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OTC-Analgetika Forum - pharmaSuisse

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PHARMAZIE UND MEDIZIN<br />

PHARMACIE ET MÉDECINE<br />

Paracetamol ASS, Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen<br />

Unerwünschte • Hepatotoxizität in hohen Dosen • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall:<br />

Wirkungen • Nephropathie bei chronischer Asprin/Naproxen > Diclofenac >Ibuprofen<br />

Anwendung (?) • PUB: Perforationen, Ulkus, Blutungen<br />

• Hautausschläge, Pruritus<br />

• Benommenheit, Schwindel (v.a. Naproxen)<br />

• Aspirinintoleranz<br />

• Reye-Syndrom<br />

Interaktionen • Keine relevanten Interaktionen • Blutungsgefahr erhöht: orale Antikoagulantien, niedermolekulare<br />

Heparine, orale Kortikosteroide<br />

• Abgeschwächte Blutdrucksenkung: Antihypertensiva<br />

• Risiko für Nierenversagen erhöht: Diuretika besonders<br />

in Kombination mit ACE-Hemmern oder Sartanen<br />

• Lithiumspiegel erhöht (gilt nicht für ASS)<br />

• Methotrexat-Toxizität erhöht<br />

Schwangerschaft • Ja 1. + 2. Trimenon: ja, 3. Trimenon: nein<br />

Stillzeit • Ja Ja, in niedrigen Dosen<br />

Tabelle 3:<br />

Unerwünschte<br />

Wirkungen,<br />

Interaktionen,<br />

Schwangerschaft<br />

Verdacht eines Nephropathie-Risikos<br />

ist nicht gesichert aber auch nicht restlos<br />

beseitigt. Vor chronischer Einnahme<br />

hoher Dosen wird vorsichtshalber<br />

abgeraten. Das Hauptproblem ist die<br />

Hepatotoxizität bei Überdosierung. Bei<br />

der Metabolisierung in der Leber entsteht<br />

in geringer Menge ein stark reaktiver<br />

Metabolit, der normalerweise<br />

durch Glutathion sofort inaktiviert wird.<br />

Überdosierung führt zu Glutathionmangel;<br />

der reaktive Metabolit kann<br />

dann eventuell eine Leberzellnekrose<br />

und ein akutes Leberversagen verursachen.<br />

Toxische Auswirkungen wurden<br />

bei Erwachsenen bei Dosen über 6 bis<br />

10 g beobachtet. Bei vorbestehender<br />

Leberschädigung (z.B. bei Alkoholikern)<br />

kann Paracetamol jedoch schon in<br />

niedrigeren Dosen hepatotoxisch wirken.<br />

Personen, die regelmässig mittlere<br />

bis grössere Alkoholmengen trinken,<br />

sollen Paracetamol vorsichtig dosieren.<br />

NSAR sind als Alternative für diese<br />

Patienten nicht besser geeignet, da Alkohol<br />

die Gefahr von Magen- und Varizenblutungen<br />

erhöht. Für Paracetamol<br />

sind während der Schwangerschaft<br />

und in der Stillzeit in therapeutischen<br />

Dosen keine Risiken bekannt.<br />

NSAR<br />

Am häufigsten sind gastrointestinale<br />

Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen,<br />

Bauchschmerzen, Duchfall und<br />

Verstopfung. ASS verursacht diese unerwünschten<br />

Wirkungen am häufigsten,<br />

danach folgen mit absteigender<br />

Häufigkeit Naproxen, Diclofenac und<br />

Ibuprofen. [9, 10,11]<br />

Die schwerwiegendsten unerwünschten<br />

Wirkungen der NSAR sind<br />

die PUBs (Perforationen, Ulzera, Blutungen).<br />

Als Hauptursache gilt die systemische<br />

Hemmung der COX-1, das<br />

Journal suisse de pharmacie, 7/2004<br />

bedeutet, dass auch bei rektaler und<br />

parenteraler Applikation PUBs entstehen<br />

können. [12] Das Risiko ist umso<br />

grösser, je höher die Dosierung und je<br />

länger die Anwendungsdauer ist. Eine<br />

regelmässige, chronische Einnahme ist<br />

deshalb kritischer zu werten als eine<br />

Kurzzeitanwendung. Weitere Risikofaktoren<br />

für PUBs sind:<br />

– Alter >60 Jahre<br />

– gleichzeitige Einnahme von Kortikosteroiden,<br />

Antikoagulanzien, weiteren<br />

NSAR und Alkohol<br />

– Ulzera und Magenblutungen in der<br />

Anamnese<br />

NSAR können zu Nierenversagen<br />

führen. Ursache ist eine verminderte<br />

Nierendurchblutung wegen der Hemmung<br />

von Prostaglandinen mit Gefäss<br />

erweiternder Wirkung. Das Risiko ist<br />

besonders vorhanden bei älteren Personen,<br />

Herzinsuffizienz, Hypertonie,<br />

Diabetes, Diuretikabehandlung. Als<br />

speziell gefährdend gilt die Kombination<br />

von NSAR mit Diuretika und ACE-<br />

Hemmern oder Sartanen. [13] Verschiede<br />

NSAR reduzieren in unterschiedlichem<br />

Ausmass die Wirkung<br />

von Antihypertensiva. Eine Überwachung<br />

der Nierenfunktion und des<br />

Blutdruckes ist für NSAR in <strong>OTC</strong>-Dosierung<br />

in der Regel bei einer Einnahmedauer<br />

von mehr als 1 bis 2 Wochen<br />

notwendig (14).<br />

NSAR hemmen die Thrombozytenaggregation<br />

und verlängern dadurch<br />

die Blutungszeit. Die Aggregationshemmung<br />

dauert mit ASS ca. eine<br />

Woche (kovalente Bindung an die<br />

Cyclooxygenase), bei Naproxen, Ibuprofen<br />

und Diclofenac ca. 1–2 Tage<br />

(reversible Bindung an die Cyclooxygenase).<br />

[3, 15, 16] Vor Operationen<br />

wird empfohlen, die NSAR 7–10 Tage<br />

vor dem Eingriff abzusetzen. [17]<br />

256<br />

Ibuprofen kann ASS an den Bindungsstellen<br />

der COX konkurrenzieren<br />

und dadurch die länger anhaltende antithrombotische<br />

Wirkung von ASS antagonisieren.<br />

[12] Wird ASS zur Thromboseprophylaxe<br />

eingesetzt, sollte es<br />

nach dem heutigen Stand des Wissens<br />

mindestens 2 Std. vor Ibuprofen geschluckt<br />

werden. [18]<br />

Patienten, die NSAR und gleichzeitig<br />

Lithium, Methotrexat, orale Antikoagulanzien,<br />

Heparine oder Kortikosteroide<br />

anwenden, müssen überwacht werden.<br />

Diesen Patienten sollen NSAR nicht aktiv<br />

empfohlen werden.<br />

Die Aspirin-Intoleranz mit evtl. lebensbedrohlichen<br />

Bronchospasmen<br />

kommt bei Personen mit Asthma, Nasenpolypen<br />

und Urtikaria gehäuft vor.<br />

Alle NSAR sind kontraindiziert bei jenen<br />

Patienten, bei denen Aspirin oder<br />

andere nichtsteroidale Antirheumatika<br />

Asthmaanfälle, Urtikaria oder akute<br />

Rhinitis auslösen.<br />

Der Zusammenhang von ASS mit<br />

dem Reye Syndrom (evtl. tödliche<br />

Enzephalopathie und Hepatopathie) ist<br />

nicht eindeutig gesichert. Trotzdem<br />

wird empfohlen, bei Kindern unter<br />

12 Jahren mit Virusinfektionen ASS zu<br />

vermeiden.<br />

NSAR können im 1. und 2. Trimenon<br />

der Schwangerschaft eingesetzt<br />

werden. In den letzten drei Schwangerschaftsmonaten<br />

sollen wegen erhöhtem<br />

Blutungsrisiko während der Geburt<br />

und der Gefahr des vorzeitigen Verschlusses<br />

des Ductus Botalli keine<br />

NSAR eingesetzt werden. Niedrige Dosen<br />

sind für stillende Mütter erlaubt.<br />

Wahl des Analgetikums<br />

Die von der Behörde zugelassenen Indikationen<br />

sind für alle <strong>Analgetika</strong> dieselben.<br />

Es sind dies Menstruationsschmerzen,<br />

Kopf- und Rückenschmerzen,<br />

Schmerzen im Bereich von Gelenken<br />

und Bändern, Schmerzen nach<br />

Verletzungen und Zahnschmerzen.<br />

Paracetamol gilt jedoch bei Schmerzen<br />

mit Beteiligung von Entzündungsprozessen<br />

als weniger wirksam als die<br />

NSAR. Inwiefern sich die einzelnen<br />

NSAR bei den verschiedenen Indikationen<br />

in ihrer Wirksamkeit unterscheiden,<br />

kann auf Grund der vorhandenen<br />

Studien nicht beurteilt werden. Als Kriterien<br />

für die Wahl des Analgetikums<br />

sind deshalb vor allem die Verträglichkeit<br />

und Sicherheit, sowie der Wir-

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