AKTUELL - Deutsche Parkinson Vereinigung eV
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sollte man meiden. Essen mit breiiger<br />
Konsistenz, das Pürieren<br />
von festen Speisen und das Eindicken<br />
von Suppen und warmen/kalten<br />
Getränken kann eine<br />
wichtige Hilfestellung bei Problemen<br />
mit der Flüssigkeitsaufnahme<br />
darstellen (z. B. mit „thick&<br />
easy ® “ der Fa. Fresenius Kabi,<br />
ein pflanzliches, geschmacksneutralesInstant-Andickungsmittel,<br />
das 98% der gebundenen<br />
Flüssigkeit im Magen-Darmtrakt<br />
wieder frei gibt. Zu beziehen in<br />
Apotheken).<br />
Nach dem Essen empfiehlt<br />
sich, den Mund gut auszuspülen,<br />
damit keine Essensreste im<br />
Mundraum verbleiben. Sollte es<br />
zu Zahnfleischproblemen oder<br />
Candida-Infektionen gekommen<br />
sein, helfen Mundspülungen z.<br />
B. mit Mallebrin ® oder Hexoral ®<br />
(erhältlich in Apotheken).<br />
Schluckprobleme verleiten Patienten<br />
nicht zuletzt dazu, Kapseln<br />
zu öffnen oder Tabletten zu<br />
zerkleinern. Davor ist zu warnen,<br />
falls der Hersteller dies nicht<br />
ausdrücklich erlaubt (siehe dPV-<br />
Broschüre „<strong>Parkinson</strong>-Medikamente<br />
im Bild“). Dazu ein Tipp,<br />
der von Dr. Gudrun Ulm, der ehemaligen<br />
Chefärztin der Paracelsus-Elena-Klinik/Kassel<br />
stammt:<br />
Die Tablette oder Kapsel in eine<br />
gut angefeuchtete Back-Oblate<br />
einwickeln, das erleichtert das<br />
Schlucken.<br />
Hilfen bei Obstipation<br />
Die Darmträgheit gehört zu<br />
den gravierendsten vegetativen<br />
Störungen beim Morbus <strong>Parkinson</strong><br />
und kann zu Völlegefühl,<br />
Blähungen und Bauchschmerzen<br />
führen. Bereits in der Frühphase<br />
der Erkrankung leidet jeder<br />
vierte Patient an Verstopfung<br />
(Obstipation) und nicht wenige<br />
Patienten berichten über Obstipation<br />
schon vor den ersten motorischen<br />
Störungen. Übrigens:<br />
von chronischer Verstopfung<br />
wird erst gesprochen, wenn über<br />
mehr als drei Monate der Stuhlgang<br />
regelmäßig vier Tage ausbleibt.<br />
Die Ursachen der Obstipation<br />
bei <strong>Parkinson</strong> sind vielfältig.<br />
Es kommt sowohl zu einer<br />
Verlangsamung des Kolontransits<br />
(Transport des Nahrungsbreis<br />
durch den Dickdarm) als<br />
auch zu einer Störung des Beckenbodens.<br />
Die Motilitätsstörung des Kolons<br />
wird häufig von Übelkeit<br />
und Brechreiz begleitet; bei diesen<br />
Patienten fehlt außerdem<br />
häufig der Stuhldrang, da nur selten<br />
Stuhl, und dann in geringen<br />
Mengen, aus den oberen Dickdarmabschnitten<br />
in das Rektum<br />
(Mastdarm) transportiert wird.<br />
Patienten mit einer Beckenbodenfehlfunktion<br />
geben typischerweise<br />
an, dass sie beim Stuhlgang<br />
stark pressen müssen oder<br />
aber den Stuhl nicht komplett entleeren<br />
können. Die Beckenbodenfehlfunktion<br />
wirkt sich dahingehend<br />
aus, dass diese Patienten<br />
den Beckenboden nicht entspannen<br />
können und es somit<br />
auch nicht schaffen, den anorektalen<br />
(After-/Mastdarm) Winkel<br />
abzuflachen. Eine genaue Charakterisierung<br />
der zugrundeliegenden<br />
Störung kann heute mit<br />
Hilfe entsprechender Funktionsuntersuchungen<br />
wie der sog.<br />
Kolontransit-Zeitmessung, der<br />
anorektalen Manometrie sowie<br />
der Defäkographie erfolgen.<br />
Auch die Ernährungsweise -<br />
und um die geht es hier - kann<br />
bei <strong>Parkinson</strong>-Patienten zur Obstipationsneigung<br />
beitragen, vor<br />
allem dann, wenn diese aufgrund<br />
von Schluckstörungen nur kleine<br />
Mahlzeiten zu sich nehmen.<br />
Das hat zur Folge, dass eine ausreichende<br />
Stimulation des Entleerungsreflexes<br />
von Magen/Darm<br />
unterbleibt. (dieser Reflex bewirkt,<br />
dass bei Füllung des Ma-<br />
gens die motorische Aktivität von<br />
Kolon und Rektum gesteigert<br />
wird). Häufig sind die unzureichende<br />
Flüssigkeitszufuhr und<br />
mangelnde körperliche Bewegung<br />
Ursache der Obstipation.<br />
Schließlich begünstigt auch eine<br />
ballaststoffarme Ernährung, die<br />
von vielen Patienten aufgrund<br />
des geringeren Aufwandes für<br />
die Kautätigkeit vorgezogen<br />
wird, die Obstipation.<br />
Wie lässt sich nun einer Obstipation<br />
entgegen wirken? Neben<br />
ausreichender Flüssigkeitsaufnahme<br />
und körperlicher Bewegung<br />
gilt als Regel Nummer<br />
eins, stopfende Nahrungsmittel<br />
(z. B. Rotwein, Schokolade und<br />
Kekse) zu meiden oder in geringen<br />
Mengen zu sich zu nehmen.<br />
Ganz meiden sollte man Bananen,<br />
Heidelbeeren und Schokoladen<br />
mit einem hohen Kakao-<br />
Anteil (Bitter-Schokoladen). Achtung:<br />
Im Gegensatz zu Kaffee<br />
wirken auch schwarzer und grüner<br />
Tee stopfend. Die stopfende<br />
Wirkung wird vermindert,<br />
wenn man diese Tees nur ein bis<br />
zwei Minuten ziehen lässt.<br />
Regel Nummer zwei: Die vermehrte<br />
Zufuhr von Ballaststoffen.<br />
Das heißt u. a. Weißmehle/<br />
-brote und raffiniertes Getreide<br />
gegen entsprechende Vollkornprodukte<br />
(Vollkornbrot, Vollkornnudeln<br />
usw.) auszutauschen.<br />
Mehrmals täglich Obst und Gemüse<br />
essen, wenn möglich roh<br />
und mit Schale (Äpfel z. B. erleichtern<br />
die Verdauung). Statt<br />
Keksen und anderen Süßigkeiten<br />
Trockenfrüchte (z. B. eingeweichte<br />
Dörrpflaumen, Aprikosen)<br />
probieren. Müsli für das<br />
Frühstück bereits am Abend mit<br />
Wasser aufquellen lassen; das<br />
erleichtert das Schlucken und<br />
hilft der Verdauung.<br />
Weitere Nahrungsmittel mit<br />
leicht abführender Wirkung sind<br />
u. a. Milchzucker (z. B. in Tee,<br />
dPV aktuell . Nr. 45 . Februar 2009 Seite 3