PDF Download - Psychiatrie-Dienste Süd
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Informationen der<br />
St.Gallischen <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd<br />
Nr. 2 / August 2007<br />
Alterspsychiatrie – ein Spezialgebiet der <strong>Psychiatrie</strong><br />
Arbeitsintegration durch Case Management<br />
Zusammenarbeit mit Spitexorganisationen<br />
www.psych.ch
Editorial<br />
Die alterspsychiatrische<br />
Professionalisierung vorantreiben<br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
Zu Beginn der 70-er Jahre wurden erstmals von verschiedenen<br />
Fachleuten anhaltende Erschöpfungszustände infolge<br />
hohen beruflichen Engagements beschrieben. Der deutschstämmige<br />
Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger prägte<br />
1974 in New York den Begriff «Burnout» und löste damit<br />
eine Lawine von Publikationen aus. Heute gibt es wohl keine<br />
Diagnose im Bereich seelischer Störungen, die eine ähnlich<br />
hohe Popularität geniesst.<br />
Ich verzichte darauf, das Krankheitsbild zu beschreiben. Wie<br />
sich ein Burnout zeigt, kann in fast jedem Kioskjournal und<br />
den in kaum mehr überblickbarer Zahl vorhandenen Büchern<br />
nachgelesen werden.<br />
Stattdessen möchte ich einige provokative Fragen an Sie<br />
richten: Wie schützen Sie sich vor dem Ausgebrannt werden<br />
Wie bewahren Sie sich Ihre innere Balance Gehören Sie zu<br />
den Menschen, die sich regelmässig und gesund ernähren,<br />
genügend trinken, Entspannung bei aktiver Bewegung an<br />
der frischen Luft finden, ihre Beziehungen pflegen, sich Zeit<br />
für das Lesen eines guten Buches nehmen, ab und zu ins<br />
Konzert gehen, das Kino oder Theater besuchen Gelingt es<br />
Ihnen, Ihre Arbeitstätigkeit und Ihren Arbeitsplatz so zu<br />
gestalten, dass Sie am Morgen gerne Ihre Tätigkeit in<br />
Angriff nehmen und sich am Abend gut und zufrieden wieder<br />
davon lösen können Schaffen Sie es, in Ihrem Mitarbeiterteam<br />
und in der Beziehung zu Ihrem Vorgesetzten eine<br />
entspannte, wohlwollende Atmosphäre zu stiften<br />
Burnout verhindert man, in dem man liebevoll mit sich und<br />
seinen Mitmenschen umgeht, auf die eigenen Bedürfnisse<br />
und diejenigen der anderen achtet und diese auch ernst<br />
nimmt. Ich wünsche Ihnen viel Freude an Ihrem Leben und<br />
den Mut, es so einzurichten, dass Sie sich wohl fühlen.<br />
Dr. med. Thomas Meier<br />
Chefarzt<br />
Die St.Gallischen <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd arbeiten<br />
mit hoher Konzentration an der Umsetzung ihrer unternehmerischen<br />
Neuausrichtung. Diese beinhaltet im<br />
Kern den Wechsel vom klinikzentrierten zu einem<br />
systemisch-patientenorientierten Versorgungssystem.<br />
Das daraus abgeleitete Versorgungsprinzip «patientenorientiert<br />
– vor Ort – integrierend – vernetzt» weist<br />
den Weg. In diesem Sinn soll auch die alterspsychiatrische<br />
Versorgung gefördert und weiterentwickelt<br />
werden. Dazu werden in den regionalen <strong>Psychiatrie</strong>-<br />
Zentren in Heerbrugg, Sargans und Uznach Alterspsychiatrische<br />
<strong>Dienste</strong> eingerichtet.<br />
Die Alterspsychiatrie hat sich zu einem Spezialgebiet der<br />
<strong>Psychiatrie</strong> entwickelt, das sich wie die Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrie mit einer bestimmten Altersgruppe<br />
befasst. Mit der Zunahme der betagten und vor allem der<br />
hochbetagten Bevölkerung gewinnen nicht nur die allgemeinen<br />
sozialen und gesundheitlichen Fragen des Älterwerdens<br />
an Bedeutung, sondern im Speziellen auch jene der<br />
Alterspsychiatrie.<br />
Als psychiatrische Spezialdisziplin ist die Alterspsychiatrie<br />
durch eine besondere Herangehensweise mit viel Erfahrung<br />
und medizinischem Spezialwissen gekennzeichnet. Durch<br />
Erkennung und Behandlung der psychischen Störung im<br />
ambulanten, teilstationären und stationären Bereich unterstützt<br />
die Alterspsychiatrie die Gesundheitsversorgung der<br />
älteren Menschen. Sowohl der Bericht der <strong>Psychiatrie</strong>-<br />
<strong>Dienste</strong> Süd über die Versorgungssituation im südlichen<br />
Kantonsteil als auch das kantonale Geriatriekonzept fordern<br />
eine Ausweitung der Alterspsychiatrischen Angebote.<br />
Mit dem Aufbau Alterspsychiatrischer <strong>Dienste</strong> soll das bisherige<br />
alterspsychiatrische Behandlungsangebot erweitert<br />
und damit eine Ergänzung und Verbesserung des psychiatrischen<br />
Versorgungssystems erreicht werden. Der Schwerpunkt<br />
soll auf eine vernetzte geriatrische und alterspsychiatrische<br />
Diagnostik und Behandlung gelegt werden. Der damit erreichte<br />
patientenzentrierte Behandlungsansatz ermöglicht<br />
es, die Patienten entsprechend ihren Bedürfnissen wohnortnah<br />
zu behandeln.
Dabei gilt es, die ambulanten und teilstationären Behandlungsangebote<br />
aufeinander abzustimmen und unter ärztlicher<br />
Leitung durch verschiedene Fachpersonen zu begleiten.<br />
Neben medizinischen Leistungen werden Angebote zur<br />
Selbstversorgung, Tagesgestaltung, Kontaktfindung sowie<br />
Unterstützung der Angehörigen in deren sozialem Umfeld<br />
integriert.<br />
Konzeptualisierung am Beispiel der Region Rheintal<br />
Grundlage für die Entwicklungsarbeiten bildet das von der<br />
Geschäftsleitung verabschiedete Konzept zur regionalen<br />
<strong>Psychiatrie</strong>versorgung im Altersbereich. Es zeigt am Beispiel<br />
der Region Rheintal auf, wie die <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd die<br />
ambulante und teilstationäre alterspsychiatrische Versorgung<br />
im Sinn der unternehmerischen Neuausrichtung patientenorientiert<br />
ausgestalten und professionalisieren wollen.<br />
Dabei stehen zusammengefasst folgende Aspekte im<br />
Mittelpunkt:<br />
• Das Behandlungsangebot für Erwachsene im Rheintal soll<br />
durch einen fachspezifischen Alterspsychiatrischen Dienst<br />
mit (Ziel)Standort am Spital Altstätten ergänzt werden.<br />
Der Alterspsychiatrische Dienst betreibt ein Alterspsychiatrisches<br />
Ambulatorium und eine Tagesklinik.<br />
Angeboten werden ambulante und teilstationäre ärztliche<br />
Diagnostik sowie psychiatrisch-psychotherapeutische<br />
Behandlungen (inkl. Krisenbewältigung) für psychisch<br />
erkrankte Menschen ab dem 60. Lebensjahr. In den Alterspsychiatrischen<br />
Dienst integriert werden soll das bereits<br />
bestehende und erfolgreiche Projekt «Alterspsychiatrie<br />
vor Ort» mit Ausrichtung auf Alters- und Pflegeheime<br />
sowie Spitex-Organisationen.<br />
• Am Spital Altstätten wird eine enge Zusammenarbeit mit<br />
dem spitaleigenen geriatrischen Dienst angestrebt. Die<br />
Verbindung zwischen den beiden Fachdisziplinen soll in<br />
der Diagnostik und in der gegenseitigen Konsiliar- und<br />
Liaisonarbeit zum Tragen kommen. Diese Zusammenarbeit<br />
soll durch die Nachbarschaft zur alterspsychiatrischen<br />
und geriatrischen Tagesklinik noch verstärkt werden.<br />
• Durch die Verbindungen des Alterspsychiatrischen <strong>Dienste</strong>s<br />
zu Hausärzten, Pro Senectute, Spitexorganisationen und<br />
zu den Angehörigen wird eine effiziente Behandlung im<br />
Umfeld der Patientinnen und Patienten erreicht. Hospitalisationen<br />
sollen nach Möglichkeit vermieden oder verkürzt<br />
und eine situationsgerechte und wohnortnahe Nachbehandlung<br />
gefördert werden. Das soziale und familiäre<br />
Versorgungsnetz des älteren Menschen wird entlastet.<br />
• Der Alterspsychiatrische Dienst steht unter medizinischer<br />
und administrativer Leitung des <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrums<br />
Rheintal und wird durch einen Oberarzt geleitet.<br />
Realisierung in allen drei Regionen<br />
Der Alterspsychiatrische Dienst wird künftig neben dem<br />
Allgemeinpsychiatrischen Dienst, dem Konsiliardienst und<br />
den Angeboten für chronisch psychisch kranke Menschen<br />
einen wichtiger Bestandteil im Leistungsprogramm der drei<br />
regionalen <strong>Psychiatrie</strong>-Zentren Rheintal, Werdenberg-<br />
Sarganserland und Linthgebiet darstellen. Bereits bestehende<br />
Angebote wie die Liaisonpsychiatrischen <strong>Dienste</strong> mit<br />
Beratungs- und Fortbildungsaufgaben in Alters- und Pflegeheimen<br />
und Spitexbetrieben und das Demenz-Zentrum Linth in<br />
Uznach werden in den Alterspsychiatrischen Dienst integriert.<br />
Der Zeitplan sieht vor, die Alterspsychiatrischen <strong>Dienste</strong> bis<br />
Mitte 2008 einzurichten. Die Realisierung der Alterspsychiatrischen<br />
Tageskliniken wird zu einem späteren Zeitpunkt und<br />
in Etappen erfolgen, je nach Fortschritt der baulichen Massnahmen<br />
in den Spitalregionen Rheintal Werdenberg<br />
Sarganserland (RWS) und Linth.<br />
Autor: Christoph Eicher, CEO<br />
2 | 3
<strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Rheintal Zukunftsweisend –<br />
Arbeitsintegration durch<br />
Case Management<br />
Arbeitgebergespräch mit Oliver Hofmann, Heimleiter Alterspflegeheim «Sonnenschein» in Reute, der sich nach einem Gespräch mit seinem<br />
erkrankten Mitarbeiter noch mit Susanne Ghaboussi, Case Managerin, austauscht.<br />
Seit Januar 2007 verfügt das <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum<br />
Rheintal in Heerbrugg über ein neues Angebot, bzw. ein<br />
neues Arbeitsfeld: das Case Management. Susanne<br />
Ghaboussi, diplomierte Sozialarbeiterin FH, hat die<br />
Funktion der Case Managerin zu 100 Prozent übernommen.<br />
In dieser Funktion entfallen 50 Prozent für<br />
das Ambulatorium und 50 Prozent für die Tagesklinik.<br />
Unter Case Management wird eine bestimmte Vorgehensweise<br />
in der Fallführung verstanden. Durch Vernetzung und<br />
Koordination der involvierten Personen/Fachstellen durch<br />
das Case Management soll das Erarbeiten gemeinsamer<br />
Ziele und deren Umsetzung im Sinne der Klientinnen und<br />
Klienten gewährleistet werden.<br />
Case Management verläuft phasenhaft in fünf Schritten: In<br />
der ersten Phase werden anhand des Erstgespräches die<br />
vorhandenen Ressourcen ermittelt und festgelegt, in welchen<br />
Bereichen die betroffene Person Unterstützung benö-<br />
tigt. Hier soll umfassend die Lebenssituation in ihrer gesamten<br />
Komplexität erfasst werden. Somit liegt der Fokus nicht<br />
nur auf der aktuellen Arbeitssituation, sondern auch auf den<br />
Bereichen Wohnen, Freizeit, soziale Kontakte und Finanzen. In<br />
der zweiten Phase werden Hypothesen und Prognosen formuliert,<br />
aus denen in einer dritten Phase ein Hilfeplan entsteht.<br />
Vereinbarungen mit den beteiligten Personen werden<br />
in einer vierten Phase festgelegt und es erfolgt die konkrete<br />
Umsetzung des Hilfeplanes. Die fünfte Phase beinhaltet das<br />
«Controlling». Die Case Managerin überwacht dabei das<br />
Einhalten der getroffenen Vereinbarungen bei den verschiedenen<br />
involvierten Personen und es wird entschieden, ob der<br />
Hilfeplan fortgeführt bzw. revidiert wird oder die Situation<br />
soweit geklärt ist, dass ein Abschluss erfolgen kann.<br />
Case Management in der Tagesklinik fokussiert die Re-<br />
Integration in die Arbeitswelt. Im ambulanten Bereich ist<br />
zusätzlich geplant, dass Case Management auch für komplexe<br />
Fälle eingesetzt wird. Immer wieder haben wir es mit
Situationen zu tun, in denen unsere Klientinnen und Klienten<br />
überfordert sind. Es sind keine Fortschritte oder positive<br />
Veränderungen zu verzeichnen in der Lebenssituation der<br />
Betroffenen. Viele Fachpersonen sind bereits involviert,<br />
jedoch sind keine gemeinsamen Ziele formuliert. Hier hat Case<br />
Management die Aufgabe, die Beteiligten an einen Tisch zu<br />
holen, die Zuständigkeiten untereinander abzustimmen und<br />
gemeinsam mit den Klientinnen und Klienten das weitere<br />
Vorgehen zu planen. Damit entstehen wieder Bewegung und<br />
Dynamik, die Veränderungen möglich machen.<br />
Bisherige Erfahrungen mit Case Management<br />
Es hat sich gezeigt, dass zunächst häufig eine Klärung der<br />
sozialen Situation mit Schwerpunkt Sozialversicherungsrecht<br />
ansteht, bevor der Bereich Arbeitsintegration fokussiert<br />
werden kann. Im Bereich Erhalt bestehender Arbeitsplätze<br />
gibt es bereits sehr gute Erfahrungen im Kontakt zu den<br />
jeweiligen Arbeitgebenden. Geschätzt wird von Arbeitgeberseite,<br />
dass die Case Managerin eine langfristige<br />
Begleitung vor Ort an den Arbeitsplätzen anbietet und als<br />
Ansprechpartnerin zur Verfügung steht. Die Arbeitgebenden<br />
fühlen sich häufig entlastet, weil sie nicht die alleinige<br />
Verantwortung und Zuständigkeit übernehmen müssen,<br />
wenn es um Wiedereingliederung erkrankter Mitarbeitender<br />
zurück in die Arbeitswelt geht.<br />
Ausblick – Visionen<br />
Mittel- bis langfristig soll das Angebot des Case Managements<br />
in der Region weiter bekannt gemacht werden,<br />
sowohl bei Arbeitgebenden, als auch bei Fachstellen. Ein<br />
grosses Anliegen ist die Zusammenarbeit mit den regionalen<br />
Arbeitgebenden in Bezug auf Wiedereingliederung von<br />
psychisch erkrankten Menschen. Mit den entstandenen<br />
Aussenkontakten soll zunehmend auch Aufklärung über psychische<br />
Erkrankungen stattfinden, Vorurteile abgebaut und<br />
der Stigmatisierung psychisch erkrankter Menschen entgegengewirkt<br />
werden. Bei anhaltend steigendem Bedarf soll<br />
das Case Management ausgebaut werden.<br />
Autor: Karlheinz Pracher, Leiter Zentrum Heerbrugg<br />
Susanne Ghaboussi ist 1962 in Deutschland geboren, hat<br />
zunächst viele Jahre als Fachfrau für <strong>Psychiatrie</strong> in psychiatrischen<br />
Kliniken in Deutschland und der Schweiz gearbeitet.<br />
Berufsbegleitend studierte sie Sozialarbeit an der Fachhochschule<br />
St.Gallen. Als diplomierte Sozialarbeiterin FH<br />
hat sie im Januar 2007 die Funktion als Case Managerin im<br />
<strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Rheintal übernommen.<br />
Die Besuche vor Ort am Arbeitsplatz bieten Susanne<br />
Ghaboussi direkten Einblick in das jeweilige Arbeitsumfeld.<br />
Vieles aus den Berichten der Klientinnen und Klienten wird<br />
besser verständlich und kann von einer theoretischen auf<br />
die alltagspraktische Ebene übertragen werden. Zunehmend<br />
entsteht in der Tagesklinik ein Bedarf an Schnupper- und<br />
Praktikumsstellen, damit für die Klientinnen und Klienten,<br />
die Möglichkeit besteht, sich im Arbeitsmarkt auszuprobieren<br />
und den Wiedereinstieg zu finden. Auf Anfragen von<br />
Susanne Ghaboussi haben sich bereits innerhalb von vier<br />
Monaten drei kleinere Firmen in der Region Rheintal zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
In der Tagesklinik und im Ambulatorium sind seit März 2007<br />
fünf Klienten in den Arbeitsprozess reintegriert worden und<br />
werden weiterhin durch die Case Managerin begleitet. In<br />
zwei Fällen bestanden am Arbeitsplatz Konfliktsituationen<br />
im fortgeschrittenen Stadium, die auch mit Unterstützung<br />
von Case Management nicht gelöst werden konnten. Die<br />
bisherige Zusammenarbeit mit Fachstellen (z.B. RAV, Sozialämtern,<br />
IV, Krankversicherern etc.) zeigt sich sehr positiv.<br />
4 | 5
<strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Rheintal<br />
Treffen der Gemeindepräsidenten<br />
in Heerbrugg<br />
Am 20. Juni 2007 war das Zentrum in Heerbrugg Treffpunkt<br />
für Gemeindepräsidenten aus dreizehn Rheintaler Gemeinden.<br />
Gastgeber Karlheinz Pracher (Zentrumsleiter) und<br />
Nebojsa Spasojevic (Medizinischer Leiter) gewährten den<br />
Anwesenden mittels eines Kurzreferates Einblick in die strategische<br />
Neuausrichtung der <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> und das<br />
umfangreiche ambulante und teilstationäre Leistungsangebot<br />
des <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrums Rheintal. Schwerpunkte<br />
bei den fachlichen Ausführungen lagen bei der Alterspsychiatrie<br />
und der Tagesklinik und vor allem bei der möglichst<br />
gemeindenahen Grundversorgung in enger Vernetzung<br />
mit regionalen Leistungspartnern.<br />
Die wohnortnahe und patientengerechte Betreuung wurde<br />
generell begrüsst und gut geheissen. Der anschliessende<br />
Erfrischungs-Apéro im Hof des Zentrums bot die Möglichkeit<br />
zum persönlichen Austausch zwischen den Gemeindepräsidenten<br />
und den Verantwortlichen des Zentrums.<br />
Auf Anregung von Dr. Christa Köppel, Gemeindepräsidentin<br />
Widnau, wird künftig jährlich ein Treffen in diesem Rahmen<br />
im <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Rheintal stattfinden.<br />
Autorin: Manuela Zwicky, Bereichsleiterin Infrastruktur und Organisation<br />
Ganz Oben: Gemeindepräsidenten im Gespräch / Oben: Im Vordergrund Rolf Eyer, Gemeindepräsident Diepoldsau, mit Karlheinz Pracher, Leiter <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Rheintal.
Grosses Interesse<br />
am Thema Burnout<br />
Unter dem Titel «Burnout – verstehen und vermeiden» realisierte<br />
das <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Rheintal in Zusammenarbeit<br />
mit dem Verein Swisscross am 31. Mai 2007 eine<br />
Informations-Veranstaltung im Diogenes Theater Altstätten.<br />
Nach Abschluss der statutarischen Geschäfte der Hauptversammlung<br />
des Vereins durften die Veranstalter über 100<br />
interessierte Gäste zum anschliessenden Referat von<br />
Dr.med. Thomas Meier, Chefarzt der St.Gallischen <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong><br />
Süd, begrüssen.<br />
Ursachen und Folgen der häufigen Erkrankung Burnout wurden<br />
erklärt, ebenso was es braucht, um gesund zu werden und zu<br />
bleiben. Mitgestaltet wurde der Abend durch das «Playback-<br />
Theater Zürich». In spontanen, improvisierten Szenen wurden<br />
Gedanken und persönliche Lebenssituationen aus dem<br />
Publikum auf intensive und zugleich lehrreiche Weise präsentiert.<br />
Zahlreiche Fragen wurden durch die anwesenden<br />
Fachleute beantwortet.<br />
Autorin: Manuela Zwicky, Bereichsleiterin Infrastruktur und Organisation<br />
Oben rechts: Schauspielerinnen des Playback-Theaters Zürich<br />
Mitte: Teilnehmer des Podiumsgespräches von links nach rechts;<br />
Dr.med. Thomas Meier, Chefarzt <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd; Karlheinz<br />
Pracher, Leiter Zentrum Heerbrugg; Urs Laubscher, Verein swisscross;<br />
Robert Haller, Präsident Verein swisscross.<br />
6 | 7
<strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum<br />
Werdenberg-Sarganserland<br />
Neue Räumlichkeiten an der Hauptstrasse 27 in Trübbach<br />
Neue Räume wagen, eröffnen,<br />
gestalten, beanspruchen…<br />
Die medizinische Betreuung wird zunehmend vom<br />
stationären Aufenthalt zur ambulanten Versorgung<br />
verlagert. Auch die <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd haben<br />
sich dem Motto «ambulant vor stationär» verschrieben,<br />
indem die Grundversorgung gemeindenah in<br />
enger Vernetzung mit Leistungspartnern erbracht<br />
wird. Damit Menschen dort, wo sie wohnen, bedürfnisgerecht<br />
behandelt werden können, müssen die<br />
ambulanten und teilstationären Versorgungsstrukturen<br />
geprüft und ausgebaut werden.<br />
Im Jahr 2006 haben die <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd eine Bedarfsabklärung<br />
von psychiatrischen Versorgungsleistungen<br />
im südlichen Kantonsteil vorgenommen. Diese Abklärung<br />
erfolgte unter Mitwirkung von Vertretern verschiedener<br />
Anspruchsgruppen. In der Folge wurden Projektgruppen gebildet,<br />
um Konzepte zu erstellen und die ambulanten und<br />
teilstationären psychiatrischen Angebotslücken zu schliessen.<br />
Aktuell wird ein «Mobiles Sozialpsychiatrisches Team» konzeptualisiert,<br />
welches Patienten, die in den letzten Jahren<br />
häufige Klinikeintritte oder sehr viele Pflegetage aufwiesen,<br />
eine flexible, intensive ambulante Behandlung in Zusammenarbeit<br />
mit dem «Helfernetz» anbieten kann. Dadurch sollen<br />
stationäre Aufenthalte verhindert oder wenigstens verkürzt<br />
werden.<br />
Im Weiteren wird ein Konzept für «Begleitetes Einzelwohnen»<br />
erstellt. Chronisch psychisch Kranken, die sich nicht in einer<br />
akuten Krankheitsphase befinden, soll lebenspraktische<br />
Hilfestellung und Behandlung geboten werden, damit sie<br />
trotz Folgen einer chronischen psychischen Erkrankung<br />
selbstständig wohnen können. Mittels Fragebogen wurden<br />
verschiedene Fachpersonen, die mit psychisch Kranken im<br />
Berufsalltag zu tun haben, befragt, ob Bedarf an einem solchen<br />
Angebot besteht. Der Rücklauf der Bögen war hoch<br />
und ebenso hoch scheint auch die Nachfrage nach einem<br />
solchen Angebot zu sein.
Erarbeitet wird auch ein Konzept, das den Fokus auf die<br />
Reintegration von Personen mit vorübergehenden oder dauerhaften<br />
psychischen Leistungseinschränkungen in den primären<br />
Arbeitsmarkt legt. Auch psychisch kranke Menschen<br />
sollen Sinn durch Arbeit finden können und dadurch einen<br />
Platz in der Gesellschaft erhalten. Einer Invalidisierung soll<br />
mit Frührehabilitation entgegen gewirkt werden.<br />
Im kantonalen <strong>Psychiatrie</strong>-Konzept ist 1989 ein Mangel an<br />
halbstationären Behandlungsmöglichkeiten festgestellt<br />
worden, der anlässlich der Bedarfsabklärung 2006 erneut<br />
beschrieben wurde. Nun soll auch in der Region<br />
Werdenberg-Sarganserland ein halbstationäres Angebot<br />
aufgebaut werden. Durch einen Schwerpunkt in der Rehabilitation<br />
psychisch Kranker sollen Wiedereingliederung in<br />
den Alltag, Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit und<br />
Reintegration in das gesellschaftliche Leben möglich werden.<br />
Durch einen psychotherapeutischen Fokus werden psychische<br />
Stabilisierung und Förderung der Ressourcen angestrebt.<br />
Behandlungsmethoden und -schwerpunkte orientieren<br />
sich an den Bedürfnissen der einzelnen psychisch<br />
Leidenden.<br />
Gemeinsame Räume gestalten<br />
Bei all den beschriebenen Konzepten wird auf eine dichte<br />
Vernetzung in der Region Wert gelegt. Nur gemeinsam mit<br />
niedergelassenen Ärzten, Spitälern, Spitexorganisationen,<br />
Sozialen <strong>Dienste</strong>n, Sozial- und Vormundschaftsämtern,<br />
Amtsvormundschaften, Gemeinden, Gewerbe, Profit- und<br />
Non-Profit- Organisationen, Wohnheimen und geschützten<br />
Werkstätten kann das Ziel einer effektiven und umfassenden<br />
Behandlung und Versorgung der psychisch Kranken in<br />
unserer Region gewährleistet werden. Gemeinsam wollen<br />
wir der Stigmatisierung psychisch Kranker entgegenwirken<br />
und deren Lebensqualität verbessern.<br />
Neue Räume beanspruchen<br />
Um die ambulanten und teilstationären Angebote ausbauen<br />
zu können, müssen im Gebiet Werdenberg-Sarganserland<br />
neue Räumlichkeiten bezogen werden. Seit geraumer Zeit<br />
nutzt das <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum für Ergo-, Kunst- Gruppentherapie<br />
einen Raum in der alten Fabrik in Trübbach. Dort<br />
bietet sich die Möglichkeit, weitere Räume zu gestalten, zu<br />
beleben, zu beziehen. Dort sollen Räume entstehen, in<br />
denen Menschen gesund werden und sich entfalten können.<br />
Autorin: Jutta Reiter, Leiterin Zentrum Werdenberg-Sarganserland<br />
8 | 9
<strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Linthgebiet<br />
25-jähriges Jubiläum<br />
Von der Beratungsstelle<br />
zum <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum<br />
25 Jahre ist es her, seit im Linthgebiet die erste<br />
Sozialpsychiatrische Beratungsstelle für Erwachsene<br />
aus den Bezirken See und Gaster eröffnet wurde. Die<br />
Aufgabe war auf die Prophylaxe psychischer Erkrankungen<br />
und auf die Beratung und Rehabilitation<br />
von psychisch Kranken ausgerichtet. Schon damals<br />
war die Zusammenarbeit und Koordination mit frei<br />
praktizierenden Ärztinnen und Ärzten, Gemeinden,<br />
Sozialen <strong>Dienste</strong>n, kirchlichen Stellen und anderen<br />
Behörden ein Bestandteil der Aufgabe. Die wichtige<br />
und herausfordernde Aufgabe wurde damals von<br />
einem kleinen Team (Arzt, <strong>Psychiatrie</strong>pfleger und<br />
Sozialarbeiterin) übernommen.<br />
Im ersten Jahresbericht von 1983 wurde bezüglich des<br />
Behandlungsteams festgehalten: «…die mitgebrachten<br />
unterschiedlichen Voraussetzungen, sowie die fachlichen<br />
Qualitäten des einzelnen kommen voll zum Tragen und dem<br />
Patienten können damit Sicherheit und Zuverlässigkeit<br />
angeboten werden…». Weiter kann bezüglich des Behandlungsangebotes<br />
dem Jahresbericht entnommen werden,<br />
dass die Tätigkeit mit einzelnen Patienten die meiste Zeit<br />
des Behandlungsteams in Anspruch nahm und dass der<br />
<strong>Psychiatrie</strong>pfleger die Arbeit mit einer Gruppe aufnahm. Die<br />
Sozialarbeiterin hatte in Jona eine Gruppe für jüngere<br />
Frauen mit psychischen Problemen aufgebaut und begleitet.<br />
Statistisch gesehen führte das Behandlungsteam im Jahre<br />
1983 insgesamt 1335 Konsultationen bei 93 Patientinnen<br />
und Patienten durch.<br />
Damals wurde ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung<br />
der <strong>Psychiatrie</strong>versorgung im Linthgebiet gelegt. In den folgenden<br />
Jahren nahmen die Nachfrage zur Behandlung und<br />
die Zahl der zu behandelnden Patienten zu. Dies führte dazu,<br />
dass sich die Behandlungsangebote und das Behandlungsteam<br />
dynamisch entwickelten. In den nächsten zwei Dekaden<br />
wurden die Behandlungsangebote differenziert und die<br />
Vorgehensweisen stärker auf spezifische Problemstellungen<br />
ausgerichtet. Das Behandlungsteam wuchs Schritt für<br />
Schritt zu einem multiprofessionellen Team, das in der Lage<br />
war, adäquate Behandlungen und Beratungen von Patientinnen<br />
und Patienten sowie anderen Interessenten aus der<br />
Region anzubieten. Ebenso konnte eine Intensivierung der<br />
Zusammenarbeit mit dem Regionalspital Uznach erreicht<br />
werden. Aufgrund der dynamischen Entwicklung und Fachspezialisierung<br />
erfolgte 1989 ein Namenswechsel, sodass<br />
aus der Beratungsstelle die Fachstelle für Sozialpsychiatrie<br />
und Psychotherapie Uznach entstand.
Titelseite des ersten<br />
Uznacher Jahresberichtes<br />
von 1983.<br />
Die Entwicklung der Fachstelle konnte jedoch den grossen<br />
Bedürfnissen der Region Linth kaum entsprechen und der<br />
Nachholbedarf zur Verbesserung der psychiatrischen Gesundheit<br />
wurde erkannt.<br />
2006 wurde im Rahmen der gesamtbetrieblichen Neupositionierung<br />
der <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd die neue psychiatrische<br />
Versorgungsstrategie erarbeitet und unter anderem die<br />
Aufgabe zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung im<br />
Linthgebiet gestellt. Die Behandlungsangebote wurden fachspezifisch<br />
unterteilt, konzeptualisiert und neue Bereiche<br />
definiert. So konnte – ergänzend zum Ambulanten Dienst –<br />
mit dem Aufbau des Alterspsychiatrischen <strong>Dienste</strong>s und des<br />
fachärztlichen Konsiliar-<strong>Dienste</strong>s begonnen werden und die<br />
ersten organisatorischen Schritte eingeleitet werden. Um<br />
eine adäquate psychiatrische Frührehabilitation (Arbeitsbezogene<br />
Rehabilitation) der psychisch kranken Patientinnen<br />
und Patienten zu erreichen, wurde das Case Management<br />
konzeptualisiert: Es wird voraussichtlich im Jahr 2008 eingeführt.<br />
Behandlungsangebotes konnte erneut ein wichtiger Meilenstein<br />
für die Weiterentwicklung der <strong>Psychiatrie</strong>versorgung<br />
im Linthgebiet gelegt werden. Die ehemalige Fachstelle für<br />
Sozialpsychiatrie und Psychotherapie in Uznach wuchs zum<br />
<strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Linthgebiet. Dass wir bereits seit 25<br />
Jahren die Interessen der psychisch Kranken im Linthgebiet<br />
vertreten, erfüllt uns mit Zufriedenheit und Stolz. Wir<br />
blicken optimistisch in die Zukunft und sind für die anstehenden<br />
grossen Aufgaben bereit.<br />
Autor: Bob Spasojevic, Leiter Zentrum Linthgebiet<br />
Weitere wichtige Bereiche wie tagesklinische Behandlung,<br />
Krisenintervention sowie begleitetes Wohnen sind definiert<br />
und werden laufend ausgebaut. Durch die Erweiterung des<br />
10 | 11
Klinik St.Pirminsberg<br />
Entwicklung im Pflegedienst<br />
Der Pflegedienst der Klinik St.Pirminsberg konzeptualisiert<br />
die gezielte Pflegeentwicklung im Projekt<br />
«Gezielte Pflegeentwicklung» (GEPE), das für die<br />
nächsten Jahre leitend für die Personal- und Pflegeentwicklung<br />
in der Klinik sein wird.<br />
Die Nutzen des Projektes sind:<br />
• Zur Organisation und Steuerung des Pflegedienstes werden<br />
Rahmenbedingungen in Form von strategischen<br />
Aussagen festgehalten.<br />
• Zur Personalführung sind Ziele beschrieben, die outcomeorientiert<br />
und richtungsweisend sind.<br />
• Der Handlungsbedarf, der die Umsetzungsansätze durch<br />
die hierarchisch und fachlich Verantwortlichen steuert, ist<br />
abgegleitet.<br />
• Die Operationalisierung wird fortlaufend den aktuellen<br />
Gegebenheiten angepasst, umgesetzt und kommuniziert.<br />
Einige der wichtigsten Kernpunkte des Projektes «Gezielte<br />
Pflegeentwicklung» sind:<br />
Qualitätsmanagement, -sicherung und Controlling<br />
Der Ansatz ist der einer kontinuierlichen Qualitätsverbesserung<br />
mit dem Ziel der Überführung in eine Entwicklung<br />
durch Grundlagen der Aktionsforschung. Um eine lernende<br />
Organisation zu fördern, müssen Leistungsdaten, Erfüllungsgrade<br />
von wissenschaftlichen Standards und weitere Daten<br />
in einer auswertbaren Qualität dokumentiert sein.<br />
Experteneinsatz<br />
Expertenwissen auf akademischem Niveau bzw. von HöFa II<br />
und vergleichbaren Ausbildungen ist gezielt eingesetzt, die<br />
Verantwortlichkeit ist abteilungsweise festgelegt. Pflegerische<br />
und/oder therapeutische Kompetenz von Mitarbeitenden<br />
auf den Abteilungen ist gezielt genutzt.<br />
Pflegediagnostik und Prozess<br />
Die Ausgestaltung von geeigneten Arbeitsmitteln ist von<br />
kantonalen Entscheidungen und externen wie auch internen<br />
EDV-Ressourcen abhängig. Die in der Pflegeauffassung formulierte<br />
Grundhaltung des Caring ist leitend für die Pflege<br />
der Patienten und Patientinnen.<br />
Pflege-Support<br />
Bei Bedarf nach fachlicher Unterstützung – zum Beispiel von<br />
neuen Mitarbeitenden im Pflegedienst oder bei konkreten<br />
Problemstellungen in der Arbeit an Patienten – wird das<br />
benötigte Wissen durch eine direkte Begleitung und/oder<br />
über die Vermittlung einer spezialisierten Pflegefachperson<br />
weiter gegeben.<br />
Coaching<br />
Mitarbeitende sind kontinuierlich ziel- und bedarfsorientiert<br />
gecoacht. Probleme werden frühzeitig erkannt und gemeinsam<br />
Lösungen erarbeitet.<br />
Team- und Fallberatung<br />
Das Problembewusstsein wird gefördert, eine reflektive<br />
Praxis angeregt. Die Pflegequalität und die Mitarbeiterzufriedenheit<br />
sind dadurch positiv beeinflusst. Kriterien zur<br />
Qualifikation und Standortbestimmung sind definiert.<br />
Fort- und Weiterbildung<br />
Mitarbeitende werden für die in ihrem Aufgabengebiet erforderliche<br />
Qualifikation im Pflegedienst aktiv gefördert<br />
unter Berücksichtigung von Ressourcen und Nutzen. Zielund<br />
problemorientierte Fort- und Weiterbildungen werden<br />
massgeschneidert hausintern für Mitarbeitergruppen, Abteilungen<br />
bzw. Stationen durchgeführt.<br />
Somit ist die Personalentwicklung eng vernetzt mit der<br />
Pflegeentwicklung, pflegerische Kompetenz und hierarchische<br />
Verantwortung ergänzen sich.<br />
Autor: Guntram Fehr, Pflegeentwicklung
Hygieia,<br />
die Gesundheitsgöttin<br />
Arbeitstherapie<br />
Der Begriff der Hygiene leitet sich aus der griechischen<br />
Götter- und Sagenwelt ab. Dort wurde Hygieia<br />
als Göttin der Gesundheit verehrt. Bereits zu dieser<br />
Zeit verkörperte Hygieia auch die Prävention von<br />
Krankheiten.<br />
Verglichen mit den immensen Regelwerken und umfangreichen<br />
Massnahmenplänen, die in somatischen Akutspitälern<br />
für eine möglichst keimfreie Umgebung sorgen, ist das<br />
Thema Hygiene in der <strong>Psychiatrie</strong> ganz allgemein wenig entwickelt.<br />
Dies ist nachvollziehbar, denn der Stellenwert kann<br />
nicht derselbe sein, da in der <strong>Psychiatrie</strong> sehr selten offene<br />
Wunden zu versorgen sind – ganz vernachlässigen darf man<br />
das Thema aber nicht.<br />
Auch in der <strong>Psychiatrie</strong> gilt es, den Patienten vor nosokomialen*<br />
Infektionen zu schützen. So kann beispielsweise ein<br />
Patient von einem Spital an uns überwiesen werden, der<br />
einen Infekt mitbringt. Hier ist es wichtig, dass die richtigen<br />
Massnahmen getroffen werden, um eine Ausbreitung innerhalb<br />
des Klinikbetriebes zu verhindern.<br />
Zur Zeit erarbeitet eine Arbeitsgruppe der <strong>Psychiatrie</strong>-<br />
<strong>Dienste</strong> Süd Schritt für Schritt ein Hygienekonzept, das einerseits<br />
die vielen, bereits bestehenden Regeln zusammenfasst<br />
und andererseits die Schnittstellen zwischen den einzelnen<br />
Berufsgruppen: Medizin, Pflege, Gastronomie und Reinigungsdienst<br />
klärt. Entstehen sollen dabei wenige, aber verbindliche<br />
Richtlinien und Hygienestandards, um die kritischen<br />
Punkte im Klinikalltag zu vermeiden. Ausserdem soll<br />
das Konzept für alle Mitarbeitenden ein hilfreiches Nachschlagewerk<br />
bei Fragen und Unklarheiten sein.<br />
Die erste Ebene des Konzepts ist der «persönlichen<br />
Hygiene» gewidmet. Mitarbeitende, die mit Patienten in<br />
Kontakt stehen, sind darin angesprochen. Themen wie korrekte<br />
Bekleidung, das Waschen bzw. Desinfizieren der Hände,<br />
usw. werden hier näher ausgeführt. Die Geschäftsleitung<br />
hat den Rahmen des Konzeptes im Juni verabschiedet.<br />
Verbindliche Vorgaben werden zu gegebener Zeit in den verschiedenen<br />
Bereichen der Klinik St.Pirminsberg eingeführt.<br />
*Unter einer nosokomialen Infektion (Krankenhausinfektion)<br />
wird jede durch Mikroorganismen hervorgerufene Infektion<br />
verstanden, die im zeitlichen Zusammenhang mit einem<br />
Krankenhausaufenthalt steht.<br />
Autorin: Gisela Heim, Verantwortliche für Qualität<br />
Die Arbeitstherapie in der Klinik St.Pirminsberg setzt Arbeit<br />
selbst als therapeutisches Verfahren ein oder trainiert<br />
Einzelleistungen, die zur Arbeitsfähigkeit führen können.<br />
Ziele sind die weitest mögliche Wiederherstellung und Erhaltung<br />
geistiger, psychischer und körperlicher Fähigkeiten<br />
und die Vorbereitung auf selbständiges Leben und Arbeiten.<br />
Der Schwerpunkt liegt in der Verbesserung reduzierter<br />
Fähigkeiten, z.B. Ausdauer, Konzentration, Kommunikation,<br />
Kooperation, Zeiteinteilung, Grob- und Feinmotorik.<br />
Produkte, die im Rahmen der Arbeitstherapie entstehen,<br />
werden laufend im klinikeigenen Ausstellungs- und Verkaufsraum<br />
angeboten. Der «Pirmin-Shop» hält stets ein breites<br />
Sortiment an sorgfältig und in bester handwerklicher<br />
Qualität hergestellten Artikeln bereit.<br />
Die Öffnungszeiten sind wie folgt: Montag bis Freitag von<br />
09.00 Uhr bis 11.00 Uhr und 13.30 Uhr bis 16.00 Uhr oder<br />
nach telefonischer Vereinbarung. Beat Gort, Leiter Arbeitstherapie,<br />
Tel. 081 303 65 25.<br />
12 | 13
Klinik St.Pirminsberg<br />
Neubau Zentrum für Alterspsychiatrie<br />
in Pfäfers<br />
Oktober 2007 können auf dem Gelände der Gemeinde (nördlich<br />
des Feuerwehrdepots) auf dem provisorisch errichteten<br />
Parkplatz, 70 Autos abgestellt werden. Die Zufahrt zum oberen<br />
Klinikareal ist jederzeit möglich. Der Baustellenverkehr<br />
erfolgt über die Pavillonstrasse. Um die Sicherheit der Kinder,<br />
die täglich den Kindergarten besuchen, zu gewährleisten,<br />
wird auf dem Gelände des Pfarrhauses ein spezieller Fussgängerweg<br />
gebaut.<br />
Projektleitung<br />
Das Bauvorhaben wird geführt durch eine Projektleitung und<br />
setzt sich zusammen aus:<br />
Stefan Knobel<br />
Hochbauamt Leiter Baubereich 2 «Gesundheitsbauten», Vorsitz<br />
Martin Kraner<br />
Hochbauamt Projektleiter Architekt REG<br />
Die St.Galler-Stimmbürger haben am 17. Juni 2007 das<br />
geplante Bauvorhaben mit 83'274 Ja-Stimmen zu<br />
17'149 Nein-Stimmen bei einer Stimmbeteiligung von<br />
34,7% deutlich angenommen. Somit ist der Startschuss<br />
für die Ausführungsphase offiziell gefallen.<br />
Ausführungsplanung<br />
Bis Herbst 2007 läuft die Ausführungsplanung. Es werden<br />
Baupläne erstellt und die ersten Arbeitsausschreibungen<br />
vorbereitet und durchgeführt. Mit dem Spatenstich, der auf<br />
Mittwoch, 21. November 2007, vorgesehen ist, beginnen die<br />
Bauarbeiten vor Ort. Im Beisein von Regierungsrätin Heidi<br />
Hanselmann, Regierungsrat Willi Haag, den Vertretern der<br />
Gemeinde Pfäfers, der <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd sowie den<br />
Planern erfolgt die offizielle Feier zum Baubeginn auf dem<br />
Areal der Klinik St.Pirminsberg in Pfäfers.<br />
Nach Terminplan ist mit einer Bauzeit von etwa 2 ½ Jahren<br />
zu rechnen, so dass voraussichtlich im Sommer 2010 das<br />
Zentrum für Alterspsychiatrie in Betrieb genommen werden<br />
kann. Es sind folgende Etappen vorgesehen:<br />
• November 2007 bis Frühling 2008<br />
Abbrucharbeiten, Terrainvorbereitungen<br />
Aushub, Spezielle Fundation, Erdsonden<br />
• Frühling 2008 bis Frühling 2009 Rohbau 1 und Installationen<br />
• Frühling 2009 bis Sommer 2010 Ausbau und Gartenanlage<br />
Verkehrsführung<br />
Bis Ende September 2007 steht der westlich gelegene<br />
Parkplatz beim Haus A6 noch zur Verfügung. Ab anfangs<br />
Christoph Eicher<br />
CEO, Vorsitzender Geschäftsleitung, <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd<br />
Dr.med. Thomas Meier<br />
Chefarzt, <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd<br />
Dr.med. Daniel Strub<br />
Leitender Arzt Alterspsychiatrie, <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd<br />
Renaldo Kleboth<br />
Bauten und Logistik, <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd<br />
Franz Elmer<br />
Leiter Klink St.Pirminsberg, <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd<br />
Lukas Huggenberger<br />
Architekt ETH SIA, Zürich<br />
Erika Fries<br />
Architektin ETH SIA, Zürich<br />
Ansprechpartner und Koordinator für die Klinik St.Pirminsberg<br />
ist Renaldo Kleboth, für das Hochbauamt der Projektleiter<br />
Martin Kraner. Das Architekturbüro Huggenberger/Fries wird<br />
einen Bauleiter stellen in der Person von Peter Seitz. Wir<br />
sind zuversichtlich, gemeinsam das Ziel «Erstellen des Neubaus<br />
Zentrum für Alterspsychiatrie in St.Pirminsberg Pfäfers»<br />
bis Sommer 2010 erreichen zu können, und freuen uns auf<br />
eine gute Zusammenarbeit mit der Klinik St.Pirminsberg.<br />
Autor: Stefan Knobel,<br />
dipl. Arch. HTL/NDS Leiter Baubereich 2 «Gesundheitsbauten»
Bewegungs-Therapiezentrum<br />
Pfäfers wird Realität<br />
Best. Garderoben<br />
umgesetzt<br />
Föhn<br />
Föhn<br />
Garderoben<br />
28.00 m2<br />
50x30<br />
GarderobenkastenhalbeHöhe<br />
50x30 50x30 50x30 50x30 50x30 50x30 50x30 50x30 50x30 50x30 50x30 50x30 50x30<br />
Korpus<br />
Trainingsbereich<br />
Geräte und Cardio<br />
56.00 m2<br />
Föhn<br />
+ - 0.02<br />
Kastenfront mit Lavabo<br />
Wandspiegel<br />
WC Damen<br />
1.76 m2<br />
WC Herren<br />
1.76 m2<br />
Glasschiebetüre<br />
Dusche<br />
1.60 m2<br />
Dusche<br />
1.60 m2<br />
Total<br />
12.00 m2<br />
Dusche<br />
Erlebnisdusche<br />
Lüftungsanlage<br />
21.50 m2<br />
Büro<br />
8.60 m2<br />
+ - 0.00<br />
Ruhezone<br />
Ruhezone<br />
+ - 0.00<br />
Liege<br />
Liege<br />
Liege<br />
Spiegelwand<br />
Spiegelwand<br />
- 0.04<br />
Trainingsbereich<br />
Disponiebel<br />
66.80 m2<br />
Sauna<br />
6 m2<br />
Aerobic und<br />
bereich<br />
In den Räumlichkeiten des ehemaligen Hallenbades<br />
im oberen Areal der Klinik St.Pirminsberg entsteht in<br />
den kommenden Monaten ein neues Bewegungs-<br />
Therapiezentrum. Damit kann gezielter auf die veränderten<br />
Therapiebedürfnisse der Patientinnen und<br />
Patienten eingegangen werden.<br />
Ein Leck im Beckenboden des Hallenbades und technische<br />
Folgeprobleme zwangen die Klinik vor mehr als einem Jahr<br />
den Hallenbadbetrieb einzustellen. Eine umfassende Studie<br />
zur Wiederherstellung des Verwendungszwecks wurde<br />
erstellt und eine entsprechende Finanzierungsmöglichkeit<br />
diskutiert. Der Verlauf der Gespräche zeigte auf, dass der<br />
Finanzrahmen für die Klinik eng gesteckt war, das Patientenbedürfnis<br />
stetig zurückging und dass sich eine adäquate<br />
Mitfinanzierung Dritter unbefriedigend gestalten würde.<br />
Es drängte sich auf, die brachliegenden Räumlichkeiten einer<br />
neuen Nutzung zuzuführen. In einer Arbeitsgruppe wurde ein<br />
Nutzungskonzept erarbeitet: Das stillgelegte Schwimmbad<br />
mit Sauna wird in ein «Therapiezentrum» umgewandelt.<br />
Vom Kantonalen Hochbauamt ist dafür ein Kredit für das<br />
Jahr 2008 reserviert worden.<br />
Mit diesem Schritt kann das Bewegungstherapie-Angebot<br />
erheblich über die heutigen Möglichkeiten hinaus erweitert<br />
werden. Das zusätzliche Angebot besteht aus Fitnessraum<br />
mit Cardiogeräten, Kraftgeräten und Freihanteln. Im Weiteren<br />
entsteht ein ca. 80 Quadratmeter grosser Bewegungsraum<br />
mit Spiegelwand. Der Raum kann zur südlichen Fensterfront<br />
geöffnet werden. Tagsüber ist dieser den Therapien vorbehalten.<br />
Abends kann der Raum in eine Ruhezone für die<br />
Sauna umgestaltet werden. Zwei Saunas runden das Angebot<br />
ab. Ein kleiner Ruhebereich ist ebenfalls vorgesehen. Ein<br />
Therapieraum für Einzelstunden wird zusätzlich angeboten.<br />
Das neue Angebot kann zu bestimmten Stunden und Tagen,<br />
die zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt werden, auch<br />
von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der <strong>Psychiatrie</strong>-<br />
<strong>Dienste</strong> Süd sowie Dritte genutzt werden. Für Koordination<br />
und Betreuung des erweiterten Therapie-Angebotes wird<br />
eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter der Klinik verantwortlich<br />
sein.<br />
Autor: Renaldo Kleboth, Leiter Bauten und Logistik<br />
14 | 15
Klinik St.Pirminsberg
Ordnung muss sein…<br />
...auch auf dem Wetterstofel. Am Samstag, dem 9. Juni,<br />
traf sich eine kleine Gruppe von Begeisterten zur alljährlichen<br />
Wald- und Wiesenräumung auf dem<br />
Wetterstofel und verbrachten einen wunderschönen<br />
Sommertag hoch im Calfeisental.<br />
Der Wetterstofel liegt auf 1695 Meter über Meer. Das<br />
Gebiet erstreckt sich bis über die Vegetationsgrenze bei<br />
ca. 2'000 Meter. Dank der frühen Morgensonne ist der<br />
Wetterstofel im Frühjahr eine der ersten Alpen im Calfeisental,<br />
die mit Alpvieh bestossen werden kann. Vor Jahren<br />
wurde die Alp jeweils ab Mitte Juni über den Tüfwald mit<br />
Rindern bestossen. Nach etwa 10 Tagen war dann das Gras<br />
abgeweidet und die Rinder wurden über die Latte auf die<br />
Alp Schräa gebracht. Am Ende der Alpzeit wurde der<br />
Wetterstofel dann nochmals kurz bestossen. Diese Nutzung<br />
wurde bis Mitte der 1980er Jahre durchgeführt. Heute ist<br />
der Viehtrieb über den Tüfwald nicht mehr möglich und die<br />
Alp «beherbergt» noch einmal pro Jahr Jungvieh.<br />
Herzstück der Alp ist der eigentliche Wetterstofel. Das ist<br />
eine kleine Hütte, die 1921 erbaut und 1989 renoviert wurde:<br />
Das Fundament wurde untermauert, die Hütte wieder ins Lot<br />
gestellt, ein Holzboden und ein Holzherd mit Kamin eingebaut.<br />
Im Jahr darauf, 1990, wurde durch Lehrlinge einer<br />
Grossbank Trinkwasser gefasst, an die Hütte herangeführt<br />
und ein Spülbecken installiert.<br />
Der Wetterstofel ist im Besitz des Kantons St.Gallen und<br />
dem Liegenschaftsverzeichnis der Klinik St.Pirminsberg zugeordnet.<br />
Damit tragen wir die Verantwortung für den<br />
Unterhalt nicht nur der Alphütte sondern für die gesamte<br />
Alpfläche. Dieser Verantwortung steht auch ein therapeutischer<br />
und betrieblicher Nutzen gegenüber. Der Wetterstofel<br />
ist Zielort für Tagesausflüge mit Patientengruppen oder mit<br />
Mitarbeitenden. Die gemeinsame jährliche Alpräumung mit<br />
Mitarbeitenden aller Berufsgruppen ist immer wieder ein<br />
spezielles Erlebnis, das sinngebend ist und zusammenschweisst.<br />
Allen, die in diesem Jahr mit dabei waren: ein<br />
herzliches Dankeschön!<br />
Im kommenden Jahr wird erstmals mit sämtlichen Lernenden<br />
aller Berufsgruppen der <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd ein<br />
Räumungstag auf dem Wetterstofel organisiert.<br />
Autor: Sandro Ursch, Leiter Zentrale <strong>Dienste</strong><br />
16 | 17
Aktuell<br />
<strong>Psychiatrie</strong> in Brasilien<br />
Instituto Raul Soares<br />
…vaia com Deus<br />
In der letzten Ausgabe des postscriptums ist der erste<br />
Teil meines Reiseberichtes über einen Besuch in<br />
einer brasilianischen psychiatrischen Klinik erschienen.<br />
Beim Instituto Raul Soares handelt es sich um<br />
eine Klinik in Belo Horizonte. Die Klinikstruktur ist mit<br />
der unsrigen durchaus vergleichbar. Auch die zukünftigen<br />
Entwicklungen der brasilianischen <strong>Psychiatrie</strong><br />
können unseren nicht ähnlicher sein: Mittelfristiges<br />
Halten der stationären Einheiten und langfristige<br />
Bettenreduktion; dafür starke Förderung der ambulanten<br />
Einheiten.<br />
Iris Gerencia ist in der Geschäftsleitung des Instituto Raul<br />
Soares und verantwortet die rückwärtigen <strong>Dienste</strong>. Auf dem<br />
Rundgang durch ihre Klinik kommen wir an der Apotheke<br />
vorbei. Darauf ist man besonders stolz. Die Medikamentenversorgung<br />
ist ein zentraler und stark kontrollierter Prozess.<br />
In einem kleinen Zimmer sind an der Wand unzählige kleine
Schubladenkasten angebracht. In der Mitte ein Arbeitstisch,<br />
zur Türe hin schirmt ein grosser Tresen den Raum ab. Die<br />
Atmosphäre erinnert an eine kleine Elektrowerkstatt: Alles<br />
fein säuberlich geordnet, drei Mitarbeiterinnen rüsten einzelne<br />
Tabletten. Hier portioniert man nicht für eine Station,<br />
nein, hier portioniert man für alle Patientinnen und<br />
Patienten. Für jeden Patienten jeden Tag ein Säckchen,<br />
genauestens angeschrieben. Die Herausgabe erfolgt aus<br />
Sicherheitsgründen durch eine kleine Öffnung in der Wand.<br />
In einem dicken Buch wird minutiös festgehalten, welcher<br />
Patient welche einzelne Tablette aus welcher Lieferung<br />
bekommen hat. Ist das Leistungserfassung ad Absurdum<br />
getrieben Wir fragen uns, was denn in Gottesnamen daran<br />
so zu kontrollieren ist «Nein, reine Sicherheitsmassnahmen!»<br />
belehrt uns Iris. In Brasilien sind zu viele gefälschte<br />
Präparate in Umlauf und der illegale Handel mit<br />
Psychopharmaka ist sehr gross. Da gibt es einfach zu viele<br />
Versuchungen in der ganzen Logistikkette.<br />
Wir gehen auf unserem Rundgang weiter. Mit etwas Stolz<br />
berichtet uns Iris, dass hier viel für die Ausbildung junger<br />
Fachkräfte getan wird. Durchschnittlich 800 (!) fremde<br />
Personen durchlaufen monatlich das Institut im Rahmen von<br />
Kursen und Seminaren. Auch richtet man gerade einen<br />
Informatik-Raum nur für Patientinnen und Patienten ein. In<br />
zwei oder drei Monaten wird er fertig sein. In einem<br />
Anlieferungsmagazin zeigt sie uns einen neu gelieferten<br />
Metallschreibtisch. Darauf hat sie lange gewartet – in<br />
Mitteleuropa hätte man dafür wohl kaum mehr Verwendung.<br />
Wir gehen über den leeren Innenhof, der mit einer hohen<br />
Mauer umrahmt ist. Es ist heiss und ruhig. Die Fenster der<br />
Stationsgebäude stehen offen, davor massive Maschengitter.<br />
Plötzlich sehen wir, wie sich ein junger Mann einen<br />
Fluchtweg durch das Gitter gedrückt hat und sich durchzwängt.<br />
Mit einem beherzten Sprung steht er im Hof, sieht<br />
uns, erschrickt. Iris bittet uns, den Vorgang nicht zu fotografieren.<br />
An Flucht kann nicht gedacht werden, dafür sind die<br />
Hofmauern zu hoch. Eingeschüchtert und verwirrt drückt er<br />
sich der Mauer entlang, eine Chance suchend. Durch das<br />
offene Fenster hören wir jemanden rufen: «…vaia com<br />
Deus!». In der nächsten Ausgabe: Fit für die Zukunft – Ende<br />
der Serie<br />
Der Fluchtversuch.<br />
Einer von mehreren<br />
Hörsälen für täglich über<br />
50 Praktikanten.<br />
Stationstafel mit<br />
Patientenübersicht – heute<br />
mit 30 Patienten.<br />
Autor: Sandro Ursch, Leiter Zentrale <strong>Dienste</strong><br />
Jede Pille fein säuberlich<br />
registriert.<br />
18 | 19
Aktuell<br />
Tag des psychisch Kranken<br />
Im Zwiespalt der Seele –<br />
Schizophrene Psychosen<br />
erkennen und behandeln<br />
Anlässlich des Tages des psychisch Kranken am 10.<br />
Oktober 2007 werden die <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd<br />
einen Aspekt aus der Vielfalt psychischer Störungen,<br />
nämlich das psychotische Erleben, aufgreifen und auf<br />
die bestehenden Hilfeangebote hinweisen.<br />
Mit der Präsentation des neuen Dokumentarfilms des<br />
Schweizer Filmemachers Edgar Hagen, «Someone Beside<br />
You», im Alten Kino in Mels, erfolgt eine filmische Einstimmung<br />
in die Thematik. Edgar Hagen bricht zusammen<br />
mit einigen Psychiatern und deren Klienten zu einem dokumentarischen<br />
Roadmovie durch die Schweiz, Europa und die<br />
USA auf. In Wohnmobilen durchreisen sie die Abgründe der<br />
Psyche und gehen existenziellen Fragen nach: Was ist der<br />
menschliche Geist Wie verhält er sich in psychotischen<br />
Extremsituationen In den USA begegnet Edgar Hagen dem<br />
buddhistischen Mönch und Psychiater Edward Podwoll, der<br />
nur noch wenige Monate zu leben hat. Seine Vision, dass<br />
Mut und Freundschaft die Kraft zur Heilung von Psychosen<br />
haben, ist sein inspirierendes Vermächtnis. Im Dialog zwischen<br />
westlicher Psychologie und östlicher Spiritualität<br />
eröffnet sich, dass auch aus grösster Verwirrung heraus geistige<br />
Klarheit möglich ist.<br />
Im anschliessenden Podiumsgespräch zum Thema «Im Zwiespalt<br />
der Seele – Schizophrene Psychosen erkennen und<br />
behandeln» diskutieren Fachleute, Betroffene und Angehörige<br />
unter der Leitung von Dr.med. Thomas Meier, Chefarzt<br />
der St.Gallischen <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd, die Thematik.<br />
Fragen aus dem Publikum stellen einen wesentlichen Teil des<br />
Podiumsgesprächs dar.<br />
Der Anlass soll ein in der Gesellschaft wenig wahrgenommenes<br />
Thema in den Mittelpunkt rücken und dazu beitragen, die<br />
Angst vor der Begegnung mit psychisch kranken Menschen zu<br />
überwinden.<br />
Platzreservationen können telefonisch unter 081 723 30 00<br />
per E-Mail an info@alteskino.ch oder unter www.alteskino.ch<br />
vorgenommen werden.<br />
Autorin: Ladina Luppi, Assistentin Kommunikation
Dem Patienten zuliebe<br />
Unter dem Slogan «Dem Patienten zuliebe» sind in den vergangenen<br />
Monaten zahlreiche Projekte beantragt, zum Teil gestartet<br />
und bereits umgesetzt worden. Das Thema der ganzheitlichen<br />
Patientenfreundlichkeit wird in Zukunft innerhalb der Klinik<br />
St.Pirminsberg öfter präsent sein.<br />
Unser Konzept «Dem Patienten zuliebe» wird durch die drei Bereiche<br />
Pflege, Medizin und Gastronomie getragen. Nur die Aufbauphase dieses<br />
Konzeptes wird als Projekt definiert; anschliessend erheben wir den<br />
Anspruch, dass der Inhalt in eine persönliche Grundausrichtung und<br />
Denkhaltung übergeht. In einer losen Fortsetzungsserie wird hier über<br />
den Fortschritt und die Erfolge informiert. Heute werden erste Arbeiten<br />
zum Grundsatz «Dem leiblichen Wohl zuliebe» vorgestellt.<br />
Der Grundsatz «Dem leiblichen Wohl zuliebe» wird durch den Bereich<br />
Gastronomie getragen. Dabei gelten für uns folgende Grundsätze:<br />
• Die Ernährung unterstützt aktiv den Behandlungsprozess.<br />
• Die Ernährung ist gesund, saisongerecht und genussreich.<br />
• Die Gastronomie ist das Kompetenzzentrum für<br />
neuzeitliche und gesunde Ernährung.<br />
Es gilt nun, den definierten Grundsätzen Taten folgen zu lassen. Was<br />
meinen wir damit<br />
Eine erste Konkretisierung in der Klinik zeigt sich mit der Platzierung von<br />
neuen Wasserspendern auf sämtlichen Behandlungsstationen und in<br />
öffentlichen Räumen. Auswertungen haben ergeben, dass pro Patient ca.<br />
1 Liter Wasser täglich mehr getrunken wird – trinken Sie sich gesund!<br />
Bis Ende Jahr werden zudem sämtliche Behandlungsstationen mit<br />
Kaffee-Maschinen ausgerüstet sein. Für den Patienten heisst neuzeitlicher<br />
Verpflegungsstandard also: nach dem Mittagessen per Knopfdruck<br />
einen brühfrischen Kaffee zu geniessen und nicht den frühmorgens aufgegossenen<br />
Filterkaffee trinken zu müssen. Die kompletten Inhalts- und<br />
Kalorienangaben auf unseren neuen, gesunden Sandwiches in der<br />
Cafeteria ist ein weiteres Beispiel für gesunde und gleichzeitig bewusste<br />
Ernährung.<br />
Aber auch im Hintergrund wird gearbeitet: Eine Prüfung und Optimierung<br />
unserer Diäten steht an und erfolgt in Zusammenarbeit mit einer externen<br />
Ernährungsberatung. Die Analyse betrifft weniger die Zusammenstellung<br />
der Speisen als vielmehr deren Inhalt; also z.B. Fette und Öle,<br />
Süssmittel, Voll- oder fettreduzierte Milch etc.<br />
Auf den Akutstationen wurden individuelle Ernährungsberatungen durchgeführt.<br />
Geplant sind auch verschiedene Vorträge über neuzeitliche<br />
Ernährung.<br />
Autor: Alfred Kral, Leiter Gastronomie und Hospitality<br />
20 | 21
Aktuell<br />
Bevor es die Spatzen<br />
von den Dächern pfeifen<br />
...wollen wir Sie aktuell und richtig informieren. Im<br />
Vorfeld zum Spatenstich für unseren Neubau<br />
«Zentrum für Alterspsychiatrie» (ZAP) müssen die verschiedensten<br />
Arbeiten ausgeführt werden. Am prominentesten<br />
dabei ist sicherlich die Verschiebung des<br />
bestehenden Mitarbeiterparkplatzes. Dabei stellt sich<br />
aber auch die Frage nach geeigneten Fahrradparkplätzen<br />
und die Unterbringung der klinikeigenen<br />
Fahrzeuge.<br />
An jener Stelle, wo heute täglich über 70 Privatautos parkiert<br />
werden, wird sich ab Mitte November eine grosse Baugrube<br />
öffnen. In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Pfäfers<br />
konnte eine geeignete Lösung im nördlichen Dorfteil gefunden<br />
werden. Zwischen Altersheim Montaluna und dem<br />
Dorffriedhof werden in den nächsten Wochen über 70 neue<br />
Parkplätze entstehen. Das vorliegende Parkplatzkonzept konnten<br />
die Mitarbeitenden mitgestalten. Sehr viele Anliegen, die<br />
im Intranet-Blog diskutiert und angeregt wurden, konnten<br />
übernommen werden. Fakt ist: Der neue Parkplatz steht werktags<br />
ausschliesslich Klinikmitarbeitenden zur Verfügung.<br />
Diese legitimieren sich mit einer auf das Fahrzeug ausgestellten<br />
Gratis-Vignette. Viel wichtiger als diese Vignette ist<br />
aber der Öko-Bonus: Mitarbeitende, die nicht in Pfäfers wohnen<br />
und ausdrücklich auf eine Vignette verzichten, erhalten
«Schön, dass Sie<br />
wieder hier sind!»<br />
monatlich einen Öko-Bonus. Diese Massnahme soll das Umsteigen<br />
auf den Öffentlichen Verkehr und das Bilden von<br />
Fahrgemeinschaften fördern. Zudem wird in den Wintermonaten<br />
ein eigener Shuttle-Dienst via Bad Ragaz nach<br />
Sargans organisiert.<br />
Für die Unterbringung der Patientenbusse konnten in unmittelbarer<br />
Nähe zum neuen Parkplatz Räumlichkeiten zugemietet<br />
werden. Das gibt uns zum einen Gelegenheit, die<br />
Fahrzeuge in einem geschlossenen Raum zu parkieren und<br />
zum anderen können die Räumlichkeiten zusätzlich für die<br />
Überwinterung der grossen Zierpflanzen genutzt werden.<br />
Die dadurch frei werdenden Räumlichkeiten im Gebäude B2<br />
(Front zum Sportplatz) können neu für Therapien genutzt<br />
werden. Neu ist im Zusammenhang mit dem Neubau ZAP<br />
auch der Fahrradparkplatz. Dieser ist hinter dem Betriebsgebäude<br />
B1 über den Zugang entlang des Sportplatzes. Dort<br />
sind Fahrräder und Motorräder vor Wind und Wetter<br />
geschützt.<br />
Mit dem Spatenstich zum neuen ZAP beginnt auch eine<br />
lange Periode steter Hektik und lauter Unruhe auf unserem<br />
Klinikareal. Zum Wohl, der Patienten aber auch der<br />
Mitarbeitenden ist es uns ein besonderes Anliegen, für die<br />
Zeit der Bauarbeiten zum Neubau einen geschützten Ort der<br />
Ruhe zu schaffen. Was eignet sich da besser als unser<br />
Kloster-Innenhof Dieser wird in den kommenden Monaten<br />
einer sanften Neugestaltung unterzogen, wobei der bestehende<br />
klösterliche Charakter erhalten bleibt. In neuem Gesicht<br />
wird er voraussichtlich an Pfingsten 2008 nutzbar sein.<br />
Zuletzt noch dies: Die Raumkapazitäten in der Klinik stossen<br />
an ihre Grenzen. Vermehrt müssen grössere Informationsveranstaltungen<br />
im Marstall, gegenüber dem Klinikareal,<br />
durchgeführt werden. Gerade in den Wintermonaten konnten<br />
diese nur mit einem grossen Energie-Einsatz etwas mehr<br />
als temperiert werden. Wir nutzen die Sommermonate, um<br />
Wärmedämmungen einzubauen. Vielleicht sind sogar gemeinsame<br />
Weihnachtsfeiern dann ohne frierende Füsse möglich.<br />
Unter diesem Titel konnten wir in der letzten Ausgabe<br />
des postscriptums unser Projekt «Rückkehrgespräche»<br />
vorstellen. In der Zwischenzeit wurde das Thema in<br />
zwei Veranstaltungen zusammen mit dem Organisationsberater<br />
Thomas Feierabend, St.Gallen, noch<br />
weitergehend diskutiert.<br />
Alle Kaderleute mit Personalführungsfunktion wurden eingeladen,<br />
während eines Tagesseminars das Thema der<br />
Rückkehrgespräche zu diskutieren. Das war auch nötig. Das<br />
Instrument, das künftig Bestandteil eines betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagements sein soll, kann nämlich kontrovers<br />
diskutiert und grundlegend verschieden aufgefasst und<br />
ausgelegt werden: Passt ein Rückkehrgespräch denn eigentlich<br />
in eine durch Vertrauen geprägte Unternehmenskultur<br />
Wird nicht gerade Misstrauen und «Arbeit auch mit Fieber»<br />
gefördert Dies sind berechtigte Fragen.<br />
Unsere Abwesenheits-Kennzahlen sind nicht «dramatisch».<br />
Im Gegenteil: mit 5 Krankentagen pro Mitarbeitenden/Jahr<br />
stehen wir im Vergleich zu anderen Institutionen in einem<br />
guten Mittelfeld. Unser Ziel ist die Reduktion auf 3 bis 5<br />
Krankentage pro Mitarbeitenden/Jahr.<br />
Die Auswertungen der beiden Seminare haben wertvolle<br />
und erweiternde Impulse gebracht. So sollen die geplanten<br />
Rückkehrgespräche durch Anerkennungsgespräche ergänzt<br />
werden. Die Anerkennungsgespräche unterstützen die von<br />
Anfang an verfolgte Grundhaltung: Wir kritisieren nicht<br />
Deine Abwesenheit – wir schätzen Deine Anwesenheit!<br />
Autor: Sandro Ursch, Leiter Zentrale <strong>Dienste</strong><br />
Autor: Sandro Ursch, Leiter Zentrale <strong>Dienste</strong><br />
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Persönlich<br />
Porträt<br />
«Cervelats – mitunter etwas vom Besten,<br />
was die Schweiz an Essen zu bieten hat!»<br />
Bento José Racoes arbeitet seit zwanzig Jahren in der<br />
Klinik St.Pirminsberg und seit fast sechzehn Jahren als<br />
Hausmeister und Mitarbeiter im Hausdienst.<br />
Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in der Schweiz leben<br />
würde, bis ich anfangs der Achtzigerjahre einen Freund in<br />
Zürich besucht habe. Der einmonatige Aufenthalt hat mir<br />
gut gefallen, und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Danach<br />
bin ich noch drei Jahre in Portugal geblieben und habe bei<br />
der Gemeinde in meiner Heimatstadt Serpa, in der Region<br />
Alentejo, gearbeitet. Da es mir in der Schweiz so gut gefallen<br />
hatte, habe ich kurzerhand einen Brief an den Schweizer<br />
Hotelverband geschrieben und nach einer Arbeitsmöglichkeit<br />
für mich und meine Frau gefragt. Prompt bekam ich nach<br />
einiger Zeit eine Antwort und ein Arbeitsangebot in einer<br />
Bäckerei in Bad Ragaz.<br />
Anfangs war es schwierig, und die ersten zwei Jahre haben<br />
wir uns immer wieder überlegt, nach Portugal zurück zu kehren.<br />
Es galt, viele ungeschriebene Gesetze zu befolgen. Wir<br />
hatten oft Angst, etwas falsch zu machen, und haben uns<br />
deshalb auch eingeengt gefühlt. Die Sprache habe ich<br />
eigentlich nie als grosses Problem empfunden. Wo mir die<br />
Worte gefehlt haben, wurden einfach Hände und Füsse eingesetzt.<br />
Im Verlaufe der Zeit wurde mein Wortschatz dann<br />
immer grösser.<br />
Nach vier Jahren in der Bäckerei habe ich mich 1988 auf<br />
eine Stelle in der Wäscherei der Klinik St.Pirminsberg<br />
beworben. Die Arbeit hat mir Spass gemacht, obwohl es<br />
nicht immer einfach war. Damals wurde noch sämtliche<br />
Wäsche der Patienten gewaschen und somit waren noch<br />
sieben Angestellte in der Wäscherei beschäftigt. Anfangs<br />
hatte ich grosse Schwierigkeiten mit dem Zuordnen der persönlichen<br />
Wäsche, weil damals durchschnittlich über 200<br />
Patienten anwesend waren. Nach zwei Jahren habe ich<br />
dann als Hilfspfleger auf der Station A4B angefangen. Die<br />
Arbeit mit den Patienten hat mir viel Freude bereitet. Doch<br />
sie war auch belastend, da viele der Patienten auffällig<br />
waren. Zwei Jahre später ist eine Stelle als Hauswart frei<br />
geworden. Seitdem bin ich im Hausdienst tätig. Anfänglich<br />
war ich vor allem für den Garten und sämtliche Personalzimmer<br />
und -wohnungen verantwortlich. Der Garten musste<br />
leider dem Mitarbeiter-Parkplatz weichen und danach wurden<br />
immer mehr Personalzimmer und -wohnungen in Büros<br />
oder Behandlungsstationen umgebaut. So bin ich immer<br />
öfters im Hausdienst eingesetzt worden, was bis heute so<br />
geblieben ist.<br />
Das Leben in der Schweiz bietet viele Vorteile. Da sind zum<br />
Beispiel der hohe Lebensstandard, die guten sozialen<br />
Systeme und auch der Umweltschutz. Mir wurde einmal<br />
gesagt, dass in der Schweiz ein unheimlicher Bürokratensalat<br />
herrsche. Dies kann ich jedoch nicht bestätigen.<br />
In der Schweiz sind die meisten Abläufe klar und einfach,<br />
was in Portugal nicht immer der Fall ist. Zudem gefällt mir<br />
die korrekte Art der Schweizer, dass sie einander respektieren<br />
und ein gutes Benehmen haben. Dies merkt man vorwiegend<br />
beim Autofahren. Die Portugiesen rasen, hupen<br />
und fluchen gern, die Schweizer halten sich mehr an die<br />
Verkehrsregeln und sind nicht so gestresst. Auf der anderen<br />
Seite sind sie jedoch eher verschlossen und achten mehr auf<br />
ihr eigenes Wohl. Zudem können die Schweizer nicht so<br />
ausgelassene Feste feiern – in Portugal wird getanzt, gesungen<br />
und gelacht. Hier geht das alles etwas ruhiger und<br />
geziemter vor sich.<br />
Als ich in die Schweiz kam, habe ich zum ersten Mal einen<br />
Cervelat gegessen. In den ersten Jahren habe ich bestimmt<br />
tausend Stück verdrückt, bin manchmal nachts aufgestanden,<br />
um einen zu essen. Dies hat sich zwar mit den Jahren<br />
gelegt, aber ich finde den Cervelat mitunter etwas vom<br />
Besten, was die Schweiz an Essen zu bieten hat. Natürlich<br />
habe ich während der ersten Zeit auch Unmengen von<br />
Schokolade gegessen, dies jedoch vor allem weil ich mir in<br />
Portugal praktisch keine Schokolade leisten konnte.<br />
Ich bin dankbar für Alles, was ich habe. Könnte ich nicht in<br />
der Schweiz leben und arbeiten, so würde ich heute nicht<br />
die gleichen Möglichkeiten haben. Trotzdem sind die jährlichen<br />
Urlaube in meiner Heimat die Höhepunkte des Jahres.<br />
Portugal ist dort, wo ich mich frei fühle.<br />
Autorin: Ladina Luppi, Assistentin Kommunikation
Personelles<br />
Lehrabschluss<br />
Neueintritte<br />
20. März bis 31. Juli 2007 (exkl. Praktikanten)<br />
Oliver Birchler, Informatik-Techniker 09.04.2007<br />
Stefan Griengl, Assistenzarzt 01.05.2007<br />
Anne-Catherine Hannig, Kunsttherapeutin 10.04.2007<br />
Die Geschäftsleitung und die Mitarbeitenden der <strong>Psychiatrie</strong>-<br />
<strong>Dienste</strong> Süd gratulieren Débora Martins, Maya Derungs und<br />
Myrtha Fischli-Good herzlich zum Lehrabschluss als Fachangestellte<br />
Gesundheit und wünschen ihnen viel Erfolg für<br />
ihre berufliche Zukunft.<br />
Maya Derungs<br />
Gudrun Hulla, Assistenzärztin 01.07.2007<br />
Astrid Kälin, Pflegefachfrau 01.06.2007<br />
Michaela Klug, Assistenzärztin 01.06.2007<br />
Sabina Kunz, Psychologin 01.04.2007<br />
Ladina Luppi, 01.05.2007<br />
Assistentin Kommunikation und Kultur<br />
Myrtha Fischli-Good<br />
Roger Müller, Pflegefachmann 15.05.2007<br />
Corinna Nigg, Pflegefachfrau 01.05.2007<br />
Monika Pfaller, Assistenzärztin 01.04.2007<br />
Mario Riedi, Abteilungsleiter 01.04.2007<br />
Jürgen Rüegg, Assistenzarzt 01.07.2007<br />
Regula Sieber, Aushilfsköchin 01.05.2007<br />
Débora Martins<br />
Irène Siegfried-Fritschi, Pflegefachfrau 01.04.2007<br />
Marion Teufel, Ergotherapeutin 22.03.2007<br />
Rita Tscherfinger, Pflegefachfrau 15.06.2007<br />
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Kunst<br />
Kulturzentrum Klinik St.Pirminsberg<br />
Mimosengelb auf rotem Grund, das Gelb der Schafgarben<br />
unterbrochen von dunkelblauen Mohnschoten.<br />
Rosafarbenes Licht auf den morgendlichen Bergen<br />
um Arco, stille Häuser hinter einer weissen Mauer…<br />
Meine Themen kreisen nach wie vor um Landschaft und<br />
Stilleben. Das eine eigne ich mir wandernd und zeichnend<br />
an, meist in Arco-Trentino (Geburtsstadt meiner Grossmutter).<br />
Die Vereinfachung der Formen, die Auswahl, das Weglassen<br />
und Reduzieren auf das Wesentliche, sowie die Schönheit<br />
der Farben und die Balance zwischen Spannung und<br />
Harmonie faszinieren mich.<br />
Das zweite Thema – Stilleben spielt sich statisch in meiner<br />
häuslichen Umgebung ab: Orangen, Zitronen, Schüsseln,<br />
Pflanzen, Bambus, Früchte, Blumen aber auch Katzen, die<br />
sich dazu gesellen. Veronika Gerber<br />
Mit einem kontinuierlichen Kunst-Engagement prägen und<br />
beleben wir einerseits die Qualität der Atmosphäre in und<br />
um die Anlage in Pfäfers für Mitarbeitende, Patienten, Gäste<br />
und interessierte Besucher und andererseits setzen wir die<br />
Entstigmatisierung der <strong>Psychiatrie</strong> aktiv um, die uns neben<br />
dem medizinischen Leistungsauftrag aus dem Leitbild<br />
erwächst.<br />
Werke von Veronika Gerber bereichern während der kommenden<br />
Monate die Cafeteria und den Verbindungsgang<br />
(zwischen Neubau und Konventgebäude) der Klinik<br />
St.Pirminsberg und können während der üblichen Öffnungszeiten<br />
besichtigt werden.<br />
Autorin: Viola Krucker, Leiterin Kommunikation und Kultur
Der Duft der ersten geschälten Orange<br />
Veronika Gerber, geboren im März 1958 in Hall, Tirol.<br />
Studium am Mozarteum Salburg. Lebt und arbeitet in Innsbruck,<br />
Bregenz und Arco-Trentino.<br />
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Schlusspunkt<br />
Agenda<br />
<strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Rheintal<br />
07.11.2007 Weiterbildung<br />
In Zusammenarbeit mit der Spitalregion RWS zum<br />
Thema «Chronische Schmerzen», Hotel Sonne Altstätten<br />
Gelebte Vernetzung<br />
Im Mai 2005 entschied das eidgenössische Versicherungsgericht,<br />
dass die psychiatrischen Spitexleistungen krankenkassenpflichtig<br />
sind. Gemäss den ab 1. Juli 2007 geltenden<br />
Bestimmungen der Krankenpflege-Leistungsverordnung<br />
(Art.7 Abs.2 ff) sind Massnahmen-Abklärungen bei psychisch<br />
kranken Personen durch eine diplomierte Pflegefachperson<br />
durchzuführen, die eine mindestens zweijährige praktische<br />
Tätigkeit in der Fachrichtung <strong>Psychiatrie</strong> nachweisen kann.<br />
Im Wissen, dass nicht jede Spitex-Organisation auf eine solche<br />
Person zurückgreifen kann, bieten die <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong><br />
Süd den Spitex-Organisationen ihre <strong>Dienste</strong> an. Diese umfassen<br />
die Durchführung der gesetzlich geforderten professionellen,<br />
pflege-psychiatrischen Bedarfsabklärungen. Die<br />
<strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd haben dazu zusammen mit dem<br />
kantonalen Spitex-Verband, eine Kooperationsvereinbarung<br />
erarbeitet.<br />
Die Bedarfsabklärungen werden von den regionalen <strong>Psychiatrie</strong>-Zentren<br />
durch folgende Ansprechpersonen angeboten:<br />
Zentrum Rheintal in Heerbrugg<br />
René Dudle, Tel. 071 727 10 00<br />
Zentrum Werdenberg-Sarganserland in Sargans<br />
Claudia Murk, Tel. 081 725 50 20<br />
Zentrum Linthgebiet in Uznach<br />
Elisabeth Krättli, Tel. 055 285 14 80<br />
Das Angebot soll die Zusammenarbeit zwischen den<br />
<strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong>n und den Spitex-Betrieben fördern und<br />
dazu beitragen, dass die in den <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong>n vorhandene<br />
Fachkompetenz unterstützend und ergänzend in die<br />
lokalen Gesundheits-Versorgungsnetze einfliesst.<br />
Die St.Gallischen <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd freuen sich auf<br />
die verstärkte Zusammenarbeit mit den Spitex-Betrieben.<br />
Autor: Christoph Eicher, CEO<br />
<strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Linthgebiet<br />
21.09.2007 Jubiläumsfeier<br />
Zum 25-jährigen Bestehen, Kirchgemeindehaus Uznach<br />
23.10.2007 Tag des psychisch Kranken<br />
Informationsveranstaltung, Kino Uznach<br />
Klinik St.Pirminsberg, Pfäfes<br />
04.09.2007 Dienstagsreferat «Aggression und Bedrohung»<br />
für Angehörige, Cafeteria ARWOLE Sargans<br />
10. 09.2007 Im Gespräch<br />
Informationsanlass für Mitarbeitende im Marstall<br />
Welt-Suizid-Präventionstag<br />
Informationsveranstaltung, Cafeteria ARWOLE Sargans<br />
24.09.2007 Im Gespräch<br />
Informationsanlass für Mitarbeitende im Marstall<br />
02.10.2007 Dienstagsreferat<br />
«Psychisch krank und nicht mehr gebraucht»<br />
für Angehörige, Cafeteria ARWOLE Sargans<br />
10.10.2007 Tag des psychisch Kranken<br />
Informationsveranstaltung, Altes Kino Mels<br />
06.11.2007 Dienstagsreferat «Chronische Schmerzen –<br />
Ausdruck der Seele»<br />
für Angehörige, Cafeteria ARWOLE Sargans<br />
08.11.2007 Tochtertag<br />
02.12.2007 Pfäferser Weihnachtsmarkt «Für alle Sinne»<br />
Marstall Klinik St.Pirminsberg<br />
Impressum<br />
Herausgeberin: St.Gallische <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd, Klosterweg, 7312 Pfäfers, Redaktion:<br />
Viola Krucker-Sabta, Texte: Mitarbeitende der <strong>Psychiatrie</strong>-<strong>Dienste</strong> Süd, Titelbild: Guido<br />
Winkler, Neue Räumlichkeiten <strong>Psychiatrie</strong>-Zentrum Werdenberg-Sarganserland in<br />
Trübbach, Gestaltung: freicom ag, Balgach, Druck: Gonzen Druck, Bad Ragaz, Auflage 1800<br />
Exemplare, Erscheint: 3 bis 4 mal jährlich, Nächste Ausgabe: Januar 2008