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Evolution - Wdr.de

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Quarks & Co | <strong>Evolution</strong> - Wie wir wur<strong>de</strong>n, was wir sind | Sendung vom 10.02.09<br />

http://www.quarks.<strong>de</strong><br />

Extreme Ereignisse können <strong>de</strong>n gene -<br />

tischen Schaltplan verän<strong>de</strong>rn.<br />

o<strong>de</strong>r ausschalten. Ein wichtiger Regulationsmechanismus: Die Gene selbst sind nur <strong>de</strong>r Text im<br />

Buch <strong>de</strong>s Lebens. Entschei<strong>de</strong>nd ist, was damit gemacht wird. Kleine Schalter – sogenannte Methyl -<br />

gruppen – heften sich an die DNS und schalten so einzelne Gene an o<strong>de</strong>r aus. 4Epigenetik heißt<br />

<strong>de</strong>r neue Forschungszweig, <strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>r Regulation unseres Erbgutes beschäftigt. Darwin<br />

konnte von all <strong>de</strong>m nichts wissen. Zu seiner Zeit war selbst die 4DNS noch unbekannt. Umso<br />

erstaunlicher, dass er wichtige Mechanismen <strong>de</strong>r Vererbung sehr zutreffend beschrieben hat. Erst<br />

jetzt ent<strong>de</strong>cken die Wissenschaftler das neue Feld <strong>de</strong>r Epigenetik. Noch steht die Forschung ganz<br />

am Anfang, doch sie hat enorme Konsequenzen: Denn ob wir schlemmen o<strong>de</strong>r hungern, rauchen<br />

o<strong>de</strong>r trinken – all das hat nicht nur Folgen für unsere eigene Gesundheit. Es beeinflusst auch die<br />

Gene unserer Kin<strong>de</strong>r und Enkel.<br />

4 Epigenetik<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

Die Epigenetik beschäftigt sich mit <strong>de</strong>n komplexen Mechanismen <strong>de</strong>r Regulation unserer Gene. Bei epigenetischen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen bleibt die Sequenz <strong>de</strong>r DNS unverän<strong>de</strong>rt. Lediglich die Aktivität einzelner Gene wird verän<strong>de</strong>rt.<br />

Ein häufiger Mechanismus ist die sogenannte Methylierung. Dabei heften sich kleine Moleküle an die DNS und<br />

schalten so bestimmte Gene an o<strong>de</strong>r aus.<br />

4 DNS<br />

_______________________________________________________________________________________<br />

In <strong>de</strong>m Molekül Desoxyribonukleinsäure ist die Erbinformation gespeichert. Mit Ausnahme von einigen speziellen<br />

Viren enthalten alle Lebewesen das Erbmolekül DNS.<br />

Verän<strong>de</strong>rn Traumata in frühester Jugend die Gene?<br />

Am Münchener Max-Planck-Institut für Psychiatrie will Florian Holsboer herausfin<strong>de</strong>n, ob auch<br />

Stress und Traumata unsere Gene verän<strong>de</strong>rn können. Und weil man bestimmte Versuche mit<br />

Menschen nicht machen kann, arbeiten die Forscher hier mit Mäusen: Mehrere Stun<strong>de</strong>n am Tag<br />

wer<strong>de</strong>n Mäusebabys von ihrer Mutter getrennt. Für die Kleinen be<strong>de</strong>utet das Lebensgefahr, <strong>de</strong>nn<br />

sie wer<strong>de</strong>n noch gesäugt. Wirkt sich <strong>de</strong>r Stress, <strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>n ersten Lebenswochen erlei<strong>de</strong>n, bis<br />

ins Erwachsenenalter aus? Ein Verhaltenstest soll diese Frage klären.<br />

Im Erwachsenenalter wer<strong>de</strong>n die Mäuse in eine Art Labyrinth gesetzt. Es gibt geschlossene<br />

dunkle Gänge und offene helle. Die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frage: Wagt sich die Maus in die offenen und<br />

hellen Gänge? Das Ergebnis ist ein<strong>de</strong>utig: Mäuse, die ohne schlechte Erfahrungen aufgewachsen<br />

sind, balancieren mutig im Hellen umher. Ihre traumatisierten Artgenossen dagegen bevorzugen<br />

die Sicherheit im dunklen Gang. Stress in früher Jugend führt also zu einem ängstlichen Verhalten<br />

im späteren Mäuseleben. Im nächsten Schritt durchforsten die Wissenschaftler das Erbmaterial <strong>de</strong>r<br />

Mäuse. Tatsächlich hat <strong>de</strong>r Stress Spuren im Genom hinterlassen: Einige Gene wur<strong>de</strong>n aktiviert,<br />

an<strong>de</strong>re abgeschaltet. Traumata verän<strong>de</strong>rn also <strong>de</strong>n genetischen Schaltplan. Die Verhältnisse beim<br />

Menschen sind komplexer. Doch Professor Holsboer ist überzeugt, dass sich die Prinzipien aus <strong>de</strong>m<br />

Mäuseversuch auch auf <strong>de</strong>n Menschen übertragen lassen. „Die Epigenetik ist lange unterschätzt<br />

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