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6. Vorlesung “Systemtheorie für Informatiker”

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<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong><br />

<strong>“Systemtheorie</strong> <strong>für</strong> <strong>Informatiker”</strong><br />

Dr. Christoph Grimm<br />

Professur Prof. Dr. K. Waldschmidt, Univ. Frankfurt/Main


Letzte Woche:<br />

Letzte Woche:<br />

1.) Erweiterung von Fourier- zu Laplace-Transformation<br />

2.) Eigenschaften von Laplace-Transformation<br />

3.) Konvergenzverhalten<br />

4.) Stabilität<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 1


Heute:<br />

Heute:<br />

1.) Zeitdiskrete Fourier-Transformation<br />

2.) z-Transformation<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 2


Betrachtung zeitdiskreter Systeme<br />

H(jω) bzw. H(s) hat sich als <strong>für</strong> die Beschreibung von DESS (zeitkontinuierliche,<br />

durch DGL spezifizierte Systeme) als äußerst sinnvoll erwiesen!<br />

Jetzt:<br />

Betrachtung zeitdiskreter Systeme (DTSS).<br />

Grund:<br />

Rechner/digitale Steuerungen arbeiten zeitdiskret.<br />

Signale werden digital gespeichert und verarbeitet.<br />

Zeitbasis: T ∗ = {n T | n ∈ Z, t ∈ R}.<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 3


Zeitdiskrete Signale und Systeme (DTSS) – Beispiel<br />

Beispiel: Compact Disc (Philips, Sony 1982)<br />

Signale werden als diskrete Folgen modelliert.<br />

CD: 2 Kanäle (rechts, links).<br />

Jeder Kanal mit 44.1kHz abgetastet<br />

⇒ Zeitbasis T ∗ = {n T } mit T = 1<br />

44.1 msec.<br />

Jeder Abtastwert wird mit 16 bit quantisiert in k2-Darstellung gespeichert.<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 4


Zeitdiskrete Signale – komplexe Exponentialfolge<br />

j<br />

e j!nT<br />

!nT<br />

1<br />

1T 2T 3T 4T<br />

t<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 5


Komplexe Exponentialfolge (2)<br />

Komplexe Exponentialfolge:<br />

f[n] = f[nT ] = e jω nT .<br />

ω die Kreisfrequenz der Folge.<br />

n T sind die Stellen, an denen Werte eingegeben/ausgegeben werden<br />

(Zeitbasis).<br />

Komplexe Exponentialfolge nicht bijektiv zu komplexer Exponentialfunktion!!!<br />

Ein- und dieselbe komplexe Exponentialfolge kann durch unterschiedliche<br />

komplexe Exponentialfunktionen “erzeugt” werden!<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 6


Komplexe Exponentialfolge (3)<br />

Spektrum komplexer Exponentialfolge periodisch mit der Periode 2π/T !<br />

¡4¼=T<br />

¡2¼=T<br />

! 0 2¼=T 4¼=T<br />

!<br />

Spektrum einer diskreten Exponentialfolge der Frequenz ω 0 .<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 7


Eingabe: Exponentialfolge, Ausgabe: <br />

Sei zeitdiskretes System mit Impulsantwort h[n] bekannt, und sei die Eingabe:<br />

jω nT<br />

u[n] = ce<br />

So ergibt sich die Ausgabe durch Anwendung der Faltungssumme zu:<br />

y[n] =<br />

∞∑<br />

∞∑<br />

u[n − ν]h[ν] = c e jω(n−ν)T h[ν]<br />

ν=−∞<br />

ν=−∞<br />

Der von ν unabhängige Teil e jω nT kann vor die Summe geschrieben werden:<br />

y[n] = ce jωnT<br />

} {{ }<br />

u[n]<br />

∞∑<br />

e −jνωT h[ν] .<br />

ν=−∞<br />

} {{ }<br />

H(e jωT )<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 8


Zeitdiskrete Übertragungsfunktion – Periodizität<br />

Damit Darstellung der Systemfunktion durch Übertragungsfunktion:<br />

H(e jωT ) = y[n]<br />

∣<br />

u[n]<br />

∣<br />

u[n]=e jnωT<br />

Parameter e jωT wegen Periodizität der Übertragungsfunktion!<br />

Bequem: Nur Betrachtung der Frequenzen |ω| ≤ ω 0 /2 mit ω 0 = 2π/T .<br />

Dann auch Notation:<br />

H(jω) = y[n]<br />

∣<br />

u[n]<br />

∣<br />

u[n]=c e jωnT<br />

= Y (jω)<br />

U(jω)<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 9


Zeitdiskrete Fourier-Transformation<br />

Mit Substitution Ω = ωT und dω = dΩ/T erhalten wir die<br />

zeitdiskrete Fourier-Transformation:<br />

F (e jΩ ) =<br />

∞∑<br />

f[n]e −jnΩ<br />

−∞<br />

f[n] = 1<br />

2π<br />

∫ π<br />

−π<br />

F (e jΩn )e jΩn dΩ<br />

Konvergenz, dann, und nur dann, wenn:<br />

∞∑<br />

|f[n]| < ∞<br />

−∞<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 10


Zeitdiskrete Fourier-Transformation: Beispiel<br />

Gegeben: Zeitdiskretes System mit der Impulsantwort h[n] = s[n](1/2) n .<br />

Mit diskreter Fourier-Transformation erhalten wir H(e jΩ ):<br />

H(e jΩ ) =<br />

Mit Matlab:<br />

=<br />

∞∑<br />

n=0<br />

1<br />

2 n(e−jΩ ) n<br />

∞∑<br />

(0.5e −jΩ ) n =<br />

n=0<br />

1<br />

1 − 0.5e −jΩ<br />

OMEGA=-10:0.01:10<br />

Y=1./(1-0.5*exp(-j*OMEGA)<br />

plot(OMEGA,abs(Y))<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 11


Zeitdiskrete Fourier-Transformation: Beispiel<br />

2<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

15 10 5 0 5 10 15<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 12


Zeitdiskrete Laplace-Transformation/z-Transformation<br />

Die zeitdiskrete Fourier-Transformierte F (e jΩ ) eines Signals f[n] wurde definiert<br />

als<br />

F (e jΩ ) =<br />

∞∑<br />

n=−∞<br />

f[n]e −jΩn .<br />

Notwendig und hinreichend <strong>für</strong> die Konvergenz ist die absolute Summierbarkeit<br />

von f[n].<br />

Idee: Multiplikation von f[n] mit geometrischer Reihe. Dann Konvergenz,<br />

wenn:<br />

∞∑<br />

n=−∞<br />

|f[n] r −n | < M < ∞<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 13


z-Transformation<br />

Fourier-Transformation der mit r −n multiplizierten Folge:<br />

∞∑<br />

f[n] r −n ❢<br />

f[n]r −n e −jnΩ<br />

=<br />

n=−∞<br />

∞∑<br />

n=−∞<br />

f[n](r e jΩ ) −n<br />

Wir notieren statt r e jΩ bequemer ein z ∈ C, und definieren die z-<br />

Transformation wie folgt:<br />

F (z) =<br />

∞∑<br />

n=−∞<br />

f[n]z −n<br />

(z-Transformation)<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 14


Inverse z-Transformation<br />

Ohne Herleitung – Inverse z-Transformation, Rücktransformation:<br />

f[n] = 1<br />

2πj<br />

∮<br />

C<br />

F (z)z n−1 dz<br />

(inv. z-Transformation)<br />

Umlaufintegral:<br />

C ist Pfad um Nullpunkt in math. positivem Sinne innerhalb des Konvergenzgebiets.<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 15


Inverse z-Transformation, Residuensatz<br />

Bestimmung der inversen z-Transformation mit Residuensatz:<br />

∮<br />

f(z)dz = 2πj<br />

N∑<br />

Res[f(z ∞,k )]<br />

k=1<br />

mit Res[f(z ∞,k )] = (z − z ∞,k ) f(z) ∣ ∣<br />

z=z∞,k<br />

Entsprechend ergibt sich f[n] aus der Summe der Residuen von F (z)z n−1 .<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 16


z-Transformation, Notation<br />

Wir verwenden <strong>für</strong> den Zusammenhang zwischen einer Folge f[n] und ihrer<br />

z-Transformierten F (z) die folgende Notation:<br />

f[n]<br />

❢ . ✈<br />

F (z)<br />

Beziehungsweise:<br />

F (z)<br />

✈ . ❢<br />

f[n]<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 17


z-Transformierte als Systemspezifikation<br />

Erinnerung:<br />

Impulsantwort h[n] erlaubt Charakterisierung des Verhaltens von LTI-Systemen.<br />

Analog zur Charakterisierung von kontinuierlichen Systemen durch H(jω)<br />

bzw. H(s):<br />

h[n]<br />

❢ . ✈<br />

H(z) = Y (z)<br />

U(z)<br />

H(z) ist “Übertragungsfunktion” des zeitdiskreten Systems.<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 18


Beispiel<br />

Gesucht ist z-Transformierte der Sprungfolge s[n], Konvergenzbereich.<br />

Einsetzen in z-Transformation ergibt:<br />

F (z) =<br />

∞∑<br />

f[n]z −n =<br />

∞∑<br />

z −n =<br />

∞∑<br />

(z −1 ) n<br />

n=−∞<br />

n=0<br />

n=0<br />

Für |z| > 1 konvergiert diese Summe (geom. Reihe), und wir erhalten:<br />

F (z) =<br />

1<br />

1 − z −1 = z<br />

z − 1 , |z| > 1<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 19


Korrespondenzen der z-Transformation<br />

f[n] F(z) Konvergenz<br />

δ[n]<br />

❢ . ✈<br />

1 z ∈ R<br />

δ[n − m]<br />

❢ . ✈<br />

z −m z ≠ 0 ∀m > 0 oder z ≠ ∞ ∀m < 0<br />

s[n]<br />

❢ . ✈ 1<br />

1−z −1 |z| > 1<br />

s[n] a n ❢ . ✈ 1<br />

1−a z −1<br />

s[n] n a n ❢ . ✈ a z −1<br />

(1−az −1 ) 2<br />

s[n] n 2 a n ❢ . ✈ a z −1 +a 2 z −2<br />

(1−a z −1 ) 3<br />

|z| > |a|<br />

|z| > |a|<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 20


Verschiebung im Zeitbereich<br />

Bekannt: f[n] ❢ .<br />

✈<br />

F (z).<br />

Gesucht: z-Transformierte von f[n − k].<br />

f[n − k]<br />

❢ . ✈<br />

=<br />

∞∑<br />

f(n − k)z −n<br />

n=−∞<br />

∞∑<br />

f(m)z −m−k = z −k<br />

m=−∞<br />

∞<br />

∑<br />

m=−∞<br />

z −m<br />

= z −k F (z)<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 21


Eigenschaften der z-Transformation<br />

. . .<br />

Seien die Korrespondenzen bekannt:<br />

f[n] ❢ ✈<br />

F (z), f 1 [n] ❢ ✈<br />

F 1 (z), f 2 [n] ❢ ✈<br />

F 2 (z)<br />

Dann gelten auch die Korrespondenzen:<br />

k 1 f 1 [n] + k 2 f 2 [n]<br />

❢ ✈<br />

k 1 F 1 (z) + k 2 F 2 (z) (Linearität)<br />

f[n − k]<br />

❢ ✈<br />

F (z) z −k (Zeitverschiebung)<br />

f 1 (t) ∗ f 2 (t)<br />

❢ ✈<br />

F 1 (s) F 2 (s) (Faltung)<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 22


Verschiebung im Zeitbereich – Bedeutung<br />

Besondere Bedeutung:<br />

z −k · F (z)<br />

✈ . ❢<br />

f[n − k]<br />

d. h. eine Multiplikation mit z −1 entspricht einer Verzögerung!<br />

Daraus folgt direkt Realisierung:<br />

Schieberegister (Hardware),<br />

Wait-Statement in Schleife (Software, HDL)<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 23


Zurück zu Beispiel!<br />

Wir hatten die folgende Korrespondenz hergeleitet:<br />

s[n] ❢ .<br />

✈<br />

1<br />

1 − z −1<br />

Damit hat ein System mit der Impulsantwort s[n] die Übertragungsfunktion:<br />

H(z) = Y (z)<br />

U(z) = 1<br />

1 − z −1<br />

⇒ Y (z) =<br />

U(z)<br />

1 − z −1 ⇒ Y (z) − Y (z)z −1 = U(z)<br />

In den Zeitbereich transformiert erhalten wir:<br />

y[n] − y[n − 1] = x[n] ⇒ y[n] = x[n] + y[n − 1] =<br />

∞∑<br />

n=−∞<br />

x[n]<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 24


Zusammenfassung<br />

Heute kennengelernt:<br />

1.) Zeitdiskrete Fourier-Transformation<br />

2.) z-Transformation<br />

3.) Eigenschaften von z-Transformation<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 25


Ausblick<br />

Nächste Woche:<br />

1.) Rationale z-Transformierte, Stabilität<br />

2.) Digitale Filter: FIR, IIR-Filter<br />

Diese diskreten Transformationen entsprechen eher dem, was wir in Rechnern<br />

berechnen können!<br />

<strong>6.</strong> <strong>Vorlesung</strong> <strong>“Systemtheorie</strong>” 26

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