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pdf ausgabe - Hernstein Institut für Management und Leadership

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»Vieles muss gar nicht sein«<br />

Wo sehen Sie den Zusammenhang zwischen Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Führung<br />

Ich denke beim Thema Führung immer an den Spruch: »Was<br />

ist der Unterschied zwischen einem Vorgesetzten <strong>und</strong> einer<br />

Führungskraft – Eine Führungskraft hat Menschen, die ihr<br />

folgen, der Vorgesetzte ist den anderen nur vorgesetzt.« Ich<br />

habe immer versucht, mich in meinem Leben in Richtung<br />

Führungskraft zu entwickeln, <strong>und</strong> in meiner Persönlichkeitsentwicklung<br />

ging viel in diese Richtung. Das Thema Ges<strong>und</strong>heit<br />

ist inzwischen so in meinem Denken integriert,<br />

dass ich da gar nicht mehr darüber nachdenke, denn ich<br />

habe bereits vor 22 Jahren begonnen, mich mit Kinesiologie<br />

zu beschäftigen, <strong>und</strong> seitdem hat mich das Thema nicht<br />

mehr losgelassen. Im Wesentlichen geht es dabei darum,<br />

immer wieder in Balance zu kommen. Das Spannende <strong>für</strong><br />

mich ist bei diesem Ansatz, dass man bei den Themen<br />

immer an die Wurzel geht. Man fährt nicht mit irgendwelchen<br />

chemischen Keulen auf <strong>und</strong> schüttet das Problem zu,<br />

sondern man schaut: Wo kommt es her Warum ist das so<br />

Warum gibt es diese <strong>und</strong> jene Blockaden Viele Fragen stellen<br />

sich in der Führung genauso.<br />

Der Kontakt mit der Kinesiologie kam zustande, bevor Sie in<br />

die Firma des Vaters eingetreten sind. Wie wurde das in der<br />

Firma aufgenommen<br />

Ich habe das ja nicht offensiv vertreten <strong>und</strong> ich wollte auch<br />

niemanden missionieren. Ich war dadurch aber sicher offener<br />

<strong>für</strong> bestimmte Ideen <strong>und</strong> Vorschläge. Beispielsweise<br />

sind mal mein damaliger Produktionsleiter <strong>und</strong> meine Sekretärin<br />

mit einer auf den ersten Blick schrägen Idee auf<br />

mich zugekommen <strong>und</strong> haben mich gefragt: »Wie wäre es<br />

denn, wenn wir eine Aktion machen: Für jeden Mitarbeiter,<br />

der mit dem Fahrrad in die Firma kommt, spendest du zehn<br />

Cent pro Kilometer, das sammeln wir <strong>und</strong> spenden es dann<br />

regionalen <strong>Institut</strong>ionen oder Familien.« Das ist umweltschonend,<br />

man tut etwas <strong>für</strong> die persönliche Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> noch dazu unterstützt es ein soziales Projekt. Aus »Radeln<br />

<strong>für</strong> einen guten Zweck« wurde dann »Sport <strong>für</strong> einen<br />

guten Zweck«, weil natürlich bald die Frage auftauchte,<br />

warum das nur auf die Fahrradfahrer abzielte <strong>und</strong> nur auf<br />

die Mitarbeiter aus der näheren Umgebung, die mit dem<br />

Fahrrad in die Arbeit fahren können. Später entstand daraus<br />

das »X<strong>und</strong>i«, ein eigener Internetbereich mit Tipps <strong>und</strong><br />

Tricks zu Ernährung <strong>und</strong> Bewegung. Ich kann als Chef da<strong>für</strong><br />

offen sein, aber leben muss es durch die Mitarbeiter selbst<br />

<strong>und</strong> durch ein gut funktionierendes, internes Team, das sich<br />

des Themas angenommen hat.<br />

Oft gibt es in Unternehmen punktuelle Maßnahmen <strong>und</strong><br />

den Hintergedanken, die Leute sollen trotz des steigenden<br />

Drucks leistungsfähig bleiben oder noch leistungsfähiger<br />

werden.<br />

Natürlich ist ein ges<strong>und</strong>er Mitarbeiter leistungsfähiger,<br />

wobei es gar nicht so sehr um die Leistung in der Zeiteinheit<br />

geht, sondern man einfach viel weniger Ausfallszeiten hat.<br />

Aber auch wenn es wirtschaftlich mal schlechter geht, rüttle<br />

ich nicht an diesen Aktivitäten. Für mich ist es ein Teil der<br />

Bewusstseinsbildung, aufzuzeigen, wie man mit seinem<br />

Vehikel Körper umgeht <strong>und</strong> wie man besser damit umgehen<br />

kann. Wir machen meist mehr <strong>für</strong> unser Auto mit regelmäßigem<br />

Service, Ölwechsel etc. als <strong>für</strong> Körper, Geist <strong>und</strong> Seele.<br />

Ich will aber nicht als Verfechter bestimmter Ansätze auftreten,<br />

sondern ich biete bestimmte Möglichkeiten. Ob der<br />

Mitarbeiter von dem Angebot nimmt oder nicht, ist seine<br />

Entscheidung. Das ist auch okay, es geht um Selbstverantwortung.<br />

Die Mitarbeiter orientieren sich stark an den Vorgesetzten<br />

<strong>und</strong> beobachten, was die machen. Wen die das nicht selbst<br />

praktizieren, konterkariert das nicht Ihre Bemühungen<br />

Wenn ich meine Führungskräfte anschaue, ist das eine gute<br />

Mischung. Manche machen sportlich sehr viel, andere<br />

haben beim Raucherentwöhnungsprogramm mitgemacht<br />

<strong>und</strong> sind seitdem rauchfrei. Seit drei Jahren ist unser gesamter<br />

Betrieb während der Betriebszeiten rauchfrei. So wie in<br />

jeder Gruppierung befinden sich auch in unserer Firma<br />

manche Personen, die Zugpferde sind, <strong>und</strong> wenn die mit<br />

dabei sind, dann geht mehr. Es gibt Dinge, wo es <strong>für</strong> die Mitarbeiter<br />

wahrscheinlich angenehmer ist, wenn ich als Chef<br />

nicht dabei bin, wo sie lieber unter sich sind. Bei anderen<br />

Dingen wiederum ist es vielleicht besser, wenn ich dabei<br />

bin, weil mein Engagement da ein positiver Verstärker ist.<br />

Nach welchen Prinzipien leben Sie selbst<br />

Ich bin gerade in Richtung Vegetarier unterwegs, ich praktiziere<br />

Aura Soma, Kinesiologie, trinke gern mal ein Glas Bier<br />

oder Wein, halte es aber im Wesentlichen mit Paracelus: von<br />

allem etwas, von nichts zu viel. Also nicht übertreiben.<br />

Unternehmerdasein ist ja auch nicht gerade stressfrei, gerade<br />

wenn es mal Schwierigkeiten gibt. Wie gehen Sie mit<br />

dem Druck um<br />

Zum einen, indem ich mir meine Auszeiten gönne, in dem<br />

Sinn, dass ich versuche umzuschalten, eine halbe St<strong>und</strong>e<br />

am Tag, wo ich mich ausklinke, um in mich zu gehen <strong>und</strong><br />

dort meine Ruhe zu finden. Ich mache regelmäßig, eigentlich<br />

täglich, bestimmte energetische Übungen, nicht Yoga,<br />

aber etwas Ähnliches. Ich stehe etwas früher auf <strong>und</strong> meditiere,<br />

ich hole mir viel Kraft aus diesen Dingen. Oder ich<br />

gehe mountainbiken, Fahrrad fahren, auf den Berg oder Golf<br />

spielen, also in die Natur, um den Kopf freizubekommen.<br />

Wir leben hier ja in einem Paradies, was die sportlichen<br />

Möglichkeiten betrifft. Bei Sport <strong>und</strong> Meditation, da finde<br />

ich zu meiner Kraft – <strong>und</strong> in der Familie. Aber natürlich geht<br />

es mir so wie jedem anderen: Oft weiß ich auch nicht, was<br />

ich zuerst machen soll. Und je nach Tagesverfassung begegne<br />

ich dem Stress unterschiedlich.<br />

Was ist erforderlich, damit der Chef ges<strong>und</strong> bleibt<br />

Gute Frage. Auf der einen Seite eine funktionierende Organisation<br />

<strong>und</strong> gute Mitarbeiter <strong>und</strong> auf der anderen Seite ein<br />

privates Umfeld, wo er sich fallen lassen kann. Und dazu<br />

noch eine persönliche Einstellung, durch die man bestrebt<br />

ist, sich selbst immer besser kennenzulernen. Indem man<br />

auf die kleinen Zeichen achtet, im Sinn von Selbst-Bewusstsein.<br />

Ich hatte z. B. mal Anzeichen einer Überlastung, das<br />

habe ich gemerkt <strong>und</strong> <strong>für</strong> mich sehr schnell reagiert. Ich<br />

habe meinen Hauptführungskräften gesagt, dass ich mich<br />

ein, zwei Tage ausklinke, <strong>und</strong> habe mich dann zurückgezogen<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> mich geschaut, wo das herkommt, <strong>und</strong> dann<br />

versucht, mein Denken zu verändern. Denn ich habe schnell<br />

gemerkt, dass vieles gar nicht sein muss. Ich habe mir da<br />

teilweise selbst einen Druck auferlegt mit bestimmten Terminen<br />

<strong>und</strong> geglaubt, ich muss dieses <strong>und</strong> jenes auch noch<br />

machen, <strong>und</strong> irgendwann war es dann zu viel. Also habe ich<br />

mich immer wieder gefragt: Muss das jetzt sein Nein. Und<br />

das Auch nicht! Manches habe ich verschoben, manches<br />

ganz gestrichen.<br />

Wichtig ist mir, dass unsere ganzen Bemühungen von dem<br />

Gedanken »Vorsorge statt Nachsorge« geprägt sind, <strong>und</strong> ein<br />

gewisses spirituelles Interesse. Wenn ein Mitarbeiter auch<br />

im sozialen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Bereich etwas macht, ist<br />

er nicht nur in der Firma produktiver, weil er vielleicht weniger<br />

krank ist, sondern er hat, wenn er ges<strong>und</strong> ist, auch über<br />

die Arbeit hinaus in seinem Leben mehr Freude. Er geht<br />

energetisch reicher nach Hause <strong>und</strong> kann damit wiederum<br />

seine familiären Beziehungen <strong>und</strong> seine Freizeit besser<br />

gestalten.<br />

ING. GERALD HEERDEGEN<br />

Im Gespräch mit dem geschäftsführenden<br />

Gesellschafter der Firma Fahnen-Gärtner<br />

in Mittersill über den Umgang von Top-<br />

ManagerInnen mit der eigenen Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Spiritualität.<br />

hernsteininstitut hernsteiner 03/13 11

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