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AKTUELL - Deutsche Parkinson Vereinigung eV

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<strong>AKTUELL</strong><br />

Februar 2009<br />

NR. 45<br />

M. <strong>Parkinson</strong>: Ernährung, Ernährungsprobleme<br />

und viele praktische Tipps für<br />

den Alltag<br />

von: Lutz Johner, Medizin-Journalist, Hamburg; wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. med. Reiner Thümler, Mainz<br />

Es gibt mittlerweile keine Zweifel mehr daran, dass durch bestimmte diätetische Maßnahmen<br />

die Entstehung und der Verlauf verschiedener Krankheitsbilder beeinflusst werden kann. So<br />

schützt nach einer Meta-Analyse (Zusammenfassung und Auswertung verschiedener Studien),<br />

die im September 2008 in der britischen medizinischen Fachzeitschrift British Medical Journal<br />

(BMJ) veröffentlicht wurde, eine mediterrane Kost nicht nur vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Die Meta-Analyse von 12 internationalen Studien an insgesamt 1,5 Millionen Testpersonen, die<br />

von Prof. Francesco Sofi und Mitarbeitern von der Universität Florenz erstellt wurde, zeigt darüber<br />

hinaus, dass bei Verzehr mediterraner Kost (Olivenöl, Obst, Gemüse, Getreideprodukte, Nüsse<br />

und Fisch, wenig rotes Fleisch) die Krebssterblichkeit um 6 Prozent und die Sterblichkeit an Morbus<br />

<strong>Parkinson</strong> und Morbus Alzheimer um 13 Prozent zurückgehen kann - vorausgesetzt, die Personen<br />

halten die Kost auch ein. Probanden, die sich hauptsächlich von frischem Gemüse, Obst,<br />

Fisch und Olivenöl ernährten und tierische Fette mieden, hatten binnen 3 Jahren ein um 9 Prozent<br />

geringeres Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen. Die allgemeine Sterblichkeit sank um 9 Prozent,<br />

ihr Krebsrisiko um 6 Prozent und jenes, an <strong>Parkinson</strong> oder Alzheimer zu erkranken, um 13 Prozent<br />

- für Studienleiter Dr. Sofi der beste Beweis für die enorme Wichtigkeit gesunder Ernährung.<br />

Nun ist bereits seit längerem<br />

bekannt, dass der Verlauf von M.<br />

<strong>Parkinson</strong> durch richtige Ernährung<br />

beeinflusst wird, in dem<br />

sich die Ernährung günstig auf<br />

die Symptomatik auswirken kann<br />

und damit eine Vielzahl sehr unterschiedlicher<br />

Störungen der Nahrungszufuhr<br />

und der Verdauung<br />

gemildert oder beseitigt wird.<br />

Denn Ernährungsstörungen<br />

wirken sich mehrfach negativ auf<br />

den Krankheitsverlauf aus: So<br />

führt z. B. eine verringerte Darmmotilität<br />

(Darmbewegungen zum<br />

Weitertransport der Verdauungsinhalte)<br />

zu einer verzögerten<br />

Aufnahme der Medikamente in<br />

den Blutkreislauf. Darüber hinaus<br />

resultieren aus einer verminderten<br />

Nahrungsaufnahme bei<br />

Mangelernährung Störungen im<br />

Elektrolyt- und Vitaminhaushalt.<br />

Und durch Schluckstörungen kann<br />

es nicht selten zu einer Aspiration<br />

(Verschlucken von Nahrungsteilen<br />

in die Luftröhre) mit nachfolgenden<br />

Lungenentzündungen<br />

kommen.<br />

Hier nun praktische Tipps zum<br />

Umgang mit Problemen wie vermehrtem<br />

Speichelfluss, gestörtem<br />

Schluckakt, Übelkeit, Verstopfung<br />

oder Gewichtsverlust<br />

im Laufe der Erkrankung.<br />

Hilfen bei Essen und Trinken<br />

Bereits der Transport der Nahrung<br />

vom Teller zum Mund ist für<br />

<strong>Parkinson</strong>-Patienten oft schwierig.<br />

Bedingt durch Rigor und Tremor<br />

ist der Umgang mit dem<br />

Essbesteck deutlich erschwert.<br />

Hilfe bietet die Verwendung<br />

rutschfester Unterlagen für den<br />

Teller, Besteck mit dicken Griffen,<br />

tiefe Teller oder Teller mit<br />

großem Rand, Tassen mit großem<br />

Henkel bzw. Trinkbecher<br />

mit zwei Henkeln etc. (Bezugsquellen<br />

sind z. B. die Firmen<br />

RehaVita 24 [www.rehavita 24.<br />

de], Schütte und Breves [www.<br />

dPV aktuell . Nr. 45 . Februar 2009 Seite 1


schuettebreves-alltagshilfen.<br />

de], die dPV-Versand-Apotheke/<br />

Elefanten-Apotheke [kostenlose<br />

Hotline 0800-783463878]<br />

oder gut sortierte Sanitätshäuser).<br />

Ein besonderes Problem ist<br />

das Trinken bei einem vorhandenen<br />

Tremor, was häufig dazu<br />

führt, dass <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />

ungern in Gesellschaft essen<br />

und im Laufe der Erkrankung<br />

Restaurantbesuche, Einladungen<br />

und andere gesellschaftliche<br />

Ereignisse vermehrt meiden.<br />

Dazu gilt grundsätzlich:<br />

Ausreichend Zeit zum Essen<br />

einplanen und sich keinesfalls<br />

durch die Tatsache irritieren lassen,<br />

dass Partner, Freunde oder<br />

Verwandte wesentlich rascher<br />

essen. Tassen und Teller sollte<br />

man sich möglichst nicht bis zum<br />

Rand befüllen lassen. Alles Flüssige<br />

nicht zu heiß zu sich nehmen.<br />

Im übrigen hat sich der Einsatz<br />

von Strohhalmen in diesem<br />

Zusammenhang sehr bewährt<br />

(für den Notfall am besten einen<br />

halbierten Strohhalm mit sich führen).<br />

Hilfen bei vermehrtem<br />

Speichelfluss<br />

Im Laufe der Erkrankung kommt<br />

es häufig zu einem lästigen, vermehrten<br />

Speichelfluss (Hypersalivation),<br />

so dass der Speichel<br />

ständig aus dem Mund herausläuft.<br />

Die Ursache dieser Störung<br />

liegt nicht in einer vermehrten<br />

Speichelproduktion, sondern in<br />

einer Verminderung der Reflexbedingten<br />

Schluckbewegungen<br />

bei ständig leicht geöffneten<br />

Mund. Zur Behandlung des vermehrten<br />

Speichelflusses stehen<br />

sowohl medikamentöse als auch<br />

logopädische Therapien im Vordergrund.<br />

Im Vordergrund der<br />

medikamentösen Therapie steht<br />

die optimale medikamentöse Einstellung<br />

mit L-Dopa und/oder Dop-<br />

aminagonisten, um die Schluckfähigkeit<br />

zu verbessern und damit<br />

den Speichelfluss zu vermindern.<br />

Bestimmte Medikamente wie<br />

Anticholinergika (z. B. Akineton ® )<br />

können den vermehrten Speichelfluss<br />

etwas mindern. Mit Anticholinergika<br />

sollte bei älteren Patienten<br />

und besonders bei Kranken<br />

mit bereits vorhandenen psychischen<br />

Störungen und Gedächtnisstörungen<br />

sehr vorsichtig umgegangen<br />

werden. Auch wegen<br />

weiterer möglicher Nebenwirkungen<br />

sollte der Einsatz immer<br />

mit dem behandelnden Neurologen<br />

erörtert werden. Bei manchen<br />

Patienten hilft die lokale<br />

Injektion von Botulinumtoxin A<br />

(z. B. Botox ® ) in die Speicheldrüse,<br />

wobei die Wirkung Monate<br />

anhalten kann. Oft helfen auch<br />

pflanzliche Mittel wie Salbei. In<br />

Einzelfällen hat nach Erfahrungsberichten<br />

auch der Einsatz des<br />

Naturheilmittels Natrium chloratum<br />

(Schüßler Salz Nr. 8) Erfolg<br />

gebracht.<br />

Durch eine zusätzlich logopädische<br />

bzw. ergotherapeutische<br />

Behandlung mit einem kontinuierlichen<br />

Schlucktraining lässt<br />

sich das Problem meist gut verbessern.<br />

Hilfe bei Schluckstörungen<br />

Neben der Beeinträchtigung<br />

der Beweglichkeit sind Störungen<br />

des Schluckens eines der<br />

Hauptprobleme von <strong>Parkinson</strong>-<br />

Patienten. Husten- und Würgeanfälle<br />

bei den Mahlzeiten, chronischer<br />

Husten (auch nachts),<br />

zwanghaftes Räuspern sowie<br />

ein deutlich vermehrter Zeitaufwand<br />

für die Mahlzeiten sind<br />

Anzeichen für eine Schluckstörung.<br />

Die Stimme klingt belegt<br />

und gurgelig.<br />

Schluckstörungen sind nicht<br />

nur lästig, sondern können in ihren<br />

Folgen auch gefährlich bis<br />

lebensbedrohend sein. Mögliche<br />

Folgen sind Lungenkomplikationen<br />

wie chronische Bronchitis<br />

oder Aspirationspneumonie<br />

sein (d. h. Lungenentzündung,<br />

die durch das Eindringen von<br />

Speichel oder Nahrung in den<br />

Atemtrakt entsteht). Die ständig<br />

im Mund und Rachen verbleibenden<br />

Nahrungsreste begünstigen<br />

Zahnfleischprobleme und<br />

Candida-Pilzinfektionen.<br />

Häufig kommt es auch - weil<br />

nicht mehr alle Nahrungsmittel<br />

in beliebiger Größe „rutschen“ -<br />

zu Mangelernährung durch einseitige<br />

Kost; dies wiederum führt<br />

zu allgemeiner Schwäche und<br />

erhöhter Anfälligkeit für Infektionen<br />

usw.<br />

Wie oben erwähnt, sollte die<br />

Therapie zunächst auf eine Optimierung<br />

der dopaminergen Medikation<br />

zielen. Wesentliche Linderung<br />

der Schluckstörungen<br />

bringt unzweifelhaft die Logopädie<br />

bzw. Ergotherapie. In den<br />

Therapiesitzungen werden die<br />

beteiligten Muskelgruppen gekräftigt<br />

und Bewegungsabläufe<br />

eingeübt. Mittels entsprechenden<br />

Schluck- und Haltungsübungen<br />

kann der Ablauf des Schluckens<br />

verbessert werden (umfassendes<br />

über Schluckstörungen<br />

und Übungen zum verbesserten<br />

Schlucken siehe dPV-<br />

Nachrichten Nr. 91/Dezember<br />

2004).<br />

Vor dem Essen ist zu beachten,<br />

dass man aufrecht, mit gestrecktem<br />

Nacken sitzt, oft ist ein<br />

Kissen im Rücken eine gute Unterstützung.<br />

Vermeiden sollte<br />

man, beim Essen gleichzeitig zu<br />

sprechen und zu schlucken, da<br />

man sich sonst nicht auf das<br />

Kauen und Schlucken konzentrieren<br />

kann. Lieber kleine Pausen<br />

beim Essen einlegen.<br />

Meist sind die Schluckstörungen<br />

bei bestimmten Nahrungsmitteln<br />

verstärkt (z. B. Reis, bröselige<br />

Speisen), solche Speisen<br />

dPV aktuell . Nr. 45 . Februar 2009 Seite 2


sollte man meiden. Essen mit breiiger<br />

Konsistenz, das Pürieren<br />

von festen Speisen und das Eindicken<br />

von Suppen und warmen/kalten<br />

Getränken kann eine<br />

wichtige Hilfestellung bei Problemen<br />

mit der Flüssigkeitsaufnahme<br />

darstellen (z. B. mit „thick&<br />

easy ® “ der Fa. Fresenius Kabi,<br />

ein pflanzliches, geschmacksneutralesInstant-Andickungsmittel,<br />

das 98% der gebundenen<br />

Flüssigkeit im Magen-Darmtrakt<br />

wieder frei gibt. Zu beziehen in<br />

Apotheken).<br />

Nach dem Essen empfiehlt<br />

sich, den Mund gut auszuspülen,<br />

damit keine Essensreste im<br />

Mundraum verbleiben. Sollte es<br />

zu Zahnfleischproblemen oder<br />

Candida-Infektionen gekommen<br />

sein, helfen Mundspülungen z.<br />

B. mit Mallebrin ® oder Hexoral ®<br />

(erhältlich in Apotheken).<br />

Schluckprobleme verleiten Patienten<br />

nicht zuletzt dazu, Kapseln<br />

zu öffnen oder Tabletten zu<br />

zerkleinern. Davor ist zu warnen,<br />

falls der Hersteller dies nicht<br />

ausdrücklich erlaubt (siehe dPV-<br />

Broschüre „<strong>Parkinson</strong>-Medikamente<br />

im Bild“). Dazu ein Tipp,<br />

der von Dr. Gudrun Ulm, der ehemaligen<br />

Chefärztin der Paracelsus-Elena-Klinik/Kassel<br />

stammt:<br />

Die Tablette oder Kapsel in eine<br />

gut angefeuchtete Back-Oblate<br />

einwickeln, das erleichtert das<br />

Schlucken.<br />

Hilfen bei Obstipation<br />

Die Darmträgheit gehört zu<br />

den gravierendsten vegetativen<br />

Störungen beim Morbus <strong>Parkinson</strong><br />

und kann zu Völlegefühl,<br />

Blähungen und Bauchschmerzen<br />

führen. Bereits in der Frühphase<br />

der Erkrankung leidet jeder<br />

vierte Patient an Verstopfung<br />

(Obstipation) und nicht wenige<br />

Patienten berichten über Obstipation<br />

schon vor den ersten motorischen<br />

Störungen. Übrigens:<br />

von chronischer Verstopfung<br />

wird erst gesprochen, wenn über<br />

mehr als drei Monate der Stuhlgang<br />

regelmäßig vier Tage ausbleibt.<br />

Die Ursachen der Obstipation<br />

bei <strong>Parkinson</strong> sind vielfältig.<br />

Es kommt sowohl zu einer<br />

Verlangsamung des Kolontransits<br />

(Transport des Nahrungsbreis<br />

durch den Dickdarm) als<br />

auch zu einer Störung des Beckenbodens.<br />

Die Motilitätsstörung des Kolons<br />

wird häufig von Übelkeit<br />

und Brechreiz begleitet; bei diesen<br />

Patienten fehlt außerdem<br />

häufig der Stuhldrang, da nur selten<br />

Stuhl, und dann in geringen<br />

Mengen, aus den oberen Dickdarmabschnitten<br />

in das Rektum<br />

(Mastdarm) transportiert wird.<br />

Patienten mit einer Beckenbodenfehlfunktion<br />

geben typischerweise<br />

an, dass sie beim Stuhlgang<br />

stark pressen müssen oder<br />

aber den Stuhl nicht komplett entleeren<br />

können. Die Beckenbodenfehlfunktion<br />

wirkt sich dahingehend<br />

aus, dass diese Patienten<br />

den Beckenboden nicht entspannen<br />

können und es somit<br />

auch nicht schaffen, den anorektalen<br />

(After-/Mastdarm) Winkel<br />

abzuflachen. Eine genaue Charakterisierung<br />

der zugrundeliegenden<br />

Störung kann heute mit<br />

Hilfe entsprechender Funktionsuntersuchungen<br />

wie der sog.<br />

Kolontransit-Zeitmessung, der<br />

anorektalen Manometrie sowie<br />

der Defäkographie erfolgen.<br />

Auch die Ernährungsweise -<br />

und um die geht es hier - kann<br />

bei <strong>Parkinson</strong>-Patienten zur Obstipationsneigung<br />

beitragen, vor<br />

allem dann, wenn diese aufgrund<br />

von Schluckstörungen nur kleine<br />

Mahlzeiten zu sich nehmen.<br />

Das hat zur Folge, dass eine ausreichende<br />

Stimulation des Entleerungsreflexes<br />

von Magen/Darm<br />

unterbleibt. (dieser Reflex bewirkt,<br />

dass bei Füllung des Ma-<br />

gens die motorische Aktivität von<br />

Kolon und Rektum gesteigert<br />

wird). Häufig sind die unzureichende<br />

Flüssigkeitszufuhr und<br />

mangelnde körperliche Bewegung<br />

Ursache der Obstipation.<br />

Schließlich begünstigt auch eine<br />

ballaststoffarme Ernährung, die<br />

von vielen Patienten aufgrund<br />

des geringeren Aufwandes für<br />

die Kautätigkeit vorgezogen<br />

wird, die Obstipation.<br />

Wie lässt sich nun einer Obstipation<br />

entgegen wirken? Neben<br />

ausreichender Flüssigkeitsaufnahme<br />

und körperlicher Bewegung<br />

gilt als Regel Nummer<br />

eins, stopfende Nahrungsmittel<br />

(z. B. Rotwein, Schokolade und<br />

Kekse) zu meiden oder in geringen<br />

Mengen zu sich zu nehmen.<br />

Ganz meiden sollte man Bananen,<br />

Heidelbeeren und Schokoladen<br />

mit einem hohen Kakao-<br />

Anteil (Bitter-Schokoladen). Achtung:<br />

Im Gegensatz zu Kaffee<br />

wirken auch schwarzer und grüner<br />

Tee stopfend. Die stopfende<br />

Wirkung wird vermindert,<br />

wenn man diese Tees nur ein bis<br />

zwei Minuten ziehen lässt.<br />

Regel Nummer zwei: Die vermehrte<br />

Zufuhr von Ballaststoffen.<br />

Das heißt u. a. Weißmehle/<br />

-brote und raffiniertes Getreide<br />

gegen entsprechende Vollkornprodukte<br />

(Vollkornbrot, Vollkornnudeln<br />

usw.) auszutauschen.<br />

Mehrmals täglich Obst und Gemüse<br />

essen, wenn möglich roh<br />

und mit Schale (Äpfel z. B. erleichtern<br />

die Verdauung). Statt<br />

Keksen und anderen Süßigkeiten<br />

Trockenfrüchte (z. B. eingeweichte<br />

Dörrpflaumen, Aprikosen)<br />

probieren. Müsli für das<br />

Frühstück bereits am Abend mit<br />

Wasser aufquellen lassen; das<br />

erleichtert das Schlucken und<br />

hilft der Verdauung.<br />

Weitere Nahrungsmittel mit<br />

leicht abführender Wirkung sind<br />

u. a. Milchzucker (z. B. in Tee,<br />

dPV aktuell . Nr. 45 . Februar 2009 Seite 3


Müsli, Obstsalat einrühren), Milchsäure<br />

(Sauermilch, Buttermilch,<br />

Joghurt, Kefir, Sauerkraut), Weinsäure<br />

(Traubensaft und -most,<br />

Weißwein), Apfelsäure (Apfelmost/saft,<br />

Kern- und Steinobst),<br />

Essigsäure (Obst- und Weinessig)<br />

oder Zitrusfrüchte (Zitronen,<br />

Orangen). Weiterhin Bohnenund<br />

Malzkaffee (auch koffeinfreier<br />

Kaffee) und lauwarmes<br />

Wasser (ohne Kohlensäure) auf<br />

nüchternen Magen. Wenn abführende<br />

Nahrungsmittel zu Bauchkrämpfen<br />

führen, sollte eine abklärende<br />

ärztliche Untersuchung<br />

erfolgen, um eine Beckenbodenfehlfunktion<br />

auszuschließen.<br />

Wenn bei Schluckstörungen und<br />

Obstipation die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten<br />

nicht hilft<br />

und eine Mangelernährung droht,<br />

kann eine zusätzliche bilanzierte,<br />

hochkalorische Trinknahrung<br />

mit Ballaststoffen notwendig werden<br />

(z. B. Fortimel Energy Multi<br />

Fibre der Firma Pfrimmer Nutricia.<br />

Die enthaltene probiotische<br />

Ballaststoffmischung trägt besonders<br />

bei längerer Anwendung<br />

zur normalen Keimbesiedlung<br />

des Darms und Regulierung<br />

der Stuhlmenge und -konsistenz<br />

bei). Gelegentlich hilft auch ein<br />

Obst- und Gemüsekonzentrat in<br />

Tabletten- oder Kapselform (z.<br />

B. „Obst und Gemüse plus“ von<br />

NoAge pharm [noagehh@aol.<br />

com] oder „Nutrilite Konzentrat<br />

Obst und Gemüse“ der Firma Amway<br />

[www.amway.de]). Die genannten<br />

Produkte werden allerdings<br />

von den Krankenkassen<br />

nicht bezahlt.<br />

Hilfen bei Gewichtsverlust<br />

Das Zittern, die Daueranspannung<br />

der Muskulatur (Rigor) und<br />

mögliche Überbewegungen kosten<br />

viel Energie. Darüber können<br />

<strong>Parkinson</strong>-Medikamente in<br />

der Einstellungsphase Übelkeit<br />

und/oder Brechreiz auslösen.<br />

Die Folge ist Gewichtsverlust,<br />

dem man kontinuierlich, konsequent<br />

und bereits sehr frühzeitig<br />

entgegenwirken sollte. Hier Tipps<br />

gegen den Gewichtsverlust.<br />

Essen Sie sechs bis sogar<br />

acht kleine Mahlzeiten über den<br />

Tag. Ein leerer Magen fördert<br />

Übelkeit, kleine Mahlzeiten können<br />

dies verhindern. Nicht zwingen,<br />

etwas zu essen; greifen Sie<br />

zu den Speisen, die Sie immer<br />

schon gerne gegessen haben.<br />

Richten Sie die Speisen appetitlich<br />

an. Nicht zu hastig und<br />

schnell essen. Bringen Sie mehr<br />

Energie in die Nahrung, z. B.<br />

Speisen mit Rahm, Sahne oder<br />

Creme fraiche verfeinern, Gemüse<br />

und Beilagen mit Butter<br />

(besser Magarine mit mehrfach<br />

ungesättigten Fettsäuren) verfeinern,<br />

Salate mit Rahm- oder Mayonnaisedressing<br />

marinieren, zwischendurch<br />

Nüsse knabbern.<br />

Im übrigen werden im Handel<br />

kalorienangereicherte Zusatznahrungen<br />

in den verschiedensten<br />

Geschmacksrichtungen angeboten<br />

(siehe Absatz Obstipation).<br />

Wer wenig Obst oder Gemüse<br />

zu sich nimmt, kann auch<br />

auf Frucht- und Gemüsekonzentrate<br />

zurückgreifen. Frucht- und<br />

Gemüse-Konzentrate (von Stiftung<br />

Warentest als sehr gut bis<br />

gut bewertet) sind z. B. Alnatura<br />

Bio Smoothie Beerenfrucht, Mövenpick<br />

Frucht Smoothie, Aldi<br />

(Nord) Pure Fruit, Aldi (Süd) rio<br />

d’oro Obst & Gemüse, Ikea Food<br />

Smoothie oder Knorr Vie.<br />

Allgemeine Essregeln<br />

Achten Sie auf eine ausgewogene<br />

Ernährung und versuchen<br />

Sie, die nachstehenden Ess-Empfehlungen<br />

zu befolgen.<br />

Die richtige Sitz- und Kopfhaltung<br />

einnehmen, aufrecht sitzen!<br />

In Ruhe essen und sich genügend<br />

Zeit lassen (beim Essen<br />

möglichst nicht sprechen). Nur<br />

kleine Bissen nehmen. Gut kau-<br />

en und den Mund beim Schlucken<br />

schließen. Nach jedem<br />

Schluck die Tasse/das Glas abstellen,<br />

eine kurze Pause einlegen.<br />

Der Mund sollte leer sein,<br />

bevor eine neue Portion eingenommen<br />

wird. Sind nach dem<br />

Schlucken noch Speisereste im<br />

Mund, dann ein- bis mehrmals<br />

nachschlucken. Nach dem Essen<br />

noch eine Weile sitzen bleiben.<br />

Nicht direkt nach dem Essen<br />

zu Bett gehen.<br />

Fazit: Aufgrund der heutigen<br />

Erkenntnisse ist es nicht möglich,<br />

mit einer bestimmten Diät das<br />

Fortschreiten des Morbus <strong>Parkinson</strong><br />

aufzuhalten. Trotzdem<br />

sollte auf einen abwechslungsreich<br />

gestalteten Speiseplan geachtet<br />

werden, um eine adäquate<br />

Nährstoffversorgung zu gewährleisten<br />

und um unangenehme<br />

Begleitsymptome so weit wie<br />

möglich zu vermindern.<br />

Quellen: British Medical Journal (BJM,<br />

Britisches Ärzteblatt). dPV Neuss. Merz<br />

Pharma Österreich. Fresenius Kabi,<br />

Bad Homburg. Ellyott Medizin Verlag,<br />

Hamburg. www.parkinson-web.de. www.<br />

testberichte.de. Thümler, R. Die <strong>Parkinson</strong>-Krankheit,<br />

TRIAS 2006.<br />

dPV aktuell<br />

Organ der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Parkinson</strong><br />

<strong>Vereinigung</strong> - Bundesverband - e.V.<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong><br />

- Bundesverband - e.V.<br />

Moselstraße 31, 41464 Neuss<br />

Telefon (0 21 31) 41 01 6/7<br />

Verantwortlich:<br />

Magdalene Kaminski, 1. Vorsitzende<br />

Konten:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Parkinson</strong> <strong>Vereinigung</strong><br />

- Bundesverband - e.V.<br />

SEB AG Bank<br />

170 856 99 00 (BLZ 300 101 11)<br />

Stadtsparkasse Neuss<br />

280 842 (BLZ 305 500 00)<br />

Hans-Tauber-Stiftung<br />

SEB AG Bank Neuss<br />

143 734 45 00 (BLZ 300 101 11)<br />

Die dPV-aktuell Nr. 46 ist ab<br />

Ende März 2009 abrufbar.<br />

dPV aktuell . Nr. 45 . Februar 2009 Seite 4

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