer<br />

Stimme und geben Sie ihn an Ihre Freunde und Bekannten weiter. Machen<br />

Sie deutlich: Zu jeder <strong>politische</strong>n Richtung gibt es eine Alternative –<br />

aber es gibt keine Alternative zur Demokratie!<br />

Ingo Schlüter, Schwester Cornelia Bührle Hans-Dieter Bremer,<br />

stellv.Vorsitzender RSCJ, Kommissariat Präsident VUMV<br />

DGB Nord der Erzbischöfe für M-V<br />

Martin Scriba,<br />

Regierungsbeauftragter der<br />

Evangelischen Landeskirchen<br />

Sylvia Bretschneider<br />

Präsidentin des<br />

Landtages MV<br />

www.wir-erfolg-braucht-vielfalt.de oder Telefon: 03 85 - 55 57 09 14<br />

WIR, die Unterzeichner, wollen nicht für eine bestimmte Partei werben.<br />

WIR vertreten unterschiedliche Meinungen und gehören verschiedenen<br />

oder gar keiner Partei an. Die Initiatoren und Unterstützer der Kampagne<br />

„WIR. Erfolg braucht Vielfalt“ setzen sich für ein demokratisches, freiheitliches<br />

und weltoffenes Mecklenburg-Vorpommer nein. Wir leben in<br />

Mecklenburg-Vorpommern und wollen nicht zulassen, dass Extremisten<br />

Angst verbreiten.<br />

Wählen & Gewinnen !<br />

Die <strong>Landeszentrale</strong> für <strong>politische</strong><br />

<strong>Bildung</strong> verlost 2 Tageskarten für<br />

die Bundesgartenschau in Schwerin.<br />

Außerdem gibt es Bücher und<br />

CDs zu gewinnen.<br />

Bitte beantworten Sie folgende Frage<br />

und schicken eine Postkarte an<br />

folgende Adresse:<br />

<strong>Landeszentrale</strong> für <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Stichwort: Wahlquiz<br />

Jägerweg 2<br />

19053 Schwerin<br />

Ab welchem Alter ist man bei der<br />

Kommunalwahl in Mecklenburg-<br />

Vorpommern wahlberechigt<br />

A) 18<br />

B) 16<br />

C) 21<br />

Der Einsendeschluss ist der 12. Juni<br />

<strong>2009</strong>. Die Gewinner werden schriftlich<br />

benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Nicht zur Teilnahme berechtigt<br />

sind die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter der <strong>Landeszentrale</strong> für<br />

<strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong> Mecklenburg-<br />

Vorpommern.<br />

Wir danken der Bundesgartenschau<br />

<strong>2009</strong> und dem Norddeutschen<br />

Rundfunk (NDR) für die freundliche<br />

Unterstützung.<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Landeszentrale</strong> für <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Redaktion: Christian Moeller<br />

Layout: Janner & Schöne Medien<br />

Druck: cw Obotritendruck<br />

Bildnachweis: BUGA Schwerin,<br />

Aktion Europa Plakatwettbewerb,<br />

Landeswahlleiter M-V, LpB M-V,<br />

European Commission Audiovisual<br />

Service<br />

Erscheinungsdatum: Mai <strong>2009</strong><br />

Auflage: 50.000 Exemplare<br />

Diese Veröffentlichung stellt<br />

keine Meinungsäußerung der<br />

<strong>Landeszentrale</strong> für <strong>politische</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

dar. Für die inhaltlichen Aussagen<br />

tragen die Autorinnen und Autoren<br />

die Verantwortung.

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